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Wahl – Freiheit - Evangelischer Kirchenbezirk Geislingen

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Evangelische<br />

Nachrichten aus dem Filstal und dem Helfensteiner Land<br />

2013/2014<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung <strong>Geislingen</strong><br />

<strong>Wahl</strong> <strong>–</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

” Ich bin<br />

so frei . . .<br />

” Neues aus Bezirk<br />

und Gemeinden<br />

” Aktuelle<br />

Informationen


Inhalt<br />

Impressum<br />

Zeitung des<br />

Evangelischen <strong>Kirchenbezirk</strong>s<br />

<strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />

Nr. 16 <strong>–</strong> 2013/2014<br />

vom 1. Juli 2013<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Evangelischer</strong> <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

<strong>Geislingen</strong><br />

Hansengasse 2,<br />

73312 <strong>Geislingen</strong> (Steige),<br />

Tel. (0 73 31) 4 17 61<br />

Email:<br />

Dekanatamt.<strong>Geislingen</strong>@elkw.de<br />

www.kirchenbezirk-geislingen.de<br />

Bankverbindung:<br />

Kontonummer 6 00 86 28<br />

Bankleitzahl 610 500 00<br />

Kreissparkasse Göppingen<br />

Druck:<br />

C. Maurer, Druck und Verlag,<br />

<strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />

Layout, Repro, Satz:<br />

Typografie + Medienwerkstatt<br />

Hermann, Schlat<br />

Auflage: 20.000<br />

Vertrieb:<br />

<strong>Evangelischer</strong> <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

<strong>Geislingen</strong><br />

Titelbild:<br />

Jörg Schaber, Wiesensteig<br />

Rückseite:<br />

Altarkreuze der<br />

evangelischen Kirchen<br />

im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong><br />

„Wenn euch nun<br />

der Sohn frei macht,<br />

so seid ihr wirklich frei“<br />

Johannes 8,36<br />

3 Editorial<br />

Dekanin Gerlinde Hühn<br />

4 Impuls: Zur <strong>Freiheit</strong> befreit?!<br />

Pfarrer Klaus Hoof<br />

40 Hier finden Sie Information und Hilfe<br />

41 Von Menschen, Begegnungen und Jubiläen<br />

Aus Kirche und Gesellschaft<br />

6 Aus der Landessynode<br />

Anita Gröh, <strong>Geislingen</strong><br />

Beate Keller, Süßen<br />

8 Umfrage: Warum gehen Sie wählen?<br />

Was hat Ihnen das Amt des/der<br />

Kirchengemeinderats/-rätin gebracht?<br />

10 Von der absoluten Willkür zur freien Volkswahl<br />

Karlheinz Bauer, Amstetten<br />

12 Interview Maria-Katharina Müller,<br />

zum Synodalen an zweiter Stelle gewählt<br />

Günther Alius, Gertraude Reich-Bochtler<br />

14 Willensfreiheit oder versklavter Wille<br />

Klaus Hoof<br />

16 Organspende <strong>–</strong> ja oder nein?<br />

Volker Weiß, Krankenhauspfarrer<br />

17 Mein Kind soll selbst entscheiden,<br />

ob es getauft werden will!<br />

Maren Pahl<br />

18 Freie <strong>Wahl</strong> und letzter Wille<br />

Dietrich Crüsemann<br />

19 Kirchenwahl 2013. Wählen Sie!<br />

Anita Gröh<br />

20 „Die Demokratie ist die schlechteste<br />

aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen“<br />

Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer<br />

21 Von der Crux mit den <strong>Wahl</strong>helfern<br />

David Dengler<br />

22 Die Qual der <strong>Wahl</strong> zum richtigen Beruf<br />

Gertraude Reich-Bochtler<br />

23 Der Mensch als Ich-AG<br />

Martin Schwarz<br />

24 Die wollen doch bloß nicht …<br />

Anita Gröh und Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer<br />

26 „Lady, du bist solch eine Schönheit!“<br />

David Dengler<br />

27 Die schwierigste <strong>Wahl</strong> meines Lebens …<br />

Konfirmandinnen und Konfirmanden<br />

aus Steinenkirch<br />

28 Es kommt auf das Hören an<br />

Günther Alius<br />

Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

29 Pfarrplan <strong>–</strong> <strong>Wahl</strong> zwischen Pest und Cholera?<br />

Gerlinde Hühn<br />

30 <strong>Kirchenbezirk</strong> hat Brot-Botschafterin!<br />

Aus den Distrikten<br />

30 DISTRIKT ALB<br />

Deine Kinder schreien!<br />

25 Jahre im Kindergarten Aufhausen<br />

Veitskirche in Schalkstetten wieder schmucker<br />

Mittelpunkt des Dorfes<br />

Wiedereinzug in die renovierte Türkheimer Veitskirche<br />

Außenrenovierung der Stubersheimer Kirche<br />

abgeschlossen<br />

Steinenkirch freut sich über die neue Pfarrerin<br />

32 DISTRIKT GEISLINGEN<br />

Apfelsaft statt Atomkraft!<br />

In der Markusgemeinde Altenstadt<br />

nimmt eine Idee Gestalt an<br />

Interessante Gesprächspartner<br />

auf dem „Bunten Sofa“ in der Pauluskirche<br />

Der Kirchengemeinderat steuert Veränderungen<br />

Ein konkretes Beispiel in der Kirchengemeinde<br />

<strong>Geislingen</strong>-Altenstadt<br />

Vier Tage auf Bachs und Luthers Spuren<br />

34 DISTRIKT OBERE FILS<br />

Kirchendach des Wiesensteiger<br />

Gemeindezentrums saniert<br />

Neue LED-Beleuchtung lässt Kirchenraum erstrahlen<br />

Jubiläum: 10 Jahre Religionsunterricht<br />

für Erwachsene in Bad Überkingen<br />

Konzerte in der St. Gallus-Kirche<br />

Tälesgottesdienst im Distrikt<br />

Fortbildung für Besuchsdienst in Gruibingen<br />

Männervesper in Gruibingen<br />

Christusgemeinde im Täle verabschiedet<br />

Pfarrer i.R. Karl Scheufele aus dem<br />

Leitungsteam der Dienstagsrunde<br />

Gottesdienste im Grünen verbindet<br />

die Gesamtkirchengemeinde<br />

„Komm mit, wir suchen einen Schatz!“<br />

Historientafel in der Gruibinger Martinskirche<br />

Jede und jeder Einzelne zählt!<br />

Konzert in der St. Peter- und Paulskirche<br />

in Unterböhringen<br />

Kinderchor begeistert mit Musical Jona<br />

Pfingstzeltlager in Oberböhringen<br />

„Außenräume <strong>–</strong> Innenräume“<br />

Kunst im Gemeindezentrum Wiesensteig<br />

39 DISTRIKT UNTERE FILS<br />

„Immergrün“ in Kuchen wird drei Jahre!<br />

Musikalischer Weihnachtsmarkt in Süßen<br />

Süßener Gemeindehaus erstrahlt im neuen Glanz<br />

Goldene Konfirmation in der Johanneskirche in Gingen<br />

Redaktion:<br />

Günther Alius,<br />

David Dengler,<br />

Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer,<br />

Anita Gröh,<br />

Klaus Hoof,<br />

Friederike Maier,<br />

Gertraude Reich-Bochtler<br />

Fotos:<br />

Privat<br />

V.i.S.d.P.:<br />

Dekanin Gerlinde Hühn,<br />

Hansengasse 2,<br />

73312 <strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />

Das Redaktionsteam v.l.n.r.: Anita Gröh, Friederike Maier, David Dengler, Daniela Hartmann, Klaus Hoof,<br />

Gertraude Reich-Bochtler, Günther Alius, Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer<br />

2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

was für eine Kirche wünschen Sie sich?<br />

Eine provokante Frage.<br />

Denken Sie einmal darüber nach:<br />

• Wünschen Sie sich eine Kirche, die modern ist,<br />

die auf Zeitfragen eingeht und die Bibel in die<br />

heutige Zeit hineinsprechen lässt?<br />

• Oder wünschen Sie sich eine Kirche, die in<br />

ethischen Fragen rigoroser ist und auf einem<br />

wortwörtlichen Bibelverständnis beharrt?<br />

• Oder wollen Sie eine Kirche, die sich in der Mitte<br />

zwischen beiden Positionen befindet?<br />

Sagen Sie nicht: Darauf habe ich sowieso keinen<br />

Einfluss! Sie können mitbestimmen!<br />

In diesem Jahr gibt es Kirchenwahlen. Da wird<br />

darüber entschieden, welche Kirche die Gemeindeglieder<br />

haben wollen. Und da gibt es wirklich<br />

entscheidende Unterschiede!<br />

Am 1. Advent werden neben den Kirchengemeinderäten<br />

auch die Abgeordneten für die Landessynode<br />

gewählt. Fragen Sie Ihre Kandidaten,<br />

welche Kirche sie wollen, und unterstützen Sie<br />

dann diejenigen, die Ihnen am meisten entsprechen.<br />

<strong>Wahl</strong> <strong>–</strong> <strong>Freiheit</strong> ist das Thema dieser neuen<br />

Ausgabe der <strong>Kirchenbezirk</strong>szeitung. Es gibt in<br />

diesem Jahr nicht nur die Kirchenwahlen, sondern<br />

auch die Bundestagswahl.<br />

Darüber hinaus gibt es bei vielen Gelegenheiten<br />

im Leben <strong>Wahl</strong>-Situationen. Einige davon werden<br />

Ihnen in der Zeitung vorgestellt.<br />

Da geht es um<br />

<strong>Freiheit</strong> existentiell: die Organspende, der letzte<br />

Wille, Berufswahl, <strong>Freiheit</strong> im Arbeitsprozess.<br />

<strong>Freiheit</strong> historisch: die Entwicklung des <strong>Wahl</strong>rechts,<br />

die Demokratie, <strong>Freiheit</strong>sstatue.<br />

<strong>Freiheit</strong> theologisch: die <strong>Freiheit</strong> eines Christenmenschen<br />

und das Problem der Willensfreiheit.<br />

<strong>Freiheit</strong> kirchlich: <strong>Wahl</strong>freiheit bei der Taufentscheidung,<br />

Kirchenwahlen, der Pfarrplan und die<br />

<strong>Wahl</strong>möglichkeiten der Gemeinden.<br />

Und es geht um vieles andere. Wie immer gibt es<br />

auch die beliebten Distriktsseiten und die Nachrichten<br />

von Personen. Das Redaktionsteam hat sich<br />

einiges einfallen lassen und wieder interessante<br />

Interview-Partner gefunden.<br />

Pfarrer Jörg Schaber,<br />

Wiesensteig, hat wieder<br />

das Titelblatt beigesteuert,<br />

ein Kreidebild. Licht und<br />

Dunkel, Schatten und<br />

Licht. Das Licht kommt in<br />

das Dunkle und erhellt es.<br />

So ist es in vielen Lebenslagen,<br />

aber auch in gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen.<br />

Die Entdeckung<br />

des Evangeliums und der <strong>Freiheit</strong> eines Christenmenschen<br />

befreite Martin Luther vom Dunkel<br />

seiner Zweifel. Die Verheißung einer demokratischen<br />

Staatsordnung ließ viele Menschen<br />

auswandern, sie lösten sich von der Willkürherrschaft<br />

des Fürsten und suchten lebenswerteres<br />

helleres Leben.<br />

Ein Dank an alle, die zum Gelingen der Zeitung<br />

beigetragen haben. Besonders auch an die vielen<br />

ehrenamtlichen Austräger und Austrägerinnen in<br />

den Gemeinden.<br />

Ihre<br />

Gerlinde Hühn<br />

Dekanin in <strong>Geislingen</strong><br />

Was tun Sie am 1. Advent? Natürlich zur Kirchenwahl gehen!<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

3


Zur <strong>Freiheit</strong> befreit?!<br />

KLAUS HOOF<br />

Ist das nicht ein toller Satz, den Paulus an die<br />

Gemeinden in Galatien schreibt:<br />

Zur <strong>Freiheit</strong> hat euch Christus befreit. Darum<br />

stehet nun fest und lasst euch nicht wieder das<br />

Joch der Knechtschaft auflegen (Gal. 5,1).<br />

Als Protestant geht einem da doch das Herz auf!<br />

Ja, das ist unsere Tradition! Eine Tradition, auf<br />

die wir stolz sind. Kirche der <strong>Freiheit</strong> wollen wir<br />

sein <strong>–</strong> im Unterschied zu anderen Konfessionen<br />

oder Religionen mit festzementierten Hierarchien,<br />

religiösen Ge- und Verboten, nicht hinterfragbaren<br />

Dogmen und Lehrsätzen. „Ein Christenmensch<br />

ist ein freier Herr aller Dinge und<br />

niemand untertan!“ <strong>–</strong> so hat es einst Martin<br />

Luther in seiner Schrift „Von der <strong>Freiheit</strong> eines<br />

Christenmenschen“ gesagt.<br />

Doch sind wir wirklich frei? Sind wir nicht viel<br />

häufiger Gefangene, als wir es gerne wären?<br />

Gefangene von Sach- und ökonomischen Zwängen,<br />

den Gesetzen des „freien“ Marktes, von<br />

„alternativlosen“ politischen Entscheidungen,<br />

den Hierarchien und harten Regeln in Betrieben<br />

und Verwaltungen? Gefangene unserer eigenen<br />

Erziehung und Herkunft, einschließlich unserer<br />

religiösen Sozialisation? Wie oft richten wir uns<br />

nach dem, was andere von uns erwarten, nach<br />

dem „was sich gehört“, was „man“ sagen darf<br />

und wo „man“ besser seinen Mund hält!<br />

Warum tun wir das? Es ist uns ganz und gar<br />

nicht gleichgültig, ob wir Wertschätzung und<br />

Anerkennung durch andere Menschen bekommen.<br />

Im Gegenteil. Das ist unser Lebenselixier.<br />

Wir begehren sie von Vater und Mutter, von<br />

Vorgesetzten und Kollegen, von Geschwistern,<br />

Freunden, Vereinskameraden, Nachbarn oder<br />

wem auch immer. Es macht etwas mit uns,<br />

wenn uns jemand lobt oder uns runterputzt,<br />

wenn uns jemand anlächelt oder auslacht, an<br />

uns vorbeischaut oder uns interessiert zuhört,<br />

den Kontakt zu uns sucht oder uns den Rücken<br />

zukehrt. Klatscht man uns Beifall, fühlen wir<br />

uns gut. Macht jemand „Buh“, geht es uns<br />

mies. Hand aufs Herz: So sind wir!<br />

Und warum? Ganz einfach: Wir wollen gesehen,<br />

wertgeschätzt und ja, geben wir es zu <strong>–</strong><br />

wir wollen geliebt sein. Am besten von allen.<br />

Dafür tun wir Menschen (fast) alles. Krasses Beispiel<br />

ist das RTL-Dschungelcamp. Wir machen<br />

unser Selbstbewusstsein, unser Glück, ja unseren<br />

Wert als Person von der Reaktion anderer<br />

abhängig und geben ihnen so Macht über uns<br />

und unsere Gefühle. Die Macht, uns froh<br />

und glücklich zu fühlen oder enttäuscht und<br />

unglücklich. Das ist unsere Knechtschaft.<br />

4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


Man kann damit leben. Keinem ist das verwehrt.<br />

Überall begegnen einem Menschen,<br />

die in diesen Gefühlen versklavt sind. Und wer<br />

ehrlich zu sich selber ist, kennt es von sich.<br />

Doch niemand muss damit leben.<br />

Wie kommen wir da raus und werden frei?<br />

Paulus meint: Christus hat dich zur <strong>Freiheit</strong><br />

befreit. Er hat dich und deinen Wert als Person<br />

aus deinen eigenen Beurteilungen und den<br />

Urteilen anderer herausgenommen. Du bist frei<br />

davon. Glaube es. Vertraue darauf. Wenn du<br />

das tust, brauchst du dich nicht zu verbiegen<br />

oder ständig dein Sonntagsgesicht zeigen,<br />

um everybody’s darling zu sein. Du bist im<br />

wahrsten Sinne des Wortes lieb Kind <strong>–</strong> nämlich<br />

Gottes geliebtes Kind. Er hat dich geschaffen<br />

und kein Interesse daran, dich klein und abhängig<br />

zu machen. Gott hat dich frei gesprochen<br />

und tut es täglich neu. Keine Kritik, kein Lob,<br />

noch irgendeine andere Reaktion eines<br />

Menschen kann dir das nehmen.<br />

Wenn ich das glaube <strong>–</strong> wie kann ich dann diese<br />

<strong>Freiheit</strong> leben? Dazu vier Empfehlungen:<br />

1. Machen Sie sich bewusst, wie sehr Sie vom<br />

Urteil anderer abhängig sind und wie Sie<br />

letztendlich darunter leiden. Das ist zwar eine<br />

bittere Einsicht, weil sie Ihre Eitelkeit kränkt,<br />

dennoch ist sie unabdingbar.<br />

2. Hören Sie mit dem Versuch auf, andere beeindrucken<br />

zu wollen und mit Ihren Schokoladenseiten<br />

Sympathien zu gewinnen.<br />

Handeln Sie nach Ihren eigenen Vorstellungen.<br />

Vorsicht! Es könnte sein, dass andere das<br />

nicht immer toll finden.<br />

3. Das gilt es auszuhalten und einzuüben, mit<br />

sich allein sein zu können. Sie werden dabei<br />

schmerzhaft spüren, wie schwer es Ihnen<br />

fällt, andere zu mögen, ohne gleichzeitig von<br />

deren Zustimmung abhängig zu sein.<br />

4. Haben Sie Geduld mit sich selbst. Lächeln<br />

Sie sich zu, wenn Sie sich wieder mal dabei<br />

ertappen, nach dem Wohlwollen und der<br />

Sympathie anderer zu schielen.<br />

Brauchen Sie das Beispiel eines Menschen,<br />

der so lebt? Lesen Sie in den Evangelien die<br />

Geschichten von Jesus. Beobachten Sie, wie er<br />

redet, handelt, mit Menschen umgeht. Bei ihm<br />

können Sie lernen, was ein freier Mensch ist.<br />

Klaus Hoof war Pfarrer<br />

an der Helfensteinklinik<br />

in <strong>Geislingen</strong><br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

5


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Ja oder Nein <strong>–</strong> Aufgabe der Landessynodalen<br />

ist Entscheidungen zu treffen<br />

ANITA GRÖH<br />

Über 200 Anträge sind in den letzten sechs<br />

Jahren in die Landessynode eingebracht und<br />

abgestimmt worden. Anträge, die zusätzlich zu<br />

dem eingehen, was eh schon zur Abstimmung<br />

vorliegt wie Haushaltsplan, Mittelfristige Finanzplanung,<br />

Pfarrplan und mehr.<br />

Diese zusätzlichen Anträge betreffen Altenseelsorge,<br />

<strong>Wahl</strong>recht ab der Konfirmation, Sanierung<br />

von Pfarr- und Gemeindehäusern, finanzielle<br />

Unterstützung neuer Gemeindeformen, Bildung<br />

von Gemeinschaftsgemeinden, Änderung der<br />

Abendmahlsordnung, Ausbildung für ehrenamtliche<br />

Seelsorgerinnen und Seelsorger, Zukunft<br />

der kirchlichen Hochschule für Kirchenmusik,<br />

Förderung von Popular-Kirchenmusik, Änderung<br />

der Konfirmationsordnung, Strukturfragen für<br />

Kirchenkreise und Verwaltungsstellen, Sparbeschlüsse<br />

zum Einsparen von 10 Millionen Euro,<br />

die Zukunft des Hauses Birkach, die Quotierung<br />

von Prälaten- und Oberkirchenratsstellen u.v.m.<br />

Alle Anträge werden in den zuständigen Ausschüssen<br />

vorberaten. Entschieden wird aber in<br />

den Tagungen der Landessynode. Jede bzw.<br />

jeder einzelne Landessynodale stimmt für oder<br />

gegen einen Antrag.<br />

Es ist nicht immer einfach,<br />

sich zu entscheiden.<br />

Geht es um Summen, die das alltägliche Vorstellungsvermögen<br />

überschreiten, kann schon ein<br />

flaues Magengefühl aufkommen. Sollen wir dreistellige<br />

Millionenbeträge in die Ruhestandskassen<br />

einzahlen und damit die jetzige Generation<br />

belasten und die zukünftige Generation entlasten?<br />

Sollen wir der Bildung von Gemeinschaftsgemeinden<br />

zustimmen, um bestimmte Gruppen<br />

A U S D E R L A<br />

von Gemeindegliedern in der Landeskirche zu<br />

halten, aber dadurch die Kirchengemeinden vor<br />

Ort unter Umständen schwächen? Stehen wir<br />

hinter der Substanzerhaltungsrücklage für kirchliche<br />

Gebäude, um auch zukünftig kirchliche<br />

Häuser und Kirchen erhalten zu können, oder<br />

überfordern wir Kirchengemeinden finanziell?<br />

Sollen homosexuelle Pfarrerinnen und Pfarrer im<br />

Pfarrhaus mit ihren Lebensgefährten wohnen<br />

dürfen, oder zwingen wir sie durch ein Verbot,<br />

in andere Landeskirchen zu gehen?<br />

Das Amt der Landessynodalen bringt die<br />

Verantwortung mit, Entscheidungen zu treffen.<br />

Und manche Entscheidungen belasten schwer.<br />

So würde ich heute der Sanierung des Bildungshauses<br />

Birkach nicht mehr zustimmen.<br />

18 Millionen Euro dafür sind einfach zu viel <strong>–</strong><br />

Denkmalschutz hin oder her.<br />

Und ich hoffe auf die Entscheidung, dass in<br />

nicht allzu ferner Zukunft die Landessynode<br />

endlich zustimmt, dass homosexuelle Pfarrerinnen<br />

und Pfarrer mit ihren Lebensgefährten im<br />

Pfarrhaus wohnen dürfen. Denn ihre berufliche<br />

Qualifikation ist unumstritten und durch ihr<br />

privates Lebensumfeld nicht beeinträchtigt.<br />

Mein Bestreben ist es, mit meinem Abstimmungsverhalten<br />

zum Wohl der Kirchengemeinden<br />

beizutragen und unsere Landeskirche für die<br />

Zukunft gut aufgestellt zu wissen.<br />

Anita Gröh, <strong>Geislingen</strong>,<br />

Landessynodale,<br />

Offene Kirche<br />

6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


N D E S S Y N O D E<br />

<strong>Wahl</strong>freiheit <strong>–</strong> Gleichheit <strong>–</strong><br />

Geschwisterlichkeit<br />

BEATE KELLER<br />

Nun stehen sie wieder an, die Kirchenwahlen<br />

2013 in der Evang. Landeskirche in Württemberg.<br />

In den Gemeinden gilt es wieder Menschen<br />

zu finden, die bereit sind, sich nicht nur<br />

die Zeit und Kraft für ein Ehrenamt zu nehmen,<br />

sondern sich auch für dieses Amt in einer <strong>Wahl</strong><br />

zu stellen.<br />

Ich bin froh darüber, dass in unserer Württembergischen<br />

Landeskirche die Gemeindeglieder<br />

nicht nur den Kirchengemeinderat, sondern auch<br />

die Synode direkt wählen können. So sind die<br />

Mitglieder nicht „nur“ Kirchensteuerzahler,<br />

sondern Entscheidungsträger für die Zusammensetzung<br />

der jeweiligen Gremien. Dies ist eine<br />

gute demokratische Vorgehensweise.<br />

Dass die demokratischen Prozesse in den<br />

Gremien mit viel Zeit, Geduld und Ausdauer<br />

verbunden sind, haben mir die etwa 330 Tage<br />

gezeigt, die ich in den letzten knapp 12 Jahren<br />

in verschiedenen Gremien und Ausschüssen der<br />

Landessynode verbracht habe. Ich habe mich<br />

bewusst für dieses Amt zur <strong>Wahl</strong> gestellt und<br />

werde es in diesem Jahr wieder tun, da diese<br />

Arbeit neben der Mühe auch Freude schafft.<br />

Mir ist dabei wichtig, dass sich die Verantwortlichen<br />

in den Gremien auf gleicher Augenhöhe<br />

begegnen und die jeweilige Meinung des Anderen<br />

respektieren und achten, unabhängig vom<br />

kirchlichen Rang und Namen. Diese Gleichheit,<br />

die für mich sehr treffend in Jakobus 2 beschrieben<br />

wird, ist für mich eine wesentliche Voraussetzung<br />

für eine fruchtbare Zusammenarbeit<br />

in der Kirche.<br />

Trotz mancher Unterschiede bei der Bewertung<br />

und Betrachtung von Themen in der Landessynode<br />

schätze ich den vorwiegend fairen und<br />

offenen Umgang untereinander. Das Bild von<br />

den Geschwistern im Herrn trifft das Miteinander<br />

besonders gut. Denn trotz unterschiedlicher<br />

Meinungen bleiben Geschwister Geschwister<br />

und können diese Verbindung nicht lösen. Wir<br />

gehören in der Kirche zusammen und dienen<br />

einem Herrn und Vater. Das verbindet und gibt<br />

Kraft auch nach manchen schweren Auseinandersetzungen<br />

weiter gemeinsam in der Sache zu<br />

arbeiten und dort, wo Verletzungen zugefügt<br />

wurden, um Vergebung zu bitten und zu<br />

erfahren.<br />

Ich möchte Ihnen Mut machen und Sie auffordern<br />

zu wählen oder sich für ein Amt<br />

wählen zu lassen.<br />

„Die Kirche lebt, wenn ihre Mitglieder Kirche<br />

leben.“<br />

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein<br />

gesegnetes <strong>Wahl</strong>jahr 2013.<br />

Beate Keller, Süssen,<br />

Landessynodale,<br />

Lebendige Gemeinde<br />

Offizielle<br />

<strong>Wahl</strong>-Veranstaltungstermine<br />

zur <strong>Wahl</strong> in die Landessynode:<br />

Dienstag, 15. Oktober,<br />

19.30 Uhr,<br />

Gemeindehaus Gammelshausen<br />

Freitag, 25. Oktober,<br />

19.30 Uhr,<br />

Gemeindehaus Uhingen<br />

Mittwoch, 6. November,<br />

19.30 Uhr,<br />

Gemeindehaus Süssen<br />

Dienstag, 26. November,<br />

19.30 Uhr,<br />

Jugendheim <strong>Geislingen</strong><br />

Donnerstag, 28. November,<br />

19.30 Uhr,<br />

Blumhardthaus,<br />

Göppingen-Reuschkirche<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

7


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

U M F R A G E :<br />

Zur Kirchenwahl 2013 haben wir gefragt:<br />

Warum<br />

gehen Sie<br />

wählen<br />

?<br />

Am 1. Advent, dem 1. Dezember 2013, wird in der<br />

Württembergischen Evangelischen Landeskirche gewählt.<br />

Zur <strong>Wahl</strong> stehen die Kirchengemeinderäte in jeder<br />

Kirchengemeinde und die Mitglieder der Landessynode,<br />

dem „Parlament“ der Landeskirche.<br />

Evangelische Kirchenmitglieder ab 18 Jahren können<br />

gewählt werden. Nur in Württemberg wird die<br />

Landessynode direkt von allen evangelischen Kirchenmitgliedern<br />

gewählt <strong>–</strong> ab dem Alter von 14 Jahren.<br />

Das heißt, die Konfirmanden, die 2013 konfirmiert<br />

wurden, dürfen zum ersten Mal zur <strong>Wahl</strong> gehen und den<br />

Kirchengemeinderat ihrer Gemeinde und die neue<br />

württembergische Landessynode wählen.<br />

Beate Clement, Süßen:<br />

Ich gehe zur Kirchenwahl,<br />

weil die Kirche Frauen<br />

und Männer braucht,<br />

die mitarbeiten in der<br />

Kirchengemeinde, um das<br />

Lob Gottes zu verbreiten.<br />

Elke Bötzel, Gruibingen:<br />

Ich mache immer von<br />

meinem Grundrecht auf<br />

<strong>Wahl</strong> Gebrauch und gehe zu<br />

jeder <strong>Wahl</strong>. In der Kirchengemeinde<br />

und der Kirche<br />

erhoffe ich mir davon, dass<br />

meine Interessen in meinem<br />

Sinne vertreten werden.<br />

Gabriele Weller, Gingen:<br />

Ich gehe zur Kirchenwahl,<br />

weil ich möchte, dass<br />

unsere Landeskirche<br />

eine Volkskirche bleibt.<br />

Viele sollen Heimat finden!<br />

Annika Österle (17 J.), Lisa Kleindienst (16 J.),<br />

Philipp Kuch (19 J.), Gruibingen:<br />

Wir gehen am 1. Dezember zur <strong>Wahl</strong>,<br />

weil es unsere erste <strong>Wahl</strong> ist. Wir werden<br />

Personen unseres Vertrauens wählen,<br />

weil wir wissen, wie diese Personen<br />

denken, arbeiten, handeln und welche Ziele<br />

sie haben. Und das ist uns wichtig.<br />

Wenn man nicht wählt, darf man dann<br />

auch nicht schimpfen.<br />

Werner Maier, Gingen:<br />

Edith Löchli, Süßen:<br />

Was hat<br />

Ich gehe zur Kirchenwahl,<br />

weil die christliche Gemeinschaft<br />

durch die Vielfalt ihrer<br />

Menschen und somit durch<br />

die <strong>Wahl</strong> Demokratie zeigt<br />

und alle die Entscheidungen<br />

beeinflussen können.<br />

Ich gehe zur Kirchenwahl,<br />

weil wir Menschen brauchen,<br />

die sich intensiv um die<br />

Belange der Kirche kümmern.<br />

Stefanie Bölke, Wiesensteig:<br />

Ich gehe zur Kirchenwahl,<br />

weil ich in der Kirche<br />

etwas verändern will.<br />

Das kann ich nicht durchs<br />

Nichts tun.<br />

8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


Ihnen das Amt des/der<br />

Kirchengemeinderats/-rätin gebracht?<br />

Iris Widmann,<br />

Kirchengemeinderätin<br />

aus Treffelhausen:<br />

Nach vielen Jahren<br />

Engagement in der<br />

Kirchengemeinde<br />

habe ich die Lust<br />

noch nicht verloren, mich weiterhin<br />

einzubringen. Die vielfältigen Aufgaben,<br />

die im KGR zu erledigen<br />

sind, finde ich sehr interessant und<br />

die Arbeit in der Kirchengemeinde<br />

bringt mir, auch auf meinem persönlichen<br />

Glaubensweg, eine große<br />

Bereicherung. Ich denke, dass wir<br />

den Wert und den Nutzen unserer<br />

Kirche im Alltag meistens zu wenig<br />

beachten und schätzen. Durch<br />

meine Mitarbeit in der Kirchengemeinde<br />

möchte ich zeigen, dass<br />

Kirche und Glaube in unserem Alltag<br />

sehr wohl ihren Platz haben.<br />

Christl Czermin,<br />

Kirchengemeinderätin<br />

in der Geislinger<br />

Paulusgemeinde:<br />

Mir macht es Freude,<br />

regelmäßig in der<br />

Kirche zu sein.<br />

Kirchengemeinderätin ist eine Arbeit,<br />

die nicht nur mit Geld zu tun hat<br />

und die nicht wirtschaftlich, sondern<br />

sozial orientiert ist. Auch lerne ich<br />

neue Leute kennen, ohne zu fragen<br />

bzw. zu wissen, dass die Menschen,<br />

mit denen ich zu tun habe, mir ähnlich<br />

sind, weil Gott ihnen wichtig ist.<br />

Gern bin ich aktiv im Gottesdienst<br />

dabei (Begrüßung machen, Lesung<br />

halten …).<br />

Günther Herzog, Pfarrer i.R., sorgt<br />

im Vertrauensausschuss dafür, dass<br />

die <strong>Wahl</strong> zur Landessynode korrekt<br />

abläuft:<br />

Ich wähle, weil ich stolz bin<br />

darauf, dass auch einfache<br />

Gemeindemitglieder, sogar<br />

die Neukonfirmierten, über<br />

den Kurs unserer Kirche<br />

mitbestimmen dürfen.<br />

Armin Beck,<br />

Kirchengemeinderat<br />

an der Stadtkirche<br />

<strong>Geislingen</strong>:<br />

Als ich vor Jahren<br />

angesprochen wurde,<br />

ob ich nicht für den<br />

Kirchengemeinderat kandidieren<br />

wolle, sagte ich nach einigem Zögern<br />

zu, und ich habe diese Entscheidung<br />

bisher nicht bereut. Erst als ich<br />

diesem Gremium angehörte, habe<br />

ich gesehen, welche Fülle von interessanten<br />

Angeboten in der Gemeinde<br />

geboten wird. Und es macht mir viel<br />

Freude und schafft innere Zufriedenheit,<br />

an dem einen oder anderen<br />

Projekt mitzuarbeiten. Es ist immer<br />

wieder schön zu erleben, wie jeder<br />

Einzelne seine ihm eigenen Fähigkeiten<br />

und seine Interessen zum<br />

Wohl der Gesamtheit einzubringen<br />

vermag und wie dabei der eine vom<br />

andern lernt. War schon vorher die<br />

Stadtkirche „meine“ Kirche, so hat<br />

sich dieses Gefühl noch verstärkt:<br />

Sie ist zur echten Heimat geworden!<br />

Hannelore<br />

Sigler-Schmid,<br />

Kirchengemeinderätin<br />

in Süßen:<br />

Mir macht das Amt<br />

überwiegend Spaß.<br />

Ich habe jetzt neue<br />

Begegnungen und Beziehungen und<br />

wieder mehr Zugehörigkeitsgefühl zur<br />

Kirche und ihren Menschen. Ich habe<br />

auch außerhalb der Familie etwas<br />

gefunden, wo ich mich engagieren<br />

und für andere etwas tun kann.<br />

Birgit Wohland,<br />

Kirchengemeinderätin<br />

in der Geislinger<br />

Pauluskirche:<br />

Als Kirchengemeinderätin<br />

macht mir<br />

Freude: Gottesdienste<br />

zu feiern und mit vorzubereiten,<br />

der Kontakt zu den Gemeindegliedern,<br />

Gemeindefeste zu planen<br />

und zu feiern, die Zusammenarbeit<br />

mit den anderen Kirchengemeinderatsmitgliedern.<br />

Kurt Beuttner,<br />

Kirchengemeinderat<br />

in <strong>Geislingen</strong>-<br />

Altenstadt:<br />

Kirchengemeinderat<br />

zu sein ist eine<br />

sinnvolle und verantwortungsvolle<br />

Aufgabe in der<br />

Kirchengemeinde. Sie erfordert Zeit,<br />

Einsatzbereitschaft und Kraft. Man<br />

gewinnt aber viele neue Erfahrungen<br />

und Kenntnisse. Insgesamt empfinde<br />

ich meine Zeit im Kirchengemeinderat<br />

als große Bereicherung. Man<br />

lernt den Umgang mit anderen Meinungen<br />

und gewinnt Erfahrungen<br />

mit teilweise auch schwierigen<br />

Entscheidungsprozessen. Die Zusammenarbeit<br />

im Gremium und der<br />

Einsatz in einem Arbeitsteam macht<br />

mir besonders viel Freude.<br />

Rainer Ludmann,<br />

Kirchengemeinderat<br />

in Donzdorf:<br />

Als ich im Lauf des<br />

Jahres 2007 angesprochen<br />

wurde,<br />

ob ich für den<br />

Kirchengemeinderat kandidieren<br />

würde, war ich erstaunt und bat<br />

um Bedenkzeit, da ich durch das<br />

tägliche Pendeln nach Esslingen und<br />

die hohe zeitliche Beanspruchung<br />

durch meinen Beruf als geschäftsführender<br />

Gesellschafter eines Ingenieurbüros<br />

und durch die Familie in<br />

Anspruch genommen war. Nach<br />

Rücksprache mit meiner Frau habe<br />

ich mich entschieden und zugesagt.<br />

Meine Motivation ist, christliche<br />

Werte auch im Beruf zu vertreten<br />

und dies durch das Engagement in<br />

einem kirchlichen Ehrenamt zu<br />

dokumentieren und zu zeigen. Es<br />

hat mich auch gereizt, die Kirche als<br />

Institution mit ihren vielfältigen Aufgaben,<br />

neue Aspekte und Menschen<br />

noch intensiver kennen zu lernen.<br />

Ich erlebe die Mitarbeit im Kirchengemeinderat<br />

als große persönliche<br />

Bereicherung. Der regelmäßige<br />

sonntägliche Gottesdienstbesuch<br />

und auch andere Veranstaltungen<br />

unserer Gemeinde sind mir wichtig.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

9


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Von der absoluten Willkür<br />

zur freien Volkswahl<br />

KARLHEINZ BAUER<br />

Die politisch abgewirtschaftete und hoch verschuldete<br />

Grafschaft Helfenstein musste 1396 an die zu Macht und<br />

Reichtum aufgestiegene Reichsstadt Ulm verkauft werden.<br />

<strong>Geislingen</strong> mit seinem Umland gehörte nun mehr als<br />

400 Jahre zum Ulmer Land, bis 1803 im Zeitalter Napoleons<br />

die Kleinstaaterei im deutschen Südwesten ihr Ende<br />

fand. Helfenstein oder Ulm <strong>–</strong> für die Menschen änderte<br />

sich nicht viel. Die gräflichen Herren besaßen die absolute<br />

Macht über ihre Untertanen, auch die Ulmer Obrigkeit<br />

regierte ihr Gebiet mit fester Hand.<br />

Unter der harten Hand der Ulmer Herrschaft<br />

An der Spitze des Ulmer Staatswesens stand der Rat,<br />

der die Landeshoheit ausübte: Gesetzgebung, Verwaltung<br />

und Rechtsprechung in der Stadt und auf dem Land.<br />

Ihm stand die freie unumschränkte Macht zu, die nur<br />

Reichsgesetze oder der Kaiser selbst einschränken konnten.<br />

Wie der römische Senat zur Zeit der Republik,<br />

so gebot der Ulmer Rat über die Untertanen seines<br />

weiten Territoriums.<br />

Zur Verwaltung des Ulmer Landes hatte der Rat das Herrschaftspflegamt<br />

geschaffen. Dieses Amt war von Patriziern<br />

besetzt, einer privilegierten Oberschicht. Das Ulmer<br />

Land war in Oberämter und Ämter eingeteilt. <strong>Geislingen</strong><br />

war Sitz eines Oberamtes. An seiner Spitze stand als Vertreter<br />

des Ulmer Rates der jeweils von Ulm ernannte Vogt<br />

(seit 1635 Obervogt) als Stadtherr und Vorsitzender des<br />

Stadtgerichtes. Auch dieser Beamte entstammte dem<br />

Ulmer Patriziat.<br />

Einem „Amt“, dem mehrere Dörfer angehörten, stand der<br />

Amtmann vor, ein Berufsbeamter, der ein Bürgerlicher war<br />

und vom Ulmer Rat ernannt wurde. In den Dorfgerichten<br />

der ihm unterstellten Gemeinden hatte er den Vorsitz.<br />

Ein Amtmann war also, auf heutige Verhältnisse bezogen,<br />

der Bürgermeister, und ein Vogt erfüllte die Funktionen des<br />

heutigen Oberbürgermeisters und Landrats in Personalunion.<br />

Es ist charakteristisch für den reichsstädtischen<br />

Zentralismus, dass die Vögte in den Städten wie die Amtleute<br />

auf den Dörfern stets herrschaftliche Beamte waren,<br />

die der strikten Weisung aus Ulm unterlagen und als<br />

verlängerter Arm der Obrigkeit wirkten.<br />

Das Geislinger Stadtgericht bestand aus 12 Personen<br />

und tagte unter dem Vorsitz des Vogtes bzw. Obervogtes.<br />

Die Mitglieder des Gerichtes wurden nicht von<br />

der Bürgerschaft gewählt, das Gericht ergänzte sich selbst.<br />

Wenn ein Richter durch Tod oder andere Gründe ausschied,<br />

wählte das Gericht einen Nachfolger auf Lebenszeit.<br />

Die Zuständigkeiten des Stadtgerichtes waren umfassender<br />

als die des heutigen Gemeinderates; es besaß die<br />

Funktionen der Verwaltung und der (niederen) Gerichtsbarkeit.<br />

Eine Trennung der Gewalten kannte man damals<br />

noch nicht.<br />

Die Reichsstadt Ulm legte stets größten Wert darauf, ihr<br />

Gebiet fest und sicher zu regieren. In der Verwaltung ihres<br />

Territoriums war von Anfang an eine zielstrebige, zentrale,<br />

manchmal allzu harte Hand spürbar, die jederzeit bereit<br />

war, ihre Macht und Gewalt einzusetzen, wenn es galt,<br />

Widerstände im Keim zu ersticken.<br />

Dies zeigte deutlich der Verlauf des Aufstandes in <strong>Geislingen</strong><br />

und den umliegenden Dörfern im Jahr 1514, einem<br />

Vorläufer des Bauernkrieges. Als die ehemals helfensteinischen<br />

Untertanen alte Rechte beim Ulmer Rat forderten<br />

und zu verstehen gaben, lieber helfensteinisch als ulmisch<br />

zu sein, griff die Obrigkeit brutal zu. Sie ließ den Haupträdelsführer,<br />

den Geislinger Bäcker Lienhard Schöttlin,<br />

enthaupten und die anderen Unruhestifter des Landes<br />

verweisen mit dem Erfolg, dass sie im eigentlichen Bauernaufstand<br />

in ihrem ganzen Gebiet völlige Ruhe hatte.<br />

Nicht nur in Verwaltung und Rechtsprechung, auch auf<br />

dem Gebiet von Kirche und Schule zeigte Ulm, dass es<br />

bereit war, in seinem Sinn Ordnung zu schaffen. Als Beispiel<br />

sei die Einführung der Reformation in <strong>Geislingen</strong><br />

genannt, als Ulm zäh und beharrlich den hartnäckigen<br />

Widerstand der Katholiken zum Erliegen brachte.<br />

Die starke Hand Ulms war in <strong>Geislingen</strong> noch kurz vor<br />

dem Zusammenbruch der reichsstädtischen Gewalt spürbar.<br />

1798 schwang der Obervogt bei einer Sitzung den<br />

Stock über den Köpfen der Ratsherren, um Meinungsverschiedenheiten<br />

über die <strong>Wahl</strong> eines niederen Gemeindebediensteten<br />

zu begegnen. In einer revolutionären Zeit<br />

der eben verkündeten Menschenrechte veranlasste dieser<br />

Vorfall allerdings den Ulmer Rat, seinen allzu patriarchalischen<br />

Beamten zu tadeln.<br />

Unter der autoritären Führung Württembergs<br />

Die Kriege nach der Französischen Revolution und die<br />

gewalttätige Zeit Napoleons bescherten dem deutschen<br />

Südwesten eine staatliche Neuordnung. Die vielen kleinen<br />

weltlichen und geistlichen Herrschaften verloren ihre<br />

Selbstständigkeit und gingen im neu geschaffenen Königreich<br />

Württemberg auf. Ruhmlos hatte auch die Ulmer<br />

Reichsfreiheit geendet. Nach einem kurzen bayerischen<br />

Zwischenspiel wurde das Ulmer Land 1810 der württembergischen<br />

Krone unterstellt. Den Übergang an Württemberg,<br />

der durch einen einzigen Federstrich der Machthaber<br />

verfügt wurde, hat die Bevölkerung nicht mit freudigem<br />

Herzen aufgenommen.<br />

Im Geislinger Raum führte die württembergische Oberhoheit<br />

zur Errichtung des Oberamtes <strong>Geislingen</strong>, dessen<br />

Umfang etwa dem des heutigen Evangelischen <strong>Kirchenbezirk</strong>es<br />

entsprach. An der Spitze des Oberamtes stand der<br />

Oberamtmann. Er führte zugleich den Vorsitz im Geislinger<br />

Stadtgericht. Diese Doppelfunktion bestand bis 1819,<br />

als das Amt des Schultheißen geschaffen wurde. Schultheißen<br />

in den Städten und Dörfern wurden nicht gewählt,<br />

sondern durch die Regierung auf Lebenszeit ernannt. Die<br />

1 0 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


Geislinger Altstadt<br />

männlichen Bürger durften dazu drei Kandidaten durch<br />

<strong>Wahl</strong> vorschlagen. Der Titel „Schultheiß“ wurde 1930 in<br />

„Bürgermeister“ umgewandelt.<br />

Dem Schultheißen stand der Gemeinderat zur Seite. Seine<br />

zwölf Mitglieder wurden durch die männlichen Bürger<br />

gewählt. Ihre Amtszeit betrug nach der ersten <strong>Wahl</strong> zwei<br />

Jahre; im Fall einer Wiederwahl galt sie auf Lebenszeit. In<br />

der Praxis war die Lebenslänglichkeit der Amtsträger die<br />

Regel, weil sich die Gemeinderäte meist nach Ablauf der<br />

zweijährigen Amtszeit einer Wiederwahl stellten. Die<br />

Bürger hatten also keinen Einfluss auf die Verwaltung.<br />

Daher wurde 1819 der Bürgerausschuss als Kontrollorgan<br />

gegenüber dem Gemeinderat geschaffen. Seine zwölf<br />

Mitglieder wählten die männlichen Bürger jeweils auf<br />

zwei Jahre; eine lebenslängliche <strong>Wahl</strong> gab es nicht. Man<br />

nannte die Mitglieder des Bürgerausschusses „Schrannenfurzer“,<br />

weil sie im Gegensatz zu den Gemeinderäten auf<br />

harten Bänken („Schrannen“) saßen. Auch den Obmann<br />

des Bürgerausschusses wählten die männlichen Bürger.<br />

Die Bürgerausschussverfassung bestand bis 1919.<br />

Hatte das Königreich Württemberg den Städten und<br />

Gemeinden eine im Vergleich zur Ulmer Herrschaft<br />

verhältnismäßig große Selbstständigkeit verliehen, die<br />

damals in Deutschland einzigartig war, so waren doch<br />

die Zuständigkeiten der bürgerlichen Kollegien äußerst<br />

beschränkt. Ihre Beschlüsse waren sehr von der Genehmigung<br />

des Oberamtes abhängig. 1830 beschloss der<br />

Geislinger Gemeinderat den Kauf eines Spiegels für den<br />

Sitzungssaal. Dazu war notwendig, zuvor beim Oberamt<br />

anzufragen, ob ein solcher angeschafft werden dürfe.<br />

Erst nach Eingang der oberamtlichen Entschließung<br />

konnte der Spiegel für 10 Gulden gekauft werden.<br />

Der mühsame Durchbruch zur Demokratie<br />

Die Parolen „<strong>Freiheit</strong>, Gleichheit, Brüderlichkeit“ der Französischen<br />

Revolution von 1789 waren bald der Reaktion<br />

gewichen. Die auf dem Wiener Kongress geschaffene<br />

Bundesakte von 1815 empfahl den deutschen Ländern,<br />

nach französischem Vorbild Verfassungen im Stil der<br />

konstitutionellen Monarchie einzuführen. Die Verfassung<br />

Württembergs von 1819 legte die Staatsgewalt zwar<br />

noch in die Hand des Fürsten, ihre Ausübung war aber<br />

durch die Landstände beschränkt. Dem absolutistisch<br />

gesinnten König Friedrich I. war diese Verfassung hinderlich.<br />

Als Napoleon von Friedrich ein Heer von 8000 Mann<br />

forderte, machte dieser seine Abhängigkeit von den<br />

Ständen geltend, worauf Napoleon erwiderte: „Jagen Sie<br />

sie zum Teufel!“<br />

Für die Gesetzgebung gab es zwei Kammern. In der<br />

Kammer der Standesherren saßen Adelige und vom König<br />

auf Lebenszeit ernannte Mitglieder. Die Kammer der<br />

Abgeordneten bestand aus 23 Vertretern der Kirchen,<br />

der Ritterschaft und der Universität sowie 70 gewählten<br />

Volksvertretern. Die <strong>Wahl</strong> der Abgeordneten geschah<br />

nach einem <strong>Wahl</strong>recht, das damals als äußerst fortschrittlich<br />

galt. Jetzt durften alle über 25 Jahre alten Männer ihre<br />

Stimme abgeben. Allerdings wurde die <strong>Wahl</strong> mittelbar<br />

ausgeübt, die Wähler gaben <strong>Wahl</strong>männern ihre Stimme,<br />

die dann die Abgeordneten wählten. Diese <strong>Wahl</strong>männer<br />

mussten zu zwei Dritteln aus der Klasse der Höchstbesteuerten<br />

genommen werden, der Rest entfiel auf<br />

die ärmeren Bürger. So vertrat auch dieser Landtag privilegierte<br />

und vermögende Schichten.<br />

Dennoch hatte diese Verfassung erste Anstöße zu einer<br />

demokratischen Entwicklung gegeben. Unter dem Druck<br />

der Reaktion wurde die Stimmung allgemein gereizter und<br />

der Ton schärfer. Die Missernten von 1846/47 mit Hungersnot<br />

und Teuerung lösten Krisen und Krawalle aus, die<br />

sich in der Revolution von 1848/49 entluden. Überall<br />

wurden <strong>Wahl</strong>en durch Polemik begleitet; angegriffen<br />

wurde vor allem die Lebenslänglichkeit der Gemeinderäte.<br />

Dort saßen oft Männer, die das Vertrauen der Bürgerschaft<br />

längst verloren hatten und eine Art von Aristokratie bildeten.<br />

Aufgeweckte Bürger sahen die Trägheit und Überalterung<br />

ihrer Gremien und forderten die Abschaffung der<br />

Lebenslänglichkeit und Vetterleswirtschaft.<br />

Trotz guter Ansätze ist die 1848er-Revolution letztlich<br />

gescheitert. Erreicht wurde immerhin, dass die Amtszeiten<br />

der Gemeinderäte nun auf sechs Jahre begrenzt waren<br />

und ihre bisher stets geheimen Sitzungen öffentlich stattfinden<br />

mussten. Die Landtagswahl von 1868 war, abgesehen<br />

von den Kommunalwahlen, die erste <strong>Wahl</strong>, die auf<br />

der Grundlage des allgemeinen, gleichen und direkten<br />

<strong>Wahl</strong>rechtes stattfand. Jeder über 25 Jahre alte Mann<br />

durfte nun seinen Abgeordneten wählen. Erst spät ließ<br />

sich das Frauenwahlrecht politisch durchsetzen. Nach<br />

dem Ersten Weltkrieg wählte das deutsche Volk 1919<br />

seine erste republikanische Vertretung. Das aktive <strong>Wahl</strong>recht<br />

war nun auch auf die Frauen und Jugendlichen ab<br />

dem 20. Lebensjahr ausgedehnt.<br />

Wahrhaft ein steiniger Weg von der absoluten Willkür<br />

zur freien Volkswahl!<br />

Karlheinz Bauer war<br />

Stadtoberarchivrat<br />

und Leiter des<br />

Geislinger Kulturamtes<br />

von 1965 bis 1977<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

11


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

I N T E R V I E W<br />

Zum Synodalen an<br />

zweiter Stelle gewählt<br />

Maria-Katharina Müller<br />

GERTRAUDE REICH-BOCHTLER UND GÜNTHER ALIUS<br />

Maria-Katharina Müller<br />

hat ein gut gefülltes Archiv.<br />

Auch die Urkunde aus dem<br />

Jahr 1977 findet sich darin,<br />

wonach sie bei der <strong>Wahl</strong><br />

zur Landessynode einen<br />

Sitz als Synodaler(!) der<br />

Laien errungen hat. Die<br />

weibliche Form kirchlicher<br />

Ämter wurde erst später<br />

angemahnt und eingeführt.<br />

Ein klares Indiz dafür,<br />

dass sie mit ihrem langen<br />

Engagement in kirchlichen Gremien einen Wandel<br />

begleitet und sicher auch mit angestoßen hat.<br />

Wie kamen Sie denn zu Ihrem Engagement<br />

in der Kirche?<br />

Ich komme aus Nellingen. Mein Vater war ein fortschrittlicher<br />

Mann. Ich durfte eine Ausbildung machen und<br />

wurde Landwirtschaftslehrerin. In dieser Zeit entstand<br />

gerade in Hohebuch die „Evangelische Jugend auf dem<br />

Lande“, eine Organisation, die sehr fortschrittlich war.<br />

Es gab klare demokratische Strukturen, alle waren gleich<br />

viel wert, der junge Mensch so viel wie der Herr Prälat,<br />

und <strong>–</strong> neuartig für damals: Männer und Frauen waren<br />

gleichberechtigt dabei. So habe ich Demokratie kennen<br />

gelernt. Da wurde ich für unsere Gegend bald Kreisreferentin<br />

der Landjugend. Dann kam das Referendariat,<br />

ich habe geheiratet und Kinder bekommen.<br />

Sie waren trotz Ihrer kleinen Kinder Mitglied im<br />

Kirchengemeinderat in <strong>Geislingen</strong>?<br />

Ich habe mir immer einen eigenen Bereich bewahrt. Das<br />

hat allen gut getan. Mein Mann hat auch seinen Part übernommen<br />

und die Kinder wurden selbständig dabei. 1965<br />

bin ich gefragt worden, ob ich für den Kirchengemeinderat<br />

an der Geislinger Stadtkirche kandidiere. Zwei Frauen<br />

haben damals kandidiert, ich wurde gewählt, trotz mancher<br />

Bedenken. Meine kurzen Haare waren den Frommen<br />

in <strong>Geislingen</strong> suspekt: „Diese Einstellung und so kurze<br />

Haare“. Man ließ mir ausrichten, ich solle auch manchmal<br />

einen Rock tragen, nicht nur Hosen. Die beste Werbung<br />

hat die blinde Otti Birker gemacht. Sie hat bei der Vorstellung<br />

der Kandidaten gut zugehört und anschließend<br />

<strong>Wahl</strong>werbung für mich gemacht. Ich habe sie sehr<br />

geschätzt. Die Atmosphäre im Kirchengemeinderat der<br />

Stadtkirche war total unkompliziert. Die unterschiedlichen<br />

Frömmigkeitsstile waren hier kein Problem. Man hat<br />

einander geachtet. So gab es ein gutes Miteinander im<br />

Kirchengemeinderat. 1969 sind wir dann nach Göppingen<br />

umgezogen.<br />

Wie erging es Ihnen als Frau in kirchenleitender<br />

Funktion?<br />

Gerade erst 1968 war das Pfarrerinnen-Gesetz von der<br />

Landessynode beschlossen worden. Die Kirchenleitung<br />

war aber noch nicht auf Frauen eingestellt. Da musste<br />

man hinstehen. In meiner Zeit als Vorsitzende der Bezirkssynode<br />

Göppingen sprach mich einmal Dekan Philippi an:<br />

„Ich möchte Ihnen den Termin für die nächste Bezirkssynode<br />

mitteilen, wir haben ihn beim Pfarrkonvent ausgemacht.“<br />

Da entgegnete ich: „Da kann ich nicht. Machen<br />

Sie den Termin mit der Vorsitzenden der Synode aus<br />

und dann teilen ihn den Pfarrern mit!“ „Da muss ich aber<br />

noch viel dazulernen“, sagte der Dekan. Eine Einladung<br />

auf die Karlshöhe erfolgte natürlich an „Herrn M. Müller“!<br />

Der Vorsitzende einer Bezirkssynode konnte doch kein<br />

Weib sein.<br />

Wie kam es zu Ihrer Kandidatur für die Landessynode?<br />

Ermutigt haben mich damals der Förster Keltsch in<br />

Roßwälden und Pfarrer Heinz-Dieter Metzger aus Weiler.<br />

In <strong>Geislingen</strong> sei ich ja schon bekannt, da ich dort schon<br />

einmal gewohnt habe. Es hieß, wir brauchen auch alle<br />

Geislinger Stimmen und deswegen wäre ich ein geschickter<br />

Kandidat. Natürlich wurden wir im <strong>Wahl</strong>kampf<br />

kritisiert. Es hieß, die von der Offenen Kirche seien alles<br />

Kommunisten, die dürfe man auf keinen Fall wählen.<br />

Ich habe ekelhafte Briefe bekommen. Schön war es, wie<br />

meine Kinder <strong>Wahl</strong>kampf gemacht haben, sie sind in<br />

Göppingen auf die Straße gestanden und haben gesagt:<br />

„Wählet onser Mudder“.<br />

Wie war das <strong>Wahl</strong>ergebnis?<br />

Der Herr, der die Stimmen auszählte, sagte verblüfft:<br />

„Ich glaub, des Mädle von d‘r Alb kommt nei“. Aber ich<br />

bin dann doch in der ersten Runde durchgefallen. Der<br />

Mann mit den meisten Stimmen trat sein Mandat aus<br />

verschiedenen Gründen nicht an. Nach der <strong>Wahl</strong>ordnung<br />

rückt dann die Person mit der nächsthöchsten Stimmen-<br />

1 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


zahl nach, und das war ich. Somit bin ich noch vor der<br />

ersten Sitzung der Landessynode nachgerückt.<br />

Wie war Ihr Einstieg in die Landessynode?<br />

Ich nahm mir, als ich nachrückte, die <strong>Freiheit</strong> und bin in<br />

jeden Gesprächskreis gegangen und habe Stimmung und<br />

Klima getestet. Gerhard Maier schrieb damals über mich,<br />

es sei eine neue Synodale nachgerückt und würde sich<br />

eifrig zu Wort melden. „In der Lebendigen Gemeinde wird<br />

sie wohl nicht landen.“ Mit den Kollegen vor Ort von<br />

der Lebendigen Gemeinde, Architekt Gerhard Keller von<br />

Süßen und Pfarrer Klaus Scheffbuch, bin ich gut ausgekommen.<br />

Neu eingeführt haben wir damals den Bericht in<br />

der Bezirkssynode nach jeder Synodaltagung, etwas, was<br />

es bis heute noch nicht überall gibt. Klaus Scheffbuch,<br />

den ich sehr geschätzt und geachtet habe, sagte vor ein<br />

paar Jahren: „I muss ja scho zugeba: Bei diesen Synodalinformationen,<br />

‚a bissle Schiss‘ hab ich ja immer scho vor<br />

Ihne ghabt.“ So muss es sein.<br />

Was waren die kirchenpolitischen Themen der<br />

damaligen Zeit?<br />

Es war eine Kampfzeit, bei der die neuen gesellschaftsbezogenen<br />

Einrichtungen der Kirche verteidigt werden<br />

mussten. Der Bezirk Göppingen war immer bei der Haushaltsdebatte<br />

dran, wegen der Akademie: „Das ist ja so was<br />

Weltliches“, hieß es oft. Da ich im Beirat der Akademie<br />

war, habe ich immer Tagungsprogramme in die Debatte<br />

mitgenommen, damit ich antworten konnte, wenn z.B.<br />

der Vorwurf kam, „Da findet ja gar nichts Biblisches statt,<br />

bloß gesellschaftspolitische Themen“. Ich antwortete:<br />

„Sie haben ganz vergessen, dass es jeden Morgen eine<br />

Andacht gibt und regelmäßige Bibelarbeiten.“ Man musste<br />

mit viel Diplomatie und Geschick reagieren. Unsere<br />

Anträge waren eigentlich immer alle für die Katz. Ich habe<br />

mir vom jetzigen Landessynodalen Werner Stepanek<br />

sagen lassen, dass die Gesprächskreise heute nicht mehr<br />

so wüst miteinander umgehen.<br />

Umstritten war natürlich der politische Auftrag der Kirche.<br />

Eberhard Jüngel sagte, wir sollen Korrektur von staatlichen<br />

Einrichtungen sein und uns als Kirche zu Wort melden.<br />

Andere waren der Meinung, Kirche habe nur etwas mit<br />

der Bibel zu tun und nicht mit Politik und Gesellschaft.<br />

Aber die Kirche darf nicht den Mund halten!<br />

Aus der Lebendigen Gemeinde kam der Antrag, die<br />

Beziehungen zum Ökumenischen Rat der Kirchen in<br />

Genf (ÖRK) einzufrieren, vor allem als es um die Unterstützung<br />

von bewaffneten Widerstandsbewegungen in<br />

Afrika ging. Wir haben gegengesteuert und Leute vom<br />

ÖRK als Redner hierhergeholt wie Willem Visser’t Hooft.<br />

Hat Ihnen die Arbeit auch Spaß gemacht?<br />

Nach der ersten <strong>Wahl</strong>periode war klar, dass ich wieder<br />

kandidieren würde. Es gab dann eine Koalition mit der<br />

Mitte (Evangelium und Kirche) in Göppingen, damit die<br />

Mehrheit nicht so unsicher ist. Es hat richtig Spaß<br />

gemacht, aber nach zwei Perioden habe ich aufgehört,<br />

denn mein Mann war krank geworden. Dann waren<br />

andere Schwerpunkte dran.<br />

Warum sollten wir heutzutage bei den Kirchenwahlen<br />

wählen gehen und uns kirchenpolitisch engagieren?<br />

Man braucht Eure Hilfe.<br />

Das Interview führten Gertraude Reich-Bochtler<br />

und Günther Alius<br />

„Wählet onser Mudder“ <strong>–</strong> die Kinder von Maria-Katharina Müller beim <strong>Wahl</strong>kampf<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

1 3


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Willensfreiheit<br />

oder versklavter Wille<br />

Heftiger Streit ums menschliche Selbstbild<br />

KLAUS HOOF<br />

Hat der Mensch einen freien Willen oder nicht? Eine<br />

Frage, die offenbar „ans Eingemachte“ menschlichen<br />

Selbstwertgefühls geht. Wie anders ist zu erklären, dass<br />

der Streit darüber in Antike, Mittelalter, Reformationszeit,<br />

Aufklärung und wieder aktuell durch neue Erkenntnisse<br />

in Psychologie und Gehirnforschung nicht nur nicht zur<br />

Ruhe kommt, sondern jedes Mal sehr kontrovers und<br />

emotional geführt wird.<br />

Kein Wunder, denn je nachdem, wie die Frage beantwortet<br />

wird, hat das fundamentale Folgen für unser menschliches<br />

Selbstverständnis und unsere Gesellschaft. Wenn<br />

es keine Willensfreiheit gäbe, würde dann nicht jegliche<br />

Moral in sich zusammen brechen? Welche Folgen hätte<br />

das z.B. für das Strafrecht? Andererseits: Könnte das<br />

Leben nicht gelassener werden, wenn die tagtägliche<br />

moralische Entrüstung in den Medien und zwischen den<br />

Menschen ihre Berechtigung verloren hätte?<br />

Martin Luther und Erasmus von Rotterdam<br />

Für die Theologie war ein Höhepunkt der Diskussion über<br />

den freien Willen die Kontroverse zwischen Martin Luther<br />

und Erasmus von Rotterdam. Zwei Personen, die fast<br />

nicht gegensätzlicher sein können. Erasmus, der damals<br />

angesehenste europäische Gelehrte, argumentiert in seinem<br />

1524 geschriebenen Werk „De libero arbitrio“ (Vom<br />

freien Willen) mit eleganter Rhetorik und warnt vor klaren<br />

Festlegungen, wo es doch in dieser Frage <strong>–</strong> wie die ganze<br />

philosophische und theologische Diskussion durch die<br />

Jahrhunderte hindurch zeige <strong>–</strong> keine eindeutige Antwort<br />

gebe. Deshalb müsse man differenzieren und die Sache<br />

nicht so hoch hängen. Martin Luther hingegen verfasst<br />

seine 1525 geschriebene Entgegnung „De servo arbitrio“<br />

(Vom versklavten Willen) mit harter und kompromissloser<br />

Wortgewalt. Er sieht zentralste theologische Kernbereiche<br />

in Frage gestellt.<br />

Erasmus geht es vor allem um die moralische Perspektive:<br />

Würden die Menschen glauben, dass sie keinen freien<br />

Willen hätten, dann würden sie nicht mehr nach dem<br />

Guten streben. Dazu kommt für ihn: Würde der Mensch<br />

keinen freien Willen haben, dann müsste letztlich Gott für<br />

die bösen Taten der Menschen verantwortlich sein. Das<br />

kann aber nicht sein, also muss der Mensch für das Böse<br />

haftbar gemacht werden. Wie der Mensch in seinem<br />

Leben gehandelt und sich entschieden hat, so geschieht<br />

es ihm auch in Ewigkeit, ansonsten wäre Gottes Urteil<br />

ungerecht.<br />

Luther hingegen geht es weniger um Moral, sondern<br />

darum, ob der Wille des Menschen etwas zu seinem Heil<br />

beitragen kann oder nicht. Zwei Dinge sind für ihn<br />

wesentlich: Er betont Gottes Allwirksamkeit. Gott wirkt<br />

alles in allem. Gleichzeitig hält Luther aber auch an der<br />

menschlichen Verantwortung fest. Weltliche Dinge kann<br />

der Mensch seinem Willen gemäß gebrauchen. Doch<br />

Luther bestreitet heftig, dass der Mensch in Bezug auf sein<br />

Heil und auf Gott einen freien Willen hat. Willensfreiheit<br />

im ultimativen Sinn hat einzig und allein Gott. Nur Gott<br />

ist absolut frei. Das ist für das Heil des Menschen entscheidend.<br />

Denn nur weil Gott das Heil des Menschen<br />

will, kann es Glaubensgewissheit geben. Der Mensch kann<br />

zu seinem Heil nichts wollen und nichts beitragen. Er ist<br />

nicht frei, das Gute zu tun. Die Betonung des unfreien<br />

menschlichen Willens ist bei Luther die Kehrseite seiner<br />

Lehre von der Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnade.<br />

Manche Thesen der Auseinandersetzung zwischen Luther<br />

und Erasmus sind der damaligen Zeit und dem damaligen<br />

Weltbild geschuldet. Und doch ziehen sich Grundfragen<br />

durch, die auch heute nicht erledigt sind.<br />

1 4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


Menschliche Selbstbestimmung?<br />

Eine dieser Fragen: Wie verstehen wir menschliche Selbstbestimmung?<br />

Für Erasmus steht der Mensch mit seiner<br />

Vernunft und seinem freien Willen in einem von Gottes<br />

Zugriff ausgesparten Bereich, einer Art neutralen Mitte, die<br />

nach beiden Seiten offen ist. Der Mensch kann sich für eine<br />

Seite entscheiden, ist insofern frei, sich selbst zu bestimmen.<br />

Anders Luther. Der Mensch kann sich nicht aus eigenem<br />

Willen selbst bestimmen. Im Blick auf das Tun und<br />

Handeln des Menschen in weltlichen Dingen empfiehlt er<br />

den Theologen, „wenn sie überhaupt irgendeine Kraft den<br />

Menschen beilegen wollen, sollten sie lehren, dass man<br />

sie mit einem anderen Wort als ‚freier Wille‘ bezeichnen<br />

müsse“. Luther spricht lieber von „Freiwilligkeit“ und<br />

„Bereitwilligkeit“ menschlichen Handelns und betont,<br />

dass dieses Handeln immer auf Gott als den Grund aller<br />

menschlichen <strong>Freiheit</strong> bezogen ist und von Gott umgriffen<br />

bleibt. In diesem Rahmen handelt der Mensch eigenverantwortlich<br />

„aus eigenem Drang und Laufen“.<br />

Es liegt auf der Hand, dass Erasmus ganz offensichtlich<br />

den Ton der nachfolgenden Neuzeit mit ihrem Pathos der<br />

Emanzipation des Menschen viel eher getroffen hat als<br />

Luther. Und die meisten Menschen heute hängen dieser<br />

Sicht menschlicher Selbstbestimmung immer noch an.<br />

Das 20. Jahrhundert mit seinen Entdeckungen etwa in der<br />

Psychoanalyse oder der Sozialisationsforschung zeichnet<br />

allerdings ein wesentlich weniger optimistisches Bild<br />

menschlicher Selbstbestimmung. Die heutige Neurobiologie<br />

gar stellt lapidar fest: „All das, was Ihre Persönlichkeit<br />

ausmacht, das, worauf Sie stolz sind, ebenso wie das,<br />

was Sie an sich selbst nicht mögen, […] sind Ergebnis<br />

und Ausdruck von Installationen, der neuronalen Verschaltungsmuster,<br />

die bisher in Ihrem Hirn entstanden<br />

sind“ (G. Hüther, S. 71). Eine Beobachtung, die einige<br />

Neurobiologen dazu bringt, die Willensfreiheit des<br />

Menschen für eine Illusion zu halten.<br />

Auf diesem Hintergrund sind Luthers Gedanken zur<br />

menschlichen Selbstbestimmung neu bedenkenswert. Ich<br />

möchte sie für heute so übersetzen: Ich bin eingebunden<br />

in viele Bezüge, und darin bin ich verantwortlich, z.B. für<br />

die Menschen, mit denen ich lebe, für mein natürliches<br />

und mein gesellschaftliches Umfeld. In all dem lebe ich<br />

vor Gott und auf ihn bezogen. Er hat mich in der mich<br />

bestimmenden Weise geschaffen und in einer mich<br />

formenden Familie und Kultur aufwachsen lassen. Diese<br />

Faktoren haben mich und mein Wesen geprägt. Meine<br />

Lebensaufgabe besteht darin, aus diesem Wesen heraus<br />

freiwillig und selbstverantwortlich zu leben. Das zu wollen<br />

und zu tun entspricht dem Willen Gottes. Er umfängt<br />

mein Sein, trägt mich in meinem Tun und deshalb bin ich<br />

frei zu handeln. Menschliche Selbstbestimmung gibt es<br />

nicht neben Gott, sie ist eine auf Gott bezogene und von<br />

ihm umfangene Aufgabe.<br />

Willensfreiheit oder versklavter Wille? Ein zentrales<br />

Thema für unser Menschenbild und unser Selbstverständnis.<br />

Doch macht es wenig Sinn, von Willensfreiheit an<br />

sich zu sprechen. Willensfreiheit realisiert sich nur in dem<br />

Maß, wie sie gelebt wird. Das entspricht im Übrigen der<br />

wichtigen Erkenntnis der Hirnforschung, dass diejenigen<br />

Hirnregionen gestärkt und aktiviert werden, die auch<br />

benutzt werden.<br />

Literatur zum Thema:<br />

Klaus Hoof war Pfarrer<br />

an der Helfensteinklinik<br />

in <strong>Geislingen</strong><br />

Andreas Klein, Ich bin so frei <strong>–</strong> Willensfreiheit in der philosophischen,<br />

neurobiologischen und theologischen Diskussion,<br />

Neukirchen 2012<br />

Gerald Hüther, Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn,<br />

Göttingen, 10. Auflage 2011<br />

Wolfgang Achtner, Willensfreiheit in Theologie und Neurowissenschaften,<br />

Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2010<br />

Zu den Bildern<br />

Die beiden Porträts stammen aus dem Katalog der historischen<br />

Ausstellung zum Lutherjahr 1983 „Martin Luther und die<br />

Reformation in Deutschland“ des Germanischen Nationalmuseums<br />

in Nürnberg.<br />

Das Lutherporträt von Lucas Cranach aus dem Jahr 1526 wurde<br />

aus Anlass von Luthers Hochzeit mit Katharina von Bora gemalt.<br />

Es gehört dem Westfälischen Landesmuseum für Kunst- und<br />

Kulturgeschichte in Münster.<br />

Der Kupferstich Albrecht Dürers mit dem Porträt des Erasmus von<br />

Rotterdam stammt aus dem gleichen Jahr 1526 und gehört dem<br />

Germanischen Nationalmuseum Nürnberg.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

1 5


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Organspende <strong>–</strong> ja oder nein?<br />

VOLKER WEISS<br />

„Hast du einen Organspendeausweis?“ fragt eine 18-<br />

jährige Tochter ihren Vater. Die Tochter spricht sich eindeutig<br />

dafür aus, der Vater ist eher zögerlich, abwartend.<br />

Auslöser für das Gespräch ist das neue Gesetz zur Regelung<br />

der Entscheidungslösung im Transplantationsgesetz<br />

und die Skandale an den Transplantationszentren der<br />

Kliniken in Göttingen, Erlangen, München und Leipzig.<br />

Es können Nieren, Leber, Herz, Lunge, Bauchspeicheldrüse<br />

und Dünndarm, aber auch Hornhaut und Knochen von<br />

hirntoten Menschen entnommen und kranken Menschen<br />

eingepflanzt werden. Lebendspenden zwischen Verwandten<br />

und Nahestehenden sind bei Niere und Leberverpflanzungen<br />

möglich.<br />

Was sagen die Kirchen?<br />

Die evangelische und katholische Kirche befürworten die<br />

Möglichkeit einer Organspende. Wenn sich Menschen<br />

für eine Organspende entscheiden, sehen Christen darin<br />

einen Akt der Nächstenliebe. Zugleich soll sich niemand<br />

gezwungen fühlen, ein Organ zu spenden. Jede Spende<br />

ist eine freiwillige Gabe. Allerdings halte ich es für zumutbar,<br />

dass jeder und jede sich mit dieser Frage der Organspende<br />

auseinandersetzt und zur Aufklärung das Gespräch<br />

mit einem Arzt oder Ärztin sucht. Laut DSO („Deutsche<br />

Stiftung Organtransplantation“) ist der Bedarf um ein<br />

Vielfaches höher als Organe zur Transplantation zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Wann werden Organe entnommen?<br />

Potentielle Organspender werden normalerweise plötzlich<br />

aus dem Leben gerissen bei einem Verkehrsunfall bzw.<br />

einem Herzinfarkt oder einem Hirnschlag. Natürlich wird<br />

zuerst bei einem Patienten auf der Intensivstation um sein<br />

Leben gekämpft mit Medikamenten, künstlicher Beatmung<br />

und mit allem, was die Intensivmedizin aufzubieten hat.<br />

Wenn dann trotzdem der Hirntod diagnostiziert wird und<br />

zugleich Atmung und Blutkreislauf durch Apparate aufrechterhalten<br />

werden, ist eine Organspende möglich. Um<br />

herauszufinden, ob ein Gehirn tot ist, ist eine komplizierte<br />

Diagnostik notwendig. Hirntod heißt: Großhirn, Kleinhirn<br />

und Stammhirn sind tot. Kein Lebenszeichen ist mehr<br />

im Hirn messbar, obwohl das Herz des Menschen noch<br />

schlägt und den Kreislauf mit Sauerstoff versorgt.<br />

Dass der Patient wirklich tot sein soll, ist für Angehörige<br />

schwer nachzuvollziehen. Er sieht aus, als ob er schliefe.<br />

Abwägen kostbarer Güter<br />

Die Schwierigkeiten der Entscheidung zur Organentnahme,<br />

die zeitnah gefällt werden muss, liegen im Abwägen<br />

zweier kostbarer Güter: dem Sterben bis zum letzten<br />

Atemzug, begleitet von vertrauten Menschen oder der<br />

Organspende. Neben dem begleiteten Sterben kann auch<br />

das Stiften von Organen für Angehörige tröstlich sein,<br />

wenn sie wissen, die Organe ihres geliebten verstorbenen<br />

Menschen ermöglichen schwerkranken Menschen ein<br />

zweites Leben. Diese Entscheidung kann jeder und jede<br />

nur selbst treffen. Das Für und Wider ist abzuwägen,<br />

am besten mit den Angehörigen zusammen, da sie, falls<br />

der Ernstfall eintritt, die jeweiligen Konsequenzen tragen<br />

müssen.<br />

Volker Weiß, ist Krankenhauspfarrer<br />

an der Helfensteinklinik in <strong>Geislingen</strong><br />

1 6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


„Mein Kind soll selbst entscheiden,<br />

ob es getauft werden will!“<br />

MAREN PAHL<br />

Witz und reagiere ebenfalls witzig. Bis Malte<br />

es klar ausspricht: „Ich bin doch nicht getauft.“<br />

Es ist kein Witz gewesen. Als ich dann sage:<br />

„Du kannst gerne getauft werden, wenn du<br />

möchtest“, schüttelt Malte nur den Kopf.<br />

BEATE KELLER<br />

„Mein Kind soll selbst entscheiden,<br />

ob es getauft werden will“<br />

Ich frage: Wirklich? Oder drücken sich da die<br />

Eltern vor der Klärung ihrer eigenen Haltung,<br />

die das Kind jedenfalls spürt? Und ist es fair,<br />

dem Kind das aufzubürden? Also das Kind<br />

nicht taufen zu lassen, aber es zum Religionsunterricht<br />

anzumelden, wo es garantiert ein<br />

Unwohlsein entwickeln wird?<br />

Früher war mir im Religionsunterricht nicht so<br />

wichtig, ob meine Schüler evangelisch sind oder<br />

nicht. Heute schaue ich mir das Konfessionsmerkmal<br />

an. Es erklärt viel in ihrem Unterrichtsverhalten<br />

<strong>–</strong> aber keineswegs frei gewählt.<br />

Eine gute Anzahl von Eltern sagt dies wohlmeinend.<br />

Aber wird daraus wirklich die<br />

Entscheidung des Kindes oder entscheiden an<br />

Stelle der Eltern dann eben irgendwann andere,<br />

deren Meinung für das Kind wichtig wird?<br />

Ein Kind bildet seine Meinung aufgrund von<br />

Erfahrungen. Es nimmt auf, was es hört und<br />

sieht, mehr noch, was es fühlt. So übernimmt<br />

das Kind zunächst die Haltung der Eltern und<br />

Erziehungsberechtigten zu Religion, zu christlichem<br />

Glaube und zu Kirche, ob die Eltern<br />

dies wollen oder nicht. Das Kind spürt, was<br />

zu Hause gilt.<br />

Anders herum erscheint mir <strong>Wahl</strong>-<strong>Freiheit</strong><br />

stimmiger: Das Kind wird früh in seinem Leben<br />

getauft und lernt das Leben als Christenmensch<br />

und Kirchenmitglied auf mehrere Weisen<br />

kennen. Eltern und Paten übernehmen besondere<br />

Verantwortung dafür, dem Kind Erfahrungen<br />

mit christlichem Glauben und in der Kirche zu<br />

ermöglichen. Das heranwachsende Kind kann<br />

sich dann zur Konfirmation entscheiden oder<br />

auch nicht. Der erwachsen gewordene Mensch<br />

kann sich entscheiden, ob er Kirchenmitglied<br />

bleiben möchte oder nicht. Er weiß dann<br />

wenigstens, wogegen er sich entscheidet<br />

und dass er seine Entscheidung auch wieder<br />

rückgängig machen kann.<br />

Wann ist der richtige Zeitpunkt?<br />

Wenn das Kind dann mit der Religionsmündigkeit<br />

im Alter von14 Jahren wählen darf „Lasse<br />

ich mich konfirmieren oder nicht? Passt zu<br />

meinem Gewissen der Unterricht in Religion<br />

oder in Ethik?“ <strong>–</strong> dann zählt in der Regel, was<br />

die Mehrzahl der Gleichaltrigen macht. Freilich<br />

geht der Weg des Wachsens weiter, ein Leben<br />

lang. Wann ist der „richtige“ Zeitpunkt zur<br />

Entscheidung?<br />

Maren Pahl ist Pfarrerin<br />

an der Pauluskirche<br />

in <strong>Geislingen</strong><br />

Grundschule, Klasse 4. Zu Beginn der Stunde<br />

sage ich an: „Wir haben jetzt Religion. Alles,<br />

was jetzt nicht dazugehört, kommt unter den<br />

Tisch.“ Ich stelle mir vor, dass die Mathebücher<br />

und Vesperboxen im Fach unter dem Tisch<br />

oder im Schulranzen verschwinden. Aber es ist<br />

Malte, der bei meiner Ansage regelmäßig unter<br />

den Tisch kriecht. Zuerst halte ich es für einen<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

1 7


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Freie <strong>Wahl</strong> und letzter Wille<br />

DIETRICH CRÜSEMANN<br />

Er war jedes Jahr kurz vor Weihnachten gekommen.<br />

Fast dreißig Jahre lang. Ein Weihnachtsrundbrief mit<br />

englischer Briefmarke. Heute gibt es Weihnachtsrundmails,<br />

aber mein Freund war schon älter. Und auch als wir<br />

uns seltener treffen konnten: einmal im Jahr gab es<br />

Nachrichten von der Insel. Als Schüler wurde ich dorthin<br />

geschickt, und der Kontakt war über die vielen Jahre<br />

nie abgebrochen.<br />

Und nun kam der Rundbrief nicht. Es wurde Januar bis<br />

ich anrief. Eine fremde Stimme war am Telefon. Und dann<br />

erfuhr ich, dass er gestorben war <strong>–</strong> ziemlich überraschend.<br />

Auf einer seiner vielen Reisen, die ihn, den anglikanischen<br />

Pfarrer, auch nach seinem Ruhestand quer durchs alte<br />

Commonwealth führten, hatte er sich eine Malaria<br />

zugezogen.<br />

Vermutlich hätte ich es nicht geschafft, zu seiner Beerdigung<br />

nach England zu reisen. Aber ich war dennoch traurig<br />

und fühlte mich ein wenig um den Abschied betrogen.<br />

Ich hätte zumindest am Tag seiner Beerdigung gern an ihn<br />

gedacht und darum gewusst.<br />

Später passierte es noch einmal. Es war eine gute Freundin<br />

von uns. Wir hörten zwei- dreimal im Jahr voneinander.<br />

Aber dennoch war sie uns sehr wichtig. Sie war alt,<br />

als sie starb, und irgendwie stand unser Name auf keinem<br />

Zettel. Erst Wochen später erfuhren wir zufällig von ihrem<br />

Tod. So gern hätten wir uns verabschiedet.<br />

Meinen älteren Freunden sage ich seitdem: Schreib bitte<br />

meine Adresse und meinen Namen auf und nimm sie zu<br />

deinen letzten Unterlagen. Ich möchte, dass du noch<br />

lange lebst. Aber ich möchte mich, wenn es denn sein<br />

muss, auch verabschieden können.<br />

Früher gute Sitte <strong>–</strong> heute <strong>Wahl</strong>freiheit<br />

Sich rechtzeitig um die letzten Angelegenheiten<br />

kümmern: ich glaube, immer mehr Menschen machen<br />

das, und es ist gut. Und es ist gut, auch an solche Dinge<br />

zu denken: Wer soll verständigt werden? Wer hat vielleicht<br />

auch ein Recht darauf, verständigt zu werden?<br />

Gut auch, wenn es eine Generalvollmacht gibt, möglichst<br />

über den Tod hinaus gültig, damit ein anderer für mich<br />

handeln kann, wenn ich <strong>–</strong> aus welchen Gründen auch<br />

immer <strong>–</strong> handlungsunfähig bin. Und wenn keine<br />

Angehörigen oder Freunde mehr in der Nähe wohnen,<br />

dann kann es auch gut und vernünftig sein, mit einem<br />

Beerdigungsinstitut direkt über die letzten Dinge zu<br />

sprechen, und sie zu regeln. Und dafür muss man noch<br />

nicht hochbetagt sein, um das zu besprechen.<br />

Was früher die gute Sitte sozusagen von selbst regelte,<br />

das gehört heute zur <strong>Wahl</strong>freiheit des Menschen. Es gibt<br />

manche, die detailliert aufschreiben, wie die letzten Dinge<br />

gestaltet werden sollen, ob Erd- oder Feuerbestattung, ob<br />

Grabstelle oder Kolumbarium. Welche Musik, welche Lieder<br />

und Texte bei der Trauerfeier eine Rolle spielen sollen.<br />

Und immer häufiger begegnet etwas, das früher fast<br />

undenkbar war. „Wir haben ihn auf seinen Wunsch in<br />

aller Stille beigesetzt“ steht dann in einer nachträglichen<br />

Anzeige <strong>–</strong> wenn es die überhaupt gibt.<br />

Ich muss sagen: mich machen solche Anzeigen traurig.<br />

Ich verstehe die Beweggründe. Eine durchaus sympathische<br />

Bescheidenheit. Die Erfahrung, dass, gerade wenn<br />

man alt werden durfte, viele Bekannte und Freunde schon<br />

gar nicht mehr leben. Und in einer Zeit, in der Menschen<br />

mobil sind und nicht auf Generationen am gleichen Ort<br />

wohnen, niemandem mit Grabpflege zur Last fallen zu<br />

wollen <strong>–</strong> auch das ist verständlich.<br />

Und dennoch bleibt mir nicht selten ein ungutes Gefühl.<br />

Auch Angehörigen geht es übrigens manchmal so, und<br />

sie geraten dann in einen Gewissenskonflikt. Denn sie<br />

möchten natürlich auch den Wunsch des Verstorbenen<br />

erfüllen.<br />

Trauerfeiern haben ihren tiefen Sinn<br />

Gibt es nicht auch das Recht von andern Menschen, sich<br />

verabschieden zu können bei einem Trauergottesdienst?<br />

Oder zumindest die <strong>Wahl</strong>, die Möglichkeit zu haben, dies<br />

zu tun? Verabschieden wir uns nicht auch in aller Regel,<br />

wenn wir von einem Fest nachhause gehen? Und sind wir<br />

nicht auch bei der Geburt, beim Eingang ins Leben freudig<br />

begrüßt worden? Natürlich, vor allem bei Hochbetagten,<br />

wird auch eine bekanntgemachte Trauerfeier nicht selten<br />

im kleinen Kreis stattfinden. Aber es ist etwas anderes,<br />

wenn Freunde, Bekannte und Verwandte sich entscheiden<br />

können. Und wenn sie die Möglichkeit haben, zumindest<br />

aus der Ferne innerlich beim Abschied dabei zu sein.<br />

Unsere Trauerfeiern transportieren altes Wissen und<br />

haben ihren tiefen Sinn. Er liegt tiefer als vernünftige<br />

und praktische Aspekte. Es ist gut, sich verabschieden zu<br />

können. Und ich war meinem Vater sehr dankbar, dass er<br />

wohl allerlei Texte aufschrieb, aber bei der Gestaltung und<br />

Art der Trauerfeier bewusst mir die <strong>Wahl</strong>freiheit überließ.<br />

Angehörige sind dann auch nicht überfordert. Sie spüren<br />

sehr gut, was richtig ist.<br />

Dietrich Crüsemann ist Pfarrer<br />

an der Stadtkirche <strong>Geislingen</strong><br />

1 8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


Kirchenwahl 2013. Wählen Sie!<br />

ANITA GRÖH<br />

Schon im Alltag heißt es, sich zu<br />

entscheiden. Welches Brot kaufe ich?<br />

Fahre ich mit dem Zug oder dem<br />

Auto? Höre ich diesen Radiosender<br />

oder einen anderen? Trage ich einen<br />

Mantel oder reicht eine leichte Jacke?<br />

Das ist nicht immer einfach und<br />

manchmal lästig, aber wir entscheiden<br />

uns, um unsere Vorstellung<br />

von richtig und gut umzusetzen.<br />

In Deutschland leben wir in einer Demokratie. Das heißt,<br />

dass wir in regelmäßigen Zeitabständen zum Wählen<br />

gehen: Gemeinderatswahl, Kreistagswahl, Regionalwahl,<br />

Landtagswahl, Bundestagswahl, Europawahl.<br />

In unserer Württembergischen Evangelischen Landeskirche<br />

werden die Gremien ebenfalls demokratisch gewählt.<br />

In der <strong>Wahl</strong>ordnung steht dazu: „Die kirchliche <strong>Wahl</strong> ist<br />

ein Dienst der Gemeinde Jesu Christi zur Ausübung ihres<br />

Auftrages und zur Ordnung ihrer äußeren Gestalt. Sie hat<br />

das Ziel, Männer und Frauen zu berufen, die willens und<br />

fähig sind, zur Sammlung und Sendung, zum Aufbau und<br />

zur Ordnung der Gemeinde Dienste der Leitung zu übernehmen“.<br />

Durch <strong>Wahl</strong>en haben Sie die Möglichkeit, Einfluss zu<br />

nehmen und mitzugestalten.<br />

• Sich zur <strong>Wahl</strong> zu stellen heißt, bereit zu sein,<br />

in Gremien mitzuwirken bei Zielen, Entscheidungen,<br />

Umsetzungen.<br />

• Wer wählt, entscheidet über die Zusammensetzung von<br />

Gremien. In der Kirchenwahl am 1. Advent werden die<br />

Kirchengemeinderäte vor Ort und die Landessynode<br />

unserer Landeskirche gewählt.<br />

Wie geht diese kirchliche <strong>Wahl</strong>?<br />

In der Gemeinde, in der Sie wohnen, können Sie sich<br />

zur <strong>Wahl</strong> stellen bzw. wählen gehen.<br />

Wer für den Kirchengemeinderat oder die Landessynode<br />

kandidiert, muss am Tag der <strong>Wahl</strong> das 18. Lebensjahr<br />

vollendet haben. Wenden Sie sich an Ihre Pfarrerin,<br />

Ihren Pfarrer oder an den Kirchengemeinderat, wenn Sie<br />

Interesse an einer Kandidatur haben.<br />

Da jedes Kirchenmitglied mit dem 14. Lebensjahr<br />

religionsmündig ist, hat die Landessynode beschlossen,<br />

dass alle, die am <strong>Wahl</strong>tag das 14. Lebensjahr vollendet<br />

haben, zur <strong>Wahl</strong> gehen dürfen.<br />

Den <strong>Wahl</strong>termin hat Landesbischof, D. Frank Otfried July<br />

auf den Sonntag ersten Advent, den 1. Dezember 2013,<br />

festgelegt.<br />

Den Ort der <strong>Wahl</strong> bestimmt der Kirchengemeinderat.<br />

Als <strong>Wahl</strong>zeit soll in der Regel die Zeit vom Schluss des<br />

Gemeindegottesdienstes am Vormittag bis längstens<br />

18 Uhr festgesetzt werden.<br />

Briefwahlunterlagen werden in vielen Gemeinden mit<br />

der <strong>Wahl</strong>benachrichtigung an alle wahlberechtigten<br />

Gemeindeglieder versandt. So können Sie schon vor dem<br />

1. Advent Ihre Stimme abgeben. In vielen Gemeinden<br />

werden <strong>Wahl</strong>briefkästen schon Tage vor dem 1. Advent<br />

auch an öffentlich zugänglichen Stellen wie Bäcker, Metzger<br />

etc. aufgestellt. Dort können die Briefwahlunterlagen<br />

dann schon vor dem <strong>Wahl</strong>termin eingeworfen werden.<br />

So wie Sie im Alltag Entscheidungen treffen, ist die Kirche<br />

zur Ausübung ihres Auftrages auf Ihre Stimme angewiesen.<br />

Am 1. Advent haben Sie die <strong>Wahl</strong>.<br />

Die Kirchengemeinden brauchen Sie alle:<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

1 9


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

„Die Demokratie ist die<br />

schlechteste aller Staatsformen,<br />

ausgenommen alle anderen“<br />

(Winston Churchill, ehemals britischer Premierminister)<br />

DR. KARL-HEINZ DRESCHER-PFEIFFER<br />

In diesem Jahr haben wir am 22. September die Bundestagswahl<br />

und am 1. Dezember die <strong>Wahl</strong> der evangelischen<br />

Kirchengemeinderäte und der evangelischen Landessynode<br />

in Württemberg.<br />

Viele sehen in <strong>Wahl</strong>en nur eine Alibiveranstaltung.<br />

Alle vier oder gar nur alle sechs Jahre macht man seine<br />

Kreuzchen und dann haben „die da oben“ wieder<br />

ihre Ruhe und können mit „denen da unten“ machen,<br />

was sie wollen.<br />

An der Auseinandersetzung um den Bau des Stuttgarter<br />

Tiefbahnhofs machten viele ihre Unzufriedenheit mit<br />

dem staatlichen System fest. Sicher lassen sich die<br />

Möglichkeiten noch weiter entwickeln, dass Bürger sich<br />

aktiv in die Gestaltung des Zusammenlebens und die<br />

Planung und Durchführung von größeren öffentlichen<br />

Bauvorhaben einbringen können.<br />

Mitwirken und Mitentscheiden<br />

Man sollte angesichts von weitergehenden Zielvorstellungen<br />

nicht das übersehen, was schon jetzt da ist. Das<br />

derzeitige demokratische System ermöglicht geschichtlich<br />

gesehen eine Mitwirkung und Mitentscheidung der<br />

Bürger, die es so in früheren Systemen nicht gab.<br />

Die Demokratie setzt idealerweise voraus, dass alle<br />

Gewalt vom Volk ausgeht. Der eigentliche Träger der<br />

Macht ist das Volk in seiner Gesamtheit, es sind nicht<br />

einzelne Bürger und nicht einzelne Gruppen. Aus organisatorischen<br />

Gründen delegiert das Volk seine Macht<br />

an Abgeordnete und Regierungen. Die Möglichkeit,<br />

politischer Mandatsträger zu werden, ist nicht daran<br />

gebunden, dass man aus einer bestimmten sozialen<br />

Schicht kommt oder über viel Geld verfügt.<br />

Natürlich gibt es immer wieder Mandatsträger, die so tun,<br />

als würden sie den Staat besitzen oder als dürften sie sich<br />

in außergewöhnlichem Maße bereichern. Die Delegation<br />

der Macht erfolgt<br />

nur auf Zeit.<br />

Spätestens bei den<br />

<strong>Wahl</strong>en müssen<br />

die Regierenden<br />

das erklären,<br />

was sie gemacht<br />

haben. Alle<br />

Parteien und die<br />

Gruppierungen in der Kirche werben mit den programmatischen<br />

Vorstellungen, die sie haben. Die Bundesregierung<br />

muss auch bei vielen Landtagswahlen jeweils für ihre<br />

Politik um die Akzeptanz der Bürger werben. Zudem<br />

sorgen die Medien dafür, dass viele politische Vorgänge<br />

transparenter werden, als es manchem Akteur lieb ist.<br />

Das trifft auch zu, wenn nicht immer Stimmungslagen<br />

und sachliche Inhalte in ausgewogenem Verhältnis sind.<br />

Zumindest bei der <strong>Wahl</strong> kann man doch bestimmten<br />

Politikern zeigen, dass man als Bürger nicht alles mit sich<br />

machen lässt.<br />

Wer nicht wählt, überlässt anderen die Entscheidung.<br />

Wer nicht wählt, hat eigentlich auch kein Recht, sich<br />

hinterher über bestimmte Entscheidungen zu beschweren.<br />

Wer wählt, beeinflusst den Ausgang der <strong>Wahl</strong> aktiv.<br />

Der Mensch ist politisches Wesen<br />

Wer wählen will, sollte sich vorher schlau machen,<br />

zwischen welchen Möglichkeiten gewählt werden kann.<br />

Das ist zwar anstrengender, als zu Hause am warmen<br />

Ofen oder in der Kneipe am Stammtisch darüber zu<br />

sinnieren, wie die Welt aussehen könnte. Wer sich aber<br />

dafür interessiert, wie das weltliche oder kirchliche<br />

Gemeinwesen gestaltet wird, der lebt bewusster und<br />

aktiver. Der nimmt in stärkerer Weise wahr, dass der<br />

Mensch ein politisches Wesen ist, das sich erst im<br />

bewussten Bezug auf das Gemeinwesen im vollsten<br />

Sinne entfaltet.<br />

Gerade im Blick auf die <strong>Wahl</strong> des Kirchengemeinderats<br />

ist es so, dass man eine reale Chance hat, das Geschehen<br />

in der eigenen Kirchengemeinde mitzubestimmen, welche<br />

Veranstaltungen stattfinden, welche Themen aufgegriffen,<br />

welche Leute angesprochen werden sollen. Das kann<br />

Arbeit machen, das schafft aber auch Zufriedenheit,<br />

wenn man seine Ziele wenigstens<br />

teilweise erreichen kann.<br />

Man sieht sich im <strong>Wahl</strong>lokal!<br />

Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer<br />

ist Pfarrer in Bad Überkingen<br />

2 0 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


Von der Crux mit den <strong>Wahl</strong>helfern<br />

Ein Erfahrungsbericht<br />

DAVID DENGLER<br />

Damals im Berufsinformationszentrum<br />

Ich erinnere mich noch lebhaft daran, wie ich<br />

damals vor dem Computer im Berufsinformationszentrum<br />

saß. Soeben hatte ich die letzte<br />

Frage meines Berufsfindungstests beantwortet <strong>–</strong><br />

und nun sollte gleich auf dem Monitor das<br />

Ergebnis meiner Berufswahl erscheinen:<br />

mein Traumberuf.<br />

Seit Monaten schon ersehnte ich mir Klarheit<br />

in der Frage nach meinem Beruf. Und nun hatte<br />

ich mich endlich aufgemacht. Sorgfältig hatte<br />

ich einige Dutzend Fragen zu meinen Interessen<br />

und Fähigkeiten, zu meinen Träumen und Visionen<br />

beantwortet. Ein sozialer Beruf schwebte<br />

mir vor <strong>–</strong> ich wollte am liebsten mit Menschen<br />

zusammenarbeiten. Und kreativ wollte ich sein.<br />

Doch welcher Beruf kam dafür in Frage? Lehrer<br />

vielleicht? Oder Sozialpädagoge? Oder Bürgermeister?<br />

Gleich würde mir der Computer meinen<br />

Traumberuf verraten. Wie aufregend. Gebannt<br />

starrte ich auf den Bildschirm. Und da erschien<br />

das Ergebnis: „Ihr Traumberuf ist entweder<br />

Landschaftsgärtner oder Tiefbauingenieur.“<br />

Ich war verwirrt. Wie konnte das sein? Ich hatte<br />

doch angegeben, dass ich gerne mit Menschen<br />

zusammenarbeiten, mich in Erziehung und<br />

Bildung engagieren wollte. Und nun das:<br />

Landschaftsgärtner oder Tiefbauingenieur?<br />

Ich hatte gehofft, der Berufsfindungstest würde<br />

mir meine Berufswahl erleichtern <strong>–</strong> doch genau<br />

das Gegenteil war der Fall. Der Test hatte meine<br />

<strong>Wahl</strong> nur noch erschwert.<br />

es zu bewerten. Und dann war es soweit:<br />

„Ihr <strong>Wahl</strong>-O-Mat Ergebnis lautet wie folgt …“<br />

Doch was war das? Der <strong>Wahl</strong>-O-Mat präsentierte<br />

mir eine abenteuerliche Reihenfolge von<br />

acht verschiedenen Parteien, mit der ich mich<br />

so gut wie gar nicht identifizieren konnte.<br />

Erneut war ich verwirrt. Ich hatte gehofft,<br />

der <strong>Wahl</strong>-O-Mat würde mir meine Entscheidung<br />

erleichtern <strong>–</strong> doch schon wieder war das<br />

Gegenteil der Fall.<br />

Inzwischen frage ich mich: Wie ist das mit<br />

den <strong>Wahl</strong>helfern? Können sie uns wirklich<br />

weiterhelfen? Oder müssen wir die wichtigen<br />

Entscheidungen in unserem Leben nicht mehr<br />

alleine treffen? Vielleicht hat ja doch der<br />

britische Komiker Charlie Chaplin Recht gehabt,<br />

der einmal sagte: „An den (wichtigen) Scheidewegen<br />

des Lebens stehen keine Wegweiser“.<br />

Der gute Rat des <strong>Wahl</strong>-O-Mat<br />

Vor zwei Jahren stand mir dann die nächste<br />

schwierige <strong>Wahl</strong> bevor. Die Landtagswahl.<br />

Weit weniger persönlich <strong>–</strong> aber dennoch entscheidend<br />

wichtig. Und auch bei dieser <strong>Wahl</strong><br />

liebäugelte ich mit einem allseits beliebten<br />

<strong>Wahl</strong>helfer <strong>–</strong> mit dem sogenannten <strong>Wahl</strong>-O-<br />

Mat, einer Software, die extra als Entscheidungshilfe<br />

für politische <strong>Wahl</strong>en entwickelt wurde.<br />

David Dengler ist Pfarrer<br />

zur Dienstaushilfe<br />

bei der Dekanin<br />

Laut Angaben der Bundeszentrale für politische<br />

Bildung wurde der <strong>Wahl</strong>-O-Mat bei der letzten<br />

Bundestagswahl 2009 über 6,7 Millionen Mal<br />

in Anspruch genommen. Mehr als ein Drittel<br />

der Benutzer waren dabei unter 30 Jahre alt.<br />

Diese Zahlen überzeugten mich. Der <strong>Wahl</strong>-O-<br />

Mat würde mir auf jeden Fall die Entscheidung<br />

erleichtern und mir ein eindeutiges Ergebnis<br />

präsentieren. Sofort legte ich los. 38 Thesen galt<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

2 1


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Die Qual der <strong>Wahl</strong> zum richtigen Beruf<br />

GERTRAUDE REICH-BOCHTLER<br />

„Du hast es gut“, sagt der Großvater. „Du kannst dir<br />

deinen Beruf selber wählen. Bei uns gab es das nicht.<br />

Da gab es eben den elterlichen Betrieb, und es war selbstverständlich,<br />

dass ich den übernehmen musste. So bin ich<br />

halt Metzger geworden. Ich wär lieber auf die weiterführende<br />

Schule gegangen. Wenn ich hätte wählen<br />

dürfen, dann wär‘s ein sauberer Beruf geworden, so was<br />

wie technischer Zeichner. Aber ich hatte keine <strong>Wahl</strong> so<br />

wie ihr heute.“ Der Enkel denkt sich: „Der hat ja keine<br />

Ahnung. Er kann seinen Eltern die Schuld in die Schuhe<br />

schieben, dass er Metzger werden musste. Ich muss mich<br />

selber entscheiden, und das ist nicht leicht. Ich weiß gar<br />

nicht, was mir liegen könnte.“<br />

7000 Studiengänge für 500 Berufe<br />

Ein halbes Jahr vor dem Abitur geben mir 18 Schüler<br />

des allgemeinbildenden Gymnasiums Auskunft, welche<br />

weitergehende Ausbildung sie planen. Sechs wissen<br />

schon ganz genau, welchen Beruf sie ergreifen wollen.<br />

Meistens waren es Verwandte oder Freunde, die in ihrem<br />

Traumberuf arbeiten. Ein Praktikum vor Ort gab Sicherheit.<br />

Und dann haben sie sich rechtzeitig beworben, Bewerbungsgespräche<br />

durchgestanden und Eignungstests absolviert.<br />

Nun warten sie auf den Bescheid. Einige haben<br />

sogar schon die feste Zusage auf einen Ausbildungsplatz<br />

erhalten.<br />

Die Mehrzahl der Schüler weiß noch nicht so genau, was<br />

für einen Beruf sie später ausüben möchte. „Irgendetwas<br />

mit Menschen“ oder „was mit Biologie/Chemie“ könnte<br />

sie interessieren, nur was? „Allein das Auswählen des<br />

Studiengangs stellt für mich Schwierigkeiten dar“, erklärt<br />

Sina. Marielisa von Thadden, Studienleiterin für gesellschaftspolitische<br />

Jugendbildung an der evangelischen<br />

Akademie Bad Boll, kennt dieses Dilemma: „Es gibt über<br />

7000 Studiengänge für etwa 500 Berufe“, erklärt sie.<br />

„Da ist es kein Wunder, wenn man Schwierigkeiten<br />

bekommt. Wie soll man auch bei so einer Auswahl<br />

das Richtige herausfinden?“<br />

Fachkundige Hilfestellung<br />

Die Akademie Bad Boll veranstaltet deshalb schon seit<br />

Jahren Tagungen, die bei der Berufswahl helfen, nach<br />

Schulabschluss getrennt. Sehr begehrt war bisher die<br />

Tagung für Abiturienten, die traditionell am letzten<br />

Wochenende im Januar stattfindet. Hier beschäftigen<br />

sich die Teilnehmenden ein ganzes Wochenende mit der<br />

richtigen Entscheidung: Was liegt mir denn eigentlich?<br />

Sollte ich eher studieren oder passt ein praktischer Beruf<br />

besser zu mir? In dieser Tagung wird eine offene Atmosphäre<br />

gefördert, die Kontakte erleichtert. Und man findet<br />

in kurzer Zeit viele kompetente Ansprechpartner für Informationen.<br />

Eine „bunte Mischung“ (von Thadden) von<br />

Leuten aus 30 bis 40 Berufsfeldern steht am Samstag als<br />

Beratende und zum Austausch zur Verfügung. Wichtig ist<br />

auch, dass jeder Teilnehmende freiwillig kommt und nicht<br />

nur auf Druck der Eltern. Die Erfahrung zeigt, dass junge<br />

Menschen nur dann eine zufriedenstellende Entscheidung<br />

treffen können, wenn sie sich frei und offen mit den eigenen<br />

Möglichkeiten beschäftigen. „Wer intelligent genug<br />

ist, zuzugeben, dass er Hilfe braucht, dem kann man<br />

helfen“, sagt Marielisa von Thadden. Vielleicht auch<br />

zugeben, dass man noch Zeit braucht, und erst einmal ein<br />

soziales Jahr oder einen Auslandsaufenthalt einschieben.<br />

Wenn die Teilnehmenden am Sonntag abreisen, haben sie<br />

sich in den meisten Fällen noch nicht fest für einen Beruf<br />

entschieden. Aber sie wissen die Richtung, und wo sie<br />

weitersuchen können. Einmal aufmerksam gemacht,<br />

geht es ihnen wie Fabian, der schreibt: „Die Fachrichtung<br />

war mir nahezu klar, aber auf diesen Beruf speziell bin<br />

ich spontan in der Zeitung gestoßen. Es war mir<br />

nicht bewusst, dass es solch einen Beruf mit sehr breit<br />

gefächertem Wissen und Möglichkeiten gibt.“<br />

Ich habe meine Geislinger Abiturienten auch gefragt, ob<br />

sie irgendwelche Tests gemacht hätten, die ihnen bei der<br />

Qual der Berufswahl geholfen haben. Das Echo war verhalten:<br />

„Ich habe einige Tests ausgefüllt“, schreibt Sina.<br />

„Doch von den Ergebnissen war ich nie hundertprozentig<br />

überzeugt. Die meisten Tests stellen mir eine Liste meiner<br />

Interessen dar. Doch dass ich mich für Sport, Kunst und<br />

Biologie interessiere, das wusste ich auch zuvor.“ Fabian<br />

bestätigt das: „Kein Test brachte einen Nutzen.“ In den<br />

meisten Fällen sind es Menschen, die mit ihren Erfahrungen<br />

bei der Berufswahl geholfen haben, weniger irgendwelche<br />

Tests. Ende Juni haben die befragten Abiturienten<br />

ihr Zeugnis erhalten. Jetzt brechen sie auf in die Ausbildung,<br />

ins soziale Jahr oder für ein halbes Jahr ins Ausland.<br />

Hoffentlich haben sie die richtige <strong>Wahl</strong> getroffen.<br />

Gertraude Reich-Bochtler<br />

ist Pfarrerin in Aufhausen<br />

2 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


Der Mensch als Ich-AG<br />

Unternehmerische <strong>Freiheit</strong> für alle in der modernen Arbeitswelt<br />

MARTIN SCHWARZ<br />

Mit einer Gruppe Vikarinnen und Vikare besuchten wir<br />

vor einiger Zeit ein großes Industrieunternehmen. Ein<br />

Ingenieur erklärte uns voller Stolz das neue Produktionssystem:<br />

„Wir haben das Verhältnis von Vorgesetzten und<br />

Mitarbeitern praktisch auf den Kopf gestellt. Jeder arbeitet<br />

eigenverantwortlich“. Viele von uns hatten Bilder von<br />

alten Fabriken im Kopf, wo Menschen, Automaten gleich,<br />

monotone Arbeit verrichten, ständig unter Aufsicht,<br />

womöglich in Krach, Hitze und Staub. Eine moderne<br />

Produktion wirkt dagegen eher wie ein Labor. Körperlich<br />

krank muss von der Arbeit heute zum Glück kaum<br />

jemand mehr werden. Und nun sind alle ihr eigener Chef,<br />

ihre eigene Chefin! Karl Marx sah die Entfremdung als<br />

großes Problem der Industrialisierung. Die Einzelnen<br />

haben keinen Bezug mehr zum Ergebnis ihrer Arbeit.<br />

Heute dagegen dürfen sich alle wie eigenverantwortliche<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer fühlen.<br />

Wie ist diese neue <strong>Freiheit</strong> in der Arbeit möglich?<br />

Moderne Produktionssysteme organisieren den Arbeitsprozess<br />

bis ins Kleinste. Alle Mitarbeitenden, selbst die<br />

an den Fertigungsmaschinen, haben sämtliche Informationen<br />

zur Hand. Niemand muss ihnen Anweisungen mehr<br />

geben oder sie beaufsichtigen. Verantwortung, die früher<br />

bei Planern, bei Meistern und Vorarbeitern lag, ist bei den<br />

Einzelnen angekommen. Dabei ist es Ziel eines modernen<br />

Produktionssystems, Verschwendung zu vermeiden. Nur<br />

das wird hergestellt, was bestellt wurde. Die Bestellung<br />

löst eine lange Kette von Arbeiten aus bis hin zum<br />

Rohmaterial. So entscheidet also niemand im Unternehmen<br />

selbst, wie viel täglich produziert wird. Solche<br />

Ketten reichen oft weit über das einzelne Unternehmen<br />

hinaus. Sie erstrecken sich von Endkunden über Handel,<br />

Fertigung und mehrere Stufen von Zulieferbetrieben,<br />

Transportunternehmen bis zu Rohstofflieferanten. Wie in<br />

einer langen Reihe von Dominosteinen. Im täglichen<br />

Geschäft ist nichts mehr zu entscheiden. Nicht für die<br />

einzelnen Mitarbeitenden, nicht für die Produktionsleitung,<br />

nicht für den Betriebsrat. Immer öfter greifen solche<br />

Herstellungswege auch über die Branchenschranken hinaus.<br />

So kommen auch die traditionellen Unternehmensverbände<br />

und Gewerkschaften an die Grenzen ihrer<br />

Gestaltungsmöglichkeiten. Die Herstellungsketten laufen<br />

quer durch alle Strukturen, die sich bewährt haben, um<br />

die Arbeitsbedingungen zu gestalten. Auch immer mehr<br />

Dienstleistungsbereiche werden nach dem Vorbild industrieller<br />

Produktion organisiert.<br />

Verantwortung ohne Entscheidungsmöglichkeit<br />

Die straff organisierten Prozesse führen dazu, dass dem<br />

hohen Maß an Verantwortung kein Entscheidungsspielraum<br />

gegenüber steht: Ich bin zwar verantwortlich, kann<br />

aber nichts machen. Das gilt beinahe auf allen Ebenen.<br />

Zugleich kennt die Verantwortung in diesem System<br />

keine Grenze. Und keine Chefin, kein Chef ist da, um die<br />

Entscheidung abzunehmen oder zu sagen: Jetzt ist genug.<br />

So wundert es nicht, dass immer mehr Menschen von<br />

der Arbeit krank werden. Nicht mehr körperlich, aber<br />

psychisch. Die Zahl der Fehltage wegen Burn-out stieg<br />

laut Bundesverband der Betriebskrankenkassen in sieben<br />

Jahren nahezu um das Zwanzigfache. Damit die Seele<br />

jedoch gesund bleibt, sind zwei Dinge entscheidend:<br />

Die Erfahrung, dass ich etwas bewirken und gestalten<br />

kann. Und Rückhalt durch jemanden, der mir mit Rat<br />

und Tat zur Seite steht und die Verantwortung begrenzt.<br />

Das eigene Leben als Ware<br />

Zur unternehmerischen <strong>Freiheit</strong> gehört auch, das eigene<br />

Produkt immer aufs Neue auf dem Markt anzubieten und<br />

durch permanente Verbesserung konkurrenzfähig zu bleiben.<br />

Die Aufsplitterung von Unternehmen in einzelne<br />

Profit-Center, die Arbeit in Projekten, befristete Arbeitsverträge<br />

und erst recht Leiharbeit lassen einen von Konkurrenz<br />

geprägten Markt entstehen, der bis in das einzelne<br />

Büro und die einzelne Werkstatt hinein reicht. Die meisten<br />

von uns haben aber kein Kapital, das sie investieren<br />

und kein Produkt, das sie verkaufen könnten. Sie haben<br />

nur sich selbst anzubieten. Die moderne Arbeitswelt<br />

zwingt uns, unser eigenes Leben als Investment zu<br />

betrachten. So droht eine Entfremdung, die noch viel<br />

tiefer greift, als Marx sich das vorstellen konnte. Ich<br />

werde mir selbst fremd, weil ich mich als Sache sehen<br />

muss. Das ist das Ende der <strong>Freiheit</strong>: Mein ganzes Sein<br />

als Ware auf dem Markt.<br />

Martin Schwarz<br />

Wirtschafts- und Sozialpfarrer<br />

Kirchlicher Dienst<br />

in der Arbeitswelt (KDA)<br />

an der Evang. Akademie Bad Boll<br />

www.kda-wue.de<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

2 3


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Die wollen doch bloß nicht ...<br />

Hartz IV und Klischees<br />

DR. KARL-HEINZ DRESCHER-PFEIFFER UND ANITA GRÖH<br />

Gespräch mit Herrn Wolfram Leibe, Fachbereichsleiter<br />

Grundsicherung in der Regionaldirektion für Arbeit<br />

Baden-Württemberg<br />

Herr Leibe, Sie sind zuständig für die Maßnahmen<br />

im Rahmen des Arbeitslosengeldes II, landläufig<br />

Hartz IV genannt. Wie beurteilen Sie diese Reform<br />

nach neun Jahren?<br />

Leibe: Die Zusammenführung von Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe<br />

bewirkte, dass die Zahlen der Langzeitarbeitslosen<br />

transparenter wurden und die Arbeitslosen in der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung sind. Früher waren<br />

alle Arbeitslosen über die Sozialhilfe gesondert krankenversichert<br />

und als solche erkennbar.<br />

Hartz IV wird vom Jobcenter im Auftrag des Bundes<br />

durchgeführt und vom Bund bezahlt. Die Kosten der<br />

Unterkunft zahlen zu zwei Dritteln die Kommunen und<br />

zu einem Drittel der Bund. Die Kommunen legen nach<br />

relativ eigenem Ermessen die Kriterien dafür fest.<br />

Wie kommt es dazu, dass man Hartz IV bezieht?<br />

Leibe: Den typischen Hartz IV-Bezieher gibt es nicht. Menschen<br />

kommen aus unterschiedlichen Situationen in Hartz<br />

IV. Berufseinsteiger finden keinen Job, Selbständige geraten<br />

in die Insolvenz, Chefarztgattinnen leben in<br />

Scheidung, 50jährige Familienväter verlieren ihren Job,<br />

Alleinerziehende können mit kleinen Kindern nicht<br />

arbeiten. Es gibt auch Menschen, deren Eltern oft schon<br />

von staatlichen Transferleistungen lebten.<br />

Genauso unterschiedlich ist der Zeitraum, in dem Menschen<br />

Hartz IV beziehen. Hartz IV bekommt, wer nach<br />

einer Entlassung aus einer sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigung ein Jahr lang Arbeitslosengeld I bezogen<br />

hat, d.h. 60 % des letzten Netto-Einkommens erhielt.<br />

Dann bekommt der erwachsene Haushaltsvorstand<br />

382,- € monatlich zuzüglich der Kosten einer angemessenen<br />

Unterkunft. Solange jemand arbeitsfähig ist, kann<br />

er Hartz IV beziehen. Ist er nicht mehr arbeitsfähig,<br />

bezieht er Sozialgeld als Grundsicherung nach dem<br />

SGB (Sozialgesetzbuch) XII.<br />

Wie lebt man mit Hartz IV<br />

Leibe: Monatlich 382,- € sind noch nicht einmal 13,- €<br />

pro Tag. Wer macht das schon freiwillig, wenn er andere<br />

Möglichkeiten hat? Viele haben sich an dieses Leben<br />

gewöhnt. Viele kommen damit aber nicht zurecht und<br />

brauchen oft Vorauszahlungen. Sie stopfen sozusagen<br />

mit dem bezogenen Geld ein Loch und reißen oft ein<br />

neues auf, etwa wenn mit dem Mietzuschuss die<br />

Stromrechnung gezahlt wird. In Berlin lebt jedes sechste<br />

Kind von Hartz IV, in manchen Stadtteilen sogar jedes<br />

vierte. Da geht es uns gut.<br />

Wie kann das Jobcenter Arbeitslose unterstützen?<br />

Leibe: Wer im Raum Göppingen länger arbeitslos ist, hat<br />

Hemmnisse, die ihn an einer regelmäßigen Erwerbstätig-<br />

keit hindern. Jeder ist für<br />

sich zu betrachten. Hemmnisse<br />

liegen in der sozialen<br />

Situation, z.B. bei einer<br />

alleinerziehenden Mutter mit<br />

zwei Kindern oder wenn<br />

man das Darlehen für sein<br />

Einfamilienhaus nicht mehr<br />

bedienen kann. Sie haben<br />

psychische Ursachen, wenn<br />

Menschen eine Kündigung<br />

nur als persönlich verschuldet ansehen.<br />

Das Jobcenter will die persönliche Situation verbessern<br />

und Menschen mittelfristig in sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigungen bringen. Dazu werden nachträgliche<br />

Ausbildungen bezahlt und Darlehen für die Anschaffung<br />

eines Pkw gewährt, wenn im ländlichen Bereich damit die<br />

Anfahrtszeit zur Arbeit verringert werden kann.<br />

Wenn eine Frau arbeiten möchte, werden auch die Kosten<br />

für einen Krippenplatz übernommen.<br />

Das Jobcenter lädt alle fünfzehnjährigen Hartz IV-Empfänger<br />

zu einer Beratung ein, um frühzeitig Unterstützungsbedarf<br />

zu klären. In Kooperation mit Jugendamt und<br />

Sozialamt werden ggf. entsprechende Beratungen oder<br />

Maßnahmen angeboten und durchgeführt. Das sind Angebote,<br />

es ist weder Zwang noch Überwachung vorgesehen.<br />

Ist Hartz IV ethisch zu verantworten?<br />

Leibe: Hartz IV geht davon aus, dass jeder für sich<br />

verantwortlich ist und sich selbständig um seine Belange<br />

kümmert. Die Jobcenter sollen durch Beratung und Maßnahmen<br />

die Arbeitsfähigkeit der Menschen stärken. Man<br />

muss Altkanzler Schröder nicht zustimmen, dass Arbeit<br />

die Hauptsache ist <strong>–</strong> egal wie sie ist. Hartz IV geht davon<br />

aus, dass Arbeit ein Ausdruck der menschlichen Würde<br />

ist. Die Gesellschaft unterstützt Arbeitslose und darf dafür<br />

eine Gegenleistung erwarten. Das meint der Grundsatz<br />

von Fördern und Fordern, der angemessen auf die jeweilige<br />

Person zu beziehen ist. Dazu zählt auch die Frage,<br />

welche Tätigkeiten zumutbar sind, für die jemand überqualifiziert<br />

ist. Wenn Arbeitsuchende nicht kooperativ<br />

genug sind, gibt es in Baden-Württemberg gestaffelte<br />

Sanktionen. Es werden im zweiten oder dritten Schritt<br />

5 % gekürzt, nie jedoch 100 %. Bei Kürzungen um 100 %<br />

müssen Lebensmittelgutscheine ausgegeben werden,<br />

da man ja niemand verhungern lassen darf.<br />

Immer wieder wird die Zunahme prekärer<br />

Arbeitsverhältnisse beklagt. Stimmt das?<br />

Leibe: Von 215.000 Leistungsbeziehern in Baden-Württemberg<br />

bezogen im Jahr 2012 27.000 aufstockend Hartz<br />

IV. Fast 6000 Selbständige beziehen Hartz IV. Nach drei<br />

bis vier Jahren Hartz IV-Bezug wird ihnen zu einer sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigung geraten.<br />

Was hat es mit nicht lesbaren oder fehlerhaften<br />

Bescheiden der Jobcenter auf sich?<br />

Leibe: Es stimmt, dass selbst Akademiker die Bescheide<br />

nicht lesen können. Sie sind so umfangreich und<br />

2 4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


kompliziert, weil die juristischen Anforderungen gestiegen<br />

sind, denen sie genügen müssen. Es gibt inzwischen sogar<br />

„Bescheideerklärer.“ Im Dezember 2011 waren 1,3 % der<br />

Bescheide in Baden-Württemberg fehlerhaft.<br />

Wie beurteilen Sie, dass die Leiharbeit und der<br />

Niedriglohnsektor so ausgeweitet wurden?<br />

Leibe: Beide Bereiche sollten Menschen mit geringen<br />

Qualifikationen eine Beschäftigung ermöglichen. Arbeitssuchende<br />

sollten ihre Fähigkeiten ausprobieren und neues<br />

Selbstvertrauen gewinnen. Arbeitgeber können Arbeitnehmer<br />

testen und, wenn es gut geht, sie in eine Dauerbeschäftigung<br />

übernehmen. Leiharbeit wurde bei vielen<br />

Menschen leider zum Dauerzustand. Um Arbeitgeber<br />

zu motivieren, übernimmt das Jobcenter befristet bis zu<br />

30 % der Lohnkosten. Erst bei der dauerhaften Anstellung<br />

erfahren Arbeitgeber die erwerbsbezogene Vorgeschichte.<br />

Leiharbeit und Niedriglohnangebote sind nur sinnvoll<br />

als Zwischenschritte auf dem Weg in eine sozialversicherungspflichtige<br />

Dauerbeschäftigung.<br />

Wie beurteilen Sie die<br />

Rente mit 67? Ist das<br />

geeignet, Arbeitslosigkeit<br />

zu verringern?<br />

Leibe: Grundsätzlich halte<br />

ich es für möglich und sinnvoll,<br />

dass Menschen bis 67<br />

arbeiten. Allerdings muss<br />

man unterscheiden zwischen<br />

Lehrern, körperlich schwer<br />

Arbeitenden und Verwaltungsmitarbeitern.<br />

Wie beurteilen Sie den Mindestlohn angesichts der<br />

Ausweitung von Leiharbeit und Niedriglohnsektor?<br />

Leibe: Ein Mindesteinkommen von 8,00 bis 8,50 €<br />

ist nötig, um nicht auf staatliche Transferleistungen<br />

angewiesen zu sein.<br />

Gibt es noch Ein-Euro-Jobs?<br />

Leibe: Es gibt kaum noch Menschen, die neu solch einen<br />

Job bekommen. Es ist auch nicht sinnvoll, wenn jemand<br />

zum zehnten Mal für neun Monate den Friedhof kehren<br />

darf.<br />

Ist das Modell des „Unbedingtes Grundeinkommens“<br />

eine Möglichkeit, eine umfassende und menschenwürdige<br />

soziale Absicherung zu erreichen?<br />

Leibe: Ich halte dies Modell nicht für gut. Die Gesellschaft<br />

lebt von Leistung und Gegenleistung. Trägt es unsere<br />

Gesellschaft, wenn einer nur sein unbedingtes Grundeinkommen<br />

ausgibt und der andere gegen Bezahlung etwa<br />

gleichviel verdient? Götz Werner spricht selber von einer<br />

Vision, die gesellschaftliche Diskussionen beflügeln kann.<br />

Auch die Erwartungen an die Flexibilität steigen.<br />

Wie sehen Sie die Zukunft der Arbeit?<br />

Leibe: In der jüngeren Generation sind kurze Auslandsaufenthalte<br />

verbreitet. Viele Betriebe erwarten Flexibilität,<br />

und viele Arbeitnehmer leben sie auch. Ist da die Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf wirklich gewollt oder geht<br />

es nur darum, Geld zu verdienen?<br />

Wissenschaftler prognostizieren, dass die Arbeitswelt in<br />

immer kleinere Tätigkeiten zerlegt und Dauerarbeitsplätze<br />

eher die Ausnahme darstellen werden. Andererseits<br />

könnte der Fachkräftemangel Unternehmen nötigen,<br />

stärker auf die persönlichen Belange von Arbeitnehmern<br />

eingehen zu müssen, um überhaupt noch Arbeitskräfte<br />

zu bekommen.<br />

Das Gespräch führten Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer<br />

und Anita Gröh<br />

Quelle: Regionaldirektion für Arbeit Baden-Württemberg<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

2 5


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

„Lady, du bist solch eine Schönheit!“<br />

Vom verhängnisvollen Flirt mit der <strong>Freiheit</strong><br />

DAVID DENGLER<br />

Majestätisch thront sie vor der Küste New<br />

Yorks. Die Statue of Liberty. Das Symbol der<br />

<strong>Freiheit</strong> schlechthin. In der linken Hand hält sie<br />

eine Tafel mit dem Datum der amerikanischen<br />

Unabhängigkeitserklärung. Seit ihrer Einweihung<br />

vor knapp 130 Jahren gehört sie zu den<br />

imposantesten Statuen der Welt.<br />

Kein Wunder also, dass diese Statue schon<br />

unzählige Menschen in ihren Bann gezogen<br />

hat <strong>–</strong> wie auch den griechischen Einwanderer,<br />

der bei ihrem Anblick fasziniert ausgerufen<br />

haben soll: „Lady, du bist solch eine Schönheit!“<br />

Die <strong>Freiheit</strong> <strong>–</strong> in der Tat ein wunderbares Gut.<br />

Ein Gut, das sich die Menschen der westlichen<br />

Welt jahrhundertelang mühsam erarbeiten<br />

mussten und das schließlich im Schmelztiegel<br />

der Aufklärung sorgsam geläutert wurde.<br />

Die <strong>Freiheit</strong> <strong>–</strong> allerdings auch ein gefährdetes<br />

Gut. Ein Gut, das in den letzten Jahrzehnten<br />

immer wieder leichtfertig aufs Spiel gesetzt<br />

und durch wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />

Zwänge ernsthaft bedroht wurde.<br />

Wie ist es um unsere <strong>Freiheit</strong> bestellt?<br />

Ist <strong>Freiheit</strong> tatsächlich „das einzige, was zählt“,<br />

so wie Marius Müller-Westernhagen singt?<br />

Sind wir wirklich so frei wie wir glauben und<br />

wie es uns allenthalben suggeriert wird?<br />

Oder hat uns der Flirt mit der schönen Lady<br />

gar in eine neue Abhängigkeit geführt?<br />

Werfen wir einen Blick in den Römerbrief,<br />

so mutet uns die dort beschriebene Situation<br />

zunächst wie ein drastischer Gegenentwurf zu<br />

unserer modernen Gesellschaft an. Im siebten<br />

Kapitel des Römerbriefes ist nämlich nicht von<br />

<strong>Freiheit</strong> und Unabhängigkeit die Rede, sondern<br />

von Gefangenschaft und Knechtschaft. „Ich bin<br />

gefangen im Gesetz der Sünde“, so beschreibt<br />

Paulus ohne Umschweife seine Situation. Und<br />

wenig später fügt er hinzu, dass alle Schöpfung<br />

der „Knechtschaft der Vergänglichkeit“ unterworfen<br />

sei.<br />

Drastisch <strong>–</strong> leider aber auch realistisch. Gerade<br />

auch im 21. Jahrhundert. Denn wir alle kennen<br />

diese Unfreiheit, die Paulus mit seinem Ausruf<br />

aus Römer 7 so prägnant auf den Punkt bringt:<br />

„Ich tue nicht, was ich will <strong>–</strong> sondern was<br />

ich hasse, das tue ich!“ Wir kennen dieses<br />

Dilemma: Wenn wir doch nur tun könnten,<br />

was wir wollten. Wenn es uns doch nur<br />

möglich wäre, uns wirklich frei zu entscheiden.<br />

Doch stattdessen kämpfen wir immer wieder<br />

mit unseren alten Lastern und Verhaltensweisen,<br />

die wir eigentlich schon längst hinter uns lassen<br />

wollten. Und das <strong>–</strong> mittlerweile schon sprichwörtlich<br />

gewordene <strong>–</strong> „schwache Fleisch“<br />

scheint unserem willigen Geist da immer wieder<br />

einen Strich durch die Rechnung zu machen.<br />

Ist wahre <strong>Freiheit</strong> nur Illusion?<br />

Jean-Jacques Rousseau hat einmal treffend<br />

formuliert: „Die <strong>Freiheit</strong> des Menschen liegt<br />

nicht darin, dass er tun kann, was er will,<br />

sondern dass er nicht tun muss, was er nicht<br />

will.“ Nicht tun zu müssen, was wir nicht<br />

wollen <strong>–</strong> das wäre in der Tat ein erster Schritt<br />

hin zu einer wahren <strong>Freiheit</strong>. Aber: Gibt es<br />

solch eine <strong>Freiheit</strong> überhaupt? Oder ist diese<br />

wahre <strong>Freiheit</strong> nur Illusion? Ist die schöne<br />

Lady womöglich nur eine Sirene, die mit ihrem<br />

betörenden Aussehen all ihre Verehrer in die<br />

Irre führt?<br />

Zum Glück lässt Paulus uns mit diesem<br />

Dilemma nicht allein. Denn er weiß nicht<br />

nur von Gefangenschaft, sondern auch von<br />

<strong>Freiheit</strong> zu berichten.<br />

Allerdings: Dabei handelt es sich um eine<br />

<strong>Freiheit</strong>, die so ganz anders ist, als wir sie<br />

uns vorstellen. Denn die <strong>Freiheit</strong>, die Paulus<br />

beschreibt, hat nichts mit Unabhängigkeit<br />

zu tun <strong>–</strong> ganz im Gegenteil. Wahre <strong>Freiheit</strong><br />

2 6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


edeutet für Paulus Abhängigkeit. Wahre<br />

<strong>Freiheit</strong> bedeutet Dienst. Wahre <strong>Freiheit</strong><br />

bedeutet Knechtschaft. „Ihr seid Gottes Knechte<br />

geworden“, so schreibt es Paulus in Römer 6<br />

an diejenigen, die sich in ihrem Glauben in<br />

einer grenzenlosen und unabhängigen <strong>Freiheit</strong><br />

wähnten. Solch eine <strong>Freiheit</strong> gibt es nicht,<br />

betont er immer wieder. Wir können nicht<br />

wählen, ob wir Knechte sein wollen oder<br />

nicht <strong>–</strong> diese <strong>Wahl</strong>freiheit haben wir nicht.<br />

Allerdings: Wir können wählen, wessen<br />

Knechte wir sein wollen. „Wisst ihr“, so<br />

schreibt Paulus weiter, „wem ihr euch zu<br />

Knechten macht, dessen Knechte seid ihr“.<br />

Wir haben also die <strong>Freiheit</strong>, unseren Herrn<br />

zu wählen <strong>–</strong> darin besteht die wahre <strong>Freiheit</strong><br />

der Kinder Gottes. Sie besteht nicht darin,<br />

unabhängig zu sein. Sondern sie besteht darin,<br />

dem richtigen Herrn zu dienen.<br />

Der Theologe Hans-Joachim Eckstein hat dies<br />

einmal sehr eindrücklich formuliert. Er schreibt:<br />

„Frei! Wenn ich nicht mehr unter dem Gesetz<br />

bin, sondern unter der Gnade, kann ich endlich<br />

tun und lassen <strong>–</strong> was Christus will.“ Das ist<br />

der erste Schritt hin zur einer wahren <strong>Freiheit</strong>:<br />

abhängig zu sein von der Gnade <strong>–</strong> und deswegen<br />

nicht mehr tun müssen, was ich nicht will,<br />

sondern das tun können, was Christus will.<br />

Die schwierigste<br />

<strong>Wahl</strong> meines<br />

Lebens …<br />

Konfirmandinnen und Konfirmanden<br />

aus Steinenkirch<br />

„Auf welche Schule gehe ich?“<br />

„Wo soll ich mein Praktikum machen?“<br />

„Welches Haustier schaffen wir uns an?“<br />

„Was wünsche ich mir zu Weihnachten?“<br />

„In welchen Verein gehe ich?“<br />

„PS 3 oder X-Box?“<br />

Ist <strong>Freiheit</strong> grenzenlos?<br />

Gibt es die grenzenlose <strong>Freiheit</strong>, die Reinhard<br />

Mey besingt, tatsächlich nur über den Wolken,<br />

bei Gott? Nein, nicht einmal da. Denn nicht<br />

einmal Gott kennt unabhängige und grenzenlose<br />

<strong>Freiheit</strong>. Sondern selbst er hat sich in seiner<br />

<strong>Freiheit</strong> begrenzt <strong>–</strong> freiwillig. Er hat seine <strong>Freiheit</strong><br />

aufgegeben um unseretwillen. Er selbst nahm<br />

Knechtsgestalt an und begrenzte sich auf den<br />

Einen, auf Jesus Christus, und wurde dadurch<br />

unser aller Knecht.<br />

Wie ist es um unsere <strong>Freiheit</strong> bestellt? Offensichtlich<br />

scheint dies nicht die richtige Frage zu<br />

sein, denn <strong>Freiheit</strong> ist immer nur in Abhängigkeit<br />

zu haben. Die Frage ist nicht, ob wir abhängig<br />

sind <strong>–</strong> sondern die Frage ist, von wem wir<br />

abhängig sind. Bändeln wir mit der schönen<br />

Lady an oder dienen wir Jesus Christus?<br />

David Dengler ist Pfarrer<br />

zur Dienstaushilfe<br />

bei der Dekanin<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

2 7


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Es kommt auf das Hören an<br />

Interview mit „Mister Ehrenamt“ Hans-Martin Härter<br />

GÜNTHER ALIUS<br />

Hans-Martin Härter ist Referent für<br />

Kirchengemeinderatsarbeit und<br />

Ehrenamt im Evangelischen Bildungszentrum<br />

Haus Birkach und begleitete<br />

von 2010 bis 2013 das Projekt<br />

„Ehrenamt fördern mit System“ im<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong>.<br />

Was hatten Sie selbst für<br />

Erwartungen, als Sie vor drei<br />

Jahren angesprochen wurden, einen ganzen<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong> auf dem Weg der Ehrenamtsförderung<br />

zu begleiten?<br />

Ich hatte die Erwartung, dass zwei, drei, maximal fünf<br />

Projekte zustande kommen und dass diese Projekte in<br />

einem intensiven Austausch sich sozusagen gegenseitig<br />

befruchten. Aber ich habe nicht die Vorstellung gehabt,<br />

dass es einen ganzen Bezirk erfassen könnte. Die Erwartung<br />

war eher, dass die Projekte intensiv begleitet werden<br />

und in regelmäßigem Austausch stehen. Das hat sich<br />

zwar nur ansatzweise realisieren lassen, da die Gleichzeitigkeit<br />

nicht gegeben war. Die Projekte sind zu völlig<br />

unterschiedlichen Zeiten und mit unterschiedlichen<br />

Themen gestartet, was die Sache sehr komplex und<br />

andererseits auch anregend gemacht hat.<br />

Tag des Ehrenamtes in <strong>Geislingen</strong><br />

Sind Sie von etwas überrascht worden bei dem<br />

Projekt „Ehrenamt fördern mit System“?<br />

Ich bin überrascht worden von der Klarheit, mit der der<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong> hinter diesem Projekt stand. Das habe ich<br />

so noch selten erlebt, dass ein <strong>Kirchenbezirk</strong>, vertreten<br />

durch die Dekanin und den Vorsitzenden, sich so klar<br />

auch persönlich hinter ein Projekt stellt und es umfassend<br />

unterstützt. Überraschend war auch die Resonanz aus<br />

den Gemeinden und Einrichtungen und das Interesse,<br />

etwas bewegen zu wollen in Sachen Ehrenamtsförderung.<br />

Hans-Martin Härter<br />

spielt sich ab, wenn Ehrenamtliche zu uns kommen und<br />

sich engagieren möchten? Wie ist es, wenn Ehrenamtliche<br />

ausscheiden oder ausscheiden wollen? Was können wir<br />

als PfarrerInnen und Kirchengemeinderatsgremien tun,<br />

damit Ehrenamtliche mit Freude ihren Dienst tun? Hier<br />

zeigt sich, dass da mehr Reflexion vorhanden ist mit<br />

der Folge, dass an verschiedenen Stellen die Arbeit weiterentwickelt<br />

und klarer strukturiert wurde.<br />

Wo sehen Sie noch Potential bei der<br />

Ehrenamtsförderung in der Kirche?<br />

Ich sehe Potenzial vor allem darin, wenn Gemeinden<br />

tatsächlich das Risiko eingehen, sich zu öffnen. Wenn<br />

sie Räume aufmachen und das Gespräch suchen mit<br />

Menschen, die noch nicht tätig sind und deren Ideen sie<br />

noch nicht kennen, dann können sie Menschen erreichen,<br />

die vielleicht auch eine gewisse Distanz zur Kirche haben,<br />

aber doch bestimmte Erwartungen, die momentan noch<br />

nicht zum Zuge kommen. Räume zu öffnen und Möglichkeiten<br />

zur Gestaltung zu bieten, da sehe ich große<br />

Chancen und da sind die Kirchengemeinden in einer vergleichsweise<br />

guten Position, weil sie überall Räume haben,<br />

weil sie Personal haben, weil die Bekanntheit da ist.<br />

Worauf kommt es bei der Ehrenamtsförderung<br />

zentral an?<br />

Bei der Ehrenamtsförderung kommt es auf das Hören an.<br />

Dort wo Leitende in Kirchengemeinden bereit sind, auf<br />

Ehrenamtliche zu hören, sie mit ihren Bedürfnissen und<br />

Interessen bewusst ernst zu nehmen, erschließen sich<br />

häufig interessante neue Wege in eine Richtung, die sie<br />

nicht alleine vorherbestimmen können. Wir müssen<br />

lernen, uns auch ein Stück weit leiten zu lassen von<br />

Ehrenamtlichen.<br />

An welchem Punkt müssen wir unsere Einstellung<br />

verändern?<br />

Ich glaube, wir müssen lernen, dass Menschen gerne<br />

beteiligt werden wollen. Sie wollen gerne Verantwortung<br />

übernehmen und einen eigenen Gestaltungsfreiraum<br />

haben. Den müssen wir ihnen zur Verfügung stellen,<br />

auch wenn es teilweise vielleicht nicht in unser Konzept<br />

passt. Wir müssen an verschiedenen Stellen großzügiger,<br />

ein Stück flexibler werden.<br />

Gibt es ein einfaches Rezept zur Gewinnung von<br />

Ehrenamtlichen?<br />

Das einfachste Rezept ist es, über erfolgreiche Arbeit mit<br />

Ehrenamtlichen zu berichten. Gutes zieht Gutes an.<br />

Haben Sie Entwicklungen in den Gemeinden<br />

feststellen können?<br />

Ich glaube, dass die Gemeinden bewusster und sensibler<br />

an das Thema Ehrenamt herangehen und dass insbesondere<br />

vielen Leitungsgremien deutlicher geworden ist, dass<br />

sie hier eine elementar wichtige Aufgabe haben. Was<br />

Das Gespräch führte<br />

Günther Alius<br />

2 8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


Pfarrplan <strong>–</strong><br />

<strong>Wahl</strong> zwischen Pest und Cholera?<br />

DEKANIN GERLINDE HÜHN<br />

Wenn die Gemeinden oder <strong>Kirchenbezirk</strong>e nichts mehr<br />

mit dem Pfarrplan zu tun haben wollten, dann würde das<br />

ja nicht bedeuten, dass vom o.g. Ziel abgewichen werden<br />

könnte, sondern nur, dass da Maßnahmen von außen<br />

vorgegeben würden, ohne Beteiligung der Gemeinden.<br />

Die Protestrufe, die dann ertönten, lassen sich vorstellen:<br />

„Undemokratisch! Warum hört man nicht auf den Sachverstand<br />

vor Ort!“ Überall werden Transparenz und Bürgerbeteiligung<br />

verlangt, wenn sie aber ermöglicht werden,<br />

dann machen sie zu viel Arbeit! Ein Selbstwiderspruch!<br />

Auf einer Tagung für Kirchengemeinderäte<br />

stellte ein Kirchengemeinderat<br />

die Forderung<br />

auf, man solle den<br />

Pfarrplan abschaffen.<br />

In einem anderen <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

hat die Bezirkssynode<br />

erklärt, sie wolle mit dem<br />

Pfarrplan künftig nichts mehr<br />

zu tun haben: „Wir können uns nicht vorstellen, dass in<br />

jeder <strong>Wahl</strong>periode neu eine Kürzungsrunde in dieser Form<br />

und Methodik durchgeführt wird. Mit einer solchen Aussicht<br />

wird es schwer möglich sein, dass Menschen sich<br />

bereitfinden, ehrenamtlich und verantwortungsvoll im<br />

Kirchengemeinderat mitzuarbeiten.“ Das sind vordergründig<br />

verstehbare Aussagen, aber eben nur vordergründig!<br />

Was ist die Alternative?<br />

Der Pfarrplan ist ja keine Veranstaltung, Gemeinden zu<br />

ärgern oder Pfarrer zusätzlich zu beschäftigen! Die Landeskirche<br />

berechnet in ihrer Personalstrukturplanung, wie viel<br />

Pfarrer und Pfarrerinnen sie künftig einstellen kann, und<br />

versucht, die zurückgehende Zahl der Gemeindeglieder<br />

und die damit zurückgehenden Einnahmen der Landeskirche<br />

zur Deckung zu bringen.<br />

Der Pfarrplan hat nun das Ziel, die Pfarrstellen dem<br />

zurückgehenden Personalbestand anzupassen. Sie sollen<br />

also in dem Maße, in dem die Gemeinden kleiner werden,<br />

zurückgebaut werden, und das unter der Beteiligung der<br />

Betroffenen. Er ist nicht dafür da, an dieser Haushaltsstelle<br />

Geld zu sparen, um es anderswo einzusetzen.<br />

Würde man die Zahl der Pfarrstellen nicht zurückfahren,<br />

entstünden immer mehr Vakaturen (da es ja künftig<br />

weniger Pfarrerinnen und Pfarrer geben würde, s.o.),<br />

und das würde voraussichtlich besonders die ländlichen<br />

Gebiete treffen.<br />

Mit anderen Worten: Was nützte es der Gemeinde,<br />

wenn sie zwar eine Pfarrstelle hätte, es aber nicht<br />

genügend Pfarrer gäbe, um sie alle zu besetzen?<br />

In jedem Pfarrplanprozess wird ein Ausschuss berufen,<br />

der die Möglichkeiten prüft, diese den Gemeinden vorstellt<br />

und begründete Gegenargumente aufnimmt, was<br />

tatsächlich schon mehrfach geschehen ist! Der <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

hat gerade den dritten Pfarrplanprozess („Pfarrplan<br />

2018“) hinter sich. Ab 2019 wird man über den vierten<br />

Durchgang („Pfarrplan 2024“) nachdenken müssen.<br />

Der <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> hat seit 1999 viele Gemeindeglieder<br />

verloren: von 31.593 auf 27.692 Evangelische,<br />

das sind 3.901 Gemeindeglieder weniger, also so viele wie<br />

zwei größere Gemeinden bzw. Pfarrstellen. Der Hauptgrund<br />

ist der demografische Wandel: 328 evangelischen<br />

Beerdigungen gab es in allen Gemeinden unseres <strong>Kirchenbezirk</strong>s<br />

im Jahr 2012. Das ist wesentlich höher als die<br />

Zahl der Taufen im Jahr 2012. Das waren 228.<br />

Haben die <strong>Kirchenbezirk</strong>e also keine <strong>Wahl</strong>?<br />

Nein, so ist es nicht. Die Vorschläge des Pfarrplanausschusses<br />

werden gemacht, solange die Pfarrstellen noch<br />

besetzt sind. Im <strong>Kirchenbezirk</strong> setzen sich die Kirchengemeinderäte<br />

in extern moderierten Prozessen mit den<br />

Vorgaben auseinander und suchen den bestmöglichen<br />

Weg. Und da gibt es <strong>Wahl</strong>möglichkeiten. Die Gemeinden<br />

der Kommune Bad Überkingen haben sich im 2. Pfarrplanprozess<br />

freiwillig(!) zu einer Gesamtkirchengemeinde<br />

zusammengeschlossen. Etwas das ihnen einige Jahre<br />

davor noch undenkbar erschienen ist.<br />

Bezirkssynode <strong>Geislingen</strong><br />

Landessynode<br />

Dekanin Hühn appelliert an die Gemeinden:<br />

Liebe Kirchengemeinderätinnen und -räte, nutzen Sie<br />

Ihre <strong>Wahl</strong>freiheiten und verhindern Sie nicht, mit einer<br />

rückwärts gerichteten Trauer, zu entdecken, wo Sie<br />

selber Einfluss nehmen können und den Prozess in Ihre<br />

Richtung mitlenken könnten.<br />

Es gibt durchaus Möglichkeiten, zu wählen und eine<br />

Lösung zu finden, die unter den gegebenen Umständen<br />

die relativ bessere ist.<br />

Das Amt des Kirchengemeinderats ist ein Leitungsamt.<br />

Und Leitung hat mit Strukturen und Prozessen zur Zielfindung<br />

zu tun. Es ist ein wichtiges Amt, das nicht<br />

unterschätzt werden darf. Es bedeutet Verantwortung<br />

für den künftigen Weg einer Gemeinde. Mitarbeit im<br />

Kirchengemeinderat ist eine Chance, zum Wohl der<br />

Kirchengemeinde und des <strong>Kirchenbezirk</strong>s mit zu<br />

entscheiden.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

2 9


Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

<strong>Kirchenbezirk</strong> hat Brot-Botschafterin!<br />

Die Geislingerin Anette Burkhardt ist Brot-Botschafterin im<br />

Evangelischen <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong><br />

ANETTE BURKHARDT<br />

Die Brot-Botschafter/innen<br />

machen das Anliegen von „Brot<br />

für die Welt“ in ihrer Region,<br />

insbesondere im kirchlichen<br />

Raum deutlich. Sie tragen Sorge, dass das Anliegen von<br />

Brot für die Welt nicht übersehen wird und an vielen<br />

Stellen im Ort präsent ist. Sie sind damit sozusagen<br />

„Anwalt des Südens" in ihrem Lebensraum. Hauptaufgabe<br />

ist die Vermittlung von Ideen und Materialien in den<br />

Gemeinden bei Festen und Aktionen.<br />

Anette Burkhardt, die Brot-Botschafterin im<br />

Geislinger <strong>Kirchenbezirk</strong>, schreibt über ihr Amt:<br />

Der Hunger in der Welt, die gerechte Verteilung der<br />

Ressourcen und der Einsatz für die Menschen in Armut<br />

gehen uns alle an. Es ist Zeit für ein neues Denken. Die<br />

alten Konzepte unseres Wirtschaftens und Konsumierens<br />

haben den Hunger nicht verringert, vielmehr noch vergrößert.<br />

Wir brauchen mehr Achtsamkeit für die Umwelt.<br />

Wir brauchen Rücksicht und Schutz für die Schwachen.<br />

Es gibt nur diese eine Welt <strong>–</strong> die gilt es zu bewahren<br />

und zu schützen. Deshalb habe ich mich nach einer<br />

persönlichen Begegnung mit Pfarrer Pilar Cabrera aus<br />

Guatemala, der sich dort unter Lebensbedrohung für die<br />

Rechte der indigenen Bevölkerung einsetzt, entschlossen,<br />

als Brot-Botschafterin für den <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong><br />

tätig zu werden.<br />

DISTRIKT ALB<br />

Deine Kinder schreien!<br />

25 Jahre im Kindergarten Aufhausen<br />

Es geht darum, die Projekte und entwicklungsbezogenen<br />

Ziele von Brot für die Welt bekannt zu machen. Ich will<br />

informieren über die Zusammenhänge zwischen dem<br />

Leben hier und der Armut in den südlichen Ländern,<br />

will aufzeigen, wie ein fairer Ausgleich zwischen „Nord“<br />

und „Süd“ gelingen und wie ein verantwortungsvoller<br />

Umgang mit vorhandenen Ressourcen aussehen kann.<br />

Viele Jahre war ich im Weltladen in <strong>Geislingen</strong> tätig und<br />

bin mit diesen globalen Themen gut vertraut. Als Glied<br />

der weltweit vertretenen Evangelisch-methodistischen<br />

Kirche möchte ich diese neue Aufgabe gerne konfessionsübergreifend<br />

angehen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit<br />

mit den Kirchengemeinden und den Schulen.<br />

Gerne bin ich bereit, in Gemeindekreise oder Konfirmanden-<br />

bzw. Schulklassen zu kommen.<br />

Kommen Sie auf mich zu.<br />

Kontakt: Anette Burkhardt,<br />

Tel. Büro tagsüber (07331) 64743<br />

oder 61061<br />

Begonnen hat alles mit einer Anfrage an die Kindergartenmutter.<br />

Es herrschte personeller Engpass, und die „Tante<br />

Ursula“ benötigte eine weitere Mitarbeiterin für den<br />

Kindergarten. So kam Annerose Wörz zu ihrer Aufgabe,<br />

zuerst mit einem befristeten Jahresvertrag, dann nach<br />

kurzer Pause unbefristet als Hausverwalterin und zeitweise<br />

als pädagogische Hilfskraft. Als die Anstellungsbedingungen<br />

für Zweitkräfte härter wurden, bekam sie vom<br />

Sozialministerium eine Sondergenehmigung. Inzwischen<br />

hat sie 25 Jahre die Arbeit im Kindergarten begleitet.<br />

„Wenn wir spazieren gehen, ruft es von überall her:<br />

‚Annerose‘ und mein Mann sagt dann: Du, deine Kinder<br />

schreien“, erzählt sie. So ist Annerose Wörz eine<br />

konstante Größe bei der Aufhausener Jugend, waren<br />

doch fast alle bei ihr im Kindergarten. Als Praktikanten<br />

kommen sie wieder und fragen enttäuscht: „Erkennst du<br />

mich wirklich nicht mehr?“ Seit September ist Enkelin<br />

Anja probeweise im Kindergarten. „Eigentlich wollte ich<br />

bis dahin aufhören“ sagt Annerose, „aber jetzt denke ich:<br />

Warum denn?“<br />

Es ist so ungemein praktisch, dass Annerose Wörz in der<br />

Nähe vom Kindergarten wohnt. Wenn es irgendwo<br />

klemmt, genügt ein Anruf und sie ist da. Seit Jahren ist<br />

sie als Hausverwalterin auch für die Reinigung im und<br />

ums Gebäude herum zuständig. Seit es die erweiterten<br />

Öffnungszeiten mit Mittagessen<br />

gibt, wirkt sie in der Küche. Kein<br />

Fest findet ohne ihre Mithilfe<br />

statt, kein Familiengottesdienst<br />

ohne Anneroses Unterstützung.<br />

Und wenn ein Handwerker<br />

außerhalb der Öffnungszeiten ins<br />

Gebäude will, weiß er, wohin er<br />

sich wenden muss. Kurzum: Kindergarten<br />

in Aufhausen ist ohne<br />

Annerose Wörz nicht vorstellbar.<br />

3 0 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


Veitskirche in Schalkstetten<br />

wieder schmucker Mittelpunkt des Dorfes<br />

Das Ergebnis war<br />

aller Mühe wert.<br />

Dank all den Handwerker<br />

und den vielen,<br />

die mit geplant<br />

und mitgedacht<br />

haben, die mit vereinten<br />

Kräften Hand<br />

angelegt und die<br />

mit zahlreichen ehrenamtlich geleisteten Stunden zum<br />

Gelingen beigetragen haben. Viele haben das Vorhaben<br />

großzügig mit Geld und Sachspenden unterstützt. Nun<br />

ist die Veitskirche wieder der Mittelpunkt des Gemeindelebens.<br />

Am 1. Advent 2012 wurde gefeiert: Zunächst<br />

mit einem schönen Festgottesdienst, bei dem Dekanin<br />

Gerlinde Hühn die Predigt hielt und der vom Posaunenchor<br />

Schalkstetten feierlich mitgestaltet wurde. Anschließend<br />

stießen im Gemeindehaus alle miteinander<br />

auf den gelungenen Abschluss der Außenrenovierung an.<br />

Eine Dokumentation der Bauarbeiten unter dem Psalmwort<br />

„Wohl denen die in deinem Hause wohnen“ regte<br />

zum Gespräch an und lud zum Verweilen ein.<br />

Wiedereinzug in die renovierte Türkheimer St. Vituskirche<br />

Nach zehn Monaten gründlicher Renovierung des<br />

Kirchenraums konnte die Kirchengemeinde Türkheim am<br />

4. Advent letzten Jahres wieder in ihr Gotteshaus einziehen.<br />

Dieses lang herbeigesehnte Ereignis wurde mit<br />

einem festlichen Gottesdienst begangen. Dekanin Hühn<br />

hielt die Predigt über das Adventslied „Macht hoch die<br />

Tür“, Posaunenchor und Orgel trugen musikalisch dazu<br />

bei, Freude und Dank für die gelungene Renovierung zum<br />

Ausdruck zu bringen. Beim anschließenden Stehempfang<br />

überbrachten die bürgerliche Gemeinde, die katholische<br />

Kirchengemeinde und die Kirchengemeinde Aufhausen<br />

ihre Grüße, Architektin Schneider berichtete über die<br />

Arbeiten und viele Dankesworte wurden ausgesprochen.<br />

Großzügige Spenden des Ortschaftsrates, der örtlichen<br />

Vereine und Unternehmen<br />

sowie vieler<br />

Einzelpersonen<br />

und nicht zuletzt<br />

die ehrenamtliche<br />

Arbeit vieler fleißiger<br />

Bauhelfer haben<br />

mit dazu beigetragen,<br />

dass die kleine<br />

Kirchengemeinde<br />

Türkheim diese<br />

große Aufgabe<br />

auch finanziell<br />

stemmen konnte.<br />

Außenrenovierung der Stubersheimer Kirche abgeschlossen<br />

Mit einem festlichen<br />

Dank-Gottesdienst<br />

ist die Außenrenovierung<br />

der Johanneskirche<br />

in Stubersheim<br />

abgeschlossen<br />

worden. Nach dem<br />

trockenen Sommer<br />

2002 zeigten sich<br />

im Bauwerk der Kirche Risse. Auch stellten die Fachleute<br />

Pilzbefall im Turm fest. Erneuert werden mussten auch<br />

die Stellbretter am Dach und die Schallläden. Die Sakristei<br />

bekam ein neues Dach. Weit leuchten auch die neuen<br />

Zifferblätter der Kirchturmuhr. Im Dank-Gottesdienst für<br />

die gelungene Renovierung predigte Dekanin Gerlinde<br />

Hühn über Johannes, den Namensgeber der Kirche.<br />

v.l.n.r. Kirchengemeinderäte Achim Renner, Walter Maurer,<br />

Kirchenpflegerin Silke Neumann, Dekanin Gerlinde Hühn,<br />

Pfarrerin Edeltraud Meyer und Ortsvorsteher Bernd Wachter<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

3 1


3 2Aus den Distrikten<br />

DISTRIKT ALB<br />

Steinenkirch freut sich über die neue Pfarrerin<br />

Nachdem im Juli letzten Jahres die langjährige Pfarrerin<br />

Ingeborg Brüning in ihren vorzeitigen Ruhestand verabschiedet<br />

wurde, wählte der Kirchengemeinderat noch im<br />

selben Monat ihre Nachfolgerin, Pfarrerin Gabriele Renz.<br />

Allerdings konnte Pfarrerin Renz ihren Dienst nicht sofort<br />

antreten, weil zunächst noch das Steinenkircher Pfarrhaus<br />

renoviert werden musste. So kam es, dass von September<br />

2012 bis April 2013 Pfarrer z. A. David Dengler die pfarr-<br />

DISTRIKT GEISLINGEN<br />

Apfelsaft statt Atomkraft!<br />

In der Markusgemeinde Altenstadt<br />

nimmt eine Idee Gestalt an<br />

amtliche Vertretung in Steinenkirch<br />

versah. Doch seit wenigen<br />

Wochen ist Pfarrerin Renz nun<br />

im Amt. Am 1. Juni hatte sie<br />

ihren offiziellen Dienstbeginn in<br />

Steinenkirch, und am 9. Juni<br />

wurde sie in einem Festgottesdienst in der Ulrichskirche<br />

von Dekanin Gerlinde Hühn investiert.<br />

Was können wir tun, um der<br />

Umwelt und unserer Gesellschaft<br />

etwas Gutes zu tun? Klar,<br />

Energiemanagement, Energiesparmaßnahmen,<br />

Raumtemperatur senken …<br />

Darauf lag bisher der Schwerpunkt der Umweltarbeit<br />

„Grüner Gockel“ in unserer Gemeinde. Aber wie kann<br />

man die Gemeindeglieder noch aktiver einbeziehen und<br />

dabei auch noch ein echtes Gemeinschaftserlebnis haben,<br />

Spaß für Groß und Klein, Alt und Jung?<br />

Im Herbst kam uns die zündende Idee: „Wir machen<br />

Strom aus Äpfeln und Birnen!“ Immer, wenn wir inzwischen<br />

diese Idee äußern, dann kommt die neugierige<br />

Rückfrage: „Wie soll das denn funktionieren?“ Oder<br />

aber ein wenig entrüstet: „Das gute Obst ist doch viel<br />

zu schade!“<br />

Viel zu schade, stimmt, dachten wir. Überall hängen im<br />

Herbst die Bäume voller Äpfel und Birnen und niemand<br />

erntet das Obst. „Was man da für einen leckeren Saft draus<br />

machen könnte“, haben wir uns da gedacht. Ökologisch,<br />

regional, gesund …, wer würde den nicht gerne trinken.<br />

Die Idee ist einfach: Wir sammeln das Obst von den<br />

Bäumen, die man uns zur Verfügung stellt. Das Obst wird<br />

gepresst und der Saft in Schläuchen „bag in box“ abgefüllt.<br />

Der Saft wird verkauft und der Erlös wird nachhaltig<br />

in Wind- und Solarenergie angelegt. Das wäre das erste<br />

echte Energiegetränk (engl.: Energy drink), das diese<br />

Bezeichnung wirklich verdient. Apfelsaft statt Atomkraft!<br />

Damit aus dieser Idee aber Realität wird, braucht es findige<br />

Leute. Am besten viele verschiedene mit ganz unterschiedlichen<br />

Begabungen. Und im Herbst genügend Obst.<br />

Melden Sie sich doch, wenn Sie uns Ihre Äpfel- oder<br />

Birnenbäume überlassen wollen!<br />

Kontakt: Andreas Gun, Telefon: 07331/45261<br />

und Martin Breitling, Telefon: 07331/63757.<br />

Interessante Gesprächspartner auf dem<br />

„Bunten Sofa“ in der Pauluskirche<br />

Das bunte Sofa steht im Paulusgemeindezentrum und ist<br />

Mittelpunkt einer Veranstaltung der gleichnamigen Reihe.<br />

Auf dem „Bunten Sofa“ nehmen interessante Personen<br />

des öffentlichen Lebens Platz. Sie lassen sich befragen,<br />

und jedermann kann sie dadurch näher kennenlernen,<br />

um noch ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, woran<br />

man mit ihnen ist und wofür sie stehen. Zuletzt war<br />

Günther Alius, Bildungsreferent der Erwachsenenbildung<br />

im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> auf dem „Bunten Sofa“ zu<br />

Gast. Er blickt so auf den Veranstaltungsabend zurück:<br />

„Ich fand es eine gelungene Atmosphäre mit einer einfühlsamen<br />

Talkmasterin. Man hatte den Eindruck, hier<br />

interessiert nicht nur das<br />

Programm, das die Erwachsenenbildung<br />

macht, sondern der Mensch, der dahintersteckt,<br />

mit seinen Motiven, seinen Ideen und Prägungen.<br />

Schön war die Möglichkeit, intensiv mit dem Publikum<br />

ins Gespräch zu kommen. Schade, dass die Teilnehmerzahl<br />

an diesem Abend recht klein war. Aber das war der<br />

Offenheit des Gesprächs natürlich gar nicht abträglich.“<br />

Die nächste Veranstaltung in der Reihe „Buntes Sofa“ ist<br />

in der Pauluskirche in der Geislinger Hohenstaufenstraße<br />

am Dienstag, dem 8. Oktober um 19.30 Uhr mit dem<br />

Leiter der Stadtbücherei <strong>Geislingen</strong>, Benjamin Decker.<br />

Günther Alius<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


Der Kirchengemeinderat steuert Veränderungen<br />

Ein konkretes Beispiel in der Kirchengemeinde<br />

<strong>Geislingen</strong>-Altenstadt<br />

Die Kirchengemeinderats-<strong>Wahl</strong>en im Dezember werfen<br />

bereits ihre Schatten voraus. Neue Kandidatinnen und<br />

Kandidaten werden gesucht. In den Gesprächen mit<br />

potentiellen neuen Kandidaten taucht auch immer wieder<br />

die Frage auf, was alles zu den Aufgaben des Kirchengemeinderates<br />

gehört. In der Kirchengemeindeordnung<br />

(KGO) der Landeskirche steht „Kirchengemeinderat und<br />

Pfarrerinnen und Pfarrer leiten gemeinsam die Gemeinde“<br />

(§16 KGO). Dazu gehört im letzten Jahrzehnt zunehmend<br />

auch die Steuerung und Begleitung von Veränderungsprozessen<br />

in den Gemeinden. Exemplarisch soll dieser<br />

Artikel Einblick in einen solchen Prozess bieten.<br />

Aufgrund der demographischen Entwicklung sinken in<br />

fast allen Kirchengemeinden die Gemeindegliederzahlen.<br />

Die Folge davon sind geringere Einnahmen bei beinahe<br />

gleichbleibender Vielfalt der Aufgaben. Die Landeskirche<br />

hat daher die Kirchengemeinden aufgefordert, ihre<br />

Immobilien zu überprüfen.<br />

Der Altenstädter Kirchengemeinderat sucht gemeinsam<br />

mit dem verkleinerten Gesamtkirchengemeinderat die Antwort<br />

auf die Frage nach der Zukunft der Gemeinderäume.<br />

Aktuell dazu wird im Augenblick die weitere Nutzung<br />

des Jugendheimes Altenstadt geprüft. Hintergrund ist die<br />

notwendige Generalsanierung des Hauses.<br />

Wie schon bei der Fusion der Markus- und Martinsgemeinde<br />

ist es dem KGR auch in diesem Prozess wichtig,<br />

dass seine Entscheidungen transparent geschehen. Alle<br />

Beratungen zum Thema finden daher seit der Veröffentlichung<br />

der Fragestellung beim Mitarbeiterfest und bei<br />

einer Gemeindeversammlung in öffentlicher Beratung statt.<br />

Die Einladungen zu den Sitzungen sind rechtzeitig vorher<br />

in den beiden Kirchen ausgehängt. Die Protokolle sind<br />

jederzeit zu den Dienstzeiten der Sekretärin im Gemeindebüro<br />

einzusehen.<br />

An verschiedenen Stellen des Prozesses sind Beteiligungsmöglichkeiten<br />

für interessierte Gemeindeglieder eingeplant<br />

sowie im Gemeindebrief Informationen vorgesehen.<br />

Folgende Schritte gab es in diesem Prozess und sind<br />

weiterhin geplant:<br />

1. Bauberatung durch den Oberkirchenrat zu einer<br />

Grobschätzung der Kosten einer Generalsanierung.<br />

2. Erfassung der augenblicklichen Nutzung des Gebäudes<br />

und sich abzeichnender Veränderungen.<br />

3. Kirchengemeinderat sammelt Ideen, angeregt auch<br />

durch die Möglichkeit, Gemeinderäume in der unmittelbaren<br />

Umgebung der Martinskirche nutzen zu können.<br />

4. Aufnahme von Gesprächen zur Prüfung von<br />

Alternativen.<br />

5. Information der angestellten Mitarbeitenden zu<br />

den Überlegungen.<br />

6. Information zu den verschiedenen Überlegungen<br />

und Entwicklungen beim Mitarbeiterfest.<br />

7. Gemeindeversammlung mit Darstellung der<br />

Zusammenhänge.<br />

8. Aus der Gemeindeversammlung entstandene neue<br />

Vorschläge wurden mit dem Oberkirchenrat auf<br />

mögliche Umsetzung geprüft.<br />

9. Beauftragung von Machbarkeitsstudien, die eine Vergleichbarkeit<br />

unterschiedlicher Modelle gewährleisten,<br />

die zum Teil aus den Gesprächen im Kirchengemeinderat,<br />

zum Teil aus Anregungen aus der Gemeindeversammlung<br />

entstanden.<br />

10. Voraussichtliche Fertigstellung der Machbarkeitsstudien<br />

bis Sommer 2013, dann erneut Gemeindeversammlung<br />

zur Bekanntmachung und Einladung<br />

zum Gespräch darüber.<br />

11. Information über Ergebnisse im Gemeindebrief.<br />

12. Am Ende dieses Weges wird dann eine Entscheidung<br />

stehen, die der verkleinerte Gesamtkirchengemeinderat<br />

in Zusammenarbeit mit dem Altenstädter Kirchengemeinderat<br />

fällt.<br />

Gemeindeversammlung in <strong>Geislingen</strong>-Altenstadt<br />

Pfarrer Frank Esche, Pfarrerin Maren Pahl, Dekanin<br />

Gerlinde Hühn und Kirchenpflegerin Ulrike Glemser<br />

bei der Gemeindeversammlung<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 3


3 4Aus den Distrikten<br />

DISTRIKT GEISLINGEN<br />

Vier Tage auf Bachs und Luthers Spuren<br />

Die Geislinger Stadtkirchengemeinde<br />

veranstaltet<br />

mit Blick auf das<br />

Reformationsjubiläum<br />

eine Studien- und<br />

Begegnungsreise zu<br />

den Luther- und<br />

Bachgedenkstätten.<br />

Termin: 26. bis 29. Oktober 2013<br />

Preis: p. P. im DZ 300 €, EZ-Zuschlag 65 €.<br />

(Abweichungen je nach Zahl der Reisenden)<br />

Leistungen: Fahrt und Ausflüge im Fernreisebus mit<br />

erfahrenem Fahrer; Unterbringung im guten Mittelklasse-<br />

Hotel im Doppelzimmer mit Bad oder Dusche/WC,<br />

DISTRIKT OBERE FILS<br />

Frühstück, 1 x Abendessen am Anreisetag, örtliche,<br />

fachkundige Führungen in Arnstadt, Leipzig, Halle,<br />

Köthen und Eisenach, Informationsmaterial.<br />

Nicht enthalten: Trink- und Eintrittsgeld, Getränke,<br />

persönliche Ausgaben, evtl. Kraftstoffzuschlagserhöhung.<br />

Leitung: Pfarrer Dietrich Crüsemann, Stadtkirchengemeinde<br />

<strong>Geislingen</strong><br />

Veranstalter: Reise Mission, Telefon: 0341/308541-187,<br />

Änderung im Ablauf vorbehalten.<br />

Information und Anmeldung bis 31. Juli 2013 an<br />

Herrn Pfarrer Dietrich Crüsemann, Kirchplatz 2,<br />

73312 <strong>Geislingen</strong>, Telefon: 07331/42773,<br />

E-Mail: dietrich.cruesemann@elkw.de<br />

Kirchendach des Wiesensteiger Gemeindezentrums saniert<br />

Neue LED-Beleuchtung lässt Kirchenraum erstrahlen<br />

Am Anfang stand<br />

ein in die Jahre<br />

gekommenes<br />

Kirchendach,<br />

das zunehmend<br />

undicht wurde.<br />

Schnell beschloss<br />

der Kirchengemeinderat<br />

mit<br />

der Zustimmung des Oberkirchenrates, dass neben der<br />

notwendigen Sanierung des Kirchendaches auch die<br />

mangelnde Beleuchtung im Kirchenraum in Angriff<br />

genommen werden musste. In Zusammenarbeit mit<br />

einem Architekturbüro und einem Beleuchtungsplaner<br />

ist nun ein nicht nur ästhetisch schönes, sondern auch<br />

zukunftsweisendes und energiesparendes Ergebnis<br />

entstanden. Durch die Sanierung der Fassade mit einer<br />

entsprechenden Wärmedämmung ist eine deutlich<br />

geringere Heizkostenrechnung zu erwarten. Besonders<br />

freut es uns, dass mit der neuen Beleuchtung nicht nur<br />

die Helligkeit im Kirchenraum um ein Vielfaches erhöht<br />

werden konnte, sondern dass diese neue und modernste<br />

LED wesentlich sparsamer als die herkömmlichen Energiesparleuchtstoffröhren<br />

ist und damit für die Zukunft<br />

richtungsweisend ist. Mit einer Haltbarkeit von 50.000<br />

bis 100.000 Stunden sind diese Leuchten außerdem von<br />

der Umweltfreundlichkeit her kaum zu überbieten. So<br />

leistet die Kirchengemeinde einen weiteren Beitrag zum<br />

Umweltschutz und energieschonendem Verhalten, was<br />

dem Schöpfungsauftrag Gottes (Bebauen und Bewahren)<br />

entspricht. Diese neueste LED-Technik ist bisher wohl einzigartig<br />

in einem Kirchenraum. In die Gesamtarchitektur<br />

des Raumes passen sich die schlanken unauffälligen<br />

Leuchten zudem ganz wunderbar ein. Die Gottesdienstbesucher<br />

sind ganz begeistert. „Nun können wir jeden<br />

Buchstaben im Gesangbuch lesen!“<br />

Jubiläum: 10 Jahre Religionsunterricht für Erwachsene<br />

in Bad Überkingen<br />

Seit 2003 findet im Februar und März eines jeden Jahres<br />

der Glaubenskurs „Religionsunterricht für Erwachsene/<br />

Stufen des Lebens“ in Bad Überkingen statt. Zusammen<br />

mit der Kirchengemeinde <strong>Geislingen</strong>-Altenstadt wird der<br />

Kurs vorbereitet und durchgeführt. In den Kursen wird<br />

entdeckt, wie biblische Aussagen heute in unser Leben<br />

sprechen. Die Bodenbilder helfen, über eigene Lebensthemen<br />

nachzudenken, und spiegeln innere Prozesse. In<br />

diesem Jahr wurden unter dem Motto „Wenn der Wind<br />

darüber weht …“ die Erlebnisse des Volkes Israel nach<br />

der Befreiung aus Ägypten in der Wüste besprochen.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


Konzerte in der St. Gallus-Kirche<br />

Die Kirchengemeinde<br />

Bad Überkingen hat in<br />

den letzten Jahren einen<br />

deutlichen kirchenmusikalischen<br />

Schwerpunkt<br />

ausgebildet und ihn<br />

auch im letzten Jahr<br />

weiter gepflegt.<br />

Tälesgottesdienst im Distrikt<br />

Im vergangenen Herbst wirkte der Gospelchor „No<br />

distance“ in einem Gospelgottesdienst mit, der Organist<br />

Hans Martin Kröner spielte im Dezember zwei Orgelkonzerte<br />

und im Frühjahr fand eine geistliche Abendmusik<br />

mit der Sopranistin Gudrun Kohlruss und dem Klaviervirtuosen<br />

Andreas Kersten statt. Mehrere Konzerte und<br />

musikalische Gottesdienste finden jedes Jahr in der<br />

St. Gallus-Kirche in Bad Überkingen statt.<br />

Fünf Ortschaften, sechs Pfarrerinnen und Pfarrer, drei<br />

Chöre, ein Gottesdienst. Im März feierten die Tälesgemeinden<br />

in der Martinskirche in Gruibingen einen<br />

gemeinsamen Tälesgottesdienst mit Abendmahl. Unter<br />

das biblische Wort Jesu „Ich bin das Brot des Lebens“<br />

gestellt, drehte sich im Gottesdienst alles um das Brot<br />

und Lebensmittel.<br />

In einem kurzen Anspiel der Pfarrer über den „Wert der<br />

Lebensmittel“ bekamen die Gottesdienstbesucher eine alltägliche<br />

Situation präsentiert, wie wir als Gesellschaft mit<br />

Lebensmitteln umgehen, auf Vorrat einkaufen und oft<br />

auch diese verkommen lassen. Im Anschluss wurde in<br />

einer fünfteiligen Predigt das Thema von verschiedenen<br />

Blickwinkeln betrachtet. Ethischer Aspekt, Wertschätzung<br />

des Brotes, Geschichte der Manna-Vermehrung in der<br />

Wüste Sinai, Täglich Brot nach Martin Luthers Verständnis<br />

und Jesus als Brot des Lebens. Kurzweilig und eindrücklich<br />

predigten die Pfarrer/innen und wechselten<br />

sich auf der Kanzel ab. Gestaltet wurde der Gottesdienst<br />

von den versammelten Chören im Täle unter der musikalischen<br />

Leitung von Hans Martin Kröner.<br />

Fortbildung für Besuchsdienst in Gruibingen<br />

Seit Januar findet im Gruibinger Martinshaus eine Fortbildung<br />

für den Besuchsdienst der Gemeinden Gruibingen<br />

und Wiesensteig statt. Pfarrerin Margret Ehni und Pfarrer<br />

Volker Weiß bieten im Auftrag des <strong>Kirchenbezirk</strong>s und<br />

des Diakonievereins <strong>Geislingen</strong> für Interessierte eine fundierte<br />

und interessante Schulung an. Beim ersten Termin<br />

wurde zunächst über die Fortbildung informiert und so<br />

konnten sich die Teilnehmenden ein Bild davon machen,<br />

was sie erwartet. Der nächste Termin fand an einem<br />

Samstagvormittag statt. Wie bereite ich mich auf einen<br />

Besuch vor? Was geht in mir vor? Was nehme ich wahr?<br />

All das waren die Fragen, denen in einer intensiven<br />

Gruppenarbeit nachgegangen wurde. Selbst für erfahrene<br />

Besuchsdienstmitarbeiter war an der einen oder anderen<br />

Stelle noch einiges zu entdecken, zu überdenken oder<br />

umzusetzen. Eine solche Fortbildung ist eine gute<br />

Motivation und Unterstützung bei dieser wichtigen<br />

Aufgabe der Kirchengemeinde.<br />

Männervesper in Gruibingen<br />

Bei der Visitation des Distrikts Obere Fils im März 2013<br />

in Deggingen wurde festgestellt, dass Gruibingen als<br />

einzige Gemeinde im Distrikt eine aktive Männervespergruppe<br />

hat. Gegründet vor einigen Jahren vom damaligen<br />

Pfarrer Christian Keinath, Walter Kuhn und Rudolf Härle<br />

wuchs diese Männergruppe von vier auf stolze 30<br />

Männer und trifft sich einmal im Monat. Kulturelle<br />

Veranstaltungen, Weinproben, theologische Themen,<br />

Ausflüge und interessante Vorträge werden von Männern<br />

aus dem ganzen „Täle“ <strong>–</strong> ob evangelisch oder katholisch<br />

<strong>–</strong> sehr gerne besucht. Die beiden Organisatoren Kuhn<br />

und Härle kümmern sich engagiert um Termine,<br />

Referenten, Werbung und nicht zu vergessen <strong>–</strong> um das<br />

leckere Vesper.<br />

Informationen zu<br />

den einzelnen<br />

Terminen finden<br />

alle interessierten<br />

Männer im<br />

Distrikt Obere<br />

Fils auf<br />

www.gruibingenevangelisch.de.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 5


3 6Aus den Distrikten<br />

DISTRIKT OBERE FILS<br />

Christusgemeinde im Täle verabschiedet Pfarrer i.R.<br />

Karl Scheufele aus dem Leitungsteam der Dienstagsrunde<br />

„Seit vielen Jahren, Stunde um Stunde<br />

führt Karl Scheufele durch die Dienstagsrunde.<br />

Er lächelt leise, er lächelt knitz<br />

und aus den Augen blitzt der Witz.<br />

Sei’s Hefezopf, sei’s Osterlamm,<br />

es gibt nichts, was er nicht backen kann.<br />

Und mit Berliner am Dienstagsmorgen<br />

tut er die Damen im Pfarramt versorgen.<br />

Um eine Andacht ist er nie verlegen,<br />

er hat viele Ideen, manche recht verwegen.<br />

Die Dienstagsrunde,<br />

das sind Ausflüge, Vorträge, Lieder singen,<br />

die Leutchen auf andere Gedanken bringen.<br />

Ein tolles Team, ein klasse Programm,<br />

die schaffen was, und halten zusammen.<br />

Lange befürchtet <strong>–</strong> jetzt ist es soweit:<br />

Es endet die Karl-Scheufele-Zeit.<br />

Wir danken ihm sehr und ganz arg von Herzen!<br />

Diesen Abschied, den können wir kaum verschmerzen.<br />

Wir wünschen Gesundheit, wir wünschen Segen<br />

er möge sich halt gut halten und pflegen.<br />

Dazu gibt es zwei kleine Gaben.<br />

Karl Scheufele möge sich täglich dran laben.“<br />

Mit diesen Reimen, einem Geschenk und herzlicher<br />

Umarmung bedankten sich Ruth Erne und Pfarrerin<br />

Martina Rupp bei Pfarrer i. R. Karl Scheufele für über zehn<br />

Jahre tatkräftige Leitung der Dienstagsrunde. Das ist der<br />

Seniorenkreis, der einmal im Monat am Dienstagnachmittag<br />

im Gemeindehaus Deggingen-Bad Ditzenbach<br />

zusammenkommt. Geistreich und liebenswürdig hat Karl<br />

Scheufele es verstanden, die Besucherinnen und Besucher<br />

der Dienstagsrunde anzusprechen. Er war Seelsorger,<br />

Moderator und Organisator zugleich. Kurz nach seinem<br />

84. Geburtstag machte Pfarrer Scheufele nun ernst mit<br />

seinem Vorhaben, etwas kürzer zu treten und hat zum<br />

Jahreswechsel die Leitung des Seniorenkreises abgegeben.<br />

Zweiter von links Pfarrer i.R. Karl Scheufele<br />

Gottesdienste im Grünen verbindet<br />

die Gesamtkirchengemeinde<br />

Eine Besonderheit der Gesamtkirchengemeinde Bad Überkingen<br />

sind die vielen Gottesdienste im Grünen. Vier<br />

Gottesdienste im Grünen finden im Jahr statt, jeweils<br />

einer auf dem Gebiet einer Teilkirchengemeinde.<br />

Sie werden von Gemeindegliedern der ganzen Gesamtkirchengemeinde<br />

mitgefeiert.<br />

Der Gottesdienst in Hausen auf dem Gärtlesacker, einem<br />

Grundstück von Kirchengemeinderat Bernd Britzelmayer,<br />

wird besonders gut angenommen. Auf diesem Grundstück<br />

ist ein Holzkreuz aufgestellt.<br />

„Komm mit, wir suchen einen Schatz!“<br />

Unter diesem Motto erlebten fast 30 Kinder tolle Kinderbibeltage<br />

in Wiesensteig. „Emma Goldzahn“ suchte nach<br />

dem legendären Wiesensteiger Schatz, wurde aber vom<br />

alten Petrus auf biblische Schätze hingewiesen. Für Jesus<br />

ist jedes Kind ein echter Schatz. Er will auch im Leben der<br />

Kinder ein Schatz sein, der nicht vergeht wie Schätze, die<br />

wir uns machen, etwa wie ein tolles Mountainbike.<br />

Nach der Erzählung vom Schatz im Acker machten sich<br />

die kleinen Entdecker am Samstag daran, selbst einen<br />

Schatz zu verstecken und gewisse Spuren zu legen, damit<br />

nachmittags die andere Gruppe die Chance hatte, den<br />

Schatz zu finden.<br />

Am Sonntag feierte die ganze Gemeinde einen Familiengottesdienst,<br />

bei dem ohne die stimmgewaltigen Kinder<br />

die Lieder kaum zu singen gewesen wären. Die Schatzgeschichte<br />

wurde weitererzählt, und nachher konnte<br />

jeder auch einen Schatz mit nach Haus nehmen.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


Historientafel in der Gruibinger Martinskirche<br />

In der Martinskirche in Gruibingen befindet sich seit<br />

einiger Zeit eine neue Historientafel. Gestaltet wurde sie<br />

von der Grafikdesignerin Katja Bode aus Friedrichshafen<br />

gemeinsam mit dem Kreisarchäologen Dr. Reinhard<br />

Rademacher aus Göppingen. Mit Fotos aus der Zeit, als<br />

die Ausgrabungen in der Kirche gemacht wurden (1974)<br />

und Zeichnungen der ehemaligen Bauten wird nun die<br />

Geschichte der Martinskirche für Besucher und Interessierte<br />

anschaulich gemacht. Im oberen und unteren<br />

Bereich der Tafel befindet sich der Text<br />

des Gebets „Jesu-Vaterunser“ in althochdeutscher<br />

Sprache aus dem Weißenburger<br />

Katechismus aus dem 9. Jahrhundert.<br />

Die dazugehörigen Exponate befinden<br />

sich in der Vitrine im Eingangsbereich.<br />

Die Martinskirche ist sonntags bis zum Einbruch<br />

der Dunkelheit und nach vorheriger<br />

Anmeldung geöffnet.<br />

Jede und jeder Einzelne zählt<br />

Gruibingen geht mit Fragebogen neuen Weg zum Ehrenamt.<br />

Eine ganz wesentliche Säule des Gemeindelebens<br />

ist das Engagement der Gemeindeglieder selbst. Kreative<br />

Köpfe und helfende Hände sind das Salz, das eine<br />

Gemeinde zur Weiterentwicklung braucht. Nach kurzer<br />

Diskussion entschlossen sich Pfarrerin Magdalena Smetana<br />

und der Kirchengemeinderat, mit einem Fragebogen unter<br />

den rund 600 Gruibinger evangelischen Haushalten auf<br />

Potenzialsuche zu gehen und zu versuchen, bisher verborgene<br />

Schätze zu finden. Ein Experiment mit ungewissem<br />

Ausgang. Gestartet wurde die Aktion mit dem Gemeindebrief<br />

im Dezember 2012. Während Statistikfreaks in Rücklaufquoten<br />

denken, haben wir vorrangig den einzelnen<br />

zurückgegebenen Fragebogen gesehen und waren hocherfreut<br />

über zahlreiche und sehr interessante Angebote:<br />

Gespräche führen, Besuche machen, Kuchen backen, Feste<br />

organisieren, Austragen von Schriften, Abkündigungen<br />

vorlesen, aber auch begeisterte Fotografen, biblische<br />

Köche, Künstlerinnen und Handwerker waren neu im<br />

Angebot. Besonders erwähnenswert ist vor allem, dass es<br />

gelungen ist, auch Gemeindeglieder anzusprechen und zu<br />

aktivieren, die sich bisher gegenüber der Kirchengemeinde<br />

eher zurückhaltend verhalten<br />

haben. Ein Experiment<br />

also, das sich für<br />

die Gruibinger Kirchengemeinde<br />

gelohnt hat!<br />

Wer den Einsatz eines<br />

Fragebogens in seiner<br />

Kirchengemeinde ebenfalls<br />

wagen möchte, darf gerne<br />

im Gruibinger Pfarramt<br />

(Tel. 07335/5200) anrufen<br />

und sich über unsere<br />

Erfahrungen informieren.<br />

Konzert in der St. Peter- und<br />

Paulskirche in Unterböhringen<br />

„Konzert in der Kirche“ ist der Abend umschrieben,<br />

der zum Zuhören und zum Nachdenken einlädt. Kein<br />

typisches Konzert in der Passionszeit, sondern mit Liedern<br />

wie: „Sag, ‚Ja‘ zum Leben“ oder „Der Schlüssel zum<br />

Glück“ oder „Von fern klingt leise eine Melodie.“<br />

Das Chorprojekt wurde von Dirigentin Ursula Beyer-Kiefer<br />

vom Männerchor des TV Unterböhringen und der Chorleiterin<br />

Heidi Stehle vom Kirchenchor Unterböhringen<br />

musikalisch geleitet.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 7


Aus den Distrikten<br />

DISTRIKT OBERE FILS<br />

Kinderchor begeistert mit Musical Jona<br />

Das Wiesensteiger Gemeindezentrum war bis zum letzten<br />

Platz besetzt. Alle waren begeistert, als sie nach eineinhalb<br />

Stunden kräftig dem Kinderchor applaudierten.<br />

32 Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 15 Jahren<br />

aus den Kirchengemeinden <strong>Geislingen</strong>, Wiesensteig und<br />

Umgebung gestalteten unter der hoch engagierten Leitung<br />

von Angela Sieg das Musical Jona. „Eine Geschichte, in<br />

der Stolz, <strong>Freiheit</strong> und Gnade vorkommen und jede<br />

Menge Abenteuer“ so stand treffend in der Einladung<br />

für das Musical.<br />

Die Jungen und Mädchen überzeugten nicht nur durch<br />

hörbare Singfreude und dem sichtbaren Enthusiasmus,<br />

sondern darüber hinaus durch schauspielerisches Talent.<br />

Melodische, zweistimmige Lieder wurden durch kleine<br />

Theaterszenen ergänzt, so dass alle Zuhörer und<br />

Zuschauer in die Jona-Geschichte mit hineingenommen<br />

wurden. Dabei wurden sie von einer jungen Begleitband<br />

mit E-Piano, Schlagzeug und E-Gitarre sehr schwungvoll<br />

Pfingstzeltlager in Oberböhringen<br />

und einfühlsam unterstützt. Die Kulissen rundeten die<br />

optische Qualität der Gesamtinszenierung ab. Viele<br />

überraschende Momente, wie ein großer Wal oder ins<br />

Publikum geworfene Bonbons, sorgten für einen kurzweiligen<br />

und spannenden Spätnachmittag.<br />

Ein Angebot für viele Gemeinden ist das Pfingstzeltlager<br />

in Oberböhringen. Jugendliche aus Unterböhringen,<br />

Hausen, Bad Überkingen und Reichenbach kommen zu<br />

diesem Zeltlager. Es findet seit vielen Jahren statt.<br />

Der Gottesdienst an Pfingstsonntag bildet dabei den<br />

Höhepunkt dieser Tage.<br />

„Außenräume <strong>–</strong> Innenräume“<br />

Kunst im Gemeindezentrum Wiesensteig<br />

Etwa hundert Kunstinteressierte kamen zur Ausstellungseröffnung<br />

im September 2012 ins Evangelische Gemeindezentrum.<br />

„Es ist das erste Mal, dass gleich drei Künstlerinnen,<br />

die alle mit Wiesensteig zu tun haben, hier<br />

gemeinsam ausstellen <strong>–</strong> mit ganz unterschiedlichem<br />

künstlerischem Schaffen in der Fotografie, der Keramik<br />

und der Malerei.“ So beschrieb Pfarrer Jörg Schaber das<br />

Besondere der Ausstellung. Anlass war die Fertigstellung<br />

der Sanierungsmaßnahmen im Kirchenraum des Gemeindezentrums.<br />

Die Freude der Kirchengemeinde war groß,<br />

dass gleich drei Künstlerinnen, Christel Fuchs (Malerei),<br />

Verena Junghans (Keramik) und Julia Späth (Fotografie)<br />

ihre Exponate im hellen Gemeindezentrum ausgestellt<br />

haben. Das Besondere der Kunstwerke war gerade auch<br />

ihre Unterschiedlichkeit. Neben den teils farbkräftigen und<br />

expressiven Bildern von Christel Fuchs bildeten die<br />

fein(sinnig) gestalteten Skulpturen von Menschen und<br />

Keramiken von Verena Junghans einen interessanten und<br />

doch auch stimmigen Kontrast. Das Thema „Außenräume<br />

<strong>–</strong> Innenräume“ wurde auch in den Fotografien von Julia<br />

Späth deutlich, indem sie Menschen in unterschiedlichen<br />

Räumen, Landschaften und Situationen abbildet hatte.<br />

3 8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


DISTRIKT UNTERE FILS<br />

„Immergrün“ in Kuchen wird drei Jahre!<br />

Es vergingen einige Jahre, bis sich die evangelische<br />

Kirchengemeinde unbedingt etwas einfallen lassen<br />

musste. Es gab kein Angebot für Bürger ab 60 Jahren.<br />

Guter Rat war teuer! Aber einem kleinen Arbeitskreis,<br />

mit dem damaligen Pfarrer Frank Bendler gelang ein Neuanfang<br />

unter dem Namen „Immergrün“! Was bedeutet<br />

dieser Name? „Wachsen, grünen, blühen“ <strong>–</strong> „Lebensfreude<br />

spüren, genießen und vermitteln“!<br />

„Immergrün“ ist eine Veranstaltung, die sich an alle<br />

interessierten Bürgerinnen und Bürger ab 60 Jahren richtet<br />

und einmal im Monat an einem Donnerstagnachmittag<br />

stattfindet. Sie kann sich seit der Auftaktveranstaltung<br />

im September 2010 großer Beliebtheit erfreuen.<br />

Gute Stimmung, Herzlichkeit, ein nettes Gespräch mit<br />

Tischnachbarn, Freunden und Bekannten bei Kaffee, Tee<br />

und Gebäck genießen und nach einem anschließenden<br />

Programm zufrieden nach Hause gehen, das ist das<br />

Bestreben des „Immergrün“-Teams für die Gäste. Jede<br />

Veranstaltung ist eine neue Herausforderung, ist spannend<br />

und immer ein neues Erlebnis für das gesamte Team.<br />

Organisieren, dekorieren, aufdecken, Küchendienst,<br />

servieren und wieder Küchendienst, das bedeutet viel<br />

Arbeit und Zeitaufwand, macht aber Spaß und man ist<br />

glücklich, wenn alle Besucher zufrieden und voller<br />

Begeisterung ihren Heimweg antreten. Neben vielen<br />

interessanten, beeindruckenden, heiteren und unterhaltsamen<br />

Programmen sind das „Fröhliche Singen“ mit Musikbegleitung<br />

und ein ökumenischer Ausflug nicht mehr<br />

wegzudenken. Ehrenamtliche, hilfsbereite, fleißige Mitarbeiterinnen<br />

sind das „Immergrün“-Team: Christel Bizer,<br />

Brigitte Gießler, Gudrun Hof, Ria Rösch, Erika Schmid,<br />

Marianne Senft, Karla Suppan und unsere Perle des<br />

Gemeindehauses, Olga Rotärmel. Ohne das Engagement<br />

aller könnten keine monatlichen Veranstaltungen stattfinden.<br />

Leider ist es heutzutage gar nicht so einfach<br />

weitere Mitarbeitende zu finden, die im Krankheitsfall<br />

oder als Urlaubsvertretung eingesetzt werden könnten.<br />

Melden Sie sich doch im Pfarramt in Kuchen, Telefon<br />

(0 73 31) 8 12 46, wenn Sie mitmachen wollen.<br />

von links: Erika Schmid, Ria Rösch, Brigitte Gießler,<br />

Karla Suppan, Gudrun Hof, Christel Bizer, Marianne Senft<br />

Musikalischer Weihnachtsmarkt in Süßen<br />

Stimmungsvoll war es beim ersten musikalischen Weihnachtsmarkt<br />

zwei Tage vor Heiligabend im Kirchgarten<br />

der Ulrichskirche: Lichter in der Dämmerung, Duft von<br />

Tannengrün und Waffeln, vertraute Weihnachtsmelodien.<br />

Entstanden war die Idee im Posaunenchor, der auch<br />

andere Gruppen und Personen zum Mitmachen eingeladen<br />

hatte. Es gab Grillwurst, Waffeln, heiße Getränke für<br />

das leibliche Wohl, und der Obst- und Gartenbauverein<br />

bot Kulinarisches rund um den Apfel. Tannenbäume<br />

und Feuer sorgten für wohlige Winteratmosphäre.<br />

Wer noch kein Weihnachtsgeschenk hatte, wurde bei<br />

Selbstgemachtem fündig.<br />

Jung und Alt freuten sich über die Gelegenheit zur<br />

Begegnung und stimmten in die Advents- und Weihnachtsmelodien<br />

des Posaunenchors ein. Kinder konnten<br />

eine aufgebaute Krippe aus Eglifiguren bestaunen<br />

oder eine Runde auf dem Rücken eines Ponys reiten.<br />

Die Kirche war zu einem Besuch geöffnet.<br />

Alles in allem war der musikalische Weihnachtsmarkt<br />

eine gelungene Sache, sich auf den kommenden Festtag<br />

einzustimmen. Veranstalter und Besucher waren sich<br />

einig: Das machen wir im kommenden Jahr wieder!<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

3 9


4 0Aus den Distrikten<br />

Süßener Gemeindehaus erstrahlt im neuen Glanz<br />

Eine umfangreiche Renovierung wurde im Gemeindehaus<br />

in Süßen im letzten Jahr durchgeführt. So verfügt das<br />

Gebäude jetzt über einen Zugang und ein WC, die behindertengerecht<br />

sind. Notausgang, Toiletten und Abstell-<br />

räume wurden neu gestaltet. Für die Kindergartenkinder<br />

ist ein Sprachförderungsraum eingerichtet. Über eine<br />

neue und vergrößerte Küche freuen sich alle, die im<br />

Gemeindehaus feiern.<br />

Goldene Konfirmation in der Johanneskirche in Gingen<br />

18 Konfirmandinnen und Konfirmanden feierten mit<br />

Dekanin Gerlinde Hühn am 17. März 2013 ihre Goldene<br />

Konfirmation. Es war bewegend, der Konfirmation<br />

vor fünfzig Jahren mit Pfarrer Emil Weiß zu gedenken.<br />

Worte aus dem Johannesevangelium wie „Jesus spricht:<br />

Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben;<br />

niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Joh 14,6)<br />

begleiteten die goldenen Konfirmandinnen und Konfirmanden.<br />

Im Anschluss an den Gottesdienst wurde<br />

der verstorbenen Alterskameraden auf dem Friedhof<br />

mit der Niederlegung eines Buketts gedacht. Wohlverdient<br />

war dann das köstliche Mittagessen im<br />

Gasthaus „Filseck“. Anschließend folgte eine Führung<br />

in der Johanneskirche mit Kirchenführer Klaus Wimmer,<br />

der in die Kirchen- und Baugeschichte einführte.<br />

Gekrönt wurde dies noch mit einer Turmbesichtigung.<br />

Insgesamt ein besinnlicher und gelungener Goldener<br />

Konfirmationstag.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


Evangelisches Dekanatamt<br />

Dekanin Gerlinde Hühn<br />

Hansengasse 2, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 17 61, Fax (0 73 31) 4 17 51<br />

E-mail: Dekanatamt.<strong>Geislingen</strong>@elkw.de<br />

Konto <strong>Evangelischer</strong> <strong>Kirchenbezirk</strong>:<br />

Konto-Nr. 600 862 8, KSK Göppingen, BLZ 610 500 00<br />

Evangelisches Schuldekanat<br />

Schuldekan Johannes Geiger<br />

Helmut-Bornefeld-Straße 11, 89518 Heidenheim<br />

Tel. (0 73 21) 92 49 49, Fax (0 73 21) 92 49 47<br />

Evangelisches Jugendwerk<br />

Sabine Angnes-Starzmann, Daniel Dorn<br />

Am Karlstollen 9, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 28 72, Fax (0 73 31) 4 47 12<br />

Schulsozialarbeit:<br />

Jugendreferentin Romy Zerrenner<br />

Tälesbahnstraße 7, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 30 37 48<br />

Diakonische Bezirksstelle<br />

Ernst-Wilhelm Weid, Doris Ita-Sawall<br />

Steingrubestraße 6, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 14 89, Fax (0 73 31) 4 51 46<br />

Diakonieladen „Kunterbunt“<br />

Moltkestraße 25, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 40 05 39<br />

Diakonie-Kaffeehaus<br />

Moltkestraße 27, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 98 48 96<br />

Blindenseelsorge<br />

Pfarrerin Friederike Maier<br />

Heidenheimer Straße 59/1, 73079 Süßen<br />

Tel. (0 71 62) 4 40 74<br />

friederike.maier@web.de<br />

Evangelische Erwachsenenbildung<br />

Günther Alius<br />

Bahnhofstraße 75, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 30 70 97-30, Fax (0 73 31) 30 70 97-39<br />

HIV-Infizierte und Aidskranke<br />

Pfarrer Volker Weiß<br />

Helfenstein-Klinik <strong>Geislingen</strong><br />

Oberböhringer Straße 5, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 9 86 88 03<br />

Email: Volker.Weiss@elkw.de<br />

Jugendheim Stötten<br />

Belegung über <strong>Kirchenbezirk</strong>srechner Klaus Machacek<br />

Tel. (0 73 31) 30 70 97 21<br />

Email: bezirkskasse@ev-kirche-geislingen.de<br />

Kirchenmusik<br />

Thomas Rapp, Bezirkskantor<br />

Schwärzwiesenstraße 16, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 94 61 16<br />

Email: ThomasJohannesRapp@gmx.de<br />

Online-Seelsorge<br />

http://www.ekd.de/internet/internetseelsorge.html<br />

Helfenstein-Klinik <strong>Geislingen</strong><br />

Pfarrer Volker Weiß<br />

Oberböhringer Straße 5, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 9 86 88 03<br />

Diakonie-Sozialstation <strong>Geislingen</strong><br />

Bronnenwiesen 16, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

IAV-Stelle, Tabea Astfalk, Tel. (0 73 31) 93 73-20<br />

Nachbarschaftshilfe, Tel. (0 73 31) 93 73-23<br />

Pflegedienst, Tel. (0 73 31) 93 73-21<br />

Psychosoziale Beratungsstelle für Suchtkranke<br />

und Suchtgefährdete<br />

Susanne Wurster, Tanja Hoffmann<br />

Steingrubestraße 6, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 45 81<br />

Samariterstift <strong>Geislingen</strong><br />

Pfarrerin Birigt Enders<br />

Tel. (0 73 34) 52 73<br />

Email: Birgit.Enders@elkw.de<br />

TelefonSeelsorge<br />

(kostenlose Rufnummern)<br />

0800 111 0 111 und 0800 111 0 222<br />

Weitere Informationen finden Sie auf:<br />

www.<strong>Kirchenbezirk</strong>-<strong>Geislingen</strong>.de<br />

Wo finde ich Information und Hilfe?<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 1


Menschen <strong>–</strong> Begegnungen <strong>–</strong> Jubiläen<br />

VON MENSCHEN, BEGEGNUNGEN UND JUBILÄEN<br />

Auf der Stubersheimer Alb<br />

geht eine Ära zu Ende<br />

Unter großer Beteiligung der Gemeinde wurden<br />

Heike Witzgall und Helmut Ziegler als Organisten der<br />

Kirchengemeinden Hofstett-Emerbuch und Stubersheim<br />

verabschiedet. Heike Witzgall kann auf über 20 Jahre,<br />

ihr Vater Helmut Ziegler auf sage und schreibe 53 Jahre<br />

Organistentätigkeit für die beiden Albgemeinden zurückblicken.<br />

Pfarrerin Edeltraud Meyer und Kirchengemeinderat<br />

Hansjörg Frank würdigten die treue, zuverlässige und qualitativ<br />

hochwertige Arbeit in über 5.000 Gottesdiensten.<br />

Als Nachfolger wird Achim Kustermann künftig rund<br />

die Hälfte der Gottesdienste abdecken.<br />

Heike Witzgall, Achim Kustermann, Helmut Ziegler<br />

Cornelia Schmid leitet den Kirchenchor<br />

in Amstetten<br />

Seit März letzten Jahres leitet<br />

Cornelia Schmid den Kirchenchor<br />

in Amstetten. Die Kirchengemeinde<br />

freut sich mit<br />

den Sängerinnen sehr, dass der<br />

Chor wieder eine Leitung hat.<br />

Der bisherige Chorleiter, Sieghard<br />

Müller, hat aus gesundheitlichen<br />

Gründen sein Amt<br />

abgegeben. Ihm gebührt ein<br />

herzliches Dankeschön für<br />

sein vielseitiges Engagement.<br />

Kirchenmusik ist für Cornelia Schmid nichts Neues. Seit<br />

16 Jahren begleitet sie mit ihrem Orgelspiel die Lieder in<br />

den Gottesdiensten. Viele Jahre hat sie im Posaunenchor<br />

mitgespielt. Durch mehrere Lehrgänge hat sie sich die<br />

Kompetenz der Chorleitung erworben. Singen, so Cornelia<br />

Schmid, ist gemeinschaftsfördernd, tut Geist und Seele gut<br />

und ist Kommunikation mit Mensch und Gott. Sie liebt<br />

Choräle, neuere christliche Lieder und Volkslieder. Diese<br />

sollen im Chor eingeübt werden. Alle Interessierten sind<br />

herzlich eingeladen mitzusingen. Mit ihrer fröhlichen und<br />

offenen Art und ihrer Liebe zur Musik ist sie in ihrer neuen<br />

Aufgabe am richtigen Platz!<br />

Bad Überkingen verabschiedet<br />

Pfarramtssekretärin Rita Hermann<br />

Nach genau 20 Jahren Tätigkeit<br />

wird zum 1. Oktober 2013<br />

die Pfarramtssekretärin Rita<br />

Hermann in den verdienten<br />

Ruhestand gehen. Ihren Dienst<br />

im Pfarramt hat Rita Hermann<br />

in der Amtszeit von Pfarrer<br />

Gunther Bayha begonnen.<br />

In den 20 Jahren erlebte sie<br />

auch die Bildung der Gesamtkirchengemeinde<br />

Bad Überkingen,<br />

was sich auf die Arbeit<br />

im Pfarrbüro durch eine engere Zusammenarbeit mit dem<br />

Pfarrbüro in Unterböhringen auswirkte.<br />

Brenzmedaille für Heinrich Schöll<br />

und Theodor Häcker<br />

Aus ihrer Geislinger Pauluskirchengemeinde heraus kam<br />

der Vorschlag für diese Ehrung, die beim Mitarbeiterfest<br />

erfolgte: Für genau 33 Jahre aktive ehrenamtliche Mitarbeit<br />

in der Kirche. Besonders aktiv waren Heinrich Schöll und<br />

Theodor Häcker im Aufbau des Geislinger Männerkreises<br />

und in seiner Leitung bis zum heutigen Tag. Im Kirchengemeinderat<br />

der Pauluskirchengemeinde waren sie über<br />

drei <strong>Wahl</strong>perioden. Sie packten bei den verschiedensten<br />

Baumaßnahmen im und am Gemeindezentrum mit an,<br />

gestalteten viele Gottesdienste am Gründonnerstag und<br />

am Männersonntag mit, beteiligten sich an der Gestaltung<br />

des Adventsfrühstücks und sangen im Paulus-Chor. Auch<br />

wirkten sie im Gemeindedienst und im Meditationskreis<br />

mit und halfen bei der Organisation vieler Gemeindefeste.<br />

Über die Kirchengemeinde hinaus arbeiteten sie in der<br />

Geislinger Vesperkirche seit Bestehen mit. Für all diese<br />

ehrenamtlichen Tätigkeiten erhielten Heinrich Schöll und<br />

Theodor Häcker als Ehrengabe der Landeskirche die Johannes-Brenz-Medaille<br />

in Bronze überreicht. Beide Geehrten<br />

nahmen die Ehrung stellvertretend für alle an, die sie in<br />

ihrem kirchlichen Ehrenamt unterstütz(t)en und mit ihnen<br />

weiterhin gut zusammenarbeiten. Sie sagen: „Das sind ja<br />

nicht nur wir“.<br />

Heinrich Schöll und Theodor Häcker<br />

4 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


50 Jahre Christuskirche in Deggingen<br />

1962 wurde die evangelische Christuskirche in Deggingen<br />

gebaut. Ein Festgottesdienst zum 50-jährigen Jubiläum<br />

fand im September 2012 statt. In ökumenischer Verbundenheit<br />

wurde dieser Gottesdienst und auch das anschließende<br />

Fest gefeiert, wie Pfarrerin Martina Rupp<br />

und Pater Felix demonstrierten.<br />

Ende April verstarb<br />

Hildegard Schmidt-Aichele<br />

Geboren ist sie am<br />

25. November 1913 als<br />

Tochter des Apothekers Otto<br />

Aichele und seiner Frau Julie<br />

im Haus der Stern Apotheke.<br />

Hildegard Schmidt-Aichele war<br />

in Altenstadt eine Institution.<br />

Viele Menschen haben sie<br />

noch vor Augen mit ihrem<br />

zarten, fast mädchenhaften,<br />

Erscheinungsbild, das sich<br />

auch im hohen Alter wenig<br />

verändert hat, mit ihrem freundlichen Lächeln, mit ihrem<br />

noch erstaunlich regen Geist. Die Musik und die Freude<br />

am Kontakt mit jungen Menschen haben ihr Leben<br />

geprägt. Viele Musik-Schüler unterrichtete sie am Klavier,<br />

an der Blockflöte, am Cembalo, an Orff’schen Instrumenten<br />

und im Gesang. Sie hat unzählige Konzerte gestaltet,<br />

darunter Jahre lang die Adventsmusik in der Johanneskirche<br />

in Gingen. Hildegard Schmidt-Aichele spielte über<br />

50 Jahre in Oberböhringen Orgel. Zuerst hatte sie die<br />

Gottesdienste auf dem Harmonium in der alten Schule in<br />

Oberböhringen begleitet, mit dem Neubau der Stephanuskirche<br />

1966 auf der dortigen Orgel. Ihrer Heimatkirche, der<br />

Martinskirche <strong>Geislingen</strong>, war sie in all den Jahren treu verbunden.<br />

Bis zuletzt nahm sie aktiv am Gemeindeleben teil.<br />

Ihre geistige Frische und ihre körperliche Beweglichkeit<br />

konnte sie sich fast bis zum letzten Tag erhalten. Nur<br />

wenige Monate vor ihrem 100. Geburtstag ist sie in dem<br />

Haus, in dem sie das Licht der Welt erblickt hat, friedlich<br />

verstorben.<br />

Maria Glatz: Ein Vierteljahrhundert<br />

„Paulusgemeindezentrum in Person“<br />

Das Paulusgemeindezentrum<br />

in <strong>Geislingen</strong> in Person <strong>–</strong><br />

da denken viele Menschen<br />

spontan an Maria Glatz, die<br />

langjährige Hausmeisterin und<br />

Mesnerin. Tatsächlich sind es<br />

in diesem Jahr 25 Jahre, also<br />

ein Vierteljahrhundert, seit<br />

Maria Glatz diese Aufgabe<br />

übernommen hat. Zuvor hatte<br />

ihr Mann zwei Jahre lang diese<br />

Stelle inne. Seither unterstützt<br />

Walter Glatz in allerlei Weise die Arbeit seiner Frau. Maria<br />

Glatz liebt ihre Kirche, das merkt man. Sie freut sich über<br />

das aktive Gemeindeleben und bereitet für alles den Boden<br />

<strong>–</strong> im wahrsten Sinne des Wortes. Kein Anliegen, das von<br />

ihr nicht mit Herz und Verstand gerne geprüft wird.<br />

Sie hält die Pauluskirche und das dazugehörige große<br />

Gemeindezentrum zuverlässig sauber und in Ordnung und<br />

schmückt liebevoll den Eingangsbereich und die Räume<br />

der Jahreszeit entsprechend. Am meisten aber schätzen<br />

alle an Maria Glatz ihre freundliche, herzliche und klare Art<br />

des Umgangs mit den kleinen und großen Menschen, die<br />

froh oder zaghaft im Paulusgemeindezentrum zugange sind.<br />

Gisela Benz in Wiesensteig verabschiedet<br />

Im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes hat die<br />

Evangelische Kirchengemeinde Wiesensteig Gisela Benz<br />

als Organistin und in vielen Bereichen engagierte Ehrenamtliche<br />

verabschiedet. Sie zieht mit ihrem Mann Günther<br />

nach Berlin, wo zwei ihrer drei Kinder wohnen. Über<br />

30 Jahre arbeitete Gisela Benz in vielen Bereichen der<br />

Gemeinde mit: im Hospizkreis, im Lektorendienst, im<br />

Gottesdienst, im Singkreis, in der Leitung eines Bastelkreises<br />

und vieles mehr.<br />

Als ihr Sohn ausbildungsbedingt den Orgeldienst nicht<br />

mehr ausüben konnte, übernahm sie diesen Dienst.<br />

„Da sich niemand gefunden hatte!“, sagt sie schmunzelnd.<br />

Daraus sind 17 Jahre geworden. „So rund 1500 Orgel-<br />

Dienste in 17 Jahren mussten georgelt werden“, betonte<br />

Pfarrer Jörg Schaber bei der Verabschiedung.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />

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Menschen <strong>–</strong> Begegnungen <strong>–</strong> Jubiläen<br />

Kerstin Baumeister neue Organistin<br />

in Oberböhringen<br />

Im Gottesdienst wurde Kerstin Baumeister als neue<br />

Organistin für die Stephanuskirche in Oberböhringen von<br />

Pfarrer Georg Braunmüller begrüßt. Kerstin Baumeister<br />

wohnt in Bad Überkingen und war Musik- und Orgelschülerin<br />

von Hildegard Schmidt-Aichele, der langjährigen<br />

Organistin in Oberböhringen.<br />

Zu einem Spirituellen Abendspaziergang<br />

rund um den Grünenberg<br />

lud der BAF (Bezirksarbeitskreis Frauen) im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

<strong>Geislingen</strong> ein. Das Thema dieses Spazierganges lautete<br />

„Der Himmel freue sich und die Erde sei fröhlich, es sollen<br />

jauchzen alle Bäume im Wald, denn Gott kommt“.<br />

Anschließend war Einkehr in der Gaststätte Grünenberg.<br />

Pfarramtssekretärin Gisela Störzer<br />

geht in Ruhestand<br />

44 Jahre lang war Gisela<br />

Störzer im Pfarrbüro Eybach/<br />

Stötten tätig. Angefangen hatte<br />

sie als „Schreibhilfe“ zur Unterstützung<br />

von Pfarrer Spaltner.<br />

Mittlerweile hat sie schon mit<br />

elf Pfarrerinnen und Pfarrern<br />

zusammen gearbeitet. Mit den<br />

Jahren hat sie sich in den<br />

immer größer werdenden Aufgabenbereich<br />

des Pfarrbüros<br />

eingearbeitet. Durch zahlreiche<br />

Fortbildungen im Kloster Denkendorf hat sie sich ein fundiertes<br />

Wissen angeeignet und wurde Pfarramtssekretärin.<br />

Auf die Frage, was ihr an dieser Tätigkeit besonders wichtig<br />

ist, antwortet sie spontan, dass sie den Kontakt zur<br />

Gemeinde besonders schätzt, ebenso wichtig erscheint ihr<br />

die Zusammenarbeit mit den haupt- und ehrenamtlichen<br />

Mitarbeitern und die seelsorgerliche Betreuung der<br />

Gemeindeglieder, die sich immer wieder hilfesuchend<br />

an sie wenden (besonders in den pfarrerlosen Zeiten).<br />

Gisela Störzer hat sich von Anfang an auch in vielfältiger<br />

Weise ehrenamtlich in der Kirchengemeinde engagiert.<br />

Ob Jungschar oder Kinderkirche, Kirchenchor oder<br />

Seniorenarbeit, überall war sie schon aktiv dabei. Nicht zu<br />

vergessen ihre 18jährige Tätigkeit im Kirchengemeinderat.<br />

Süßener Kirchenchor unter neuer Leitung<br />

Zum Ende des Jahres beendete<br />

Kantorin Verena Rothaupt<br />

die Leitung des Süßener<br />

Kirchenchores. Zehn Jahre lang<br />

hatte sie mit ihrem kirchenmusikalischen<br />

Engagement zahlreiche<br />

Gottesdienste bereichert,<br />

Chorsänger/innen und<br />

Gemeinde zum Singen animiert<br />

und besondere Konzerte<br />

und Projekte durchgeführt. Ihr<br />

Abschied war bedauerlich. Umso erfreulicher ist es, in<br />

Friedrich Kienle einen Nachfolger gefunden zu haben.<br />

Der Musiker wohnt in <strong>Geislingen</strong>, arbeitet hauptberuflich<br />

als Bassist im Jazz- und Popbereich und unterrichtet an der<br />

Musikschule. Seit Frühjahr 2012 spielt er in den Süßener<br />

Gottesdiensten Orgel. Seit Januar 2013 hat er nun sein<br />

kirchenmusikalisches Engagement ausgebaut und die<br />

Leitung des Chors der Ulrichskirche übernommen.<br />

Pfarrer i.R. Dieter Wiedmaier gestorben<br />

Dieter Wiedmaier, Pfarrer im<br />

Ruhestand, ist am 22. Juli<br />

2012 nach zweijähriger<br />

Krankheit gestorben. Mit dem<br />

Eintritt in den Ruhestand im<br />

Jahr 2004 ist er mit seiner<br />

Frau nach Donzdorf gezogen.<br />

Geboren wurde Dieter Wiedmaier<br />

am 1. Juni 1941 in<br />

Stuttgart. Von 1981 bis 1989<br />

war er im Personaldezernat<br />

des Evangelischen Oberkirchenrates<br />

tätig. Danach übernahm er die geschäftsführende<br />

Pfarrstelle in Ebersbach, Dekanat Göppingen. Seine vielfältige<br />

Kompetenz brachte Dieter Wiedmaier in verschiedensten<br />

kirchlichen Aufgabenfeldern ein. Er war auch im<br />

Ruhestand immer bereit, Vertretungen und Gottesdienste<br />

in Donzdorf und im Landkreis Göppingen zu übernehmen.<br />

Darüber hinaus hat er das wichtige Amt des Kämmerers<br />

im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> bis kurz vor seinem Tod<br />

wahrgenommen. Der Kämmerer hat die Aufgabe, die<br />

Pfarrhäuser hinsichtlich der Baumängel und Reparaturbedürftigkeit<br />

zu begutachten. Seine freundliche Art wurde<br />

in seiner Wohngemeinde Donzdorf und im Kreise der<br />

anderen Ruhestandskollegen sehr geschätzt.<br />

4 4<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


Walter Eckle, ehemaliger Kirchenpfleger<br />

der Stubersheimer Alb, gestorben<br />

Walter Eckle engagierte sich<br />

über 30 Jahre auf vielfältige<br />

Weise für die Kirchengemeinde.<br />

Seit 1962 brachte er<br />

sich im Kirchengemeinderat<br />

Schalkstetten ein. 1969 wurde<br />

er zum Kirchenpfleger gewählt<br />

und von 1977 bis 1994 war er<br />

Gesamtkirchenpfleger in der<br />

damals ins Leben gerufenen<br />

Evangelischen Gesamtkirchengemeinde<br />

Stubersheimer Alb.<br />

In diese Zeit fielen die großen Generalrenovierungen der<br />

Kirchen und der Gemeindehausneubau in Schalkstetten.<br />

Für die über die Jahrzehnte kommenden und gehenden<br />

Pfarrer war er der bleibende Ansprechpartner. Mit viel<br />

Umsicht füllte Walter Eckle seine Ämter aus und war<br />

stets mit Freude und Lust bei der Sache auch mit dem<br />

notwendigen Quantum an Humor. 18 Jahre war er<br />

Synodaler des <strong>Kirchenbezirk</strong>s <strong>Geislingen</strong>. Außerdem war<br />

er von 1966 bis 1994 Rechner des Krankenpflegevereins<br />

Schalkstetten-Waldhausen. Er hat seine Ämter gerne<br />

ausgeübt, das konnte man spüren. Bis 2003 war Walter<br />

Eckle gemeinsam mit seiner Ehefrau Annerose in der<br />

Seniorenarbeit tätig. Er hat sich bis zuletzt mit seiner<br />

Kirchengemeinde identifiziert.<br />

Stabwechsel im Posaunenchor<br />

Türkheim/Aufhausen<br />

13 Jahre lang war Uwe Kohn Dirigent des Posaunenchors<br />

Türkheim/Aufhausen. Unter seiner Leitung hat sich der<br />

Chor musikalisch bestens entwickelt, was nicht zuletzt an<br />

den von ihm eingeführten intensiven Probenwochenenden<br />

lag. Nun gibt er aus beruflichen und zeitlichen Gründen<br />

das Dirigentenamt auf, bleibt dem Chor aber als Bläser<br />

weiterhin erhalten. Zum Glück ist mit Elke Ziegler eine<br />

kompetente Nachfolgerin gefunden. Seit langer Zeit<br />

spielt sie selber im Posaunenchor und hat in den letzten<br />

Jahren schon sehr erfolgreich die Jungbläser des Chores<br />

ausgebildet. In einem sehr schönen Konzert zugunsten<br />

der Kirchenrenovierung in Türkheim hat der offizielle<br />

Stabwechsel stattgefunden.<br />

Leiterin des Hausener Posaunenchores<br />

verabschiedet<br />

Im Gottesdienst im Grünen im<br />

Gärtlesacker in Hausen wurde<br />

Leonore Dangelmaier als Chorleiterin<br />

verabschiedet. Sie war<br />

28 Jahre engagierte Chorleiterin<br />

des Posaunenchores Hausen.<br />

Im April feierte der Chor sein<br />

50-jähriges Jubiläum, wobei<br />

sich damals schon abzeichnete,<br />

dass weitere Chormitglieder<br />

wegziehen werden. Somit<br />

kann der Chor in der bisherigen<br />

Form nicht mehr spielen. Leonore Dangelmaier sagte:<br />

Vielleicht muss zuerst etwas Altes sterben, damit Platz<br />

wird für etwas Neues.<br />

Kuchen freut sich auf neuen Pfarrer<br />

Zwei Jahre lang dauerte<br />

die pfarrerslose Zeit in der<br />

Kirchengemeinde Kuchen, in<br />

der Pfarrer z.A. David Dengler<br />

und die Pfarrerinnen und<br />

Pfarrer des Distrikts Unteres<br />

Filstal Vertretungsdienste übernahmen.<br />

Mit dem Beginn<br />

des neuen Schuljahres wird<br />

Matthias Ebinger neuer Pfarrer<br />

in Kuchen. Mit seiner Frau<br />

und den drei Kindern wird er<br />

ins neu gebaute Pfarrhaus einziehen. Matthias Ebinger ist<br />

1978 geboren und in Bad Urach aufgewachsen. Studiert<br />

hat er in Tübingen und Heidelberg. Als Vikar war er in der<br />

Kirchengemeinde Bondorf im Dekanat Herrenberg tätig.<br />

Danach kam er als Pfarrer zur Dienstaushilfe zum Dekan<br />

nach Calw. Von dort wird er nun in den Geislinger<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong> wechseln.<br />

Schwester Claudia verlässt Alb-Distrikt<br />

Beinahe acht Jahre war die<br />

evangelische Jugendarbeit im<br />

Alb-Distrikt mir ihr verbunden:<br />

Claudia Günther, Schwester bei<br />

den Aidlinger Diakonissen. Als<br />

Jugendreferentin wurde sie am<br />

15. Januar 2006 in Amstetten<br />

in einem festlichen Gottesdienst<br />

eingeführt. In diesen<br />

Jahren hat sie vieles bewegt:<br />

Jugendgottesdienste, Distrikts-<br />

Bibelkreis, Sing & Pray, Bibel- und Gebetsabende, Dorffreizeit,<br />

Trainee-Gruppenleitungskurse mit Praxisberatung<br />

für Jugendliche, Religionsunterricht, Pfingstjugendtreffen,<br />

Silvesterfreizeit und vieles mehr. Mit ihrer freundlichen und<br />

offenen Art hat sie gute Kontakte zu Kindern und Jugendlichen<br />

knüpfen können. Auf 1. Oktober wird sie eine<br />

neue Aufgabe im Mutterhaus der Aidlinger Schwestern<br />

übernehmen. Der Albdistrikt lässt sie ungern ziehen.<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 5


Menschen <strong>–</strong> Begegnungen <strong>–</strong> Jubiläen<br />

Sieglinde Krebs neue Mesnerin<br />

in der Christuskirche Donzdorf<br />

Seit Mitte August 2012 ist<br />

Sieglinde Krebs Mesnerin und<br />

Hausmeisterin in der Christuskirche<br />

Donzdorf. Sie ist in<br />

Amstetten aufgewachsen, hat<br />

in Eislingen geheiratet und zog<br />

mit ihrer Familie 1993 nach<br />

Winzingen. Seit 1998 wohnt<br />

die Familie in Donzdorf. Mit<br />

den Jahren wuchs die Familie:<br />

Die Kinder Corinna, Christina,<br />

Carolin und Christian sind jetzt zwischen 22 Jahren und<br />

12 Jahren alt. Über die Kinder entstand der Kontakt zur<br />

Kirchengemeinde. Da Sieglinde Krebs gerade auf der Suche<br />

war nach Arbeit außerhalb von Familie und Haushalt,<br />

kam ihr das Angebot der Hausverwaltung im Gemeindezentrum<br />

sehr entgegen. Voller Engagement arbeitete sie<br />

sich ein und hat inzwischen auch den Grund- und Aufbaukurs<br />

in Bad Urach besucht. Auch Sohn Christian und<br />

ihr Mann unterstützen sie gern. Zur Arbeit in der Kirche<br />

sagt sie: „Meine Tätigkeit in der Kirchengemeinde empfinde<br />

ich viel weniger stressig als früher, als ich Kunden zu<br />

bedienen hatte. Die waren viel unzufriedener und fordernder.<br />

In der Kirchengemeinde kommen die Leute nett und<br />

freundlich auf mich zu und ich fühle mich dabei wohl.“<br />

Verabschiedung von Beate und Michael Grau<br />

Neun Jahre hat Beate Grau mit Unterstützung ihres<br />

Mannes Michael die Mesner- und Hausmeisterstelle in<br />

der Christuskirche Donzdorf bekleidet. Im September 2012<br />

verabschiedete Pfarrer Gerd-Ulrich Wanzeck sie im Gottesdienst<br />

aus ihrem Dienst auf Grund der eintretenden Altersteilzeit.<br />

Viele Gemeindeglieder folgten der Einladung, um<br />

sich persönlich bei einem Ständerling vom Ehepaar Grau<br />

zu verabschieden und ihnen zu danken. Pfarrer Wanzeck,<br />

Erich Distel für den Kirchengemeinderat, Brigitte Schurig<br />

für den Offenen- und Seniorenkreis und Carola Behlen<br />

für die Kinderkirche, erinnerten daran, dass Beate Grau<br />

mit Leib und Seele ihr Amt ausgeübt hat. Die Kirche war<br />

„ihr Haus“, in dem die vielfältigen Gottesdienste und<br />

Veranstaltungen aufmerksam und liebevoll begleitet<br />

wurden. Vor allem die liebevoll arrangierten Blumendekorationen<br />

zu vielen Anlässen gaben dem Gemeindezentrum<br />

stets eine einladende Note.<br />

Internationaler Besuch im Kirchen-Café<br />

Nicht nur bei der Geislinger Bevölkerung ist das Kirchen-<br />

Café in der Stadtkirche beliebt. Internationaler Besuch<br />

kam ins Kirchen-Café, um die weihnachtliche Stimmung<br />

zu erleben. Die Gäste kamen aus Italien, der Türkei,<br />

Armenien, aus Brasilien, Rumänien, der Dominikanischen<br />

Republik, aus China, Botswana und Russland. Die<br />

internationalen Gäste genossen nach ihrem Sprachkurs<br />

bei der Geislinger Volkshochschule Kaffee und Kuchen<br />

und fühlten sich in der Stadtkirche wohl.<br />

Susanne Jutz und Georg Braunmüller<br />

Als Nachbarskollegen sind sie sich einst das erste Mal<br />

begegnet. Susanne Jutz, damals Pfarrerin in Bad Überkingen,<br />

und Georg Braunmüller, Pfarrer in Unterböhringen<br />

und Hausen. Im Oktober 2012 haben sie Hochzeit gefeiert.<br />

Dazwischen liegen einige Jahre, in denen sie sich trotz<br />

einer größeren Entfernung zwischen ihren Arbeitsorten<br />

näher kennengelernt haben, denn Susanne Jutz wechselte<br />

auf eine Pfarrstelle in Bad Cannstatt. Sie sind gespannt auf<br />

ihren weiteren gemeinsamen Weg. Selbstverständlich<br />

wünschen sie sich, dass sie bald „richtig“ zusammen<br />

wohnen können.<br />

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E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G


Jörg Schaber ins Amt ordiniert<br />

Nach zweieinhalb Jahren der<br />

berufsbegleitenden Ausbildung<br />

ist Jörg Schaber von Dekanin<br />

Gerlinde Hühn ordiniert und in<br />

den Pfarrdienst der Württembergischen<br />

Evangelischen Landeskirche<br />

aufgenommen worden.<br />

In der Kirchengemeinde<br />

Wiesensteig ist Jörg Schaber<br />

schon zwei Jahre tätig.<br />

Wochenweise war er immer<br />

wieder auf Kurs und schloss<br />

nun die Ausbildung zum Pfarrer im Herbst vergangenen<br />

Jahres mit erfolgreicher Prüfung ab. Die Investitur von Jörg<br />

Schaber, mit der er offiziell als Pfarrer der Kirchengemeinde<br />

Wiesensteig eingesetzt wird, folgt noch. Die Kirchengemeinde,<br />

der Distrikt und der <strong>Kirchenbezirk</strong> sind sehr froh<br />

darüber, mit Jörg Schaber einen guten und engagierten<br />

Pfarrer zu haben. Auch das Redaktionsteam der <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung<br />

profitiert von Pfarrer Schaber. Er ist der<br />

Künstler, der das Titelbild der <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung<br />

gemalt hat.<br />

Sabine Kluger jetzt Pfarrerin in Japan<br />

Am letzten Tag des Jahres 2012, dem 31. Dezember, wurde<br />

im Gottesdienst in der Pauluskirche in <strong>Geislingen</strong> Sabine<br />

Kluger verabschiedet. Sie war seit dem 1. Juli 2000<br />

Pfarrerin an der Geislinger Pauluskirche. Das Jubiläum<br />

50 Jahre Pauluskirche wurde in ihrer Dienstzeit gefeiert<br />

und viele Kunstausstellungen und Kunstfahrten<br />

organisierte sie mit ihrem Kirchengemeinderat. Für den<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong> war sie als Notfallseelsorgerin aktiv, war<br />

zuständig für die Aidsseelsorge und hatte die Verantwortung<br />

für die Seelsorge an den Studierenden der Fachhochschule<br />

<strong>Geislingen</strong>-Nürtingen.<br />

Seit 1. März ist Sabine Kluger als Ökumenische Mitarbeiterin<br />

der EMS in Japan tätig. Was tut eine württembergische<br />

Gemeindepfarrerin im Land der aufgehenden Sonne?<br />

In der Kurzform lautet ihr Dienstauftrag „Mission in<br />

Japan“. Etwas ausführlicher geht es um Mitarbeit im<br />

Bereich internationaler ökumenischer Zusammenarbeit<br />

beim Nationalen Christenrat in Japan in Programmen zur<br />

Bewältigung der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011.<br />

Aktuell berichtet Sabine Kluger über ihre alltägliche Arbeit<br />

auf der Internetseite des EMS:<br />

http://www.ems-online.org/programme/oekumenischemitarbeitende/erfahrungsberichte/blog-japan/<br />

Pfarrer Wanzeck im Ruhestand<br />

Seit dem 1. Juni ist Pfarrer<br />

Gerd-Ulrich Wanzeck im Ruhestand.<br />

Acht Jahre war er in<br />

Donzdorf Pfarrer. In dieser Zeit<br />

hat er in der evangelischen<br />

(Diaspora)-Kirchengemeinde,<br />

die neben Donzdorf auch<br />

Weißenstein und Lauterstein<br />

und weitere Ortsteile umfasst,<br />

evangelisches Profil und<br />

zugleich ökumenische Offenheit<br />

gezeigt. Nach seinem<br />

Vikariat in Nellingen-Ostfildern war Gerd-Ulrich Wanzeck<br />

wissenschaftlicher Assistent an der Universität Tübingen<br />

im Fachbereich Evangelische Theologie. 1978 übernahm<br />

er die Pfarrstelle in Hattenhofen. Als Dozent für Theologie,<br />

Seelsorge und Gemeindearbeit war er in der Fortbildungsstätte<br />

Kloster Denkendorf von 1987 bis 1997 tätig.<br />

Anschließend wechselte er auf die Pfarrstelle der Landeskirchlichen<br />

Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenen-<br />

und Familienbildung. Sein besonderes Interesse<br />

für Erwachsenenbildung führte er auch im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

<strong>Geislingen</strong> fort und übernahm den Vorsitz im Leitungskreis<br />

für Erwachsenenbildung. Den Ruhestand verbringt<br />

Gerd-Ulrich Wanzeck mit seiner Frau im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Göppingen.<br />

Gruibingen trauert um Hartmut Holder<br />

Am 22. März 2013 ist überraschend<br />

und unfassbar Hartmut<br />

Holder im Alter von<br />

57 Jahren gestorben. Die Kirchengemeinde<br />

Gruibingen und<br />

der <strong>Kirchenbezirk</strong> haben mit<br />

ihm einen engagierten Mitarbeiter<br />

und Mitchristen verloren.<br />

Hartmut Holder war in<br />

den Jahren 1995 bis 2007 Mitglied<br />

des Kirchengemeinderats,<br />

eine Periode war er der 1. Vorsitzende.<br />

Nach Beendigung seiner Kirchengemeinderats-<br />

Tätigkeit machte er eine Ausbildung zum Prädikanten.<br />

Sechs Jahre war er in den Kirchengemeinden des <strong>Kirchenbezirk</strong>s<br />

<strong>Geislingen</strong> als engagierter Prediger tätig. Seit 1992<br />

hat er als ehrenamtlicher Leiter von Familienfreizeiten<br />

auf Spiekeroog viele Gruppen und Menschen begleitet.<br />

In Gruibingen hat er das Männervesper mit aufgebaut und<br />

in den letzten Jahren hat er mit einer großen Freude den<br />

Spätgottesdienst am Heiligenabend gestaltet. Der Sprecher<br />

der Prädikanten im <strong>Kirchenbezirk</strong>, Werner Maier, hat bei<br />

der Beerdigung das tief empfundene Beileid von den<br />

Prädikantenkolleginnen und -kollegen im <strong>Kirchenbezirk</strong>,<br />

von Dekanin Gerlinde Hühn und Landesprädikantenpfarrer<br />

Hartmut Mildenberger bekundet. Viele Gebete und<br />

Gedanken sind bei seiner Frau und seinen Kindern.<br />

Sabine Kluger in der japanischen Ginza-Church<br />

E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 7


Amstetten-Bahnhof, Friedenskirche<br />

Amstetten-Dorf, Laurentiuskirche<br />

Auendorf, Stephanuskirche<br />

Aufhausen, Marienkirche<br />

Bad Überkingen, St. Galluskirche<br />

Böhmenkirch, Lutherkirche<br />

Bräunisheim, Veitskirche<br />

Deggingen, Christuskirche<br />

Donz dorf, Christuskirche<br />

Ey bach, Christuskirche<br />

<strong>Geislingen</strong>, Markuskirche<br />

<strong>Geislingen</strong>, Martinskirche<br />

<strong>Geislingen</strong>, Pauluskirche<br />

<strong>Geislingen</strong>, Stadtkirche<br />

Gingen, Johanneskirche<br />

Gruibingen, Martinskirche<br />

Hausen, Dorfkirche<br />

Hofstett-Emerbuch, Bartholomäuskirche<br />

Kuchen, Jakobuskirche<br />

Oberböhringen, Stephanuskirche<br />

Schalkstetten, Veitskirche<br />

Steinenkirch, Ulrichskirche<br />

Stötten, Michaelskirche<br />

Stubersheim, Johanneskirche<br />

Süssen, Ulrichskirche<br />

Türkheim, St. Vituskirche<br />

Unterböhringen, Peter- und Paulskirche<br />

Waldhausen, Petruskirche<br />

Weiler, Margarethenkirche<br />

Wiesensteig

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