Wahl – Freiheit - Evangelischer Kirchenbezirk Geislingen
Wahl – Freiheit - Evangelischer Kirchenbezirk Geislingen
Wahl – Freiheit - Evangelischer Kirchenbezirk Geislingen
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Evangelische<br />
Nachrichten aus dem Filstal und dem Helfensteiner Land<br />
2013/2014<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung <strong>Geislingen</strong><br />
<strong>Wahl</strong> <strong>–</strong> <strong>Freiheit</strong><br />
” Ich bin<br />
so frei . . .<br />
” Neues aus Bezirk<br />
und Gemeinden<br />
” Aktuelle<br />
Informationen
Inhalt<br />
Impressum<br />
Zeitung des<br />
Evangelischen <strong>Kirchenbezirk</strong>s<br />
<strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />
Nr. 16 <strong>–</strong> 2013/2014<br />
vom 1. Juli 2013<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Evangelischer</strong> <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
<strong>Geislingen</strong><br />
Hansengasse 2,<br />
73312 <strong>Geislingen</strong> (Steige),<br />
Tel. (0 73 31) 4 17 61<br />
Email:<br />
Dekanatamt.<strong>Geislingen</strong>@elkw.de<br />
www.kirchenbezirk-geislingen.de<br />
Bankverbindung:<br />
Kontonummer 6 00 86 28<br />
Bankleitzahl 610 500 00<br />
Kreissparkasse Göppingen<br />
Druck:<br />
C. Maurer, Druck und Verlag,<br />
<strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />
Layout, Repro, Satz:<br />
Typografie + Medienwerkstatt<br />
Hermann, Schlat<br />
Auflage: 20.000<br />
Vertrieb:<br />
<strong>Evangelischer</strong> <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
<strong>Geislingen</strong><br />
Titelbild:<br />
Jörg Schaber, Wiesensteig<br />
Rückseite:<br />
Altarkreuze der<br />
evangelischen Kirchen<br />
im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong><br />
„Wenn euch nun<br />
der Sohn frei macht,<br />
so seid ihr wirklich frei“<br />
Johannes 8,36<br />
3 Editorial<br />
Dekanin Gerlinde Hühn<br />
4 Impuls: Zur <strong>Freiheit</strong> befreit?!<br />
Pfarrer Klaus Hoof<br />
40 Hier finden Sie Information und Hilfe<br />
41 Von Menschen, Begegnungen und Jubiläen<br />
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
6 Aus der Landessynode<br />
Anita Gröh, <strong>Geislingen</strong><br />
Beate Keller, Süßen<br />
8 Umfrage: Warum gehen Sie wählen?<br />
Was hat Ihnen das Amt des/der<br />
Kirchengemeinderats/-rätin gebracht?<br />
10 Von der absoluten Willkür zur freien Volkswahl<br />
Karlheinz Bauer, Amstetten<br />
12 Interview Maria-Katharina Müller,<br />
zum Synodalen an zweiter Stelle gewählt<br />
Günther Alius, Gertraude Reich-Bochtler<br />
14 Willensfreiheit oder versklavter Wille<br />
Klaus Hoof<br />
16 Organspende <strong>–</strong> ja oder nein?<br />
Volker Weiß, Krankenhauspfarrer<br />
17 Mein Kind soll selbst entscheiden,<br />
ob es getauft werden will!<br />
Maren Pahl<br />
18 Freie <strong>Wahl</strong> und letzter Wille<br />
Dietrich Crüsemann<br />
19 Kirchenwahl 2013. Wählen Sie!<br />
Anita Gröh<br />
20 „Die Demokratie ist die schlechteste<br />
aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen“<br />
Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer<br />
21 Von der Crux mit den <strong>Wahl</strong>helfern<br />
David Dengler<br />
22 Die Qual der <strong>Wahl</strong> zum richtigen Beruf<br />
Gertraude Reich-Bochtler<br />
23 Der Mensch als Ich-AG<br />
Martin Schwarz<br />
24 Die wollen doch bloß nicht …<br />
Anita Gröh und Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer<br />
26 „Lady, du bist solch eine Schönheit!“<br />
David Dengler<br />
27 Die schwierigste <strong>Wahl</strong> meines Lebens …<br />
Konfirmandinnen und Konfirmanden<br />
aus Steinenkirch<br />
28 Es kommt auf das Hören an<br />
Günther Alius<br />
Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
29 Pfarrplan <strong>–</strong> <strong>Wahl</strong> zwischen Pest und Cholera?<br />
Gerlinde Hühn<br />
30 <strong>Kirchenbezirk</strong> hat Brot-Botschafterin!<br />
Aus den Distrikten<br />
30 DISTRIKT ALB<br />
Deine Kinder schreien!<br />
25 Jahre im Kindergarten Aufhausen<br />
Veitskirche in Schalkstetten wieder schmucker<br />
Mittelpunkt des Dorfes<br />
Wiedereinzug in die renovierte Türkheimer Veitskirche<br />
Außenrenovierung der Stubersheimer Kirche<br />
abgeschlossen<br />
Steinenkirch freut sich über die neue Pfarrerin<br />
32 DISTRIKT GEISLINGEN<br />
Apfelsaft statt Atomkraft!<br />
In der Markusgemeinde Altenstadt<br />
nimmt eine Idee Gestalt an<br />
Interessante Gesprächspartner<br />
auf dem „Bunten Sofa“ in der Pauluskirche<br />
Der Kirchengemeinderat steuert Veränderungen<br />
Ein konkretes Beispiel in der Kirchengemeinde<br />
<strong>Geislingen</strong>-Altenstadt<br />
Vier Tage auf Bachs und Luthers Spuren<br />
34 DISTRIKT OBERE FILS<br />
Kirchendach des Wiesensteiger<br />
Gemeindezentrums saniert<br />
Neue LED-Beleuchtung lässt Kirchenraum erstrahlen<br />
Jubiläum: 10 Jahre Religionsunterricht<br />
für Erwachsene in Bad Überkingen<br />
Konzerte in der St. Gallus-Kirche<br />
Tälesgottesdienst im Distrikt<br />
Fortbildung für Besuchsdienst in Gruibingen<br />
Männervesper in Gruibingen<br />
Christusgemeinde im Täle verabschiedet<br />
Pfarrer i.R. Karl Scheufele aus dem<br />
Leitungsteam der Dienstagsrunde<br />
Gottesdienste im Grünen verbindet<br />
die Gesamtkirchengemeinde<br />
„Komm mit, wir suchen einen Schatz!“<br />
Historientafel in der Gruibinger Martinskirche<br />
Jede und jeder Einzelne zählt!<br />
Konzert in der St. Peter- und Paulskirche<br />
in Unterböhringen<br />
Kinderchor begeistert mit Musical Jona<br />
Pfingstzeltlager in Oberböhringen<br />
„Außenräume <strong>–</strong> Innenräume“<br />
Kunst im Gemeindezentrum Wiesensteig<br />
39 DISTRIKT UNTERE FILS<br />
„Immergrün“ in Kuchen wird drei Jahre!<br />
Musikalischer Weihnachtsmarkt in Süßen<br />
Süßener Gemeindehaus erstrahlt im neuen Glanz<br />
Goldene Konfirmation in der Johanneskirche in Gingen<br />
Redaktion:<br />
Günther Alius,<br />
David Dengler,<br />
Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer,<br />
Anita Gröh,<br />
Klaus Hoof,<br />
Friederike Maier,<br />
Gertraude Reich-Bochtler<br />
Fotos:<br />
Privat<br />
V.i.S.d.P.:<br />
Dekanin Gerlinde Hühn,<br />
Hansengasse 2,<br />
73312 <strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />
Das Redaktionsteam v.l.n.r.: Anita Gröh, Friederike Maier, David Dengler, Daniela Hartmann, Klaus Hoof,<br />
Gertraude Reich-Bochtler, Günther Alius, Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer<br />
2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
was für eine Kirche wünschen Sie sich?<br />
Eine provokante Frage.<br />
Denken Sie einmal darüber nach:<br />
• Wünschen Sie sich eine Kirche, die modern ist,<br />
die auf Zeitfragen eingeht und die Bibel in die<br />
heutige Zeit hineinsprechen lässt?<br />
• Oder wünschen Sie sich eine Kirche, die in<br />
ethischen Fragen rigoroser ist und auf einem<br />
wortwörtlichen Bibelverständnis beharrt?<br />
• Oder wollen Sie eine Kirche, die sich in der Mitte<br />
zwischen beiden Positionen befindet?<br />
Sagen Sie nicht: Darauf habe ich sowieso keinen<br />
Einfluss! Sie können mitbestimmen!<br />
In diesem Jahr gibt es Kirchenwahlen. Da wird<br />
darüber entschieden, welche Kirche die Gemeindeglieder<br />
haben wollen. Und da gibt es wirklich<br />
entscheidende Unterschiede!<br />
Am 1. Advent werden neben den Kirchengemeinderäten<br />
auch die Abgeordneten für die Landessynode<br />
gewählt. Fragen Sie Ihre Kandidaten,<br />
welche Kirche sie wollen, und unterstützen Sie<br />
dann diejenigen, die Ihnen am meisten entsprechen.<br />
<strong>Wahl</strong> <strong>–</strong> <strong>Freiheit</strong> ist das Thema dieser neuen<br />
Ausgabe der <strong>Kirchenbezirk</strong>szeitung. Es gibt in<br />
diesem Jahr nicht nur die Kirchenwahlen, sondern<br />
auch die Bundestagswahl.<br />
Darüber hinaus gibt es bei vielen Gelegenheiten<br />
im Leben <strong>Wahl</strong>-Situationen. Einige davon werden<br />
Ihnen in der Zeitung vorgestellt.<br />
Da geht es um<br />
<strong>Freiheit</strong> existentiell: die Organspende, der letzte<br />
Wille, Berufswahl, <strong>Freiheit</strong> im Arbeitsprozess.<br />
<strong>Freiheit</strong> historisch: die Entwicklung des <strong>Wahl</strong>rechts,<br />
die Demokratie, <strong>Freiheit</strong>sstatue.<br />
<strong>Freiheit</strong> theologisch: die <strong>Freiheit</strong> eines Christenmenschen<br />
und das Problem der Willensfreiheit.<br />
<strong>Freiheit</strong> kirchlich: <strong>Wahl</strong>freiheit bei der Taufentscheidung,<br />
Kirchenwahlen, der Pfarrplan und die<br />
<strong>Wahl</strong>möglichkeiten der Gemeinden.<br />
Und es geht um vieles andere. Wie immer gibt es<br />
auch die beliebten Distriktsseiten und die Nachrichten<br />
von Personen. Das Redaktionsteam hat sich<br />
einiges einfallen lassen und wieder interessante<br />
Interview-Partner gefunden.<br />
Pfarrer Jörg Schaber,<br />
Wiesensteig, hat wieder<br />
das Titelblatt beigesteuert,<br />
ein Kreidebild. Licht und<br />
Dunkel, Schatten und<br />
Licht. Das Licht kommt in<br />
das Dunkle und erhellt es.<br />
So ist es in vielen Lebenslagen,<br />
aber auch in gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen.<br />
Die Entdeckung<br />
des Evangeliums und der <strong>Freiheit</strong> eines Christenmenschen<br />
befreite Martin Luther vom Dunkel<br />
seiner Zweifel. Die Verheißung einer demokratischen<br />
Staatsordnung ließ viele Menschen<br />
auswandern, sie lösten sich von der Willkürherrschaft<br />
des Fürsten und suchten lebenswerteres<br />
helleres Leben.<br />
Ein Dank an alle, die zum Gelingen der Zeitung<br />
beigetragen haben. Besonders auch an die vielen<br />
ehrenamtlichen Austräger und Austrägerinnen in<br />
den Gemeinden.<br />
Ihre<br />
Gerlinde Hühn<br />
Dekanin in <strong>Geislingen</strong><br />
Was tun Sie am 1. Advent? Natürlich zur Kirchenwahl gehen!<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
3
Zur <strong>Freiheit</strong> befreit?!<br />
KLAUS HOOF<br />
Ist das nicht ein toller Satz, den Paulus an die<br />
Gemeinden in Galatien schreibt:<br />
Zur <strong>Freiheit</strong> hat euch Christus befreit. Darum<br />
stehet nun fest und lasst euch nicht wieder das<br />
Joch der Knechtschaft auflegen (Gal. 5,1).<br />
Als Protestant geht einem da doch das Herz auf!<br />
Ja, das ist unsere Tradition! Eine Tradition, auf<br />
die wir stolz sind. Kirche der <strong>Freiheit</strong> wollen wir<br />
sein <strong>–</strong> im Unterschied zu anderen Konfessionen<br />
oder Religionen mit festzementierten Hierarchien,<br />
religiösen Ge- und Verboten, nicht hinterfragbaren<br />
Dogmen und Lehrsätzen. „Ein Christenmensch<br />
ist ein freier Herr aller Dinge und<br />
niemand untertan!“ <strong>–</strong> so hat es einst Martin<br />
Luther in seiner Schrift „Von der <strong>Freiheit</strong> eines<br />
Christenmenschen“ gesagt.<br />
Doch sind wir wirklich frei? Sind wir nicht viel<br />
häufiger Gefangene, als wir es gerne wären?<br />
Gefangene von Sach- und ökonomischen Zwängen,<br />
den Gesetzen des „freien“ Marktes, von<br />
„alternativlosen“ politischen Entscheidungen,<br />
den Hierarchien und harten Regeln in Betrieben<br />
und Verwaltungen? Gefangene unserer eigenen<br />
Erziehung und Herkunft, einschließlich unserer<br />
religiösen Sozialisation? Wie oft richten wir uns<br />
nach dem, was andere von uns erwarten, nach<br />
dem „was sich gehört“, was „man“ sagen darf<br />
und wo „man“ besser seinen Mund hält!<br />
Warum tun wir das? Es ist uns ganz und gar<br />
nicht gleichgültig, ob wir Wertschätzung und<br />
Anerkennung durch andere Menschen bekommen.<br />
Im Gegenteil. Das ist unser Lebenselixier.<br />
Wir begehren sie von Vater und Mutter, von<br />
Vorgesetzten und Kollegen, von Geschwistern,<br />
Freunden, Vereinskameraden, Nachbarn oder<br />
wem auch immer. Es macht etwas mit uns,<br />
wenn uns jemand lobt oder uns runterputzt,<br />
wenn uns jemand anlächelt oder auslacht, an<br />
uns vorbeischaut oder uns interessiert zuhört,<br />
den Kontakt zu uns sucht oder uns den Rücken<br />
zukehrt. Klatscht man uns Beifall, fühlen wir<br />
uns gut. Macht jemand „Buh“, geht es uns<br />
mies. Hand aufs Herz: So sind wir!<br />
Und warum? Ganz einfach: Wir wollen gesehen,<br />
wertgeschätzt und ja, geben wir es zu <strong>–</strong><br />
wir wollen geliebt sein. Am besten von allen.<br />
Dafür tun wir Menschen (fast) alles. Krasses Beispiel<br />
ist das RTL-Dschungelcamp. Wir machen<br />
unser Selbstbewusstsein, unser Glück, ja unseren<br />
Wert als Person von der Reaktion anderer<br />
abhängig und geben ihnen so Macht über uns<br />
und unsere Gefühle. Die Macht, uns froh<br />
und glücklich zu fühlen oder enttäuscht und<br />
unglücklich. Das ist unsere Knechtschaft.<br />
4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Man kann damit leben. Keinem ist das verwehrt.<br />
Überall begegnen einem Menschen,<br />
die in diesen Gefühlen versklavt sind. Und wer<br />
ehrlich zu sich selber ist, kennt es von sich.<br />
Doch niemand muss damit leben.<br />
Wie kommen wir da raus und werden frei?<br />
Paulus meint: Christus hat dich zur <strong>Freiheit</strong><br />
befreit. Er hat dich und deinen Wert als Person<br />
aus deinen eigenen Beurteilungen und den<br />
Urteilen anderer herausgenommen. Du bist frei<br />
davon. Glaube es. Vertraue darauf. Wenn du<br />
das tust, brauchst du dich nicht zu verbiegen<br />
oder ständig dein Sonntagsgesicht zeigen,<br />
um everybody’s darling zu sein. Du bist im<br />
wahrsten Sinne des Wortes lieb Kind <strong>–</strong> nämlich<br />
Gottes geliebtes Kind. Er hat dich geschaffen<br />
und kein Interesse daran, dich klein und abhängig<br />
zu machen. Gott hat dich frei gesprochen<br />
und tut es täglich neu. Keine Kritik, kein Lob,<br />
noch irgendeine andere Reaktion eines<br />
Menschen kann dir das nehmen.<br />
Wenn ich das glaube <strong>–</strong> wie kann ich dann diese<br />
<strong>Freiheit</strong> leben? Dazu vier Empfehlungen:<br />
1. Machen Sie sich bewusst, wie sehr Sie vom<br />
Urteil anderer abhängig sind und wie Sie<br />
letztendlich darunter leiden. Das ist zwar eine<br />
bittere Einsicht, weil sie Ihre Eitelkeit kränkt,<br />
dennoch ist sie unabdingbar.<br />
2. Hören Sie mit dem Versuch auf, andere beeindrucken<br />
zu wollen und mit Ihren Schokoladenseiten<br />
Sympathien zu gewinnen.<br />
Handeln Sie nach Ihren eigenen Vorstellungen.<br />
Vorsicht! Es könnte sein, dass andere das<br />
nicht immer toll finden.<br />
3. Das gilt es auszuhalten und einzuüben, mit<br />
sich allein sein zu können. Sie werden dabei<br />
schmerzhaft spüren, wie schwer es Ihnen<br />
fällt, andere zu mögen, ohne gleichzeitig von<br />
deren Zustimmung abhängig zu sein.<br />
4. Haben Sie Geduld mit sich selbst. Lächeln<br />
Sie sich zu, wenn Sie sich wieder mal dabei<br />
ertappen, nach dem Wohlwollen und der<br />
Sympathie anderer zu schielen.<br />
Brauchen Sie das Beispiel eines Menschen,<br />
der so lebt? Lesen Sie in den Evangelien die<br />
Geschichten von Jesus. Beobachten Sie, wie er<br />
redet, handelt, mit Menschen umgeht. Bei ihm<br />
können Sie lernen, was ein freier Mensch ist.<br />
Klaus Hoof war Pfarrer<br />
an der Helfensteinklinik<br />
in <strong>Geislingen</strong><br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
5
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
Ja oder Nein <strong>–</strong> Aufgabe der Landessynodalen<br />
ist Entscheidungen zu treffen<br />
ANITA GRÖH<br />
Über 200 Anträge sind in den letzten sechs<br />
Jahren in die Landessynode eingebracht und<br />
abgestimmt worden. Anträge, die zusätzlich zu<br />
dem eingehen, was eh schon zur Abstimmung<br />
vorliegt wie Haushaltsplan, Mittelfristige Finanzplanung,<br />
Pfarrplan und mehr.<br />
Diese zusätzlichen Anträge betreffen Altenseelsorge,<br />
<strong>Wahl</strong>recht ab der Konfirmation, Sanierung<br />
von Pfarr- und Gemeindehäusern, finanzielle<br />
Unterstützung neuer Gemeindeformen, Bildung<br />
von Gemeinschaftsgemeinden, Änderung der<br />
Abendmahlsordnung, Ausbildung für ehrenamtliche<br />
Seelsorgerinnen und Seelsorger, Zukunft<br />
der kirchlichen Hochschule für Kirchenmusik,<br />
Förderung von Popular-Kirchenmusik, Änderung<br />
der Konfirmationsordnung, Strukturfragen für<br />
Kirchenkreise und Verwaltungsstellen, Sparbeschlüsse<br />
zum Einsparen von 10 Millionen Euro,<br />
die Zukunft des Hauses Birkach, die Quotierung<br />
von Prälaten- und Oberkirchenratsstellen u.v.m.<br />
Alle Anträge werden in den zuständigen Ausschüssen<br />
vorberaten. Entschieden wird aber in<br />
den Tagungen der Landessynode. Jede bzw.<br />
jeder einzelne Landessynodale stimmt für oder<br />
gegen einen Antrag.<br />
Es ist nicht immer einfach,<br />
sich zu entscheiden.<br />
Geht es um Summen, die das alltägliche Vorstellungsvermögen<br />
überschreiten, kann schon ein<br />
flaues Magengefühl aufkommen. Sollen wir dreistellige<br />
Millionenbeträge in die Ruhestandskassen<br />
einzahlen und damit die jetzige Generation<br />
belasten und die zukünftige Generation entlasten?<br />
Sollen wir der Bildung von Gemeinschaftsgemeinden<br />
zustimmen, um bestimmte Gruppen<br />
A U S D E R L A<br />
von Gemeindegliedern in der Landeskirche zu<br />
halten, aber dadurch die Kirchengemeinden vor<br />
Ort unter Umständen schwächen? Stehen wir<br />
hinter der Substanzerhaltungsrücklage für kirchliche<br />
Gebäude, um auch zukünftig kirchliche<br />
Häuser und Kirchen erhalten zu können, oder<br />
überfordern wir Kirchengemeinden finanziell?<br />
Sollen homosexuelle Pfarrerinnen und Pfarrer im<br />
Pfarrhaus mit ihren Lebensgefährten wohnen<br />
dürfen, oder zwingen wir sie durch ein Verbot,<br />
in andere Landeskirchen zu gehen?<br />
Das Amt der Landessynodalen bringt die<br />
Verantwortung mit, Entscheidungen zu treffen.<br />
Und manche Entscheidungen belasten schwer.<br />
So würde ich heute der Sanierung des Bildungshauses<br />
Birkach nicht mehr zustimmen.<br />
18 Millionen Euro dafür sind einfach zu viel <strong>–</strong><br />
Denkmalschutz hin oder her.<br />
Und ich hoffe auf die Entscheidung, dass in<br />
nicht allzu ferner Zukunft die Landessynode<br />
endlich zustimmt, dass homosexuelle Pfarrerinnen<br />
und Pfarrer mit ihren Lebensgefährten im<br />
Pfarrhaus wohnen dürfen. Denn ihre berufliche<br />
Qualifikation ist unumstritten und durch ihr<br />
privates Lebensumfeld nicht beeinträchtigt.<br />
Mein Bestreben ist es, mit meinem Abstimmungsverhalten<br />
zum Wohl der Kirchengemeinden<br />
beizutragen und unsere Landeskirche für die<br />
Zukunft gut aufgestellt zu wissen.<br />
Anita Gröh, <strong>Geislingen</strong>,<br />
Landessynodale,<br />
Offene Kirche<br />
6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
N D E S S Y N O D E<br />
<strong>Wahl</strong>freiheit <strong>–</strong> Gleichheit <strong>–</strong><br />
Geschwisterlichkeit<br />
BEATE KELLER<br />
Nun stehen sie wieder an, die Kirchenwahlen<br />
2013 in der Evang. Landeskirche in Württemberg.<br />
In den Gemeinden gilt es wieder Menschen<br />
zu finden, die bereit sind, sich nicht nur<br />
die Zeit und Kraft für ein Ehrenamt zu nehmen,<br />
sondern sich auch für dieses Amt in einer <strong>Wahl</strong><br />
zu stellen.<br />
Ich bin froh darüber, dass in unserer Württembergischen<br />
Landeskirche die Gemeindeglieder<br />
nicht nur den Kirchengemeinderat, sondern auch<br />
die Synode direkt wählen können. So sind die<br />
Mitglieder nicht „nur“ Kirchensteuerzahler,<br />
sondern Entscheidungsträger für die Zusammensetzung<br />
der jeweiligen Gremien. Dies ist eine<br />
gute demokratische Vorgehensweise.<br />
Dass die demokratischen Prozesse in den<br />
Gremien mit viel Zeit, Geduld und Ausdauer<br />
verbunden sind, haben mir die etwa 330 Tage<br />
gezeigt, die ich in den letzten knapp 12 Jahren<br />
in verschiedenen Gremien und Ausschüssen der<br />
Landessynode verbracht habe. Ich habe mich<br />
bewusst für dieses Amt zur <strong>Wahl</strong> gestellt und<br />
werde es in diesem Jahr wieder tun, da diese<br />
Arbeit neben der Mühe auch Freude schafft.<br />
Mir ist dabei wichtig, dass sich die Verantwortlichen<br />
in den Gremien auf gleicher Augenhöhe<br />
begegnen und die jeweilige Meinung des Anderen<br />
respektieren und achten, unabhängig vom<br />
kirchlichen Rang und Namen. Diese Gleichheit,<br />
die für mich sehr treffend in Jakobus 2 beschrieben<br />
wird, ist für mich eine wesentliche Voraussetzung<br />
für eine fruchtbare Zusammenarbeit<br />
in der Kirche.<br />
Trotz mancher Unterschiede bei der Bewertung<br />
und Betrachtung von Themen in der Landessynode<br />
schätze ich den vorwiegend fairen und<br />
offenen Umgang untereinander. Das Bild von<br />
den Geschwistern im Herrn trifft das Miteinander<br />
besonders gut. Denn trotz unterschiedlicher<br />
Meinungen bleiben Geschwister Geschwister<br />
und können diese Verbindung nicht lösen. Wir<br />
gehören in der Kirche zusammen und dienen<br />
einem Herrn und Vater. Das verbindet und gibt<br />
Kraft auch nach manchen schweren Auseinandersetzungen<br />
weiter gemeinsam in der Sache zu<br />
arbeiten und dort, wo Verletzungen zugefügt<br />
wurden, um Vergebung zu bitten und zu<br />
erfahren.<br />
Ich möchte Ihnen Mut machen und Sie auffordern<br />
zu wählen oder sich für ein Amt<br />
wählen zu lassen.<br />
„Die Kirche lebt, wenn ihre Mitglieder Kirche<br />
leben.“<br />
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein<br />
gesegnetes <strong>Wahl</strong>jahr 2013.<br />
Beate Keller, Süssen,<br />
Landessynodale,<br />
Lebendige Gemeinde<br />
Offizielle<br />
<strong>Wahl</strong>-Veranstaltungstermine<br />
zur <strong>Wahl</strong> in die Landessynode:<br />
Dienstag, 15. Oktober,<br />
19.30 Uhr,<br />
Gemeindehaus Gammelshausen<br />
Freitag, 25. Oktober,<br />
19.30 Uhr,<br />
Gemeindehaus Uhingen<br />
Mittwoch, 6. November,<br />
19.30 Uhr,<br />
Gemeindehaus Süssen<br />
Dienstag, 26. November,<br />
19.30 Uhr,<br />
Jugendheim <strong>Geislingen</strong><br />
Donnerstag, 28. November,<br />
19.30 Uhr,<br />
Blumhardthaus,<br />
Göppingen-Reuschkirche<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
7
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
U M F R A G E :<br />
Zur Kirchenwahl 2013 haben wir gefragt:<br />
Warum<br />
gehen Sie<br />
wählen<br />
?<br />
Am 1. Advent, dem 1. Dezember 2013, wird in der<br />
Württembergischen Evangelischen Landeskirche gewählt.<br />
Zur <strong>Wahl</strong> stehen die Kirchengemeinderäte in jeder<br />
Kirchengemeinde und die Mitglieder der Landessynode,<br />
dem „Parlament“ der Landeskirche.<br />
Evangelische Kirchenmitglieder ab 18 Jahren können<br />
gewählt werden. Nur in Württemberg wird die<br />
Landessynode direkt von allen evangelischen Kirchenmitgliedern<br />
gewählt <strong>–</strong> ab dem Alter von 14 Jahren.<br />
Das heißt, die Konfirmanden, die 2013 konfirmiert<br />
wurden, dürfen zum ersten Mal zur <strong>Wahl</strong> gehen und den<br />
Kirchengemeinderat ihrer Gemeinde und die neue<br />
württembergische Landessynode wählen.<br />
Beate Clement, Süßen:<br />
Ich gehe zur Kirchenwahl,<br />
weil die Kirche Frauen<br />
und Männer braucht,<br />
die mitarbeiten in der<br />
Kirchengemeinde, um das<br />
Lob Gottes zu verbreiten.<br />
Elke Bötzel, Gruibingen:<br />
Ich mache immer von<br />
meinem Grundrecht auf<br />
<strong>Wahl</strong> Gebrauch und gehe zu<br />
jeder <strong>Wahl</strong>. In der Kirchengemeinde<br />
und der Kirche<br />
erhoffe ich mir davon, dass<br />
meine Interessen in meinem<br />
Sinne vertreten werden.<br />
Gabriele Weller, Gingen:<br />
Ich gehe zur Kirchenwahl,<br />
weil ich möchte, dass<br />
unsere Landeskirche<br />
eine Volkskirche bleibt.<br />
Viele sollen Heimat finden!<br />
Annika Österle (17 J.), Lisa Kleindienst (16 J.),<br />
Philipp Kuch (19 J.), Gruibingen:<br />
Wir gehen am 1. Dezember zur <strong>Wahl</strong>,<br />
weil es unsere erste <strong>Wahl</strong> ist. Wir werden<br />
Personen unseres Vertrauens wählen,<br />
weil wir wissen, wie diese Personen<br />
denken, arbeiten, handeln und welche Ziele<br />
sie haben. Und das ist uns wichtig.<br />
Wenn man nicht wählt, darf man dann<br />
auch nicht schimpfen.<br />
Werner Maier, Gingen:<br />
Edith Löchli, Süßen:<br />
Was hat<br />
Ich gehe zur Kirchenwahl,<br />
weil die christliche Gemeinschaft<br />
durch die Vielfalt ihrer<br />
Menschen und somit durch<br />
die <strong>Wahl</strong> Demokratie zeigt<br />
und alle die Entscheidungen<br />
beeinflussen können.<br />
Ich gehe zur Kirchenwahl,<br />
weil wir Menschen brauchen,<br />
die sich intensiv um die<br />
Belange der Kirche kümmern.<br />
Stefanie Bölke, Wiesensteig:<br />
Ich gehe zur Kirchenwahl,<br />
weil ich in der Kirche<br />
etwas verändern will.<br />
Das kann ich nicht durchs<br />
Nichts tun.<br />
8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Ihnen das Amt des/der<br />
Kirchengemeinderats/-rätin gebracht?<br />
Iris Widmann,<br />
Kirchengemeinderätin<br />
aus Treffelhausen:<br />
Nach vielen Jahren<br />
Engagement in der<br />
Kirchengemeinde<br />
habe ich die Lust<br />
noch nicht verloren, mich weiterhin<br />
einzubringen. Die vielfältigen Aufgaben,<br />
die im KGR zu erledigen<br />
sind, finde ich sehr interessant und<br />
die Arbeit in der Kirchengemeinde<br />
bringt mir, auch auf meinem persönlichen<br />
Glaubensweg, eine große<br />
Bereicherung. Ich denke, dass wir<br />
den Wert und den Nutzen unserer<br />
Kirche im Alltag meistens zu wenig<br />
beachten und schätzen. Durch<br />
meine Mitarbeit in der Kirchengemeinde<br />
möchte ich zeigen, dass<br />
Kirche und Glaube in unserem Alltag<br />
sehr wohl ihren Platz haben.<br />
Christl Czermin,<br />
Kirchengemeinderätin<br />
in der Geislinger<br />
Paulusgemeinde:<br />
Mir macht es Freude,<br />
regelmäßig in der<br />
Kirche zu sein.<br />
Kirchengemeinderätin ist eine Arbeit,<br />
die nicht nur mit Geld zu tun hat<br />
und die nicht wirtschaftlich, sondern<br />
sozial orientiert ist. Auch lerne ich<br />
neue Leute kennen, ohne zu fragen<br />
bzw. zu wissen, dass die Menschen,<br />
mit denen ich zu tun habe, mir ähnlich<br />
sind, weil Gott ihnen wichtig ist.<br />
Gern bin ich aktiv im Gottesdienst<br />
dabei (Begrüßung machen, Lesung<br />
halten …).<br />
Günther Herzog, Pfarrer i.R., sorgt<br />
im Vertrauensausschuss dafür, dass<br />
die <strong>Wahl</strong> zur Landessynode korrekt<br />
abläuft:<br />
Ich wähle, weil ich stolz bin<br />
darauf, dass auch einfache<br />
Gemeindemitglieder, sogar<br />
die Neukonfirmierten, über<br />
den Kurs unserer Kirche<br />
mitbestimmen dürfen.<br />
Armin Beck,<br />
Kirchengemeinderat<br />
an der Stadtkirche<br />
<strong>Geislingen</strong>:<br />
Als ich vor Jahren<br />
angesprochen wurde,<br />
ob ich nicht für den<br />
Kirchengemeinderat kandidieren<br />
wolle, sagte ich nach einigem Zögern<br />
zu, und ich habe diese Entscheidung<br />
bisher nicht bereut. Erst als ich<br />
diesem Gremium angehörte, habe<br />
ich gesehen, welche Fülle von interessanten<br />
Angeboten in der Gemeinde<br />
geboten wird. Und es macht mir viel<br />
Freude und schafft innere Zufriedenheit,<br />
an dem einen oder anderen<br />
Projekt mitzuarbeiten. Es ist immer<br />
wieder schön zu erleben, wie jeder<br />
Einzelne seine ihm eigenen Fähigkeiten<br />
und seine Interessen zum<br />
Wohl der Gesamtheit einzubringen<br />
vermag und wie dabei der eine vom<br />
andern lernt. War schon vorher die<br />
Stadtkirche „meine“ Kirche, so hat<br />
sich dieses Gefühl noch verstärkt:<br />
Sie ist zur echten Heimat geworden!<br />
Hannelore<br />
Sigler-Schmid,<br />
Kirchengemeinderätin<br />
in Süßen:<br />
Mir macht das Amt<br />
überwiegend Spaß.<br />
Ich habe jetzt neue<br />
Begegnungen und Beziehungen und<br />
wieder mehr Zugehörigkeitsgefühl zur<br />
Kirche und ihren Menschen. Ich habe<br />
auch außerhalb der Familie etwas<br />
gefunden, wo ich mich engagieren<br />
und für andere etwas tun kann.<br />
Birgit Wohland,<br />
Kirchengemeinderätin<br />
in der Geislinger<br />
Pauluskirche:<br />
Als Kirchengemeinderätin<br />
macht mir<br />
Freude: Gottesdienste<br />
zu feiern und mit vorzubereiten,<br />
der Kontakt zu den Gemeindegliedern,<br />
Gemeindefeste zu planen<br />
und zu feiern, die Zusammenarbeit<br />
mit den anderen Kirchengemeinderatsmitgliedern.<br />
Kurt Beuttner,<br />
Kirchengemeinderat<br />
in <strong>Geislingen</strong>-<br />
Altenstadt:<br />
Kirchengemeinderat<br />
zu sein ist eine<br />
sinnvolle und verantwortungsvolle<br />
Aufgabe in der<br />
Kirchengemeinde. Sie erfordert Zeit,<br />
Einsatzbereitschaft und Kraft. Man<br />
gewinnt aber viele neue Erfahrungen<br />
und Kenntnisse. Insgesamt empfinde<br />
ich meine Zeit im Kirchengemeinderat<br />
als große Bereicherung. Man<br />
lernt den Umgang mit anderen Meinungen<br />
und gewinnt Erfahrungen<br />
mit teilweise auch schwierigen<br />
Entscheidungsprozessen. Die Zusammenarbeit<br />
im Gremium und der<br />
Einsatz in einem Arbeitsteam macht<br />
mir besonders viel Freude.<br />
Rainer Ludmann,<br />
Kirchengemeinderat<br />
in Donzdorf:<br />
Als ich im Lauf des<br />
Jahres 2007 angesprochen<br />
wurde,<br />
ob ich für den<br />
Kirchengemeinderat kandidieren<br />
würde, war ich erstaunt und bat<br />
um Bedenkzeit, da ich durch das<br />
tägliche Pendeln nach Esslingen und<br />
die hohe zeitliche Beanspruchung<br />
durch meinen Beruf als geschäftsführender<br />
Gesellschafter eines Ingenieurbüros<br />
und durch die Familie in<br />
Anspruch genommen war. Nach<br />
Rücksprache mit meiner Frau habe<br />
ich mich entschieden und zugesagt.<br />
Meine Motivation ist, christliche<br />
Werte auch im Beruf zu vertreten<br />
und dies durch das Engagement in<br />
einem kirchlichen Ehrenamt zu<br />
dokumentieren und zu zeigen. Es<br />
hat mich auch gereizt, die Kirche als<br />
Institution mit ihren vielfältigen Aufgaben,<br />
neue Aspekte und Menschen<br />
noch intensiver kennen zu lernen.<br />
Ich erlebe die Mitarbeit im Kirchengemeinderat<br />
als große persönliche<br />
Bereicherung. Der regelmäßige<br />
sonntägliche Gottesdienstbesuch<br />
und auch andere Veranstaltungen<br />
unserer Gemeinde sind mir wichtig.<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
9
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
Von der absoluten Willkür<br />
zur freien Volkswahl<br />
KARLHEINZ BAUER<br />
Die politisch abgewirtschaftete und hoch verschuldete<br />
Grafschaft Helfenstein musste 1396 an die zu Macht und<br />
Reichtum aufgestiegene Reichsstadt Ulm verkauft werden.<br />
<strong>Geislingen</strong> mit seinem Umland gehörte nun mehr als<br />
400 Jahre zum Ulmer Land, bis 1803 im Zeitalter Napoleons<br />
die Kleinstaaterei im deutschen Südwesten ihr Ende<br />
fand. Helfenstein oder Ulm <strong>–</strong> für die Menschen änderte<br />
sich nicht viel. Die gräflichen Herren besaßen die absolute<br />
Macht über ihre Untertanen, auch die Ulmer Obrigkeit<br />
regierte ihr Gebiet mit fester Hand.<br />
Unter der harten Hand der Ulmer Herrschaft<br />
An der Spitze des Ulmer Staatswesens stand der Rat,<br />
der die Landeshoheit ausübte: Gesetzgebung, Verwaltung<br />
und Rechtsprechung in der Stadt und auf dem Land.<br />
Ihm stand die freie unumschränkte Macht zu, die nur<br />
Reichsgesetze oder der Kaiser selbst einschränken konnten.<br />
Wie der römische Senat zur Zeit der Republik,<br />
so gebot der Ulmer Rat über die Untertanen seines<br />
weiten Territoriums.<br />
Zur Verwaltung des Ulmer Landes hatte der Rat das Herrschaftspflegamt<br />
geschaffen. Dieses Amt war von Patriziern<br />
besetzt, einer privilegierten Oberschicht. Das Ulmer<br />
Land war in Oberämter und Ämter eingeteilt. <strong>Geislingen</strong><br />
war Sitz eines Oberamtes. An seiner Spitze stand als Vertreter<br />
des Ulmer Rates der jeweils von Ulm ernannte Vogt<br />
(seit 1635 Obervogt) als Stadtherr und Vorsitzender des<br />
Stadtgerichtes. Auch dieser Beamte entstammte dem<br />
Ulmer Patriziat.<br />
Einem „Amt“, dem mehrere Dörfer angehörten, stand der<br />
Amtmann vor, ein Berufsbeamter, der ein Bürgerlicher war<br />
und vom Ulmer Rat ernannt wurde. In den Dorfgerichten<br />
der ihm unterstellten Gemeinden hatte er den Vorsitz.<br />
Ein Amtmann war also, auf heutige Verhältnisse bezogen,<br />
der Bürgermeister, und ein Vogt erfüllte die Funktionen des<br />
heutigen Oberbürgermeisters und Landrats in Personalunion.<br />
Es ist charakteristisch für den reichsstädtischen<br />
Zentralismus, dass die Vögte in den Städten wie die Amtleute<br />
auf den Dörfern stets herrschaftliche Beamte waren,<br />
die der strikten Weisung aus Ulm unterlagen und als<br />
verlängerter Arm der Obrigkeit wirkten.<br />
Das Geislinger Stadtgericht bestand aus 12 Personen<br />
und tagte unter dem Vorsitz des Vogtes bzw. Obervogtes.<br />
Die Mitglieder des Gerichtes wurden nicht von<br />
der Bürgerschaft gewählt, das Gericht ergänzte sich selbst.<br />
Wenn ein Richter durch Tod oder andere Gründe ausschied,<br />
wählte das Gericht einen Nachfolger auf Lebenszeit.<br />
Die Zuständigkeiten des Stadtgerichtes waren umfassender<br />
als die des heutigen Gemeinderates; es besaß die<br />
Funktionen der Verwaltung und der (niederen) Gerichtsbarkeit.<br />
Eine Trennung der Gewalten kannte man damals<br />
noch nicht.<br />
Die Reichsstadt Ulm legte stets größten Wert darauf, ihr<br />
Gebiet fest und sicher zu regieren. In der Verwaltung ihres<br />
Territoriums war von Anfang an eine zielstrebige, zentrale,<br />
manchmal allzu harte Hand spürbar, die jederzeit bereit<br />
war, ihre Macht und Gewalt einzusetzen, wenn es galt,<br />
Widerstände im Keim zu ersticken.<br />
Dies zeigte deutlich der Verlauf des Aufstandes in <strong>Geislingen</strong><br />
und den umliegenden Dörfern im Jahr 1514, einem<br />
Vorläufer des Bauernkrieges. Als die ehemals helfensteinischen<br />
Untertanen alte Rechte beim Ulmer Rat forderten<br />
und zu verstehen gaben, lieber helfensteinisch als ulmisch<br />
zu sein, griff die Obrigkeit brutal zu. Sie ließ den Haupträdelsführer,<br />
den Geislinger Bäcker Lienhard Schöttlin,<br />
enthaupten und die anderen Unruhestifter des Landes<br />
verweisen mit dem Erfolg, dass sie im eigentlichen Bauernaufstand<br />
in ihrem ganzen Gebiet völlige Ruhe hatte.<br />
Nicht nur in Verwaltung und Rechtsprechung, auch auf<br />
dem Gebiet von Kirche und Schule zeigte Ulm, dass es<br />
bereit war, in seinem Sinn Ordnung zu schaffen. Als Beispiel<br />
sei die Einführung der Reformation in <strong>Geislingen</strong><br />
genannt, als Ulm zäh und beharrlich den hartnäckigen<br />
Widerstand der Katholiken zum Erliegen brachte.<br />
Die starke Hand Ulms war in <strong>Geislingen</strong> noch kurz vor<br />
dem Zusammenbruch der reichsstädtischen Gewalt spürbar.<br />
1798 schwang der Obervogt bei einer Sitzung den<br />
Stock über den Köpfen der Ratsherren, um Meinungsverschiedenheiten<br />
über die <strong>Wahl</strong> eines niederen Gemeindebediensteten<br />
zu begegnen. In einer revolutionären Zeit<br />
der eben verkündeten Menschenrechte veranlasste dieser<br />
Vorfall allerdings den Ulmer Rat, seinen allzu patriarchalischen<br />
Beamten zu tadeln.<br />
Unter der autoritären Führung Württembergs<br />
Die Kriege nach der Französischen Revolution und die<br />
gewalttätige Zeit Napoleons bescherten dem deutschen<br />
Südwesten eine staatliche Neuordnung. Die vielen kleinen<br />
weltlichen und geistlichen Herrschaften verloren ihre<br />
Selbstständigkeit und gingen im neu geschaffenen Königreich<br />
Württemberg auf. Ruhmlos hatte auch die Ulmer<br />
Reichsfreiheit geendet. Nach einem kurzen bayerischen<br />
Zwischenspiel wurde das Ulmer Land 1810 der württembergischen<br />
Krone unterstellt. Den Übergang an Württemberg,<br />
der durch einen einzigen Federstrich der Machthaber<br />
verfügt wurde, hat die Bevölkerung nicht mit freudigem<br />
Herzen aufgenommen.<br />
Im Geislinger Raum führte die württembergische Oberhoheit<br />
zur Errichtung des Oberamtes <strong>Geislingen</strong>, dessen<br />
Umfang etwa dem des heutigen Evangelischen <strong>Kirchenbezirk</strong>es<br />
entsprach. An der Spitze des Oberamtes stand der<br />
Oberamtmann. Er führte zugleich den Vorsitz im Geislinger<br />
Stadtgericht. Diese Doppelfunktion bestand bis 1819,<br />
als das Amt des Schultheißen geschaffen wurde. Schultheißen<br />
in den Städten und Dörfern wurden nicht gewählt,<br />
sondern durch die Regierung auf Lebenszeit ernannt. Die<br />
1 0 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Geislinger Altstadt<br />
männlichen Bürger durften dazu drei Kandidaten durch<br />
<strong>Wahl</strong> vorschlagen. Der Titel „Schultheiß“ wurde 1930 in<br />
„Bürgermeister“ umgewandelt.<br />
Dem Schultheißen stand der Gemeinderat zur Seite. Seine<br />
zwölf Mitglieder wurden durch die männlichen Bürger<br />
gewählt. Ihre Amtszeit betrug nach der ersten <strong>Wahl</strong> zwei<br />
Jahre; im Fall einer Wiederwahl galt sie auf Lebenszeit. In<br />
der Praxis war die Lebenslänglichkeit der Amtsträger die<br />
Regel, weil sich die Gemeinderäte meist nach Ablauf der<br />
zweijährigen Amtszeit einer Wiederwahl stellten. Die<br />
Bürger hatten also keinen Einfluss auf die Verwaltung.<br />
Daher wurde 1819 der Bürgerausschuss als Kontrollorgan<br />
gegenüber dem Gemeinderat geschaffen. Seine zwölf<br />
Mitglieder wählten die männlichen Bürger jeweils auf<br />
zwei Jahre; eine lebenslängliche <strong>Wahl</strong> gab es nicht. Man<br />
nannte die Mitglieder des Bürgerausschusses „Schrannenfurzer“,<br />
weil sie im Gegensatz zu den Gemeinderäten auf<br />
harten Bänken („Schrannen“) saßen. Auch den Obmann<br />
des Bürgerausschusses wählten die männlichen Bürger.<br />
Die Bürgerausschussverfassung bestand bis 1919.<br />
Hatte das Königreich Württemberg den Städten und<br />
Gemeinden eine im Vergleich zur Ulmer Herrschaft<br />
verhältnismäßig große Selbstständigkeit verliehen, die<br />
damals in Deutschland einzigartig war, so waren doch<br />
die Zuständigkeiten der bürgerlichen Kollegien äußerst<br />
beschränkt. Ihre Beschlüsse waren sehr von der Genehmigung<br />
des Oberamtes abhängig. 1830 beschloss der<br />
Geislinger Gemeinderat den Kauf eines Spiegels für den<br />
Sitzungssaal. Dazu war notwendig, zuvor beim Oberamt<br />
anzufragen, ob ein solcher angeschafft werden dürfe.<br />
Erst nach Eingang der oberamtlichen Entschließung<br />
konnte der Spiegel für 10 Gulden gekauft werden.<br />
Der mühsame Durchbruch zur Demokratie<br />
Die Parolen „<strong>Freiheit</strong>, Gleichheit, Brüderlichkeit“ der Französischen<br />
Revolution von 1789 waren bald der Reaktion<br />
gewichen. Die auf dem Wiener Kongress geschaffene<br />
Bundesakte von 1815 empfahl den deutschen Ländern,<br />
nach französischem Vorbild Verfassungen im Stil der<br />
konstitutionellen Monarchie einzuführen. Die Verfassung<br />
Württembergs von 1819 legte die Staatsgewalt zwar<br />
noch in die Hand des Fürsten, ihre Ausübung war aber<br />
durch die Landstände beschränkt. Dem absolutistisch<br />
gesinnten König Friedrich I. war diese Verfassung hinderlich.<br />
Als Napoleon von Friedrich ein Heer von 8000 Mann<br />
forderte, machte dieser seine Abhängigkeit von den<br />
Ständen geltend, worauf Napoleon erwiderte: „Jagen Sie<br />
sie zum Teufel!“<br />
Für die Gesetzgebung gab es zwei Kammern. In der<br />
Kammer der Standesherren saßen Adelige und vom König<br />
auf Lebenszeit ernannte Mitglieder. Die Kammer der<br />
Abgeordneten bestand aus 23 Vertretern der Kirchen,<br />
der Ritterschaft und der Universität sowie 70 gewählten<br />
Volksvertretern. Die <strong>Wahl</strong> der Abgeordneten geschah<br />
nach einem <strong>Wahl</strong>recht, das damals als äußerst fortschrittlich<br />
galt. Jetzt durften alle über 25 Jahre alten Männer ihre<br />
Stimme abgeben. Allerdings wurde die <strong>Wahl</strong> mittelbar<br />
ausgeübt, die Wähler gaben <strong>Wahl</strong>männern ihre Stimme,<br />
die dann die Abgeordneten wählten. Diese <strong>Wahl</strong>männer<br />
mussten zu zwei Dritteln aus der Klasse der Höchstbesteuerten<br />
genommen werden, der Rest entfiel auf<br />
die ärmeren Bürger. So vertrat auch dieser Landtag privilegierte<br />
und vermögende Schichten.<br />
Dennoch hatte diese Verfassung erste Anstöße zu einer<br />
demokratischen Entwicklung gegeben. Unter dem Druck<br />
der Reaktion wurde die Stimmung allgemein gereizter und<br />
der Ton schärfer. Die Missernten von 1846/47 mit Hungersnot<br />
und Teuerung lösten Krisen und Krawalle aus, die<br />
sich in der Revolution von 1848/49 entluden. Überall<br />
wurden <strong>Wahl</strong>en durch Polemik begleitet; angegriffen<br />
wurde vor allem die Lebenslänglichkeit der Gemeinderäte.<br />
Dort saßen oft Männer, die das Vertrauen der Bürgerschaft<br />
längst verloren hatten und eine Art von Aristokratie bildeten.<br />
Aufgeweckte Bürger sahen die Trägheit und Überalterung<br />
ihrer Gremien und forderten die Abschaffung der<br />
Lebenslänglichkeit und Vetterleswirtschaft.<br />
Trotz guter Ansätze ist die 1848er-Revolution letztlich<br />
gescheitert. Erreicht wurde immerhin, dass die Amtszeiten<br />
der Gemeinderäte nun auf sechs Jahre begrenzt waren<br />
und ihre bisher stets geheimen Sitzungen öffentlich stattfinden<br />
mussten. Die Landtagswahl von 1868 war, abgesehen<br />
von den Kommunalwahlen, die erste <strong>Wahl</strong>, die auf<br />
der Grundlage des allgemeinen, gleichen und direkten<br />
<strong>Wahl</strong>rechtes stattfand. Jeder über 25 Jahre alte Mann<br />
durfte nun seinen Abgeordneten wählen. Erst spät ließ<br />
sich das Frauenwahlrecht politisch durchsetzen. Nach<br />
dem Ersten Weltkrieg wählte das deutsche Volk 1919<br />
seine erste republikanische Vertretung. Das aktive <strong>Wahl</strong>recht<br />
war nun auch auf die Frauen und Jugendlichen ab<br />
dem 20. Lebensjahr ausgedehnt.<br />
Wahrhaft ein steiniger Weg von der absoluten Willkür<br />
zur freien Volkswahl!<br />
Karlheinz Bauer war<br />
Stadtoberarchivrat<br />
und Leiter des<br />
Geislinger Kulturamtes<br />
von 1965 bis 1977<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
11
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
I N T E R V I E W<br />
Zum Synodalen an<br />
zweiter Stelle gewählt<br />
Maria-Katharina Müller<br />
GERTRAUDE REICH-BOCHTLER UND GÜNTHER ALIUS<br />
Maria-Katharina Müller<br />
hat ein gut gefülltes Archiv.<br />
Auch die Urkunde aus dem<br />
Jahr 1977 findet sich darin,<br />
wonach sie bei der <strong>Wahl</strong><br />
zur Landessynode einen<br />
Sitz als Synodaler(!) der<br />
Laien errungen hat. Die<br />
weibliche Form kirchlicher<br />
Ämter wurde erst später<br />
angemahnt und eingeführt.<br />
Ein klares Indiz dafür,<br />
dass sie mit ihrem langen<br />
Engagement in kirchlichen Gremien einen Wandel<br />
begleitet und sicher auch mit angestoßen hat.<br />
Wie kamen Sie denn zu Ihrem Engagement<br />
in der Kirche?<br />
Ich komme aus Nellingen. Mein Vater war ein fortschrittlicher<br />
Mann. Ich durfte eine Ausbildung machen und<br />
wurde Landwirtschaftslehrerin. In dieser Zeit entstand<br />
gerade in Hohebuch die „Evangelische Jugend auf dem<br />
Lande“, eine Organisation, die sehr fortschrittlich war.<br />
Es gab klare demokratische Strukturen, alle waren gleich<br />
viel wert, der junge Mensch so viel wie der Herr Prälat,<br />
und <strong>–</strong> neuartig für damals: Männer und Frauen waren<br />
gleichberechtigt dabei. So habe ich Demokratie kennen<br />
gelernt. Da wurde ich für unsere Gegend bald Kreisreferentin<br />
der Landjugend. Dann kam das Referendariat,<br />
ich habe geheiratet und Kinder bekommen.<br />
Sie waren trotz Ihrer kleinen Kinder Mitglied im<br />
Kirchengemeinderat in <strong>Geislingen</strong>?<br />
Ich habe mir immer einen eigenen Bereich bewahrt. Das<br />
hat allen gut getan. Mein Mann hat auch seinen Part übernommen<br />
und die Kinder wurden selbständig dabei. 1965<br />
bin ich gefragt worden, ob ich für den Kirchengemeinderat<br />
an der Geislinger Stadtkirche kandidiere. Zwei Frauen<br />
haben damals kandidiert, ich wurde gewählt, trotz mancher<br />
Bedenken. Meine kurzen Haare waren den Frommen<br />
in <strong>Geislingen</strong> suspekt: „Diese Einstellung und so kurze<br />
Haare“. Man ließ mir ausrichten, ich solle auch manchmal<br />
einen Rock tragen, nicht nur Hosen. Die beste Werbung<br />
hat die blinde Otti Birker gemacht. Sie hat bei der Vorstellung<br />
der Kandidaten gut zugehört und anschließend<br />
<strong>Wahl</strong>werbung für mich gemacht. Ich habe sie sehr<br />
geschätzt. Die Atmosphäre im Kirchengemeinderat der<br />
Stadtkirche war total unkompliziert. Die unterschiedlichen<br />
Frömmigkeitsstile waren hier kein Problem. Man hat<br />
einander geachtet. So gab es ein gutes Miteinander im<br />
Kirchengemeinderat. 1969 sind wir dann nach Göppingen<br />
umgezogen.<br />
Wie erging es Ihnen als Frau in kirchenleitender<br />
Funktion?<br />
Gerade erst 1968 war das Pfarrerinnen-Gesetz von der<br />
Landessynode beschlossen worden. Die Kirchenleitung<br />
war aber noch nicht auf Frauen eingestellt. Da musste<br />
man hinstehen. In meiner Zeit als Vorsitzende der Bezirkssynode<br />
Göppingen sprach mich einmal Dekan Philippi an:<br />
„Ich möchte Ihnen den Termin für die nächste Bezirkssynode<br />
mitteilen, wir haben ihn beim Pfarrkonvent ausgemacht.“<br />
Da entgegnete ich: „Da kann ich nicht. Machen<br />
Sie den Termin mit der Vorsitzenden der Synode aus<br />
und dann teilen ihn den Pfarrern mit!“ „Da muss ich aber<br />
noch viel dazulernen“, sagte der Dekan. Eine Einladung<br />
auf die Karlshöhe erfolgte natürlich an „Herrn M. Müller“!<br />
Der Vorsitzende einer Bezirkssynode konnte doch kein<br />
Weib sein.<br />
Wie kam es zu Ihrer Kandidatur für die Landessynode?<br />
Ermutigt haben mich damals der Förster Keltsch in<br />
Roßwälden und Pfarrer Heinz-Dieter Metzger aus Weiler.<br />
In <strong>Geislingen</strong> sei ich ja schon bekannt, da ich dort schon<br />
einmal gewohnt habe. Es hieß, wir brauchen auch alle<br />
Geislinger Stimmen und deswegen wäre ich ein geschickter<br />
Kandidat. Natürlich wurden wir im <strong>Wahl</strong>kampf<br />
kritisiert. Es hieß, die von der Offenen Kirche seien alles<br />
Kommunisten, die dürfe man auf keinen Fall wählen.<br />
Ich habe ekelhafte Briefe bekommen. Schön war es, wie<br />
meine Kinder <strong>Wahl</strong>kampf gemacht haben, sie sind in<br />
Göppingen auf die Straße gestanden und haben gesagt:<br />
„Wählet onser Mudder“.<br />
Wie war das <strong>Wahl</strong>ergebnis?<br />
Der Herr, der die Stimmen auszählte, sagte verblüfft:<br />
„Ich glaub, des Mädle von d‘r Alb kommt nei“. Aber ich<br />
bin dann doch in der ersten Runde durchgefallen. Der<br />
Mann mit den meisten Stimmen trat sein Mandat aus<br />
verschiedenen Gründen nicht an. Nach der <strong>Wahl</strong>ordnung<br />
rückt dann die Person mit der nächsthöchsten Stimmen-<br />
1 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
zahl nach, und das war ich. Somit bin ich noch vor der<br />
ersten Sitzung der Landessynode nachgerückt.<br />
Wie war Ihr Einstieg in die Landessynode?<br />
Ich nahm mir, als ich nachrückte, die <strong>Freiheit</strong> und bin in<br />
jeden Gesprächskreis gegangen und habe Stimmung und<br />
Klima getestet. Gerhard Maier schrieb damals über mich,<br />
es sei eine neue Synodale nachgerückt und würde sich<br />
eifrig zu Wort melden. „In der Lebendigen Gemeinde wird<br />
sie wohl nicht landen.“ Mit den Kollegen vor Ort von<br />
der Lebendigen Gemeinde, Architekt Gerhard Keller von<br />
Süßen und Pfarrer Klaus Scheffbuch, bin ich gut ausgekommen.<br />
Neu eingeführt haben wir damals den Bericht in<br />
der Bezirkssynode nach jeder Synodaltagung, etwas, was<br />
es bis heute noch nicht überall gibt. Klaus Scheffbuch,<br />
den ich sehr geschätzt und geachtet habe, sagte vor ein<br />
paar Jahren: „I muss ja scho zugeba: Bei diesen Synodalinformationen,<br />
‚a bissle Schiss‘ hab ich ja immer scho vor<br />
Ihne ghabt.“ So muss es sein.<br />
Was waren die kirchenpolitischen Themen der<br />
damaligen Zeit?<br />
Es war eine Kampfzeit, bei der die neuen gesellschaftsbezogenen<br />
Einrichtungen der Kirche verteidigt werden<br />
mussten. Der Bezirk Göppingen war immer bei der Haushaltsdebatte<br />
dran, wegen der Akademie: „Das ist ja so was<br />
Weltliches“, hieß es oft. Da ich im Beirat der Akademie<br />
war, habe ich immer Tagungsprogramme in die Debatte<br />
mitgenommen, damit ich antworten konnte, wenn z.B.<br />
der Vorwurf kam, „Da findet ja gar nichts Biblisches statt,<br />
bloß gesellschaftspolitische Themen“. Ich antwortete:<br />
„Sie haben ganz vergessen, dass es jeden Morgen eine<br />
Andacht gibt und regelmäßige Bibelarbeiten.“ Man musste<br />
mit viel Diplomatie und Geschick reagieren. Unsere<br />
Anträge waren eigentlich immer alle für die Katz. Ich habe<br />
mir vom jetzigen Landessynodalen Werner Stepanek<br />
sagen lassen, dass die Gesprächskreise heute nicht mehr<br />
so wüst miteinander umgehen.<br />
Umstritten war natürlich der politische Auftrag der Kirche.<br />
Eberhard Jüngel sagte, wir sollen Korrektur von staatlichen<br />
Einrichtungen sein und uns als Kirche zu Wort melden.<br />
Andere waren der Meinung, Kirche habe nur etwas mit<br />
der Bibel zu tun und nicht mit Politik und Gesellschaft.<br />
Aber die Kirche darf nicht den Mund halten!<br />
Aus der Lebendigen Gemeinde kam der Antrag, die<br />
Beziehungen zum Ökumenischen Rat der Kirchen in<br />
Genf (ÖRK) einzufrieren, vor allem als es um die Unterstützung<br />
von bewaffneten Widerstandsbewegungen in<br />
Afrika ging. Wir haben gegengesteuert und Leute vom<br />
ÖRK als Redner hierhergeholt wie Willem Visser’t Hooft.<br />
Hat Ihnen die Arbeit auch Spaß gemacht?<br />
Nach der ersten <strong>Wahl</strong>periode war klar, dass ich wieder<br />
kandidieren würde. Es gab dann eine Koalition mit der<br />
Mitte (Evangelium und Kirche) in Göppingen, damit die<br />
Mehrheit nicht so unsicher ist. Es hat richtig Spaß<br />
gemacht, aber nach zwei Perioden habe ich aufgehört,<br />
denn mein Mann war krank geworden. Dann waren<br />
andere Schwerpunkte dran.<br />
Warum sollten wir heutzutage bei den Kirchenwahlen<br />
wählen gehen und uns kirchenpolitisch engagieren?<br />
Man braucht Eure Hilfe.<br />
Das Interview führten Gertraude Reich-Bochtler<br />
und Günther Alius<br />
„Wählet onser Mudder“ <strong>–</strong> die Kinder von Maria-Katharina Müller beim <strong>Wahl</strong>kampf<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
1 3
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
Willensfreiheit<br />
oder versklavter Wille<br />
Heftiger Streit ums menschliche Selbstbild<br />
KLAUS HOOF<br />
Hat der Mensch einen freien Willen oder nicht? Eine<br />
Frage, die offenbar „ans Eingemachte“ menschlichen<br />
Selbstwertgefühls geht. Wie anders ist zu erklären, dass<br />
der Streit darüber in Antike, Mittelalter, Reformationszeit,<br />
Aufklärung und wieder aktuell durch neue Erkenntnisse<br />
in Psychologie und Gehirnforschung nicht nur nicht zur<br />
Ruhe kommt, sondern jedes Mal sehr kontrovers und<br />
emotional geführt wird.<br />
Kein Wunder, denn je nachdem, wie die Frage beantwortet<br />
wird, hat das fundamentale Folgen für unser menschliches<br />
Selbstverständnis und unsere Gesellschaft. Wenn<br />
es keine Willensfreiheit gäbe, würde dann nicht jegliche<br />
Moral in sich zusammen brechen? Welche Folgen hätte<br />
das z.B. für das Strafrecht? Andererseits: Könnte das<br />
Leben nicht gelassener werden, wenn die tagtägliche<br />
moralische Entrüstung in den Medien und zwischen den<br />
Menschen ihre Berechtigung verloren hätte?<br />
Martin Luther und Erasmus von Rotterdam<br />
Für die Theologie war ein Höhepunkt der Diskussion über<br />
den freien Willen die Kontroverse zwischen Martin Luther<br />
und Erasmus von Rotterdam. Zwei Personen, die fast<br />
nicht gegensätzlicher sein können. Erasmus, der damals<br />
angesehenste europäische Gelehrte, argumentiert in seinem<br />
1524 geschriebenen Werk „De libero arbitrio“ (Vom<br />
freien Willen) mit eleganter Rhetorik und warnt vor klaren<br />
Festlegungen, wo es doch in dieser Frage <strong>–</strong> wie die ganze<br />
philosophische und theologische Diskussion durch die<br />
Jahrhunderte hindurch zeige <strong>–</strong> keine eindeutige Antwort<br />
gebe. Deshalb müsse man differenzieren und die Sache<br />
nicht so hoch hängen. Martin Luther hingegen verfasst<br />
seine 1525 geschriebene Entgegnung „De servo arbitrio“<br />
(Vom versklavten Willen) mit harter und kompromissloser<br />
Wortgewalt. Er sieht zentralste theologische Kernbereiche<br />
in Frage gestellt.<br />
Erasmus geht es vor allem um die moralische Perspektive:<br />
Würden die Menschen glauben, dass sie keinen freien<br />
Willen hätten, dann würden sie nicht mehr nach dem<br />
Guten streben. Dazu kommt für ihn: Würde der Mensch<br />
keinen freien Willen haben, dann müsste letztlich Gott für<br />
die bösen Taten der Menschen verantwortlich sein. Das<br />
kann aber nicht sein, also muss der Mensch für das Böse<br />
haftbar gemacht werden. Wie der Mensch in seinem<br />
Leben gehandelt und sich entschieden hat, so geschieht<br />
es ihm auch in Ewigkeit, ansonsten wäre Gottes Urteil<br />
ungerecht.<br />
Luther hingegen geht es weniger um Moral, sondern<br />
darum, ob der Wille des Menschen etwas zu seinem Heil<br />
beitragen kann oder nicht. Zwei Dinge sind für ihn<br />
wesentlich: Er betont Gottes Allwirksamkeit. Gott wirkt<br />
alles in allem. Gleichzeitig hält Luther aber auch an der<br />
menschlichen Verantwortung fest. Weltliche Dinge kann<br />
der Mensch seinem Willen gemäß gebrauchen. Doch<br />
Luther bestreitet heftig, dass der Mensch in Bezug auf sein<br />
Heil und auf Gott einen freien Willen hat. Willensfreiheit<br />
im ultimativen Sinn hat einzig und allein Gott. Nur Gott<br />
ist absolut frei. Das ist für das Heil des Menschen entscheidend.<br />
Denn nur weil Gott das Heil des Menschen<br />
will, kann es Glaubensgewissheit geben. Der Mensch kann<br />
zu seinem Heil nichts wollen und nichts beitragen. Er ist<br />
nicht frei, das Gute zu tun. Die Betonung des unfreien<br />
menschlichen Willens ist bei Luther die Kehrseite seiner<br />
Lehre von der Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnade.<br />
Manche Thesen der Auseinandersetzung zwischen Luther<br />
und Erasmus sind der damaligen Zeit und dem damaligen<br />
Weltbild geschuldet. Und doch ziehen sich Grundfragen<br />
durch, die auch heute nicht erledigt sind.<br />
1 4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Menschliche Selbstbestimmung?<br />
Eine dieser Fragen: Wie verstehen wir menschliche Selbstbestimmung?<br />
Für Erasmus steht der Mensch mit seiner<br />
Vernunft und seinem freien Willen in einem von Gottes<br />
Zugriff ausgesparten Bereich, einer Art neutralen Mitte, die<br />
nach beiden Seiten offen ist. Der Mensch kann sich für eine<br />
Seite entscheiden, ist insofern frei, sich selbst zu bestimmen.<br />
Anders Luther. Der Mensch kann sich nicht aus eigenem<br />
Willen selbst bestimmen. Im Blick auf das Tun und<br />
Handeln des Menschen in weltlichen Dingen empfiehlt er<br />
den Theologen, „wenn sie überhaupt irgendeine Kraft den<br />
Menschen beilegen wollen, sollten sie lehren, dass man<br />
sie mit einem anderen Wort als ‚freier Wille‘ bezeichnen<br />
müsse“. Luther spricht lieber von „Freiwilligkeit“ und<br />
„Bereitwilligkeit“ menschlichen Handelns und betont,<br />
dass dieses Handeln immer auf Gott als den Grund aller<br />
menschlichen <strong>Freiheit</strong> bezogen ist und von Gott umgriffen<br />
bleibt. In diesem Rahmen handelt der Mensch eigenverantwortlich<br />
„aus eigenem Drang und Laufen“.<br />
Es liegt auf der Hand, dass Erasmus ganz offensichtlich<br />
den Ton der nachfolgenden Neuzeit mit ihrem Pathos der<br />
Emanzipation des Menschen viel eher getroffen hat als<br />
Luther. Und die meisten Menschen heute hängen dieser<br />
Sicht menschlicher Selbstbestimmung immer noch an.<br />
Das 20. Jahrhundert mit seinen Entdeckungen etwa in der<br />
Psychoanalyse oder der Sozialisationsforschung zeichnet<br />
allerdings ein wesentlich weniger optimistisches Bild<br />
menschlicher Selbstbestimmung. Die heutige Neurobiologie<br />
gar stellt lapidar fest: „All das, was Ihre Persönlichkeit<br />
ausmacht, das, worauf Sie stolz sind, ebenso wie das,<br />
was Sie an sich selbst nicht mögen, […] sind Ergebnis<br />
und Ausdruck von Installationen, der neuronalen Verschaltungsmuster,<br />
die bisher in Ihrem Hirn entstanden<br />
sind“ (G. Hüther, S. 71). Eine Beobachtung, die einige<br />
Neurobiologen dazu bringt, die Willensfreiheit des<br />
Menschen für eine Illusion zu halten.<br />
Auf diesem Hintergrund sind Luthers Gedanken zur<br />
menschlichen Selbstbestimmung neu bedenkenswert. Ich<br />
möchte sie für heute so übersetzen: Ich bin eingebunden<br />
in viele Bezüge, und darin bin ich verantwortlich, z.B. für<br />
die Menschen, mit denen ich lebe, für mein natürliches<br />
und mein gesellschaftliches Umfeld. In all dem lebe ich<br />
vor Gott und auf ihn bezogen. Er hat mich in der mich<br />
bestimmenden Weise geschaffen und in einer mich<br />
formenden Familie und Kultur aufwachsen lassen. Diese<br />
Faktoren haben mich und mein Wesen geprägt. Meine<br />
Lebensaufgabe besteht darin, aus diesem Wesen heraus<br />
freiwillig und selbstverantwortlich zu leben. Das zu wollen<br />
und zu tun entspricht dem Willen Gottes. Er umfängt<br />
mein Sein, trägt mich in meinem Tun und deshalb bin ich<br />
frei zu handeln. Menschliche Selbstbestimmung gibt es<br />
nicht neben Gott, sie ist eine auf Gott bezogene und von<br />
ihm umfangene Aufgabe.<br />
Willensfreiheit oder versklavter Wille? Ein zentrales<br />
Thema für unser Menschenbild und unser Selbstverständnis.<br />
Doch macht es wenig Sinn, von Willensfreiheit an<br />
sich zu sprechen. Willensfreiheit realisiert sich nur in dem<br />
Maß, wie sie gelebt wird. Das entspricht im Übrigen der<br />
wichtigen Erkenntnis der Hirnforschung, dass diejenigen<br />
Hirnregionen gestärkt und aktiviert werden, die auch<br />
benutzt werden.<br />
Literatur zum Thema:<br />
Klaus Hoof war Pfarrer<br />
an der Helfensteinklinik<br />
in <strong>Geislingen</strong><br />
Andreas Klein, Ich bin so frei <strong>–</strong> Willensfreiheit in der philosophischen,<br />
neurobiologischen und theologischen Diskussion,<br />
Neukirchen 2012<br />
Gerald Hüther, Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn,<br />
Göttingen, 10. Auflage 2011<br />
Wolfgang Achtner, Willensfreiheit in Theologie und Neurowissenschaften,<br />
Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2010<br />
Zu den Bildern<br />
Die beiden Porträts stammen aus dem Katalog der historischen<br />
Ausstellung zum Lutherjahr 1983 „Martin Luther und die<br />
Reformation in Deutschland“ des Germanischen Nationalmuseums<br />
in Nürnberg.<br />
Das Lutherporträt von Lucas Cranach aus dem Jahr 1526 wurde<br />
aus Anlass von Luthers Hochzeit mit Katharina von Bora gemalt.<br />
Es gehört dem Westfälischen Landesmuseum für Kunst- und<br />
Kulturgeschichte in Münster.<br />
Der Kupferstich Albrecht Dürers mit dem Porträt des Erasmus von<br />
Rotterdam stammt aus dem gleichen Jahr 1526 und gehört dem<br />
Germanischen Nationalmuseum Nürnberg.<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
1 5
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
Organspende <strong>–</strong> ja oder nein?<br />
VOLKER WEISS<br />
„Hast du einen Organspendeausweis?“ fragt eine 18-<br />
jährige Tochter ihren Vater. Die Tochter spricht sich eindeutig<br />
dafür aus, der Vater ist eher zögerlich, abwartend.<br />
Auslöser für das Gespräch ist das neue Gesetz zur Regelung<br />
der Entscheidungslösung im Transplantationsgesetz<br />
und die Skandale an den Transplantationszentren der<br />
Kliniken in Göttingen, Erlangen, München und Leipzig.<br />
Es können Nieren, Leber, Herz, Lunge, Bauchspeicheldrüse<br />
und Dünndarm, aber auch Hornhaut und Knochen von<br />
hirntoten Menschen entnommen und kranken Menschen<br />
eingepflanzt werden. Lebendspenden zwischen Verwandten<br />
und Nahestehenden sind bei Niere und Leberverpflanzungen<br />
möglich.<br />
Was sagen die Kirchen?<br />
Die evangelische und katholische Kirche befürworten die<br />
Möglichkeit einer Organspende. Wenn sich Menschen<br />
für eine Organspende entscheiden, sehen Christen darin<br />
einen Akt der Nächstenliebe. Zugleich soll sich niemand<br />
gezwungen fühlen, ein Organ zu spenden. Jede Spende<br />
ist eine freiwillige Gabe. Allerdings halte ich es für zumutbar,<br />
dass jeder und jede sich mit dieser Frage der Organspende<br />
auseinandersetzt und zur Aufklärung das Gespräch<br />
mit einem Arzt oder Ärztin sucht. Laut DSO („Deutsche<br />
Stiftung Organtransplantation“) ist der Bedarf um ein<br />
Vielfaches höher als Organe zur Transplantation zur<br />
Verfügung stehen.<br />
Wann werden Organe entnommen?<br />
Potentielle Organspender werden normalerweise plötzlich<br />
aus dem Leben gerissen bei einem Verkehrsunfall bzw.<br />
einem Herzinfarkt oder einem Hirnschlag. Natürlich wird<br />
zuerst bei einem Patienten auf der Intensivstation um sein<br />
Leben gekämpft mit Medikamenten, künstlicher Beatmung<br />
und mit allem, was die Intensivmedizin aufzubieten hat.<br />
Wenn dann trotzdem der Hirntod diagnostiziert wird und<br />
zugleich Atmung und Blutkreislauf durch Apparate aufrechterhalten<br />
werden, ist eine Organspende möglich. Um<br />
herauszufinden, ob ein Gehirn tot ist, ist eine komplizierte<br />
Diagnostik notwendig. Hirntod heißt: Großhirn, Kleinhirn<br />
und Stammhirn sind tot. Kein Lebenszeichen ist mehr<br />
im Hirn messbar, obwohl das Herz des Menschen noch<br />
schlägt und den Kreislauf mit Sauerstoff versorgt.<br />
Dass der Patient wirklich tot sein soll, ist für Angehörige<br />
schwer nachzuvollziehen. Er sieht aus, als ob er schliefe.<br />
Abwägen kostbarer Güter<br />
Die Schwierigkeiten der Entscheidung zur Organentnahme,<br />
die zeitnah gefällt werden muss, liegen im Abwägen<br />
zweier kostbarer Güter: dem Sterben bis zum letzten<br />
Atemzug, begleitet von vertrauten Menschen oder der<br />
Organspende. Neben dem begleiteten Sterben kann auch<br />
das Stiften von Organen für Angehörige tröstlich sein,<br />
wenn sie wissen, die Organe ihres geliebten verstorbenen<br />
Menschen ermöglichen schwerkranken Menschen ein<br />
zweites Leben. Diese Entscheidung kann jeder und jede<br />
nur selbst treffen. Das Für und Wider ist abzuwägen,<br />
am besten mit den Angehörigen zusammen, da sie, falls<br />
der Ernstfall eintritt, die jeweiligen Konsequenzen tragen<br />
müssen.<br />
Volker Weiß, ist Krankenhauspfarrer<br />
an der Helfensteinklinik in <strong>Geislingen</strong><br />
1 6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
„Mein Kind soll selbst entscheiden,<br />
ob es getauft werden will!“<br />
MAREN PAHL<br />
Witz und reagiere ebenfalls witzig. Bis Malte<br />
es klar ausspricht: „Ich bin doch nicht getauft.“<br />
Es ist kein Witz gewesen. Als ich dann sage:<br />
„Du kannst gerne getauft werden, wenn du<br />
möchtest“, schüttelt Malte nur den Kopf.<br />
BEATE KELLER<br />
„Mein Kind soll selbst entscheiden,<br />
ob es getauft werden will“<br />
Ich frage: Wirklich? Oder drücken sich da die<br />
Eltern vor der Klärung ihrer eigenen Haltung,<br />
die das Kind jedenfalls spürt? Und ist es fair,<br />
dem Kind das aufzubürden? Also das Kind<br />
nicht taufen zu lassen, aber es zum Religionsunterricht<br />
anzumelden, wo es garantiert ein<br />
Unwohlsein entwickeln wird?<br />
Früher war mir im Religionsunterricht nicht so<br />
wichtig, ob meine Schüler evangelisch sind oder<br />
nicht. Heute schaue ich mir das Konfessionsmerkmal<br />
an. Es erklärt viel in ihrem Unterrichtsverhalten<br />
<strong>–</strong> aber keineswegs frei gewählt.<br />
Eine gute Anzahl von Eltern sagt dies wohlmeinend.<br />
Aber wird daraus wirklich die<br />
Entscheidung des Kindes oder entscheiden an<br />
Stelle der Eltern dann eben irgendwann andere,<br />
deren Meinung für das Kind wichtig wird?<br />
Ein Kind bildet seine Meinung aufgrund von<br />
Erfahrungen. Es nimmt auf, was es hört und<br />
sieht, mehr noch, was es fühlt. So übernimmt<br />
das Kind zunächst die Haltung der Eltern und<br />
Erziehungsberechtigten zu Religion, zu christlichem<br />
Glaube und zu Kirche, ob die Eltern<br />
dies wollen oder nicht. Das Kind spürt, was<br />
zu Hause gilt.<br />
Anders herum erscheint mir <strong>Wahl</strong>-<strong>Freiheit</strong><br />
stimmiger: Das Kind wird früh in seinem Leben<br />
getauft und lernt das Leben als Christenmensch<br />
und Kirchenmitglied auf mehrere Weisen<br />
kennen. Eltern und Paten übernehmen besondere<br />
Verantwortung dafür, dem Kind Erfahrungen<br />
mit christlichem Glauben und in der Kirche zu<br />
ermöglichen. Das heranwachsende Kind kann<br />
sich dann zur Konfirmation entscheiden oder<br />
auch nicht. Der erwachsen gewordene Mensch<br />
kann sich entscheiden, ob er Kirchenmitglied<br />
bleiben möchte oder nicht. Er weiß dann<br />
wenigstens, wogegen er sich entscheidet<br />
und dass er seine Entscheidung auch wieder<br />
rückgängig machen kann.<br />
Wann ist der richtige Zeitpunkt?<br />
Wenn das Kind dann mit der Religionsmündigkeit<br />
im Alter von14 Jahren wählen darf „Lasse<br />
ich mich konfirmieren oder nicht? Passt zu<br />
meinem Gewissen der Unterricht in Religion<br />
oder in Ethik?“ <strong>–</strong> dann zählt in der Regel, was<br />
die Mehrzahl der Gleichaltrigen macht. Freilich<br />
geht der Weg des Wachsens weiter, ein Leben<br />
lang. Wann ist der „richtige“ Zeitpunkt zur<br />
Entscheidung?<br />
Maren Pahl ist Pfarrerin<br />
an der Pauluskirche<br />
in <strong>Geislingen</strong><br />
Grundschule, Klasse 4. Zu Beginn der Stunde<br />
sage ich an: „Wir haben jetzt Religion. Alles,<br />
was jetzt nicht dazugehört, kommt unter den<br />
Tisch.“ Ich stelle mir vor, dass die Mathebücher<br />
und Vesperboxen im Fach unter dem Tisch<br />
oder im Schulranzen verschwinden. Aber es ist<br />
Malte, der bei meiner Ansage regelmäßig unter<br />
den Tisch kriecht. Zuerst halte ich es für einen<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
1 7
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
Freie <strong>Wahl</strong> und letzter Wille<br />
DIETRICH CRÜSEMANN<br />
Er war jedes Jahr kurz vor Weihnachten gekommen.<br />
Fast dreißig Jahre lang. Ein Weihnachtsrundbrief mit<br />
englischer Briefmarke. Heute gibt es Weihnachtsrundmails,<br />
aber mein Freund war schon älter. Und auch als wir<br />
uns seltener treffen konnten: einmal im Jahr gab es<br />
Nachrichten von der Insel. Als Schüler wurde ich dorthin<br />
geschickt, und der Kontakt war über die vielen Jahre<br />
nie abgebrochen.<br />
Und nun kam der Rundbrief nicht. Es wurde Januar bis<br />
ich anrief. Eine fremde Stimme war am Telefon. Und dann<br />
erfuhr ich, dass er gestorben war <strong>–</strong> ziemlich überraschend.<br />
Auf einer seiner vielen Reisen, die ihn, den anglikanischen<br />
Pfarrer, auch nach seinem Ruhestand quer durchs alte<br />
Commonwealth führten, hatte er sich eine Malaria<br />
zugezogen.<br />
Vermutlich hätte ich es nicht geschafft, zu seiner Beerdigung<br />
nach England zu reisen. Aber ich war dennoch traurig<br />
und fühlte mich ein wenig um den Abschied betrogen.<br />
Ich hätte zumindest am Tag seiner Beerdigung gern an ihn<br />
gedacht und darum gewusst.<br />
Später passierte es noch einmal. Es war eine gute Freundin<br />
von uns. Wir hörten zwei- dreimal im Jahr voneinander.<br />
Aber dennoch war sie uns sehr wichtig. Sie war alt,<br />
als sie starb, und irgendwie stand unser Name auf keinem<br />
Zettel. Erst Wochen später erfuhren wir zufällig von ihrem<br />
Tod. So gern hätten wir uns verabschiedet.<br />
Meinen älteren Freunden sage ich seitdem: Schreib bitte<br />
meine Adresse und meinen Namen auf und nimm sie zu<br />
deinen letzten Unterlagen. Ich möchte, dass du noch<br />
lange lebst. Aber ich möchte mich, wenn es denn sein<br />
muss, auch verabschieden können.<br />
Früher gute Sitte <strong>–</strong> heute <strong>Wahl</strong>freiheit<br />
Sich rechtzeitig um die letzten Angelegenheiten<br />
kümmern: ich glaube, immer mehr Menschen machen<br />
das, und es ist gut. Und es ist gut, auch an solche Dinge<br />
zu denken: Wer soll verständigt werden? Wer hat vielleicht<br />
auch ein Recht darauf, verständigt zu werden?<br />
Gut auch, wenn es eine Generalvollmacht gibt, möglichst<br />
über den Tod hinaus gültig, damit ein anderer für mich<br />
handeln kann, wenn ich <strong>–</strong> aus welchen Gründen auch<br />
immer <strong>–</strong> handlungsunfähig bin. Und wenn keine<br />
Angehörigen oder Freunde mehr in der Nähe wohnen,<br />
dann kann es auch gut und vernünftig sein, mit einem<br />
Beerdigungsinstitut direkt über die letzten Dinge zu<br />
sprechen, und sie zu regeln. Und dafür muss man noch<br />
nicht hochbetagt sein, um das zu besprechen.<br />
Was früher die gute Sitte sozusagen von selbst regelte,<br />
das gehört heute zur <strong>Wahl</strong>freiheit des Menschen. Es gibt<br />
manche, die detailliert aufschreiben, wie die letzten Dinge<br />
gestaltet werden sollen, ob Erd- oder Feuerbestattung, ob<br />
Grabstelle oder Kolumbarium. Welche Musik, welche Lieder<br />
und Texte bei der Trauerfeier eine Rolle spielen sollen.<br />
Und immer häufiger begegnet etwas, das früher fast<br />
undenkbar war. „Wir haben ihn auf seinen Wunsch in<br />
aller Stille beigesetzt“ steht dann in einer nachträglichen<br />
Anzeige <strong>–</strong> wenn es die überhaupt gibt.<br />
Ich muss sagen: mich machen solche Anzeigen traurig.<br />
Ich verstehe die Beweggründe. Eine durchaus sympathische<br />
Bescheidenheit. Die Erfahrung, dass, gerade wenn<br />
man alt werden durfte, viele Bekannte und Freunde schon<br />
gar nicht mehr leben. Und in einer Zeit, in der Menschen<br />
mobil sind und nicht auf Generationen am gleichen Ort<br />
wohnen, niemandem mit Grabpflege zur Last fallen zu<br />
wollen <strong>–</strong> auch das ist verständlich.<br />
Und dennoch bleibt mir nicht selten ein ungutes Gefühl.<br />
Auch Angehörigen geht es übrigens manchmal so, und<br />
sie geraten dann in einen Gewissenskonflikt. Denn sie<br />
möchten natürlich auch den Wunsch des Verstorbenen<br />
erfüllen.<br />
Trauerfeiern haben ihren tiefen Sinn<br />
Gibt es nicht auch das Recht von andern Menschen, sich<br />
verabschieden zu können bei einem Trauergottesdienst?<br />
Oder zumindest die <strong>Wahl</strong>, die Möglichkeit zu haben, dies<br />
zu tun? Verabschieden wir uns nicht auch in aller Regel,<br />
wenn wir von einem Fest nachhause gehen? Und sind wir<br />
nicht auch bei der Geburt, beim Eingang ins Leben freudig<br />
begrüßt worden? Natürlich, vor allem bei Hochbetagten,<br />
wird auch eine bekanntgemachte Trauerfeier nicht selten<br />
im kleinen Kreis stattfinden. Aber es ist etwas anderes,<br />
wenn Freunde, Bekannte und Verwandte sich entscheiden<br />
können. Und wenn sie die Möglichkeit haben, zumindest<br />
aus der Ferne innerlich beim Abschied dabei zu sein.<br />
Unsere Trauerfeiern transportieren altes Wissen und<br />
haben ihren tiefen Sinn. Er liegt tiefer als vernünftige<br />
und praktische Aspekte. Es ist gut, sich verabschieden zu<br />
können. Und ich war meinem Vater sehr dankbar, dass er<br />
wohl allerlei Texte aufschrieb, aber bei der Gestaltung und<br />
Art der Trauerfeier bewusst mir die <strong>Wahl</strong>freiheit überließ.<br />
Angehörige sind dann auch nicht überfordert. Sie spüren<br />
sehr gut, was richtig ist.<br />
Dietrich Crüsemann ist Pfarrer<br />
an der Stadtkirche <strong>Geislingen</strong><br />
1 8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Kirchenwahl 2013. Wählen Sie!<br />
ANITA GRÖH<br />
Schon im Alltag heißt es, sich zu<br />
entscheiden. Welches Brot kaufe ich?<br />
Fahre ich mit dem Zug oder dem<br />
Auto? Höre ich diesen Radiosender<br />
oder einen anderen? Trage ich einen<br />
Mantel oder reicht eine leichte Jacke?<br />
Das ist nicht immer einfach und<br />
manchmal lästig, aber wir entscheiden<br />
uns, um unsere Vorstellung<br />
von richtig und gut umzusetzen.<br />
In Deutschland leben wir in einer Demokratie. Das heißt,<br />
dass wir in regelmäßigen Zeitabständen zum Wählen<br />
gehen: Gemeinderatswahl, Kreistagswahl, Regionalwahl,<br />
Landtagswahl, Bundestagswahl, Europawahl.<br />
In unserer Württembergischen Evangelischen Landeskirche<br />
werden die Gremien ebenfalls demokratisch gewählt.<br />
In der <strong>Wahl</strong>ordnung steht dazu: „Die kirchliche <strong>Wahl</strong> ist<br />
ein Dienst der Gemeinde Jesu Christi zur Ausübung ihres<br />
Auftrages und zur Ordnung ihrer äußeren Gestalt. Sie hat<br />
das Ziel, Männer und Frauen zu berufen, die willens und<br />
fähig sind, zur Sammlung und Sendung, zum Aufbau und<br />
zur Ordnung der Gemeinde Dienste der Leitung zu übernehmen“.<br />
Durch <strong>Wahl</strong>en haben Sie die Möglichkeit, Einfluss zu<br />
nehmen und mitzugestalten.<br />
• Sich zur <strong>Wahl</strong> zu stellen heißt, bereit zu sein,<br />
in Gremien mitzuwirken bei Zielen, Entscheidungen,<br />
Umsetzungen.<br />
• Wer wählt, entscheidet über die Zusammensetzung von<br />
Gremien. In der Kirchenwahl am 1. Advent werden die<br />
Kirchengemeinderäte vor Ort und die Landessynode<br />
unserer Landeskirche gewählt.<br />
Wie geht diese kirchliche <strong>Wahl</strong>?<br />
In der Gemeinde, in der Sie wohnen, können Sie sich<br />
zur <strong>Wahl</strong> stellen bzw. wählen gehen.<br />
Wer für den Kirchengemeinderat oder die Landessynode<br />
kandidiert, muss am Tag der <strong>Wahl</strong> das 18. Lebensjahr<br />
vollendet haben. Wenden Sie sich an Ihre Pfarrerin,<br />
Ihren Pfarrer oder an den Kirchengemeinderat, wenn Sie<br />
Interesse an einer Kandidatur haben.<br />
Da jedes Kirchenmitglied mit dem 14. Lebensjahr<br />
religionsmündig ist, hat die Landessynode beschlossen,<br />
dass alle, die am <strong>Wahl</strong>tag das 14. Lebensjahr vollendet<br />
haben, zur <strong>Wahl</strong> gehen dürfen.<br />
Den <strong>Wahl</strong>termin hat Landesbischof, D. Frank Otfried July<br />
auf den Sonntag ersten Advent, den 1. Dezember 2013,<br />
festgelegt.<br />
Den Ort der <strong>Wahl</strong> bestimmt der Kirchengemeinderat.<br />
Als <strong>Wahl</strong>zeit soll in der Regel die Zeit vom Schluss des<br />
Gemeindegottesdienstes am Vormittag bis längstens<br />
18 Uhr festgesetzt werden.<br />
Briefwahlunterlagen werden in vielen Gemeinden mit<br />
der <strong>Wahl</strong>benachrichtigung an alle wahlberechtigten<br />
Gemeindeglieder versandt. So können Sie schon vor dem<br />
1. Advent Ihre Stimme abgeben. In vielen Gemeinden<br />
werden <strong>Wahl</strong>briefkästen schon Tage vor dem 1. Advent<br />
auch an öffentlich zugänglichen Stellen wie Bäcker, Metzger<br />
etc. aufgestellt. Dort können die Briefwahlunterlagen<br />
dann schon vor dem <strong>Wahl</strong>termin eingeworfen werden.<br />
So wie Sie im Alltag Entscheidungen treffen, ist die Kirche<br />
zur Ausübung ihres Auftrages auf Ihre Stimme angewiesen.<br />
Am 1. Advent haben Sie die <strong>Wahl</strong>.<br />
Die Kirchengemeinden brauchen Sie alle:<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
1 9
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
„Die Demokratie ist die<br />
schlechteste aller Staatsformen,<br />
ausgenommen alle anderen“<br />
(Winston Churchill, ehemals britischer Premierminister)<br />
DR. KARL-HEINZ DRESCHER-PFEIFFER<br />
In diesem Jahr haben wir am 22. September die Bundestagswahl<br />
und am 1. Dezember die <strong>Wahl</strong> der evangelischen<br />
Kirchengemeinderäte und der evangelischen Landessynode<br />
in Württemberg.<br />
Viele sehen in <strong>Wahl</strong>en nur eine Alibiveranstaltung.<br />
Alle vier oder gar nur alle sechs Jahre macht man seine<br />
Kreuzchen und dann haben „die da oben“ wieder<br />
ihre Ruhe und können mit „denen da unten“ machen,<br />
was sie wollen.<br />
An der Auseinandersetzung um den Bau des Stuttgarter<br />
Tiefbahnhofs machten viele ihre Unzufriedenheit mit<br />
dem staatlichen System fest. Sicher lassen sich die<br />
Möglichkeiten noch weiter entwickeln, dass Bürger sich<br />
aktiv in die Gestaltung des Zusammenlebens und die<br />
Planung und Durchführung von größeren öffentlichen<br />
Bauvorhaben einbringen können.<br />
Mitwirken und Mitentscheiden<br />
Man sollte angesichts von weitergehenden Zielvorstellungen<br />
nicht das übersehen, was schon jetzt da ist. Das<br />
derzeitige demokratische System ermöglicht geschichtlich<br />
gesehen eine Mitwirkung und Mitentscheidung der<br />
Bürger, die es so in früheren Systemen nicht gab.<br />
Die Demokratie setzt idealerweise voraus, dass alle<br />
Gewalt vom Volk ausgeht. Der eigentliche Träger der<br />
Macht ist das Volk in seiner Gesamtheit, es sind nicht<br />
einzelne Bürger und nicht einzelne Gruppen. Aus organisatorischen<br />
Gründen delegiert das Volk seine Macht<br />
an Abgeordnete und Regierungen. Die Möglichkeit,<br />
politischer Mandatsträger zu werden, ist nicht daran<br />
gebunden, dass man aus einer bestimmten sozialen<br />
Schicht kommt oder über viel Geld verfügt.<br />
Natürlich gibt es immer wieder Mandatsträger, die so tun,<br />
als würden sie den Staat besitzen oder als dürften sie sich<br />
in außergewöhnlichem Maße bereichern. Die Delegation<br />
der Macht erfolgt<br />
nur auf Zeit.<br />
Spätestens bei den<br />
<strong>Wahl</strong>en müssen<br />
die Regierenden<br />
das erklären,<br />
was sie gemacht<br />
haben. Alle<br />
Parteien und die<br />
Gruppierungen in der Kirche werben mit den programmatischen<br />
Vorstellungen, die sie haben. Die Bundesregierung<br />
muss auch bei vielen Landtagswahlen jeweils für ihre<br />
Politik um die Akzeptanz der Bürger werben. Zudem<br />
sorgen die Medien dafür, dass viele politische Vorgänge<br />
transparenter werden, als es manchem Akteur lieb ist.<br />
Das trifft auch zu, wenn nicht immer Stimmungslagen<br />
und sachliche Inhalte in ausgewogenem Verhältnis sind.<br />
Zumindest bei der <strong>Wahl</strong> kann man doch bestimmten<br />
Politikern zeigen, dass man als Bürger nicht alles mit sich<br />
machen lässt.<br />
Wer nicht wählt, überlässt anderen die Entscheidung.<br />
Wer nicht wählt, hat eigentlich auch kein Recht, sich<br />
hinterher über bestimmte Entscheidungen zu beschweren.<br />
Wer wählt, beeinflusst den Ausgang der <strong>Wahl</strong> aktiv.<br />
Der Mensch ist politisches Wesen<br />
Wer wählen will, sollte sich vorher schlau machen,<br />
zwischen welchen Möglichkeiten gewählt werden kann.<br />
Das ist zwar anstrengender, als zu Hause am warmen<br />
Ofen oder in der Kneipe am Stammtisch darüber zu<br />
sinnieren, wie die Welt aussehen könnte. Wer sich aber<br />
dafür interessiert, wie das weltliche oder kirchliche<br />
Gemeinwesen gestaltet wird, der lebt bewusster und<br />
aktiver. Der nimmt in stärkerer Weise wahr, dass der<br />
Mensch ein politisches Wesen ist, das sich erst im<br />
bewussten Bezug auf das Gemeinwesen im vollsten<br />
Sinne entfaltet.<br />
Gerade im Blick auf die <strong>Wahl</strong> des Kirchengemeinderats<br />
ist es so, dass man eine reale Chance hat, das Geschehen<br />
in der eigenen Kirchengemeinde mitzubestimmen, welche<br />
Veranstaltungen stattfinden, welche Themen aufgegriffen,<br />
welche Leute angesprochen werden sollen. Das kann<br />
Arbeit machen, das schafft aber auch Zufriedenheit,<br />
wenn man seine Ziele wenigstens<br />
teilweise erreichen kann.<br />
Man sieht sich im <strong>Wahl</strong>lokal!<br />
Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer<br />
ist Pfarrer in Bad Überkingen<br />
2 0 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Von der Crux mit den <strong>Wahl</strong>helfern<br />
Ein Erfahrungsbericht<br />
DAVID DENGLER<br />
Damals im Berufsinformationszentrum<br />
Ich erinnere mich noch lebhaft daran, wie ich<br />
damals vor dem Computer im Berufsinformationszentrum<br />
saß. Soeben hatte ich die letzte<br />
Frage meines Berufsfindungstests beantwortet <strong>–</strong><br />
und nun sollte gleich auf dem Monitor das<br />
Ergebnis meiner Berufswahl erscheinen:<br />
mein Traumberuf.<br />
Seit Monaten schon ersehnte ich mir Klarheit<br />
in der Frage nach meinem Beruf. Und nun hatte<br />
ich mich endlich aufgemacht. Sorgfältig hatte<br />
ich einige Dutzend Fragen zu meinen Interessen<br />
und Fähigkeiten, zu meinen Träumen und Visionen<br />
beantwortet. Ein sozialer Beruf schwebte<br />
mir vor <strong>–</strong> ich wollte am liebsten mit Menschen<br />
zusammenarbeiten. Und kreativ wollte ich sein.<br />
Doch welcher Beruf kam dafür in Frage? Lehrer<br />
vielleicht? Oder Sozialpädagoge? Oder Bürgermeister?<br />
Gleich würde mir der Computer meinen<br />
Traumberuf verraten. Wie aufregend. Gebannt<br />
starrte ich auf den Bildschirm. Und da erschien<br />
das Ergebnis: „Ihr Traumberuf ist entweder<br />
Landschaftsgärtner oder Tiefbauingenieur.“<br />
Ich war verwirrt. Wie konnte das sein? Ich hatte<br />
doch angegeben, dass ich gerne mit Menschen<br />
zusammenarbeiten, mich in Erziehung und<br />
Bildung engagieren wollte. Und nun das:<br />
Landschaftsgärtner oder Tiefbauingenieur?<br />
Ich hatte gehofft, der Berufsfindungstest würde<br />
mir meine Berufswahl erleichtern <strong>–</strong> doch genau<br />
das Gegenteil war der Fall. Der Test hatte meine<br />
<strong>Wahl</strong> nur noch erschwert.<br />
es zu bewerten. Und dann war es soweit:<br />
„Ihr <strong>Wahl</strong>-O-Mat Ergebnis lautet wie folgt …“<br />
Doch was war das? Der <strong>Wahl</strong>-O-Mat präsentierte<br />
mir eine abenteuerliche Reihenfolge von<br />
acht verschiedenen Parteien, mit der ich mich<br />
so gut wie gar nicht identifizieren konnte.<br />
Erneut war ich verwirrt. Ich hatte gehofft,<br />
der <strong>Wahl</strong>-O-Mat würde mir meine Entscheidung<br />
erleichtern <strong>–</strong> doch schon wieder war das<br />
Gegenteil der Fall.<br />
Inzwischen frage ich mich: Wie ist das mit<br />
den <strong>Wahl</strong>helfern? Können sie uns wirklich<br />
weiterhelfen? Oder müssen wir die wichtigen<br />
Entscheidungen in unserem Leben nicht mehr<br />
alleine treffen? Vielleicht hat ja doch der<br />
britische Komiker Charlie Chaplin Recht gehabt,<br />
der einmal sagte: „An den (wichtigen) Scheidewegen<br />
des Lebens stehen keine Wegweiser“.<br />
Der gute Rat des <strong>Wahl</strong>-O-Mat<br />
Vor zwei Jahren stand mir dann die nächste<br />
schwierige <strong>Wahl</strong> bevor. Die Landtagswahl.<br />
Weit weniger persönlich <strong>–</strong> aber dennoch entscheidend<br />
wichtig. Und auch bei dieser <strong>Wahl</strong><br />
liebäugelte ich mit einem allseits beliebten<br />
<strong>Wahl</strong>helfer <strong>–</strong> mit dem sogenannten <strong>Wahl</strong>-O-<br />
Mat, einer Software, die extra als Entscheidungshilfe<br />
für politische <strong>Wahl</strong>en entwickelt wurde.<br />
David Dengler ist Pfarrer<br />
zur Dienstaushilfe<br />
bei der Dekanin<br />
Laut Angaben der Bundeszentrale für politische<br />
Bildung wurde der <strong>Wahl</strong>-O-Mat bei der letzten<br />
Bundestagswahl 2009 über 6,7 Millionen Mal<br />
in Anspruch genommen. Mehr als ein Drittel<br />
der Benutzer waren dabei unter 30 Jahre alt.<br />
Diese Zahlen überzeugten mich. Der <strong>Wahl</strong>-O-<br />
Mat würde mir auf jeden Fall die Entscheidung<br />
erleichtern und mir ein eindeutiges Ergebnis<br />
präsentieren. Sofort legte ich los. 38 Thesen galt<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
2 1
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
Die Qual der <strong>Wahl</strong> zum richtigen Beruf<br />
GERTRAUDE REICH-BOCHTLER<br />
„Du hast es gut“, sagt der Großvater. „Du kannst dir<br />
deinen Beruf selber wählen. Bei uns gab es das nicht.<br />
Da gab es eben den elterlichen Betrieb, und es war selbstverständlich,<br />
dass ich den übernehmen musste. So bin ich<br />
halt Metzger geworden. Ich wär lieber auf die weiterführende<br />
Schule gegangen. Wenn ich hätte wählen<br />
dürfen, dann wär‘s ein sauberer Beruf geworden, so was<br />
wie technischer Zeichner. Aber ich hatte keine <strong>Wahl</strong> so<br />
wie ihr heute.“ Der Enkel denkt sich: „Der hat ja keine<br />
Ahnung. Er kann seinen Eltern die Schuld in die Schuhe<br />
schieben, dass er Metzger werden musste. Ich muss mich<br />
selber entscheiden, und das ist nicht leicht. Ich weiß gar<br />
nicht, was mir liegen könnte.“<br />
7000 Studiengänge für 500 Berufe<br />
Ein halbes Jahr vor dem Abitur geben mir 18 Schüler<br />
des allgemeinbildenden Gymnasiums Auskunft, welche<br />
weitergehende Ausbildung sie planen. Sechs wissen<br />
schon ganz genau, welchen Beruf sie ergreifen wollen.<br />
Meistens waren es Verwandte oder Freunde, die in ihrem<br />
Traumberuf arbeiten. Ein Praktikum vor Ort gab Sicherheit.<br />
Und dann haben sie sich rechtzeitig beworben, Bewerbungsgespräche<br />
durchgestanden und Eignungstests absolviert.<br />
Nun warten sie auf den Bescheid. Einige haben<br />
sogar schon die feste Zusage auf einen Ausbildungsplatz<br />
erhalten.<br />
Die Mehrzahl der Schüler weiß noch nicht so genau, was<br />
für einen Beruf sie später ausüben möchte. „Irgendetwas<br />
mit Menschen“ oder „was mit Biologie/Chemie“ könnte<br />
sie interessieren, nur was? „Allein das Auswählen des<br />
Studiengangs stellt für mich Schwierigkeiten dar“, erklärt<br />
Sina. Marielisa von Thadden, Studienleiterin für gesellschaftspolitische<br />
Jugendbildung an der evangelischen<br />
Akademie Bad Boll, kennt dieses Dilemma: „Es gibt über<br />
7000 Studiengänge für etwa 500 Berufe“, erklärt sie.<br />
„Da ist es kein Wunder, wenn man Schwierigkeiten<br />
bekommt. Wie soll man auch bei so einer Auswahl<br />
das Richtige herausfinden?“<br />
Fachkundige Hilfestellung<br />
Die Akademie Bad Boll veranstaltet deshalb schon seit<br />
Jahren Tagungen, die bei der Berufswahl helfen, nach<br />
Schulabschluss getrennt. Sehr begehrt war bisher die<br />
Tagung für Abiturienten, die traditionell am letzten<br />
Wochenende im Januar stattfindet. Hier beschäftigen<br />
sich die Teilnehmenden ein ganzes Wochenende mit der<br />
richtigen Entscheidung: Was liegt mir denn eigentlich?<br />
Sollte ich eher studieren oder passt ein praktischer Beruf<br />
besser zu mir? In dieser Tagung wird eine offene Atmosphäre<br />
gefördert, die Kontakte erleichtert. Und man findet<br />
in kurzer Zeit viele kompetente Ansprechpartner für Informationen.<br />
Eine „bunte Mischung“ (von Thadden) von<br />
Leuten aus 30 bis 40 Berufsfeldern steht am Samstag als<br />
Beratende und zum Austausch zur Verfügung. Wichtig ist<br />
auch, dass jeder Teilnehmende freiwillig kommt und nicht<br />
nur auf Druck der Eltern. Die Erfahrung zeigt, dass junge<br />
Menschen nur dann eine zufriedenstellende Entscheidung<br />
treffen können, wenn sie sich frei und offen mit den eigenen<br />
Möglichkeiten beschäftigen. „Wer intelligent genug<br />
ist, zuzugeben, dass er Hilfe braucht, dem kann man<br />
helfen“, sagt Marielisa von Thadden. Vielleicht auch<br />
zugeben, dass man noch Zeit braucht, und erst einmal ein<br />
soziales Jahr oder einen Auslandsaufenthalt einschieben.<br />
Wenn die Teilnehmenden am Sonntag abreisen, haben sie<br />
sich in den meisten Fällen noch nicht fest für einen Beruf<br />
entschieden. Aber sie wissen die Richtung, und wo sie<br />
weitersuchen können. Einmal aufmerksam gemacht,<br />
geht es ihnen wie Fabian, der schreibt: „Die Fachrichtung<br />
war mir nahezu klar, aber auf diesen Beruf speziell bin<br />
ich spontan in der Zeitung gestoßen. Es war mir<br />
nicht bewusst, dass es solch einen Beruf mit sehr breit<br />
gefächertem Wissen und Möglichkeiten gibt.“<br />
Ich habe meine Geislinger Abiturienten auch gefragt, ob<br />
sie irgendwelche Tests gemacht hätten, die ihnen bei der<br />
Qual der Berufswahl geholfen haben. Das Echo war verhalten:<br />
„Ich habe einige Tests ausgefüllt“, schreibt Sina.<br />
„Doch von den Ergebnissen war ich nie hundertprozentig<br />
überzeugt. Die meisten Tests stellen mir eine Liste meiner<br />
Interessen dar. Doch dass ich mich für Sport, Kunst und<br />
Biologie interessiere, das wusste ich auch zuvor.“ Fabian<br />
bestätigt das: „Kein Test brachte einen Nutzen.“ In den<br />
meisten Fällen sind es Menschen, die mit ihren Erfahrungen<br />
bei der Berufswahl geholfen haben, weniger irgendwelche<br />
Tests. Ende Juni haben die befragten Abiturienten<br />
ihr Zeugnis erhalten. Jetzt brechen sie auf in die Ausbildung,<br />
ins soziale Jahr oder für ein halbes Jahr ins Ausland.<br />
Hoffentlich haben sie die richtige <strong>Wahl</strong> getroffen.<br />
Gertraude Reich-Bochtler<br />
ist Pfarrerin in Aufhausen<br />
2 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Der Mensch als Ich-AG<br />
Unternehmerische <strong>Freiheit</strong> für alle in der modernen Arbeitswelt<br />
MARTIN SCHWARZ<br />
Mit einer Gruppe Vikarinnen und Vikare besuchten wir<br />
vor einiger Zeit ein großes Industrieunternehmen. Ein<br />
Ingenieur erklärte uns voller Stolz das neue Produktionssystem:<br />
„Wir haben das Verhältnis von Vorgesetzten und<br />
Mitarbeitern praktisch auf den Kopf gestellt. Jeder arbeitet<br />
eigenverantwortlich“. Viele von uns hatten Bilder von<br />
alten Fabriken im Kopf, wo Menschen, Automaten gleich,<br />
monotone Arbeit verrichten, ständig unter Aufsicht,<br />
womöglich in Krach, Hitze und Staub. Eine moderne<br />
Produktion wirkt dagegen eher wie ein Labor. Körperlich<br />
krank muss von der Arbeit heute zum Glück kaum<br />
jemand mehr werden. Und nun sind alle ihr eigener Chef,<br />
ihre eigene Chefin! Karl Marx sah die Entfremdung als<br />
großes Problem der Industrialisierung. Die Einzelnen<br />
haben keinen Bezug mehr zum Ergebnis ihrer Arbeit.<br />
Heute dagegen dürfen sich alle wie eigenverantwortliche<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer fühlen.<br />
Wie ist diese neue <strong>Freiheit</strong> in der Arbeit möglich?<br />
Moderne Produktionssysteme organisieren den Arbeitsprozess<br />
bis ins Kleinste. Alle Mitarbeitenden, selbst die<br />
an den Fertigungsmaschinen, haben sämtliche Informationen<br />
zur Hand. Niemand muss ihnen Anweisungen mehr<br />
geben oder sie beaufsichtigen. Verantwortung, die früher<br />
bei Planern, bei Meistern und Vorarbeitern lag, ist bei den<br />
Einzelnen angekommen. Dabei ist es Ziel eines modernen<br />
Produktionssystems, Verschwendung zu vermeiden. Nur<br />
das wird hergestellt, was bestellt wurde. Die Bestellung<br />
löst eine lange Kette von Arbeiten aus bis hin zum<br />
Rohmaterial. So entscheidet also niemand im Unternehmen<br />
selbst, wie viel täglich produziert wird. Solche<br />
Ketten reichen oft weit über das einzelne Unternehmen<br />
hinaus. Sie erstrecken sich von Endkunden über Handel,<br />
Fertigung und mehrere Stufen von Zulieferbetrieben,<br />
Transportunternehmen bis zu Rohstofflieferanten. Wie in<br />
einer langen Reihe von Dominosteinen. Im täglichen<br />
Geschäft ist nichts mehr zu entscheiden. Nicht für die<br />
einzelnen Mitarbeitenden, nicht für die Produktionsleitung,<br />
nicht für den Betriebsrat. Immer öfter greifen solche<br />
Herstellungswege auch über die Branchenschranken hinaus.<br />
So kommen auch die traditionellen Unternehmensverbände<br />
und Gewerkschaften an die Grenzen ihrer<br />
Gestaltungsmöglichkeiten. Die Herstellungsketten laufen<br />
quer durch alle Strukturen, die sich bewährt haben, um<br />
die Arbeitsbedingungen zu gestalten. Auch immer mehr<br />
Dienstleistungsbereiche werden nach dem Vorbild industrieller<br />
Produktion organisiert.<br />
Verantwortung ohne Entscheidungsmöglichkeit<br />
Die straff organisierten Prozesse führen dazu, dass dem<br />
hohen Maß an Verantwortung kein Entscheidungsspielraum<br />
gegenüber steht: Ich bin zwar verantwortlich, kann<br />
aber nichts machen. Das gilt beinahe auf allen Ebenen.<br />
Zugleich kennt die Verantwortung in diesem System<br />
keine Grenze. Und keine Chefin, kein Chef ist da, um die<br />
Entscheidung abzunehmen oder zu sagen: Jetzt ist genug.<br />
So wundert es nicht, dass immer mehr Menschen von<br />
der Arbeit krank werden. Nicht mehr körperlich, aber<br />
psychisch. Die Zahl der Fehltage wegen Burn-out stieg<br />
laut Bundesverband der Betriebskrankenkassen in sieben<br />
Jahren nahezu um das Zwanzigfache. Damit die Seele<br />
jedoch gesund bleibt, sind zwei Dinge entscheidend:<br />
Die Erfahrung, dass ich etwas bewirken und gestalten<br />
kann. Und Rückhalt durch jemanden, der mir mit Rat<br />
und Tat zur Seite steht und die Verantwortung begrenzt.<br />
Das eigene Leben als Ware<br />
Zur unternehmerischen <strong>Freiheit</strong> gehört auch, das eigene<br />
Produkt immer aufs Neue auf dem Markt anzubieten und<br />
durch permanente Verbesserung konkurrenzfähig zu bleiben.<br />
Die Aufsplitterung von Unternehmen in einzelne<br />
Profit-Center, die Arbeit in Projekten, befristete Arbeitsverträge<br />
und erst recht Leiharbeit lassen einen von Konkurrenz<br />
geprägten Markt entstehen, der bis in das einzelne<br />
Büro und die einzelne Werkstatt hinein reicht. Die meisten<br />
von uns haben aber kein Kapital, das sie investieren<br />
und kein Produkt, das sie verkaufen könnten. Sie haben<br />
nur sich selbst anzubieten. Die moderne Arbeitswelt<br />
zwingt uns, unser eigenes Leben als Investment zu<br />
betrachten. So droht eine Entfremdung, die noch viel<br />
tiefer greift, als Marx sich das vorstellen konnte. Ich<br />
werde mir selbst fremd, weil ich mich als Sache sehen<br />
muss. Das ist das Ende der <strong>Freiheit</strong>: Mein ganzes Sein<br />
als Ware auf dem Markt.<br />
Martin Schwarz<br />
Wirtschafts- und Sozialpfarrer<br />
Kirchlicher Dienst<br />
in der Arbeitswelt (KDA)<br />
an der Evang. Akademie Bad Boll<br />
www.kda-wue.de<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
2 3
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
Die wollen doch bloß nicht ...<br />
Hartz IV und Klischees<br />
DR. KARL-HEINZ DRESCHER-PFEIFFER UND ANITA GRÖH<br />
Gespräch mit Herrn Wolfram Leibe, Fachbereichsleiter<br />
Grundsicherung in der Regionaldirektion für Arbeit<br />
Baden-Württemberg<br />
Herr Leibe, Sie sind zuständig für die Maßnahmen<br />
im Rahmen des Arbeitslosengeldes II, landläufig<br />
Hartz IV genannt. Wie beurteilen Sie diese Reform<br />
nach neun Jahren?<br />
Leibe: Die Zusammenführung von Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe<br />
bewirkte, dass die Zahlen der Langzeitarbeitslosen<br />
transparenter wurden und die Arbeitslosen in der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung sind. Früher waren<br />
alle Arbeitslosen über die Sozialhilfe gesondert krankenversichert<br />
und als solche erkennbar.<br />
Hartz IV wird vom Jobcenter im Auftrag des Bundes<br />
durchgeführt und vom Bund bezahlt. Die Kosten der<br />
Unterkunft zahlen zu zwei Dritteln die Kommunen und<br />
zu einem Drittel der Bund. Die Kommunen legen nach<br />
relativ eigenem Ermessen die Kriterien dafür fest.<br />
Wie kommt es dazu, dass man Hartz IV bezieht?<br />
Leibe: Den typischen Hartz IV-Bezieher gibt es nicht. Menschen<br />
kommen aus unterschiedlichen Situationen in Hartz<br />
IV. Berufseinsteiger finden keinen Job, Selbständige geraten<br />
in die Insolvenz, Chefarztgattinnen leben in<br />
Scheidung, 50jährige Familienväter verlieren ihren Job,<br />
Alleinerziehende können mit kleinen Kindern nicht<br />
arbeiten. Es gibt auch Menschen, deren Eltern oft schon<br />
von staatlichen Transferleistungen lebten.<br />
Genauso unterschiedlich ist der Zeitraum, in dem Menschen<br />
Hartz IV beziehen. Hartz IV bekommt, wer nach<br />
einer Entlassung aus einer sozialversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigung ein Jahr lang Arbeitslosengeld I bezogen<br />
hat, d.h. 60 % des letzten Netto-Einkommens erhielt.<br />
Dann bekommt der erwachsene Haushaltsvorstand<br />
382,- € monatlich zuzüglich der Kosten einer angemessenen<br />
Unterkunft. Solange jemand arbeitsfähig ist, kann<br />
er Hartz IV beziehen. Ist er nicht mehr arbeitsfähig,<br />
bezieht er Sozialgeld als Grundsicherung nach dem<br />
SGB (Sozialgesetzbuch) XII.<br />
Wie lebt man mit Hartz IV<br />
Leibe: Monatlich 382,- € sind noch nicht einmal 13,- €<br />
pro Tag. Wer macht das schon freiwillig, wenn er andere<br />
Möglichkeiten hat? Viele haben sich an dieses Leben<br />
gewöhnt. Viele kommen damit aber nicht zurecht und<br />
brauchen oft Vorauszahlungen. Sie stopfen sozusagen<br />
mit dem bezogenen Geld ein Loch und reißen oft ein<br />
neues auf, etwa wenn mit dem Mietzuschuss die<br />
Stromrechnung gezahlt wird. In Berlin lebt jedes sechste<br />
Kind von Hartz IV, in manchen Stadtteilen sogar jedes<br />
vierte. Da geht es uns gut.<br />
Wie kann das Jobcenter Arbeitslose unterstützen?<br />
Leibe: Wer im Raum Göppingen länger arbeitslos ist, hat<br />
Hemmnisse, die ihn an einer regelmäßigen Erwerbstätig-<br />
keit hindern. Jeder ist für<br />
sich zu betrachten. Hemmnisse<br />
liegen in der sozialen<br />
Situation, z.B. bei einer<br />
alleinerziehenden Mutter mit<br />
zwei Kindern oder wenn<br />
man das Darlehen für sein<br />
Einfamilienhaus nicht mehr<br />
bedienen kann. Sie haben<br />
psychische Ursachen, wenn<br />
Menschen eine Kündigung<br />
nur als persönlich verschuldet ansehen.<br />
Das Jobcenter will die persönliche Situation verbessern<br />
und Menschen mittelfristig in sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigungen bringen. Dazu werden nachträgliche<br />
Ausbildungen bezahlt und Darlehen für die Anschaffung<br />
eines Pkw gewährt, wenn im ländlichen Bereich damit die<br />
Anfahrtszeit zur Arbeit verringert werden kann.<br />
Wenn eine Frau arbeiten möchte, werden auch die Kosten<br />
für einen Krippenplatz übernommen.<br />
Das Jobcenter lädt alle fünfzehnjährigen Hartz IV-Empfänger<br />
zu einer Beratung ein, um frühzeitig Unterstützungsbedarf<br />
zu klären. In Kooperation mit Jugendamt und<br />
Sozialamt werden ggf. entsprechende Beratungen oder<br />
Maßnahmen angeboten und durchgeführt. Das sind Angebote,<br />
es ist weder Zwang noch Überwachung vorgesehen.<br />
Ist Hartz IV ethisch zu verantworten?<br />
Leibe: Hartz IV geht davon aus, dass jeder für sich<br />
verantwortlich ist und sich selbständig um seine Belange<br />
kümmert. Die Jobcenter sollen durch Beratung und Maßnahmen<br />
die Arbeitsfähigkeit der Menschen stärken. Man<br />
muss Altkanzler Schröder nicht zustimmen, dass Arbeit<br />
die Hauptsache ist <strong>–</strong> egal wie sie ist. Hartz IV geht davon<br />
aus, dass Arbeit ein Ausdruck der menschlichen Würde<br />
ist. Die Gesellschaft unterstützt Arbeitslose und darf dafür<br />
eine Gegenleistung erwarten. Das meint der Grundsatz<br />
von Fördern und Fordern, der angemessen auf die jeweilige<br />
Person zu beziehen ist. Dazu zählt auch die Frage,<br />
welche Tätigkeiten zumutbar sind, für die jemand überqualifiziert<br />
ist. Wenn Arbeitsuchende nicht kooperativ<br />
genug sind, gibt es in Baden-Württemberg gestaffelte<br />
Sanktionen. Es werden im zweiten oder dritten Schritt<br />
5 % gekürzt, nie jedoch 100 %. Bei Kürzungen um 100 %<br />
müssen Lebensmittelgutscheine ausgegeben werden,<br />
da man ja niemand verhungern lassen darf.<br />
Immer wieder wird die Zunahme prekärer<br />
Arbeitsverhältnisse beklagt. Stimmt das?<br />
Leibe: Von 215.000 Leistungsbeziehern in Baden-Württemberg<br />
bezogen im Jahr 2012 27.000 aufstockend Hartz<br />
IV. Fast 6000 Selbständige beziehen Hartz IV. Nach drei<br />
bis vier Jahren Hartz IV-Bezug wird ihnen zu einer sozialversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigung geraten.<br />
Was hat es mit nicht lesbaren oder fehlerhaften<br />
Bescheiden der Jobcenter auf sich?<br />
Leibe: Es stimmt, dass selbst Akademiker die Bescheide<br />
nicht lesen können. Sie sind so umfangreich und<br />
2 4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
kompliziert, weil die juristischen Anforderungen gestiegen<br />
sind, denen sie genügen müssen. Es gibt inzwischen sogar<br />
„Bescheideerklärer.“ Im Dezember 2011 waren 1,3 % der<br />
Bescheide in Baden-Württemberg fehlerhaft.<br />
Wie beurteilen Sie, dass die Leiharbeit und der<br />
Niedriglohnsektor so ausgeweitet wurden?<br />
Leibe: Beide Bereiche sollten Menschen mit geringen<br />
Qualifikationen eine Beschäftigung ermöglichen. Arbeitssuchende<br />
sollten ihre Fähigkeiten ausprobieren und neues<br />
Selbstvertrauen gewinnen. Arbeitgeber können Arbeitnehmer<br />
testen und, wenn es gut geht, sie in eine Dauerbeschäftigung<br />
übernehmen. Leiharbeit wurde bei vielen<br />
Menschen leider zum Dauerzustand. Um Arbeitgeber<br />
zu motivieren, übernimmt das Jobcenter befristet bis zu<br />
30 % der Lohnkosten. Erst bei der dauerhaften Anstellung<br />
erfahren Arbeitgeber die erwerbsbezogene Vorgeschichte.<br />
Leiharbeit und Niedriglohnangebote sind nur sinnvoll<br />
als Zwischenschritte auf dem Weg in eine sozialversicherungspflichtige<br />
Dauerbeschäftigung.<br />
Wie beurteilen Sie die<br />
Rente mit 67? Ist das<br />
geeignet, Arbeitslosigkeit<br />
zu verringern?<br />
Leibe: Grundsätzlich halte<br />
ich es für möglich und sinnvoll,<br />
dass Menschen bis 67<br />
arbeiten. Allerdings muss<br />
man unterscheiden zwischen<br />
Lehrern, körperlich schwer<br />
Arbeitenden und Verwaltungsmitarbeitern.<br />
Wie beurteilen Sie den Mindestlohn angesichts der<br />
Ausweitung von Leiharbeit und Niedriglohnsektor?<br />
Leibe: Ein Mindesteinkommen von 8,00 bis 8,50 €<br />
ist nötig, um nicht auf staatliche Transferleistungen<br />
angewiesen zu sein.<br />
Gibt es noch Ein-Euro-Jobs?<br />
Leibe: Es gibt kaum noch Menschen, die neu solch einen<br />
Job bekommen. Es ist auch nicht sinnvoll, wenn jemand<br />
zum zehnten Mal für neun Monate den Friedhof kehren<br />
darf.<br />
Ist das Modell des „Unbedingtes Grundeinkommens“<br />
eine Möglichkeit, eine umfassende und menschenwürdige<br />
soziale Absicherung zu erreichen?<br />
Leibe: Ich halte dies Modell nicht für gut. Die Gesellschaft<br />
lebt von Leistung und Gegenleistung. Trägt es unsere<br />
Gesellschaft, wenn einer nur sein unbedingtes Grundeinkommen<br />
ausgibt und der andere gegen Bezahlung etwa<br />
gleichviel verdient? Götz Werner spricht selber von einer<br />
Vision, die gesellschaftliche Diskussionen beflügeln kann.<br />
Auch die Erwartungen an die Flexibilität steigen.<br />
Wie sehen Sie die Zukunft der Arbeit?<br />
Leibe: In der jüngeren Generation sind kurze Auslandsaufenthalte<br />
verbreitet. Viele Betriebe erwarten Flexibilität,<br />
und viele Arbeitnehmer leben sie auch. Ist da die Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf wirklich gewollt oder geht<br />
es nur darum, Geld zu verdienen?<br />
Wissenschaftler prognostizieren, dass die Arbeitswelt in<br />
immer kleinere Tätigkeiten zerlegt und Dauerarbeitsplätze<br />
eher die Ausnahme darstellen werden. Andererseits<br />
könnte der Fachkräftemangel Unternehmen nötigen,<br />
stärker auf die persönlichen Belange von Arbeitnehmern<br />
eingehen zu müssen, um überhaupt noch Arbeitskräfte<br />
zu bekommen.<br />
Das Gespräch führten Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer<br />
und Anita Gröh<br />
Quelle: Regionaldirektion für Arbeit Baden-Württemberg<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
2 5
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
„Lady, du bist solch eine Schönheit!“<br />
Vom verhängnisvollen Flirt mit der <strong>Freiheit</strong><br />
DAVID DENGLER<br />
Majestätisch thront sie vor der Küste New<br />
Yorks. Die Statue of Liberty. Das Symbol der<br />
<strong>Freiheit</strong> schlechthin. In der linken Hand hält sie<br />
eine Tafel mit dem Datum der amerikanischen<br />
Unabhängigkeitserklärung. Seit ihrer Einweihung<br />
vor knapp 130 Jahren gehört sie zu den<br />
imposantesten Statuen der Welt.<br />
Kein Wunder also, dass diese Statue schon<br />
unzählige Menschen in ihren Bann gezogen<br />
hat <strong>–</strong> wie auch den griechischen Einwanderer,<br />
der bei ihrem Anblick fasziniert ausgerufen<br />
haben soll: „Lady, du bist solch eine Schönheit!“<br />
Die <strong>Freiheit</strong> <strong>–</strong> in der Tat ein wunderbares Gut.<br />
Ein Gut, das sich die Menschen der westlichen<br />
Welt jahrhundertelang mühsam erarbeiten<br />
mussten und das schließlich im Schmelztiegel<br />
der Aufklärung sorgsam geläutert wurde.<br />
Die <strong>Freiheit</strong> <strong>–</strong> allerdings auch ein gefährdetes<br />
Gut. Ein Gut, das in den letzten Jahrzehnten<br />
immer wieder leichtfertig aufs Spiel gesetzt<br />
und durch wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />
Zwänge ernsthaft bedroht wurde.<br />
Wie ist es um unsere <strong>Freiheit</strong> bestellt?<br />
Ist <strong>Freiheit</strong> tatsächlich „das einzige, was zählt“,<br />
so wie Marius Müller-Westernhagen singt?<br />
Sind wir wirklich so frei wie wir glauben und<br />
wie es uns allenthalben suggeriert wird?<br />
Oder hat uns der Flirt mit der schönen Lady<br />
gar in eine neue Abhängigkeit geführt?<br />
Werfen wir einen Blick in den Römerbrief,<br />
so mutet uns die dort beschriebene Situation<br />
zunächst wie ein drastischer Gegenentwurf zu<br />
unserer modernen Gesellschaft an. Im siebten<br />
Kapitel des Römerbriefes ist nämlich nicht von<br />
<strong>Freiheit</strong> und Unabhängigkeit die Rede, sondern<br />
von Gefangenschaft und Knechtschaft. „Ich bin<br />
gefangen im Gesetz der Sünde“, so beschreibt<br />
Paulus ohne Umschweife seine Situation. Und<br />
wenig später fügt er hinzu, dass alle Schöpfung<br />
der „Knechtschaft der Vergänglichkeit“ unterworfen<br />
sei.<br />
Drastisch <strong>–</strong> leider aber auch realistisch. Gerade<br />
auch im 21. Jahrhundert. Denn wir alle kennen<br />
diese Unfreiheit, die Paulus mit seinem Ausruf<br />
aus Römer 7 so prägnant auf den Punkt bringt:<br />
„Ich tue nicht, was ich will <strong>–</strong> sondern was<br />
ich hasse, das tue ich!“ Wir kennen dieses<br />
Dilemma: Wenn wir doch nur tun könnten,<br />
was wir wollten. Wenn es uns doch nur<br />
möglich wäre, uns wirklich frei zu entscheiden.<br />
Doch stattdessen kämpfen wir immer wieder<br />
mit unseren alten Lastern und Verhaltensweisen,<br />
die wir eigentlich schon längst hinter uns lassen<br />
wollten. Und das <strong>–</strong> mittlerweile schon sprichwörtlich<br />
gewordene <strong>–</strong> „schwache Fleisch“<br />
scheint unserem willigen Geist da immer wieder<br />
einen Strich durch die Rechnung zu machen.<br />
Ist wahre <strong>Freiheit</strong> nur Illusion?<br />
Jean-Jacques Rousseau hat einmal treffend<br />
formuliert: „Die <strong>Freiheit</strong> des Menschen liegt<br />
nicht darin, dass er tun kann, was er will,<br />
sondern dass er nicht tun muss, was er nicht<br />
will.“ Nicht tun zu müssen, was wir nicht<br />
wollen <strong>–</strong> das wäre in der Tat ein erster Schritt<br />
hin zu einer wahren <strong>Freiheit</strong>. Aber: Gibt es<br />
solch eine <strong>Freiheit</strong> überhaupt? Oder ist diese<br />
wahre <strong>Freiheit</strong> nur Illusion? Ist die schöne<br />
Lady womöglich nur eine Sirene, die mit ihrem<br />
betörenden Aussehen all ihre Verehrer in die<br />
Irre führt?<br />
Zum Glück lässt Paulus uns mit diesem<br />
Dilemma nicht allein. Denn er weiß nicht<br />
nur von Gefangenschaft, sondern auch von<br />
<strong>Freiheit</strong> zu berichten.<br />
Allerdings: Dabei handelt es sich um eine<br />
<strong>Freiheit</strong>, die so ganz anders ist, als wir sie<br />
uns vorstellen. Denn die <strong>Freiheit</strong>, die Paulus<br />
beschreibt, hat nichts mit Unabhängigkeit<br />
zu tun <strong>–</strong> ganz im Gegenteil. Wahre <strong>Freiheit</strong><br />
2 6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
edeutet für Paulus Abhängigkeit. Wahre<br />
<strong>Freiheit</strong> bedeutet Dienst. Wahre <strong>Freiheit</strong><br />
bedeutet Knechtschaft. „Ihr seid Gottes Knechte<br />
geworden“, so schreibt es Paulus in Römer 6<br />
an diejenigen, die sich in ihrem Glauben in<br />
einer grenzenlosen und unabhängigen <strong>Freiheit</strong><br />
wähnten. Solch eine <strong>Freiheit</strong> gibt es nicht,<br />
betont er immer wieder. Wir können nicht<br />
wählen, ob wir Knechte sein wollen oder<br />
nicht <strong>–</strong> diese <strong>Wahl</strong>freiheit haben wir nicht.<br />
Allerdings: Wir können wählen, wessen<br />
Knechte wir sein wollen. „Wisst ihr“, so<br />
schreibt Paulus weiter, „wem ihr euch zu<br />
Knechten macht, dessen Knechte seid ihr“.<br />
Wir haben also die <strong>Freiheit</strong>, unseren Herrn<br />
zu wählen <strong>–</strong> darin besteht die wahre <strong>Freiheit</strong><br />
der Kinder Gottes. Sie besteht nicht darin,<br />
unabhängig zu sein. Sondern sie besteht darin,<br />
dem richtigen Herrn zu dienen.<br />
Der Theologe Hans-Joachim Eckstein hat dies<br />
einmal sehr eindrücklich formuliert. Er schreibt:<br />
„Frei! Wenn ich nicht mehr unter dem Gesetz<br />
bin, sondern unter der Gnade, kann ich endlich<br />
tun und lassen <strong>–</strong> was Christus will.“ Das ist<br />
der erste Schritt hin zur einer wahren <strong>Freiheit</strong>:<br />
abhängig zu sein von der Gnade <strong>–</strong> und deswegen<br />
nicht mehr tun müssen, was ich nicht will,<br />
sondern das tun können, was Christus will.<br />
Die schwierigste<br />
<strong>Wahl</strong> meines<br />
Lebens …<br />
Konfirmandinnen und Konfirmanden<br />
aus Steinenkirch<br />
„Auf welche Schule gehe ich?“<br />
„Wo soll ich mein Praktikum machen?“<br />
„Welches Haustier schaffen wir uns an?“<br />
„Was wünsche ich mir zu Weihnachten?“<br />
„In welchen Verein gehe ich?“<br />
„PS 3 oder X-Box?“<br />
Ist <strong>Freiheit</strong> grenzenlos?<br />
Gibt es die grenzenlose <strong>Freiheit</strong>, die Reinhard<br />
Mey besingt, tatsächlich nur über den Wolken,<br />
bei Gott? Nein, nicht einmal da. Denn nicht<br />
einmal Gott kennt unabhängige und grenzenlose<br />
<strong>Freiheit</strong>. Sondern selbst er hat sich in seiner<br />
<strong>Freiheit</strong> begrenzt <strong>–</strong> freiwillig. Er hat seine <strong>Freiheit</strong><br />
aufgegeben um unseretwillen. Er selbst nahm<br />
Knechtsgestalt an und begrenzte sich auf den<br />
Einen, auf Jesus Christus, und wurde dadurch<br />
unser aller Knecht.<br />
Wie ist es um unsere <strong>Freiheit</strong> bestellt? Offensichtlich<br />
scheint dies nicht die richtige Frage zu<br />
sein, denn <strong>Freiheit</strong> ist immer nur in Abhängigkeit<br />
zu haben. Die Frage ist nicht, ob wir abhängig<br />
sind <strong>–</strong> sondern die Frage ist, von wem wir<br />
abhängig sind. Bändeln wir mit der schönen<br />
Lady an oder dienen wir Jesus Christus?<br />
David Dengler ist Pfarrer<br />
zur Dienstaushilfe<br />
bei der Dekanin<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
2 7
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
Es kommt auf das Hören an<br />
Interview mit „Mister Ehrenamt“ Hans-Martin Härter<br />
GÜNTHER ALIUS<br />
Hans-Martin Härter ist Referent für<br />
Kirchengemeinderatsarbeit und<br />
Ehrenamt im Evangelischen Bildungszentrum<br />
Haus Birkach und begleitete<br />
von 2010 bis 2013 das Projekt<br />
„Ehrenamt fördern mit System“ im<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong>.<br />
Was hatten Sie selbst für<br />
Erwartungen, als Sie vor drei<br />
Jahren angesprochen wurden, einen ganzen<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong> auf dem Weg der Ehrenamtsförderung<br />
zu begleiten?<br />
Ich hatte die Erwartung, dass zwei, drei, maximal fünf<br />
Projekte zustande kommen und dass diese Projekte in<br />
einem intensiven Austausch sich sozusagen gegenseitig<br />
befruchten. Aber ich habe nicht die Vorstellung gehabt,<br />
dass es einen ganzen Bezirk erfassen könnte. Die Erwartung<br />
war eher, dass die Projekte intensiv begleitet werden<br />
und in regelmäßigem Austausch stehen. Das hat sich<br />
zwar nur ansatzweise realisieren lassen, da die Gleichzeitigkeit<br />
nicht gegeben war. Die Projekte sind zu völlig<br />
unterschiedlichen Zeiten und mit unterschiedlichen<br />
Themen gestartet, was die Sache sehr komplex und<br />
andererseits auch anregend gemacht hat.<br />
Tag des Ehrenamtes in <strong>Geislingen</strong><br />
Sind Sie von etwas überrascht worden bei dem<br />
Projekt „Ehrenamt fördern mit System“?<br />
Ich bin überrascht worden von der Klarheit, mit der der<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong> hinter diesem Projekt stand. Das habe ich<br />
so noch selten erlebt, dass ein <strong>Kirchenbezirk</strong>, vertreten<br />
durch die Dekanin und den Vorsitzenden, sich so klar<br />
auch persönlich hinter ein Projekt stellt und es umfassend<br />
unterstützt. Überraschend war auch die Resonanz aus<br />
den Gemeinden und Einrichtungen und das Interesse,<br />
etwas bewegen zu wollen in Sachen Ehrenamtsförderung.<br />
Hans-Martin Härter<br />
spielt sich ab, wenn Ehrenamtliche zu uns kommen und<br />
sich engagieren möchten? Wie ist es, wenn Ehrenamtliche<br />
ausscheiden oder ausscheiden wollen? Was können wir<br />
als PfarrerInnen und Kirchengemeinderatsgremien tun,<br />
damit Ehrenamtliche mit Freude ihren Dienst tun? Hier<br />
zeigt sich, dass da mehr Reflexion vorhanden ist mit<br />
der Folge, dass an verschiedenen Stellen die Arbeit weiterentwickelt<br />
und klarer strukturiert wurde.<br />
Wo sehen Sie noch Potential bei der<br />
Ehrenamtsförderung in der Kirche?<br />
Ich sehe Potenzial vor allem darin, wenn Gemeinden<br />
tatsächlich das Risiko eingehen, sich zu öffnen. Wenn<br />
sie Räume aufmachen und das Gespräch suchen mit<br />
Menschen, die noch nicht tätig sind und deren Ideen sie<br />
noch nicht kennen, dann können sie Menschen erreichen,<br />
die vielleicht auch eine gewisse Distanz zur Kirche haben,<br />
aber doch bestimmte Erwartungen, die momentan noch<br />
nicht zum Zuge kommen. Räume zu öffnen und Möglichkeiten<br />
zur Gestaltung zu bieten, da sehe ich große<br />
Chancen und da sind die Kirchengemeinden in einer vergleichsweise<br />
guten Position, weil sie überall Räume haben,<br />
weil sie Personal haben, weil die Bekanntheit da ist.<br />
Worauf kommt es bei der Ehrenamtsförderung<br />
zentral an?<br />
Bei der Ehrenamtsförderung kommt es auf das Hören an.<br />
Dort wo Leitende in Kirchengemeinden bereit sind, auf<br />
Ehrenamtliche zu hören, sie mit ihren Bedürfnissen und<br />
Interessen bewusst ernst zu nehmen, erschließen sich<br />
häufig interessante neue Wege in eine Richtung, die sie<br />
nicht alleine vorherbestimmen können. Wir müssen<br />
lernen, uns auch ein Stück weit leiten zu lassen von<br />
Ehrenamtlichen.<br />
An welchem Punkt müssen wir unsere Einstellung<br />
verändern?<br />
Ich glaube, wir müssen lernen, dass Menschen gerne<br />
beteiligt werden wollen. Sie wollen gerne Verantwortung<br />
übernehmen und einen eigenen Gestaltungsfreiraum<br />
haben. Den müssen wir ihnen zur Verfügung stellen,<br />
auch wenn es teilweise vielleicht nicht in unser Konzept<br />
passt. Wir müssen an verschiedenen Stellen großzügiger,<br />
ein Stück flexibler werden.<br />
Gibt es ein einfaches Rezept zur Gewinnung von<br />
Ehrenamtlichen?<br />
Das einfachste Rezept ist es, über erfolgreiche Arbeit mit<br />
Ehrenamtlichen zu berichten. Gutes zieht Gutes an.<br />
Haben Sie Entwicklungen in den Gemeinden<br />
feststellen können?<br />
Ich glaube, dass die Gemeinden bewusster und sensibler<br />
an das Thema Ehrenamt herangehen und dass insbesondere<br />
vielen Leitungsgremien deutlicher geworden ist, dass<br />
sie hier eine elementar wichtige Aufgabe haben. Was<br />
Das Gespräch führte<br />
Günther Alius<br />
2 8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Pfarrplan <strong>–</strong><br />
<strong>Wahl</strong> zwischen Pest und Cholera?<br />
DEKANIN GERLINDE HÜHN<br />
Wenn die Gemeinden oder <strong>Kirchenbezirk</strong>e nichts mehr<br />
mit dem Pfarrplan zu tun haben wollten, dann würde das<br />
ja nicht bedeuten, dass vom o.g. Ziel abgewichen werden<br />
könnte, sondern nur, dass da Maßnahmen von außen<br />
vorgegeben würden, ohne Beteiligung der Gemeinden.<br />
Die Protestrufe, die dann ertönten, lassen sich vorstellen:<br />
„Undemokratisch! Warum hört man nicht auf den Sachverstand<br />
vor Ort!“ Überall werden Transparenz und Bürgerbeteiligung<br />
verlangt, wenn sie aber ermöglicht werden,<br />
dann machen sie zu viel Arbeit! Ein Selbstwiderspruch!<br />
Auf einer Tagung für Kirchengemeinderäte<br />
stellte ein Kirchengemeinderat<br />
die Forderung<br />
auf, man solle den<br />
Pfarrplan abschaffen.<br />
In einem anderen <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
hat die Bezirkssynode<br />
erklärt, sie wolle mit dem<br />
Pfarrplan künftig nichts mehr<br />
zu tun haben: „Wir können uns nicht vorstellen, dass in<br />
jeder <strong>Wahl</strong>periode neu eine Kürzungsrunde in dieser Form<br />
und Methodik durchgeführt wird. Mit einer solchen Aussicht<br />
wird es schwer möglich sein, dass Menschen sich<br />
bereitfinden, ehrenamtlich und verantwortungsvoll im<br />
Kirchengemeinderat mitzuarbeiten.“ Das sind vordergründig<br />
verstehbare Aussagen, aber eben nur vordergründig!<br />
Was ist die Alternative?<br />
Der Pfarrplan ist ja keine Veranstaltung, Gemeinden zu<br />
ärgern oder Pfarrer zusätzlich zu beschäftigen! Die Landeskirche<br />
berechnet in ihrer Personalstrukturplanung, wie viel<br />
Pfarrer und Pfarrerinnen sie künftig einstellen kann, und<br />
versucht, die zurückgehende Zahl der Gemeindeglieder<br />
und die damit zurückgehenden Einnahmen der Landeskirche<br />
zur Deckung zu bringen.<br />
Der Pfarrplan hat nun das Ziel, die Pfarrstellen dem<br />
zurückgehenden Personalbestand anzupassen. Sie sollen<br />
also in dem Maße, in dem die Gemeinden kleiner werden,<br />
zurückgebaut werden, und das unter der Beteiligung der<br />
Betroffenen. Er ist nicht dafür da, an dieser Haushaltsstelle<br />
Geld zu sparen, um es anderswo einzusetzen.<br />
Würde man die Zahl der Pfarrstellen nicht zurückfahren,<br />
entstünden immer mehr Vakaturen (da es ja künftig<br />
weniger Pfarrerinnen und Pfarrer geben würde, s.o.),<br />
und das würde voraussichtlich besonders die ländlichen<br />
Gebiete treffen.<br />
Mit anderen Worten: Was nützte es der Gemeinde,<br />
wenn sie zwar eine Pfarrstelle hätte, es aber nicht<br />
genügend Pfarrer gäbe, um sie alle zu besetzen?<br />
In jedem Pfarrplanprozess wird ein Ausschuss berufen,<br />
der die Möglichkeiten prüft, diese den Gemeinden vorstellt<br />
und begründete Gegenargumente aufnimmt, was<br />
tatsächlich schon mehrfach geschehen ist! Der <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
hat gerade den dritten Pfarrplanprozess („Pfarrplan<br />
2018“) hinter sich. Ab 2019 wird man über den vierten<br />
Durchgang („Pfarrplan 2024“) nachdenken müssen.<br />
Der <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> hat seit 1999 viele Gemeindeglieder<br />
verloren: von 31.593 auf 27.692 Evangelische,<br />
das sind 3.901 Gemeindeglieder weniger, also so viele wie<br />
zwei größere Gemeinden bzw. Pfarrstellen. Der Hauptgrund<br />
ist der demografische Wandel: 328 evangelischen<br />
Beerdigungen gab es in allen Gemeinden unseres <strong>Kirchenbezirk</strong>s<br />
im Jahr 2012. Das ist wesentlich höher als die<br />
Zahl der Taufen im Jahr 2012. Das waren 228.<br />
Haben die <strong>Kirchenbezirk</strong>e also keine <strong>Wahl</strong>?<br />
Nein, so ist es nicht. Die Vorschläge des Pfarrplanausschusses<br />
werden gemacht, solange die Pfarrstellen noch<br />
besetzt sind. Im <strong>Kirchenbezirk</strong> setzen sich die Kirchengemeinderäte<br />
in extern moderierten Prozessen mit den<br />
Vorgaben auseinander und suchen den bestmöglichen<br />
Weg. Und da gibt es <strong>Wahl</strong>möglichkeiten. Die Gemeinden<br />
der Kommune Bad Überkingen haben sich im 2. Pfarrplanprozess<br />
freiwillig(!) zu einer Gesamtkirchengemeinde<br />
zusammengeschlossen. Etwas das ihnen einige Jahre<br />
davor noch undenkbar erschienen ist.<br />
Bezirkssynode <strong>Geislingen</strong><br />
Landessynode<br />
Dekanin Hühn appelliert an die Gemeinden:<br />
Liebe Kirchengemeinderätinnen und -räte, nutzen Sie<br />
Ihre <strong>Wahl</strong>freiheiten und verhindern Sie nicht, mit einer<br />
rückwärts gerichteten Trauer, zu entdecken, wo Sie<br />
selber Einfluss nehmen können und den Prozess in Ihre<br />
Richtung mitlenken könnten.<br />
Es gibt durchaus Möglichkeiten, zu wählen und eine<br />
Lösung zu finden, die unter den gegebenen Umständen<br />
die relativ bessere ist.<br />
Das Amt des Kirchengemeinderats ist ein Leitungsamt.<br />
Und Leitung hat mit Strukturen und Prozessen zur Zielfindung<br />
zu tun. Es ist ein wichtiges Amt, das nicht<br />
unterschätzt werden darf. Es bedeutet Verantwortung<br />
für den künftigen Weg einer Gemeinde. Mitarbeit im<br />
Kirchengemeinderat ist eine Chance, zum Wohl der<br />
Kirchengemeinde und des <strong>Kirchenbezirk</strong>s mit zu<br />
entscheiden.<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
2 9
Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
<strong>Kirchenbezirk</strong> hat Brot-Botschafterin!<br />
Die Geislingerin Anette Burkhardt ist Brot-Botschafterin im<br />
Evangelischen <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong><br />
ANETTE BURKHARDT<br />
Die Brot-Botschafter/innen<br />
machen das Anliegen von „Brot<br />
für die Welt“ in ihrer Region,<br />
insbesondere im kirchlichen<br />
Raum deutlich. Sie tragen Sorge, dass das Anliegen von<br />
Brot für die Welt nicht übersehen wird und an vielen<br />
Stellen im Ort präsent ist. Sie sind damit sozusagen<br />
„Anwalt des Südens" in ihrem Lebensraum. Hauptaufgabe<br />
ist die Vermittlung von Ideen und Materialien in den<br />
Gemeinden bei Festen und Aktionen.<br />
Anette Burkhardt, die Brot-Botschafterin im<br />
Geislinger <strong>Kirchenbezirk</strong>, schreibt über ihr Amt:<br />
Der Hunger in der Welt, die gerechte Verteilung der<br />
Ressourcen und der Einsatz für die Menschen in Armut<br />
gehen uns alle an. Es ist Zeit für ein neues Denken. Die<br />
alten Konzepte unseres Wirtschaftens und Konsumierens<br />
haben den Hunger nicht verringert, vielmehr noch vergrößert.<br />
Wir brauchen mehr Achtsamkeit für die Umwelt.<br />
Wir brauchen Rücksicht und Schutz für die Schwachen.<br />
Es gibt nur diese eine Welt <strong>–</strong> die gilt es zu bewahren<br />
und zu schützen. Deshalb habe ich mich nach einer<br />
persönlichen Begegnung mit Pfarrer Pilar Cabrera aus<br />
Guatemala, der sich dort unter Lebensbedrohung für die<br />
Rechte der indigenen Bevölkerung einsetzt, entschlossen,<br />
als Brot-Botschafterin für den <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong><br />
tätig zu werden.<br />
DISTRIKT ALB<br />
Deine Kinder schreien!<br />
25 Jahre im Kindergarten Aufhausen<br />
Es geht darum, die Projekte und entwicklungsbezogenen<br />
Ziele von Brot für die Welt bekannt zu machen. Ich will<br />
informieren über die Zusammenhänge zwischen dem<br />
Leben hier und der Armut in den südlichen Ländern,<br />
will aufzeigen, wie ein fairer Ausgleich zwischen „Nord“<br />
und „Süd“ gelingen und wie ein verantwortungsvoller<br />
Umgang mit vorhandenen Ressourcen aussehen kann.<br />
Viele Jahre war ich im Weltladen in <strong>Geislingen</strong> tätig und<br />
bin mit diesen globalen Themen gut vertraut. Als Glied<br />
der weltweit vertretenen Evangelisch-methodistischen<br />
Kirche möchte ich diese neue Aufgabe gerne konfessionsübergreifend<br />
angehen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit<br />
mit den Kirchengemeinden und den Schulen.<br />
Gerne bin ich bereit, in Gemeindekreise oder Konfirmanden-<br />
bzw. Schulklassen zu kommen.<br />
Kommen Sie auf mich zu.<br />
Kontakt: Anette Burkhardt,<br />
Tel. Büro tagsüber (07331) 64743<br />
oder 61061<br />
Begonnen hat alles mit einer Anfrage an die Kindergartenmutter.<br />
Es herrschte personeller Engpass, und die „Tante<br />
Ursula“ benötigte eine weitere Mitarbeiterin für den<br />
Kindergarten. So kam Annerose Wörz zu ihrer Aufgabe,<br />
zuerst mit einem befristeten Jahresvertrag, dann nach<br />
kurzer Pause unbefristet als Hausverwalterin und zeitweise<br />
als pädagogische Hilfskraft. Als die Anstellungsbedingungen<br />
für Zweitkräfte härter wurden, bekam sie vom<br />
Sozialministerium eine Sondergenehmigung. Inzwischen<br />
hat sie 25 Jahre die Arbeit im Kindergarten begleitet.<br />
„Wenn wir spazieren gehen, ruft es von überall her:<br />
‚Annerose‘ und mein Mann sagt dann: Du, deine Kinder<br />
schreien“, erzählt sie. So ist Annerose Wörz eine<br />
konstante Größe bei der Aufhausener Jugend, waren<br />
doch fast alle bei ihr im Kindergarten. Als Praktikanten<br />
kommen sie wieder und fragen enttäuscht: „Erkennst du<br />
mich wirklich nicht mehr?“ Seit September ist Enkelin<br />
Anja probeweise im Kindergarten. „Eigentlich wollte ich<br />
bis dahin aufhören“ sagt Annerose, „aber jetzt denke ich:<br />
Warum denn?“<br />
Es ist so ungemein praktisch, dass Annerose Wörz in der<br />
Nähe vom Kindergarten wohnt. Wenn es irgendwo<br />
klemmt, genügt ein Anruf und sie ist da. Seit Jahren ist<br />
sie als Hausverwalterin auch für die Reinigung im und<br />
ums Gebäude herum zuständig. Seit es die erweiterten<br />
Öffnungszeiten mit Mittagessen<br />
gibt, wirkt sie in der Küche. Kein<br />
Fest findet ohne ihre Mithilfe<br />
statt, kein Familiengottesdienst<br />
ohne Anneroses Unterstützung.<br />
Und wenn ein Handwerker<br />
außerhalb der Öffnungszeiten ins<br />
Gebäude will, weiß er, wohin er<br />
sich wenden muss. Kurzum: Kindergarten<br />
in Aufhausen ist ohne<br />
Annerose Wörz nicht vorstellbar.<br />
3 0 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Veitskirche in Schalkstetten<br />
wieder schmucker Mittelpunkt des Dorfes<br />
Das Ergebnis war<br />
aller Mühe wert.<br />
Dank all den Handwerker<br />
und den vielen,<br />
die mit geplant<br />
und mitgedacht<br />
haben, die mit vereinten<br />
Kräften Hand<br />
angelegt und die<br />
mit zahlreichen ehrenamtlich geleisteten Stunden zum<br />
Gelingen beigetragen haben. Viele haben das Vorhaben<br />
großzügig mit Geld und Sachspenden unterstützt. Nun<br />
ist die Veitskirche wieder der Mittelpunkt des Gemeindelebens.<br />
Am 1. Advent 2012 wurde gefeiert: Zunächst<br />
mit einem schönen Festgottesdienst, bei dem Dekanin<br />
Gerlinde Hühn die Predigt hielt und der vom Posaunenchor<br />
Schalkstetten feierlich mitgestaltet wurde. Anschließend<br />
stießen im Gemeindehaus alle miteinander<br />
auf den gelungenen Abschluss der Außenrenovierung an.<br />
Eine Dokumentation der Bauarbeiten unter dem Psalmwort<br />
„Wohl denen die in deinem Hause wohnen“ regte<br />
zum Gespräch an und lud zum Verweilen ein.<br />
Wiedereinzug in die renovierte Türkheimer St. Vituskirche<br />
Nach zehn Monaten gründlicher Renovierung des<br />
Kirchenraums konnte die Kirchengemeinde Türkheim am<br />
4. Advent letzten Jahres wieder in ihr Gotteshaus einziehen.<br />
Dieses lang herbeigesehnte Ereignis wurde mit<br />
einem festlichen Gottesdienst begangen. Dekanin Hühn<br />
hielt die Predigt über das Adventslied „Macht hoch die<br />
Tür“, Posaunenchor und Orgel trugen musikalisch dazu<br />
bei, Freude und Dank für die gelungene Renovierung zum<br />
Ausdruck zu bringen. Beim anschließenden Stehempfang<br />
überbrachten die bürgerliche Gemeinde, die katholische<br />
Kirchengemeinde und die Kirchengemeinde Aufhausen<br />
ihre Grüße, Architektin Schneider berichtete über die<br />
Arbeiten und viele Dankesworte wurden ausgesprochen.<br />
Großzügige Spenden des Ortschaftsrates, der örtlichen<br />
Vereine und Unternehmen<br />
sowie vieler<br />
Einzelpersonen<br />
und nicht zuletzt<br />
die ehrenamtliche<br />
Arbeit vieler fleißiger<br />
Bauhelfer haben<br />
mit dazu beigetragen,<br />
dass die kleine<br />
Kirchengemeinde<br />
Türkheim diese<br />
große Aufgabe<br />
auch finanziell<br />
stemmen konnte.<br />
Außenrenovierung der Stubersheimer Kirche abgeschlossen<br />
Mit einem festlichen<br />
Dank-Gottesdienst<br />
ist die Außenrenovierung<br />
der Johanneskirche<br />
in Stubersheim<br />
abgeschlossen<br />
worden. Nach dem<br />
trockenen Sommer<br />
2002 zeigten sich<br />
im Bauwerk der Kirche Risse. Auch stellten die Fachleute<br />
Pilzbefall im Turm fest. Erneuert werden mussten auch<br />
die Stellbretter am Dach und die Schallläden. Die Sakristei<br />
bekam ein neues Dach. Weit leuchten auch die neuen<br />
Zifferblätter der Kirchturmuhr. Im Dank-Gottesdienst für<br />
die gelungene Renovierung predigte Dekanin Gerlinde<br />
Hühn über Johannes, den Namensgeber der Kirche.<br />
v.l.n.r. Kirchengemeinderäte Achim Renner, Walter Maurer,<br />
Kirchenpflegerin Silke Neumann, Dekanin Gerlinde Hühn,<br />
Pfarrerin Edeltraud Meyer und Ortsvorsteher Bernd Wachter<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
3 1
3 2Aus den Distrikten<br />
DISTRIKT ALB<br />
Steinenkirch freut sich über die neue Pfarrerin<br />
Nachdem im Juli letzten Jahres die langjährige Pfarrerin<br />
Ingeborg Brüning in ihren vorzeitigen Ruhestand verabschiedet<br />
wurde, wählte der Kirchengemeinderat noch im<br />
selben Monat ihre Nachfolgerin, Pfarrerin Gabriele Renz.<br />
Allerdings konnte Pfarrerin Renz ihren Dienst nicht sofort<br />
antreten, weil zunächst noch das Steinenkircher Pfarrhaus<br />
renoviert werden musste. So kam es, dass von September<br />
2012 bis April 2013 Pfarrer z. A. David Dengler die pfarr-<br />
DISTRIKT GEISLINGEN<br />
Apfelsaft statt Atomkraft!<br />
In der Markusgemeinde Altenstadt<br />
nimmt eine Idee Gestalt an<br />
amtliche Vertretung in Steinenkirch<br />
versah. Doch seit wenigen<br />
Wochen ist Pfarrerin Renz nun<br />
im Amt. Am 1. Juni hatte sie<br />
ihren offiziellen Dienstbeginn in<br />
Steinenkirch, und am 9. Juni<br />
wurde sie in einem Festgottesdienst in der Ulrichskirche<br />
von Dekanin Gerlinde Hühn investiert.<br />
Was können wir tun, um der<br />
Umwelt und unserer Gesellschaft<br />
etwas Gutes zu tun? Klar,<br />
Energiemanagement, Energiesparmaßnahmen,<br />
Raumtemperatur senken …<br />
Darauf lag bisher der Schwerpunkt der Umweltarbeit<br />
„Grüner Gockel“ in unserer Gemeinde. Aber wie kann<br />
man die Gemeindeglieder noch aktiver einbeziehen und<br />
dabei auch noch ein echtes Gemeinschaftserlebnis haben,<br />
Spaß für Groß und Klein, Alt und Jung?<br />
Im Herbst kam uns die zündende Idee: „Wir machen<br />
Strom aus Äpfeln und Birnen!“ Immer, wenn wir inzwischen<br />
diese Idee äußern, dann kommt die neugierige<br />
Rückfrage: „Wie soll das denn funktionieren?“ Oder<br />
aber ein wenig entrüstet: „Das gute Obst ist doch viel<br />
zu schade!“<br />
Viel zu schade, stimmt, dachten wir. Überall hängen im<br />
Herbst die Bäume voller Äpfel und Birnen und niemand<br />
erntet das Obst. „Was man da für einen leckeren Saft draus<br />
machen könnte“, haben wir uns da gedacht. Ökologisch,<br />
regional, gesund …, wer würde den nicht gerne trinken.<br />
Die Idee ist einfach: Wir sammeln das Obst von den<br />
Bäumen, die man uns zur Verfügung stellt. Das Obst wird<br />
gepresst und der Saft in Schläuchen „bag in box“ abgefüllt.<br />
Der Saft wird verkauft und der Erlös wird nachhaltig<br />
in Wind- und Solarenergie angelegt. Das wäre das erste<br />
echte Energiegetränk (engl.: Energy drink), das diese<br />
Bezeichnung wirklich verdient. Apfelsaft statt Atomkraft!<br />
Damit aus dieser Idee aber Realität wird, braucht es findige<br />
Leute. Am besten viele verschiedene mit ganz unterschiedlichen<br />
Begabungen. Und im Herbst genügend Obst.<br />
Melden Sie sich doch, wenn Sie uns Ihre Äpfel- oder<br />
Birnenbäume überlassen wollen!<br />
Kontakt: Andreas Gun, Telefon: 07331/45261<br />
und Martin Breitling, Telefon: 07331/63757.<br />
Interessante Gesprächspartner auf dem<br />
„Bunten Sofa“ in der Pauluskirche<br />
Das bunte Sofa steht im Paulusgemeindezentrum und ist<br />
Mittelpunkt einer Veranstaltung der gleichnamigen Reihe.<br />
Auf dem „Bunten Sofa“ nehmen interessante Personen<br />
des öffentlichen Lebens Platz. Sie lassen sich befragen,<br />
und jedermann kann sie dadurch näher kennenlernen,<br />
um noch ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, woran<br />
man mit ihnen ist und wofür sie stehen. Zuletzt war<br />
Günther Alius, Bildungsreferent der Erwachsenenbildung<br />
im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> auf dem „Bunten Sofa“ zu<br />
Gast. Er blickt so auf den Veranstaltungsabend zurück:<br />
„Ich fand es eine gelungene Atmosphäre mit einer einfühlsamen<br />
Talkmasterin. Man hatte den Eindruck, hier<br />
interessiert nicht nur das<br />
Programm, das die Erwachsenenbildung<br />
macht, sondern der Mensch, der dahintersteckt,<br />
mit seinen Motiven, seinen Ideen und Prägungen.<br />
Schön war die Möglichkeit, intensiv mit dem Publikum<br />
ins Gespräch zu kommen. Schade, dass die Teilnehmerzahl<br />
an diesem Abend recht klein war. Aber das war der<br />
Offenheit des Gesprächs natürlich gar nicht abträglich.“<br />
Die nächste Veranstaltung in der Reihe „Buntes Sofa“ ist<br />
in der Pauluskirche in der Geislinger Hohenstaufenstraße<br />
am Dienstag, dem 8. Oktober um 19.30 Uhr mit dem<br />
Leiter der Stadtbücherei <strong>Geislingen</strong>, Benjamin Decker.<br />
Günther Alius<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Der Kirchengemeinderat steuert Veränderungen<br />
Ein konkretes Beispiel in der Kirchengemeinde<br />
<strong>Geislingen</strong>-Altenstadt<br />
Die Kirchengemeinderats-<strong>Wahl</strong>en im Dezember werfen<br />
bereits ihre Schatten voraus. Neue Kandidatinnen und<br />
Kandidaten werden gesucht. In den Gesprächen mit<br />
potentiellen neuen Kandidaten taucht auch immer wieder<br />
die Frage auf, was alles zu den Aufgaben des Kirchengemeinderates<br />
gehört. In der Kirchengemeindeordnung<br />
(KGO) der Landeskirche steht „Kirchengemeinderat und<br />
Pfarrerinnen und Pfarrer leiten gemeinsam die Gemeinde“<br />
(§16 KGO). Dazu gehört im letzten Jahrzehnt zunehmend<br />
auch die Steuerung und Begleitung von Veränderungsprozessen<br />
in den Gemeinden. Exemplarisch soll dieser<br />
Artikel Einblick in einen solchen Prozess bieten.<br />
Aufgrund der demographischen Entwicklung sinken in<br />
fast allen Kirchengemeinden die Gemeindegliederzahlen.<br />
Die Folge davon sind geringere Einnahmen bei beinahe<br />
gleichbleibender Vielfalt der Aufgaben. Die Landeskirche<br />
hat daher die Kirchengemeinden aufgefordert, ihre<br />
Immobilien zu überprüfen.<br />
Der Altenstädter Kirchengemeinderat sucht gemeinsam<br />
mit dem verkleinerten Gesamtkirchengemeinderat die Antwort<br />
auf die Frage nach der Zukunft der Gemeinderäume.<br />
Aktuell dazu wird im Augenblick die weitere Nutzung<br />
des Jugendheimes Altenstadt geprüft. Hintergrund ist die<br />
notwendige Generalsanierung des Hauses.<br />
Wie schon bei der Fusion der Markus- und Martinsgemeinde<br />
ist es dem KGR auch in diesem Prozess wichtig,<br />
dass seine Entscheidungen transparent geschehen. Alle<br />
Beratungen zum Thema finden daher seit der Veröffentlichung<br />
der Fragestellung beim Mitarbeiterfest und bei<br />
einer Gemeindeversammlung in öffentlicher Beratung statt.<br />
Die Einladungen zu den Sitzungen sind rechtzeitig vorher<br />
in den beiden Kirchen ausgehängt. Die Protokolle sind<br />
jederzeit zu den Dienstzeiten der Sekretärin im Gemeindebüro<br />
einzusehen.<br />
An verschiedenen Stellen des Prozesses sind Beteiligungsmöglichkeiten<br />
für interessierte Gemeindeglieder eingeplant<br />
sowie im Gemeindebrief Informationen vorgesehen.<br />
Folgende Schritte gab es in diesem Prozess und sind<br />
weiterhin geplant:<br />
1. Bauberatung durch den Oberkirchenrat zu einer<br />
Grobschätzung der Kosten einer Generalsanierung.<br />
2. Erfassung der augenblicklichen Nutzung des Gebäudes<br />
und sich abzeichnender Veränderungen.<br />
3. Kirchengemeinderat sammelt Ideen, angeregt auch<br />
durch die Möglichkeit, Gemeinderäume in der unmittelbaren<br />
Umgebung der Martinskirche nutzen zu können.<br />
4. Aufnahme von Gesprächen zur Prüfung von<br />
Alternativen.<br />
5. Information der angestellten Mitarbeitenden zu<br />
den Überlegungen.<br />
6. Information zu den verschiedenen Überlegungen<br />
und Entwicklungen beim Mitarbeiterfest.<br />
7. Gemeindeversammlung mit Darstellung der<br />
Zusammenhänge.<br />
8. Aus der Gemeindeversammlung entstandene neue<br />
Vorschläge wurden mit dem Oberkirchenrat auf<br />
mögliche Umsetzung geprüft.<br />
9. Beauftragung von Machbarkeitsstudien, die eine Vergleichbarkeit<br />
unterschiedlicher Modelle gewährleisten,<br />
die zum Teil aus den Gesprächen im Kirchengemeinderat,<br />
zum Teil aus Anregungen aus der Gemeindeversammlung<br />
entstanden.<br />
10. Voraussichtliche Fertigstellung der Machbarkeitsstudien<br />
bis Sommer 2013, dann erneut Gemeindeversammlung<br />
zur Bekanntmachung und Einladung<br />
zum Gespräch darüber.<br />
11. Information über Ergebnisse im Gemeindebrief.<br />
12. Am Ende dieses Weges wird dann eine Entscheidung<br />
stehen, die der verkleinerte Gesamtkirchengemeinderat<br />
in Zusammenarbeit mit dem Altenstädter Kirchengemeinderat<br />
fällt.<br />
Gemeindeversammlung in <strong>Geislingen</strong>-Altenstadt<br />
Pfarrer Frank Esche, Pfarrerin Maren Pahl, Dekanin<br />
Gerlinde Hühn und Kirchenpflegerin Ulrike Glemser<br />
bei der Gemeindeversammlung<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 3
3 4Aus den Distrikten<br />
DISTRIKT GEISLINGEN<br />
Vier Tage auf Bachs und Luthers Spuren<br />
Die Geislinger Stadtkirchengemeinde<br />
veranstaltet<br />
mit Blick auf das<br />
Reformationsjubiläum<br />
eine Studien- und<br />
Begegnungsreise zu<br />
den Luther- und<br />
Bachgedenkstätten.<br />
Termin: 26. bis 29. Oktober 2013<br />
Preis: p. P. im DZ 300 €, EZ-Zuschlag 65 €.<br />
(Abweichungen je nach Zahl der Reisenden)<br />
Leistungen: Fahrt und Ausflüge im Fernreisebus mit<br />
erfahrenem Fahrer; Unterbringung im guten Mittelklasse-<br />
Hotel im Doppelzimmer mit Bad oder Dusche/WC,<br />
DISTRIKT OBERE FILS<br />
Frühstück, 1 x Abendessen am Anreisetag, örtliche,<br />
fachkundige Führungen in Arnstadt, Leipzig, Halle,<br />
Köthen und Eisenach, Informationsmaterial.<br />
Nicht enthalten: Trink- und Eintrittsgeld, Getränke,<br />
persönliche Ausgaben, evtl. Kraftstoffzuschlagserhöhung.<br />
Leitung: Pfarrer Dietrich Crüsemann, Stadtkirchengemeinde<br />
<strong>Geislingen</strong><br />
Veranstalter: Reise Mission, Telefon: 0341/308541-187,<br />
Änderung im Ablauf vorbehalten.<br />
Information und Anmeldung bis 31. Juli 2013 an<br />
Herrn Pfarrer Dietrich Crüsemann, Kirchplatz 2,<br />
73312 <strong>Geislingen</strong>, Telefon: 07331/42773,<br />
E-Mail: dietrich.cruesemann@elkw.de<br />
Kirchendach des Wiesensteiger Gemeindezentrums saniert<br />
Neue LED-Beleuchtung lässt Kirchenraum erstrahlen<br />
Am Anfang stand<br />
ein in die Jahre<br />
gekommenes<br />
Kirchendach,<br />
das zunehmend<br />
undicht wurde.<br />
Schnell beschloss<br />
der Kirchengemeinderat<br />
mit<br />
der Zustimmung des Oberkirchenrates, dass neben der<br />
notwendigen Sanierung des Kirchendaches auch die<br />
mangelnde Beleuchtung im Kirchenraum in Angriff<br />
genommen werden musste. In Zusammenarbeit mit<br />
einem Architekturbüro und einem Beleuchtungsplaner<br />
ist nun ein nicht nur ästhetisch schönes, sondern auch<br />
zukunftsweisendes und energiesparendes Ergebnis<br />
entstanden. Durch die Sanierung der Fassade mit einer<br />
entsprechenden Wärmedämmung ist eine deutlich<br />
geringere Heizkostenrechnung zu erwarten. Besonders<br />
freut es uns, dass mit der neuen Beleuchtung nicht nur<br />
die Helligkeit im Kirchenraum um ein Vielfaches erhöht<br />
werden konnte, sondern dass diese neue und modernste<br />
LED wesentlich sparsamer als die herkömmlichen Energiesparleuchtstoffröhren<br />
ist und damit für die Zukunft<br />
richtungsweisend ist. Mit einer Haltbarkeit von 50.000<br />
bis 100.000 Stunden sind diese Leuchten außerdem von<br />
der Umweltfreundlichkeit her kaum zu überbieten. So<br />
leistet die Kirchengemeinde einen weiteren Beitrag zum<br />
Umweltschutz und energieschonendem Verhalten, was<br />
dem Schöpfungsauftrag Gottes (Bebauen und Bewahren)<br />
entspricht. Diese neueste LED-Technik ist bisher wohl einzigartig<br />
in einem Kirchenraum. In die Gesamtarchitektur<br />
des Raumes passen sich die schlanken unauffälligen<br />
Leuchten zudem ganz wunderbar ein. Die Gottesdienstbesucher<br />
sind ganz begeistert. „Nun können wir jeden<br />
Buchstaben im Gesangbuch lesen!“<br />
Jubiläum: 10 Jahre Religionsunterricht für Erwachsene<br />
in Bad Überkingen<br />
Seit 2003 findet im Februar und März eines jeden Jahres<br />
der Glaubenskurs „Religionsunterricht für Erwachsene/<br />
Stufen des Lebens“ in Bad Überkingen statt. Zusammen<br />
mit der Kirchengemeinde <strong>Geislingen</strong>-Altenstadt wird der<br />
Kurs vorbereitet und durchgeführt. In den Kursen wird<br />
entdeckt, wie biblische Aussagen heute in unser Leben<br />
sprechen. Die Bodenbilder helfen, über eigene Lebensthemen<br />
nachzudenken, und spiegeln innere Prozesse. In<br />
diesem Jahr wurden unter dem Motto „Wenn der Wind<br />
darüber weht …“ die Erlebnisse des Volkes Israel nach<br />
der Befreiung aus Ägypten in der Wüste besprochen.<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Konzerte in der St. Gallus-Kirche<br />
Die Kirchengemeinde<br />
Bad Überkingen hat in<br />
den letzten Jahren einen<br />
deutlichen kirchenmusikalischen<br />
Schwerpunkt<br />
ausgebildet und ihn<br />
auch im letzten Jahr<br />
weiter gepflegt.<br />
Tälesgottesdienst im Distrikt<br />
Im vergangenen Herbst wirkte der Gospelchor „No<br />
distance“ in einem Gospelgottesdienst mit, der Organist<br />
Hans Martin Kröner spielte im Dezember zwei Orgelkonzerte<br />
und im Frühjahr fand eine geistliche Abendmusik<br />
mit der Sopranistin Gudrun Kohlruss und dem Klaviervirtuosen<br />
Andreas Kersten statt. Mehrere Konzerte und<br />
musikalische Gottesdienste finden jedes Jahr in der<br />
St. Gallus-Kirche in Bad Überkingen statt.<br />
Fünf Ortschaften, sechs Pfarrerinnen und Pfarrer, drei<br />
Chöre, ein Gottesdienst. Im März feierten die Tälesgemeinden<br />
in der Martinskirche in Gruibingen einen<br />
gemeinsamen Tälesgottesdienst mit Abendmahl. Unter<br />
das biblische Wort Jesu „Ich bin das Brot des Lebens“<br />
gestellt, drehte sich im Gottesdienst alles um das Brot<br />
und Lebensmittel.<br />
In einem kurzen Anspiel der Pfarrer über den „Wert der<br />
Lebensmittel“ bekamen die Gottesdienstbesucher eine alltägliche<br />
Situation präsentiert, wie wir als Gesellschaft mit<br />
Lebensmitteln umgehen, auf Vorrat einkaufen und oft<br />
auch diese verkommen lassen. Im Anschluss wurde in<br />
einer fünfteiligen Predigt das Thema von verschiedenen<br />
Blickwinkeln betrachtet. Ethischer Aspekt, Wertschätzung<br />
des Brotes, Geschichte der Manna-Vermehrung in der<br />
Wüste Sinai, Täglich Brot nach Martin Luthers Verständnis<br />
und Jesus als Brot des Lebens. Kurzweilig und eindrücklich<br />
predigten die Pfarrer/innen und wechselten<br />
sich auf der Kanzel ab. Gestaltet wurde der Gottesdienst<br />
von den versammelten Chören im Täle unter der musikalischen<br />
Leitung von Hans Martin Kröner.<br />
Fortbildung für Besuchsdienst in Gruibingen<br />
Seit Januar findet im Gruibinger Martinshaus eine Fortbildung<br />
für den Besuchsdienst der Gemeinden Gruibingen<br />
und Wiesensteig statt. Pfarrerin Margret Ehni und Pfarrer<br />
Volker Weiß bieten im Auftrag des <strong>Kirchenbezirk</strong>s und<br />
des Diakonievereins <strong>Geislingen</strong> für Interessierte eine fundierte<br />
und interessante Schulung an. Beim ersten Termin<br />
wurde zunächst über die Fortbildung informiert und so<br />
konnten sich die Teilnehmenden ein Bild davon machen,<br />
was sie erwartet. Der nächste Termin fand an einem<br />
Samstagvormittag statt. Wie bereite ich mich auf einen<br />
Besuch vor? Was geht in mir vor? Was nehme ich wahr?<br />
All das waren die Fragen, denen in einer intensiven<br />
Gruppenarbeit nachgegangen wurde. Selbst für erfahrene<br />
Besuchsdienstmitarbeiter war an der einen oder anderen<br />
Stelle noch einiges zu entdecken, zu überdenken oder<br />
umzusetzen. Eine solche Fortbildung ist eine gute<br />
Motivation und Unterstützung bei dieser wichtigen<br />
Aufgabe der Kirchengemeinde.<br />
Männervesper in Gruibingen<br />
Bei der Visitation des Distrikts Obere Fils im März 2013<br />
in Deggingen wurde festgestellt, dass Gruibingen als<br />
einzige Gemeinde im Distrikt eine aktive Männervespergruppe<br />
hat. Gegründet vor einigen Jahren vom damaligen<br />
Pfarrer Christian Keinath, Walter Kuhn und Rudolf Härle<br />
wuchs diese Männergruppe von vier auf stolze 30<br />
Männer und trifft sich einmal im Monat. Kulturelle<br />
Veranstaltungen, Weinproben, theologische Themen,<br />
Ausflüge und interessante Vorträge werden von Männern<br />
aus dem ganzen „Täle“ <strong>–</strong> ob evangelisch oder katholisch<br />
<strong>–</strong> sehr gerne besucht. Die beiden Organisatoren Kuhn<br />
und Härle kümmern sich engagiert um Termine,<br />
Referenten, Werbung und nicht zu vergessen <strong>–</strong> um das<br />
leckere Vesper.<br />
Informationen zu<br />
den einzelnen<br />
Terminen finden<br />
alle interessierten<br />
Männer im<br />
Distrikt Obere<br />
Fils auf<br />
www.gruibingenevangelisch.de.<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 5
3 6Aus den Distrikten<br />
DISTRIKT OBERE FILS<br />
Christusgemeinde im Täle verabschiedet Pfarrer i.R.<br />
Karl Scheufele aus dem Leitungsteam der Dienstagsrunde<br />
„Seit vielen Jahren, Stunde um Stunde<br />
führt Karl Scheufele durch die Dienstagsrunde.<br />
Er lächelt leise, er lächelt knitz<br />
und aus den Augen blitzt der Witz.<br />
Sei’s Hefezopf, sei’s Osterlamm,<br />
es gibt nichts, was er nicht backen kann.<br />
Und mit Berliner am Dienstagsmorgen<br />
tut er die Damen im Pfarramt versorgen.<br />
Um eine Andacht ist er nie verlegen,<br />
er hat viele Ideen, manche recht verwegen.<br />
Die Dienstagsrunde,<br />
das sind Ausflüge, Vorträge, Lieder singen,<br />
die Leutchen auf andere Gedanken bringen.<br />
Ein tolles Team, ein klasse Programm,<br />
die schaffen was, und halten zusammen.<br />
Lange befürchtet <strong>–</strong> jetzt ist es soweit:<br />
Es endet die Karl-Scheufele-Zeit.<br />
Wir danken ihm sehr und ganz arg von Herzen!<br />
Diesen Abschied, den können wir kaum verschmerzen.<br />
Wir wünschen Gesundheit, wir wünschen Segen<br />
er möge sich halt gut halten und pflegen.<br />
Dazu gibt es zwei kleine Gaben.<br />
Karl Scheufele möge sich täglich dran laben.“<br />
Mit diesen Reimen, einem Geschenk und herzlicher<br />
Umarmung bedankten sich Ruth Erne und Pfarrerin<br />
Martina Rupp bei Pfarrer i. R. Karl Scheufele für über zehn<br />
Jahre tatkräftige Leitung der Dienstagsrunde. Das ist der<br />
Seniorenkreis, der einmal im Monat am Dienstagnachmittag<br />
im Gemeindehaus Deggingen-Bad Ditzenbach<br />
zusammenkommt. Geistreich und liebenswürdig hat Karl<br />
Scheufele es verstanden, die Besucherinnen und Besucher<br />
der Dienstagsrunde anzusprechen. Er war Seelsorger,<br />
Moderator und Organisator zugleich. Kurz nach seinem<br />
84. Geburtstag machte Pfarrer Scheufele nun ernst mit<br />
seinem Vorhaben, etwas kürzer zu treten und hat zum<br />
Jahreswechsel die Leitung des Seniorenkreises abgegeben.<br />
Zweiter von links Pfarrer i.R. Karl Scheufele<br />
Gottesdienste im Grünen verbindet<br />
die Gesamtkirchengemeinde<br />
Eine Besonderheit der Gesamtkirchengemeinde Bad Überkingen<br />
sind die vielen Gottesdienste im Grünen. Vier<br />
Gottesdienste im Grünen finden im Jahr statt, jeweils<br />
einer auf dem Gebiet einer Teilkirchengemeinde.<br />
Sie werden von Gemeindegliedern der ganzen Gesamtkirchengemeinde<br />
mitgefeiert.<br />
Der Gottesdienst in Hausen auf dem Gärtlesacker, einem<br />
Grundstück von Kirchengemeinderat Bernd Britzelmayer,<br />
wird besonders gut angenommen. Auf diesem Grundstück<br />
ist ein Holzkreuz aufgestellt.<br />
„Komm mit, wir suchen einen Schatz!“<br />
Unter diesem Motto erlebten fast 30 Kinder tolle Kinderbibeltage<br />
in Wiesensteig. „Emma Goldzahn“ suchte nach<br />
dem legendären Wiesensteiger Schatz, wurde aber vom<br />
alten Petrus auf biblische Schätze hingewiesen. Für Jesus<br />
ist jedes Kind ein echter Schatz. Er will auch im Leben der<br />
Kinder ein Schatz sein, der nicht vergeht wie Schätze, die<br />
wir uns machen, etwa wie ein tolles Mountainbike.<br />
Nach der Erzählung vom Schatz im Acker machten sich<br />
die kleinen Entdecker am Samstag daran, selbst einen<br />
Schatz zu verstecken und gewisse Spuren zu legen, damit<br />
nachmittags die andere Gruppe die Chance hatte, den<br />
Schatz zu finden.<br />
Am Sonntag feierte die ganze Gemeinde einen Familiengottesdienst,<br />
bei dem ohne die stimmgewaltigen Kinder<br />
die Lieder kaum zu singen gewesen wären. Die Schatzgeschichte<br />
wurde weitererzählt, und nachher konnte<br />
jeder auch einen Schatz mit nach Haus nehmen.<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Historientafel in der Gruibinger Martinskirche<br />
In der Martinskirche in Gruibingen befindet sich seit<br />
einiger Zeit eine neue Historientafel. Gestaltet wurde sie<br />
von der Grafikdesignerin Katja Bode aus Friedrichshafen<br />
gemeinsam mit dem Kreisarchäologen Dr. Reinhard<br />
Rademacher aus Göppingen. Mit Fotos aus der Zeit, als<br />
die Ausgrabungen in der Kirche gemacht wurden (1974)<br />
und Zeichnungen der ehemaligen Bauten wird nun die<br />
Geschichte der Martinskirche für Besucher und Interessierte<br />
anschaulich gemacht. Im oberen und unteren<br />
Bereich der Tafel befindet sich der Text<br />
des Gebets „Jesu-Vaterunser“ in althochdeutscher<br />
Sprache aus dem Weißenburger<br />
Katechismus aus dem 9. Jahrhundert.<br />
Die dazugehörigen Exponate befinden<br />
sich in der Vitrine im Eingangsbereich.<br />
Die Martinskirche ist sonntags bis zum Einbruch<br />
der Dunkelheit und nach vorheriger<br />
Anmeldung geöffnet.<br />
Jede und jeder Einzelne zählt<br />
Gruibingen geht mit Fragebogen neuen Weg zum Ehrenamt.<br />
Eine ganz wesentliche Säule des Gemeindelebens<br />
ist das Engagement der Gemeindeglieder selbst. Kreative<br />
Köpfe und helfende Hände sind das Salz, das eine<br />
Gemeinde zur Weiterentwicklung braucht. Nach kurzer<br />
Diskussion entschlossen sich Pfarrerin Magdalena Smetana<br />
und der Kirchengemeinderat, mit einem Fragebogen unter<br />
den rund 600 Gruibinger evangelischen Haushalten auf<br />
Potenzialsuche zu gehen und zu versuchen, bisher verborgene<br />
Schätze zu finden. Ein Experiment mit ungewissem<br />
Ausgang. Gestartet wurde die Aktion mit dem Gemeindebrief<br />
im Dezember 2012. Während Statistikfreaks in Rücklaufquoten<br />
denken, haben wir vorrangig den einzelnen<br />
zurückgegebenen Fragebogen gesehen und waren hocherfreut<br />
über zahlreiche und sehr interessante Angebote:<br />
Gespräche führen, Besuche machen, Kuchen backen, Feste<br />
organisieren, Austragen von Schriften, Abkündigungen<br />
vorlesen, aber auch begeisterte Fotografen, biblische<br />
Köche, Künstlerinnen und Handwerker waren neu im<br />
Angebot. Besonders erwähnenswert ist vor allem, dass es<br />
gelungen ist, auch Gemeindeglieder anzusprechen und zu<br />
aktivieren, die sich bisher gegenüber der Kirchengemeinde<br />
eher zurückhaltend verhalten<br />
haben. Ein Experiment<br />
also, das sich für<br />
die Gruibinger Kirchengemeinde<br />
gelohnt hat!<br />
Wer den Einsatz eines<br />
Fragebogens in seiner<br />
Kirchengemeinde ebenfalls<br />
wagen möchte, darf gerne<br />
im Gruibinger Pfarramt<br />
(Tel. 07335/5200) anrufen<br />
und sich über unsere<br />
Erfahrungen informieren.<br />
Konzert in der St. Peter- und<br />
Paulskirche in Unterböhringen<br />
„Konzert in der Kirche“ ist der Abend umschrieben,<br />
der zum Zuhören und zum Nachdenken einlädt. Kein<br />
typisches Konzert in der Passionszeit, sondern mit Liedern<br />
wie: „Sag, ‚Ja‘ zum Leben“ oder „Der Schlüssel zum<br />
Glück“ oder „Von fern klingt leise eine Melodie.“<br />
Das Chorprojekt wurde von Dirigentin Ursula Beyer-Kiefer<br />
vom Männerchor des TV Unterböhringen und der Chorleiterin<br />
Heidi Stehle vom Kirchenchor Unterböhringen<br />
musikalisch geleitet.<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 7
Aus den Distrikten<br />
DISTRIKT OBERE FILS<br />
Kinderchor begeistert mit Musical Jona<br />
Das Wiesensteiger Gemeindezentrum war bis zum letzten<br />
Platz besetzt. Alle waren begeistert, als sie nach eineinhalb<br />
Stunden kräftig dem Kinderchor applaudierten.<br />
32 Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 15 Jahren<br />
aus den Kirchengemeinden <strong>Geislingen</strong>, Wiesensteig und<br />
Umgebung gestalteten unter der hoch engagierten Leitung<br />
von Angela Sieg das Musical Jona. „Eine Geschichte, in<br />
der Stolz, <strong>Freiheit</strong> und Gnade vorkommen und jede<br />
Menge Abenteuer“ so stand treffend in der Einladung<br />
für das Musical.<br />
Die Jungen und Mädchen überzeugten nicht nur durch<br />
hörbare Singfreude und dem sichtbaren Enthusiasmus,<br />
sondern darüber hinaus durch schauspielerisches Talent.<br />
Melodische, zweistimmige Lieder wurden durch kleine<br />
Theaterszenen ergänzt, so dass alle Zuhörer und<br />
Zuschauer in die Jona-Geschichte mit hineingenommen<br />
wurden. Dabei wurden sie von einer jungen Begleitband<br />
mit E-Piano, Schlagzeug und E-Gitarre sehr schwungvoll<br />
Pfingstzeltlager in Oberböhringen<br />
und einfühlsam unterstützt. Die Kulissen rundeten die<br />
optische Qualität der Gesamtinszenierung ab. Viele<br />
überraschende Momente, wie ein großer Wal oder ins<br />
Publikum geworfene Bonbons, sorgten für einen kurzweiligen<br />
und spannenden Spätnachmittag.<br />
Ein Angebot für viele Gemeinden ist das Pfingstzeltlager<br />
in Oberböhringen. Jugendliche aus Unterböhringen,<br />
Hausen, Bad Überkingen und Reichenbach kommen zu<br />
diesem Zeltlager. Es findet seit vielen Jahren statt.<br />
Der Gottesdienst an Pfingstsonntag bildet dabei den<br />
Höhepunkt dieser Tage.<br />
„Außenräume <strong>–</strong> Innenräume“<br />
Kunst im Gemeindezentrum Wiesensteig<br />
Etwa hundert Kunstinteressierte kamen zur Ausstellungseröffnung<br />
im September 2012 ins Evangelische Gemeindezentrum.<br />
„Es ist das erste Mal, dass gleich drei Künstlerinnen,<br />
die alle mit Wiesensteig zu tun haben, hier<br />
gemeinsam ausstellen <strong>–</strong> mit ganz unterschiedlichem<br />
künstlerischem Schaffen in der Fotografie, der Keramik<br />
und der Malerei.“ So beschrieb Pfarrer Jörg Schaber das<br />
Besondere der Ausstellung. Anlass war die Fertigstellung<br />
der Sanierungsmaßnahmen im Kirchenraum des Gemeindezentrums.<br />
Die Freude der Kirchengemeinde war groß,<br />
dass gleich drei Künstlerinnen, Christel Fuchs (Malerei),<br />
Verena Junghans (Keramik) und Julia Späth (Fotografie)<br />
ihre Exponate im hellen Gemeindezentrum ausgestellt<br />
haben. Das Besondere der Kunstwerke war gerade auch<br />
ihre Unterschiedlichkeit. Neben den teils farbkräftigen und<br />
expressiven Bildern von Christel Fuchs bildeten die<br />
fein(sinnig) gestalteten Skulpturen von Menschen und<br />
Keramiken von Verena Junghans einen interessanten und<br />
doch auch stimmigen Kontrast. Das Thema „Außenräume<br />
<strong>–</strong> Innenräume“ wurde auch in den Fotografien von Julia<br />
Späth deutlich, indem sie Menschen in unterschiedlichen<br />
Räumen, Landschaften und Situationen abbildet hatte.<br />
3 8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
DISTRIKT UNTERE FILS<br />
„Immergrün“ in Kuchen wird drei Jahre!<br />
Es vergingen einige Jahre, bis sich die evangelische<br />
Kirchengemeinde unbedingt etwas einfallen lassen<br />
musste. Es gab kein Angebot für Bürger ab 60 Jahren.<br />
Guter Rat war teuer! Aber einem kleinen Arbeitskreis,<br />
mit dem damaligen Pfarrer Frank Bendler gelang ein Neuanfang<br />
unter dem Namen „Immergrün“! Was bedeutet<br />
dieser Name? „Wachsen, grünen, blühen“ <strong>–</strong> „Lebensfreude<br />
spüren, genießen und vermitteln“!<br />
„Immergrün“ ist eine Veranstaltung, die sich an alle<br />
interessierten Bürgerinnen und Bürger ab 60 Jahren richtet<br />
und einmal im Monat an einem Donnerstagnachmittag<br />
stattfindet. Sie kann sich seit der Auftaktveranstaltung<br />
im September 2010 großer Beliebtheit erfreuen.<br />
Gute Stimmung, Herzlichkeit, ein nettes Gespräch mit<br />
Tischnachbarn, Freunden und Bekannten bei Kaffee, Tee<br />
und Gebäck genießen und nach einem anschließenden<br />
Programm zufrieden nach Hause gehen, das ist das<br />
Bestreben des „Immergrün“-Teams für die Gäste. Jede<br />
Veranstaltung ist eine neue Herausforderung, ist spannend<br />
und immer ein neues Erlebnis für das gesamte Team.<br />
Organisieren, dekorieren, aufdecken, Küchendienst,<br />
servieren und wieder Küchendienst, das bedeutet viel<br />
Arbeit und Zeitaufwand, macht aber Spaß und man ist<br />
glücklich, wenn alle Besucher zufrieden und voller<br />
Begeisterung ihren Heimweg antreten. Neben vielen<br />
interessanten, beeindruckenden, heiteren und unterhaltsamen<br />
Programmen sind das „Fröhliche Singen“ mit Musikbegleitung<br />
und ein ökumenischer Ausflug nicht mehr<br />
wegzudenken. Ehrenamtliche, hilfsbereite, fleißige Mitarbeiterinnen<br />
sind das „Immergrün“-Team: Christel Bizer,<br />
Brigitte Gießler, Gudrun Hof, Ria Rösch, Erika Schmid,<br />
Marianne Senft, Karla Suppan und unsere Perle des<br />
Gemeindehauses, Olga Rotärmel. Ohne das Engagement<br />
aller könnten keine monatlichen Veranstaltungen stattfinden.<br />
Leider ist es heutzutage gar nicht so einfach<br />
weitere Mitarbeitende zu finden, die im Krankheitsfall<br />
oder als Urlaubsvertretung eingesetzt werden könnten.<br />
Melden Sie sich doch im Pfarramt in Kuchen, Telefon<br />
(0 73 31) 8 12 46, wenn Sie mitmachen wollen.<br />
von links: Erika Schmid, Ria Rösch, Brigitte Gießler,<br />
Karla Suppan, Gudrun Hof, Christel Bizer, Marianne Senft<br />
Musikalischer Weihnachtsmarkt in Süßen<br />
Stimmungsvoll war es beim ersten musikalischen Weihnachtsmarkt<br />
zwei Tage vor Heiligabend im Kirchgarten<br />
der Ulrichskirche: Lichter in der Dämmerung, Duft von<br />
Tannengrün und Waffeln, vertraute Weihnachtsmelodien.<br />
Entstanden war die Idee im Posaunenchor, der auch<br />
andere Gruppen und Personen zum Mitmachen eingeladen<br />
hatte. Es gab Grillwurst, Waffeln, heiße Getränke für<br />
das leibliche Wohl, und der Obst- und Gartenbauverein<br />
bot Kulinarisches rund um den Apfel. Tannenbäume<br />
und Feuer sorgten für wohlige Winteratmosphäre.<br />
Wer noch kein Weihnachtsgeschenk hatte, wurde bei<br />
Selbstgemachtem fündig.<br />
Jung und Alt freuten sich über die Gelegenheit zur<br />
Begegnung und stimmten in die Advents- und Weihnachtsmelodien<br />
des Posaunenchors ein. Kinder konnten<br />
eine aufgebaute Krippe aus Eglifiguren bestaunen<br />
oder eine Runde auf dem Rücken eines Ponys reiten.<br />
Die Kirche war zu einem Besuch geöffnet.<br />
Alles in allem war der musikalische Weihnachtsmarkt<br />
eine gelungene Sache, sich auf den kommenden Festtag<br />
einzustimmen. Veranstalter und Besucher waren sich<br />
einig: Das machen wir im kommenden Jahr wieder!<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
3 9
4 0Aus den Distrikten<br />
Süßener Gemeindehaus erstrahlt im neuen Glanz<br />
Eine umfangreiche Renovierung wurde im Gemeindehaus<br />
in Süßen im letzten Jahr durchgeführt. So verfügt das<br />
Gebäude jetzt über einen Zugang und ein WC, die behindertengerecht<br />
sind. Notausgang, Toiletten und Abstell-<br />
räume wurden neu gestaltet. Für die Kindergartenkinder<br />
ist ein Sprachförderungsraum eingerichtet. Über eine<br />
neue und vergrößerte Küche freuen sich alle, die im<br />
Gemeindehaus feiern.<br />
Goldene Konfirmation in der Johanneskirche in Gingen<br />
18 Konfirmandinnen und Konfirmanden feierten mit<br />
Dekanin Gerlinde Hühn am 17. März 2013 ihre Goldene<br />
Konfirmation. Es war bewegend, der Konfirmation<br />
vor fünfzig Jahren mit Pfarrer Emil Weiß zu gedenken.<br />
Worte aus dem Johannesevangelium wie „Jesus spricht:<br />
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben;<br />
niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Joh 14,6)<br />
begleiteten die goldenen Konfirmandinnen und Konfirmanden.<br />
Im Anschluss an den Gottesdienst wurde<br />
der verstorbenen Alterskameraden auf dem Friedhof<br />
mit der Niederlegung eines Buketts gedacht. Wohlverdient<br />
war dann das köstliche Mittagessen im<br />
Gasthaus „Filseck“. Anschließend folgte eine Führung<br />
in der Johanneskirche mit Kirchenführer Klaus Wimmer,<br />
der in die Kirchen- und Baugeschichte einführte.<br />
Gekrönt wurde dies noch mit einer Turmbesichtigung.<br />
Insgesamt ein besinnlicher und gelungener Goldener<br />
Konfirmationstag.<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Evangelisches Dekanatamt<br />
Dekanin Gerlinde Hühn<br />
Hansengasse 2, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 4 17 61, Fax (0 73 31) 4 17 51<br />
E-mail: Dekanatamt.<strong>Geislingen</strong>@elkw.de<br />
Konto <strong>Evangelischer</strong> <strong>Kirchenbezirk</strong>:<br />
Konto-Nr. 600 862 8, KSK Göppingen, BLZ 610 500 00<br />
Evangelisches Schuldekanat<br />
Schuldekan Johannes Geiger<br />
Helmut-Bornefeld-Straße 11, 89518 Heidenheim<br />
Tel. (0 73 21) 92 49 49, Fax (0 73 21) 92 49 47<br />
Evangelisches Jugendwerk<br />
Sabine Angnes-Starzmann, Daniel Dorn<br />
Am Karlstollen 9, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 4 28 72, Fax (0 73 31) 4 47 12<br />
Schulsozialarbeit:<br />
Jugendreferentin Romy Zerrenner<br />
Tälesbahnstraße 7, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 30 37 48<br />
Diakonische Bezirksstelle<br />
Ernst-Wilhelm Weid, Doris Ita-Sawall<br />
Steingrubestraße 6, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 4 14 89, Fax (0 73 31) 4 51 46<br />
Diakonieladen „Kunterbunt“<br />
Moltkestraße 25, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 40 05 39<br />
Diakonie-Kaffeehaus<br />
Moltkestraße 27, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 98 48 96<br />
Blindenseelsorge<br />
Pfarrerin Friederike Maier<br />
Heidenheimer Straße 59/1, 73079 Süßen<br />
Tel. (0 71 62) 4 40 74<br />
friederike.maier@web.de<br />
Evangelische Erwachsenenbildung<br />
Günther Alius<br />
Bahnhofstraße 75, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 30 70 97-30, Fax (0 73 31) 30 70 97-39<br />
HIV-Infizierte und Aidskranke<br />
Pfarrer Volker Weiß<br />
Helfenstein-Klinik <strong>Geislingen</strong><br />
Oberböhringer Straße 5, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 9 86 88 03<br />
Email: Volker.Weiss@elkw.de<br />
Jugendheim Stötten<br />
Belegung über <strong>Kirchenbezirk</strong>srechner Klaus Machacek<br />
Tel. (0 73 31) 30 70 97 21<br />
Email: bezirkskasse@ev-kirche-geislingen.de<br />
Kirchenmusik<br />
Thomas Rapp, Bezirkskantor<br />
Schwärzwiesenstraße 16, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 94 61 16<br />
Email: ThomasJohannesRapp@gmx.de<br />
Online-Seelsorge<br />
http://www.ekd.de/internet/internetseelsorge.html<br />
Helfenstein-Klinik <strong>Geislingen</strong><br />
Pfarrer Volker Weiß<br />
Oberböhringer Straße 5, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 9 86 88 03<br />
Diakonie-Sozialstation <strong>Geislingen</strong><br />
Bronnenwiesen 16, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
IAV-Stelle, Tabea Astfalk, Tel. (0 73 31) 93 73-20<br />
Nachbarschaftshilfe, Tel. (0 73 31) 93 73-23<br />
Pflegedienst, Tel. (0 73 31) 93 73-21<br />
Psychosoziale Beratungsstelle für Suchtkranke<br />
und Suchtgefährdete<br />
Susanne Wurster, Tanja Hoffmann<br />
Steingrubestraße 6, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 4 45 81<br />
Samariterstift <strong>Geislingen</strong><br />
Pfarrerin Birigt Enders<br />
Tel. (0 73 34) 52 73<br />
Email: Birgit.Enders@elkw.de<br />
TelefonSeelsorge<br />
(kostenlose Rufnummern)<br />
0800 111 0 111 und 0800 111 0 222<br />
Weitere Informationen finden Sie auf:<br />
www.<strong>Kirchenbezirk</strong>-<strong>Geislingen</strong>.de<br />
Wo finde ich Information und Hilfe?<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 1
Menschen <strong>–</strong> Begegnungen <strong>–</strong> Jubiläen<br />
VON MENSCHEN, BEGEGNUNGEN UND JUBILÄEN<br />
Auf der Stubersheimer Alb<br />
geht eine Ära zu Ende<br />
Unter großer Beteiligung der Gemeinde wurden<br />
Heike Witzgall und Helmut Ziegler als Organisten der<br />
Kirchengemeinden Hofstett-Emerbuch und Stubersheim<br />
verabschiedet. Heike Witzgall kann auf über 20 Jahre,<br />
ihr Vater Helmut Ziegler auf sage und schreibe 53 Jahre<br />
Organistentätigkeit für die beiden Albgemeinden zurückblicken.<br />
Pfarrerin Edeltraud Meyer und Kirchengemeinderat<br />
Hansjörg Frank würdigten die treue, zuverlässige und qualitativ<br />
hochwertige Arbeit in über 5.000 Gottesdiensten.<br />
Als Nachfolger wird Achim Kustermann künftig rund<br />
die Hälfte der Gottesdienste abdecken.<br />
Heike Witzgall, Achim Kustermann, Helmut Ziegler<br />
Cornelia Schmid leitet den Kirchenchor<br />
in Amstetten<br />
Seit März letzten Jahres leitet<br />
Cornelia Schmid den Kirchenchor<br />
in Amstetten. Die Kirchengemeinde<br />
freut sich mit<br />
den Sängerinnen sehr, dass der<br />
Chor wieder eine Leitung hat.<br />
Der bisherige Chorleiter, Sieghard<br />
Müller, hat aus gesundheitlichen<br />
Gründen sein Amt<br />
abgegeben. Ihm gebührt ein<br />
herzliches Dankeschön für<br />
sein vielseitiges Engagement.<br />
Kirchenmusik ist für Cornelia Schmid nichts Neues. Seit<br />
16 Jahren begleitet sie mit ihrem Orgelspiel die Lieder in<br />
den Gottesdiensten. Viele Jahre hat sie im Posaunenchor<br />
mitgespielt. Durch mehrere Lehrgänge hat sie sich die<br />
Kompetenz der Chorleitung erworben. Singen, so Cornelia<br />
Schmid, ist gemeinschaftsfördernd, tut Geist und Seele gut<br />
und ist Kommunikation mit Mensch und Gott. Sie liebt<br />
Choräle, neuere christliche Lieder und Volkslieder. Diese<br />
sollen im Chor eingeübt werden. Alle Interessierten sind<br />
herzlich eingeladen mitzusingen. Mit ihrer fröhlichen und<br />
offenen Art und ihrer Liebe zur Musik ist sie in ihrer neuen<br />
Aufgabe am richtigen Platz!<br />
Bad Überkingen verabschiedet<br />
Pfarramtssekretärin Rita Hermann<br />
Nach genau 20 Jahren Tätigkeit<br />
wird zum 1. Oktober 2013<br />
die Pfarramtssekretärin Rita<br />
Hermann in den verdienten<br />
Ruhestand gehen. Ihren Dienst<br />
im Pfarramt hat Rita Hermann<br />
in der Amtszeit von Pfarrer<br />
Gunther Bayha begonnen.<br />
In den 20 Jahren erlebte sie<br />
auch die Bildung der Gesamtkirchengemeinde<br />
Bad Überkingen,<br />
was sich auf die Arbeit<br />
im Pfarrbüro durch eine engere Zusammenarbeit mit dem<br />
Pfarrbüro in Unterböhringen auswirkte.<br />
Brenzmedaille für Heinrich Schöll<br />
und Theodor Häcker<br />
Aus ihrer Geislinger Pauluskirchengemeinde heraus kam<br />
der Vorschlag für diese Ehrung, die beim Mitarbeiterfest<br />
erfolgte: Für genau 33 Jahre aktive ehrenamtliche Mitarbeit<br />
in der Kirche. Besonders aktiv waren Heinrich Schöll und<br />
Theodor Häcker im Aufbau des Geislinger Männerkreises<br />
und in seiner Leitung bis zum heutigen Tag. Im Kirchengemeinderat<br />
der Pauluskirchengemeinde waren sie über<br />
drei <strong>Wahl</strong>perioden. Sie packten bei den verschiedensten<br />
Baumaßnahmen im und am Gemeindezentrum mit an,<br />
gestalteten viele Gottesdienste am Gründonnerstag und<br />
am Männersonntag mit, beteiligten sich an der Gestaltung<br />
des Adventsfrühstücks und sangen im Paulus-Chor. Auch<br />
wirkten sie im Gemeindedienst und im Meditationskreis<br />
mit und halfen bei der Organisation vieler Gemeindefeste.<br />
Über die Kirchengemeinde hinaus arbeiteten sie in der<br />
Geislinger Vesperkirche seit Bestehen mit. Für all diese<br />
ehrenamtlichen Tätigkeiten erhielten Heinrich Schöll und<br />
Theodor Häcker als Ehrengabe der Landeskirche die Johannes-Brenz-Medaille<br />
in Bronze überreicht. Beide Geehrten<br />
nahmen die Ehrung stellvertretend für alle an, die sie in<br />
ihrem kirchlichen Ehrenamt unterstütz(t)en und mit ihnen<br />
weiterhin gut zusammenarbeiten. Sie sagen: „Das sind ja<br />
nicht nur wir“.<br />
Heinrich Schöll und Theodor Häcker<br />
4 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
50 Jahre Christuskirche in Deggingen<br />
1962 wurde die evangelische Christuskirche in Deggingen<br />
gebaut. Ein Festgottesdienst zum 50-jährigen Jubiläum<br />
fand im September 2012 statt. In ökumenischer Verbundenheit<br />
wurde dieser Gottesdienst und auch das anschließende<br />
Fest gefeiert, wie Pfarrerin Martina Rupp<br />
und Pater Felix demonstrierten.<br />
Ende April verstarb<br />
Hildegard Schmidt-Aichele<br />
Geboren ist sie am<br />
25. November 1913 als<br />
Tochter des Apothekers Otto<br />
Aichele und seiner Frau Julie<br />
im Haus der Stern Apotheke.<br />
Hildegard Schmidt-Aichele war<br />
in Altenstadt eine Institution.<br />
Viele Menschen haben sie<br />
noch vor Augen mit ihrem<br />
zarten, fast mädchenhaften,<br />
Erscheinungsbild, das sich<br />
auch im hohen Alter wenig<br />
verändert hat, mit ihrem freundlichen Lächeln, mit ihrem<br />
noch erstaunlich regen Geist. Die Musik und die Freude<br />
am Kontakt mit jungen Menschen haben ihr Leben<br />
geprägt. Viele Musik-Schüler unterrichtete sie am Klavier,<br />
an der Blockflöte, am Cembalo, an Orff’schen Instrumenten<br />
und im Gesang. Sie hat unzählige Konzerte gestaltet,<br />
darunter Jahre lang die Adventsmusik in der Johanneskirche<br />
in Gingen. Hildegard Schmidt-Aichele spielte über<br />
50 Jahre in Oberböhringen Orgel. Zuerst hatte sie die<br />
Gottesdienste auf dem Harmonium in der alten Schule in<br />
Oberböhringen begleitet, mit dem Neubau der Stephanuskirche<br />
1966 auf der dortigen Orgel. Ihrer Heimatkirche, der<br />
Martinskirche <strong>Geislingen</strong>, war sie in all den Jahren treu verbunden.<br />
Bis zuletzt nahm sie aktiv am Gemeindeleben teil.<br />
Ihre geistige Frische und ihre körperliche Beweglichkeit<br />
konnte sie sich fast bis zum letzten Tag erhalten. Nur<br />
wenige Monate vor ihrem 100. Geburtstag ist sie in dem<br />
Haus, in dem sie das Licht der Welt erblickt hat, friedlich<br />
verstorben.<br />
Maria Glatz: Ein Vierteljahrhundert<br />
„Paulusgemeindezentrum in Person“<br />
Das Paulusgemeindezentrum<br />
in <strong>Geislingen</strong> in Person <strong>–</strong><br />
da denken viele Menschen<br />
spontan an Maria Glatz, die<br />
langjährige Hausmeisterin und<br />
Mesnerin. Tatsächlich sind es<br />
in diesem Jahr 25 Jahre, also<br />
ein Vierteljahrhundert, seit<br />
Maria Glatz diese Aufgabe<br />
übernommen hat. Zuvor hatte<br />
ihr Mann zwei Jahre lang diese<br />
Stelle inne. Seither unterstützt<br />
Walter Glatz in allerlei Weise die Arbeit seiner Frau. Maria<br />
Glatz liebt ihre Kirche, das merkt man. Sie freut sich über<br />
das aktive Gemeindeleben und bereitet für alles den Boden<br />
<strong>–</strong> im wahrsten Sinne des Wortes. Kein Anliegen, das von<br />
ihr nicht mit Herz und Verstand gerne geprüft wird.<br />
Sie hält die Pauluskirche und das dazugehörige große<br />
Gemeindezentrum zuverlässig sauber und in Ordnung und<br />
schmückt liebevoll den Eingangsbereich und die Räume<br />
der Jahreszeit entsprechend. Am meisten aber schätzen<br />
alle an Maria Glatz ihre freundliche, herzliche und klare Art<br />
des Umgangs mit den kleinen und großen Menschen, die<br />
froh oder zaghaft im Paulusgemeindezentrum zugange sind.<br />
Gisela Benz in Wiesensteig verabschiedet<br />
Im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes hat die<br />
Evangelische Kirchengemeinde Wiesensteig Gisela Benz<br />
als Organistin und in vielen Bereichen engagierte Ehrenamtliche<br />
verabschiedet. Sie zieht mit ihrem Mann Günther<br />
nach Berlin, wo zwei ihrer drei Kinder wohnen. Über<br />
30 Jahre arbeitete Gisela Benz in vielen Bereichen der<br />
Gemeinde mit: im Hospizkreis, im Lektorendienst, im<br />
Gottesdienst, im Singkreis, in der Leitung eines Bastelkreises<br />
und vieles mehr.<br />
Als ihr Sohn ausbildungsbedingt den Orgeldienst nicht<br />
mehr ausüben konnte, übernahm sie diesen Dienst.<br />
„Da sich niemand gefunden hatte!“, sagt sie schmunzelnd.<br />
Daraus sind 17 Jahre geworden. „So rund 1500 Orgel-<br />
Dienste in 17 Jahren mussten georgelt werden“, betonte<br />
Pfarrer Jörg Schaber bei der Verabschiedung.<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G<br />
4 3
Menschen <strong>–</strong> Begegnungen <strong>–</strong> Jubiläen<br />
Kerstin Baumeister neue Organistin<br />
in Oberböhringen<br />
Im Gottesdienst wurde Kerstin Baumeister als neue<br />
Organistin für die Stephanuskirche in Oberböhringen von<br />
Pfarrer Georg Braunmüller begrüßt. Kerstin Baumeister<br />
wohnt in Bad Überkingen und war Musik- und Orgelschülerin<br />
von Hildegard Schmidt-Aichele, der langjährigen<br />
Organistin in Oberböhringen.<br />
Zu einem Spirituellen Abendspaziergang<br />
rund um den Grünenberg<br />
lud der BAF (Bezirksarbeitskreis Frauen) im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
<strong>Geislingen</strong> ein. Das Thema dieses Spazierganges lautete<br />
„Der Himmel freue sich und die Erde sei fröhlich, es sollen<br />
jauchzen alle Bäume im Wald, denn Gott kommt“.<br />
Anschließend war Einkehr in der Gaststätte Grünenberg.<br />
Pfarramtssekretärin Gisela Störzer<br />
geht in Ruhestand<br />
44 Jahre lang war Gisela<br />
Störzer im Pfarrbüro Eybach/<br />
Stötten tätig. Angefangen hatte<br />
sie als „Schreibhilfe“ zur Unterstützung<br />
von Pfarrer Spaltner.<br />
Mittlerweile hat sie schon mit<br />
elf Pfarrerinnen und Pfarrern<br />
zusammen gearbeitet. Mit den<br />
Jahren hat sie sich in den<br />
immer größer werdenden Aufgabenbereich<br />
des Pfarrbüros<br />
eingearbeitet. Durch zahlreiche<br />
Fortbildungen im Kloster Denkendorf hat sie sich ein fundiertes<br />
Wissen angeeignet und wurde Pfarramtssekretärin.<br />
Auf die Frage, was ihr an dieser Tätigkeit besonders wichtig<br />
ist, antwortet sie spontan, dass sie den Kontakt zur<br />
Gemeinde besonders schätzt, ebenso wichtig erscheint ihr<br />
die Zusammenarbeit mit den haupt- und ehrenamtlichen<br />
Mitarbeitern und die seelsorgerliche Betreuung der<br />
Gemeindeglieder, die sich immer wieder hilfesuchend<br />
an sie wenden (besonders in den pfarrerlosen Zeiten).<br />
Gisela Störzer hat sich von Anfang an auch in vielfältiger<br />
Weise ehrenamtlich in der Kirchengemeinde engagiert.<br />
Ob Jungschar oder Kinderkirche, Kirchenchor oder<br />
Seniorenarbeit, überall war sie schon aktiv dabei. Nicht zu<br />
vergessen ihre 18jährige Tätigkeit im Kirchengemeinderat.<br />
Süßener Kirchenchor unter neuer Leitung<br />
Zum Ende des Jahres beendete<br />
Kantorin Verena Rothaupt<br />
die Leitung des Süßener<br />
Kirchenchores. Zehn Jahre lang<br />
hatte sie mit ihrem kirchenmusikalischen<br />
Engagement zahlreiche<br />
Gottesdienste bereichert,<br />
Chorsänger/innen und<br />
Gemeinde zum Singen animiert<br />
und besondere Konzerte<br />
und Projekte durchgeführt. Ihr<br />
Abschied war bedauerlich. Umso erfreulicher ist es, in<br />
Friedrich Kienle einen Nachfolger gefunden zu haben.<br />
Der Musiker wohnt in <strong>Geislingen</strong>, arbeitet hauptberuflich<br />
als Bassist im Jazz- und Popbereich und unterrichtet an der<br />
Musikschule. Seit Frühjahr 2012 spielt er in den Süßener<br />
Gottesdiensten Orgel. Seit Januar 2013 hat er nun sein<br />
kirchenmusikalisches Engagement ausgebaut und die<br />
Leitung des Chors der Ulrichskirche übernommen.<br />
Pfarrer i.R. Dieter Wiedmaier gestorben<br />
Dieter Wiedmaier, Pfarrer im<br />
Ruhestand, ist am 22. Juli<br />
2012 nach zweijähriger<br />
Krankheit gestorben. Mit dem<br />
Eintritt in den Ruhestand im<br />
Jahr 2004 ist er mit seiner<br />
Frau nach Donzdorf gezogen.<br />
Geboren wurde Dieter Wiedmaier<br />
am 1. Juni 1941 in<br />
Stuttgart. Von 1981 bis 1989<br />
war er im Personaldezernat<br />
des Evangelischen Oberkirchenrates<br />
tätig. Danach übernahm er die geschäftsführende<br />
Pfarrstelle in Ebersbach, Dekanat Göppingen. Seine vielfältige<br />
Kompetenz brachte Dieter Wiedmaier in verschiedensten<br />
kirchlichen Aufgabenfeldern ein. Er war auch im<br />
Ruhestand immer bereit, Vertretungen und Gottesdienste<br />
in Donzdorf und im Landkreis Göppingen zu übernehmen.<br />
Darüber hinaus hat er das wichtige Amt des Kämmerers<br />
im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> bis kurz vor seinem Tod<br />
wahrgenommen. Der Kämmerer hat die Aufgabe, die<br />
Pfarrhäuser hinsichtlich der Baumängel und Reparaturbedürftigkeit<br />
zu begutachten. Seine freundliche Art wurde<br />
in seiner Wohngemeinde Donzdorf und im Kreise der<br />
anderen Ruhestandskollegen sehr geschätzt.<br />
4 4<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Walter Eckle, ehemaliger Kirchenpfleger<br />
der Stubersheimer Alb, gestorben<br />
Walter Eckle engagierte sich<br />
über 30 Jahre auf vielfältige<br />
Weise für die Kirchengemeinde.<br />
Seit 1962 brachte er<br />
sich im Kirchengemeinderat<br />
Schalkstetten ein. 1969 wurde<br />
er zum Kirchenpfleger gewählt<br />
und von 1977 bis 1994 war er<br />
Gesamtkirchenpfleger in der<br />
damals ins Leben gerufenen<br />
Evangelischen Gesamtkirchengemeinde<br />
Stubersheimer Alb.<br />
In diese Zeit fielen die großen Generalrenovierungen der<br />
Kirchen und der Gemeindehausneubau in Schalkstetten.<br />
Für die über die Jahrzehnte kommenden und gehenden<br />
Pfarrer war er der bleibende Ansprechpartner. Mit viel<br />
Umsicht füllte Walter Eckle seine Ämter aus und war<br />
stets mit Freude und Lust bei der Sache auch mit dem<br />
notwendigen Quantum an Humor. 18 Jahre war er<br />
Synodaler des <strong>Kirchenbezirk</strong>s <strong>Geislingen</strong>. Außerdem war<br />
er von 1966 bis 1994 Rechner des Krankenpflegevereins<br />
Schalkstetten-Waldhausen. Er hat seine Ämter gerne<br />
ausgeübt, das konnte man spüren. Bis 2003 war Walter<br />
Eckle gemeinsam mit seiner Ehefrau Annerose in der<br />
Seniorenarbeit tätig. Er hat sich bis zuletzt mit seiner<br />
Kirchengemeinde identifiziert.<br />
Stabwechsel im Posaunenchor<br />
Türkheim/Aufhausen<br />
13 Jahre lang war Uwe Kohn Dirigent des Posaunenchors<br />
Türkheim/Aufhausen. Unter seiner Leitung hat sich der<br />
Chor musikalisch bestens entwickelt, was nicht zuletzt an<br />
den von ihm eingeführten intensiven Probenwochenenden<br />
lag. Nun gibt er aus beruflichen und zeitlichen Gründen<br />
das Dirigentenamt auf, bleibt dem Chor aber als Bläser<br />
weiterhin erhalten. Zum Glück ist mit Elke Ziegler eine<br />
kompetente Nachfolgerin gefunden. Seit langer Zeit<br />
spielt sie selber im Posaunenchor und hat in den letzten<br />
Jahren schon sehr erfolgreich die Jungbläser des Chores<br />
ausgebildet. In einem sehr schönen Konzert zugunsten<br />
der Kirchenrenovierung in Türkheim hat der offizielle<br />
Stabwechsel stattgefunden.<br />
Leiterin des Hausener Posaunenchores<br />
verabschiedet<br />
Im Gottesdienst im Grünen im<br />
Gärtlesacker in Hausen wurde<br />
Leonore Dangelmaier als Chorleiterin<br />
verabschiedet. Sie war<br />
28 Jahre engagierte Chorleiterin<br />
des Posaunenchores Hausen.<br />
Im April feierte der Chor sein<br />
50-jähriges Jubiläum, wobei<br />
sich damals schon abzeichnete,<br />
dass weitere Chormitglieder<br />
wegziehen werden. Somit<br />
kann der Chor in der bisherigen<br />
Form nicht mehr spielen. Leonore Dangelmaier sagte:<br />
Vielleicht muss zuerst etwas Altes sterben, damit Platz<br />
wird für etwas Neues.<br />
Kuchen freut sich auf neuen Pfarrer<br />
Zwei Jahre lang dauerte<br />
die pfarrerslose Zeit in der<br />
Kirchengemeinde Kuchen, in<br />
der Pfarrer z.A. David Dengler<br />
und die Pfarrerinnen und<br />
Pfarrer des Distrikts Unteres<br />
Filstal Vertretungsdienste übernahmen.<br />
Mit dem Beginn<br />
des neuen Schuljahres wird<br />
Matthias Ebinger neuer Pfarrer<br />
in Kuchen. Mit seiner Frau<br />
und den drei Kindern wird er<br />
ins neu gebaute Pfarrhaus einziehen. Matthias Ebinger ist<br />
1978 geboren und in Bad Urach aufgewachsen. Studiert<br />
hat er in Tübingen und Heidelberg. Als Vikar war er in der<br />
Kirchengemeinde Bondorf im Dekanat Herrenberg tätig.<br />
Danach kam er als Pfarrer zur Dienstaushilfe zum Dekan<br />
nach Calw. Von dort wird er nun in den Geislinger<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong> wechseln.<br />
Schwester Claudia verlässt Alb-Distrikt<br />
Beinahe acht Jahre war die<br />
evangelische Jugendarbeit im<br />
Alb-Distrikt mir ihr verbunden:<br />
Claudia Günther, Schwester bei<br />
den Aidlinger Diakonissen. Als<br />
Jugendreferentin wurde sie am<br />
15. Januar 2006 in Amstetten<br />
in einem festlichen Gottesdienst<br />
eingeführt. In diesen<br />
Jahren hat sie vieles bewegt:<br />
Jugendgottesdienste, Distrikts-<br />
Bibelkreis, Sing & Pray, Bibel- und Gebetsabende, Dorffreizeit,<br />
Trainee-Gruppenleitungskurse mit Praxisberatung<br />
für Jugendliche, Religionsunterricht, Pfingstjugendtreffen,<br />
Silvesterfreizeit und vieles mehr. Mit ihrer freundlichen und<br />
offenen Art hat sie gute Kontakte zu Kindern und Jugendlichen<br />
knüpfen können. Auf 1. Oktober wird sie eine<br />
neue Aufgabe im Mutterhaus der Aidlinger Schwestern<br />
übernehmen. Der Albdistrikt lässt sie ungern ziehen.<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 5
Menschen <strong>–</strong> Begegnungen <strong>–</strong> Jubiläen<br />
Sieglinde Krebs neue Mesnerin<br />
in der Christuskirche Donzdorf<br />
Seit Mitte August 2012 ist<br />
Sieglinde Krebs Mesnerin und<br />
Hausmeisterin in der Christuskirche<br />
Donzdorf. Sie ist in<br />
Amstetten aufgewachsen, hat<br />
in Eislingen geheiratet und zog<br />
mit ihrer Familie 1993 nach<br />
Winzingen. Seit 1998 wohnt<br />
die Familie in Donzdorf. Mit<br />
den Jahren wuchs die Familie:<br />
Die Kinder Corinna, Christina,<br />
Carolin und Christian sind jetzt zwischen 22 Jahren und<br />
12 Jahren alt. Über die Kinder entstand der Kontakt zur<br />
Kirchengemeinde. Da Sieglinde Krebs gerade auf der Suche<br />
war nach Arbeit außerhalb von Familie und Haushalt,<br />
kam ihr das Angebot der Hausverwaltung im Gemeindezentrum<br />
sehr entgegen. Voller Engagement arbeitete sie<br />
sich ein und hat inzwischen auch den Grund- und Aufbaukurs<br />
in Bad Urach besucht. Auch Sohn Christian und<br />
ihr Mann unterstützen sie gern. Zur Arbeit in der Kirche<br />
sagt sie: „Meine Tätigkeit in der Kirchengemeinde empfinde<br />
ich viel weniger stressig als früher, als ich Kunden zu<br />
bedienen hatte. Die waren viel unzufriedener und fordernder.<br />
In der Kirchengemeinde kommen die Leute nett und<br />
freundlich auf mich zu und ich fühle mich dabei wohl.“<br />
Verabschiedung von Beate und Michael Grau<br />
Neun Jahre hat Beate Grau mit Unterstützung ihres<br />
Mannes Michael die Mesner- und Hausmeisterstelle in<br />
der Christuskirche Donzdorf bekleidet. Im September 2012<br />
verabschiedete Pfarrer Gerd-Ulrich Wanzeck sie im Gottesdienst<br />
aus ihrem Dienst auf Grund der eintretenden Altersteilzeit.<br />
Viele Gemeindeglieder folgten der Einladung, um<br />
sich persönlich bei einem Ständerling vom Ehepaar Grau<br />
zu verabschieden und ihnen zu danken. Pfarrer Wanzeck,<br />
Erich Distel für den Kirchengemeinderat, Brigitte Schurig<br />
für den Offenen- und Seniorenkreis und Carola Behlen<br />
für die Kinderkirche, erinnerten daran, dass Beate Grau<br />
mit Leib und Seele ihr Amt ausgeübt hat. Die Kirche war<br />
„ihr Haus“, in dem die vielfältigen Gottesdienste und<br />
Veranstaltungen aufmerksam und liebevoll begleitet<br />
wurden. Vor allem die liebevoll arrangierten Blumendekorationen<br />
zu vielen Anlässen gaben dem Gemeindezentrum<br />
stets eine einladende Note.<br />
Internationaler Besuch im Kirchen-Café<br />
Nicht nur bei der Geislinger Bevölkerung ist das Kirchen-<br />
Café in der Stadtkirche beliebt. Internationaler Besuch<br />
kam ins Kirchen-Café, um die weihnachtliche Stimmung<br />
zu erleben. Die Gäste kamen aus Italien, der Türkei,<br />
Armenien, aus Brasilien, Rumänien, der Dominikanischen<br />
Republik, aus China, Botswana und Russland. Die<br />
internationalen Gäste genossen nach ihrem Sprachkurs<br />
bei der Geislinger Volkshochschule Kaffee und Kuchen<br />
und fühlten sich in der Stadtkirche wohl.<br />
Susanne Jutz und Georg Braunmüller<br />
Als Nachbarskollegen sind sie sich einst das erste Mal<br />
begegnet. Susanne Jutz, damals Pfarrerin in Bad Überkingen,<br />
und Georg Braunmüller, Pfarrer in Unterböhringen<br />
und Hausen. Im Oktober 2012 haben sie Hochzeit gefeiert.<br />
Dazwischen liegen einige Jahre, in denen sie sich trotz<br />
einer größeren Entfernung zwischen ihren Arbeitsorten<br />
näher kennengelernt haben, denn Susanne Jutz wechselte<br />
auf eine Pfarrstelle in Bad Cannstatt. Sie sind gespannt auf<br />
ihren weiteren gemeinsamen Weg. Selbstverständlich<br />
wünschen sie sich, dass sie bald „richtig“ zusammen<br />
wohnen können.<br />
4 6<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Jörg Schaber ins Amt ordiniert<br />
Nach zweieinhalb Jahren der<br />
berufsbegleitenden Ausbildung<br />
ist Jörg Schaber von Dekanin<br />
Gerlinde Hühn ordiniert und in<br />
den Pfarrdienst der Württembergischen<br />
Evangelischen Landeskirche<br />
aufgenommen worden.<br />
In der Kirchengemeinde<br />
Wiesensteig ist Jörg Schaber<br />
schon zwei Jahre tätig.<br />
Wochenweise war er immer<br />
wieder auf Kurs und schloss<br />
nun die Ausbildung zum Pfarrer im Herbst vergangenen<br />
Jahres mit erfolgreicher Prüfung ab. Die Investitur von Jörg<br />
Schaber, mit der er offiziell als Pfarrer der Kirchengemeinde<br />
Wiesensteig eingesetzt wird, folgt noch. Die Kirchengemeinde,<br />
der Distrikt und der <strong>Kirchenbezirk</strong> sind sehr froh<br />
darüber, mit Jörg Schaber einen guten und engagierten<br />
Pfarrer zu haben. Auch das Redaktionsteam der <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung<br />
profitiert von Pfarrer Schaber. Er ist der<br />
Künstler, der das Titelbild der <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung<br />
gemalt hat.<br />
Sabine Kluger jetzt Pfarrerin in Japan<br />
Am letzten Tag des Jahres 2012, dem 31. Dezember, wurde<br />
im Gottesdienst in der Pauluskirche in <strong>Geislingen</strong> Sabine<br />
Kluger verabschiedet. Sie war seit dem 1. Juli 2000<br />
Pfarrerin an der Geislinger Pauluskirche. Das Jubiläum<br />
50 Jahre Pauluskirche wurde in ihrer Dienstzeit gefeiert<br />
und viele Kunstausstellungen und Kunstfahrten<br />
organisierte sie mit ihrem Kirchengemeinderat. Für den<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong> war sie als Notfallseelsorgerin aktiv, war<br />
zuständig für die Aidsseelsorge und hatte die Verantwortung<br />
für die Seelsorge an den Studierenden der Fachhochschule<br />
<strong>Geislingen</strong>-Nürtingen.<br />
Seit 1. März ist Sabine Kluger als Ökumenische Mitarbeiterin<br />
der EMS in Japan tätig. Was tut eine württembergische<br />
Gemeindepfarrerin im Land der aufgehenden Sonne?<br />
In der Kurzform lautet ihr Dienstauftrag „Mission in<br />
Japan“. Etwas ausführlicher geht es um Mitarbeit im<br />
Bereich internationaler ökumenischer Zusammenarbeit<br />
beim Nationalen Christenrat in Japan in Programmen zur<br />
Bewältigung der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011.<br />
Aktuell berichtet Sabine Kluger über ihre alltägliche Arbeit<br />
auf der Internetseite des EMS:<br />
http://www.ems-online.org/programme/oekumenischemitarbeitende/erfahrungsberichte/blog-japan/<br />
Pfarrer Wanzeck im Ruhestand<br />
Seit dem 1. Juni ist Pfarrer<br />
Gerd-Ulrich Wanzeck im Ruhestand.<br />
Acht Jahre war er in<br />
Donzdorf Pfarrer. In dieser Zeit<br />
hat er in der evangelischen<br />
(Diaspora)-Kirchengemeinde,<br />
die neben Donzdorf auch<br />
Weißenstein und Lauterstein<br />
und weitere Ortsteile umfasst,<br />
evangelisches Profil und<br />
zugleich ökumenische Offenheit<br />
gezeigt. Nach seinem<br />
Vikariat in Nellingen-Ostfildern war Gerd-Ulrich Wanzeck<br />
wissenschaftlicher Assistent an der Universität Tübingen<br />
im Fachbereich Evangelische Theologie. 1978 übernahm<br />
er die Pfarrstelle in Hattenhofen. Als Dozent für Theologie,<br />
Seelsorge und Gemeindearbeit war er in der Fortbildungsstätte<br />
Kloster Denkendorf von 1987 bis 1997 tätig.<br />
Anschließend wechselte er auf die Pfarrstelle der Landeskirchlichen<br />
Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenen-<br />
und Familienbildung. Sein besonderes Interesse<br />
für Erwachsenenbildung führte er auch im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
<strong>Geislingen</strong> fort und übernahm den Vorsitz im Leitungskreis<br />
für Erwachsenenbildung. Den Ruhestand verbringt<br />
Gerd-Ulrich Wanzeck mit seiner Frau im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
Göppingen.<br />
Gruibingen trauert um Hartmut Holder<br />
Am 22. März 2013 ist überraschend<br />
und unfassbar Hartmut<br />
Holder im Alter von<br />
57 Jahren gestorben. Die Kirchengemeinde<br />
Gruibingen und<br />
der <strong>Kirchenbezirk</strong> haben mit<br />
ihm einen engagierten Mitarbeiter<br />
und Mitchristen verloren.<br />
Hartmut Holder war in<br />
den Jahren 1995 bis 2007 Mitglied<br />
des Kirchengemeinderats,<br />
eine Periode war er der 1. Vorsitzende.<br />
Nach Beendigung seiner Kirchengemeinderats-<br />
Tätigkeit machte er eine Ausbildung zum Prädikanten.<br />
Sechs Jahre war er in den Kirchengemeinden des <strong>Kirchenbezirk</strong>s<br />
<strong>Geislingen</strong> als engagierter Prediger tätig. Seit 1992<br />
hat er als ehrenamtlicher Leiter von Familienfreizeiten<br />
auf Spiekeroog viele Gruppen und Menschen begleitet.<br />
In Gruibingen hat er das Männervesper mit aufgebaut und<br />
in den letzten Jahren hat er mit einer großen Freude den<br />
Spätgottesdienst am Heiligenabend gestaltet. Der Sprecher<br />
der Prädikanten im <strong>Kirchenbezirk</strong>, Werner Maier, hat bei<br />
der Beerdigung das tief empfundene Beileid von den<br />
Prädikantenkolleginnen und -kollegen im <strong>Kirchenbezirk</strong>,<br />
von Dekanin Gerlinde Hühn und Landesprädikantenpfarrer<br />
Hartmut Mildenberger bekundet. Viele Gebete und<br />
Gedanken sind bei seiner Frau und seinen Kindern.<br />
Sabine Kluger in der japanischen Ginza-Church<br />
E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 7
Amstetten-Bahnhof, Friedenskirche<br />
Amstetten-Dorf, Laurentiuskirche<br />
Auendorf, Stephanuskirche<br />
Aufhausen, Marienkirche<br />
Bad Überkingen, St. Galluskirche<br />
Böhmenkirch, Lutherkirche<br />
Bräunisheim, Veitskirche<br />
Deggingen, Christuskirche<br />
Donz dorf, Christuskirche<br />
Ey bach, Christuskirche<br />
<strong>Geislingen</strong>, Markuskirche<br />
<strong>Geislingen</strong>, Martinskirche<br />
<strong>Geislingen</strong>, Pauluskirche<br />
<strong>Geislingen</strong>, Stadtkirche<br />
Gingen, Johanneskirche<br />
Gruibingen, Martinskirche<br />
Hausen, Dorfkirche<br />
Hofstett-Emerbuch, Bartholomäuskirche<br />
Kuchen, Jakobuskirche<br />
Oberböhringen, Stephanuskirche<br />
Schalkstetten, Veitskirche<br />
Steinenkirch, Ulrichskirche<br />
Stötten, Michaelskirche<br />
Stubersheim, Johanneskirche<br />
Süssen, Ulrichskirche<br />
Türkheim, St. Vituskirche<br />
Unterböhringen, Peter- und Paulskirche<br />
Waldhausen, Petruskirche<br />
Weiler, Margarethenkirche<br />
Wiesensteig