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Koordination Wirbelsäulenaufrichtung Koordination ...

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Spiraldynamik ® - Skriptum Wirbelsäule 1<br />

<strong>Koordination</strong> Wirbelsäulenaufrichtung<br />

Bewegungskoordination: Im entspannten Ruhezustand weist die gesunde<br />

Wirbelsäule einen locker geschwungen S-Verlauf auf (physiologische Krümmungen).<br />

Unter axialer Belastung hingegen richtet sie sich auf! Minuskyphose der<br />

Brustwirbelsäule und Minuslordose im HWS- und LWS-Bereich. Die axiale<br />

Ausrichtung der Wirbelsäule erfolgt durch die synchronisierte „Aufrichtebewegung“<br />

der beiden Pole Kopf und Becken.<br />

Anatomische Grundlagen: Die oft zitierte Doppel-S-Form wird häufig mißverstanden:<br />

Die Wirbelsäule federt keinesfalls durch eine S-förmige Verkrümmung ihrer Form,<br />

sondern dank der Viskoelastizität ihrer Bandscheiben. Damit die<br />

Bandscheibenfederung wirksam werden kann, muß die Wirbelsäule achsengerecht<br />

belastet werden. Die physiologische S-Form der Wirbelsäule ist relativ geringen<br />

Ausmaßes. Eine gesunde Wirbelsäule ist dreidimensional beweglich, sie kann sich<br />

bei Bedarf gleichmäßig nach vorne, nach hinten und zur Seite beugen. Unter axialer<br />

Belastung richtet sich die gut koordinierte Wirbelsäule kerzengerade auf, um das<br />

Biegemoment in allen Wirbelsäulenabschnitten möglichst gering zu halten. Natürlich<br />

müssen dabei die individuellen Voraussetzungen und die Bewegungsaufgabe<br />

mitberücksichtigt werden. Die Lage des Oberkörpers zur Schwerkraft ist<br />

mitentscheidend: Ist der Oberkörper beispielsweise vorgeneigt – wie in der<br />

Reißphase des Gewichthebens – kann die Wirbelsäule auf ihre ganze Länge leicht<br />

überstreckt werden. Die leichte Lordose erlaubt eine bessere axiale Verspannung<br />

der Rückenmuskulatur.<br />

Blickdiagnostische Kriterien: Die Aufrichtung der Wirbelsäule erfordert eine 3D-<br />

Beweglichkeit. Diese ist am einfachsten in Rückenlage mit gestreckten Beinen<br />

diagnostizierbar: Die ganze Wirbelsäule, mit Ausnahme der oberen Halswirbel liegt<br />

dem Boden flach auf. Fixierte Unbeweglichkeiten wie Flachrücken, Hohlkreuz oder<br />

Rundrücken verhindern dies. In der Dynamik ist speziell auf bestehenbleibende<br />

Vorwölbungen (z.B. Rundrücken) und Eindellungen (z.B. Hohlkreuz) der<br />

Rückenkontur zu achten.<br />

Vorkommen: Sportarten mit hohen axialen Belastungskräften sind Gewichtheben,<br />

Turmspringen, Akrobatik und Ringen. Sprünge und Landungen gehen mit hohen<br />

Stauchungsbelastungen der Wirbelsäule einher. Ein beweglich-stabiler, gerader<br />

Rücken ist hier entscheidend. Entscheidend dabei ist die gleichzeitige Aufrichtung<br />

von Kopf und Becken.<br />

Bei der Hyperlordose wirken Gelenkfortsätze wie Meißel auf den Wirbelbogen –<br />

Spondylolyse und Listhesis sind programmiert.<br />

<strong>Koordination</strong> Wirbelsäulenflexion/ -extension<br />

Die dreidimensional bewegliche Wirbelsäule ermöglicht ein gleichmäßiges Einrollen<br />

nach vorne. Die koordinierte Einrollbewegung wird vom Kopf, vom Becken oder von<br />

beiden Enden her eingeleitet. Wirbelkörper für Wirbelkörper rollt sich die Wirbelsäule<br />

nach vorne ein, bis ein gleichmäßiger C-Bogen entsteht.<br />

Analog zur Einrollbewegung nach vorne erfolgt auch die Beugung nach hinten<br />

(Hyperextension) möglichst gleichmäßig über die ganze Länge der Wirbelsäule. Die<br />

Brustwirbelsäule kann sich entgegen der landläufigen Meinung nach hinten


Spiraldynamik ® - Skriptum Wirbelsäule 2<br />

überstrecken. Der Kopf zieht dabei nach hinten-oben, der untere Rücken bleibt<br />

möglichst langgestreckt.<br />

Die klassische, unkoordinierte Flexion sieht so aus: Nacken- und Lendenmuskulatur<br />

bleiben verkürzt, lediglich die Brustwirbelsäule wird katzenbuckelartig nach hinten<br />

gedrückt. Die typisch unkoordinierte Rückbeuge sieht so aus: Der Kopf wird in den<br />

Nacken geworfen, das Becken kippt ins Hohlkreuz. Die in Hals- und<br />

Lendenwirbelsäule vorhandene Beweglichkeit wird übermäßig beansprucht, das<br />

Streckvermögen von Hüftgelenken und Brustwirbelsäule bleibt ungenützt.<br />

Jede Unregelmäßigkeit im C-Bogen spricht sowohl bei Beugung und Streckung für<br />

fehlende oder einseitige Beweglichkeit.<br />

<strong>Koordination</strong> Wirbelsäulentorsion<br />

Die dreidimensionale Verschraubung des Stammes ist eine der fundamentalsten<br />

Bewegungen des Menschen überhaupt. Der menschliche Oberkörper verschraubt<br />

sich beim Laufen gegen das Becken. Die Atmung ist in diese alternierende Links-<br />

Rechts-Verschraubung integriert. Entscheidend für die räumliche Qualität der<br />

Verschraubung ist das 3D-Bewegungsverhalten von Kopf und Becken sowie die<br />

Beweglichkeit des Brustkorbes.<br />

Die kleinen Gelenke erlauben der Wirbelsäule eine dreidimensionale Verschraubung:<br />

Beuge- und Streckbewegungen sind auf allen Etagen möglich, ebenso die<br />

Seitneigung nach links und nach rechts. Bezüglich Drehbewegung verfügen Halsund<br />

Brustwirbelsäule über ein beträchtliches Rotationsvermögen. Jenes der<br />

Lendenwirbelsäule ist auf etwa zehn Grad beschränkt. Koordinierte<br />

Drehbewegungen finden deshalb vor allem in der Brustwirbelsäule statt!<br />

Die Vielzahl der diagonal verlaufenden Muskelzüge läßt sich einem von zwei<br />

muskulären Schrägsystem zuordnen – dem Inneren oder dem Äußeren. Gemeinsam<br />

ermöglichen die beiden Schrägsysteme die alternierende Verschraubung, wobei das<br />

innere System der einen Seite mit dem äußeren der anderen Seite synergistisch<br />

zusammenarbeitet und umgekehrt.<br />

Blickdiagnostische Kriterien: Der Stamm des Läufers hat einen gleichmäßigen, in<br />

etwa elliptischen Umriß. Auf der Sprungbeinseite bewegt sich die Beckenschaufel<br />

nach hinten-unten-außen, auf der Spielbeinseite nach vorne-oben-innen. Das<br />

Becken ist auf der Spielbeinseite angehoben, nur diskret beim Gehen, dafür<br />

ausgesprochen beim Überspringen eines Hindernisses. Ein Absinken des Beckens<br />

auf der Spielbeinseite wie wir es beispielsweise von der olympischen Disziplin des<br />

Gehens her kennen, ist nicht physiologisch.<br />

Voraussetzung für die gleichmäßige Verschraubung der Wirbelsäule ist die<br />

Beweglichkeit des Brustkorbes. Die spiralige Verschraubung des gerade<br />

aufgerichteten Körpers stellt die funktionelle Grundlage des Laufens dar. Beim<br />

Schwimmen im Crawl-Stil ermöglicht sie dem Stamm im Wasser eine<br />

Stromlinienform mit möglichst geringem Strömungswiderstand. Alle Wurf- und<br />

Schlagbewegungen nutzen koordinierterweise die Kraft der spiraligen<br />

Verschraubung des Stammes. Je nach Sportart ist die 3D-Verschraubung von<br />

spezifischen Bewegungskomponenten überlagert: Spiralige Verschraubung mit<br />

starker Hyperextension im Tennis beim Service, Lateralflexion beim Kugelstoßen,<br />

Einrollbewegung bei Judowürfen... Die dreidimensionale Verschraubung als formales<br />

<strong>Koordination</strong>sprinzip bleibt in allen Fällen erhalten.

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