Theorie der Arbeit (1979)
Theorie der Arbeit (1979)
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27 Wird eine Form des Äußeren als diese neben an<strong>der</strong>en erfaßt,<br />
so wird sie w a h I' gen 0 m m e n. Das Äußere ist in <strong>der</strong><br />
Wahrnehmung bezogen auf eine Sinnlichkeit. In <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />
werden Formen des Äußeren negativ gegen an<strong>der</strong>e Formen bestimmt.<br />
Das wahrnehmende Individuum erfaßt nicht die Form als<br />
Allgemeinheit, wohl aber <strong>der</strong>en Differenz zu an<strong>der</strong>en Formen am<br />
Äußeren. Es sind Experimente mit Tieren bekannt, die das zeigen.<br />
Bei genügen<strong>der</strong> Ähnlichkeit interpretiert z. B. eine Fischart ein bemaltes<br />
StUck Holz als Ar·tgenossen. Jede Form des Äußeren ist in<br />
<strong>der</strong> Sinnlichkeit von einem Hof umgeben, <strong>der</strong> mit größerer o<strong>der</strong> geringerer<br />
Schärfe das Äußere in Klassen teilt. Dieser Hof <strong>der</strong><br />
Si n nl ich k e i t umgrenzt ein Allgemeines am Äußeren ohne Allgemeines<br />
zu sein. Ein Allgemeines, das am Äußeren wahrgenommen<br />
wird, nenne ich äußere Allgemeinheit.<br />
Evolution neuartiger Zusammenhang auf. Kooperiet·te T1itigkeiten<br />
stellen sich nur her über eine koordinierende Einheit.<br />
Diese Einheit (§ 22) ist das Zeichen.<br />
30 In <strong>der</strong> Kooperation tritt an die Stelle <strong>der</strong> Sinnlichkeit als<br />
unmittelbarem Organisator <strong>der</strong> Tätigkeit das Zeichen. Die bestimmende<br />
Macht <strong>der</strong> Sinnlichkeit tritt zurUck in ihrer reichen<br />
Differenziertheit und ist nur noch empfänglich f{Ir ein e Form<br />
des Äußeren: ein Zeichen. Ne ben dem Zeichen erscheint weiterhin<br />
das Äußere, woraufhin die Kooperation ihre Tätigkeit los-<br />
Hißt. Die kooperative Tätigkeit enthält das Merkmal, daß in ihr<br />
eine tätige Verknüpfung von Zeichen und einem Ä.ußeren hergestellt<br />
wird.<br />
28 Wenn wir sagen, ein Individuum nimmt wahr o<strong>der</strong> es empfindet,<br />
so birgt diese Aussage einen Abgrund. Ein Individuum ist nicht<br />
identisch mit seiner Wahrnehmung. Was ist es, das da wahrnimmt<br />
o<strong>der</strong> empfindet? Die Antwort, dies sei <strong>der</strong> Körper (Gehirn) ist keine.<br />
Sie blickt nur von außen auf das Wahrnehmungsverhältnis und vergißt,<br />
selbst ein Wahrnehmungsverhältnis zu sein. Von innen betrachtet<br />
bin ich auf seltsame Weise mein Körper. Das, was wahrnimmt<br />
und empfindet nenne ich das Sei b s t.<br />
31 Das Ziel <strong>der</strong> Kooperation kann nur durch bestimmte Tätigkeiten<br />
erreicht werden. Für sehr ei.nfache Kooperationen ist nur<br />
je ein Ziel und eine Tätigkeitsweise vorhanden, verknüpft mit dem<br />
zugehörigen Zeichen. Das Zeichen ist dann nicht sehr differenziert<br />
- so beim Angriffssignal eines HerdenfUhrers. Festzuhalten bleibt<br />
allerdings, daß auch bei einfachsten Kooperationen eine ein-eindeutige<br />
Relation zwischen dem Zeichen und dem Ziel <strong>der</strong> Kooperation<br />
hergestellt ist. Das Zeichen repräsentiert das Ziel.<br />
29 Nach diesen Hilfssätzen sind wir in <strong>der</strong> Lage, die Kooperatiotl<br />
vom Standpunkt <strong>der</strong> Kooperierten aus näher zu analysieren. Entfaltet<br />
ein Individuum irgend eine Tätigkeit, so wird es geleitet von seinen<br />
Sinnen, darin durch die wahrgenommenen Form und den darauf<br />
definierten Bewegungen. Die je eigene Sinnli~hkeit ist die Richtschnur<br />
<strong>der</strong> Tätigkeit - wi~ immer vermittelt über angeborenes Verhalten<br />
o<strong>der</strong> Instinkte. In <strong>der</strong> Kooperation tritt ein völlig an<strong>der</strong>er und in <strong>der</strong><br />
32 Die ein-eindeutige VerknUpfung zwischen Zeichen und Ziel<br />
einer Kooperation heißt Z weck <strong>der</strong> K 0 0 per a t ion. Zeichen<br />
und Ziel sind vermittelt durch Tätigkeiten, <strong>der</strong> Zweck ist <strong>der</strong><br />
Zweck <strong>der</strong> Tätigkeiten <strong>der</strong> Vielen. Verfolgen die Vielen einen Zweck,<br />
so sind sie diesem untergeordnet. Nur wenn sie ihre IndIvidualität<br />
zurUckstellen, ist <strong>der</strong> Zweck erreichbar. Die Tätigkeiten <strong>der</strong> Vielen<br />
sind dem Zweck subsumiert.