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Theorie der Arbeit (1979)

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205 Zu jedem Zeitpunkt <strong>der</strong> menschlichen Evolution gab es eine<br />

bestimmte Menge verfügbarer Gegenstände. 'Verfügbarkeit' hat<br />

neben <strong>der</strong> dunklen positiven Bestimmung des Da-Seins (§ 191) auch<br />

die negative Bestimmung des Da-Seins-fUr-etwas. Für eine Ameise<br />

ist ein großer Stein nicht verfügbar, wohl aber für die menschliche<br />

Faust. Was verfügbar ist, hängt ab von den bereits vorhandenen<br />

Mitteln. Dieses Argument scheint zirkulär. Sind Mv die verfügbaren<br />

Mittel fM 1' ... ' M \, so ist jedes dieser Mittel verfügbar<br />

v<br />

VI'<br />

nur für ein an<strong>der</strong>es MitteL (Eisenerz wird erst verfügbar durch<br />

die Bergwerksmaschinerie und die Bergleute.) Die Verfügbarkeit von<br />

M ist nur definiert für ein M+ GM. Wie läßt sich dieser Zirkel<br />

v v v<br />

beheben?<br />

206 Der Zirkel wird dadurch verdunkelt, daß die Erkenritnis eines<br />

Mittel als Mittel wie<strong>der</strong>um ver-mittelt ist: Erkenntnis ist ergortal.<br />

FUr die Erkenntnis hatten wir dieses Problem gelöst durch die Angabe<br />

eines un-vermittelten Referenzsystems (§ 106), nämlich die.<br />

menschliche Sinnlichkeit. Die Menschen sind die unvermittelte Mitte<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>. Alle Verfügbarkeit ist auf die Menschen selbst bezogen.<br />

207 In je<strong>der</strong> Entwicklungsstufe <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> gibt es eine Klassifikation<br />

des Äußeren durch die Sinne. Diese Klassifikation ist vermittelt<br />

durch die Sprache und die Erfahrung (d. h. durch die <strong>Arbeit</strong>). Im Neolithikum<br />

wurde das Äußere vermutlich gänzlich an<strong>der</strong>s wahrgenommen<br />

als durch die e.rfahrungsverarmten und normierten Stadtmenschen <strong>der</strong><br />

Gegenwart. Doch zu je<strong>der</strong> Zeit gab es eine, als subjektive Allgemeinheit<br />

hergestellt Klassifikation des Äußeren A = f Al' ••• ,A11. Diese<br />

Formen sind vor'-handen. Sie sind da, ehe irgend eine <strong>Arbeit</strong> einsetzt.<br />

208 Wenn wir vOn 'Erfahrung' sprechen, so ist darunter nur die Erfahrung<br />

je einzelner Menschen zu fassen. Je verschiedener die vereinzelte<br />

Lebensweise ist, desto unterschiedlicher ist <strong>der</strong> einzelne Horizont<br />

<strong>der</strong> Erfahrung. Wenn wir die menschliche Sinnlichkeit und<br />

Leiblichkeit als Referenzsystem für die Erkenntnis und fUr die VerfUgbarkeit<br />

<strong>der</strong> Mittel begreifen (§ 106), so scheint dies durch diese<br />

Verschiedenheit unmöglich. Welchen <strong>der</strong> viel!ln Er'fahrungshorizon_<br />

te sollten wir zugrundelegen ? Die Antwort ist einfach und birgt nur<br />

scheinbar eine Schwierigkeit. Menschen können miteinan<strong>der</strong> sprechen.<br />

Was einem als Erfahrung o<strong>der</strong> Wahrnehmung zugänglich ist, ist in den<br />

allgemeinen Formen mitteilbar.<br />

209 Was sich am Äußeren als potentielles Mittel darstellt, hängt<br />

also ab vom gesellschaftlichen W iss e n. Die Klassifikation des<br />

Äußeren ist das W e I t b i I d einer Epoche. Zu jedem Wissen gehört<br />

ein Bestand an Mitteln. Diese sind klassifiziert in Relation zur<br />

menschlichen Leiblichkeit, dem Heferenzmittel. Da Wissen ergonal<br />

ist, ist es eine Tautologie zu sagen, daß Wissen und vorhandene Mittel<br />

ein Referenzsystem bilden. Das Wissen ist das vollzogene, täglich<br />

angewendete Heferenzsystem dur c h Mittel. Wäre es nicht<br />

durch Mittel bewährtes Wissen, es wäre nicht ergonal, wär'e k ein<br />

Wissen.<br />

210 Wir können folglich für' jede Periode <strong>der</strong> Evolution <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong><br />

eine Menge von äußeren Gegenständen als verfügbare Mit tel voraussetzen.<br />

Was als Mv verfügbar ist, hängt ab von <strong>der</strong> im gesellschaftlichen<br />

Wissen enthaltenen Erfahrung, die sich in einer Klassifikation<br />

des Äußeren nie<strong>der</strong>schlägt. Jede in A = lAI' .•• , Al} enthaltene<br />

Klasse drückt als ergonale Form zugleich .eine VerfUgbarkeit<br />

fUr irgendein Mittel aus. üb irgend ein Mittel in das Möglichkeitsfeld

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