Theorie der Arbeit (1979)
Theorie der Arbeit (1979)
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Denken, ein Be-denken <strong>der</strong> experimentellen Erfahrung möglich.<br />
Glauben die Wissenschaftler dann das Gesetz zu kennen, so ver-<br />
150 Diese Erhabenheit <strong>der</strong> Naturwissenschaft über den Anthropomorphismus,<strong>der</strong><br />
von Dämonen beherrschten Natur, ist selbst nur<br />
ein Mythos. Vom Dämon bleibt im Gesetz die Sachstruktur erhalten.<br />
Der Herrscherwille eines Gottes über die Natur ist <strong>der</strong> Naturwissenschaft<br />
die Herrschaft des Naturgesetzes. Neben dem Gesetz<br />
bleibt noch jener seltsame Rest <strong>der</strong> Produktform', das S; hier<br />
eine Stoff- o<strong>der</strong> Naturkonstante,<br />
die sich als Maßeinheit des Gesetzes<br />
reproduz'iert. Das Paar (s , S> wird in <strong>der</strong> ergonalen<br />
z .<br />
Erkenntnis (E 3<br />
) zu ('Naturgesetz', 'Maßsystem'). Die Kunst<br />
des Naturwissenschaftlers ist es, ein solches Referenzsystem für<br />
seine Gesetze zu finden, daß Naturgesetz und Maßeinheiten möglichst<br />
einfach erscheinen. Tatsächlich ist die Struktur des Äußeren abhängig<br />
vom Referenzsystem (~§ 105,106).<br />
151 Beim Experiment wird ein Gegenstand <strong>der</strong> Natur durch ein<br />
Instrument erfaßt. Die den Menschen zugewandte Seite des Instrumentariums<br />
wird in <strong>der</strong> Sinnlichkeit wahrgenommen, wie jedes an<strong>der</strong>e<br />
Ding. Die auf den Gegenstand wirl{ende äußere Seite bleibt verborgen.<br />
Der Experimentator kennt sein Instrument, jen: Kategorie<br />
K die durch es konstituiert wird. Das, was sich hiermit nicht bes'<br />
,<br />
herrschen läßt und am Instrument zeigt, die Sa chstruktur am Gegenstand<br />
fällt in seine Aufmerksamkeit. (Er frägt: 'Was geschieht, wenn<br />
ich mit X dies Y mache?' - wobei das 'E s geschieht I das durch das<br />
Instrument nicht beherrschte ist, z. B. bei einer Uhr. Das, was am<br />
Instrument von einem Äußeren geschieht, versucht er als Z w eck<br />
dieses Äußeren zu begreifen, als Gesetz.)<br />
152 Das Experiment ist exakt die Umkehrung <strong>der</strong> Zweckrealisierung.<br />
Die Natur verrät jedoch ihren "Zweck" nicht, sie spricht nicht<br />
zu uns.<br />
Deshalb ist <strong>der</strong> Übergang zu einem Gesetz nur durch ein<br />
wandeln sie das Experiment in die <strong>Arbeit</strong>sforlll: Sie versuchen durch<br />
das Gesetz gewonnene Hypothesen am gegebenen Mittel und bestimmten<br />
Äußeren zu realisieren. Gelingt dies, so ist die <strong>Theorie</strong> a-wahr.<br />
Gelingt dies nicht, so überprüfen sie entwe<strong>der</strong> die verwendeten Mittel<br />
o<strong>der</strong> die <strong>Theorie</strong> - solange, bis die ergonale Wahrheit hergestellt<br />
ist.<br />
153 Das Er-denken einer <strong>Theorie</strong> grUndet auf (experimenteller) Erfahrung,<br />
wie jede <strong>Theorie</strong> Erfahrung voraussetzt, d. h. Umgang mit<br />
Menschen und Gegenständen voraussetzt. Die Gewißheit <strong>der</strong> <strong>Theorie</strong><br />
hängt nur ab von dieser Erfahrung. Bezogen auf diese ist die innere<br />
Wl'Jhrheit g e w i ß. Diese Form <strong>der</strong> Gewißheit kann trUgen, nicht nur<br />
weil f als c h gedacht wurde, son<strong>der</strong>n eher weil die Erfahrung armseelig<br />
war. Die Natur rlicht sich bitter, wenn die falsche Gewißheit<br />
zu Zwecken führt, die auf die Mittel vergessen haben. Das gilt rur<br />
falsche <strong>Theorie</strong>n gradeso in <strong>der</strong> Physik wie in <strong>der</strong> Politik •. rede Durchsetzung<br />
eines Allgemeinen, das nicht das des Gegenstandes ist, hat<br />
Folgen fUr die Durchsetzenden.<br />
154 Zu jedem Mlttelbestand gibt es eine Klasse von <strong>Theorie</strong>n, die<br />
in <strong>der</strong> Realisierbarkeit ihrer Hypothesen ein Inneres <strong>der</strong> Natur enthalten.<br />
Es ist das große Ergebnis <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Physik, daß jedes<br />
Naturgesetz instrumentell vermittelt ist, bezogen ist auf die Menschen.<br />
Sie spricht darin aus, daß Naturerkenntnis ergonal ist. Ferner zeigt<br />
sich, daß die Dichotomie von Stoff und Form in <strong>der</strong> Erklänmg des<br />
Stoffes gar nicht vorhanden ist. Das Äußere entzieht sich in den statistischen<br />
Gesetzen <strong>der</strong> einfachen Bestimmtheit <strong>der</strong> Sachstruktur, realisiert<br />
an einem Stoff. Der Stoff ist ergonaler Schein. Elementarteilchen<br />
s -i n d Struktur, sind nicht im Stoff individuie rt; de shalb ist<br />
nur das Allgemeine angebbar, die Individuation dem beobachtenden