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Freiburger Notizen - Katholische Hochschule Freiburg

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FREIBURGER NOTIZEN<br />

Migration und Inklusion:<br />

Angleichen oder anerkennen?<br />

Beitrag zum Fachforum des Vereins<br />

der Freunde und Förderer der KH<br />

<strong>Freiburg</strong> am 09.11.2012 von Prof. Dr.<br />

Nausikaa Schirilla, Prof. für Soziale<br />

Arbeit, Migration und Interkulturelle<br />

Kompetenz an der KH <strong>Freiburg</strong><br />

6<br />

Prof. Dr. Nausikaa Schirilla<br />

Es ist sehr positiv, dass der Inklusionsbegriff<br />

hier auf dem Fachforum in seiner vollen Breite<br />

diskutiert wird, denn das Konzept der Inklusion<br />

gilt nicht nur für Menschen, die aufgrund eines<br />

Handicaps ausgegrenzt sind, sondern<br />

ebenso für Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft,<br />

Ethnie oder Religion (und auch anderer<br />

Faktoren) benachteiligt werden. Wird das<br />

Begriffspaar Inklusion und Exklusion als analytischer<br />

und normativer Rahmen für moderne<br />

oder demokratische Gesellschaften verstanden,<br />

so beschreibt es eine Perspektive für alle<br />

Mitglieder einer Gesellschaft, die aufgrund<br />

verschiedenster Merkmale ausgrenzt werden.<br />

Der Inklusionsbegriff ist in der Migrationsdebatte<br />

oft als Gegenbegriff zu Integration gedacht<br />

worden. Ich werde im Folgenden kurz<br />

auf die Integrationsdebatte eingehen und<br />

dann auf die soziale Realität von MigrantInnen<br />

in Deutschland. Aus den verschiedenen Facetten<br />

eines Inklusionsverständnisses werde ich<br />

die Bedeutung von Inklusion für die Migrationsdebatte<br />

entwickeln. Daran werden sich<br />

Beispiele anschließen sowie eine kurze Reflexion<br />

zur Rolle der sozialen Arbeit. Abschließend<br />

möchte ich kurz einige kritische Bemerkungen<br />

zur Inklusionsdebatte äußern.<br />

Integration – Assimilation - Inklusion<br />

Der systemtheoretisch ausgerichtete Migrationsforscher<br />

Michael Bommes kritisierte, dass<br />

Integration als eine politische Sonderanstrengung<br />

begriffen wird und nicht als ein Element<br />

einer auf den Abbau von Ungleichheiten ausgerichteten<br />

(Wohlfahrts)Politik. In Konsequenz<br />

könne ein Scheitern dieser Sonderpolitik den<br />

von ihr selbst zu besonderen „Anderen“ gemachten<br />

Subjekten zugeschrieben werden<br />

(vgl. Bommes 2007). Der Inklusionsbegriff<br />

überwindet seiner Meinung nach diesen Sonderstatus.<br />

Der Integrationsbegriff ist jedoch ein schillernder<br />

Begriff und lässt sich in einem Spannungsfeld<br />

von Integration als Assimilation und Integration<br />

als Partizipation begreifen. Die aktuelle<br />

Integrationspolitik der Bundesregierung und<br />

der meisten Länder muss als eine assimilatorische<br />

Politik verstanden werden. Mit dem Zuwanderungsgesetz,<br />

das ein staatlich finanziertes<br />

Integrationsprogramm brachte, wird einerseits<br />

Deutschland als Einwanderungsland anerkannt<br />

und zugleich eine Integration von Zugewanderten<br />

in bestehende Strukturen befördert<br />

(vgl. Otto 2006). Wichtigste Elemente der<br />

staatlichen Integrationspolitik sind das Erlernen<br />

der deutschen Sprache – dazu tragen die<br />

staatlich geförderten Integrationskurse bei.<br />

Andere Elemente sind die Förderung einer<br />

Beteiligung am Berufsleben, der Bildungsbeteiligung,<br />

die soziale Beteiligung von Migrantinnen<br />

am Vereinsleben, besonders im Sport<br />

und in der Freizeitgestaltung. Studien, die vom<br />

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert<br />

werden, wie beispielsweise der Integrationsindikatorenbericht,<br />

sehen die soeben genannten<br />

Variablen als wichtige Indikatoren für<br />

Integration, sowie bi-kulturelle Ehen und eine<br />

generelle Angleichung der Lebensweisen von<br />

Zugewanderten und Mehrheitsdeutschen, wie<br />

beispielsweise die Zahl der Alleinerziehenden<br />

etc.<br />

Schauen wir auf die soziale und rechtliche<br />

Situation von MigrantInnen, so sind aber viele<br />

exkludierende Faktoren zu erkennen: Ökonomische,<br />

rechtliche, kulturelle und soziale<br />

Faktoren.

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