Freiburger Notizen - Katholische Hochschule Freiburg

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Und schließlich: Wenn der Vater Keller- und Küfermeister der Spitalkellerei in Konstanz ist, ist es nicht verwunderlich, dass der Sohn ein völlig unverkrampftes Verhältnis zu Rotwein hat. Fundamentaltheologe, Jazzpianist und Weinkenner in einer Person, das ist der Stoff, aus dem Geburtstagswünsche ihre Farbe erhalten. Lieber Herbert, die Vereinigung der Freunde und Förderer ist stolz auf Deine Mitgliedschaft seit vielen Jahren und dankt für Deine Treue und stete Anteilnahme an ihren Problemen. Wir wünschen Dir, dass Du auch jenseits der 80 noch neugierig bleibst und in Gesundheit Dir noch viele überraschende Erkenntnisse zuteil werden. Ad multos annos FREIBURGER NOTIZEN Sigmund Gastiger 32
FREIBURGER NOTIZEN Geschichte der Sozialen Arbeit – aus persönlicher Erfahrung: Politische Bildung tut Not Sozialarbeit studieren Konrad Pflug Studienkurs 1968 - 1972 Zu welchem Zweck studiert man eigentlich Sozialarbeit? Ich weiß nicht, ob es stichhaltige Untersuchungen über die Motive und Berufserwartungen von Abiturientinnen und Abiturienten gibt, die heute das Studium aufnehmen. Auch nicht darüber, ob und wie wir, die heute ins Rentenalter gekommenen ersten Fachhochschüler, nach rund vierzig Berufsjahren umgesetzt haben, was uns einst vorgeschwebt hat. Nun, mein Motiv war auf jeden Fall nicht Sozialarbeit, schon gar nicht Wohlfahrtspflege, wie es damals in Freiburg noch hieß. In meinem Fall war das Studium der Sozialarbeit eigentlich eine Verlegenheitslösung. Denn einen Studiengang für Jugend- oder gar Erwachsenbildung gab es nicht; zwar in den USA oder England, aber eben nicht hier. Und ich hatte mir in den Kopf gesetzt, so etwas zu lernen und meinen ursprünglichen Plan sausen lassen, nach dem Wehrdienst eine Restauratorenausbildung zu machen. Erwachsenenbildung zu studieren hing mit dem Wehrdienst zusammen. Die Idee war zwar richtig, „das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes“ zu verteidigen, es aber von jungen Leuten zu verlangen, die kaum wussten, was dieses Recht denn sei? Hier gab es im Jahr 19 der Bundesrepublik noch einiges zu leisten. (Im Interesse von Menschenwürde, Freiheit und Demokratie gibt es auf diesem Feld aber immer etwas zu tun.) Nach langer Erkundung hörte ich dann von einem „Freiburger“ – ohne noch zu wissen, was das bedeutet (Damals. Was bedeutet es heute?) – dass es an der dortigen Höheren Fachschule für Wohlfahrtspflege des Deutschen Caritasverbandes (DCV) eine Art Modellstudiengang dafür gebe. Tatsächlich bekam ich einen Platz. Das „Seminar“ war natürlich nicht losgelöst von den Ereignissen des Jahres 1968 ff., zumal die Universität Freiburg ein Zentrum der Diskussion war. Politische Debatten standen auf der Tagesordnung. Es gab ein allgemeines Interesse dafür, Bewusstseinsbildung und die Bereitschaft zum Engagement waren zentrale Begriffe. Die Ausbildung zur Sozialarbeit selbst war stark auf die individuelle, caritative Hilfe ausgerichtet. Systemische oder instrumentelle Ansätze waren kaum ausgeprägt. Da war es geradezu revolutionär, dass das Fach Gemeinwesenarbeit eingeführt wurde. Dozent war Jacques Boulez, ein Belgier. Er hatte weniger eine betreuende als eine aktivierende Sozialarbeit im Sinn. Das gab natürlich heftige Diskussionen. Nicht zuletzt, da damals nach der deutschen geschichtlichen Erfahrung, zunächst die stabilisierende, sichernde Funktion von Politik und keine dynamische im Vordergrund stand. Diese Grunderwartung scheint sich heute zu wandeln. Für jüngere Leser ist in Erinnerung zu rufen, dass in den 60er und 70ern noch vieles grundsätzlich zu gestalten, d.h. auch aktiv gestaltbar war: z. B. das Bafög, die Hochschulrahmengesetze, Gesetze für die Jugend- und Erwachsenenbildung, das Familienrecht und die Reform des Jugendwohlfahrtsrechts, die schlussendlich bis 1990 dauerte. Das sprach natürlich viele mehr an als Diskussionen um Durchführungsbestimmungen. Hinzu kam, dass die 33
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