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Freiburger Notizen - Katholische Hochschule Freiburg

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FREIBURGER NOTIZEN<br />

Urteil zu bemühen - zugleich aber auch dialogbereit<br />

zu sein.<br />

Was die „Fächer“ Philosophie und Theologie<br />

anbetrifft, so wurde mir schnell klar, dass vor<br />

allem die fundamentalen Lebens- und Glaubensfragen<br />

bedacht werden müssen. Das war<br />

sowohl von den Studierenden gewünscht, wie<br />

es auch mein eigenes zentrales Anliegen war.<br />

Ich hatte in meinem Theologiestudium den<br />

Akzent auf Religionsphilosophie und Fundamentaltheologie<br />

gelegt.<br />

Lehrveranstaltungen, in denen ich allein der<br />

Redende gewesen wäre, gab es nicht. Meine<br />

Vorlesungen konnten jederzeit von den Hörern<br />

unterbrochen werden. Auf diese Weise wurde<br />

auch für mich diese Zeit des Lehrens an dieser<br />

Höheren Fachschule und späteren Fachhochschule<br />

eine Zeit des permanenten Lernens.<br />

Als sehr lehrreich und herausfordernd habe ich<br />

auch die interdisziplinären Seminare erfahren,<br />

die ich mit verschiedenen Kolleginnen und<br />

Kollegen durchgeführt habe. Immer ging es<br />

um Fragen des Menschseins und um die<br />

Frage nach Gott. In Erinnerung ist mir z.B.<br />

das interdisziplinäre Seminar über „das Böse“<br />

geblieben, das ich zusammen mit dem<br />

Psychologen, Herrn Oswald, über zwei Semester<br />

hin durchgeführt habe. Später, in der<br />

Zeit der Fachhochschule, habe ich dann zusammen<br />

mit Herrn Grosser und Frau Löckenhoff<br />

Seminare zu Fragen der Anthropologie,<br />

Philosophie und Theologie angeboten.<br />

Was meine Vorlesungen anbetrifft, so versuchte<br />

ich, den Studierenden die damals aktuellen<br />

philosophischen Konzepte des Neopositivismus,<br />

des Kritischen Rationalismus und<br />

der Kritischen Gesellschaftstheorie vor allem<br />

nahe zu bringen. Das bedeutete, sie für eine<br />

ernsthafte Auseinandersetzung mit Texten von<br />

Philosophen wie Ludwig Wittgenstein, Karl<br />

Popper, Max Horkheimer, Theodor W. Adorno,<br />

Walter Benjamin, aber auch mit anderen philosophischen<br />

Richtungen, so z.B. mit der Dialogischen<br />

Philosophie von Martin Buber und<br />

Franz Rosenzweig zu motivieren.<br />

Ich bin auch heute noch davon überzeugt,<br />

dass es sinnvoll war, allen Studentinnen und<br />

Studenten die Chance zu geben, sich mit diesen<br />

Fragen zu befassen und ihnen eine Einübung<br />

in das philosophische Denken zu ermöglichen.<br />

Selbstverständlich lag mir als<br />

Theologen immer daran, meinen Hörerinnen<br />

und Hörern Türen zu zeigen und zu öffnen, die<br />

sie die Weite und Tiefe Der Frohbotschaft Jesu<br />

ahnen lassen könnten. Sie sollten Möglichkeiten<br />

entdecken, ihr Denken nicht nur über ihr<br />

alltägliches, sondern auch über das wissenschaftliche<br />

Denken hinaus zu weiten und zu<br />

vertiefen und so zu erspüren, welchen Sinn<br />

das Angebot hat, das Gott uns in Jesus von<br />

Nazareth und seiner Frohbotschaft gemacht<br />

hat, und was für ein Geschenk es ist, sich<br />

diesem seinem „Letzten Wort“ (Hebräerbrief<br />

1,1) Vertrauen schenken zu können.<br />

Mit der Umwandlung von der Höheren<br />

Fachschule zur Fachhochschule gingen<br />

viele Schwierigkeiten einher. Es war aber auch<br />

eine Zeit intensiver Auseinandersetzungen mit<br />

menschlichen und gesellschaftlichen Fragen<br />

und Problemen. Das ganze Studienprogramm<br />

musste von Grund auf neu konzipiert<br />

werden. Im Senat kam es zu stundenlangen<br />

Sitzungen, in denen auch die Studenten die<br />

Möglichkeiten hatten, aktiv das Curriculum mit<br />

zu gestalten. Die Stimmen der Studenten hatten<br />

beachtliches Gewicht. Mehrere Angebote<br />

aus den Bereichen Anthropologie, Philosophie<br />

und Religionsphilosophie wurden in ein Wahlpflichtfach<br />

zusammengefasst, sodass die<br />

Studierenden verschiedene Wahlmöglichkeiten<br />

– sowohl bezüglich Themen wie auch hinsichtlich<br />

der Professoren - hatten. Dieses Angebot<br />

stieß bei den Studenten all die Jahre<br />

hindurch auf Interesse und Zustimmung.<br />

Die Vorlesungen wurden in den beiden ersten<br />

Semestern, dem sogenannten Grundstudium,<br />

2-stündig angeboten und konnten dann mit<br />

einer Hausarbeit und einer sich darauf beziehenden<br />

mündlichen Prüfung abgeschlossen<br />

werden. Die Hausarbeit und die mündliche<br />

Prüfung waren ein wichtiger Bestandteil des<br />

Lehrangebotes. Sie boten den Studierenden<br />

einerseits die Gelegenheit, sich in einen Stoff<br />

tiefer hinein zu arbeiten, und andererseits<br />

zugleich die Chance, in einer persönlichen<br />

Begegnung und einem Gespräch mit dem jeweiligen<br />

Professor oder der Professorin offene<br />

Fragen zu klären.<br />

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