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Freiburger Notizen - Katholische Hochschule Freiburg

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FREIBURGER NOTIZEN<br />

trächtigung und mit einem gewissen Entwicklungsniveau<br />

aufnehmen.<br />

Die Organisation regelt über ihre Mitgliedschaft,<br />

wer dazu gehört und wer nicht. Die<br />

Interaktionsebene beschreibt, wie sich die<br />

Organisation realisiert (Beispiel <strong>Hochschule</strong>:<br />

Seminare, Sprechstunden, Diskussionsrunden,<br />

Vorträge). Es muss aber überall gefragt<br />

werden, ob jeder Einzelne relevant ist oder<br />

nicht. Wird beispielsweise ein Mensch mit<br />

geistiger Behinderung an einer Regelschule<br />

aufgenommen, ist er in mehreren Bereichen<br />

inkludiert. Es muss jedoch in jeder Unterrichtsstunde<br />

geschaut werden, ob er tatsächlich am<br />

Thema beteiligt ist, mit den Mitschülern in Kontakt<br />

tritt.<br />

Dies bedeutet, dass es nicht den einen inklusiven<br />

Zustand gibt, der einmal erreicht ist. Es<br />

muss immer geschaut werden, wer gerade<br />

relevant ist oder nicht. Oftmals sind Schüler<br />

mit geistiger Behinderung, wenn sie in einem<br />

integrativen/inklusiven Zentrum sind, nur anwesend.<br />

Dies ist jedoch noch keine Inklusion.<br />

Sie haben zwar den Status eines „Inkludierten“,<br />

erfahren jedoch im Unterrichtsgeschehen<br />

keine Inklusion. Es ist also eine permanente<br />

Herausforderung, welche auf allen drei Ebenen<br />

überprüft werden muss.<br />

Für Luhmann ist Inklusion die Teilhabe an<br />

Kommunikation, aus der soziale Systeme<br />

bestehen. Nur wer an der Kommunikation teilhaben<br />

kann, mit den Möglichkeiten, die er mitbringt,<br />

erlebt eine Relevanz für dieses System.<br />

Die große Herausforderung besteht also darin,<br />

auch den Personenkreis der schwerstmehrfach<br />

Behinderten mit einzubeziehen. Besonders<br />

im heilpädagogischen Kontext muss<br />

aufgepasst werden, dass die verschiedenen<br />

Einrichtungen wie Arbeit, Wohnen, Schule<br />

nicht nur die Menschen hervorbringen, die<br />

viele Kompetenzen haben und sich kommunikativ<br />

gut einbringen. Dadurch würde eine noch<br />

größere Separation bzw. Exklusion stattfinden.<br />

Diese Gefahr ist im schulischen Bereich<br />

durchaus vorhanden.<br />

Die Exklusion und Inklusion bilden ein Spannungsfeld,<br />

welches immer wieder überprüft<br />

werden muss.<br />

Die Exklusion kann nie vollständig überwunden<br />

werden. Es müssen Unterdifferenzierungen<br />

in den einzelnen Systemen vorgenommen<br />

werden, damit die einzelnen Bedürfnisse genauer<br />

betrachtet werden können.<br />

Bei Exklusion und Inklusion handelt es sich um<br />

ein zweiseitiges Beobachtungsschema. Dies<br />

muss immer systembezogen angeschaut werden.<br />

Die Organisationen und Interaktionen<br />

müssen überprüft werden. Zudem muss es<br />

temporär betrachtet werden. Es kann in manchen<br />

Situationen gelingen, jemanden einzubeziehen,<br />

in manchen aber auch nicht. Inklusion<br />

ist, nach Luhmann, auch beobachterabhängig.<br />

Es wird nicht von allen gleich interpretiert, ob<br />

jemand für die Interaktion relevant ist oder<br />

nicht.<br />

Die Systemtheorie eröffnet die Möglichkeit,<br />

möglichst nahe und differenziert auf die Systembeziehungen<br />

zu schauen.<br />

Es gibt bereits viele gute Projekte, wo es gelingt,<br />

auch Kinder mit einer schweren geistigen<br />

Behinderung im Bereich Schule einzugliedern.<br />

Dass dies gelingt, ist auch von einer guten<br />

Personalressource und der Qualifizierung der<br />

Mitarbeiter und des pädagogischen Personals<br />

abhängig. Gute Inklusionsbeispiele werden in<br />

der Debatte darüber oft dafür genutzt, dass<br />

Förderschulen in Zukunft nicht mehr gebraucht<br />

werden. Der Koalitionsvertrag macht deutlich,<br />

dass man sich auf eine inklusive Schule hin<br />

bewegen will. Es ist fraglich, in welcher Zeit<br />

alle Schüler mit allen Beeinträchtigungen adäquat<br />

einzugliedern sind.<br />

Eine weitere Herausforderung stellt das pädagogische<br />

Betreuungskonzept dar. Es sollen<br />

alle Kinder (körperlich und geistig Beeinträch-<br />

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