Zweiter Saechsischer Landespsychiatrieplan
Zweiter Saechsischer Landespsychiatrieplan
Zweiter Saechsischer Landespsychiatrieplan
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Landespsychiatrieplan</strong><br />
Versorgung psychisch erkrankter Minderjähriger<br />
5 Versorgung psychisch erkrankter Minderjähriger<br />
Der Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie umfasst Diagnostik und Behandlung sowie<br />
Rehabilitation und Prävention psychischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter.<br />
Neben den Hilfen des ambulanten, teilstationären, stationären und komplementären<br />
psychiatrischen Versorgungssystems werden psychisch erkrankten Minderjährigen häufig<br />
auch Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe sowie weiterer Rehabilitations- und<br />
Sozialhilfeträger gewährt. Überschneidungen mit benachbarten Fachgebieten wie Pädiatrie<br />
und zu den Bereichen der Sozial- und Heilpädagogik sind bei der Planung und<br />
Ausgestaltung der Versorgung Rechnung zu tragen. Im Vorgriff auf die Erörterungen der<br />
einzelnen Angebotsformen und Einrichtungen lässt sich festhalten, dass auch vor diesem<br />
Hintergrund die Vernetzung und Kooperation der verschiedenen Hilfeanbieter<br />
Voraussetzung für ein optimales und erfolgreiches Versorgungssystem ist. Die Forderung<br />
nach einer vernetzten patientenzentrierten Zusammenarbeit ist daher als<br />
einrichtungsübergreifendes Ziel zu definieren. Die zunehmende Zahl von Kindern und<br />
Jugendlichen in komplexen Problemlagen ist eine Herausforderung, der sich alle<br />
beteiligten Einrichtungen gleichermaßen stellen müssen. Bei diesen Kindern und<br />
Jugendlichen liegen häufig schulische Integrations- und Leistungsstörungen sowie<br />
psychosoziale Probleme und gleichzeitig eine psychische Erkrankung vor.<br />
Ziel:<br />
• Die Fachkräfte aller beteiligten Einrichtungen nehmen sich der dringenden Aufgabe der<br />
Entwicklung neuer Lösungsansätze für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen<br />
mit komplexem Hilfebedarf an.<br />
5.1 Ambulante Versorgung<br />
5.1.1 Niedergelassene Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin<br />
Auch wenn dem Hausarzt (vgl. Kapitel 4.2.1) mit zunehmendem Alter der Kinder und<br />
Jugendlichen eine größere Bedeutung zukommt, so sind in jüngeren Jahren meist die<br />
niedergelassenen Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin erster Ansprechpartner für<br />
Eltern, die Verhaltensauffälligkeiten ihrer Kinder beobachten. Durch die regelmäßigen<br />
Kindervorsorgeuntersuchungen kennen die Fachärzte in der Regel die Entwicklung der<br />
Kinder und Jugendlichen und verfügen zudem über einen kontinuierlichen Kontakt zu den<br />
Familien. Insofern kommt den Kinder- und Jugendmedizinern eine wichtige<br />
Schlüsselposition zu: Ihnen obliegen die wichtigen Aufgaben der Früherkennung und der<br />
Erstdiagnostik psychischer Erkrankungen, und sie müssen zudem die weiteren<br />
fachärztlichen Hilfeleistungen initiieren und gegebenenfalls koordinieren. Zugleich können<br />
die niedergelassen Kinder- und Jugendärzte eine bedeutende Rolle bei der Wahrnehmung<br />
von familiären Belastungssituationen und Kindeswohlgefährdungen einnehmen und<br />
entsprechende Hilfemaßnahmen vermitteln sowie Interventionen veranlassen.<br />
60