Zweiter Saechsischer Landespsychiatrieplan

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20.03.2014 Aufrufe

Landespsychiatrieplan Grundversorgung • Die Kooperation und Vernetzung mit allen an der Versorgung von psychisch erkrankten Menschen beteiligten Berufsgruppen und Einrichtungen ist zu stärken. • Das Ausbildungscurriculum und Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sollten die Kompetenz der niedergelassenen ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten in der Behandlung von komplexen und schweren, chronisch verlaufenden psychischen Erkrankungen stärken. 4.2.4 Medizinische Versorgungszentren Ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) ist eine fachübergreifende, ärztlich geleitete Einrichtung, in der im Arztregister eingetragene Ärzte als freiberufliche Vertragsärzte oder als Angestellte tätig sind; „fachübergreifend“ heißt, dass mindestens zwei verschiedene Facharztgruppen vertreten sind. Ein MVZ kann von jedem Leistungserbringer gegründet werden, der aufgrund von Ermächtigung, Zulassung oder Vertrag an der medizinischen Versorgung von gesetzlich versicherten Patienten teilnimmt, also nicht nur von Ärzten, sondern zum Beispiel auch von Krankenhäusern oder Apothekern. Die Versorgung der Patienten erfolgt ähnlich der in Gemeinschaftspraxen. Es besteht jedoch kein Anspruch auf Behandlung durch einen bestimmten Arzt, wodurch die Kontinuität der Behandlung nicht immer zu gewährleisten ist. Die Patienten können jedoch von Synergieeffekten der koordinierten interdisziplinären Versorgung profitieren. Im Freistaat Sachsen nimmt die Anzahl der MVZ, in denen mindestens ein psychiatrischer Facharzt tätig ist, seit Schaffung der gesetzlichen Grundlage im Jahr 2004 stetig zu; dabei besteht allerdings ein erheblicher regionaler Unterschied. Ziel • Für Angebote psychiatrischer Versorgungsleistungen in Medizinischen Versorgungszentren gelten die definierten Grundprinzipien; im Fokus zu definierender Zielstellungen steht die Realisierung einer personellen Kontinuität der Behandlung. 4.2.5 Psychiatrische Institutsambulanzen Auf der gesetzlichen Grundlage des § 118 SGB V wurden die psychiatrischen Krankenhäuser und Allgemeinkrankenhäuser mit selbständigen fachärztlich geleiteten psychiatrischen Abteilungen (im Folgenden „psychiatrische Abteilungen“ genannt) vom Gesetzgeber ermächtigt, Institutsambulanzen als Teilbereich der ambulanten psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung zu gründen. Ziel war die Verbesserung der Versorgung von psychisch erkrankten Menschen, die wegen Art, Schwere oder Dauer ihrer Erkrankung der ambulanten Behandlung durch das Krankenhaus bedürfen oder von anderen Versorgungsangeboten nur ungenügend erreicht werden. Die Vermeidung von Krankenhausaufnahmen und die Verkürzung der Dauer stationärer Behandlungen sind wesentlicher Behandlungsauftrag. Für die psychiatrischen Abteilungen wurden durch Neuregelung des Vertrages nach § 118 Abs. 2 SGB V auf Bundesebene die Ein- und Ausschlusskriterien für die Behandlung in psychiatrischen 36

Landespsychiatrieplan Grundversorgung Institutsambulanzen erstmals konkretisiert (Indikationen/Diagnosen, Kriterien für Schwere und Dauer). Psychiatrische Institutsambulanzen erfüllen mit ihrem komplexen Leistungsangebot den multiprofessionellen Handlungsbedarf der ambulanten psychiatrischpsychotherapeutischen Versorgung schwerer und mehrfach kranker Patienten. Dazu gehören, neben der psychiatrisch-psychotherapeutischer Diagnostik und Therapie im engeren Sinne, das Instrumentarium der sozialtherapeutischen einschließlich der nachgehenden Behandlung, ergotherapeutische Angebote und die Psychoedukation unter Einbezug der Angehörigen. Von entscheidender Bedeutung für die Therapie ist die Gewährleistung der Behandlungskontinuität für die Patienten. Die Institutsambulanzen müssen sich in das Versorgungssystem der Region einbinden und mit den niedergelassenen Fachärzten, psychologischen Psychotherapeuten und komplementären Einrichtungen kooperieren. Im Freistaat Sachsen sind inzwischen an allen psychiatrischen Krankenhäusern und psychiatrischen Abteilungen Institutsambulanzen eingerichtet. Im gesetzlich intendierten Sinn haben sie sich als Bindeglied zwischen der haus- und fachärztlichen Behandlung einerseits und der stationären Versorgung andererseits etabliert. Ihr Angebot schließt neben der Behandlung schwerer und komplexer Krankheitsbilder auch die Diagnostik und Therapieplanung bestimmter Erkrankungen ein. Die Versorgungssituation ist allerdings nicht in allen sächsischen Regionen zufriedenstellend und bedarfsorientiert, so dass Menschen aus ländlichen Gebieten mit schweren psychischen Erkrankungen wegen langer Anfahrtszeiten nicht immer ausreichend erreicht werden. Ziele • Das Angebot ist bedarfsgerecht vorzuhalten; die bestehenden Institutsambulanzen sind zu erhalten. Dabei werden die Institutsambulanzen als flankierendes Angebot zu den niedergelassenen fachärztlichen Behandlungsstrukturen vorgehalten und ersetzen diese nicht. • Die Vernetzung von Institutsambulanzen mit den übrigen medizinischen und komplementären Leistungserbringern soll erweitert werden, um die Behandlungskontinuität auch bei einem notwendigen Settingwechsel soweit wie möglich zu gewährleisten. 4.2.6 Sozialpsychiatrische Dienste Ein Sozialpsychiatrischer Dienst (SpDi) ist ein niederschwelliger, d. h. ein allen offenstehender und leicht zugänglicher ambulanter Dienst, der bei Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen zur Verkürzung psychiatrisch-stationärer Behandlungen beitragen, die Nachbehandlung sichern und die Lebensmöglichkeiten außerhalb stationärer Einrichtungen verbessern soll. Die Ausgestaltung ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt. 37

<strong>Landespsychiatrieplan</strong><br />

Grundversorgung<br />

• Die Kooperation und Vernetzung mit allen an der Versorgung von psychisch<br />

erkrankten Menschen beteiligten Berufsgruppen und Einrichtungen ist zu stärken.<br />

• Das Ausbildungscurriculum und Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sollten die<br />

Kompetenz der niedergelassenen ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten<br />

in der Behandlung von komplexen und schweren, chronisch verlaufenden psychischen<br />

Erkrankungen stärken.<br />

4.2.4 Medizinische Versorgungszentren<br />

Ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) ist eine fachübergreifende, ärztlich geleitete<br />

Einrichtung, in der im Arztregister eingetragene Ärzte als freiberufliche Vertragsärzte oder<br />

als Angestellte tätig sind; „fachübergreifend“ heißt, dass mindestens zwei verschiedene<br />

Facharztgruppen vertreten sind. Ein MVZ kann von jedem Leistungserbringer gegründet<br />

werden, der aufgrund von Ermächtigung, Zulassung oder Vertrag an der medizinischen<br />

Versorgung von gesetzlich versicherten Patienten teilnimmt, also nicht nur von Ärzten,<br />

sondern zum Beispiel auch von Krankenhäusern oder Apothekern.<br />

Die Versorgung der Patienten erfolgt ähnlich der in Gemeinschaftspraxen. Es besteht<br />

jedoch kein Anspruch auf Behandlung durch einen bestimmten Arzt, wodurch die<br />

Kontinuität der Behandlung nicht immer zu gewährleisten ist. Die Patienten können jedoch<br />

von Synergieeffekten der koordinierten interdisziplinären Versorgung profitieren.<br />

Im Freistaat Sachsen nimmt die Anzahl der MVZ, in denen mindestens ein psychiatrischer<br />

Facharzt tätig ist, seit Schaffung der gesetzlichen Grundlage im Jahr 2004 stetig zu; dabei<br />

besteht allerdings ein erheblicher regionaler Unterschied.<br />

Ziel<br />

• Für Angebote psychiatrischer Versorgungsleistungen in Medizinischen<br />

Versorgungszentren gelten die definierten Grundprinzipien; im Fokus zu definierender<br />

Zielstellungen steht die Realisierung einer personellen Kontinuität der Behandlung.<br />

4.2.5 Psychiatrische Institutsambulanzen<br />

Auf der gesetzlichen Grundlage des § 118 SGB V wurden die psychiatrischen<br />

Krankenhäuser und Allgemeinkrankenhäuser mit selbständigen fachärztlich geleiteten<br />

psychiatrischen Abteilungen (im Folgenden „psychiatrische Abteilungen“ genannt) vom<br />

Gesetzgeber ermächtigt, Institutsambulanzen als Teilbereich der ambulanten<br />

psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung zu gründen. Ziel war die<br />

Verbesserung der Versorgung von psychisch erkrankten Menschen, die wegen Art,<br />

Schwere oder Dauer ihrer Erkrankung der ambulanten Behandlung durch das<br />

Krankenhaus bedürfen oder von anderen Versorgungsangeboten nur ungenügend erreicht<br />

werden. Die Vermeidung von Krankenhausaufnahmen und die Verkürzung der Dauer<br />

stationärer Behandlungen sind wesentlicher Behandlungsauftrag. Für die psychiatrischen<br />

Abteilungen wurden durch Neuregelung des Vertrages nach § 118 Abs. 2 SGB V auf<br />

Bundesebene die Ein- und Ausschlusskriterien für die Behandlung in psychiatrischen<br />

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