Zweiter Saechsischer Landespsychiatrieplan
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<strong>Landespsychiatrieplan</strong><br />
Förderung und Prävention<br />
Betroffenen in die Entscheidungsfindung und der weiteren Vernetzung der verschiedenen<br />
Anbieter.<br />
Vor diesem Hintergrund bleibt die Prävention psychischer Störungen weiterhin im Fokus<br />
der Gesundheits- und Sozialpolitik. Im Vordergrund stehen die Etablierung und Förderung<br />
einer offenen Diskussionskultur und die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen, die<br />
aktiv vorangetrieben wird. In Ergänzung zu diesen gesellschaftskulturellen<br />
Rahmenbedingungen sind verstärkt Strukturen der Kooperation, der Vernetzung und<br />
Information anzustreben. Dies betrifft besonders die Vernetzung im Bereich der kinder- und<br />
jugendärztlichen sowie hausärztlichen Versorgung mit den Strukturen der gemeindenahen<br />
psychiatrischen Versorgung, gilt im Bereich der Tertiärprävention aber auch für den<br />
Behandlungs- und Rehabilitationsprozess. Die Weiterbildung und -qualifikation aller<br />
professionellen Bezugspersonen von Betroffenen in der Früherkennung psychischer<br />
Störung und der adäquaten Zuweisung der Betroffenen zu den Versorgungsangeboten ist<br />
anzustreben. Initiativen zur Etablierung von Forschungs- und Modellprojekten zur<br />
Entwicklung, Erprobung und Evaluation präventiver Maßnahmen und deren Umsetzung in<br />
die Versorgung werden begrüßt und soweit möglich unterstützt.<br />
3.3 Suizidprävention<br />
Auch wenn sich die Suizidziffern in den letzten ca. 20 Jahren ungefähr halbiert haben, so<br />
kommt der Suizidprävention doch weiterhin ein besonderer Stellenwert zu. In Deutschland<br />
ist die Zahl der Menschen, die durch Suizid versterben, höher als die Zahl der Verkehrsund<br />
Drogentoten und der Verbrechensopfer zusammen; in Sachsen sind die Suizidziffern<br />
dabei traditionell am höchsten.<br />
Suizidprävention gestaltet sich deshalb schwierig, weil sich immer noch 70 bis 80 % der<br />
Suizide ereignen, ohne dass vorher institutionelle Kontakte stattgefunden haben, obwohl<br />
heute davon auszugehen ist, dass in mehr als 90 % relevante psychische Erkrankungen<br />
beteiligt sind. Suizidversuche, ca. zehnmal häufiger als Suizide, sind Anlass zum Einstieg<br />
für Tertiärprävention, um erneute Suizidversuche bzw. vollendete Suizide zu verhindern.<br />
Auf der Grundlage multimodaler Modelle für Suizidalität sind psychotherapeutische,<br />
klinisch-psychiatrische, soziale und allgemeingesellschaftliche Hilfen einzusetzen.<br />
Sekundärprävention wird niederschwellig als Krisenintervention wirksam, während<br />
Primärprävention in den Bereich Förderung der psychischen Gesundheit fällt, wozu auch<br />
Hilfen für betroffene Angehörige von Suizidenten zählen.<br />
Obwohl im Freistaat Sachsen sekundär- und tertiärprophylaktische Angebote wesentlich<br />
verbessert wurden - Selbsthilfeinitiativen, Telefonseelsorge, Telefon des Vertrauens,<br />
Notfallseelsorge, Krisendienste, ambulante Psychotherapie und psychiatrische Praxen,<br />
regionale Bündnisse gegen Depression, Sozialpsychiatrische Dienste, Kliniken für<br />
Psychiatrie und Psychotherapie - und Maßnahmen des "Nationalen Suizid-<br />
Präventionsprogramms Deutschland", eine Initiative der "Deutschen Gesellschaft für<br />
Suizidprävention - Hilfe in Lebenskrisen e. V.", zur Anwendung kommen, gilt es, die<br />
Fokussierung zur Identifizierung von Suizidalität und die Vernetzung der Angebote weiter<br />
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