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tu - Technik im Unterricht Messschieber selbst hergestellt (Vorschau)

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E 3915<br />

151<br />

Neckar-Verlag 1. Quartal 2014<br />

ZEITSCHRIFT FÜR TECHNIK IM UNTERRICHT<br />

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Impressum<br />

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Zeitschrift für<br />

<strong>Technik</strong> <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong><br />

– 39. Jahrgang –<br />

<strong>tu</strong>: „<strong>Technik</strong> <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong>“ erscheint vierteljährlich.<br />

Sam mel anschrift für Verlag, Anzeigen und Redak tion: Neckar-<br />

Verlag GmbH, Klosterring 1, 78050 Villingen-Schwenningen,<br />

oder Post fach 1820, 78008 Villingen-Schwen ningen,<br />

Telefon (07721) 8987-0, Telefax (07721) 8987-50; E-Mail:<br />

service@neckar-verlag.de, Internet: http://www.neckar-verlag.de<br />

Herausgegeben vom Neckar-Verlag GmbH in Zusammen ar beit<br />

mit Burkhard Sachs; begründet in Zusammenarbeit mit August<br />

Steidle, 73557 Mutlangen<br />

Verantwortlich für die Auswahl und Bearbei<strong>tu</strong>ng der Ma nu -<br />

s kripte: Burkhard Sachs, Lichtenbergstr. 18, 79114 Freiburg <strong>im</strong><br />

Breisgau; Tel. (0761) 83759, Fax (0761) 8975283,<br />

E-Mail: sachs@ph-freiburg.de<br />

Layout / Herstellung: Dietmar Schenk, Tel. (07721) 8987-22,<br />

E-Mail: schenk@neckar-verlag.de<br />

Titelbildgestal<strong>tu</strong>ng: Silvia Binninger, www.designxbinninger.de<br />

Anzeigen: Rita Riedmüller, Telefon (07721) 8987-44, <br />

E-Mail: werbung@neckar-verlag.de<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 5 vom 01.01.2002<br />

Marketing: Rita Riedmüller, Telefon (07721) 8987-44,<br />

E-Mail: werbung@neckar-verlag.de<br />

Druck: Baur-Offset, 78056 Villingen-Schwenningen<br />

Einzelheft 6,80 € zuzüglich Versandkosten; Jahresabonnement<br />

24,00 € zuzüglich Versandkosten; Abbestellung 8 Wochen vor<br />

Jahresende schriftlich<br />

Honorierte Arbeiten gehen in das uneingeschränkte Ver fü gungs -<br />

recht des Verlages über. Nachdruck und gewerbliche Verwer<strong>tu</strong>ng<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Dies gilt<br />

auch für die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme<br />

in elektronische Datenbanken und Mailboxen sowie für<br />

Vervielfältigungen auf elektronischen Datenträgern.<br />

Letzter Annahmetag für An zeigen und Redaktionsschluss ist<br />

der 10. <strong>im</strong> ersten Monat des Quartals.<br />

Mitarbeiter dieses Heftes<br />

Martin Binder, E-Mail: binderm@ph-weingarten.de<br />

Wilhelm Dold, E-Mail: wdold1@t-online.de<br />

Hans-Jürgen Fockel –<br />

E-Mail: HansJuergen.Fockel@lanos.de<br />

PD Dr. Gabriele Graube, TU Braunschweig,<br />

E-Mail: g.graube@<strong>tu</strong>-bs.de<br />

Harald Hölz, Schorndorf, E-Mail: haraldhoelz@arcor.de<br />

Ingelore Mammes, Prof. für Schulforschung mit<br />

Schwerpunkt Technische Bildung,<br />

Universität Duisburg-Essen,<br />

E-Mail: Ingelore.mammes@uni-due.de<br />

Ravensberger Erfinderwerkstatt.<br />

Kontakt über Kirsten Biedermann,<br />

E-Mail: kirsten.biedermann@uni-bielefeld.de<br />

Prof. Dr. Winfried Schmayl,<br />

E-Mail: schmayl@ph-karlsruhe.de<br />

Jari Tlatlik, E-Mail: Ja.Tlatlik@gmx.de<br />

Lars Wortmeier, E-Mail: Lars.Wortmeier@gmx.de<br />

Titelseite: Abbildungen aus den Beiträgen von<br />

M. Binder, W. Dold und D. Fockel et al<br />

<strong>tu</strong>: Fachdidaktik<br />

<strong>tu</strong>: Inhalt<br />

Inhalt<br />

Ingelore Mammes<br />

Zum Einfluss früher technischer Bildung<br />

auf die Identitätsentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Gabriele Graube<br />

Spielen, Lernen und <strong>Technik</strong> –<br />

Das Konstruktionsspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

<strong>tu</strong>: Fachdidaktik / <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Martin Binder<br />

Warentest: Schüler testen Laubsäge . . . . . . . . . . . . 17<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Wilhelm Dold<br />

<strong>Messschieber</strong> – <strong>selbst</strong> <strong>hergestellt</strong> . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Dominik Fockel, Jari tLAtlik,<br />

Lars Wortmeier, Kirsten Biedermann<br />

Opt<strong>im</strong>ierte Fahrs<strong>tu</strong>hlsteuerung mit der<br />

Kleinsteuerung „Nanoline“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

<strong>tu</strong>: Veranstal<strong>tu</strong>ngen / Tagungen<br />

Ankündigung der<br />

DGTB-Jahrestagung 2014 zum Thema<br />

Technische Bildung und MINT –<br />

Chance oder Risiko? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

<strong>tu</strong>: Werkstoffe<br />

Harald Hölz<br />

Verbundwerkstoffe – Teil 1 –<br />

Grundlagen und Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

www.neckar-verlag.de<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

3


<strong>tu</strong><br />

Das Eßbesteck – ein Schnittbereich von <strong>Technik</strong> und Kunst<br />

Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände<br />

wurden seit jeher nicht nur auf ihren<br />

Verwendungszweck hin gestaltet.<br />

Sie sollten <strong>im</strong>mer auch gefällig sein<br />

und durch eine elegante Form, eine<br />

ansprechende Farbgebung oder auch<br />

durch Verzierungen dem menschlichen<br />

Schönheitssinn entgegenkommen.<br />

Zwischen <strong>Technik</strong> und Kunst gibt<br />

es insofern eine genuine Verwandtschaft,<br />

als beide Ausdruck gestalterischen<br />

Könnens sind, wobei dieses<br />

Können jeweils anders gerichtet ist.<br />

Be<strong>im</strong> Eßbesteck, wie es sich in Europa<br />

seit Beginn der Neuzeit entwickelt<br />

hat, ist die Verbindung von <strong>Technik</strong> und<br />

Kunst augenfällig.<br />

Bevor die drei Hauptbestandteile eines<br />

Bestecks aufeinander abgest<strong>im</strong>mt<br />

und zu einem „Werkzeugensemble“<br />

für kultiviertes Essen vereint wurden,<br />

haben sie lange ein getrenntes Dasein<br />

geführt: Das Messer war allgemeines<br />

Schneidwerkzeug und diente bloß nebenher<br />

als Eßwerkzeug. Gabeln gab<br />

es anfangs nur als langstielige Gebilde,<br />

um gekochtes Fleisch aus dem<br />

Kessel zu heben. Lediglich der Löffel<br />

war angestammtes Eßgerät zum Verzehr<br />

von Brei und Suppe. Alles andere<br />

wurde mit der Hand gegessen.<br />

In die Gestal<strong>tu</strong>ng eines Eßbestecks<br />

spielen technische und künstlerische<br />

Momente hinein. Als Gebrauchsobjekt<br />

muß es zweckdienlich sein. Deshalb<br />

ist die technische Funktionalität<br />

unbedingt zu erfüllende Anforderung.<br />

Eine gute ästhetische Gestal<strong>tu</strong>ng<br />

vervollständigt seinen Wert. Entsprechend<br />

dieser Rangfolge war das Eßbesteck<br />

gegen Ende des 18. Jhs. zu<br />

einer Grundform gereift, die bis heute<br />

Bestand hat. Dazu gehören die abgerundete<br />

Klinge des Messers, die langgestreckte<br />

ovale Laffe des Löffels, die<br />

drei- bis vierzinkige Gabel mit Schiff<br />

und die abgeflachten Stiele bei Löffel<br />

und Gabel.<br />

Die vor 200 Jahren erreichte Grundform<br />

läßt ausreichend Spielraum, um<br />

<strong>im</strong> Strom der Geschichte dem herrschenden<br />

Zeitgeschmack angepaßt zu<br />

werden. So haben die einzelnen Epochen<br />

Bestecke nach ihren Kunststilen<br />

hervorgebracht, wie die Bei spiele zeigen:<br />

Die beiden Messer links mit den bauchigen<br />

Klingen stammen noch aus<br />

der Zeit vor der Entwicklung zum Eßbesteck<br />

(13.–15. Jh.). Auch sie lassen<br />

das Bemühen um harmonische Proportionen<br />

erkennen und besitzen ein<br />

sparsames Dekor. Das Besteck in der<br />

Mitte zeigt typische Stilelemente des<br />

Rokoko (um 1750). Die Griffe bestehen<br />

aus dem damals neuen und kostbaren<br />

Porzellan. Sie sind mit Blütenmustern<br />

bemalt und werden durch eine mit Rocaillen<br />

verzierte Haube abgeschlossen.<br />

Rechts ist ein Jugendstilbesteck<br />

abgebildet (um 1900). Es ist zurückhaltend<br />

mit einem Strahlenmuster und<br />

einer stilisierten Girlande verziert.<br />

Litera<strong>tu</strong>r: Benke, Gertrud: Alte Bestecke.<br />

München 1978<br />

Bildquelle: Marquardt, Klaus: Europäisches<br />

Eßbesteck aus acht Jahrhunderten.<br />

S<strong>tu</strong>ttgart 1997 (S. 22, 137, 183)<br />

Winfried Schmayl<br />

4<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Frühe Technische Bildung<br />

Zum Einfluss früher<br />

technischer Bildung auf die<br />

Identitätsentwicklung<br />

Von Ingelore Mammes<br />

Zur Notwendigkeit<br />

technischer Bildung<br />

Die zunehmende Technisierung der Lebenswelt<br />

erfordert für ihre Bewältigung<br />

nicht nur die Qualifizierung von Nachwuchs<br />

durch berufliche Fachbildung,<br />

sondern auch eine technische Bildung<br />

für alle zur Entwicklung einer technikmündigen<br />

Gesellschaft (vgl. VDI<br />

2012, S. 2; Mammes & Tuncsoy 2013).<br />

Denn mangelnde <strong>Technik</strong>sozialisation<br />

kann nicht nur zu einem „technischen<br />

Analphabetismus“ (Sachs 1987, S. 9)<br />

führen und so die verantwor<strong>tu</strong>ngsvolle<br />

Teilhabe am gesellschaftlichen Leben<br />

erschweren, sondern beeinflusst darüber<br />

hinaus auch die Identitätsentwicklung<br />

(vgl. Mammes 2011; 2013).<br />

Denn <strong>im</strong> handelnden Umgang mit<br />

<strong>Technik</strong> entwickelt der Mensch grundlegende<br />

Einstellungen zur <strong>Technik</strong> und<br />

Überzeugungen seiner eigenen Wirksamkeit,<br />

die ein enttäuschungsfestes<br />

Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten<br />

ausbilden können (Baumert & Geiser<br />

1996; Angele 1976). Mangelnde Erfahrungen<br />

können dagegen die Vorstellung<br />

entwickeln, geringe Fähigkeiten<br />

und unpassende Eigenschaften <strong>im</strong><br />

Umgang mit <strong>Technik</strong> zu besitzen. Folglich<br />

werden Auseinandersetzungen<br />

mit <strong>Technik</strong> vermieden und schließen<br />

so vielfältige Lebensperspektiven, wie<br />

z. B. die Wahlmöglichkeiten technisch<br />

geprägter S<strong>tu</strong>diengänge und Berufe,<br />

aus (vgl. acatech & VDI 2009; Mammes<br />

2001).<br />

Ak<strong>tu</strong>elle<br />

<strong>Technik</strong>sozialisation<br />

Wenn die Ausbildung solcher Kognitionen<br />

über <strong>Technik</strong> davon abhängt, inwieweit<br />

<strong>Technik</strong> Gegenstand unserer<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

Lebenswelt ist, muss eine „<strong>Technik</strong>sozialisation“<br />

(acatech & VDI 2009, S.<br />

25) den Menschen von früher Kindheit,<br />

über die Jugend bis hin zu einer möglichen<br />

Berufsorientierung durch den<br />

Umgang mit <strong>Technik</strong> mit ihr vertraut<br />

machen.<br />

Die außerschulische <strong>Technik</strong>sozialisation<br />

hat sich unlängst durch Computerisierung<br />

verändert. Dabei gehen<br />

Einblicke in technische Artefakte und<br />

Prozesse sowie traditionelle Spielmöglichkeiten<br />

weitgehend verloren<br />

(vgl. acatech & VDI 2009; Ziefle & Jacob<br />

o.J.). Technische Artefakte sind<br />

heute zwar in umfassenderer Weise<br />

<strong>im</strong> Beruf und Alltag allgegenwärtig,<br />

jedoch bleiben ihre Funktionsweisen<br />

meist verborgen. Verschweißte Plastikgehäuse,<br />

modularisierte Bauweisen,<br />

ebenso wie elektrische Bauteile<br />

erschweren das Einsehen. Ein Nachvollziehen<br />

ihrer Wirkzusammenhänge<br />

ist daher kaum mehr möglich (vgl. Tully<br />

2003). Die Herstellung von Produkten<br />

ist durch die Komplexität weitgehend<br />

automatisierter Produktionsprozesse<br />

nicht mehr einseh- und damit nachvollziehbar.<br />

Durch diese Reduzierung der<br />

Wahrnehmung kann ein Bild der Realität<br />

entstehen, welches ein Überangebot<br />

günstig zu erstehender Produkte<br />

zeichnet, ohne die Entstehungsbedingungen<br />

und die damit verbundenen<br />

<strong>Technik</strong>folgen abschätzen zu können<br />

(vgl. Mammes 1997). Auch Spielzeuge<br />

haben sich dieser Entwicklung angepasst.<br />

Ein aktiv-handelnder Umgang<br />

mit <strong>Technik</strong> durch eigene Konstruktion<br />

von Maschinen und Vorrich<strong>tu</strong>ngen<br />

mit Hilfe von Konstruktionsbaukästen<br />

erfolgt in Kinderz<strong>im</strong>mern nur noch<br />

selten. Dagegen halten dort moderne<br />

Kommunikationsmedien wie Computerspiele<br />

und Computeranwendungen<br />

Einzug und prägen einen eher durch<br />

<strong>tu</strong>: Fachdidaktik<br />

S<strong>im</strong>ulationen gekennzeichneten Umgang<br />

(acatech & VDI 2009; Renn &<br />

Pfennig 2010; Ziefle & Jacob o. J.).<br />

Eltern sprechen sich daher für eine<br />

bewusste Auseinandersetzung mit<br />

<strong>Technik</strong> aus (Bertram 2012). Diese<br />

„<strong>Technik</strong>erziehung“ (Ziefle & Jacob<br />

o. J., S. 74) umfasst alle Formen des<br />

beabsichtigten, planvollen Einwirkens<br />

auf die Persönlichkeit des Kindes und<br />

verfolgt das Ziel, Kindern Wissen und<br />

Fähigkeiten für die Entwicklung und<br />

Anwendung von <strong>Technik</strong> wie auch Interesse<br />

an <strong>Technik</strong> zu vermitteln. Viele<br />

Eltern stoßen aufgrund ihrer oft geringen<br />

eigenen technischen Fähig- und<br />

Fertigkeiten ebenso wie Kenntnissen<br />

über <strong>Technik</strong> in solchen Erziehungsprozessen<br />

an ihre Grenzen. Daher<br />

bleibt es zumeist be<strong>im</strong> gemeinsamen<br />

Aufbauen und Installieren technischer<br />

Geräte sowie der gemeinsamen Nutzung<br />

von <strong>Technik</strong> (Ziefle & Jacob o. J.).<br />

Heutige Erfahrungen <strong>im</strong> Umgang mit<br />

<strong>Technik</strong> scheinen also eher passivkonsumtiver<br />

Art und sind seltener<br />

aktiv-handelnd (acatech & VDI 2009).<br />

Sie beeinflussen menschliche Kognitionen,<br />

die die Identitätsentwicklung des<br />

Individuums und seine Gegenstandsauseinandersetzungen<br />

mitbest<strong>im</strong>men.<br />

Selbstbezogene<br />

Kognitionen und<br />

technische Bildung<br />

Diese menschlichen Kognitionen werden<br />

<strong>im</strong> Folgenden als Selbstkonzept<br />

bezeichnet. Es beeinflusst das Handeln<br />

<strong>im</strong> Umgang mit <strong>Technik</strong> und ist ein<br />

entscheidender Faktor für die Berufswahl<br />

und der erfolgreichen Berufsausübung<br />

(vgl. Moschner & Dickhäuser<br />

2006; Martschinke 2005; Janneck et<br />

al. 2012; Mummendey 1995).<br />

Begriff<br />

In der Litera<strong>tu</strong>r werden für den Selbstkonzeptbegriff<br />

synonym Begriffe wie<br />

Selbstbild, Selbstmodell, Selbst-Schema,<br />

Selbst-Theorie, Selbstwahrnehmung,<br />

Selbstvertrauen usw. verwendet<br />

(Moschner & Dickhäuser 2006). Einige<br />

Autoren trennen dabei zwischen<br />

5


<strong>tu</strong>: Fachdidaktik<br />

Frühe Technische Bildung<br />

Selbstbeschreibung (deklaratives<br />

Konzept) und Selbstbewer<strong>tu</strong>ng (affektiv-evaluatives<br />

Konzept) (Pior 1998).<br />

Allen Ansätzen ist gemeinsam, dass<br />

sie Selbstkonzepte als vielfältig struk<strong>tu</strong>rierte<br />

kognitive Systeme auffassen,<br />

die erheblich an der Steuerung des<br />

Handelns beteiligt sind (Mummendey<br />

1995). Da aber davon auszugehen ist,<br />

dass best<strong>im</strong>mte Vorstellungen über<br />

sich <strong>selbst</strong> best<strong>im</strong>mte Wer<strong>tu</strong>ngen nach<br />

sich ziehen, soll unter Selbstkonzept<br />

nachfolgend das Denken einer Person<br />

über sich <strong>selbst</strong>, über ihre Fähig- und<br />

Fertigkeiten sowie Eigenschaften und<br />

Merkmale und auch wie sie diese bewertet<br />

verstanden werden (Hellmich &<br />

Günther 2011; Laskowski 2000).<br />

Menschen mit einem positiven Selbstkonzept<br />

werden Vorhaben zielgerichteter<br />

angehen, weil Versagensängste<br />

bei ihnen eine untergeordnete Rolle<br />

spielen, während Menschen mit einem<br />

negativem Selbstkonzept sich von vorneherein<br />

nicht viel zutrauen.<br />

Be<strong>im</strong> Selbstkonzept handelt es sich<br />

um eine multid<strong>im</strong>ensionale Gedächtnisstruk<strong>tu</strong>r,<br />

deren Annahmen über<br />

z. B. best<strong>im</strong>mte Fähigkeiten sich aus<br />

der Auseinandersetzung mit der Umwelt<br />

generieren (Hellmich & Günther<br />

2011). Shavelson et al. (1976) entwickelten<br />

ein Modell, gemäß dem sich<br />

das Selbstkonzept als mehrd<strong>im</strong>ensionales,<br />

hierarchisch gegliedertes<br />

Konstrukt mit Teilkonzepten abbilden<br />

lässt. Dabei werden Resultate aus<br />

spezifischen Handlungs- und Verfahrensweisen<br />

vom Individuum erkannt,<br />

gedeutet und entsprechend in einem<br />

spezifischen Teil<strong>selbst</strong>konzept verarbeitet.<br />

Eine Generalisierung kann dann<br />

über die Entwicklung entsprechender<br />

Teilkonzepte erfolgen. Teilkonzepte<br />

können aber auch bereichsspezifisch<br />

unterschiedlich (positiv, neutral, negativ)<br />

geprägt sein (Laskowski 2000).<br />

Shavelson et al. (1976) unterscheiden<br />

ein akademisches Selbstkonzept von<br />

einem sozialen, emotionalen und körperlichen.<br />

Der Begriff des akademischen Selbstkonzepts<br />

wird nicht selten mit dem<br />

schulischen Selbstkonzept gleichgesetzt.<br />

Shavelson et al. (1976) verstehen<br />

darunter Schul- und Bildungsbereiche<br />

wie z. B. Englisch, Geschichte<br />

und Mathematik (vgl. Mummendey<br />

1989). Damit beschränken sie erworbene<br />

Kognitionen nicht auf insti<strong>tu</strong>tionalisierte<br />

Erfahrungsräume, sondern<br />

schließen außerschulische Lebenswelt<br />

mit ein. Das schulische Selbstkonzept<br />

fokussiert dagegen die durch<br />

schulische Auseinandersetzungen<br />

erworbenen Fertigkeiten und Einstellungen.<br />

Mathematisches, sprachliches<br />

und na<strong>tu</strong>rwissenschaftliches Selbstkonzept<br />

sind dann Teilkonzepte, die<br />

sich damit <strong>im</strong> Wesentlichen auf die<br />

einzelnen <strong>Unterricht</strong>sfächer beziehen<br />

(Hellmich 2010). Dabei existieren<br />

das generelle mathematische und<br />

generelle sprachliche Selbstkonzept<br />

weitgehend nebeneinander (keine<br />

Korrelationen), obwohl Leis<strong>tu</strong>ngen <strong>im</strong><br />

Mathematischen und Sprachlichen<br />

durchaus positiv korrelieren, ebenso<br />

wie Leis<strong>tu</strong>ngen und Selbstkonzepte in<br />

einem <strong>Unterricht</strong>sfach (Lüdtke et al.<br />

2002; Helmke 1992). Helmke (1997)<br />

konstatiert, dass sich bereits gegen<br />

Mitte der zweiten Klassens<strong>tu</strong>fe Korrelationen<br />

zwischen Selbstkonzepten<br />

und Schulleis<strong>tu</strong>ngen finden lassen,<br />

die in der vierten Klassens<strong>tu</strong>fe noch<br />

einmal ansteigen.<br />

Das „technische Selbstkonzept“ (acatech<br />

& VDI 2009, S. 45; vgl. Baumert<br />

& Geiser 1996) wird <strong>im</strong> Folgenden als<br />

Bildungsbereich dem akademischen<br />

Selbstkonzept zugeordnet. Denn es ist<br />

davon auszugehen, dass sich in einer<br />

technisch geprägten Lebenswelt, <strong>im</strong><br />

Umgang mit <strong>Technik</strong> ein akademisches<br />

Teilkonzept als Bildungsbereich entwickelt,<br />

welches Kognitionen über<br />

die eigenen Fähig- und Fertigkeiten<br />

<strong>im</strong> Bereich <strong>Technik</strong> repräsentiert, die<br />

das Handeln einer Person beeinflussen.<br />

Dabei ist vor dem Hintergrund<br />

der Befundlage anderer Teilkonzepte<br />

zu vermuten, dass die Ausprägung<br />

dieses Teilkonzepts mit Leis<strong>tu</strong>ngen <strong>im</strong><br />

Bereich <strong>Technik</strong> korreliert. Ob diese<br />

Leis<strong>tu</strong>ngen mit Leis<strong>tu</strong>ngen in anderen<br />

Bereichen korrelieren, ist zu klären.<br />

Außerdem ist anzunehmen, dass sich<br />

ein solches durch außerschulische<br />

<strong>Technik</strong>sozialisation entwickeltes Teilkonzept<br />

durch schulische Bildung beeinflussen<br />

lässt. So könnte beispielsweise<br />

ein überhöhtes technisches<br />

Selbstkonzept durch Auseinandersetzung<br />

mit dem Gegenstand <strong>Technik</strong> und<br />

entsprechender Rückmeldung einer<br />

realistischeren Einschätzung der eigenen<br />

Fähig- und Fertigkeiten weichen.<br />

Durch das Erleben von Selbstwirksamkeit<br />

<strong>im</strong> Umgang mit <strong>Technik</strong> kann<br />

Generelles<br />

Selbstkonzept<br />

Akademisches<br />

Selbstkonzept<br />

Soziales<br />

Selbstkonzept<br />

Emotionales<br />

Selbstkonzept<br />

Körperliches<br />

Selbstkonzept<br />

Englisch Geschichte Mathematik Biologie Freunde Andere Gefühle Fitness Aussehen<br />

Abbildung 1: Hierarchisches Selbstkonzeptmodell in Anlehnung an Shavelson et al. (1976)<br />

6 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Frühe Technische Bildung<br />

<strong>tu</strong>: Fachdidaktik<br />

dagegen ein niedriges technisches<br />

Selbstkonzept entsprechend positiv<br />

entwickelt werden.<br />

Wirkung<br />

Was das Kind über sich denkt, beeinflusst<br />

sein Verhalten in unterschiedlichen<br />

Si<strong>tu</strong>ationen und steuert dadurch<br />

auch seine Entwicklung. Selbstkonzepte<br />

können dabei potentiell in allen<br />

Phasen eines Handlungsprozesses<br />

bedeutsam werden. Die Initiierung von<br />

Verhalten wird auch gelenkt von der<br />

Erwar<strong>tu</strong>ng der eigenen Wirksamkeit.<br />

In schulischen Kontexten bevorzugen<br />

Schüler/-innen mit geringer Selbstwirksamkeitserwar<strong>tu</strong>ng<br />

als Teilaspekt<br />

des Selbstkonzepts z. B. leichtere<br />

Aufgaben und zeigen bei schwierigen<br />

Problemen eine geringere Anstrengungsbereitschaft<br />

und eine niedrigere<br />

Persistenz als Schüler/-innen mit einer<br />

höheren Selbstwirksamkeitserwar<strong>tu</strong>ng<br />

(Moschner & Dickhäuser 2006). Aufgrund<br />

bereichsspezifischer Facetten<br />

des Selbstkonzepts scheinen sich dadurch<br />

Verhaltensvorhersagen ableiten<br />

zu lassen (Meyer 1984).<br />

Der Zusammenhang zwischen Selbstkonzept<br />

und Leis<strong>tu</strong>ng ist gegeben<br />

(Helmke 1997). Dabei ist die kausale<br />

Wirkrich<strong>tu</strong>ng jedoch unklar. Der skilldevelopment-Ansatz<br />

geht davon aus,<br />

dass die erbrachten Leis<strong>tu</strong>ngen das<br />

Selbstkonzept beeinflussen, während<br />

der self-enhancement-Ansatz davon<br />

ausgeht, dass das Selbstkonzept die<br />

Leis<strong>tu</strong>ng beeinflusst. Für beide Ansätze<br />

konnten <strong>im</strong> Grundschulalter Belege<br />

erbracht werden (Hellmich 2010).<br />

Lern- und Leis<strong>tu</strong>ngsmotivation wird<br />

ebenfalls vom Selbstkonzept beeinflusst<br />

(Hellmich 2010). So sind Kinder<br />

mit einem sehr positiven bereichsspezifischen<br />

Selbstkonzept motivierter,<br />

in die Auseinandersetzung mit einem<br />

bereichsspezifischen Gegenstand zu<br />

treten als solche, die ihre Fähig- und<br />

Fertigkeiten nicht so positiv einschätzen.<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

Um ein positives technisches Selbstkonzept<br />

zu entwickeln, welches die<br />

Leis<strong>tu</strong>ngsbereitschaft und die Motivation<br />

zur Auseinandersetzung mit technischen<br />

Problemen erhöht, scheinen<br />

vor dem Hintergrund ak<strong>tu</strong>eller <strong>Technik</strong>sozialisation<br />

schulische Interventionsmaßnahmen<br />

in Form von <strong>Technik</strong>unterricht<br />

sinnvoll.<br />

Genese<br />

Die Entwicklung des Selbstkonzepts<br />

setzt eine realistische Selbstwahrnehmung<br />

voraus (Müller 2002). Dabei sind<br />

Kinder ab dem dritten Lebensjahr in<br />

der Lage, den Begriff des Selbst korrekt<br />

zu verwenden, und haben schon<br />

früh physische Konzepte (Größe, Geschlecht,<br />

Alter, Aussehen). Bereits <strong>im</strong><br />

Vorschulalter benennen sie Merkmale<br />

und Eigenschaften, die sie sich <strong>selbst</strong><br />

zuschreiben. Diese Zuschreibungen<br />

sind jedoch noch nicht umfassend und<br />

wenig detailliert. Etwa mit acht Jahren<br />

werden sich Kinder vermehrt ihrer geistigen<br />

Fähigkeiten bewusst. „Anders<br />

sein“ zeigt sich nun nicht mehr nur<br />

in physischen Konzepten, sondern<br />

auch <strong>im</strong> Fühlen und Denken. Nach<br />

Müller (2002) verfügen Kinder <strong>im</strong> Alter<br />

zwischen sechs und zehn Jahren<br />

bereits über ein Konzept der individuellen<br />

Fähigkeiten und Begabungen.<br />

Dabei ist aber die Bewer<strong>tu</strong>ng eigener<br />

Leis<strong>tu</strong>ngen und Fertigkeiten zu Beginn<br />

der Grundschulzeit hoch, sodass Kinder<br />

sich stark überschätzen. Erst <strong>im</strong><br />

weiteren Verlauf des Anfangsunterrichts<br />

wird diese Überzeugung korrigiert<br />

und weicht einer realistischen,<br />

recht stabilen Selbsteinschätzung<br />

(Helmke 1998). „Diese Entwicklungss<strong>tu</strong>fen<br />

des Selbstkonzepts bilden die<br />

Basis für den Prozess der Identitätsentwicklung<br />

während der Pubertät und<br />

Adoleszenz“ (Müller 2002, S. 51).<br />

Die Genese des Selbstkonzepts vollzieht<br />

sich nicht aus eigenem Antrieb,<br />

sondern wird entscheidend von zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen<br />

geprägt. Dabei werden die eigenen<br />

Fähigkeiten nun mit denen anderer<br />

Kinder verglichen und auch Informationen<br />

über Zuschreibungen von Personen<br />

<strong>im</strong> sozialen Umfeld aufgenommen<br />

(Müller 2002; Pior 1998; Hellmich<br />

2010). Das sich entwickelnde Selbstkonzept<br />

beeinflusst auch die weitere<br />

Informationsaufnahme und das Verhalten.<br />

So werden Informationen nicht<br />

selten so interpretiert, dass sie zum<br />

bereits bestehenden Selbstkonzept<br />

passen „[...] unabhängig davon ob es<br />

positiv oder negativ ist“ (Müller 2002,<br />

S. 53). Individuen neigen dazu, sich<br />

in Übereinst<strong>im</strong>mung mit ihrem Selbstkonzept<br />

zu verhalten und sich dadurch<br />

eine Erfahrungswelt zu schaffen, in der<br />

das bestehende Selbstkonzept <strong>im</strong>mer<br />

wieder bestätigt wird (Moschner 1998).<br />

Mangelnde <strong>Technik</strong>sozialisation in der<br />

frühen Kindheit kann demnach dazu<br />

beitragen, ein negatives Selbstkonzept<br />

<strong>im</strong> Zusammenhang mit technischen<br />

Auseinandersetzungen aufzubauen.<br />

Entsprechend der Aufrechterhal<strong>tu</strong>ng<br />

des sich entwickelnden Selbstkonzepts<br />

werden dann nachfolgend Auseinandersetzungen<br />

mit <strong>Technik</strong> vermieden<br />

oder verlaufen negativ. Solche<br />

Erfahrungen schlagen sich nicht selten<br />

in einem geringen Selbstvertrauen<br />

und einer negativen Bewer<strong>tu</strong>ng der<br />

eigenen technischen Kompetenz nieder.<br />

Furcht vor Misserfolgen und Leis<strong>tu</strong>ngsversagen<br />

können dann eine Abwärtsspirale<br />

in Gang setzen, in der die<br />

Kompetenzeinschätzung „mangelnde<br />

Fähigkeiten“ den Blick auf <strong>Technik</strong><br />

verstellt (Ziefle & Jakobs o. J., S. 18).<br />

Schule und Entwicklung<br />

eines technischen<br />

Selbstkonzepts<br />

Schule hat die Aufgabe, die Persönlichkeit<br />

von Kindern auch durch die<br />

Entwicklung überdauernder Fähigkeiten,<br />

Wissensbestände und Verhaltensdispositionen<br />

aufzubauen (Pekrun<br />

& Helmke 1991). Dabei muss sie<br />

mangelnde Erfahrungsräume ausgleichen<br />

und ggf. Möglichkeiten zur<br />

Auseinandersetzung schaffen (vgl.<br />

Mammes 2001). Neben der pr<strong>im</strong>ären<br />

technischen Sozialisation vor allem <strong>im</strong><br />

Elternhaus können dann auch schulische<br />

Rahmenbedingungen die <strong>Technik</strong>sozialisation<br />

beeinflussen. Auch<br />

Kinder und Eltern sehen hier Entwicklungschancen:<br />

Danach befragt,<br />

wer für die <strong>Technik</strong>erziehung verantwortlich<br />

ist, nennen bereits 12-Jährige<br />

wie auch ihre Eltern am häufigsten die<br />

Insti<strong>tu</strong>tion Schule. Doch nur in wenigen<br />

Schulen gibt es einen Schwerpunkt<br />

„<strong>Technik</strong>bildung“ oder ein Fach<br />

„<strong>Technik</strong>“. Oft ist es der Eigenverantwor<strong>tu</strong>ng<br />

einzelner Lehrkräfte überlassen,<br />

technische Bildung anzubieten<br />

7


<strong>tu</strong>: Fachdidaktik<br />

Frühe Technische Bildung<br />

(Ziefle & Jacob o. J.). Dies gilt besonders<br />

für eine intensive Entwicklungsphase<br />

des Selbstkonzepts: Während<br />

der Grundschulzeit finden technische<br />

Sozialisationsprozesse wenig schulische<br />

Unterstützung. Technische Inhalte<br />

sind zwar inzwischen in nahezu<br />

allen Pr<strong>im</strong>ars<strong>tu</strong>fencurricula vertreten,<br />

dennoch scheinen sie <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong><br />

der Grundschule unterrepräsentiert zu<br />

sein (Biester o. J.; Möller et al. 1996;<br />

Mammes & Schäffer (<strong>im</strong> Druck)). Ursache<br />

scheint auch die mangelnde<br />

technische Kompetenz der Lehrkräfte<br />

zu sein (vgl. Mammes & Schaper<br />

2012; Mammes et al. 2012; De Vries<br />

2013; Sun & Strobel 2013).<br />

Befundlage<br />

Die Befundlage zum Selbstkonzept <strong>im</strong><br />

Allgemeinen und zum akademischen<br />

Selbstkonzept ist vielfältig. Dabei ist<br />

auch das Grundschulalter gut erforscht<br />

(Hellmich 2010). Mannigfaltige<br />

Ergebnisse zu Teilkonzepten liegen<br />

vor allem für das mathematische und<br />

sprachliche, aber auch für das na<strong>tu</strong>rwissenschaftliche<br />

vor (OECD 2007;<br />

TIMSS 2007; Bos et al. 2004; Bos et al.<br />

2004). Aufgrund dieses umfangreichen<br />

Datenmaterials werden <strong>im</strong> Folgenden<br />

nur solche berücksichtigt, die Informationen<br />

über das Teilkonzept „<strong>Technik</strong>“<br />

geben.<br />

Das technische Selbstkonzept kann<br />

als Forschungsdesiderat bezeichnet<br />

werden. Nur wenige Untersuchungen<br />

ermitteln das technische Selbstkonzept<br />

(Baumert & Geiser 1996; acatech<br />

& VDI 2009). Zumeist fokussieren<br />

sie Teilaspekte wie z. B. die Selbsteinschätzung<br />

<strong>im</strong> <strong>Technik</strong>verständnis<br />

oder Einstellungen zu <strong>Technik</strong> (Ziefle<br />

& Jacob o. J.; Angele 1976). Daher ist<br />

es problematisch, die Ergebnisse zu<br />

systematisieren. Im Folgenden sollen<br />

deshalb die Einzelbefunde zu <strong>selbst</strong>bezogenen<br />

Kognitionen <strong>im</strong> Bereich<br />

<strong>Technik</strong> aus dem deutschsprachigen<br />

Raum vorgestellt werden.<br />

Baumert und Geiser (1996) erfassen<br />

in ihrer S<strong>tu</strong>die CROSSTEL u. a. Zusammenhänge<br />

zwischen Erfahrungswissen<br />

der Kinder aus alltäglichen<br />

Begegnungen mit technischen Gegenständen<br />

sowie dem insti<strong>tu</strong>tionell<br />

erworbenen sachkundlichen Wissen<br />

und dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten,<br />

technische Aufgaben und<br />

Probleme erfolgreich zu lösen. Dabei<br />

fokussieren sie die vierte Jahrgangss<strong>tu</strong>fe<br />

(10- bis 11-Jährige) und erheben<br />

neben dem allgemeinen schulischen<br />

auch das Selbstkonzept der<br />

technischen Befähigung, welches sie<br />

zu Erfolgs- bzw. Misserfolgsattribuierungen,<br />

ebenso wie zum technischen<br />

Interesse in Beziehung setzen.<br />

Bezüglich der Beschäftigungen geben<br />

51% der Kinder an, außerschulisch<br />

zu basteln oder zu bauen. Dabei<br />

scheinen die Erfahrungsdomänen von<br />

Mädchen und Jungen klar definiert.<br />

Technische Gegenstände sind Jungensache,<br />

während Mädchen den<br />

musisch-expressiven Bereich besetzen.<br />

Die Ergebnisse der S<strong>tu</strong>die zeigen<br />

auch, dass das Interesse an <strong>Technik</strong><br />

in dieser Altersgruppe positiv gerichtet<br />

und größer ist als das Selbstvertrauen<br />

in die eigene technische Befähigung.<br />

Dabei ist das Selbstvertrauen<br />

der Mädchen schwächer als das der<br />

Jungen. Hinsichtlich ihres allgemeinen<br />

schulischen Selbstkonzepts unterscheiden<br />

die Geschlechter sich<br />

dagegen nicht.<br />

Die Ergebnisse zeigen auch, dass ein<br />

ausgeprägtes technisches Interesse<br />

mit einem hohen Selbstvertrauen<br />

einhergeht. In diesem Fall wird das<br />

Auftreten von Misserfolgen auf unzureichende<br />

Anstrengung zurückgeführt.<br />

Über 60% der untersuchten Kinder<br />

bevorzugen dieses <strong>selbst</strong>wertschützende<br />

Attributionsmuster. Diese Kinder<br />

werden sich offen und zuversichtlich<br />

der Erfahrungswelt der <strong>Technik</strong><br />

zuwenden. Dagegen ist ein geringes<br />

technisches Interesse mit Zweifeln an<br />

der eigenen Befähigung verbunden,<br />

die dann auch das Scheitern <strong>im</strong> Falle<br />

eines Misserfolgs erklären. In diesem<br />

Fall wird technisches Lernen eher von<br />

Selbstzweifeln begleitet. Mädchen neigen<br />

dabei jedoch eher dazu, Versagen<br />

auf entsprechenden Fähigkeitsmangel<br />

zurückzuführen (48%), während diese<br />

Misserfolgserklärung nur von 25% der<br />

Jungen verfolgt wird.<br />

Die S<strong>tu</strong>die konnte zeigen, dass das<br />

Vertrauen in die eigenen technischen<br />

Fähigkeiten die Mediatorvariable zwischen<br />

aktiv-konstruktiven technischen<br />

Alltagerfahrungen sowie sachkundlichem<br />

Schulwissen und technischem<br />

Problemlösen ist.<br />

ACATEC & VDI untersuchten 2009<br />

Schüler/-innen der siebten bis dreizehnten<br />

Jahrgangss<strong>tu</strong>fe, S<strong>tu</strong>dierende<br />

unterschiedlicher Fachrich<strong>tu</strong>ngen<br />

sowie Ingenieur/-innen und<br />

Na<strong>tu</strong>rwissenschaftler/-innen, um die<br />

Hintergründe der fachspezifischen<br />

S<strong>tu</strong>dien- und Berufswahl zu ergründen.<br />

Dabei ermittelten sie insgesamt<br />

ein schwach ausgeprägtes technikbezogenes<br />

Selbstkonzept bei etwa der<br />

Hälfte der in dieser S<strong>tu</strong>die befragten<br />

Schüler/-innen. Im Umgang mit technischen<br />

Gegenständen und be<strong>im</strong><br />

Lösen technischer Alltagsprobleme<br />

haben sie nur ein geringes Vertrauen<br />

in die eigenen Fähigkeiten. Mädchen<br />

sind besonders davon betroffen.<br />

Ein Drittel der Proband/-innen verfügt<br />

dagegen über ein starkes Selbstkonzept.<br />

Sie trauen sich die Lösung technischer<br />

Probleme zu, erproben neue<br />

Geräte und fühlen sich <strong>im</strong> Umgang<br />

mit unerwarteten Problemen oder<br />

technischen Schwierigkeiten kompetent.<br />

Dabei korrespondieren ein hohes<br />

technisches Selbstkonzept und<br />

die Präferenz für einen technischen<br />

oder ingenieurwissenschaftlichen Beruf<br />

stark miteinander (acatech & VDI<br />

2009).<br />

Stereotype besitzen Gültigkeit. Dem<br />

Statement wie „Jungen besitzen bessere<br />

Kenntnis über <strong>Technik</strong>“ wird<br />

mehrheitlich zugest<strong>im</strong>mt. Hier gewichten<br />

besonders die technisch interessierten<br />

Jungen das Item positiv.<br />

Die MoMotech-S<strong>tu</strong>die (Ziefle & Jacobs<br />

o. J.) hat zum Ziel, Bedingungskonstellationen<br />

einer <strong>Technik</strong>sozialisation zu<br />

ermitteln und zu beschreiben. Dabei<br />

werden auch <strong>selbst</strong>bezogene Kognitionen<br />

fokussiert. Befragt wurden hierzu<br />

Kinder und Jugendliche <strong>im</strong> Alter zwischen<br />

10 und 20 Jahren.<br />

Insgesamt ermitteln die Autorinnen<br />

eine eher positive Selbsteinschätzung<br />

<strong>im</strong> <strong>Technik</strong>verständnis, wobei die<br />

weibliche Selbsteinschätzung deutlich<br />

schlechter ausfällt. Die Einschätzung<br />

der eigenen <strong>Technik</strong>begeisterung fällt<br />

dagegen sowohl bei Schülerinnen als<br />

auch bei Schülern deutlich niedriger<br />

aus. Mädchen sprachen sich dabei<br />

8 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Frühe Technische Bildung<br />

<strong>tu</strong>: Fachdidaktik<br />

eine signifikant geringere <strong>Technik</strong>begeisterung<br />

zu als Jungen. Die Daten<br />

zeigen, dass die Mädchen bereits in<br />

der Mittels<strong>tu</strong>fe ihre technikbezogene<br />

Problemlösefähigkeit und Kompetenzen<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu gleichaltrigen<br />

Jungen deutlich schlechter einschätzen.<br />

Dieses negative Selbstbild wächst<br />

sich mit zunehmendem Alter nicht aus,<br />

sondern hält an.<br />

Solch ein negatives Selbstkonzept hat<br />

jedoch auch negative Folgen für die<br />

Entwicklung des technischen Interesses,<br />

welches ein Einflussfaktor bei der<br />

späteren Berufswahl ist. Dagegen korreliert<br />

ein technikinteressiertes Verhalten<br />

hoch mit einer hohen Selbstwirksamkeitsüberzeugung<br />

(Ziefle & Jacob<br />

o. J.).<br />

Das Ausmaß, in dem sich Jugendliche<br />

<strong>Technik</strong>verständnis be<strong>im</strong>essen,<br />

beeinflusst auch ihre Grundhal<strong>tu</strong>ng<br />

gegenüber <strong>Technik</strong>: Wer überzeugt<br />

ist, ein gutes <strong>Technik</strong>verständnis zu<br />

haben, zeigt eine insgesamt viel positivere<br />

Einstellung und eine größere<br />

Neigung, sich für technische Fragen<br />

zu interessieren und sich mit <strong>Technik</strong><br />

zu beschäftigen. Je besser sich Jugendliche<br />

einschätzen, desto besser<br />

sind auch ihre faktischen Leis<strong>tu</strong>ngen<br />

in technikrelevanten Bereichen. Dabei<br />

ist denkbar, dass entweder ein hohes<br />

<strong>Technik</strong>verständnis eher den Umgang<br />

mit <strong>Technik</strong> fördert, oder dass der erfolgreich<br />

erlebte Umgang mit <strong>Technik</strong><br />

zur verstärkten Auseinandersetzung<br />

mit <strong>Technik</strong> führt und darüber zu einem<br />

hohen <strong>Technik</strong>verständnis.<br />

Ziefle und Jacobi resümieren, dass es<br />

daher wichtig ist, den Kindern frühzeitig<br />

die Möglichkeit zu geben, zu einer<br />

positiven Einschätzung ihres eigenen<br />

Verständnisses zu gelangen. „Dies<br />

kann beispielsweise dadurch erfolgen,<br />

dass Kinder nach erfolgreicher Intervention<br />

Leis<strong>tu</strong>ngsrückmeldung erhalten,<br />

die es ihnen erlaubt,en sich <strong>selbst</strong><br />

realistisch einzuschätzen“ (Zielfe & Jacobi<br />

o. J., S. 120).<br />

Angele (1976) untersuchte Einstellungen,<br />

Wissen, Verständnis und<br />

Erfahrungen <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />

<strong>Technik</strong>. Er konnte positive Einstellungen<br />

von Schüler/-innen der fünften<br />

Klasse zur <strong>Technik</strong> ermitteln. Auch<br />

stellte er eine positive Korrelation zwischen<br />

Einstellungen zur <strong>Technik</strong>, dem<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

Wissen über technische Sachverhalte,<br />

dem technischen Verständnis und den<br />

Erfahrungen mit <strong>Technik</strong> fest. Die Einstellungen<br />

und die Erfahrungen mit<br />

<strong>Technik</strong> stehen in einem besonderen<br />

Zusammenhang. Dabei unterscheiden<br />

sich die Schüler/-innen verschiedener<br />

Schulformen hinsichtlich ihrer Einstellungen<br />

nicht. Es besteht ein überzufälliger<br />

Zusammenhang zwischen dem<br />

Geschlecht und den Beziehungen<br />

der Schüler/-innen zur <strong>Technik</strong>. Dabei<br />

haben Jungen eine positivere Einstellung,<br />

mehr technisches Wissen und<br />

Verständnis und wesentlich mehr Erfahrungen.<br />

Die meisten Einstellungen prägen sich<br />

bereits früh aus (10–11 Jahre), um sich<br />

dann nicht mehr gravierend über das<br />

betrachtete Alter hinweg zu verändern.<br />

Angele konstatiert daher, dass technikbezogene<br />

Förderprogramme früh einsetzen<br />

sollten.<br />

Insgesamt werden zur Erforschung<br />

<strong>selbst</strong>bezogener Kognitionen von<br />

Schüler/-innen <strong>im</strong> Gegenstandsbereich<br />

„<strong>Technik</strong>“ unterschiedliche<br />

Konstrukte verwendet, sodass eine<br />

generalisierende Aussage über das<br />

technische Selbstkonzept kaum möglich<br />

erscheint. Dennoch verweisen die<br />

Befunde relativ einheitlich auf:<br />

– durchschnittlich mittelmäßige<br />

<strong>selbst</strong>bezogene Kognitionen zum<br />

Gegenstandsbereich „<strong>Technik</strong>“;<br />

– geschlechtsspezifische Ausrich<strong>tu</strong>ng<br />

der Kognitionen;<br />

– die Bedeu<strong>tu</strong>ng der Erfahrungen für<br />

die Ausbildung entsprechender Kognitionen;<br />

– die positive Beziehung zwischen<br />

positiven <strong>selbst</strong>bezogenen Kognitionen<br />

und dem Handeln;<br />

– sowie die frühe Entwicklung der Kognitionen<br />

mit relativer Stabilität.<br />

Die Befundlage lässt jedoch kaum<br />

Rückschlüsse über die Entwicklung<br />

<strong>selbst</strong>bezogener Kognitionen unter<br />

dem Einfluss insti<strong>tu</strong>tionalisierter <strong>Technik</strong>sozialisation<br />

zu. Dabei kann eine<br />

solche zielgerichtete Auseinandersetzung<br />

mit <strong>Technik</strong> Erfahrungshorizonte<br />

öffnen und einen Prozess einleiten, der<br />

entsprechende Kognitionen ausbildet.<br />

Technische Bildung kann dann nicht<br />

nur zum Kompetenzgewinn beitragen,<br />

sondern darüber hinaus die Persönlichkeitsentwicklung<br />

von Kindern und<br />

Jugendlichen unterstützen.<br />

Projekt: Selbstkonzept und<br />

Identitätsentwicklung<br />

unter dem Einfluss<br />

technischer Bildung<br />

Das Vorhaben ist ein Kooperationsprojekt<br />

der Universität Duisburg-Essen<br />

und der Bergischen Universität Wuppertal.<br />

Dabei soll zunächst der Stand<br />

des technischen Selbstkonzepts bei<br />

Schulanfängern (Ø 8 Jahre) ermittelt<br />

werden, denn die ak<strong>tu</strong>elle <strong>Technik</strong>sozialisation<br />

mit wenig aktiv-handelnder<br />

Auseinandersetzung macht eine Bestandsaufnahme<br />

notwendig.<br />

Darauf aufbauend soll eine Auseinandersetzung<br />

mit Handlungsfeldern<br />

der <strong>Technik</strong> erfolgen, um auf diese<br />

Weise einen aktiv-konstruktiven und<br />

analytisch-reflexiven Umgang mit ihr<br />

einzuleiten. Diese nicht alltägliche<br />

Auseinandersetzungsform, die auch<br />

technische Problemlösehandlungen<br />

umfasst, soll Einfluss auf die Ausbildung<br />

eines positiven Selbstkonzepts<br />

und damit verbundenen Selbstwirksamkeitsüberzeugungen<br />

<strong>im</strong> Umgang<br />

mit <strong>Technik</strong> gewinnen, in dem sie in<br />

aktiven Auseinandersetzungen positive<br />

Erfahrungen ermöglicht. Beispielsweise<br />

steht in der ersten Interventionseinheit<br />

die Problemlösung <strong>im</strong><br />

Vordergrund. Ted der Bär sitzt auf einer<br />

einsamen Insel fest. Einzig die vom<br />

Meer an Land gespülten Gegenstände<br />

können ihm vielleicht helfen, die Insel<br />

zu verlassen und sicher ans Festland<br />

zurückzukehren (Mammes 2012). Die<br />

Schülerinnen und Schüler sollen Ted<br />

nun die Ret<strong>tu</strong>ng ermöglichen und einen<br />

Gegenstand (z. B. Fluggerät, Schiff)<br />

konstruieren, der Ted sicher ans Land<br />

bringt. Dabei ermöglicht die offene Lösung<br />

den Lernenden in dieser Einheit<br />

besonders Erfahrungen <strong>im</strong> Umgang<br />

mit dem (Nach)Erfinden. Diese Interventionen<br />

berücksichtigen technische<br />

Denk-, Arbeits- sowie Handlungsweisen<br />

und werden schulischer Realität<br />

angepasst (GDSU 2013).<br />

Zwischenerhebungen während der<br />

Intervention geben <strong>im</strong>mer wieder Aufschluss<br />

über den Entwicklungsstand.<br />

9


<strong>tu</strong>: Fachdidaktik<br />

Zielsetzung<br />

Das Forschungsprojekt hat zum Ziel,<br />

Erkenntnisse über das technikbezogene<br />

Selbstkonzept von Grundschulkindern<br />

und seiner Entwicklung unter<br />

dem Einfluss technischer Bildung zu<br />

gewinnen. Dabei sollen Subgruppenanalysen<br />

Aufschlüsse über Disparitäten<br />

geben. Das Projekt will damit<br />

einen Beitrag zur Erhellung der Frage<br />

nach Befähigung <strong>im</strong> Umgang mit <strong>Technik</strong><br />

sowie der technischen Elementarbildung<br />

leisten.<br />

Design<br />

Entsprechend der Zielsetzung der<br />

S<strong>tu</strong>die wird ein quasi-exper<strong>im</strong>entelles<br />

Vorher-Nachher-Design entwickelt.<br />

Siehe Tabelle rechts<br />

Zeitrahmen<br />

Das Projekt wird <strong>im</strong> Zeitraum von<br />

2014–2017 durchgeführt. Ak<strong>tu</strong>ell befinden<br />

sich die Erhebungsinstrumente<br />

in der Entwicklung und Erprobung. Dabei<br />

soll weitgehend auf standardisierte<br />

Befragungsinstrumente zurückgegriffen<br />

werden und ggf. Modifikationen <strong>im</strong><br />

Hinblick auf das Alter der Proband/-innen<br />

vorgenommen werden. Es wird auf<br />

Skalen zur Erfassung des schulischen<br />

Selbstkonzepts (SESSKO) sowie Skalen<br />

zur Erfassung der Lern- und Leis<strong>tu</strong>ngsmotivation<br />

(SELMO) ebenso<br />

auf solche zur technischen Befähigung<br />

von Baumert & Geiser (1996) zurückgegriffen.<br />

Ausblick<br />

Im Laufe ihrer Entwicklung bilden<br />

Kinder und Jugendliche <strong>selbst</strong>bezogene<br />

Kognitionen best<strong>im</strong>mten Gegenstandsbereichen<br />

gegenüber aus.<br />

Diese Kognitionen beeinflussen nicht<br />

nur die Auseinandersetzung mit diesen<br />

Gegenstandsbereichen, sondern<br />

auch die in der Auseinandersetzung<br />

gezeigte Leis<strong>tu</strong>ngsmotivation und Attribuierung<br />

der Leis<strong>tu</strong>ng mit. Aktiv<br />

handelnde Auseinandersetzungen mit<br />

dem Gegenstandsbereich „<strong>Technik</strong>“<br />

Grundschulkindern und seiner Entwicklung unter dem Einfluss technischer Bildung zu gewinnen.<br />

Dabei sollen Subgruppenanalysen Aufschlüsse über Disparitäten geben. Das Projekt will damit einen<br />

Beitrag zur Erhellung der Frage nach Befähigung <strong>im</strong> Umgang mit <strong>Technik</strong> sowie der technischen<br />

Elementarbildung leisten.<br />

Design<br />

Frühe Technische Bildung<br />

Entsprechend der Zielsetzung der S<strong>tu</strong>die wird ein quasi-exper<strong>im</strong>entelles Vorher-Nachher-Design<br />

t 1 Erhebung des schulischen Selbstkonzepts & technischen Subkonzepts (N = 700)<br />

2. Halbjahr/2. Klasse<br />

Kontrollgruppe (N = 200)<br />

Interventionsgruppe (N = 250)<br />

Durchführung der Intervention Teil 1<br />

1. Halbjahr/3. Klasse<br />

Durchführung der Intervention Teil 2<br />

2. Halbjahr/3. Klasse<br />

t 2 Erhebung des schulischen Selbstkonzepts & technischen Subkonzepts (N = 450)<br />

2. Halbjahr/3. Klasse<br />

Durchführung der Intervention Teil 3<br />

1. Halbjahr/4. Klasse<br />

Durchführung der Intervention Teil 4<br />

2. Halbjahr/4. Klasse<br />

t 3 Erhebung des schulischen Selbstkonzepts & technischen Subkonzepts (N = 450)<br />

2. Halbjahr/4. Klasse<br />

Zeitrahmen<br />

Das Projekt wird <strong>im</strong> Zeitraum von 2014-2017 durchgeführt. Ak<strong>tu</strong>ell befinden sich die Erhebungsinstrumente in<br />

gewinnen der Entwicklung an und Bedeu<strong>tu</strong>ng, Erprobung. Dabei ermöglichen<br />

zurückgegriffen sie doch werden die und Entwicklung ggf. Modifikationen eines <strong>im</strong> Hinblick auf das Alter der ProbandInnen vorgenommen<br />

soll weitgehend Litera<strong>tu</strong>r auf standardisierte Befragungsinstrumente<br />

A Campo, A. & Graube, G. (Hrsg.) (2011):<br />

für werden. <strong>Technik</strong>mündigkeit Es wird auf Skalen zur notwendigen<br />

Erfassung des schulischen Selbstkonzepts (SESSKO) sowie Skalen zur<br />

Erfassung der Lern- und Leis<strong>tu</strong>ngsmotivation (SELMO) ebenso<br />

Übergänge<br />

solche zur technischen<br />

gestalten.<br />

Befähigung<br />

Na<strong>tu</strong>rwissenschaftliche<br />

und technische Bildung<br />

von Baumert<br />

<strong>Technik</strong>verständnisses & Geiser (1996) zurückgegriffen. und können<br />

darüber hinaus einen Beitrag zur am Übergang von der Pr<strong>im</strong>ars<strong>tu</strong>fe<br />

Ausblick<br />

Ausbildung technikwissenschaftlichen<br />

zur Sekundars<strong>tu</strong>fe. Bad Heilbrunn:<br />

Im Laufe ihrer Entwicklung bilden Kinder und Jugendliche Klinkhardt. <strong>selbst</strong>bezogene Kognitionen best<strong>im</strong>mten<br />

Nachwuchses Gegenstandbereichen gegenüber leisten. aus. Eine Diese solche Kognitionen beeinflussen nicht nur die Auseinandersetzung mit<br />

Angele, E. (1976): <strong>Technik</strong> <strong>im</strong> Verständnis<br />

der mit Kinder. dem Gegenstandsbereich Empirische Untersu-<br />

„<strong>Technik</strong>“<br />

<strong>Technik</strong>sozialisation diesen Gegenstandbereichen, sondern scheint auch aber die in in der Auseinandersetzung gezeigte Leis<strong>tu</strong>ngsmotivation und<br />

Attribuierung der Leis<strong>tu</strong>ng mit. Aktiv handelnde Auseinandersetzungen<br />

der<br />

gewinnen<br />

Welt<br />

an<br />

uneinsehbarer<br />

Bedeu<strong>tu</strong>ng, ermöglichen<br />

Produktionsprozesse<br />

<strong>Technik</strong>verständnisses und zunehmender und können darüberhinaus Compu-einen Beitrag Verständnis zur Ausbildung und Erfahrungen. technikwissenschaftlichen Biele-<br />

sie doch die Entwicklung chungen eines für über <strong>Technik</strong>mündigkeit Einstellung, Wissen, notwendigen<br />

terisierung konstruktive Begegnungen feld: Pfeffersche Buchhandlung.<br />

mit <strong>Technik</strong>, in der Funktionszusammenhänge<br />

entdeckt werden können,<br />

Baumert, J. & Geiser, H. (1996): Alltagserfahrungen,<br />

Fernsehverhalten,<br />

8<br />

Selbstvertrauen, sachkundliches<br />

solche Realbegegnungen kaum mehr Wissen und na<strong>tu</strong>rwissenschaftlichtechnisches<br />

Problemlösen <strong>im</strong> Grund-<br />

zu ermöglichen. Dies muss Auswirkungen<br />

auf die Entwicklung der <strong>selbst</strong>bezogenen<br />

Kognitionen haben, denn<br />

schulalter. CROSSTEL. O. O.<br />

Bertram, B. (2012): Lippenstift und<br />

Motoröl. Eine Untersuchung zur<br />

keine Erfahrungen <strong>im</strong> Umgang mit<br />

Technologiekompetenz weiblicher<br />

<strong>Technik</strong> können entweder ein überhöhtes<br />

Gefühl der Selbstwirksamkeit fahrzeugmechatronikern. Bielefeld:<br />

Auszubildender am Beispiel von Kraft-<br />

oder aber das der Unfähigkeit oder Bertelsmann Verlag.<br />

sogar <strong>Technik</strong>feindlichkeit erzeugen. Biester, W. (Hrsg.) (o. J.): Praktisches<br />

Lernen und technische Bildung in der<br />

Daher ist es notwendig, Erkenntnisse<br />

Grundschule. O. O.<br />

über die durch <strong>Technik</strong>sozialisation<br />

Bos, W., Bonsen, M., Baumert, J., Prenzel,<br />

M., Selter, C. & Walther, G.<br />

erworbenen <strong>selbst</strong>bezogenen Kognitionen<br />

zu gewinnen und unter den (Hrsg.) (2008): TIMSS 2007. Mathematische<br />

und na<strong>tu</strong>rwissenschaftliche<br />

beschriebenen Umständen auch die<br />

Förderung positiver Selbstkonzepte Kompetenzen von Grundschulkindern<br />

in Deutschland <strong>im</strong> internationalen Vergleich.<br />

Münster, New York, München,<br />

in den Blick zu nehmen. Schließlich<br />

scheint es, als könne eine insti<strong>tu</strong>tionalisierte<br />

<strong>Technik</strong>sozialisation in Form Bos, W.; Lankes, E.-M.; Prenzel, M.;<br />

Berlin: Waxmann.<br />

technischer Bildung Einfluss auf die Schwippert, K.; Valtin, R. & Walther,<br />

Entwicklung der Selbstkonzepte von G. (Hrsg.) (2004): IGLU. Einige Länder<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

Schüler/-innen nehmen und so auch<br />

<strong>im</strong> nationalen und internationalen Vergleich.<br />

Münster, New York, München,<br />

einen Beitrag zur Berufs- und Identitätsfindung<br />

leisten.<br />

Berlin: Waxmann.<br />

10 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Frühe Technische Bildung<br />

<strong>tu</strong>: Fachdidaktik<br />

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11


<strong>tu</strong>: Fachdidaktik<br />

Spielen, Lernen und <strong>Technik</strong> –<br />

Das Konstruktionsspiel<br />

Von Gabriele Graube<br />

Ausgangssi<strong>tu</strong>ation und<br />

Problemstellung<br />

Bildung wird <strong>im</strong> Allgemeinen als reflektiertes<br />

Verhältnis des Einzelnen<br />

zu sich <strong>selbst</strong>, zu anderen und zur<br />

Welt beschrieben. Auch Fink (1965)<br />

versteht Bildung als „Prozess der geistigen<br />

Auseinandersetzung des Menschen<br />

mit der ihn umgebenden und<br />

einbegreifenden Welt und die in solcher<br />

Auseinandersetzung aufgehende<br />

Selbstverständigung über uns selber“<br />

(ebd., S. 37). Wenn man Bildung in<br />

dieser Weise fasst, dann muss es bei<br />

der Elementarbildung darum gehen,<br />

Kindern von Anfang an vielfältige und<br />

reichhaltige Erfahrungen mit ihrem eigenen<br />

Vermögen und mit der sie umgebenden<br />

Welt zu ermöglichen, die sie<br />

reflektieren können, um dabei Präkonzepte<br />

zu entwickeln. Wichtig ist, dass<br />

sie Vertrauen in die eigene Erkenntnisfähigkeit<br />

und Lernfähigkeit aufbauen<br />

können. Technische Elementarbildung<br />

beschreibt somit das reflektierte Verhältnis<br />

des Kindes zur Welt der <strong>Technik</strong>,<br />

das die Selbstverständigung zu<br />

sich <strong>selbst</strong> und zu anderen einschließt.<br />

Wie sieht die Welt der <strong>Technik</strong> nun aus,<br />

mit der sich das Kind geistig auseinandersetzen<br />

und zu einem reflektierten<br />

Verhältnis kommen soll? <strong>Technik</strong> als<br />

essentieller Teil von Kul<strong>tu</strong>r ist heute<br />

mehr denn je durch Allgegenwärtigkeit<br />

(Omnipräsenz), steigende Komplexität<br />

und Vernetzung gekennzeichnet. Insofern<br />

wächst der Einzelne, so auch das<br />

Kind, unmerklich in eine durch <strong>Technik</strong><br />

geprägte Kul<strong>tu</strong>r hinein. <strong>Technik</strong> ist also<br />

Element von Enkul<strong>tu</strong>ration. Pr<strong>im</strong>äre<br />

<strong>Technik</strong>sozialisation versteht sich daher<br />

als unbewusste und ungeplante<br />

Erfahrung und Begegnung mit <strong>Technik</strong><br />

<strong>im</strong> Alltag. Kindern begegnet <strong>Technik</strong> <strong>im</strong><br />

Kinderz<strong>im</strong>mer, <strong>im</strong> Haushalt und in ihrer<br />

nahen und ferneren Umgebung. Kinder<br />

sind heute mi<strong>tu</strong>nter auch schon Bediener<br />

hochtechnisierter technischer<br />

Geräte (z. B. Fernbedienungen oder<br />

Mobiltelefone). S<strong>tu</strong>dien weisen jedoch<br />

gleichzeitig auf fehlende Erfahrungen<br />

mit <strong>Technik</strong> <strong>im</strong> Elternhaus hin (acatech<br />

und VDI 2009). Insbesondere n<strong>im</strong>mt<br />

der Anteil spielerischen technischen<br />

Handelns ab.<br />

Akkul<strong>tu</strong>ration bzw. Enkul<strong>tu</strong>rationshilfe,<br />

ein bewusstes und geplantes Hineinwachsen<br />

in die technisch geprägte<br />

Welt ist also notwendig, um ein <strong>Technik</strong>bild<br />

und <strong>Technik</strong>mündigkeit entwickeln<br />

zu können, das verantwor<strong>tu</strong>ngsbewusstes<br />

Handeln ermöglicht. Und<br />

genau hier finden Kindergärten, Kindertagesstätten<br />

und Schulen ihre Aufgabe,<br />

Möglichkeiten und Anregungen<br />

zur frühen Begegnung und Auseinandersetzung<br />

mit <strong>Technik</strong> zu eröffnen.<br />

Vor dem Hintergrund einer vorhandenen<br />

Akkul<strong>tu</strong>rationsstruk<strong>tu</strong>r (Bildungseinrich<strong>tu</strong>ngen<br />

und Angebote<br />

von Organisationen <strong>im</strong> Elementar- und<br />

Pr<strong>im</strong>arbereich) und dem Wesen von<br />

<strong>Technik</strong>, das sich, wie es scheint, zunächst<br />

einer direkten Erschließung<br />

entzieht, ist die Frage zu stellen, wie<br />

kindgerechte Enkul<strong>tu</strong>rationshilfe bzw.<br />

Akkul<strong>tu</strong>ration gestaltet werden kann<br />

und muss, um Kindern frühe Erfahrungen<br />

mit <strong>Technik</strong> zu ermöglichen,<br />

die über ein bloßes Bedienen und<br />

Benutzen hinausgehen und die zu<br />

Grund erkenntnissen über den Gegenstand<br />

<strong>Technik</strong> führen. Insbesondere<br />

soll der Frage nachgegangen werden,<br />

inwieweit sich Kinder <strong>im</strong> Konstruktionsspiel<br />

dem Kern von <strong>Technik</strong> in seinen<br />

Grundkonzepten nähern können.<br />

Daraus soll folgende These abgeleitet<br />

werden: Im Konstruktionsspiel<br />

können sich Kinder mit dem Kern<br />

von <strong>Technik</strong> auseinandersetzen.<br />

Frühe Technische Bildung<br />

Kern von <strong>Technik</strong><br />

Der <strong>Technik</strong>begriff hat sich auch mit<br />

der Entwicklung von <strong>Technik</strong>, dem<br />

Stellenwert von <strong>Technik</strong> in der Gesellschaft<br />

und den Wirkungen von <strong>Technik</strong><br />

sowie einer diesbezüglichen wissenschaftlichen<br />

Reflexion (beispielsweise<br />

aus philosophischer Perspektive) gewandelt<br />

und ausdifferenziert. <strong>Technik</strong><br />

wird daher heute durch theoretische<br />

Konstrukte auf unterschiedlichen Ebenen<br />

beschrieben und beschreibbar<br />

(vgl. Banse 2013). Schmayl (2010)<br />

fasst den Kern von <strong>Technik</strong> als ein<br />

Handeln zur Erzeugung zweckhafter<br />

Artefakte, um menschliche Bedürfnisse<br />

zu befriedigen. <strong>Technik</strong> lässt<br />

sich also in seinem Kern in einer Triade<br />

„Bedürfnis – technisches Handeln<br />

– zweckhafte Artefakte“ verorten<br />

(Graube 2013). In dem technikdidaktischen<br />

systemischen Modell „Produktlebenslauf“<br />

(Graube, 2009) wird diese<br />

Triade zum konsti<strong>tu</strong>ierenden Merkmal<br />

des Modells: Das Artefakt steht als<br />

technisches Produkt <strong>im</strong> Mittelpunkt<br />

des Produktlebenslaufes, der durch<br />

Handlungsphasen von der Idee bis zur<br />

Entsorgung gekennzeichnet ist und die<br />

Befriedigung von Bedürfnissen zum<br />

Ausgangspunkt hat. Die Phasen sind<br />

zirkulär verknüpft, d. h. sie folgen nicht<br />

nur nacheinander, sondern haben<br />

Rückflüsse in vorangegangene Phasen.<br />

Durch kommunikative Prozesse<br />

in den Phasen und kommunikativer<br />

Schließung der Phasen erfolgt eine<br />

Einbet<strong>tu</strong>ng in soziale Systeme (vgl.<br />

Luhmann 2002).<br />

Zum Konstruktionsspiel<br />

<strong>im</strong> spielepädagogischen<br />

Diskurs<br />

Aus entwicklungspsychologischer Perspektive<br />

wird das Spiel „als Entwicklungs-<br />

und Lernmotor, durch welchen<br />

sich kognitive und soziale Fähigkeiten<br />

entfalten“ (Leuchter 2013, 577) verstanden.<br />

Das Spielen und die Wirkungen<br />

des Spiels sind jedoch unter<br />

einer ökologischen Perspektive von<br />

vielfältigen Faktoren wechselseitig<br />

beeinflusst: vom Kind <strong>selbst</strong>, vom<br />

Spielpartner, vom Erwachsenen, vom<br />

Spielmittel, vom Spielraum und von<br />

der Spielzeit (He<strong>im</strong>lich 2001; Renner<br />

1997). Das heißt, auch wenn das Kon-<br />

12 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Frühe Technische Bildung<br />

<strong>tu</strong>: Fachdidaktik<br />

Tabelle 1: Traditionelle Einteilung der Konstruktionsspiele<br />

struktionsspiel den Kern von <strong>Technik</strong><br />

beinhalten und eine hohe Inhaltsqualität<br />

besitzen sollte, muss sich noch keine<br />

Bildungswirkung einstellen.<br />

Die aufeinanderfolgenden, nicht <strong>im</strong>mer<br />

klar abgrenzbaren Spielformen<br />

sind abhängig von der Entwicklung<br />

des Kindes. He<strong>im</strong>lich (2001) unterscheidet<br />

in der frühen Kindheit u. a.<br />

zwischen Explorationsspiel (oder Informationsspiel)<br />

und Konstruktionsspiel.<br />

Be<strong>im</strong> Explorationsspiel, das als<br />

Vors<strong>tu</strong>fe aller anderen Spielformen<br />

gilt, werden der eigene Körper, der<br />

Raum und Gegenstände erkundet (Piaget<br />

1976). Das Kind durchläuft drei<br />

entwicklungsspezifische Vors<strong>tu</strong>fen<br />

des Konstruktionsspiels, bis es sich<br />

zunehmend ein Bild von einer Sache<br />

machen kann und einen Begriff dafür<br />

hat (Renner 1997). Das Konstruktionsspiel<br />

erwächst also aus dem explorierenden<br />

Umgang mit Gegenständen,<br />

die Kinder nun in einen Bezug<br />

zueinander setzen und in Phantasiespielszenen<br />

eingebetten (He<strong>im</strong>lich<br />

2001).<br />

Konstruktionsspiele weisen eine große<br />

Breite <strong>im</strong> spielerischen Handeln <strong>im</strong><br />

Umgang mit Gegenständen auf. Mit<br />

zunehmendem Alter entwickelt sich<br />

der Gebrauch von Werkzeugen (z. B.<br />

Schere, Stift, Lineal, Nadel, Schrauber),<br />

wodurch sich die handwerklichen<br />

Fähigkeiten (z. B. Schneiden, Falten,<br />

Kleben, Nähen, Weben, Schrauben,<br />

Sägen) erweitern und gleichzeitig eine<br />

größere Bandbreite an Material- und<br />

Werkstoffnutzung (z. B. Na<strong>tu</strong>rmaterialien,<br />

Papier, Pappe, Holz, Stoff,<br />

Wolle) möglich wird. Übung und Anlei<strong>tu</strong>ng<br />

mit Material und Werkzeugen<br />

unterstützen diese Entwicklung (Renner<br />

1997). Die zunehmenden handwerklichen<br />

Fähigkeiten beeinflussen<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

die entstehenden Produkte, die <strong>im</strong>mer<br />

differenzierter werden (ebd.). So<br />

stellen Kinder „jetzt Spielzeugmodelle<br />

her, basteln und nähen Kleidung für<br />

ihre Spielpuppen“ (vgl. Sutton-Smith<br />

1986, zit. in He<strong>im</strong>lich 2001, 38). Auch<br />

dem Hüttenbau wird eine besondere<br />

Bedeu<strong>tu</strong>ng beigemessen. Nach Renner<br />

(1997) ist das Hüttenbauen in allen<br />

Kul<strong>tu</strong>ren zu beobachten und mit<br />

dem Bedürfnis nach Geborgenheit,<br />

Sicherheit und Schutz verknüpft. Kinder<br />

spielen aber auch mit extra dafür<br />

vorgesehenen Bausätzen, um etwas<br />

zu bauen oder zu errichten (z. B. Konstruktionsbaukästen).<br />

In der Litera<strong>tu</strong>r finden sich unterschiedliche<br />

Einteilungen zum Konstruktionsspiel,<br />

die keinem schlüssigem Schema<br />

folgen. So unterscheidet Renner<br />

(1997) zwischen Konstruktionsspielen<br />

handwerklicher Na<strong>tu</strong>r und Konstruktionsspielen<br />

mit dazu vorgesehenen<br />

Bausätzen. Konstruktionsspiele handwerklicher<br />

Art werden durch den Umgang<br />

mit Materialien und Werkzeugen<br />

gekennzeichnet. Konstruktionsspiele<br />

mit dazu vorgesehenen Bausätzen<br />

basieren auf einem begrenzten System<br />

von zusammenfügbaren Bausteinen,<br />

das den Kindern die symbolische<br />

und technisch-konstruktive<br />

Nachbildung von Welt erleichtert<br />

(ebd.). He<strong>im</strong>lich (2001) betrachtet eine<br />

Unterscheidung in Bauspiele und<br />

Konstruktionsspiele als sekundär, da<br />

Konstruieren herstellende, bauende,<br />

kombinierende und errichtende Tätigkeiten<br />

zusammenfasst. Insofern kann<br />

von Konstruktionsspielen <strong>im</strong> erweiterten<br />

Sinne gesprochen werden, in<br />

dem Gegenstände bzw. Dinge <strong>hergestellt</strong>,<br />

gebaut, errichtet oder zusammengesetzt<br />

werden (vgl. He<strong>im</strong>lich<br />

2001, Einsiedler 1994).<br />

Identifikation von<br />

Kategorien der <strong>Technik</strong><br />

Merkmale des Konstruktionsspiels<br />

Aus den allgemeinen Merkmalen des<br />

Spiels, die aus einer psychologischen<br />

Perspektive heraus unterschieden<br />

werden (Oerter 1999), lassen sich für<br />

das Konstruktionsspiel folgende Aussagen<br />

ableiten:<br />

● Das Merkmal „Spiel als eine besondere<br />

Art der Handlung“ bezieht<br />

sich zum einen auf die Zweckfreiheit<br />

und zum anderen auf die intrinsische<br />

Motivation bzw. das Flusserleben<br />

in der Spielhandlung (ebd.).<br />

Das Spielmittel erfährt <strong>im</strong> Spielverlauf<br />

eine intendierte Veränderung.<br />

Das heißt, <strong>im</strong> Spiel <strong>selbst</strong> werden<br />

Zwecke angestrebt, um Wünsche<br />

und Bedürfnisse zu befriedigen.<br />

Das Spielen und das Spielergebnis<br />

haben aber keine Zwecksetzung<br />

darüber hinaus, insofern<br />

bleibt Spielen eine besondere Art<br />

der Handlung, das keine Konsequenzen<br />

hat. Dieses Merkmal lässt<br />

sich mit der Entstehung und Verwendung<br />

von <strong>Technik</strong> – also technischem<br />

Handeln – verbinden. Im<br />

Konstruktionsspiel findet sich eine<br />

besondere Art des technisches<br />

Handelns wieder, das zwar keine<br />

Konsequenzen über das Spiel hinaus<br />

hat, jedoch einen Zweck anstrebt<br />

– das Entstehen von Dingen<br />

und Gegenständen.<br />

● Das allgemeine Merkmal „Wechsel<br />

des Realitätsbezuges“ führt den<br />

Handlungsaspekt dahingehend<br />

weiter, als dass <strong>im</strong> Konstruktionsspiel<br />

durch spielerisch-technisches<br />

13


<strong>tu</strong>: Fachdidaktik<br />

Frühe Technische Bildung<br />

Handeln eine andere, neue Realität<br />

gegenständlich erschaffen<br />

und verändert werden kann.<br />

● Aus dem allgemeinen Merkmal<br />

„Wiederholung und Ri<strong>tu</strong>al“ lässt<br />

sich für das Konstruktionsspiel ein<br />

Qualitätsmerkmal dahingehend ableiten,<br />

ob das jeweilige Konstruktionsspiel<br />

Wiederholungen zulässt.<br />

He<strong>im</strong>lich (2001) sieht das Konstruktionsspiel<br />

grundsätzlich in einem<br />

Spannungsverhältnis zwischen<br />

Trennung und Verbindung. Das<br />

best<strong>im</strong>mende Wesensmerkmal des<br />

Konstruktionsspiels ist daher die „Verbindung“,<br />

wodurch Herstellen, Bauen,<br />

Errichten oder Zusammensetzen von<br />

Gegenständen bzw. Dingen zusammengefasst<br />

werden können. Vorher<br />

Getrenntes (z. B. Bauklötze) werden<br />

in eine Verbindung gebracht, die eine<br />

neue Qualität besitzt (z. B. Kombination<br />

der Bauklötze zu einem Turm).<br />

Diese Verbindung kann dann auch<br />

wieder zerstört werden, was einen<br />

Ausgangspunkt für eine neue, kreative<br />

Verbindung der getrennten Elemente<br />

nach eigenen Vorstellungen ermöglicht<br />

(z. B. neuer Turm oder Haus).<br />

Als ein weiteres, sich daraus ergebendes<br />

Wesensmerkmal des Konstruktionsspiels,<br />

das das allgemeine<br />

Merkmal „Wechsel des Realitätsbezuges“<br />

ausdifferenziert, wird die Ausrich<strong>tu</strong>ng<br />

auf ein fertiges Produkt<br />

(z. B. Knetfigur, Zeichnung, Bauwerk)<br />

bzw. eine gezielte Herstellung von Beziehungen<br />

zwischen Gegenständen<br />

(z. B. Kombination von Bauklötzen zu<br />

einem Turm, Kombination von Einrich<strong>tu</strong>ngsgegenständen<br />

zu einer Höhle)<br />

angesehen (vgl. Renner 1997; He<strong>im</strong>lich<br />

2001; Leuchter 2013).<br />

Da das Konstruktionsspiel eine S<strong>im</strong>ulation<br />

und Variation der Welt<br />

ermöglicht, können sich Kinder „ein<br />

Abbild von der Welt in symbolischer<br />

und technisch-konstruktiver Hinsicht“<br />

(Renner 1997) machen. Durch die<br />

Nachahmung entstünde so ein „subjektives<br />

Bild von Na<strong>tu</strong>r und Kul<strong>tu</strong>r“.<br />

In Handwerkerspielen sieht Renner<br />

(1997) daher den „spielerischen Versuch,<br />

die Bewältigung der Na<strong>tu</strong>r durch<br />

Werkzeug (Kul<strong>tu</strong>r) <strong>im</strong> Spiel nachzuvollziehen“<br />

(ebd., 30). Das heißt aber<br />

auch, dass Kinder durch den Bau von<br />

Dingen die Welt nicht nur nachahmen<br />

und s<strong>im</strong>ulieren, sondern sie die Dinge<br />

<strong>selbst</strong> und damit auch die Welt <strong>im</strong>mer<br />

wieder variieren und verändern (ebd.).<br />

Die oben dargelegten Merkmale des<br />

Konstruktionsspiels verweisen deutlich<br />

auf die technikdidaktischen Kategorien:<br />

technisches Handeln und technisches<br />

Produkt zur Veränderung und<br />

Gestal<strong>tu</strong>ng von Welt.<br />

Ausdifferenzierung des<br />

Konstruktionsspiels aus einer fertigungstechnischen<br />

Perspektive<br />

<strong>Technik</strong> kann auf die Wandlungsprozesse<br />

von Stoff, Energie und Information<br />

von einem definierten Ausgangszustand<br />

in einen definierten Endzustand<br />

fokussiert werden. Das Konstruktionsspiel<br />

richtet sich damit auf die Wandlung<br />

von Stoff in Form von Spielmitteln,<br />

die als Arbeitsgegenstand in der Kategorie<br />

Stoffe bezeichnet werden können.<br />

Da eine neue stoffliche Gestalt <strong>im</strong><br />

Zentrum des Konstruktionsspiels steht,<br />

erfolgt hier in einem ersten Schritt eine<br />

Ausdifferenzierung auf Grundlage<br />

fertigungstechnischer Kategorien. Die<br />

Stoff-Formung erfolgt durch Fertigungsverfahren,<br />

die in DIN 8580 nach<br />

der Art der Änderung des Stoffzusammenhalts<br />

in unterschiedliche Fertigungsverfahren<br />

eingeteilt werden (vgl.<br />

Tabelle 2).<br />

Das Konstruieren mit Spielmaterialien<br />

ermöglicht eine große Breite der Fertigungsverfahren<br />

und erfordert den<br />

Einsatz von Werkzeugen. Das Konstruieren<br />

mit Spielzeugen (Baukästen)<br />

hingegen lässt die Fertigungsverfahren<br />

nur eingeschränkt deutlich werden.<br />

Lediglich die Fertigungsverfahren<br />

Fügen (und hier nur lösbare Verbindungen<br />

durch Zusammenstecken oder<br />

ggf. Verschrauben von in Grundfunktionen<br />

vordefinierten Konstruktionselementen)<br />

sowie das Trennen (hier nur<br />

das Lösen der lösbaren Verbindungen)<br />

sind <strong>im</strong> Spiel angelegt.<br />

Zusammenfassend erfolgt in Tabelle 3<br />

eine Gegenüberstellung der Konstruktionsspiele<br />

mit Spielmaterial und der<br />

mit Spielzeugen (Baukästen). Deutlich<br />

wird, dass man das Konstruktionsspiel<br />

als spielerisch technisches Handeln<br />

beschreiben kann, in dessen Ergebnis<br />

ein technisches Artefakt entsteht. Die<br />

fertigungstechnische Perspektive lässt<br />

jedoch noch keinen ausreichenden<br />

Zusammenhang zur Bedürfnisbefriedigung<br />

zu, so dass eine Weiterführung<br />

an anderer Stelle als notwendig erachtet<br />

wird.<br />

Zusammenfassung,<br />

Ausblick und Fazit<br />

Wenn technische Elementarbildung<br />

das reflektierte Verhältnis des Kindes<br />

zur Welt der <strong>Technik</strong> beschreibt, das<br />

die Selbstverständigung zu sich <strong>selbst</strong><br />

und zu anderen einschließt, dann ermöglicht<br />

das Konstruktionsspiel eine<br />

solche Auseinandersetzung. Im Konstruktionsspiel<br />

lassen sich die Basiskonzepte<br />

von <strong>Technik</strong> (Bedürfnisse,<br />

konstruktives Handeln, Produkt) identifizieren:<br />

● Im Ergebnis des Konstruktionsspiels<br />

entstehen Produkte, in denen<br />

die Vorstellungen, Wünsche<br />

und Bedürfnisse der Kinder zum<br />

Ausdruck kommen und befriedigt<br />

werden.<br />

● Das Konstruktionsspiel hat einen<br />

Gegenstandsbezug hinsichtlich<br />

des Spielprozesses (Spielmittel,<br />

Werkzeug) und hinsichtlich des<br />

Spielergebnisses (Produkt).<br />

● Die Handlung <strong>im</strong> Konstruktionsspiel<br />

bezieht sich auf konstruktive<br />

Tätigkeiten, wie Manipulation, Zusammensetzen,<br />

Kombinieren, Gestalten,<br />

Bauen und Herstellen.<br />

Besonderes Merkmal des Konstruktionsspiels<br />

ist neben der Trennung<br />

und Verbindung, dass das Spielmittel<br />

<strong>im</strong> Spielverlauf eine intendierte Veränderung<br />

erfährt. Jedoch ist darauf<br />

hinzuweisen, dass der Spielcharakter<br />

<strong>im</strong> Vordergrund steht. Somit ist das<br />

Konstruktionsspiel nicht identisch mit<br />

der Konstruktionsaufgabe aus dem<br />

Methodenrepertoire der <strong>Technik</strong>didaktik,<br />

kann diese jedoch vorbereiten.<br />

Das Konstruktionsspiel bleibt also ein<br />

Spiel, mit dem das Kind durch sein<br />

technisches Handeln in der Realität<br />

zwar technische Artefakte kreiert,<br />

die se Artefakte jedoch in ihrer Funktionalität<br />

durchaus quasireal bleiben<br />

können, d. h. technische Funktionen<br />

können auch nur in der Vorstellung<br />

der Kinder ablaufen. Das scheint<br />

14 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Frühe Technische Bildung<br />

<strong>tu</strong>: Fachdidaktik<br />

Tabelle 2: Fertigungsverfahren <strong>im</strong> Konstruktionsspiel<br />

Tabelle 3: Gegenüberstellung von Spielmaterial und Spielzeugen <strong>im</strong> Konstruktionsspiel (Graube 2014, <strong>im</strong> Druck)<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

15


<strong>tu</strong>: Fachdidaktik<br />

Frühe Technische Bildung<br />

neben der prinzipiellen Zweckfreiheit<br />

des Spiels (aus Sicht des Kindes) der<br />

entscheidende Unterschied zur Konstruktionsaufgabe<br />

zu sein.<br />

Die hier in Anfängen erfolgte fertigungstechnische<br />

Ausdifferenzierung<br />

des Konstruktionsspiels ist der Beginn<br />

einer neuen fachdidaktischen Auseinandersetzung<br />

mit dem Zusammenhang<br />

zwischen Spielen – Lernen –<br />

<strong>Technik</strong>. Die <strong>Technik</strong>didaktik kann und<br />

muss hier weitere Untersuchungen<br />

folgen lassen und auch andere Wissenschaftsgebiete<br />

einbeziehen (z. B.<br />

Entwicklungspsychologie, Spielepädagogik),<br />

wenn sie eine technische<br />

Bildung von Anfang an intendiert. Zu<br />

einer technikdidaktischen Durchdringung<br />

gehören neben der fertigungstechnischen<br />

Betrach<strong>tu</strong>ng weitere<br />

Ausdifferenzierungen beispielsweise<br />

hinsichtlich Konstruktionstechnik,<br />

Werkstofftechnik oder Bautechnik sowie<br />

eine weitere technikdidaktische<br />

Analyse. Zu klären sind beispielsweise<br />

die weitere Abgrenzung des Konstruktionsspiels<br />

zur Konstruktionsaufgabe<br />

und auch zur Herstellungsaufgabe.<br />

Erst dann kann das Potential des<br />

Konstruktionsspiels als Lern- und Entwicklungsmotor<br />

für <strong>Technik</strong> theoretisch<br />

gefasst werden. Zur Umsetzung<br />

in pädagogischen Spiel- und Lernsi<strong>tu</strong>ationen<br />

bzw. zur Entfal<strong>tu</strong>ng der Bildungswirkung<br />

bei den Kindern bedarf<br />

es jedoch auch der Berücksichtigung<br />

weiterer Faktoren, wie beispielsweise<br />

des Umfeldes. Das schließt eine<br />

didaktische Auseinandersetzung mit<br />

<strong>Technik</strong> und deren pädagogischer Refl<br />

exion auf Seiten des pädagogischen<br />

Personals ein. Nicht zuletzt geht es<br />

auch um Einstellungen und Selbstkonzepte<br />

in Bezug zum Zusammenhang<br />

von Spielen – Lernen – <strong>Technik</strong>.<br />

Erzieherinnen, Erzieher und Lehrkräfte<br />

sollen sich aber schon jetzt ermutigt<br />

fühlen, Kindern mit dem Konstruktionsspiel<br />

pädagogische St<strong>im</strong>uli zur Auseinandersetzung<br />

mit <strong>Technik</strong> zu geben.<br />

Pädagogische Spiel- und Lernräume<br />

müssen dazu nicht grundsätzlich neu<br />

gemacht werden, jedoch neu gedacht<br />

werden. Bildungsinsti<strong>tu</strong>tionen sollten<br />

sich wieder mehr und bewusst dem<br />

Spiel und damit dem Zusammenhang<br />

von Spielen und Lernen widmen.<br />

Kommt dann noch <strong>Technik</strong> ins Spiel,<br />

dann ist bereits ein grundlegender Beitrag<br />

zur technischen Elementarbildung<br />

gegeben.<br />

Litera<strong>tu</strong>rverzeichnis<br />

acatech und VDI (2009): Nachwuchsbarometer<br />

<strong>Technik</strong>wissenschaften. München/Düsseldorf:<br />

acatech und VDI.<br />

BANSE, G. (2013): Erkennen und Gestalten<br />

– oder: über Wissenschaften und<br />

Machenschaften. In W. Bienhaus, &<br />

W. Schlagenhauf, Technische Bildung<br />

<strong>im</strong> Verhältnis zur na<strong>tu</strong>rwissenschaftlichen<br />

Bildung (S. 21-49). Offenbach<br />

am Main: BE.ER-Konzept.<br />

DIN 8580 (2003-09): Fertigungsverfahren<br />

– Begriffe, Einteilung.<br />

FINK, E. (1965): Zur Bildungstheorie der<br />

technischen Bildung. In H. Roth:<br />

<strong>Technik</strong> als Bildungsaufgabe der<br />

Schulen (S. 33-50). Hannover u.a.:<br />

Hermann Schrodel Verlag.<br />

GRAUBE, G. (2009): <strong>Technik</strong> und Kommunikation<br />

– ein systemischer Ansatz<br />

technischer Bildung. Göttingen:<br />

Cuvillier Verlag.<br />

GRAUBE, G. (2013): Erfi nden, Entdecken<br />

und Enttarnen: Didaktische Leitfragen<br />

für die Auseinandersetzung mit Basiskonzepten<br />

der <strong>Technik</strong>. In I. Mammes:<br />

Technisches Lernen <strong>im</strong> Sachunterricht.<br />

Nationale und internationale<br />

Perspektiven (S. 22-44). Baltmannsweiler:<br />

Schneider.<br />

GRAUBE, G. (2014) (<strong>im</strong> Druck): Hier ist<br />

<strong>Technik</strong> <strong>im</strong> Spiel – Das Konstruktionsspiel<br />

neu entdeckt. Grundschulzeitschrift.<br />

Friedrichverlag.<br />

HEIMLICH, U. (2001): Einführung in die<br />

Spielpädagogik. Rieden: Klinkhardt.<br />

LEUCHTER, M. (2013): Die Bedeu<strong>tu</strong>ng des<br />

Spiels in Kindergarten und Schuleingangsphase.<br />

Zeitschrift für Pädagogik,<br />

Heft 4, S. 575-592.<br />

LUHMANN, N. (2002): Einführung in die<br />

Systemtheorie. Heidelberg: Carl-<br />

Auer-Systeme Velag.<br />

OERTER, R. (1999): Psychologie des<br />

Spiels. Weinhe<strong>im</strong>: Beltz Verlag.<br />

PIAGET, J. (1976): Die Äquilibration der<br />

kognitiven Struk<strong>tu</strong>ren. S<strong>tu</strong>ttgart: Klett-<br />

Cotta.<br />

RENNER, M. (1997): Spieltheorie und Spielpraxis:<br />

Eine Einführung für pädagigische<br />

Berufe. 2. Aufl age. Freiburg <strong>im</strong><br />

Breisgau: Lamber<strong>tu</strong>s.<br />

SCHMAYL, W. (2010): Didaktik allgemeinbildenden<br />

<strong>Unterricht</strong>s. Baltmannsweiler:<br />

Schneider Verlag Hohengehren.<br />

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16 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Methoden<br />

<strong>tu</strong>: Fachdidaktik / <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Warentest:<br />

Schüler testen Laubsägen<br />

Vorstellung und Diskussion<br />

einer <strong>Unterricht</strong>ssequenz<br />

von Martin Binder<br />

In der ersten Ausgabe des Testheftes der Stif<strong>tu</strong>ng Warentest <strong>im</strong> Jahr 1964<br />

hieß es: „Ratlos stehen die Käufer vor vollen Schaufenstern. [...] Es gibt<br />

heute rund 150 Nähmaschinenmarken, 80 Staubsauger, 70 Heizkissen“<br />

(zit. nach Faller und Brackemann 2013, S. 48). Heute, so H. Brackemann<br />

von der Stif<strong>tu</strong>ng Warentest, sind allein schon 1300 verschiedene Kameras<br />

<strong>im</strong> Angebot. Die Ratlosigkeit von Nutzern müsste entsprechend größer sein.<br />

<strong>Technik</strong>unterricht sollte eine Aufgabe auch darin sehen, Schülerinnen und<br />

Schülern dabei zu helfen, technischen Produkten und den Interessen der<br />

Anbieter eigenständig und sachkundig gegenüberzutreten. An dieser<br />

Stelle setzt die <strong>Unterricht</strong>smethode des Warentests an.<br />

<strong>Unterricht</strong>sverlauf<br />

Der hier vorgestellte <strong>Unterricht</strong> fand <strong>im</strong><br />

Rahmen eines Schulpraktikums der<br />

Pädagogischen Hochschule Weingarten<br />

an der Grund- und Hauptschule<br />

Berg statt. Die S<strong>tu</strong>dierenden konnten<br />

an einer idealen Stelle anknüpfen:<br />

Die Kinder einer vierten Klasse hatten<br />

zuvor Laubsägen eingesetzt und<br />

sich über deren schlechte Funktionalität<br />

beklagt. Die Sägeblätter rutschten<br />

<strong>im</strong>mer wieder aus den Spannkloben<br />

heraus, be<strong>im</strong> Sägen klemmte oft das<br />

Sägeblatt, sodass die Arbeit unerwartet<br />

anstrengend verlief. Ein glücklicher<br />

Umstand war, dass die Schule den<br />

<strong>Technik</strong>raum neu einrichtete und neue<br />

Sägen beschafft werden sollten.<br />

so die S<strong>tu</strong>dierenden, die Monita der<br />

Kinder in vier Testfragen zusammengefasst:<br />

1. Wie gut lässt sich das Sägeblatt<br />

einspannen?<br />

2. Wie liegt die Säge in der Hand?<br />

3. Wie stabil ist die Säge?<br />

4. Wie lässt sich mit der Säge arbeiten?<br />

Die Kinder arbeiteten in Vierergruppen<br />

und bekamen ein Exemplar von<br />

jeder Säge, Laubsägeblätter, kleinere<br />

Bild 1: Gemeinsam geht manches besser.<br />

Stücke Pappelsperrholz (6 mm Dicke),<br />

eine Übersicht mit Informationen<br />

zu den Sägen aus den Verkaufsprospekten<br />

(incl. des Preises) und einen<br />

Bewer<strong>tu</strong>ngsbogen. Sie hatten 30 Minuten<br />

Zeit, die Sägen zu testen und ihre<br />

Empfehlung auszuarbeiten.<br />

Die Testphase<br />

Die Kinder arbeiteten mit großer Ernsthaftigkeit,<br />

sie waren beeindruckt, dass<br />

sie als Fachleute für den Gebrauch<br />

von Werkzeugen angesehen wurden.<br />

Sie halfen sich während der Tests gegenseitig,<br />

ohne dass sie dazu aufgefordert<br />

werden mussten – sowohl be<strong>im</strong><br />

Handling mit den Sägen als auch be<strong>im</strong><br />

Ausfüllen der Bewer<strong>tu</strong>ngsbögen. Es<br />

Die Aufgabenstellung<br />

Die Kinder hatten bislang noch keinen<br />

vergleichenden Warentest <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong><br />

durchgeführt. Die S<strong>tu</strong>dierenden<br />

informierten die Kinder darüber,<br />

dass sie drei verschiedene Laubsägen<br />

testen sollten mit dem Ziel, der<br />

Schullei<strong>tu</strong>ng eines der Modelle zur<br />

Anschaffung zu empfehlen. Es sollten<br />

20 Sägen gekauft werden, wofür 300<br />

€ zur Verfügung stünden. Sie hätten,<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

Bild 2: Eine Schülergruppe be<strong>im</strong> Testen. Der Lehrer E. Ehinger konnte sich be<strong>im</strong> Test weitgehend<br />

in die Beobachter- und Beraterrolle zurückziehen.<br />

17


<strong>tu</strong>: Fachdidaktik / <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Methoden<br />

Erfahrungen mit best<strong>im</strong>mten Produkten<br />

oder Herstellern. Und sie informieren<br />

sich <strong>im</strong>mer öfter über Kundenrezensionen<br />

in Verkaufsportalen.<br />

Tests von Laien<br />

Bild 3: Eine Schülergruppe präsentiert ihre Ergebnisse.<br />

entbrannten zahlreiche Diskussionen<br />

über die Beantwor<strong>tu</strong>ng der Fragen. Die<br />

erste bereitete den Kindern keine Probleme:<br />

Sie spannten das Sägeblatt ein,<br />

zupften daran, zogen etwas fester, ob<br />

es auch sicher saß. Über den Sinn der<br />

Fragen 2 und 3 waren sie uneinig. Sie<br />

stellten hier keine Unterschiede zwischen<br />

den Werkzeugen fest, sodass<br />

sie eine Erörterung unnötig fanden.<br />

Dabei waren die Griffe der Modelle<br />

durchaus unterschiedlich geformt. Den<br />

Begriff „stabil“ konnten sie nicht zuordnen.<br />

Ein Schüler kommentierte: „Die<br />

sind doch alle stabil, sie sind schließlich<br />

aus Eisen.“ Zu Frage 4 bestand die<br />

größte Uneinigkeit. Die Schülerinnen<br />

und Schüler machten Probeschnitte,<br />

wechselten sich ab, konnten sich aber<br />

nur schwer auf eine Bewer<strong>tu</strong>ng einigen.<br />

Der eine fand, dass das schwer<br />

ginge, die andere hatte keine Mühe.<br />

„Du hast halt falsch gesägt.“ „Bei der<br />

anderen ging es aber leichter.“<br />

Zum Test der Gebrauchstauglichkeit<br />

von Produkten<br />

Was die Kinder hier durchführten, ist<br />

in den großen Bereich der Analyse<br />

von Sachsystemen, und dort des Testens<br />

der Gebrauchstauglichkeit 1 von<br />

Produkten einzuordnen. Nutzer technischer<br />

Produkte machen das ständig,<br />

meistens ohne eine gezielte Fragestellung,<br />

wenn sie einen Gegenstand<br />

verwenden und dabei Vorlieben oder<br />

Abneigungen entwickeln. Sie machen<br />

es manchmal in der beschriebenen,<br />

vergleichenden Form, wenn sie vor<br />

einer Kaufentscheidung stehen. Das<br />

Handy wird von allen Seiten betrachtet,<br />

die Menüführung ausprobiert und<br />

mit anderen verglichen. Der Füller wird<br />

in die Hand genommen, die Griffigkeit<br />

des Gehäuses erfühlt, ein paar Worte<br />

werden geschrieben, der Vorgang wird<br />

mit anderen Stiften wiederholt. Mit den<br />

Schuhen wird eine kleine Strecke <strong>im</strong><br />

Laden zurückgelegt, sie werden vor<br />

dem Spiegel betrachtet. In diesen Fällen<br />

wird versucht, die Handlung, bei<br />

der der Gegenstand eingesetzt werden<br />

soll, zu s<strong>im</strong>ulieren. Es ist unklar, inwieweit<br />

dabei systematisch vorgegangen<br />

wird. Eine bedeutende Rolle spielen<br />

emotionale Momente: Wie spricht das<br />

Produkt optisch an? Wie fühlt es sich<br />

an? Welcher symbolische Wert wird<br />

ihm zugeschrieben („Sta<strong>tu</strong>ssymbol“)?<br />

In der Regel ist Nutzern aber sehr<br />

wohl bewusst, welche Merkmale eines<br />

Produktes für sie bedeutsam sind. Sie<br />

informieren sich über technische Kennwerte,<br />

mit deren Hilfe sie verschiedene<br />

Exemplare vergleichen können. Sie<br />

können dazu auf die Stif<strong>tu</strong>ng Warentest<br />

oder auf Tests in Fachzeitschriften<br />

bzw. von Onlineanbietern zurückgreifen.<br />

Sie fragen Bekannte nach deren<br />

1 „Gebrauchstauglichkeit: Eigenschaft,<br />

die die Wirksamkeit, Effizienz und<br />

Lernbarkeit durch den Anwender<br />

festlegt“ (DIN EN 60601-1-6:2006, zit.<br />

nach Adler 2010, S. 13).<br />

2 Alle folgenden Zitate sind aus den<br />

Kundenrezensionen bei Amazon übernommen,<br />

samt ihren sprachlichen und<br />

orthografischen Eigenheiten.<br />

Eine Recherche in den Rezensionen<br />

bei „Amazon“ zu einem E-Book-Reader<br />

ergab eine breite Streuung von<br />

Meinungen. Eine Auswahl 2 :<br />

5 Punkte: Nutzer A beschreibt, dass<br />

er zuvor zwei Reader über das Internet<br />

bestellt, ausprobiert und wieder<br />

zurückgeschickt habe. Er bemängelt<br />

deren schlechte Hintergrundbeleuch<strong>tu</strong>ng<br />

und dass er nur E-Books des Anbieters<br />

lesen könne. Das dritte Produkt<br />

(das hier bewertete) traf dann seinen<br />

Geschmack, da die Hintergrundbeleuch<strong>tu</strong>ng<br />

besser ist und er damit auch<br />

Videos anschauen kann.<br />

4 Punkte: Nutzer B moniert zunächst,<br />

dass andere Kunden nur einen Punkt<br />

vergeben hätten: „Das sind Leute die<br />

genau null Ahnung haben oder sich<br />

nicht informieren.“ Dann zählt er die<br />

Vorzüge des Produktes auf: positive<br />

Haptik, „dezenter Style der Knöpfe“,<br />

scharfes Display, gute Abspieleigenschaften<br />

von Videos und Spielen,<br />

gutes Preis-Leis<strong>tu</strong>ngsverhältnis. Er<br />

wertet die von anderen bemängelte<br />

geringe Speicherkapazität und den<br />

fehlenden HDMI-Anschluss nicht ab.<br />

(„Ich persönlich brauche das nicht.“)<br />

1 Punkt: Nutzer C schreibt: „[...] aber<br />

es sind uralte Spiele drauf ... nur ein<br />

Beispiel ... Werden Sie Millionär ...<br />

wer ist der Bundespräsident? Antwort<br />

Christian Wulff ... da gibt es noch mehrere<br />

Dinge die nicht ak<strong>tu</strong>ell sind. So<br />

etwas sollte bei einem ak<strong>tu</strong>ellen Gerät<br />

nicht drauf sein.“ Andere Rezensenten<br />

führen rationalere Gründe für die Bewer<strong>tu</strong>ng<br />

mit nur einem Punkt an: zu<br />

geringe Speicherkapazität, Abschot<strong>tu</strong>ng<br />

des Produktes gegen andere Anbieter,<br />

fehlende Übereinst<strong>im</strong>mung mit<br />

den Versprechungen der Werbung des<br />

Herstellers, zu geringer Funktionsumfang<br />

(Filme und Spiele werden nicht<br />

opt<strong>im</strong>al abgespielt).<br />

In den Rezensionen zeigt sich eine<br />

große Bandbreite an berücksichtigten<br />

Merkmalen. Es bestehen keine einheitlichen<br />

Vorstellungen davon, welche<br />

18 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Methoden<br />

<strong>tu</strong>: Fachdidaktik / <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Funktionen ein E-Book-Reader erfüllen<br />

soll. Dass er Filme wiedergeben und<br />

spieletauglich sein muss, ergibt sich<br />

nicht aus dem Zweck, zu dem er ursprünglich<br />

entwickelt wurde. Mehrere<br />

Anbieter werben aber mit diesen Möglichkeiten,<br />

und die Nutzer erwarten sie<br />

ganz offensichtlich. Traebert und Gleitz<br />

sprechen von einer komplexen Bedürfnisstruk<strong>tu</strong>r,<br />

die sich in einem Produkt<br />

verwirkliche. Ihre Elemente sind rationaler<br />

(„Gebrauchsnutzen“) und emotionaler<br />

Art („Gel<strong>tu</strong>ngsnutzen“; Gleitz<br />

und Traebert 1972, S. 78). Stauss<br />

und Wagner unterscheiden zwischen<br />

praktischen, ästhetischen, Anzeichenund<br />

symbolischen Produktfunktionen<br />

(Stauss und Wagner 2008).<br />

Nutzer C beispielsweise äußert sich<br />

hauptsächlich subjektiv-emotional.<br />

Nutzer B führt dagegen rationale Gründe<br />

für seine Bewer<strong>tu</strong>ng an. Allerdings<br />

ist auch sie stark subjektiv geprägt,<br />

indem er einzelne Merkmale berücksichtigt,<br />

die Speicherkapazität und die<br />

Geräteschnittstellen aber für bedeu<strong>tu</strong>ngslos<br />

erklärt. Intransparent sind<br />

hier also nicht nur die Bewer<strong>tu</strong>ngsverfahren,<br />

sondern auch die Hierarchie,<br />

nach der Merkmale als wesentlich oder<br />

als unbedeutend eingeordnet werden.<br />

Das Beispiel des E-Book-Readers<br />

zeigt auch, wie die von Traebert und<br />

Gleitz angesprochene „Bedürfnisstruk<strong>tu</strong>r“<br />

durch Nutzungsvorschläge<br />

des Herstellers erst generiert werden<br />

kann. Die Hersteller der Geräte haben<br />

aus Konkurrenzgründen mit der funktionalen<br />

„Aufrüs<strong>tu</strong>ng“ <strong>selbst</strong> begonnen.<br />

Wenn sich die Bewer<strong>tu</strong>ngen auf das<br />

Anschauen von Filmen oder auf Spiele<br />

beziehen, dann ist das nur bedingt unpassend,<br />

da sie den Werbeversprechungen<br />

folgen.<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

Foren wie bei Amazon treten mit dem<br />

Habi<strong>tu</strong>s auf, authentische Hilfe bei<br />

Kaufentscheidungen zu bieten. „Normale“<br />

Nutzer berichten von ihren Erfahrungen.<br />

Die Leser können erwarten,<br />

dass damit alltägliche Einsatzformen<br />

beschrieben und bewertet werden,<br />

also solche, die auch auf sie zukommen<br />

werden. Dass die Bewer<strong>tu</strong>ngen<br />

keinesfalls durchgängig von neutralen<br />

Kunden stammen, ist allerdings bekannt.<br />

Der „Spiegel“ berichtet über eine<br />

Untersuchung, nach der zwischen<br />

20 und 30 Prozent der Produktbewer<strong>tu</strong>ngen<br />

<strong>im</strong> Internet gefälscht sind<br />

(SPIEGEL ONLINE 2012). Es hat sich<br />

ein Markt für Dienstleister entwickelt,<br />

die fingierte Nutzerbewer<strong>tu</strong>ngen entwerfen<br />

und in Plattformen einstellen.<br />

Die „Süddeutsche Zei<strong>tu</strong>ng“ machte publik,<br />

dass Amazon einflussreiche Rezensenten<br />

in den sogenannten „Vine-<br />

Club“ aufn<strong>im</strong>mt. Sie können einmal <strong>im</strong><br />

Monat best<strong>im</strong>mte Produkte auswählen,<br />

die ihnen zur Bewer<strong>tu</strong>ng zugeschickt<br />

und in der Regel anschließend überlassen<br />

werden (vgl. Kuhr 2013). Dass<br />

hier keine Authentizität mehr gewährleistet<br />

werden kann, ist offensichtlich.<br />

Trotz allem erfreuen sich diese Kundenrezensionen<br />

großer Beliebtheit.<br />

Tests unter stark<br />

insti<strong>tu</strong>tionalisierten<br />

Bedingungen<br />

Allerdings sind auf Kundenplattformen<br />

durchaus Tests zu finden, die mit großem<br />

Fachwissen und sehr systematisch<br />

durchgeführt wurden. Es stellt<br />

sich die Frage, worin nun der grundlegende<br />

Unterschied zwischen einer<br />

Kundenrezension und einer Bewer<strong>tu</strong>ng<br />

der Stif<strong>tu</strong>ng Warentest liegt.<br />

Joerges schlägt als signifikantes<br />

Merkmal das Ausmaß der Insti<strong>tu</strong>tionalisierung<br />

von Rahmenbedingungen<br />

vor. Während laienhafte Handlungen<br />

Regeln folgen, die „verhältnismäßig<br />

vielsinnig, <strong>im</strong>plizit, interpretationsoffen<br />

und verhandlungsfähig von Person zu<br />

Person, von Gruppe zu Gruppe, von<br />

Si<strong>tu</strong>ation zu Si<strong>tu</strong>ation [...]“ sind (Joerges<br />

1988, S. 31), werden professionelle<br />

Handlungen ausgerichtet auf<br />

Systematisierung, Berechenbarkeit,<br />

Zuverlässigkeit, Eindeutigkeit, Effektivität<br />

usw. – Joerges spricht davon, solche<br />

Vorgehensweise entspreche dem<br />

Werthorizont technischer Normen (vgl.<br />

a. a. O., S. 36f.). Auch Handlungen in<br />

Alltagskontexten können mit großem<br />

Wissen und Können durchgeführt sein.<br />

Sie unterliegen aber nicht, wie das für<br />

professionelle Handlungen gilt, der<br />

Verpflich<strong>tu</strong>ng, das Wissen und Können<br />

systematisch einzusetzen, dieses<br />

zu dokumentieren und zu überprüfen<br />

bzw. überprüfbar zu machen.<br />

Auf Produktbewer<strong>tu</strong>ngen bezogen:<br />

Der Unterschied zwischen Nutzermeinungen<br />

und Bewer<strong>tu</strong>ngen der Stif<strong>tu</strong>ng<br />

Warentest besteht weniger darin,<br />

dass die laienhaften Bewer<strong>tu</strong>ngen zu<br />

„schlechteren“ Ergebnissen führten –<br />

wie gut sie sind, hängt in erster Linie<br />

vom Zweck ab, hier also davon, ob<br />

derjenige, der den Rat sucht, mit seiner<br />

Hilfe eine „bessere“ Entscheidung<br />

treffen kann. Vielmehr ist bei Stif<strong>tu</strong>ng<br />

Warentest die gesamte Vorgehensweise<br />

weitgehend systematisiert und<br />

dokumentiert, sodass ihre Einschätzungen<br />

von anderen nachvollzogen<br />

werden können.<br />

In der Konsumforschung wird davon<br />

ausgegangen, dass die „Informationsanstrengungen“<br />

von Käufern umso<br />

höher sind, je größer das Risiko ist,<br />

das mit dem Kauf eingegangen wird.<br />

Je teurer ein Produkt, aber auch je<br />

folgenreicher die Verwendung ist, desto<br />

eher sind Nutzer bereit, sich vorab<br />

intensiv zu informieren. Die von den<br />

Herstellern gezielt bereitgestellten Informationen<br />

(„signaling“; Halbes 2003,<br />

S. 25) werden vom Leser durchaus als<br />

interessegeleitet und als nur begrenzt<br />

aussagekräftig erkannt.<br />

Um sich in der Vielfalt der Informationen<br />

orientieren zu können, vertrauen<br />

Kaufinteressenten daher zunehmend<br />

auf Gütesiegel, wobei die von staatlichen<br />

oder „gesellschaftspolitischen“<br />

Insti<strong>tu</strong>tionen vergebenen als besonders<br />

glaubwürdig einges<strong>tu</strong>ft werden<br />

(a. a. O., S. 28). Die Consumer‘s<br />

Union, die 1936 in den USA gegründet<br />

wurde, gilt als Vorbild für verbraucherpolitische<br />

Testorganisationen. In<br />

Deutschland wurden die ersten Vergleichstest<br />

zur Gebrauchstauglichkeit<br />

von Produkten 1961 von der Zeitschrift<br />

„DM“ veröffentlicht. 1964 wurde auf Initiative<br />

von Ludwig Erhard die Stif<strong>tu</strong>ng<br />

Warentest gegründet. Sie ist satzungsgemäß<br />

zur Neutralität verpflichtet, was<br />

dazu führt, dass ihre Publikationen<br />

werbefrei sein müssen (Auflage der<br />

Hefte 2001: 630.000 Stück). Aus diesem<br />

Grund bekommt sie Zuschüsse<br />

aus Steuermitteln (ca. 11% ihres Umsatzes;<br />

vgl. a. a. O., S. 33). Weitgehend<br />

unbekannt ist, dass sie ca. 25%<br />

ihrer Tests gemeinsam mit anderen<br />

Organisationen durchführt. Das sind<br />

beispielsweise der österreichische<br />

„Verein für Konsumenteninformation“<br />

(Auflage: 100.000), der ebenfalls als<br />

privatrechtliche Stif<strong>tu</strong>ng organisiert ist,<br />

19


<strong>tu</strong>: Fachdidaktik / <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Methoden<br />

die britische „Consumers‘ Association“<br />

und der niederländische „Consumentenbond“<br />

(Auflage 660.000; beide sind<br />

industrieunabhängige Verbraucherorganisationen).<br />

Die Consumers‘ Association<br />

3 ist mit fast 1 Mio. Mitgliedern<br />

die größte ihrer Art in Europa (a. a. O.,<br />

S. 21).<br />

Zur Struk<strong>tu</strong>r vergleichender<br />

Produktbewer<strong>tu</strong>ngen<br />

Traebert und Gleitz betonen, dass<br />

es für Produktbewer<strong>tu</strong>ngen „eines<br />

Standortes oder besser eines Auswahlprinzips<br />

[bedarf], das die aus<br />

einer best<strong>im</strong>mten Sicht (nämlich unserer)<br />

wesentlichen Merkmale festlegt,<br />

even<strong>tu</strong>ell sogar nach Maßgabe ihrer<br />

Wichtigkeit hierarchisiert und dadurch<br />

gleichzeitig die Anzahl der in Betracht<br />

kommenden Merkmale auf ein überschaubares<br />

Maß reduziert“ (Gleitz und<br />

Traebert 1972, S. 77). Für eine transparente<br />

Bewer<strong>tu</strong>ng müssen demnach<br />

offengelegt werden:<br />

– die Merkmale, die in die Bewer<strong>tu</strong>ng<br />

einbezogen werden;<br />

– die Verfahren, mit denen Merkmalsausprägungen<br />

ermittelt werden;<br />

– die Hierarchie der Bewer<strong>tu</strong>ng, nach<br />

der die Merkmalsausprägungen<br />

gewichtet werden.<br />

Je nach Zweck, der mit ihnen verbunden<br />

ist, können Produktbewer<strong>tu</strong>ngen<br />

nach verschiedenen Gesichtspunkten<br />

differenziert werden:<br />

– Transparenz der Bedingungen und<br />

Kriterien: Werden die drei oben genannten<br />

Aspekte offengelegt, kann<br />

von einem transparenten Bewer<strong>tu</strong>ngsverfahren<br />

gesprochen werden.<br />

– Systematisierung: Bewer<strong>tu</strong>ngen<br />

können unter einer Fragestellung<br />

erfolgen, die einen einzelnen Gesichtspunkt<br />

erfasst und die eine<br />

unmittelbare Entscheidung erlaubt.<br />

Beziehen sie sich auf einen komplexeren<br />

Zusammenhang, können<br />

sie auf einer mehr oder weniger<br />

unbedachten Auswahl an Kriterien<br />

beruhen oder auf einer, die systematisch<br />

die gesamte Funktionalität<br />

des Produktes zu erfassen versucht<br />

und die u. U. auf normierte<br />

Testverfahren zurückgreift. Ein<br />

Beispiel dafür ist die DIN 66052 zur<br />

Überprüfung der Gebrauchstauglichkeit<br />

von Produkten: „Warentest<br />

ist die Prüfung und Bewer<strong>tu</strong>ng der<br />

für die Gebrauchstauglichkeit maßgebenden<br />

Eigenschaften von ihrer<br />

Herkunft nach best<strong>im</strong>mbaren Waren.<br />

Sein Ziel ist, dem Käufer die als<br />

Grundlage für den Kaufentschluss<br />

notwendigen sachlichen Informationen<br />

in allgemein verständlicher<br />

Form zugänglich zu machen. In<br />

der Regel umfasst ein Warentest<br />

den Vergleich einer repräsentativen<br />

Auswahl der für denselben Verwendungszweck<br />

angebotenen Waren“<br />

(zit. nach Eickelkamp 2013, S. 1).<br />

– Signifikanz der Bewer<strong>tu</strong>ngsinstanz:<br />

Ein wichtiger Gesichtspunkt ist<br />

die Vertrauenswürdigkeit derjenigen,<br />

die bewerten. Diese kann dadurch<br />

entstehen, dass der Nutzer<br />

dem Bewertenden vertraut, dass<br />

die Bewer<strong>tu</strong>ngsinstanz als unabhängig<br />

und als kompetent gilt,<br />

aber auch, wie <strong>im</strong> Fall von Bewer<strong>tu</strong>ngsplattformen,<br />

durch die Anzahl<br />

der Bewertenden und durch den<br />

(vermeintlich) vergleichbaren Nutzungshabi<strong>tu</strong>s.<br />

Der letzte Punkt darf in seiner Wirkung<br />

nicht unterschätzt werden. Vertraut<br />

man einer Bewer<strong>tu</strong>ngsinstanz,<br />

so wird ihre Vorgehensweise selten <strong>im</strong><br />

Einzelnen hinterfragt – man verlässt<br />

sich darauf, dass man es grundsätzlich<br />

<strong>tu</strong>n könnte. Eine große allgemeine<br />

Signifikanz <strong>im</strong> Hinblick auf Produktbewer<strong>tu</strong>ngen<br />

haben der TÜV oder die<br />

Stif<strong>tu</strong>ng Warentest. Beispiele für ein<br />

großes Grundvertrauen in einzelnen<br />

Segmenten sind das Siegel des „Umweltengels“,<br />

die Zeitschrift „Ökotest“<br />

3 Auf ihrer Homepage findet sich beispielsweise<br />

auch ein Test zu E-Book-<br />

Readern: www.which.co.uk, dort in<br />

der Suche „ebook reader“ eingeben.<br />

4 Auch wenn sich das „Kompendium“<br />

auf Nutzungszusammenhänge <strong>im</strong> 21.<br />

Jahrhundert bezieht, verbinden seine<br />

Autoren das Sachsystem Staubsauger<br />

zwangsläufig mit dem gesellschaftlichen<br />

Modell der Hausfrau. Es<br />

scheint Stereotypen zu geben, die<br />

in manchen Kreisen nur schwer zu<br />

überwinden sind.<br />

oder spartenbezogene Publikationen<br />

wie das „c‘t-Magazin“ (veröffentlicht<br />

als Zeitschrift, online und <strong>im</strong> NDR als<br />

monatliches TV-Magazin).<br />

Ein Beispiel für das<br />

Entwickeln objektiver<br />

Testkriterien<br />

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />

und Arbeitsmedizin zeigt in ihrem „Ergonomiekompendium“<br />

am Beispiel<br />

eines Staubsaugers, wie <strong>im</strong> professionellen<br />

Bereich versucht wird, von<br />

Anforderungen der Nutzer zu Bewer<strong>tu</strong>ngskriterien<br />

zu gelangen. An einem<br />

Ausschnitt soll der Vorgang dargestellt<br />

werden (siehe Tabelle 1).<br />

Im Kontextszenario 4 wird eine übliche<br />

Nutzungshandlung beschrieben. Mit<br />

der Definition der Aufgabenerfordernisse<br />

werden den Teilen der Nutzungshandlung<br />

Teilfunktionen des Produktes<br />

zugeordnet. Daraus werden Anforderungen<br />

an das Produkt formuliert:<br />

Im zitierten Beispiel werden zu jeder<br />

Aufgabe, die dem Produkt gestellt<br />

wird, zwei Anforderungen formuliert.<br />

Anschließend wird für jede Nutzungsanforderung<br />

festgelegt, wie sie sich<br />

am Gerät nachweisen lässt. Die kursiv<br />

formatierten Bereiche sind Leerstellen<br />

bei Adler und wurden hier ergänzt. Sie<br />

lassen sich nur empirisch ermitteln, so<br />

wie das bei der „üblichen“ S<strong>tu</strong>fentiefe<br />

von 26 cm bei Wohnungstreppen bereits<br />

getan und in einer Norm festgehalten<br />

wurde.<br />

Die Ablei<strong>tu</strong>ngsmethodik, wie sie <strong>im</strong> Ergonomiekompendium<br />

eingesetzt wird,<br />

weist folgende Struk<strong>tu</strong>r auf (siehe Abbildung<br />

1):<br />

Die ersten beiden Arbeitsschritte der<br />

Ablei<strong>tu</strong>ng dienen dazu, eine konkrete<br />

Handlungssi<strong>tu</strong>ation zu analysieren.<br />

Dazu müssen die in ihr enthaltenen<br />

Teilhandlungen isoliert werden. Für<br />

jede einzelne wird dann eine Anforderung<br />

auf der Produktebene definiert:<br />

Was muss mit dem Sachsystem gemacht<br />

werden, damit die Funktion erfüllt<br />

werden kann? Im letzten Schritt<br />

muss für jede Anforderung festgelegt<br />

werden, woran genau erkannt werden<br />

kann, dass sie erfüllt ist.<br />

20 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Methoden<br />

<strong>tu</strong>: Fachdidaktik / <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Arbeitsschritte<br />

Kontextszenario<br />

festlegen<br />

Konkretisierung und Ablei<strong>tu</strong>ng von Bewer<strong>tu</strong>ngskriterien<br />

Be<strong>im</strong> Saugen von Treppen trägt Frau Muster den<br />

Staubsauger von S<strong>tu</strong>fe zu S<strong>tu</strong>fe und stellt ihn dort ab.<br />

Kontextszenario<br />

festlegen<br />

Der Staubsauger muss<br />

tragbar sein.<br />

Der Staubsauger muss auf einer<br />

Treppens<strong>tu</strong>fe abstellbar sein.<br />

Nutzungsanforderungen<br />

Der Staubsauger<br />

muss über mindestens<br />

einen Tragegriff<br />

verfügen.<br />

Das Gerät<br />

muss leicht<br />

tragbar<br />

sein.<br />

Der Staubsauger<br />

muss sich auf<br />

Treppen abstellen<br />

lassen können.<br />

Das Gerät muss mit einer<br />

Hand tragbar und mit der<br />

zweiten Hand gleichzeitig<br />

bedienbar (saugen) sein.<br />

Objektiver<br />

Nachweis<br />

Das Gerät<br />

verfügt<br />

über zwei<br />

Tragegriffe.<br />

Die ergonomische<br />

Qualität der Griffe und<br />

das als leicht empfundene<br />

Gewicht müssen<br />

in einem Gebrauchstest<br />

bewertet werden.<br />

Das Gerät lässt<br />

sich auf einer<br />

üblichen Wohnungstreppe<br />

problemlos<br />

abstellen. [...]<br />

Die Bedienbarkeit<br />

in dem genannten<br />

Sinn muss durch<br />

einen Gebrauchstest<br />

bewertet werden.<br />

Tabelle 1: Ablei<strong>tu</strong>ng von Nutzungsanforderungen nach Adler (2010, S. 201f.; Formulierungen bis auf die kursiven Passagen wörtlich<br />

übernommen)<br />

Didaktische Überlegungen<br />

Nun sollen Schülerinnen und Schüler<br />

keine Warentests durchführen, damit<br />

Gebrauchsgegenstände besser verkauft<br />

oder zweckmäßiger gestaltet<br />

werden können. Die bisher dargestellten<br />

Sachverhalte müssen auf Fragen<br />

der Bildung übertragen werden, um<br />

sie für den <strong>Unterricht</strong> erschließbar machen<br />

zu können.<br />

Die <strong>Unterricht</strong>smethode<br />

„Warentest“<br />

Wenn die große Bedeu<strong>tu</strong>ng des Verwendens<br />

von Sachsystemen <strong>im</strong> Alltag<br />

von Kindern und Jugendlichen bedacht<br />

wird, müsste der Warentest <strong>im</strong><br />

<strong>Technik</strong>unterricht regelmäßig präsent<br />

sein. Es ist kaum eine Lebenssi<strong>tu</strong>ation<br />

denkbar, in der sie nicht auf <strong>Technik</strong><br />

zurückgreifen. Dabei sind gerade Kinder<br />

oft dem Angebot ausgeliefert, das<br />

ihnen Erwachsene zur Verfügung stellen.<br />

Nicht nur die Auswahl der Eltern<br />

ist aber best<strong>im</strong>mend, längst sind Kinder<br />

als Konsumentengruppe <strong>im</strong> Visier<br />

finanzkräftiger Interessensgruppen,<br />

die sich gerade die Unsicherheit der<br />

in ihrer Persönlichkeit noch nicht stabilen<br />

Altersgruppe zunutze machen.<br />

Ein Blick in die Werbeblöcke, die das<br />

Fernsehprogramm dieser „Zielgruppe“<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

Anforderung<br />

1.1<br />

Nachweis<br />

Handlungselement<br />

1<br />

Anforderung<br />

1.2<br />

Nachweis<br />

Handlung<br />

Anforderung<br />

1.3<br />

Nachweis<br />

Abbildung 1: Struk<strong>tu</strong>r der Ablei<strong>tu</strong>ngsmethode nach Adler<br />

begleiten, zeigt das Ausmaß an Beeinflussung.<br />

Es wäre <strong>im</strong> Sinne einer<br />

persönlichkeitsorientierten, emanzipatorischen<br />

Ausrich<strong>tu</strong>ng von Bildungsprozessen<br />

dringend erforderlich,<br />

Schülerinnen und Schüler dabei zu<br />

unterstützen, eine kompetente und kritisch-distanzierte<br />

Hal<strong>tu</strong>ng gegen über<br />

Produkten zu entwickeln.<br />

Traebert und Gleitz nennen eine Reihe<br />

von Lernzielen rund um das Bewerten<br />

der Gebrauchstauglichkeit von Sachsystemen,<br />

die einen wertvollen Beitrag<br />

dazu leisten können. Schülerinnen<br />

Handlungselement<br />

n<br />

Anforderung<br />

n.1<br />

Nachweis<br />

Anforderung<br />

n.n<br />

Nachweis<br />

Handlungsebene<br />

Produktebene<br />

und Schüler sollen u. a. „Merkmale des<br />

Gebrauchs analysieren und <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit praktischen Untersuchungen<br />

nach ihrer Bedeu<strong>tu</strong>ng hierarchisieren<br />

können“ (Gleitz und Traebert<br />

1972, S. 83). 5 Die Autoren konkretisieren<br />

diese allgemein gehaltene Formu-<br />

5 Mit dieser Publikation führen Traebert<br />

und Gleitz die „vergleichende Testaufgabe<br />

mit exper<strong>im</strong>entellen Einschüben<br />

zur Erkundung der Gebrauchstüchtigkeit<br />

technischer Geräte“ in die<br />

didaktische Diskussion ein<br />

(Wilkening 1982, S. 49).<br />

21


<strong>tu</strong>: Fachdidaktik / <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Methoden<br />

lierung (vgl. ebd.): Die Schülerinnen<br />

und Schüler sollen <strong>im</strong> Rahmen der<br />

Analyse ein Sachsystem beschreiben<br />

und für die Funktion bedeutsame Wirkzusammenhänge<br />

erklären können. Sie<br />

sollen aus der Nutzung abgeleitete<br />

Prüfverfahren entwickeln, die Prüfung<br />

vorbereiten, durchführen und auswerten<br />

können. Das Entwickeln des Prüfverfahrens<br />

beinhaltet, das Ziel der Untersuchung<br />

formulieren zu können, die<br />

Untersuchungsbedingungen festlegen<br />

und auf ihre Zweckmäßigkeit überprüfen<br />

zu können. Zum Durchführen des<br />

Tests müssen sie die Versuchsanlagen<br />

aufbauen und den Test wie geplant<br />

durchführen und protokollieren können.<br />

Für die Auswer<strong>tu</strong>ng müssen sie<br />

die Messungen und Beobach<strong>tu</strong>ng so<br />

transformieren (verbalisieren, visualisieren)<br />

können, dass ein Vergleich zwischen<br />

mehreren Produkten möglich ist<br />

und dass sie ihre Ergebnisse anderen<br />

vermitteln können. Außerdem müssen<br />

sie reflektieren können, welche Stärken<br />

und Schwächen ihre Vorgehensweise<br />

<strong>im</strong> Abgleich mit ihrer Zielsetzung hatte.<br />

In Bildungsprozessen werden die Bedürfnisse<br />

der Kinder, die Perspektive<br />

des Faches bzw. des durch ein Schulfach<br />

repräsentierten Wirklichkeitsbereiches<br />

und derer, die den Lernprozess<br />

organisieren, miteinander in Berührung<br />

gebracht. Ordnet man die bislang dargestellten<br />

Aspekte in die Struk<strong>tu</strong>r des<br />

(etwas aus der Mode gekommenen)<br />

didaktischen Dreiecks ein, so ergibt<br />

sich folgende Übersicht:<br />

Warentest-Aufgaben bieten die Möglichkeit,<br />

Schülerinnen und Schülern<br />

erkennen zu lassen, dass sie dort, wo<br />

sie technische Gegenstände verwenden,<br />

nicht zum Befolgen und Einhalten<br />

vorgegebener „Nutzungspfade“<br />

verurteilt sind. Sie können (und sollen)<br />

durch die bewusste Auswahl best<strong>im</strong>mter<br />

Produkte und durch die Art<br />

des Umgangs mit ihnen eigenständig<br />

Entscheidungen treffen und ihre Umgebung<br />

aktiv gestalten, anstatt sich<br />

passiv-konsumtiv anzupassen. Sie<br />

sollen lernen, Interessen der Hersteller<br />

und Anbieter eines Produktes zu<br />

ermitteln und nach Versuchen der Beeinflussung<br />

des Nutzerverhaltens zu<br />

suchen. Produkte, sei es bei Neu- oder<br />

bei Weiterentwicklungen, werden eben<br />

nicht grundsätzlich auf eine Erhöhung<br />

der Produktqualität hin gestaltet wie <strong>im</strong><br />

Staubsaugerbeispiel. Die wirksam werdenden<br />

Gestal<strong>tu</strong>ngskriterien ergeben<br />

sich aus einer Abwägung der Interessen<br />

und Machtpotentiale derjenigen,<br />

die Einfluss auf die Produktentwicklung<br />

ausüben können. So lässt sich das gezielte<br />

Einbauen von Sollbruchstellen<br />

aus ökonomischem Kalkül heraus an<br />

zahlreichen Beispielen demonstrieren,<br />

z. B. bei der gezielten Herabsetzung<br />

der Lebensdauer von Glühlampen, bei<br />

zu schwach d<strong>im</strong>ensionierten Lagern in<br />

Waschmaschinen, bei der auf Inkompatibilität<br />

ausgelegten Gestal<strong>tu</strong>ng der<br />

Schnittstellen zwischen Ladegerät und<br />

Smartphone oder bei Druckern, deren<br />

Zählwerke dafür sorgen, dass das Gerät<br />

nach einer best<strong>im</strong>mten Seitenzahl<br />

den Dienst verweigert.<br />

Sachs beschreibt die Mechanismen<br />

dieser Form technischer Wirklichkeit:<br />

„Technisches Handeln ist daher generell<br />

Handeln <strong>im</strong> Zielkonflikt. [...] Die Widersprüchlichkeit<br />

der Bewer<strong>tu</strong>ngskriterien<br />

spiegelt die Widersprüchlichkeit<br />

der Interessen von Herstellern, Benutzern<br />

und Folgebetroffenen. Sie ist Ausdruck<br />

nicht etwa willkürlicher, sondern<br />

struk<strong>tu</strong>reller gesellschaftlicher Interessenkonflikte“<br />

(Sachs 1985, S. 108).<br />

Das Kind als Entscheidender und<br />

Gestalter:<br />

wählt Produkte aus (rational und<br />

emotional)<br />

bewertet Produkte (bewusst und<br />

unbewusst) auf ihre<br />

Zweckdienlichkeit hin<br />

entwirft selber Produkte und stellt<br />

sie her<br />

Das Kind als Betroffener:<br />

nutzt Produkte<br />

übern<strong>im</strong>mt die „Nutzungschoreographie“<br />

des Produzenten<br />

übern<strong>im</strong>mt, was Erwachsene zur<br />

Verfügung stellen<br />

wird umworben von den Verkäufern<br />

lernt gesellschaftliche Modelle<br />

Interessen des Kindes<br />

Das didaktische<br />

Dreieck des<br />

Warentests<br />

Wirklichkeitsbereich <strong>Technik</strong><br />

Intentionen des <strong>Technik</strong>unterrichts<br />

Die Schülerinnen und Schüler lernen ...<br />

Funktionen und Merkmale eines Sachsystems zu benennen<br />

technische Varianten zu beschreiben<br />

Merkmale zu gewichten<br />

Kriterien und Prüfverfahren zu entwickeln<br />

Prüfverfahren durchzuführen<br />

Ergebnisse darzustellen<br />

Ergebnisse zu bewerten<br />

zwischen den Interessen unterschiedlicher Handlungssubjekte<br />

zu unterscheiden<br />

Interessen des <strong>Technik</strong>anbieters:<br />

Ökonomische Interessen<br />

Marktforschung<br />

Positionierung <strong>im</strong> Konkurrenzkampf<br />

Gestal<strong>tu</strong>ng des Produktes unter<br />

ausgewählten Gesichtspunkten<br />

Professionelle Produktbewer<strong>tu</strong>ngen:<br />

Systematisches Erfassen von<br />

Aufgabenerfordernissen<br />

Systematisches Ableiten von<br />

Nutzungsanforderungen<br />

Methodische Testverfahren<br />

Transparenz in der Bewer<strong>tu</strong>ng<br />

mit Bewer<strong>tu</strong>ngen verbundene ökonomische<br />

Interessen<br />

Laienhafte Produktbewer<strong>tu</strong>ngen:<br />

in<strong>tu</strong>itive Alltagserfahrungen (emotional)<br />

rationale Verfahren (Merkmale, Verfahren,<br />

Wertehierarchien)<br />

Vertrauen in die Bewer<strong>tu</strong>ngen Anderer<br />

Abbildung 2:<br />

Die didaktische<br />

Struk<strong>tu</strong>r von<br />

Warentest-Aufgaben<br />

können.“ (Gleitz und Traebert 1972, S. 83) 5 Die Autoren konkretisieren diese<br />

allgemeingehaltene Formulierung (vgl. ebd.): Die Schülerinnen und Schüler sollen <strong>im</strong><br />

Rahmen der Analyse ein Sachsystem beschreiben und für die Funktion bedeutsame<br />

Wirkzusammenhänge erklären können. Sie sollen aus der Nutzung abgeleitete Prüfverfahren<br />

entwickeln, die Prüfung vorbereiten, durchführen und auswerten können. Das Entwickeln des<br />

Prüfverfahrens beinhaltet, das Ziel der Untersuchung formulieren zu können, die<br />

Untersuchungsbedingungen festlegen und auf ihre Zweckmäßigkeit überprüfen zu können.<br />

Zum Durchführen des Tests müssen sie die Versuchsanlagen aufbauen und den Test wie<br />

geplant durchführen und protokollieren können. Für die Auswer<strong>tu</strong>ng müssen sie die<br />

Messungen und Beobach<strong>tu</strong>ng so transformieren (verbalisieren, visualisieren) können, Was dass bedeutet das konkret für die <strong>Unterricht</strong>splanung<br />

und – durchführung<br />

ein Vergleich zwischen mehreren Produkten möglich ist und dass sie ihre Ergebnisse<br />

anderen vermitteln können. Außerdem müssen sie reflektieren können, welche Stärken einer und Warentest-Aufgabe? Zunächst<br />

Schwächen ihre Vorgehensweise <strong>im</strong> Abgleich mit ihrer Zielsetzung hatte. muss der Unterschied zwischen der<br />

In Bildungsprozessen werden die Bedürfnisse der Kinder, die Perspektive des Faches Analyse bzw. eines Sachsystems und eines<br />

des durch ein Schulfach repräsentierten Wirklichkeitsbereiches und derer, die den Produktes beachtet werden. Bei der<br />

Lernprozess organisieren, miteinander in Berührung gebracht. Ordnet man die bislang Warenanalyse werden wirtschaftliche<br />

dargestellten Aspekte in die Struk<strong>tu</strong>r des (etwas aus der Mode gekommenen) didaktischen Aspekte stärker in den Fokus gerückt,<br />

Dreiecks ein, so ergibt sich folgende Übersicht:<br />

der Gegenstand wird als Handelsgut<br />

zwischen Marktteilnehmern<br />

mit unterschiedlichen<br />

Einflussmöglichkeiten<br />

betrachtet und<br />

nicht nur als Mittel zum<br />

Zweck des Nutzers.<br />

Zweitens muss entschieden<br />

werden, ob<br />

ein Warentest unter<br />

dem Gesichtspunkt<br />

stark systematisierter<br />

technischer Analysen<br />

betrachtet wird (Perspektive<br />

der <strong>Technik</strong>wissenschaften<br />

bzw.<br />

der beruflichen Praxis)<br />

oder mit der Zielrich<strong>tu</strong>ng,<br />

Schülerinnen und<br />

Schülern bei der Orientierung<br />

in der durch<br />

<strong>Technik</strong> geprägten<br />

Wirklichkeit und bei der<br />

eigenständigen Teilhabe<br />

an ihr zu unterstützen.<br />

Im ersten Fall<br />

bestünde die Gefahr,<br />

22Abbildung 2: Die didaktische Struk<strong>tu</strong>r von Warentest-Aufgaben<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

5


Methoden<br />

<strong>tu</strong>: Fachdidaktik / <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

ein Bild von <strong>Technik</strong>bewer<strong>tu</strong>ng als<br />

„Geschäft von Experten“ zu vermitteln.<br />

Dies kann nicht Intention Allgemeiner<br />

Technischer Bildung sein. Noch einmal<br />

Sachs: „Die Schüler sollen als<br />

eine Voraussetzung für Meinungsbildungs-<br />

und Entscheidungsprozesse<br />

den Interessenbezug technischer Entwicklungen<br />

kennen, sowie die Qualität<br />

und den Nutzen technischer Mittel und<br />

Verfahren kritisch beurteilen“ (a. a. O.,<br />

S. 113f.).<br />

Außerdem würde der Zugang zum<br />

Warentest von den Schülerinnen und<br />

Schülern weg und hin zu formalisierten<br />

Verfahren verschoben. Eine systematisierte<br />

Vorgehensweise ist mit Sicherheit<br />

nicht die Form des Umgangs<br />

mit <strong>Technik</strong>, die sich bei Kindern und<br />

Jugendlichen <strong>im</strong> Rahmen der technischen<br />

Sozialisation entwickelt. Sie<br />

kann allenfalls am Ende eines Lernprozesses<br />

stehen, nicht schon am Anfang.<br />

Wenn sich Kinder in technischen<br />

Dingen als Gestaltende und Entscheidende<br />

erleben sollen, dann müssen sie<br />

<strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong> die Möglichkeit haben,<br />

aus eigenen Kräften Entscheidungen<br />

zu treffen. <strong>Unterricht</strong> sollte dort ansetzen,<br />

wo sich die Schüler befinden, und<br />

sollte sich dann in Rich<strong>tu</strong>ng der gesetzten<br />

Ziele voranarbeiten. Schüler sollen<br />

lernen, „systematischer, vorausschauender,<br />

abwägender, <strong>selbst</strong>kritischer<br />

und kritischer“ zu handeln (a. a. O., S.<br />

119; Hervorhebungen MB).<br />

Aus diesen Überlegungen heraus wird<br />

dafür plädiert, bei der Auseinandersetzung<br />

mit der Gebrauchstauglichkeit<br />

von Sachsystemen an in<strong>tu</strong>itiven<br />

Bewer<strong>tu</strong>ngsformen der Schülerinnen<br />

und Schüler anzusetzen, um sie dann,<br />

Schritt für Schritt, zu einer reflektierten<br />

Vorgehensweise und damit auch zu<br />

differenzierten Bewer<strong>tu</strong>ngen zu führen.<br />

Drei Auswirkungen dieses Konzeptes<br />

sollen betont werden:<br />

Warentest-Aufgaben organisieren<br />

komplexe Lernprozesse. Sie können<br />

nicht einmalig „abgehandelt“, sie müssen<br />

<strong>im</strong>mer wieder durchgeführt werden.<br />

Dabei sollte auf einen Fortschritt<br />

in der Vorgehensweise hingearbeitet<br />

werden: zu Beginn in<strong>tu</strong>itiv, dann zunehmend<br />

differenzierter und kontrollierter.<br />

Ein Aspekt von Warentest-Aufgaben ist<br />

die „Verbrauchererziehung“, aber nicht<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

<strong>im</strong> Sinne einer unkritischen, reibungslosen<br />

Gewöhnung an die Angebote<br />

der Warenwelt. Vielmehr soll eine Verbraucherqualifizierung<br />

angestrebt werden.<br />

Schülerinnen und Schüler sollen<br />

lernen, sich differenziert zu informieren,<br />

die Beeinflussungen anderer zu<br />

erkennen, angemessen und souverän<br />

zu entscheiden.<br />

Der Gedanke des Testens der Gebrauchstauglichkeit<br />

eines technischen<br />

Systems sollte drittens nicht als isolierte<br />

Fragestellung einer einzelnen<br />

Methode verstanden werden, sondern<br />

als in unterschiedlichen Formen<br />

wiederkehrende grundsätzliche<br />

technische Fragestellung. Wenn ein<br />

Bücherregal gebaut wird – wenn ein<br />

Fahrradanhänger mit einer <strong>selbst</strong>gebauten<br />

Halterung an einen Gepäckträger<br />

montiert wird – wenn eine Löthilfe<br />

konstruiert und <strong>hergestellt</strong> wird:<br />

Immer müssen eigene Gestal<strong>tu</strong>ngen<br />

<strong>im</strong> Hinblick auf die verfolgten Ziele,<br />

die Rahmenbedingungen und die zu<br />

erwartenden Folgen bewertet werden.<br />

Dieser „lebendige“ Zusammenhang<br />

technischen Handelns darf nicht verloren<br />

gehen unter der Absicht, einer formalen,<br />

methodisierten Vorgehensweise<br />

zu genügen. <strong>Unterricht</strong>smethoden<br />

sind Mittel zum Zweck, kein Selbstzweck.<br />

Letztlich soll mit einer Warentest-Aufgabe<br />

nicht die Bewährung<br />

eines Produktes getestet, sondern die<br />

Bewährung von Kindern und Jugendlichen<br />

in ihrer Lebenswirklichkeit unterstützt<br />

werden – Duncker nennt das<br />

die „prozesshafte Entfal<strong>tu</strong>ng eines<br />

Spannungsverhältnisses von Individuum<br />

und Kul<strong>tu</strong>r“ (Duncker 1994, S.<br />

11). Dies wird <strong>im</strong> didaktischen Dreieck<br />

durch die Beziehungspfeile zwischen<br />

Kind und Sache dargestellt.<br />

Diskussion der <strong>Unterricht</strong>ssequenz<br />

„Warentest von<br />

Laubsägen“ unter didaktischen<br />

Gesichtspunkten<br />

Dass die Arbeitsphase be<strong>im</strong> Test der<br />

Laubsägen intensiv verlaufen ist, wurde<br />

bereits geschildert. Allerdings blieb<br />

bislang unklar, was die Schülerinnen<br />

und Schüler tatsächlich lernen konnten<br />

und inwieweit sich in ihren Bewer<strong>tu</strong>ngen<br />

gezielte Befragungen des<br />

Sachsystems erkennen lassen.<br />

Nach der Analysephase stellten die<br />

Gruppen ihre Arbeitsergebnisse vor,<br />

wobei engagierte Diskussionen entstanden.<br />

„Bei der Säge ist uns das Sägeblatt<br />

<strong>im</strong>mer wieder rausgerutscht.“<br />

Es wurde vermutet, dass der Spannhebel<br />

nicht „satt“ angedreht worden war.<br />

Aus einer anderen Gruppe kam daraufhin<br />

der Einspruch: „Nein, das war bei<br />

uns auch so. Und wir haben ganz fest<br />

zugedreht.“ Ein Schüler aus der ersten<br />

Gruppe entgegnete: „Wir auch. Woher<br />

wollt ihr wissen, dass ihr fester zugedreht<br />

habt?“<br />

Hier erkennen die Kinder, dass sie<br />

kein vergleichbares Prüf- bzw. Messverfahren<br />

vereinbart hatten. Es wurde<br />

der Vorschlag gemacht, diesen Teil<br />

der Prüfung zu wiederholen, wobei ein<br />

Schüler alle Sägen einspannen sollte,<br />

sodass er das gut vergleichen könne.<br />

Sie sind mit dieser Lösung nur einen<br />

kleinen Schritt weitergekommen, da sie<br />

nach wie vor kein objektives Ergebnis<br />

erhalten würden. Hier wäre eine gute<br />

Gelenkstelle für eine Intervention der<br />

Lehrkraft gegeben. Ein Umsetzungsbeispiel<br />

mit vielfältigen Lösungen einer<br />

Entwicklung von Prüfverfahren findet<br />

sich bei Traebert (1979; Warentest<br />

Trockenbatterien).<br />

Genau betrachtet erkennen die Kinder<br />

an dieser Stelle nur Probleme auf<br />

der Benutzerebene – die Struk<strong>tu</strong>r der<br />

Sache wird nicht herausgearbeitet.<br />

Das Problem des Einspannens des<br />

Sägeblattes wird von mehreren Einflussfaktoren<br />

best<strong>im</strong>mt: Die Spannvorrich<strong>tu</strong>ngen<br />

sind einmal mit einer<br />

Flügelmutter, einmal mit einer Mutter<br />

mit ergonomisch besser geformter<br />

Kunststoffabdeckung und einmal mit<br />

einem Spannhebel zu bedienen (s.<br />

Abbildung 3).<br />

Die bei Traebert und Gleitz genannten<br />

Ziele, dass die Schülerinnen und<br />

Schüler technische Gestal<strong>tu</strong>ngen beschreiben<br />

und vergleichen sollen und<br />

dass sie für die Funktion bedeutsame<br />

Wirkmechanismen erklären sollen,<br />

wurden <strong>im</strong> hier vorgestellten <strong>Unterricht</strong><br />

nicht berücksichtigt. Besonders<br />

das Untersuchen des Klemmens des<br />

Sägeblattes wäre wünschenswert gewesen.<br />

Bei der rechts abgebildeten<br />

Säge verbiegen sich die Spannbleche<br />

leicht, sodass das Sägeblatt nur gehalten<br />

werden kann, wenn es direkt an der<br />

23


<strong>tu</strong>: Fachdidaktik / <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Methoden<br />

Abbildung 3: Die Spannvorrich<strong>tu</strong>ngen der drei getesteten Sägen<br />

Spannschraube angelegt wird. Dies ist<br />

ein für die Ermittlung des Gebrauchswertes<br />

wichtiger Zusammenhang und<br />

hätte daher erkundet werden sollen.<br />

Man muss die Schwerpunktsetzung<br />

der S<strong>tu</strong>dierenden nicht genauso treffen<br />

– unbestritten bleibt aber, dass<br />

die Kinder in dieser kurzen Sequenz<br />

erkannten, dass sie ihren Test in manchen<br />

Bereichen besser hätten planen<br />

müssen und dass sie ihre Antworten<br />

auf die Testfragen nur mit Einschränkung<br />

anderen plausibel machen konnten.<br />

Und sie erkannten, dass die gestellten<br />

Testfragen teilweise unklar<br />

formuliert waren, dass beispielsweise<br />

genauer hätte angegeben sein müssen,<br />

was unter „stabil“ zu verstehen ist.<br />

Damit haben sie wichtige Ziele eines<br />

Gebrauchswert-Tests erreicht, und<br />

gleichzeitig ergab sich ein wertvoller<br />

Ansatzpunkt für weitere technische<br />

Analysen.<br />

Problemraumerweiterung<br />

in realen Handlungssi<strong>tu</strong>ationen<br />

Der Begriff der Bewer<strong>tu</strong>ng erstreckt<br />

sich sowohl in technischen Handlungen<br />

als auch in <strong>Unterricht</strong>sprozessen<br />

nicht nur auf das Endergebnis.<br />

Vielmehr werden <strong>im</strong>mer dann, wenn<br />

Entscheidungen zwischen Alternativen<br />

getroffen werden, Bewer<strong>tu</strong>ngen<br />

vorgenommen. Sehr interessant war in<br />

der <strong>Unterricht</strong>ssequenz, wie die Schülerinnen<br />

und Schüler auf die Bedingungen,<br />

die ihnen gesetzt wurden, reagierten.<br />

Die S<strong>tu</strong>dierenden hatten den<br />

Betrag von 300 € so gewählt, dass er<br />

nicht für 20 Sägen des teuersten Typs<br />

ausreichte. Da dieser aber in der Gunst<br />

der Kinder weit vorne lag, mussten sie<br />

über Kompromisse diskutieren.<br />

Es wurde darüber nachgedacht, ob<br />

sich nicht zwei Schüler eine Säge<br />

teilen könnten. Dieser Vorschlag fand<br />

zunächst Beifall, dann erinnerte ein<br />

Junge daran, dass manche bei der<br />

letzten Aufgabenstellung Mühe gehabt<br />

hatten, das Werkstück rechtzeitig<br />

fertigzustellen – der Vorschlag wurde<br />

verworfen. Daraufhin schlug eine<br />

Schülerin vor, die Klassensprecher<br />

könnten zum Schulleiter gehen und<br />

versuchen, einen „Nachschlag“ von<br />

50 € zu bekommen. Das wurde als<br />

utopisch abgelehnt, die 300 € schienen<br />

den Kindern sehr viel Geld zu<br />

sein. Man könnte doch in der Pause<br />

Kuchen verkaufen wie bei der Klassenfahrt,<br />

wurde eingeworfen. Da die<br />

Kinder befürchteten, das dauere zu<br />

lange, kam der Vorschlag, zunächst<br />

nur 15 Sägen und <strong>im</strong> kommenden<br />

Jahr die restlichen 5 anzuschaffen.<br />

Es wurde sogar der Lehrer und Konrektor<br />

der Schule, Ewald Ehinger, befragt,<br />

wie viele Schüler in den unteren<br />

Klassen wären – vielleicht würden 15<br />

Sägen ja vollkommen genügen?<br />

Eine Schülergruppe hatte schon während<br />

der Tests überlegt, die Sägen<br />

aus dem mittleren Preissegment zu<br />

empfehlen, weil dann noch Geld übrig<br />

bliebe, um Sägeblätter und Ersatzteile<br />

zu kaufen. Sie hatten einen entsprechenden<br />

Vorschlag schon durchgerechnet,<br />

der nun heftig diskutiert und<br />

nachgerechnet wurde.<br />

Die Qualität dieser Auseinandersetzung<br />

sollte nicht übersehen werden:<br />

Mit ihrer Argumentation erweitern die<br />

Kinder das Feld, innerhalb dessen sie<br />

nach einer Lösung suchen. Ihr Blick<br />

bleibt nicht auf das Problem der Kaufempfehlung<br />

beschränkt, sie öffnen ihn<br />

auf die Umgebungsbedingungen, ohne<br />

dass sie dazu aufgefordert werden<br />

müssen. Sie lösen sich von der Aufgabenstellung,<br />

gehen eigene Denkwege<br />

und organisieren sich dabei innerhalb<br />

ihrer Lerngruppe weitgehend <strong>selbst</strong> –<br />

in der Bildungspolitik würde man von<br />

Handlungs- und Sozialkompetenz<br />

sprechen. Allein dass sich diese Wendung<br />

ergeben hat, zeigt die Breite dessen,<br />

was in einer technischen Analyse<br />

gelernt werden kann, wenn sie „den<br />

Nerv“ der Kinder trifft.<br />

Es stellt sich die Frage, weshalb sich<br />

der Lernprozess so entwickelt hat.<br />

Hier werden drei tragende Gründe gesehen:<br />

Erstens konnten sich die Kinder mit<br />

Realtechnik beschäftigen. Sie zeigten<br />

großes Interesse an den Werkzeugen,<br />

sie untersuchten und erprobten<br />

sie mit der Neugier, die Kindern zu<br />

eigen ist. Es konnte gut beobachtet<br />

werden, dass Schülerinnen und Schüler<br />

keineswegs auf handwerkliche Tätigkeiten<br />

fixiert sind, sondern auch<br />

andere Zugänge zur <strong>Technik</strong> sehr<br />

schätzen. Bleher ermittelte in seiner<br />

S<strong>tu</strong>die zum Methodenrepertoire von<br />

<strong>Technik</strong>lehrerinnen und -lehrern, dass<br />

die Produktanalyse an sechster Stelle<br />

(von neun erfassten Methoden) rangiert.<br />

Er fasst zusammen: „[...] <strong>Unterricht</strong>smethoden<br />

wie die ‚Produktanalyse‘<br />

und das ‚Technische Exper<strong>im</strong>ent‘,<br />

welche in der analytischen Auseinandersetzung<br />

mit technischen Objekten<br />

bzw. Problemstellungen grundlegende<br />

Informationen [...] liefern können, werden<br />

nur gelegentlich bis selten eingesetzt“<br />

(Bleher 2001, S. 271). Es bleibt<br />

zu hoffen, dass <strong>im</strong> <strong>Technik</strong>unterricht<br />

mehr handelnd-analysierende Zugänge<br />

zur <strong>Technik</strong> ermöglicht werden –<br />

dieser Beitrag möchte dahingehend<br />

anregen. Anregungen sind zu finden<br />

bei Ullrich und Klante (1973, S. 119ff.),<br />

wo am Beispiel der Raspel, des<br />

Schraubendrehers und der Schere<br />

24 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Methoden<br />

<strong>tu</strong>: Fachdidaktik / <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Wege gezeigt werden, wie Werkzeuge<br />

unter großer Eigenaktivität der Kinder<br />

analysiert werden können. Und es sei<br />

an „Die Werkaufgabe“ von Mehrgardt<br />

(1963) erinnert, in der Produktanalysen<br />

einen festen Platz einnehmen.<br />

Zweitens stand für die Kinder ein<br />

echtes Problem <strong>im</strong> Raum: Die Sägen<br />

sollten angeschafft werden, die Schülerinnen<br />

und Schüler hatten bereits<br />

Erfahrungen mit ihnen gesammelt.<br />

Es war „mit Händen greifbar“, wie<br />

ernsthaft sie sich mit dieser Aufgabe<br />

beschäftigten. Sie hatten ein eigenes<br />

Interesse an der Bewältigung, folglich<br />

brachten sie ihr ganzes Wissen<br />

und Können ein. Anlässe für vergleichende<br />

Warentests <strong>im</strong> Dienste des<br />

Schullebens gibt es viele: Wenn neue<br />

Stühle, Sitzkissen für die Leseecke,<br />

ein Regal für die Klassenbücherei<br />

oder Spielgeräte für die Pause angeschafft<br />

werden. Wenn am Elternabend<br />

Reflektoren für die Kleidung oder für<br />

das Fahrrad, Karteikästen für den<br />

Rechtschreibunterricht, Füller oder Lineale<br />

empfohlen werden sollen. Hier<br />

gilt es, mit offenen Augen durch den<br />

Schulalltag zu gehen.<br />

Und drittens konnten die Kinder den<br />

Lernprozess weitgehend <strong>selbst</strong> steuern.<br />

Es kann an dem gewählten Zugang<br />

der S<strong>tu</strong>dierenden kritisiert werden,<br />

dass fachliche Aspekte zu kurz<br />

kamen. So wurden keine Uhrmachersägen<br />

getestet, die sich für Kinderhände<br />

sehr wohl eignen würden. Auch<br />

Hilfen wie Laubsägebrettchen, die teilweise<br />

mit Halterungen versehen sind,<br />

in denen der Bügel zusammengedrückt<br />

und dadurch das Einspannen<br />

deutlich erleichtert wird, wurden nicht<br />

berücksichtigt. Auf der anderen Seite<br />

erreichten sie mit ihrer Reduktion nicht<br />

nur eine Konzentration auf wenige Aspekte,<br />

sondern auch einen Grad an<br />

innerer Beteiligung der Schülerinnen<br />

und Schüler, der beeindruckend war<br />

und zu einem effektiven Lernprozess<br />

in anderen Bereichen führte. Auch<br />

hierzu liegt eine empirische Untersuchung<br />

aus dem Bereich des <strong>Technik</strong>unterrichts<br />

vor. Beinbrech verglich die<br />

Lerneffekte eines lehrergeführten und<br />

eines <strong>selbst</strong>gesteuerten <strong>Unterricht</strong>s.<br />

Es zeigte sich, dass die Leis<strong>tu</strong>ngen<br />

auf kognitiver Ebene in beiden <strong>Unterricht</strong>sformen<br />

vergleichbar waren. Allerdings<br />

führte eine starke Steuerung<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

durch den Lehrer tendenziell zu einer<br />

schematischen Übertragung von Problemlösungen<br />

(bis hin zu häufiger auftretenden<br />

falschen Analogiebildungen)<br />

und zu einer geringeren Bereitschaft,<br />

Hilfsmittel zu nutzen (vgl. Beinbrech<br />

2003). Die Kehrseite der stärkeren<br />

Selbststeuerung ist allerdings, und<br />

das muss bedacht werden, dass an<br />

dem angesetzt werden muss, was die<br />

Kinder in die Lernsi<strong>tu</strong>ation einbringen,<br />

und das kann nie „perfekt“ sein.<br />

Abschließend sei noch auf den Wettbewerb<br />

„Jugend testet“ der Stif<strong>tu</strong>ng<br />

Warentest hingewiesen, der einen<br />

weiteren Anlass bieten kann, sich mit<br />

Realtechnik analysierend auseinanderzusetzen.<br />

Er ist auf der Homepage<br />

der Stif<strong>tu</strong>ng umfassend dokumentiert.<br />

Litera<strong>tu</strong>r<br />

Adler, Michael (2010): Ergonomiekompendium.<br />

Anwendung ergonomischer<br />

Regeln und Prüfung der<br />

Gebrauchstauglichkeit von Produkten.<br />

Dortmund: BAuA.<br />

Beinbrech, Christina (2003): Zur Förderung<br />

des Problemlöseverhaltens <strong>im</strong><br />

technikbezogenen Sachunterricht.<br />

In: Diethard Cech und Hans-Joach<strong>im</strong><br />

Schwier (Hg.): Lernwege und Aneignungsformen<br />

<strong>im</strong> Sachunterricht. [12.<br />

Jahrestagung der GDSU <strong>im</strong> März<br />

2002 in Halle/Saale]. Bad Heilbrunn/<br />

Obb: Klinkhardt, S. 125–142.<br />

Bleher, Werner (2001): Das Methodenrepertoire<br />

von Lehrerinnen und Lehrern<br />

des Faches <strong>Technik</strong>. Eine empirische<br />

Untersuchung an Hauptschulen<br />

in Baden-Württemberg. Hamburg:<br />

Kovac.<br />

Duncker, Ludwig (1994): Lernen als<br />

Kul<strong>tu</strong>raneignung. Schultheoretische<br />

Grundlagen des Elementarunterrichts.<br />

Weinhe<strong>im</strong>: Beltz.<br />

Eickelkamp, Andreas (2013): Vergleichende<br />

Warentests. Universität<br />

Leipzig. Leipzig, zuletzt geprüft am<br />

27.12.2013.<br />

Faller, Heike; Brackemann, Holger<br />

(2013): 50 Jahre Stif<strong>tu</strong>ng Warentest.<br />

In: Zeit Magazin, 12.12.2013 (51), S.<br />

40–49.<br />

Gleitz, Wolfgang; Traebert, Wolf Ekkehard<br />

(1972): Produkte – Gegenstände<br />

des Gebrauchs – Mittel des Profits. In:<br />

Uwe Mämpel (Hg.): <strong>Technik</strong>unterricht,<br />

Arbeitslehre, polytechnische Bildung.<br />

S<strong>tu</strong>ttgart: Klett, S. 76–87.<br />

Halbes, Silja (2003): Der vergleichende<br />

Warentest zur Unterstützung des<br />

nachhaltigen Konsums. Testpraxis der<br />

Stif<strong>tu</strong>ng Warentest und vergleichbarer<br />

europäischer Testorganisationen.<br />

Hg. v. Insti<strong>tu</strong>t für Betriebsforschung.<br />

Universität Hannover. Hannover.<br />

Joerges, Bernward (1988): Gerätetechnik<br />

und Alltagshandeln. Vorschläge zur<br />

Analyse der Technisierung alltäglicher<br />

Handlungsstruk<strong>tu</strong>ren. In: Bernward<br />

Joerges (Hg.): <strong>Technik</strong> <strong>im</strong> Alltag.<br />

Frankfurt am Main: Suhrkamp, S.<br />

20–50.<br />

Kuhr, Daniela (2013): Zweifelhafte Sternchen.<br />

In: Süddeutsche Zei<strong>tu</strong>ng 2013,<br />

10.10.2013, S. 19.<br />

Mehrgardt, Otto (1963) (Hg.): Die Werkaufgabe.<br />

Wolfenbüttel: Kallmeyer.<br />

Sachs, Burkhard (1985): Produktgestal<strong>tu</strong>ng<br />

und Warentest <strong>im</strong> <strong>Technik</strong>unterricht.<br />

In: Wolf Ekkehard Traebert<br />

(Hg.): Gesellschaft und Wirtschaft <strong>im</strong><br />

<strong>Technik</strong>unterricht. Mit Beiträgen von<br />

… Düsseldorf: VDI-Verl (<strong>Technik</strong> als<br />

Schulfach, 5), S. 105–128.<br />

SPIEGEL ONLINE (2012): Manipulierte<br />

Online-Kommentare: Firmen zahlen<br />

für positive Produktbewer<strong>tu</strong>ngen.<br />

Hamburg. Online verfügbar unter<br />

http://www.spiegel.de/wirtschaft/<br />

unternehmen/amazon-und-co-produktbewer<strong>tu</strong>ngen-<strong>im</strong>-internet-sind-kaeuflich-a-830655-druck.html,<br />

zuletzt<br />

geprüft am 24.12.2013.<br />

Stauss, Thomas; Wagner, Roman (2008):<br />

Einführung Produktsemiotik. Hg. v.<br />

Zentrale Projektgruppe – Gestal<strong>tu</strong>ng<br />

und Medien. Landesinsti<strong>tu</strong>t für<br />

Schulentwicklung. S<strong>tu</strong>ttgart. Online<br />

verfügbar unter http://lehrerfortbildung-bw.de/kompetenzen/gestal<strong>tu</strong>ng/<br />

forum_m_g/08_produktgestal<strong>tu</strong>ng/<br />

08_3b_prod_sprache/ps-einfuehrung.<br />

html#Abbildung, zuletzt ak<strong>tu</strong>alisiert<br />

am 17.11.2008, zuletzt geprüft am<br />

27.12.2013.<br />

Traebert, Wolf Ekkehard; Huslik, Otto<br />

(1979): Warentest. Exper<strong>im</strong>entelle<br />

Ermittlungen der Gebrauchstauglichkeit.<br />

Ein <strong>Unterricht</strong>sbeispiel aus dem<br />

8. Schuljahr. In: Forum Technische<br />

Bildung (1), S. 3–24.<br />

Ullrich, Heinz; Klante, Dieter (1973):<br />

<strong>Technik</strong> <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong> der Grundschule.<br />

Didaktische Grundlegung, <strong>Unterricht</strong>smodelle,<br />

<strong>Unterricht</strong>smaterialien.<br />

2. Aufl. Ravensburg: Maier.<br />

Wilkening, Fritz (1982): <strong>Unterricht</strong>sverfahren<br />

<strong>im</strong> Lernbereich Arbeit und<br />

<strong>Technik</strong>. 4. Aufl. Villingen-Schwenningen:<br />

Neckar-Verlag.<br />

25


<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Produktionstechnik / Informationstechnik<br />

<strong>Messschieber</strong> –<br />

<strong>selbst</strong> <strong>hergestellt</strong><br />

Von Wilhelm Dold<br />

In gut ausgestatteten <strong>Technik</strong>räumen ist<br />

eine genügende Anzahl an <strong>Messschieber</strong>n<br />

vorhanden und die Schüler werden auch<br />

sachgerecht in die Handhabung derselben<br />

eingeführt. Mit Mess- und Ableseübungen<br />

lernen sie den Zweck dieses Messwerkzeuges<br />

kennen und setzen es auch bei verschiedenen Werkstücken ein.<br />

In keinem anderen Fach werden sie in so differenzierte Bereiche eingeführt<br />

und angelernt. Das ist dann auch der Erfahrungsbereich der Schülerinnen<br />

und Schüler, aus dem die folgende Aufgabe inhaltlich realisiert wird:<br />

Ein vollwertiger <strong>Messschieber</strong> aus Kunststoff soll mit Hilfe des<br />

Koordinatentisches KOSY <strong>hergestellt</strong> werden …<br />

Geschichtliches<br />

Der älteste Fund stammt aus dem 6.<br />

Jahrhundert vor Chris<strong>tu</strong>s. Man fand in<br />

einem griechischen Schiffswrack ein<br />

aus Holz gefertigtes Messwerkzeug,<br />

das zum Feststellen von Baumstammdurchmessern<br />

diente. Die Forstwirtschaft<br />

bedient sich unter der Bezeichnung<br />

„Messkluppe“ bis zum heutigen<br />

Tage solcher Messwerkzeuge. Eine<br />

beliebte Variante für die Tasche ist das<br />

„Knopfmaß“, mit dem ursprünglich die<br />

Größe der Knöpfe best<strong>im</strong>mt wurde und<br />

das oft <strong>im</strong> Bereich der Gas- und Wasserinstallation<br />

verwendet wird.<br />

Verwendung und Bauarten<br />

<strong>Messschieber</strong> sind meist aus nichtrostendem<br />

Stahl. Es gibt sie für best<strong>im</strong>mte<br />

Einsatzfelder auch aus<br />

Messing, Bronze und Kunststoff.<br />

<strong>Messschieber</strong> aus Messing und Bronze<br />

sind funkenfrei und ant<strong>im</strong>agnetisch,<br />

solche aus Kunststoffen sind darüber<br />

hinaus elektrisch isolierend.<br />

Im Bereich der Prüftechnik unterscheidet<br />

man die Methoden des „Messens“<br />

und des „Lehrens“ und als Prüfmittel<br />

die „Messgeräte“ und die „Lehren“.<br />

Messgeräte ermöglichen die Best<strong>im</strong>mung<br />

eines genauen Maßes, während<br />

mit Lehren nur festgestellt werden soll,<br />

ob ein best<strong>im</strong>mtes Maß vorliegt oder<br />

nicht. Der normale <strong>Messschieber</strong> ist<br />

ein Messgerät und keine Schiebe-Lehre.<br />

Hat er jedoch eine Feststellschraube,<br />

so kann er auch als „Maß-Lehre“<br />

eingesetzt werden.<br />

Vor allen Dingen in den metalltechnischen<br />

Bereichen sind <strong>Messschieber</strong><br />

heutzutage wichtige Instrumentarien,<br />

um in einfacher Handhabung Maße<br />

festzustellen, die in den Zwischenbereichen<br />

von 1 Mill<strong>im</strong>eter liegen. So werden<br />

mit den gängigen <strong>Messschieber</strong>n<br />

1/10 mm ablesbar, genauere zeigen<br />

1/20 mm an. Diese Ablesegenauigkeit<br />

ist möglich durch die 1-mm-Skala<br />

einerseits und der Noniusskala andererseits.<br />

Dies wird in einem weiteren<br />

Abschnitt genau erklärt (Abb. 1).<br />

Die digitalen <strong>Messschieber</strong> sind in der<br />

Lage, auch 1/100 mm – Maße anzuzeigen.<br />

Es bleibt hierbei allerdings die<br />

Frage, ob nicht schon durch leichtes<br />

Verkanten der Messzungen Ungenauigkeiten<br />

entstehen, welche die prinzipiell<br />

mögliche Genauigkeit dann noch<br />

nicht erreichen lassen.<br />

Neben der genauen Ablesbarkeit hat<br />

ein <strong>Messschieber</strong> drei Messbereiche:<br />

Außen – Innen – Tiefenmessung.<br />

Für diese drei Messarten sind jeweils<br />

gesonderte Messkanten vorgesehen<br />

(Abb. 2).<br />

Einzelteile<br />

Abb. 1: Mechanischer und elektronischer <strong>Messschieber</strong><br />

Der typische Aufbau eines <strong>Messschieber</strong>s<br />

sieht so aus:<br />

26 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Produktionstechnik / Informationstechnik<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Abb. 2: Außen-, Innen- und Tiefenmessung<br />

1. Stab mit festen Messschenkeln und<br />

Maßskala in Mill<strong>im</strong>eterschritten<br />

2. Schieber mit Noniusskala und<br />

Grundplatte<br />

Der Stab und der Schieber sind in<br />

einem Nutsystem so verbunden, dass<br />

sie sich gegenseitig verschieben lassen.<br />

Die Messwerte der verschiedenen<br />

Messzungenpaare für die Außen-, Innen-<br />

und Tiefenmessungen werden an<br />

den Skalen abgelesen.<br />

Nonius<br />

Werden Zwischenwerte einer 1-mm-<br />

Skala angezeigt, so kann das menschliche<br />

Auge diesen nur abschätzen<br />

– nicht wirklich best<strong>im</strong>men. Mit Hilfe<br />

einer Noniusskala lassen sich jedoch<br />

sehr wohl zwei Teilstriche, die sich<br />

gegenüberliegen hinreichend genau<br />

erkennen und sind damit ablesbar.<br />

Die Noniusskala hat eine um 1/10<br />

verkürzte Längeneinheit. Deshalb<br />

kann die Marke auf dem Nonius erst<br />

dann einer Marke der Hauptskala exakt<br />

gegenüberliegen, wenn die Nullmarke<br />

des Nonius um die entsprechende<br />

Differenz verschoben wurde.<br />

Liegt die Nullmarke des Nonius hinter<br />

einem Teilstrich der Hauptskala (1), so<br />

kommt einer der Teilstriche des Nonius<br />

mit einem Teilstrich der Hauptskala<br />

zur Deckung (2) und das ist dann<br />

der 1/10 Wert. An den Beispielen <strong>im</strong><br />

Arbeitsblatt 1 (ABL1) kann man das<br />

Prinzip erkennen und mit dem Arbeitsblatt<br />

2 (ABL2) entsprechende<br />

Übungen machen.<br />

Didaktische Hinführung<br />

Die Thematik wird ganz praktisch mit<br />

den vorhandenen <strong>Messschieber</strong>n eingeführt.<br />

Das Messgerät wird wie jedes<br />

Werkzeug analysiert, Einzelteile benannt,<br />

Fachbegriffe erläutert, Handhabung<br />

und Möglichkeiten besprochen.<br />

Einsatzgebiete müssen herausgefunden<br />

werden. Wo ist ein <strong>Messschieber</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Technik</strong>raum oder zu Hause von<br />

Nutzen?<br />

Durchmesser von Schrauben müssen<br />

gemessen werden, um den richtigen<br />

Bohrerdurchmesser zu best<strong>im</strong>men.<br />

Bohrlöcher müssen abgemessen<br />

werden, um die richtige Schraube <strong>im</strong><br />

Durchmesser und in der Tiefe zu verwenden.<br />

Die Bohrtiefe muss festgestellt<br />

werden, um sie an den richtigen<br />

Dübel anzupassen. Bei verschiedenen<br />

<strong>Technik</strong>aufgaben müssen genaue<br />

Werte best<strong>im</strong>mt werden, damit Teile<br />

zueinander passen. Vorrich<strong>tu</strong>ngen<br />

und Lehren erfordern zuweilen Maße,<br />

die mit einem Federmaßstab mit Mill<strong>im</strong>eterangabe<br />

nicht zu ungenau werden.<br />

Verschiedene Messobjekte sind<br />

bereitzulegen, um zu demonstrieren,<br />

ABL1 – Kopiervorlage siehe Seite 32 ABL2 – Kopiervorlage siehe Seite 33 ABL3 – Kopiervorlage siehe Seite 34<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

27


<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Produktionstechnik / Informationstechnik<br />

dass es um mehr geht, als um Mill<strong>im</strong>eter,<br />

sondern um Werte, die dazwischenliegen.<br />

Mit dem <strong>Messschieber</strong> wird auch das<br />

Gefühl für genaue Maße geweckt und<br />

die Schülerinnen und Schüler werden<br />

dafür sensibilisiert. Regelmäßige<br />

Mess übungen an verschiedenen Objekten<br />

unterstützen diese Fähigkeiten,<br />

das Erkennen feiner Unterschiede<br />

macht ihnen zudem Spaß.<br />

Gezielte Messübungen<br />

Wer wert legt auf genaues Messen mit<br />

dem <strong>Messschieber</strong>, der sollte solche<br />

differenzierten Messübungen als <strong>Unterricht</strong>sthema<br />

einplanen und entsprechend<br />

vorbereiten. Um vergleichbare<br />

Ergebnisse zu bekommen, sollten verschieden<br />

große Körper (Holzquader)<br />

<strong>hergestellt</strong> werden. Buchenholz eignet<br />

sich besonders dazu: In die sechs<br />

Seitenflächen werden mit dem KOSY<br />

Rechtecke, Quadrate, Kreise, Rauten,<br />

Dreiecke und Langlöcher oder zusammengesetzte<br />

Figuren als Sacklöcher<br />

oder Tasche in verschiedenen Tiefen<br />

eingefräst<br />

Je zwei oder drei Schüler teilen sich<br />

ein Messobjekt, unterstützen sich gegenseitig<br />

be<strong>im</strong> Messen der verschiedenen<br />

Längen-, Innen- und Tiefenmaße.<br />

Ein vorbereitetes Arbeitsblatt<br />

erleichtert das systematische Vorgehen<br />

und die Messergebnisse lassen<br />

sich besser vergleichen. Dort können<br />

die Ergebnisse jeder Gruppe in einer<br />

Tabelle festgehalten werden. Schließlich<br />

werden die Messergebnisse der<br />

einzelnen Gruppen verglichen und bewertet<br />

(Abb. 3).<br />

Messübungen dieser Art dürfen nicht<br />

ausgedehnt werden, sondern sollten<br />

<strong>im</strong>mer wieder einmal in den <strong>Unterricht</strong><br />

einfließen. Weitere Übungen mit<br />

Schrauben, Muttern, Drähten, Rundhölzern,<br />

Leisten, Platten, Blechen,<br />

Gewinden mit Gegenständen aus dem<br />

Werkraum usw. bilden den Transfer zu<br />

den Möglichkeiten und auch Notwendigkeiten<br />

<strong>im</strong> Alltag des <strong>Technik</strong>unterrichts.<br />

Abb. 3: Messübungen an durchnummerierten Körpern<br />

<strong>Messschieber</strong> aus Kunststoff<br />

<strong>selbst</strong> herstellen<br />

Für die Schule eignet sich zweischichtiger<br />

Kunststoff in einer Stärke von<br />

1,5 mm [Gravoply 2 von Gravograph<br />

(www.gravograph.de)].<br />

Die einzelnen Teile werden exakt mit<br />

einen 2-mm-Fräser ausgefräst, die<br />

Hauptskala und der Nonius werden mit<br />

einem 30°-Stichel graviert. Die Werkzeuge<br />

(Fräser/Stichel) müssen nach<br />

Ablauf eines Arbeitsschrittes gewechselt<br />

werden. Entsprechend werden die<br />

Layer sichtbar beziehungsweise unsichtbar<br />

gemacht. Das zu bearbeitende<br />

Plattenmaterial wird mit doppelseitigem<br />

Klebeband (Folienträger – kein<br />

Gewebeträger!) auf eine Spanplatte<br />

geklebt. Soweit die technischen Vorgaben<br />

zur Bearbei<strong>tu</strong>ng.<br />

Zeichnungen der<br />

Einzelteile anfertigen<br />

mit nccad<br />

Fünf Teile müssen in der<br />

Form so gezeichnet werden,<br />

dass sie aufeinander<br />

passen und zusammengefügt<br />

werden können. Das in<br />

Eigenregie zu entwickeln,<br />

erfordert viel Vorstellungsvermögen<br />

und Erfahrung<br />

und würde die Aufgabe für<br />

Schüler <strong>im</strong> Alleingang äußerst<br />

schwer machen (was jedoch bei<br />

entsprechendem Wunsch nicht verhindert<br />

werden sollte!).<br />

Deshalb sind <strong>im</strong> Arbeitsblatt 4 die Teile<br />

mit Bemaßung dargestellt und hier zusätzlich<br />

beschrieben (ABL4). Dies ist<br />

als Vorlage zu übernehmen. Zur besseren<br />

Unterscheidung und zur Bearbei<strong>tu</strong>ng<br />

sind die Teile in verschiedenen<br />

Layern gezeichnet. Die Positionen auf<br />

der Zeichnung sind zudem so gewählt,<br />

dass man sie leicht zusammenfügen<br />

und verschieben kann. Die abgeschrägten<br />

Formen der Messschenkel<br />

sind nicht näher bemaßt, so dass individuelle<br />

Verläufe möglich sind.<br />

1. Der Stab besitzt zwei Messschenkel<br />

für Außen- und Innenmessung,<br />

die Messkanten derselben liegen<br />

auf einer Fluchtlinie.<br />

Abb. 4: Explosionszeichnung – Zusammensetzung der<br />

Einzelteile<br />

28 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Produktionstechnik / Informationstechnik<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

2. Der Schieber besitzt einen Messschenkel<br />

für die Innenmessung und<br />

den Messstab für die Tiefenmessung.<br />

3. Die Noniusleiste hat den zweiten<br />

Messschenkel für die Außenmessung<br />

und dort ist die Noniusskala<br />

eingraviert.<br />

4. Die obere Leiste zusammen mit<br />

der Noniusleiste geben dem Stab<br />

die Führung. Beide werden auf den<br />

Schieber aufgeklebt.<br />

5. Das als Fenster bezeichnete Teil<br />

wird auf die beiden Leisten geklebt.<br />

Innerhalb des Fensters sind die Ableseskalen<br />

sichtbar.<br />

Oberhalb des offenen Fensters ist eine<br />

Fläche, die beschriftet (graviert) werden<br />

kann, so dass jeder Schüler den<br />

<strong>Messschieber</strong> mit Namen versehen<br />

kann.<br />

Sind alle Teile nach der Vorlage gezeichnet,<br />

so müssen sie so verschoben<br />

werden, dass sie möglichst wenig<br />

Material in Anspruch nehmen (ABL5).<br />

Die Teile sind in verschiedenen Layern<br />

gezeichnet, damit man bei versehentlich<br />

falschem Verschieben durch<br />

Sperren der anderen Layer problemlos<br />

nachkorrigieren kann. Sieht man<br />

einen Abstand der Teile von 2 mm<br />

vor, dann entspricht dies dem Fräserdurchmesser.<br />

Schließlich wird die<br />

ganze Anordnung so zum Nullpunkt<br />

hin verschoben, dass 5 mm Abstände<br />

zur X- und Y-Achse bestehen. Zeichnet<br />

man ein Rechteck darum herum, so<br />

ergibt sich ein Materialbedarf von 120<br />

mm x 100 mm. St<strong>im</strong>mt die Anordnung<br />

aller Teile, ist der 2-mm-Abstand überall<br />

eingehalten, so werden die Teile mit<br />

EIGENSCHAFT ÄNDERN in den Layer<br />

9 überführt.<br />

In den Innenecken der Messschenkel<br />

des Stabes wird mit Layer 6 jeweils ein<br />

PUNKT gesetzt. Denn dort treffen die<br />

rechtwinkligen Ecken der Noniusleiste<br />

und der Leiste in diese Ecken. Durch<br />

den Fräserdurchmesser entsteht dort<br />

ein Kurvenradius, der ohne dieses<br />

Ausfräsen zu ungenauen Messergebnissen<br />

führen würde.<br />

Mit POLYGON werden nun die Fräslinien<br />

einerseits, die Trennungslinien<br />

genau zwischen den Teilen, wie auch<br />

die Außenkon<strong>tu</strong>r gezeichnet (ABL6).<br />

Zur klaren Unterscheidung der bisherigen<br />

Layer wird ein neuer Layer (Layer<br />

7) verwendet.<br />

Die Skalen sollten zunächst unabhängig<br />

von ihrer vorgesehenen Position<br />

außerhalb der Einzelteile und wiederum<br />

mit einem neuen Layer (z. B.<br />

8) mit GERADE gezeichnet werden:<br />

Zunächst wird die Hauptskala auf 30<br />

mm (oder mehr!) in 1-mm-Abständen<br />

gezeichnet. Mit großem Ausschnitt und<br />

mit Fang 1 mm lässt sich das gut bewerkstelligen.<br />

Für den Nonius stellt man den Fang<br />

auf 0,1 mm ein und zeichnet die Linien<br />

wiederum vom gleichen Nullpunkt<br />

wie bei der Hauptskala jedoch <strong>im</strong> Abstand<br />

von 0,9 mm. Der letzte Teilstrich<br />

des Nonius liegt dem 9 mm-Strich der<br />

Hauptskala gegenüber!<br />

Nun müssen die beiden Skalen einzeln<br />

verschoben werden: Sie haben<br />

von den Messschenkeln für die Außenmessung<br />

jeweils einen Abstand<br />

von 8 mm. Das bedeutet eben, dass<br />

sie auf der Fräszeichnung sich um<br />

2 mm versetzt gegenüberliegen. Vor<br />

dem Verschieben muss der Fang<br />

0,5 mm eingeschaltet werden, so dass<br />

die Skalen um einen halben Mill<strong>im</strong>eter<br />

in die Fräsbahn des 2-mm-Fräsers hineinragen.<br />

Dadurch ist gewährleistet,<br />

dass bis ganz zur Kante graviert wird.<br />

Technologiedaten zuordnen: Für alle<br />

Layer kann der Vorschub mit 180<br />

genommen werden. Die<br />

Drehgeschwindigkeit wird auf den Wert<br />

3 gesetzt.<br />

Die Punkte <strong>im</strong> Layer 6 können mit einer<br />

Zustellung gefräst werden. Da das<br />

Material 1,5 mm stark ist, wird 1/10 mm<br />

hinzugegeben, so dass der Endwert<br />

1,6 mm beträgt.<br />

Der Polygonzug <strong>im</strong> Layer 7 wird in zwei<br />

Zustellungen gefräst: Geamttiefe 1,6<br />

mm, Teilzustellung 1,0 mm. Wird gleich<br />

in einem Zug durchgefräst, so besteht<br />

die Gefahr, dass die Kunststoffplatte<br />

ABL 4 – Kopiervorlage siehe Seite 35 ABL 5 – Kopiervorlage siehe Seite 36 ABL 6 – Kopiervorlage siehe Seite 37<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

29


<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Produktionstechnik / Informationstechnik<br />

Abb. 5: Doppelseitiges Klebeband auf der Rückseite<br />

Abb. 6: Gravieren der Skalen mit Stichel<br />

sich durch die seitlichen Kräfte von der<br />

Trägerplatte löst. Selbstverständlich<br />

sollte über die S<strong>im</strong>ulation die Zeichnung<br />

mit der Technologie kontrolliert<br />

werden.<br />

Soweit die Vorberei<strong>tu</strong>ng mit nccad am<br />

PC.<br />

Ausführung am<br />

Koordinatentisch<br />

Die Kunststoffplatte wird mit zwei Streifen<br />

doppelseitigem Klebeband auf eine<br />

Spanplatte aufgeklebt (Abb. 5).<br />

Die vordere linke Ecke wird als Werkstücknullpunkt<br />

festgelegt.<br />

Es ist gleichgültig, ob man die Skalen<br />

oder die Kon<strong>tu</strong>ren zuerst fräst, es ist in<br />

jedem Fall zu beachten:<br />

1. Werkzeugwechsel erfordert<br />

grundsätzlich einen neuen Nullpunkt<br />

in der Z-Achse. Vor allen<br />

Dingen der Nullpunkt für das Gravieren<br />

der Skala muss sehr exakt<br />

gesetzt sein. Deshalb fährt man mit<br />

der Stichelspitze über den Bereich<br />

der Skala, senkt die Spitze auf das<br />

Material und kontrolliert mit einem<br />

Papierstück, bis sie genau die<br />

Oberfläche berührt. Dann wird mit<br />

Selektivem Nullen die Tastenkombination<br />

gedrückt und<br />

der exakte Z-Wert ist eingestellt. X-<br />

und Y-Wert bleiben <strong>im</strong>mer gleich an<br />

der linken unteren Ecke.<br />

2. Werden die Skalen mit dem Stichel<br />

graviert, müssen Layer 6 und<br />

Abb. 7: Gravieren der Trennlinien und Außenkon<strong>tu</strong>r mit 2-mm-Fräser<br />

Layer 7 unsichtbar gemacht werden.<br />

Werden die Kon<strong>tu</strong>ren mit dem<br />

2-mm-Fräser ausgefräst, muss<br />

Layer 8 unsichtbar gemacht werden.<br />

Zur Sicherheit sollte vor jedem<br />

Bearbeiten die S<strong>im</strong>ulation durchgeführt<br />

werden (Abb. 6 und 7).<br />

Es sollten mehrere Spanplatten zur<br />

Verfügung gestellt werden, so dass das<br />

Aufkleben einerseits und der Fräsvorgang<br />

andererseits parallel zueinander<br />

erfolgen können. Der Werkzeugwechsel<br />

kann auch <strong>im</strong>mer nur nach zwei Arbeitsgängen<br />

erfolgen, da zwei Vorgänge<br />

hintereinander auf verschiedenen<br />

Platten die gleichen sein können.<br />

Ist ein <strong>Messschieber</strong> gefräst und graviert,<br />

wird die Platte ausgespannt und<br />

sodann werden die Einzelteile gelöst.<br />

Das Klebeband muss entfernt werden<br />

(Abb. 8).<br />

Die beiden Leisten und das Fenster<br />

werden auf der Rückseite mit Klebebandstreifen<br />

versehen (Abb. 9).<br />

Dann ist das exakte Zusammenfügen<br />

der Teile notwendig.<br />

Der „Schieber“ ist der Grundträger.<br />

Die obere Leiste wird genau an die<br />

obere rechte Kante des Schiebers geklebt.<br />

Ein „Hilfswinkel“ aus Sperrholz<br />

oder Hartfaserplatte in der Stärke von<br />

30 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Produktionstechnik / Informationstechnik<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Abb. 8: Ausgefräste Einzelteile<br />

3 mm, der die obere und die rechte<br />

Kante begrenzt und auf eine Unterlage<br />

gele<strong>im</strong>t ist, dient hierzu als Anschlag.<br />

Dadurch kann man die beiden Teile<br />

exakt positionieren. Der Stab wird an<br />

die Leiste angefügt, die Messkanten<br />

für die Innenmessung berühren sich<br />

exakt. Die Noniusleiste wird von der<br />

unteren Seite an den Stab so angelegt,<br />

dass sich die Nullwerte von Hauptskala<br />

und Nonius gegenüberstehen.<br />

Dann wird das Fenster darüber gesetzt.<br />

Der Stab sollte sich mit einem<br />

geringen Widerstand bewegen lassen.<br />

Somit hat jeder einen eigenen <strong>Messschieber</strong>.<br />

Eigenheiten und Grundlagen<br />

wird kein Schüler mehr vergessen<br />

(Abb. 10).<br />

Abb. 9: Doppelseitiges Klebeband auf „Leisten“ und „Fenster“<br />

Ausblick<br />

Wollte man einen solchen <strong>Messschieber</strong><br />

von Schülerinnen oder Schülern<br />

<strong>selbst</strong> entwickeln lassen, wären sie in<br />

aller Regel überfordert. Der Anspruch<br />

ist sehr hoch, da das Vorstellungsvermögen<br />

für die Notwendigkeiten und die<br />

Zusammenhänge einfach noch nicht<br />

vorhanden ist.<br />

Deshalb sind die Vorgaben eng gesetzt,<br />

gefordert ist die Übernahme<br />

derselben, was aber auch noch genug<br />

Konzentration und Ausdauer voraussetzt.<br />

Die Arbeitsblätter sind so gestaltet,<br />

dass sie als vollständige Arbeitsunterlage<br />

angesehen werden können.<br />

Ergänzende Erläuterungen sind von<br />

Fall zu Fall notwendig, denn die Erfahrung<br />

des Fachlehrers kann man nicht<br />

einfach in ein Arbeitsblatt integrieren.<br />

Es ist allemal ein pfiffiges Thema und<br />

in diesem Sinne viel Erfolg und viel<br />

Spaß.<br />

Litera<strong>tu</strong>r:<br />

W. Dold: KOSY-Handbuch (Siehe „<strong>tu</strong>“<br />

143, S. 143–145)<br />

Abb. 10: Varianten in Größe, Farbe und Form<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

31


<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Produktionstechnik / Informationstechnik<br />

ABL 1<br />

32 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Produktionstechnik / Informationstechnik<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

ABL 2<br />

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<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Produktionstechnik / Informationstechnik<br />

ABL 3<br />

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Produktionstechnik / Informationstechnik<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

ABL 4<br />

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<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Produktionstechnik / Informationstechnik<br />

ABL 5<br />

36 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Produktionstechnik / Informationstechnik<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

ABL 6<br />

37


<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Opt<strong>im</strong>ierte Fahrs<strong>tu</strong>hlsteuerung<br />

mit der Kleinsteuerung<br />

„Nanoline“<br />

Informationstechnik<br />

Das Projekt gliederte sich in drei Phasen<br />

mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad:<br />

1. Bau des Fischertechnikmodells<br />

2. Anpassung von Sensorik und Aktorik<br />

an die Nanoline<br />

3. Programmierung der Nanoline<br />

Ein Schüler-Projekt aus der<br />

Ravensberger Erfinderwerkstatt<br />

Von Dominik Fockel, Jari Tlatlik, Lars Wortmeier und<br />

Kirsten Biedermann<br />

Warum sind die Wartezeiten vor Fahrstühlen länger als die eigentlichen<br />

Fahrzeiten? Wo warten die Fahrstühle, wenn sie mal keinen Auftrag haben?<br />

Gibt es Möglichkeiten der Opt<strong>im</strong>ierung? Um diese und weitere Fragen zur<br />

Fahrs<strong>tu</strong>hlsteuerung zu klären, haben wir, drei Obers<strong>tu</strong>fenschüler zweier<br />

Gymnasien in Ostwestfalen, aus Fischertechnik das Modell einer<br />

Fahrs<strong>tu</strong>hlanlage mit zwei Schächten gebaut und dieses mit einer<br />

„Nanoline“-Kleinsteuerung von Phoenix Contact [ähnl. der Siemens<br />

„LOGO!“; Anm. d. R.] versehen.<br />

Mit dem Projekt haben wir am Nanoline Contest 2013 der Firma Phoenix<br />

Contact teilgenommen und dort nicht nur einen 4. Platz belegt, sondern<br />

sind zusätzlich eingeladen worden, unser Projekt auf der HannoverMesse<br />

Industrie vorzustellen. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen Probleme und<br />

Lösungswege vor und bieten Ihnen für Ihren <strong>Unterricht</strong> zusätzlich weiteres<br />

Material wie Schaltpläne, Fotos, ein Video und eine Präsentation zum<br />

Download an.<br />

Abb. 1: Fahrs<strong>tu</strong>hlteam<br />

Bau des<br />

Fischertechnikmodells<br />

Zielsetzung: Bau eines Fahrs<strong>tu</strong>hls für<br />

fünf Etagen mit zwei Kabinen in zwei<br />

Schächten<br />

Beachtenswerte Punkte: Stabilität der<br />

Konstruktion, leichtes Auf- und Abbewegen<br />

der Kabinen, Schalter müssen<br />

zuverlässig auf Kabinen reagieren.<br />

Erst nach mehreren Versuchen ist es<br />

uns gelungen, die Anforderungen zu<br />

erfüllen. Der Aufbau der Schächte ist<br />

fast quadratisch. Die Aufhängung der<br />

Kabinen weicht etwas von der Form<br />

ab. Die Kabinen sind quadratisch und<br />

haben vier Laufradpaare für die Schienen<br />

an den Seiten. Aufgrund metallischer<br />

Streben wiegt jede Kabine ca.<br />

0,5 kg. Der Fahrs<strong>tu</strong>hl selber hat zwei<br />

Schächte mit je fünf Etagen (EG, 1. E,<br />

2. E, 3. E, 4. E); Motorik und Sensorik<br />

kommen vom selben Hersteller. Pro<br />

Fahrs<strong>tu</strong>hlschacht befindet sich in jeder<br />

Etage ein Positionsschalter, der durch<br />

einen Aufsatz an der Fahrs<strong>tu</strong>hlkabine<br />

gedrückt wird, sobald sich die Kabine<br />

in dem Stockwerk befindet. Außerdem<br />

befinden sich in 1.–3. Etage je zwei<br />

Rufschalter, einer für hoch und einer<br />

für runter. Nur ein Rufschalter befindet<br />

sich <strong>im</strong> EG und der 4. E, da es dort<br />

jeweils nur eine Rich<strong>tu</strong>ng gibt.<br />

Die Aufzüge werden mit zwei 9 Volt-<br />

Motoren betrieben, die mit je zwei Relais<br />

geschaltet werden (mehr dazu bei<br />

den Schaltplänen).<br />

Auf dem Dach des gesamten Aufzugsystems<br />

befindet sich eine Anzeige,<br />

die mit Hilfe von LEDs anzeigt,<br />

– wo sich die Kabinen befinden,<br />

– wo ein Fahrs<strong>tu</strong>hl gerufen wurde und<br />

– ob die Türen offen sind.<br />

Wegen der unten beschriebenen<br />

Anpassung an die Nanoline wurde<br />

hier auf Fischertechnik-Elemente verzichtet.<br />

38 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Informationstechnik<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Die Wahl der Etage erfolgt aus Platzgründen<br />

nicht in der Kabine, sondern<br />

auf der ausgelagerten Tasta<strong>tu</strong>r der Nanoline.<br />

Hier musste auf Fischertechnik-<br />

Sensorik verzichtet werden, weil die<br />

Nanoline dafür keine weiteren freien<br />

Anschlussmöglichkeiten gehabt hätte.<br />

Anpassung von Sensorik<br />

und Aktorik an die Nanoline<br />

Ausstat<strong>tu</strong>ng der Nanoline: Die verwendete<br />

24-V-DC-Nanoline-Basiseinheit<br />

verfügt über 8 digitale Eingänge und<br />

2 analoge Eingänge (0–10 V) sowie 4<br />

digitale PNP-Ausgangskanäle (24 V;<br />

0,5 A). Die (max<strong>im</strong>al) 3 Erweiterungsmodule<br />

verfügen über je 6 digitale<br />

Eingangs- und 4 digitale PNP-Ausgangskanäle.<br />

Insgesamt stehen somit<br />

26 Eingangs- und 16 Ausgangskanäle<br />

sowie zusätzlich 2 analoge Eingänge<br />

zur Verfügung.<br />

Darüber hinaus kann das Nanoline-<br />

„Bedienterminal“ zur Eingabe und Visualisierung<br />

genutzt werden.<br />

Zielsetzung: Anpassung der Sensorik<br />

und Aktorik an die Nanoline<br />

Beachtenswerte Punkte: Aktoren (Fischertechnik-Motoren<br />

und LEDs) vertragen<br />

keine 24 V, Herstellung einer<br />

Motordrehrich<strong>tu</strong>ngssteuerung, Anzahl<br />

der Eingänge ist begrenzender Faktor<br />

für die Anzahl der Fischertechnik-<br />

Sensoren.<br />

Unser erstes Problem 1 war die Ausgangsspannung<br />

des eingesetzten<br />

Nanoline-Controllers. Diese beträgt<br />

24 Volt und ist somit für die von uns<br />

verwendeten 9-Volt-Motoren nicht verträglich.<br />

Auch der Einsatz eines Vorwiderstands<br />

ist aus folgenden Gründen<br />

nicht angezeigt:<br />

● belas<strong>tu</strong>ngsabhängiger Widerstand<br />

des Motors<br />

Erstens ist es nicht möglich, einen<br />

für alle Fälle geeigneten Vorwiderstand<br />

zu wählen, da der Widerstand<br />

des Motors von der Belas<strong>tu</strong>ng<br />

abhängt.<br />

1 Dieses Problem entfällt be<strong>im</strong> Einsatz<br />

der alternativ erhältlichen 24-V-DC-<br />

Nanoline-Basiseinheit, die mit potentialfreien<br />

Relais-Ausgängen ausgestattet<br />

ist.<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

● hohe Wärmeentwicklung am Widerstand<br />

Zweitens müsste am Vorwiderstand<br />

sehr viel mehr Energie als am Motor<br />

umgewandelt werden, damit am<br />

Motor nur 9 V anliegen. Die max<strong>im</strong>al<br />

zulässige Stromstärke am 24-<br />

V-Ausgang der Nanoline beträgt<br />

0,5 A. Um den Motor mit 9 V und<br />

0,5 A zu betreiben, müssten dann<br />

(24 V – 9 V) x 0,5 A = 15 V x 0,5 A =<br />

7,5 W am Vorwiderstand umgewandelt<br />

werden. Einerseits würde dafür<br />

ein spezieller Leis<strong>tu</strong>ngswiderstand<br />

benötigt und andererseits ist es ja<br />

wohl ziemliche Energieverschwendung,<br />

einen 4,5-Watt-Motor über<br />

einen 7,5-Watt-Vorwiederstand laufen<br />

zu lassen.<br />

● Gefahr der Zerstörung der Nanoline<br />

Drittens besteht die große Gefahr<br />

der Zerstörung der Nanoline, wenn<br />

der Motor durch Blockade <strong>im</strong> Aufzug<br />

feststeht und keine Energie<br />

mehr umwandeln kann. Da fällt der<br />

Widerstand des Motors auf nahezu<br />

null ab. Das könnte dazu führen,<br />

dass die zulässige Stromstärke<br />

von 0,5 A überschritten wird, was<br />

die Transistorausgänge der Nanoline<br />

zerstören würde.<br />

Wir setzen deshalb eine externe 9-V-<br />

Gleichstromquelle ein, die auch noch<br />

bei der zweiten Problemstellung, dem<br />

Auf- und Abwärtsfahren, hilft. Dafür<br />

haben wir zwei 24-V-Wechselrelais gewählt.<br />

Der Schaltplan hierfür ist unter<br />

dem Download-Link verfügbar.<br />

Über 12 LEDs wollen wir die Position,<br />

den Türsta<strong>tu</strong>s und die Fahrs<strong>tu</strong>hlrufe<br />

anzeigen lassen. Dafür haben wir<br />

die LEDs mit passenden Vor widerständen<br />

versehen, deren Größe wir<br />

mit Hilfe der LED-Kennwerte für Spannung<br />

und Stromstärke (z. B. 2 V, 2 mA)<br />

best<strong>im</strong>men:<br />

Für die LED:<br />

2 V / 0,002 A = 1000 Ω = 1 k Ω<br />

Somit für den Vorwiderstand:<br />

22 V / 0,002 A = 11 k Ω ➞<br />

RVorwiderstand = 10 k Ω + 1 k Ω<br />

Der vollständige Schaltplan steht zum<br />

Download (s. u.) zur Verfügung.<br />

Da wir neben den 18 Fischertechnik-<br />

Tastern auch noch Sensoren für die<br />

Etagenwahl in den beiden Kabinen,<br />

d. h. je 5 Sensoren, benötigen, kommen<br />

wir auf insgesamt 28 Sensoren.<br />

Das übersteigt die Anzahl der Eingänge<br />

an der Nanoline. Wir benutzen<br />

deshalb hierfür das Bedienfeld der<br />

Nanoline. Über „Drücken“ bzw. „Nicht<br />

Drücken“ der [shift-]Taste wird die Kabine<br />

gewählt, über die weiteren Tasten<br />

das gewünschte Stockwerk.<br />

Programmierung<br />

der Nanoline<br />

Zielsetzung: Programmierung einer<br />

Fahrs<strong>tu</strong>hlsteuerung und anschließende<br />

Opt<strong>im</strong>ierung<br />

Beachtenswerte Punkte: Da die Programmierung<br />

sehr komplex ist, sollte<br />

jemand mit Vorkenntnissen in der Programmierung<br />

von Schleifen, Bedingungen<br />

und Arrays am Projekt teilnehmen<br />

oder dieses begleiten.<br />

Unser fertiges Programm besteht aus<br />

22 Logik- bzw. Ablaufdiagrammen<br />

(„Threads“) mit insgesamt 556 Bausteinen<br />

bzw. Elementen (siehe Abb. 2).<br />

Insgesamt bieten sich 3 mögliche<br />

Konzepte/Steuermethoden mit unterschiedlichen<br />

Opt<strong>im</strong>ierungs- und<br />

Schwierigkeitsgraden an:<br />

Bei der Druckknopfsteuerung wartet<br />

der Fahrs<strong>tu</strong>hl erst auf eine Knopfeingabe.<br />

Danach stellt er fest, ob er sich<br />

ak<strong>tu</strong>ell oberhalb oder unterhalb des<br />

Zielstockwerks befindet. Anschließend<br />

fährt er dann in diese Rich<strong>tu</strong>ng, bis der<br />

Positionsschalter auf dem angeforderten<br />

Stockwerk aktiviert wird, und<br />

hält wieder an. Die Position des Fahrs<strong>tu</strong>hls<br />

kann dabei über eine Variable<br />

festgehalten werden, die <strong>im</strong>mer ak<strong>tu</strong>alisiert<br />

wird, wenn ein Positionsschalter<br />

gedrückt wird. Diese Steuerung ist<br />

einfach zu programmieren, aber sehr<br />

ineffizient.<br />

Besser ist es, wenn der Fahrs<strong>tu</strong>hl<br />

sich alle Anfragen merkt und in einer<br />

möglichst günstigen Reihenfolge abfährt.<br />

Es ist zur Erarbei<strong>tu</strong>ng der Steuerung<br />

sehr sinnvoll, sich zuerst auf<br />

einen einzelnen Fahrs<strong>tu</strong>hlschacht mit<br />

nur einem Rufschalter pro Stockwerk<br />

(Aufwärts-Abwärts-Sammelsteuerung)<br />

zu beschränken. Dieses System ist<br />

zwar weniger opt<strong>im</strong>iert, wird aber später<br />

auch für die Erarbei<strong>tu</strong>ng der Voll-<br />

39


<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Informationstechnik<br />

Abb. 2 Ausschnitt aus einem Ablaufdiagramm<br />

sammelsteuerung benötigt, da beide<br />

Systeme auf dem gleichen Grundprinzip<br />

funktionieren.<br />

Unser Fahrs<strong>tu</strong>hlsystem arbeitet nach<br />

dem Prinzip der Vollsammelsteuerung.<br />

Das bedeutet, dass an jedem Stockwerk<br />

gedrückt werden kann, ob man<br />

nach oben oder nach unten möchte,<br />

und die Anforderungen dann von beiden<br />

Fahrstühlen opt<strong>im</strong>iert abgearbeitet<br />

werden.<br />

Die Fahrs<strong>tu</strong>hlsteuerung kann in allen<br />

3 verschiedenen S<strong>tu</strong>fen programmiert<br />

werden:<br />

– Druckknopfsteuerung für 1 Fahrs<strong>tu</strong>hlschacht<br />

– Aufwärts-Abwärts-Sammelsteuerung<br />

für 1 Fahrs<strong>tu</strong>hlschacht<br />

– Vollsammelsteuerung für 2 Fahrs<strong>tu</strong>hlschächte<br />

Wir haben die einfach programmierbare<br />

Druckknopfsteuerung übersprungen,<br />

da sie für die eigentliche<br />

Fahrs<strong>tu</strong>hlentwicklung irrelevant ist.<br />

Begonnen haben wir mit der Programmierung<br />

einer Aufwärts-Abwärts-Sammelsteuerung<br />

für einen<br />

Fahrs<strong>tu</strong>hlschacht, die wir dann auf<br />

eine Vollsammelsteuerung und zwei<br />

Schächte erweitert haben.<br />

Aufwärts-Abwärts-Sammelsteuerung<br />

für einen Fahrs<strong>tu</strong>hlschacht<br />

Problem: Keine Arrays<br />

Damit der Fahrs<strong>tu</strong>hl die Anforderungen<br />

auch in einer anderen Abfolge als der<br />

Drückreihenfolge anfahren kann, suchen<br />

wir nach einer Möglichkeit, die<br />

bisher angeforderten Stockwerke abzuspeichern.<br />

Einfache Variablen oder<br />

Register bieten sich hier nicht an, weil<br />

sie es nicht ermöglichen, für ein beliebiges,<br />

per Variable best<strong>im</strong>mbares<br />

Stockwerk abzufragen, ob eine Anfrage<br />

besteht. Bei mehr als vier Stockwerken<br />

wird es nahezu unmöglich, <strong>im</strong>mer<br />

mit Abfragen herauszufinden, auf welchen<br />

Stockwerken noch Anfragen vorliegen.<br />

Hier soll deshalb eine Schleife<br />

auf einmal prüfen, ob in irgendeinem<br />

Stockwerk über dem Fahrs<strong>tu</strong>hl ein<br />

Knopf gedrückt wurde.<br />

Zum Speichern der Anfragen haben<br />

wir deshalb ein „Boolean-Array“ eingesetzt.<br />

Da die Nanoline-Steuerung eher<br />

auf Prozesssteuerung ausgelegt ist<br />

und nicht für komplexe logische Operationen,<br />

stellt sie einige Funktionen,<br />

wie auch Arrays, nicht „von Haus aus“<br />

zur Verfügung. Wir mussten uns daher<br />

<strong>selbst</strong> eine Lösung für die Datenspeicherung<br />

überlegen und lösten das<br />

Problem auf Basis eines Binärcode-<br />

Registers, dessen Beschreibung hier<br />

leider den Rahmen sprengen würde.<br />

Die Informationen hierzu sind über den<br />

Download-Link zu erhalten.<br />

Unsere Lösung: Fahrs<strong>tu</strong>hlsteuerung<br />

Zur Steuerung eines Fahrs<strong>tu</strong>hls verwenden<br />

wir drei unabhängig durchlaufende<br />

Systeme:<br />

– Eingabe<br />

– Anfahren<br />

– Datenverarbei<strong>tu</strong>ng<br />

Das erste System ist die Eingabe. Sie<br />

besteht aus mehreren Ablaufdiagrammen<br />

2 , die jeweils auf Fahrs<strong>tu</strong>hlanforderungen<br />

von den verschiedenen<br />

Eingabemöglichkeiten (Knöpfe am<br />

Schacht, Schalter <strong>im</strong> Fahrs<strong>tu</strong>hl/Nanoline-Bedienfeld)<br />

reagieren. Die Ein-<br />

2 Ablaufdiagramme sind die Programmierebenen<br />

der Nanoline-Steuerung.<br />

Darin können die verschiedenen<br />

Programmblöcke abgelegt werden.<br />

Be<strong>im</strong> Starten des Programms laufen<br />

alle Ablaufdiagramme parallel. In der<br />

klassischen Programmierung lassen<br />

sie sich am ehesten mit „Threads“<br />

vergleichen.<br />

40 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Informationstechnik<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

gabe wird dann in das zentrale Array<br />

eingespeist.<br />

Das zweite System ist das Anfahren-<br />

System. Es wartet zunächst darauf,<br />

dass das zentrale Array einen Wert<br />

höher als null ann<strong>im</strong>mt. In diesem<br />

Fall besteht eine Anfrage und der<br />

Fahrs<strong>tu</strong>hl muss eine Anforderung anfahren.<br />

Da die Reihenfolge der anzufahrenden<br />

Anforderungen nicht <strong>im</strong>mer<br />

der Drückreihenfolge entspricht, muss<br />

zunächst festgestellt werden, welche<br />

Anforderung als Nächstes angefahren<br />

wird.<br />

Dazu werden zunächst ak<strong>tu</strong>elle Fahrtrich<strong>tu</strong>ng<br />

und Position an das dritte<br />

System, die Datenverarbei<strong>tu</strong>ng weitergeleitet.<br />

Diese hat die s<strong>im</strong>ple Aufgabe<br />

zurückzugeben, ob der Fahrs<strong>tu</strong>hl<br />

zuerst hoch- oder runterfahren soll.<br />

Dafür soll zunächst überprüft werden,<br />

ob sich in der ak<strong>tu</strong>ellen Fahrtrich<strong>tu</strong>ng<br />

noch eine Anforderung befindet.<br />

Wenn ja, soll die Fahrtrich<strong>tu</strong>ng<br />

beibehalten werden. Wenn nein, wird<br />

die ak<strong>tu</strong>elle Fahrtrich<strong>tu</strong>ng zunächst<br />

annulliert und dann in einem neuen<br />

Programmdurchlauf die neue Fahrtrich<strong>tu</strong>ng<br />

festgelegt.<br />

Diese wird dann an das zweite System<br />

zurückgeliefert. Dieses lässt nun den<br />

Fahrs<strong>tu</strong>hl in die eingegebene Rich<strong>tu</strong>ng<br />

starten. Da in der Fahrtzeit jederzeit<br />

neue Anfragen entstehen können, fährt<br />

der Fahrs<strong>tu</strong>hl nicht einfach die nächste<br />

Anforderung in der Reihenfolge an,<br />

sondern prüft an jedem Stockwerk, an<br />

dem er vorbeikommt, ob dafür eine<br />

Anfrage vorliegt. Da in Fahrtrich<strong>tu</strong>ng<br />

auf jeden Fall mindestens ein Stockwerk<br />

angefordert sein muss (ansonsten<br />

gäbe es eine andere oder gar<br />

keine Fahrtrich<strong>tu</strong>ng), fährt er einfach<br />

so lange weiter, bis er ein Stockwerk<br />

mit Anfrage gefunden hat. Dort öffnet<br />

er die Türen (LED leuchtet), wartet einige<br />

Sekunden und löscht die Anforderung<br />

auf dem ak<strong>tu</strong>ellen Stockwerk.<br />

Danach beginnt das Programm von<br />

vorne. Selbst wenn das Stockwerk,<br />

auf dem der Fahrs<strong>tu</strong>hl gehalten hat,<br />

nicht das ist, wegen dem er ursprünglich<br />

die Fahrtrich<strong>tu</strong>ng eingeschlagen<br />

hat, sorgt die Datenverarbei<strong>tu</strong>ng durch<br />

dieses Prinzip automatisch dafür, dass<br />

auch die andere Anforderung noch angefahren<br />

wird, bevor die Fahrtrich<strong>tu</strong>ng<br />

gewechselt wird.<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

Erweiterung auf zwei Fahrstühle<br />

mit Vollsammelsteuerung<br />

Um das System auf zwei Fahrstühle zu<br />

erweitern, müssen natürlich zuerst weitere<br />

Ablaufdiagramme für die zusätzlich<br />

hinzukommenden Schalter erstellt<br />

werden. Außerdem müssen die Ablaufdiagramme<br />

für System zwei und drei,<br />

also die eigentliche Fahrs<strong>tu</strong>hlsteuerung,<br />

für den zweiten Fahrs<strong>tu</strong>hl kopiert<br />

werden, <strong>selbst</strong>verständlich mit umbenannten<br />

Variablen.<br />

Als Download und Unterstützung<br />

für Ihren <strong>Unterricht</strong> stellen<br />

wir zu unserem Projekt unter<br />

http://www.phoenixcontact.de/<br />

fahrs<strong>tu</strong>hlprojekt<br />

folgende Dateien zur<br />

Verfügung:<br />

– Fotos: Fahrs<strong>tu</strong>hlmodell<br />

– Bauteilliste für Steuerung, Sensorik<br />

und Aktorik<br />

– Details zur Array-Programmierung<br />

– Schaltpläne: Gesamtplan und Motorsteuerung<br />

– Video: Das Fahrs<strong>tu</strong>hlprojekt (3<br />

min)<br />

– Präsentation: Fahrs<strong>tu</strong>hlprojekt<br />

– Programmcode: Fahrs<strong>tu</strong>hl.Nano<br />

Abb. 3: Fahrs<strong>tu</strong>hlprojekt<br />

Die größte Änderung ist, dass zwischen<br />

das erste und zweite System<br />

ein weiteres Ablaufdiagramm eingefügt<br />

wird, welches die eingehenden Anforderungen<br />

aus System 1 intelligent<br />

auf die beiden Fahrstühle verteilt. Die<br />

Anforderungen aus System 1 werden<br />

dazu nicht direkt in die Abarbei<strong>tu</strong>ngs-<br />

Arrays der Fahrstühle, sondern in eine<br />

Gesamt-Anforderungs-Datei geschrieben.<br />

Diese wird dann von dem<br />

neu eingeführten Ablaufdiagramm<br />

(von uns „Controller“ genannt) ausgelesen,<br />

das dann entscheidet, welcher<br />

Fahrs<strong>tu</strong>hl die Anforderung anfahren<br />

soll. Die Anforderung wird dann in das<br />

Auftrags-Array des besser geeigneten<br />

Fahrs<strong>tu</strong>hls geschrieben. Die Entscheidung<br />

dafür sollte alle entscheidenden<br />

Parameter berücksichtigen, also Fahrtrich<strong>tu</strong>ng<br />

der Fahrstühle, die jeweilige<br />

Entfernung vom angeforderten Ziel,<br />

die Rich<strong>tu</strong>ng, die auf dem Stockwerk<br />

gedrückt wurde. Hierbei kommen<br />

die zwei Schalter pro Stockwerk zum<br />

Tragen. Das Controller-Diagramm ist<br />

letztlich auch der Punkt, an dem die<br />

Bewegung der Fahrstühle durch Verändern<br />

der Rechenparameter opt<strong>im</strong>iert<br />

werden kann.<br />

Die Ravensberger<br />

Erfinderwerkstatt<br />

In der vielfach ausgezeichneten Ravensberger<br />

Erfinderwerkstatt (u. a.<br />

Ideenmacher-Preis, European Science<br />

on Stage Festival, ...) finden<br />

MINT-begeisterte Schüler/-innen von<br />

Förderschule bis Gymnasium nicht<br />

nur gleichgesinnte Projektpartner,<br />

sondern auch kompetente, engagierte,<br />

ehrenamtliche Betreuung durch<br />

den Lehrer Kirsten Biedermann, der<br />

bei Bedarf von weiteren (Senior-)<br />

Experten, z. B. Wissenschaftlern, Ingenieuren,<br />

Handwerkern etc., unterstützt<br />

wird.<br />

Die Betreuung orientiert sich an den<br />

individuellen Bedürfnissen, so dass<br />

auch inklusive Projektgruppen erfolgreich<br />

begleitet werden können.<br />

In öffentlichen Präsentationen wird<br />

besonderer Wert auf Barrierefreiheit<br />

gelegt. Die betreuten Schüler/-innen<br />

kommen derzeit aus einem Umkreis<br />

von bis zu 250 km um Bielefeld. Neben<br />

dem Nanoline-Contest wird die<br />

Betreuung für diverse weitere MINT-<br />

Wettbewerbe angeboten.<br />

Kontakt:<br />

kirsten.biedermann@uni-bielefeld.de<br />

41


<strong>tu</strong>: Veranstal<strong>tu</strong>ngen / Tagungen<br />

DGTB<br />

Deutsche Gesellschaft für Technische Bildung e. V. – www.dgtb.de<br />

Ankündigung einer Tagung und Einwerbung<br />

von Beiträgen<br />

Die DGTB veranstaltet ihre Jahrestagung 2014<br />

zum Thema<br />

Technische Bildung und MINT –<br />

Chance oder Risiko?<br />

Tagungsort: Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg<br />

Termin:<br />

26. September 2014, Beginn der Tagung – 13.00 Uhr<br />

27. September 2014, Ende der Tagung – 14.00 Uhr<br />

Thematisch offenes Nachwuchsforum – 14.00 bis 17.00 Uhr<br />

(derzeitiger Planungsstand)<br />

Alles redet von MINT. Dieses Kürzel<br />

ist inzwischen zu einer geläufigen,<br />

populären, vielbenutzten Vokabel <strong>im</strong><br />

Bildungsgeschehen unserer Republik<br />

geworden. Doch was steckt dahinter?<br />

Von welcher bildungstheoretischen<br />

Vorstellung ist auszugehen? Trotz<br />

hochfliegender Zielsetzungen liegt<br />

bis heute noch kein Entwurf vor, der<br />

Mathematik, Informatik, Na<strong>tu</strong>rwissenschaft<br />

und <strong>Technik</strong> in Verflech<strong>tu</strong>ng<br />

zugänglich macht. Zu unterschiedlich<br />

scheinen die jeweiligen Phänomene<br />

und die Wege ihrer Erschließung zu<br />

sein. Wird man der Allgemeinbildung<br />

am Ende durch erkennbare Fachlichkeit<br />

besser gerecht?<br />

Die Jahrestagung der DGTB wird sich<br />

grundsätzlich mit dem Thema beschäftigen,<br />

wird Fragen aufwerfen. Vor allem<br />

interessiert, ob sich für das Schulfach<br />

<strong>Technik</strong> innerhalb von MINT Chancen<br />

oder Risiken ergeben, ob damit eine<br />

allgemeine Technische Bildung, die<br />

<strong>Technik</strong> nicht auf na<strong>tu</strong>rale Aspekte reduziert,<br />

an Boden gewinnt oder verliert.<br />

Insofern unterscheidet sich die Tagung<br />

von vielen anderen zum Themenfeld.<br />

Die Tagung dient dem Diskurs auf allen<br />

didaktischen Ebenen: von den Hochschulen<br />

über die Insti<strong>tu</strong>te für Lehrerbildung<br />

der „zweiten Phase“ bis hin zu<br />

den Schulen und zur Bildungspolitik.<br />

Darüber hinaus sollen auf der Tagung<br />

interessante Beispiele aus dem<br />

<strong>Technik</strong>unterricht vorgestellt werden,<br />

auch ohne Spezialisierung auf<br />

das Thema MINT.<br />

Wir wollen Sie, die Sie <strong>im</strong> Bereich<br />

Technische Bildung wissenschaftlich<br />

und schulpraktisch agieren, ermuntern,<br />

Ihre Themenvorschläge be<strong>im</strong><br />

Geschäftsführer Herrn Martin Binder<br />

(binderm@ph-weingarten.de) einzureichen.<br />

Bitte lassen Sie uns bis zum<br />

30.04.2014 einen Arbeitstitel und eine<br />

kurze Beschreibung (1 DIN-A4-Seite)<br />

zukommen. Lassen Sie uns wissen,<br />

ob Sie Ihren Beitrag als Vortrag zum<br />

Tagungsschwerpunkt oder als Beispiel<br />

aus der Praxis vorstellen wollen. Der<br />

Vorstand wird sich intensiv mit der Auswahl<br />

befassen.<br />

Wir möchten anregen, die Tagung<br />

in Ihrem Umfeld bekannt zu machen<br />

und mögliche Teilnehmer zu gewinnen.<br />

Dazu gehören auch Vertreter der<br />

Politik, der Wirtschaft, also alle Entscheidungsträger,<br />

denen an einer Allgemeinbildung<br />

gelegen ist, die den Bereich<br />

<strong>Technik</strong> als wichtigen Bestandteil<br />

verstehen.<br />

Die DGTB sieht <strong>im</strong> Anschluss an die<br />

Tagung ein Nachwuchsforum vor.<br />

Dieses ist themenoffen und soll jungen<br />

<strong>Technik</strong>didaktikerinnen und -didaktikern<br />

eine Plattform bieten, ihre<br />

Projekte vorzustellen. Ziel ist langfristig<br />

die Etablierung eines Zirkels, der<br />

Aktivitäten der technikdidaktischen<br />

Forschung sichtbar macht und den<br />

regen wissenschaftlichen Austausch<br />

zwischen den unterschiedlichen Hochschulstandorten<br />

befördert.<br />

Anmeldungen hierzu bitte an die Ausschussvorsitzende<br />

Frau Dr. Maja Jeretin-Kopf<br />

(jeretinkopf@ph-karlsruhe.<br />

de).<br />

Der Vorstand der DGTB<br />

Vertreten durch den 1. Vorsitzenden<br />

Prof. Dr. C. Wiesmüller<br />

42 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Carmen Skupin<br />

Das große Baubuch:<br />

Abenteuer Elektronik<br />

18 geniale Projekte für coole Kids<br />

mit allen elektronischen Bauteilen<br />

Umfang 24 Seiten<br />

Best.-Nr. 3037<br />

Preis e 29,95<br />

Abenteuer Elektronik bietet viele spannende Ideen rund um die Elektronik, die<br />

sich ganz einfach mit ein paar Handgriffen nachbauen lassen. Alle elektronischen<br />

Teile, die benötigt werden, sind <strong>im</strong> Buch enthalten. Vorkenntnisse sind nicht nötig:<br />

Selbst kleine <strong>Technik</strong>muffel werden überrascht sein, wie einfach sich Elektronik in<br />

geniale Bastelprojekte umsetzen lässt. So entstehen z.B. ganz einfach ein Raumschiff<br />

mit LED-Beleuch<strong>tu</strong>ng, ein Rennboot mit Solarantrieb, ein tolles Elektroboot<br />

und vieles mehr.<br />

Ob Glühbirnchen, Leuchtdiode, Schalter oder Kabel – alle elektronischen Bauelemente,<br />

die für die Bastelprojekte benötigt werden, sind in diesem Buch enthalten.<br />

Zu besorgen sind nur noch zwei 1,5-Volt-Batterien (Typ AA). Das übrige Bastelmaterial<br />

findet sich in jedem Haushalt.<br />

Das Buch<br />

18 spannende Elektronik-Projekte werden auf 24 Seiten Schritt für Schritt erklärt.<br />

Leicht verständliche Anlei<strong>tu</strong>ngen und große farbige Abbildungen sorgen dafür,<br />

dass nichts schief gehen kann.<br />

Außerdem: „Wissen plus“ für alle Kids, die wissen wollen, was es mit Strom<br />

und Spannung auf sich hat.<br />

Überzeugen Sie sich <strong>selbst</strong> – bestellen Sie noch heute<br />

Ihr Exemplar für zukünftige Elektronik-Experten.<br />

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<strong>tu</strong>: Werkstoffe<br />

Sachinformationen<br />

Verbundwerkstoffe – Teil 1 –<br />

Grundlagen und Übersicht<br />

Von Harald Hölz<br />

Der folgende Artikel soll den Einstieg in die Welt der Verbundwerkstoffe<br />

erleichtern und einen Überblick über die verschiedenen Gruppen<br />

ermöglichen. In weiteren Artikeln werde ich dann auf die einzelnen<br />

Gruppen detaillierter eingehen.<br />

Abb. 2: Wespennest<br />

Geschichtliches<br />

Die Na<strong>tu</strong>r <strong>selbst</strong> setzt Verbundwerkstoffe<br />

schon seit Urzeiten um, sei es<br />

<strong>im</strong> Holz der Pflanzenwelt oder auch in<br />

den Knochen der Lebewesen.<br />

Holz enthält ca. 45% Cellulose und<br />

Hemicellulose. Diese sogenannten<br />

Gerüstsubstanzen sind für die Festigkeit<br />

der Zellwände verantwortlich. Das<br />

hydrophobe Lignin als Na<strong>tu</strong>rklebstoff<br />

verbindet die hydrophilen Mikrofibrillen<br />

und einzelnen Zellen untereinander,<br />

steigert die Druck- und Biegefestigkeit<br />

und schützt das Holz vor Wasser, Sonne<br />

und anderen Umwelteinwirkungen<br />

(Abb. 1).<br />

Die hohe Zugfestigkeit der Mikrofibrillen<br />

in Längsrich<strong>tu</strong>ng hat zur bekannten<br />

Folge, dass Holz in Faserrich<strong>tu</strong>ng<br />

deutlich fester ist als quer zur Faser. 1<br />

Seit über 3 Milliarden Jahren kommen<br />

Verbundwerkstoffe in der Na<strong>tu</strong>r be<strong>im</strong><br />

Nestbau der Vögel und Insekten vor.<br />

Feldwespen z.B. zerkleinern mit ihren<br />

Kauwerkzeugen abgeschabte Holzfasern<br />

(Zellulosefasern) und verkürzen<br />

diese chemisch mit ihrem wässrigen<br />

Verdauungssekret. Aus diesem Brei<br />

bauen sie ihre Nester (Abb. 2). Be<strong>im</strong><br />

Trockenvorgang an der Luft kommt es<br />

zur Verfilzung der Fasern und zur Aushär<strong>tu</strong>ng<br />

des Sekretklebstoffes.<br />

Im Vergleich hierzu nutzt der Mensch<br />

bautechnisch Verbundwerkstoffe erst<br />

seit ca. 8000 – 10000 Jahren. Be<strong>im</strong><br />

Lehmhüttenbau z. B. setzte er hierzu<br />

als verstärkende Phase Pflanzenfasern<br />

(z. B. Häcksel, Langstroh), Reisig,<br />

Schilf und Holz mit ein und verbesserte<br />

dadurch die Rissneigung, Schrumpfung,<br />

Bruchfestigkeit und die Feuchtigkeitsregulation.<br />

Seit 1849 ist der in Deutschland bis<br />

heute wichtigste Baustoff bekannt,<br />

der Stahlbeton. Die positiven Eigen-<br />

Be<strong>im</strong> Wachs<strong>tu</strong>m einer Zelle werden<br />

von innen an die Pr<strong>im</strong>ärwand zahlreiche<br />

Schichten, so genannte Sekundärwand,<br />

angelagert.<br />

P = Pr<strong>im</strong>ärwand<br />

Sl, S2 = einzelne Schichten<br />

der Sekundärwand<br />

T = Tertiärschicht<br />

ML = Mittellamelle<br />

Die Mikrofibrillen verlaufen in der<br />

Sekundärwand als steile Spiralen,<br />

meist nahezu parallel zur Zellachse.<br />

Abb. 1: Aufbau einer Holzzelle<br />

Abb. 3: Flatiron Building, NY<br />

schaften des Betons und des Bewehrungsstahls<br />

wurden kombiniert zu<br />

einem neuen Werkstoffverbund mit<br />

verbesserten Gesamteigenschaften.<br />

Der bewehrte Beton ist dadurch nicht<br />

nur auf Druck, sondern auch auf Zug<br />

belastbar. Dies ermöglichte u. a. 1902<br />

den Bau des 87 Meter hohen weltberühmten<br />

Flatiron Buildings in New York<br />

(Abb. 3), das damals höchste Gebäude<br />

der Welt.<br />

1 Vgl. Wolfgang Fiwek: Holz biegen,<br />

Holzwerken, 2011, Vincentz Network<br />

GmbH & Co. KC, Hannover<br />

44 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Sachinformationen<br />

<strong>tu</strong>: Werkstoffe<br />

Während der industriellen Revolution<br />

dominierten die Metalle.<br />

Heute hängen 70% technischer Neuerungen<br />

direkt oder indirekt von den<br />

Werkstoffen ab. Der Anteil der Verwendung<br />

von Verbundwerkstoffen<br />

wächst dabei überdurchschnittlich. 2<br />

Deutschland ist ein weltweit führender<br />

Composite-Standort.<br />

Begriffsklärungen<br />

Das Wort Verbundwerkstoff (engl.:<br />

composite) setzt sich aus den Begriffen<br />

„Verbund“ und „Werkstoff“ zusammen.<br />

Definition von Verbund:<br />

„(<strong>Technik</strong>) feste Verbindung von Teilen,<br />

Werkstoffen o. Ä. zu einer Einheit.“ 3<br />

Definition von Werkstoff:<br />

„Werkstoffe sind jener Teil der Materie,<br />

die der Mensch zur Herstellung von<br />

Gütern aller Art benutzt, um seine Bedürfnisse<br />

zu befriedigen.“ 4<br />

Zu erwähnen und zu klären sind zwei<br />

weitere Begriffe, die be<strong>im</strong> Thema Verbundwerkstoffe<br />

<strong>im</strong>mer wieder auftauchen<br />

und zu Unsicherheiten führen:<br />

Verbundkonstruktionen und Werkstoffverbunde<br />

Verbundkonstruktionen<br />

„Verbundkonstruktionen bestehen<br />

aus zwei oder mehr Werkstücken, die<br />

aus verschiedenen Fertigungsgängen<br />

stammen und durch Fügen zu einem<br />

Bauteil kombiniert werden. Solche Lösungen<br />

können konstruktiv oder aus<br />

2 Vgl. Verbundwerkstoffe: Walter<br />

Krenkel: 17. Symposium Verbundwerkstoffe<br />

und Werkstoffverbunde,<br />

Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA;<br />

Auflage: 1. Auflage (15. April 2009),<br />

Weinhe<strong>im</strong><br />

3 http://www.duden.de/rechtschreibung/Verbund<br />

Stand: 30.09.2013<br />

4 Wolfgang Weißbach: Werkstoffkunde:<br />

Struk<strong>tu</strong>ren, Eigenschaften, Prüfung,<br />

18. Auflage, Vieweg + Teubner Verlag,<br />

Springer Fachmedien, Wiesbaden<br />

GmbH 2012<br />

5 Weißbach<br />

6 Weißbach<br />

7 Weißbach<br />

<strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014<br />

Abb. 4: Holz-Beton-Verbundträger<br />

Gründen einer wirtschaftlicheren Fertigung<br />

gewählt werden.“ 5<br />

Auf dem Bau werden z. B. in Deckenkonstruktionen<br />

Holz-Beton-Verbundträger<br />

(Abb. 4) eingesetzt, die enorme<br />

Verbesserungen in puncto Tragfähigkeit<br />

und Steifigkeit erreichen und die<br />

Anfälligkeit für Schwingungen verringern.<br />

Werkstoffverbunde<br />

„Kennzeichen ist das Fügen der Werkstoffe<br />

durch unlösbare Verbindungen.<br />

Einen großen Anteil haben die Schichtverbunde,<br />

sie werden als Halbzeug<br />

oder durch Beschich<strong>tu</strong>ng von Bauteilen<br />

<strong>hergestellt</strong>.“ 6<br />

Ein Beispiel für einen Werkstoffverbund<br />

aus dem Schüleralltag ist die<br />

Getränkeverpackung für Flüssigkeiten,<br />

z. B. Milch. Sie besteht aus 5 Schichten:<br />

Abb. 5: Platine<br />

1. PE (Polyethylen)<br />

2. innen Al-Folie<br />

3. PE-Verbindungsschicht<br />

4. Karton<br />

5. PE außen<br />

Ein weiteres Schulpraxisbeispiel ist<br />

das Hartpapier. Schüler kennen es<br />

z. B. als Basismaterial von Platinen<br />

(Leiterplatten) (Abb. 5) unter dem<br />

Markennamen Pertinax. Es besteht<br />

aus Papier und Phenol-Formaldehyd-<br />

Kunstharz (Phenoplast).<br />

Unter dem Markennamen Duropal oder<br />

auch Resopal sind mit Melamin kaschierte<br />

Hartpapiere als Tischplatten,<br />

Küchenplatten bekannt.<br />

Verbundwerkstoffe<br />

„Bei Verbundwerkstoffen werden in<br />

der Regel Stoffe kombiniert, die der<br />

Bindungsart nach zu verschiedenen<br />

Gruppen gehören.“ 7<br />

Überblick über die Bindungsarten<br />

(Abb. 6):<br />

Metalle<br />

Polymere<br />

Keramik<br />

Abb. 6: Bindungsarten<br />

Metallbindung<br />

vorherrschend<br />

Zwischenmolekulare<br />

Bindung der<br />

Makromoleküle<br />

Ionen- oder<br />

Elektronenpaarbindung<br />

und<br />

Mischformen<br />

Für die Auswahl der Stoffe des Verbundwerkstoffs<br />

sind drei Grundbedingungen<br />

von entscheidender Bedeu<strong>tu</strong>ng<br />

für die Qualität und Haltbarkeit:<br />

Benetzung, Haf<strong>tu</strong>ng und Verträglichkeit.<br />

Unter Benetzung versteht man ein<br />

leichtes Befeuchten, Anfeuchten, das<br />

für die Haf<strong>tu</strong>ng der beiden Stoffe notwendig<br />

ist.<br />

Die Faser-Matrix-Haf<strong>tu</strong>ng (Interface)<br />

wird durch vorherige Oberflächenbehandlung,<br />

z. B. Reinigung, Laserbehandlung<br />

oder mittels Schutzüberzug,<br />

eine geeignetes Oberflächenfinish<br />

45


Nach der Geometrie des Verbunds (Abb. 7) unterscheidet man<br />

1. Teilchenverbundwerkstoffe (Dispersionswerkstoffe)<br />

2. Faserverbundwerkstoffe<br />

3. Schichtverbundwerkstoffe (Laminate)<br />

4. Durchdringungsverbundwerkstoffe<br />

<strong>tu</strong>: Werkstoffe<br />

5. Struk<strong>tu</strong>rverbundwerkstoffe<br />

Sachinformationen<br />

Abb. 7: Einteilung der Verbundwerkstoffe nach der Geometrie des Verbunds<br />

Abb. 7: Einteilung der Verbundwerkstoffe nach der Geometrie des Verbunds<br />

(Schlichte), eine Beschich<strong>tu</strong>ng (coating)<br />

mit Sprays oder Pasten verbessert.<br />

Stoffliche Einteilung<br />

„Verbundwerkstoffe bestehen aus<br />

mindestens zwei Phasen“, der Matrix<br />

und der verstärkenden Phase. „Kennzeichen<br />

ist eine gewisse Homogenität<br />

bei makroskopischer der Verbundwerkstoffe<br />

Betrach<strong>tu</strong>ng.<br />

Bezeichnung<br />

Ausnahmen sind Schichtverbunde und<br />

gradierte Werkstoffe.“ 8<br />

Verbundwerkstoffe können nach ihrer<br />

Geometrie eingeteilt werden oder stofflich.<br />

Nach der Geometrie des Verbunds<br />

(Abb. 7) unterscheidet man<br />

1. Faserverbundwerkstoffe<br />

2. Teilchenverbundwerkstoffe<br />

(Dispersionswerkstoffe)<br />

3. Durchdringungsverbundwerkstoffe<br />

4. Schichtverbundwerkstoffe<br />

Man unterscheidet polymere, metallische, keramische und organische Werkstoffe.<br />

(Laminate)<br />

5. Struk<strong>tu</strong>rverbundwerkstoffe<br />

Stoffliche Einteilung<br />

Verbundwerkstoffe nach<br />

der Matrix:<br />

PMC - Polymer Matrix<br />

Composites<br />

MMC - Metal Matrix Composites<br />

CMC - Ceramic Matrix<br />

Composites<br />

Vielfältigkeit der<br />

Verbundwerkstoffe<br />

Durch die mannigfaltigen<br />

Kombinationsmöglichkeiten<br />

von drei verschiedenen<br />

Werkstoffen (Kunststoff, Metall,<br />

Keramik) sowohl für die<br />

Matrix, als auch für die verstärkende<br />

Phase und den<br />

fünf möglichen Struk<strong>tu</strong>ren ergibt<br />

sich eine Vielzahl von möglichen<br />

Verbundwerkstoffen mit definierten<br />

Eigenschaftsprofilen und den daraus<br />

resultierenden Einsatzgebieten und<br />

-möglichkeiten.<br />

<strong>Vorschau</strong><br />

Im nächsten Beitrag soll auf die Teilchenverbundwerkstoffe<br />

und die Faserverbundwerkstoffe<br />

eingegangen<br />

Bei der Bezeichnung werden der Werkstoff Man und unterscheidet die Form der polymere, verstärkenden metallische,<br />

keramische und organische werden.<br />

Phase<br />

der Die Matrix Matrix, vorangestellt. auch Mutterphase 10<br />

genannt,<br />

übern<strong>im</strong>mt die Form des Bauteils<br />

und Stützung F der anderen K Phase = Glasfaserverstärkter Kunststoff Abbildungs- und Quellenangaben:<br />

Werkstoffe.<br />

G<br />

Werkstoff bei Beanspruchung Form und gewährleistet Matrix<br />

Abb. 1: Wolfgang Fiwek: Holz biegen,<br />

Glas eine Schutzfunktion Faser vor Nässe Kunststoff Bezeichnung der Verbundwerkstoffe<br />

Holzwerken, 2011, Vincentz Network<br />

und<br />

GmbH & Co. KC, Hannover S. 161<br />

Chemikalien.<br />

Abb. 2: Foto von Fabio Brambilla Quelle:<br />

Verbundphase, verstärkende Bei der Bezeichnung werden der Werkstoff<br />

und die Form der verstärkenden<br />

http://upload.wik<strong>im</strong>edia.org/wikipedia/<br />

Diese Einteilung wirkt sich auch auf die Bezeichnung der Verbundwerkstoffe aus.<br />

Phase, kompensiert negative Eigenschaften<br />

der Matrix und opt<strong>im</strong>iert positive<br />

Matrixeigenschaften oder gene-<br />

G F K = Glasfaser<br />

Phase der Matrix vorangestellt. 10<br />

riert neue Eigenschaften, zu der die<br />

verstärkter<br />

Matrix allein nicht in der Lage wäre.<br />

Kunststoff<br />

„In einem Verbundwerkstoff sind zueinander<br />

passende Einzelwerkstoffe mit-<br />

Glas Faser Kunststoff<br />

Werkstoff Form Matrix<br />

einander kombiniert, so dass sich die<br />

Diese Einteilung wirkt sich auch auf<br />

guten Eigenschaften der Einzelstoffe<br />

die Bezeichnung der Verbundwerkstoffe<br />

aus.<br />

<strong>im</strong> neuen Werkstoff vereinen. Die<br />

nachteiligen Eigenschaften werden<br />

überdeckt.“ 9<br />

Entscheidende Eigenschaften, wie<br />

thermisches Verhalten oder auch<br />

Verformung, führten ferner zu einer<br />

Übersicht / Einteilungen übergeordneten Gliederung der<br />

8 Weißbach<br />

9 Dillinger u. a.: Fachkunde Metall,<br />

Europa-Lehrmittel, 56. Auflage 2010<br />

10 Weißbach<br />

commons/thumb/e/e2/Nido_di_<br />

vespe.jpg/320px-Nido_di_vespe.jpg<br />

Abb. 3: Foto von Imelenchon, Quelle:<br />

http://upload.wik<strong>im</strong>edia.org/wikipedia/<br />

commons/c/c3/Edificio_Fuller_<br />

(Flatiron)_en_2010_desde_el_<br />

Empire_State_crop_boxin.jpg<br />

Abb. 4: Quelle: http://upload.wik<strong>im</strong>edia.<br />

org/wikipedia/commons/2/25/<br />

HBV-Modell_gr.jpg<br />

Abb. 5: Quelle: http://upload.wik<strong>im</strong>edia.<br />

org/wikipedia/commons/thumb/4/4b/<br />

GPO_706_Line_balancing_reverse.<br />

JPG/320px-GPO_706_Line_<br />

balancing_reverse.JPG<br />

Abb. 6: Wolfgang Weißbach: Werkstoffkunde:<br />

Struk<strong>tu</strong>ren, Eigenschaften,<br />

Prüfung, 18. Auflage, Vieweg +Teubner<br />

Verlag, Springer Fachmedien,<br />

Wiesbaden GmbH 2012, S. 280<br />

Abb. 7: http://old.gefuehrtes-lernen.at/_<br />

www/media/files/Flash_Kap4/4.12-<br />

Verbundwerkstoffe.swf Stand:<br />

19.10.2011<br />

46 <strong>tu</strong> 151 / 1. Quartal 2014


Jahresübersicht <strong>tu</strong> 2007–2013<br />

kompakt<br />

2014<br />

ISBN 978-3-7883-9863-7<br />

Best.-Nr. 9863<br />

Preis e 19,90<br />

e 7,90 für Abonnentinnen/Abonnenten<br />

Systemvoraussetzungen:<br />

IBM-kompatibler PC 486 oder höher, mit CD-ROM- oder DVD-Laufwerk,<br />

Windows 9x/NT/2000/XP; Adobe ® Acrobat-Reader ®<br />

Inhalt aller 28 Ausgaben <strong>im</strong> PDF-Format auf dieser CD.<br />

Die Jahrgangs-CD ist mehr als eine Zusammenfassung aller Artikel, denn verschiedene Ansichten helfen Ihnen<br />

bei der Suche. Neben einem Ausgabenverzeichnis finden Sie eine Autorenübersicht mit Verlinkungen direkt in die<br />

jeweiligen Artikel des Verfassers. Im Bereich Rubriken sind alle Themenbereiche aufgelistet und Sie können sich alle<br />

erschienenen Artikel zum gewünschten Themenbereich anzeigen lassen und direkt in die Beiträge klicken.<br />

Neckar-Verlag<br />

Neckar-Verlag GmbH • Klosterring 1 • 78050 Villingen-Schwenningen<br />

Tel. +49 (0)77 21 / 89 87-81 (Fax -50) • bestellungen@neckar-verlag.de • www.neckar-verlag.de<br />

Journal Dampf & Heißluft<br />

Sonderausgabe: Dampf auf Tour 2<br />

ISSN 1616-9298<br />

€ 9,60 [D] € 9,90 [A]<br />

€ 9,90 [EU] sfr 15,90<br />

E 54336<br />

Sonderheft<br />

Journal<br />

S O N D E R -<br />

AU S G A B E<br />

Heißluft<br />

Dampf auf Tour<br />

2<br />

Nostalgische<br />

Ausflugsziele, Museen,<br />

Dampfschiffe und Bahnen<br />

Journal Dampf & Heißluft<br />

Dampf auf Tour<br />

2<br />

Umfang 84 Seiten,<br />

DIN A4<br />

Best.-Nr. 43-2013-01<br />

Preis e 9,60 [D]<br />

„Dampf auf Tour 2“ befasst sich mit dem thematischen Schwerpunkt Dampfmaschinen<br />

<strong>im</strong> musealen Umfeld. Dabei sind alle Sparten der Dampftechnik<br />

vertreten. Das Spektrum reicht vom Dampf auf der Schiene über Dampfschiffe<br />

und stationäre Dampfmaschinen bis hin zum Straßendampf. „Dampf auf<br />

Tour 2“ n<strong>im</strong>mt Sie mit auf große Dampfreise. Auf dieser Reise kommen auch<br />

die Dampfmodellbauer nicht zu kurz. So soll das Sonderheft auch zum Nachbau<br />

der gezeigten originalen Dampfmaschinen anregen. „Dampf auf Tour<br />

2“ ist überwiegend in Deutschland unterwegs mit einigen Abstechern nach<br />

Österreich und in die Schweiz. Die längste Reise führt in das New York Fire<br />

Museum.<br />

Neckar-Verlag<br />

Neckar-Verlag GmbH • Klosterring 1 • 78050 Villingen-Schwenningen<br />

Tel. +49 (0)77 21 / 89 87-38 (Fax -50) • bestellungen@neckar-verlag.de • www.neckar-verlag.de


Beste Qualität aus langer Tradition<br />

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– Adressfeld –<br />

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Kostenlose Infos zum Sägen, Schleifen, Drechseln – mit vielfältigem Zubehör von:<br />

Hegner Präzisionsmaschinen GmbH • Postfach 3250 • 78021 Villingen-Schwenningen<br />

Tel.: 07720 / 99530 • Fax: 07720 / 9953-10 • E-Mail: info@hegner-gmbh.com • Homepage: www.hegner-gmbh.com<br />

Zembrod<br />

Der Shop für Sperrholz, Balsa und Zubehör<br />

Ostlandstraße 5<br />

72505 Krauchenwies<br />

info@sperrholz-shop.de<br />

www.sperrholzshop.de Telefon<br />

07576 / 2121<br />

Fax<br />

07576 / 901557<br />

Mobil<br />

0170 / 9381058<br />

KOSY<br />

Das Koordinatentisch-System<br />

In mehr als 4000 Schulen bewährt.<br />

Eine <strong>Technik</strong>, die Schüler motiviert und Lehrer begeistert.<br />

Erziehung zu Kreativität, Qualität, Planung, Sicherheisbewußtsein<br />

und Systemdenken. Hilfreich bei der vorberuflichen Orientierung.<br />

Machen Sie was .....<br />

Schöne und praktische Dinge für den <strong>Unterricht</strong> oder das Schulfest.<br />

Herstellen von präzisen Teilen mit der Maschine, ergänzt durch handwerkliches<br />

Geschick be<strong>im</strong> Montieren.<br />

Die dritte Generation .....<br />

KOSY3 als weitere Alternative ist da. Maschinen mit integrierter<br />

Schutzzelle, sehr leiser Bearbei<strong>tu</strong>ngseinheit und neuer Steuerung.<br />

Das 3D-Bundle für grundbildende Schulen<br />

- SolidWorks - Schullizenz<br />

- Weit verbreitetes professionelles Konstruktionsprogramm<br />

- Gleichzeitiges Arbeiten an max. 20 Rechnern<br />

- Lehrbuch für den Schulgebrauch<br />

- Der erste Schritt mit Unterstützung<br />

- Viele Beispiele für Lehrer und Schüler<br />

- Sonderversion von nccad9<br />

- Einfache Organisation für den Import<br />

- Mehrseitenbearbei<strong>tu</strong>ng<br />

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3D Drucken - KOSY kann´s<br />

- Jetzt fräsen und drucken dreid<strong>im</strong>ensional, universell für alle Fälle.<br />

Tauschen Sie die Frässpindel mit einem Druckkopf<br />

- Sie können nicht alles fräsen, aber auch nicht alles drucken.<br />

Erweitern Sie Ihren KOSY zum Drucker<br />

- Das Zubehörteil “Extruder” ist die Basis<br />

- Der Umbau Ihres Systems ist kein Problem<br />

Die Sofware macht es einfach<br />

- Der Druck-Assistent hilft ohne Handbuch

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