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MARKTPLATZ<br />

In dieser Ausgabe:<br />

Österreichische Post AG Info.Mail Entgelt bezahlt<br />

HOFSTEIG<br />

Von Luft, Blech und Menschen<br />

Easy? Isy? Isi!<br />

Mit Tradition zu gutem Brot<br />

Unser täglich Brot<br />

Aus dem Haus mit dem Wolf<br />

Wolfurter Spaßmarkt<br />

Friede, Freude und Gymnastik<br />

Kontakt: wirtschaft.wolfurt@gmx.at


Von Luft, Blech und Menschen<br />

Zu Gast bei Instrumentenmacher Paul Hinteregger.<br />

Über Handwerk, Tradition, Instrumente und deren Besitzer.<br />

TEXT | FOTO: MH | CJ<br />

Es riecht gut: dezent nach Metall, dazu kommt Holz von<br />

den wuchtigen Arbeitstischen und der Patina darauf.<br />

Zangen, Hämmer, Lötzinn, Flussmittel, Schlaglot,<br />

Schleifpapiere, dutzende Ausrichtungs- und sonstige<br />

Spezialwerkzeuge liegen bereit.<br />

Die Lehre zum Holz- und Blechblasinstrumentenerzeuger,<br />

so die offizielle Berufsbezeichnung, dauert vier<br />

Jahre, vor allem handwerkliches Geschick und richtiger<br />

Umgang mit der Kundschaft ist gefragt. Gutes Gehör<br />

komme dann schon mit der Zeit, meint Paul Hinteregger.<br />

„Dass wir unsere Werkstatt und damit auch die Lehrlingsausbildung<br />

neben dem Verkauf nie aufgegeben<br />

haben, ist ein großes Plus“, ist er überzeugt. „Dadurch<br />

heben wir uns ab vom reinen Verkauf. Hat jemand<br />

eine blaue Schürze an, war das früher abwertend.<br />

Heute ist es genau umgekehrt, es ist aufwertend, für<br />

den Träger und den Betrieb – Handwerk hat sehr viel<br />

Ansehen zurück gewonnen. Es ist ein Zeichen, dass<br />

man etwas versteht von dem, was man verkauft.“<br />

Und mit einer Musikinstrumentenmacherwerkstätte<br />

hat es auch angefangen.<br />

Geschichte<br />

1862 eröffnete Johann Martin Schwerzler eine solche<br />

in Wolfurt – ungefähr dort, wo heute der Schwanen-<br />

markt steht. Gelernt hatte er von einem böhmischen<br />

Instrumentenmacher, der als Militärmusikant nach<br />

Vorarlberg gekommen war. Sein Neffe Josef Anton<br />

Rohner eröffnete 1888 eine eigene Werkstätte. Gebhard<br />

Hinteregger war Lehrling und Verehrer der Tochter<br />

des Meisters, bekam sie auch und führte das Geschäft<br />

gemeinsam mit seinem Schwiegervater. Gebhards<br />

Söhne Alfons und Josef blieben ihrem Handwerk treu,<br />

und mit Paul und Kusine Elisabeth ist nun die dritte<br />

Generation Hintereggers im Geschäft bei „Inschtrumentomachors<br />

Brunno“.<br />

Kommt Zeit, kommt Gehör…<br />

Zu Johann Martin Schwerzlers Zeiten (er begann 25<br />

Jahre vor Erfindung des Grammophons), waren die<br />

Blaskapellen bis auf einzelne Hausmusikabende und<br />

Kirchenorgeln die einzige Musik, die man auf dem<br />

Land kannte. „Sie hatten die Aufgabe, die Bevölkerung<br />

zu unterhalten. Vor allem mit dem Siegeszug des<br />

Radios in den 50ern kam professionell produzierte<br />

und gespielte Musik auf einen Schlag in viele Haushalte.<br />

Das Ohr lernte zu hören, ob die Harmonien richtig<br />

oder falsch gespielt sind. Das hat auf die<br />

Blaskapellen Druck ausgeübt. Die Qualität vor 40<br />

Jahren ist mit der heutigen nicht mehr zu vergleichen.<br />

Da sind Welten dazwischen.“


… und Massenware<br />

In den 70er Jahren haben die Japaner, allen voran die<br />

Firma Yamaha, den Blechblasinstrumentenbau revolutioniert.<br />

Bis dato hatten deutsche Firmen den Ton angegeben:<br />

„Aber die produzierten damals immer noch<br />

sehr viel mit Handarbeit und auf Maschinen, die aus<br />

der Zeit kurz nach dem Krieg stammten. Die haben das<br />

einfach verschlafen. Die Japaner haben die Produktion<br />

stark industrialisiert, haben Standardqualität geliefert<br />

und waren in punkto Preis unschlagbar.“<br />

Die Maschinen sind auch ein Grund, warum Paul<br />

Hinteregger sich auf das Reparieren und Verkaufen<br />

beschränkt. „Interessiert hätte es mich ja schon, aber<br />

1985, als ich mit Elisabeth das Geschäft übernommen<br />

habe, in den Instrumentenbau einzusteigen, ohne bereits<br />

über die Maschinen zu verfügen… das vorzufinanzieren,<br />

wäre sich gegen die japanische Konkurrenz<br />

nie ausgegangen.“<br />

Billige Instrumente wandern, wenn sie kaputt sind, meist<br />

auf den Müll, nicht zum Instrumentenmacher. „Da<br />

kauft man gleich ein neues. Dadurch geht natürlich<br />

ein Teil unseres Handwerks verloren.“ Aber: Blasinstrumente<br />

sind in viel höherem Maß als Streich- oder<br />

Zupfinstrumente Gebrauchsgegenstände. „Da werden<br />

einfach die Saiten ausgewechselt und das Instrument<br />

ist (fast) neu. Einem Blasinstrument merkt man früher<br />

oder später einfach an, dass Feuchtigkeit und Metall<br />

nicht wirklich zusammengehören. Es wird nie ein Material<br />

erfunden werden, das bei Blasinstrumenten das<br />

Service überflüssig macht. Ein Trompeter, der regelmäßig<br />

spielt, verbraucht in seinem Leben sicher drei bis zehn<br />

Instrumente.“<br />

Die Handarbeit an sich lässt sich nicht mehr rationalisieren.<br />

Ein Messingrohr mit flüssigem Blei zu füllen<br />

(damit es nicht knickt), es behutsam zu biegen und zu<br />

hämmern, braucht einfach seine Zeit. „Ich mag diese<br />

Arbeit, zu sehen, was wird, während man tut“, sagt er<br />

bedächtig.<br />

Luft, Blech und sonst nix<br />

Paul Hinteregger ist fasziniert von der Art der Tonerzeugung,<br />

von der Physik – dass aus strömender Luft<br />

und ein paar Ventilen Melodien werden. Und was das<br />

bewirken kann, wissen wir seit den Trompeten von<br />

Jericho. Elektronik ist seine Sache nicht: Keyboards,<br />

Synthesizer, Computermusik – Töne aus Schaltkreisen<br />

und Software „von irgendwelchen Technikern programmiert“,<br />

sind ihm irgendwie unsympathisch, zu<br />

wenig nachvollziehbar. Ihn fasziniert die Physik seiner<br />

MARKTPLATZHOFSTEIG 2 | 3


Instrumente, er erzählt von verschiedenen Metalllegierungen,<br />

Mensur-Länge-Verhältnissen, Schwingungsknoten<br />

an den Biegungen der Instrumente: „Ideal wäre<br />

immer ein gerades Rohr – bei einer B-Trompete z.B.<br />

eines mit rund 130cm Länge. Die Biegungen machen<br />

das Instrument nur besser zum Transportieren.“ Das<br />

geht bis zur Taschentrompete, die die 130 cm Rohr in<br />

rund 20 cm Länge unterbringt.<br />

Wia dr Herr so’s Gschearr<br />

Die teuren Instrumente sind meistens auch die heikleren,<br />

sensibleren. „Da rate ich dann so manchem, er soll<br />

sich doch für das billigere, dafür robustere entscheiden.“<br />

Nicht jedes Instrument wird mit Samthandschuhen<br />

vom sauberen Übungsraum in den feinen<br />

Musikvereinssaal kutschiert. Das wahre Leben spielt<br />

sich auf Musikfesten, Umzügen und anderen Ausrückungen<br />

ab, und diesem harten Leben gilt es zu trotzen.<br />

Sie, werte Leser, gehen ja auch nicht mit Stöckelrespektive<br />

Lackschuhen auf die Kanisfluh. Außerdem:<br />

„Das wichtigste bei jedem Instrument ist der Mensch.<br />

Bei den Blasinstrumenten kommt dann das Mundstück.<br />

Und erst an dritter Stelle das Instrument selbst. Wenn<br />

einer einmal da drauf gekommen ist, dann ist man mit<br />

dem Instrument zufriedener. Es ist nicht mehr das<br />

Instrument schuld, wenn es nicht klappt.“<br />

hofsteigstraße 7<br />

a-6922 wolfurt<br />

t 05574 71345-0<br />

f 05574 71345-8<br />

office@musik-hinteregger.at<br />

www.musik-hinteregger.at<br />

in der hofsteigstraße 7<br />

Es-Altsaxophon<br />

Yamaha mit Koffer NUR 590,-<br />

Man sieht einem Instrument schon den Besitzer an.<br />

Vor allem im Bregenzerwald gibt es einige „Höttlar“,<br />

die es mit Instrumentenpflege nicht ganz so genau<br />

nehmen. Aber oft sind genau das die besseren Musikanten:<br />

Das Instrument soll funktionieren und nicht<br />

gut ausschauen. Bei den ganz Penibelen, die immer<br />

„herumpützeln“ und schauen, dass ja nix passiert, da<br />

passiert auch musikalisch nicht viel. Musik ist für<br />

mich mehr als das zu spielen, das irgendwo auf einem<br />

Notenblatt steht. Da ist mir Perfektion auch gar nicht<br />

so wichtig – es muss leben.“


MARKTPLATZHOFSTEIG 4 | 5


ISY?ISI!<br />

EASY?<br />

Seit Dezember ist die Seite mittlerweile online – einfach<br />

und schnell sollen Konsumenten auf Isikauf.at<br />

ihren gesuchten Dienstleister, Handwerker oder<br />

Juwelier finden. Und zwar einen in ihrer unmittelbaren<br />

Umgebung. Einer der drei Initiatoren von Isikauf ist<br />

Martin Köb. Letztes Jahr kam ihm und zwei Freunden<br />

die Idee, etwas mit dem Internet zu machen. Eine<br />

Seite für kulturelle Angebote im Land hätte es eigentlich<br />

werden sollen: Konzerte, Theater, Ausstellungen<br />

etc… aber das gibt es schon, ist man drauf gekommen –<br />

also wurde etwas anderes gemacht - „Aus der Region,<br />

für die Region“, sollte es sein, wie Köb sagt.<br />

Der große Unterschied zu üblichen Branchenplattformen<br />

ist die regionale Verankerung und die aktive<br />

Teilnahme der Werbenden. Er möchte mit Isikauf<br />

einen Beitrag leisten, den kleinen Geschäften im Ort<br />

Werbung zu ermöglichen: „Wieso soll ich in die großen<br />

Einkaufszentren fahren, wenn es das gleiche Gerät im<br />

Dorf um den gleichen Preis gibt, nur mit dem unvergleichbar<br />

besseren Service?“<br />

Der einfache Name<br />

Wer „easy“ googlet, findet 799.000.000 Seiten, bei „isi“<br />

sind es 60.300.000, bei „easy“ und „kauf“ sind es<br />

1.240.000, bei „easykauf“ sind es 6 und man landet auf<br />

einer deutschen Einkaufsplattform und schließlich bei<br />

isikauf sind es 2 – also der ideale Name zum Googlen,<br />

wenn man erst mal weiß, wie man ihn schreibt.<br />

„Man soll aber ohnehin nicht googlen, sondern sich<br />

das Ding merken. Die Seite wird mit Inseraten und<br />

Radiowerbung bekannt gemacht. Der Name soll<br />

bewusst damit spielen, Englisch zu klingen und dabei<br />

Deutsch auszusehen. Diejenigen, die „Easy“ im Kopf<br />

haben, werden sich „Isi“ merken, weil es anders ist.“<br />

Und „einfach-kauf“ würde auch tatsächlich ein wenig<br />

gespreizt klingen. MH


Cafe- und Teestube<br />

Wo das Ambiente lebt!<br />

Mo-Fr 11:00-13:30 & 17:00-24:00<br />

So 10:00-22:00<br />

www.shanti-austria.com<br />

MARKTPLATZHOFSTEIG 6 | 7


Mit Tradition zu gutem Brot<br />

Bei der Schwanenbäckerei hat sich seit Generationen nicht viel<br />

verändert. Wolfgang Fitz’ Bäckerei ist fest in der Tradition verankert.<br />

Die Rezepte stammen zum größten Teil noch unverändert von seinem<br />

Großvater, der damals die schon seit 1890 existierende Schwanen-<br />

bäckerei übernommen hat.<br />

„Slow baking“ nennt er das, was er hier macht. Gewisse<br />

Dinge kann man, wenn man auf Qualität Wert legt,<br />

schlicht und einfach nicht rationalisieren. „Wenn der<br />

Teig für ein Weißbrot nicht mindestens 5/4 Stunden<br />

ruhen darf, kann’s gar nichts werden“ ist der Bäcker<br />

überzeugt. Ganz nebenbei zeigt er noch in einer unglaublichen<br />

Geschwindigkeit, wie aus einer kleinen<br />

Teigkugel mit der Handkante eine wunderbare Semmel<br />

geformt wird. „Den besseren Geschmack einer Handsemmel<br />

kann man am leichtesten mit einem Vergleich<br />

erklären. Wie beim Blätterteig machen die vielen übereinandergelegten<br />

Schichten den Unterschied aus. Das<br />

traditionelle Muster entstand ursprünglich durch das<br />

Übereinanderschlagen des Teigs.“ Bei maschinell gefertigten<br />

Semmeln wird das Muster lediglich eingestanzt.<br />

Auch diese Semmeln gibt’s bei ihm, die Handsemmeln<br />

sind vielen einfach zu teuer. Aber auch hier setzt er auf<br />

seine Bäcker, die Semmeln kommen nicht, wie mancherorts<br />

üblich, aus einer „Alleskönner-Maschine“, nur<br />

wenige Arbeitsschritte werden nicht mehr händisch<br />

durchgeführt. Deshalb sind zwar noch immer 2-3<br />

Bäcker für die Produktion notwendig, aber so ist es ein<br />

Kompromiss, mit dem der Schwanenbäcker gut leben<br />

kann. Überhaupt hält Wolfgang Fitz von vielen der<br />

TEXT | FOTO: AG | MG<br />

neuen Maschinen nicht sehr viel. Er müsste dann seine<br />

Rezepte den Geräten anpassen und dazu ist er nicht<br />

bereit. Deshalb muten auch einige recht antik an –<br />

kein Wunder, die Maschine für Roggenteige steht z.B.<br />

schon seit 1955 in der Bäckerei. Die anderen sind<br />

zwar nicht so alt, aber hier sehen auch die Hersteller<br />

keine Veranlassung, die seit langem perfekt ausgereiften<br />

Geräte zu verändern, auch nicht im Design.<br />

Veränderung vor allem bei der Sortenvielfalt<br />

Lag früher der Anteil an Spezialbroten nur bei ca. 20%,<br />

so hat sich dieses Verhältnis seit den späten 70er<br />

Jahren nahezu umgekehrt. Heute liegt das Hauptgeschäft<br />

im Bereich der Kornbrote. Diese veränderten<br />

Kundenwünsche zwingen auch Wolfgang Fitz zu Kompromissen.<br />

Immer mehr Brotsorten oder auch spezielle<br />

Brote im Hinblick auf Unverträglichkeiten müssen im<br />

Angebot sein. Um diesem Trend zu entsprechen und<br />

dabei trotzdem ökonomisch arbeiten zu können, hat<br />

er einiges ausprobiert, um die Spezialbrote, die täglich<br />

nur in kleineren Mengen benötigt werden, in<br />

hochwertiger Qualität anbieten zu können. Die<br />

Teiglinge für diese Brote werden nur alle zwei bis drei<br />

Tage hergestellt und bei –18°C gelagert. Bei dieser


Temperatur sind die Enzyme sozusagen stillgelegt –<br />

die Teiglinge ruhen. Täglich werden die benötigten<br />

Mengen schonend aufgetaut und erst anschließend<br />

gebacken. Durch den langsamen Temperaturanstieg<br />

kommen die Brote in „Schwanenqualität“ in den Verkauf.<br />

„Die Alternative zur Tiefkühlung der Teiglinge wäre nur,<br />

für viele verschiedene Brotsorten immer den selben<br />

Grundteig zu verwenden und damit die Geschmacksvielfalt<br />

zu verlieren.“ Für Wolfgang Fitz kommt das auf<br />

keinen Fall in Frage.<br />

Zweimal 3 bis 3 1/2 Stunden Schlaf müssen reichen<br />

Freizeit und Beruf gehen für den „Schwanenbäcker“<br />

Hand in Hand. Mitten in der Nacht geht’s los. Je nachdem<br />

wo gerade Not am Mann ist, beginnt sein Arbeitstag<br />

bereits zwischen 2:00 Uhr und 3:30 Uhr, gegen<br />

09:00 Uhr morgens kehrt dann Ruhe in die Backstube<br />

ein – Wolfgang Fitz wechselt bis mittags ins Büro.<br />

Danach bleibt ein wenig Zeit für die Familie und am<br />

Nachmittag gehen sich dann mal gut 3 Stunden Schlaf<br />

aus. Kurz wieder in die Bäckerei, um den Sauerteig für<br />

die nächste Nacht vorzubereiten und im Büro noch bis<br />

gegen 21:00 Uhr die Bestellungen für den kommenden<br />

Tag zu bearbeiten. Dann ist tatsächlich Feierabend.<br />

Zeit für Familie, Freunde und Gesellschaftsleben?<br />

„Die Wolfurter wissen gar nicht, wie ich aussehe!“, lacht<br />

Wolfgang Fitz. Doch ganz so schlimm ist es dann doch<br />

nicht. Dem Bäcker ist die Ortsverbundenheit und die<br />

rege Teilnahme am Geschehen sehr wichtig. Das Brot<br />

für Vereinsfeste bäckt er bei Bedarf auch mal sonntags.<br />

Während des Jahres kommen auch immer wieder die<br />

„Kindergärtler“ zum Backen. Mit den Kleinen „Igele“<br />

herzustellen und alles zu erklären, macht ihm ebenso<br />

große Freude wie den kleinen Besuchern. Nur sein<br />

Engagement als Gemeindevertreter hat er wieder aufgegeben,<br />

das war zeitlich zu schwer einteilbar. Auch<br />

so muss die Familie kräftig mit anpacken. Seine Frau<br />

Doris hilft ihm ebenso wie seine Kusine, die mittwochs<br />

die Büroarbeit erledigt, damit Wolfgang Fitz wenigstens<br />

einen Abend in der Woche frei hat.<br />

Und doch sieht der Bäckermeister auch viele Vorteile<br />

in diesen unkonventionellen Arbeitszeiten. Bei schönem<br />

Wetter gönnt er sich auch einmal eine Auszeit nach<br />

der Backstube und geht statt ins Büro im Winter auf<br />

die Piste oder im Sommer mit seiner Familie baden.<br />

Aber er weiß auch, dass dieses Arbeitspensum nur<br />

bewältigbar ist, wenn man seinen Beruf mit soviel Liebe<br />

und Leidenschaft ausübt, wie es bei ihm der Fall ist.<br />

MARKTPLATZHOFSTEIG 8 | 9


Unser tägliches Brot<br />

TEXT | FOTO: MAG. ANGELIKA STÖCKLER, ERNÄHRUNGSWISSENSCHAFTERIN | CJ<br />

Kleine Bäckereien, in denen der Bäckermeister nach<br />

alter Tradition Teig knetet und in aller Früh frisches Brot<br />

bäckt, sind rar geworden. An ihre Stelle sind überwiegend<br />

industrielle Betriebe getreten, die für unser<br />

tägliches Brot sorgen. Der verlockende Duft frischen<br />

Brotes streift uns jedoch weiterhin regelmäßig um die<br />

Nase, wenn in Lebensmittelgeschäften aus industriell<br />

gefertigten, tiefgekühlten Teiglingen in Schauöfen<br />

"frisch" gebacken wird. Täglich können wir aus einem<br />

riesigen Sortiment an dunklen, hellen, grobkörnigen<br />

und feinen Broten auswählen. Die Grundzutaten für<br />

Brot sind Mehl, Wasser, Salz und Hefe oder Sauerteig.<br />

Je nach Sorte kommen dazu noch verschiedene Körnerarten,<br />

Fett, Gewürze, Kräuter, Nüsse, Zwiebeln usw.<br />

Für die Lockerung von Weizenbroten genügt Hefe.<br />

Roggen- und Mischbrote werden traditionell mit Hilfe<br />

von Sauerteig als Triebmittel hergestellt, denn Roggenmehl<br />

kann nur im sauren Milieu Wasser binden. Heute<br />

greifen immer mehr Bäcker zu Fertigmischungen und<br />

chemischen Backtriebmitteln anstelle des empfindlichen<br />

Sauerteiges. Der Verzicht auf Sauerteig sowie der allgemeine<br />

Preis- und Zeitdruck während der Produktion<br />

geht jedoch auf Kosten des Geschmacks und machen<br />

den Einsatz diverser Zusatzstoffe erforderlich.<br />

Weizenbrot oder "Weißbrot" besteht zu mindestens<br />

90 Prozent aus Weizenmehl.<br />

Roggenbrot wird aus mindestens 90 Prozent Roggenmehl<br />

hergestellt.<br />

Mischbrote enthalten zwischen 51 und 89 Prozent<br />

des namengebenden Getreides.<br />

Mehrkornbrot ist meist Roggen- oder Weizenmischbrot,<br />

dem zusätzlich Schrote und Körner beigemengt<br />

werden.<br />

Vollkornbrot besteht zu mindestens 90 Prozent aus<br />

Mehl, für das das ganze Korn, also auch Keim und<br />

Randschichten, vermahlen wurden. Die hellere oder<br />

dunklere Färbung hängt davon ab, wie fein das Mehl<br />

ist und ob auch ganze Körner oder grob geschrotetes<br />

Getreide untergemischt wurden.<br />

Spezialbrote aus Nicht-Brotgetreiden wie Hirse oder<br />

Hafer müssen mindestens 20 Prozent der Zutaten<br />

enthalten, nach denen das Brot benannt ist.<br />

Wie gesund ist Brot?<br />

Im Brotgetreide stecken viele wichtige Nährstoffe. Das<br />

sind einerseits die Kohlenhydrate, die im Brot in Form<br />

von Stärke vorliegen und eine ideale Energiequelle für<br />

uns darstellen. Darüber hinaus liefert das Getreidekorn<br />

Eiweiß und zählt zu unseren wichtigsten Ballaststofflieferanten.<br />

Daher hält der regelmäßige Verzehr<br />

von Vollkornbrot unseren Darm in Schwung, wirkt sich<br />

günstig auf den Cholesterinspiegel aus und unterstützt<br />

unser Wohlbefinden.<br />

Zu den wertvollen Mineralstoffen im Brot zählen insbesondere<br />

Eisen für den Sauerstofftransport und der<br />

"Anti-Stress-Stoff“ Magnesium. Die enthaltenen B-Vitamine<br />

unterstützen Gedächtnis, Haut und Stoffwechsel.<br />

Vitamin E im Vollkornbrot beugt u.a. Hautalterung vor.<br />

Zink stabilisiert unser Immunsystem und sorgt für<br />

schönes Haar und feste Nägel.<br />

Vollkornbrot ist vor allem für figurbewusste Feinschmecker<br />

ideal, denn es unterstützt die schlanke<br />

Linie, indem es länger sättigt und aufgrund des höheren<br />

Ballaststoffanteils weniger Kalorien liefert als Brot<br />

aus Auszugsmehl.


MARKTPLATZHOFSTEIG 10 | 11


Aus dem Haus mit dem Wolf<br />

Neuer Vizebürgermeister, neue Gemeinderätin für Schule und Kultur.<br />

Vier Archive auf Suche nach einem Heim. Durchstich des Achraintunnels,<br />

der nicht ganz die erhoffte Entlastung für Wolfurt bringt. Wir haben<br />

Bürgermeister Erwin Mohr zum Gespräch gebeten.<br />

TEXT | FOTO: MH | ER<br />

Nach 12 Jahren als Gemeinderat und davon 9<br />

als Vizebürgermeister hat Ferde Hammerer<br />

diese Funktionen nach seinem Pensionsantritt<br />

zurückgelegt. War es Zeit für einen Wechsel?<br />

Die weitere Ausübung ist nicht mehr möglich aufgrund<br />

der geltenden Zuverdienstregeln und der fehlenden<br />

Verzichtsmöglichkeit bei Funktionsentschädigungen.<br />

Ferde Hammerer hat wirklich hervorragende Arbeit<br />

geleistet, für die ich ihm danke (siehe www.wolfurt.at).<br />

Und er wird uns weiterhin als Mitglied der Gemeindevertretung<br />

erhalten bleiben und die Geschäftsführung<br />

bei der Gemeindeimmobiliengesellschaft (zuständig<br />

etwa für die Generalsanierung der Volksschule Mähdle<br />

und das weitere Vorgehen beim GH Sternen) ausüben.<br />

Mit Christian Natter als neuem Vizebürgermeister<br />

und Angelika Moosbrugger als Gemeinderätin<br />

für Schule und Kultur gibt es zwei Nachfolger, die<br />

erst seit 2005 in der Gemeindevertretung sind…<br />

Christian Natter war bisher Gemeinderat für Umwelt,<br />

Jugend und Sport und wird diese Funktion weiter ausüben.<br />

Er war beim Roten Kreuz und bei den Volleyballern<br />

aktiv, ist entscheidend bei den Wolfurter Läbbe<br />

beteiligt. Er kommt als Filialleiter der Sparkasse Wolfurt<br />

aus der Wirtschaft, er ist im Vereins- und Dorfleben<br />

verankert.<br />

Angelika Moosbrugger kommt aus dem Ressort,<br />

arbeitete bereits im Schul- und Kulturausschuss, ist<br />

gelernte Pädagogin mit Lehrbefähigung für Volks- und<br />

Hauptschule und war stets sehr aktiv. Wir brauchen<br />

inspirierte Leute in diesen Funtkionen, wie lange sie<br />

schon im Gemeinderat sitzen, sollte da keine Rolle<br />

spielen. Beide wurden übrigens einstimmig gewählt.<br />

Wie schwierig ist es, Wolfurt zwischen den kulturellen<br />

Zentren Bregenz und Dornbirn zu positionieren?<br />

Hard etwa hat ja mit der Kammgarn<br />

einen Kulturveranstalter, der zur Institution geworden<br />

ist – in Wolfurt gehört die Kulturwerkstatt<br />

mittlerweile endgültig der Vergangenheit an.<br />

Über zu wenig Kulturveranstaltungen im Ort können<br />

wir uns nun nicht beklagen – über 50 haben wir heuer<br />

in Cubus und Vereinshaus, zum Beispiel vor kurzem<br />

die Präsentation der DVD des Sinfonischen Blasorchesters<br />

Vorarlberg mit dem preisgekrönten Werk<br />

„Chakra“ von Maurice Hamers.<br />

Wir wollen vor allem auf Kultur setzen, die aus dem<br />

Dorf kommt. Und solche Sachen wie Kammgarn oder<br />

Kulturwerkstatt stehen und fallen mit der Person, die<br />

es macht. Wir wollen keinen Veranstalter fördern, oder<br />

einen beamteten Kulturbeauftragten installieren, der<br />

irgendwoher Programm einkauft.<br />

Es soll vor allem etwas für Kinder und Jugendliche passieren.<br />

Dann zieht die Gemeinde sicherlich mit. So ist<br />

unsere Linie bei Förderungen generell – etwa auch bei<br />

Sportvereinen. Wird keine Nachwuchs- bzw.<br />

Jugendarbeit geleistet, oder anders gesagt, ist es<br />

Privatvergnügen, wird nicht oder nur sehr begrenzt<br />

gefördert.


Bleiben wir noch bei der Kultur. Immer wieder<br />

ist in den letzten Jahren das Wort „Gemeindearchiv“<br />

gefallen, womöglich mit eigenem Haus.<br />

Gibt es definitive Pläne in diese Richtung?<br />

Dazu müssten mehrere Archive zusammen geführt<br />

werden. Es gibt das Aktenarchiv im Rathaus, das historische<br />

Archiv von Siegfried Heim – für dieses haben<br />

wir zwei Personen im Auge, die dieses Archiv ehrenamtlich<br />

aufarbeiten würden. Namen möchte ich noch<br />

keine nennen. Dann gibt es das Fotoarchiv Hubert<br />

Mohr – dort liegen allein 20.000 Dias und 40.000<br />

Schwarz-Weiß-Negative aus dem Dorfleben von 1950<br />

bis zur Gegenwart. Hier sind wir mit den Erben des<br />

Fotografen in Verhandlung über eine Digitalisierung<br />

des gesamten Archivs. Und dann ist da noch das<br />

Archiv Albert Klimmer. Hier liegen sogar Fotoplatten<br />

aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Es<br />

wäre sinnvoll, alle Archive im Rathaus zu haben.<br />

Leider ist die räumliche Situation generell sehr beengt.<br />

Wir würden gerne die Post in ein attraktives<br />

Gebäude auslagern und die Räume für Gemeindezwecke<br />

nutzen.<br />

Kommen wir zum Thema Verkehr: Vor Baubeginn<br />

des Achraintunnels und dessen Zubringer, der<br />

L200 durch das Ried, wurde als Projektziel unter<br />

anderem eine Verkehrsentlastung der umliegenden<br />

Orte genannt. Von 30% weniger Verkehr in<br />

Wolfurt war die Rede – mittlerweile liegt die<br />

Prognose unter 20% - warum dies?<br />

Die L3 ist die neben Autobahn und Bundesstraße die<br />

am stärksten befahrene Straße im Wolfurter Ortsgebiet mit<br />

14.000 Fahrzeugen täglich. Die 30% kommen von<br />

einer Untersuchung des Landes, die von einer falschen<br />

Zusammensetzung des Verkehrs ausgegangen ist.<br />

Wir haben eine sogenannte „Verfolgungszählung“ aller<br />

Kraftfahrzeuge durchgeführt (es wird ermittelt, wer wo in<br />

den Ort hinein und, wenn überhaupt, wo wieder<br />

hinaus fährt Anm.d.A) und sind darauf gekommen, dass wir<br />

sehr viel Eigenverkehr produzieren. Das heißt, der<br />

Anteil des Durchzugsverkehrs ist wesentlich geringer<br />

als angenommen.<br />

Jetzt ist die S18 gerade erst gestorben – nun wird<br />

ein paar Kilometer weiter die L200 durchs Ried<br />

gebaut. Werden da nicht zwangsläufig entlang<br />

der Straße neue Industriegebiete entstehen?<br />

Diese paar Kilometer machen es aus. Die L200 liegt<br />

genau an den Ortsrändern von Dornbirn und Schwarzach.<br />

Dieses Gebiet wird in den nächsten 50 Jahren zu<br />

sein, das ist richtig. Aber das auch ohne L200. Dort,<br />

wo die S18 durchgegangen wäre, da bleibt Ried.<br />

Sind die mittlerweile 130 Millionen für den Achraintunnel<br />

gut investiert?<br />

Das ist jetzt müßig zu diskutieren, der Tunnel ist gebaut.<br />

Wir müssen es schaffen, den Verkehr nicht nach<br />

Lauterach zu verlagern, das wäre nicht fair, so geht man<br />

nicht um mit Nachbarn. Wir müssen es erstens schaffen,<br />

den Verkehr auf das höherrangige Straßennetz zu bringen,<br />

das heißt: Autobahn. Und da haben wir das nächste<br />

Problem. Der Urlauber, der aus Deutschland kommend<br />

keine Vignette kaufen will, wird weiterhin über<br />

die Landesstraßen in den Bregenzerwald zuckeln.<br />

Zweitens müssen wir die Geschwindigkeit in gewissen<br />

Bereichen verlangsamen, etwa im Dorfzentrum oder<br />

Rickenbach: Kreuzungen entschärfen, Kreisverkehre<br />

bauen, Aber eine durchgängige 30er-Zone von der Ach<br />

bis Schwarzach wird es sicher nicht geben. Nicht verlagern,<br />

sondern beruhigen und sicherer machen. Und was<br />

auch gesagt werden muss: Verkehr ist belastend und<br />

belebend. Ohne Verkehr keine Wirtschaft.<br />

Wie viel tragen Ihrer Meinung nach die Einkaufszentren<br />

und Großsupermärkte an den Dorfrändern<br />

zum Verkehrsproblem bei?<br />

Um das in den Griff zu bekommen, müsste wohl die<br />

Kommunalsteuer umgebaut werden. Nicht die Gemeinden,<br />

sondern das Land müsste sie einheben und dann<br />

verteilen – aber davon sind wir noch weit, weit weg.<br />

Danke für das Gespräch.<br />

MARKTPLATZHOFSTEIG 12 | 13


hofsteigstraße 7<br />

a-6922 wolfurt<br />

t 05574 71345-0<br />

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MARKTPLATZHOFSTEIG 14 | 15


Friede,<br />

Freude und<br />

Gymnastik<br />

22.000 Turner treffen sich im Juli<br />

bei der Gymnaestrada in<br />

Vorarlberg. Und damit das ein Fest<br />

wird, muss vorher gearbeitet wer-<br />

den. Johannes Böhler ist für das<br />

Wohlergehen von 700 norwegi-<br />

schen Gästen in Wolfurt verant-<br />

wortlich. Wir haben als erstes<br />

gefragt:<br />

TEXT | FOTO: MH | BURKHARD REIS<br />

Was machen die da eigentlich?<br />

Gymnaestrada ist ein Kunstwort aus „Gymnastik“,<br />

„strada“ (Straße) und „estrada“ (Bühne). Ein Weltturnfest<br />

mit vielen öffentlichen Vorführungen der einzelnen<br />

Nationen. „Fest“, nicht Wettkampf, denn der Clou ist:<br />

Es gibt keine Bewertung. Das Durchschnittsalter der<br />

Teilnehmer liegt heuer bei etwa 35, einem Alter in dem<br />

ein Turner bei Hochleistungswettbewerben längst nur<br />

mehr zuschaut. Die jüngsten sind 6, die ältesten um<br />

die 80. Im offiziellen Gymnaestrada-Deutsch: „Die Gymnaestrada<br />

kennt keine Alters-, Liebreiz- oder Gewichtsgrenzen.“<br />

„Man schaut sich die andern an, turnt selber. Jeder feuert<br />

jeden an, die Stimmung ist wunderbar. Die älteren<br />

Herrschaften stehen zu 50st da und machen Hand<br />

hoch, Hand runter, drehen und hopsen, - ein Tänzle<br />

halt. Und andere bringen wirkliche Akrobatik auf ihren<br />

Geräten. Jeder kann selbst bestimmen, macht er zwei<br />

oder fünf Vorführungen. Man tauscht T-Shirts, sieht,<br />

wie sich plötzlich in der Stadt Turner-Pyramiden bilden.<br />

Es ist eine Mischung aus Urlaub und Turnfest“<br />

umreißt Johannes Böhler die Atmosphäre bei einer Gymnaestrada.<br />

Er muss es wissen, war selbst schon zweimal<br />

dabei – 1999 in Göteborg und 2003 in Lissabon.<br />

Velvadested – Wolfurt<br />

1953 zur ersten Gymnaestrada in Rotterdam kamen 14<br />

Nationen und 5000 Teilnehmer. Heuer sind es 21.500<br />

Turner aus 57 Nationen – Rekord. Bis jetzt traf man<br />

sich immer in großen Städten wie Berlin, Wien, Zürich,<br />

oder Amsterdam zur Leibesübung und zum Feiern.<br />

Zum ersten Mal ist eine ganze Region Gastgeber. Man<br />

versuchte, die Nationen möglichst geschlossen unterzubringen<br />

– so sind Kennelbach, Schwarzach und<br />

Wolfurt Gastgeber für 1100 Norweger. Das „Hauptstadion“<br />

ist die Birkenwiese in Dornbirn, dazu gibt es<br />

Außenbühnen in Hohenems, Rankweil, Höchst, Hard,<br />

Wolfurt, Bregenz, Feldkirch und Dornbirn-Stadt. An drei<br />

Tagen werden in Wolfurt Gruppen aus aller Herren<br />

Länder ihre Vorführungen zeigen.<br />

Das Rheintal hat also schlagartig rund 10% mehr Bewohner.<br />

Und die wollen alle irgendwohin – ein logistisches<br />

Husarenstück. Die ÖBB haben Bahnhöfe erweitert,<br />

im 10-Minuten Takt werden extra angeforderte Doppelstockzüge<br />

im Rheintal verkehren. In Wolfurt werden<br />

gemalte Leitlinien die Pfade für die „Turner on the road“<br />

markieren. Dass die Hundertschaften nicht auf den<br />

Hauptstraßen zur Gefahr für sich selbst und den Verkehr<br />

werden, wird alles über Nebenstraßen abgewickelt.<br />

Schwitzen ohne Turnen<br />

Auch das fällt in den Zuständigkeitsbereich von<br />

Johannes Böhler. Bei der ersten Gymnaestrada-Sitzung<br />

der Turnerschaft Wolfurt vor drei Jahren hat es ihn


erwischt. „Seit einem halben Jahr geht unter drei<br />

Sitzungen pro Woche gar nichts mehr.“ Ordner voller<br />

Schriftverkehr, Telefonverzeichnis, Verkehrskonzept,<br />

Emailverzeichnisse, Verpflegungslisten, Diensteinteilungen<br />

und Notfallpläne. Das Festzelt mitsamt der<br />

Bühne für die Auftritte der Gruppen (Johannes Böhler:<br />

„Moment, der Plan liegt im Auto…“, seine Frau Judith:<br />

„Die Gymnaestrada hat auch schon unser Auto übernommen.“<br />

Sohn Jonas lernt gerade laufen und sieht<br />

das alles sehr entspannt.) steht an der Weberstraße/<br />

Wagnerstraße und hat Platz für 1400 Menschen. Ob er<br />

gewusst hat, was auf ihn zukommt? „Nein…. zum<br />

Glück!“ schmunzelt er. „Wir haben rund 1000 Dienste zu<br />

besetzen, von der Frühstücksausgabe in den Schulen<br />

über Geräteauf- und -abbau bis hin zum Schüblingbraten.<br />

Gott sei Dank helfen sich in Wolfurt die Vereine<br />

gegenseitig – allein wäre das unmöglich zu machen.“<br />

Auch die Wirtschaft Wolfurt zieht mit – der Wochenmarkt<br />

wandert auf das Festivalgelände. Das Kernteam<br />

mit Johannes Böhler umfasst sechs Personen, ein<br />

Komitee von 6 Leuten, welche die verschiedenen Bereiche<br />

von Unterkunft bis Wirtschaft betreuen. „Mein Job<br />

ist vergleichbar mit einem Festführer beim Musikfest.<br />

Anstrengend sind vor allem die Kleinsachen.“ – „Wie<br />

zum Beispiel das Müllthema“, ergänzt seine Frau Judtih,<br />

selbstverständlich ebenfalls eingespannt in die Gym-<br />

Norwegisch zur Unterstützung der Wolfurter,<br />

Kennelbacher und Schwarzacher Dorfbevölkerung<br />

während der Gymnaestrada. Ein Helfer<br />

für alle Lebenslagen:<br />

Kennelbach – kanalbeck<br />

Schwarzach – svartå<br />

Wolfurt – velvadested<br />

Hauptschule – grunnskoleår<br />

Festzelt – festtelt<br />

Ich bin dein größter Fan – jeg er din største beundrer<br />

[jäi är din störschte beündrer]<br />

Gar nicht mal so übel – Ikke så verst<br />

[ikke soh werscht]<br />

Freud' und Wonne – og gammen<br />

die erdrückende Pflicht des Tages – dagens dont<br />

Mir klappte die Kinnlade runter – få fnatt (oder: få<br />

hakeslepp) / bzw. jeg fikk fnatt, (oder: jeg fikk<br />

hakeslepp)<br />

Geld zum Fenster hinauswerfen – kaste penger ut<br />

vinduet<br />

besoffen sein – være på druen<br />

die Ohren steif halten – med ørene på stilker<br />

ich werde dich vermissen – jeg kommer til å savne deg<br />

[jäi kommer till o sawne dei]<br />

MARKTPLATZHOFSTEIG 16 | 17


naestrada-Vorbereitungen. Der Organisator seufzt: „Was<br />

da plötzlich vom Land für Briefe gekommen sind, und<br />

in was für einem Ton – mit einer ganzen Liste von<br />

Auflagen – die wir ohnehin einhalten. Wir haben sowieso<br />

nur Porzellangeschirr und Hartkunststoffbecher,<br />

trennen alles. Da braucht man dann Geduld… .<br />

Aber wir Vorarlberger wollen es halt allen recht machen.<br />

Alles muss „ghörig si“, was ja auch sehr gut ist – ich<br />

glaub nicht, dass sich vorher ein Land so viel angetan<br />

hat. Von einem abendlichen Unterhaltungsprogramm<br />

war z.B. in Lissabon keine Rede. Da gab es auf dem<br />

riesigen Expo-Gelände, wo die Hauptbühne stand, ein<br />

paar Restaurants, die wegen der Gymnaestrada kräftig<br />

die Preise erhöhten.“ Um zu verhindern, dass Unmut<br />

durch überhöhte Preise entsteht, hat man in Vorarlberg<br />

versucht, sich auf einheitliche Preise zu einigen.<br />

In Lissabon gab es die Wahl zwischen einer „etwas desolaten“<br />

Schule im Zentrum oder einer „guten“ etwas<br />

weiter draußen. Die Österreicher entschieden sich für<br />

zweiteres – „Abenteuerlich war das – faustgroße Löcher<br />

im Fußboden und Duschen, wo es einen ohne Schuhe<br />

gegraust hat. Im Vorfeld kamen auch Delegierte aus<br />

aller Herren Länder nach Wolfurt. Etwa aus Kanada:<br />

„Die waren ganz verwundert, dass bei uns Patschen<br />

vor den Klassen stehen. Die würden sofort geklaut werden.<br />

Unmöglich – Schuhe und Turnbeutel unversperrt<br />

– bei uns ginge das nicht. Und die Norweger waren<br />

schlicht begeistert vom Holzfußboden.“ Auch der angepeilte<br />

Bierpreis während des Weltturntreffens war<br />

nochmals Thema: „Auf keinen Fall dürfe er zu niedrig<br />

sein – meinten die Norweger.“ Bier (zumindest das, was<br />

bei uns als solches bezeichnet wird) gibt es in Norwegen<br />

nur in staatlichen Vinmonopolet-Geschäften.<br />

Nun denn: Das Fest möge beginnen!<br />

Oder, wie es der Bürgermeister der Gastgeberstadt<br />

Amsterdam 1991 ausgedrückt hat: „Eine Woche in Utopia<br />

– dem Ort, wo alle glücklich sind.“<br />

Oder, wieder offiziell: Come together, be one.<br />

Das hat sich ein Wolfurter Turner schon 1999 in Göteborg<br />

zu Herzen genommen: Dort fand er seine Frau<br />

fürs Leben…<br />

Alle Informationen zur Gymnaestrada in Vorarlberg<br />

finden Sie im Internet unter: www.gymnaestrada.at<br />

Rechtzeitig vor Beginn kommt eine Informationsbroschüre<br />

mit dem genauen Programm in alle Haushalte.


WOLFURTER SpaßMARKT<br />

Samstag, 2. Juni<br />

<strong>Marktplatz</strong> und Kellhofstraße<br />

17 - 23 Uhr<br />

Schon mal mit einer „roten Nase“ Basketball<br />

gespielt oder weitab von Fisch und Weiher<br />

erfolgreich geangelt?<br />

Am 2. Juni 2007 haben Sie dazu und zu noch viel mehr<br />

Gelegenheit! Markt macht Spaß – das Motto eines ganz<br />

besonderen Markts in Wolfurt!<br />

An 15 Marktständen können Sie sich nicht nur wie<br />

üblich über die Produkte informieren und einkaufen.<br />

An jedem dieser Stände gibt’s auch was zu tun. Mal ist<br />

Ihre Geschicklichkeit gefragt, mal sollten Sie einfach<br />

Glück haben oder Ihr handwerkliches Können unter<br />

Beweis stellen – ob jung, ob alt, für jeden ist etwas<br />

dabei. Um nur 1,-- Euro erhalten Sie eine Laufkarte,<br />

auf der Sie sich an den einzelnen Ständen Ihre bestandene<br />

„Prüfung“ bestätigen lassen können. Der Erlös der<br />

Laufkarten kommt der Albanienhilfe „Schüler helfen<br />

Schülern“ von Paul Wohlgenannt zu Gute.<br />

Unter allen vollständig ausgefüllten Karten werden am<br />

Abend tolle Preise verlost. Die Verlosung findet für<br />

Kinder und Erwachsene getrennt statt, damit sich die<br />

Kleinen aber auch die Großen so richtig über ihren<br />

Gewinn freuen können.<br />

Bei schönem Wetter findet der Markt auf dem <strong>Marktplatz</strong><br />

und in der Kellhofstraße statt. Bei Regen spielt<br />

sich das Geschehen ausschließlich auf dem <strong>Marktplatz</strong>,<br />

der in diesem Fall komplett überdacht sein wird!<br />

Für Musik und gute Laune sorgen die Bands „Just4Fun“<br />

(bei jeder Witterung) und „Toni und die Freilandeier“<br />

(bei Schönwetter).<br />

Teilnehmende Firmen<br />

Bienenhaus, Buchbinderei Keckeisen, Lukas GmbH,<br />

Raiffeisenbank am Hofsteig, Tischlerei Martin Laritz,<br />

Musik Hinteregger, Malerbetrieb Heinz Madella, Malerbetrieb<br />

Helmut Bertel, Schuh Schertler, Optik David,<br />

Lebenshilfe, Gerhard Fischer, Weltladen, Emil Lenz,<br />

e5-Team<br />

MARKTPLATZHOFSTEIG 18 | 19


IMPRESSUM FdIv: Harald Moosbrugger | Beiträge: Martin Hartmann, Andrea Ulbl-Glorius, Angelika Stöcklerr | Fotos: emotion lab - Marcel Girardelli, Carina Jielg | Gestaltung: Erik Reinhard GrafikDesign | Druck: Wenin | Auflage: 15.000

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