HANDEL & SERVICE
HANDEL & SERVICE
HANDEL & SERVICE
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Handel & Service<br />
Offizielles Organ des Bundesverbandes LandBauTechnik und der<br />
Bundesfachgruppe MOTORGERÄTE im Bundesverband LandBauTechnik<br />
2011<br />
Sonderpublikation michelin
Michelin Reifenwerke AG & Co. KGaA<br />
Michelinstraße 4 · 76185 Karlsruhe · Deutschland<br />
Stand 10/2011<br />
Die richtige Technologie ...<br />
… macht Reifenspuren<br />
zu Wachstumszonen<br />
Mit MICHELIN Ultraflex Technologies beginnt Ertragsoptimierung schon beim Reifen. Denn<br />
die innovative Karkasskonstruktion ist besonders flexibel und robust. So transportieren Sie selbst<br />
hohe Lasten mit konstant niedrigem Reifen fülldruck* – bei Geschwindigkeiten von 0 bis zu<br />
65 km/h**. Die dadurch vergrößerte Aufstands fläche erzeugt zusätzliche Traktion. Und das<br />
spart nicht nur Zeit und Kraftstoff. Es schont auch den Boden und erhöht so Ihre Erträge.<br />
MICHELIN Ultraflex Technologies – drücken die Kosten, nicht den Boden<br />
Mehr Informationen unter +49 (0) 721-530-1235 oder<br />
per E-Mail an kundenservice-agro@de.michelin.com<br />
* Für die Ermittlung des korrekten Reifenfülldrucks ist die technische Dokumentation in<br />
der „Betriebsanleitung Landwirtschaftsreifen“ (Stand 2011) von MICHELIN maßgeblich.<br />
** Profile: MICHELIN SprayBib, MICHELIN XeoBib und MICHELIN AxioBib
Editorial & Inhalt<br />
Teurer zieht besser<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Sie kommen durch diese Sonderpublikation<br />
vielleicht zum ersten Mal mit der<br />
AGRARTECHNIK in Berührung. Diese<br />
unabhängige Zeitschrift aus dem dlv<br />
Deutscher Landwirtschaftsverlag ist mit<br />
ihrer Mehr-Medien-Strategie unter anderem<br />
das offizielle Sprachrohr des Bundesverbandes<br />
LandBauTechnik. Wir widmen<br />
ausgesuchten Unternehmen Sonderpublikationen,<br />
in denen wir Themen zusammenfassen,<br />
die in der jüngeren Vergangenheit<br />
oder der näheren Zukunft in<br />
einem unserer Magazine über den Vertrieb,<br />
die Entwicklungsarbeit oder Produkt-Tests<br />
der Marke veröffentlicht wurden<br />
oder noch werden.<br />
Mit dem 90jährigen Jubiläum der<br />
AGRARTECHNIK in 2011 fällt auch das<br />
20jährige der Reifentests zusammen:<br />
Den Startschuss dafür hatte ich seinerzeit<br />
gemeinsam mit den Kollegen von Michelin<br />
gegeben. Über all die Jahre hinweg<br />
konnten wir immer mit der Unterstützung<br />
aus dem deutschen<br />
Verkaufshaus in Karlsruhe sowie dem<br />
Testzentrum in Ladoux bei Clermont-<br />
Ferrand rechnen. Wir Redaktionen – die<br />
Tests machen wir ja immer gemeinsam<br />
mit unserer Schwesterzeitschrift dlz<br />
agrarmagazin – könnten den Aufwand<br />
für einen Reifentest alleine nicht stemmen.<br />
Zum einen ist er enorm personalintensiv,<br />
zum anderen benötigt man Spezialmesstechnik<br />
– beides führt dazu, dass<br />
letztlich die Gesamtkosten ganz schnell<br />
einen satten fünfstelligen Betrag erreichen.<br />
In diesem Zusammenhang möchte<br />
ich fairerweise anmerken, dass uns in<br />
diesen 20 Jahren auch die anderen Reifenhersteller<br />
bei den Tests unterstützten,<br />
sei es, dass sie uns Testprobanden kostenlos<br />
zur Verfügung stellten oder aber uns,<br />
wie Michelin, auch abwechselnd immer<br />
mal wieder komplett in der Abwicklung<br />
zur Seite standen.<br />
Die drei hier in der Sonderpublikation<br />
zusammengefassten Tests haben aber<br />
noch einen anderen Hintergrund. Zumindest<br />
bei zweien davon handelt es<br />
sich um so genannte Dimensions-Vergleichstests,<br />
in allen drei spielt aber auch<br />
unterschiedliche Reifen-Technologie mit<br />
hinein. Da der Landwirt oder Lohnunternehmer<br />
ein und dieselbe Maschine<br />
mit den verschiedensten Reifendimensionen<br />
bereifen kann, wollen wir mit diesen<br />
im Lauf der letzten Jahre gemachten<br />
Tests Hilfestellung leisten bei der sicherlich<br />
nicht immer ganz leichten Reifenwahl.<br />
Vereinfacht ausgedrückt lassen sich zwar<br />
die Ergebnisse der Tests vorweg hier<br />
schon so zusammenfassen: Teurer zieht<br />
besser, trägt mehr und ist schonender<br />
zum Boden. Dennoch sollten Sie sich<br />
die Tests schon genauer durchlesen, es<br />
lohnt sich auf alle Fälle.<br />
Wie rasant die Reifenentwicklung in den<br />
letzten Jahrzehnten voran geschritten<br />
ist, lässt sich auch sehr gut anhand der<br />
Sonderschau „Sicherheit – Komfort – Gesundheit“<br />
nachvollziehen. Michelin unterstützt<br />
dankenswerterweise wie Bondioli<br />
& Pavesi, Grammer und Franzen<br />
diese Sonderschau, die wir im Rahmen<br />
des 90jährigen Jubiläums der AGRAR-<br />
TECHNIK auf unserem Stand E31 in<br />
Halle 7 während der Agritechnica präsentieren.<br />
Nur dank deren teils jahrzehntelang zurückliegenden<br />
Erfindungen und konsequenten<br />
Weiterentwicklung lassen sich<br />
beispielsweise heute mit Gelenkwellen<br />
oder Radialreifen bis zu 500 PS vom<br />
Traktor auf ein angehängtes Gerät beziehungsweise<br />
den Boden übertragen und<br />
mit einem gefederten Sitz mit Klimatisierung<br />
bis zu 60 Stundenkilometer<br />
selbst über Stock und Stein fahren.<br />
Ihr<br />
Inhalt<br />
4 | Reifen für die Dicken<br />
Vergleichstest Erntemaschinenreifen<br />
9 | Teurer zieht besser<br />
reifen für die 300-PS-Klasse<br />
12 | Mehr rausholen<br />
in bessere Reifentechnologie<br />
investieren<br />
Dieter Dänzer<br />
Chefredakteur AGRARTECHNIK<br />
IMPRESSUM<br />
Diese SONDERPUBLIKATION wurde von der<br />
Zeitschrift AGRARTECHNIK zusammengestellt.<br />
VERLAG & HERAUSGEBER<br />
Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH<br />
Lothstraße 29, 80797 München;<br />
Postfach 40 05 80, 80705 München<br />
Telefon 089-12705-1<br />
E-Mail: dlv.muenchen@dlv.de<br />
Internet: http://www.dlv.de<br />
Telefax lothstraße 29: 089-12705-354,<br />
Telefax An zeigen: 089-12705-264, -354, - 459<br />
Postbank München<br />
Kto. 646 565-804, BLZ 700 100 80<br />
Gerichtsstand und Erfüllungsort<br />
ist München.<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
Amos Kotte<br />
REDAKTION<br />
Dieter Dänzer (Chefredakteur u. verantwortl.<br />
für den inhalt, dd), Tel. 0931-27997-22,<br />
Monika Kraft M.A. (CvD, mk), Tel. 0931-27997-11<br />
Johannes Hädicke (jh) Tel. 0931-27997-44<br />
Jörg Rath-Kampe (rk) Tel. 0931-27997-55<br />
Markus Messerer (mm), Tel. 0931-27997-66<br />
Redaktionsbüro Nord<br />
Jens Noordhof (jn), Luchsweg 9,<br />
29331 Lachendorf,<br />
Tel. 05145-285338, Fax 05145-285365<br />
Anschrift der Redaktion<br />
Werner-von-Siemens-Straße 55a,<br />
97076 Würzburg,<br />
Tel. 0931-27997-0, Fax 0931-27997-77<br />
Redaktionsassistenz: Olga Uryvskaya,<br />
Tel. 0931-27997-88<br />
Internet<br />
http://www.agrartechnikonline.de<br />
E-Mail: agrartechnik@dlv.de<br />
ERSCHEINUNGSWEISE<br />
AGRARTECHNIK: 12 x im Jahr<br />
AGRARTECHNIKbusiness:<br />
vierzehntägig (24 x im Jahr)<br />
LEITUNG MARKETING & VERKAUF<br />
Thomas Herrmann<br />
ANZEIGENBERATUNG<br />
Geschäftsanzeigen:<br />
Thorsten Krull, Tel. 089-12705-271<br />
e-mail: thorsten.krull@dlv.de<br />
Verantw. für den Anzeigenteil<br />
Hermann Meßmer, Tel. 089-12705-250<br />
Anzeigenpreisliste<br />
Es gilt Nr. 61 vom 01.01.2011<br />
VERTRIEB<br />
Oliver Märten<br />
(Gesamtleitung Marketing/Vertrieb)<br />
Annika Eggers (Leitung Marketing/Vertrieb Agrar/<br />
Forst, Telefon 0511-67806-204,<br />
Fax 0511-67806-200, e-mail: annika.eggers@dlv.de<br />
Anschrift siehe Verlagsanschrift.<br />
Kundenservice:<br />
Andrea Killer, Telefon 089-12705-223<br />
Grafik, litho, Satz<br />
Otterbach Medien KG GmbH & Co.<br />
Druck<br />
L.N. Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien,<br />
47608 Geldern<br />
Sonderpublikation Michelin 2011<br />
3
Reifen-Schwerpunkt<br />
Beim so genannten ISO-By-Passtest haben wir<br />
die Fahrstabilität, das Lenkverhalten und den<br />
Komfort auf der Straße ermittelt.<br />
Reifen für die Dicken<br />
Vergleichstest Erntemaschinenreifen | Die Mähdrescher werden immer leistungsfähiger, die Korntanks<br />
immer größer und damit das Gewicht immer höher. Der Gesetzgeber erlaubt aber nur eine maximale<br />
Außenbreite von 3,50 Meter, die mit den getesteten Reifen der Größe 800/70 R 32 meist eingehalten<br />
werden kann. Soviel gleich voraus, neue Reifentechnologie garantiert entsprechende Tragkräfte.<br />
Wenn die letzten paar Sommer<br />
etwas gezeigt haben, dann<br />
dass nasse Böden und schwere<br />
Maschinen ganz schlecht zusammenpassen.<br />
Größere Reifen mit größeren<br />
Aufstandsflächen können aber in vielen<br />
Fällen nicht montiert werden, da Mähdreschern<br />
mit einer Außenbreite von<br />
mehr als 3,50 Meter in vielen Regionen<br />
von den Behörden keine Ausnahmegenehmigung<br />
erteilt wird. Landwirte und<br />
Mähdrescherhersteller stecken in einem<br />
Dilemma. Die großen Maschinen<br />
bräuchten breitere Reifen, um bodenschonender<br />
unterwegs zu sein. Das lassen<br />
die Rahmenbedingungen jedoch<br />
nicht zu. Dieser Herausforderung begegnen<br />
die Reifenhersteller mittlerweile<br />
mit neuen Technologien, die bei gleichen<br />
Abmessungen größere Radlasten<br />
erlauben. Oder die im Umkehrschluss<br />
erlauben, mit niedrigerem Luftdruck<br />
und damit größerer Aufstandsfläche<br />
und geringerem Bodendruck fahren zu<br />
können.<br />
Drei Standard-, ein Ultraflex-Reifen<br />
im Test<br />
Da selbst viele größere Mähdrescher mit<br />
der Reifen-Dimension 800/70 R 32 eine<br />
Außenbreite von maximal 3,5 Meter einhalten<br />
können, entschieden wir uns, einen<br />
Vergleichstest damit zu machen.<br />
Wenn hier von „wir“ gesprochen wird,<br />
dann sind das zwei Mitarbeiter unter<br />
Leitung von Professor Dr. Stefan Böttinger,<br />
mehrere Versuchstechniker vom uns<br />
unterstützenden Reifenhersteller Michelin<br />
und der Kollege Bernd Feuerborn<br />
vom dlz agrarmagazin. Getestet haben<br />
wir drei Standardreifen (Continental,<br />
Goodyear und Michelin) und einen Reifen<br />
mit neuer Technologie (Michelin) –<br />
siehe Tabelle Seite 5: „Vier Mähdrescherreifen<br />
im Systemvergleich“.<br />
4 www.agrartechnikonline.de
Neue Technologie<br />
Die Gesetzmäßigkeiten bezüglich Reifenvolumen<br />
und Tragkraft (siehe Kasten<br />
Seite 7: „So trägt ein Reifen“) können die<br />
Reifenhersteller natürlich nicht umgehen.<br />
Der Einsatz neuer Technologien erlaubt<br />
jedoch höhere Traglasten bei gleichem<br />
Fülldruck. Michelin hat hier vor<br />
Jahren für das eigene Konzept die Bezeichnung<br />
Ultraflex-Technologie geprägt:<br />
Im Vergleich zum Standardreifen<br />
sind hier der Aufbau der Radialkarkassen,<br />
die Schultern, die Flanke und auch<br />
der Wulst verändert worden.<br />
Das Ziel waren höhere Traglasten auf<br />
dem Acker bei gleichzeitig sicherer Straßenfahrt<br />
mit niedrigerem Luftdruck. Die<br />
ETRTO (European Tyre and Rim Technical<br />
Organisation) koordiniert auf europäischer<br />
Ebene die technischen Normen<br />
für Reifen und Felgen. So hat sie auch<br />
die Reifen mit verbesserter Flexibilität<br />
definiert: IF (improved flexibility) bedeutet<br />
20 Prozent mehr Tragfähigkeit<br />
und VF (very high flexibility) bedeutet<br />
40 Prozent mehr Tragfähigkeit, unabhängig<br />
von der Geschwindigkeit. Damit<br />
wird ein anderes Luftdruck-Last-Verhältnis<br />
festgelegt. Entsprechend führen die<br />
Reifen die Buchstabenkombinationen IF<br />
oder VF in der Dimensionsbezeichnung.<br />
Da beim Mähdrescher die Lasten nicht<br />
permanent, sondern zyklisch auftreten,<br />
weil der Korntank ja immer nur kurze<br />
Zeit vollständig gefüllt ist, wird die<br />
höchste Traglast auch immer nur zeitlich<br />
beschränkt in Anspruch genommen. Die<br />
Reifenhersteller nutzen dies in Übereinstimmung<br />
mit der ETRTO-Normung bei<br />
den so genannten CFO-Reifen (Cyclic<br />
Field Operation). Aufgrund der ständig<br />
wechselnden Lasten des Mähdreschers<br />
legen die Hersteller die Reifen anders<br />
aus. Immer wenn Reifen mit der maximalen<br />
Traglast gefahren werden und der<br />
Reifen stark walkt, erwärmen sich die<br />
Pneus. Bewegungsenergie wird in Wärme<br />
umgesetzt. Sind die Lasten zu groß oder<br />
erwärmen sich die Reifen zu stark, kann<br />
es zu Schäden am Reifen kommen. Im<br />
CFO-Modus lässt man gewisse Lastspitzen<br />
bewusst zu, da Fahrten mit leerem<br />
oder halb leerem Korntank die Reifen<br />
kaum fordern und sich die Reifen<br />
„quasi“ erholen können. Ähnliches<br />
nutzt Continental mit den neuen<br />
CHO-Reifen (Cyclic Harvest Operation),<br />
die auf der Agritechnica als Neuheit<br />
präsentiert werden sollen. Die<br />
Rede ist auch davon, dass noch andere<br />
Hersteller Erntereifen mit ähnlichen<br />
Konzepten auf der Agritechnica vorstellen<br />
wollen, die mehr Tragkraft bei gleichem<br />
Fülldruck und gleichen Abmessungen<br />
haben.<br />
Vier Mähdrescherreifen im Systemvergleich<br />
Marke Michelin Goodyear Continental Michelin<br />
Typ (vorne) MegaXBib Optitrac DT 830 SVT CerexBib<br />
Dimension (vorne) 800/70 R 32 800/70 R 32 800/70 R 32<br />
IF 800/70 R 32<br />
CFO<br />
Typ (hinten) MachXBib Optitrac DT 824 AC 65 CerexBib<br />
Dimension (hinten) 600/65 R 28 600/65 R 28<br />
Technische Daten (Vorderräder)<br />
600/65 R 28<br />
IMP<br />
VF620/70 R 26<br />
Durchmesser in mm 1 936 1 935 1 932 1 958<br />
Breite in mm 793 785 762 794<br />
Abrollumfang 5 725 5 746 5 630 5 788<br />
Tragfähigkeitsindex 181A8/ 181B 175A8/175B 175A8/172B 182 A8<br />
Tragfähigkeit in kg bei<br />
40 km/h<br />
Tragfähigkeit in kg bei<br />
10 km/h zyklisch<br />
8 250 6 900 6 900 8 500<br />
14 025 11 730 11 730 13 175 1<br />
Felgengröße DW 27 DW 27 DW 25 DW 27<br />
Test-Luftdruck bei 9 500 kg Radlast<br />
u. 40 km/h<br />
2,3 bar 2,3 bar 2,3 bar 1,7 bar<br />
Reifenpreis in Euro plus MwSt. 4 550 4 070 3 350 5 180<br />
Stollen<br />
Anzahl Stollen 18 21 22 18<br />
Stollenhöhe 58 61 55 55<br />
Aufstandsfläche/Bodenschonung<br />
Aufstandsfläche in cm² 5364 5455 5540 6439<br />
Einsinktiefe der Stollen in mm 82 91 82 81<br />
Einsinktiefe zwischen den Stollen<br />
in mm<br />
30 31 31 29<br />
Beurteilung Bodenschonung<br />
Komfort- und Sicherheitstest<br />
ISO-by-Passtest bestanden bestanden bestanden bestanden<br />
Bodenkontakt 6,8 6,8 6,8 8,3<br />
Eigenlenkverhalten 6,5 6,5 6,3 8,3<br />
Lenkpräzision 6,5 6,5 6,3 8,5<br />
Kontollierbarkeit 7,3 7,3 7,3 8,5<br />
Dämpfung 7,3 6,8 6,5 8,1<br />
Gesamteindruck Fahrtest 6,8 6,8 6,5 8,1<br />
Beurteilung Fahrtest<br />
Steigverhalten<br />
bis zu einer Neigung von 8,1 8,0 7,8 10,1<br />
Gefahrene Strecke am Hang 27 25 23 58<br />
Beurteilung Zugkraft<br />
1<br />
Tragfähigkeit in kg bei 15 km/h zyklisch<br />
Das wollten wir testen<br />
Da die Mähdrescher immer schwerer<br />
werden, wollten wir den schlimmsten<br />
anzunehmenden Fall für den Test<br />
nachstellen – und haben deshalb folgende<br />
Testbedingungen festgelegt: Ein<br />
Mähdrescher mit 8-reihigem Maispflücker<br />
sollte auf der Straße und auf dem<br />
Acker mit dem gleichen Luftdruck unterwegs<br />
sein – der in den technischen<br />
Datenblättern vorgegebene Fülldruck<br />
berücksichtigt ja nicht nur die Belastung,<br />
sondern auch die gefahrene Geschwindigkeit.<br />
Hohe Traglast oder<br />
sonderpublikation Michelin 2011<br />
5
Continental SVT Goodyear DT 830<br />
hohe Geschwindigkeit – beides läuft<br />
auf das gleiche Resultat hinaus, nämlich<br />
hoher Fülldruck.<br />
Da beim Maisdreschen im Gegensatz<br />
zur Getreideernte der Vorsatz auf der<br />
Der Continental SVT zeigte im Test<br />
eine ähnliche Leistung wie die anderen<br />
Standardreifen. Mit ihm ließ sich<br />
der Mähdrescher beim ISO-by-Passtest<br />
gut um das Hindernis manövrieren.<br />
Bodenwellen schluckte er problemlos<br />
ohne Aufschaukeln, auf unebener<br />
Fahrbahn rollt der SVT relativ komfortabel<br />
ab. Bei den Steigversuchen<br />
schaffte er eine Hangneigung von 7,8<br />
Prozent, bevor er zum Stehen kam.<br />
Die Bodenverdichtung liegt im Mittelfeld.<br />
Wir haben eine Aufstandsfläche<br />
von 5 540 cm² gemessen, Platz 2. Die<br />
Stollen sinken mit 82 mm ähnlich tief<br />
ein wie die beiden Michelin-Reifen.<br />
Michelin MegaXBib<br />
Den Goodyear DT 830 haben wir als<br />
Referenzreifen ausgewählt. Er schnitt<br />
auf ähnlichem Niveau ab wie die andern<br />
Standardreifen. Er zeigte keine<br />
Schwächen beim Ausweichen und<br />
schluckte die Bodenwellen problemlos.<br />
Bei dem Steigversuch kam er bei<br />
einer Hangneigung von 8 Prozent zum<br />
Stehen. Auch bei der Bodenverdichtung<br />
lag er mit den andern gleich auf.<br />
Bei der Aufstandsflächenmessung haben<br />
wir 5 455 cm² ermittelt. Damit<br />
liegt er auf Platz drei. Der Reifen sinkt<br />
mit 91 mm am tiefsten mit den Stollen<br />
in den Boden ein, zwischen den Stollen<br />
sinkt er mit 31 mm ähnlich tief ein<br />
wie die andern Testkandidaten.<br />
Michelin CerexBib<br />
Austandsflächen (cm 2 )<br />
Aufstandsfläche pro Rad<br />
6.600<br />
6.400<br />
6.200<br />
6.000<br />
5.800<br />
5.600<br />
5.400<br />
5.200<br />
5.000<br />
Michelin<br />
CerexBib, 1,7 bar<br />
Continental<br />
SVT, 2,3 bar<br />
Goodyear<br />
DT830, 2,3 bar<br />
Michelin<br />
MegaXBib, 2,3 bar<br />
Spurtiefe unter den Stollen<br />
Spurtiefe unter den Stollen<br />
(mm)<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
Michelin CerexBib,<br />
1,7 bar<br />
Continental<br />
SVT, 2,3 bar<br />
Michelin<br />
MegaXBib, 2,3 bar<br />
Goodyear<br />
DT830, 2,3 bar<br />
Mit dem Standard-Reifen MegaXBib<br />
von Michelin lässt sich der Claas-Drescher<br />
gut steuern. Beim Lenken um die<br />
Hindernisse hängt der Lexion gut am<br />
Lenkrad. Bodenwellen schluckt der<br />
MegaXBib problemlos. Bei den Steigversuchen<br />
am Hang kam er mit 8,1<br />
Prozent Hangneigung ähnlich weit<br />
wie die Reifen von Goodyear und Continental.<br />
Die Aufstandsfläche ist mit<br />
5 364 cm² am geringsten von allen<br />
Wettbewerbern. Die Stollen sinken<br />
82 mm in den Boden ein, der Stollenzwischenraum<br />
30 mm. Hier liegt der<br />
Reifen trotz kleinster Aufstandsfläche<br />
auf Platz 2.<br />
Die Ultraflex-Technologie verschafft<br />
dem Reifen eine bessere Dämpfung<br />
als bei den andern Reifen. Er schluckt<br />
auch die Bodenwellen besser als die<br />
Wettbewerber. Der CerexBib lässt sich<br />
ebenfalls gut um die Hindernisse lenken,<br />
wenngleich das Fahrverhalten<br />
etwas weicher und die Lenkung weniger<br />
direkt reagiert. Bei den Steigversuchen<br />
ließ er alle Wettbewerber mit<br />
10,1 Prozent Hangneigung deutlich<br />
hinter sich. Ein Grund ist sicher die<br />
größte Aufstandsfläche von allen mit<br />
6 439 cm². Erstaunlich ist, dass die Stolleneinsinktiefe<br />
und Einsinktiefe der<br />
Stollenzwischenräume mit 81 mm beziehungsweise<br />
29 mm auf gleichem<br />
Niveau wie der Goodyear oder der<br />
Continental liegen, obwohl die Aufstandsfläche<br />
fast 20 Prozent größer ist.<br />
Spurtiefe unter den Stollen<br />
(mm)<br />
Spurtiefe zwischen den<br />
Stollen<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
Michelin Cerex-<br />
Bib, 1,7 bar<br />
Michelin MegaX-<br />
Bib, 2,3 bar<br />
Continental<br />
SVT, 2,3 bar<br />
Goodyear<br />
DT830, 2,3 bar<br />
6 www.agrartechnikonline.de
Straße immer mitgeführt wird, wurde<br />
bei dem uns zur Verfügung stehenden<br />
Claas Lexion 560 mit Cornspeed-<br />
8-80-Pflücker der für die Straßenfahrt<br />
notwendige Druck auch bei den Feldtests<br />
gefahren. Kein Praktiker lässt<br />
schließlich bei einem Drescher im<br />
Normalfall den Fülldruck auf dem Feld<br />
ab und pumpt die Reifen anschließend<br />
zum Umsetzen auf das nächste Feld<br />
wieder auf. Bei den Tests auf dem Feld<br />
war im Übrigen der Korntank zu 72<br />
Prozent gefüllt. Dies ergab auf der Vorderachse<br />
eine Radlast von 9,5 und auf<br />
der Hinterachse eine von 2,4 Tonnen.<br />
Auf einem Stoppelacker sollte dann<br />
der Mähdrescher den Hang mit einer<br />
Steigung von bis zu zehn Prozent hinauffahren,<br />
bis die Räder 100 Prozent<br />
Schlupf hatten. Der Testaufbau sah<br />
vor, dass dabei der Schlupf, die zurückgelegte<br />
Wegstrecke und die Neigung<br />
des Dreschers, sowie hinterher die Verdichtung<br />
des Bodens mit einem Penetrometer<br />
gemessen werden. Auf einem<br />
anderen Stück des Ackers<br />
sollte die Aufstandsfläche<br />
des Mähdreschers auf gegrubbertem<br />
Boden bestimmt<br />
werden. Die Reifen<br />
haben die Versuchstechniker<br />
jeweils rundherum mit<br />
Mehl eingestäubt und<br />
dann nach dem Herausfahren<br />
die umrandete Fläche<br />
fotografiert und die<br />
Aufstandsfläche daraus errechnet.<br />
Soweit der geplante<br />
Versuchsaufbau:<br />
Leider regnete es nach den<br />
Vorversuchen rund zwei<br />
Millimeter. Damit wurde<br />
der Boden so rutschig, dass<br />
mit dem Drescher nicht sicher<br />
auf dem Hang gefahren<br />
werden konnte.<br />
So trägt ein Reifen<br />
Die Tragfähigkeit eines Reifens hängt im<br />
Wesentlichen von seinem Volumen und<br />
damit von der Größe ab. Die Reifen können<br />
in die Breite oder im Durchmesser<br />
wachsen, um mehr Tragkraft zu bekommen.<br />
Die Breite wird meist durch die<br />
Straßenverkehrsordnung begrenzt, der<br />
Durchmesser durch die Bauart der Maschine.<br />
Daneben hängt die Tragkraft des<br />
Reifens noch vom Fülldruck und der Fahrgeschwindigkeit<br />
ab. Je höher der Druck,<br />
desto höher die Tragkraft, je schneller ein<br />
Fahrzeug fährt, desto niedriger ist die<br />
Tragkraft bei gleichem Fülldruck. Deshalb<br />
benötigt ein Reifen bei Höchstgeschwindigkeit<br />
auf der Straße einen höheren<br />
Luftdruck als bei nur zehn<br />
Stundenkilometern im Feld. Leider steigt<br />
mit dem Luftdruck auch der schädliche<br />
Bodendruck, weil die Aufstandsfläche<br />
mit steigendem Reifenfülldruck abnimmt.<br />
Damit sinkt der Reifen tiefer in<br />
den Boden ein – und der Treibstoffverbrauch<br />
nimmt zu.<br />
Es gilt also im Feld mit möglichst niedrigem<br />
Luftdruck und möglichst großer<br />
Aufstandsfläche zu fahren. Auf der Straße<br />
muss das Fahrzeug aber sicher beherrscht,<br />
also gelenkt und gebremst werden<br />
können. Zu dem walken und<br />
erwärmen sich die Reifen bei hohen Geschwindigkeiten<br />
stärker als bei niedrigen.<br />
Deshalb ist für die Straßenfahrt in der<br />
Regel ein höherer Fülldruck notwendig.<br />
Steigversuche statt Zugkraft<br />
Deshalb entschieden wir kurzfristig,<br />
die Steigungsversuche auf einer zweimal<br />
gegrubberten Fläche, die zudem<br />
noch mit dem Güllefass beregnet<br />
wurde, durchzuführen.<br />
So wurde für alle Reifen für gleiche<br />
Versuchsbedingungen gesorgt. Dies<br />
überprüften wir mit einem Penetrometer:<br />
Vor dem Befahren hatte der Boden<br />
für alle Reifen annähernd den gleichen<br />
Eindringwiderstand. Das Gefüge<br />
des Bodens war also für alle Reifen<br />
gleich. Auch die Feuchtigkeit des Bodens<br />
wurde gemessen. Auch hier lagen<br />
die Werte auf vergleichbarem Niveau.<br />
Faktor Bodenverdichtung<br />
Nach der Überfahrt wurde die Bodenverdichtung<br />
in den Spuren mithilfe<br />
eines Penetrometers bestimmt. Die<br />
Kurven zeigen einen typischen Verlauf<br />
(siehe Grafik Seite 8: „Bodendruck in<br />
den Fahrspuren“). Zunächst steigt der<br />
Widerstand im Oberboden an, sinkt<br />
dann im Bearbeitungshorizont wieder<br />
ab, um dann ab der Pflugsohle wieder<br />
anzusteigen. Hier zeigt sich der Vorteil<br />
einer großen Aufstandsfläche, die einhergeht<br />
mit einer geringeren Bodenverdichtung.<br />
Da sich die Zugkraft, die<br />
wir bei Traktoren immer messen, am<br />
Mähdrescher nur schwer bestimmen<br />
lässt, haben wir uns für den Steigungstest<br />
entschieden: Je höher der<br />
Mähdrescher den Hang auf dem Feld<br />
erklimmen kann, desto besser ist die<br />
Verzahnung mit dem Boden, desto<br />
mehr Zugkraft überträgt der Reifen<br />
auf den Boden (siehe Grafik Seite 8:<br />
„Zurückgelegte Strecke am Hang“).<br />
Dabei haben wir die Geschwindigkeit,<br />
den Schlupf und die Neigung des<br />
Mähdreschers messtechnisch erfasst.<br />
Da der Lexion nicht mit einer Differenzialsperre<br />
ausgestattet war, hatten<br />
die Räder einen unterschiedlichen<br />
Schlupf. In der Regel kam der Mähdrescher<br />
dann zum Stehen, wenn ein<br />
Rad komplett durchdrehte und das<br />
andere stand.<br />
Continental SVT Goodyear DT 830 MegaXBib Michelin CerexBib<br />
ISO-By-Passtest<br />
Am folgenden Tag mussten alle Reifen<br />
einen so genannten ISO-By-Passtest<br />
bestehen. Dabei wird mit dem<br />
Mähdrescher ein genormtes Ausweichmanöver<br />
gefahren, indem mit<br />
Höchstgeschwindigkeit auf das Hindernis<br />
aus Pylonen zugefahren und<br />
dann durch entsprechende Lenkbewegungen<br />
umfahren wird. Der Mähdrescher<br />
muss zu jeder Zeit beherrschbar<br />
sein. Alle Reifen haben<br />
den Test problemlos bestanden.<br />
Doch wir wollten auch noch den<br />
Komfort auf der Straße und das<br />
Handling bewerten. Wie gut rollt der<br />
Reifen ab, wie gut lässt sich der Mähsonderpublikation<br />
Michelin 2011 7
Foto: Feuerborn; Dänzer<br />
Auf der Holperstrecke haben wir das Dämpfungsverhalten der Reifen<br />
und den Fahrkomfort überprüft.<br />
Statt Zugkraftmessung: Der Mähdrescher musste den Hang hinauf<br />
fahren. Für gleiche Bedingungen wurde der Acker vorher gegrubbert.<br />
drescher lenken, wie stark werden<br />
Bodenwellen auf den Fahrer übertragen?<br />
Werte, die bei der Fahrt von<br />
einem Feld zum nächsten oder auch<br />
auf dem Acker selbst wichtig sind.<br />
Die Ergebnisse haben wir für Sie in<br />
der Tabelle „Vier Mähdrescherreifen<br />
im Systemvergleich“ zusammengestellt<br />
(Seite 5). Darüber hinaus lesen<br />
Sie die Ergebnisse in den Einzelbewertungen.<br />
Bei den Bodenverdichtungen<br />
in den Spuren zeigt sich nach<br />
der Überfahrt deutlich, was im<br />
Grunde so auch zu erwarten war: Der<br />
Michelin-CerexBib mit dem geringsten<br />
Reifenfülldruck und der größten<br />
Aufstandsfläche verursachte die geringste<br />
Bodenverdichtung. (fe/dd)<br />
Zurückgelegte Strecke am Hang<br />
70<br />
Bestimmung der Bodenfeuchte<br />
30<br />
Zurückgelegte Strecke (m)<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Goodyear<br />
DT<br />
Michelin<br />
MegaXBib<br />
Continental<br />
SVT<br />
Michelin<br />
Cerex<br />
Goodyear<br />
DT Referenz<br />
Gravimetrische Bodenfeuchte (%)<br />
28<br />
26<br />
24<br />
22<br />
20<br />
18<br />
16<br />
Unbehandelter<br />
Boden<br />
Goodyear Michelin Continental Michelin Goodyear<br />
DT MegaXBib SVT Cerex DT Referenz<br />
Gravimetrische Bodenfeutebestimmung der Uni Hohenheim<br />
Unter erschwerten Bedingungen musste der Mähdrescher den Hang<br />
hinauffahren. Der Mähdrescher hatte mit Maispflüger und 70-prozentiger<br />
Füllung des Korntanks eine Vorderachslast von 19 Tonnen.<br />
Da auf der Stoppel nach Regen nicht gefahren werden konnte, haben<br />
wir gegrubbert und bewässert, um für erschwerte Testbedingungen zu<br />
sorgen.<br />
Tiefe (cm)<br />
Bodendruck in den Fahrspuren nach der Überfahrt<br />
Quelle: Wright<br />
Druck (MPa)<br />
Kontrolle<br />
Continental<br />
Cerexbib<br />
Megaxbib<br />
Goodyear<br />
In den Fahrspuren wurde mit einem Penotrometer der Bodendruck oder der Eindringwiderstand<br />
gemessen. Je weiter rechts, desto schädlicher ist der Druck für das Wurzelwachstum.<br />
Unser Gesamteindruck<br />
Durch die Ultraflex-Technologie hat<br />
der CerexBib von Michelin die größte<br />
Aufstandsfläche bei niedrigem Fülldruck<br />
im Vergleich mit Standardreifen.<br />
Den Vorteil der größeren Aufstandsfläche<br />
kann der Michelin-Reifen auch<br />
im Feld in besseres Steigvermögen<br />
umsetzen. Die große Aufstandsfläche<br />
sorgt auch für geringeren Bodendruck,<br />
wie die Messungen zeigen. Die<br />
neue Technologie zeigt deutliche Vorteile<br />
gegenüber dem Standardaufbau.<br />
Die Wettbewerber Continental und<br />
Goodyear werden auf der Agritechnica<br />
ebenfalls Reifen mit neuer Technologie<br />
vorstellen, die ebenfalls über<br />
vergrößerte Aufstandsflächen durch<br />
niedrigen Reifenfülldruck bei gleichen<br />
Traglasten verfügen. Wie groß ihre<br />
Vorteile sind, kann jedoch erst im direkten<br />
Vergleich festgestellt werden.<br />
8 www.agrartechnikonline.de
Teurer zieht besser<br />
Reifen für die 300-PS-Leistungsklasse<br />
| Großtraktoren können<br />
mit unterschiedlich großen Reifen<br />
zwischen 1,95 und 2,15 Meter<br />
Durchmesser bestückt<br />
werden. Wie sich ein Größenzuwachs<br />
und eine unterschiedliche<br />
Reifentechnologie auf alle<br />
Leistungsparameter auswirken,<br />
haben wir an vier Reifen von<br />
Michelin getestet.<br />
Landwirt wird die Qual der Wahl noch<br />
größer, weil beispielsweise Michelin die<br />
unterschiedlichen Reifen-Dimensionen<br />
außerdem noch in Standard- und in Ultraflextechnologie-Ausführung<br />
anbietet.<br />
Was sich hinter letzterer genau verbirgt,<br />
darum macht Michelin im Grunde genommen<br />
ein großes Geheimnis. Was sich<br />
die Mitarbeiter letztlich entlocken lassen,<br />
ist nur ein veränderter Karkassenaufbau<br />
und spezielle Gummimischungen der einzelnen<br />
Bauteile, aus denen sich ein Reifen<br />
zusammensetzt. Das Ergebnis davon sind<br />
laut Prospektangaben eine flachere Lauffläche,<br />
ein optimierter Schulterbereich<br />
und letztlich höhere Traglasten bei gleichem<br />
Reifeninnendruck. Was im Umkehrschluss<br />
bedeutet, dass man mit niedrigerem<br />
Fülldruck im Vergleich zu einem<br />
Standard-Technologiereifen bei gleichen<br />
Traglasten agieren kann. Michelin gibt<br />
den Zuwachs jeweils mit 20 Prozent an,<br />
also entweder mehr Tragkraft oder bessere<br />
Bodenschonung durch den möglichen<br />
niedrigeren Fülldruck. Durch den besonderen<br />
Aufbau der Karkasse kann die<br />
Flanke stärker einfedern ohne Schaden zu<br />
nehmen, wobei sie sich dank einer neuar-<br />
Der Anteil der verkauften Großtraktoren<br />
im Leistungssegment über<br />
300 PS steigt kräftig. Wann die ersten<br />
Standardtraktoren über 400 PS auf den<br />
Markt kommen, ist nur eine Frage der Zeit.<br />
Eine höhere Motorleistung ist das Eine,<br />
wie diese aber auf den Boden bringen, das<br />
Andere. Die Reifenhersteller haben in den<br />
letzten Jahren jedenfalls viel Geld in die<br />
Hand genommen, um hier passende Lösungen<br />
anbieten zu können.<br />
Vor ein paar Jahren war ein Außendurchmesser<br />
von 1,95 Meter wie bei einem<br />
710/70 R 38 noch das Maß aller Dinge.<br />
Die neuesten Flaggschiffe der Traktorenhersteller<br />
lassen mittlerweile aber alle<br />
mindestens mit Reifen mit einem Außendurchmesser<br />
von 2,05, nicht wenige mit<br />
einem von 2,15 Meter bestücken. Für den<br />
Das Wechseln der Reifen ist schon Knochenarbeit.<br />
Selbst die Reifen der Vorderachse sind<br />
schließlich schon mehr als mannshoch. Jedes Rad<br />
wiegt mehrere hundert Kilogramm.<br />
Der Verlauf der Zugkraftkurven<br />
zeigt,<br />
dass alle Testkandidaten<br />
im Grunde die<br />
gleichen Konditionen<br />
vorgefunden<br />
haben.<br />
Bei den Vergleichstests werden alle Parameter der<br />
Reifen, wie zum Beispiel Stollenhöhe und -breite,<br />
an mehreren Stellen ermittelt. Der Luftdruck wird<br />
anhand der technischen Ratgeber eingestellt.<br />
Fotos: Dänzer (3), Werkbilder<br />
Sonderpublikation Michelin 2011<br />
9
tigen Gummimischung nicht so stark erwärmt.<br />
Damit steigt die Tragkraft sogar<br />
bei höheren Geschwindigkeiten um bis zu<br />
30 Prozent.<br />
Nach dem Dimensionen-Vergleichstest<br />
2007 für Traktoren der mittleren Leistungsklasse<br />
hat die AGRARTECHNIK dieses<br />
Mal zusammen mit ihrer Schwesterzeitschrift<br />
aus dem dlv Verlag, dem dlz<br />
agrarmagazin, bei Michelin in Frankreich<br />
untersucht, wie sich Größe und Reifentechnologie<br />
auf Zugkraft, Komfort und<br />
Bodenschonung auswirken.<br />
Alle vier Testkandidaten haben die gleiche<br />
statische Breite von 710 Millimeter. Was<br />
jedoch variiert, sind Felgendurchmesser<br />
und Felgenbreite sowie das Verhältnis Reifenbreite<br />
zur Flanke (siehe Tabelle).<br />
Volumen bringt Tragkraft<br />
Die Tragkraft eines Reifens hängt im Wesentlichen<br />
vom Luftvolumen ab. Je mehr<br />
Luft im Reifen ist, desto mehr Last kann<br />
der Reifen tragen. Da der Gesetzgeber die<br />
Außenbreite des Schleppers begrenzt,<br />
Die Unterschiede bei den Einsinktiefen- und Aufstandsflächenmessungen sind im Großen<br />
und Ganzen nur zwischen den MachXBib und den AxioBib wirklich signifikant.<br />
MachXBib<br />
710/70 R 38<br />
MachXBib<br />
710/70 R 42<br />
AxioBib<br />
IF 710/70 R 42<br />
AxioBib<br />
IF 710/75 R 42<br />
Technische Daten<br />
Stollenzahl/-höhe 19/53 mm 20/61 mm 20/63 mm 21/65 mm<br />
Tragfähigkeitsindex 171A8/171B 173A8/173B 179D 176D<br />
Tragfähigkeit in kg bei 40 km/h 6150 6500 7750 7100<br />
Tragfähigkeit in kg bei 50 / 65 km/h 6150 / - 6500 / - 7750 / 7750 7100 / 7100<br />
Felgenbreite 23" 23" 25" 25"<br />
Luftdruck bei 4600 kg Radlast/50 km/h 1,9 bar 1,7 bar 1,4 bar 1,3 bar<br />
Reifenpreis plus MwSt. 3 284 Euro 4 604 Euro 5 072 Euro 5 073 Euro<br />
Aufstandsfläche/Bodenschonung<br />
Gesamtaufstandsfläche (im Sandbett) 4 369 cm 2 4 491 cm 2 4918 cm 2 5408 cm 2<br />
Spurtiefe Stollen (4600 kg Radlast) 81,4 mm 81,1 mm 75,3 mm 77,9 mm<br />
Spurtiefe Restfläche 20,9 mm 18,6 mm 12,3 mm 11,6 mm<br />
Beurteilung Bodenschonung<br />
Komfort-/Sicherheitstest<br />
Fahrkomfort 6,00 7,00 7,5 8,0<br />
Fahrverhalten 6,00 7,0 8,0 9,0<br />
Gesamteindruck 6,00 7,0 8,0 9,0<br />
Beurteilung Fahrtest<br />
Zugkraftmessungen<br />
Zugkraft (daN) 5 % 3009 2974 3197 3882<br />
bei ... Schlupf 10 % 3988 4156 4607 5339<br />
15 % 4640 4846 5133 5885<br />
20 % 5312 5722 5960 6602<br />
25 % 5312 6380 6505 7098<br />
Beurteilung Zugkraft<br />
Unterdurchschnittlich<br />
unter 90 bzw. 100 %<br />
Beurteilung unter 5,5<br />
Durchschnitt<br />
bis 110 bzw. 115 %<br />
Beurteilung 5,5 bis 6,5<br />
Ausgeprägte Eignung<br />
bis 120 %<br />
Beurteilung 6,5 bis 7,5<br />
Das Maß der Dinge<br />
über 120 %<br />
Beurteilung über 7,5<br />
können die Reifen nur noch im Durchmesser<br />
wachsen – solange sie unter die<br />
Kotflügel passen. Die Tragkraft ist aber<br />
auch geschwindigkeitsabhängig. Bei höheren<br />
Geschwindigkeiten wirken größere<br />
Kräfte auf die Reifen als bei niedrigen.<br />
Deshalb geben die Reifenhersteller in ihren<br />
technischen Ratgebern die mögliche<br />
Tragkraft des einzelnen Reifens bei unterschiedlichen<br />
Geschwindigkeiten und<br />
Fülldrücken an.<br />
Der passende Reifeninnendruck<br />
In der Praxis ergibt sich daraus folgendes<br />
Problem: Die Saatbeetkombinaton soll<br />
mit 50 km/h zum Feld gefahren werden.<br />
Auf dem Acker wird dann mit zehn km/h<br />
gefahren. Für die Straßenfahrt ist ein<br />
Druck von 1,6 bar notwendig, im Acker<br />
würden aber 1,2 bar reichen – was ja einen<br />
gewünschten Nebeneffekt hat: Bei<br />
niedrigerem Luftdruck plattet der Reifen<br />
ab, er macht sich nicht nur länger, sondern<br />
auch breiter, weil die Flanken zum<br />
Tragen kommen, die Aufstandsfläche<br />
nimmt zu.<br />
Auf der Straße würde der Rollwiderstand<br />
bei dem niedrigen Fülldruck steigen und<br />
damit der Dieselverbrauch. Zudem wäre<br />
das Fahrverhalten schwammiger.<br />
Im Feld ist eine große Aufstandsfläche dagegen<br />
erwünscht. Je länger der Reifen,<br />
desto mehr Stollen greifen in den Boden<br />
und können somit Zugkraft übertragen.<br />
Eine große Aufstandsfläche bedeutet aber<br />
auch: Das Gewicht des Schleppers und<br />
des Gerätes wird auf eine größere Fläche<br />
verteilt. Der so genannte Kontaktflächen-<br />
10 www.agrartechnikonline.de
druck sinkt. Das schützt den Boden, die<br />
Bodenverdichtung geht zurück.<br />
Zudem sinkt der Reifen weniger tief ein.<br />
Jeder Zentimeter Einsinken bedeutet so<br />
viel, wie wenn ständig eine Steigung von<br />
einem Prozent bewältigt werden muss. Je<br />
weniger der Reifen einsinkt, desto geringer<br />
ist der Rollwiderstand und damit automatisch<br />
auch der Treibstoffverbrauch.<br />
Den Reifenfülldruck anpassen lautet also<br />
die Devise, da helfen auch kein Frontballast<br />
oder Radgewichte.<br />
Wobei die Reifen mit Ultraflextechnologie<br />
es ermöglichen mit niedrigerem Reifendruck<br />
auf der Straße zu fahren, als mit vergleichbaren<br />
klassischen Reifen. Das Anpassen<br />
des Reifeninnendrucks an Traglast<br />
und Einsatz (Feld oder Straße) übernimmt<br />
in Grenzen der Reifen.<br />
So haben wir getestet<br />
Der Test teilt sich in drei Teile auf. Fahrversuche<br />
auf der Straße und im Gelände,<br />
Zugkraftversuche und Messungen zur<br />
Bestimmung der Bodenschonung. Als Referenzreifen<br />
fungierte immer der kleinste<br />
Kandidat im Testfeld, der 710/70 R 38<br />
MachXBib. Für die Fahrversuche stand<br />
uns das Testgelände von Michelin in Ladoux<br />
zur Verfügung. Montiert hatten wir<br />
die Reifen auf einem Fendt 936 Vario.<br />
Auf der Straße<br />
Auf der Landstraße standen der Rundlauf<br />
und die Stollenerregung im Fokus. Neben<br />
dem Slalomkurs haben wir noch das plötzliche<br />
Ausweichen in Extremsituationen<br />
simuliert. Wie beim Slalom steht dabei im<br />
Vordergrund, wie lange sich der Schlepper<br />
sicher beherrschen lässt. Um die Reifen an<br />
die Leistungsgrenze zu führen, wurde der<br />
Schlepper aufgelastet. So hatten wir 2,5 t<br />
Frontgewicht und 2,8 t Heckgewicht montiert.<br />
Insgesamt kamen wir so auf 16 t zulässiges<br />
Gesamtgewicht, 6,8 t Achslast<br />
vorn und 9,2 t Achslast hinten.<br />
Im Gelände<br />
Der Geländekurs war vergleichbar mit<br />
einem ausgefahrenen Feldweg mit Schlaglöchern,<br />
Kuppen und Senken. Hier stand<br />
das Dämpfungsverhalten der Reifen im<br />
Vordergrund. Schafft der Reifen es die<br />
Schlaglöcher zu dämpfen oder fangen die<br />
Reifen zu springen an, wie ist der Geradeauslauf<br />
im Gelände.<br />
Fazit<br />
Nur damit kein Missverständnis aufkommt,<br />
der MachXBib 710/70 R 38 ist<br />
nicht der Verlierer und der AxioBib IF<br />
710/75 R 42 nicht der Gewinner. Bei<br />
unserem Test wollten wir das Leistungsvermögen<br />
der Reifen aufzeigen<br />
– und was sie jeweils können, ist plakativ<br />
dargestellt. Letztlich spielt bei einer<br />
Kaufentscheidung aber der Preis<br />
eine ganz entscheidende Rolle. Das Fazit<br />
ist: der teuerere Reifen kann immer<br />
auch mehr. (dd)<br />
MachXBib 710/70 R 38<br />
Mit einem Außendurchmesser von 1,95 Meter ist<br />
der 710/70 R 38 die kleinste mögliche Bereifungsvariante<br />
für einen Fendt 936 Vario. Im Grunde<br />
stößt er mit dem Testgewicht bereits an seine<br />
Grenzen, der Reifen ist per se also<br />
bereits eine Nummer zu klein für<br />
diesen Traktor.<br />
Als Referenzreifen hinterließ er<br />
bei uns Testern aber durchaus<br />
einen recht akzeptablen Eindruck.<br />
Man darf sich von den<br />
durchweg schlechteren Testergebnissen<br />
nicht täuschen lassen,<br />
er hatte ja extreme Konkurrenz.<br />
Mit Wettbewerbern in der gleichen<br />
Größe würde das Ergebnis<br />
ganz anders aussehen, da waren<br />
wir Tester uns einig. Eine Aufstandsfläche<br />
von 4 369 Quadratzentimete bei einer<br />
Einsinktiefe der Stollen von 81 Millimeter sind<br />
ja keine schlechten Werte. Auch bei den Zugkraftmessungen<br />
machte der Proband eigentlich<br />
eine ganz gute Figur.<br />
Beim Fahrtest war dagegen schon zu spüren, dass<br />
der Reifen im Grenzbereich gefahren wurde. Er<br />
driftet stärker, ist aber im Slalomkurs bis 40 km/h<br />
beherrschbar und bricht nicht über die Flanke<br />
weg. Allerdings ist die Rückmeldung an den Fahrer<br />
nicht wirklich gut. Im Vergleich zu den anderen<br />
Testkandidaten lässt der Federungskomfort<br />
doch etwas zu wünschen übrig, dies vor allem<br />
wegen der geringeren Seitendämpfung. Mit ihm<br />
hat man die Bodenwellen auf dem Rundkurs am<br />
deutlichsten gespürt.<br />
MachXBib 710/70 R 42<br />
Überraschender Weise konnte der 710/70 R 42<br />
aus seinem Außendurchmesser-Vorsprung von<br />
knapp zehn Zentimeter bei den Zugkraftmessungen<br />
nicht wirklich Kapital schlagen. Erst bei<br />
den hohen Schlupfwerten konnte er sich etwas<br />
deutlicher vom Referenzreifen absetzen. Rein<br />
statistisch betrachtet liegt er jedoch im Grunde<br />
auf dem gleichen Niveau. Dies gilt im übrigen<br />
auch für die Messwerte bezüglich der Aufstandsflächen.<br />
Wir sehen den MachXBib in dieser Dimension<br />
deshalb in allen Kriterien als guten<br />
Durchschnitt an. Dies<br />
gilt auch für den<br />
ganzen Fahrtest, obwohl<br />
er hier schon eine<br />
bessere Figur abgab als<br />
der Referenzreifen. So<br />
war die Dämpfung auf<br />
der Straße von 40 bis 65<br />
km/h besser. Der Reifen<br />
hat keinen Gummiballeffekt,<br />
sprich, er hupft<br />
nicht nach, obwohl er<br />
stark einfedert. Was<br />
daran liegt, dass die Amplitude stark gedämpft<br />
wird. Insgesamt hinterließ der Proband ein ganz<br />
gutes Gefühl hinsichtlich der Fahrstabilität, wobei<br />
er etwas verzögert auf Lenkbewegung reagiert<br />
und dann nachzieht. Er ist also weniger gutmütig<br />
bei plötzlichen Lenkbewegungen. Der<br />
Rundlauf bei normaler Straßengeschwindigkeit<br />
ist okay bei neun bis zwölf km/h waren doch vergleichsweise<br />
starke Stollenerregungen von der<br />
Hinterachse zu spüren.<br />
AxioBib IF 710/70 R 42<br />
Der in den Prospekten versprochene Zuwachs<br />
an Zugkraftübertragung beziehungsweise Bodenschonung<br />
durch die Ultraflex-Reifentechnologie<br />
konnte für den IF 710/70 R 42 nicht in<br />
dem Umfang nachvollzogen werden. Über alles<br />
hinweg lag er aber dennoch im Mittel bei rund<br />
zehn Prozent und damit signifikant über dem<br />
gleich großen Vertreter mit Standard-Technologie,<br />
also dem MachXBib 710/70 R 42.<br />
Interessant fielen die Messungen hinsichtlich<br />
der Bodenschonung aus. Auch wenn wir eine<br />
im Schnitt nur um drei<br />
Millimeter geringere<br />
Einsinktiefe der Stollen<br />
und eine um etwas über<br />
400 Quadratzentimeter<br />
größere Gesamtaufstandsfläche<br />
gemessen<br />
haben, die Gesamt-Einsinktiefe<br />
zwischen den<br />
Stollen ist bei den Axio-<br />
Bib fast um die Hälfte<br />
geringer, was wir uns<br />
mit dem flexibleren Karkassenaufbau erklärten.<br />
Letzterer beeinträchtigt fast schon überraschender<br />
Weise jedoch nicht die Fahrstabilität.<br />
Ganz im Gegenteil, man hat das Gefühl, dass<br />
die Stollen fester mit der Karkasse verbunden<br />
sind. Dies macht das Abrollen zwar etwas härter,<br />
man kann jedoch schneller in der Kurve<br />
fahren. Der Reifen macht eine kleinere Amplitude<br />
als der MachXBib und schaukelt somit<br />
nicht so im Gelände.<br />
Auf der Straße wirkt er etwas schwammiger als<br />
der MachXBib, ist aber nicht unsicherer bei<br />
Lenkbewegungen, weil man länger kontrolliert<br />
driften kann.<br />
Vergleichsweise stark war eine Stollenerregung<br />
der Vorderachse im Bereich von acht bis zwölf<br />
km/h zu spüren.<br />
AxioBib IF 710/75 R 42<br />
Dieser AxioBib mit einem Höhen-Breiten-Verhältnis<br />
von 75 Prozent und einem Außendurchmesser<br />
von 2,15 Meter, hat uns vor allem hinsichtlich seiner<br />
Fahrstabilität positiv überrascht. Obwohl er<br />
trotz der hohen und weichen Flanke zum Nachwippen<br />
neigt, hat man das Gefühl wie auf einem<br />
Daunenbett zu fahren. Er hat große Federamplituden,<br />
pendelt weiter nach rechts und links aus<br />
und macht auch weitere Nickbewegungen, läuft<br />
aber runder und weicher ab. Er ist selbst im Slalomkurs<br />
sehr gut kontrollierbar<br />
und sehr gutmütig, was unter anderem<br />
daran erkennbar ist, dass<br />
der Traktor selbst bei den höchsten<br />
Fahrgeschwindigkeiten nicht<br />
über die Vorderräder geschoben<br />
hat. Der AxioBib 710/75 dämpft<br />
im Gelände die großen Unebenheiten<br />
besser als sein Pendant<br />
710/70, aber dieser liegt besser am<br />
Lenkrad als der 710/75.<br />
Bei den Zugkraft- und Bodenschonungsmessungen<br />
konnte sich der<br />
große AxioBib alle Meriten verdienen.<br />
Über alle Kriterien hinweg<br />
immer zwischen 20 und 30 Prozent bessere<br />
Ergebnisse im Vergleich zum Referenzreifen<br />
sind schon ein Wort zum Sonntag!<br />
(dd)<br />
Sonderpublikation Michelin 2011<br />
11
Statt beim Traktor in mehr PS<br />
besser in Reifentechnologie investieren<br />
| Dass es bei den einzelnen<br />
Größen der Radialreifen<br />
mindestens drei verschiedene<br />
Querschnitte – 85er, 70er und<br />
65er – gibt, mit denen er seinen<br />
Traktor bestücken kann, darüber<br />
ist sich selbst der Landwirt<br />
meist bewusst. Nicht jedoch darüber,<br />
welchen Unterschied es<br />
macht, wenn er den einen oder<br />
anderen Typ nimmt. Dabei lassen<br />
sich alleine durch die Reifenwahl<br />
bis zu 40 Prozent mehr<br />
PS aus dem gleichen Traktor<br />
rausholen<br />
Mehr rausholen<br />
Die Erfahrungen aus inzwischen 17<br />
Jahren Reifen-Vergleichstests jeweils<br />
mit Produkten einer Reifendimension,<br />
aber verschiedenen Fabrikaten,<br />
haben im AGRARTECHNIK-Redaktionsteam<br />
die Frage aufkommen lassen, wie<br />
gravierend denn nun die Unterschiede<br />
zwischen den unterschiedlichen Querschnitten<br />
einer Größe und eines Herstellers<br />
sind.<br />
Da die Firma Michelin mit dem XEO-Bib<br />
sogar noch einen Reifentyp mit einem<br />
60er-Reifenquerschnitt anbietet, fragten<br />
wir dort im vergangenen Jahr bezüglich<br />
unseres angedachten Technologie-Vergleichstests<br />
an. Dies auch vor dem Hintergrund<br />
einer ganzen Reihe Reifen-Vergleichstests,<br />
die wir mit Unterstützung<br />
dieses Herstellers in den vergangenen bald<br />
zwei Jahrzehnten reibungslos durchführten.<br />
Wie erhofft, fanden wir Gehör bei der<br />
obersten Führungsspitze für Landwirtschaftsreifen<br />
in Frankreich, so dass die<br />
Vorbereitungen anlaufen konnten. Gleich<br />
an dieser Stelle soll hier noch einmal ein<br />
„herzliches Dankeschön und vergelt’s<br />
Gott“ an die Michelin-Mannschaft gesagt<br />
sein: an die Verantwortlichem um Marc<br />
De-Bellescize, an das Testteam im Versuchszentrum<br />
Ladoux unter der Leitung<br />
von Jean-Francois Forissier und natürlich<br />
vor allem auch an die deutschen Kollegen<br />
der Mannschaft von Walter Huttinger. Jeder<br />
Vergleichstest – und besonders dieser<br />
– ist sehr zeitaufwändig. Er blockiert nicht<br />
nur die jeweiligen Mitarbeiter über einen<br />
längeren Zeitraum, sondern auch die verschiedenen<br />
Messeinrichtungen mit Blick<br />
auf andere Forschungsprojekte. Ein Vergleichstest<br />
kostet alleine deshalb schon<br />
richtig viel Geld. Es sei hier einmal gesagt,<br />
dass die AGRARTECHNIK alleine aus diesem<br />
Grund und mangelns der entsprechenden<br />
Messeinrichtungen ohne Unterstützung<br />
der Industrie und der<br />
verschiedenen Hochschulen oder der DLG<br />
noch keinen einzigen Reifen-Vergleichstest<br />
hätte durchführen können. Dank gilt<br />
im Übrigen auch der Firma Fendt, die uns<br />
in all den Jahren immer sowohl personell<br />
mit einem Versuchsingenieur – wie auch<br />
dieses Mal mit Hubert Fischer – als auch in<br />
Form der Traktoren für den Part der Komfort-<br />
und Sicherheitstests, manchmal sogar<br />
auch für die Zugkraftversuche zur<br />
Seite stand.<br />
Reifen für leichtere 6-Zylinder-Traktoren<br />
Für den ersten Technologie-Vergleichstest<br />
der verschiedenen Reifenquerschnitte<br />
wählten wir eine sehr stückzahlträchtige<br />
Größe für Traktoren im Leistungsbereich<br />
zwischen 120 und 180 PS aus: 20.8 R 38<br />
auf der Hinterachse, welche nach der Umstellung<br />
von Zoll- auf Metrische-Breitenangabe<br />
der heutigen Standard-Reifengröße<br />
520/85 R 38 gleichzusetzen ist. Die passende<br />
Vorderachs-Bereifung ist der 16.9 R<br />
28, was wiederum mit 420/85 R 28 übereinstimmt.<br />
Die entsprechenden Paarungen der<br />
Breitreifen mit niedrigeren Querschnitten<br />
der 70er-, 65er- und 60er-Dimensionen<br />
haben annähernd den gleichen Abrollumfang<br />
und können deshalb selbst auf<br />
unterschiedlich breiten Felgen an ein<br />
und dem selben Traktor zum Einsatz<br />
kommen. Da Michelin keine Reifen mit<br />
70er-Querschnitt im Sortiment hat,<br />
wurde hierfür der Fitker von Kleber mit<br />
dazu genommen. Kleber ist ja bekanntlich<br />
seit der Übernahme Ende der 70er-<br />
Jahre eine der diversen Marken aus dem<br />
Hause Michelin:<br />
• Michelin Agribib 20.8 R 38<br />
• Kleber Fitker 580/70 R 38<br />
• Michelin Multibib 650/65 R 38<br />
• Michelin Xeobib VF 710/60 R 38.<br />
Um es gleich vorweg zu schicken, der<br />
Technologie-Vergleichstest wurde zeitlich<br />
in mehrere Etappen gegliedert durchgeführt:<br />
Zunächst ist über einen mehrtägigen<br />
Zeitraum in St. Pourcain in Frankreich<br />
in Freilandversuchen untersucht<br />
worden, welchen Effekt der jeweilige Reifenquerschnitt<br />
auf die Zugkraft hat bei<br />
gleichem Durchmesser. Daran schlossen<br />
sich sehr aufwändige Versuche an bezüglich<br />
der Aufstandsflächen und der Einpresstiefen<br />
der Stollen sowie der Reifenzwischenräume<br />
in den Boden. Dies wurde<br />
12 www.agrartechnikonline.de
in Ladoux in einer Halle mit einer Sandboden-Rinne<br />
gemacht. Den Abschluss bildeten<br />
dann die Komfort- und Sicherheitstests,<br />
für die uns Michelin zwei Tage lang<br />
mehrere Pistenabschnitte des großen Testgeländes<br />
in Ladoux freihielt.<br />
Bei den Fahrkomfort- und Sicherheitstests spielt<br />
auch die übertragbare Bremswirkung eine wichtige<br />
Rolle. Wobei sich die Verzögerungswerte<br />
durchaus im Rahmen bewegten.<br />
Über 40 Prozent Zugkraft-Differenz<br />
Wie bei allen unseren normalen Reifen-<br />
Vergleichstests, wurden auch bei dem<br />
Technologie-Vergleichstest die Traktions-,<br />
also Zugkraftwerte nur mit Hinterrad-Antrieb<br />
und gesperrtem Differential gemessen.<br />
Dadurch sollen eventuell unterschiedliche<br />
Effekte des Allradantriebes<br />
ausgeschlossen werden.<br />
Bei den Ackerflächen handelte es sich um<br />
lehmigen Boden, der mit einem Feuchtigkeitsgehalt<br />
von etwa 26 Prozent nahe an<br />
der Sättigungsgrenze lag. Dies sollte nicht<br />
weiter verwundern, schließlich fanden die<br />
Messungen im Winter statt. Zum Einsatz<br />
kam zum einen als Zugtraktor der uns aus<br />
früheren Tests mit Michelin bekannte<br />
John Deere 4650, der mit allem erdenklichen<br />
Messequipment ausgestattet ist. Als<br />
Bremsfahrzeug fungierte ein Fendt Vario<br />
930, der von dem mit den verschiedenen<br />
Testreifen bestückten John Deere gezogen<br />
wurde und für konstante Fahrgeschwindigkeiten<br />
in den einzelnen Sequenzen<br />
sorgte.<br />
Mit diesem Gespann wurden für jede Dimension<br />
insgesamt vier Beschleunigungsund<br />
Verlangsammungs-Zyklen von Null<br />
bis 30 Prozent Schlupf gefahren. Insgesamt<br />
liegen also acht kontinuierliche<br />
Messkurven pro Reifen vor mit einer Vielzahl<br />
von Daten, schließlich wurde mit einer<br />
Frequenz von 40 Herz gemessen.<br />
Grundsätzlich könnten wir also die übertragene<br />
Zugkraft bei jedem beliebigen<br />
Schlupfwert vergleichen. Für eine bessere<br />
Darstellung und Betrachtung greifen wir<br />
aber wie immer nur auf die Zugkraftwerte<br />
bei zehn, 15, 20, 25 und 30 Prozent<br />
Schlupf zu. Natürlich wurde für die gemessene<br />
Radlast von 3 850 Kilogramm der<br />
Reifenfüll-Luftdruck der einzelnen Dimensionen<br />
entsprechend den Angaben in den<br />
technischen Reifen-Ratgebern eingestellt.<br />
Mit der gleichen Radlast und dem gleichen<br />
Fülldruck sind im Übrigen auch die<br />
Messfahrten in der Sandbodenrinne<br />
durchgeführt worden. Die exakten Werte<br />
hinsichtlich Felgengröße, Fülldruck und<br />
übertragener Zugkraft bei den abgestuften<br />
Schlupfwerten sind der Tabelle zu entnehmen.<br />
Um die ermittelten Ergebnisse richtig interpretieren<br />
zu können, ist an dieser Stelle<br />
ein kleiner Exkurs in die Mathematik notwendig.<br />
Nicht nur bei den in der Tabelle<br />
angegebenen Zugkraftwerten, handelt es<br />
sich immer um einen so genannten Mittelwert,<br />
der über die aufaddierten, gemessenen<br />
Werte, geteilt durch die Anzahl<br />
Messungen, ermittelt wird. Diese Berechnung<br />
ist relativ einfach und wird von jedem<br />
sicherlich täglich gemacht, wenn<br />
man den Durchschnitt selbst schon von<br />
zwei Werten ausrechnet.<br />
Komplizierter wird es, wenn es um die so<br />
genannte Standardabweichung geht: Hiermit<br />
sind die Abweichungen gemeint, die<br />
sich von dem Mittelwert nach oben und<br />
nach unten durch die verschiedenen tatsächlich<br />
gemessenen Werte ergeben. Und<br />
wenn eben diese Abweichungen bei einem<br />
Testkandidaten größer sind als die vielleicht<br />
erhebliche Mittelwert-Differenz zu<br />
einer anderen Reifendimension – die Statistiker<br />
sprechen hier von dem „kritischen<br />
Unterschied“ – kann nicht mehr von<br />
einem statistisch gesicherten Unterschied<br />
gesprochen werden. Wobei der kritische<br />
Unterschied erfahrungsgemäß mit zunehmendem<br />
Schlupf kleiner wird.<br />
Die Michelin-Versuchstechniker haben<br />
uns für diesen Technologie-Vergleichstest<br />
einmal die Werte zur Verfügung gestellt,<br />
die sie im Laufe eines Jahres bei insgesamt<br />
37 Versuchen auf feuchtem Untergrund<br />
ermittelt haben – die acht Messsequenzen<br />
für unseren Test sind darin enthalten.<br />
Nachfolgend die den unseren Schlupfvergleichswerten<br />
zuordenbaren „kritischen<br />
Unterschiedwerte“ in Prozent:<br />
Schlupf Kritscher Unterschied<br />
10 Prozent 12,9 Prozent<br />
15 Prozent 8,6 Prozent<br />
20 Prozent 6,2 Prozent<br />
25 Prozent 6,2 Prozent<br />
30 Prozent 5,9 Prozent<br />
Der 85er-Reifen kann mit den<br />
anderen Reifenquerschnitten<br />
nicht mithalten. Die Zugkraftkurven<br />
zeigen zwar auch<br />
zwischen dem 70er- und dem<br />
65-Reifen einen gewissen<br />
Unterschied auf, unter den<br />
vorhandenen Testbedingungen<br />
kann aber nicht von einem<br />
statis-tisch gesicherten Unterschied<br />
gesprochen werden. Der<br />
60er-Reifen hebt sich dagegen<br />
deutlich nach oben ab.<br />
Bei unserem Technologie-Vergleichstest ist<br />
deshalb zwischen dem Fitker von Kleber,<br />
also dem 70er-Querschnitt, und dem<br />
Multibib von Michelin, also dem 65er-<br />
Querschnitt, der Unterschied statistisch<br />
nicht mehr abgesichert. Die Mittelwerte<br />
der beiden Reifenquerschnitte liegen zwar<br />
bei den einzelnen Schlupfstufen bis zu<br />
sechs Prozent auseinander, die Standardabweichung<br />
überlagert diesen Unterschied<br />
jedoch. Um es noch deutlicher zu machen,<br />
bei den verschiedenen Messfahrten<br />
ist es durchaus auch vorgekommen, dass<br />
der 70er-Reifen höhere Zugkraftwerte erreichte<br />
als der 65er. Bei der Zehn-Prozent-<br />
Schlupfstufe war dies sogar fast ständig der<br />
Fall, so dass der 70er dort im Schnitt um<br />
3,5 Prozent besser abschnitt. In den anderen<br />
vier Schlupfstufen hatte allerdings der<br />
65er immer zwischen drei und sechs Prozent<br />
die Nase vorn.<br />
Als Referenzreifen, den wir mit allen seinen<br />
Leistungswerten gleich 100 Prozent<br />
gesetzt haben, bestimmten wir den 20.8 R<br />
38 Michelin Agribib. Dieser Vertreter mit<br />
einem Höhen-Breiten-Verhältnis von 85<br />
Prozent, also ein so genannter 85er-Reifen,<br />
lag bei einem Schlupf von über zehn Prozent<br />
hinsichtlich seiner Zugkraftwerte dagegen<br />
immer statistisch abgesichert zwischen<br />
acht und zehn Prozent unter dem<br />
70er-Vertreter, dem Fitker von Kleber sowie<br />
zwischen 13 und 14 Prozent unter<br />
dem 65er-Vertreter, dem Multibib von Michelin.<br />
Der absolute Überflieger bei dieser Disziplin<br />
war der Xeobib, als 60er-Vertreter. Im<br />
Vergleich mit dem Referenzreifen waren<br />
seine realisierten Zugkraftwerte über die<br />
einzelnen Schlupfstufen hinweg immer<br />
zwischen 30 und maximal 43 Prozent höher.<br />
Im Vergleich zu dem 70er-Reifen ließen<br />
sich mit ihm zwischen 18 und 30 Prozent,<br />
und im Vergleich zu dem 65er-Reifen<br />
zwischen 15 und 34 Prozent höhere Zugkräfte<br />
auf den Boden übertragen.<br />
Als Fazit aus den Zugkraft-Vergleichsfahrten<br />
– die an mehreren Tagen jeweils<br />
mit den vier Probanden durchgeführt<br />
wurden – können im Grunde die erwarteten<br />
Effekte der jeweiligen Reifenquerschnitte<br />
in Bezug auf die bekannten physikalischen<br />
Fakten bestätigt werden. Die<br />
übertragbaren Zugkräfte steigen also von<br />
der 85er- zur 70er- und zur 65er- sowie<br />
weiter zur 60er-Reifendimension an. Dass<br />
sonderpublikation Michelin 2011<br />
13
dieser Anstieg aber mit bis zu 43 Prozent<br />
bei der Verwendung ein und desselben<br />
Traktors bei identischer Betriebsweise so<br />
steil verläuft, war für unser Testteam zumindest<br />
eine große Überraschung.<br />
Riesige Unterschiede hinsichtlich<br />
Bodenschonung<br />
Wie bereits erwähnt, wurden alle Messungen,<br />
die die Eindringtiefe der Stollen<br />
beziehungsweise der Stollenzwischenräume<br />
in den Boden betreffen, in einer<br />
Halle mit einer Sandboden-Rinne im Versuchszentrum<br />
Ladoux gemacht. Der Sand<br />
hatte einen Feuchtegehalt von um die<br />
fünf Prozent, so dass die Reifen bei einer<br />
Überfahrt absolut plastische Spurbilder<br />
hinterlassen haben.<br />
Von jedem Probanden wurde an insgesamt<br />
acht Stellen gemessen, wie tief sich<br />
zum einen die Stollen und zum anderen<br />
die Stollenzwischenräume in den Boden<br />
gedrückt haben. In der Sandboden-Rinne<br />
haben die Versuchsingenieure auch gleich<br />
die Spurbreite und die Gesamt-Aufstandsfläche<br />
gemessen. Was letztere betrifft,<br />
steckt hinter jedem Wert ein relativ aufwändiges<br />
Messverfahren das jedoch sehr<br />
exakte Ergebnisse hervorbringt.<br />
Um eine Aussage zu den Reifen in Richtung<br />
Bodenschonung zu machen, ist das<br />
Die drei Säulengrafiken zeigen im Grunde einen<br />
von uns so nicht erwarteten Effekt. Das Verhältnis<br />
zwischen Gesamtaufstandsfläche und Stolleneindringtiefe<br />
bleibt ungefähr gleich, die Eindringtiefe<br />
in den Stollenzwischenräumen nimmt jedoch<br />
überproportional stark ab. So ist diese bei dem<br />
60er-Reifen um 65 Prozent geringer. Die roten<br />
Linien markieren die Standardabweichungen<br />
bei den mehrmaligen Messwiederholungen.<br />
Die Stollen eines 60er-Reifen (grün)<br />
dringen um 36 % weniger tief in den<br />
Boden ein wie die eines 85er (rot),<br />
im Zwischenstollenbereich sind es<br />
sogar 65 % weniger.<br />
Die Stollen eines 65er-Reifen (grün)<br />
dringen um 23 % weniger tief in den<br />
Boden ein wie die eines 85er (rot),<br />
im Zwischenstollenbereich sind es immerhin<br />
49 % weniger.<br />
Die Stollen eines 70er-Reifen (grün)<br />
dringen um 10 % weniger tief in den<br />
Boden ein wie die eines 85er (rot),<br />
im Zwischenstollenbereich sind es<br />
27 % weniger.<br />
alleinige Betrachten der Gesamtaufstandsfläche<br />
sicherlich zu wenig. Wenn man<br />
aber alle drei gemessenen Parameter, also<br />
Eindringtiefe Stollen und Stollenzwischenräume<br />
sowie die Gesamtaufstandsfläche<br />
heranzieht, so ergibt dies schon ein<br />
wesentlich exakteres Bild. Auch hier<br />
wurde mit den gleichen Reifeninnendrücken<br />
bei der gleichen Radlast von 3 850<br />
Kilogramm wie bei den Zugkraftversuchen<br />
über die Sandboden-Rinne gefahren.<br />
Zum Beurteilen der Eindringtiefe der Stollen<br />
muss man zunächst wissen, wie hoch<br />
die Stollen überhaupt sind: mit 57 Millimeter<br />
hatte der Referenzreifen der 85er-<br />
Serie die höchsten Stollen. Dann folgten<br />
mit je 56 Millimeter der 70er- und der<br />
65er-Vertreter. Die geringste Stollenhöhe<br />
wies der 60er-Reifen auf.<br />
Mit im Schnitt 104 Millimeter haben sich<br />
bei dem Agribib die Stollen mehr als doppelt<br />
so tief eingepresst, wie die des Stollenzwischenraumes<br />
mit exakt 50,7 Millimeter.<br />
Die Spurbreite betrug 56,8 Millimeter<br />
und die Gesamt-Aufstandsfläche 3 346<br />
Millimeter. Alle diese Werte wurden für<br />
den Vergleich der Probanden untereinander<br />
gleich 100 Prozent gesetzt.<br />
Natürlich ist von vorneherein zu erwarten,<br />
dass der Reifen mit der größten Aufstandsfläche<br />
auch die flachste Spur im<br />
Sandboden hinterlässt. Doch wie stark dieser<br />
Effekt tatsächlich zu Tage tritt, war für<br />
uns ebenfalls doch wieder recht überraschend:<br />
Der 60er- hat eine um 35 Prozent<br />
größere Aufstandsfläche als der 85er-Reifen,<br />
bei der Eindringtiefe der Stollen ist<br />
dieser Abstand im Grunde gewahrt, sie ist<br />
mit 67 zu 104 Millimeter um 36 Prozent<br />
geringer. Erstaunliches tut sich beim Blick<br />
auf die Einpresstiefe der Stollenzwischenräume<br />
auf: Mit 18 zu 51 Millimeter liegt<br />
diese im Schnitt um 65 Prozent darunter.<br />
Dieser Effekt tritt im Übrigen mehr oder<br />
weniger genauso stark bei dem 70er- (Aufstandsfläche<br />
107 Prozent, Stolleneindringtiefe<br />
90 Prozent, Einpresstiefe der Stollenzwischenräume<br />
73 Prozent) und<br />
65er-Reifen (Aufstandsfläche 118 Prozent,<br />
Stolleneindringtiefe 77 Prozent, Einpresstiefe<br />
der Stollenzwischenräume 52<br />
Prozent) auf.<br />
Das Fazit, welches bezüglich der Bodenschonung<br />
der vier Querschnitte gezogen<br />
werden kann, ist, dass Reifen mit einem<br />
geringeren Höhen-Breiten-Verhältnis ein<br />
signifikant besseres Ergebnis abliefern: ein<br />
60er- ist diesbezüglich viel besser als ein<br />
65er-, dieser wiederum eindeutig besser als<br />
ein 70er- und der immer noch klar besser<br />
als ein 85er-Reifen.<br />
Die Farb-Grafiken mit den Schnittbildern,<br />
bei denen das Spurbild der Referenzreifen<br />
mit jeweils einem der drei anderen Reifen<br />
überlagert wurde, zeigen diese Effekte<br />
wirklich schön auf (siehe Grafik oben).<br />
Dämpfungseigenschaften dominieren<br />
Fahrkomfort<br />
Der dritte Testkomplex widmete sich den<br />
Fahrkomfort- und -sicherheitseigenschaften<br />
der verschiedenen Reifenquerschnitte.<br />
Wie bereits erwähnt, konnten wir hierfür<br />
verschiedene Pisten im riesigen Michelin-<br />
Testzentrum Ladoux nutzen. Darunter ein<br />
Rundkurs mit unterschiedlich starken Bodenunebenheiten<br />
und eine Geländestrecke,<br />
um die Unterschiede bei den Dämpfungseigenschaften<br />
herausfiltern zu<br />
können.<br />
Zur Verfügung gestellt wurde uns aber<br />
auch eine Piste, die sehr aufwändig, mit<br />
nahezu keinen Unregelmäßigkeiten geteert<br />
ist. Auf dieser Piste lassen sich idealerweise<br />
alle Fahrten machen, bei denen es<br />
um Vibrationen geht, die die Reifen verursachen,<br />
also Stollenerregungen oder Rundlaufabweichungen.<br />
Hierzu beschleunigt<br />
man den Traktor langsam von Null bis zur<br />
Höchstgeschwindigkeit, was dank des stufenlosen<br />
Getriebes mit dem für diese Disziplinen<br />
eingesetzten Fendt Vario 716<br />
ohne störendes Schaltrucken möglich ist.<br />
In einem Testzyklus, der immer zwischen<br />
15 und 20 Minuten pro Fahrer dauerte,<br />
mussten außerdem ein Slalomkurs mit<br />
vorher definierten Geschwindigkeitsstufen<br />
und möglicher Höchstgeschwindigkeit<br />
sowie verschiedene andere Versuchsanstellungen<br />
(plötzliche Lenkbewegungen<br />
zum Lastwechsel oder Bremsmanöver) bewältigt<br />
werden.<br />
Insgesamt wurde jeder Reifen von vier<br />
Fahrern nach jedem Testzyklus bewertet:<br />
dem Fendt-Ingenieur Hubert Fischer, dem<br />
Michelin-Testpiloten Michel Desclos und<br />
den beiden AGRARTECHNIK-Redakteuren<br />
Dieter Dänzer und Markus Messerer. Bei<br />
den Durchschnittsnoten in der Tabelle<br />
wurden jedoch die Bewertungen des zu<br />
14 www.agrartechnikonline.de
AGRARTECHNIK-Grafik<br />
einem Hersteller gehörenden Testpiloten<br />
wie bei früheren Reifentests nicht berücksichtigt.<br />
Andererseits bereichern die Erfahrungen<br />
dieser Mitarbeiter aus dem täglichen<br />
Umgang mit Reifen die<br />
Abschlussdiskussionen zu jedem Probanden<br />
erheblich.<br />
Um nun zu den Ergebnissen zu kommen:<br />
Die Rangfolge bei den verschiedenen Reifenquerschnitten<br />
bleibt auch bezüglich<br />
ihrer Komfort- und Sicherheitsaspekte so<br />
bestehen, wie sie die Zugkraft- und die Bodenschonungsvergleiche<br />
schon vorgegeben<br />
haben. Ganz vorne läuft der 60er-Reifen,<br />
dahinter reihen sich der 65er-, der<br />
70er- und der 85er-Querschnitt ein. Welche<br />
Fahreindrücke wir mit den Testkandidaten<br />
gewannen, sind den Einzelbesprechnungen<br />
zu entnehmen.<br />
Mehrpreis für Reifentechnologie wird<br />
überkompensiert<br />
Das Fazit aus den drei Komplexen in unserem<br />
Technologie-Vergleichstest ist im<br />
Grunde schnell gezogen: Mit abnehmendem<br />
Höhen-Breitenverhältnis<br />
Agribib<br />
20.8 R 38<br />
Durchschnitt<br />
bis 110 bzw. 115 %<br />
Beurteilung 5,5 bis 6,5<br />
verbessert sich die Performance ständig.<br />
Ein so genannter Standardreifen mit 85er-<br />
Querschnitt ist in allen Belangen einem<br />
70er-Reifen unterlegen. Dieser ist wiederum<br />
im Grunde auch in allen Belangen<br />
dem 65er-Reifen unterlegen, auch wenn<br />
die Unterschiede bezüglich der Zugkraftwerte<br />
nicht statistisch abgesichert sind.<br />
Der absolute Überflieger in allen drei<br />
Komplexen war jedoch der 60er-Reifen.<br />
Da die Reifen mit ihrer Breite auch immer<br />
teurer werden, ist natürlich auch der Anschaffungspreis<br />
immer wieder ein Thema.<br />
Wobei nicht nur alleine der Preis für die<br />
Reifendecke, sondern auch für die Felge<br />
mit anzusetzen ist. Der 85er- und der 70er-<br />
Reifen passen auf eine 18-Zoll-Felge, die<br />
preiswerter ist als die 20-Zoll-Felge für den<br />
65er-Reifen, ganz zu schweigen von der<br />
25-Zoll-Felge für den 60er-Reifen.<br />
Was die Reifendecke anbelangt, so kostet<br />
ein 70er-Reifen rund zehn Prozent mehr<br />
als der Referenzreifen, also der mit dem<br />
85er-Querschnitt. Beim 65er-Reifen reden<br />
wir von einem Mehrpreis von etwa einem<br />
Drittel und beim Xeobib von annähernd<br />
Fitker<br />
580/70 R 38<br />
Ausgeprägte Eignung<br />
bis 120 %<br />
Beurteilung 6,5 bis 7,5<br />
Multibib<br />
650/65 R 38<br />
Xeobib<br />
710/60 R 38<br />
Technische Daten<br />
Stollenzahl/-höhe 46/57 mm 40/56 mm 42/56 mm 44/54 mm<br />
Tragfähigkeitsindex 153A8/150B 155 A8/155B 157 D 160 D<br />
Tragfähigkeit in kg bei 40 km/h 3650 3880 4520 4500<br />
Tragfähigkeit in kg bei 50 / 65 km/h 3350 / - 3880 / - 4330 / 4125 4500 / 4500<br />
Felgengröße DW 18 L x 38 DW 18 L x 38 DW 20 A x 38 DW 25 A x 38<br />
Luftdruck bei 3850 kg Radlast / 30 km/h 1,5 bar 1,4 bar 1,1 bar 0,8 bar<br />
Reifenpreis plus MwSt. 1 470 Euro 1 600 Euro 1 950 Euro 2 250 Euro<br />
Aufstandsfläche/Bodenschonung<br />
Gesamtaufstandsfläche (im Sandbett) 3 346 cm 2 3 572 cm 2 3 933 cm 2 4 511 cm 2<br />
Spurtiefe Stollen (3850 kg Radlast) 104 mm 93 mm 80 mm 67 mm<br />
Spurtiefe Restfläche 51 mm 37 mm 26 mm 18m<br />
Beurteilung Bodenschonung<br />
Komfort-/Sicherheitstest<br />
Fahrkomfort 6,00 6,66 7,66 8,66<br />
Fahrverhalten 5,66 7,0 8,0 8,66<br />
Gesamteindruck 5,66 6,66 8,0 8,66<br />
Beurteilung Fahrtest<br />
Zugkraftmessungen<br />
Zugkraft (daN) 10 % 2108 2321 2240 3021<br />
bei ... Schlupf 15 % 2715 2928 3106 3713<br />
Beurteilung Zugkraft<br />
Unterdurchschnittlich<br />
unter 90 bzw. 100 %<br />
Beurteilung unter 5,5<br />
20 % 3179 3466 3607 4271<br />
25 % 3504 3825 4000 4661<br />
30 % 3749 4130 4258 4900<br />
Das Maß der Dinge<br />
über 120 %<br />
Beurteilung über 7,5<br />
Bei stärkeren Geländeunebenheiten, wie sie nun<br />
einmal bei Feldwegen vorliegen, ist wichtig, dass<br />
ein Reifen nicht lange nachfedert.<br />
60 Prozent mehr. Bei den Felgen schlägt<br />
die 20-Zoll-Felge mit 15 Prozent Mehrpreis<br />
gegenüber der 18-Zoll-Felge durch, bei der<br />
25-Zoll-Felge sind es immerhin 50 Prozent.<br />
Und obwohl somit ein Xeobib einschließlich<br />
Felge annähernd 50 Prozent teurer<br />
kommt als ein Agribib mit Felge, sollte<br />
man im Normalfall eigentlich keine Sekunde<br />
beim Kauf zögern, wenn man sich<br />
die Testergebnisse vor Augen führt. Der<br />
Mehrpreis tritt im Verhältnis zur besseren<br />
Gesamtperformance nahezu komplett in<br />
den Hintergrund. Da reicht schon alleine<br />
der Blick auf die Position Kraftstoffkosten<br />
beim Traktor, die je nach Größe und Fabrikat<br />
zwischen 25 und 40 Prozent der Gesamtkosten<br />
betragen. Verschärft haben die<br />
Spritspardiskussionen in den letzten Jahren<br />
zum einen vor allem die rasant gestiegen<br />
Dieselpreise mit einer annähernden<br />
Verdoppelung alleine seit der Währungsumstellung<br />
auf Euro und zum anderen die<br />
Begrenzung der Mineralölsteuerrückvergütung<br />
auf 10 000 Liter pro Betrieb.<br />
An den Hochschulen wurden in den letzten<br />
Jahren zahlreiche Arbeiten hinsichtlich<br />
der Verfahrenskosten auf einem<br />
durchschnittlichen, landwirtschaftlichen<br />
Betrieb vergeben. Auf Basis dieser wird ersichtlich,<br />
dass sich durch die teils über 40<br />
Prozent höhere mögliche Zugkraftübertragung<br />
eines mit einem 60er- statt einem<br />
85er-Reifen ausgestatteten Traktors, die<br />
Verfahrenskosten bereits im ersten Einsatzjahr<br />
derartig stark senken lassen, dass<br />
der Mehrpeis deutlich überkompensiert<br />
wird.<br />
Dass dabei der niedrigere mögliche Luftdruck<br />
(annähernd halbiert) bei gleicher<br />
Radlast voll durchschlägt, versteht sich eigentlich<br />
von selbst. Möglich wird dies alles<br />
erst durch modernste Reifentechnologie,<br />
wie sie Michelin eben bei dem Xeobib<br />
mit seiner patentierten UltraflexKarkasse<br />
realisert hat. Die Effekte hinsichtlich Bodenschonung<br />
durch niedrigeren Reifenfülldruck,<br />
geringere Spurtiefe, weniger<br />
Schlupf sind dabei überhaupt noch nicht<br />
quantifiziert.<br />
Man sollte also vor dem Kauf eines neuen<br />
Traktors nicht soviel darüber diskutieren,<br />
ob es vielleicht doch der nächst stärkere<br />
Typ sein muss, wenn die Wahl der Reifentechnologie<br />
zuvor ungeklärt ist. (dd)<br />
Fotos: Dänzer (9)<br />
sonderpublikation Michelin 2011 15
Die Versuche hinsichtlich der Einsinktiefe der<br />
verschiedenen Reifen (links der 65er-, rechts der<br />
60er-Reifen) waren sehr zeitaufwändig.<br />
85er-Reifendimension<br />
Für diesen Reifenquerschnitt ist der<br />
Michelin Agribib 20.8 R 38 ins Rennen<br />
gegangen. Und in der Vergangenheit<br />
durchgeführte Vergleichstests zeigen,<br />
dass es im Grunde einer der besseren<br />
Vertreter dieser Dimension ist. Über<br />
alle Disziplinen hinweg, fungiert der<br />
Agribib als Referenzreifen. Er wurde<br />
also immer gleich 100 Prozent gesetzt.<br />
Was seine Qualitäten in Punkto Zugkraft<br />
und Bodenschonung anbelangt,<br />
so wurden sie bereits angesprochen.<br />
Auch beim Komfort- und Fahrsicherheitstest<br />
konnte der Agribib im Vergleich<br />
mit den anderen<br />
Reifenquerschnitten keinen<br />
Boden gutmachen.<br />
Er ist zwar ein Reifen,<br />
der durch seine vergleichsweise<br />
harten<br />
Flanken bei Lenkbewegungen<br />
direkt anspricht,<br />
allerdings hilft ihm dies<br />
auch nicht weiter in<br />
Richtung besserer Bewertungen.<br />
Mit im Schnitt sechs von<br />
maximal zehn Bewertungspunkten<br />
wurde er<br />
von den Fahrern immerhin<br />
als in allen Disziplinen<br />
annehmbar eingestuft.<br />
Die ersten Stollenerregungen<br />
waren bereits bei sechs km/h zu spüren,<br />
die sich relativ kräftig steigerten im Bereich<br />
von neun bis 13 km/h. Im Slalomkurs<br />
fing der mit dem Agribib bereifte<br />
Traktor bei über 30 km/h immer<br />
stärker an zu übersteuern – mehr als 35<br />
km/h waren deshalb in dem Kurs nicht<br />
drin. Der Reifen bricht ab einem bestimmten<br />
Moment plötzlich über die<br />
Seitenflanken weg. Die Dämpfungseigenschaften<br />
dieser Reifengattung sind<br />
durch den vergleichsweise straffen Karkassenaufbau<br />
von vorneherein begrenzt,<br />
dies gilt sowohl für den Straßen-<br />
als auch den Geländeeinsatz.<br />
70er-Reifendimension<br />
Mit dem Fitker – 580/70 R 38 – nahm<br />
ein Reifen der Konzerntochter Kleber<br />
am Test teil, da im Michelin-Marken-<br />
Portfolio kein 70er-Vertreter lieferbar<br />
ist. Beim Komfort- und Fahrsicherheitstest<br />
bewerteten die Fahrer den Fitker im<br />
Schnitt immer um eine Bewertungsstufe<br />
besser als den Agribib. Die<br />
Spanne, in dem deutlich Vibrationen<br />
durch die Stollenerregungen in der Kabine<br />
zu spüren waren,<br />
fiel mit zwölf bis 15<br />
km/h knapper aus.<br />
Über alle Fahrer hinweg,<br />
wurde die Fahrstabilität<br />
des Fitker<br />
mit rund sieben von<br />
zehn Punkten bewertet.<br />
Dies ist okay für<br />
eine Reifen der 70er-<br />
Dimension, wobei<br />
hier schon anzumerken<br />
ist, dass der Fitker<br />
bei einem Vergleichstest<br />
der 70er-Reifen<br />
fast durchgehend am<br />
besten abschnitt.<br />
Dennoch reichte es in dem Technologie-Vergleichstest<br />
zu keiner besseren<br />
Bewertung -– dafür müsste sein Dämpfungsverhalten<br />
einfach besser sein. Die<br />
Zugkraft- und Bodenschonungs-Tests<br />
hat der Fitker eigentlich wie erwartet<br />
im Mittelfeld abgeschlossen.<br />
65er-Reifendimension<br />
Der Multibib hat als Neuentwicklung<br />
in 2006 den Trendsetter der 65er-Reifengattung,<br />
den XM 108, abgelöst.<br />
Beim Multibib wurden die Schwächen<br />
des XM 108 hinsichtlich der Seitenstabilität<br />
deutlich abgemildert. Dies merkt<br />
man sofort, wenn man in den Slalomkurs<br />
einfährt: Der XM 108 ist ab einer<br />
gewissen Geschwindigkeit plötzlich<br />
über die Flanke weggebrochen. Der<br />
Multibib hat zwar nach wie vor die<br />
hochflexible Karkasse, die einen Seitenversatz<br />
zulässt, der einem Betrachter<br />
der Slalomfahrten sofort ins Auge<br />
sticht. Jetzt läuft die Fahrt über den gesamten<br />
Kurvenverlauf<br />
jedoch kontrollierter<br />
ab. Der<br />
Multibib bricht eben<br />
nicht ab einem gewissen<br />
Punkt des<br />
Kurvenverlaufes in<br />
Richtung Ausgangsposition<br />
über die<br />
Flanke weg. Die Vibrationen<br />
in der Kabine<br />
durch die Stollenerregungen<br />
im<br />
Bereich von neun bis 14 km/h, überwiegend<br />
von der Hinterachse kommend,<br />
hielten sich in Grenzen. Was<br />
einem gleich nach ein paar Meter<br />
Fahrtstrecke auffällt ist, dass der mit<br />
dem Multibib bereifte Traktor weich<br />
und komfortabel durch die gute Eigendämpfung<br />
abläuft. Einer der Tester hat<br />
als Beispiel dafür das Gehen auf einem<br />
Teppich vorgebracht. Das Gesamtfazit<br />
des Vertreters der 65er-Generation fällt<br />
mit acht Bewertungspunkten jedenfalls<br />
sehr gut aus.<br />
60er-Reifendimension<br />
Der Xeobib war der erste Reifentyp,<br />
den Michelin mit der patentierten Ultraflex-Technologie<br />
vor vier Jahren auf<br />
den Markt brachte. Auf der 2003er-<br />
Agritechnica wurde er von der Neuheiten-Kommission<br />
der DLG seinerzeit<br />
mit einer Gold-Medaille ausgezeichnet.<br />
Dennoch konnte er in all den Jahren<br />
keine großen Stückzahlen auf sich vereinen.<br />
Der auf den ersten<br />
Blick höhere Preis<br />
und die dafür notwendige<br />
25-Zoll-Felge standen<br />
einer größeren<br />
Verbreitung bislang<br />
einfach im Wege.<br />
Beim Komfort- und<br />
Fahrsicherheitstest waren<br />
sich die Fahrer im<br />
Grunde einig, dass die<br />
bei der Radlast möglichen<br />
0,8 bar – mit denen<br />
er ja auch gefahren<br />
wurde – für die Straßenperformance<br />
wahrscheinlich zu wenig<br />
sind. Der Clou bei der Produktvorstellung<br />
war ja seinerzeit, dass der<br />
Xeobib sowohl mit einem bar auf der<br />
Straße als auch auf dem Feld gefahren<br />
werden kann. Mit 0,8 bar federt der<br />
Reifen durch die weiche Flanke eigentlich<br />
zu stark nach, was im Gelände sogar<br />
ein bisschen zum Aufschaukeln<br />
führt. Dennoch ist der Xeobib auch in<br />
dem letzten Testabschnitt das Maß aller<br />
Dinge gewesen, was die neun von den<br />
möglichen zehn Bewertungspunkten<br />
zeigen. Selbst mit dem gefahrenen Fülldruck<br />
von 0,8 bar konnte der Slalomkurs<br />
mit 40 km/h bewältigt werden.<br />
Der Traktor ist zwar relativ weit gedriftet,<br />
war aber jederzeit beherrschbar.<br />
Auffällig waren auch die starken Rückstellkräfte<br />
bei plötzlichen Lenkbewegungen.<br />
Die Stollenerregungen waren<br />
über eine vergleichsweise langen<br />
Spanne spürbar (von neun bis fast hoch<br />
zu 20 km/h), allerdings waren sie nur<br />
im Bereich von zehn bis 13 km/h deutlicher<br />
spürbar.<br />
16 www.agrartechnikonline.de