Nach dem Fest ist vor dem Fest! - Katholische Kirche Neubrandenburg

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18.03.2014 Aufrufe

wichtig war für ihn auch das Treffen vor der Kirchentür, nachdem der Gottesdienst zu Ende war. Hier wurde sich ausgetauscht und Verabredungen getroffen. Hier kam noch einmal das zum Tragen, was wir vorher gemeinsam gefeiert hatten – Gemeinschaft. An diesem Sonntag fuhr Martin Suckow nicht, wie gewohnt, nach Neubrandenburg zurück. Die Woldegker Gemeinde hatte ihn und seine Familie noch zu einem gemütlichen Frühschoppen eingeladen. Es ist unsere Art, ihm auf diese Weise noch einmal Dank zu sagen, für das, was er – in dieser Zeit – für und mit uns bewegt hat. Auch wenn Martin Suckow nun Abschied von seinem Dienst als Diakonatshelfer genommen hat, so ist es doch hoffentlich kein Abschied von den Menschen in Woldegk, die ihm am Herzen liegen. In die Nachfolge von Martin Suckow hat sich nun Magnus König begeben, den die Woldegker Gemeinde ganz herzlich willkommen heißt. Norbert Koschmieder, Woldegk Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eintrittst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund! Welcher Katholik kennt nicht dies Satz? Wir alle sprechen diese Bitte vor der Kommunion. Der römische Hauptmann hat mit dieser Bitte Jesus davon überzeugt, dass nur ER seinen Diener heilen kann. Denn nach dem sehr aufdringlichen Verhalten des Hauptmanns, weil er sich seiner Fürsorgepflicht gegenüber seinen Untergebenen bewusst ist, antwortet Jesus vollkommen unerwartet: Amen, das sage ich euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemand gefunden (Mt8,8ff). Der Hauptmann glaubte Jesus. Unglaublich – aber wahr! Meine lieben Leser, ich habe diese Gedanken am Anfang meines Artikels gestellt, weil ich mir vor der Entscheidung Militärpfarrer in der Bundeswehr zu werden, ernsthafte Gedanken machen musste, wie sich dies mit meiner christlichen Grundhaltung vereinbaren lässt. Die Spannung ist doch eindeutig: Auf der einen Seite: Bundeswehr, Zivildienst, Gewalt, möglicher Krieg. Auf der anderen Seite: christliche Botschaft; sowie meine früheren Bemühungen in der Friedenserziehung (Schwerter zu Pflugscharen, Seelsorge an Spatensoldaten in der DDR- Zeit, Mitbegründer von amnesty international in der DDR). Die Zeilen reichen hier nicht aus, um sehr ausführlich und korrekt zu antworten. Aber ich habe mir vor dieser Entscheidung genügend Gesprächspartner aus der Pro- und Contra- Szene gesucht. Ähnlich erging es mir, als ich mich für den katholischen Religionslehrer und Schulpfarrer für die Gymnasien und Mittelschulen im Raum Hoyerswerda entschied. Immer gab es danach ein nachdenkliches Kopfschütteln oder auch Zustimmungen. Wie in allen wichtigen Entscheidungen war das Gewissen angefragt. Natürlich musste ich mich auch im Neuen Testament orientieren. Aber ich fand keine Stelle, wo Jesus ausdrücklich und ausschließlich den Soldatenberuf verneint. Selbst das Gespräch zwischen einem Soldaten und Johannes dem Täufer ist aufschlussreich: Auch Soldaten fragten ihn: Was

sollen denn wir tun? Und er sagte zu ihnen: Misshandelt niemand, erpresst niemand, begnügt euch mit eurem Sold! (Lk 3,14ff) Seit Pius XI. kennt die Kirche nun die Militärseelsorge. Über die Höhen und Tiefen und manche Fehlleistungen kann und muss man sicherlich intensiv nachdenken. 1986 hat Papst Johannes Paul II. auch kirchenrechtlich vieles geregelt. Die Militärseelsorge ist eine eigene Diözese. Momentan ist der Bischof von Eichstätt, Walter Mixa, der katholische Militärbischof in der Bundeswehr Deutschlands. Ähnliche Konstruktionen kennt die evangelische Kirche auch. In den hiesigen Standorten Neubrandenburg und Torgelow (früher Eggesin) hat damals der Militärdekan Heinrich Hecker die wichtigsten Voraussetzungen für eine Seelsorge an den Soldaten aufgebaut. Aus Ihrer Gemeinde war Herr Hans Gesswein der Mann der ersten Stunde. Ihm haben wir viel zu verdanken, denn Dekan Gräfe und er waren entscheidend am Aufbau tätig. Heute ist es mein Mitarbeiter Andreas Swaton. Es ist schon unglaublich, wie er und somit auch indirekt seine Frau aufopferungsvoll diesem wichtigen Dienst nachgehen. Mein Arbeitsbereich umfasst nun die Standorte Neubrandenburg (mit den vielen kleinen Kasernen), Torgelow und das Multinationale Korps in Stettin. Die Hauptaufgabe besteht hier in der konkreten Seelsorge. Das bedeutet, dass meine Gesprächsbereitschaft ständig abgefordert werden muss. Dazu kommen Unterricht, Arbeitsgemeinschaften, Standortgottesdienste und natürlich auch Repräsentationspflichten. Das letztere ist nicht immer so toll, aber gerade heute muss Kirche auch in der Öffentlichkeit Flagge zeigen. Der Anteil der Katholiken beträgt etwa 1% und der Evangelen etwa 7%. Das heißt, der größte Teil der Soldaten ist ungetauft, kennt weder eine Kirche von Innen noch haben sie es mit einem Pfarrer zu tun gehabt. Hier ist natürlich größte Sensibilität und gute Taktik angesagt. Meine Erfahrung: Sowohl vor Ort als auch im Einsatz (Kosovo) werden wir akzeptiert. Im Kosovo haben wir sogar eine Feldkapelle mit den „ungetauften Ossis“ gebaut. Und auch das sei gesagt: Wir wären schon ein Stückchen weiter, wenn die christlichen Soldaten beider Konfessionen zu ihrem Glauben stehen würden. Ich muss mir viele berechtigte und unberechtigte Argumente für deren Inaktivität anhören. Dies gilt besonders für meine christlichen Unteroffiziere und Offiziere. Wie in der Pfarrgemeinde: Das christliche Vorbild kann nur die Frohe Botschaft überbringen. Auch wenn es in der deutschen Bildungspolitik nicht gerne gesehen wird, aber die christliche Missionsarbeit ist notwendig. Auch hier gelten wieder die Bemerkungen vom Anfang: Ich könnte seitenweise aus den Gesprächen berichten, wie viele Menschen (nicht nur Jugendliche) froh wären, wenn sie für ihre Lebensziele hinreichende und lebensbejahende Motivationen hätten. Wir haben als Christen etwas anzubieten: Die Botschaft Jesu. Warum dann so zögerlich? Auch heute gilt die Feindesliebe. Ich kann mich nicht entsinnen, dass Jesus das Bild vom Feind abgeschafft hat, deshalb fordert er die Feindesliebe: Beten sollen wir für ihn. Sogar Christen sind manchmal ganz erstaunt, wenn sie auf diese Forderung Jesu hingewiesen werden. Jeder hat wenigstens ein Feindbild – wie stark? Das weiß ich nicht. Nun noch paar praktische Hinweise. Ich muss leider feststellen, dass wir, Herr Swaton und ich, zu wenig über den Grundwehrdienst, Zivildienst, über den Antrag als Kriegsdienstverweigerer und über den Beruf eines Soldaten vor der Einberufung angefragt werden. Ich erlebe Dinge, da muss ich mich fragen, wie es zu solchen seelischen und geistigen Verwerfungen oder Unwissenheiten gekommen ist. Viele Bundeswehranwärter holen sich nur- wenn es hoch kommt- eine klägliche Information ein und sind dann

wichtig war für ihn auch das Treffen <strong>vor</strong> der <strong>Kirche</strong>ntür, nach<strong>dem</strong> der Gottesdienst zu<br />

Ende war. Hier wurde sich ausgetauscht und Verabredungen getroffen. Hier kam noch<br />

einmal das zum Tragen, was wir <strong>vor</strong>her gemeinsam gefeiert hatten – Gemeinschaft.<br />

An diesem Sonntag fuhr Martin Suckow nicht, wie gewohnt, nach <strong>Neubrandenburg</strong><br />

zurück. Die Woldegker Gemeinde hatte ihn und seine Familie noch zu einem gemütlichen<br />

Frühschoppen eingeladen. Es <strong>ist</strong> unsere Art, ihm auf diese Weise noch einmal Dank zu<br />

sagen, für das, was er – in dieser Zeit – für und mit uns bewegt hat. Auch wenn Martin<br />

Suckow nun Abschied von seinem Dienst als Diakonatshelfer genommen hat, so <strong>ist</strong> es<br />

doch hoffentlich kein Abschied von den Menschen in Woldegk, die ihm am Herzen liegen.<br />

In die <strong>Nach</strong>folge von Martin Suckow hat sich nun Magnus König begeben, den die<br />

Woldegker Gemeinde ganz herzlich willkommen heißt.<br />

Norbert Koschmieder, Woldegk<br />

Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eintrittst unter<br />

mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine<br />

Seele gesund!<br />

Welcher Katholik kennt nicht dies Satz? Wir alle sprechen diese<br />

Bitte <strong>vor</strong> der Kommunion. Der römische Hauptmann hat mit dieser<br />

Bitte Jesus davon überzeugt, dass nur ER seinen Diener heilen kann. Denn nach <strong>dem</strong> sehr<br />

aufdringlichen Verhalten des Hauptmanns, weil er sich seiner Fürsorgepflicht gegenüber<br />

seinen Untergebenen bewusst <strong>ist</strong>, antwortet Jesus vollkommen unerwartet: Amen, das sage<br />

ich euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemand gefunden (Mt8,8ff).<br />

Der Hauptmann glaubte Jesus. Unglaublich – aber wahr!<br />

Meine lieben Leser,<br />

ich habe diese Gedanken am Anfang meines Artikels gestellt, weil ich mir <strong>vor</strong> der<br />

Entscheidung Militärpfarrer in der Bundeswehr zu werden, ernsthafte Gedanken machen<br />

musste, wie sich dies mit meiner chr<strong>ist</strong>lichen Grundhaltung vereinbaren lässt.<br />

Die Spannung <strong>ist</strong> doch eindeutig:<br />

Auf der einen Seite: Bundeswehr, Zivildienst, Gewalt, möglicher Krieg.<br />

Auf der anderen Seite: chr<strong>ist</strong>liche Botschaft; sowie meine früheren Bemühungen in der<br />

Friedenserziehung (Schwerter zu Pflugscharen, Seelsorge an Spatensoldaten in der DDR-<br />

Zeit, Mitbegründer von amnesty international in der DDR).<br />

Die Zeilen reichen hier nicht aus, um sehr ausführlich und korrekt zu antworten. Aber ich<br />

habe mir <strong>vor</strong> dieser Entscheidung genügend Gesprächspartner aus der Pro- und Contra-<br />

Szene gesucht. Ähnlich erging es mir, als ich mich für den katholischen Religionslehrer<br />

und Schulpfarrer für die Gymnasien und Mittelschulen im Raum Hoyerswerda entschied.<br />

Immer gab es danach ein nachdenkliches Kopfschütteln oder auch Zustimmungen. Wie in<br />

allen wichtigen Entscheidungen war das Gewissen angefragt. Natürlich musste ich mich<br />

auch im Neuen Testament orientieren. Aber ich fand keine Stelle, wo Jesus ausdrücklich<br />

und ausschließlich den Soldatenberuf verneint. Selbst das Gespräch zwischen einem<br />

Soldaten und Johannes <strong>dem</strong> Täufer <strong>ist</strong> aufschlussreich: Auch Soldaten fragten ihn: Was

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