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Nach dem Fest ist vor dem Fest! - Katholische Kirche Neubrandenburg

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unterstreicht: Als er nach Wochen der Schule wieder in den Hort des Kinderhauses<br />

kommt, rennen ihm die Kinder entgegen, hängen sich an seinen Hals, begrüßen ihn voller<br />

Freude und Überschwänglichkeit! Dass die Kinder ihn so sehr mögen, so anhänglich sind,<br />

dass er so viel mit und bei ihnen bewirken kann, das sind die Gründe, warum er nun zum<br />

wiederholten Mal hier arbeiten will. Ob er keine Ängste oder Vorbehalte hatte, in ein<br />

katholisches Haus zu gehen, frage ich ihn. Denn er kommt nicht aus chr<strong>ist</strong>lichem<br />

Elternhaus, hat allerdings schon einmal in einer Einrichtung der Diakonie etwas<br />

„chr<strong>ist</strong>liche Luft“ geschnuppert. Nein, Ängste hatte er keine, aber er war sehr neugierig!<br />

Der heilige Nikolaus, den Remo bislang nur mit seinen geputzten Schuhen am 6.<br />

Dezember in Verbindung brachte, wurde hier im Kinderhaus richtig groß gefeiert als<br />

Heiliger und Haus- Namenspatron. Und dann entdeckte er da im Hort eine Kinderbibel,<br />

die erste Bibel für ihn überhaupt. „Das war ein wunderschönes Geschichtenbuch!“ erinnert<br />

sich Remo. „Aber an manchen Stellen ziemlich grausig!“ ergänzt er. Was in mir sofort<br />

eine Riesen Lust auf einen kleinen Bibeldisput weckt, nur leider <strong>ist</strong> heute dafür keine Zeit.<br />

Ich will mit meinem Notizbuch noch zu einigen Erzieherinnen gehen und sie zum Thema<br />

„Praktikanten“ befragen. Aber zu<strong>vor</strong> möchte ich von Remo noch wissen, wie er mit den<br />

Leuten hier im Haus zurecht kommt. Sein Urteil „tolles Team“ geht mir natürlich wie<br />

Butter herunter! Denn ich bin ja hauptsächlich auch ein Teil davon und nur ab und an ein<br />

kleiner „Möchtegernreporter“. Jede Erzieherin hat ihren ganz eigenen Stil und bringt den<br />

auch mit in ihre Arbeit hinein, prägt die Kinder damit. Aber als Team finden alle immer<br />

wieder zusammen und erreichen so viel Gutes, ergänzt Remo noch. Die „Interview-Zeit“<br />

<strong>ist</strong> um, und während ich mich bei Remo bedanke, wünsche ich mir im Stillen für unser<br />

Kinderhaus noch ganz viele solche klugen und motivierten Praktikanten wie es Katharina<br />

und Remo sind.<br />

„Was fällt dir auf Anhieb ein, wenn du das Wort „Praktikanten“ hörst?“ frage ich etwas<br />

später einige meiner Kolleginnen völlig überraschend. Und ich bekomme <strong>vor</strong>wiegend die<br />

gleich klingende spontane Antwort: „Mehrarbeit!“ Was damit gemeint <strong>ist</strong>, weiß ich nur zu<br />

gut. Denn auch ich habe in zehn Jahren im Kinderhaus sehr viele Praktikanten in meiner<br />

Gruppe gehabt. Die Jüngsten waren gerade 14, 15 Jahre alt und machten ihr zweiwöchiges<br />

Schulpraktikum, die etwas älteren absolvierten ein soziales Praktikum oder wollten<br />

Kinderpflegerin oder Erzieherin werden. Dazu kamen Ferienschüler und andere<br />

„Kurzzeitpraktikanten“. Außer den Ferienschülern brachten alle einen dicken<br />

Praktikumsauftrag mit, in <strong>dem</strong> geschrieben stand, was sie zu erarbeiten, zu berichten, zu<br />

beobachten, zu erkunden und zu analysieren hatten. Am Ende des Praktikums erwarteten<br />

sie eine umfassende, ausführliche und aussagekräftige Beurteilung. Ich entsinne mich an<br />

meine Arbeit <strong>vor</strong> Jahren im sozial<strong>ist</strong>ischen Bildungs- und Erziehungssystem, als es für all<br />

diese Praktikanten einen hauptamtlich eingesetzten Lehrfacharbeiter gab. Wie kompetent<br />

er war, <strong>ist</strong> heute nebensächlich. Interessant <strong>ist</strong> nur, dass er einfach Zeit hatte, viel Zeit!<br />

Und genau die haben wir Erzieher leider nicht, wir, denen vom Gesetzgeber nicht einmal<br />

Vorbereitungszeit wie den Pädagogen an den Schulen zugestanden wird. Aber<br />

Praktikumsplätze sind rar und ziemlich heiß begehrt! Und viele Einrichtungen nehmen<br />

keine Praktikanten auf, eben weil ihre Mitarbeiter schon ohne diese Mehrbelastung kaum<br />

über die „Arbeits“ –runden kommen. In unserem Kinderhaus bekommen Praktikanten ihre<br />

Chance und eben ihren Platz, soweit nur möglich. Da wird oft nicht auf die Uhr gesehen,<br />

wenn es etwas zu zeigen oder zu erklären gibt, wenn Prüfungen <strong>vor</strong>zubereiten sind, wenn<br />

Lehrer zum Hospitieren und Konsultieren kommen. Da verzichtet die betreuende

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