Projektbericht
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Beteiligungsmobil Rote Rübe – Kiosk als Projekt für alltägliche Partizipation in der Schule<br />
Kiosk-Projekt an der Grundschule Wolfsanger/Hasenhecke<br />
Entstehung der Idee<br />
Im Rahmen des Beteiligungsprojektes zur Schulhofumgestaltung (2007), das die Rote Rübe im Auftrag<br />
des Kinder- und Jugendbüros moderierte, äußerten die SchülerInnen den Wunsch nach einem<br />
Schulkiosk. In einer Abstimmung über die Schulhofideen, an der alle SchülerInnen teilnahmen, bekam<br />
der Kiosk sehr, sehr viele Punkte. Da aber die Energie in die Verschönerung des Schulhofes gehen<br />
sollte, musste diese Projektidee zunächst im Ideenspeicher aufbewahrt werden. Zudem waren die<br />
LehrerInnen der Idee gegenüber recht skeptisch. Sie befürchteten dass die Kinder im Kiosk nur Süßigkeiten<br />
kaufen würden. Unter der Voraussetzung, dass es in einem Schülerkiosk nur gesunde Sachen<br />
geben dürfe, zeigten Sie aber Bereitschaft das Projekt mit dem Beteiligungsmobil zu gegebener<br />
Zeit aufzugreifen.<br />
In der Folgezeit hat sich der Schulhof nach und nach verbessert – nahezu sämtliche Hauptwünsche<br />
der Kinder sind bis zum Sommer 2009 umgesetzt worden. Den Kiosk hatten die Kinder aber nie vergessen<br />
und sprachen die IlehrerInnen immer wieder darauf an. So wurde zu Jahresbeginn diese Projektidee<br />
wieder aus dem Ideenspeicher hervorgeholt. Erfreulicherweise hatte der Jahrgang 3 mit seinen<br />
drei Klassen Lust das Projekt zu starten und probeweise umzusetzen.<br />
Alltagspartizipation und Selbstwirksamkeit erleben<br />
Mit dem Kioskprojekt wurde ein sehr wichtiges Thema/Anliegen der Kinder aus dem Beteiligungsprojekt<br />
aufgegriffen. Damit erhielten die Kindern Gelegenheit (Zeit, Unterstützung, Örtlichkeit, Geld) ihre<br />
eigene Idee umzusetzen und sich als selbstwirksam zu erleben. Wie bei dem Schulhofprojekt sollten<br />
die Kinder bei der Kioskplanung und –umsetzung beteiligt werden. Hierfür wurde ein neuer KInderrat<br />
ins Leben gerufen.<br />
Das Projekt ermöglicht einen alltäglichen und lebensweltorientierten Lern- und Erfahrungsprozess, in<br />
dem SchülerInnen praxisbezogen eine Vielzahl von kognitiven und sozialen Kompetenzen entwickeln<br />
und erproben. Zudem können die Themen ‚Gesunde Ernährung’ und ‚Regionale und saisonale Produkte’<br />
auf sehr direkte und selbstbestimmte Weise in den Schulalltag integriert werden.<br />
Kinderratsausweis<br />
Name:<br />
__________________<br />
Ich vertrete die Klasse: ______<br />
beim Kioskprojekt<br />
an der Grundschule<br />
Wolfsanger/Hasenhecke<br />
Ziele:<br />
• SchülerInnen lernen und leben Demokratie am<br />
praktischen Beispiel.<br />
• SchülerInnen sehen das Projekt als ‚Ihr’ Projekt<br />
an und haben Lust/Interesse den Kiosk (mit Unterstützung)<br />
zu betreiben und zu nutzen.<br />
• Eltern sind frühzeitig in das Projekt eingebunden<br />
und unterstützen den Schulkiosk.<br />
• Das Kioskprojekt wird als Unterrichtsthema aufgegriffen<br />
(Sachkunde: Ernährung/ Lebensmittel/Landwirtschaft,<br />
Mathe: Rechnen, Kunst: Gestaltung<br />
des Kiosks etc) und (weiter)entwickelt.<br />
• Das Kiosk-Projekt wird Teil der Schulstruktur<br />
Kinder- und Jugendbüro/Beteiligungsmobil Rote Rübe<br />
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Beteiligungsmobil Rote Rübe – Kiosk als Projekt für alltägliche Partizipation in der Schule<br />
Beteiligung der SchülerInnen in den einzelnen Projektschritten:<br />
Ende<br />
2008<br />
Anfang<br />
2009<br />
Gründung der Kiosk-AG aus den Klassenlehrerinnen der 3. Klassen und dem Beteiligungsmobil<br />
Konzeptionsphase (Raumsuche, Raumausstattung und Sortimentplanung)<br />
Elternbrief an die 2. und 3. Klassen mit Informationen zum Projekt und der Umfrage ob und<br />
wieviel Geld die Eltern ihren Kindern für den Einkauf im Kiosk mitgeben würden. Daraus<br />
ergibt sich eine große Zustimmung zum Kiosk und eine Bereitschaft von ca. 75% der Eltern<br />
den Kindern 0,50! und mehr mitzugeben. Gleichzeitig werden auch die Kinder der 2. und 3.<br />
Klassen befragt. Auch hier sagen ca. 75% der Kinder, dass sie 0,50! und mehr im Kiosk<br />
ausgeben würden.<br />
Die SchülerInnen der 3. Klassen erhalten einen Klassenbrief von Lucy/Willy (Beteiligungsmobil<br />
Rote Rübe) mit der Einladung zu einem Plenum um das Kioskprojekt zu starten.<br />
4.2. Plenum der 3. Klassen mit den Inhalten:<br />
• Bezug zum Beteiligungsprojekt herstellen - „Kiosk ist euer großer Wunsch, aber die<br />
LehrerInnen sind skeptisch und wollen nur einen gesunden Kiosk unterstützen.“<br />
• Gesund was heißt das eigentlich? – „Wollt ihr den Kiosk auch, wenn es nur gesunde<br />
Sachen gibt?“<br />
• Klassenaufträge – „Wählt 4 ProjektvertreterInnen für den Kiosk-Kinderrat und sucht in<br />
der Klasse 10 Sachen aus, die es im Kiosk geben sollte (unter dem Motto was<br />
schmeckt gut, ist gesund und günstig und macht kaum Müll).“<br />
Alle 3. Klassen einigen sich auf 10 Dinge, die es im Kiosk geben soll und notieren diese auf<br />
Pappteller. Die Projektratskinder bringen die Klassenmeinung in den Projektrat ein.<br />
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Beteiligungsmobil Rote Rübe – Kiosk als Projekt für alltägliche Partizipation in der Schule<br />
10.2. 1. Kiosk-Kinderrat mit den KlassenvertreterInnen und den Inhalten:<br />
• Gründung des Projektrates<br />
• Zusammentragen der Ergebnisse aus den Klassen (10 Sachen) und sortieren/prüfen<br />
der Verkaufswünsche - „Was ist zu teuer oder zu ungesund? etc..“<br />
• Erstellen einer mögl. Sortimentsliste (regelmäßiges und Ausnahmesortiment)<br />
• Probeabstimmung und Klassenaufgabe: Bepunktung des Sortiments mit der Klasse<br />
Sortimentsabstimmung: Alle Kinder der 3. Klassen verteilen ihre Abstimmungspunkte.<br />
18.2. 2. Plenum mit Vorstellung und den Inhalten:<br />
• Vorstellung der Abstimmungsergebnisse (Sortiment)<br />
• Ansprechen der nächsten Arbeitsschritte – „Was gibt es zu tun (z.B. Raumsuche- und<br />
gestaltung, Kiosk-Organisation/Abrechnung, Preise, Dienste etc.)?“<br />
Planungssphase (Raumgestaltung, Einkauf, Verkaufsorganisation)<br />
Arbeit in Klassen an den Themen: Kioskgestaltung/Raumfrage/Wo, Einkauf und Zubereitung,<br />
Preise und Abrechnung, Welche Dienste fallen an?<br />
11.3. 2. Kinderrat mit den Inhalten:<br />
• Planung – „Was haben die Klassen zu den drei Bereichen Sortiment, Raum und Zubereitung<br />
erarbeitet?“<br />
• Entscheiden – „Welche Entscheidungen müssen getroffen werden (Öffnungstag, Getränke<br />
in Flaschen oder Becher etc.)?“<br />
• Offene Fragen sammeln<br />
Kioskplanung (aufgrund von Krankheiten mit längerer Unterbrechung)<br />
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Beteiligungsmobil Rote Rübe – Kiosk als Projekt für alltägliche Partizipation in der Schule<br />
Probephase (Zubereitung, Einkauf/Verkauf, Abrechnung)<br />
5.6. Am 5. Juni ist es endlich soweit. Der Kiosk öffnet zum ersten Mal von 9.30 – 10.20 Uhr. Das<br />
Sortiment besteht aus Brezeln (sehr gut verkauft), halbe Brötchen, Gemüsetüten, Nusstüten,<br />
zuckerfreie Kaugummis (sehr gut verkauft), Apfelstücke und Schorle/Wasser. Damit der<br />
Ansturm in der 20-minütigen Pause nicht zu stark wird, können die 1. Klassen bereits ab<br />
9.30 Uhr im Kiosk einkaufen, etwas später kommen dann die anderen Klassen dazu.<br />
Kiosk praktisch – „Was es am Kiosktag zu tun gibt?“<br />
Folgende Aufgaben übernehmen die SchülerInnen einer 3. Klasse mit Unterstützung der Klassenlehrerin<br />
und Eltern/Rote Rübe (Den Einkauf haben die KlassenlehrerInnen im Vorfeld durchgeführt.)<br />
Zubereiten<br />
(Schmieren von Brötchen, Schneiden<br />
von Obst und Gemüse, Herstellung<br />
von Nusstütchen, Backen der Brezeln)<br />
Aufbauen und Dekorieren<br />
(Schilder stellen, Tische herrichten, Wände schmücken,<br />
Kiosk einrichten)<br />
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Beteiligungsmobil Rote Rübe – Kiosk als Projekt für alltägliche Partizipation in der Schule<br />
Verkaufen<br />
(Team aus 6 Kindern – Sachen<br />
Anreichen, Geld annehmen und<br />
wechseln, Strichliste zur Kontrolle<br />
führen)<br />
Abrechnen<br />
(Wieviel Geld wurde eingenommen?,<br />
Stimmt die Kasse überein mit der<br />
Strichliste?)<br />
Aufräumen<br />
(Raum fegen, Tische zurückstellen,<br />
Deko abnehmen, Geschirr in die<br />
Küche bringen etc.)<br />
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Beteiligungsmobil Rote Rübe – Kiosk als Projekt für alltägliche Partizipation in der Schule<br />
Fazit der Probephase -<br />
„Kiosk als geeignetes Projekt für alltägliche Partizipation in der Schule?“<br />
Der Kiosk hatte bis zu den Sommerferien insgesamt 3 mal Freitags von 9.30-10.20 Uhr geöffnet. Jedes<br />
Mal war eine der 3. Klasse verantwortlich für den Kiosk. Die Kinder haben sehr engagiert und<br />
zuverlässig ihre Kioskaufgaben übernommen. Dabei gab es am Anfang für die SchülerInnen noch viel<br />
zu lernen – vom Nusstütchen packen bis zum Geld wechseln und abrechnen. Das führte dazu, dass<br />
der Verkauf noch nicht so zügig klappte. Die ‚Kioskkunden’ stellten sich aber mit einer großen Ruhe in<br />
einer langen Schlange an und zeigten unheimlich viel Geduld.<br />
Die Verkaufsrenner waren die Brezeln und die zuckerfreien Kaugummis. Sehr schlecht verkauften sich<br />
die Gemüsetüten – evtl. waren diese zu unattraktiv verpackt und auch zu teuer. Evtl. sollten die frischen<br />
Sachen wie Obst und Gemüse etwas billiger verkauft werden. Die Kinder wünschen sich zudem<br />
auch mal Ausnahmen wie Eis, Schokolade oder Stickerbilder.<br />
Ein noch nicht ganz gelöstes Problem ist der Umgang mit den Getränkeflaschen (Thema Pfand). Da<br />
der Kiosk um 10.20 Uhr schließt, können die Kinder die leeren Flaschen nicht mehr zurückgeben.<br />
Dafür muss ein Rückgabesystem entwickelt werden. Hierfür hilfreich ist ein fester Raum für den Kiosk<br />
indem bestimmtes Mobiliar und Gestaltungselemente dauerhaft verbleiben können. So könnte z.B. am<br />
Folgetag ein kleines Team bestehend aus 2-4 Kindern die Flaschenrücknahme durchführen.<br />
Das Kioskprojekt eignet sich sehr gut um Kinder Schritt für Schritt Projektaufgaben und Verantwortung<br />
zu übergeben. Aufgaben wie Zubereitung, Verkauf oder Abrechnen machen die Kinder sehr gerne –<br />
brauchen aber am Anfang noch viel Unterstützung. Von daher ist die Umsetzung des Kiosks durch die<br />
KlassenlehrerInnen alleine kaum zu bewältigen. Die Einbindung von Eltern bietet hier aber eine gute<br />
Möglichkeit.<br />
Die Schule möchte den Kiosk gerne weiterführen. Es steht die Frage im Raum ob es schwerpunktmäßig<br />
darum geht einen Kiosk zu haben oder mehr darum ein alltägliches Projekt mit Kindern dauerhaft<br />
umzusetzen. Wenn der Kiosk dauerhaft ein Schülerprojekt bleiben soll, braucht er einen festen Platz<br />
in der Zeit- und Pausenstruktur der Schule. Können alle Kinder nur innerhalb der großen Pause einkaufen,<br />
bedarf der Verkaufsablauf einer gewissen Effektivität was Kinder schnell überfordern würde<br />
und das Projekt in seinem Ursprungsgedanken (SchülerInnen erleben Selbstwirksamkeit) in Frage<br />
stellten würde.<br />
Die Rote Rübe ist der Meinung dass ein SchülerInnenkiosk einen festen Platz im Schullalltag haben<br />
und auch als Unterrichtsbestandteil gesehen werden kann. Denn in diesem Projekt erlernen die Kinder<br />
vielfältige kognitive und soziale Kompetenzen. Zudem bietet das Kioskprojekt eine hervorragende<br />
Basis für fächerübergreifendes und lebensweltorientiertes Arbeiten, indem Themen wie Gesundes<br />
Essen, Saisonale Produkte, Essenszubereitung, Umgang mit Geld, Gewinn und Einkauf etc. aufgegriffen<br />
werden.<br />
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