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Gib dem Menschen, was des Menschen - KV

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JULI/AUG. 2005<br />

AMAKADEMISCHE<br />

MONATSBLÄTTER<br />

Zeitschrift <strong>des</strong> Kartellverban<strong>des</strong><br />

katholischer deutscher Studentenvereine<br />

<strong>KV</strong> • 117. Jahrgang • Nr. 6<br />

<strong>Gib</strong> <strong>dem</strong> <strong>Menschen</strong>,<br />

UNSER<br />

<strong>was</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong><br />

Prinzip Freundschaft Seite 04<br />

Ein Grund, den<br />

DIE AMTSEINFÜHRUNG<br />

Papst Benedikts XVI. Seite 08<br />

Vollwichs einzupacken<br />

Ein Mensch,<br />

EWALD MATARÉ<br />

den man nicht vergisst<br />

Seite 14


INHALT<br />

TITELTHEMA<br />

<strong>Gib</strong> <strong>dem</strong> <strong>Menschen</strong>,<br />

<strong>was</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> 04<br />

PAPST<br />

Ein Grund, den Vollwichs einzupacken:<br />

Die Amtseinfürung Papst Benedikts XVI. 08<br />

„Den richtigen Berater haben“ 10<br />

Papst Benedikt –<br />

Hochschulseelsorger bei der Isaria 11<br />

Papst und Profit 13<br />

Deutsch oder nicht deutsch? 14<br />

GEISTLICHES WORT<br />

Eucharistie 03<br />

<strong>KV</strong>-AKADEMIE<br />

Politik, Madonna und Delirium 16<br />

Wo Deutschland am schönsten ist 22<br />

Speyer – „Die Weinstraße“ 23<br />

WELTJUGENDTAG<br />

Gemeinsam erleben –<br />

ein Angebot für <strong>KV</strong>er 15<br />

PORTRAIT<br />

Ein Mensch, den man nicht vergisst:<br />

Ewald Mataré 18<br />

<strong>KV</strong>-WALLFAHRT<br />

„Wir sind gekommen,<br />

um Ihn anzubeten!“ 17<br />

EDITORIAL<br />

Liebe Kartellbrüder,<br />

liebe Leser und Leserinnen,<br />

die letzte Nummer der „Aka<strong>dem</strong>ischen Monatsblätter“ mit <strong>dem</strong><br />

neuen Papst als Titelbild hat ein reges Interesse ausgelöst. Wer<br />

noch einige zusätzliche Exemplare, die sich vortrefflich für eine<br />

Werbung für unseren Verband und seine Korporationen eignen,<br />

wünscht, sollte sich an das <strong>KV</strong>-Sekretariat<br />

wenden. Sprecht junge Studenten an und<br />

macht sie auf uns aufmerksam.<br />

Auch in dieser Nummer finden sich neben<br />

<strong>dem</strong> Leitartikel über unser Prinzip Freundschaft<br />

von Kb Hans-Joachim Leciejewski<br />

noch weitere Artikel, die sich mit <strong>dem</strong><br />

neuen Pontifex aus unseren Reihen beschäftigen.<br />

Die Redaktion war der Meinung,<br />

wir sollten einen Teil davon sofort<br />

abdrucken, weil das Ereignis noch in aller<br />

Munde ist. Sobald wird kein <strong>KV</strong>er mehr<br />

Papst. Wegen der zweiten „Papstnummer“<br />

konnten wir mit der Berichterstattung über<br />

die Vertreterversammlung in Paderborn, deren wichtiges Ergebnis<br />

ich schon in meinem letzten Editorial erwähnt habe, nicht schon in<br />

dieser Nummer beginnen. Da auch das Protokoll erst nach Redaktionsschluss<br />

vorlag, hätten wir sowieso nicht abschließend informieren<br />

können. In der kommenden Ausgabe werden sich außer<strong>dem</strong> die<br />

Kartellbrüder vorstellen, die ab <strong>dem</strong> 1. Oktober 2005 für den Verband<br />

die Verantwortung übernehmen. Das schließt sich gut an die<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse der VV an.<br />

Noch immer erhalten wir Zuschriften wegen einer Äußerung, die<br />

der Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Missfelder, in einem Gespräch<br />

mit der AGV gemacht hat. In der letzten Nummer der AM<br />

hatten wir schon klar gestellt, dass wir diese Meinung nicht teilen.<br />

Auch der <strong>KV</strong>-Rat distanziert sich ausdrücklich von der unhaltbaren<br />

Formulierung, die ältere Generation „verprasse“ viel Geld zu Lasten<br />

der jüngeren. Aus der Stellungnahme der AGV in der letzten Nummer<br />

geht ebenso hervor, dass der Vorstand „ein kämpferisches Gegeneinander<br />

der Generationen“ ausdrücklich ablehnt. Schließlich<br />

sei noch daran erinnert, dass im Impressum der AM seit eh und je<br />

darauf verwiesen wird: „Die mit Namen versehenen Beiträge geben<br />

die Meinung <strong>des</strong> Verfassers und nicht unbedingt die der Redaktion<br />

wieder.“<br />

Ich bleibe mit besten kartellbrüderlichen Grüßen wie immer<br />

Euer<br />

IMPRESSUM<br />

Aka<strong>dem</strong>ische Monatsblätter<br />

Herausgeber: Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine (<strong>KV</strong>).<br />

V.i.S.d.P: Dr. Wolfgang Löhr, c/o <strong>KV</strong>-Sekretariat.<br />

Kommissionsverlag: Verband alter <strong>KV</strong>er e.V., <strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 10 16 80, 45746 Marl, Linder Weg 44, 45770 Marl, Telefon (02365) 5729010, Telefax (02365) 5729051, am@kartellverband.de.<br />

Anzeigenverwaltung: <strong>KV</strong>-Sekretariat, Anschrift wie oben. Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 15.<br />

Druck: Pomp, Bottrop.<br />

Die AM werden im Rahmen der Verbandszugehörigkeit allen Kartellangehörigen ohne besondere Bezugsgebühr geliefert.<br />

Redaktion: Prof. Dr. Wilhelm Schreckenberg (Ehrenvorsitzender), Dr. Wolfgang Löhr (Vorsitz und v.i.S.d.P), Thomas Drescher, Stefan Einecke, Siegfried Koß, Dr. Günter Georg Kinzel, Michael Kotulla,<br />

Hans-Joachim Leciejewski, Reinhard Nixdorf, Harald Stollmeier, Prof. Dr. Hans-Georg Wehling. Koordination: Thorsten Malessa.<br />

Die Aka<strong>dem</strong>ischen Monatsblätter erscheinen zehnmal im Jahr. Es wird gebeten, Manuskripte an die oben genannte E-Mail-Adresse zu senden. Die Redaktion setzt das Einverständnis zu etwaigen<br />

Kürzungen und redaktionellen Änderungen voraus. Die mit Namen versehenen Beiträge geben die Meinung <strong>des</strong> Verfassers und nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Die Beiträge sind grundsätzlich<br />

in ehrenamtlicher Mitarbeit geschrieben. Der Abdruck ist nur mit Zustimmung der Redaktion gestattet.<br />

Hinweis nach § 4 Abs. 3 PD-SVD.<br />

Gegen das übliche Verfahren der Anschriften-Weitergabe durch die Deutsche Post AG kann der Zeitschriftenempfänger jederzeit Widerspruch beim <strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 10 16 80, 45746 Marl, einlegen.<br />

ISSN 0002-3000<br />

Internet-Adresse: www.kartellverband.de / am@kartellverband.de<br />

Ausgabe 08/2005: Redaktionsschluss: 30. Juli 2005, Auslieferung: 5. Oktober 2005<br />

Titelfoto:<br />

02 AM


Eucharistie<br />

GEISTLICHES WORT<br />

Bis zum Oktober dieses Jahres dauert noch das vom<br />

Papst ausgerufene „Jahr der Eucharistie“. Es wäre<br />

schade, wenn dieser Akzent von uns überhaupt nicht<br />

wahrgenommen und bedacht würde. Wenn wir als katholischer<br />

Studenten- und Aka<strong>dem</strong>ikerverband auch keine<br />

in <strong>dem</strong> Sinne fromme Vereinigung sind, dass Gebet<br />

und Liturgie unser Hauptaugenmerk gelten muss, so<br />

bleibt doch gültig, dass die Eucharistie „Quelle und<br />

Höhepunkt <strong>des</strong> ganzen christlichen Lebens“ (II. Vatikanisches<br />

Konzil: Dogmatische Konstituition über die<br />

Kirche „Lumen Gentium“, 11) ist, „aus der die Kirche immerfort<br />

lebt und wächst“ („Lumen Gentium“, 26).<br />

Der Mensch, der nach Sinn fragt und Erlösung sucht, der<br />

auf Jesus Christus aufmerksam wird und zum Glauben<br />

an Ihn kommt, empfängt das Sakrament der Taufe.<br />

Die in der Taufe angenommene Gemeinschaft mit Jesus<br />

Christus wird für ihn in jeder Feier der Eucharistie lebendig:<br />

„Wenn ihr das Fleisch <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>sohnes nicht<br />

esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht<br />

in euch.“ (Joh 6,53) Ohne diese Speise kann der Glaubende<br />

nicht leben. Er wird sie immer wieder dankbar<br />

empfangen.<br />

Jesus Christus gebraucht im Johannesevangelium zu<strong>dem</strong><br />

das Bild vom Weinstock und den Reben: „Ihr seid<br />

schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe.<br />

Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus<br />

sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie<br />

am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht<br />

bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.“ (Joh 15, 3.4)<br />

Eucharistie ist nicht nur das Sakrament der Gemeinschaft<br />

(Kommunion) <strong>des</strong> einhzelnen Glaubenden mit <strong>dem</strong><br />

Herrn, sondern auch das Sakrament der Gemeinschaft<br />

der Christen untereinander, das Sakrament der Communio.<br />

Es gehört zu meinen wichtigsten und beglückendsten Erfahrungen,<br />

Eucharistiefeiern innerhalb <strong>des</strong> <strong>KV</strong> mitgefeiert<br />

zu haben. Einige haben sich mir tief eingeprägt. so z.<br />

B. die hl. Messe mit P. Norbert Reus SAC, einem der damaligen<br />

<strong>KV</strong>-Seelsorger, im Kloster Ettal im Rahmen eines<br />

<strong>KV</strong>-Seminars in Garmisch-Partenkirchen. Das ist fast<br />

30 Jahre her, aber ich weiß noch, daß niemand auf die<br />

Uhr geschaut hat, obwohl diese Messe weit über eine<br />

Stunde gedauert hat. Es war eine ganz besondere Atmosphäre<br />

und Dichte <strong>des</strong> geistlichen Erlebens, ein Gnadengeschenk<br />

<strong>des</strong> lieben Gottes!<br />

Ich erinnere mich aber auch<br />

an Stiftungsfestgottesdienste<br />

der jüngsten Zeit, in denen<br />

die Wiedersehensfreude der<br />

Bun<strong>des</strong>brüder mit ihren<br />

Angehörigen in besonderer<br />

Weise zum Ausdruck kam,<br />

eine Wiedersehensfreude,<br />

die stark geprägt schien von<br />

<strong>dem</strong> gläubigen Wissen um<br />

den gemeinsamen Glauben in der einen Kirche, der<br />

unseren Bund prägt und zusammenhält. Da war für mein<br />

Empfinden der Herrgott, <strong>dem</strong> wir uns verdanken und in<br />

<strong>des</strong>sen Dienst wir stehen, wirklich spürbar in unserer<br />

Mitte und in einem jeden von uns.<br />

Das „Jahr der Eucharistie“ könnte Anlaß sein, über Sinn<br />

und Wert der Eucharistiefeier in unserem Kartellverband<br />

und in unseren Vereinen nachzudenken. Wir sollten uns<br />

bewußt machen, daß die Gedächtnisfeier <strong>des</strong> To<strong>des</strong> und<br />

der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus wichtig,<br />

weil konstitutiv auch für unseren Bund ist. Das wird uns<br />

im Bemühen stärken, würdige Eucharistiefeiern in<br />

unserem Kreis zu begehen und an deren Vorbereitung<br />

und Durchführung aktiv mitzuwirken. Dann werden wir<br />

die Erfahrung geschenkt bekommen, daß wir uns auch<br />

als Bünde ihm verdanken und aus ihm leben und immer<br />

neu Einheit und brüderliche Zusammengehörigkeit gewinnen.<br />

„Dank sei dir Vater für das ewge Leben und für den<br />

Glauben, den du uns gegeben, dass wir in Jesus Christus<br />

dich erkennen und Vater nennen. Je<strong>des</strong> Geschöpf<br />

lebt von der Frucht der Erde, doch dass <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong><br />

Herz gesättigt werde, hast du vom Himmel Speide uns<br />

gegeben zum ewgen Leben. Wir, die wir alle essen von<br />

<strong>dem</strong> Mahle und die wir trinken aus der heilgen Schale,<br />

sind Christi Leib, sind seines Leibes Glieder, Schwestern<br />

und Brüder. Aus vielen Körnern ist ein Brot geworden: so<br />

führ auch uns, o Herr, aus allen Orten zu einer Kirche<br />

durch dein Wort zusammen in Jesu Namen. In einem<br />

Glajben lass uns dich erkennen, in einer Liebe dich den<br />

Vater nennen; eins lass uns sein wie Beeren einer Traube,<br />

dass die Welt glaube.“ (Gotteslob 634)<br />

Was uns heilig ist, verlangt unsere ganze Aufmerksamkeit<br />

und jede Anstrengung. Was uns wichtig ist, darüber<br />

sollen wir auch diskutieren, und insofern könnte ich mir<br />

durchaus vorstellen, daß wir als Brüder zu einem regen<br />

Austausch über unser „Allerheiligstes“ gelangen, solange<br />

das „Jahr der Eucharistie“ noch währt.<br />

P. Robert Jauch OFM<br />

AM 03


Titelthema: Hans-Joachim Leciejewski<br />

<strong>Gib</strong> <strong>dem</strong> <strong>Menschen</strong>,<br />

<strong>was</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong><br />

Unser Prinzip Freundschaft<br />

Fragt man einen Kartellbruder nach <strong>dem</strong>, <strong>was</strong> den <strong>KV</strong> prägt und<br />

ihn von anderen studentischen Verbänden unterscheidet, so<br />

erhält man recht oft die Antwort, dass der <strong>KV</strong> ein nichtfarbentragender<br />

und nichtschlagender Aka<strong>dem</strong>ikerverband ist. Ohne<br />

Zweifel ist diese Antwort zutreffend und werden mit den beiden<br />

Negationen, nichtfarbentragend und nichtschlagend, <strong>dem</strong> <strong>KV</strong><br />

wichtige Werte angesprochen. Gern wird auch auf die drei Prinzipien<br />

unseres Verban<strong>des</strong> verwiesen, auf Religion, Wissenschaft<br />

und Freundschaft, doch begegnet einem dann häufig ein eigenartiges<br />

Missverständnis, in<strong>dem</strong> die Meinung geäußert wird, das<br />

Prinzip Religion, die Verwurzelung im christlichen Glauben und in<br />

der katholischen Kirche, sei das den <strong>KV</strong> von anderen studentischen<br />

Verbindungen Unterscheidende, während hingegen die<br />

Prinzipien Freundschaft und Wissenschaft ihn mit anderen Studentenverbänden<br />

verbänden.<br />

1 Gen 2,15<br />

04 AM<br />

Diese Ansicht ist irrig oder missverständlich und bedarf daher<br />

der Präzisierung, denn Wissenschaft und Freundschaft stehen<br />

in engem Zusammenhang zum Prinzip Religion. Die drei Prinzipien<br />

können wir nicht isoliert betrachten, sie sind vielmehr aufeinander<br />

bezogen und gehören eng zueinander. Wenn <strong>KV</strong>er<br />

nämlich als katholische Christen von Wissenschaft sprechen,<br />

dann bleibt für sie letztlich maßgebend der Auftrag <strong>des</strong> Schöpfers:<br />

„Gott, der Herr, nahm also den <strong>Menschen</strong> und setzte ihn<br />

in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte.“ 1<br />

Das wissenschaftliche Bemühen um das Verständnis und die<br />

Gestaltung der Welt ist zutiefst geprägt vom Geheimnis <strong>des</strong><br />

Ursprungs und vom Auftrag <strong>des</strong> Schöpfers und bleibt an diesen<br />

rückgebunden. Auch das Verständnis von Freundschaft steht in<br />

diesem Kontext und ist vom christlichen <strong>Menschen</strong>bild entscheidend<br />

geprägt.


TITELTHEMA<br />

Silbernes Priesterjubiläum<br />

Am 6. Juni feierte Kb Hans-Joachim Leciejewski<br />

(EM Cher), einer der Sprecher unseres<br />

Seelsorgeteams, sein silbernes Priesterjubiläum<br />

in der Braunschweiger Cyriacuspfarre.<br />

Seine Mutter, Verwandte, zahlreiche Pfarrangehörige,<br />

viele Mitbrüder und eine ansehnliche<br />

Schar Kartellbrüder, darunter der <strong>KV</strong>-Ratsvorsitzende<br />

und sein zukünftiger Nachfolger, feierten<br />

mit ihm eine feierliche Messe, in der besonders an den Heiligen<br />

Benedikt von Nursia erinnert wurde, <strong>des</strong>sen Orden sich der Jubilar<br />

als Oblate besonders verbunden fühlt. Der <strong>KV</strong> gratuliert herzlich und<br />

sagt auch noch einmal auf diesem Wege <strong>dem</strong> Jubilar „Vergelt's<br />

Gott“ für sein Engagement für den Verband.<br />

AM 05


TITELTHEMA<br />

Freundschaft ist dabei mehr als nur ein vielleicht<br />

vorübergehen<strong>des</strong> Gefühl der Verbundenheit, Freundschaft<br />

ist vielmehr auf Dauerhaftigkeit angelegt.<br />

Freundschaft wird zur Bindung, zur Verbindung, zum<br />

Lebensbund, in welchem <strong>Menschen</strong> verschiedener<br />

Generationen in ein Gespräch eintreten, in <strong>dem</strong> sie<br />

einander ernst nehmen, Fragen stellen, aufeinander<br />

hören, Erfahrungen und Einsichten austauschen, den<br />

eigenen Horizont erweitern und voneinander lernen.<br />

Daher gilt für jeden <strong>KV</strong>er: „Wir pflegen einen generationenübergreifenden<br />

Lebensbund, gekennzeichnet<br />

durch gegenseitigen Respekt, Erfahrungsaustausch<br />

und menschliche Zuwendung in allen Lebenssituationen.“<br />

5<br />

Freundschaft, eines der<br />

Prinzipien im <strong>KV</strong>, ist eine<br />

der Ursehnsüchte <strong>des</strong><br />

<strong>Menschen</strong>. Der Mensch ist<br />

grundsätzlich offen für den<br />

Mitmenschen und für die<br />

Welt um ihn herum. Wollte<br />

ein Mensch sich ganz und<br />

gar verschließen, so<br />

müsste er armselig mit sich<br />

allein auskommen.<br />

2 Sir 6,14<br />

3 Joh 11,35<br />

4 Joh 15, 15-17<br />

5 <strong>KV</strong>-Jahrbuch 2003, Klappentext<br />

06 AM<br />

„<strong>Gib</strong> <strong>dem</strong> <strong>Menschen</strong>, <strong>was</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>, ....“ –<br />

Freundschaft, eines der Prinzipien im <strong>KV</strong>, ist eine der<br />

Ursehnsüchte <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>. Freundschaft ist ein<br />

hoher Wert, der in der Heiligen Schrift gepriesen<br />

wird: „Ein treuer Freund ist wie ein festes Zelt; wer<br />

einen solchen findet, hat einen Schatz gefunden.“ 2<br />

Jesus Christus selbst hatte Freunde, wir kennen<br />

namentlich Maria, Marta und Lazarus in Betanien<br />

und um seinen toten Freund Lazarus weinte er. 3<br />

Jesus Christus selbst nennt seine Jünger seine<br />

Freunde: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn<br />

der Knecht weiß nicht, <strong>was</strong> sein Herr tut. Vielmehr<br />

habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch<br />

alles mitgeteilt, <strong>was</strong> ich von meinem Vater gehört<br />

habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe<br />

euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht<br />

und Frucht bringt und das eure Frucht bleibt.<br />

Dann wird euch der Vater alles geben, um <strong>was</strong> ihr<br />

ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch<br />

auf: Liebt einander!“ 4<br />

Freundschaft gründet im Wesen <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>. Der<br />

Mensch ist grundsätzlich offen für den Mitmenschen<br />

und für die Welt um ihn herum. Wollte ein Mensch<br />

sich ganz und gar verschließen, so müsste er armselig<br />

mit sich allein auskommen. Öffnet sich jedoch<br />

ein Mensch und gibt seiner Sehnsucht nach Freundschaft<br />

Raum, so gewinnt er den Reichtum <strong>des</strong> Anderen<br />

für sich und verschenkt sich selbst zugleich an<br />

den Anderen. Wesen der Freundschaft ist die gegenseitige<br />

Selbstmitteilung <strong>des</strong> Einen an den Anderen.<br />

Freunde reden miteinander, Freunde teilen sich einander<br />

mit. Freunde tauschen sich aus über die Erwartungen<br />

an den künftigen Weg, sie sprechen über<br />

Freude und Glück, aber auch über Ängste, Schwierigkeiten<br />

und Nöte. Freunde begleiten und tragen<br />

einander in frohen wie in traurigen Stunden.<br />

Der Kartellverein vor Ort ist der Raum, an <strong>dem</strong> der<br />

Student erfahren kann, welche Kraft aus aufrichtig<br />

gelebter Freundschaft erwächst. Er muss nicht in<br />

einem studentischen Massenbetrieb an der Universität<br />

vereinsamen, sondern er kann Freunde gewinnen,<br />

unter seinen Mitstudenten wie auch unter den<br />

Alten Herren. Wo man sich aufrichtig um Freundschaft<br />

bemüht, werden Bun<strong>des</strong>brüder einander beistehen<br />

und helfen, auch auf notwendige Korrekturen<br />

einander aufmerksam machen. Dabei ist die „correctio<br />

fraterna“ – die brüderliche Zurechtweisung und<br />

Korrektur - eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe in<br />

einer Freundschaft, weil es nicht zu selten geschieht,<br />

dass der Gesprächspartner sich verschließt<br />

und die Freundschaft aufkündigt, andererseits kann<br />

jedoch ein Freund nicht schweigend über alles hinwegsehen,<br />

auch wenn dies selbst unter “guten<br />

Freunden“ allzu oft geschieht. Freunde nehmen einander<br />

ernst, Freunde hören aufeinander, Freunde<br />

mahnen und korrigieren, wo dies notwendig ist. Viel<br />

Feingefühl ist hierbei erforderlich und aufrichtig gelebte<br />

Freundschaft ist eine den <strong>Menschen</strong> fordernde<br />

große Aufgabe, die er nicht aufgeben wird, auch<br />

wenn sie ihm nicht immer gelingt. Und da kein<br />

Mensch nur auf das Gute hin ausgerichtet ist, da er<br />

immer auch anfällig ist für das Sündige, wird jede<br />

Freundschaft immer wieder gefährdet sein durch<br />

Neid, Eifersucht und Missgunst: diese gilt es zu<br />

bekämpfen, da sie jede Freundschaft zerstören.<br />

Bisweilen ist das Prinzip Freundschaft eines, das<br />

<strong>dem</strong> einzelnen Bun<strong>des</strong>bruder viel abverlangt, da er<br />

es nicht einfach mit je<strong>dem</strong> anderen Bun<strong>des</strong>bruder<br />

gut kann. Es gibt besonders enge Freundschaftsbande,<br />

die wir in unseren Bierfamilien ausdrücken,<br />

es gibt aber eben auch die Erfahrung, dass gelebte<br />

Freundschaft mit Bun<strong>des</strong>brüdern schwer fällt. Es ist<br />

daher erforderlich, noch ein wenig genauer auf den<br />

Begriff der Freundschaft zu schauen.<br />

Der lateinische Ausdruck für Freundschaft lautet<br />

amicitia. Der Wortstamm ist das lateinische Verbum<br />

„amare – lieben (aus Zuneigung oder Leidenschaft)“<br />

und die Wurzel AMA ist vermutlich der Liebkosungs-


TITELTHEMA<br />

ausdruck der Kinder an die Mutter, ein Lallwort. Ist<br />

es nicht eine Überforderung, wenn das Prinzip<br />

Freundschaft – Amicitia in den Zusammenhang gegenseitiger<br />

Liebe gestellt wird und diese allen Bun<strong>des</strong>brüdern<br />

abverlangt wird?<br />

Eine Zwischenbemerkung aus anderem Kontext zur<br />

Illustration dieser Schwierigkeit: „Sagen Sie, Herr<br />

Pfarrer,“ – so die Frage <strong>des</strong> Todkranken nach der<br />

Krankensalbung – „im Himmel werde ich dann alle<br />

meine Lieben wiedersehen?“ „Sicherlich, und die<br />

Anderen auch!“<br />

<strong>Menschen</strong> überfordern sich maßlos, wollten sie alle<br />

Mitmenschen aus Zuneigung oder Leidenschaft lieben.<br />

Auch Kartell- und Bun<strong>des</strong>brüder überfordern<br />

sich, wollten sie sich an diesem Ideal ausrichten,<br />

alle Bun<strong>des</strong>brüder aus Zuneigung oder Leidenschaft<br />

zu lieben, d.h. in Freundschaft – Amicitia mit ihnen<br />

zu leben.<br />

Von dieser Überforderung wusste auch vor rund<br />

1500 Jahren der hl. Benedikt von Nursia, der Vater<br />

<strong>des</strong> abendländischen Mönchtums und Patron Europas.<br />

Er forderte in seiner Klosterregel, einer „Regel<br />

für Anfänger“, seine Mönche auf, einander zu lieben.<br />

Wenn er diese Forderung so ausdrücklich in<br />

seine Regel schreibt, dann aus schmerzhaft erlebtem<br />

Defizit vor Ort: Benedikt selbst musste erfahren,<br />

dass es mit der gegenseitigen Liebe schwierig ist<br />

und die Brüder eines Klosters, als <strong>des</strong>sen Abt er von<br />

ihnen berufen worden war, ihn mit Wein vergiften<br />

wollten. Er durchschaute ihre böse Absicht, machte<br />

das Segenszeichen <strong>des</strong> Kreuzes über das Trinkgefäß,<br />

welches darauf zerbrach. Benedikt zog die Konsequenz<br />

und verließ diese Gemeinschaft.<br />

Wenn Benedikt die gegenseitige Liebe der Brüder in<br />

seinem Kloster fordert, dann spricht er dabei nicht<br />

einfach von Amor, sondern differenziert von Caritas<br />

und Diligentia:<br />

• CARITAS 6 meint die Grundhaltung der Wertschätzung,<br />

die Hochachtung. Caritas wurde erst im<br />

spät- oder mittellateinischen zum Ausdruck für<br />

Liebe.<br />

• DILIGENTIA 7 meint die Grundhaltung <strong>des</strong> sorgfältigen<br />

Hinschauens auf den anderen <strong>Menschen</strong>,<br />

somit die Achtsamkeit und die Sorgfalt.<br />

• AMOR 8 ist der Ausdruck nur für die Beziehung <strong>des</strong><br />

Einzelnen zu Jesus Christus.<br />

den <strong>Menschen</strong>, der unter die Räuber gefallen war,<br />

nicht aus Zuneigung und Leidenschaft geliebt, und<br />

Christus fordert auch von uns Christen nicht, dass<br />

wir alle Brüder und Schwestern aus Zuneigung und<br />

Leidenschaft lieben. Dies wäre eine utopische Überforderung,<br />

die allenfalls dazu führte, dass der Versuch<br />

der Liebe gar nicht erst unternommen wird. Im<br />

Gleichnis wird vielmehr deutlich, dass der Mann aus<br />

Samaria an <strong>dem</strong>, der seine Zuwendung braucht,<br />

nicht vorübergeht, sondern vielmehr in der Grundhaltung<br />

der Caritas und der Diligentia die erforderlichen<br />

Schritte einleitet. Mit <strong>dem</strong> Gleichnis ist jeder<br />

Christ aufgerufen, sich um diese Haltung der Liebe<br />

zum Bruder zu mühen.<br />

Der differenzierte Sprachgebrauch – Amor, Caritas<br />

und Diligentia – entlastet und präzisiert das Verständnis<br />

von Freundschaft als eines der Prinzipien,<br />

denen sich der <strong>KV</strong> verpflichtet weiß. Es befreit von<br />

Überforderungen und öffnet zugleich den Weg, der<br />

gangbar und zu gehen ist. So ist Freundschaft im <strong>KV</strong><br />

nicht einfach nur ein Miteinander in einem Aka<strong>dem</strong>ikerverband,<br />

das die Generationen übergreifend gelebt<br />

wird, sondern Freundschaft ist vom christlichen<br />

<strong>Menschen</strong>bild geprägte Grundhaltung gegenüber<br />

<strong>dem</strong> Kartell- und Bun<strong>des</strong>bruder. „Ein Bund, wie eine<br />

katholische Verbindung, ist eben nicht einfach eine<br />

studentische Gemeinschaft innerhalb eines großen<br />

Bruderbun<strong>des</strong>, sondern er ist in einem recht verstandenen<br />

Sinne eine Zelle der Kirche, eine brüderliche<br />

Gemeinschaft innerhalb eines großen Bruderbun<strong>des</strong>,<br />

den die Kirche Jesu darstellt. ... Wir sind alle Brüder<br />

<strong>des</strong> einen Bun<strong>des</strong>, den Gott in Jesus Christus mit<br />

<strong>dem</strong> <strong>Menschen</strong> schloss. Wir spüren alle, dass von<br />

einer solchen Überlegung her die innere Gemeinschaft<br />

eurer Verbindung vertieft werden kann, die<br />

über eine bloße Deklamation hinauswächst in ein<br />

echtes Sich-lieben, Sich-ertragen, Sich-stützen und<br />

sich dabei von aller Verengung löst.“ 10<br />

Der Aufsatz beruht auf einem Festvortrag<br />

<strong>des</strong> Autors anlässlich <strong>des</strong> 50. Stiftungsfestes <strong>des</strong><br />

KStV Burggraf im <strong>KV</strong> zu Nürnberg<br />

Kartell- und Bun<strong>des</strong>brüder<br />

überfordern sich, wollten<br />

sie sich an diesem Ideal<br />

ausrichten, alle Bun<strong>des</strong>brüder<br />

aus Zuneigung oder<br />

Leidenschaft zu lieben,<br />

d.h. in Freundschaft –<br />

Amicitia mit ihnen zu leben.<br />

6 Benediktsregel Kapitel 27, Vers 4<br />

7 Benediktsregel Kapitel 70, Vers 4<br />

8 Benediktsregel Kapitel 4, Vers 21<br />

9 Lk 10, 30-37<br />

10 Julius Kardinal Döpfner, In dieser<br />

Stunde der Kirche, München 1967,<br />

S. 168<br />

Mit den Begriffen Caritas und Diligentia lässt sich<br />

ausdrücken, <strong>was</strong> das Lebensbundprinzip der<br />

Amicitia meint: einen Bund, der gekennzeichnet ist<br />

von gegenseitigem Respekt, gelebt in Erfahrungsaustausch<br />

und menschlicher Zuwendung in allen<br />

Lebenssituationen. 9<br />

Dieses Verständnis der Freundschaft im <strong>KV</strong> hat<br />

seinen ureigenen biblischen Ort im Gleichnis vom<br />

barmherzigen Samariter . Der Mann aus Samaria hat<br />

AM 07


PAPST<br />

Die Amtseinführung<br />

Papst Benedikts XVI<br />

– ein Grund, den Vollwichs einzupacken<br />

Chargeneinsätze gibt es im Laufe eines Aktivenlebens<br />

viele. Einige eher als Pflicht verstanden, andere<br />

heiß ersehnt. Einigkeit besteht jedoch darüber, dass<br />

es sich bei einem Chargeneinsatz im Vatikan gewissermaßen<br />

um den Adelsschlag für einen <strong>KV</strong>er handelt.<br />

So machten sich am 23. April dieses Jahres<br />

gleich vier Kartellvereine auf den Weg in die ewige<br />

Stadt, um unserem lieben Kartellbruder, seiner<br />

Heiligkeit Papst Benedikt XVI. , die Verbundenheit<br />

zu zeigen.<br />

Nach<strong>dem</strong> die Wahl <strong>des</strong> Papstes bekannt gegeben<br />

worden ist, steht für den Vorort e.s.v. KStV Rechberg<br />

im <strong>KV</strong> zu Tübingen fest, dass es unerlässlich ist, anlässlich<br />

der Amtseinführung unseres lieben Kartellbruders<br />

Flagge, oder in diesem Fall besser, Standarte<br />

zu zeigen. Mithilfe <strong>des</strong> <strong>KV</strong>-Sekretariats wird eilends<br />

die Reise nach Rom organisiert. Ungeachtet seiner<br />

Arbeitszeiten bemüht sich Herr Lau so schnell wie<br />

möglich um eine Reisegelegenheit.<br />

Fast zeitgleich beginnen die Vorbereitungen in München.<br />

Hier haben die Kartellvereine Alemannia,<br />

Saxonia und Isaria beschlossen, an den Feierlichkeiten<br />

teilzunehmen.<br />

21.00 Uhr<br />

Nach vielen Staus erreicht die Münchener Reisegruppe<br />

erschöpft Rom. Der Vorort hat es da angenehmer<br />

– Germanwings sei Dank.<br />

Für die Tübinger Kartellbrüder beginnt der Aufenthalt<br />

in Rom mit einem ungeplanten Treffen mit<br />

Bischof Dr. Gebhard Fürst der Diözese Rottenburg-<br />

Stuttgart am Flughafen Leonardo da Vinci, der ein<br />

gutes Gelingen der Reise wünscht. Ein Besuch der<br />

Kirche Santa Maria in Trastevere und Aben<strong>des</strong>sen<br />

im selben Stadtteil folgen. Die Abendstunden verbringen<br />

die Rechberger am Pantheon und der Piazza<br />

Navona. Gegen 00.30 Uhr erreichen die Vertreter<br />

<strong>des</strong> Vorortes den komplett abgeriegelten Petersplatz,<br />

eine Schlafmöglichkeit bietet sich schließlich<br />

bei einer französischen Pilgergruppe unter einer<br />

Überdachung an der Via della Conciliazione, deren<br />

Geistlicher die Verbandsvertreter einlädt, bei ihnen<br />

zu nächtigen.<br />

Per Handy erhalten die Münchener derweil die<br />

Nachricht, dass keine Karten für den Petersplatz<br />

mehr zu bekommen sind. Ein Stimmungstief macht<br />

sich bei ihnen breit!!<br />

22 Uhr: Die Münchener Kartellvereine treffen bei der<br />

Capitolina ein. Es wird geplant, sich mit Hilfe der<br />

Schweizer Garde einzuschleichen. Die guten Kontakte<br />

der Capitolina scheinen, dies zu ermöglichen.<br />

08 AM<br />

Der Philistersenior Alemanniae, Kb Bernhard<br />

Gondro, knüpft den Kontakt mit <strong>dem</strong> hohen Philistersenior<br />

einer verehrlichen AV Capitolina im CV zu<br />

Rom, Ministerialrat Dr. Rudolf Heinrich. Dieser verspricht,<br />

Karten für den Petersplatz zu besorgen. Ein<br />

geeignetes Auto anzumieten, gestaltet sich schwierig<br />

– erst am Abend vor der Abfahrt um 23 Uhr gelingt<br />

es Fuchsmajor Wolfgang Schön und <strong>dem</strong> Senior, ein<br />

Auto zu bekommen. Letzte Absprache mit <strong>dem</strong> Philistersenior<br />

und der Isaria erfolgt um 2:15 Uhr.<br />

Samstag, 23.04.2005<br />

9.00 Uhr<br />

Die Chargenabordnungen in Tübingen und München<br />

begeben sich auf die Wallfahrt.<br />

Sonntag, 24.04.2005<br />

4.30 Uhr<br />

Die Nacht auf <strong>dem</strong> Haus der Capitolina ist unruhig<br />

und viel zu kurz. Der Schlafraum ist gleichzeitig<br />

Durchgang von der Theke zu den sanitären Einrichtungen.<br />

Abgesehen vom Lärm, wird dadurch auch<br />

über die Aktiven hinweggestiegen. Nach zwei Stunden<br />

Schlaf stehen die drei Alemannen und Martin<br />

Rottenweiler Sx! Ale!, übermüdet, aber fest entschlossen<br />

ihr Ziel zu erreichen, auf. Es wird der<br />

Wichs angelegt. Kb Sebastian Kappler Is! bekommt<br />

seinen Salonwichs erst auf <strong>dem</strong> Petersplatz vom<br />

Isarensenior, der Karten von der bayerischen Delegation<br />

und den Wichs im Flugzeug mitgenommen<br />

hat. Der mitfahrende Isare wird im Saxonenwichs<br />

eingeschleust.


Zeitgleich stellen sich die Rechberger in der multikulturellen<br />

Menge an. Unter extremem Gedränge und Geschiebe gelangen<br />

sie schließlich auf den ellipsenförmigen Petersplatz und bekommen<br />

einen Sitzplatz in der Nähe <strong>des</strong> mittig stehenden Obelisken.<br />

Viele Personen aus Europa und Übersee erkundigen sich<br />

nach ihrer Herkunft, den Zielen und den Prinzipien <strong>des</strong> Kartellverban<strong>des</strong>,<br />

so dass eine produktive Öffentlichkeitsarbeit möglich<br />

ist.<br />

5.00 Uhr<br />

Die Gruppe bricht auf in Richtung Petersplatz. Eine ordentliche<br />

Aufstellung ist nicht vorgesehen. Die Kartellbrüder können jedoch<br />

mit <strong>dem</strong> Argument, dass der heilige Vater ordentliches<br />

Mitglied im <strong>KV</strong> und nicht nur Ehrenphilister ist, durchsetzen, an<br />

zweiter Stelle direkt hinter der Capitolina einzuchargieren. Zum<br />

Petersplatz wird der Chargenzug durch einen Seiteneingang eingeschleust.<br />

Die ersten beiden Kontrollen sind relativ schnell<br />

passiert, bei der dritten dauert es länger. Erst als der Oberbefehlshaber<br />

der Schweizer Garde eingreift, können die Kartellbrüder<br />

passieren. Inzwischen haben sich Chargierte e.s.v. KdStV<br />

Aenania im CV zu München angeschlossen.<br />

TITELTHEMA PAPST<br />

Die heilige Messe zur Amtseinführung unseres<br />

lb. Kartellbruders erleben sowohl die<br />

Münchener wie auch die Tübinger KbKb als<br />

sehr emotional von Seiten der Kirche und<br />

auch der riesigen Pilgermenge. Das Gedränge<br />

nach der Messe vom Petersplatz herunter<br />

läuft in normalem römischen Chaos ab. Dagegen<br />

ist die Organisation der freiwilligen<br />

Helfer und die Hilfsbereitschaft unter den<br />

Pilgern perfekt. So werden Wasserflaschen<br />

über die Menge hinweg verteilt. Die Pilgermenge<br />

bleibt immer ruhig und in feierlicher<br />

Stimmung. Zusammenfassend bleibt zu<br />

sagen, dass vermutlich selten zuvor so viel<br />

christliche Nächstenliebe unter komplett<br />

unbekannten <strong>Menschen</strong> zu erleben war. So<br />

wird die Pilgerreise getreu den Prinzipien <strong>des</strong><br />

Kartellverban<strong>des</strong> „religio“ und „amicitia“ den<br />

Teilnehmern dieser Pilgerfahrt stets in Erinnerung<br />

bleiben. Die Aktivitates wünschen<br />

ihrem lb. Kartellbruder Papst Benedikt XVI.<br />

alles Gute und Gottes Segen und freuen sich<br />

auf ein erneutes Zusammentreffen im Rahmen<br />

<strong>des</strong> 20. Weltjugendtages in Köln.<br />

Sofern nicht im Text erwähnt, waren folgende Kartellbrüder an<br />

der Reise beteiligt:<br />

Daniel Horn Rbg! VOP<br />

Ingo Seidel Rbg! VOXX<br />

Daniel Razik Rbg!<br />

Sebastian Luther Rbg!<br />

Oliver Storr Ale! X<br />

Martin Rottenweiler Ale! Sx!<br />

Sebastian Kappler Is!<br />

Koordination der Texte: Stefan Einecke<br />

Die Schweizer Garde salutiert vor den Kartellbrüdern. Mit<br />

Handschlag werden die Abordnungen von Staatsminister Kb. Dr.<br />

Thomas Goppel und Frau Holmeier begrüßt. Kb. Goppel ist sehr<br />

erfreut und bietet den Aktiven Wasser an. Außer<strong>dem</strong> können<br />

Kartellbruder Franz-Josef Baur, der Regens <strong>des</strong> Priesterseminars,<br />

und die Füxe Greul und Roider (beide Ale!), die gerade ihr<br />

Freijahr in Rom wahrnehmen, begrüßt werden.<br />

Die zugewiesenen Plätze sind Sitzplätze – dauerhaftes Stehen<br />

ist nicht möglich wegen der Sichtbeeinträchtigung. Auf das dauerhafte<br />

Stehen der Fahne kann jedoch erfolgreich bestanden<br />

werden. Die Chargenabordnungen grüßen, als Papst Benedikt<br />

XVI der Fischerring angesteckt wird und bei der Wandlung. Die<br />

Euphorie ist am größten, als der heilige Vater in etwa fünf Meter<br />

Entfernung im nagelneuen Papamobil durch die Menge fährt.<br />

AM 09


PAPST<br />

„Den richtigen Berater haben“<br />

Joseph Ratzinger als Vertrauter von Kardinal Frings und<br />

Mitgestalter <strong>des</strong> II. Vatikanischen Konzils<br />

Joseph Kardinal Frings,<br />

früherer Erzbischof von Köln<br />

10 AM<br />

Die Frage scheint berechtigt,<br />

wie der Lebensweg<br />

unseres neuen Papstes<br />

verlaufen wäre, wenn sein<br />

erster Lehrstuhl 1959 nicht<br />

der Bonner, sondern einer<br />

der späteren gewesen wäre.<br />

Joseph Ratzinger begann<br />

seine Lehrtätigkeit in<br />

Bonn im April 1959, als<br />

Papst Johannes XXIII. gerade<br />

das Konzil angekündigt<br />

hatte und die ersten<br />

Vorüberlegungen begannen.<br />

Bei einer Begegnung im<br />

Kölner Gürzenich anlässlich<br />

einer Aufführung <strong>des</strong><br />

„Messias“ von G. F. Händel<br />

im Sommer 1961 bat<br />

Kb Kardinal Frings Ratzinger<br />

erstmals um Hilfe, als er für November 1961 in<br />

Genua einen Vortrag zugesagt hatte über die Perspektiven<br />

<strong>des</strong> bevorstehenden Konzils vor <strong>dem</strong> Hintergrund<br />

der kirchlichen und theologischen Entwicklungen<br />

seit <strong>dem</strong> I. Vatikanischen Konzil. Innerhalb<br />

kürzester Zeit erhielt Frings von Ratzinger ein Manuskript,<br />

an <strong>dem</strong> er nur eine winzige „Retuschierung“<br />

vornahm, das er dann in Rom in vorzügliches<br />

Italienisch übersetzen und am 20. November 1961<br />

im Teatro Duse in Genua durch Kb Msgr. Bruno Wüstenberg<br />

aus <strong>dem</strong> päpstlichen Staatssekretariat vortragen<br />

ließ, weil er selbst dazu auf Grund seiner<br />

fortschreitenden Erblindung nicht mehr in der Lage<br />

war.<br />

Der Vortrag erregte wegen seines theologischen Niveaus<br />

und seiner Zukunftsperspektiven weltweites<br />

Aufsehen und führte dazu, dass Papst Johannes<br />

XXIII. am 23. Februar 1962 Frings zu sich bestellte.<br />

Der Kardinal war ein wenig besorgt, <strong>was</strong> er wohl<br />

»verbrochen« hätte. Doch der Papst hatte lediglich<br />

seinen Genueser Vortrag gelesen, umarmte den Kölner<br />

Kardinal mit den Worten „Che bella coincidenza<br />

del pensiero!“ Frings, der sich nie mit fremden Federn<br />

zu schmücken pflegte, wies darauf hin, dass<br />

der 35 Jahre junge Bonner Professor Joseph Ratzinger<br />

der Autor sei, <strong>was</strong> Papst Johannes XXIII. zu der<br />

Antwort veranlasste: Auch er müsse sich viele Texte<br />

erarbeiten lassen. Es komme nur darauf an, sich die<br />

richtigen Berater zu suchen.<br />

Von da an gab Frings alle theologischen Konzilsvorlagen<br />

aus Rom zur Stellungnahme an Professor Ratzinger,<br />

der seinerseits in zunehmen<strong>dem</strong> Austausch mit<br />

seinem Bonner Kollegen, <strong>dem</strong> Kirchenhistoriker Hubert<br />

Jedin, und anderen Konzilstheologen deutscher<br />

Bischöfe stand. Jedin hatte Kardinal Frings in der Vorbereitungsphase<br />

bis 1962 regelmäßig beraten und<br />

sorgte über Kb Kardinal Döpfner mit Hilfe seiner Bologneser<br />

Schüler und Freunde für eine praktikable Gestaltung<br />

der Geschäftsordnung <strong>des</strong> Konzils.<br />

Schon vor <strong>dem</strong> Konzil erstellte Ratzinger für den Vorsitzenden<br />

der Fuldaer Bischofskonferenz eine Eingabe<br />

nach Rom zu den voluminösen, größtenteils ungeeigneten<br />

Konzilsvorlagen, die man als theologische<br />

Position der deutschen Konzilsväter und Konzilstheologen<br />

am Vorabend <strong>des</strong> Konzils bezeichnen<br />

kann.<br />

Während der Sitzungsperioden <strong>des</strong> Konzils (1962 –<br />

1965) wohnte Joseph Ratzinger mit Kardinal Frings<br />

im deutschen Priesterkolleg<br />

an S. Maria dell’ Anima, in <strong>dem</strong> sich am Vorabend<br />

der Konzilseröffnung, am 10. Oktober 1962,<br />

und dann jeden Montag um 17 Uhr die deutschsprachigen<br />

Konzilsväter versammelten, um die in der<br />

Konzilsaula anstehenden Themen zu besprechen.<br />

Abgesehen vom unkomplizierten täglichen Austausch<br />

in der Anima bat Kardinal Frings seinen Berater<br />

Ratzinger um Zuarbeit, so oft er in der Konzilsaula<br />

das Wort ergreifen wollte. Es ist geradezu spannend<br />

zu erheben, <strong>was</strong> aus Ratzingers Vorlagen über<br />

den von Frings mit seinem Sekretär Hubert Luthe erarbeiteten,<br />

<strong>dem</strong> Konzilssekretariat drei Tage vorher<br />

einzureichenden Redetext bis zu <strong>dem</strong> tatsächlichen<br />

Vortrag aus <strong>dem</strong> freien Gedächtnis <strong>des</strong> Kardinals in<br />

St. Peter wurde. Da Frings als »dienstalter« Kardinal<br />

und als Mitglied <strong>des</strong> Konzilspräsidiums stets als einer<br />

der ersten zu Wort kam, wurden er und – indirekt<br />

– sein Berater Ratzinger in vielen anstehenden<br />

Gegenständen zu Meinungsführern innerhalb der<br />

Konzilsaula.<br />

Noch bedeutsamer war, dass Kardinal Frings den jungen<br />

Professor Ende 1962 zum offiziellen „Peritus“<br />

(Sachverständigen) <strong>des</strong> Konzils bestellen ließ, der zu<br />

der bedeutsamen „Theologischen Kommission“ <strong>des</strong><br />

Konzils unter Leitung <strong>des</strong> Kardinals Ottaviani und<br />

auch zu der „Gemeinsamen Kommission“ für Glaubens-<br />

und Ökumenefragen (Leitung durch die Kardinäle<br />

Ottaviani und Bea) Zugang hatte. Dadurch gewann<br />

Ratzinger mit anderen Theologen (z. B. Karl<br />

Rahner SJ, Innsbruck; Gérard Philips, Löwen) gestal-


PAPST<br />

tenden Einfluss auf die wichtigsten Lehrdokumente<br />

<strong>des</strong> II. Vatikanischen Konzils, die „Dogmatischen Konstitutionen“<br />

über die Offenbarung (Dei verbum) und<br />

über die Kirche (Lumen gentium).<br />

Die während der Sitzungsperioden arg strapazierten<br />

Konzilsväter suchten an den Wochenenden nach erholsamen<br />

Orten am Rande Roms. So ließ sich Kardinal<br />

Frings häufiger in ein Haus der Steyler Missionare<br />

am Nemi-See einladen. Das blieb nicht ohne Folgen:<br />

Als man unter <strong>dem</strong> Druck der schließlich knapp<br />

werdenden Zeit das Thema „Mission“ mit wenigen<br />

Sätzen abhandeln wollte, sorgte Kardinal Frings mit<br />

<strong>dem</strong> General der Steyler Missionare, P. Johannes<br />

Schütte SVD, dafür, dass der Mission ein umfassen<strong>des</strong>,<br />

theologisch wie missionspraktisch ausgereiftes<br />

Dekret gewidmet wurde. Es entstand im Januar<br />

1965 im Hause der Steyler am Nemi-See – unter<br />

maßgeblicher Beteiligung <strong>des</strong> von Frings vermittelten<br />

Professors Ratzinger.<br />

Kehren wir zur Ausgangsfrage zurück: Joseph Ratzinger<br />

wäre auch von Münster, Tübingen oder Regensburg<br />

aus zu einem der bedeutendsten Theologen<br />

der Gegenwart geworden. Papst Paul VI., der<br />

gern Professoren zu Bischöfen ernannte, hätte Ratzinger<br />

wohl auch ohne Konzil zum Erzbischof von<br />

München und Freising erhoben. Doch dass Ratzinger<br />

an entscheidenden Punkten <strong>des</strong> II. Vatikanischen<br />

Konzils mitgestalten konnte, beruhte auf seinem<br />

Verhältnis zu Kardinal Frings und <strong>dem</strong> Vertrauen, das<br />

beide zu einander hatten. Die Mitgestaltung <strong>des</strong><br />

Konzils hat Joseph Ratzinger in Rom bekannt gemacht<br />

und zu seiner Berufung an die Spitze der<br />

Glaubenskongregation 1981 beigetragen.<br />

Prof. Dr. Norbert Trippen (Rh-I, Arm)<br />

Papst Benedikt XVI.<br />

als Hochschulseelsorger bei der Isaria<br />

In den ersten Jahren meiner Studienzeit hatten wir<br />

mit Prälat Angermair, der an der Philosophisch-Theologischen<br />

Hochschule auf <strong>dem</strong> Freisinger Domberg<br />

Professor für Moraltheologie war, einen sehr beliebten<br />

Hochschulseelsorger, der für uns Studenten geradezu<br />

ein väterlicher Freund war. Als er emeritiert<br />

wurde, waren wir natürlich gespannt, wer ihm als<br />

Studentenseelsorger nachfolgen würde. Es war ein<br />

junger Dozent für Dogmatik und Fundamentaltheologie,<br />

Dr. Joseph Ratzinger, nur wenige Jahre älter als<br />

die meisten von uns, der ebenfalls auf <strong>dem</strong> Domberg<br />

lehrte.<br />

Beim Stiftungsfest 1955 kam er zum ersten Mal als<br />

Hochschulseelsorger zur Isaria, um beim Festkommers<br />

ein Grußwort zu sprechen. Ich fürchte, dass es<br />

der Festredner dieses Abends nicht leicht hatte,<br />

nach diesem Grußwort ein weiteres Glanzlicht zu<br />

setzen.<br />

Ich habe dieses Bild noch vor mir, als wäre es erst<br />

vor kurzem gewesen: ein junger Theologe steht inmitten<br />

der Festkorona, locker, mit sparsamer Gestik,<br />

und spricht mit einer hellen, klaren Stimme, die bis<br />

in den letzten Winkel <strong>des</strong> Saals eine volle, ja geradezu<br />

atemlose Aufmerksamkeit bewirkt. Wenn jemals<br />

das Wort von der druckreifen Rede berechtigt<br />

war, dann ist es hier der Fall. Es ist faszinierend zuzuhören,<br />

wie sich seine Gedanken entwickeln und<br />

sofort fließend und vollendet formuliert werden. Gedanken<br />

mit tiefem Gehalt werden in einfache und<br />

klare Worte übertragen. Eine solche flüssige, allgemeinverständliche<br />

und geradezu vollendete Ausdrucksweise,<br />

wie sie in seinen Ansprachen immer<br />

wieder zu bewundern ist, setzt voraus, dass ein umfassender<br />

Wissensfundus mit einer außerordentlichen<br />

Disziplin <strong>des</strong> Geistes gepaart ist. Das schließt<br />

durchaus auch ein, dass zwischen seinen Worten<br />

immer wieder ein hintergründiger Humor aufblitzt.<br />

Wir waren von unserem neuen Hochschulseelsorger<br />

auch <strong>des</strong>wegen rasch beeindruckt, weil er sofort<br />

und ganz selbstverständlich einen geradezu herzlichen<br />

Kontakt zu den ihm anvertrauten Studenten<br />

fand. Wir Isaren erkannten bald, wen wir in <strong>dem</strong><br />

jungen Dozenten Joseph Ratzinger nicht nur als<br />

geistlichen Betreuer, sondern auch als immer offenen<br />

Mitmenschen gewonnen hatten. Als sich die<br />

Medien beim neugewählten Papst über das frohe<br />

Lächeln wunderten, das beim Kurienkardinal und<br />

Präfekten der Glaubenskongregation nur selten nach<br />

außen gedrungen war und das ihm nun viele Herzen<br />

zufliegen ließ, da wurde in uns sofort die Erinnerung<br />

wach an das gleiche frohe Lächeln unseres damaligen<br />

Studentenseelsorgers.<br />

Kurz gesagt: Wir waren von unserem Studentenseelsorger<br />

begeistert. Daher ist es nicht erstaunlich,<br />

dass schon bald die Überlegung aufkam, ihm die Ehrenmitgliedschaft<br />

in der Isaria anzutragen. Dieser<br />

Beschluss wurde zu Beginn <strong>des</strong> Wintersemesters<br />

1958/59 einmütig gefasst und ebenso einmütig von<br />

der Altherrenschaft unterstützt.<br />

Es war nun die Aufgabe <strong>des</strong> Seniors, Joseph Ratzinger<br />

den Wunsch zu übermitteln, dass Isaria ihn als<br />

Ein junger Theologe steht<br />

inmitten der Festkorona,<br />

locker, mit sparsamer<br />

Gestik, und spricht mit<br />

einer hellen, klaren Stimme,<br />

die bis in den letzten<br />

Winkel <strong>des</strong> Saals eine<br />

volle, ja geradezu atemlose<br />

Aufmerksamkeit bewirkt.<br />

AM 11


PAPST<br />

Foto: Josef Klotz<br />

Kb Ratzinger auf der Bildungskonferenz 1989 in Stuttgart, links neben ihm Kb Norbert Reus, <strong>KV</strong>-Seelsorger, und Kb Dr. Hans Siebeneick, Philistersenior der Lichtenstein.<br />

12 AM<br />

Ehrenmitglied in ihre Mitte aufnehmen möchte. Der Senior,<br />

Günter Rehmet, bat mich, ihm bei dieser Aufgabe zur Seite zu<br />

stehen. So stiegen wir also gemeinsam mit reichlich Herzklopfen<br />

an einem kalten Wintertag die Stufen zum Domberg hinauf.<br />

Das Herzklopfen stellte sich als völlig unbegründet heraus: Joseph<br />

Ratzinger kam uns ebenso offen, selbstverständlich und<br />

warmherzig entgegen, wie er es immer gegenüber seinen Studenten<br />

tat. Ohne zu zögern nahm er unsere Bitte an. Er freute<br />

sich ganz offensichtlich darüber, dass seine Verbundenheit mit<br />

Isaria nun auch durch seine Ehrenmitgliedschaft zum Ausdruck<br />

kam. – Noch heute läuft mir ein Schauer der Ehrfurcht über den<br />

Rücken, wenn ich daran denke, dass wir damals einem späteren<br />

Papst gegenübersaßen.<br />

Wenige Monate später verließ Joseph Ratzinger Freising. Wir<br />

alle bedauerten das sehr, einige waren auch et<strong>was</strong> enttäuscht.<br />

Vermutlich waren wir uns damals nicht ganz bewusst, dass für<br />

so einen großartigen jungen Theologen der Weg vorgezeichnet<br />

war – hin zu den großen theologischen Fakultäten. Joseph<br />

Ratzinger hatte sich 1957 im Alter von 30 Jahren habilitiert,<br />

1958 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. Nur<br />

wenig später erhielt er den Ruf als Ordinarius für Fundamentaltheologie<br />

an die Universität in Bonn, den er annahm.<br />

Es waren nur wenige Jahre, in denen uns Joseph Ratzinger als<br />

Studentenseelsorger manches wegweisende Wort für unsere<br />

Studienzeit, aber auch für unseren weiteren Lebensweg mitgeben<br />

konnte. Aber wir spürten, dass wir in diesen Jahren einer<br />

großen Persönlichkeit begegnet waren. Wir waren überzeugt<br />

und konnten das in den folgenden Jahren aus der Ferne beobachten,<br />

dass er in der Theologie und in der Kirche einen großen<br />

Weg gehen würde. Aber natürlich konnte damals niemand ahnen,<br />

dass ihn dieser Weg bis auf den Stuhl <strong>des</strong> heiligen Petrus<br />

führen würde.<br />

Ich möchte nun noch einen Gedanken anfügen, der sich nicht<br />

auf die Freisinger Jahre, sondern auf die Gegenwart bezieht.<br />

Vor kurzem war ich zu einer aka<strong>dem</strong>ischen Feier an der Universität<br />

in Olsztyn/Allenstein in Polen eingeladen. Dabei wurde ich<br />

in mehreren Gesprächen auf den neuen, aus Deutschland stammenden<br />

Papst angesprochen. Ich war tief beeindruckt, mit welcher<br />

Begeisterung viele Polen die Wahl von Joseph Ratzinger<br />

zum neuen Papst aufgenommen haben. Das ist natürlich in erster<br />

Linie dadurch bedingt, dass er ein enger geistiger Vertrauter<br />

<strong>des</strong> großen polnischen Papstes Johannes Paul II. war, aber auch<br />

dadurch, dass er durch mehrere Besuche in ihrem Land für viele<br />

Polen ein guter Bekannter ist, <strong>des</strong>sen von einem Besuch zum<br />

nächsten stets weiter verbesserte Polnisch-Kenntnisse besonders<br />

anerkannt werden. Aus diesen Gesprächen klang aber auch<br />

eine gewisse Sorge heraus, ob wir in Deutschland überhaupt<br />

die Größe <strong>des</strong> neuen Papstes zu würdigen wissen. Ich konnte<br />

versichern, dass alle, die Joseph Ratzinger kennen, von Herzen<br />

die Begeisterung über den neuen Papst mit den Polen teilen,<br />

und dass wir, so wie wir gemeinsam mit der gesamten katholischen<br />

Weltkirche über den verstorbenen Papst Johannes Paul<br />

II. getrauert haben, uns nun gemeinsam über den neuen Papst<br />

Benedikt XVI. freuen.<br />

Da wir um die schweren Aufgaben wissen, die dieses hohe<br />

Amt mit sich bringt, werden wir unseren Bun<strong>des</strong>bruder, Papst<br />

Benedikt XVI., stets in unser Gebet einschließen.<br />

Prof. Dr. Dr.h.c. Edmund Renner (Is, Rh-F)<br />

Das 84. Stiftungsfest der K.St.V. Isaria in Freising stand<br />

ganz im Zeichen der Wahl von Joseph Kardinal Ratzinger<br />

zum neuen Papst Benedikt XVI. In einem kurzen Festvortrag<br />

erinnerte Prof. Renner an die Zeit, als der junge<br />

Dozent Dr. Joseph Ratzinger zur Isaria kam.


Papst und Profit<br />

Die Neuausrichtung der katholischen<br />

Sozialverkündigung durch<br />

Papst Johannes Paul II.<br />

PAPST<br />

Der am 3. April 2005 verstorbene Papst Johannes Paul II hat in<br />

der Sozialverkündigung der katholischen Kirche tiefe Spuren<br />

hinterlassen. Er hat das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft<br />

ein Ordnungsmodell genannt, das der katholischen Soziallehre<br />

am ehesten entspreche – und zwar weltweit. Er hat ferner eine<br />

für die Soziallehre der Kirche revolutionäre Neubewertung <strong>des</strong><br />

Gewinns und <strong>des</strong> Unternehmertums ermöglicht. Noch 1981, in<br />

seiner Sozialenzyklika „Laborem exercens“ („Über die menschliche<br />

Arbeit“) kam die „unternehmerische, leitende, dispositive<br />

Arbeit“ nicht vor, sehr zum Bedauern von Oswald von Nell-<br />

Breuning, der immer wieder auf diesen Mangel der katholischen<br />

Soziallehre hingewiesen hatte.<br />

Erstmals deutet sich ein Um- und Neudenken 1987 an. In seiner<br />

Sozialenzyklika „Solicitudo rei socialis“, die sich – aufbauend<br />

auf ihrem Vorläufer „Populorum progressio“ von Papst Paul VI.<br />

(1967) – mit den „aktuellen Problemen der Entwicklung der<br />

<strong>Menschen</strong> und Völker“ beschäftigte, beklagt Papst Johannes<br />

Paul II. die Unterdrückung <strong>des</strong> „Recht(s) auf unternehmerische<br />

Initiative“,die „ein wichtiges Recht nicht nur für den einzelnen,<br />

sondern auch für das Gemeinwohl“ sei. Er macht die Unterdrückung<br />

dieses Rechts für die „Unterentwicklung“ in den Ländern<br />

der Dritten Welt mitverantwortlich und nennt den „Entzug<br />

der Grundrechte der Person, ... bis zum Recht auf freie wirtschaftliche<br />

Initiative ... eine besondere Form der Armut.“ Positiv<br />

gewendet: Ohne Unternehmer ist eine erfolgreiche Bekämpfung<br />

der Armut nicht möglich. Das Bild vom Kapitalisten, lange Zeit<br />

vorherrschend in der Soziallehre der Kirche, wird hier zum ersten<br />

Mal leicht übermalt. Zwei Jahre später dann entscheidet<br />

sich der Papst für eine klare Sprache.<br />

Die unternehmerische Arbeit<br />

Seine letzte Enzyklika, „Centesimus annus“ vom 1.Mai 1991<br />

steht ganz unter <strong>dem</strong> Eindruck der „Ereignisse der letzten<br />

Monate <strong>des</strong> Jahres 1989 und der ersten <strong>des</strong> Jahres 1990“. Für<br />

das Versagen der sozialistischen Planwirtschaft, <strong>des</strong> Zusammenbruchs<br />

<strong>des</strong> ,Ostblocks’ nennt der Papst drei Ursachen: „Der<br />

entscheidende Faktor, der den Wandel in Gang gebracht hat, ist<br />

zweifellos die Verletzung der Rechte der Arbeit“ durch die kommunistischen<br />

Diktaturen, gegen die sich zuerst die „großen<br />

Arbeiterbewegungen ... in Polen“ auflehnten. „Die zweite Ursache<br />

der Krise ist zweifellos die Untauglichkeit <strong>des</strong> Wirtschaftssystems“,<br />

weil unter anderem die „Rechte auf wirtschaftliche<br />

Initiative, auf Eigentum und auf Freiheit im Bereich der Wirtschaft“<br />

missachtet wurden. Und schließlich: „Die wahre Ursache<br />

der jüngsten Ereignisse ist jedoch die vom Atheismus hervorgerufene<br />

Leere.“ In dieser Enzyklika wird erstmals direkt und<br />

expressis verbis die Rolle <strong>des</strong> Unternehmers positiv bewertet.<br />

„Gerade die Fähigkeit, die Bedürfnisse der anderen <strong>Menschen</strong><br />

und die Kombinationen der geeignetsten Produktionsfaktoren<br />

für ihre Befriedigung rechtzeitig zu erkennen, ist eine bedeutende<br />

Quelle <strong>des</strong> Reichtums in der modernen Gesellschaft. Einen<br />

Produktionsprozess zu organisieren, seinen Bestand zu planen,<br />

dafür zu sorgen, dass er, unter Übernahme der notwendigen<br />

Risiken, der Befriedigung der Bedürfnisse positiv entspricht,<br />

auch das ist eine Quelle <strong>des</strong> Reichtums in der heutigen Gesellschaft.“<br />

Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Papst vor<br />

allem arme Länder auffordert, in „die Ausbildung leistungsfähiger<br />

Unternehmer“ zu investieren. Anders als in „Laborem<br />

Exercens“ wird jetzt gesehen, dass „die Rolle der geordneten<br />

und schöpferischen menschlichen Arbeit immer offensichtlicher<br />

und entscheidender“ wird. „Aber ebenso sichtbar wird – als<br />

wesentlich zu dieser Arbeit gehörend – die Bedeutung der wirtschaftlichen<br />

Initiative und <strong>des</strong> Unternehmertums.“ Der Faktor<br />

Disposition war damit – neben <strong>dem</strong> Faktor Arbeit – als eigenständiger,<br />

Werte schaffender Faktor anerkannt, <strong>was</strong> die Kirche<br />

bisher (mit Marx) bestritt, die Betriebswirtschaftslehre seit langer<br />

Zeit wusste, Nell-Breuning nicht mehr erlebte.<br />

Der Gewinn<br />

Eine weitere, aus Sicht der katholischen Soziallehre revolutionäre<br />

Neubewertung nahm der Papst hinsichtlich <strong>des</strong> Gewinns<br />

vor. „Die moderne Betriebswirtschaft enthält durchaus positive<br />

Aspekte. Ihre Wurzel ist die Freiheit <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>, die sich in<br />

der Wirtschaft wie auf vielen anderen Gebieten verwirklicht. ...<br />

Die Kirche anerkennt die berechtigte Funktion <strong>des</strong> Gewinnes als<br />

Indikator für den guten Zustand und Betrieb <strong>des</strong> Unternehmens.<br />

Wenn ein Unternehmen mit Gewinn produziert, bedeutet das,<br />

dass die Produktionsfaktoren sachgemäß eingesetzt und die<br />

menschlichen Bedürfnisse gebührend erfüllt wurden.“ Mit dieser<br />

Formulierung hatte sich die Sozialverkündigung der Kirche<br />

vom „mittelalterlichen Wucherbegriff“ (Streithofen OP) endgültig<br />

verabschiedet. Das Bild vom hässlichen Unternehmer –<br />

gleichgültig ob das vom Kapitalisten, Profiteur, Ausbeuter, oder<br />

Gewinnmaximierer war endgültig neu gemalt worden. Das auch<br />

dann, wenn der Papst darauf hinweist – <strong>was</strong> nur logisch ist –,<br />

dass der „Gewinn ein Regulator <strong>des</strong> Unternehmens ist, aber<br />

nicht der einzige“ und dass der „Zweck <strong>des</strong> Unternehmens nicht<br />

bloß die Gewinnerzeugung“ ist.<br />

AM 13


PAPST<br />

Das „richtige“ Wirtschaftssystem<br />

Zunächst bestreitet der Papst die „Behauptung, die Niederlage<br />

<strong>des</strong> sogenannten ,realen Sozialismus’ lasse den Kapitalismus<br />

als einziges Modell wirtschaftlicher Organisation übrig“. Sein<br />

favorisiertes Modell ist „eine Gesellschaftsordnung der freien<br />

Arbeit, der Unternehmen und der Beteiligung. Sie stellt sich<br />

keineswegs gegen den Markt, sondern verlangt, dass er von<br />

den sozialen Kräften und vom Staat in angemessener Weise<br />

kontrolliert werde“. Er spricht auch von „Unternehmenswirtschaft“<br />

oder „Marktwirtschaft“ oder einfach „freier Wirtschaft“,<br />

wenn die (Rechts-)Ordnung die „positive Rolle <strong>des</strong><br />

Unternehmens, <strong>des</strong> Marktes, <strong>des</strong> Privateigentums und der daraus<br />

folgenden Verantwortung für die Produktionsmittel, der<br />

freien Kreativität <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> im Bereich der Wirtschaft<br />

anerkennt.“ Auch wenn der Begriff „soziale Marktwirtschaft“<br />

expressis verbis nicht vorkommt, lässt sich mit gutem Grund<br />

sagen, dass der Papst „zum ersten Mal neben <strong>dem</strong> Kommunismus<br />

und Kapitalismus so et<strong>was</strong> wie das Leitbild einer freiheitlichen,<br />

sozialen Martwirtschaft entworfen“ (Lehmann) hat.<br />

Manfred Bunte (Ask-Bg), Dipl.-Pol.,<br />

war Mitglied der Geschäftsführung <strong>des</strong> Bildungswerks<br />

der NRW-Wirtschaft und geschäftsführen<strong>des</strong> Mitglied <strong>des</strong><br />

Studienkreises Kirche/Wirtschaft NRW.<br />

Deutsch oder nicht deutsch?<br />

Papst Hadrian VI.<br />

Papst Hadrian VI.<br />

Mit der Wahl eines Deutschen<br />

zum Papst, Kb Josef<br />

Kardinal Ratzingers<br />

(Li, E d Is, E d Ale), brach<br />

kurzzeitig ein Streit über<br />

die Frage aus, ob Hadrian<br />

VI. (1522/23) der bis dahin<br />

letzte deutsche Papst gewesen<br />

sei oder der einzige<br />

und damit letzte niederländische.<br />

Auf die Formulierung<br />

<strong>des</strong> Wiener<br />

„Standard“ vom 20. April<br />

2005, Hadrian sei der<br />

„bisher letzte deutsche<br />

Papst“ gewesen, protestierte<br />

der Presse- und Kulturattaché der Niederländischen Botschaft<br />

in Wien: „In Ihrer Zeitung wird fälschlicherweise angegeben,<br />

dass Papst Hadrian VI. der letzte deutsche Papst gewesen<br />

sei. Papst Hadrian VI. war kein Deutscher, sondern Niederländer.<br />

Er wurde am 2. März 1459 in Utrecht geboren und hieß<br />

mit bürgerlichem Namen Adriaan Florenszoon Boeyens. Hadrian<br />

VI. war der erste und bis jetzt einzige niederländische Papst.“ –<br />

Der Streit ist, historisch betrachtet, so überflüssig wie ein Euter<br />

am Bauch <strong>des</strong> Bullen.<br />

Auf die Frage „Wie heißt du und <strong>was</strong> für ein Landsmann bist<br />

du?“ hätte Adriaan Boeyens vielleicht geantwortet: „Hadrianus<br />

Traiectensis“. „Adriaan aus Utrecht, Untertan meines Herrn<br />

Bischofs, <strong>des</strong> Herrn über das Niederstift Utrecht. Mein oberster<br />

Herr in weltlichen Dingen ist der Herr Kaiser Karl in Wien“. Von<br />

Dithmarschen an der Elbmündung bis vor die Tore <strong>des</strong> damals<br />

englischen Calais erstreckte sich der Nordwesten <strong>des</strong> Hl. Römischen<br />

Reiches Deutscher Nation (Deutsches Reich) unter der<br />

Regierung Kaiser Karls V. (1519-1556). Wer dort lebte, gehörte<br />

Deutschland an. Hätte Adriaan Boeyens aus Utrecht damals<br />

schon einen amtlichen Reisepaß gehabt, hätte dieser den Vermerk<br />

getragen „Staatsangehörigkeit: deutsch“. So ist es heute<br />

auch bei den Dänen in Schleswig und bei den Sorben in der<br />

Lausitz. Allerdings: Das Argument verfehlt das Problem. Es setzt<br />

das viel spätere Nationalgefühl und Nationalstaatsdenken vor-<br />

14 AM<br />

aus. Für den Beginn <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts dürfen wir bei einem<br />

„Niederländer“ im Deutschen Reich aber noch Identifikationsund<br />

Bekenntniskategorien vermuten wie z.B. Abendland,<br />

Latinität und Kirche. Auch Nicolaus Copernicus aus Thorn kam<br />

damals die Frage nicht in den Sinn, ob er denn nun Deutscher<br />

sei oder Pole.<br />

Es gibt eine Porträt-Darstellung Hadrians VI. mit Kartusche,<br />

in der sich folgende Inschrift findet: ADRIANVS NATIONE<br />

CIMBRICVS PATRIA DERTVNENSIS P[ONTIFEX]. Da es sich um<br />

eine Darstellung wohl nach <strong>dem</strong> lebenden Modell handelt, wird<br />

sie päpstlich autorisiert gewesen sein. Das ist auch von der<br />

Inschrift anzunehmen, die insofern eine Selbstbezeichnung<br />

Hadrians wäre. Sie lautet auf Deutsch sinngemäß: „Hadrian,<br />

von Herkunft Kimber (etwa: Norddeutscher), vom Lande her ein<br />

Tortosaner, Papst“ (In der spanischen Stadt Tortosa war Hadrian<br />

seit 1516 Bischof gewesen). Wichtig in diesem Zusammenhang:<br />

Die Bezeichnung CIMBRICVS läßt den Schluß nicht zu, daß der<br />

Mann aus Utrecht im Deutschen Reich sich eindeutig als<br />

Deutscher (Teutonicus) bzw. als Niederländer verstand. Als<br />

Heimat dieses hochgelehrten Professors, <strong>des</strong>sen Schüler u.a.<br />

Erasmus von Rotterdam und der spätere Kaiser Karl V. waren,<br />

hat eher die Respublica Literaria zu gelten, die als geistige Einheit<br />

supranational das christlich-humanistische Abendland<br />

überdachte.<br />

Bisweilen wird als Hinweis für Hadrians VI. „Deutschtum“<br />

angeführt, daß sein Leichnam seit 1533 in der Kirche der Deutschen<br />

in Rom, S. Maria dell‘ Anima, beim Collegio Teutonico<br />

ruht. Weniger bekannt ist aber, daß das Collegio Teutonico<br />

1350 gegründet wurde augerechnet von einem „Niederländer“<br />

(Jan Petri aus Dordrecht).<br />

Es ist methodologisch unzulässig, Fragen (z.B. Nationalitätsfragen)<br />

an eine Epoche zu richten, die nicht aus jener Zeit heraus<br />

beantwortet werden können, weil diese Fragen damals allgemein<br />

nicht gestellt wurden. Die Methode ist ahistorisch und<br />

inhaltlich fruchtlos. Der Weg führt allenfalls in die Vermutung.<br />

Auf ihm gesicherte Antworten auf Fragen Nachgeborener zu<br />

finden, ist wie Brillesuchen ohne Brille: schwierig.<br />

S. Koß


WELTJUGENDTAG<br />

Gemeinsam den<br />

Weltjugendtag erleben –<br />

ein Angebot für <strong>KV</strong>er und für<br />

Jugendliche aus Euren Gemeinden!<br />

Wenn sich Jugendliche und junge Erwachsene<br />

aus Deutschland und der ganzen Welt in Köln<br />

treffen, werden auch viele Kartellbrüder vor<br />

Ort sein. Deshalb bieten wir beim Weltjugendtag<br />

die Möglichkeit, sich zu treffen, ins Gespräch<br />

zu kommen und einen erlebnisreichen<br />

Tag gemeinsam ausklingen zu lassen. Dazu<br />

laden wir alle KbKb in die <strong>KV</strong>-Oase auf das<br />

Haus <strong>des</strong> K.St.V. Unitas Breslau ein. Hier erwarten<br />

Euch am 16., 17. und 18. August ab<br />

19 Uhr Snacks, Getränke und sicherlich gemütliche<br />

Stunden mit alten Bekannten und neuen<br />

Freunden aus <strong>dem</strong> <strong>KV</strong>. Doch die <strong>KV</strong>-Oase soll<br />

nicht nur <strong>KV</strong>ern vorbehalten sein. Ihre Türen<br />

stehen auch Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

aus Euren Heimatgemeinden offen.<br />

Denn wenn ihr uns am Weltjugendtag besucht, erhalten<br />

alle Gäste, die ihr aus Eurer Gruppe mitbringt,<br />

Snacks und Getränke für 50ct an den genannten<br />

Tagen. Um uns die Planung zu erleichtern, gebt<br />

bitte <strong>dem</strong> <strong>KV</strong> Sekretariat Bescheid, ob und mit wie<br />

vielen Personen ihr kommt.<br />

Eine ideale Möglichkeit für Kartellbrüder, die sich in<br />

der Jugendarbeit in ihren Pfarrgemeinden engagieren,<br />

den Jugendlichen zwanglos den <strong>KV</strong> nahezubringen.<br />

Genau betrachtet bietet die „<strong>KV</strong>-Oase“ uns also<br />

gleich zwei Chancen auf einmal: (1) Als engagierte<br />

Christen erleben wir den Weltjugendtag nicht als<br />

einzelne Besucher, sondern gemeinsam mit anderen<br />

Kartellbrüdern. Eine ganz besondere Art und Weise,<br />

in der unser Kartellgedanke spürbar wird.<br />

(2) Und darüber hinaus können wir uns als Verband<br />

katholischer Studenten und Aka<strong>dem</strong>iker einer wichtigen<br />

Zielgruppe präsentieren: Jugendlichen, die in<br />

Kirche und Jugendarbeit aktiv sind und von denen<br />

sicher der eine oder andere in nächster Zukunft den<br />

Weg zum Studium an eine Universität finden wird.<br />

Wer uns als <strong>KV</strong>er bereits kennt – sei es weil ein Gemein<strong>dem</strong>itglied<br />

seine Gruppe eingeladen hat oder<br />

weil er uns in der <strong>KV</strong>-Oase zwanglos kennen lernen<br />

konnte – wird mit größter Wahrscheinlichkeit auch<br />

einer <strong>KV</strong>-Korporation gegenüber aufgeschlossen<br />

sein.<br />

Klaus Georg Niedermaier v/o Sherlock Al! Agg! Gm!<br />

Mitglied <strong>des</strong> AHB-Vorstan<strong>des</strong><br />

AM 15


<strong>KV</strong>-AKADEMIE<br />

Bericht: Bernd Bleile (Rbg)<br />

Politik, Madonna und Delirium<br />

Zu Beginn <strong>des</strong> Seminars, das von Kb Dr. Günter<br />

Georg Kinzel (Rbg, Al) in Zusammenarbeit mit der<br />

Karl-Arnold-Stiftung (KAS) organisiert wurde, fand<br />

am Sonntagvormittag in den Räumlichkeiten der<br />

KAS in Königswinter eine Einführung statt. Hierbei<br />

wurde uns der weitere Ablauf <strong>des</strong> Seminars erläutert<br />

und wir konnten einen ersten Überblick über die<br />

Geschichte sowie die politische und bürokratische<br />

Struktur der EU gewinnen. Bei dieser Gelegenheit<br />

lernten diejenigen unter uns, die beim ersten Seminar<br />

noch nicht dabei waren, Herrn Olaf Temme kennen.<br />

Er übernahm für die KAS die Tagungsleitung.<br />

Temme hat bereits viele solcher Studienreisen nach<br />

Brüssel geleitet und verfügt <strong>des</strong>halb über eine enorme<br />

Sachkompetenz, ein Organisationstalent, welches<br />

allen Widrigkeiten zu trotzen vermag sowie die<br />

nötige Prise Humor, um ein solch straff organisiertes<br />

Programm in dieser kurzen Zeit durchzuziehen.<br />

Studienfahrt nach Brüssel<br />

Ihm gelang es durch seinen außerordentlichen persönlichen<br />

Einsatz, uns in Brüssel auf hervorragende<br />

und präzise Weise einen guten Einblick in die<br />

Bedeutung der Hauptstadt der Europäischen Union<br />

sowie die verschiedenen europäischen Institutionen<br />

und deren Arbeits- und Funktionsweisen zu verschaffen.<br />

Die Tage boten viel Zeit für zahlreiche Vorträge zu<br />

Themengebieten wie Konvent und Rat der EU, die<br />

NATO oder das Europäische Parlament. Aber auch<br />

die nationalen Interessen Deutschlands und der<br />

Bun<strong>des</strong>länder wurden uns nahe gebracht, in<strong>dem</strong> wir<br />

sowohl die Ständige Vertretung der BRD bei der EU<br />

als auch die Ländervertretung von Baden-Württemberg<br />

besuchten. Dort trafen wir sogar auf einen Kb<br />

der Brisgovia Freiburg, der in der baden-württembergischen<br />

Lan<strong>des</strong>vertretung gerade ein Praktikum<br />

absolvierte.<br />

Wir erkundeten auch die Wirtschaftslage Brüssels<br />

mit großem Interesse. Belgien ist schließlich das<br />

Land der 500 Biersorten – und die wenigsten davon<br />

haben unter 5 Prozent Alkoholgehalt. Wer da nicht<br />

aufpasste, konnte ganz schnell einem „Malheur“<br />

oder „Delirium Nocturnum“ erliegen. Am Montagmorgen<br />

trafen wir pünktlich bei Kb Johannes Wachter<br />

in der Generaldirektion Regionalpolitik der EU-<br />

Kommission ein. Kb Wachter ist dort Hauptverwaltungsrat<br />

und zuständig für den Not- und Katastrophenfonds<br />

der EU. Er führte uns in die Maßnahmen<br />

und Möglichkeiten ein, die sich der EU bieten, um<br />

strukturschwache Gebiete in Europa zu unterstützen.<br />

Im Anschluss daran zeigte uns ein Referent der<br />

Haushaltsabteilung, dass die Geschichte mit <strong>dem</strong><br />

„Großzahler Deutschland“ nur zum Teil so stimmt.<br />

Es war schon beeindruckend, einmal da zu stehen,<br />

wo sonst nur Leute wie Kohl oder Schröder stehen.<br />

Der Ausflug nach Mons zum NATO-Hauptquartier<br />

war ein Höhepunkt <strong>des</strong> Seminars. Dort erläuterte<br />

uns OTL Fuchs, wie es um die NATO so bestellt ist,<br />

nach<strong>dem</strong> der „eigentliche Feind“ jetzt weggebrochen<br />

ist.<br />

Krönender Abschluss <strong>des</strong> Seminars war am Donnerstag<br />

die Stadtbesichtigung der wunderschönen,<br />

mittelalterlichen und einstigen Hansestadt Brügge,<br />

die auch „das Venedig <strong>des</strong> Nordens“ genannt wird.<br />

Ein Highlight der Führung war die Besichtigung der<br />

Liebfrauenkirche, in der die „Madonna mit Kind“,<br />

die sogenannte „Brügger Madonna“, 1488-1501 von<br />

<strong>dem</strong> berühmten italienischen Künstler Michelangelo<br />

hergestellt, zu sehen ist. Als treffen<strong>des</strong> Resümee zur<br />

Reise zeigte sich Kb Kinzel begeistert: „Es ist schon<br />

viel, aber der Aufwand hat sich ja gelohnt. Ich habe<br />

selten so zufriedene Teilnehmer gesehen.“ Auch<br />

Olaf Temme zeigte sich vom <strong>KV</strong> angetan: „Ich muss<br />

wirklich sagen, dass es mir immer eine Freude ist,<br />

mit Ihnen solch ein Programm durchzuziehen. Sie<br />

sind nicht nur interessierter und disziplinierter als<br />

manch andere Gruppe, nein – Sie sind auch belastbarer.<br />

Vielen Dank!“<br />

16 AM


PERSONALIA / <strong>KV</strong>-WALLFAHRT<br />

<strong>KV</strong>-Wallfahrt nach Kevelaer<br />

Samstag, 8. Oktober 2005<br />

„Wir sind gekommen,<br />

um Ihn anzubeten!“<br />

Programmübersicht (Änderungen vorbehalten)<br />

10.00 Uhr Pilgeramt in der Beichtkapelle (neben der Basilika)<br />

11.00 Uhr Gemeinsamer Kreuzweg, ca. 3 km<br />

12.30 Uhr Mittagessen im Priesterhaus<br />

anschl. Pause<br />

14.00 Uhr „Auf den Spuren Clemens August von Galens“ / Rundgang<br />

15.30 Uhr Kaffeetrinken im Priesterhaus<br />

16.30 Uhr Andacht<br />

Kostenbeitrag: 15 €<br />

Anmeldung und Überweisung <strong>des</strong> Beitrages bis 1. Oktober 2005<br />

Kpl. Markus Trautmann (Boi!)<br />

Kapellenplatz 35 – 47623 Kevelaer<br />

Tel.: 0 28 32 – 93 38 25<br />

Fax: 0 28 32 – 70 72 6<br />

e-Mail:<br />

Kto.Nr.:<br />

BLZ:<br />

trautmann-kevelaer@web.de<br />

616 307 01 (Verwendungszweck: „<strong>KV</strong>-Wallfahrt“)<br />

400 602 65 (Darlehenskasse Münster, DKM)<br />

Kevelaer liegt an der B 9 zwischen Geldern und Goch;<br />

Anfahrt über die A 57 bis Abfahrt Sonsbeck/Kevelaer<br />

Alle Aktiven und Alten Herren <strong>des</strong> <strong>KV</strong> sind<br />

mit ihren Angehörigen herzlich eingeladen<br />

zu einer gemeinsamen Wallfahrt in den niederrheinischen<br />

Marienwallfahrtsort Kevelaer<br />

am Samstag, 8. Oktober 2005. Die Wallfahrt<br />

steht unter <strong>dem</strong> Leitwort: „Wir sind gekommen,<br />

um Ihn anzubeten!“ – <strong>dem</strong> Leitgedanken<br />

<strong>des</strong> Weltjugendtages in Köln<br />

Der Ablauf <strong>des</strong> Wallfahrtstages gestaltet<br />

sich wie folgt: 10.00 Uhr Pilgeramt in der<br />

Basilika; 11.00 gemeinsamer Kreuzweg;<br />

12.30 Uhr Mittagessen im Priesterhaus, anschl.<br />

Pause; 14.00 Uhr Geistlicher Impuls:<br />

„Auf den Spuren Clemens August von Galens;<br />

15.30 Uhr Kaffeetrinken im Priesterhaus;<br />

16.30 Uhr Andacht und Ausklang <strong>des</strong><br />

Tages (Möglichkeit zur Teilnahem an der<br />

Lichterprozession um 21.00 Uhr). Als Kostenbeitrag<br />

werden 15 Euro erhoben.<br />

Anmeldung und Überweisung <strong>des</strong> Beitrages<br />

bis zum 20. September an:<br />

Kpl. Markus Trautmann (Boi!),<br />

Kapellenplatz 35, 47623 Kevelaer,<br />

Tel. 0 28 32 – 93 38 25, Fax 0 28 32 – 70 72 6,<br />

Kto.Nr.: 616 307 01 (Verwendungszweck:<br />

„<strong>KV</strong>-Wallfahrt“), BLZ:400 602 65 (Darlehenskasse<br />

Münster, DKM).<br />

Korrektur<br />

In der vergangenen Ausgabe der AM ist<br />

uns ein Fehler beim Vornamen unterlaufen:<br />

Der Bischof von Rottenburg-<br />

Stuttgart heißt Dr. Gebhard Fürst. Sein<br />

Vorgänger und jetziger Kurienkardinal ist<br />

Prof. Walter Kasper.<br />

Kb Dieter Stolte (Al, Kett) geehrt.<br />

Dem früheren ZDF-Intendanten Kb Dieter Stolte (66) wurde der Ehrenpreis <strong>des</strong><br />

Deutsch-Französischen Kulturrats verliehen. Mit der Ehrung, die auch <strong>dem</strong> NDR-Intendanten<br />

Jobst Plog und <strong>dem</strong> ARTE-Präsidenten Jèrôme Clément zuteil wurde, sollen die<br />

Väter <strong>des</strong> ARTE-Programms gewürdigt werden. Der Kulturrat ist 1988 von den Regierungen<br />

in Berlin und Paris gegründet worden. Stolte erhält auch den diesjährigen<br />

„Hans-Busch-Medienpreis“ <strong>des</strong> Südwestrundfunks (SWR) für seinen „einzigartigen<br />

Beitrag zur Entwicklung der deutschen Medienlandschaft“ (SWR-Intendant Peter Voß).<br />

Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben, ist mit 10.000 Euro dotiert und erinnert an<br />

den früheren SDR-Intendanten Hans Bausch. Stolte war nach seinem Ausscheiden aus<br />

<strong>dem</strong> ZDF, <strong>des</strong>sen Intendant er 20 Jahre lange gewesen war, bis Anfang dieses Jahres<br />

als Herausgeber für die Tageszeitungen „Die Welt“ und „Welt am Sonntag“ tätig.<br />

Inzwischen ist er Vorstandsmitglied der Axel-Springer-Stiftung und Vorsitzender <strong>des</strong><br />

Museumsvereins <strong>des</strong> Deutschen Historischen Museums in Berlin.<br />

AM 17


PORTRAIT<br />

„Ein Mensch, den man nicht vergisst”<br />

Siegfried Scharbert (Sv)<br />

Ewald Mataré<br />

Ehrenmitglied der Suevia 1963-65<br />

Vor 40 Jahren, am 29. März 1965, starb in Büderich<br />

(heute Meerbusch im Rhein-Kreis Neuss) im Alter<br />

von 79 Jahren Ewald Mataré. Den bildenden Künstler<br />

Mataré werden viele <strong>KV</strong>er kennen, den Kartellbruder<br />

Mataré jedoch nur wenige. Er wurde 1963<br />

von <strong>dem</strong> KStV Suevia im <strong>KV</strong> zu Köln als Ehrenmitglied<br />

rezipiert. Seine Ehrenmitgliedschaft währte<br />

leider nur knapp zwei Jahre – ein Grund mehr, sich<br />

<strong>des</strong> großen Künstlers und <strong>Menschen</strong> zu erinnern<br />

bzw. ihn bekannt zu machen.<br />

Ewald Mataré mit 76 Jahren<br />

beim Weinabend mit der Suevia<br />

am 7. Dezember 1963.<br />

1 Quellen s. in der folgenden Bibliographie.<br />

– Joseph Beuys war der<br />

bekannteste Schüler Matarés.<br />

2 Klappentext und Vorwort aus <strong>dem</strong><br />

Ausstellungskatalog „Ewald Mataré<br />

– Das Bild <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>“,<br />

Kleve 2003<br />

18 AM<br />

Matarés Stellung in der Kunstgeschichte<br />

Mataré gilt inzwischen als „einer der größten deutschen<br />

Bildhauer <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts. Wie die beiden<br />

anderen bedeutenden Plastiker rheinischer Herkunft<br />

aus diesem Jahrhundert, Wilhelm Lehmbruck<br />

und Joseph Beuys, hat Mataré seinen festen Platz in<br />

der neueren Kunstgeschichte“ eingenommen<br />

(Klütsch, S. 95) 1 . Er war zumin<strong>des</strong>t der „bedeutendste<br />

religiöse Plastiker im Deutschland der Nachkriegszeit“<br />

(Heymer, Sp. 996). Ein weiteres Fachurteil<br />

zählt ihn zu den „herausragenden Vertretern<br />

der Klassischen Moderne in Deutschland. Matarés<br />

Arbeiten für die katholische Kirche wurden in der<br />

Nachkriegszeit in ihrer Verbindung von Modernität<br />

und neu empfundener Religiosität geradezu als sensationell<br />

erfahren und weckten die Hoffnung auf<br />

eine neue Zukunft kirchlicher Kunst.“ 2 . Die Zitate<br />

ließen sich beliebig fortsetzen.<br />

Sein Schaffen als „Bildhauer“ war nicht auf das<br />

Hauen aus Stein, das Schnitzen aus Holz, das<br />

Modellieren mit Ton, das Gießen und Formen von<br />

Metall beschränkt, sondern umfasst darüber hinaus<br />

die ganze Palette räumlicher Gestaltung wie das<br />

Anfertigen und Entwerfen von Grabanlagen, Ehrenund<br />

Gedenkstätten, Brunnen, Glasfenstern, Möbeln,<br />

Teppichen, Altären, Tabernakeln, liturgischem Gerät,<br />

Vasen, Schalen, Kacheln, Keramiken, Schlüsseln,<br />

Türgriffen und -klopfern, Reliefs, Bodenplatten,<br />

Fassaden, Bühnenbildern, Türen, Portalen, Gittern,<br />

Mosaiken, Windfahnen, Kirchturmhähnen, Schmuck,<br />

Plaketten, Medaillons, Tafeln usw.<br />

Besonders infolge <strong>des</strong> 100. Geburtstages <strong>des</strong> 1887<br />

in Aachen geborenen Malers und Bildhauers setzte<br />

sich die Kunstwelt intensiver und systematischer<br />

mit <strong>dem</strong> Werk und der Person Matarés auseinander<br />

– durch Publikationen, Rezensionen, Ausstellungen<br />

und sonstige Veranstaltungen. Im 100. Geburtsjahr<br />

widmete ihm der Kölnische Kunstverein mit <strong>dem</strong><br />

Generalvikariat die umfangreichste Retrospektive<br />

über sein Gesamtwerk. 1989 erschienen zwei Dissertationen,<br />

die sich mit Mataré als Bildhauer bzw.<br />

als Lehrer befassen. Der wichtigste Impuls in der<br />

Erforschung, Deutung und Bewertung ging von Kleve<br />

aus, nach<strong>dem</strong> die Stadt 1988 den umfangreichen<br />

Nachlass an Skulpturen, Zeichnungen, Aquarellen<br />

und Holzschnitten aus allen Schaffensperioden erwarb<br />

und seit 1997 im renovierten ehemaligen Kurhaus<br />

als eigene „Ewald Mataré-Sammlung“ darbietet.<br />

Wanderausstellung „Ewald Mataré – Das Bild<br />

<strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>“ organisiert. Nicht von ungefähr<br />

hatten die Kölner 2003 als erste von sechs.


Kurzbiographie<br />

1887 Geburt am 25. Februar in Aachen-Burtscheid<br />

1905-07 Privatunterricht in Aachen in Bildhauerei und Malerei<br />

1907-15 Studium an der Aka<strong>dem</strong>ie der Bildenden Künste in Berlin;<br />

1914 ein halbes Jahr bei Lovis Corinth<br />

1916 Einberufung zum Militärdienst; nach drei Wochen als „unbrauchbar<br />

zum Kriegsspiel und -ernst“ entlassen (Tagebuch<br />

13.4.1916); Fortsetzung <strong>des</strong> Studiums als Meisterschüler<br />

1918 Anschluss an die „Novembergruppe“, einen Kreis von progressiven<br />

Künstlern (u.a. Max Pechstein), die den radikalen<br />

Expressionismus, den nationalen Konsens und geistigen<br />

Wiederaufbau Deutschlands nach <strong>dem</strong> 1. Weltkrieg propagierten<br />

PORTRAIT<br />

Es gab jedoch in seinem Kunstverständnis „keinen Bruch<br />

zwischen sakraler und profaner Arbeit. Bei <strong>dem</strong> religiösen<br />

<strong>Menschen</strong> Mataré entsprangen sakrale und profane Kunst<br />

derselben Wurzel“ (Klütsch, S. 101) und stehen gleichwertig<br />

nebeneinander. „Kunst ist Religion, Mystik, das nennt<br />

man wohl auch Phantasie in der Malerei“, notiert er schon<br />

1917 (Tagebücher S. 23). Obwohl er die Gemälde von Lovis<br />

Corinth, den er in Berlin 1914 ein Semester als Lehrer wählte,<br />

schätzte, hat er die Ölmalerei und den Realismus bald<br />

aufgegeben. Danach hat er sich wie kaum ein zweiter mit<br />

fast allen Kunstgattungen, Techniken, Materialien und<br />

Themen beschäftigt. Seine zahlreichen in „freier“ Arbeit<br />

geschaffenen teils intimen Zeichnungen, Aquarelle, Holzschnitte<br />

und kleineren Plastiken sind gleichsam der<br />

„Gegenpol zu den großen öffentlichen Aufträgen, die<br />

Mataré oft, wie er selbst beklagte, über Gebühr beanspruchten“<br />

(Klütsch, S. 101).<br />

1920-32 Verselbständigung als freier Künstler und Erweiterung<br />

<strong>des</strong> handwerklichen Repertoires; Reisen mit z.T. längeren<br />

Arbeitsaufenthalten im In- und Ausland<br />

1923 Erste Einzelausstellung in Berlin<br />

1932 Nach Zögern, aber schließlich auf Drängen von Paul Klee<br />

Annahme einer Professur für Bildhauerei an der Kunstaka<strong>dem</strong>ie<br />

in Düsseldorf; Übersiedlung in das linksrheinische<br />

Büderich (seit 1970 Stadtteil von Meerbusch im Kreis<br />

Neuss)<br />

1933 „Beurlaubung“ aus <strong>dem</strong> Lehramt durch die Nationalsozialisten<br />

1936 Verfemung als „entarteter Künstler“ und Entfernung seiner<br />

Werke aus öffentlichen Sammlungen und Ausstellungen;<br />

innere Emigration; Existenzsicherung durch kirchliche<br />

Aufträge (hauptsächl. St. Elisabeth, Köln-Hohenlind und<br />

St. Remigius, Düsseldorf-Wittlaer)<br />

1945 Wiederberufung an die Kunstaka<strong>dem</strong>ie; Vorlage eines<br />

neuen Ausbildungskonzeptes<br />

1946 Rücktritt von der nur sträubend angenommenen Stelle als<br />

Direktor; Übernahme der Bildhauerklasse (aus der u.a.<br />

Erwin Heerich, Georg Meistermann und Joseph Beuys hervorgingen)<br />

1947 Ab 60. Geburtstag schnell wachsende auch internationale<br />

Anerkennung; Ausstellungen, Preisverleihungen, Publikationen,<br />

öffentliche, private und kirchliche Aufträge, darunter<br />

besonders: Türen am Kölner und Salzburger Dom, an der<br />

Weltfriedenskirche in Hiroshima (Japan), Westfenster <strong>des</strong><br />

Aachener Doms usw.<br />

1957 Großes Bun<strong>des</strong>verdienstkreuz anlässlich <strong>des</strong> 70. Geburtstages;<br />

offizielle Beendigung seiner Lehrtätigkeit an der<br />

Düsseldorfer Kunstaka<strong>dem</strong>ie<br />

1963 Ehrenmitglied <strong>des</strong> K.St.V. Suevia im <strong>KV</strong> zu Köln<br />

1965 Tod am 29. März und Begräbnis in Büderich<br />

Ewald Mataré beim Weinabend mit der Suevia am 7. Dezember 1963.<br />

Der Mensch Ewald Mataré<br />

Zuletzt wurde auch der Mensch Mataré, der sich hinter <strong>dem</strong><br />

verschlossen wirkenden Künstler verbarg, stärker in das<br />

Blickfeld gerückt, besonders durch die Veröffentlichung seiner<br />

Tagebücher 1997, die er von 1915 bis zu seinem Tod in<br />

unregelmäßigen Abständen geführt hat. In ihnen, die vom<br />

Verfasser nie zur Veröffentlichung vorgesehen waren, hält<br />

er Zwiesprache mit sich selbst und vertraute ihnen sein<br />

Ringen mit den Arbeitsprojekten, seine Erlebnisse und Beobachtungen<br />

an, aber auch seine privatesten Gedanken und<br />

Empfindungen, ja seine unverständlichen Selbstzweifel,<br />

wie es wohl von kaum einem anderen Künstler bekannt ist.<br />

Mehr <strong>dem</strong> Privatmann Mataré ist auch eine Ausstellung<br />

und Publikation gewidmet, die noch für 2005 vom Museum<br />

Kurhaus Kleve unter <strong>dem</strong> Arbeitstitel „Mataré in der Photographie“<br />

geplant ist. In <strong>dem</strong> Projekt werden erstmals auch<br />

Fotos aus <strong>dem</strong> Nachlass Matarés veröffentlicht, die 1963<br />

AM 19


PORTRAIT<br />

den der WDR unlängst über sein Schaffen gedreht<br />

hatte. Bei einem weiteren Treffen am 1. Februar<br />

1963 in der Düsseldorfer Altstadt wird ihm die Ehrenmitgliedschaft<br />

angetragen. Wieder sagt er spontan<br />

zu. Der BC genehmigt am 7. Mai 1963 fast einstimmig<br />

den Antrag, Mataré als Ehrenmitglied in die<br />

Suevia aufzunehmen. Der folgende Auszug aus <strong>dem</strong><br />

Semesterbericht <strong>des</strong> Seniors kann inzwischen als<br />

ein interessantes studentisches Dokument der Vereinsgeschichte<br />

und der 60er Jahre gelten:<br />

Ewald Mataré als Gastgeber am<br />

Weinabend mit der Suevia am<br />

7. Dezember 1963. Links seine<br />

Tochter, rechts Kb Reinhard<br />

Förster und Kb Friedhelm Boers.<br />

Unter <strong>dem</strong> 15. Dezember 1963<br />

erwähnt Mataré die Verbindung<br />

„Suevia“ in seinem Tagebuch.<br />

bei der Suevia entstanden sind, aber bis vor kurzem<br />

nicht zugeordnet werden konnten. Bei einem Besuch<br />

in Kleve wurden sie als diejenigen identifiziert, die<br />

Mataré auf <strong>dem</strong> Weinabend zeigen, zu <strong>dem</strong> er die<br />

Aktivitas im Dezember 1963 eingeladen hatte.<br />

„Eine Ehre für unsere Verbindung“<br />

Ebenso ist es <strong>dem</strong> Zufall und persönlichen Kontakt<br />

zu verdanken, dass und wie Mataré überhaupt zur<br />

Verbindung kam: Als 1960/61 der Suevenbursche<br />

Peter Querling mit der Straßenbahn von Düsseldorf<br />

nach Büderich fuhr, traf er dort häufiger einen stattlichen<br />

Herrn, der schon in seiner äußeren Erscheinung<br />

seine Aufmerksamkeit und Neugier weckte. Er<br />

ahnt wohl schnell, dass es sich um den berühmten<br />

Kunstprofessor handeln könnte, der in Büderich<br />

wohnen soll (und der nach seiner Emeritierung 1957<br />

sein Atelier in der Kunstaka<strong>dem</strong>ie behalten durfte).<br />

Er spricht ihn an und wird auch bald zu ihm nach<br />

Hause eingeladen. Auf die Frage, ob er einmal in<br />

seiner Kölner Studentenverbindung zu einem Vortrag<br />

bereit sei, sagt der Professor unverzüglich und überraschend<br />

zu.<br />

Im Programm für das WS 1962/63 lässt sich für den<br />

6. Dezember 1962 noch der Programmpunkt „Professor<br />

Ewald Mataré spricht zu uns“ unterbringen. Der<br />

eindrucksvolle Gesprächsabend findet im Funkhaus<br />

statt, wo der Gastgeber einen Film vorführen lässt,<br />

„Als eine Veranstaltung, die außerhalb <strong>des</strong> Rahmens<br />

unseres Semesterthemas lag, fand im Rundfunkhaus<br />

ein Ausspracheabend mit Professor Ewald<br />

Mataré statt. Diese Veranstaltung hat wohl bei der<br />

Überzahl der BbBb den tiefsten Eindruck hinterlassen.<br />

Die einfache und unkomplizierte Art, in der Professor<br />

Mataré zu uns über sein Leben und seine<br />

Kunst sprach, und nicht zuletzt seine tiefe Religiosität,<br />

gingen wohl je<strong>dem</strong> nahe. Professor Mataré<br />

zeigte von Anfang an Interesse an unserer Katholischen<br />

Verbindung, vielleicht weil er der Ansicht ist,<br />

in einer solchen am ehesten den jungen, der heutigen<br />

Zeit aufgeschlossenen, gläubigen Christen kennen<br />

zu lernen, für den er als Künstler arbeiten und<br />

wirken möchte. Er kam der Bitte einiger BbBb, die<br />

weiteren Kontakt mit ihm wünschten, nach und erklärte<br />

sich ohne Zögern, ja erfreut bereit, Ehrenmitglied<br />

unserer Verbindung zu werden. Die Aktivitas<br />

ist sich bewußt, welche Ehre dies für unsere Verbindung<br />

bedeutet. Nach der vorgeschriebenen Zustimmung<br />

<strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> <strong>des</strong> Altherrenvereins soll auf<br />

<strong>dem</strong> kommenden Stiftungsfest die Überreichung der<br />

Ehrenurkunde erfolgen. Wir möchten an dieser<br />

Stelle unser Philisterium bitten, unserem Vorhaben<br />

keine Hindernisse in den Weg zu legen und <strong>dem</strong><br />

Festakt auf <strong>dem</strong> kommenden Stiftungsfest durch<br />

zahlreichen Besuch den notwendigen Rahmen zu geben.“<br />

(Sueven-Blatt Nr. 64 vom 1.7.1963, S. 2)<br />

Auf <strong>dem</strong> Festkommers <strong>des</strong> 59. Stiftungsfestes,<br />

am 12. August 1963, wird Ewald Mataré zum<br />

Ehrenmitglied Sueviae ernannt.<br />

Spurensuche<br />

Die nächste Begegnung mit ihm ist jener Weinabend<br />

am 7. Dezember 1963 im Severinsviertel, von <strong>dem</strong> die<br />

erwähnten Fotos jetzt Eingang in die Dokumentation<br />

<strong>des</strong> Klever Museums finden. Danach verliert sich die<br />

äußere Spur, die Mataré bei der Suevia hinterlassen<br />

hat. Im Wintersemester 1964/65, das „Moderne<br />

Kunst“ zum Thema hatte, war für den 10. Dezember<br />

1964 ein Kolloquium vorgesehen, für das Mataré<br />

selbst den Titel „Moderne Plastik – Ausdruck gewandelten<br />

Empfindens“ ausgewählt hatte. Dazu kam es<br />

aber nicht mehr.<br />

20 AM<br />

Ungefähr ein Vierteljahr später stirbt Mataré, ohne<br />

dass die Nachricht zur Suevia dringt. So sind auf der


Eintrag Ewald Matarés im<br />

Gästebuch beim Festkommers<br />

am 12. Juli 1963.<br />

Ewald Matarés Signatur in<br />

seinem Tagebuch.<br />

Bibliographie<br />

Beerdigung drei Tage später keine Chargen vertreten.<br />

Seine Tochter Sonja heute: „Das hätte auch<br />

nicht seinem Stil entsprochen.“ Als Peter Querling<br />

ihn zum letzten Mal sah, auf sein schlechtes Aussehen<br />

ansprach und riet, zum Arzt zu gehen, erhielt er<br />

die Antwort: „Zum Arzt? Ich will <strong>dem</strong> lieben Gott<br />

doch nicht ins Handwerk pfuschen.“ 3 Das entsprach<br />

eher seinem „Stil“.<br />

PORTRAIT<br />

Einen Nachruf – <strong>was</strong> Sache der Verbindung gewesen<br />

wäre – sucht man in den AM vergeblich. Der <strong>KV</strong><br />

hatte vom Ableben Matarés offenbar überhaupt keine<br />

Information, denn er führte den „Professor“ noch<br />

in den <strong>KV</strong>-Jahrbüchern von 1971 und 1977 als Ehrenmitglied<br />

der Suevia. Erst in der nächsten Ausgabe<br />

von 1981 ist er nicht mehr aufgeführt. Er ist jedoch<br />

nicht unter den wenigen Künstlern genannt, die als<br />

ehemalige <strong>KV</strong>-Mitglieder aufzuspüren sich 1990<br />

Siegfried Koß in den AM die Mühe machte. 4 Ebenfalls<br />

ist es ein Versäumnis der Suevia, dass ihr renommiertes<br />

Ehrenmitglied auch im „Biographischen<br />

Lexikon <strong>des</strong> <strong>KV</strong>“ fehlt. Da vorgesehen ist, das Werk<br />

zu einem späteren Zeitpunkt zu ergänzen, wird darin<br />

wohl auch Ewald Mataré den gebührenden Platz erhalten.<br />

Umgekehrt hat Mataré die Suevia in seinen Tagebüchern<br />

zumin<strong>des</strong>t indirekt erwähnt: Am 15. Dezember<br />

1963, ein Jahr nach <strong>dem</strong> ersten Treffen mit der<br />

Suevia, hat er eingetragen, dass er kürzlich von <strong>dem</strong><br />

(schlagenden) Corps „Palatia“ nach Bonn eingeladen<br />

war, wo – „ähnlich wie seinerzeit [mit der] Verbindung<br />

,Suevia’“ – sein Film gezeigt wurde, an den<br />

sich in Bonn „durch gute Fragen ein amüsanter<br />

Abend“ anschloss (Tagebücher S. 444).<br />

Ausstellungskataloge:<br />

Ewald Mataré – Christliche Themen im Werk <strong>des</strong> Künstlers, Paderborn 1995<br />

Ewald Mataré im Museum Kurhaus Kleve, Kleve 1997<br />

Ewald Mataré – Das Bild <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>, Kleve 2003<br />

Werkverzeichnisse:<br />

A. Klapheck/U. Köcke, Ewald Mataré – Aquarelle 1920-1956, München 1983<br />

S. Mataré/G. de Werd, Ewald Mataré – Holzschnitte, Kleve 1990<br />

S. Mataré/G. de Werd, Ewald Mataré – Zeichnungen, Kleve 1992<br />

S. M. Schilling, Ewald Mataré – Das plastische Werk, Köln 1994<br />

Dissertationen (phil.):<br />

S. M. Schilling, Ewald Mataré – Das freie bildhauerische Werk. Eine Einordnung<br />

in die zeitgenössische Plastik, Köln 1989<br />

R. Meyer-Petzold, Ewald Matarés Kunst der Lehre. Ihre Wirkungsgeschichte an<br />

der Kunstaka<strong>dem</strong>ie Düsseldorf aus der Sicht der Schüler, Frankfurt/M. 1989<br />

Biographien u.ä.:<br />

M. Klütsch, Ewald Mataré (1887-1965), in: Lebensbilder aus <strong>dem</strong> Kreis Neuss,<br />

Bd. I, Dormagen 1993, S. 95 ff.<br />

H. Ganter, Begegnungen mit Ewald Mataré, Kleve 1996<br />

G. de Werd/U. Geisselbrecht-Capecki, Ewald Mataré im Museum Kurhaus<br />

Kleve, Kleve 1997<br />

S. Mataré/S. M. Schilling (Hrg.), Ewald Mataré – Tagebücher 1915-1965,<br />

Köln 1997<br />

K. Heymer, Artikel „Mataré“ in: Biograph.-Bibliographisches Kirchenlexikon,<br />

Bd. V (1993/2000), Sp. 993 ff.<br />

H. Jacobs, Die Kerzianer im Schloss Meer. Ein Künstlerkreis und seine Zeit<br />

1933-1943, in: Jahrbuch für den Kreis Neuss 2003, S. 142 ff.<br />

Abschließend seien nur die größeren Projekte genannt,<br />

die ihn zuletzt teils über Monate und Jahre<br />

zeitlich, physisch und psychisch in Anspruch nahmen:<br />

• Wandrelief am Kaiserbad in Aachen<br />

• Sechs Portale <strong>des</strong> Aachener Rathauses<br />

• Reliefentwurf und Wappentafel für den Sitzungssaal<br />

<strong>des</strong> Kreishauses in Aachen<br />

• Gedenkstätte in Olpe<br />

• Vier Wohnungstüren im Haus „Em Hanen“ in Köln,<br />

Alter Markt 24<br />

• Bühnenbilder für „Oedipus Rex“, Oper Düsseldorf<br />

• Brunnenanlage in Hagen<br />

• Gestaltung der Kapelle <strong>des</strong> Kath.-Sozialen Instituts<br />

der Erzdiözese Köln in Bad Honnef (Grundstein,<br />

Altar, Tabernakel, Bilder für die Altarwand,<br />

Fensterbänder)<br />

• Fassadengestaltung am „Haus Atlantis“, Böttcherstraße<br />

in Bremen<br />

Bei der Begutachtung dieses seines letzten Auftragswerkes<br />

zog er sich die Lungenembolie zu, an<br />

der er bald darauf starb. In <strong>dem</strong> kleinen in Kleve wiederentdeckten<br />

Fotoalbum mit den neun Bildern von<br />

<strong>dem</strong> Kölner Weinabend mit den Aktiven der Suevia<br />

steht geschrieben: „Ein Mensch, den man nicht vergißt“.<br />

– Seine Kunstwerke bleiben uns erhalten!<br />

3 Meerbuscher Nachrichten<br />

v. 28.8. 2002<br />

4 Siegfried Koß, Künstler, Literaten,<br />

Musiker und katholisches Studententum,<br />

in: AM 4/1990, S.17<br />

AM 21


<strong>KV</strong>-AKADEMIE<br />

22 AM


<strong>KV</strong>-AKADEMIE<br />

AM 23


Aka<strong>dem</strong>ische Monatsblätter K 1061 E<br />

Verband alter <strong>KV</strong>er e.V.<br />

Geschäftsstelle:<br />

<strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 10 16 80, 45746 Marl<br />

PVSt, Deutsche Post AG, „Entgelt bezahlt“ / §4 Abs. 3 PD-SVD: s. Impressum<br />

TERMINE Aushang im Korporationshaus erbeten!<br />

TERMIN ORT TITEL VERANSTALTER<br />

26.-28.8.2005 Bochum/Marl/ Radtour durchs Ruhrgebiet <strong>KV</strong>-Aka<strong>dem</strong>ie, c/o <strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 101680, 45746 Marl,<br />

Münster und Münsterland Tel. 02365/5729010, Fax 02365/5729051, Kartellverband-<strong>KV</strong>@t-online.de<br />

07.-11.9.2005 Laufen Wo Deutschland <strong>KV</strong>-Aka<strong>dem</strong>ie, c/o <strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 101680, 45746 Marl,<br />

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um Ihn anzubeten"<br />

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Tel. 02801/70712, t.scholten@gmx.de, www.kanonikus.de<br />

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