Ausgabe 4/2010 - Karrieremagazin.net
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04 <strong>2010</strong> Wintersemester<br />
staufenbiel<br />
Karriere magazin<br />
..<br />
Das Magazin fUr Ihre Karriereplanung<br />
Lang, länger,<br />
lebenslang lernen<br />
Maschinen- und Anlagenbau<br />
Branchenporträt:<br />
Es geht weiter aufwärts<br />
staufenbiel.de<br />
München<br />
Wirtschaftsregion<br />
mit starken Branchen<br />
Hohe Erwartungen<br />
Roland-Berger-Aufsichtsratschef<br />
Burkhard Schwenker im Interview<br />
mba-master.de
© <strong>2010</strong> KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, eine Konzerngesellschaft der KPMG Europe LLP und Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitglieds firmen, die KPMG International Cooperative („KPMG International“),<br />
einer juristischen Person schweizerischen Rechts, ange schlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. Printed in Germany. KPMG und das KPMG-Logo sind eingetragene Marken zeichen von KPMG International.<br />
KPMG’s Race<br />
Mission America<br />
Wagen Sie den Sprung ins Ungewisse!<br />
Stellen Sie sich vor, Sie begeben sich auf eine<br />
Entdeckungsreise, ohne das genaue Ziel zu kennen.<br />
Steht Ihnen der Sinn nach diesem Abenteuer?<br />
Die Vorauswahl für die Mission America findet in der<br />
Eifel statt. 40 Studentinnen und Studenten haben vom<br />
13. bis 16. Januar 2011 die Gelegenheit, sich für<br />
das Race zu qualifizieren. In verschiedenen Disziplinen<br />
stellen Sie Ihr Fach wissen und Ihre Geschicklichkeit<br />
unter Beweis, erleben KPMG und unsere Mitarbeiter.<br />
Die zwei besten Teams begeben sich dann vom<br />
14. bis 23. März 2011 auf eine interaktive Schnitzeljagd<br />
(Geocaching) quer durch die USA.<br />
Sind Sie bereit?<br />
Weitere Informationen zu KPMG’s Race – Mission<br />
America sowie zum Bewerbungs verfahren finden Sie<br />
unter www.kpmg.de/careers.<br />
Bewerbungsschluss: 12. Dezember <strong>2010</strong><br />
KPMG. Willkommen im Team.
carl Orff<br />
(* 1895, † 1982)<br />
schrieb mit der Carmina Burana<br />
das wohl bekannteste Chorstück<br />
des 20. Jahrhunderts. Seine letzte<br />
Ruhestätte befindet sich in der<br />
Klosterkirche Andechs.<br />
rolf rodenstock<br />
(* 1917, † 1997)<br />
verhalf dem Familienunternehmen<br />
Rodenstock, einem Hersteller für<br />
Brillenfassungen- und Gläsern, zur<br />
führenden Marktposition.<br />
claus hipp (* 1938)<br />
Der promovierte Jurist ist Unternehmer<br />
und Geschäftsführer des Babynahrungsherstellers<br />
Hipp. In seiner<br />
Freizeit musiziert er und unterrichtet<br />
Kunst an der Kunstakademie in<br />
Georgien.<br />
Karl-theodor zu Guttenberg (*1971)<br />
Der Jurist war 2009 zunächst<br />
Bundesminister für Wirtschaft und<br />
Technologie. Seit Oktober 2009 ist er<br />
deutscher Verteidigungsminister.<br />
Barbara Schöneberger (* 1974)<br />
wurde durch die Talkshow „Blondes<br />
Gift“ bekannt. Die Schauspielerin<br />
und Sängerin moderierte in den<br />
vergangenen Jahren unter anderem<br />
den Deutschen Filmpreis und die<br />
NDR Talk Show.<br />
Dominik A. Hahn, 27, arbeitet als Referent<br />
Personalmarketing bei der Allianz.<br />
Studium: Medien und Kommunikation an der<br />
Universität Augsburg.<br />
Wir haben mehrere Standorte in München. Der Hauptsitz liegt aber in<br />
Schwabing im Herzen Münchens, genau zwischen dem Englischen Garten<br />
und der belebten Leopoldstraße. Während der Mittagspause einen Abstecher<br />
ins Grüne zu machen ist im Sommer an der Tagesordnung. Abends geht<br />
es oft mit den Kollegen in eine der vielen Bars. Da hat Schwabing als beliebtes<br />
Studentenviertel Einiges zu bieten.<br />
Vor allem für die Versicherungsbranche ist die Stadt eine wichtige Adresse.<br />
Viele Geschäftspartner und Dienstleister sitzen in München. Für meine Arbeit<br />
sind die kurzen Wege zu ihnen sehr nützlich. In der Freizeit ist München<br />
die ideale Mischung aus Großstadt und ländlichem Flair. Ob Staatstheater,<br />
Fußball oder Entspannen in den nahe gelegenen Seen und Alpen: Viel lässt<br />
sich an nur einem Tag verwirklichen. Ein echtes Plus ist natürlich das Oktoberfest.<br />
Der Besuch mit dem eigenen Fachbereich hat bei uns Tradition.<br />
..<br />
© Hi p<br />
© NDR<br />
arbeitslosenquote <strong>2010</strong>: 4,5 %<br />
arbeitslosenquote in Deutschland: 7 %<br />
Stand: 7/<strong>2010</strong> bzw. 10/<strong>2010</strong><br />
Siemens AG<br />
Thüga Gruppe<br />
Linde AG<br />
Umsatz: 76 651 Millionen Euro Umsatz: 15 300 Millionen Euro Umsatz: 11 211 Millionen Euro<br />
Mitarbeiter: 405 000<br />
Mitarbeiter: 16 800<br />
Mitarbeiter: 50 485<br />
BMW<br />
MAN<br />
Umsatz: 50 681 Millionen Euro Umsatz: 12 026 Millionen Euro<br />
Quelle: Süddeutsche Zeitung, Top 100<br />
Mitarbeiter: 96 230<br />
Mitarbeiter: 47 743<br />
in Deutschland, 08/10<br />
Bier: 6 643 600 Liter<br />
Alkoholfreies Bier: 130 000 Liter<br />
Sekt: 31 111 Flaschen<br />
Kaffee/Tee: 210 585 Tassen<br />
Brathendl: 488 137 Stück<br />
Schweinswürstl: 116 923 Stück<br />
Schweinshaxen: 51 468 Stück<br />
Claudia Fritz, 25 Jahre, Diplom-Kauffrau,<br />
Sales Trainee bei Microsoft Deutschland.<br />
Studium: Diplom-Betriebswirtschaftslehre in<br />
Regensburg und Helsinki.<br />
Seit Januar <strong>2010</strong> arbeite ich in Unterschleißheim bei München als Trainee<br />
im Vertrieb. Die ersten drei Monate verbrachte ich in unterschiedlichen Abteilungen.<br />
Mittlerweile bin ich als Partner Account Manager für zwei unserer<br />
Distributoren zuständig.<br />
Zwar spielen Brauchtümer in meiner täglichen Arbeit kaum eine Rolle, doch<br />
stelle ich immer wieder fest, dass man zu bayerischen Kollegen immer<br />
gleich einen besonderen Draht hat. Ich komme ursprünglich aus Bayern,<br />
das Besondere an München blieb mir aber früher meist verborgen. Mittlerweile<br />
mag ich die Vielfalt und Abwechslung hier sehr: Großstadt, aber gleichzeitig<br />
viel Grün, die Isar und die Nähe zu den Bergen. Das ist für mich echter<br />
Mehrwert im Vergleich zu anderen Städten und diese Kombination macht<br />
München zu einer idealen Stadt für Leben und Arbeiten. Mein Tipp: an klaren<br />
Tagen die Fernsicht vom Olympiaberg aus genießen.<br />
als im Bundesdurchschnitt (5,84 €/m 2 ).<br />
bundesweite Kaufkraft:<br />
anzahl der hochschulen: 19<br />
Studenten an hochschulen:<br />
88 165 im WS 08/09<br />
eliteuniversitäten:<br />
Ludwig-Maximilians-Universität (LMU),<br />
Technische Universität München (TUM)<br />
(Gewinner der ersten Förderrunde der<br />
Exzellenzinitiative)<br />
Constantin von Wiedersperg, 27 Jahre, Diplom<br />
Betriebswirt (FH), ist International Trainee im<br />
Bereich Corporate & Investment Banking bei der<br />
UniCredit Bank AG. Studium: Betriebswirtschaft<br />
in Nürtingen und Sydney.<br />
Seit Mai arbeite ich als Trainee im Bereich Corporate & Investment Banking<br />
in München. Nach meinem Programm ist geplant, dass ich als Junior Relationship<br />
Manager und Analyst im Bereich Asset Management & Pension<br />
Funds eingesetzt werde. Für mich hat die bayerische Landeshauptstadt<br />
unglaublich viel Lebensqualität.<br />
Das zeigt sich nicht nur durch das enorme Freizeitangebot in und um München<br />
(Englischer Garten, Seenlandschaft, Alpen), sondern auch durch ein<br />
großes kulturelles Angebot. Die Stadt wird immer internationaler und gerade<br />
die jungen Stadtteile haben das gewisse Etwas. Die Lebensfreude der<br />
Münchner ist fast sprichwörtlich und zeigt sich besonders während des<br />
Oktoberfestes. Zu dieser „Jahreszeit“ kommen die Kollegen auch gerne in<br />
Lederhosen und Dirndl ins Büro, um nach der Arbeit gemeinsam zur Wiesn<br />
zu gehen.<br />
staufenbiel.de<br />
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 04 <strong>2010</strong><br />
EDITORIAL<br />
FÜRS LeBen<br />
LIeBe LeSeRInnen unD LeSeR<br />
„Non vitae, sed scholae discimus.” Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir. Der<br />
römische Philosoph Seneca formulierte so seine Kritik an den Philosophenschulen im ersten<br />
Jahrhundert nach Christus. Was nicht sein kann, darf nicht sein. Deshalb wurden Seneca später<br />
die Worte im Munde herumgedreht – und fortan musste es heißen: „Nicht für die Schule, sondern<br />
für das Leben lernen wir.“ Das mit dem Lernen war eben schon immer eine ernste Sache.<br />
Jetzt ist es aber noch ernster: Wir alle sollen – besser gesagt: dürfen – ein Leben lang lernen. Die<br />
Demografie ist schuld. Denn es wird künftig nicht genug Nachwuchs geben, um den Fachkräftemangel<br />
zu decken und Wissenslücken zu füllen. Die Wissensgesellschaft glaubt, ein probates<br />
Mittel dagegen gefunden zu haben: „Lebenslanges Lernen“ heißt das Rezept.<br />
Der Begriff ist in aller Munde – und doch meint jeder etwas anderes damit. Er ist zu einem Schlagwort<br />
für alles und jedes geworden, das mit Weiterbildung zu tun hat. Wie wichtig das Thema für<br />
die Industrieländer ist, zeigen die vielen nationalen und europäischen Förderprogramme. Das<br />
deutsche Bildungssystem bewegt sich aber bisher nur im Mittelfeld, wenn es um Weiterbildungsangebote<br />
geht. Welche Auswirkungen die Vision vom lebenslangen Lernen für Absolventen und<br />
young Professionals hat, lesen Sie im Artikel „Lang, länger, lebenslang lernen“ ab Seite 32.<br />
Es gibt noch ein anderes Heilmittel gegen den Fachkräftemangel. Die Frauen. Sie sollen in die<br />
Bresche springen, auch wenn es um Führungspositionen geht. Doch da sieht es bisher noch<br />
schlecht aus – der Frauenanteil beträgt hier gerade einmal 2,4 Prozent. Und Experten sind geteilter<br />
Meinung, ob eine Frauenquote dagegen etwas ausrichten kann (ab Seite 10).<br />
Trotz Fachkräftemangel sind die Ansprüche an Einsteiger groß – im Maschinenbau (Seite 18)<br />
wie in der Unternehmensberatung. Immerhin tröstlich, wenn es mal keine Jobzusage gibt: Auswahlverfahren<br />
sind nicht unfehlbar. Das sagt Aufsichtsratschef Burkhard Schwenker vom Beratungshaus<br />
Roland Berger gegenüber dem „<strong>Karrieremagazin</strong>“. Im Interview (Seite 14) erzählt er<br />
außerdem, warum er nie Tischler werden wollte und wie ihn die 68er-Bewegung beeinflusst hat.<br />
04 <strong>2010</strong> Wintersemester<br />
staufenbiel<br />
Karriere<br />
Das Magazin fUr ihre KarriereplanUng magazin<br />
Maschinen- und Anlagenbau<br />
Branchenporträt:<br />
Es geht weiter aufwärts<br />
staufenbiel.de<br />
<strong>Karrieremagazin</strong><br />
ein echtes Plus<br />
© Carl Or f 1956, Foto: Karl Baur,<br />
Que le: Or f-Zentrum München<br />
© Rodenstock<br />
© w.zugu tenberg.de<br />
Quellen: Bayerisches landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Bundesagentur für Arbeit, Stat. Bundesamt, GfK Kaufkraft Index <strong>2010</strong>, F+B Mietspiegelindex 2009<br />
LAng, LängEr,<br />
LEbEnsLAng LErnEn<br />
München<br />
Wirtschaftsregion<br />
mit starken Branchen<br />
Hohe Erwartungen<br />
Roland-Berger-Aufsichtsratschef<br />
Burkhard Schwenker im Interview<br />
mba-master.de<br />
SchaufenSter<br />
munchen<br />
zahlen, fakten, insider-infos zur Wirtschaftsregion münchen – Das Poster zum herausnehmen<br />
Berühmtheiten auS<br />
münchen in zahlen<br />
münchen<br />
einwohner zum 31.03.<strong>2010</strong>: 1 337 565<br />
erwerbstätige 2008: 953 900<br />
fläche: 310,4 km 2<br />
BiP je erwerbstätigen: 117 131 €<br />
Kaufkraft je einwohner: 26 444 €<br />
einwohner je km 2 2009: 4 300 25 713 €<br />
© FOTOlIA_eRDQUADRAT<br />
Die fünf umSatzStärKSten unternehmen in DeutSchlanD mit Sitz münchen<br />
(Ohne BanKen unD VerSicherunGen)<br />
OKtOBerfeSt :<br />
SPeiSe- unD GetränKeVerBrauch 2009<br />
mietspiegel: 9,99 €/m 2<br />
monatliche Nettokaltmiete. Das sind 71 Prozent mehr<br />
© ISTOCKPHOTO_MARTSKIN<br />
hOchSchulen<br />
inSiDer-infOS: WirtSchaftSreGiOn münchen<br />
Die Kombination macht’s<br />
Das gewisse etwas<br />
© ISTOCKPHOTO_NICO_BlUe<br />
© ISTOCKPHOTO_ HelGAMARIAH<br />
Viel Spaß beim Lesen<br />
Stefanie Zimmermann, Chefredakteurin<br />
IMPReSSuM<br />
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> · Gegründet 2001 · 10. Jahrgang<br />
Das Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> berichtet für Studierende,<br />
Absolventen und young Professionals aktuell über<br />
Wissenswertes aus den Bereichen Studium, Job und Karriere.<br />
Es erscheint mit einer Auflage von 130.000 Exemplaren<br />
bundesweit viermal jährlich. Die nächste <strong>Ausgabe</strong><br />
ist im April erhältlich. Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> ist unabhängig<br />
und wird an Hochschulen und im Umfeld sowie<br />
auf Fach- und Hochschulmessen kostenfrei verbreitet.<br />
Es kann von Dozenten, Studenteninitiativen und Hochschuleinrichtungen<br />
kostenfrei im Abonnement bezogen<br />
werden.<br />
copyright <strong>2010</strong> by Staufenbiel Institut Gmbh<br />
Herausgegeben von Staufenbiel Institut GmbH<br />
Postfach 10 35 43, 50475 Köln,<br />
Tel.: +49 (0)221/91 26 63 0, Fax: +49 (0)221/91 26 63 9<br />
E-Mail: karrieremagazin@staufenbiel.de,<br />
Inter<strong>net</strong>: www.staufenbiel.de/karrieremagazin<br />
ISSN 1860-7667<br />
Chefredakteurin (V.i.S.d.P.): Stefanie Zimmermann (SZ)<br />
Redaktion: Claudia Feuerer (ClF), Eva Flick (EF), Thomas<br />
Friedenberger (TF), Julia Heilig (JH), Susann Kobs (SK),<br />
Heinz Peter Krieger (HK), Ina Oberhoff (IO), Birgit Rogge (BR)<br />
Lektorat: Susann Kobs, Ina Oberhoff<br />
Herausgeberin: Birgit Giesen<br />
staufenbiel.de<br />
Sales Director: Holger Fäßler, Telefon: 0221/91 26 63 33,<br />
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Anzeigenmarketing: Bert Alkema, Nadine Eppmann,<br />
Christiane Fuchs, Isabelle Fütterer, Anne Moog, Nina Otto<br />
vor dem gentschen Felde, Thorsten Volpers<br />
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Online-Redaktion: Kirsten Gregus, Maurice Hein,<br />
Desislava Mohrmann<br />
Titelfoto: © photocase_cydonna<br />
Redaktion und Verlag sind stets bemüht, sowohl redaktionelle<br />
Beiträge als auch Anzeigen daraufhin zu prüfen,<br />
dass Formulierungen nicht gegen geltendes Recht, insbesondere<br />
gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz<br />
verstoßen. Sollte im Einzelfall eine Formulierung<br />
von der Rechtsprechung als diskriminierend bewertet<br />
werden, weisen wir bereits jetzt darauf hin, dass wir<br />
uns von jeder Art der Diskriminierung distanzieren und<br />
dies jedenfalls nicht die Ansicht der Redaktion darstellt.<br />
Soweit in redaktionellen Beiträgen und in Beiträgen von<br />
Kunden ausschließlich oder überwiegend die maskuline<br />
Form verwendet wird, erfolgt dies lediglich aus Gründen<br />
der Lesbarkeit und stellt in keinem Fall eine Wertung<br />
gegenüber weiblichen Personen dar. Entsprechend ist<br />
mit dem Gebrauch des Begriffs „young Professionals“<br />
keine Diskriminierung hinsichtlich des Alters intendiert,<br />
sondern es soll lediglich die Gruppe der Berufseinsteigerinnen<br />
und Berufseinsteiger angesprochen werden.<br />
Sofern Sie sich durch Inhalte dieser Publikation benachteiligt<br />
fühlen, bitten wir Sie, sich mit unserer Beauftragten<br />
für Gleichbehandlung, Frau Nadine Eppmann,<br />
nadine.eppmann@staufenbiel.de, in Verbindung zu setzen.<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in Online-<br />
Dienste und Inter<strong>net</strong> sowie Vervielfältigung auf Datenträgern<br />
wie CD-ROM, DVD-ROM etc. dürfen nur nach vorheriger<br />
schriftlicher Genehmigung des Verlages erfolgen.<br />
Die einzige Ausnahme ist das Fotokopieren mit Quellennachweis<br />
durch Career Services und Hochschulteams,<br />
Hochschulmitarbeiter und studentische Vereine zum<br />
Zweck der Berufsberatung.<br />
Die Inhalte der Artikel geben nicht notwendigerweise die<br />
Meinung der Redaktion wieder. Die Informationen in dieser<br />
Publikation sind sorgfältig recherchiert und geprüft<br />
worden, dennoch kann keinerlei Garantie übernommen<br />
werden. Eine Haftung für Personen-, Sach- und Vermögensschäden<br />
ist ausgeschlossen. Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
wird von Staufenbiel Institut als Teil der Group<br />
GTI herausgegeben. GTI ist Europas führender Karriere-<br />
Verlag für Nachwuchsakademiker.<br />
3
04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
InHALt<br />
Mensch und Maschine 18<br />
Branchenreport: Maschinen- und<br />
Anlagenbau im Aufwind<br />
tIteL 32<br />
tIteL<br />
Lang, länger, lebenslang lernen 32<br />
Niemals ausgelernt: Was lebenslanges<br />
Lernen wirklich bedeutet<br />
KOMPAKt<br />
news, Karrierekalender,<br />
Leserfrage, Web-Schaukasten,<br />
Inter<strong>net</strong>splitter 06<br />
eInStIeG<br />
Keine zigarren 10<br />
Mit Quote oder ohne? In den Führungsetagen<br />
ist der Frauenanteil noch mau –<br />
das soll sich jedoch ändern<br />
„natürlich ist das anstrengend“ 14<br />
Aufsichtsratschef Burkhard Schwenker<br />
von Roland Berger über Erwartungen an<br />
Nachwuchstalente in der Unternehmensberatung<br />
Mensch und Maschine 18<br />
Branchenreport: Es läuft wieder im<br />
Maschinen- und Anlagenbau<br />
„natürlich ist das<br />
anstrengend“ 14<br />
Im Interview: Aufsichtsratschef<br />
Burkhard Schwenker von der<br />
Beratungsgesellschaft Roland Berger<br />
tHeMA:<br />
Wirtschaftsregion<br />
München<br />
Bei den Mönchen 24<br />
Was München als Wirtschaftsregion<br />
so stark macht<br />
Schaufenster München 26<br />
Zahlen, Fakten, Insider-Infos zur<br />
Wirtschaftsregion München –<br />
zum Herausnehmen<br />
„Mag<strong>net</strong> für talentierte Köpfe“ 28<br />
Der Münchener Wirtschaftsreferent<br />
Dieter Reiter im Interview<br />
cAMPuS<br />
Die Ich-Marke 38<br />
Eindruck machen mit gutem<br />
Selbst-Marketing<br />
Wirtschaftsregion<br />
München 24<br />
Erfolg einer Wirtschaftsregion<br />
Heute, morgen, irgendwann 42<br />
Aufschieberitis bekämpfen, damit aus<br />
aufgeschoben kein aufgehoben wird<br />
Blind Date mit unternehmen 46<br />
Anonyme Bewerbungen: Was noch<br />
vom Lebenslauf übrig bleibt<br />
Überzeugend bewerben 48<br />
Tipps für die erfolgreiche Bewerbung<br />
von Career-Service-Experten<br />
RuBRIKen<br />
Impressum 3<br />
Karrierefragebogen 50<br />
„Immer weiter lernen“: yahoo-<br />
Deutschland-Chef Terry von Bibra<br />
fand über Umwege zu seinem Beruf<br />
staufenbiel.de<br />
mba-master.de<br />
staufenbiel.de/twitter<br />
staufenbiel.de/facebook<br />
4 staufenbiel.de
Sei bereit für das Unerwartete:<br />
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Wer gibt dem schönsten Spiel der Welt ein unvergleichliches Zuhause? Wer berech<strong>net</strong> die Folgen<br />
des Klimawandels für den Alltag? Im Team der Allianz können Sie innovative Lösungen entwickeln.<br />
Wir suchen engagierte Absolventen und Young Professionals, die mit uns gemeinsam<br />
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04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
KOMPAKT Meldungen<br />
Interview<br />
© Die Linke NRW<br />
„Ich hatte weiche Knie“<br />
Im Interview: Niema Movassat, 26 Jahre, jüngster Bundestagsabgeord<strong>net</strong>er<br />
der Linken, über sein erstes Jahr im Bundestag.<br />
Vor einem Jahr berichteten Sie uns über Ihr Lampenfieber vor Ihrer<br />
ersten Rede im Bundestag. Wie war es denn?<br />
Ich hatte ziemlich weiche Knie vor der ersten Rede. Unmittelbar davor,<br />
während ich wartete aufgerufen zu werden, wurde ich auch immer<br />
nervöser. Aber dann klappte es erstaunlich gut. Mittlerweile bin ich<br />
zwar nach wie vor ein wenig aufgeregt, aber der Spaß überwiegt deutlich.<br />
Und nach mittlerweile neun Reden hat sich schon eine gewisse<br />
Routine eingespielt.<br />
Haben Sie sich Ihren Arbeitsalltag so vorgestellt?<br />
Nicht ganz. Denn relativ viel Zeit geht mit organisatorischer Arbeit verloren.<br />
Das hatte ich so nicht erwartet. Erstaunlich ist auch, wie viel<br />
Zeit die Arbeit im Ausschuss in Anspruch nimmt. Dass aber insgesamt<br />
sehr viel zu tun ist, war mir klar. Und genau so ist es gekommen.<br />
Hilft Ihr Jurastudium bei der täglichen Arbeit?<br />
Ja, es hilft mir doppelt. Zum einen inhaltlich bei vielen Fragestellungen,<br />
die die Entwicklungspolitik betreffen. Zum anderen ist man<br />
als Jurist darin geschult, sich schnell in neue Themen einzuarbeiten.<br />
Und neue Themen gibt es ständig. Es ist also genau das richtige Handwerkszeug<br />
für die Arbeit im Bundestag.<br />
Niema Movassat hat nach neun Reden im Bundestag<br />
schon Routine<br />
Womit verbringen Sie den größten Teil Ihrer Zeit?<br />
Mit dem Lesen von Papier und E-Mails für die Fraktion und für den Ausschuss.<br />
Außerdem muss ich viel lesen, um mich inhaltlich fit zu halten<br />
und in neue Themen einzuarbeiten.<br />
Welche persönliche Begegnung im Bundestag hat sie am meisten<br />
beeindruckt?<br />
Der Besuch des an den Rollstuhl gefesselten brasilianischen Fischers<br />
Carlos Oliveira im Bundestag. Er hat durch den Bau eines deutschen<br />
Stahlwerks in Brasilien seine Lebensgrundlage verloren. Der Bau des<br />
Werks hat dazu geführt, dass die Fischbestände in seiner Heimat<br />
massiv zurückgegangen sind. Die einhergehende Vergiftung des Wassers<br />
und das Vorgehen des Wachschutzes der Betreiberfirma haben<br />
sein Leben bedroht. Heute lebt er im Untergrund und muss durch ein<br />
brasilianisches Menschenrechtsschutzprogramm geschützt werden.<br />
Ein sehr bewegendes, trauriges Schicksal.<br />
EF<br />
Lese-Tipp<br />
Mut zur Frechheit<br />
Mehr Gehalt, weniger Stress – dazu sagt niemand nein. Trotzdem<br />
fällt es vielen schwer, Verhandlungen für sich zu entscheiden oder<br />
der Perfektion Adieu zu sagen. Der Autor Klaus Schuster glaubt, das<br />
Erfolgsrezept fürs Berufsleben zu kennen. In „Der freche Vogel fängt<br />
den Wurm“ formuliert er die Zutaten:<br />
Frech ohne respektlos zu sein, es sich so leicht machen wie möglich<br />
und trotzdem seine Ziele erreichen. Wie das funktionieren soll,<br />
schildert der Manager auf 224 Seiten mit allerlei Empfehlungen und<br />
Beispielen. So entwirft er Führungsprinzipien für Manager, die keine<br />
Business School lehrt. Einfühlungsvermögen<br />
gegenüber den Mitarbeitern, dies<br />
sei die Grundlage für emotionale Führung.<br />
Zur Umsetzung gehöre Mut und<br />
die Courage, Dinge anders zu machen,<br />
so Schuster. Doch ist die Grenze zwischen<br />
Mut und Dreistigkeit oft dünn. Die<br />
Mitte zu treffen, ist die Herausforderung.<br />
(Redline <strong>2010</strong>, 16,95 €)<br />
IO<br />
© Redline<br />
Google zieht<br />
Wer ein erfolgreiches Sachbuch schreiben möchte, kann heute auf<br />
dem Cover das Wort „Google“ unterbringen und hat so scheinbar schon<br />
einen Teil des Erfolgs verbucht. Nach „Die Google-Falle“, „Das Google-<br />
Imperium“, „Was würde Google tun“ nun also: „Der Google-Effekt“ vom<br />
Ex-Chief-Information-Officer des Unternehmens. Es soll bei dem Buch<br />
um „Strukturiert denken im digitalen Zeitalter“, so der Untertitel, gehen.<br />
Doch schnell verrät das Werk, worum es eigentlich geht. Der Autor<br />
schreibt, nachdem er das Mail-Programm des Suchmaschinenbetreibers<br />
umfangreich gewürdigt hat: „Mir gefällt an Google Mail außerdem,<br />
dass...“ Spätestens da reicht’s dem aufgeklärten Leser wirklich<br />
und man fragt sich, warum Werbeschriften<br />
dieser Art noch gedruckt werden müssen.<br />
Meine Empfehlung: Stellt die Schrift ins Netz<br />
und lasst sie suchen. Wer diese „Information“<br />
wirklich braucht, wird sie auch finden. Die anderen<br />
könnten dann das Geld fürs Buch sparen.<br />
(Südwest Verlag <strong>2010</strong>, 19.95 €) TF<br />
© Südwest<br />
6<br />
staufenbiel.de
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 04 <strong>2010</strong><br />
Meldungen KOMPAKT<br />
LESERFRAGE<br />
Relevante Zeugnisse<br />
Sie haben Fragen zur Karriereplanung, Bewerbung<br />
oder Arbeitsrecht? Unsere Experten<br />
sind für Sie da. Schicken Sie Ihre Frage an:<br />
karrieremagazin@staufenbiel.de – und vielleicht<br />
lesen Sie schon im nächsten Heft die<br />
Antwort darauf.<br />
© photocase/tm<br />
DIE FRAGE: In einem Bewerbungsgespräch<br />
wurde ich gefragt, warum ich mein Abiturzeugnis<br />
nicht mitgeschickt habe. Ich sagte,<br />
es gäbe keinen Grund. Doch den gibt es: Ich<br />
hatte mit einer 3,7 eine schlechte Note. Nun<br />
soll ich mein Zeugnis nachreichen. Jetzt sieht<br />
es so aus, als wollte ich die Note vertuschen.<br />
Was soll ich sagen, falls mich der Personaler<br />
darauf anspricht? Lara H. aus Bremen<br />
DIE ANTWORT: Um die Frage im Allgemeinen zu<br />
beantworten: Wenn es sich um eine Bewerbung<br />
zum Beispiel auf einen Ausbildungsplatz<br />
oder den ersten Job nach dem Examen handelt,<br />
dann sollte das letzte Zeugnis beigelegt<br />
werden. Ein Bewerber, der über einige Jahre<br />
Berufspraxis verfügt, hat sicher praxisrelevantere<br />
Zeugnisse vorzulegen, so dass das<br />
Abiturzeugnis keinen Mehrwert für das Unternehmen<br />
darstellt. In Ihrem Fall ist es nun so,<br />
dass Sie das Abiturzeugnis nachreichen sollen.<br />
Das bringt Sie zumindest in die Situation,<br />
sich darüber Gedanken zu machen, weshalb<br />
Sie es nicht eingereicht haben. Die Aussa-<br />
ge, Sie haben es ohne Grund nicht beigelegt,<br />
kann etwas gedankenlos wirken.<br />
Ich empfehle Ihnen in diesem besonderen<br />
Fall, das Zeugnis mit einem <strong>net</strong>ten Anschreiben<br />
nachzureichen. Greifen Sie zu Stift und<br />
Papier, fassen Sie das Bewerbungsgespräch<br />
noch einmal sachlich zusammen, bedanken<br />
Sie sich für das freundliche Gespräch und<br />
bekräftigen Sie noch einmal Ihren Wunsch,<br />
für das Unternehmen tätig zu werden. In der<br />
Anlage reichen Sie, wie besprochen, Ihr Zeugnis<br />
nach. Dies können Sie in einem Nebensatz<br />
erwähnen. Sollten Sie dann noch einmal angesprochen<br />
werden, bleiben Sie bei Ihrer Aussage,<br />
dass Sie das Zeugnis nicht als relevant<br />
betrachtet haben und es aus diesem Grund<br />
nicht beigelegt haben.<br />
unsere expertin<br />
Sylvia Schnödewind, Bewerbungs-Coach<br />
aus Düsseldorf, beantwortet für das<br />
<strong>Karrieremagazin</strong> Fragen zum Arbeitsrecht.<br />
Karrierekalender Wintersemester <strong>2010</strong>/2011 –<br />
November bis März<br />
24.-25.11.<strong>2010</strong> Absolventenkongress, Köln,<br />
absolventenkongress.de<br />
01.12.<strong>2010</strong> JOBcon Finance, München, iqb.de<br />
08.12.<strong>2010</strong> JURAcon, Stuttgart, iqb.de<br />
18.-19.01.2011 bonding, Kaiserslautern, bonding.de<br />
02.02.2011 ScieCon, München, sciecon.bts-ev.de<br />
03.-04.02.2011 Ikom Bau,<br />
München ikom.tum.de/students/bau<br />
06.03.2011 MBA-Day, München e-fellows.<strong>net</strong><br />
17.03.2011 World MBA Tour, Frankfurt, mba-gate.de<br />
26./27.03.2011 horizon, Stuttgart, horizon-messe.de<br />
Studenten-Wettbewerb<br />
Berlin aus der Hosentasche<br />
Eine innovative Geschäftsidee möchte jeder haben<br />
und das nötige Startkapital dazu. Manchmal geht<br />
es aber auch mit kleinen Mitteln. Die BWL-Studenten<br />
Marcel Kaiser, Anna Kendeva, Christoph Ohm und<br />
Ingo Kugler brauchten nur fünf Euro, um die Reiseführer-Branche<br />
zu beeindrucken und den ersten<br />
Platz beim diesjährigen Funpreneur-Wettbewerb der<br />
FU Berlin zu gewinnen. Sie entwickelten den Pocket<br />
Sight, einen Berliner Stadtplan mit 18 Sehenswürdigkeiten,<br />
kleinen Anekdoten und Quizfragen, der in jede<br />
Hosentasche passt.<br />
© Pocket Sight<br />
Das Team hatte fünf Wochen Zeit, die Idee zu planen, umzusetzen<br />
und schließlich auch zu verkaufen. „Allein die Recherche hat schon<br />
zwei bis drei Wochen in Anspruch genommen“, sagt Marcel Kaiser.<br />
Daneben mussten sie auch Sponsoren und Abnehmer für ihren<br />
Stadtplan finden. Innerhalb von kurzer Zeit waren die 250 Exemplare<br />
der ersten Auflage ausverkauft. Nach diesem Erfolg stand die Gründung<br />
einer echten Firma außer Frage. Gespräche mit der Bank sind<br />
bereits in vollem Gange. „Wenn die Firmengründung abgeschlossen<br />
ist, geht die zweite Auflage auch in den Druck“, so Kaiser. SK<br />
staufenbiel.de<br />
7
04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
KOMPAKt Inter<strong>net</strong>-Splitter<br />
© MARTIN KRUG<br />
WeB-ScHAuKASten<br />
Fallstudie zum Üben<br />
Wer sich in der Consultingbranche bewirbt,<br />
muss auf die Teilnahme an einer Fallstudie<br />
gefasst sein. Testen Sie an einer realen<br />
Fallstudie von Roland Berger Strategy<br />
Consultants, ob Sie das Zeug zum Berater<br />
haben. Die Fallstudie mit Muster-Lösung,<br />
weitere Infos und Tipps zum Thema finden<br />
Sie unter staufenbiel.de/fallstudien.<br />
MBA-Quiz<br />
Sie wissen, dass MBA die Abkürzung für<br />
Master of Business Administration ist.<br />
Aber wissen Sie auch, wann man ein MBA-<br />
Studium am besten beginnen sollte? Oder<br />
welche Rolle Rankings bei der Auswahl<br />
einer Business School spielen? Testen<br />
Sie Ihr MBA-Wissen in unserem Quiz auf<br />
mba-master.de/mba-quiz. Gleichzeitig erhal<br />
ten Sie Tipps zu verschiedenen MBA-<br />
Themen.<br />
Schlüsselkompetenzen perfektionieren<br />
Ob Teamarbeit, Konfliktmanagement oder<br />
Rhetorik: Soft Skills nehmen einen immer<br />
höheren Stellenwert ein. Aber wie verbessert<br />
man die eigenen Fähigkeiten? Career<br />
Club Mitglieder können jetzt in den eigenen<br />
vier Wänden mit einer interaktiven<br />
e-Ausbildung zum Experten für Schlüsselkompetenzen<br />
werden. Alles auf einen Klick<br />
unter staufenbiel.de/careerclub.<br />
© FOTOLIA_ ALExANDER yAKOVLEV<br />
„YOutuBe FüR FachBücheR“<br />
Im Interview: Martin Fröhlich, 27, gründete mit Freunden<br />
das Inter<strong>net</strong>-Portal Paperc.de. User können Fachliteratur dort online<br />
kostenfrei lesen.<br />
Martin Fröhlich:<br />
„Der amerikanische<br />
Markt ist die zukunft“<br />
Viele Menschen wollen keine schweren Bücher schleppen, aber Sie<br />
haben gleich eine Geschäfts idee daraus gemacht...<br />
Ja. Felix Hofmann, ebenfalls Gründer von Paperc.de, kam auf die Idee. Während seiner Diplomarbeit<br />
pendelte er zwischen St. Gallen und Berlin und musste wegen der Bücher ständig übergepäck<br />
zahlen. Ich kam gerade aus China und kannte das Problem auch.<br />
Daher entwickelten wir den Business-Plan für ein youtube für Fachbücher.<br />
Wie konnten Sie die Fachbuchverlage überzeugen, dass sie die digitalen Kopien der Literatur<br />
kostenlos zur Verfügung stellten?<br />
Die Verlage kennen die Situation, Print gibt es bald nur noch On-Demand und Google Books ist<br />
auf Dauer keine Lösung. So kam der Stein ins Rollen. Inzwischen haben wir über etwa 6 500<br />
Fachbücher von mehr als 50 Verlagen im Angebot.<br />
Wird eine Seite kopiert oder bearbeitet, muss der Kunde zehn cent bezahlen. Kopieren ist billiger.<br />
Wir verlangen zwar zehn Cent, dafür gibt es aber auch alle Zusatzfunktionen, die dem Studenten<br />
viel Arbeit abnehmen. Er kann etwa Sätze markieren, bearbeiten und Fußnoten setzen.<br />
Wie geht es denn weiter mit Paperc.de?<br />
Fest steht: Paperc.de wird nächstes Jahr expandieren. Der amerikanische Markt ist die Zukunft,<br />
deswegen wollen wir in New york mit den dortigen Verlagen verhandeln.<br />
SK<br />
DIe MIt DeM DOKtOR tAnzen<br />
Während deutsche TV-Sender noch Gesangstalente suchen, ist die Inter<strong>net</strong>-Gemeinde schon<br />
weiter. Sie konnte online den Gewinner des Wettbewerbs „Tanze deine Doktorarbeit“ („Dance<br />
your Ph.D“) küren. Das renommierte Magazin „Science“ hatte den diesjährigen<br />
Wettbewerb ausgerufen, um Außenstehenden das Thema wissenschaftlicher<br />
Arbeiten einmal anders, nämlich tänzerisch, näherzubringen. 45 tanzende<br />
Doktoren nahmen mit ihren Teams am Wettbewerb teil und reichten ihre<br />
Videos ein. Diesjährige Gewinnerin: Maureen McKeague. Ihre quirlige Gruppen-<br />
Performance im Bereich Chemie stellt die Anreicherung des Moleküls Homocystein dar. Wer<br />
am Ende nicht so genau weiß, was ihm die Darbietung sagen wollte: Es gibt eine Erläuterung<br />
zum Nachschauen. Die Videos gibt es auf sciencemag.org.<br />
IO<br />
tutORen AuS DeM <strong>net</strong>z<br />
Daheim alleine lernen mag effizient sein. Doch sobald Fragen auftreten,<br />
auf die man selbst keine Antworten findet, ist Hilfe nötig. An<br />
diesem Punkt setzt die Inter<strong>net</strong>-Nachhilfe Sofatutor an. Die Online-<br />
Lernplattform von den Berliner Studenten Stephan Bayer und Andreas<br />
Spading bietet Videos, die in zehn Minuten Lerninhalte vermitteln.<br />
Nach jedem Video kann der User zur Selbstkontrolle einen<br />
Test absolvieren, um sein neu gewonnenes Wissen zu überprüfen.<br />
Auch fasst das Portal mehrere Videos zu einem bestimmten Thema<br />
in Kursen zusammen. Das Angebot richtet sich an Schüler, Studenten<br />
und Auszubildende.<br />
Zu den über 2 000 Videos kommen ständig neue dazu. Die Bewertungs-<br />
und Kommentarfunktion geben dabei Aufschluss über<br />
Qualität und Effizienz des Videos. Jeder kann ein Nachhilfe-Video<br />
produzieren und der Plattform anbieten. Bei Eignung winkt die Be-<br />
teiligung an Einnahmen, die Sofatutor aus kostenpflichtigen Abonnements<br />
erzielt. Und Abos sind meist günstiger als Stunden beim<br />
Nachhilfelehrer.<br />
IO<br />
© FOTOLIA_ SHOCK<br />
8<br />
staufenbiel.de
Wir nicht! Bei Roland Berger ist jeder fünfte Consultant eine Frau.<br />
Das ist uns zu wenig. Denn die kreativsten Ideen kommen aus gemischten<br />
Teams. Wir sind für alle High-Potentials ein attraktiver Arbeitgeber.<br />
Nicht zufällig sind wir seit 2005 als erste Unternehmensberatung mit<br />
dem Siegel „audit berufundfamilie“ ausgezeich<strong>net</strong> worden. Zurecht?<br />
Machen Sie sich selbst ein Bild – Sie können nur gewinnen!<br />
PERSÖNLICHKEIT ZÄHLT. WWW.KARRIERE.ROLANDBERGER.COM
04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
EINSTIEG Frauen und Karriere<br />
Keine<br />
Zigarren<br />
die die deutschen Hochschulen verlassen als Absolventen.<br />
Doch schon bei den abgeschlossenen Promotionen sind die<br />
Männer in der Überzahl.<br />
Wissen’s? Sie rauchen halt keine Zigarren!“ Ein<br />
Chauvi-Spruch. Gerichtet vor Jahren an eine aufstrebende<br />
Managerin. Im Mai berichtete sie auf<br />
dem Forum „Deutschlands Chefinnen“ von dieser Begegnung.<br />
Die Personalberatung Odgers Berndtson hatte 30<br />
Top-Managerinnen nach Frankfurt eingeladen. Das Thema<br />
des Forums: Sinn und Unsinn der Frauenquote. Die Frauen<br />
mussten eingestehen, dass die wenig charmanten Worte des<br />
Zigarren-Liebhabers und ehemaligen Vorgesetzten der aufstrebenden<br />
Managerin zwar nicht zum Rauchen animieren<br />
sollten, aber doch ein Fünkchen Wahrheit enthielten. Frauen<br />
<strong>net</strong>zwerken einfach zu wenig. Und das ist auch ein Grund,<br />
warum Männer die höheren Management-Etagen besetzen<br />
und nicht ihre weiblichen Kollegen.<br />
Die Personalberater von Odgers Berndtson nahmen in einer<br />
Studie die 500 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands<br />
unter die Lupe. Und eine Lupe schadet nicht, wenn<br />
man nach Frauen im Topmanagement sucht. Frauen besetzen<br />
gerade einmal 2,4 Prozent aller Positionen im Vorstand<br />
und in der Geschäftsführung. Ähnlich die Zahlen in der<br />
deutschen Hochschullandschaft. Laut Statistischem Bundesamt<br />
stehen 6 700 Wissenschaftlerinnen 38 600 männlichen<br />
Professoren gegenüber. Dabei gibt es mehr Absolventinnen,<br />
10<br />
© ISTOCKPHOTO_ terex<br />
Verbindliche Quote<br />
Der Ruf nach einer verbindlichen Frauenquote wird lauter<br />
und viel diskutiert. Aber braucht Deutschland eine Quote?<br />
Familienministerin Kristina Schröder sagt ja. Wenn es nach<br />
ihr geht, soll ein freiwilliger Kodex dafür sorgen, dass jeder<br />
fünfte Vorstandssessel in Deutschland 2015 mit einer<br />
Frau besetzt ist. Wenn dem nicht so ist, müsse ein Gesetz<br />
her, dass die Unternehmen zu einer Quote zwingt. Aber sie<br />
hofft auf Einsicht. „Es spricht sich herum, dass es nicht im<br />
ökonomischen Interesse der Unternehmen ist, die Hälfte<br />
des Begabtenpools zu ignorieren“, sagt sie gegenüber einer<br />
Wirtschaftszeitung.<br />
Denn Diversität gilt inzwischen als Wettbewerbsvorteil.<br />
Nicht nur bei der Regierung, sondern auch bei Anlegern.<br />
Eine Studie der Vereinten Nationen belegt, dass US-Unternehmen<br />
mit hoher Frauenquote eine um 42 Prozent höhere<br />
Umsatzrendite haben als rein männlich geführte Unternehmen<br />
der Konkurrenz. Denn die Zusammenarbeit unter den<br />
Kollegen ist anders, wenn mehr Frauen im Team sind.<br />
„Frauen zeichnen sich durch bessere Kommunikationsfähigkeit<br />
aus. Sie denken und handeln teamorientierter, um<br />
wirklich alle Teammitglieder zu integrieren“, sagt Christopher<br />
Gandaa, Regional Staffing Manager beim Automobilzulieferer<br />
Johnson Controls. „Und da heute alles in Teams<br />
entwickelt wird, ist das nicht unwichtig.“<br />
Und auch ein anderer Punkt ist gerade für ein Unternehmen<br />
der Automobil- und Zulieferbranche entscheidend:<br />
„Ingenieurinnen haben eine eigene Sicht auf die Technik“,<br />
berichtet Christopher Gandaa. Studien haben gezeigt, dass<br />
es immer öfter Frauen sind, die beim Neuwagenkauf entscheiden.<br />
„Und Frauen haben andere Ansprüche an eine Innenraumgestaltung<br />
als Männer.“<br />
staufenbiel.de
Karriere ohne „Old Boys‘ Club“ ist gar nicht<br />
so einfach. Das wissen Frauen eigentlich,<br />
dennoch <strong>net</strong>zwerken sie zu wenig. Die<br />
Frauenquote soll’s jetzt richten.<br />
Weiblicher Blick<br />
Der weibliche Blick kann dann schon bei der Entwicklung<br />
berücksichtigt werden. Die demografische Entwicklung<br />
ist ein weiterer Aspekt. „Wir haben heute schon zu wenig<br />
Fachkräfte“, meint Gandaa, „und auf mittlere Sicht kann es<br />
sich kein Unternehmen leisten, auf qualifizierte Nachwuchskräfte<br />
zu verzichten.“<br />
Aber kann eine Quote – egal ob per Gesetz oder freiwillig<br />
– Abhilfe schaffen? Nur 44 Prozent der befragten<br />
Managerinnen der Odgers-Berndtsons-Studie sagt eindeutig<br />
ja. Die übrigen meinen zwar, dass eine Quote eine gewisse<br />
Appellfunktion hätte, allerdings sehen sie die Gefahr, als<br />
Quotenfrau abqualifiziert zu werden.<br />
Für die Quote sprechen Ergebnisse, die skandinavische<br />
Länder vorweisen können. In Norwegen etwa waren innerhalb<br />
weniger Jahre von 500 börsennotierten Unternehmen<br />
40 Prozent aller Aufsichtsratsplätze mit Frauen besetzt.<br />
Davon ist Deutschland Meilen entfernt, wie eine Studie des<br />
Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW)<br />
belegt. Beispiel: Finanzbranche. Obwohl die meisten Beschäftigten<br />
im Finanzsektor Frauen sind, ist ihr Anteil in<br />
den Vorständen geringer als zwei Prozent. Tendenz steigend?<br />
Mitnichten. „Insgesamt hat sich im Vergleich zu den<br />
Vorjahren an der Zusammensetzung der Spitzengremien<br />
kaum etwas verändert“, sagt DIW-Expertin Elke Holst.<br />
Für Gabriele Stahl, Partnerin bei Odgers Berndtson,<br />
kann es nur eine Schlussfolgerung geben: „Deswegen ist die<br />
freiwillige Selbstverpflichtung, die sich einige Großunternehmen<br />
mit der Einführung einer konkreten Frauenquote<br />
aktuell auferlegt haben, sehr zu begrüßen.“<br />
Preisgeld auf<br />
100.000 Euro erhöht!<br />
Postbank<br />
Finance Award 2011<br />
– der Hochschulwettbewerb<br />
der Extraklasse<br />
Teilnehmen, qualifizieren – und in jedem Fall gewinnen.<br />
Denn Mitmachen heißt: Sie treten im Team an, setzen sich<br />
mittels professioneller Methodik mit dem Thema auseinander,<br />
entwickeln Thesen und präsentieren diese als Essays.<br />
Die fünf bestplatzierten Wettbewerbsbeiträge werden mit<br />
insgesamt 100.000 Euro prämiert und in breiter Öffentlichkeit<br />
vorgestellt. Die hohen fachlichen Anforderungen sind in<br />
der Bankenbranche bekannt. Große Wertschätzung genießen<br />
die innovativen Themenstellungen. Und – Sie haben<br />
durch Ihre Teilnahme bewiesen, dass Sie mehr können und<br />
wollen, als viele andere.<br />
Das Thema 2011:<br />
Stabilisierung der Europäischen Währungsunion<br />
und Implikationen für Private Geldanlage<br />
Die Beiträge des Finance Award <strong>2010</strong> und ausführliche<br />
Informationen, auch zur Anmeldung, finden Sie hier:<br />
www.postbank.de/financeaward<br />
International abgeschlagen<br />
Denn auch im internationalen Vergleich steht Deutschland<br />
schlecht da. Laut des „Global Gender Gap Report 2009“<br />
ist in Deutschland die Gleichberechtigung erst zu 75 Prozent<br />
umgesetzt. Länder wie Island, Finnland, Norwegen<br />
und Schweden kommen auf über 80 Prozent. Grund für das<br />
staufenbiel.de
04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
EINSTIEG Frauen und Karriere<br />
INSIDER-SICHT<br />
Sabine Wilhelm, 45 Jahre, ist Werkleiterin bei<br />
Cargill Texturizing Solutions in Hamburg.<br />
schlechte Abschneiden sind die großen Gehaltsunterschiede.<br />
Durchschnittlich verdienen Frauen 23 Prozent weniger als<br />
Männer. In den Führungsetagen sogar 29 Prozent weniger.<br />
Um ein Zeichen zu setzen, hat deswegen ein bundesweites<br />
Aktionsbündnis den „Equal Pay Day“ ins Leben gerufen,<br />
der in diesem Jahr am 26. März stattfand. Der Tag macht<br />
auf die Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern<br />
aufmerksam. Denn bis zum 26. März des Folgejahres müssen<br />
Frauen arbeiten, um für die gleiche Arbeit auf das durchschnittliche<br />
Jahresgehalt von Männern zu kommen.<br />
Doch sämtliche Appelle nutzen wenig, wenn Frauen<br />
nicht selbst aktiv werden. Frauen müssen besser <strong>net</strong>zwerken.<br />
Und nicht nur privat. „Frauen brauchen Netzwerke, aber<br />
keine Seilschaften“, betont Margarete Haase, Vorstandsmitglied<br />
beim Motorenbauer Deutz. Aber – und darauf legen<br />
Frauen, anders als Männer, Wert – keinen „Women Only<br />
Club“, sondern gemischte Netzwerke. Eben anders als die<br />
„Old Boys’ Clubs“ der männlichen Führungsriegen. Denn<br />
Letztere helfen Frauen wenig. 71 Prozent der Managerinnen<br />
beklagen in der Studie, dass die existierenden Netzwerke zu<br />
wenig auf Frauen zugeschnitten seien.<br />
Fehler<br />
Allerdings räumen die befragten Managerinnen Fehler ein.<br />
Frauen falle es tendenziell schwerer, Netzwerke für die eigene<br />
Karriere einzusetzen. Sie empfinden das als Vetternwirtschaft<br />
und wollen lieber durch Leistung überzeugen. Skrupel,<br />
die männliche Kollegen offenbar nicht kennen.<br />
Ebenso anerkannt<br />
Bei der Entscheidung für die Studienrichtung Lebensmitteltechnologie<br />
stand für mich die Frage nach meinen persönlichen Interessen und Zukunftschancen<br />
im Vordergrund. Der Frauenanteil dieser Fachrichtung<br />
lag in der DDR bereits bei etwa 80 Prozent. Frauen als Ingenieure im<br />
Maschinenbau waren durchaus üblich. Dass das in den alten Bundesländern<br />
eher die Ausnahme war, wurde mir erst nach der Wende bewusst.<br />
Es freut mich daher umso mehr, dass heute deutschlandweit<br />
immer mehr Frauen die technischen Studienrichtungen wählen. Rückblickend<br />
auf meine berufliche Laufbahn habe ich meine Berufswahl<br />
nie bereut. Wenn die Leistung stimmt, sind Frauen in einer Führungsposition<br />
ebenso anerkannt wie Männer. Wichtig für Frauen, die sich<br />
in typischen Männerberufen etablieren möchten, sind sicherlich ein<br />
gutes Selbstvertrauen und die Unterstützung von Vorgesetzten, Kollegen<br />
und der Familie.<br />
Kinder sind übrigens kein Karrierekiller, wie es so oft heißt.<br />
Keiner der befragten Frauen der Odgers-Berndtson-Studie<br />
führte Mutterschutzzeiten oder Probleme bei der Kinderbetreuung<br />
als Karrierehemmnis an. Immerhin 44 Prozent<br />
von ihnen haben Kinder. Das Problem, alles unter einen<br />
Hut zu kriegen, gibt es zwar. Allerdings lässt es sich lösen.<br />
Offensichtlich. Auf dem Treffen in Frankfurt berichtete eine<br />
Teilnehmerin von dem Entsetzen des Chefs, als er von ihrer<br />
Schwangerschaft erfuhr. „Sie kriegen ein Kind? Mit Kind<br />
geht so etwas nicht“, hatte er prophezeit. Dass seine Mitarbeiterin<br />
bereits Mutter war, hatte er nicht einmal bemerkt.<br />
Eva Flick<br />
Frauen machen Geschichte und Karriere<br />
1754:<br />
Dorothea Erxleben wird als erste Frau<br />
zur Promotion an der Universität<br />
Halle zugelassen<br />
1963:<br />
Erste Frau im All ist die<br />
Russin Valentina Tereschkowa<br />
2005:<br />
Angela Merkel wird erste<br />
deutsche Kanzlerin<br />
© Deutscher Bundestag/<br />
Lichtblick/Achim Melde<br />
Heute/<strong>2010</strong>:<br />
Anteil von Frauen im Topmanagement in<br />
deutschen Unternehmen: 2,4 Prozent<br />
© Fotolia_buket bariskan, iStock_jgroup,<br />
Fotolia_helix, Fotolia_krizz7, iStock_jgroup<br />
1903:<br />
Marie Curie erhält als erste Frau<br />
den Nobelpreis (für Physik)<br />
1918/1919:<br />
Rat der Volksbeauftragten beschließt<br />
das Frauenwahlrecht in Deutschland<br />
(1919 erste Wahl)<br />
2009/<strong>2010</strong>:<br />
Im WS 2009/<strong>2010</strong> sind von 2 119 485 Studenten an<br />
deutschen Hochschulen 1 013 970 Frauen. 182 996<br />
Frauen nahmen im WS 2009/<strong>2010</strong> das Studium auf<br />
12<br />
staufenbiel.de
Neue Wege zur nachhaltigen Mobilität.<br />
Mit Ihnen.<br />
Für den besten Weg in die Zukunft der Mobilität haben wir einen einzigartigen<br />
Kompass – die Ideen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Durch die Fähigkeiten<br />
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Nicht nur in der Forschung und Entwicklung, sondern z. B. auch in der Produktion,<br />
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04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
EINSTIEG Interview<br />
Als Kind haben Sie sich gewünscht, Landwirt<br />
oder Pastor zu werden. Für einen Aufsichtsratschef<br />
ist das durchaus ungewöhnlich.<br />
Eigentlich nicht. Ich bin in einem Dorf<br />
in Ostwestfalen großgeworden – und<br />
da gab es viele Landwirte. Die Aussicht,<br />
Trecker zu fahren, war für mich<br />
als Junge besonders anziehend. Und<br />
dass ich Pastor werden wollte, hatte<br />
keinen religiösen Hintergrund. Auch<br />
daran war die dörfliche Umgebung<br />
nicht ganz unschuldig. Auf dem Land<br />
gibt es immer bestimmte Persönlichkeiten,<br />
die eine Rolle spielen. Das sind<br />
vor allem der Pastor, der Schuldirektor<br />
und der Arzt.<br />
Sie sind sieben Jahre CEO bei Roland Berger<br />
gewesen und nun Aufsichtsratschef. Haben<br />
Sie sich an den neuen Posten gewöhnt?<br />
Ja, aber es ist schon ein Unterschied.<br />
Der CEO ist ja auch dafür verantwortlich,<br />
dass das Tagesgeschäft läuft. Dass<br />
ich mich darum nicht mehr kümmern<br />
muss, ist eine große Erleichterung. Allerdings<br />
gebe ich zu: Ich muss mich<br />
manchmal noch an meine neue Rolle<br />
gewöhnen.<br />
„Natürlich ist das<br />
anstrengend“<br />
Burkhard Schwenker ist Aufsichtsratsvorsitzender bei<br />
der Unternehmensberatung Roland Berger. Im Interview<br />
spricht der 52-Jährige über hohe Anforderungen an den<br />
Nachwuchs, Top-Talente und seinen eigenen Werdegang.<br />
© Roland Berger Strategy Consultants<br />
Vielfach ist es verpönt, dass der frühere CEO<br />
sofort in den Aufsichtsrat aufsteigt. Sie sind<br />
anderer Ansicht?<br />
Ich persönlich halte da einen grundsätzlichen<br />
Kodex für falsch. Auch, weil<br />
damit ein pauschales Urteil verbunden<br />
ist: Nämlich dass der alte CEO<br />
den neuen CEO in der strategischen<br />
Entwicklung behindert. Kommen Aufsichtsratschef<br />
und Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung miteinander aus, ist<br />
das für ein Unternehmen aus meiner<br />
Sicht immer noch eine gute Lösung.<br />
Denn sie garantiert Kontinuität und<br />
Erneuerung zugleich.<br />
Und kommen Sie und der neue CEO Martin<br />
Wittig miteinander aus?<br />
Ja, wir kommen miteinander aus – wir<br />
sind sogar eng befreundet.<br />
14<br />
staufenbiel.de
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 04 <strong>2010</strong><br />
Interview EINSTIEG<br />
Die Presse berichtete aber von einem<br />
Machtkampf...<br />
Kann sein. Und ich kann die Presse<br />
in gewisser Weise verstehen. Die Geschichte<br />
ist ja sonst fast schon langweilig:<br />
Da verstehen sich zwei und finden<br />
gemeinsam in ihre neuen Rollen.<br />
Martin Wittig und ich kennen uns seit<br />
vielen Jahren und wissen, wie wir denken.<br />
Natürlich sind wir unterschiedliche<br />
Persönlichkeiten, aber das ist gut<br />
so. Diese Vielfalt braucht man in einer<br />
partnerschaftlichen Organisation, um<br />
konstruktive Diskussionen führen zu<br />
können.<br />
Vielfalt bestimmte auch Ihren Bildungsweg.<br />
Das stimmt. Ich habe praktisch das<br />
deutsche Schulsystem einmal durchprobiert.<br />
Hauptschule, Realschule und<br />
Gymnasium. So konnte ich schließlich<br />
Mathematik und BWL studieren – was<br />
sich im Rückblick als eine glückliche<br />
Kombination herausgestellt hat. Damals<br />
wusste ich allerdings nicht genau,<br />
was ich studieren sollte. Ich fand das<br />
auch nicht so entscheidend.<br />
Wie das?<br />
In der Provinz kam die bewegte 68er-<br />
Zeit fünf bis zehn Jahre später an. So<br />
habe ich sie tatsächlich noch miterlebt<br />
und war politisch engagiert. Ich war<br />
damals so links, wie man nur sein<br />
konnte. Und das aus voller Überzeugung.<br />
Später habe ich mich dann selbst<br />
bekehrt…. Wie das auf dem Dorf so<br />
ist, hatten meine Eltern damals jedenfalls<br />
die Vorstellung, dass ich wie<br />
mein Vater Tischler werden sollte. Das<br />
wollte ich aber nicht, schon allein aus<br />
schierer Rebellion. Stattdessen wollte<br />
ich Architekt werden. Das war allerdings<br />
rasch wieder passé, als ich einen<br />
jungen Architekten aus einem renommierten<br />
Architekturbüro traf, der drei<br />
Jahre lang nur Fahrstuhlschächte geplant<br />
hatte.<br />
Und Ihr Studentenjob in einer Schraubenfabrik<br />
war anspruchsvoller?<br />
Das war ja nur ein Nebenjob. Außerdem<br />
hat er mir gutgetan. Ohne das zu<br />
überhöhen: Es gibt ja viele Studenten,<br />
die branchenfremd arbeiten. Ich finde<br />
das auch gut so. Denn so lernt man<br />
ganz andere Lebenswelten und Umstände<br />
kennen und entwickelt gleichzeitig<br />
eine gewisse Bodenständigkeit.<br />
Heute haben die Studenten keine Zeit mehr<br />
für Nebenjobs...<br />
Wenn das so ist, geht es in eine völlig<br />
falsche Richtung. Mit dem Bologna-Prozess<br />
haben wir ein wichtiges<br />
Gut aufgegeben, das wir gerade in<br />
Deutschland immer hochgehalten haben<br />
– nämlich unsere humanistische<br />
Vorstellung von Ausbildung. Statt an<br />
unserer breiten und interdisziplinären<br />
Bildung festzuhalten, kopieren wir nun<br />
das amerikanische Modell mit seiner<br />
Stromlinien-Ausbildung.<br />
Warum ist es so wichtig, auch in andere Themen<br />
und Fächer zu schauen?<br />
Zum Beispiel, weil Wirtschaft und<br />
Politik sich in Zukunft immer stärker<br />
vermischen. Politische und auch geopolitische<br />
Entscheidungen spielen bei<br />
Unternehmensstrategien eine immer<br />
wichtigere Rolle. Wer ins Consulting<br />
will, muss da Bescheid wissen. Jeder<br />
Student sollte sich während seines Studiums<br />
ganz bewusst bemühen, sich<br />
breit zu bilden und Interessensgebiete<br />
auszubauen. Dazu muss man sich gelegentlich<br />
zwingen. Niemand sollte sich<br />
damit herausreden, dass seine Ausbildung<br />
das einfach nicht zulässt.<br />
Was macht für Sie ein Top-Talent in der Beratung<br />
aus?<br />
Er oder sie sollte erstens überdurchschnittlich<br />
intelligent sein, das versteht<br />
sich von selbst. Zweitens vielseitig interessiert<br />
und breit ausgebildet. Das<br />
entwickelt sich natürlich über die Jahre.<br />
Aber auch bei jungen Absolventen<br />
spürt man schon, ob neue Entwicklungen<br />
sie wirklich faszinieren. Drittens<br />
ist Integrität ganz wichtig.<br />
Warum?<br />
Beratung ist eine anspruchsvolle Tätigkeit.<br />
Es geht nicht nur darum, einen<br />
guten und kreativen Rat zu geben, sondern<br />
auch darum, ihn inhaltlich zu vertreten.<br />
Man darf sich nicht vereinnahmen<br />
lassen. Gefälligkeiten haben dabei<br />
einfach keinen Platz. Berater müssen<br />
den Mut haben, eine eigene Meinung<br />
in einer Diskussion zu vertreten und<br />
persönlich zu überzeugen. Es ist wichtig<br />
zu erkennen, wann aus einem guten<br />
Vorschlag für ein Unternehmen ein<br />
schlechter Kompromiss wird.<br />
Gute Noten, eine kurze Studiendauer und<br />
Charakter sind bei Ihnen ja schon Mindestanforderungen<br />
an Einsteiger. Schrecken<br />
Sie damit nicht auch gute Leute ab?<br />
Da wird immer eine Welt aufgebaut, in<br />
der das alles zu viel verlangt ist. Dazu<br />
gibt es aber zu viele Gegenbeispiele.<br />
Nehmen Sie doch den angeblichen Gegensatz:<br />
Auf der einen Seite stehen die<br />
Muster- Absolventen mit guten Noten<br />
und auf der anderen Seite die Persönlichkeiten.<br />
Alles falsch. Man kann eine<br />
starke Persönlichkeit sein und trotzdem<br />
gute Noten haben. Aber es mag<br />
sein, dass manchmal auch ein wirklich<br />
exzellenter Bewerber durchfällt –<br />
schon wegen der schieren Anzahl der<br />
Bewerbungen. Wer behauptet, dass<br />
Auswahlverfahren unfehlbar sind, ist<br />
nicht ehrlich zu sich selbst. Das darf<br />
für einen Absolventen aber kein Grund<br />
sein, sich entmutigen zu lassen, wenn<br />
er wirklich von seinem Weg überzeugt<br />
ist.<br />
Wie Sie selbst sagen, braucht es ein wenig<br />
Zeit, sich zu entwickeln. Was ist, wenn das<br />
länger dauert als die Regelstudienzeit?<br />
Das ist in Ordnung. Und ich weiß, >>><br />
staufenbiel.de<br />
15
04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
EINSTIEG Interview<br />
dass viele Unternehmenslenker so denken.<br />
Wir müssen dieses Denken aber<br />
auch in die Unternehmen tragen. Die<br />
Personalabteilungen haben jedoch oft<br />
das Problem, dass sie in der Flut der<br />
Bewerbungen untergehen. Da liegt es<br />
nahe, als erste Auswahlkriterien gute<br />
Noten und ein kurzes Studium festzulegen.<br />
Hier das richtige Maß zu finden,<br />
ist eine ganz große Herausforderung<br />
für gute Personaler.<br />
Wenn man es dann geschafft hat, wird’s anstrengend.<br />
Berater sind viel unterwegs und<br />
haben keine 40-Stunden-Woche. Da hilft<br />
kein Schönreden, oder?<br />
Ich weiß, dass Work-Life-Balance<br />
ein wichtiges Thema ist – für jeden.<br />
Ich bin aber nicht der Meinung, dass<br />
man diese Balance zu jedem Zeitpunkt<br />
seiner Karriere für sich reklamieren<br />
sollte. Als Einsteiger muss man die Bereitschaft<br />
haben, sich wirklich reinzuhängen.<br />
Das erwarten übrigens alle<br />
Arbeitgeber. Beratung hat einfach viel<br />
mit Reisen zu tun. Natürlich ist das anstrengend<br />
– auch für mich. Ich kämpfe<br />
nach Fernreisen mittlerweile auch mit<br />
Jetlag, das hatte ich früher nicht. Die<br />
Strapazen verblassen aber gegen das,<br />
was ich erlebe und zurückbekomme.<br />
Berater bekommen viel Geld. Ist das der<br />
Grund, warum so viele ins Consulting wollen?<br />
Einsatz wird honoriert. Sicher ist das<br />
Gehalt attraktiv, aber das kann nicht<br />
die Motivation eines Beraters sein.<br />
Wer in die Beratung geht, nur weil<br />
er viel Geld verdienen will, wird das<br />
Nachsehen haben.<br />
Sie sind auf einem Umweg zum Consult ing<br />
gekommen. Sie waren eigentlich wild entschlossen,<br />
Wissenschaftler zu werden.<br />
Ja, das stimmt. Ich sah dann aber bei<br />
meinen Kommilitonen, dass die sich<br />
bei Wirtschaftsunternehmen bewarben<br />
und Einladungen erhielten. Ich dachte<br />
mir, das ist eine gute Gelegenheit, ein<br />
bisschen durch die Gegend zu reisen<br />
und interessante Gespräche zu führen.<br />
Ich war ein sehr theoretisch denkender<br />
Mensch und rech<strong>net</strong>e nicht damit, dass<br />
mich jemand einstellen würde.<br />
Da haben Sie sich aber verschätzt. Sie landeten<br />
bei einem Papierhersteller als Assistent<br />
des Vertriebsvorstandes.<br />
Ja, ohne die geringste Ahnung von Vertrieb<br />
zu haben. Aber ich habe es einfach<br />
gemacht. Für mich war der Job ein<br />
Glücksfall. Ich bin dort auf Menschen<br />
gestoßen, die mich wirklich gefördert<br />
haben. Das war der Weg für mich in<br />
die Praxis. Und ich habe in dieser Zeit<br />
Roland Berger kennengelernt.<br />
War es schwer, neben der Persönlichkeit Roland<br />
Berger zu bestehen?<br />
Die Frage stellte sich ja zunächst nicht.<br />
Ich habe sehr viel von Roland Berger<br />
gelernt. Jemandem nachzufolgen, den<br />
man wertschätzt, ist dann nie einfach.<br />
Weder für einen selbst, noch für den<br />
anderen. Und in der Öffentlichkeit erst<br />
recht nicht.<br />
Der Markt für Unternehmensberatungen ist<br />
unter Druck. Die Wachstumsraten sind gesunken.<br />
Große und kleine Beratungshäuser<br />
kämpfen um einen kleineren Kuchen. Sehen<br />
Sie Ihr Geschäftsmodell gefährdet?<br />
Nein, das Geschäftsmodell gilt nach<br />
wie vor. Natürlich müssen wir es immer<br />
wieder anpassen und uns weiterentwickeln.<br />
Das vergangene Jahr war<br />
für alle Beratungsgesellschaften nicht<br />
einfach. Der Markt ist erheblich geschrumpft.<br />
Weniger, weil die Unternehmen<br />
die Arbeit der Berater nicht<br />
schätzen, sondern weil sie Geld sparen<br />
mussten. Das ist aber keine strukturelle<br />
Entwicklung. Ich habe überhaupt<br />
keinen Zweifel, dass guter Rat<br />
auch in Zukunft gefragt ist. Denn die<br />
Welt wird immer komplexer und es ist<br />
schwieriger geworden, Unternehmen<br />
zu führen.<br />
Inwiefern?<br />
Auf der einen Seite ist die Welt zwar<br />
globaler geworden, auf der anderen<br />
Seite hat sie sich aber auch wesentlich<br />
stärker regionalisiert. China etwa ist<br />
politisch und kulturell einzigartig und<br />
ausgesprochen vielfältig. Indien auch.<br />
Das erhöht die Komplexität. Eins hat<br />
sich nämlich deutlich gezeigt: Die Welt<br />
hat sich, anders als vor zehn, 15 Jahren<br />
prognostiziert, nicht vereinheitlicht.<br />
Hat Sie der Vorwurf getroffen, dass Berater<br />
die Krise hätten kommen sehen müssen?<br />
Diesen Vorwurf habe ich selten gehört.<br />
Da saßen ja auch alle gemeinsam<br />
in einem Boot. Allerdings bin ich<br />
seit Langem der Überzeugung, dass<br />
der amerikanische Weg der Unternehmensführung<br />
mit seiner starken Kapitalmarktorientierung<br />
und der Konzentration<br />
auf Shareholder Value auf<br />
die Dauer nicht gut sein kann. Und<br />
trotzdem habe ich auch nicht vorhergesehen,<br />
dass wir in eine solche Krise<br />
laufen würden.<br />
Müssen die Jungen die Nachwehen der Krise<br />
ausbaden, weil die Beratungsgesellschaften<br />
weniger Partner an Bord nehmen?<br />
Beratung braucht Wachstum. Wenn<br />
eine Beratungsfirma dauerhaft nicht<br />
wächst, kann sie weniger Partner entwickeln.<br />
Daher wäre es eine Katastrophe,<br />
wenn wir über einen längeren<br />
Zeitraum gar nicht wüchsen. Auch der<br />
akademische Wissenszufluss würde<br />
dann versiegen. Denn mit jedem neuem<br />
Studentenjahrgang kommt ja neues<br />
Wissen in die Firma.<br />
Wer einen Rat gibt, möchte auch, dass er<br />
befolgt wird. Wie gehen Berater damit um,<br />
wenn ihr Vorschlag verschmäht wird?<br />
Sie sind enttäuscht, denn sie sind ja<br />
von ihrer Lösung überzeugt. Wir trösten<br />
uns so: Der Weg hin zum Rat hat<br />
beide Seiten schon weitergebracht.<br />
Interview: Stefanie Zimmermann<br />
16 staufenbiel.de
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04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
EINSTIEG Maschinen- und Anlagenbau<br />
Mensch und Maschine<br />
Weltweit vertrauen Kunden bei Maschinen und Anlagen auf „Made in Germany“. Doch den<br />
Unternehmen fehlen die Ingenieure. Trotzdem haben sie ihre Anforderungen an den Nachwuchs<br />
nicht heruntergeschraubt.<br />
Die Auftragsbücher sind gefüllt.<br />
Kräftige Zuwachsraten machen<br />
den Maschinenbau wieder zu<br />
einer Erfolgsbranche. Der Fachkräftemangel<br />
ist im Maschinenbau schon<br />
jetzt ein großes Thema – doch die Ansprüche<br />
an Nachwuchskräfte steigen.<br />
Denn die Branche ändert ihr Gesicht.<br />
Ein Trend: Viele Unternehmen setzen<br />
ihre Technikspezialisten immer näher<br />
am Kunden ein. Der Anteil der<br />
Vertriebsingenieure in der Branche<br />
erreicht mittlerweile 20 Prozent. Für<br />
Absolventen der Fachrichtung Maschinenbau<br />
bedeutet das: Technik ist<br />
nicht alles. Immer auch an den Kunden<br />
denken, lautet die Devise.<br />
Maschinenbauingenieure werden<br />
bei Automobilzulieferern, Werkzeugbauunternehmern<br />
und in der Medizintechnik<br />
genauso gesucht wie bei<br />
Unternehmensberatungen, in der Solarbranche<br />
oder der Nahrungs- und<br />
Genussmittelindustrie. Vor allem Maschinenbauingenieure,<br />
die Kenntnisse<br />
an den Schnittstellen zusammenwachsender<br />
Technologien erworben haben,<br />
sind gefragt.<br />
„Es werden zwar solide fachliche<br />
Ingenieurleistungen erwartet, doch das<br />
reicht längst nicht mehr aus“, bestätigt<br />
Marlies Schäfer, Sprecherin des Verbands<br />
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />
(VDMA). „Dadurch dass die<br />
Ingenieure zunehmend an den Schnittstellen<br />
agieren, durch die simultan<br />
organisierten Prozesse und die zunehmende<br />
Kunden- und Serviceorientierung<br />
werden die Anforderungen vielfältiger“,<br />
so Schäfer. Die Konsequenz<br />
für Absolventen beschreibt sie so: „Mit<br />
dieser Komplexität umzugehen ist eine<br />
zentrale Herausforderung, die allein<br />
mit linearen Problemlösungsstrategien<br />
nicht zu bewältigen ist.“ Fachkräfte<br />
benötigten heute Know-how, um Veränderungen<br />
professionell zu managen.<br />
„Dazu gehört auch, sich nicht nur reaktiv,<br />
sondern proaktiv zu verhalten“,<br />
betont die Sprecherin des Maschinenbauverbands.<br />
Ver<strong>net</strong>ztes Denken gefragt<br />
Wer Hightech-Produkte entwickeln,<br />
produzieren und vermarkten will, ist<br />
im Maschinenbau richtig. Beispiel:<br />
die Mag<strong>net</strong>schwebebahn Transrapid.<br />
Damit sie über ihre Trasse zum<br />
Flughafen von Schanghai schweben<br />
konnte, waren fundierte Kenntnisse<br />
in Maschinenbau und Verfahrenstechnik<br />
gefragt. Fachübergreifendes<br />
und ver<strong>net</strong>ztes Denken, Handeln und<br />
Wissen – vor allem aus den Bereichen<br />
Informatik und Elektronik – gehören<br />
dabei zu den Voraussetzungen für eine<br />
erfolgreiche Karriere.<br />
Diese Komplexität zu bewältigen,<br />
das ist es, was auch Christian Großmann,<br />
Vorstandsmitglied beim SUJ-<br />
VDI („Studenten und Jungingenieure“<br />
im Verein Deutscher Ingenieure), an<br />
seinem Beruf schätzt. Großmann arbeitet<br />
nach seinem Mechatronik-Studium<br />
mittlerweile als Technologiemanager<br />
im Sondermaschinenbau. „Es ist<br />
die Verknüpfung und Integration der<br />
meisten Ingenieurdisziplinen in einem<br />
System.“ Und: „Aus verschiedenen<br />
Fachgruppen durch Fachwissen und<br />
Kommunikation ein Ganzes zu formen,<br />
das außerdem wirtschaftlich arbeitet“,<br />
das macht für ihn den Reiz aus.<br />
Im technischen Projektmanagement<br />
haben Maschinenbauingenieure die<br />
Möglichkeit, ins Detail einzutauchen.<br />
Zwei wichtige Tipps, die ihm selbst<br />
© thyssenkrupp<br />
18 staufenbiel.de
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 04 <strong>2010</strong><br />
Maschinen- und Anlagenbau EINSTIEG<br />
Punkten bei der Bewerbung<br />
Wie in den meisten anderen Industriebranchen<br />
wird auch im Maschinenbau<br />
der Service immer wichtiger.<br />
So müssen sich Einsteiger zunehmend<br />
der Anlagenprojektierung und Beratung<br />
widmen. Auch die Schulung von<br />
Kundenpersonal im Umgang mit den<br />
gelieferten, maßgeschneiderten Maweitergeholfen<br />
haben, will Großmann<br />
nicht verschweigen: „Jeder Student<br />
sollte sich rechtzeitig ein Netzwerk<br />
aufbauen und nicht ausschließlich die<br />
Technik im Auge haben“, empfiehlt er.<br />
Forschung und Vertrieb<br />
Künftige Maschinenbauer sollten frühzeitig<br />
lernen, den Anwender im Blick<br />
zu halten. Wie geschätzt diese Fähigkeit<br />
bei Unternehmen ist, zeigt die<br />
Statistik. Etwa zwei Drittel der im<br />
Maschinen- und Anlagenbau beschäftigten<br />
Ingenieure haben ein anwendungsorientiertes<br />
Studium an einer<br />
Fachhochschule absolviert, so der<br />
VDMA. Etwa jeder Dritte verfügt über<br />
einen Universitätsabschluss und ein<br />
eher forschungsorientiertes Profil.<br />
Die Aufgabenschwerpunkte für<br />
Ingenieure im Maschinen- und Anlagenbau<br />
unterscheiden sich je nach<br />
Unternehmen und Fachzweig. Die Tätigkeiten<br />
liegen meist in den Bereichen<br />
Konstruktion, Forschung und Entwicklung,<br />
Vertrieb und Produktion.<br />
Vor allem in mittelständischen Unternehmen<br />
sind Führungs- und Managementqualitäten<br />
früh gefragt. Davon<br />
profitieren besonders technische<br />
Absolventen. Der Maschinen- und<br />
Anlagenbau ist und bleibt ihre Domäne.<br />
Und sie schaffen es bis nach oben.<br />
Knapp zwei Drittel der Führungskräfte<br />
auf Geschäftsführungs- oder<br />
Vorstands ebene im Maschinen- und<br />
Anlagenbau haben Ingenieurwissenschaften<br />
studiert.<br />
Nicht nur Geschäftsführer werden<br />
gut bezahlt, schon beim Einstieg<br />
können Ingenieure gute Gehälter erzielen:<br />
42 026 Euro Jahresgehalt zahlt<br />
der Maschinen- und Anlagenbau Ingenieuren<br />
beim Einstieg. Das ist über<br />
Branchendurchschnitt, der laut VDI-<br />
Analysen für alle Ingenieure im Jahr<br />
2009 bei 41 508 Euro Einstiegsgehalt<br />
lag. Besser als die Maschinenbauingenieure<br />
verdienten demnach nur die<br />
Ingenieure im Fahrzeugbau und in der<br />
Chemie- und Pharmabranche.<br />
schinen steht immer häufiger im Fokus.<br />
Ohne betriebswirtschaftliche und<br />
kommunikative Skills und fundierte<br />
IT-Kenntnisse lässt sich eine prozessorientierte<br />
Produktentwicklung, wie<br />
sie im Maschinenbau üblich ist, kaum<br />
noch erfolgreich steuern.<br />
Tanja Schumann, Arbeitsmarktexpertin<br />
beim VDI, sagt sogar: „Soft Skills<br />
sind ‚Hard Skills’. Von Bedeutung sind<br />
die Soft Skills gerade für Führungsaufgaben,<br />
aber auch im internationalen<br />
Geschäft. Hier zählen besonders<br />
Kommunikationsfähigkeit, Team- und<br />
Präsentationsfähigkeit.“ Punkten können<br />
Absolventen beim Bewerbungsgespräch<br />
mit „praktischen Erfahrungen<br />
und Fremdsprachenkenntnissen“, so<br />
die Arbeitsmarktexpertin.<br />
Prognose verdoppelt<br />
Nach den Krisenjahren 2008 und 2009<br />
laufen die Maschinen wieder rund. Der<br />
VDMA hat seine Produktionsprognose<br />
für den deutschen Maschinen- und<br />
Anlagenbau von drei auf sechs Prozent<br />
für das Gesamtjahr <strong>2010</strong> verdoppelt.<br />
Das entspräche einem Umsatz von<br />
rund 160 Milliarden Euro.<br />
Grund für die Erhöhung der Prognose<br />
sind die guten Auftragseingänge.<br />
Der Auftragsbestand lag etwa im Juni<br />
<strong>2010</strong> im Durchschnitt bei 5,2 Monaten<br />
(Oktober 2009: 4,6 Monate).<br />
„Die Maschinenbauexporte wuchsen<br />
in der ersten Jahreshälfte um 3,5 Prozent.<br />
Der Aufschwung wird von immer<br />
mehr Ländern getragen. Die stärksten<br />
Impulse kommen von amerikanischen<br />
sowie asiatischen Entwicklungs- und<br />
Schwellenländern“, sagt Hannes Hesse,<br />
Hauptgeschäftsführer im Maschinenbauverband<br />
VDMA.<br />
Auch die Beschäftigtenzahl steigt<br />
wieder. „Im Juni ging es nach einem<br />
Jahr des Beschäftigungsabbaus mit der<br />
>>><br />
staufenbiel.de<br />
19
04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
EINSTIEG Maschinen- und Anlagenbau<br />
MAScHInenBAu: WeLtMARKtFÜHReR DeutScHLAnD<br />
DIe InGenIeuRLücKe<br />
© SCHAEFFLER+KG+(FAG)<br />
Im August <strong>2010</strong> waren – bei mehr als<br />
drei Millionen Arbeitslosen insgesamt in<br />
Deutschland – laut VDI-Ingenieurmonitor<br />
rund 25 000 Ingenieure arbeitsuchend<br />
gemeldet. Die Zahl verringerte sich im Vergleich<br />
zum Juli um rund drei Prozent. Im<br />
Vorjahresvergleich war die Arbeitslosigkeit<br />
hier sogar um sechs Prozent niedriger.<br />
Analog zur Gesamtarbeitslosigkeit bei Ingenieuren<br />
ging auch bei den Maschinenund<br />
Fahrzeugbauingenieuren die Arbeitslosigkeit<br />
spürbar zurück.<br />
Die meisten offenen Stellen gibt es nach<br />
wie vor für Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure<br />
(22 000) und Elektroingenieure<br />
(13 800). Regional betrachtet werden<br />
die meisten Ingenieure in Baden-Württemberg<br />
(13 600), NRW (12 900) und Bayern<br />
(8 100) gesucht.<br />
Insgesamt bezifferte der Ingenieurverband<br />
VDI die Zahl der offenen Stellen auf<br />
63 100. Auch hier lag die größte Lücke bei<br />
den Maschinen- und Fahrzeugbauingenieuren:<br />
16 400 Maschinenbauinge nieure<br />
fehlten im August <strong>2010</strong>, um alle offenen<br />
Stellen besetzen zu können. „Mindestens“,<br />
sagt der Verband.<br />
(TF)<br />
Maschinenbau-Fachzweig Ausfuhr aller Länder Anteil deutscher unternehmen<br />
(in Millionen euro)<br />
(in Prozent)<br />
Fördertechnik 54 065 20,2<br />
Antriebstechnik 46 693 25,5<br />
Werkzeugmaschinen 40 281 20,4<br />
Landtechnik 38 295 20,2<br />
nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen 28 333 28,4<br />
Präzisionswerkzeuge 24 936 21,9<br />
Verfahrenstechnische Maschinen/Apparate 24 764 18,6<br />
Kompressoren, Druckluft-/Vakuumtechnik 24 257 18,0<br />
Flüssigkeitspumpen 23 042 18,1<br />
Druck- und Papiertechnik 19 684 32,0<br />
Fluidtechnik (energieübertragung) 17 194 32,4<br />
Kunststoff- und Gummimaschinen 15 037 26,5<br />
textilmaschinen (ohne trockner) 10 615 27,5<br />
Holzbearbeitungsmaschinen 9 522 29,4<br />
Industrieöfen/Brenner/Feuerungen 8 844 26,8<br />
Prüfmaschinen 2 824 30,7<br />
Waagen 2 304 26,9<br />
Reinigungssysteme 1 234 32,3<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt/VDMA<br />
Zahl der festangestellten Mitarbeiter<br />
im Maschinenbau wieder aufwärts“,<br />
so Hesse. Sie stieg um gut 2 000 auf<br />
904 000. Im Vergleich zum Vorjahr<br />
verringerte sich der Personalbestand<br />
allerdings um 3,5 Prozent.<br />
Die positiven Zahlen aus der ersten<br />
Jahreshälfte <strong>2010</strong> zeigen, dass die<br />
Trendwende auf dem Arbeitsmarkt<br />
hier erreicht ist. Als besonders erfreulich<br />
bewertete der VDMA, dass das Inlandsgeschäft<br />
fast so stark ist wie der<br />
Export.<br />
Und noch ein Vorteil für Absolventen:<br />
Da in fast jedem Industriezweig<br />
mit Maschinen gearbeitet wird,<br />
sind Bewerber nicht auf eine Branche<br />
festgelegt. Die Einsatzgebiete für Maschinenbauer<br />
sind vielfältig. Auch in<br />
Ingenieurbüros, Consultingfirmen, bei<br />
Herstellern von Haushaltsgeräten oder<br />
Bauzulieferfirmen haben Absolventen<br />
Einstiegschancen.<br />
Kundenorientiert denken<br />
Trotz Weltmarkt und Hochtechnologie:<br />
Mittelständische Unternehmen<br />
prägen den Maschinenbau. So haben<br />
laut VDMA knapp 90 Prozent der Unternehmen<br />
weniger als 250 Mitarbeiter,<br />
nur zwei Prozent mehr als 1 000 Angestellte.<br />
Vor allem im Süden Deutschlands<br />
haben Maschinenbauingenieure<br />
gute Chancen, interessante Stellen zu<br />
finden. Denn gerade hier sind viele kleine<br />
und mittlere Unternehmen auf ihren<br />
Spezialgebieten weltweit führend.<br />
Doch es gibt auch Herausforderungen<br />
für die Branche, denn E-<br />
Business im Maschinenbau stellt die<br />
Beschaffung, den Vertrieb und die<br />
Kundenbeziehungen auf eine neue<br />
>>><br />
20 staufenbiel.de
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04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
EINSTIEG Maschinen- und Anlagenbau<br />
Aus meiner Sicht<br />
Der Schlüssel zum Einstieg<br />
Nils Schuelper, Jahrgang 1984, ist Projektingenieur im<br />
Lieferantenmanagement bei Claas Selbstfahrende Erntemaschinen<br />
in Harsewinkel.<br />
Während des Studiums habe ich bereits<br />
früh den Kontakt zur Wirtschaft gesucht:<br />
Ich arbeitete als Werkstudent in der Stahlindustrie.<br />
Neben den Tätigkeiten in den<br />
Bereichen Produktion und Controlling habe<br />
ich in der Branche auch meine Diplomarbeit<br />
verfasst. Ich startete nach dem erfolgreichen<br />
Abschluss meines Studiums<br />
ein internationales Trainee-Programm bei<br />
meinem jetzigen Arbeitgeber im Bereich<br />
Engineering. Nach verschiedenen Stationen<br />
im In- und Ausland in den Bereichen<br />
SCM, Produktion und Controlling begann<br />
ich meine heutige Tätigkeit im Lieferantenmanagement.<br />
Zu meinen Aufgaben im Unternehmen<br />
gehören die Weiterentwicklung<br />
von Logistikprozessen und die Optimierung<br />
der Lieferantenkommunikation. Durch die<br />
ständig neuen Herausforderungen und die<br />
Arbeit mit Kollegen im In- und Ausland ist<br />
mein Job sehr spannend und abwechslungsreich.<br />
Aus heutiger Sicht waren der<br />
frühe Bezug zur Praxis und meine Affinität<br />
zu internationalen Tätigkeiten der Schlüssel<br />
zum erfolgreichen Berufseinstieg.<br />
© iStock_suprun<br />
Ebene. Besonders wichtig für deutsche<br />
Maschinenbauer: Dienstleistungen rund<br />
um Maschinen und Großanlagen, die<br />
online realisiert werden können –<br />
E-Industrial Services genannt. Mit<br />
diesen Angeboten können sich die<br />
deutschen Maschinenbauer von Wettbewerbern<br />
auf dem Weltmarkt deutlich<br />
abheben.<br />
Trend-Thema Nachhaltigkeit<br />
Die Maschinenbauindustrie ist auch<br />
deshalb eine so zentrale Branche, weil<br />
High-Tech-Industrien wie Luftfahrt,<br />
Elektronik oder Biotechnologie ohne<br />
den Maschinenbau gar nicht denkbar<br />
wären. Auch der allgegenwärtige<br />
Computer wird mit Maschinen hergestellt.<br />
Die Fertigungstechnik für die<br />
Produktion von Flachbildschirmen mit<br />
organischen Leuchtdioden kommt aus<br />
dem Maschinenbau. Rund drei Viertel<br />
der Maschinenproduktion gehen zwar<br />
in die Industrie, aber immerhin jede<br />
zehnte Maschine wird vom Handel<br />
oder Dienstleistungsbereich bestellt.<br />
Künftig entwickeln Ingenieure neue<br />
Produktionssysteme zunehmend in<br />
innovativen Wertschöpfungsketten.<br />
Unterschiedliche Schlüsseltechnologien<br />
wer den dabei eingebunden. Hier sind<br />
frische Ideen von Maschinenbau-<br />
Absolventen mit neustem Know-how<br />
von der Hochschule gefragt.<br />
„Ein weiteres Trend-Thema in der<br />
Branche ist Nachhaltigkeit“, sagt Marlies<br />
Schäfer vom VDMA. „Das heißt,<br />
neue innovative Produkte müssen ressourceneffizient,<br />
adaptiv und flexibel<br />
sein.“<br />
Auch die Arbeitswelten, in denen<br />
sich Maschinenbauingenieure bewegen,<br />
werden dynamischer und virtueller. Kosten,<br />
Qualität und Lieferzeit rücken noch<br />
stärker in den Vordergrund. Doch nicht<br />
nur der knapper werdende Nachwuchs,<br />
auch die älter werdenden Belegschaften<br />
stellen die Unternehmen der Branche<br />
vor große Herausforderungen. Altersund<br />
alternsgerechte Produktionssysteme<br />
werden Wirklichkeit werden. Innovative<br />
Produktionssysteme der Zukunft<br />
sind daher menschzentriert und<br />
lernfähig. Die Interaktion und Kooperation<br />
zwischen Mensch und Maschine<br />
rückt immer stärker in den Fokus.<br />
Thomas Friedenberger<br />
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Weitere Infos zum Thema Promotion im Maschinenbau<br />
und zu Ingenieuren in Deutschland (Zahlen & Fakten) lesen<br />
Sie unter staufenbiel.de/karrieremagazin.<br />
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04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
THEMA Wirtschaftsregion München<br />
Bei<br />
© ISTOCKPHOTO_ xyno<br />
den<br />
Mönchen<br />
Oktoberfest, Hofbräuhaus, Fußball<br />
– dafür ist München bekannt.<br />
Doch die bayerische Landeshauptstadt<br />
hat viel mehr zu bieten.<br />
In der drittgrößten Stadt Deutschlands<br />
leben gut 1,3 Millionen Menschen.<br />
Damit nimmt sie in der Europäischen<br />
Union Platz 13 auf der Rangliste der<br />
größten Städte ein.<br />
Die Stadt an der Isar ist eine der<br />
geschäftigsten Wirtschaftsregionen<br />
Europas. Damit bleibt sie ihrer Tradition<br />
treu, wurde München doch<br />
erstmals bei einem wirtschaftlichen<br />
Geniestreich erwähnt. 1158 übernahm<br />
Heinrich der Löwe die Kontrolle über<br />
den Salzhandel und schuf ein neues<br />
Handelszentrum: „Apud Munichen“,<br />
also „bei den Mönchen“. Der bayerische<br />
Herzog ließ eine Brücke über die<br />
Isar bauen und eine andere zerstören.<br />
Alle Salzhändler steuerten nun seinen<br />
Weg an – und Heinrich kassierte kräftig<br />
mit. Angelockt vom Geld wuchs die<br />
Siedlung rund um das Mönchskloster.<br />
München entstand.<br />
Auch heute ist die bayerische<br />
Hauptstadt groß dabei. 2009 schaffte<br />
es München im deutschlandweiten<br />
Städtevergleich der arbeitgebernahen<br />
Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft<br />
auf Rang eins. Ihren Erfolg verdankt<br />
die bayerische Landeshauptstadt<br />
einem breiten Branchenmix. Nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg waren hier viele<br />
Wirtschaftszweige vertreten, die später<br />
an Bedeutung gewannen: Die Automobilindustrie<br />
etwa, der Maschinenbau<br />
oder die Chemie. Schließlich siedelten<br />
sich auch Forschungseinrichtungen an<br />
und damit Branchen, die auf wissenschaftlichen<br />
Nachwuchs setzen. Dazu<br />
zählen etwa IT, der Lifescience-Bereich<br />
und die Umwelttechnologie.<br />
Absolventen willkommen<br />
Entsprechend stark sind Akademiker<br />
gefragt. „Der Wirtschaftsstandort<br />
München zeich<strong>net</strong> sich durch einen sehr<br />
hohen Beschäftigungsanteil von Hochqualifizierten<br />
aus“, sagt Dieter Reiter,<br />
Referent für Arbeit und Wirtschaft der<br />
Landeshauptstadt München (siehe auch<br />
Interview Seite 28). Laut Bundesagentur<br />
für Arbeit hatte Anfang <strong>2010</strong> gut<br />
jeder fünfte sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte einen Hochschulabschluss.<br />
Auch in Zukunft wird sich daran<br />
nichts ändern. „Die Chancen für Akademiker<br />
sehen grundsätzlich gut aus<br />
in München“, betont Bernd Becking,<br />
Geschäftsführungsvorsitzender der<br />
lokalen Agentur für Arbeit München.<br />
„Das liegt unter anderem an den vielen<br />
verschiedenen Branchen, die sich in<br />
der Stadt und im Münchener Umland<br />
angesiedelt haben.“<br />
24 staufenbiel.de
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 04 <strong>2010</strong><br />
Wirtschaftsregion München THEMA<br />
Am Anfang stand der Salzhandel. Heute überzeugt die Wirtschaftsregion<br />
München mit High-Tech, IT und Lifesciences.<br />
Technik auf höchstem Niveau<br />
Einer der wichtigsten Wirtschaftszweige<br />
ist die Hightech-Branche. Laut<br />
dem Referat für Arbeit und Wirtschaft<br />
ist München deutschlandweit Spitzenreiter<br />
auf dem Gebiet IT- und Kommunikationstechnik<br />
(ITK). In keiner<br />
anderen deutschen Stadt gibt es mehr<br />
Unternehmen dieser Branche. Neben<br />
IT-, Telekommunikations- und Inter<strong>net</strong>-Unternehmen<br />
sind unzählige Verlage,<br />
Film- und Fernseh-Produktionen<br />
in der Münchener Region tätig.<br />
Dass sich IT-Unternehmen hier<br />
besonders wohlfühlen, dazu tragen<br />
auch die Münchener Firmen bei. Sie<br />
investieren mehr in ihre Informationsund<br />
Kommunikationstechnologie als<br />
Firmen in anderen deutschen Städten.<br />
Das ergab der zweite bundesweite<br />
Investitions-Atlas des Software-Unternehmens<br />
Sage 2009.<br />
Biotechnologie<br />
Eine weitere Spitzen-Branche in München:<br />
Biotechnologie, Lifesciences<br />
und Pharma. 400 Unternehmen und<br />
acht Forschungseinrichtungen machen<br />
die „Europäische Metropolregion<br />
München“ (EMM) zu einem der<br />
europäischen Top-Standorte für diese<br />
Bereiche. 2008 erzielten die Branchen<br />
im Münchener Raum einen Umsatz<br />
von 10,5 Milliarden Euro und beschäftigten<br />
über 30 000 Menschen in Wirtschaft<br />
und Wissenschaft.<br />
Gerade Absolventen bieten sich in<br />
der Biotechnologie- und Pharmaindustrie<br />
gute Chancen. Laut der IHK<br />
München haben hier fast 70 Prozent<br />
der Arbeitnehmer einen Hochschulabschluss.<br />
„In Zukunftsbranchen wie der<br />
Biotechnologie- und Energiebranche<br />
liegen Chancen“, sagt Stefan Loibl,<br />
Geschäftsführer der IHK für München<br />
und Oberbayern. „Absolventen sollten<br />
sich bei zukunftsfesten Unternehmen<br />
bewerben, die Innovationen bieten.“<br />
Finanzwirtschaft<br />
München ist auch der größte Versicherungsstandort<br />
in Deutschland,<br />
außerdem Zentrum für Kreditinstitute,<br />
Vermögensverwalter und Finanzdienstleister.<br />
Laut Arbeitgeberverband<br />
der Versicherungsunternehmen in<br />
Deutschland (AGV) waren hier Ende<br />
Juni 2009 über 33 000 Menschen in<br />
der Versicherungswirtschaft beschäftigt.<br />
Die niedrige Arbeitslosenquote,<br />
das hohe Einkommen der Bürger, viele<br />
High Potentials und eine hervorragende<br />
Infrastruktur machen München<br />
für die Finanzwirtschaft so attraktiv.<br />
Immerhin haben sechs der 30 DAX-<br />
Unternehmen ihren Firmensitz in Bayerns<br />
Hauptstadt.<br />
Krise überwunden<br />
Die Wirtschaftskrise auf dem Arbeitsmarkt<br />
scheint auch überwunden. Seit<br />
Januar <strong>2010</strong> sinken die Arbeitslosenzahlen<br />
stetig, im Juni lagen sie bei 4,7<br />
Prozent. Gleichzeitig geht die Kurzarbeit<br />
zurück. „Die Konjunktur hat<br />
sich erholt und das ist auch auf dem<br />
Arbeitsmarkt deutlich sichtbar“, sagte<br />
Gunter Schmiedl, Mitglied der Geschäftsführung<br />
der Agentur für Arbeit,<br />
als er im Juni <strong>2010</strong> die Arbeitsmarktzahlen<br />
vorstellte. Im Sommer <strong>2010</strong> gab<br />
es insgesamt fast 10 000 freie Stellen in<br />
der Wirtschaftsregion.<br />
Nördlichste Stadt Italiens<br />
Genauso verlockend wie die Karrieremöglichkeiten<br />
in München ist die<br />
hohe Lebensqualität. IHK-Geschäfts-<br />
führer Loibl bringt sie auf den Punkt:<br />
„Kunst und Kultur, Berge und Seen, das<br />
attraktive Umland, das Nachtleben und<br />
natürlich die Lage als nördlichste Stadt<br />
Italiens – das alles macht München zu<br />
einer reizvollen Stadt.“<br />
Simone Derichsweiler<br />
INSIDER-SICHT<br />
Markus Schacherl, 39, ist<br />
Abteilungsleiter Firmenkunden<br />
Mittelstand bei der<br />
Bayern LB. Er hat Betriebswirtschaftslehre<br />
studiert<br />
und verfügt zusätzlich über<br />
den Abschluss Master of<br />
Laws.<br />
Eigene Identität<br />
Als Banker standen für mich nach dem Studium<br />
die zwei großen Finanzzentren in Deutschland<br />
zur Auswahl: Frankfurt und München.<br />
Durch Praktika konnte ich beide näher kennenlernen.<br />
Danach stand fest, dass München<br />
für mich der Startpunkt meiner Karriere sein<br />
soll. Für mich verbindet die Stadt in idealer<br />
Weise die Mischung aus attraktivem Standort<br />
für eine Vielzahl von Firmen und einer Region<br />
mit vielfältigen Kultur- und Freizeitangeboten.<br />
Den besonderen Charme von München macht<br />
aus, dass es trotz seiner Größe nicht wie eine<br />
Großstadt wirkt, sondern eher wie zusammengewachsene<br />
Kleinstädte mit eigenen<br />
Identitäten. Jetzt arbeite ich seit zwölf Jahren<br />
hier und würde die Entscheidung immer wieder<br />
so treffen. Einziger Wermutstropfen: die<br />
hohen Miet- und Immobilienpreise. Dank des<br />
dichten S-Bahn-Netzes kann man aber individuell<br />
den Kompromiss zwischen Stadtnähe<br />
und Preislage finden.<br />
staufenbiel.de<br />
25
© ISTOCKPHOTO_ HelGAMARIAH<br />
SchaufenSter<br />
munchen<br />
zahlen, fakten, insider-infos zur Wirtschaftsregion münchen – Das Poster zum herausnehmen<br />
<strong>Karrieremagazin</strong><br />
Berühmtheiten auS<br />
münchen<br />
© Carl Orff 1956, Foto: Karl Baur,<br />
Quelle: Orff-Zentrum München<br />
carl Orff<br />
(* 1895, † 1982)<br />
schrieb mit der Carmina Burana<br />
das wohl bekannteste Chorstück<br />
des 20. Jahrhunderts. Seine letzte<br />
Ruhestätte befindet sich in der<br />
Klosterkirche Andechs.<br />
rolf rodenstock<br />
(* 1917, † 1997)<br />
verhalf dem Familienunternehmen<br />
Rodenstock, einem Hersteller für<br />
Brillenfassungen- und Gläsern, zur<br />
führenden Marktposition.<br />
Hipp<br />
© Rodenstock<br />
claus hipp (* 1938)<br />
Der promovierte Jurist ist Unternehmer<br />
und Geschäftsführer des Babynahrungsherstellers<br />
Hipp. In seiner<br />
Freizeit musiziert er und unterrichtet<br />
Kunst an der Kunstakademie in<br />
Georgien.<br />
münchen in zahlen<br />
arbeitslosenquote <strong>2010</strong>: 4,5 %<br />
arbeitslosenquote in Deutschland: 7 %<br />
Stand: 7/<strong>2010</strong> bzw. 10/<strong>2010</strong><br />
einwohner zum 31.03.<strong>2010</strong>: 1 337 565<br />
erwerbstätige 2008: 953 900<br />
fläche: 310,4 km 2<br />
Die fünf umSatzStärKSten unternehmen in DeutSchlanD mit Sitz münchen<br />
(Ohne BanKen unD VerSicherunGen)<br />
Siemens AG Thüga Gruppe Linde AG<br />
BiP je erwerbstätigen: 117 131 €<br />
Kaufkraft je einwohner: 26 444 €<br />
bundesweite Kaufkraft:<br />
einwohner je km 2 2009: 4 300 25 713 €<br />
mietspiegel: 9,99 €/m 2<br />
monatliche Nettokaltmiete. Das sind 71 Prozent mehr<br />
als im Bundesdurchschnitt (5,84 €/m 2 ).<br />
ufkraft Index <strong>2010</strong>, F+B Mietspiegelindex 2009<br />
© FOTOlIA_eRDQUADRAT
©<br />
© ISTOCKPHOTO_NICO_BlUe<br />
Karl-theodor zu Guttenberg (*1971)<br />
Der Jurist war 2009 zunächst<br />
Bundesminister für Wirtschaft und<br />
Technologie. Seit Oktober 2009 ist er<br />
deutscher Verteidigungsminister.<br />
Barbara Schöneberger (* 1974)<br />
wurde durch die Talkshow „Blondes<br />
Gift“ bekannt. Die Schauspielerin<br />
und Sängerin moderierte in den<br />
vergangenen Jahren unter anderem<br />
den Deutschen Filmpreis und die<br />
NDR Talk Show.<br />
Umsatz: 76 651 Millionen Euro<br />
Mitarbeiter: 405 000<br />
BMW<br />
Umsatz: 50 681 Millionen Euro<br />
Mitarbeiter: 96 230<br />
Umsatz: 15 300 Millionen Euro<br />
Mitarbeiter: 16 800<br />
MAN<br />
Umsatz: 12 026 Millionen Euro<br />
Mitarbeiter: 47 743<br />
OKtOBerfeSt :<br />
SPeiSe- unD GetränKeVerBrauch 2009<br />
© NDR<br />
© www.zuguttenberg.de<br />
Bier: 6 643 600 Liter<br />
Alkoholfreies Bier: 130 000 Liter<br />
Sekt: 31 111 Flaschen<br />
Kaffee/Tee: 210 585 Tassen<br />
Brathendl: 488 137 Stück<br />
Schweinswürstl: 116 923 Stück<br />
Schweinshaxen: 51 468 Stück<br />
Umsatz: 11 211 Millionen Euro<br />
Mitarbeiter: 50 485<br />
Quelle: Süddeutsche Zeitung, Top 100<br />
in Deutschland, 08/10<br />
hOchSchulen<br />
anzahl der hochschulen: 19<br />
Studenten an hochschulen:<br />
88 165 im WS 08/09<br />
eliteuniversitäten:<br />
Ludwig-Maximilians-Universität (LMU),<br />
Technische Universität München (TUM)<br />
(Gewinner der ersten Förderrunde der<br />
Exzellenzinitiative)<br />
Quellen: Bayerisches landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Bundesagentur für Arbeit, Stat. Bundesamt, GfK Ka<br />
© ISTOCKPHOTO_MARTSKIN<br />
inSiDer-infOS: WirtSchaftSreGiOn münchen<br />
ein echtes Plus<br />
Die Kombination macht’s<br />
Das gewisse etwas<br />
Dominik A. Hahn, 27, arbeitet als Referent<br />
Personalmarketing bei der Allianz.<br />
Studium: Medien und Kommunikation an der<br />
Universität Augsburg.<br />
Claudia Fritz, 25 Jahre, Diplom-Kauffrau,<br />
Sales Trainee bei Microsoft Deutschland.<br />
Studium: Diplom-Betriebswirtschaftslehre in<br />
Regensburg und Helsinki.<br />
Constantin von Wiedersperg, 27 Jahre, Diplom<br />
Betriebswirt (FH), ist International Trainee im<br />
Bereich Corporate & Investment Banking bei der<br />
UniCredit Bank AG. Studium: Betriebswirtschaft<br />
in Nürtingen und Sydney.<br />
Wir haben mehrere Standorte in München. Der Hauptsitz liegt aber in<br />
Schwabing im Herzen Münchens, genau zwischen dem Englischen Garten<br />
und der belebten Leopoldstraße. Während der Mittagspause einen Abstecher<br />
ins Grüne zu machen ist im Sommer an der Tagesordnung. Abends geht<br />
es oft mit den Kollegen in eine der vielen Bars. Da hat Schwabing als beliebtes<br />
Studentenviertel Einiges zu bieten.<br />
Vor allem für die Versicherungsbranche ist die Stadt eine wichtige Adresse.<br />
Viele Geschäftspartner und Dienstleister sitzen in München. Für meine Arbeit<br />
sind die kurzen Wege zu ihnen sehr nützlich. In der Freizeit ist München<br />
die ideale Mischung aus Großstadt und ländlichem Flair. Ob Staatstheater,<br />
Fußball oder Entspannen in den nahe gelegenen Seen und Alpen: Viel lässt<br />
sich an nur einem Tag verwirklichen. Ein echtes Plus ist natürlich das Oktoberfest.<br />
Der Besuch mit dem eigenen Fachbereich hat bei uns Tradition.<br />
Seit Januar <strong>2010</strong> arbeite ich in Unterschleißheim bei München als Trainee<br />
im Vertrieb. Die ersten drei Monate verbrachte ich in unterschiedlichen Abteilungen.<br />
Mittlerweile bin ich als Partner Account Manager für zwei unserer<br />
Distributoren zuständig.<br />
Zwar spielen Brauchtümer in meiner täglichen Arbeit kaum eine Rolle, doch<br />
stelle ich immer wieder fest, dass man zu bayerischen Kollegen immer<br />
gleich einen besonderen Draht hat. Ich komme ursprünglich aus Bayern,<br />
das Besondere an München blieb mir aber früher meist verborgen. Mittlerweile<br />
mag ich die Vielfalt und Abwechslung hier sehr: Großstadt, aber gleichzeitig<br />
viel Grün, die Isar und die Nähe zu den Bergen. Das ist für mich echter<br />
Mehrwert im Vergleich zu anderen Städten und diese Kombination macht<br />
München zu einer idealen Stadt für Leben und Arbeiten. Mein Tipp: an klaren<br />
Tagen die Fernsicht vom Olympiaberg aus genießen.<br />
Seit Mai arbeite ich als Trainee im Bereich Corporate & Investment Banking<br />
in München. Nach meinem Programm ist geplant, dass ich als Junior Relationship<br />
Manager und Analyst im Bereich Asset Management & Pension<br />
Funds eingesetzt werde. Für mich hat die bayerische Landeshauptstadt<br />
unglaublich viel Lebensqualität.<br />
Das zeigt sich nicht nur durch das enorme Freizeitangebot in und um München<br />
(Englischer Garten, Seenlandschaft, Alpen), sondern auch durch ein<br />
großes kulturelles Angebot. Die Stadt wird immer internationaler und gerade<br />
die jungen Stadtteile haben das gewisse Etwas. Die Lebensfreude der<br />
Münchner ist fast sprichwörtlich und zeigt sich besonders während des<br />
Oktoberfestes. Zu dieser „Jahreszeit“ kommen die Kollegen auch gerne in<br />
Lederhosen und Dirndl ins Büro, um nach der Arbeit gemeinsam zur Wiesn<br />
zu gehen.<br />
staufenbiel.de
04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
THEMA Wirtschaftsregion München<br />
„Mag<strong>net</strong> für<br />
talentierte Köpfe“<br />
Was die Wirtschaftsregion München Absolventen alles zu bieten hat, erzählt Dieter Reiter,<br />
Referent für Arbeit und Wirtschaft in München, im Interview.<br />
Weißwurst, Oktoberfest, Fußball. Vielen Menschen<br />
fallen bei München zuerst diese Stichworte<br />
ein. Mit welchen Begriffen würden Sie<br />
Ihre Stadt beschreiben?<br />
Aus gutem Grund denken viele bei<br />
München an seine spezielle Lebensart<br />
und den deutschen Fußball-Rekordmeister.<br />
Doch die Stadt ist sehr<br />
vielfältig. Ich denke bei München an<br />
den erfolgreichen Wirtschaftsstandort,<br />
die Kulturmetropole von Rang, an die<br />
Stadt des sozialen Ausgleichs.<br />
Sozialer Ausgleich?<br />
Ja. München hat ein reiches Erbe an<br />
Kulturgütern, eine hochwertige Kulturszene<br />
und ist ein Mag<strong>net</strong> für talentierte<br />
Köpfe aus aller Welt. Dabei ist<br />
München wirtschaftlich erfolgreich<br />
wie sonst keine deutsche Großstadt.<br />
Doch weil dieser Erfolg nicht alle<br />
Menschen in der Stadt erreicht, konzentriert<br />
sich die Politik darauf, sozialen<br />
Ausgleich zu schaffen. So hat die<br />
Stadt mit 28 Millionen Euro das größte<br />
kommunale Beschäftigungsprogramm<br />
in Deutschland aufgelegt.<br />
München ist als Wirtschaftsregion sehr erfolgreich.<br />
Woher kommt der Erfolg?<br />
Dem Gründungsmythos zufolge begann<br />
der Aufstieg Münchens im Jahr<br />
1158 mit einem Akt der Wirtschaftspiraterie.<br />
Heinrich der Löwe soll damals<br />
den Salzhandelsweg, der nördlich an<br />
München vorbei führte, durch das<br />
heutige Stadtgebiet gelegt haben. Dafür<br />
zerstörte er eine Brücke, die dem<br />
Bischof von Freising gehörte. So konnten<br />
Steuern eingenommen werden und<br />
die Siedlung an der Isar konnte sich<br />
entwickeln.<br />
Und heute?<br />
Heute ist die Vielfalt des Branchenmix<br />
eine wesentliche Grundlage für den<br />
wirtschaftlichen Erfolg – das Nebeneinander<br />
von unterschiedlichen Branchen<br />
sowie von großen und kleinen<br />
Betrieben. Ein wesentliches Element<br />
für die weitere Entwicklung bildet die<br />
Kraft der Münchener Wirtschaft, dem<br />
ökonomischen Fundament der Stadt<br />
neue Wirtschaftscluster und Netzwerke<br />
hinzuzufügen.<br />
Wie zeigt sich dieser Erfolg?<br />
Der wirtschaftliche Erfolg zeigt sich<br />
zum Beispiel beim Anteil Münchens an<br />
der wirtschaftlichen Gesamtleistung<br />
Bayerns, an der Zahl der Jobs in der<br />
Stadt oder bei der Kaufkraft.<br />
Der Anteil am bayerischen Bruttoinlandsprodukt<br />
liegt für München bei<br />
17 Prozent, für die Region München<br />
sogar bei 30 Prozent. München ist mit<br />
mehr als einer Million Beschäftigten<br />
nach Berlin zweitgrößter Beschäftigungsstandort.<br />
Bezogen auf die Bevölkerung<br />
weist die Stadt seit Jahren die<br />
höchste Beschäftigungsdichte auf und<br />
hatte 2009 mit durchschnittlich fünf<br />
Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote.<br />
Was sind die wichtigsten Branchen für Stadt<br />
und Region?<br />
Halt, für mich als Wirtschaftsreferent<br />
gibt es keine unwichtigen Branchen.<br />
Zum Glück gibt es in München aber<br />
auch keine Branche, von der die Stadt<br />
auf Gedeih und Verderb abhängig<br />
wäre.<br />
Eine Branche kann aus unterschiedlichen<br />
Gründen wichtig sein: wegen der<br />
hohen Beschäftigtenzahlen, wie in der<br />
Informations- und Kommunikationsbranche,<br />
oder im Gesundheitsbereich<br />
mit jeweils 50 000 sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten. Oder auch wegen<br />
der wirtschaftlichen Stabilität und<br />
der hohen Zahl an Ausbildungsplätzen,<br />
wie das Handwerk mit mehr als<br />
5 000 Ausbildungsplätzen. Ein anderes<br />
Beispiel: Eine Branche kann wichtig<br />
sein wegen des hohen Anteils an der<br />
Wertschöpfung wie die Automobilwirtschaft<br />
oder der Anlagenbau. Oder<br />
wegen ihrer Zukunftsfähigkeit wie die<br />
>>><br />
28 staufenbiel.de
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04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
THEMA Wirtschaftsregion München<br />
Dieter Reiter: In München werden<br />
höhere Gehälter gezahlt<br />
© Michael Nagy Presseamt München<br />
Umweltwirtschaft mit über 300 direkt<br />
im Umweltbereich tätigen Firmen und<br />
mehr als 9 000 Beschäftigten in der<br />
Region München. Schließlich auch<br />
wegen der verlässlichen Gewerbesteuerzahlungen<br />
wie die kommunalen Unternehmen<br />
Sparkasse und Stadtwerke.<br />
München gilt als „Cluster der Cluster“. Warum<br />
denn das?<br />
Unter einem Cluster versteht man in<br />
der Wirtschaftspolitik eine räumliche<br />
Konzentration von Unternehmen einer<br />
Branche und den zugehörigen<br />
Zulieferbetrieben, Ausbildungs- und<br />
Forschungseinrichtungen und Dienstleistern.<br />
München hat eine Vielzahl<br />
dieser Cluster, von Automotive, Medien,<br />
Informations- und Kommunikationstechnik,<br />
Medizintechnik, Finanzwirtschaft<br />
bis zur Gesundheit.<br />
Der Ausdruck „Cluster der Cluster“<br />
beschreibt also, dass in München eine<br />
räumliche Konzentration verschiedenster<br />
Branchencluster besteht.<br />
Wie steht es um die Karrierechancen speziell<br />
für Absolventen?<br />
Es gibt eine überdurchschnittlich hohe<br />
Nachfrage nach Absolventen durch die<br />
Unternehmen. Der Anteil von Hochqualifizierten<br />
an allen sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten liegt bei<br />
über 30 Prozent. Damit führt München<br />
im Vergleich der Großstädte. Besonders<br />
gilt das für die Branchen Information<br />
und Kommunikation, Versicherungen<br />
und Banken, Biotechnologie- und<br />
Pharmaindustrie sowie den Maschinen-<br />
und Fahrzeugbau. Hier sind überdurchschnittlich<br />
viele Hochqualifizierte<br />
beschäftigt. München ist Landeshauptstadt<br />
und damit Sitz von Ministerien<br />
und der größten bayerischen Kommunalverwaltung.<br />
Auch dort sind viele<br />
Hochqualifizierte tätig.<br />
Was hat München Akademikern zu bieten?<br />
Die besondere Struktur der Münchner<br />
Wirtschaft. So gibt es hier eine Vielzahl<br />
wissensintensiver und hoch kreativer<br />
Branchen und Sektoren sowohl<br />
in der Produktion als auch im Dienstleistungsbereich.<br />
Innovative Unternehmen<br />
mit ihren kreativen Beschäftigten<br />
sind ein wichtiger Standortfaktor.<br />
Rund 28 Prozent der Unternehmen<br />
in der Region München sind in kreativen<br />
und wissensintensiven Bereichen<br />
tätig. Sie erwirtschaften ein Viertel des<br />
Gesamtumsatzes aller in der Region<br />
ansässigen Unternehmen und beschäftigen<br />
rund 30 Prozent aller sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten. Das<br />
weist München als besonderen Wissensstandort<br />
aus. Und es zeigt, dass<br />
die hier ansässigen Unternehmen für<br />
Hochschulabsolventen besonders interessant<br />
sind.<br />
Demgegenüber steht das Klischee, München<br />
bestehe weitgehend aus High Society. Die Lebenskosten<br />
sind ja auch recht hoch...<br />
Das mit der High Society ist ein gern<br />
genommenes Klischee. Wahr ist, München<br />
ist keine billige Stadt. Dies ist vor<br />
allem bei den Mieten spürbar und für<br />
Menschen mit kleinen und mittleren<br />
Einkommen ein Problem. Die Stadt<br />
tut daher einiges dafür, dass sich diese<br />
Preisentwicklung nicht beschleunigt.<br />
Gleichzeitig werden hier im Durchschnitt<br />
höhere Gehälter gezahlt. Die<br />
Kaufkraft ist die höchste im Vergleich<br />
der deutschen Großstädte. München<br />
hat eine hohe, auch immaterielle Lebensqualität<br />
und will auch in Zukunft<br />
ein lebens- und liebenswerter Ort für<br />
alle bleiben.<br />
Noch einmal ein Blick in die Geschichte:<br />
„Apud Munichen“, also „bei den Mönchen“<br />
entstand die wirtschaftlich erfolgreiche Stadt<br />
München. Ein Mönch findet sich auch im<br />
Stadtwappen. Welche Rolle spielen sie heute<br />
für Stadt und Wirtschaft?<br />
Ordensgemeinschaften spielen heute in<br />
der Wirtschaft keine große Rolle mehr,<br />
wohl aber im sozialen Leben, in Wissenschaft<br />
und Lehre. Auf die frühere<br />
Bedeutung der Mönche, etwa für das<br />
Brauereiwesen, weisen heute noch die<br />
Bilder auf den Flasche<strong>net</strong>iketten einiger<br />
Münchner Brauereien hin.<br />
Interview: Claudia Feuerer<br />
30 staufenbiel.de
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Lidl lohnt sich.
04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
TITEL Lebenslanges Lernen<br />
© photocase_cydonna<br />
Lang, länger,<br />
lebenslang lernen<br />
Solides Mittelfeld“ – so schätzt<br />
Ulrich Schoof das deutsche Bildungssystem<br />
ein, wenn es um<br />
das Thema lebenslanges Lernen geht.<br />
Zu diesem eher bescheidenen Urteil<br />
kommt Schoof durch die Ergebnisse<br />
der Studie „European Lifelong Learning<br />
Indicators“ (Elli), die er als Projektleiter<br />
der Bertelsmann Stiftung betreute.<br />
Für Deutschland reichte es in<br />
diesem Ranking zu Platz zehn unter 24<br />
untersuchten EU-Staaten. Damit landete<br />
das Land der Dichter und Denker<br />
nur knapp vor Slowenien und Spanien,<br />
aber deutlich hinter den skandinavischen<br />
EU-Mitgliedsländern und<br />
kleineren Nachbarn wie den Niederlanden,<br />
Belgien oder Österreich.<br />
Sparen an der Bildung<br />
Ein Grund für das unbefriedigende<br />
Abschneiden: Deutschland knausert<br />
immer noch an der Bildung. Das spiegelt<br />
auch die schlechte Platzierung in<br />
der Kategorie „Lernen, Wissen zu erwerben“,<br />
die etwa die Investitionen in<br />
die Bildung bewertet, wider. In keiner<br />
anderen Kategorie schneidet Deutschland<br />
so schlecht ab.<br />
Dabei sind sich die Experten einig,<br />
dass Deutschland künftig noch mehr<br />
auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen<br />
sein wird und Wissen die wichtigste<br />
Ressource bleibt. Der Schlüssel<br />
dazu: lebenslanges Lernen. „Die Innovationszyklen<br />
der alten Industriegesellschaft<br />
sind viel kürzer geworden. Deshalb<br />
reicht der Wissensvorrat aus der<br />
Erstbildung nicht mehr so lange, wie<br />
es früher der Fall war“, erklärt Karl-<br />
Heinz Minks, Leiter des Bereichs Absolventenforschung<br />
und lebenslanges<br />
Lernen beim Hochschul-Informationssystem<br />
(HIS).<br />
Immer wieder qualifizieren<br />
Reichte früher die Berufsausbildung<br />
für eine lebenslange Laufbahn, ist<br />
das nun passé. Heute heißt es: immer<br />
wieder neu qualifizieren. Nicht nur<br />
der Bedarf an kontinuierlicher Weiterbildung<br />
steigt, auch die Lerninhalte<br />
ändern sich: Der Trend zum wissenschaftlichen<br />
Lernen ist unverkennbar.<br />
Für Akademiker eine gute Nachricht,<br />
32 staufenbiel.de
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 04 <strong>2010</strong><br />
Lebenslanges Lernen TITEL<br />
Wer heute auf dem Arbeitsmarkt bestehen will, hat nie ausgelernt.<br />
denn der Bedarf an Mitarbeitern mit<br />
wissenschaftlicher Ausbildung wird<br />
weiter steigen, so die Prognose. Nur<br />
wird die berufliche Ausbildung mit<br />
dem Hochschulabschluss nicht abgeschlossen<br />
sein.<br />
Wir werden älter<br />
Ein zweiter Grund, der lebenslanges<br />
Lernen notwendig macht, ist die demografische<br />
Entwicklung in den Industrieländern.<br />
Nicht nur die Gesamtbevölkerung,<br />
auch die Belegschaften<br />
in den Unternehmen werden älter.<br />
Derzeit liegt das Durchschnittsalter<br />
eines Arbeitnehmers in Deutschland<br />
bei 41 Jahren. „Bis die Babyboomer-<br />
Generation, also die Mitte der 50erbis<br />
60er-Jahre Geborenen, aus dem<br />
Berufsleben ausgeschieden ist, wird<br />
das Durchschnittsalter in den Unternehmen<br />
deutlich steigen“, schätzt HIS-<br />
Experte Minks.<br />
Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten:<br />
Wenn die nachrückenden Generationen<br />
den Bedarf der Unternehmen<br />
an Fachkräften nicht decken können,<br />
sind die älteren Arbeitnehmer länger<br />
gefragt und müssen fachlich auf dem<br />
neuesten Stand bleiben. „Die Zusammenarbeit<br />
und die Organisation in den<br />
Betrieben wird das erheblich verändern“,<br />
sagt Minks voraus.<br />
Neues Wissensmanagement<br />
Immer kürzere Innovationszyklen, ältere<br />
Belegschaften und neue Anforderungen<br />
an das Wissensmanagement:<br />
Für die Unternehmen sind das ganz<br />
andere Anforderungen als zu Zeiten,<br />
in denen es vor allem darum ging, um<br />
die geeig<strong>net</strong>sten Kandidaten auf dem<br />
Arbeitsmarkt zu werben. Künftig be-<br />
staufenbiel.de<br />
Fehlendes Angebot<br />
Wichtig ist, dass sich die Hochschulen<br />
noch stärker für die betriebliche<br />
Weiterbildung öffnen. Denn wer lebenslang<br />
lernen möchte, braucht die<br />
passenden Angebote. Doch an weiterführenden<br />
Studiengängen mangelt es<br />
noch. Bislang sind erst zwölf Prozent<br />
der Master-Studiengänge an deutschen<br />
Hochschulen als weiterbildende Studisteht<br />
die Aufgabe darin, ihr Wissen auf<br />
dem neuesten Stand zu halten - und dafür<br />
auch Angebote zu entwickeln.<br />
Motivierte Mitarbeiter<br />
An den Mitarbeitern in den Unternehmen<br />
werde das Projekt lebenslanges<br />
Lernen nicht scheitern, glaubt Rudolf<br />
Kast. Der Personalleiter beim badischen<br />
Sensoren-Hersteller Sick weiß:<br />
„Die Beschäftigten haben eine hohe<br />
Motivation, ihren Job zu erhalten und<br />
Neues zu lernen.“ Vorausgesetzt, der<br />
Mitarbeiter sieht den Sinn und Nutzen<br />
einer Weiterbildung. Ohne die innere<br />
Bereitschaft zum Lernen hilft dagegen<br />
auch der ausgefeilteste Lehrgang wenig.<br />
„Wichtig ist deshalb, dass die Weiterbildung<br />
vom konkreten Arbeitsumfeld<br />
des Mitarbeiters ausgeht und kontinuierliches<br />
Lernen wirklich Teil der Unternehmenskultur<br />
ist“, so Kast, der<br />
für die innovative Personalarbeit<br />
bei Sick das Bundesverdienstkreuz<br />
erhielt.<br />
Erststudium reicht<br />
nicht<br />
Für die Hochschulen<br />
sind die Herausforderungen<br />
genauso<br />
groß wie für Unternehmen<br />
und Arbeitnehmer.<br />
Im klassischen<br />
Erststudium<br />
bildeten sie bislang vor<br />
allem Fachwissenschaftler<br />
aus. Probleme bekommen Absolventen<br />
oft, wenn sie aus den<br />
Fachbereichen der Unternehmen ins<br />
Management wechseln wollen.<br />
„Auf die hier nötigen Führungsund<br />
Teamfähigkeiten bereiten die<br />
Erststudiengänge kaum vor“, so Karl-<br />
Heinz Minks vom HIS. „An den Hochschulen<br />
und in der Wirtschaft herrschen<br />
verschiedene Arbeitskulturen.<br />
Während in modernen Unternehmen<br />
das Arbeiten und Führen in Teams gefragt<br />
ist, erziehen die Hochschulen ja<br />
eher zum Einzelkämpfertum.“<br />
©iStock_istock_designer<br />
33<br />
>>>
04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
TITEL Lebenslanges Lernen<br />
„Es besteht<br />
Handlungsbedarf“<br />
© Bertelsmann Stiftung<br />
Ulrich Schoof, 37, Projektleiter der Studie<br />
„European Lifelong Learning Indicators“<br />
(Elli) der Bertelsmann Stiftung über Defizite<br />
des deutschen Bildungssystems.<br />
In der Elli-Studie zum lebenslangen Lernen finden sich gleich drei<br />
skandinavische Länder unter den ersten vier Plätzen. Was machen<br />
sie besonders gut?<br />
Gerade in den skandinavischen Ländern haben Bildung<br />
und lebenslanges Lernen einen höheren Stellenwert als<br />
anderswo in Europa. Kein Land investiert so massiv in<br />
Bildung, Ausbildung und Weiterqualifizierung wie Dänemark.<br />
Fast jeder zweite Däne im Alter von 30 bis 34<br />
Jahren hat eine Hochschule besucht, in Deutschland nur<br />
knapp jeder dritte Bürger.<br />
Deutschland landet im Ranking auf Platz zehn. Was läuft schief?<br />
Deutschland hat Defizite bei der formalen Bildung. In<br />
der Kategorie „Lernen, wissen zu erwerben“ reicht es in<br />
unserer Studie nur zu dem unterdurchschnittlichen Rang<br />
14, und das trotz der mittlerweile verbesserten Pisa-Ergebnisse.<br />
Gemessen an der eigenen Wirtschaftskraft steckt<br />
kaum ein anderes Land in der EU so wenig öffentliches<br />
Geld in Bildung wie Deutschland. Die <strong>Ausgabe</strong>n waren in<br />
den vergangenen 15 Jahren sogar rückläufig.<br />
Wie wirkt sich das aus?<br />
In den vergangenen Jahren absolvierten in Deutschland<br />
zwar immer mehr Menschen ein Studium, im europäischen<br />
und im OECD-Vergleich bleibt Deutschland aber abgeschlagen.<br />
Bei der Weiterbildung liegt Deutschland im unteren<br />
Mittelfeld. Gerade bei der Weiterbildung von Frauen<br />
und älteren Beschäftigten besteht Handlungsbedarf.<br />
Sie berücksichtigen in Ihrer Studie Indikatoren wie „Lernen zusammenzuleben“<br />
oder „Lernen, das Leben zu gestalten“? Warum?<br />
Weil Lernen mehr ist als Schule und formale Bildung. Gelernt<br />
wird im Elternhaus, am Arbeitsplatz, in Vereinen, in<br />
der Gemeinde und in der Freizeit. In Zukunft wird informelles<br />
Lernen immer wichtiger werden. Gründe hierfür<br />
Ulrich Schoof: „Deutschland hat Defizite bei der formalen Bildung.“<br />
sind der demografische Wandel, die Veränderungen der<br />
Arbeitswelt sowie der medizinische und technische Fortschritt.<br />
Nur wenn man all diese Lerndimensionen zusammen<br />
betrachtet, kann man Wechselwirkungen erkennen<br />
und die verschiedenen Lernwelten besser gestalten.<br />
Was bedeutet das für das Berufsleben?<br />
Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen sich intensiver<br />
mit den Themen Weiterbildung und lernförderliches Arbeitsumfeld<br />
auseinandersetzen. Das geht nur, wenn sie<br />
über das eigene Unternehmen hinausdenken und mit anderen<br />
Bildungsanbietern und Institutionen in der eigenen<br />
Region zusammenarbeiten.<br />
Könnte man nicht auch sagen: Wir müssen nicht überall vorne<br />
sein, Platz zehn ist auch <strong>net</strong>t?<br />
Natürlich ist ein knapp überdurchschnittliches Ergebnis<br />
kein schlechtes Ergebnis. Solides Mittelfeld, würde ich sagen.<br />
Ich bezweifle aber, dass man mit dieser Einstellung<br />
langfristig auf Platz zehn bleibt. Besser ist, sich ein ambitioniertes,<br />
aber nicht unerreichbares Ziel zu setzen –<br />
vor allem, wenn man das langfristige Wohlergehen einer<br />
schrumpfenden und alternden Gesellschaft im Auge hat.<br />
Gibt es Lichtblicke?<br />
Die gibt es. In drei von vier Elli-Lerndimensionen schneidet<br />
Deutschland immerhin knapp überdurchschnittlich<br />
ab. Bei der frühkindlichen Bildung hat Deutschland in den<br />
vergangenen zehn Jahren große Fortschritte gemacht. Eine<br />
besondere Stärke ist unser Berufsausbildungssystem.<br />
Was lernen Sie gerade?<br />
Programmieren und Kitesurfen.<br />
Interview: Heinz Peter Krieger<br />
>>><br />
34 staufenbiel.de
„Ich will die Welt erobern.<br />
Indem ich sie für mich gewinne.“<br />
Für die großen Herausforderungen unserer Zeit suchen wir Menschen,<br />
die bereit sind, über sich hinauszuwachsen. Menschen, die mit Weitsicht<br />
und Verstand Maßstäbe für verantwortungsvolles Handeln setzen – und<br />
dabei immer Mensch bleiben. Denn so sehr wir auf kluge Köpfe zählen,<br />
so wichtig sind uns integere, weltoffene Persönlichkeiten, die für neue<br />
Einflüsse, andere Kulturen und außergewöhnliche Ideen offen sind.<br />
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Strategieberatungen weltweit. Wir verbinden anpruchsvolle, internationale<br />
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04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
TITEL Lebenslanges Lernen<br />
© photocase_jodofe<br />
engänge konzipiert, ermittelte der Stifterverband<br />
für die Deutsche Wissenschaft.<br />
Dabei bevorzugen die meisten<br />
weiterbildungswilligen Arbeitnehmer<br />
ein berufsbegleitendes Studium. Denn<br />
die weiterbildenden Studiengänge sind<br />
grundsätzlich gebührenpflichtig. Eine<br />
Unterbrechung des Berufslebens ist<br />
deshalb finanziell oft nicht möglich.<br />
Außerdem befürchten viele Berufstätige,<br />
dass sich eine solche Pause als Karrierehindernis<br />
entpuppen könnte.<br />
Auch die Studieninhalte müssen<br />
für Berufstätige anders aufbereitet<br />
und vermittelt werden, fordert Minks<br />
vom Hochschul-Informationssystem:<br />
„Viele Hochschullehrer denken immer<br />
noch sehr input-orientiert und versuchen,<br />
die Module mit möglichst vielen<br />
Inhalten vollzustopfen.“ Umdenken ist<br />
gefordert: Ein berufsbegleitendes Studium<br />
sollte ganz anders aufgebaut sein.<br />
E-Learning-Angebote etwa sind wichtig.<br />
So können die Studenten selbst für<br />
sich entscheiden, wann und wie intensiv<br />
sie lernen. Aber auch Berufstätige<br />
brauchen Präsenzphasen. Das Blended<br />
Learning, also die Kombination von<br />
beidem, bietet sich deshalb für die arbeitenden<br />
Studenten besonders an.<br />
Ver<strong>net</strong>zen<br />
Die Doppelbelastung durch Studium<br />
und Job macht selbst den engagiertesten<br />
Studenten das Leben schwer.<br />
Bis zum Ende durchzuhalten, ist gar<br />
nicht so einfach. Vor allem in den<br />
ers ten Monaten des Studiums helfen<br />
Blockseminare. Sie bieten die Gelegenheit,<br />
Kontakte zu knüpfen und sich<br />
mit Dozenten und Kommilitonen zu<br />
ver<strong>net</strong>zen. Was die Motivation ebenfalls<br />
erhöht und auch den Arbeitgeber<br />
freut, sind konkrete Aufgaben aus den<br />
Unternehmen, die im Studium behandelt<br />
werden („work-based Learning“).<br />
Der richtige Zeitpunkt<br />
Wer lebenslang lernt, muss entscheiden,<br />
wann der richtige Zeitpunkt für<br />
eine Weiterbildung ist. Dass die berufliche<br />
Qualifikation mit dem Erststudium<br />
erst begonnen hat, wusste auch<br />
Personalerin Anja Gräfe. „Ich wollte<br />
mich persönlich weiterentwickeln und<br />
beruflich besser qualifiziert sein“, beschreibt<br />
sie ihre Motivation für ein berufsbegleitendes<br />
Master-Studium.<br />
Mit dem Thema Weiterbildung beschäftigt<br />
sich Gräfe sowohl aus Mitarbeiter-<br />
als auch aus Arbeitgebersicht:<br />
Beim Hamburger Zigarettenhersteller<br />
Reemtsma arbeitet sie im Personalbereich<br />
und entschied sich für den Master-Studiengang<br />
„Business Administration“<br />
mit der Vertiefung „Human<br />
Resources Management“.<br />
Nicht warten<br />
Wer mit dem Gedanken spielt, bei seinen<br />
Qualifikationen draufzusatteln,<br />
sollte das so früh wie möglich in die<br />
Tat umsetzen. „Wenn ich zu lange gewartet<br />
hätte, dann hätte ich irgendwann<br />
die Kurve nicht mehr gekriegt“,<br />
schildert Anja Gräfe ihren Entschluss<br />
zur Weiterbildung.<br />
Das Master-Studium begann Gräfe<br />
bereits ein halbes Jahr nach ihrem<br />
Bachelor-Abschluss. „Zu diesem Zeitpunkt<br />
war ich das Lernen für Klausuren<br />
noch gewohnt und machte mich<br />
deshalb zusammen mit einer früheren<br />
Kommilitonin und Freundin auf die<br />
Suche nach einem passenden Master-<br />
Programm. Später wäre mir das vermutlich<br />
viel schwerer gefallen.“<br />
Wie sage ich’s dem Chef?<br />
Eine gute Gelegenheit, den Arbeitgeber<br />
von einer Weiterbildung zu überzeugen,<br />
sind Jahres- oder Mitarbeitergespräche.<br />
„Die gewünschte Weiterbildung<br />
sollten die Mitarbeiter eng mit<br />
dem Vorgesetzten abstimmen. Darauf<br />
aufbauend kann dann mit der Personalentwicklung<br />
justiert werden, welche<br />
Weiterbildung die richtige ist“, rät<br />
Rudolf Kast von Sick.<br />
Dazu gehört auch die Frage, ob<br />
die Weiterqualifikation im Unternehmen<br />
oder außerhalb stattfinden soll.<br />
Beides hat seine Vorteile. „Wenn es<br />
darum geht, Fachkenntnisse zu erwerben,<br />
die neu erarbeitet werden müssen,<br />
entscheiden wir uns eher für externe<br />
Anbieter. Schlüsselkompetenzen, die<br />
regelmäßig nachgeschult werden, vermitteln<br />
wir dagegen auch in internen<br />
Veranstaltungen“, so Kast.<br />
An regelmäßiges Lernen dürfen sich<br />
die Mitarbeiter gleich gewöhnen. Denn<br />
die Zukunft hat schon angefangen:<br />
Nur wer beim Lernen mithalten kann,<br />
wird beruflich bestehen können. Und<br />
das lebenslang.<br />
Heinz Peter Krieger<br />
INTERNET<br />
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04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
CAMPUS Selbstmarketing<br />
Die<br />
Ich-<br />
Marke<br />
© ISTOCKPHOTO_ PPAMPicture<br />
Wer erfolgreich sein will, braucht mehr als<br />
Talent, Kraft und einen Traum: etwa die<br />
Fähigkeit, andere von sich zu überzeugen.<br />
Selbstmarketing ist angesagt.<br />
Von großen Marken wie Porsche<br />
oder Nivea lässt sich lernen, dass<br />
wahre Größe viel mit Sein, weniger<br />
mit Schein zu tun hat. Das gilt auch<br />
für uns Menschen. Ohne Substanz<br />
wirkt selbst das beste Selbstmarketing<br />
wie Schaumschlägerei. Gleichzeitig<br />
gilt aber auch: Ohne gutes Marketing<br />
kann ein guter Markenkern keine<br />
Strahlkraft entwickeln.<br />
Bestimmung der Ich-Marke<br />
Daher fängt gutes Selbstmarketing<br />
zunächst mit einer Analyse der eigenen<br />
Person an: Was macht mich als<br />
Mensch aus? Über welches Wissen,<br />
über welche Stärken und Fähigkeiten<br />
verfüge ich und welche Werte lebe ich?<br />
Diese drei Elemente – Wissen, Stärken/<br />
Fähigkeiten und Werte – bilden den<br />
Kern der Ich-Marke.<br />
Dummerweise ist dieser Kern für<br />
unsere Umwelt so nicht sichtbar. Daher<br />
interpretiert unser Umfeld jede<br />
Begegnung mit uns im Hinblick auf<br />
unseren Kern. Die Menschen schließen<br />
aus unserem Verhalten auf unsere Werte,<br />
aus unseren Reden und schriftlichen<br />
Dokumenten auf unser Wissen und unsere<br />
Fähigkeiten. Auch unsere Sprache,<br />
Stimme, Körpersprache, Kleidung und<br />
unser Auftreten werden genutzt, um<br />
auf unseren Kern zu schließen, auf das,<br />
>>><br />
38<br />
staufenbiel.de
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Vorausdenken.<br />
Vorausplanen.<br />
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in der Entwicklung und Perfektionierung von Lösungen für Getriebe,<br />
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04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
CAMPUS Selbstmarketing<br />
ReGeLn FüR GuteS SeLBStMaRKetInG<br />
• Beherzigen Sie Anstandsregeln, wie freundlich grüßen und Augenkontakt halten<br />
• Reden Sie über Ihre Erfolge und über Ihre Arbeit in positiver Art und Weise<br />
• Stellen Sie sicher, dass Sie positiv wahrgenommen werden<br />
• Pflegen Sie Ihren Markenkern, also Ihre Stärken, Ihre Fähigkeiten, Ihr Wissen und Ihre Werte<br />
• Lernen Sie aus Misserfolgen<br />
InteR<strong>net</strong><br />
Unter staufenbiel.de/karrieremagazin: Welche Fragen Sie sich stellen müssen, um Ihre Ich-Marke herauszuarbeiten.<br />
was uns als Mensch ausmacht. Und jeder<br />
Eindruck zählt. Das bedeutet: Kein<br />
Selbstmarketing zu betreiben, geht<br />
nicht. Es gibt nur gutes oder schlechtes<br />
Selbstmarketing.<br />
Mit der OLALA-Formel<br />
Jedes Verhalten, jede Begegnung ist<br />
Selbstmarketing. Das heißt, jeder Eindruck<br />
zählt. Beherzigen Sie die Anstandsregeln<br />
und grüßen Sie Ihre Kollegen<br />
und Chefs freundlich. Nutzen Sie<br />
die OLALA-Formel und machen Sie<br />
einen guten Eindruck:<br />
O Ordentliche Erscheinung<br />
L Lächeln Sie, wann immer es angebracht<br />
ist<br />
A Aufrechte, geerdete Haltung, also<br />
gerade und mit beiden Beinen fest<br />
auf dem Boden<br />
L Lebendig: Nutzen Sie Gestik und<br />
Mimik entsprechend Ihrer natürlichen<br />
Körpersprache<br />
A Augenkontakt: Ein Augenkontakt<br />
geht immer so lange, bis der andere<br />
zurückgeschaut hat<br />
Vermeiden Sie jede Form der Selbstsabotage,<br />
die leider sehr häufig zu beobachten<br />
ist. Wenn Sie etwas sagen,<br />
sagen Sie es so, dass Sie verstanden werden.<br />
Also nicht leise sprechen und nicht<br />
nuscheln. Relativieren Sie nicht, etwa<br />
durch Wörter wie eigentlich oder durch<br />
rhetorische Fragen. „Ich bin zwar nur<br />
ein kleiner Student“ oder „ich bin neu<br />
hier“ macht Sie klein und lässt Ihren<br />
Beitrag unwichtig erscheinen. Achten<br />
Sie auf konsistente Signale von Körpersprache<br />
wie eine gerade Haltung, Stimme<br />
(klar, nicht zu hoch, nicht flatternd)<br />
und Inhalt. Eine großartige Idee, die<br />
nicht mit leuchtenden Augen und fester<br />
Stimme von Ihnen vorgetragen wird,<br />
erscheint Ihren Zuhörern nicht als<br />
großartig.<br />
Aktives Selbstmarketing<br />
Wenn Sie solche Basics beherrschen,<br />
dann können Sie mit aktivem Selbstmarketing<br />
starten. Stellen Sie sicher,<br />
dass Ihre Umwelt von Ihren Fähigkeiten,<br />
Stärken und Wissen erfährt. Reden<br />
Sie über Ihre Erfolge. Sprechen Sie<br />
positiv über Ihre Arbeit. Informieren Sie<br />
regelmäßig Ihren Chef über das, was Sie<br />
gut gemacht haben, und sitzen Sie nicht<br />
dem Irrglauben auf, Ihr Chef wüsste das<br />
schon. Nutzen Sie Chancen, Ihre Fähigkeiten<br />
unter Beweis zu stellen.<br />
Bei allem Selbstlob bleiben Sie aber<br />
realistisch. Ansonsten werden Sie recht<br />
schnell als Aufschneider und Angeber<br />
enttarnt. Wenn Ihnen einmal ein Auftritt<br />
misslingt, lassen Sie sich nicht<br />
entmutigen. Atmen Sie tief durch und<br />
analysieren Sie dann mit etwas Abstand,<br />
was Sie hätten anders und besser<br />
machen sollen. So lernen Sie für die<br />
Zukunft.<br />
Das Studium bietet eine ganze Reihe<br />
von Übungsplattformen, um Ihren<br />
persönlichen Stil zu finden und<br />
zu festigen. Nutzen Sie Seminare und<br />
Übungen auch, um zu lernen, vor einer<br />
Gruppe zu sprechen. Lernen Sie dabei,<br />
Ihr Lampenfieber zu beherrschen und<br />
das zusätzlich freiwerdende Adrenalin<br />
positiv für sich zu nutzen. Bitten Sie<br />
bei Vorträgen Kommilitonen, Ihren<br />
Vortrag zu filmen und Ihnen Feedback<br />
zu geben.<br />
Selbstmarketing heißt weder, wie<br />
ein Marktschreier durch die Gegend<br />
zu laufen und sich selbst anzupreisen,<br />
noch bedeutet es, arrogant zu sein. Es<br />
geht schlichtweg darum, das eigene<br />
Licht nicht unter den Scheffel zu stellen.<br />
Trauen Sie sich, denn Übung macht<br />
den Meister. Und je mehr Sie schon im<br />
Studium üben, desto einfacher ist es<br />
für Sie hinterher im Job.<br />
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und Trainerin. Ihr Buch<br />
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04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
CAMPUS Prokrastination<br />
Heute, morgen,<br />
irgendwann<br />
© ISTOCKPHOTO_ DNY59<br />
Aufschieberitis kann ganz schön nervig sein. Doch mit den richtigen Tricks schaffen es<br />
auch bekennende Aufschieber raus aus dem Teufelskreis.<br />
Der Bildschirm ist weiß. Obwohl die Abgabefrist der<br />
Hausarbeit bedrohlich nahe rückt, ist noch keine<br />
Seite geschrieben. Dort, wo eigentlich schlaue Sätze<br />
stehen sollten, zeigt das Textdokument gähnende Leere.<br />
Theoretisch könnte die Arbeit schon lange fertig sein. Doch<br />
praktisch greift eine akute Krankheit um sich: Aufschieberitis.<br />
Die Symptome sind immer gleich. Unwichtige Aufgaben<br />
erscheinen urplötzlich besonders dringend: Fenster putzen,<br />
den Kleiderschrank ausmisten oder die Festplatte aufräumen.<br />
Die Arbeit für die Uni bleibt liegen.<br />
Ein ernsthaftes Problem<br />
Im Fachjargon heißt das Phänomen Prokrastination, lateinisch<br />
„auf morgen verlegen“. Prokrastination ist ein bewusstes<br />
Aufschieben von Tätigkeiten auf einen späteren<br />
Zeitpunkt. Eine Situation, die viele kennen. Studenten und<br />
Manager haben das Problem, Männer wie Frauen. Ob<br />
ernstes Problem oder nervige Macke: Das Aufschiebeverhalten<br />
ist weit verbreitet. Dies zeigt eine Studie der Pädagogischen<br />
Hochschule Freiburg. Sechs von zehn Studenten<br />
berichten, Arbeitsaufträge regelmäßig vor sich herzuschieben.<br />
Dabei ist eine hartnäckige Aufschieberitis mehr als nur<br />
keine Lust auf Arbeit. „Ständiges Aufschieben wird oft als<br />
Faulheit angesehen. Prokrastination hat jedoch nichts mit<br />
Faulheit zu tun“, klärt Psychologin Anna Höcker auf. „Sondern<br />
es ist ein ernstes Problem der Selbststeuerung, für das<br />
es psychologische Hilfe gibt.“<br />
Sie leitet die Prokrastinationsambulanz an der Uni Münster.<br />
Seit 2006 gibt es die Anlaufstelle für Studenten, die<br />
unter einer Arbeitsstörung leiden und dringend Hilfe brauchen.<br />
Seitdem haben rund 400 Studenten die psychologische<br />
Betreuung in Anspruch genommen. „Studenten aller Fachbereiche<br />
waren schon hier“, so die Psychologin.<br />
Wer ist betroffen?<br />
Studien zeigen: Besonders Studenten der höheren Semester,<br />
die kurz vor der Abschlussarbeit stehen oder weniger strukturierte<br />
Studiengänge belegen, sind anfällig für Aufschieberitis.<br />
Katrin Girgensohn kennt die Tücken solcher Situationen.<br />
Sie leitet das Schreibzentrum der Europa-Universität<br />
Viadrina in Frankfurt an der Oder. Und sie weiß: „Gerade<br />
langfristige Projekte wie Abschlussarbeiten erfordern eine<br />
gute Zeiteinteilung und Selbstdisziplin“, erklärt sie. „Viele<br />
Studenten wissen aber nicht, wie man die Arbeit sinnvoll<br />
in kleine Schritte einteilt und schieben sie deshalb immer<br />
weiter auf.“<br />
>>><br />
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04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
CAMPUS Prokrastination<br />
5 TIPPS GEGEN AUFSCHIEBERITIS<br />
• Zeitmanagement: Große Ziele in kleine, zeitnahe Etappen aufteilen<br />
und sofort damit anfangen<br />
• Prioritäten setzen: Das Wichtigste zuerst erledigen<br />
• Realistische Zeitplanung: Nicht zu wenig Zeit einplanen<br />
• Motivation schaffen: Pausen und Belohnung für Leistungen<br />
gönnen<br />
• Kontrolle: Am besten von anderen Personen prüfen lassen,<br />
ob die Aufgabe erledigt wurde<br />
© ISTOCKPHOTO_ ROLLINGEARTH<br />
Ablenkungen kappen<br />
Ein typisches Symptom von Aufschieberitis: Anstatt die<br />
wichtige Arbeit zu erledigen, suchen die Betroffenen Ablenkung.<br />
Hier eine E-Mail an die Freundin, dort eine Runde<br />
Online-Poker, schnell mal beim Reiseanbieter für den nächsten<br />
Urlaub recherchiert. Wer unter Aufschieberitis leidet,<br />
dem kann die ständig verfügbare Inter<strong>net</strong>welt schnell zum<br />
Stolperstein werden.<br />
Die Experten am Schreibzentrum kennen diese Falle.<br />
„Wir haben absichtlich nicht alle Computer ans Netz angeschlossen,<br />
damit das Inter<strong>net</strong> nicht jederzeit für Ablenkung<br />
sorgen kann“, sagt Katrin Girgensohn. Ihre Tipps zur<br />
Vermeidung von Ablenkungen: „Wer feststellt, dass E-Mails<br />
schreiben, Surfen oder Telefonieren ablenkt, der sollte sich<br />
feste Zeiten setzen, an denen er seine Mails abruft. Etwa<br />
nur nach der Mittagspause. Ansonsten hilft es, für ein paar<br />
Stunden konsequent die Inter<strong>net</strong>verbindung zu kappen oder<br />
das Telefon auszustellen.“<br />
Persönliche Windmühlen<br />
Auch unklare Leistungsanforderungen oder mangelnde<br />
Betreuung von Dozenten bringen viele Studenten ins Trudeln.<br />
Weil sie nicht weiter wissen, verschieben sie die unangenehme<br />
Arbeit auf später. Die Konsequenz: Die Zeit wird<br />
immer knapper, der Druck immer größer. Wer in diesem<br />
Teufelskreis steckt, dem tut Hilfe von außen gut. Studenten<br />
sollten sich nicht scheuen, psychologische Beratung aufzusuchen.<br />
Anderen hilft vielleicht schon ein klärendes Gespräch<br />
mit dem Professor. Denn alleine gegen seine persönlichen<br />
Windmühlen zu kämpfen ist schwierig.<br />
Auch für die Bewältigung der Aufgaben selbst sollten<br />
sich bekennende Aufschieber Unterstützung holen. An vielen<br />
Hochschulen gibt es etwa Schreibzentren wie an der<br />
Europa-Universität Viadrina. „Wir können Betroffenen mit<br />
den richtigen Lernstrategien und Arbeitstechniken weiterhelfen“,<br />
sagt Girgensohn. Hier gibt es individuelle Schreibberatung,<br />
aber auch Kurse, in denen mehrere Studenten<br />
zusammenarbeiten. Wer kein solches Angebot an seiner<br />
Uni hat, kann sich selbst Hilfe organisieren. „Gründen Sie<br />
Schreibgruppen oder Lerntandems und verabreden Sie feste<br />
Deadlines miteinander“, rät Girgensohn. Das kann bedeuten,<br />
sich gegenseitig fertige Kapitel zu versprechen. Oder zu<br />
kontrollieren, ob der andere sein Thema auch wirklich gelernt<br />
hat.<br />
Gemeinsam schreiben<br />
Wie sehr Unterstützung von Leidensgenossen helfen kann,<br />
zeigte das Projekt „Die lange Nacht der aufgeschobenen<br />
Hausarbeiten“, eine Aktion des Schreibzentrums. „Der Auslöser<br />
war eine Studentin, die scherzhaft meinte: ‚Eigentlich<br />
müsstet ihr für mich auch nachts aufhaben’“, sagt Katrin<br />
Girgensohn. Und so hatte das Schreibzentrum bis zum Morgengrauen<br />
geöff<strong>net</strong>. Neben der Betreuung durch Schreibtutoren<br />
gab es organisierte Pausen. Denn auch kleine Unterbrechungen<br />
und motivierende Belohnungen sind wichtig.<br />
„Office-Yoga zur Dehnung, Konzentrationsspiele und ein<br />
Nachtspaziergang standen auf dem Plan“, so Girgensohn.<br />
Inzwischen hat die Idee, Blockaden gemeinsam zu bewältigen,<br />
Nachahmer gefunden. Etwa an der Ruhr-Uni in<br />
Bochum mit einer ganzen Schreibwoche. Auch die Nacht<br />
der aufgeschobenen Hausarbeiten wird fortgesetzt. „Die<br />
Aktion zeigte, dass das Arbeiten mit Anderen motivierend<br />
ist“, erklärt Girgensohn den Erfolg. Und auch das zeigte die<br />
Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten: Mit der Diagnose<br />
Aufschieberitis steht niemand alleine da.<br />
Julia Heilig, Birgit Rogge<br />
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04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
CAMPUS Anonyme Bewerbungen<br />
++ Anonyme Bewerbungen in den USA seit den 1960er-Jahren verbreitet ++ Name, Alter, Geschlecht, Familienstand,<br />
Bewerbers ++ Pilotprojekt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes: Fünf Unternehmen in Deutschland testen anonyme<br />
gegenüber Frauen, Älteren und Migranten verringern ++ Gleiche Chancen für alle ++ Bewertungssystem für Sprachen: Stufen<br />
BLInD Date<br />
MIt unteRnehMen<br />
LEBENSLAUF<br />
Technische Kenntnisse Microsoft: alles<br />
Windows: alles<br />
Hyper-V<br />
Persönliche Daten<br />
Name xxxx xxxxx<br />
Adresse xxxxxxxxxxxxxxxxx, xxxxxxxxx, xxx<br />
Telefon xxxx – xxx xx xx<br />
E-Mail -Adresse xxx.xxxxx@xxxxxxxxx.xxx<br />
Familienstand xxxxxxxxxx, xxxx xxxxxxxxx<br />
Staatsangehörigkeit xxxxxxxxxxxx<br />
Geburtsdatum xx.xx.xxxx<br />
Geburtsort xxxxxxx, xx<br />
Schulische Ausbildung/Studium<br />
1,5 Jahre Jura an xxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />
6 Jahre Private Lakeside School, xxxxxx<br />
5 Jahre Ridge Elementary School, xxxxxxx<br />
Berufliche Erfahrungen<br />
Bisher 3 Jahre Gründung und Mitarbeit bgC3<br />
Bisher 10 Jahre Aufsichtsratsvorsitzender und<br />
Chefentwicklung bei Microsoft<br />
25 Jahre Chief Executive Officer bei Microsoft<br />
Hobbies Bridge, Golfen, Lesen, Philanthrophie<br />
Sprachkenntnisse Englisch – 10/10<br />
Technische Kenntnisse Microsoft: alles<br />
Windows: alles<br />
Hyper-V<br />
Französisch – 8/10<br />
Diverse Computersprachen – 10/10<br />
Persönliche Daten<br />
Name Bill Gates<br />
Adresse PO Box 97017, Redmond,<br />
WA 98073-9717, USA<br />
Telefon 0800 - 330 44 85 50<br />
E-Mail -Adresse bill.gates@microsoft.com<br />
Familienstand verheiratet, drei Kinder<br />
Staatsangehörigkeit amerikanisch<br />
Geburtsdatum 28.10.1955<br />
Geburtsort Seattle, WA<br />
Schulische Ausbildung/Studium<br />
1973–1975 Jura an der Harvard University<br />
1967–1973 Private Lakeside School, Seattle<br />
1961–1967 Ridge Elementary School, Seattle<br />
Berufliche Erfahrungen<br />
2008 bis heute Gründung und Mitarbeit bgC3<br />
2000 bis heute Aufsichtsratsvorsitzender und<br />
Chefentwicklung bei Microsoft<br />
1975–2000 Chief Executive Officer bei Microsoft<br />
April 1975 Gründung von Microsoft Corporation<br />
Hobbies Bridge, Golfen, Lesen, Philanthrophie<br />
Sprachkenntnisse Englisch – Muttersprache<br />
Französisch Grundkenntnisse<br />
Diverse Computersprachen –<br />
in Wort und Schrift<br />
LEBENSLAUF<br />
46 staufenbiel.de
Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong> 04 <strong>2010</strong><br />
Anonyme Bewerbungen CAMPUS<br />
Herkunft, Religion, Foto sind dem Betrachter unbekannt ++ Zu sehen sind nur noch Qualifikationen und Leistungen des<br />
Bewerbung: L’Oreal, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Procter & Gamble, Mydays ++ Ziel der Bewerbung: Diskriminierung<br />
von eins bis zehn ++ Am Ende erhält der Bewerber mit dem besten persönlichen Eindruck die Stelle ++<br />
Was bei anonymisierten Bewerbungen noch vom Lebenslauf übrig bleibt?<br />
Eine ganze Menge. Das zeigen unsere prominenten Beispiele.<br />
LEBENSLAUF<br />
Name xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />
Künstlername xxxxx<br />
Adresse xxxxxxx xxx, xxxxxxxx xxxx, xxxx xxxx, xx<br />
Telefon xx xxx xxxxxxxxxxxxxx<br />
E-Mail -Adresse xxxxx@xxxxxxxx.xxx<br />
Familienstand xxxxxxxxxxx, xxxxx xxxxxx<br />
Staatsangehörigkeit xxxxxxxxx<br />
Geburtsdatum xx.xx.xxxx<br />
Geburtsort xxxxxxxxx, xxxxxxxxx xxxx xxxx<br />
Schulische Ausbildung/Studium<br />
3 Jahre Studium Englisch und Musik (Lehramt) an der<br />
xxxxxxxxx xxxx xxxxx,<br />
xxxxxxxxx xxxx xxxxx<br />
8 Jahre St. Cuthbert’s High School, xxxxxxx xxxx<br />
6 Jahre St. Cuthbert‘s Grammar School, xxxxx xx<br />
Berufliche Erfahrungen<br />
2 Jahre Reunion The Police<br />
1 Tag Auftritt und Mitarbeit bei Live 8<br />
1 Jahr Reunion The Police<br />
1 Jahr Autobiographie: Broken Music: A Memoir<br />
1 Jahr Reunion The Police<br />
1 Monat Mitarbeit beim „Feed The World“ Project<br />
1 Monat Auftritt und Mitarbeit bei Live Aid<br />
Bisher 25 Jahre Solo-Musiker als „Sting“<br />
Bisher 29 Jahre Aktivist für Human Rights<br />
Bisher 31 Jahre Schauspielerei in diversen Filmen<br />
6 Jahre Singen und Schreiben für „The Police“<br />
3 Jahre Lehrer für Englisch und Musik an der St. Paul’s<br />
Middle School, xxxxxxxxx<br />
Hobbies Gitarre spielen, Singen, Ausdauerlauf, Schach,<br />
Anbau von Wein, Herstellung von Olivenöl<br />
und Kastanienhonig<br />
Sprachkenntnisse Englisch – 10/10<br />
Italienisch – 6/10<br />
Auszeichnungen xxxx: Peace Abbey Courage of Conscience<br />
Award, xxxx<br />
xxxx: Commander of the British Empire, xxxxxxxx<br />
Auszeichnungen 1997: Peace Abbey Courage of<br />
Conscience Award, Sherborn<br />
2003: Commander of the British Empire, London<br />
Sprachkenntnisse Englisch – Muttersprache<br />
Italienisch - Grundkenntnisse<br />
Hobbies Gitarre spielen, Singen, Ausdauerlauf, Schach, Anbau von<br />
Wein, Herstellung von Olivenöl und Kastanienhonig<br />
1986 Reunion The Police<br />
1985 Mitarbeit beim „Feed The World“ Project<br />
1985 Auftritt und Mitarbeit bei Live Aid<br />
1985 bis heute Solo-Musiker als „Sting“<br />
1981 bis heute Aktivist für Human Rights<br />
1979 bis heute Schauspielerei in diversen Filmen<br />
1977–1983 Singen und Schreiben für „The Police“<br />
1974–1976 Lehrer für Englisch und Musik an der<br />
St. Paul’s Middle School, Cramlington<br />
2003 Autobiographie: Broken Music: A Memoir<br />
Berufliche Erfahrungen<br />
2007–2008 Reunion The Police<br />
2005 Auftritt und Mitarbeit bei Live 8<br />
2003 Reunion The Police<br />
Schulische Ausbildung/Studium<br />
1971–1974 Studium Englisch und Musik (Lehramt)<br />
an der Northern Counties Teacher<br />
Training College, Newcastle upon Tyne<br />
1962–1971 St. Cuthbert’s High School,<br />
Newcastle upon Tyne<br />
1957–1962 St. Cuthbert‘s Grammar School,<br />
Newcastle upon Tyne<br />
Persönliche Daten<br />
Name Gordon Matthew Thomas Sumner<br />
Künstlername Sting<br />
Adresse EllPlace, Newcastle upon Tyne,<br />
Telefon +44 (0)123 546 2345<br />
E-Mail -Adresse sting@thepolice.com<br />
Familienstand verheiratet, sechs Kinder<br />
Staatsangehörigkeit britisch<br />
Geburtsdatum 02.10.1951<br />
Geburtsort Wallsend, Newcastle upon Tyne<br />
LEBENSLAUF<br />
Susann Kobs<br />
staufenbiel.de<br />
47
04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
CAMPUS Career Services<br />
Überzeugend bewerben<br />
Experten von drei Career Services geben Tipps, wie Wirtschaftswissenschaftler, Juristen<br />
und Ingenieure mit ihren Bewerbungsunterlagen überzeugen können.<br />
Für Juristen:<br />
Andrea Schröder ist Mitarbeiterin<br />
im Career Service<br />
der Universität Münster.<br />
Ein Plädoyer in eigener Sache<br />
Die schriftliche Bewerbung ist die plastische<br />
Beschreibung des eigenen Profils.<br />
Sie ist für Juristen die Beweisführung<br />
für persönliche Qualifikationen<br />
und Stärken. Um im Juristenbild zu<br />
bleiben: Eine Bewerbung sollte kein<br />
trockener Schriftsatz sein, sondern<br />
eher ein mitreißendes Plädoyer in eigener<br />
Sache. Nicht sachlich-formal,<br />
sondern lebendig-überzeugend lautet<br />
das Motto für Anschreiben und Lebenslauf.<br />
Anschauliche Qualifikationen<br />
Dabei geht es nicht um einen lockeren<br />
Ton, sondern um die anschauliche<br />
Darstellung mit Beispielen. Bewerber<br />
sollen zeigen, dass sie die geforderten<br />
Tätigkeiten im besten Fall schon einmal<br />
gemacht haben. Für Juristen ist<br />
es wichtig, dass sie Schwerpunkte aus<br />
dem Studium im Lebenslauf nennen.<br />
Durch private Aktivitäten wie ehrenamtliches<br />
Engagement oder Studentenjobs<br />
sammeln Juristen Kompetenzen,<br />
die ihnen im Beruf nutzen. Deshalb<br />
sollten diese Tätigkeiten auch im Lebenslauf<br />
auftauchen. Wer im Anschreiben<br />
noch einen persönlichen Bezug zur<br />
Stelle oder zum Arbeitgeber herstellt,<br />
ist dem Einstieg oft schon ein ganzes<br />
Stück näher. Also: Nehmen Sie die Personaler<br />
mit Ihrem Plädoyer für sich<br />
ein.<br />
Für Ingenieure:<br />
Thomas Rehmet ist Mitarbeiter<br />
im Career Service der<br />
Hochschule Reutlingen.<br />
Kommunikation gefragt<br />
Für Ingenieure werden neben den fachlichen<br />
Kompetenzen die Soft Skills immer<br />
wichtiger. Sprachkenntnisse und<br />
Erfahrungen im Projektmanagement<br />
sind heutzutage unverzichtbar. Auch<br />
der „kommunizierende Ingenieur“<br />
ist gefragt, der gut mit Kollegen und<br />
Kunden aus anderen Abteilungen und<br />
Kulturkreisen klarkommt. Ingenieure<br />
neigen aber leider dazu, ihr Licht unter<br />
den Scheffel zu stellen. Dass das ehrenamtliche<br />
Engagement in der Freizeit<br />
vielleicht den Ausschlag gibt, ist vielen<br />
nicht bewusst. Nur zu behaupten, kommunikativ<br />
und teamfähig zu sein, reicht<br />
nicht. Viel überzeugender ist es, diese<br />
Fähigkeiten mit Beispielen zu belegen.<br />
Hohe Anforderungen<br />
Ingenieure sollten sich bewusst sein, in<br />
welchem Umfeld sie sich bewerben. Als<br />
Projektingenieur bei einem großen, internationalen<br />
Konzern? Oder bei einem<br />
kleinen oder mittleren Unternehmen?<br />
Bei großen Unternehmen gibt es meist<br />
Karriereportale. Dort hinterlegen Ingenieure<br />
ihr Profil und laden Unterlagen<br />
hoch. Achtung: Die Konkurrenz ist groß<br />
und die Bewerbung muss hohen Anforderungen<br />
in Inhalt und Form genügen.<br />
Kleine und mittlere Unternehmen sind<br />
dagegen spezialisiert. Hier haben Bewerber<br />
gute Karten, die Fachkenntnisse<br />
mitbringen und nachweisen können.<br />
Für Wirtschaftswissenschaftler:<br />
Cornelia Mattern ist Leiterin<br />
des Career Service der<br />
Universität Mannheim.<br />
Profil zeigen<br />
Systematik und Zielorientierung – das<br />
sind die Hauptkriterien für eine erfolgreiche<br />
Bewerbung für Wirtschaftswissenschaftler.<br />
Punkten kann der<br />
Bewerber mit einer klaren Linie im<br />
Lebenslauf. Neben den inhaltlichen<br />
Schwerpunkten des Studiums zählen<br />
hier auch Aspekte wie der Abschluss in<br />
der Regelstudienzeit und Praktika.<br />
Methoden-und Sozialkompetenz<br />
Für Wirtschaftswissenschaftler ist eine<br />
starke Methodenkompetenz besonders<br />
wichtig. Entscheidungen und Ziele<br />
müssen schnell umgesetzt werden, analytisches<br />
Denken ist erwünscht. Und<br />
genau diese Stärken sollten sich schon<br />
in der Bewerbung abzeichnen.<br />
Personalverantwortliche legen außerdem<br />
immer mehr Wert auf die Sozialkompetenz.<br />
Für sie ist entscheidend, ob<br />
der Bewerber teamorientiert und bereit<br />
ist, Verantwortung zu übernehmen. Wer<br />
sich neben seinem Studium engagiert,<br />
sollte dies also in der Bewerbung unbedingt<br />
angeben. Denn die Persönlichkeit<br />
der Bewerber spielt bei den Unternehmen<br />
eine zunehmend wichtige Rolle.<br />
Positiv ist, wenn der Bewerber bereits<br />
gut über das Unternehmen und die Produkte<br />
informiert ist. So lässt sich die Bewerbung<br />
passgenau zuschneiden. Dazu<br />
gehört auch die persönliche Adressierung<br />
an die richtige Kontaktperson.<br />
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04 <strong>2010</strong> Staufenbiel <strong>Karrieremagazin</strong><br />
KARRIEREFRAGEBOGEN Terry von Bibra<br />
© yahoo<br />
Terry von Bibra studierte Germanistik<br />
und Werbefotografie in den<br />
USA. Nach einer Zeit als Werbefotograf<br />
und einem MBA-Studium<br />
ging er 1998 zu Amazon. Dort verantwortete<br />
er das europäische<br />
Online-Marketing. Seit 2005 ist<br />
der 47-Jährige Geschäftsführer<br />
von Yahoo Deutschland.<br />
„Immer<br />
Weiter<br />
lernen“<br />
Feuerwehrmann, Lokomotivführer<br />
oder Arzt, das sind die<br />
Traumjobs vieler Kinder: Was<br />
wollten Sie in jungen Jahren einmal<br />
werden?<br />
Als ich ein kleiner Junge war,<br />
wollte ich Archäologe werden.<br />
Mit welcher Entscheidung haben<br />
Sie am meisten für Ihre Karriere<br />
getan?<br />
Nach drei Jahren Studium der<br />
Fotografie und sieben Jahren im<br />
Beruf als Werbefotograf einfach<br />
komplett neu anzufangen, weil ich<br />
mehr wollte: mehr Kreativität und<br />
mehr Möglichkeiten, meine Fähigkeiten<br />
als Macher einzusetzen.<br />
Haben Sie sich schon einmal gegen<br />
Ihre Karriere entschieden?<br />
Ich hatte bisher das Glück, mich<br />
nie grundsätzlich gegen meine<br />
Karriere entscheiden zu müssen.<br />
Was bedeutet beruflicher Erfolg<br />
für Sie?<br />
Erfolg ist für mich, neuen Herausforderungen<br />
immer wieder mit<br />
Begeisterung zu begegnen, sie<br />
zu lösen, darin die tägliche Kraft<br />
und Motivation zu finden. Dadurch<br />
kann ich mich als Mensch<br />
immer weiter entwickeln und<br />
auch immer weiter lernen.<br />
Wie gehen Sie mit Rückschlägen<br />
um?<br />
Aus Rückschlägen versuche ich<br />
zu lernen. Ich<br />
kann sie dann<br />
aber auch gut<br />
hinter mir lassen<br />
und nach vorne<br />
schauen.<br />
Welche Charaktereigenschaften<br />
haben Ihnen auf dem Weg nach<br />
oben geholfen?<br />
Fokus und Intensität: Dies sind<br />
die beiden zentralen Eigenschaften,<br />
die mir helfen, Dinge<br />
voranzutreiben und erfolgreich<br />
umzusetzen.<br />
Was sind die wichtigsten Voraussetzungen,<br />
um Karriere zu<br />
machen?<br />
Die Fähigkeit, sich immer wieder<br />
darauf zu fokussieren, jeden Tag<br />
einen Mehrwert für deine Firma<br />
zu schaffen und sich eben nicht<br />
so viele Gedanken über die eigene<br />
Karriere zu machen.<br />
„Erfolg ist für mich, neuen Herausforderungen<br />
immer wieder<br />
mit Begeisterung zu begegnen.“<br />
Wessen Karriere hat Sie am meisten<br />
beeindruckt?<br />
Die von meinem Großvater, weil<br />
er aus dem Nichts viele verschiedene<br />
Geschäftsideen<br />
erfolgreich<br />
umgesetzt<br />
hat: von<br />
Autos aus Fiberglas in Israel über<br />
Windschutzscheiben mit integriertem<br />
Radarbild in den 50er<br />
Jahren bis hin zu Ölförderung<br />
und Straßenbau.<br />
Wann denken Sie überhaupt<br />
nicht an Ihre Arbeit?<br />
Im Schlaf vermutlich.<br />
Welches Zitat fällt Ihnen zum<br />
Thema Karriere ein?<br />
Keines. Ich bin weniger ein Zitat-<br />
Mensch als ein Geschichtenerzähler.<br />
Lassen Sie es mich also<br />
mit einem eigenen Zitat versuchen:<br />
„Denke nicht zu viel über<br />
deine Karriere nach und konzentriere<br />
dich vielmehr darauf, jeden<br />
Tag dein Bestmöglichstes für deine<br />
Firma zu leisten.“<br />
Wie lautet Ihr persönlicher Karriere-Tipp<br />
für junge Akademiker?<br />
Studiere etwas, was dich wirklich<br />
interessiert – auch wenn<br />
es nichts mit deinem eigentlich<br />
angestrebten Beruf zu tun hat.<br />
Denn grundsätzlich ist es wichtig,<br />
die Fähigkeit zu entwickeln,<br />
immer weiter zu lernen. Den Rest<br />
lernt man dann schlicht und einfach<br />
on the Job.<br />
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