Aktuelle Wirtschaftslage und ... - NST-Diener GmbH

Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD
Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
Direktion für Arbeit
Aktuelle Wirtschaftslage und
Herausforderungen für die
Exportindustrie
NST-Diener & Food Selection, Fachtagung für die Industrie, 24. Mai 2012
Serge Gaillard, Leiter der Direktion für Arbeit, SECO

Inhalt
1. Rückblick: Wo stehen wir heute vier Jahre nach
der Finanzkrise 08/09?
2. Gefährdet starker Franken die Konjunkturerholung?
3. Aussichten und wirtschaftspolitische Herausforderungen
Aktuelle Wirtschaftslage und Herausforderungen für die Exportindustrie
EVD/SECO/DA – Serge Gaillard 2

Ausgangslage
Wirtschaftslage in der Schweiz vor 2008/09:
� Starkes Wachstum vor der Krise: zwischen 2004-2008 im Schnitt
~3% BIP-Wachstum (real).
� Robuste Inlandnachfrage: u.a. dank der Personenfreizügigkeit mit der
EU (Bau und Konsum). Wanderungssaldo zwischen 2002-2008
jährlich rund 60’000 Personen.
� Keine Inflationsgefahr: zwischen 2000-2008 im Schnitt jährlich 1.1%
Auswirkung:
� Die Schweiz kam relativ glimpflich durch die Finanzkrise 08/09 und
erlebte 2010 eine kräftige Erholung (BIP-Einbruch 2009: Schweiz -
1.9% / Deutschland -5.1/ Italien -5.1 / Frankreich -2.6 / Spanien -3.7)
� Öffentlicher Haushalt in relativ gutem Zustand.
Aktuelle Wirtschaftslage und Herausforderungen für die Exportindustrie
EVD/SECO/DA – Serge Gaillard
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Nach Erholung - Konjunkturdelle
Schweizer BIP-Entwicklung im internationalen Vergleich
BIP-Niveaus (jeweils 2. Quartal 2008=100)
Aktuelle Wirtschaftslage und Herausforderungen für die Exportindustrie
Quellen: Datastream, SECO
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Außenhandel vs. Binnenwirtschaft
Entwicklung der Verwendungskomponenten
reale Werte im Niveau, Indizes (2. Quartal 2008=100)
Aktuelle Wirtschaftslage und Herausforderungen für die Exportindustrie
Quelle: SECO
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Auswirkung auf die Beschäftigung
Entwicklung der vollzeitäquivalenten Beschäftigung,
saisonbereinigt, 3q. 2008 – 4q. 2011
Gesundheits- und Sozialwesen
Erbringung von freiberufl., wissen. u. techn.…
-30 -20 -10 0 10 20 30 40
Aktuelle Wirtschaftslage und Herausforderungen für die Exportindustrie
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Öffentliche Verwaltung
Bau
Information und Kommunikation
Finanz- und Versicherungsgewerbe
Energieversorgung
Erziehung
Wasserversorgung, Beseitigung von…
Grundstücks- und Wohnungswesen
Handel
Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstl.
Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden
Verkehr und Lagerei
Gastgewerbe
Industrie
Quelle: BFS
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Immer noch stark überbewerteter CHF
Realer Wechselkursindex des Schweizer Frankens
Handelsgewichtet gegenüber 40 Ländern, Monatswerte, Januar 1999=100
135
130
125
120
115
110
105
100
95
90
85
80
75
Jan 75
Mrz 76
Mai 77
Jul 78
Sep 79
Nov 80
Jan 82
Mrz 83
Mai 84
Jul 85
Sep 86
Nov 87
Jan 89
Mrz 90
Mai 91
Jul 92
Sep 93
Nov 94
Jan 96
Mrz 97
Mai 98
Jul 99
Sep 00
Nov 01
Jan 03
Mrz 04
Mai 05
Jul 06
Sep 07
Nov 08
Jan 10
Mrz 11
Aktuelle Wirtschaftslage und Herausforderungen für die Exportindustrie
EVD/SECO/DA – Serge Gaillard
Quelle: SNB
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Wettbewerbsfähigkeit leidet
Relative Entwicklung Lohnstückkosten im internationalen Vergleich
Jahresdaten, Indizes (Jahr 2000=100); Lohnstückkosten der Schweiz in CHF und umgerechnet in Euro
150
145
140
135
130
125
120
115
110
105
100
95
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Schweiz (in CHF) Deutschland Frankreich Spanien
Italien Schweiz (in EUR) Griechenland
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Quellen: OECD und Berechnungen SECO
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Was tun die Unternehmungen?
Phase 1 : Preissenkungen – weniger bis keine Gewinne mehr.
Phase 2 : Druck auf Zulieferer wird erhöht.
Phase 3 : Fertigungstiefe wird gesenkt, es wird mehr im Ausland
eingekauft.
Phase 4 : Investitionen in der Schweiz nehmen ab. Die Produktion
wird bei Bedarf ins Ausland verlagert. Es drohen
Entlassungen.
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110
105
100
95
90
85
80
75
70
65
Preissenkungen (1/2)
Exporte Deutschland – Schweiz: Vergleich der realen (links) und
nominalen (rechts) Exportentwicklung, s.a., Index 06.2008 = 100
2007 2008 2009 2010 2011 2012
2007 2008 2009 2010 2011 2012
_ Schweiz Suisse _ Deutschland Allemagne
_ Schweiz Suisse_ Deutschland
Allemagne
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115
110
105
100
95
90
85
80
75
70
65
Quelle: SECO
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Preissenkungen (2/2)
Warenexporte total, ohne Wertsachen
Preisindex, Januar 2001 – Februar 2012
108
106
104
102
100
98
96
94
92
90
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Aktuelle Wirtschaftslage und Herausforderungen für die Exportindustrie
EVD/SECO/DA – Serge Gaillard
taux de croissance (période précédente) Prix à l'exportation
Veränderungsraten Vorperiode __Exportpreise
0.8%
0.6%
0.4%
0.2%
0.0%
-0.2%
-0.4%
-0.6%
-0.8%
Quelle: SECO
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Differenziertes Bild nach Branchen
Entwicklung der Warenexporte nach Branche, Volumenindex,
2006=100, saisonbereinigte Quartalswerte
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Auftragseingang Industrie
Auftragseingang nach Exportabhängigkeit
80
60
40
20
0
-20
-40
-60
-80
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Exportanteil 34-67% Exportanteil 68-100% Exportanteil 0-33%
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Quelle: KOF
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Exportsektor: zwei Einflussfaktoren
a. Nachfrage auf den ausländischen Absatzmärkten, insbesondere
die Entwicklung in Europa (Abnehmer von rund 60 Prozent der
Schweizer Exporte)
b. Entwicklung der preislichen und nicht preislichen
Wettbewerbsfähigkeit der Exportunternehmungen.
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Schlechte Aussichten in Europa
Geschäftsklima international
Einkaufsmanagerindizes für die Industrie, USA und Euroraum
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Quelle: Datastream
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Aussichten und Herausforderungen (1/3)
Einschätzung der Lage in Europa
� Ungleichgewicht zwischen Nord- und Südeuropa. Viele südeuropäische Länder sind
nicht wettbewerbsfähig, haben zu hohe Lohnstückkosten. Lohnflexibilität kann einen
Beitrag zur Lösung leisten, braucht jedoch Zeit.
� Staaten leiden unter einer hohen Verschuldung. Kompliziert wird die Lage durch in
einigen Ländern fragile Banken. Die Sanierung der Banken wird die Staatshaushalte
weiter belasten.
� Tiefzinspolitik wird fortgesetzt. Wirkt locker für Deutschland, wirkt aber restriktiv für
südeuropäische Länder (insbesondere wegen Solvenzproblemen der Banken).
Nordeuropa muss mit höheren Inflationsraten klar kommen.
� Extreme Sparpolitik im Süden schwächt Konjunktur, lässt Arbeitslosigkeit ansteigen
und gefährdet erneut die öffentlichen Finanzen. Bedarf an europaweit finanzierten
Investitionsprojekten in Infrastruktur, um negative Effekte der restriktiven Finanzpolitik
in den Südländern zu kompensieren.
� Wahrscheinliches Szenario für nächste Jahre: Schwaches Wachstum in der
Eurozone, bestenfalls Stagnation in den südeuropäischen Staaten. Andauernde
Unsicherheit an den Finanzmärkten.
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Aussichten und Herausforderungen (2/3)
Einschätzung der Lage in der Schweiz
� Konjunkturdelle und keine Rezession wie in südeuropäischen Ländern, u.a. dank
robuster Binnennachfrage, welche die Wirtschaftsentwicklung stützt. Dabei spielt die
Einwanderung eine zentrale Rolle. Die Schweiz ist eines der wenigen europäischen
Ländern deren Bevölkerung wächst (jährlich 1%). Dies stützt Konsum und
Bauwirtschaft.
� Exporte weniger eingebrochen als befürchtet u.a. dank günstigem Branchenmix. Es
bestehen jedoch grosse Unterschiede: (+) Chemie und Uhrenindustrie (-) MEM
Industrie und Tourismus. Preissensitive und auf Europa ausgerichtete Exportbranchen
stark unter Druck.
� Risiko # 1: Wie entwickelt sich die Konjunktur in Europa?
� Risiko # 2: Auch bei 1.20 ist der CHF deutlich überbewertet und eine Hypothek
in wirtschaftlich unstabilen Zeiten.
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Aussichten und Herausforderungen (3/3)
Einflussmöglichkeit der Wirtschaftspolitik:
Kurzfristig:
� Mit einer autonomen Geldpolitik (keine Inflationsgefahr) und gesunden
Staatsfinanzen, verfügt die Schweiz und insbesondere die Nationalbank über einen
grossen Spielraum, um einen allfälligen Konjunktureinbruch zu dämpfen. Sind die
Zinsen bereits nahe an der Nullgrenze gibt es jedoch gewisse technische
Schwierigkeiten für die Geldpolitik.
Langfristig:
� Sicherung und Verbesserung des internationalen Marktzugangs: Entscheidend sind
u.a. geregelte Beziehungen mit unserem wichtigsten Wirtschaftspartner - der EU.
Weiter muss der internationale Marktzugang ausserhalb der EU, welcher an
Bedeutung gewinnt, gewährleistet werden (Freihandelsabkommen).
� Finanzplatz Schweiz: Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit, Schaffung stabiler
Rahmenbedingungen, Reduktion der Krisenanfälligkeit.
� Verkehrs- und Energiepolitik: Engpässe beseitigen, Versorgungssicherheit
gewährleisten zu stabilen Preisen.
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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