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IV/2013/304

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200 13 <strong>304</strong> <strong>IV</strong> Homepage<br />

KNB/MAK/SEE<br />

Verwaltungsgericht des Kantons Bern<br />

Sozialversicherungsrechtliche Abteilung<br />

Urteil vom 12. September <strong>2013</strong><br />

Verwaltungsrichter Knapp, Kammerpräsident<br />

Verwaltungsrichterin Fuhrer, Verwaltungsrichter Schwegler<br />

Gerichtsschreiberin Mauerhofer<br />

X. ______<br />

vertreten durch Y._______<br />

Beschwerdeführer<br />

gegen<br />

<strong>IV</strong>-Stelle Bern<br />

Scheibenstrasse 70, Postfach, 3001 Bern<br />

Beschwerdegegnerin<br />

betreffend Rechtsverzögerungsbeschwerde vom 17. April <strong>2013</strong>


Urteil des Verwaltungsgerichts des Kantons Bern vom 12. Sept. <strong>2013</strong>, <strong>IV</strong>/13/<strong>304</strong>, Seite 2<br />

Sachverhalt:<br />

A.<br />

X.______ (Jg. 1958) meldete sich am 8. April 2009 wegen Rückenbeschwerden<br />

bei der Invalidenversicherung (<strong>IV</strong>) zum Leistungsbezug an<br />

(Antwortbeilage [AB] 8). Die <strong>IV</strong>-Stelle Bern (<strong>IV</strong>B) holte Arzt- und Arbeitgeberberichte<br />

(AB 14, 18, 20 f., 24, 27, 29, 43 f., 48, 50, 54) sowie die Akten<br />

des Krankentaggeldversicherers ein (AB 25) und liess IK-Auszüge erstellen<br />

(AB 16, 70). Ferner veranlasste sie eine arbeitsmarktlich-medizinische Abklärung<br />

(AMA; AB 65 - 69) und gab bei den Dres. med. A._______ (Neurochirurgie<br />

FMH) und B._______ (Psychiatrie und Psychotherapie FMH) eine<br />

interdisziplinäre Begutachtung in Auftrag (AB 73, 75.1).<br />

Nachdem der Versicherte sich am 14. Januar 2011 einer Rückenoperation<br />

unterzogen hatte (AB 79), beauftragte die <strong>IV</strong>B die genannten Gutachter mit<br />

einer interdisziplinären Verlaufsbegutachtung (AB 95.1). Anschliessend<br />

unterbreitete sie die Sache ihrem Regionalärztlichen Dienst (RAD; AB 105).<br />

Dieser empfahl, es seien Dr. med. A._______ die aktuellsten Resultate<br />

erneut vorzulegen, damit sie ihre Stellungnahme auf die relevanten Akten<br />

stützen könne (AB 112). Mit Schreiben vom 21. Oktober 2011 hielt Dr.<br />

med. A._______ an ihrer bisherigen Beurteilung fest und riet, es sei ein<br />

Jahr post-operativ eine Beurteilung durch den operierenden Arzt einzuholen<br />

(AB 114).<br />

B.<br />

Mit Vorbescheid vom 26. März 2012 teilte die <strong>IV</strong>B dem Versicherten mit,<br />

von Februar bis April 2011 bestehe Anspruch auf eine Viertelsrente und<br />

von Mai bis Juli 2011 auf eine ganze Rente; ab August 2011 bestehe keine<br />

rentenbegründende Invalidität (AB 119/3). Damit erklärte sich der Versicherte<br />

– zunächst telefonisch (AB 120) – nicht einverstanden. Am 2. April<br />

2012 liess er der <strong>IV</strong>B ein von der Allianz Suisse Versicherungs-<br />

Gesellschaft AG (nachfolgend: Allianz) veranlasstes MEDAS-Gutachten


Urteil des Verwaltungsgerichts des Kantons Bern vom 12. Sept. <strong>2013</strong>, <strong>IV</strong>/13/<strong>304</strong>, Seite 3<br />

vom 29. November 2011 zukommen, das zur Klärung der Folgen eines<br />

Auffahrunfalls vom 1. März 2010 angeordnet worden war (AB 121).<br />

Vertreten durch Y._______ liess der Versicherte am 4. Mai und am 29. Juni<br />

2012 schriftlich Einwand erheben (AB 123, 127) und machte im Wesentlichen<br />

geltend, massgebend sei das Zumutbarkeitsprofil gemäss dem erwähnten<br />

MEDAS-Gutachten. Die <strong>IV</strong>B unterbreitete die Akten erneut ihrem<br />

RAD, der mit Stellungnahme vom 9. Juli 2012 an seiner bisherigen Auffassung<br />

festhielt (AB 129). In der Folge gelangte sie abermals an Dr. med.<br />

A._______ und bat diese um eine nochmalige Einschätzung der medizinischen<br />

Situation (AB 132). Dr. med. A._______ erklärte daraufhin, eine verbindliche<br />

Stellungnahme sei erst nach Durchführung einer Kontrolluntersuchung<br />

und nach Abschluss einer aktuellen, noch laufenden Behandlung bei<br />

Dr. med. C._______ (Anästhesiologie FMH) möglich (AB 133). Dieser<br />

nahm mit Bericht vom 14. Januar <strong>2013</strong> Stellung und stellte unter anderem<br />

die Einholung einer Zweitmeinung durch Dr. med. D._______ (Neurochirurgie<br />

FMH) vom Rückenzentrum E.______ in Aussicht (AB 143/5).<br />

Mit Schreiben vom 5. Februar <strong>2013</strong> erbat der Versicherte den Erlass einer<br />

Rentenverfügung (AB 146). Die <strong>IV</strong>B erklärte mit Schreiben vom 13. Februar<br />

<strong>2013</strong>, sie sei auf die Ergebnisse der erwähnten Zweitmeinung angewiesen,<br />

um sämtliche medizinischen Faktoren berücksichtigen zu können; je nach<br />

Ergebnis derselben werde anschliessend eine Kontrolluntersuchung durch<br />

Dr. med. A._______ anzuordnen sein (AB 148). Am 26. Februar <strong>2013</strong> teilte<br />

sie dem Versicherten mit, Dr. med. A._______ werde mit einer Verlaufsbegutachtung<br />

beauftragt (AB 151).<br />

Mit Eingabe vom 11. März <strong>2013</strong> stellte der Versicherte ein Ablehnungsgesuch<br />

gegen Dr. med. A._______ (AB 153). Ferner ersuchte er darum, es<br />

sei umgehend für die Zeit vom 19. September 2008 bis 31. Dezember 2012<br />

eine anfechtbare Rentenverfügung zu erlassen, andernfalls er sich eine<br />

Rechtsverzögerungsbeschwerde vorbehalte. Die <strong>IV</strong>B erklärte am 20. März<br />

<strong>2013</strong> (AB 155), der medizinische Sachverhalt sei derzeit noch nicht genügend<br />

abgeklärt; es bedürfe weiterer Erhebungen, bevor über den Rentenanspruch<br />

entschieden werden könne. Hinzu komme, dass praxisgemäss<br />

eine rückwirkende Rentenzusprache nicht zeitlich gestaffelt erfolgen dürfe.


Urteil des Verwaltungsgerichts des Kantons Bern vom 12. Sept. <strong>2013</strong>, <strong>IV</strong>/13/<strong>304</strong>, Seite 4<br />

Am 21. März <strong>2013</strong> erliess die <strong>IV</strong>B eine Verfügung, wonach an der vorgesehenen<br />

Nachbegutachtung durch Dr. med. A._______ festgehalten werde<br />

(AB 156). Diese Verfügung hat der Versicherte mit Beschwerde vom 19.<br />

April <strong>2013</strong> beim Verwaltungsgericht des Kantons Bern angefochten (AB<br />

158). Die <strong>IV</strong>B zog die Verfügung während hängigem Gerichtsverfahren am<br />

14. Mai <strong>2013</strong> in Wiedererwägung, da eine interdisziplinäre Begutachtung<br />

erforderlich sei (AB 159). Das diesbezügliche Verfahren wurde infolgedessen<br />

mit Urteil vom 23. Mai <strong>2013</strong> (VGE <strong>IV</strong>/<strong>2013</strong>/310) als gegenstandslos<br />

vom Geschäftsverzeichnis abgeschrieben.<br />

C.<br />

Am 17. April <strong>2013</strong> hatte der Versicherte zudem, ebenfalls vertreten durch<br />

Y._______, beim Verwaltungsgericht des Kantons Bern Beschwerde wegen<br />

Rechtsverzögerung erhoben und beantragt, die <strong>IV</strong>B sei gerichtlich<br />

anzuweisen, innert einer angemessen kurzen, gerichtlich anzusetzenden<br />

Frist eine Verfügung zu erlassen betreffend seine Rentenansprüche für die<br />

Zeit vom 19. September 2008 bis 31. Dezember 2012, eventuell lediglich<br />

für die Zeit vom 19. September 2008 bis 31. Dezember 2011.<br />

Die <strong>IV</strong>B schloss mit Beschwerdeantwort vom 21. Mai <strong>2013</strong> auf Abweisung<br />

der Beschwerde.<br />

Mit Eingabe vom 31. Mai <strong>2013</strong> bekräftigte der Beschwerdeführer seine bereits<br />

dargelegte Auffassung.<br />

Erwägungen:<br />

1.<br />

1.1 Die Sozialversicherungsrechtliche Abteilung des Verwaltungsgerichts<br />

beurteilt gemäss Art. 57 des Bundesgesetzes über den Allgemeinen<br />

Teil des Sozialversicherungsrechts vom 6. Oktober 2000 (ATSG; SR<br />

830.1) i.V.m. Art. 125 Abs. 1 des kantonalen Gesetzes über die Verwal-


Urteil des Verwaltungsgerichts des Kantons Bern vom 12. Sept. <strong>2013</strong>, <strong>IV</strong>/13/<strong>304</strong>, Seite 5<br />

tungsrechtspflege vom 23. Mai 1989 (VRPG; BSG 155.21) Beschwerden<br />

aus dem Bereich der Sozialversicherung. Eine Rechtsverweigerung- bzw.<br />

Rechtsverzögerungsbeschwerde kann gemäss Art. 56 Abs. 2 ATSG erhoben<br />

werden, wenn der Versicherungsträger entgegen dem Begehren der<br />

betroffenen Partei keine Verfügung erlässt. Nach Art. 59 ATSG ist zur Beschwerde<br />

berechtigt, wer durch die angefochtene Verfügung berührt ist und<br />

ein schutzwürdiges Interesse an deren Aufhebung oder Änderung hat. Bezogen<br />

auf die Rechtsverweigerungs- bzw. Rechtsverzögerungsbeschwerde<br />

bedeutet dies, dass zu deren Erhebung legitimiert ist, wer durch das Fehlen<br />

einer anfechtbaren Verfügung berührt ist und ein schutzwürdiges Interesse<br />

an deren Erlass hat (BGE 133 V 188 E. 4.1 S. 190). Sowohl die Legitimation<br />

als auch die örtliche Zuständigkeit (Art. 58 ATSG) sind vorliegend erfüllt.<br />

Auf die Beschwerde ist deshalb einzutreten.<br />

1.2 Im vorliegenden Beschwerdeverfahren ist einzig zu prüfen, ob die<br />

Beschwerdegegnerin eine Rechtsverweigerung bzw. Rechtsverzögerung<br />

begangen hat. Materielle Rechte und Pflichten gehören hingegen nicht zum<br />

Streitgegenstand (vgl. RKUV 2000 KV 131 S. 246 E. 2c). Namentlich ist<br />

nicht zu klären, ob – und gegebenenfalls, inwieweit – ein Rentenanspruch<br />

besteht.<br />

1.3 Die Abteilungen urteilen gewöhnlich in einer Kammer bestehend aus<br />

drei Richterinnen oder Richtern (Art. 56 Abs. 1 GSOG).<br />

1.4 Das Gericht überprüft den angefochtenen Entscheid frei und ist an<br />

die Begehren der Parteien nicht gebunden (Art. 61 lit. c und d ATSG;<br />

Art. 80 lit. c Ziff. 1 und Art. 84 Abs. 3 VRPG).<br />

2.<br />

2.1 In Verfahren vor Gerichts- und Verwaltungsinstanzen haben die Parteien<br />

Anspruch auf gleiche und gerechte Behandlung sowie auf Beurteilung<br />

innert angemessener Frist (Art. 29 Abs. 1 BV).<br />

Eine Verletzung von Art. 29 Abs. 1 BV liegt nach der Rechtsprechung unter<br />

anderem dann vor, wenn eine Gerichts- oder Verwaltungsbehörde ein Ge-


Urteil des Verwaltungsgerichts des Kantons Bern vom 12. Sept. <strong>2013</strong>, <strong>IV</strong>/13/<strong>304</strong>, Seite 6<br />

such, dessen Erledigung in ihre Kompetenz fällt, nicht an die Hand nimmt<br />

und behandelt. Ein solches Verhalten einer Behörde wird in der Rechtsprechung<br />

als formelle Rechtsverweigerung bezeichnet (BGE 117 Ia 116<br />

E. 3a S. 117; RKUV 2004 U 506 S. 255 E. 3). Art. 29 Abs. 1 BV ist aber<br />

auch verletzt, wenn die zuständige Behörde sich zwar bereit zeigt, einen<br />

Entscheid zu treffen, diesen aber nicht binnen der Frist erlässt, welche<br />

nach der Natur der Sache und nach der Gesamtheit der übrigen Umstände<br />

als angemessen erscheint (Rechtsverzögerung; BGE 117 Ia 193 E. 1c<br />

S. 197; RKUV 2004 U 506 S. 255 E. 3; SVR 2009 UV Nr. 50 S. 179 E. 3.2).<br />

2.2 Ausnahmsweise kann eine Rechtsverzögerung auch in Form einer<br />

positiven Anordnung begangen werden; zu denken ist unter anderem an<br />

Verfahrensverlängerungen durch unnötige Beweismassnahmen (BGE 131<br />

V 407 E. 1.1 S. 410; LORENZ MEYER, Das Rechtsverzögerungsverbot nach<br />

Art. 4 BV, Diss. Bern 1982, S. 71 f.).<br />

Die Anordnung der Begutachtung geschieht durch Verfügung. Diese Verfügung<br />

kann der Betroffene umfassend anfechten (BGE 137 V 210). Dabei<br />

kann insbesondere die allenfalls fehlende Notwendigkeit weiterer Abklärungsmassnahmen<br />

gerügt werden. Besteht die Möglichkeit der direkten<br />

Anfechtung der als unnötig und damit verzögernd empfundenen Abklärungsmassnahmen,<br />

so ist solches direkt im entsprechenden Verfahren geltend<br />

zu machen. Die Anordnung der Beweismassnahme stellt damit keine<br />

in einem eigenständigen Verfahren zu rügende Verfahrensverzögerung<br />

dar. Eine eigenständige Rechtsverweigerungs- bzw. Rechtsverzögerungsbeschwerde<br />

käme diesfalls allein noch dann in Frage, wenn die Verwaltung<br />

weder die angeblich nötige Beweismassnahme anordnet, noch materiell<br />

über den Leistungsanspruch entscheidet.<br />

3.<br />

3.1 Die Beschwerdegegnerin hält weitere Beweismassnahmen für<br />

notwendig. Eine Rechtsverzögerung bzw. Rechtsverzögerung läge dementsprechend<br />

vor, wenn die Beschwerdegegnerin es unterlassen würde,<br />

die Begutachtung beförderlich in die Wege zu leiten und dem Beschwerde-


Urteil des Verwaltungsgerichts des Kantons Bern vom 12. Sept. <strong>2013</strong>, <strong>IV</strong>/13/<strong>304</strong>, Seite 7<br />

führer entsprechend zeitgerecht den Rechtsweg zu öffnen. Dies ist vorliegend<br />

nicht der Fall. Die Begutachtung wurde mittels Verfügung vom<br />

21. März <strong>2013</strong> angeordnet. Zu Recht wird denn auch nicht geltend gemacht,<br />

hinsichtlich der Anordnung der Beweismassnahme selbst liege eine<br />

Rechtsverweigerung bzw. Rechtsverzögerung vor. Dass die Verfügung im<br />

daraufhin folgenden Beschwerdeverfahren mit Verfügung vom 14. Mai<br />

<strong>2013</strong> wiedererwägungsweise aufgehoben und eine interdisziplinäre ME-<br />

DAS-Begutachtung in Aussicht gestellt wurde, ändert daran nichts. Die<br />

Beschwerdegegnerin hat mit dieser Verfügung dem Anliegen des Beschwerdeführers<br />

vollumfänglich entsprochen, machte dieser doch vor Verwaltungsgericht<br />

(VGE <strong>IV</strong>/<strong>2013</strong>/310), anders als im vorliegenden Verfahren,<br />

nicht etwa geltend, es sei überhaupt keine Begutachtung mehr nötig. Vielmehr<br />

beantragte er allein, als Gutachterstelle sei eine andere Person als<br />

Dr. med. A._______ einzusetzen. Das Verfahren vor Verwaltungsgericht<br />

wurde dem entsprechend denn auch mit Urteil vom 23. Mai <strong>2013</strong> als gegenstandslos<br />

geworden abgeschrieben. Dieses Urteil ist in Rechtskraft<br />

erwachsen. Die Beschwerdegegnerin wird deshalb – unter Wahrung der<br />

Parteirechte – entsprechend ihrer Verfügung, soweit nicht bereits geschehen,<br />

die in Aussicht gestellte MEDAS-Begutachtung unverzüglich zu veranlassen<br />

haben.<br />

3.2<br />

3.2.1 Der Beschwerdeführer macht geltend, die Beschwerdegegnerin<br />

sei seit der Zustellung des von der Unfallversicherung bei der MEDAS Interlaken<br />

in Auftrag gegebenen Gutachtens vom 29. November 2011 durch<br />

ihn im April 2012 (AB 121) bzw. des Berichts von Dr. med. A._______ vom<br />

27. September 2012 (AB 133) in der Lage, den Rentenanspruch bis Ende<br />

Dezember 2012, eventualiter bis Ende Dezember 2011, zu beurteilen.<br />

Trotz eines medizinisch liquiden Sachverhalts habe sie in der Folge weitere<br />

Abklärungen in die Wege geleitet und zugleich mit dem Erlass einer Rentenverfügung<br />

zugewartet, und zwar auch hinsichtlich des entscheidungsreifen<br />

Zeitraums. Darin liege eine unzulässige Verfahrensverzögerung.<br />

3.2.2 Über den Rentenanspruch wird grundsätzlich im Rahmen einer<br />

einzigen, einheitlichen Verfügung entschieden, beurteilend sowohl die Leistungen<br />

für die Zukunft, wie auch die Zeit zwischen Anmeldung und Verfü-


Urteil des Verwaltungsgerichts des Kantons Bern vom 12. Sept. <strong>2013</strong>, <strong>IV</strong>/13/<strong>304</strong>, Seite 8<br />

gungserlass (BGE 131 V 164 E. 2.3.1 S. 166, 125 V 413). Ein zeitlich gestaffelter<br />

Verfügungserlass ist, soweit er die rückwirkende Festlegung des<br />

Invaliditätsgrades betrifft, unzulässig (BGE 131 V 164 E. 2.3.3. S. 166). Der<br />

vom Beschwerdeführer von der Beschwerdegegnerin mit vorliegender Beschwerde<br />

verlangte Erlass einer Verfügung bezöge sich allein auf einen<br />

Teil des zurückliegenden Zeitraums und nicht auf den Rentenanspruch für<br />

die Zukunft. Ein solcher Entscheid über den Rentenanspruch wäre gemäss<br />

der vorstehend dargelegten höchstrichterlichen Rechtsprechung damit<br />

letztlich allein dann möglich, wenn der Sachverhalt umfassend geklärt wäre<br />

und unbestrittener- und erstelltermassen allein ein befristeter Rentenanspruch<br />

zur Diskussion stände. Beides ist hier nicht der Fall. So hat letztlich<br />

auch der Beschwerdeführer selbst im parallel geführten Verfahren<br />

<strong>IV</strong>/<strong>2013</strong>/310 eine MEDAS-Abklärung verlangt (vgl. E. 3.1 vorstehend). Diese<br />

Auffassung des Beschwerdeführers ist zutreffend. Die bisherigen (gutachterlichen)<br />

Beurteilungen erscheinen weder einheitlich noch abschliessend.<br />

Auch verschiedene behandelnde Ärzte erklärten eine abschliessende<br />

Beurteilung für noch nicht möglich. Dem entspricht, dass sich der Beschwerdeführer<br />

- zumindest bis vor kurzer Zeit - in Behandlungen befand,<br />

aus denen sich die Ärzte wesentliche Erfolge bzw. Auskunft über die<br />

Grundlagen der geklagten Beschwerden und deren Bedeutung versprachen<br />

(vgl. insbesondere die Arztbericht von Dr. med. C._______ vom 14.<br />

Januar <strong>2013</strong> [AB 143/8] und Dr. med. D._______, Neurochirurgie FMH,<br />

vom 24. Januar <strong>2013</strong> [AB 149]). Wenn der Beschwerdeführer im vorliegenden<br />

Verfahren nun vom Gegenteil ausgeht, so kann ihm unter Berücksichtigung<br />

des massgeblichen Streitgegenstandes (E. 1.2 vorstehend; vgl. auch<br />

Entscheid des Bundesgerichts vom 15. November 2000, I 436/00) und des<br />

Umstands, dass der Verwaltung bei der Beweiserhebung ein weiter Ermessensspielraum<br />

zusteht (SVR 2003 <strong>IV</strong> Nr. 14 S. 42 E. 5.1; BVR 1992 S. 457<br />

E. 2), nicht gefolgt werden. Aus dem Verhalten der Beschwerdegegnerin<br />

kann keine Rechtsverweigerung oder Rechtsverzögerung abgeleitet werden.<br />

Nicht weiter hilft dem Beschwerdeführer deshalb auch der Hinweis auf<br />

den Entscheid des Bundesgerichts vom 18. Januar 2008 (9C_854/2007).<br />

Im betreffenden Fall war trotz bereits ausgewiesener und auf unbestimmte<br />

Zeit fortbestehender Erwerbsunfähigkeit des Versicherten keine Rentenverfügung<br />

erlassen worden.


Urteil des Verwaltungsgerichts des Kantons Bern vom 12. Sept. <strong>2013</strong>, <strong>IV</strong>/13/<strong>304</strong>, Seite 9<br />

3.3 Zusammenfassend ist somit festzuhalten, dass die Rechtsverweigerungs-<br />

bzw. Rechtsverzögerungsbeschwerde unbegründet und<br />

damit abzuweisen ist.<br />

4.<br />

4.1 Da nicht Versicherungsleistungen das Prozessthema bilden, ist die<br />

mit der Änderung des Bundesgesetzes vom 19. Juni 1959 über die Invalidenversicherung<br />

(<strong>IV</strong>G; SR 831.20) vom 16. Dezember 2005 eingeführte<br />

Spezialbestimmung von Art. 69 Abs. 1 bis <strong>IV</strong>G nicht anwendbar. In Anwendung<br />

von Art. 61 lit. a ATSG ist das Verfahren vorliegend kostenlos.<br />

4.2 Bei diesem Ausgang des Verfahrens besteht gemäss Art. 1 Abs. 1<br />

<strong>IV</strong>G i.V.m. Art. 61 lit. g ATSG (Umkehrschluss) kein Anspruch auf eine Parteientschädigung.<br />

Demnach entscheidet das Verwaltungsgericht:<br />

1. Die Rechtsverzögerungsbeschwerde wird abgewiesen.<br />

2. Es werden weder Verfahrenskosten erhoben noch wird eine Parteientschädigung<br />

zugesprochen.<br />

3. Zu eröffnen (R):<br />

- Y._______ z.H. des Beschwerdeführers<br />

- <strong>IV</strong>-Stelle Bern<br />

- Bundesamt für Sozialversicherungen<br />

Der Kammerpräsident:<br />

Die Gerichtsschreiberin:


Urteil des Verwaltungsgerichts des Kantons Bern vom 12. Sept. <strong>2013</strong>, <strong>IV</strong>/13/<strong>304</strong>, Seite 10<br />

Rechtsmittelbelehrung<br />

Gegen dieses Urteil kann innert 30 Tagen seit Zustellung der schriftlichen Begründung<br />

beim Bundesgericht, Schweizerhofquai 6, 6004 Luzern, Beschwerde in öffentlich-rechtlichen<br />

Angelegenheiten gemäss Art. 39 ff., 82 ff. und 90 ff. des Bundesgesetzes<br />

vom 17. Juni 2005 über das Bundesgericht (BGG; SR 173.110) geführt<br />

werden.

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