Konzept zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit ... - Die Linke
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Antrag: G.6.<br />
Antragstellerin: BO Linden-Limmer<br />
(Niedersachsen, Hannover)<br />
Antrag an die 2. Tagung des 2. Parteitages der<br />
Partei DIE LINKE, 21. bis 23. Oktober 2011 in<br />
Erfurt<br />
Der Parteitag möge beschließen:<br />
Seniorenpolitik ernster nehmen!<br />
In Deutschland wächst – wie in allen anderen Industrieländern<br />
– der Anteil der älteren Menschen an der Bevölkerung.<br />
<strong>Die</strong>s hat im wesentlichen zwei Ursachen:<br />
<strong>Die</strong> höhere Lebenserwartung und die niedrige Geburtenrate.<br />
<strong>Die</strong> höhere Lebenserwartung in der Gesellschaft ist<br />
ein riesiger historischer Erfolg! Verbesserte Lebensbedingungen<br />
und medizinischer Fortschritt führten zu einer<br />
höheren Lebenserwartung der Menschen in den Industrieländern;<br />
auch die Kindersterblichkeit ist deutlich gesunken.<br />
<strong>Die</strong> Lebenserwartung der Deutschen beträgt für<br />
einen 2007/2009 geborenen Jungen 77,3 Jahre und für<br />
ein neugeborenes Mädchen sogar 82,5 Jahre. Bis zum<br />
Jahr 2060 wird die Lebenserwartung bei einem neugeborenen<br />
Mädchen auf 89,2 Jahre geschätzt. Bei einem<br />
neugeborenen Jungen steigt die Lebenserwartung 2060<br />
auf ca. 85 Jahre. <strong>Die</strong> derzeitige Lebenserwartung für eine<br />
65-jährige Frau beträgt noch 25,5 Jahre, für einen 65jährigen<br />
Mann noch mindestens 22,3 Jahre. Durch den<br />
sozialen Fortschritt sind Kinder schon lange keine notwendige<br />
Bedingung mehr für die Absicherung im Fall der<br />
Erwerbsunfähigkeit und im Alter. <strong>Die</strong> neoliberalen Parteien<br />
sprechen <strong>von</strong> der „demografischen Zeitbombe“ und<br />
spalten die Gesellschaft somit in Jung gegen Alt. <strong>Die</strong>se<br />
Spaltung ist deshalb falsch, weil es nicht auf die Anzahl<br />
der Jüngeren gegenüber dem größeren Bevölkerungsanteils<br />
der älteren Generation ankommt. Das Problem heute<br />
und morgen ist nicht die Entwicklung der Bevölkerungsgruppe<br />
im erwerbsfähigen Alter, sondern die Entwicklung<br />
der Erwerbstätigkeit und der Verteilung des erwirtschafteten<br />
wachsenden Sozialprodukts! Der Missbrauch des<br />
Demografiebegriffs führt zu mehr Sozialabbau, Privatisierung<br />
der sozialer Risiken und Absicherungen sowie zu<br />
einer Entsolidarisierung. Vorausschauende Seniorenpolitik<br />
muss zunächst das weitere Auseinanderklaffen <strong>von</strong><br />
arm und reich <strong>zur</strong> Kenntnis nehmen und bedarf zunächst<br />
eines realistischen, positiven Alten- und Altersbildes.<br />
Seniorenpolitik muss in Theorie und Praxis konsequenter<br />
als Querschnittsaufgabe verstanden und gehandhabt<br />
werden. Wenn DIE LINKE ihren politischen Einfluss in der<br />
Gesellschaft stäken will, muss sie der Seniorenpolitik<br />
mehr Aufmerksamkeit schenken. Wir gehen da<strong>von</strong> aus,<br />
dass die Senioren keine homogene, sondern eine Altersgruppe<br />
mit besonders heterogenem Charakter sind –<br />
Arme und Reiche, junge Alte und Hochaltrige, Gesunde<br />
und Kranke, nicht Pflegebedürftige und Pflegebedürftige,<br />
Ehepaare und Alleinstehende, Menschen aus Stadt und<br />
Land, aus Ost und West, Einwanderer aus verschiedenen<br />
Ländern, jeweils mit unterschiedlicher Lebenserfahrung.<br />
Deswegen fordern wir den Bundesvorstand auf die Senio-<br />
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renpolitik und unsere Leitlinien mit Hilfe der Landesvorstände<br />
umzusetzen.<br />
Rente:<br />
DIE LINKE ist der festen Überzeugung, dass die Spaltung<br />
der Gesellschaft nicht zwischen jung und alt, sondern<br />
zwischen arm und reich verläuft. Trotz des immensen<br />
gesellschaftlichen Reichtums sind immer mehr Seniorinnen<br />
und Senioren in Deutschland <strong>von</strong> der Altersarmut<br />
bedroht. Besonders Frauen sind da<strong>von</strong> betroffen, da sie<br />
immer noch häufiger Unterbrechungen der Erwerbsbiografie<br />
aufweisen, die durch berufliche Pausen für Kindererziehung<br />
und Pflege <strong>von</strong> Familienmitgliedern entstehen.<br />
2010 betrug die am meisten ausgezahlte Versicherungsrenten<br />
für Frauen 482 Euro monatlich. Damit war sie nur<br />
halb so hoch wie die der Männer, die meistens 983 Euro<br />
erhielten. <strong>Die</strong> sogenannte Standardrente erreichen nur<br />
die Versicherten, die 45 Jahre lang Beiträge in Höhe des<br />
Durchschnittsverdienstes gezahlt haben. Frauen erreichen<br />
die Standrente so gut wie gar nicht. DIE LINKE<br />
forder daher, dass ältere Menschen in Würde leben können.<br />
Niemand soll im Alter weniger als 850 Euro Rente<br />
oder Grundsicherung zum Leben haben. DIE LINKE fordert<br />
eine stärkere Berücksichtigung der Kindererziehungs-<br />
und Pflegezeiten bei der Rentenanwartschaft und<br />
Rentenhöhe. <strong>Die</strong> Unabhängigkeit <strong>von</strong> der Familienpflege<br />
muss durch ausgebildete und tariflich bezahlte Kräfte<br />
gewährleistet werden. <strong>Die</strong> Agenda-Politik <strong>von</strong> Rot-Grün,<br />
fortgesetzt <strong>von</strong> der großen Koalition, hat einen tief greifenden<br />
Wandel im Alterssicherungssystem eingeleitet.<br />
Geringverdienern und den <strong>von</strong> Langzeitarbeitslosigkeit<br />
Betroffenen droht massive Altersarmut. Denn seit dem<br />
01.01.2011 ist im Zuge des Haushaltsbegleitgesetzes die<br />
Versicherungspflicht für die Bezieher <strong>von</strong> Hartz IV entfallen.<br />
Damit können diese Versicherten in der Regel keine<br />
neuen Leistungsansprüche erwerben und bestehende<br />
Ansprüche können nicht mehr ausgebaut werden. Über<br />
400.000 alte Menschen beziehen bereits heute eine<br />
Rente unter dem Existenzminimum und sind auf Sozialhilfe<br />
angewiesen. Menschen mit niedrigem Einkommen sind<br />
kaum in der Lage private Vorsorge zu treffen, bleiben so<br />
<strong>von</strong> staatlichen Zuschüssen ausgeschlossen und bezahlen<br />
sogar die Rente der Besserverdienden mit. <strong>Die</strong>s trifft<br />
Frauen, Migranten und Flüchtlinge besonders, da sie<br />
keine 45jährige Vollzeiterwerbsbiografie aufweisen können.<br />
Gesundheit und Pflege:<br />
Der Anspruch auf Gesundheit ist ein Menschenrecht und<br />
darf nicht <strong>von</strong> den finanziellen Mitteln des Einzelnen<br />
abhängen. Mehr alte Menschen, höhere Lebenserwartung<br />
und zunehmende Hochaltrigkeit werden die Anforderungen<br />
an die Gesundheitsvorsorge im Alter deutlich erhöhen.<br />
Inzwischen ist die „Zweiklassenmedizin“ <strong>zur</strong>ückgekehrt<br />
und es wird massiv an therapeutischen und pflegerische<br />
notwendigen Leistungen für alte Menschen gespart.<br />
Vor allem sozial und finanziell benachteiligte Bevölkerungsgruppen,<br />
zu denen zunehmend Seniorinnen<br />
und Senioren zählen, sind nicht im Stande, Leistungsabbau<br />
durch private Zusatzversicherungen zu kompensieren.<br />
<strong>Die</strong> Privatisierung gesundheitlicher Risiken und die<br />
damit verbunden Benachteiligungen armer Bevölkerungsgruppen<br />
ist unsozial und unsolidarisch. Der Umgang mit<br />
alten Menschen, die <strong>zur</strong> Alltagsbewältigung teilweise<br />
oder ganz auf die Hilfe des Gemeinwesens bzw. der