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Konzept zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit ... - Die Linke

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war. Grundlegende Sicherungen für Krankheit, Erwerbslosigkeit,<br />

Alter sind <strong>von</strong> der Arbeiterbewegung und den<br />

Gewerkschaften hart erkämpft worden, auch Frauenbewegungen<br />

haben den Sozialstaat mit geformt. Doch noch<br />

heute subventioniert eine patriarchale Sozialpolitik die<br />

Hausfrauenehe durch das Ehegattensplitting, wonach der<br />

steuerliche Vorteil umso größer wird, je mehr der Mann<br />

und je weniger die Ehefrau verdient.<br />

DIE LINKE will nicht <strong>zur</strong>ück zu einem Sozialstaat, in dem<br />

die Männer Geld verdienen und die öffentlichen Geschicke<br />

steuern, während Frauen die Gratisarbeit zuhause<br />

und im Ehrenamt verrichten.<br />

So wie es ist, kann es nicht bleiben<br />

<strong>Die</strong> Idee des europäischen Sozialstaats – in den einzelnen<br />

Ländern höchst unterschiedlich entstanden und<br />

umgesetzt – geht aus <strong>von</strong> einer ausgleichenden Gerechtigkeit.<br />

Wer viel hat, trägt mehr bei <strong>zur</strong> sozialen Sicherheit<br />

und öffentlichen Infrastruktur im Interesse aller. Seit<br />

Beginn der neuen Entwicklungsetappe des Kapitalismus,<br />

des Neoliberalismus, wird dieses Modell ausgehöhlt, die<br />

aktuelle Gesellschafts- und Finanzkrise macht es kaputt.<br />

In Europa haben die Regierenden in der Lissabon-<br />

Strategie beschlossen, soziale Sicherungen und öffentliche<br />

Güter dem Markt preiszugeben resp. zu privatisieren,<br />

in der Welt wird diese Strategie durchgesetzt vom Internationalen<br />

Währungsfonds und der Weltbank. Nur wenige<br />

Länder, unter ihnen z.B. Norwegen, China oder Bolivien,<br />

gehen in diesen Fragen – teils – eigene Wege.<br />

In Deutschland wird der Sozialstaat inzwischen nicht<br />

mehr verstanden als Gebot des Grundgesetzes, sondern<br />

als Variable der Kassenlage mit unzähligen Leistungskürzungen,<br />

vor allem aber einer Weichenstellung in Richtung<br />

Individualisierung sozialer Risiken, etwa in der Altersvorsorge,<br />

hoher Hürden für den Erhalt sozialer Leistungen,<br />

z.B. Zumutbarkeitsregeln für Erwerbslose, und Sanktionen<br />

für Empfänger, wie Sperrzeiten für Hartz-IV-<br />

Beziehende. Wohlfahrt ist zu einem Markt geworden, auf<br />

dem sich Kunden je nach Vermögen <strong>Die</strong>nste und Leistungen<br />

kaufen, während der Staat, kontrollierend, strafend,<br />

restriktiv, die Bedürftigen vorm Verhungern und<br />

Erfrieren bewahrt und zunehmend in eigene Quartiere<br />

und Stadtviertel abschiebt. Auf dieser Linie wird der<br />

Sozialstaat zum Subsidaritätsstaat, der nur dort einspringt,<br />

wo Familien, Stiftungen, Ehrenamt, Suppenküchen<br />

und Tafeln mit ausrangierten Lebensmitteln nicht<br />

hinreichen.<br />

Nicht Verliererin, nicht Gewinnerin<br />

Strukturell bleiben Frauen auch in der Krise auf dem<br />

Arbeitsmarkt diskriminiert und gering bewertet. In ihrer<br />

Mehrheit können sie Beruf und Familie immer noch sehr<br />

schlecht vereinbaren. Besonders verletzlich sind Frauen<br />

auf dem Arbeitsmarkt, weil so viele <strong>von</strong> ihnen Teilzeit<br />

arbeiten oder geringfügig beschäftigt sind. Das kam<br />

ihnen paradoxer Weise in der Krise zugute, als Frauen in<br />

Minijobs und Teilzeit relativ weniger ihre Stellen verloren<br />

als Männer in Vollzeit, und die Frauendomäne des öffentlichen<br />

oder privaten <strong>Die</strong>nstleistungssektor sich als weniger<br />

konjunktur- und krisenanfällig erwies, als Branchen<br />

wie Bau oder Transport. <strong>Die</strong> – relative – Jobsicherheit <strong>von</strong><br />

Frauen spricht nicht <strong>von</strong> ihrem beruflichen Aufstieg auf<br />

breiter Basis. <strong>Die</strong> meisten <strong>von</strong> ihnen verharren vielmehr<br />

auf einem mittleren bis niedrigen Niveau <strong>von</strong> Einkommen,<br />

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auf das sie aber für sich selbst resp. ihre Familien angewiesen<br />

sind.<br />

Eine kleinere Schicht gut qualifizierter Frauen kann sich<br />

die geänderten Arbeitsanforderungen in der „Wissensgesellschaft“<br />

zunutze machen. Auf sie zielt die Familienpolitik<br />

der konservativ-liberalen Bundesregierung, die das<br />

Elterngeld nach Einkommen berechnet, Hartz-IV-Familien<br />

aber das Erziehungsgeld streicht und das Kindergeld voll<br />

auf die Regelsätze anrechnet. So findet auch unter Frauen<br />

und Familien die neoliberale Umverteilung <strong>von</strong> unten<br />

nach oben statt.<br />

Während mehr Frauen in den Arbeitsmarkt integriert<br />

werden, erodiert das männliche Ernährermodell. In einigen<br />

Bereichen gleichen sich die Arbeitsbedingungen der<br />

(vielen) Männer jenen der (vielen) Frauen nach unten an.<br />

Gleichzeitig bestehen auf allen Ebenen geschlechtliche<br />

Ungleichheiten fort.<br />

Sozialstaat und Demokratie<br />

Mit der Armut explodiert der Reichtum. Armut ist strukturelle<br />

Gewalt. Sie kann wütende Gegengewalt erzeugen.<br />

Staatlich geht der Rückbau des Sozialen einher mit dem<br />

Ausbau des Kriegerischen, mit Militarisierung, Waffentechnik,<br />

Waffenexport – und Kriegen! Sozial wirkt friedlich,<br />

anti-sozial aggressiv. Wer Aggression und Krieg den<br />

Boden entziehen will, sollte sich auch für einen aktiven<br />

Sozialstaat einsetzen und umgekehrt.<br />

<strong>Die</strong> ausgleichende Gerechtigkeit eines Sozialstaates wäre<br />

heute nötiger denn je als einigendes Band, das die Gesellschaft<br />

integriert. Fehlt es, zerfällt sie nicht nur in<br />

Einzelteile <strong>von</strong> Prekären und Besitzenden, Inländern und<br />

Ausländern, Jungen und Alten, Männern und Frauen; die<br />

Leerstelle des sozialen Ausgleichs wird vielmehr besetzt<br />

durch aggressive Ausgrenzungen. Dann sollen krude<br />

Interpretationen <strong>von</strong> Nation, Region, Ethnie, Kultur, Sprache<br />

oder Geschichte die Gesellschaft im Innersten zusammenhalten.<br />

Auf diesem Hintergrund gewinnen in ganz<br />

Europa nationalistische und rassistische Ideologien,<br />

Netzwerke, Parteien an Einfluss. Sie sind eine große<br />

Gefahr. So bedroht die Preisgabe des Sozialstaates die<br />

Demokratie in ihren Grundfesten.<br />

Ausbau und Erneuerung des Sozialstaates<br />

Der Sozialstaat muss verteidigt und gründlich aus- und<br />

umgebaut werden. <strong>Die</strong>ses Reformprojekt beginnt Hier<br />

und Heute und skizziert erste Schritte zu einer Gesellschaft<br />

der Freien und Gleichen. Es ist ein gesellschaftliches<br />

Gesamtkonzept, das aktiv und fortdauernd ausgleichende<br />

Gerechtigkeit herstellt, indem Geld und Vermögen,<br />

Einfluss und Macht <strong>von</strong> oben nach unten umverteilt<br />

werden. Es ist ein <strong>Konzept</strong> radikaler Gleichheit, in dem<br />

Frauen nicht mehr „das andere“ sind, sondern Männer<br />

und Frauen sich selbst verändern, indem sie die Umstände<br />

ändern. Aspekte dieses <strong>Konzept</strong>s sind:<br />

- Armut und Ausgrenzung wird verhindert.<br />

- Gewährleistet wird eine bedarfsdeckende, sanktionsfreie<br />

Grundsicherung.<br />

- Männern, Frauen und Kindern sind gleiche individuelle<br />

Rechtsansprüche auf soziale Leistungen garantiert.<br />

- Alle Menschen, die es wollen, können eine sinnvolle,<br />

Existenz sichernde Erwerbsarbeit aufnehmen.

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