30.10.2012 Aufrufe

Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft

Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft

Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Nachrichten der DOA<br />

„Biebricher Schlossgespräche“<br />

Gelungene Premiere einer neuen<br />

Veranstaltungsreihe<br />

"Unserer Anliegen ist es, im Blick auf drängende<br />

und übergreifende Fragen des Sports<br />

miteinander ins Gespräch zu kommen." Mit<br />

diesen Worten begrüßte Vorstandsmitglied<br />

Ingo-Rolf Weiss im Namen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Akademie (DOA) die zahlreichen<br />

Gäste, die am 15. Mai der Einladung ins<br />

Wiesbadener Schloss Biebrich gefolgt waren,<br />

um sich mit dem Leistungsgedanken in Sport<br />

und <strong>Gesellschaft</strong> zu beschäftigen.<br />

Auch und nicht zuletzt das engagierte<br />

Fachpublikum leistete seinen Beitrag zu einer<br />

gelungenen Premiere einer gemeinsamen<br />

Veranstaltungsreihe von DOA und hessischer<br />

Landesregierung, die unter dem beziehungsreichen<br />

Titel "<strong>Gesellschaft</strong> in Bewegung" im<br />

wunderbaren Ambiente hochherrschaftlicher<br />

Räumlichkeiten auch in Zukunft entsprechende<br />

Akzente setzen möchte. Dem besonderen<br />

Anliegen entspricht es dabei, das Phänomen<br />

Sport nicht isoliert, sondern explizit in seinen<br />

gesellschaftlichen, sozialen, ökonomischen<br />

und kulturellen Bezügen zu betrachten.<br />

In diesem Sinne war auch kein Sportwissenschaftler,<br />

sondern der Tübinger Moraltheologe<br />

Dietmar Mieth um das erste Wort und eine<br />

Betrachtung über die Perspektive der Leistungsgesellschaft<br />

gebeten worden, wobei er<br />

vor dem Hintergrund akuter Krisenerscheinungen<br />

sowohl deren Risiken und Nebenwirkungen<br />

als auch deren Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten<br />

thematisierte.<br />

Andreas Höfer im Gespräch mit Meike Freitag, Cornelia<br />

Hanisch, Edgar Itt und Roland Baar (von rechts).<br />

Anschließend wartete der vielfach ausgewiesene<br />

Darmstädter Soziologe Michael Hartmann<br />

mit einer höchst differenzierten und<br />

kritischen Analyse des Elitegedankens auf, die<br />

in einem Podiumsgespräch mit dem Hessischen<br />

Schulsportrefernten Thomas Hörold<br />

sowie dem Rektor der Wiesbadener Elly-<br />

Heuss-Schule, Reinhard Rzytki, weiter vertieft<br />

wurde. Dabei ging es<br />

nicht zuletzt um die<br />

Frage, ob und wie<br />

gerade die Schule<br />

der - empirisch<br />

nachgewiesenen -<br />

Benachteiligung<br />

Jugendlicher aus<br />

sozial unterprivilegierten<br />

Familien<br />

wirksam begegnen<br />

und spezifische<br />

Talente der Betroffenen<br />

trotz problematischer<br />

Mitgift<br />

langfristig zur<br />

Geltung bringen<br />

kann.<br />

Großen Beifall fand auch die ebenfalls höchst<br />

anregende und kritische Analyse von Eike<br />

Emrich zu "Strukturen, Defiziten, Perspektiven"<br />

des Leistungssports in Deutschland,<br />

zumal der renommierte Sportwissenschaftler<br />

der Universität Saarbrücken die Materie aus<br />

vielfältiger praktischer Erfahrung, unter<br />

anderem als Vizepräsident des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Leichtathletik-Verbandes kennt. Zu seinen<br />

zunächst überraschenden, dann gut nachvollziehbaren<br />

Befunde zählte etwa, dass sich eine<br />

frühe Spezialisierung und frühe Förderung<br />

talentierter Sportlerinnen und<br />

Sportler im Blick auf den ganz<br />

großen Erfolg potentiell als<br />

kontraproduktiv erweist. Wie<br />

angesichts solcher und anderer<br />

Systemfehler tatsächlich Abhilfe<br />

zu schaffen ist, blieb allerdings<br />

eine offene Frage.<br />

Praxisnah und zugleich auf<br />

hohem Niveau reflektierend<br />

waren auch die Ausführungen<br />

von Roland Baar, Meike Freitag,<br />

Cornelia Hanisch und Edgar Itt. In der von<br />

DOA-Direktor Andreas Höfer moderierten<br />

Abschlussrunde berichteten die ehemaligen<br />

Spitzenathleten über ihre Einstellung zum<br />

Leistungsprinzip und entsprechende Erfahrungen<br />

beim Übergang von sportlicher<br />

Karriere ins "Leben danach". Der vielfache<br />

Ruder-Weltmeister Roland Baar, für einige<br />

Interessiertes Publikum, wunderbares Ambiente<br />

Jahre auch als Athleten-Vertreter im IOC, wies<br />

etwa darauf hin, dass man auch nach einer<br />

großen Karriere im Sport im Berufsleben in<br />

der Regel bei Null, gleichsam als "Praktikant"<br />

beginnen und sich aufs Neue durch Leistung<br />

für höhere Aufgaben qualifizieren müsse. Alle<br />

Athleten bestätigten, dass sie sich ihrer<br />

Vorbildfunktion bewusst gewesen seien und,<br />

wie etwa Fecht-Olympiasiegerin Cornelia<br />

Hanisch, dieser auch in ihrem beruflichen<br />

Wirken - als Lehrerin - gerecht werden<br />

wollen. Der frühere 400-Meter-Hürdenläufer<br />

Edgar Itt unterstrich, wie offen junge Menschen<br />

für seine Erfahrungen und Anregungen<br />

sind, die er als Motivationscoach inzwischen<br />

professionell weitergibt.<br />

Auch wenn - nein, gerade weil im Rahmen<br />

einer Tagesveranstaltung zu einem solcherart<br />

anspruchsvollen Thema naturgemäß nicht<br />

alle relevanten Fragen aufgeworfen, geschweige<br />

denn erschöpfend beantwortet<br />

werden konnten, waren sich alle Beteiligten<br />

einig, dass der Auftakt Lust auf mehr gemacht<br />

hat. Dies bestätigte auch Heinz Zielin-<br />

77

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!