Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Zwei Wendekreuze Tiefer Einstieg<br />
sind bisweilen Regentropfen auszumachen, die gleichsam das<br />
Eindringen einer anderen Dimension bezeichnen. Zum Unbegreiflichen<br />
der Wasserräume tragen noch die Schatten an<br />
den Wänden und auf dem Grund bei. Weiße Linien verhalten<br />
sich hier als unruhige zeichnerische Zacken. Zwischen Stillstand<br />
und Bewegung, Konkretion und Abstraktion, Ordnung<br />
und Unordnung, Leere und Fülle entwirft Anna Löbner Bilder<br />
von unfassbarem Reichtum und lakonischer Konsequenz. Seit<br />
2005 entstehen diese Bilder vereinzelt, aber kontinuierlich;<br />
die Formate wechseln mit den Darstellungen, die völlig unterschiedlich<br />
sind. Stets liegen reale Orte zugrunde; sie sind von<br />
Anna Löbner im Tauchgang gefunden. Den Bildern ist noch<br />
das Erlebte, mithin Erfahrene eigen, wodurch sie sich etwa<br />
von den Konzepten der Pop-Art, des Hyperrealismus und der<br />
ausgezirkelten Farbfeldmalerei eines Hans-Peter Reuter<br />
unterscheiden. Mit Reuters Raumkonstruktionen haben ihre<br />
Bilder indes das Interesse für pure Architektur und deren<br />
Systematik gemeinsam - ebenso wie den Verzicht auf den<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE<br />
Menschen. Aber hier wie dort finden sich grundsätzliche und<br />
evidente Hinweise auf ihn.<br />
Löbners Bilder ohne Menschen verfügen über eine Vitalität<br />
und Dynamik, auf die ihr anderer zentraler Werkkomplex aus<br />
schwarz-weißen Bildern gerade verzichtet, der seinerseits<br />
Menschen wie auch Tiere zeigt. Bei beiden Werkgruppen aber<br />
bleibt Anna Löbner einer lapidaren Konzentriertheit treu, in<br />
einer verhaltenen Monochromie. Die Wasser-Bilder mit ihren<br />
Türkistönen loten freilich Farbwerte aus, thematisieren deren<br />
Intensität und Emotionalität, zumal in der Konfrontation mit<br />
der sachlichen Binnenform der Schwimmbäder. Anna Löbner<br />
malt farblose Materie und lässt sie sichtbar werden: Indem sie<br />
die Ruhe und die Ordnung auflöst und in der Brechung durch<br />
das Wasser Chaos erzeugt. Maß aller Dinge bleibt der statische<br />
Raum. Und was wir darin, dadurch sehen, ist ein vorübergehender<br />
Zustand, in den wir unmittelbar einbezogen<br />
sind. Noch nie waren wir Anna Löbner so nahe.<br />
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