30.10.2012 Aufrufe

Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft

Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft

Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ist auch das Verständnis für die unterschiedlichen Belange<br />

der einzelnen Abteilungen vorhanden, das unter anderem<br />

deshalb erforderlich ist, damit die schwächeren nicht zu kurz<br />

kommen. Bei großen Unterschieden in Angebotsformen,<br />

Programminhalten, Zielen, Interessen und Erwartungen der<br />

Mitglieder nehmen erfahrungsgemäß die auseinanderstrebenden<br />

Kräfte zu, wie das Beispiel der inzwischen auch eigens zu<br />

gesundheitlichen Zwecken gegründeten Gesundheitssportvereine<br />

zeigt, die sich die Vorteile der Gemeinnützigkeit und<br />

Unterstützung durch Kassen unmittelbar sichern wollen und<br />

zumeist auch die Mitgliedschaft in einem Landesportverband<br />

anstreben.<br />

Unterschätzen darf man aber auch die allgemeinen vereinsund<br />

verbandsinternen Probleme, die in diesem Zusammenhang<br />

entstehen können, nicht: ein Hochleistungssport, zum<br />

Teil hochprofessionalisiert und nach Markt-Kriterien organisiert,<br />

der sich vom allgemeinen Leistungs- und Wettkampfsport<br />

im Verein zunehmend abkoppelt, ein Breiten- und Freizeitsport,<br />

der allein schon durch seine große Masse Gewicht<br />

besitzt, ein Kinder- und Jugendsport, der gesellschaftlich und<br />

sozial von größter Bedeutung ist, aber keineswegs immer jene<br />

Aufmerksamkeit erfährt, die er verdient hätte, und dazu nun<br />

auch ein Gesundheitssport, der eigenen Interessen und Zielsetzungen<br />

folgt - das alles unter dem Dach eines Vereins oder<br />

Verbands möglichst konfliktlos und ohne größere Reibungsverluste<br />

zu organisieren, erfordert ein hohes Maß an gegenseitigem<br />

Verständnis und an Kooperationsbereitschaft.<br />

Über die Vereinsebene hinaus stellt sich damit die nicht einfach<br />

zu beantwortende und nicht zuletzt auch sportpolitische<br />

Frage, was in dem in Vereinen und Verbänden organisierten<br />

Sport besonders wichtig ist, welche Ziele verfolgt und welche<br />

bevorzugt gefördert werden sollten (oder eben auch nicht).<br />

Dazu kann es unterschiedliche Positionen geben. Umso wichtiger<br />

ist eine Klärung, die auch eine begründete Prioritätensetzung<br />

erlaubt. Dies gilt nicht zuletzt für den organisierten<br />

Sport, der sich unter dem Namen "olympisch" vereinigt hat.<br />

Da gesundheitliche Ziele zum traditionellen olympischen<br />

Selbstverständnis nicht unmittelbar hinzu gehörten, gilt es für<br />

ihn, der Leistungs- und Spitzensport, Breiten-. Freizeit- und<br />

Jugendsport, Behindertensport und aus guten Gründen auch<br />

Gesundheitssport zu seinen Aufgaben zählt, diese möglichst<br />

gleichgewichtig zu behandeln, ihre unterschiedlichen Interessen<br />

auszugleichen und zu koordinieren, ihre jeweiligen Möglichkeiten<br />

angemessen einzuschätzen und für ihr partnerschaftliches<br />

Zusammenwirken in Verein und Verband zu<br />

sorgen.<br />

Möglicherweise gravierender als vereins- und verbandsinterne<br />

Differenzen wird in diesem Zusammenhang allerdings oft das<br />

Verhältnis zwischen dem vereins- und verbandsgebundenen<br />

Gesundheitsport und jenen gesundheitsportlichen Aktivitäten<br />

empfunden, die mittlerweile von zahlreichen Anbietern außer-<br />

halb der Vereine angeboten werden. Volkshochschulen, Familienbildungsstätten,<br />

kommunale Einrichtungen, Kurorte, Touristikunternehmen,<br />

Urlaubsregionen, Kirchengemeinden und<br />

Hochschulen gehören - neben den kommerziellen Gesundheits-<br />

und Fitnessstudios - zu diesen Anbietern. Sie werden<br />

deshalb oft als Konkurrenz angesehen, dies auch, weil sie den<br />

Vereinen häufig von ihnen ausgebildete Übungsleiter durch<br />

günstigere Bezahlung weglocken, allerdings auch arbeitslosen<br />

Sportlehrern und Sportlehrerinnen Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

bieten. Sofern dies wirklich eine Konkurrenz sein sollte,<br />

können sich die Vereine mit ihren spezifischen Angeboten<br />

jedoch getrost auf diese einlassen.<br />

Das starke Wachstum des Gesundheitsbereichs bedeutet<br />

natürlich nicht, dass alle gesundheitssportlichen Angebote<br />

auch auf ihre tatsächlichen gesundheitlichen Wirkungen<br />

geprüft wären - auch wenn sie Spaß machen und Wohlbefinden<br />

vermitteln, so heißt dies nicht, dass sie auch die<br />

gewünschten gesundheitlichen Ziele erreicht haben - dazu<br />

sind auch langfristiges und beharrliches Üben, eine "gesunde"<br />

Lebensweise mit "gesunder" Ernährung, viel Bewegung, Wechsel<br />

zwischen Anspannung und Entspannung und möglichst<br />

Verzicht auf Alkohol und Nikotin erforderlich. Gerade den<br />

Verzicht auf Alkohol im Vereinsleben umzusetzen, ist nicht<br />

einfach, nachdem es kaum noch eine Sportübertragung im<br />

Fernsehen gibt, die ohne Werbung für alkoholische Getränke<br />

auskommt. Wie kann da die Idee vom "gesunden Sport"<br />

überzeugend vertreten werden? Es gehört deshalb zur Verantwortung<br />

des organisierten Sports, sich auch darüber klar zu<br />

werden, was Gesundheit und Wohlbefinden im Rahmen ihrer<br />

gesundheitsheitssportlichen Angebote wirklich bedeuten, wie<br />

dieses Angebot organisiert werden muss, damit es wirksam ist<br />

und welches die dafür geeigneten Inhalte sind. Gesundheit,<br />

Wohlbefinden und Fitness sollten keine Etiketten sein. Vielmehr<br />

es ist wichtig, deutlich zu machen, was der besondere<br />

Sinn eines im Rahmen eines funktionierenden Vereinslebens<br />

organisierten Gesundheitssports ist und was ihn von den<br />

gesundheitssportlichen Angeboten unterscheidet, die man<br />

auch anderswo haben kann.<br />

Dazu gehört auch, sich über die Grenzen der gesundheitlichen<br />

Möglichkeiten des Sports klar zu werden. Wie man Gesundheit<br />

versteht, aber auch, wie man seinen Körper "vervollkommnet",<br />

wie man ihn "leistungssporttauglich" macht, wie man junge<br />

Talente trainiert, wie man alte Menschen behandelt, wie man<br />

mit Rauchen und Alkohol im Vereinsleben umgeht - dies<br />

berührt nicht nur speziell gesundheitliche Fragen, sondern<br />

auch sport- und gesundheitsethische. "Gesundheitskultur"<br />

statt "Gesundheitskult" sollte das Leitmotiv gesundheitssportlicher<br />

Angebote der Vereine lauten. Gerade in einer Zeit, in der<br />

Gesundheit so groß geschrieben wird und der "junge", fitte,<br />

schöne, schlanke, attraktive und gesunde Körper zum verbreiteten<br />

Leitbild wird, ist auch daran zu erinnern, dass Krankheit,<br />

Verletzlichkeit und Altern zu unserem Leben gehören.<br />

47

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!