Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Außerdem wurde er noch durch andere, ihn erläuternde<br />
Begriffe ergänzt, manchmal auch verwässert oder ersetzt,<br />
nämlich durch Wohlbefinden, Fitness und "Wellness". Obwohl<br />
alle diese Begriffe Verschiedenes beinhalten, werden sie oft in<br />
einem Atemzug genannt. Die WHO-Definition wurde inzwischen<br />
allerdings wieder etwas eingeschränkt, weil sie sich mit<br />
ihrem Vollkommenheitsanspruch als "utopisch" erwiesen<br />
hatte.<br />
Ungenauigkeiten im Gebrauch von Begriffen jedoch möglichst<br />
zu vermeiden, ist deshalb wichtig, weil man für die Konzeptionierung<br />
und Gestaltung gesundheitssportlicher Angebote klare<br />
Begriffe benötigt, um ihre Inhalte, Wirkungen sowie die Möglichkeiten<br />
der Realisierung ihrer Ziele genauer einschätzen zu<br />
können. Dabei ist es keineswegs belanglos, wenn Gesundheit<br />
mit Wohlbefinden verwechselt oder mit ihm gleichgesetzt<br />
wird. Nicht alles beispielsweise, was beim Sporttreiben Wohlbefinden<br />
vermittelt oder Spaß macht, muss auch gesund sein,<br />
und umgekehrt: Nicht alles, was zur Erhaltung und Verbesserung<br />
von Gesundheit erforderlich ist, muss Spaß machen oder<br />
zu Wohlbefinden führen. Manchmal muss man durch Phasen<br />
des Missbefindens hindurch, um zu einem länger anhaltenden<br />
Wohlbefinden zu gelangen, zum Beispiel im Training, beim<br />
Üben bestimmter Bewegungen in der Physiotherapie oder<br />
dem Einhalten strenger Diätvorschriften. Und manchmal ist<br />
gerade das Missbefinden nach einem längeren Lauf oder nach<br />
einem langem Aufstieg am Berg Zeichen für langfristiges<br />
Wohlbefinden: Man kann sich etwas zumuten oder kann es<br />
wieder. Und auch das Wohlbefinden, das man bei sportlichen<br />
Aktivitäten unmittelbar erfahren kann, ist nicht oder nur zum<br />
Teil mit Gesundheit gleichzusetzen. Gesundheit kann mit<br />
Wohlbefinden verbunden sein, aber oft muss man sie auch<br />
von Wohlbefinden unterscheiden. Schließlich ist auch noch zu<br />
bedenken, dass das momentane und subjektive Wohlbefinden,<br />
das man selbst bei anstrengenden Sport- und Bewegungsaktivitäten<br />
erleben kann, nicht identisch sein muss mit einem<br />
dauerhaften Wohlbefinden. Und mit dem wiederum kann es<br />
schon vorbei sein, wenn berufliche Erfolge ausbleiben, man<br />
Zahnschmerzen hat, erkältet ist, soziale Bindungen zerbrechen<br />
oder einem der Freund oder die Freundin davonlaufen -<br />
"gesund" kann man trotzdem sein oder bleiben.<br />
Obwohl die ärztlichen Wissenschaften unsere Kenntnisse über<br />
Gesundheit und Gesundheitsförderung beträchtlich bereichert<br />
haben, ist auch die Frage bislang unbeantwortet geblieben, ob<br />
Sport wirklich so und in dem Sinne gesund ist, wie gewünscht,<br />
erwartet oder behauptet wird. Zu einer genaueren Einschätzung<br />
würden "harte" Daten fehlen, so dass generell der<br />
gesundheitlich positive Wert des Sports nicht als erwiesen<br />
gelten könne, stellen der Sportmediziner Dickhuth und der<br />
Sportwissenschaftler Schlicht fest. Auch hinsichtlich des<br />
jeweils erforderlichen Umfangs und der Intensität von sportlichen<br />
Betätigungen, die gesundheitlich wirksam sein sollen,<br />
gibt es bislang keine vollständige Klarheit. Manche macht der<br />
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Sport auch nicht gesund, sondern eher krank, wenn sie die<br />
Sportstätten als Verletzte verlassen; beim Skifahren ist es<br />
schon eine einkalkulierte Größe. Verletzungen und gesundheitliche<br />
Schäden finden sich im Übrigen nicht nur im Spitzensport,<br />
sondern auch bei breitensportlichen Wettbewerben,<br />
an denen viele Akteure oft wenig vorbereitet teilnehmen. Dies<br />
alles spricht nicht gegen den Gesundheitssport, wohl aber<br />
dagegen, ihn mit Erwartungen und Hoffnungen zu verknüpfen,<br />
die letztendlich nicht oder nur unter bestimmten Voraussetzungen<br />
erfüllt werden können.<br />
Gleichwohl haben sich Gesundheit und Wohlbefinden zu<br />
wichtigen Motiven und Zielen des Sports entwickelt. Dies gilt<br />
für die einzelnen Sportakteure, weil es ihnen im Sport, wenn<br />
auch nicht immer vorrangig, darum geht, sich möglichst<br />
gesund und wohl zu fühlen, sich als fit, aktiv und leistungsfähig<br />
zu erleben; vor allem gilt dies für jene, die ausdrücklich<br />
daran interessiert sind, ihre Gesundheit zu erhalten, wiederherzustellen,<br />
zu verbessern oder gesundheitliche Mängel zu<br />
beseitigen und zu überwinden.<br />
Vielfalt gesundheitssportlicher Angebote<br />
und Organisationsformen<br />
Im <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund, seinen Verbänden und<br />
Vereinen hat sich mit dem Gesundheitssport neben dem<br />
traditionellen Leistungs- und Wettkampfsport, dem Breitenund<br />
Freizeitsport sowie dem Kinder- und Jugendsport eine<br />
weitere und inzwischen auch stabile Säule entwickelt. Sie<br />
zeichnet sich nicht nur durch eigene Angebots- und Organisationsformen<br />
sowie Zielgruppen aus, sondern auch durch die<br />
speziellen Ziele, die in ihr verfolgt werden. Nicht mehr Leistung,<br />
Wettkampf und Freizeitgestaltung sollen im Vordergrund<br />
stehen, es geht vorrangig um Gesundheit, Fitness und Wohlbefinden.<br />
Dies entspricht offensichtlich neuen Motivlagen und<br />
Interessen vieler Menschen. Damit entstand ein inzwischen<br />
relativ eigenständiger Organisationsbereich, der durch seine<br />
speziellen gesundheitlichen Ziele und besondere Nachfragen<br />
geprägt ist. Er hebt sich deutlich von den traditionellen Bereichen<br />
des organisierten Sports ab. Seine Besonderheit gegenüber<br />
den Gesundheitsanbietern außerhalb des DOSB liegt vor<br />
allem darin, dass er in das Leben gemeinnütziger Vereine mit<br />
ihren speziellen Werten und Gemeinschaftsformen integriert<br />
ist.<br />
In manchen Vereinen entstehen allerdings auch Konkurrenzen<br />
zwischen verschiedenen Abteilungen, die verständlicherweise<br />
alle darauf aus sind, für die Verwirklichung ihrer jeweiligen<br />
Ziele möglichst gute organisatorische, räumliche und finanzielle<br />
Voraussetzungen zu erhalten - wenn nicht, kommt es<br />
leicht zu Streit oder sogar zur Ausgliederung oder zum Auszug<br />
einzelner Abteilungen aus dem Vereinsverbund. Nicht immer