30.10.2012 Aufrufe

Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft

Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft

Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Außerdem wurde er noch durch andere, ihn erläuternde<br />

Begriffe ergänzt, manchmal auch verwässert oder ersetzt,<br />

nämlich durch Wohlbefinden, Fitness und "Wellness". Obwohl<br />

alle diese Begriffe Verschiedenes beinhalten, werden sie oft in<br />

einem Atemzug genannt. Die WHO-Definition wurde inzwischen<br />

allerdings wieder etwas eingeschränkt, weil sie sich mit<br />

ihrem Vollkommenheitsanspruch als "utopisch" erwiesen<br />

hatte.<br />

Ungenauigkeiten im Gebrauch von Begriffen jedoch möglichst<br />

zu vermeiden, ist deshalb wichtig, weil man für die Konzeptionierung<br />

und Gestaltung gesundheitssportlicher Angebote klare<br />

Begriffe benötigt, um ihre Inhalte, Wirkungen sowie die Möglichkeiten<br />

der Realisierung ihrer Ziele genauer einschätzen zu<br />

können. Dabei ist es keineswegs belanglos, wenn Gesundheit<br />

mit Wohlbefinden verwechselt oder mit ihm gleichgesetzt<br />

wird. Nicht alles beispielsweise, was beim Sporttreiben Wohlbefinden<br />

vermittelt oder Spaß macht, muss auch gesund sein,<br />

und umgekehrt: Nicht alles, was zur Erhaltung und Verbesserung<br />

von Gesundheit erforderlich ist, muss Spaß machen oder<br />

zu Wohlbefinden führen. Manchmal muss man durch Phasen<br />

des Missbefindens hindurch, um zu einem länger anhaltenden<br />

Wohlbefinden zu gelangen, zum Beispiel im Training, beim<br />

Üben bestimmter Bewegungen in der Physiotherapie oder<br />

dem Einhalten strenger Diätvorschriften. Und manchmal ist<br />

gerade das Missbefinden nach einem längeren Lauf oder nach<br />

einem langem Aufstieg am Berg Zeichen für langfristiges<br />

Wohlbefinden: Man kann sich etwas zumuten oder kann es<br />

wieder. Und auch das Wohlbefinden, das man bei sportlichen<br />

Aktivitäten unmittelbar erfahren kann, ist nicht oder nur zum<br />

Teil mit Gesundheit gleichzusetzen. Gesundheit kann mit<br />

Wohlbefinden verbunden sein, aber oft muss man sie auch<br />

von Wohlbefinden unterscheiden. Schließlich ist auch noch zu<br />

bedenken, dass das momentane und subjektive Wohlbefinden,<br />

das man selbst bei anstrengenden Sport- und Bewegungsaktivitäten<br />

erleben kann, nicht identisch sein muss mit einem<br />

dauerhaften Wohlbefinden. Und mit dem wiederum kann es<br />

schon vorbei sein, wenn berufliche Erfolge ausbleiben, man<br />

Zahnschmerzen hat, erkältet ist, soziale Bindungen zerbrechen<br />

oder einem der Freund oder die Freundin davonlaufen -<br />

"gesund" kann man trotzdem sein oder bleiben.<br />

Obwohl die ärztlichen Wissenschaften unsere Kenntnisse über<br />

Gesundheit und Gesundheitsförderung beträchtlich bereichert<br />

haben, ist auch die Frage bislang unbeantwortet geblieben, ob<br />

Sport wirklich so und in dem Sinne gesund ist, wie gewünscht,<br />

erwartet oder behauptet wird. Zu einer genaueren Einschätzung<br />

würden "harte" Daten fehlen, so dass generell der<br />

gesundheitlich positive Wert des Sports nicht als erwiesen<br />

gelten könne, stellen der Sportmediziner Dickhuth und der<br />

Sportwissenschaftler Schlicht fest. Auch hinsichtlich des<br />

jeweils erforderlichen Umfangs und der Intensität von sportlichen<br />

Betätigungen, die gesundheitlich wirksam sein sollen,<br />

gibt es bislang keine vollständige Klarheit. Manche macht der<br />

46<br />

Sport auch nicht gesund, sondern eher krank, wenn sie die<br />

Sportstätten als Verletzte verlassen; beim Skifahren ist es<br />

schon eine einkalkulierte Größe. Verletzungen und gesundheitliche<br />

Schäden finden sich im Übrigen nicht nur im Spitzensport,<br />

sondern auch bei breitensportlichen Wettbewerben,<br />

an denen viele Akteure oft wenig vorbereitet teilnehmen. Dies<br />

alles spricht nicht gegen den Gesundheitssport, wohl aber<br />

dagegen, ihn mit Erwartungen und Hoffnungen zu verknüpfen,<br />

die letztendlich nicht oder nur unter bestimmten Voraussetzungen<br />

erfüllt werden können.<br />

Gleichwohl haben sich Gesundheit und Wohlbefinden zu<br />

wichtigen Motiven und Zielen des Sports entwickelt. Dies gilt<br />

für die einzelnen Sportakteure, weil es ihnen im Sport, wenn<br />

auch nicht immer vorrangig, darum geht, sich möglichst<br />

gesund und wohl zu fühlen, sich als fit, aktiv und leistungsfähig<br />

zu erleben; vor allem gilt dies für jene, die ausdrücklich<br />

daran interessiert sind, ihre Gesundheit zu erhalten, wiederherzustellen,<br />

zu verbessern oder gesundheitliche Mängel zu<br />

beseitigen und zu überwinden.<br />

Vielfalt gesundheitssportlicher Angebote<br />

und Organisationsformen<br />

Im <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund, seinen Verbänden und<br />

Vereinen hat sich mit dem Gesundheitssport neben dem<br />

traditionellen Leistungs- und Wettkampfsport, dem Breitenund<br />

Freizeitsport sowie dem Kinder- und Jugendsport eine<br />

weitere und inzwischen auch stabile Säule entwickelt. Sie<br />

zeichnet sich nicht nur durch eigene Angebots- und Organisationsformen<br />

sowie Zielgruppen aus, sondern auch durch die<br />

speziellen Ziele, die in ihr verfolgt werden. Nicht mehr Leistung,<br />

Wettkampf und Freizeitgestaltung sollen im Vordergrund<br />

stehen, es geht vorrangig um Gesundheit, Fitness und Wohlbefinden.<br />

Dies entspricht offensichtlich neuen Motivlagen und<br />

Interessen vieler Menschen. Damit entstand ein inzwischen<br />

relativ eigenständiger Organisationsbereich, der durch seine<br />

speziellen gesundheitlichen Ziele und besondere Nachfragen<br />

geprägt ist. Er hebt sich deutlich von den traditionellen Bereichen<br />

des organisierten Sports ab. Seine Besonderheit gegenüber<br />

den Gesundheitsanbietern außerhalb des DOSB liegt vor<br />

allem darin, dass er in das Leben gemeinnütziger Vereine mit<br />

ihren speziellen Werten und Gemeinschaftsformen integriert<br />

ist.<br />

In manchen Vereinen entstehen allerdings auch Konkurrenzen<br />

zwischen verschiedenen Abteilungen, die verständlicherweise<br />

alle darauf aus sind, für die Verwirklichung ihrer jeweiligen<br />

Ziele möglichst gute organisatorische, räumliche und finanzielle<br />

Voraussetzungen zu erhalten - wenn nicht, kommt es<br />

leicht zu Streit oder sogar zur Ausgliederung oder zum Auszug<br />

einzelner Abteilungen aus dem Vereinsverbund. Nicht immer

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!