30.10.2012 Aufrufe

Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft

Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft

Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Auch der Sport muss<br />

sich in der Lobby-<br />

Republik behaupten<br />

Von Günter Deister<br />

Kritiker sprechen von einer Lobby-Republik, von einem<br />

Lobby-Dschungel und von einer fünften Gewalt.<br />

Gemeint sind die 4.500 Interessensvertreter aus 1.780<br />

Verbänden und Organisationen, die beim Parlament registriert<br />

sind, mit Hausausweisen Zutritt zum Bundestag bekommen<br />

und an Gesetzgebungsverfahren teilnehmen können. Allein<br />

zum großen Gesundheitsreform-Hearing hatten sich 140<br />

Organisationen angemeldet, darunter die geballte Kraft der<br />

Pharma-Industrie. Großunternehmen beschäftigen bis zu 20<br />

Repräsentanten zur Pflege der politischen Landschaft in der<br />

Hauptstadt. Wer einen Unterschied festmachen will zwischen<br />

der Bonner und der Berliner Republik, der kann ihn dokumentieren<br />

am Wachstum der Lobbyisten und ihren veränderten<br />

Wirkungsweisen und Wirkungen.<br />

Längst geht es nicht mehr nur um Information, Kontakte,<br />

Beratung und Repräsentation. Der Lobbyismus in seiner herkömmlichen<br />

Bedeutung, vertreten zu sein in der Vorhalle<br />

(Lobby) des Parlaments, hat sich in großer Geschwindigkeit<br />

40<br />

und mit starkem Antrieb gewandelt. Er<br />

ist zur Pressure Group geworden, "die<br />

durch Beeinflussung der öffentlichen<br />

Meinung und von Regierungsorganen,<br />

Demonstrationen usw. Druck auf politische<br />

Entscheidungsgremien auszuüben<br />

versucht" (Brockhaus). Er hat sich festgesetzt<br />

im Parlament, wirkt bei Empfängen<br />

und in Hinterzimmern und hat<br />

sogar Platz genommen in Ministerien.<br />

Dort dürfen so genannte "externe Mitarbeiter"<br />

von Organisationen und Unternehmen<br />

die Bundesregierung bei Verhandlungen<br />

und Veranstaltungen vertreten,<br />

Leitungsvorlagen für Topbeamte<br />

schreiben und sich an Vergabeverfahren<br />

für öffentliche Aufträge beteiligen.<br />

Das hat der Bundesrechnungshof in<br />

einer Untersuchung moniert und die<br />

Bewertung hinzugefügt, dass der Einfluss<br />

der Berliner Lobbyisten immens sei<br />

und wesentlich größer als erwartet. Zur<br />

Wirkungsweise einer schier unübersichtlichen<br />

Branche gehört der Seitenwechsel<br />

als perfektioniertes Modell. Ob<br />

Minister, Staatssekretäre, Abgeordnete<br />

und selbst Kanzler - nahezu übergangsund<br />

mühelos gelingt Politikern und<br />

Staatsdienern der Sprung auf die andere<br />

Seite, abgepolstert durch lukrative<br />

Verträge, unter Mitnahme kostbarer<br />

Kenntnisse, Beziehungen und Ressourcen.<br />

Die Lobby-Republik ist schier grenzenlos und ohne Transparenz.<br />

Sie erscheint als ein Schattenreich, in dem der Einsatz<br />

von rechtlich zulässigen und unzulässigen Mitteln immer<br />

weniger unterscheidbar ist. Sie bedient sich der Medien, sie<br />

ist geprägt durch das Ungleichgewicht von Macht und Einfluss.<br />

Sozialverbände, Umwelt- und Verbraucherorganisationen<br />

treten in Konkurrenz zu Organisationen und Unternehmen,<br />

die über enormes ökonomisches Druckpotenzial verfügen.<br />

Und irgendwo dazwischen bewegt sich der organisierte<br />

Sport mit seinem Anspruch, ausreichend Gehör und Unterstützung<br />

zu finden für seine Anliegen als größte Bürgerbewegung<br />

des Landes.<br />

Die Ständige Vertretung des deutschen Sports residiert nicht<br />

in einem Glaspalast, wie ihn sich die Spitzenvereinigungen<br />

von Arbeitgebern, Industrie und Handelskammern in Berlin<br />

gebaut haben, sondern vergleichsweise bescheiden auf dem<br />

ersten Stock der Behringstraße 24 im Zentrum der Hauptstadt.<br />

Im "DOSB-Büro am Sitz der Bundesregierung" hat sich

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!