Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Sportstätte<br />
in der Wirtschaftskrise Von Andreas Klages<br />
und das so genannte Zukunftsinvestitionsgesetz. Der <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Sportbund hat dieses Paket begrüßt, jedoch<br />
auch eine sportfreundlichere Ausgestaltung angemahnt, da<br />
eine Reihe von Förderbedingungen die Anwendbarkeit auf<br />
Sportstätten in erheblichem Maße einschränken würde (z.B.<br />
die Begrenzung auf Förderung in Gebieten der Städtebauförderung<br />
oder auf energetische Sanierung). Hintergrund dieser<br />
Begrenzungen ist Art. 104b Grundgesetz, wonach bei Finanzhilfen<br />
des Bundes an die Länder eine Gesetzgebungskompetenz<br />
des Bundes erforderlich ist. Dieser Sachverhalt wurde in<br />
der öffentlichen Debatte häufig übersehen - auch in der<br />
Sportpublizistik! Die Föderalismuskommission II hat nunmehr,<br />
im Frühjahr <strong>2009</strong>,<br />
vorgeschlagen,<br />
diese Beschränkungen<br />
zu lockern<br />
- entsprechend<br />
wurden politische<br />
Initiativen für eine<br />
Verfassungsänderung<br />
auf den Weg<br />
gebracht.<br />
Im Förderbereich<br />
"Bildung" des<br />
Zukunftsinvestitionsgesetzes<br />
sind<br />
Investitionen bei<br />
den schulbezogenen<br />
Sportstätten<br />
denkbar. Im Förderbereich"sonstige<br />
Infrastruktur"<br />
entfallen mit<br />
einem neugefassten<br />
Art. 104b<br />
zahlreiche Einschränkungen<br />
mit<br />
der Folge, dass<br />
auch Investitionen<br />
in Einrichtungen<br />
des Sports förder-<br />
fähig sein werden. Mit der angestrebten Grundgesetzänderung<br />
(vorausgesetzt diese kommt noch rechtzeitig vor der<br />
parlamentarischen Sommerpause!) erweitern sich nochmals<br />
die Spielräume für den Sportstättensektor. Das Konjunkturpaket<br />
II kann helfen, den Sanierungsstau abzubauen. Hierfür<br />
sind entsprechende politische Weichenstellungen in den<br />
Kommunen und auf landespolitischer Ebene von Bedeutung.<br />
In vielen Regionen Deutschlands ist der Sport gut aufgestellt,<br />
z.B. stehen in Rheinland-Pfalz rund 36 Mio. Euro für Sportstätten<br />
zur Verfügung. In anderen Teilen Deutschlands kämpfen<br />
die Sportorganisationen noch für eine angemessene<br />
Berücksichtigung des Sports bei den Projektlisten.<br />
Bei allen berechtigten positiven Bewertungen aktueller politischer<br />
Initiativen ist auf die grundsätzlichen Dimensionen<br />
hinzuweisen. Die DIFU-Schätzungen beziffern den kommunalen<br />
Investitionsbedarf auf 704 Mrd. Euro, was einem jährlichen<br />
Bedarf von rundd. 47 Mrd. Euro entspricht. Das Konjunkturpaket<br />
II ist mit einem Investitionsprogramm von 13,3<br />
Mrd. Euro (einschließlich Länderanteilen) nicht weniger als<br />
der Tropfen auf den heißen Stein.<br />
Ein bundesweit koordiniertes mehrjähriges Investitionsprogramm<br />
zur Sanierung und Modernisierung von Sportstätten<br />
ist notwendiger denn je und würde nicht nur einen Engpassfaktor<br />
der Sportentwicklung reduzieren, sondern wäre mit<br />
deutlichen volkswirtschaftlichen Impulsen verbunden. Hierbei<br />
sollten auch die zunehmenden vereinseigenen Sportstätten<br />
nicht vergessen werden. Darüber hinaus ist daran zu erinnern,<br />
dass die kommunalen Kassen strukturell unterfinanziert sind.<br />
Ihre Einnahmenpositionen sind durch grundsätzliche finanzpolitische<br />
Änderungen zu verbessern - die Kommunen müssen<br />
wieder in die Lage versetzt werden, die notwendigen<br />
Investitionen für die kommunale Infrastruktur aus ihren<br />
Haushalten finanzieren zu können.<br />
Der Sport ist ein sympathisches Politikfeld, welches volkswirtschaftliche<br />
Multiplikationseffekte in bemerkenswerter Weise<br />
mobilisiert. Das "Politikfeld Sport" könnte durch ein Bundesinvestitionsprogramm<br />
aufgewertet und sein vielfältiger<br />
gesellschaftspolitischer Mehrwert sowie seine Integrationsund<br />
Gesundheitsfunktionen gestärkt werden.<br />
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