Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft

Turnbewegung, wie hast du dich verändert! Ihre bedeutendsten
Pioniere staunten zum Beginn des Internationalen
Deutschen Turnfests in der Frankfurter Paulskirche
nicht schlecht. Johann Christoph Friedrich GutsMuths, vor
gut 200 Jahren Schöpfer des Schulturnens und des pädagogischen
Spiels, und Turnvater Friedrich Ludwig Jahn konnten sich
in ihrem fiktiven Gespräch nur wundern, was aus ihren Ideen
geworden ist. Schon beim beschwingten Festakt an der Stätte
der Nationalversammlung von 1848 setzten Tänzerinnen,
Sportakrobatinnen und die Frauen von "Drums alive", die
Gymnastikbälle mit Trommeln traktierten, die Akzente. Und das
im einst so männlich geprägten Turnen, in dem sich das weibliche
Geschlecht erst zum Beginn des vorigen Jahrhunderts die
Teilnahme an Turnfesten erkämpfte.
Inzwischen haben sich die Verhältnisse umgekehrt. Von den 5,1
Millionen Mitgliedern im Deutschen Turner-Bund (DTB) sind
sage und schreibe 3,4 Millionen weiblich. In Frankfurt am
Main, das zum fünften Mal Gastgeber des größten Breitensportfests
der Welt war, betrug der Anteil der Mädchen und
Frauen 67,5 Prozent. Das Turnfest kam erfrischend jugendlich
daher. Von den 65 000 (Dauer-)Teilnehmern) - zu denen noch
20 000 Tagesbesucher stießen - waren knapp 21 000 zwischen
11 und 18 Jahre alt. Dafür blieben diesmal mehr Ältere zu
Hause, was der Turner-Bund auf ein zu knappes Angebot an
preisgünstigen Hotels zurückführt. Dennoch waren immer
noch genügend bejahrte Turnbrüder und Turnschwestern mit
Herz und Eifer dabei, wie auch 1353 nicht selten deutschstämmige
Turner aus 40 Ländern. Im munteren Jugendlager mit
320 Teilnehmern aus 12 Ländern wurden ebenfalls im lockeren
Kontakt Grenzen übersprungen, ganz nach dem Motto des
Frankfurter Turnfests "Wir schlagen Brücken".
Alle ließen sich einfangen von einem vielschichtigen Ereignis,
das vom Schlafen auf Luftmatratzen in den Schulturnhallen
über anspruchsvolle Showvorführungen in ausverkauften
Hallen bis hin zu Wettkämpfen zum Anschauen und Mitmachen
reichte. 16 000 Turner stellten sich in 17 Altersklassen
dem Leistungstest des Wahlwettkampfs. Jahn-, und Friesenkampf
sowie das Wertungsmusizieren der Turner-Musiker, dazu
der sich nur zäh vorwärts bewegende Festzug mit 4500 Teilnehmern
und mit 1000 reich bestickten historischen Fahnen,
standen für die alte Turner-Tradition.
Als Kontrast dazu wurden die neuesten Trends des Freizeit-,
Fitness- und Gesundheitssports mit dem Kern Gymnastik, die
der DTB unter der Marke GYMWELT bündelt, gezeigt. "Slackline",
das Balancieren auf einem fünf Zentimeter breiten Gurtband,
ist der Renner. Power Trider, ein Hightechgerät, das man
sich unterschnallt wie der unterschenkelamputierte südafrikanische
Sprinter Oscar Pistorius seine federnden Prothesen,
erlaubt große Sprünge. Im Tuju-Club der Turnerjugend konnten
sich die Teilnehmer unter anderem an Teamsportarten wie
Ultimate Frisbee oder Unihockey (auch Floorball genannt),
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