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Ausgabe 3/2009 - Deutsche Olympische Gesellschaft

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Auch hier zeigen sich die Folgen der Kommerzialisierung.<br />

Hochleistungssport hat exzessiven Charakter,<br />

der Athlet wird dabei auf verantwortungslose<br />

Weise dem freien Markt ausgeliefert. Nicht<br />

nur im Handball zeigt sich, dass die Spieler hilflos<br />

der Überbelastung ausgeliefert sind und nahezu<br />

täglich ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Im<br />

gesamten Hochleistungssport kann nur noch<br />

bedingt von einer positiven Gesundheitswirkung<br />

gesprochen werden. Die Folgeschäden sind offensichtlich.<br />

Montag für Montag kann man sie in<br />

den Praxen von Ärzten beobachten. Die Aufwendungen<br />

aus dem medizinischen System, um die<br />

Leistungsfähigkeit von Athleten zu erhalten, sind<br />

mittlerweile immens, sie wachsen ständig, und<br />

Interventionen erfolgen in unkontrollierter Weise.<br />

Gesundheitsmanagement ist längst zur zentralen<br />

Herausforderung des gesamten Hochleistungssports<br />

geworden. Aber nicht nur im Spitzensport<br />

kommt es zur Gefährdung der Gesundheit, exzessive<br />

Tendenzen zeigen sich auch im Breiten - und<br />

Gesundheitssport. Der Fetisch Gesundheitssport<br />

kann sich sehr schnell in sein Gegenteil verkehren.<br />

Angesichts dieser Risiken kann in Analogie zu<br />

Becks "Risikogesellschaft" von einem "Risikosport"<br />

moderner <strong>Gesellschaft</strong>en gesprochen werden. Es<br />

scheint dabei zu einer Kumulation von Risiken zu<br />

kommen, die in ihrem Kern auf einen gravierenden<br />

Werteverfall verweist. Im hierarchischen<br />

Gefüge jener Werte, die den Sport prägen, haben<br />

sich entscheidende Veränderungen ereignet. Das<br />

Fair-Play als Leitprinzip wird durch den Betrug,<br />

durch Korruption, durch Manipulation sportlicher<br />

Leistungen entwertet, Egoismus und Gewinnsucht<br />

nehmen hingegen eine vorrangige Position ein.<br />

Eigennutz verdrängt Solidarität, Spiel wird zu<br />

Arbeit und Geschäft, Leistung wird als Prinzip<br />

desavouiert. Glücklicherweise sind nicht alle<br />

Bereiche von derartigen Entwicklungen betroffen,<br />

doch die Risiken, die im Sport anzutreffen sind,<br />

scheinen die Einheit des Sports mehr und mehr in<br />

Frage zu stellen. Sport, wie er sich in Vereinen Tag<br />

für Tag und an den Wochenenden ereignet, hat<br />

immer weniger mit jenem Sport zu tun, der die<br />

öffentliche Aufmerksamkeit erregt und in dem<br />

Kommerz die Oberhand gewonnen hat. Den<br />

Spagat zu meistern, war schon immer eine<br />

Herausforderung des modernen Sports. Jene, die<br />

für den modernen Sport von heute verantwortlich<br />

zeichnen, sollten jedoch wissen, dass jeder<br />

Spagat seine Grenzen hat. Werden sie überschritten,<br />

so ist ein irreparabler Riss die Folge.<br />

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