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Die Karriere-Zeitschrift für Juristen - Justament

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Literatur<br />

21<br />

Dr. Thomas Claer empfiehlt:<br />

<strong>Die</strong> ewigen Eiferer<br />

Peter Sloterdijk mahnt zur Zivilisierung<br />

der monotheistischen Intoleranz-Kulturen<br />

Dem Monotheismus als solchem kritisch<br />

zu begegnen, ist derzeit en<br />

vogue. Vor allem der Ägyptologe Jan<br />

Assmann konnte zuletzt in mehreren<br />

Büchern und einem ihm gewidmeten<br />

SPIEGEL-Titel aufzeigen, wie eng einerseits<br />

Religionskriege und Terror, andererseits<br />

aber eben auch alle unsere modernen<br />

Universalismen letztlich mit dem<br />

Eingötter-Glauben zusammenhängen,<br />

der große Teile der Welt entscheidend<br />

geprägt hat. Wenn der Philosoph Peter<br />

Sloterdijk nun ein kompaktes und<br />

gedankenreiches Bändchen über die drei<br />

monotheistischen Weltreligionen und die<br />

ihnen jeweils affinen Konfliktneigungen<br />

vorlegt, macht er aus seinem Herzen<br />

keine Mördergrube. Weniger die Religionen<br />

selbst als vielmehr das mit ihnen in<br />

die Welt gekommene spezifische Eiferertum<br />

ist ihm herzlich zuwider.<br />

<strong>Die</strong> eifernden Monotheismen, so<br />

Sloterdijk, ziehen ihren Elan „aus der<br />

phantastischen Vorstellung, es könne<br />

gelingen, gegen alle Irrungen und Wirrungen<br />

der kontrovers versprachlichten<br />

und multipel verbildlichten Wirklichkeit<br />

die einwertige Ursprache wiederherzustellen“.<br />

Den logischen Ursprung ihres<br />

Eiferertums sieht Sloterdijk daher im Herunterzählen<br />

auf die Eins, die nichts und<br />

niemanden neben sich duldet. <strong>Die</strong>se Eins<br />

sei die Mutter der Intoleranz. Anders als<br />

etwa in den religiösen Toleranzkulturen<br />

des alten Ägyptens oder des Buddhismus<br />

sei es für alle echten monotheistischen<br />

Eiferer evident, dass die Menschen es<br />

ohne den Zusammenprall mit dem „wahren<br />

Gott“ nur zu glänzenden Lastern<br />

bringen könnten. Daher dürfe man,<br />

ginge es nach jenen, die Menschen nie in<br />

Peter Sloterdijk<br />

Gottes Eifer<br />

Vom Kampf der drei<br />

Monotheismen<br />

Insel Verlag Frankfurt a.M.<br />

u. Leipzig 2007, 218 S.<br />

€17,80<br />

ISBN-10: 3-45 87 10-04-3<br />

Ruhe lassen und solle ihre Gewohnheiten<br />

unterbrechen, wo man kann. In sein<br />

eigentliches Element, so Sloterdijk, komme<br />

das Eifern aber erst, wenn Strenge<br />

auf Unterkomplexität trifft. Und deshalb<br />

hält es der Verfasser auch für keinen<br />

Zufall, dass typische Eiferer instinktsicher<br />

im Humor den Feind erkennen, der jeder<br />

militanten Einseitigkeit das Geschäft<br />

verdirbt.<br />

Keinesfalls lässt sich aber diese eifernde<br />

Intoleranz einfach von den Monotheismen<br />

abtrennen, ist sie doch geradezu<br />

kennzeichnend für sie und hat sich von<br />

Moses über Jesus und Paulus („der erste<br />

Puritaner, der erste Jakobiner und der<br />

erste Leninist in einer Person“) zu<br />

Mohammed sogar noch verschärft. War<br />

für das Judentum noch ein souveränistischer<br />

Separatismus mit defensiven Zügen<br />

prägend, waren es für das Christentum<br />

die Expansion durch Mission und für den<br />

Islam die Expansion durch den heiligen<br />

Krieg. Etwas knapper behandelt, doch in<br />

ihrer Nähe zum Religiösen markant herausgestellt,<br />

werden die Neo-Monotheismen,<br />

die Ideologien des 19. und 20. Jahrhunderts,<br />

vor allem die „atheistische<br />

Kirche des Kommunismus“. Erst von diesen<br />

Menschheitsideologen sei der Ruf<br />

des Moses: „Es töte ein jeder selbst den<br />

Bruder, Freund und Nächsten“ in den<br />

größten Verhältnissen befolgt worden,<br />

erst in ihnen seien die hybriden Saaten<br />

des Monotheismus aufgegangen.<br />

Was also ist zu tun, was hilft gegen<br />

das destruktive „Eiferertum als pathologisches<br />

Symptom“? Für Sloterdijk einzig<br />

und allein eine fortschreitende „Zivilisierung“<br />

der Monotheismen, wie sie etwa<br />

durch frühere Institutionalisierungs- und<br />

Säkularisierungsprozesse bereits erfolgreich<br />

angegangen worden ist. Das Fernziel<br />

ist jedenfalls klar: „<strong>Die</strong> Zivilisierung<br />

der Monotheismen ist abgeschlossen,<br />

sobald die Menschen sich für gewisse<br />

Äußerungen ihres Gottes, die unglücklicherweise<br />

schriftlich festgehalten wurden,<br />

schämen wie für die Auftritte eines<br />

im allgemeinen sehr netten, doch jähzornigen<br />

Großvaters, den man seit längerem<br />

nicht mehr ohne Begleitung in die<br />

Öffentlichkeit lässt.“ (S.168)<br />

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justament eins 2008

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