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5-6, S. 4-6

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2. Abschnitt: Die Eheschließung § 5 Das Verlöbnis<br />

§ 5 Das Verlöbnis<br />

2. Abschnitt<br />

Die Eheschließung<br />

Fuge, Beendigung des Verlöbnisses, ZFE 2004, 270–272; Strätz, Das Verlöbnis als ehevorbereitendes<br />

Rechtsverhältnis, Jura 1984, 449–465.<br />

I. Inhalt<br />

Unter Verlöbnis versteht man sowohl das der Eheschließung bzw. der Begründung der<br />

Lebenspartnerschaft vorausgehende gegenseitige Versprechen, die Ehe bzw. die<br />

Lebenspartnerschaft miteinander einzugehen, als auch das durch dieses Versprechen<br />

begründete Rechtsverhältnis. Das Verlöbnis geht traditionell der Ehe voraus und ist in<br />

§§ 1297–1302 BGB geregelt.<br />

II. Rechtsfolgen<br />

Wichtiger Grund iSv § 1298 III BGB sind Tatsachen, die bei verständiger, die Einzelumstände<br />

berücksichtigender Würdigung den Zurücktretenden von der Verlobung bzw.<br />

der Ehe abgehalten hätten.<br />

Gemäß §§ 1299, 1298 I BGB ist das negative Interesse zu ersetzen, d.h. der Schaden,<br />

der im Vertrauen auf den Fortbestand des Verlöbnisses und seinen Übergang in die<br />

Ehe erlitten worden ist (dagegen nicht die Vorteile, die die Ehe dem Ersatzberechtigten<br />

gebracht hätte, sog. Erfüllungsinteresse).<br />

§ 6 Die Eheschließung<br />

Hepting, Das Eheschließungsrecht nach der Reform, FamRZ 1998, 713–728.<br />

I. Grundsätzliches zum Begriff der Ehe<br />

Pawlowski, Abschied von der „bürgerlichen Ehe”?, DeuFamR 2000, 19–28<br />

Das geltende Recht gibt nirgendwo eine Definition der Ehe und enthält auch keine<br />

ausdrücklichen Aussagen über ihren Sinn und Zweck. Demgegenüber umschrieb das<br />

DDR-FGB vom 20.12.1965 die Wesenszüge der Ehe in § 5 wie folgt:<br />

„(1) Mit der Eheschließung begründen Mann und Frau eine für das Leben geschlossene Gemeinschaft,<br />

die auf gegenseitiger Liebe, Achtung und Treue, auf Verständnis und Vertrauen und uneigennütziger<br />

Hilfe füreinander beruht.<br />

(2) Aus der Ehe soll eine Familie erwachsen, die ihre Erfüllung im gemeinsamen Zusammenleben, in<br />

der Erziehung der Kinder und in der gemeinsamen Entwicklung der Eltern und Kinder zu charakterfesten,<br />

allseitig gebildeten Persönlichkeiten findet ...“<br />

Winkler v. Mohrenfels Familienrecht WS 2007/2008


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2. Abschnitt: Die Eheschließung § 6 Die Eheschließung<br />

Heute versteht man in Europa und in verwandten Kulturen unter der Ehe die auf einem<br />

freiem Entschluss von Mann und Frau beruhende, unter Wahrung bestimmter Formen<br />

eingegangene Vereinigung zu einer grundsätzlich unauflöslichen Lebensgemeinschaft<br />

(BVerfGE 10, 59; 29, 166; 53, 224; 87, 234, 264).<br />

Prinzipien der Ehe:<br />

Lebenszeitprinzip, § 1353 I 1 BGB<br />

Prinzip der Einehe, § 1306 BGB<br />

Konsensprinzip, §§ 1310, 1311 BGB<br />

Prinzip der umfassenden Lebensgemeinschaft, § 1353 I 2 BGB<br />

II. Die Form der Eheschließung<br />

Sturm, Die Nichtehe und ihre `Heilung@ (§ 1310 Abs. 3 BGB) im Alltag des Standesbeamten, StAZ 1999,<br />

789-796; Bosch/Hegnauer/Hoyer, Ziviltrauung vor religiöser Trauung - sinnvoll oder überholt?, FamRZ 1997,<br />

1313-1322 (rechtsvergleichend zum deutschen, österr. und schweizerischen Recht); Renck, Staatliche und<br />

kirchliche Eheschließung, NJW 1996, 907 f.<br />

Die Ehe muss gem. § 1310 I BGB vor einem Standesbeamten geschlossen werden (Prinzip der<br />

obligatorischen Zivilehe). Wird daneben eine kirchliche Eheschließung neben der Ziviltrauung<br />

vorgenommen, so darf sie nicht vorher erfolgen (§ 67 PStG - Ordnungswidrigkeit; kritisch dazu Renck<br />

aaO.; für verfassungswidrig halten die Vorschrift: Dürig, Die Verfassungswidrigkeit des § 67 PStG,<br />

FamRZ 1955, 337-341, Gernhuber/Coester-Waltjen § 11 I 3 und – wegen Verstoßes gegen die<br />

Religionsfreiheit – Staudinger/Strätz 13 § 1310 Rn. 7).<br />

Zur Eheschließung nach „Sinti-Art“ vgl. BVerfG NJW 1993, 3316<br />

Der Standesbeamte muss zur Mitwirkung bei der Eheschließung bereit sein (also nicht mit Gewalt<br />

gezwungen werden). Er ist zu dieser Mitwirkung verpflichtet, wenn nicht offensichtlich keine den<br />

Vorstellungen der Rechtsordnung entsprechende eheliche Lebensgemeinschaft begründet werden soll<br />

(Scheinehen), § 1310 I 2 iVm § 1314 II Nr. 5 BGB. Dazu § 5 Abs. 4 PStG.<br />

Gem. § 1310 I BGB wird die Ehe dadurch geschlossen, dass die Verlobten vor dem<br />

Standesbeamten persönlich und bei gleichzeitiger Anwesenheit erklären, die Ehe<br />

miteinander eingehen zu wollen.<br />

Fall 4: Bärbel will ihren Hans heiraten, hat aber terminliche Probleme. Sie schickt<br />

deshalb ihre Zwillingsschwester Kathrin zur standesamtlichen Trauung. Niemand merkt<br />

etwas. Zwei Wochen später kommt alles raus. Hans möchte wissen, ob er verheiratet<br />

ist, wenn ja, mit wem.<br />

III. Die Ehefähigkeit<br />

Ehemündigkeit, § 1303 BGB<br />

Geschäftsfähigkeit, § 1304 BGB<br />

IV. Die Eheverbote<br />

Winkler v. Mohrenfels Familienrecht WS 2007/2008


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2. Abschnitt: Die Eheschließung § 6 Die Eheschließung<br />

Die Eheverbote sind in den §§ 1306 bis 1308 BGB abschließend geregelt. Insbesondere<br />

kommt § 138 I BGB nicht zur Anwendung, weil die Sittlichkeitsvorstellungen<br />

bereits in den gesetzlichen Eheverboten konkretisiert sind. Selbst Strafhaft schließt die<br />

Eheschließung heute nicht mehr aus (BVerfGE 33, 1).<br />

Innerhalb der noch bestehenden Eheverbote unterscheidet man zwischen trennenden<br />

(§§ 1306, 1307 BGB: „darf nicht“) und aufschiebenden (§ 1308 BGB: „soll nicht“)<br />

Eheverboten.<br />

Der Verstoß gegen ein trennendes Eheverbot führt grundsätzlich zur Aufhebbarkeit der Ehe (§ 1314 I):<br />

Die Ehe kann auf Antrag durch gerichtliches Urteil aufgehoben werden (§ 1313 BGB).<br />

Das aufschiebende Eheverbot des § 1308 hindert den Standesbeamten zwar daran, die Erklärungen der<br />

Eheschließenden entgegenzunehmen, berührt aber die Gültigkeit einer trotzdem geschlossenen Ehe<br />

nicht. Im Übrigen kann das Familiengericht von diesem Verbot Befreiung erteilen.<br />

1. Die trennenden Eheverbote<br />

a) Das Verbot der Doppelehe, § 1306 BGB<br />

Nach § 1306 BGB darf eine Ehe nicht geschlossen werden, wenn einer der Partner<br />

noch in gültiger Ehe oder Lebenspartnerschaft mit einer dritten Person lebt.<br />

b) Das Eheverbot der Verwandtschaft, § 1307 BGB<br />

2. Das aufschiebende Eheverbot der Adoption, § 1308 BGB<br />

V. Willensmängel bei der Eheschließung, § 1314 II BGB<br />

1. Bewusstlosigkeit oder vorübergehende Störung der Geistestätigkeit, § 1314<br />

Abs. 2 Nr. 1 BGB<br />

2. Irrtum über die Eheschließung, § 1314 Abs. 2 Nr. 2 BGB<br />

3. Täuschung, § 1314 Abs. 2 Nr. 3 BGB<br />

4. Drohung, § 1314 Abs. 2 Nr. 4 BGB<br />

5. Scheinehe, § 1314 Abs. 2 Nr. 5 BGB<br />

Otte, „Wenn der Schein trügt” – zum zivil-, verfahrens- und kollisionsrechtlichen Umgang mit der sog.<br />

„Aufenthaltsehe” in Deutschland und Europa, JuS 2000, 148–156; Wolf, Der Standesbeamte als<br />

Ausländerbehörde oder Das neue Eheverbot der pflichtenlosen Ehe, FamRZ 1998, 1477–1488; Finger,<br />

Scheinehen – eine Entschließung des Rates der Europäischen Union zum Ausländerrecht; § 1314 Abs. 2 Nr.<br />

5 BGB n.F. (Eheschließungsrecht), FuR 1998, 289–293.<br />

VI. Die Folgen der fehlerhaften Ehe<br />

1. Die fehlerhaft zustande gekommene wirksame Ehe<br />

2. Die aufhebbare Ehe<br />

Tschernitschek, Der mißglückte § 1318 BGB, FamRZ 1999, 829–830; Lüke, Eheaufhebungsklage bei<br />

geschiedener Ehe - BGH, NJW 1996, 2727, in: JuS 1997, 397–399.<br />

3. Die Nichtehe<br />

Winkler v. Mohrenfels Familienrecht WS 2007/2008

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