Skript Teil C ( §§ 13-17 (S. 24-28)
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C. Ungerechtfertigte Bereicherung § <strong>13</strong> Überblick<br />
C. Ungerechtfertigte Bereicherung<br />
§ <strong>13</strong> Überblick<br />
I. Allgemeines<br />
II. Die Grundtatbestände<br />
1. Die Leistungskondiktion<br />
§ 812 I 1 Fall 1 (condictio sine causa bzw. indebiti)<br />
§ 812 I 2 Fall 1 (condictio ob causam finitam)<br />
§ 812 I 2 Fall 2 (condictio ob rem)<br />
§ 8<strong>13</strong> S. 1, § 8<strong>17</strong> S. 1 (condictio ob turpem vel iniustam causam)<br />
2. Nichtleistungskondiktionen<br />
a) Die Eingriffskondiktion<br />
Besonders gesetzlich geregelte Fälle: §§ 816 I 1, 816 I 2, 816 II, 822 BGB<br />
b) Die Rückgriffs- und Verwendungskondiktion<br />
III. Der Umfang des Bereicherungsanspruchs<br />
§ 14 Die Voraussetzungen der Leistungskondiktion<br />
D. Giesen, Grundsätze der Konfliktlösung im Besonderen Schuldrecht, Die ungerechtfertigte Bereicherung (<strong>Teil</strong> 1:<br />
Leistungskondiktionen), Jura 1995, 169–182.<br />
I. „Etwas erlangt” (Vermögensvorteile)<br />
1. Erwerb von Rechten<br />
2. Erwerb vorteilhafter Rechtspositionen<br />
- Grundbucheintragung<br />
- bindende Auflassung<br />
- Hinterlegung<br />
3. Befreiung von Verbindlichkeiten<br />
4. Erwerb von Gebrauchs- und Nutzungsmöglichkeiten<br />
- unbefugte Verwertung eines Fotos (BGH NJW 79, 2205)<br />
- erschlichene Flugreise (BGHZ 55, 1<strong>17</strong>)<br />
- unbefugtes Anbringen eines Reklameplakats an öffentlicher Straße (BGHZ 22, 395)<br />
II. Durch Leistung eines anderen<br />
Kamionka, Der Leistungsbegriff im Bereicherungsrecht, JuS 1992, 845–851, 929–934.<br />
Leistung im Sinne des Bereicherungsrechts ist jede bewusste und zweckgerichtete Vermehrung<br />
fremden Vermögens.<br />
III. Ohne rechtlichen Grund<br />
J.Kohler, Schwebende Vindikationslagen, NJW 1988, 1054–1059.<br />
1. Die condictio indebiti, §§ 812 I 1 Fall 1, 8<strong>13</strong> BGB<br />
Einsele, Geschäftsführung ohne Auftrag bei nichtigen Verträgen? – BGH NJW 1997, 47, JuS 1998, 401–404;<br />
S. Lorenz, Gescheiterte Vertragsbeziehungen zwischen Geschäftsführung ohne Auftrag und Bereicherungsrecht:<br />
Winkler v. Mohrenfels Grundkurs BGB III SS 2008
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C. Ungerechtfertigte Bereicherung § 15 Die Voraussetzungen der Eingriffskondiktion<br />
späte Einsicht des BGH?, NJW 1996, 883–887.<br />
Fall 67: Huber kauft von dem <strong>17</strong>-jährigen Fiete dessen gebrauchtes Mofa zum Preise von 100<br />
€. 50 € zahlt Huber an, der Rest soll bei Übergabe des Mofas folgen. Dazu kommt es nicht mehr,<br />
weil Fietes Eltern das Geschäft nicht genehmigen. Rechte des Huber?<br />
2. Die condictio ob causam finitam, § 812 I 2 Fall 1 BGB<br />
Fall 68: Huber kauft von Fiete dessen Mofa mit der Maßgabe, dass der Vertrag nicht gelten solle,<br />
wenn Fiete zum bevorstehenden Geburtstag von seinen Eltern kein neues Mofa geschenkt bekommt.<br />
Huber zahlt wiederum 50 € an. Tatsächlich schenken Fietes Eltern ihm zum Geburtstag<br />
kein Mofa, sondern eine Ferienreise. Rechte des H?<br />
3. Die condictio causa data causa non secuta oder condictio ob rem, § 812 I 2 Fall 2 BGB<br />
Erfolg iSd. condictio ob rem setzt voraus, dass ein besonderer Zweck verfolgt wird, dessen<br />
schuldvertragliche Regelung entweder nicht möglich oder nicht erwünscht war. Die Parteien<br />
müssen sich über diesen Zweck verständigt haben, also eine Zweckvereinbarung getroffen haben.<br />
Fall 69: Karin schenkt ihrem Freund Martin ein Fahrrad, da beide gemeinsam eine Fahrradtour<br />
durch Südfrankreich machen wollen. Martin radelt stattdessen jedoch mit Christine durch Schottland,<br />
die Freundschaft mit Karin zerbricht. Kann Karin das Fahrrad von Martin zurückverlangen?<br />
4. Die condictio ob turpem vel iniustam causam, § 8<strong>17</strong> S. 1 BGB<br />
IV. Ausschluss der Leistungskondiktion<br />
1. Kenntnis der Nichtschuld, sittliche Pflicht, § 814 BGB<br />
2. Unmöglichkeit bzw. Verhinderung des Erfolgs, § 815 BGB<br />
3. Verstoß auch des Leistenden gegen die guten Sitten, § 8<strong>17</strong> S. 2 BGB<br />
Michalski, Die analoge Anwendung des § 8<strong>17</strong> Satz 2 außerhalb des § 8<strong>17</strong> Satz 1 BGB (I), Jura 1994, 1<strong>13</strong>–118;<br />
(Schluss), Jura 1994, 232–238; Möller, Leistungskondiktion trotz beiderseitiger Sittenwidrigkeit? – Die Einschränkung<br />
des § 8<strong>17</strong> S. 2 BGB durch den BGH, NJW 2006, 268–270.<br />
§ 8<strong>17</strong> S. 2 BGB gilt nicht nur für die condictio nach § 8<strong>17</strong> S. 1 BGB, sondern für alle Fälle der<br />
Leistungskondiktion aus §§ 822, 8<strong>13</strong>, 8<strong>17</strong> BGB. Damit ist die Vorschrift so zu lesen: „Die<br />
Rückforderung ist ausgeschlossen, wenn dem Leistenden gleichfalls oder allein ein solcher<br />
Verstoß zur Last fällt, ...”.<br />
§ 15 Die Voraussetzungen der Eingriffskondiktion<br />
D. Giesen, Grundsätze der Konfliktlösung im Besonderen Schuldrecht, Die ungerechtfertigte Bereicherung (<strong>Teil</strong> 2:<br />
Nichtleistungskondiktionen), Jura 1995, 234–<strong>24</strong>5.<br />
I. „Etwas erlangt”<br />
II. In sonstiger Weise auf Kosten des Entreicherten<br />
1. Abgrenzung zur Leistungskondiktion<br />
2. Eingriff<br />
Fall 70 (BGHZ 55, <strong>17</strong>6 = NJW 1971, 612 = Jura 2003, 333 – „Jungbullen”-Fall): Dieb D stiehlt<br />
dem Bauern B zwei Jungbullen und verkauft sie für 850 € an den gutgläubigen Fleischwarenfabrikanten<br />
F, der sie in seiner Fabrik verwertet. B verlangt von F Wertersatz.<br />
Winkler v. Mohrenfels Grundkurs BGB III SS 2008
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C. Ungerechtfertigte Bereicherung § 16 Der Inhalt des Bereicherungsanspruchs<br />
3. „auf dessen Kosten“<br />
III. Sonderfälle<br />
1. Wirksame entgeltliche Verfügung eines Nichtberechtigten, § 816 I 1 BGB<br />
a) Nichtberechtigter<br />
b) entgeltliche Verfügung<br />
c) dem Berechtigten gegenüber wirksam<br />
Fall 71: L veräußert den von E geliehenen Fernseher für 300 € an den gutgläubigen D. E verlangt<br />
von L Herausgabe des Kaufpreises.<br />
2. Wirksame unentgeltliche Verfügung eines Nichtberechtigten, § 816 I 2 BGB<br />
Fall 72: L verschenkt den von E geliehenen Fernseher an den gutgläubigen D. E verlangt von D<br />
Herausgabe.<br />
3. Wirksame Leistungsannahme durch Nichtberechtigten, § 816 II<br />
Fall 73: Siegfried überweist an Gustav 1.000 € zur Rückzahlung eines Darlehens, ohne zu wissen,<br />
dass Gustav diese Forderung zuvor an Klumpe abgetreten hatte. Von wem bekommt Klumpe<br />
sein Geld?<br />
4. Unentgeltliche Zuwendung der Bereicherung an einen Dritten, § 822 BGB<br />
Fall 74: A verkauft und übereignet einen Fernseher an B, dieser verschenkt ihn an C. Später stellt<br />
sich heraus, dass der Kaufvertrag unwirksam ist. Rechte des A?<br />
§ 16 Der Inhalt des Bereicherungsanspruchs<br />
D. Giesen, Grundsätze der Konfliktlösung im Besonderen Schuldrecht, Die ungerechtfertigte Bereicherung (<strong>Teil</strong> 3:<br />
Der Bereicherungsumfang), Jura 1995, <strong>28</strong>1–<strong>28</strong>8.<br />
I. Herausgabe des Erlangten<br />
1. Das ursprünglich Erlangte, § 812<br />
2. Nutzungen, § 818 I Alt. 1<br />
3. Surrogate, § 818 I Alt. 2<br />
Fall 75: B tauscht das Pferd des A, welches ihm zugelaufen war, gegen den Pkw des C ein.<br />
Rechte des A?<br />
II. Wertersatz, § 818 II BGB<br />
III. Beschränkung auf die Bereicherung, § 818 III BGB<br />
1. Bereicherungsfortfall<br />
Fall 76: Erwin Huber kann die Kreditkosten für den Erwerb seines Hauses nicht mehr tragen.<br />
Sohn Hubert springt in Erwartung, das Haus später zu erben, ein. Nachdem Huber seine Tochter<br />
Elfi als Vertragserbin eingesetzt und ihr das Haus „schon vorab“ geschenkt hat, verlangt Hubert<br />
von seinem Vater die Rückgabe der gezahlten Kreditkosten. Zu Recht?<br />
Winkler v. Mohrenfels Grundkurs BGB III SS 2008
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C. Ungerechtfertigte Bereicherung § 16 Der Inhalt des Bereicherungsanspruchs<br />
2. Saldoermittlung<br />
Fall 77: A verkauft B durch nichtigen Kaufvertrag eine Kuh. Die Kuh kalbt, wird 2 Wochen<br />
gefüttert und steckt durch eine von Anfang an bestehende Krankheit die Herde des B an. 3 Kühe<br />
des B verenden. Ansprüche des B?<br />
3. Zweikondiktionen- und Saldotheorie<br />
Finkenauer, Das faktische Synallagma und die Lehre von der Gesamtabrechnung – BGH NJW 1995, 454, JuS 1998,<br />
986–991; U.Hoffmann, Die Saldotheorie im Bereicherungsrecht, Jura 1997, 416–418.<br />
Fall 78: B kauft von A für 1.000 € einen Kran, der wegen unsachgemäßer Behandlung Totalschaden<br />
erleidet. Der Kaufvertrag erweist sich als nichtig. Kann B den Kaufpreis zurückverlangen?<br />
Saldotheorie gilt nicht<br />
C bei Minderjährigen und sonst nicht voll Geschäftsfähigen (ansonsten faktische Bindung an den Vertrag) (BGH<br />
ZIP 1994, 954)<br />
C bei arglistig Getäuschten (BGHZ 53, 144, 147)<br />
C bei Opfern von Wucher oder wucherähnlichen Geschäften nach § <strong>13</strong>8 BGB (BGH NJW 2001, 1127)<br />
C bei mängelbedingter Entwertung der Kaufsache (nur der Verkäufer trägt das Risiko für den Sachmangel)<br />
(BGHZ 78, 216)<br />
und überhaupt nicht (hier Anwendung der modifizierten Zweikondiktionentheorie)<br />
C in den Vorleistungsfällen<br />
C bei gleichzeitiger dinglicher Rückforderung<br />
IV. Die aufgedrängte Bereicherung<br />
V. Die verschärfte Haftung des Bereicherten, § 818 IV BGB<br />
Medicus, Die verschärfte Haftung des Bereicherungsschuldners, JuS 1993, 705–710.<br />
1. Voraussetzungen (alternativ)<br />
a) Rechtshängigkeit, § 818 IV<br />
b) Kenntnis des Rechtsgrundmangels, § 819 I<br />
c) Ferner: §§ 819 II, 820 I 1, 820 I 2<br />
2. Rechtsfolgen<br />
BGHZ 55, 1<strong>28</strong>, <strong>13</strong>4 f.<br />
a) Haftung für Verschulden, Herausgabe auch der schuldhaft nicht gezogenen Nutzungen,<br />
§§ 292, 987<br />
b) Keine Berufung auf den Wegfall der Bereicherung<br />
c) Verzugshaftung nach § <strong>28</strong>7<br />
d) Anwendbarkeit des § <strong>28</strong>5<br />
BGHZ 75, 203 = NJW 1980, <strong>17</strong>8 = JuS 1980, 376<br />
VI. Übungsfall aus der neueren Rechtsprechung<br />
Fall 79 (nach BGHZ 158, 63 = NJW 2004, <strong>13</strong>14 = JuS 2004, 6<strong>24</strong> = JA 2004, 594: Die Eheleute G<br />
schenkten im April 1995 ihrer Freundin F ein Sparguthaben in Höhe von 35.000 DM. F kaufte sich davon<br />
einen Pkw Nissan den sie ihrem Sohn S schenkte. In der Folgezeit wurden die Eheleute G pflegebedürftig,<br />
im Laufe des Jahres 1998 verstarben sie. Der Landkreis K als Träger der Sozialhilfe leitete die Rückgewähransprüche<br />
der Eheleute G auf sich über und verlangt nun von Siegfried Zahlung für die aufgewendeten<br />
Heizkosten in Höhe von 35.000 DM. S verweigert die Zahlung, er ist allenfalls zur Herausgabe des<br />
Pkw bereit, der einen Zeitwert von 16.700 DM hat. Wie ist die Rechtslage?<br />
Winkler v. Mohrenfels Grundkurs BGB III SS 2008
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C. Ungerechtfertigte Bereicherung § 16 Der Inhalt des Bereicherungsanspruchs<br />
§ <strong>17</strong> Mehrpersonenverhältnisse<br />
S. Lorenz, Bereicherungsrechtliche Drittbeziehungen, JuS 2003, 729–733, JuS 2003, 839 –845; Medicus, Schuldrecht<br />
II 14 (2007), § <strong>13</strong>3; Schnauder, Der Stand der Rechtsprechung zur Leistungskondiktion, NJW 1994, 537–545;<br />
Schreiber, Der Bereicherungsausgleich im Mehrpersonenverhältnis, Jura 1986, 539–545.<br />
I. Leistungskette<br />
II. Dreiecksverhältnisse<br />
Wilhelm, „Upon the cases“ bei der Leistungskondiktion in Dreiecksverhältnissen?, JZ 1994, 585–596.<br />
Fall 80: Rechtsanwalt Fuchs muss Geld vom Anderkonto an Reich leisten, aus dem er sich<br />
bereits selbst bedient hatte. Er veranlasst deshalb Bräsig, der gerade eine Einzahlung auf ein<br />
Anderkonto vornehmen soll zur Zahlung direkt an Reich, und zwar so geschickt, dass Bräsig gar<br />
nicht merkt, dass er an Reich zahlt. Nach dem Auffliegen der Geschichte verlangt Bräsig Rückzahlung<br />
von Reich. Fuchs ist über alle Berge.<br />
Vgl. ferner:<br />
BGH WM 1994, 1420 (gefälschter Überweisungsvordruck)<br />
BGHZ 151, 127 = NJW 2002, <strong>28</strong>71 (Einziehung nach Pfändung)<br />
BGHZ 58, 184, 188 ff. (Vertrag zugunsten Dritter)<br />
III. Abtretung mangelhafter Forderung<br />
BGHZ 105, 365 (= NJW 1989, 900); Larenz/Canaris, Schulrecht II/2 <strong>13</strong> § 70 V 1 a, S. 237 f.; Medicus, Schuldrecht II 14 , Rz.730.<br />
IV. Verbrauch fremder Sachen<br />
V. Einbau fremder Sachen auf fremdem Grundstück<br />
BGHZ 56, 2<strong>28</strong>, <strong>24</strong>2; BGH NJW-RR 1991, 343.<br />
Winkler v. Mohrenfels Grundkurs BGB III SS 2008