10. Abschnitt: Kindschaftsrecht I: Die Abstammung (S. 30-33)
10. Abschnitt: Kindschaftsrecht I: Die Abstammung (S. 30-33)
10. Abschnitt: Kindschaftsrecht I: Die Abstammung (S. 30-33)
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<strong>10.</strong> <strong>Abschnitt</strong><br />
<strong>Kindschaftsrecht</strong> I: <strong>Die</strong> <strong>Abstammung</strong><br />
Willutzki, Umsetzung der <strong>Kindschaftsrecht</strong>sreform durch die Praxis, KindPrax 2000, 45-48; Schwab/Wagenitz, Familienrechtliche<br />
Gesetze, Synoptische Textausgabe mit dem neuen <strong>Kindschaftsrecht</strong> und einer Einführung in die Reformgesetze,<br />
3. Aufl. 1999; Coester-Waltjen, Einführung in die Reform des <strong>Kindschaftsrecht</strong>s, Jura 1998, 436-440; <strong>Die</strong>derichsen,<br />
<strong>Die</strong> Reform des Kindschafts- und Beistandschaftsrechts, NJW 1998, 1977-1991; Moritz, <strong>Die</strong> wichtigsten<br />
Neuregelungen im <strong>Kindschaftsrecht</strong>, JA 1998, 704-712; Schwab/Wagenitz, Einführung in das neue <strong>Kindschaftsrecht</strong>,<br />
FamRZ 1997, 1377-1383.<br />
Materialien: Proksch, Begleitforschung zur Umsetzung der Neuregelungen zur Reform des <strong>Kindschaftsrecht</strong>s, Download<br />
von http://www.bmj.bund.de.<br />
I. Einleitung<br />
ALR II 2 § 639:<br />
Uneheliche Kinder treten weder in die Familie des Vaters noch der Mutter<br />
ein.<br />
Art. 340 code civil v. 1804:<br />
"La recherche de la paternité est interdite."<br />
Von Napoleon überlieferter Ausspruch<br />
"l'Etat n'a pas besoin de bâtards."<br />
<strong>Kindschaftsrecht</strong>sreform 1998: Beistandschaftsgesetz v. 4.12.1997, <strong>Kindschaftsrecht</strong>sreformgesetz<br />
(KindRG) v. 16.12.1997, Erbrechtsgleichstellungsgesetz (ErbGleichG) v. gleichen<br />
Tage und Kindesunterhaltsgesetz (KindUG) vom 6.4.1998 (Schönf. Nr. 101a). In<br />
Kraft getreten am 1. Juli 1998, das ErbGleichG bereits am 1.4.1998. Übergangsvorschriften in<br />
Art. 223, 224, 227 EGBGB.<br />
<strong>Die</strong> wichtigsten Neuerungen der <strong>Kindschaftsrecht</strong>sreform 1998 sind:<br />
- Gleichstellung aller Kinder, Abschaffung der nichtehelichen Kindschaft. Nur<br />
im <strong>Abstammung</strong>srecht gibt es noch gewisse Unterschiede<br />
- Abschaffung der Legitimation.<br />
- Gemeinsame elterliche Sorge auch nach der Scheidung als Regelfall, auch für nicht<br />
miteinander verheiratete Eltern. Stärkung der Stellung des nichtehelichen Vaters.<br />
- Verfahrenspfleger für das Kind im Sorgerechtsverfahren.<br />
- Abschaffung der Amtspflegschaft zugunsten der Beistandschaft.<br />
- Anspruch des Kindes auf Umgang mit den Eltern;<br />
- unterhaltsrechtliche Gleichstellung aller Kinder. Das KindUG soll darüber hinaus<br />
die Anpassung von Unterhaltsrenten an die Einkommensentwicklung erleichtern (Dynamisierung).<br />
Winkler v. Mohrenfels Familienrecht WS 2003/2004
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<strong>10.</strong> <strong>Abschnitt</strong>: <strong>Kindschaftsrecht</strong> I: <strong>Die</strong> <strong>Abstammung</strong><br />
II. <strong>Abstammung</strong><br />
- erbrechtliche Gleichstellung aller Kinder: aus dem Erbersatzanspruch wird eine<br />
volle Erbenstellung. Das Gesetz gilt nur, falls der Erblasser vor dem 1.4.1998 gestorben<br />
ist<br />
II. <strong>Abstammung</strong><br />
Waritzek, Rechtliche Elternschaft bei medizinisch unterstützter Fortpflanzung, 2002; Gaul, Ausgewählte Probleme<br />
des materiellen Rechts und des Verfahrensrechts im neuen <strong>Abstammung</strong>srecht, FamRZ 2000, 1461–1476; Helms, <strong>Die</strong><br />
Feststellung der biologischen <strong>Abstammung</strong>, 1999; Muscheler/Beisenherz, Das neue <strong>Abstammung</strong>srecht, JR 1999, 356–<br />
361; Otto, Das neue <strong>Abstammung</strong>srecht seit dem 1. Juli 1998, RPfleger 1999, <strong>30</strong>9–310; Wolf, <strong>Die</strong> <strong>Abstammung</strong> von<br />
durch medizinische Fortpflanzung gezeugten Kindern nach dem Kindschaftsreformgesetz, FuR 1998, 392–397; Gaul,<br />
<strong>Die</strong> Neuregelung des <strong>Abstammung</strong>srechts durch das <strong>Kindschaftsrecht</strong>sreformgesetz, FamRZ 1997, 1441–1466;<br />
Mutschler, Interessenausgleich im <strong>Abstammung</strong>srecht – Teilaspekte der <strong>Kindschaftsrecht</strong>sreform, FamRZ 1996,<br />
1381–1386; Bentert, Der Vater, aber nicht der Vater – Zur Neuregelung der Vaterschaftsanfechtung im Entwurf des<br />
<strong>Kindschaftsrecht</strong>sreformgesetz –, FamRZ 1996, 1386–1387.<br />
1. Übergangsrecht<br />
Geregelt in Art. 224 § 1 EGBGB. Gemäß Art. 224 § 1 Abs. 1 EGBGB bleibt das alte <strong>Abstammung</strong>srecht<br />
für alle vor dem 1. Juli 1998 geborenen Kinder maßgeblich. <strong>Die</strong> Anfechtung<br />
richtet sich allerdings nach neuem Recht (Abs. 2).<br />
2.<strong>Die</strong> Feststellung der Mutterschaft<br />
3. <strong>Die</strong> Feststellung der Vaterschaft<br />
a) Geburt während bestehender Ehe<br />
Ernst, <strong>Die</strong> Vater-Kind-Zuordnung aufgrund der Ehe der Mutter, Diss. 1993.<br />
(1) <strong>Die</strong> Vaterschaftsvermutung<br />
Sonderfälle moderner Reproduktionsmedizin:<br />
i. homologe natürliche oder in-vitro-Insemination<br />
ii. heterologe natürliche oder in-vitro-Insemination<br />
iii. Leih- und Ersatzmutterschaft<br />
Fall 29: Gustav und Paula sind seit 10 Jahren miteinander verheiratet; seit 5 Jahren leben sie<br />
getrennt. Am 1.4.2003 gebiert Paula ihren Sohn Martin, der unstreitig nicht von Gustav abstammt.<br />
Gustav weigert sich, für Martin Unterhalt zu zahlen. Mit Recht?<br />
(2) <strong>Die</strong> Anfechtung der Vaterschaft<br />
Wieser, Zur Anfechtung der Vaterschaft nach neuem Recht, FamRZ 1998, 1004-1007.<br />
Zur Anfechtung im Falle heterologer Insemination: OLG Celle NJW 2001, 3419.<br />
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<strong>10.</strong> <strong>Abschnitt</strong>: <strong>Kindschaftsrecht</strong> I: <strong>Die</strong> <strong>Abstammung</strong><br />
II. <strong>Abstammung</strong><br />
b) Geburt außerhalb bestehender Ehe<br />
(1) <strong>Die</strong> Vaterschaftsfeststellung<br />
(a) Bedeutung der Feststellung<br />
(b) Das Vaterschaftsanerkenntnis<br />
Lit.: Wieser aaO.<br />
<strong>Die</strong> Anerkennung der Vaterschaft muß öffentlich beurkundet werden, § 1597 I (§ 1600e<br />
aF). <strong>Die</strong> Beurkundung kann entweder von einem Notar (§ 1 BeurkG), vom Amtsgericht<br />
(§ 62 I Nr. 1 BeurkG), vom Standesbeamten (§ 29a PStG) oder vom Jugendamt (§ 59 I<br />
Nr. 1 KJHG) vorgenommen werden. Zur öffentlichen Beurkundung vgl. §§ 6-35 BeurkG.<br />
(c) Anfechtung des Anerkenntnisses<br />
i. Anfechtungsberechtigung<br />
Auch bei bewusst falschem Anerkenntnis, vgl. OLG Köln FamRZ 2002, 629.<br />
ii. Form der Anfechtung<br />
<strong>Die</strong> Anfechtung erfolgt durch Anfechtungsklage des Mannes gegen das Kind bzw. des Kindes<br />
oder der Mutter gegen den Mann, § 1600e Abs. 1. Nach altem Recht war hierfür das<br />
Amtsgericht zuständig, nach neuem Recht ist für Kindschaftssachen nunmehr das Familiengericht<br />
zuständig, vgl. die hinzugefügte Nr. 12 in § 23b GVG.<br />
iii. <strong>Abstammung</strong>svermutung<br />
iv. <strong>Die</strong> gerichtliche Feststellung der Vaterschaft<br />
Wieser, Zur Feststellung der Vaterschaft nach neuem Recht, NJW 1998, 2023-2025.<br />
Fall <strong>30</strong> (nach BGH NJW 1999, 1632 = FamRZ 1999, 716): Frieda und Ernst sind unglücklich<br />
miteinander verheiratet. Frieda treibt es in die Arme von Lupo, mit dem sie von Oktober<br />
1998 bis Juli 1999 zusammenlebt. Im Juni 1999 wird ihre Ehe mit Ernst geschieden. Im<br />
Februar 2000 wird ihre Tochter Tamara geboren. Durch rechtskräftiges Urteil wird später<br />
festgestellt, dass Ernst nicht Tamaras Vater ist. Fritz hat zwischenzeitlich auf Capri den feurigen<br />
Ricardo kennengelernt, den sie dann auch heiratet. Ricardo erkennt mit ihrer Zustimmung die<br />
Vaterschaft für Tamara an. Damit ist Lupo nicht einverstanden, er hält sich selbst für Tamaras<br />
Vater und möchte dies auf dem Klagewege feststellen lassen. Mit Aussicht auf Erfolg?<br />
Winkler v. Mohrenfels Familienrecht WS 2003/2004
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<strong>10.</strong> <strong>Abschnitt</strong>: <strong>Kindschaftsrecht</strong> I: <strong>Die</strong> <strong>Abstammung</strong><br />
II. <strong>Abstammung</strong><br />
c) Übergangsrecht im Einigungsvertrag<br />
Vor dem 3.<strong>10.</strong>1990 ergangene Vaterschaftsfeststellungen (Art. 234 § 7 Abs. 1 S. 1<br />
EGBGB) sowie solche Vaterschaftsanerkenntnisse, die vor dem 3.<strong>10.</strong>1990 und nach dem<br />
31.3.1966 (Inkrafttreten des FGB) ergangen sind (Abs. 1 S. 2), bleiben unberührt. Für vor<br />
dem 1.4.1966 ergangene Anerkenntnisse gilt das gleiche, sofern sie die Wirkung einer Vaterschaftsfeststellung<br />
haben, Abs. 4.<br />
Zur Anfechtungsfrist bei Anfechtung durch das Kind vgl. OLG Hamm DtZ 1995, 416, 417.<br />
Winkler v. Mohrenfels Familienrecht WS 2003/2004