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Hausarbeit zur Übung im Strafrecht für Fortgeschrittene - Johannes ...

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<strong>Johannes</strong> Gutenberg-Universität Mainz (JGU)<br />

Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Strafrecht</strong> und Strafprozeßrecht<br />

Prof. Dr. Volker Erb<br />

<strong>Übung</strong> <strong>im</strong> <strong>Strafrecht</strong> <strong>für</strong> <strong>Fortgeschrittene</strong> <strong>im</strong> Sommersemester 2014<br />

- Ferienhausarbeit -<br />

Sachverhalt:<br />

Anton (A) ist leidenschaftlicher Motorradfahrer und auch sonst vom Lebensstil der Biker fasziniert.<br />

Deshalb schließt er sich dem Motorradclub (MC) „Meenzer Street Devils“ an. Als sog. prospect<br />

muss er sich zuerst den Respekt der Vollmitglieder erarbeiten: Eine erste Gelegenheit bietet sich<br />

Anton, als ihn der Präsident (P) des lokalen chapters beauftragt, die Getränkeversorgung <strong>für</strong> einen<br />

Grillabend des MCs sicherzustellen. Anton hat <strong>zur</strong>zeit aber wenig Geld, während Rocker regelmäßig<br />

großen Durst haben. Als er gerade über eine Eisenbahnbrücke läuft, kommt ihm eine Idee: Am<br />

Geländer der Brücke hängen tausende sog. „Liebesschlösser“. Das sind handelsübliche<br />

Sicherheitsschlösser, in die verliebte Paare ihre Initialen gravieren lassen. Als Symbol ewiger Liebe<br />

werden sie am Geländer angeschlossen; den Schlüssel werfen die Paare in den Rhein. Die<br />

Eigentümerin der Brücke (Deutsche Bahn AG) duldet diesen Brauch nicht zuletzt aus Imagegründen<br />

bereits seit Jahren und schreitet erst bei Gefahr ein. Anton kehrt später mit PKW und<br />

Bolzenschneider <strong>zur</strong>ück <strong>zur</strong> Brücke, zertrennt die Bügel von 150 Schlössern und packt sie in den<br />

Kofferraum. Anschließend verkauft er sie – wie zuvor geplant – <strong>für</strong> € 200,- an den Schrotthändler<br />

(S), der ihm einige Tage zuvor berichtet hat, dass er solche Schlösser gelegentlich von der Deutschen<br />

Bahn selbst ankauft.<br />

Nachdem der Grillabend dank Anton ein „voller Erfolg“ geworden ist, ruft ihn P in sein Büro und<br />

eröffnet ihm, dass er auf dem besten Weg sei, sich sein patch zu verdienen. Eine Sache wäre da aber<br />

noch: P habe kürzlich erfahren, dass ein Ableger der berüchtigten „Red Runners“ <strong>im</strong> Begriff sei, in<br />

Mainz Fuß zu fassen. Er gehe daher davon aus, dass Anton den neuen Rivalen alsbald „mit<br />

Nachdruck“ deutlich macht, welcher MC in Mainz das Sagen hat. Dabei ist ihm jeder Ausgang recht.<br />

Weiter teilt P mit, dass sich Mitglieder der „Runners“ regelmäßig nahe einer <strong>im</strong> Wald gelegenen<br />

Gaststätte aufhalten. Am nächsten Abend fährt Anton „inkognito“ mit seinem Auto dorthin. Vor der<br />

Türe stehen zwei Biker, Bruno (B) und Carlo (C), mit dem Rücken zu Anton und unterhalten sich bei<br />

einer Zigarette. Die Gelegenheit scheint Anton günstig, um an den beiden ein Exempel zu statuieren.<br />

Er gibt daher Vollgas und steuert mit einer Endgeschwindigkeit von ca. 50 km/h direkt auf die<br />

beiden zu. Bruno, der die Gefahr gerade noch rechtzeitig bemerkt, hat Glück und kann <strong>im</strong> letzten<br />

Moment einen Schritt <strong>zur</strong> Seite machen. Das Auto fährt nur über seinen rechten Fuß und bricht ihm<br />

dabei mehrere Zehen. Carlo dagegen wird frontal erfasst und kann sich nur noch auf die Motorhaube<br />

abstützen. Durch die Kollision mit dem PKW wird er einige Meter durch die Luft geschleudert und<br />

trägt be<strong>im</strong> anschließenden Aufprall auf den Boden eine Kopfplatzwunde und ein Schädel-Hirn-<br />

Trauma davon. Be<strong>im</strong> Anblick des humpelnd fliehenden Bruno ist Anton zufrieden und verzichtet<br />

darauf, ihn noch einmal anzufahren. Da sich der Sturz von Carlo außerhalb seines Sichtfeldes in der<br />

Dunkelheit abgespielt hat, steigt Anton nun aus dem Auto, um sein Werk zu begutachten. Carlo liegt<br />

verletzt am Boden und fleht schluchzend, ihn zu verschonen. Anton rechnet in diesem Moment nicht<br />

mit einer lebensgefährlichen Verletzung. Weil er weiß, dass <strong>für</strong> eins der begehrten Rocker-<br />

Abzeichen bereits ein nicht-tödlicher Angriff auf feindliche Biker ausreicht, fährt er davon.<br />

Als Anton ein paar Stunden später zu Hause sitzt, fällt ihm ein, dass es eine große Schmach <strong>für</strong> einen<br />

Biker ist, wenn er die Lederweste mit den Emblemen seines MC verliert. Er kehrt deshalb noch<br />

einmal zum Tatort <strong>zur</strong>ück, wo der – tatsächlich lebensgefährlich verletzte – Carlo noch <strong>im</strong>mer am<br />

Boden liegt. Während Anton ihm die „Kutte“ abstreift, behält er sich vor, sie später feierlich zu<br />

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verbrennen oder als Trophäe <strong>für</strong> seinen geglückten Überfall <strong>im</strong> Clubhe<strong>im</strong> aufzuhängen. Gleichzeitig<br />

bemerkt Anton, dass Carlo gar keine Gegenwehr leistet und sich inzwischen eine größere Blutlache<br />

um seinen Kopf gebildet hat. Weil ein echter Rocker keine Reue kennt, ruft Anton jedoch keine<br />

Hilfe, sondern kehrt so schnell wie möglich ins Clubhe<strong>im</strong> <strong>zur</strong>ück, um mit seinen Heldentaten zu<br />

prahlen. Er n<strong>im</strong>mt dabei in Kauf, dass Carlo ums Leben kommt. Zufällig wird Carlo jedoch wenig<br />

später von einem Spaziergänger entdeckt und dank einer Notoperation noch gerettet.<br />

Aufgabe: Erstatten Sie ein Gutachten <strong>zur</strong> Strafbarkeit von Anton und dem Präsidenten.<br />

Bearbeitervermerk: §§ 129, 142, 211, 221, 315b, 323c StGB sind nicht zu prüfen. Erforderliche<br />

Strafanträge sind gestellt.<br />

- Bitte beachten Sie die folgenden Hinweise -<br />

Bitte geben Sie die <strong>Hausarbeit</strong> auf Papier ab und schicken zusätzlich eine identische elektronische Version <strong>im</strong> .pdf-Format<br />

an hausarbeit.erb@uni-mainz.de! Bitte senden Sie Ihre <strong>Hausarbeit</strong> nicht an eine der persönlichen Adressen! Fristende ist<br />

Donnerstag, der 17.04.2014, 12.00 Uhr be<strong>im</strong> Pedell <strong>im</strong> ReWi-Haus (oder Posteingang spätestens an diesem Tag - es gilt nicht das<br />

Datum des Poststempels). Später eingehende Arbeiten werden nicht mehr korrigiert, Fristverlängerungen sind <strong>im</strong> Hinblick auf den<br />

langen Bearbeitungszeitraum generell ausgeschlossen. Um das Risiko zu vermeiden, infolge unvorhergesehener Ereignisse die Abgabefrist<br />

zu versäumen, wird deshalb dringend empfohlen, die Arbeit möglichst frühzeitig zu schreiben und keinesfalls erst kurz vor<br />

Fristende auszudrucken. Es wird nicht erwartet, dass Sie sich während des gesamten Bearbeitungszeitraums mit dem Fall befassen;<br />

vier Wochen intensiver Beschäftigung sollten i.d.R. genügen.<br />

I. Allgemeines<br />

1. Die Bearbeitung des Falles darf einschließlich der Fußnoten einen Umfang von 25 Seiten [1,5-zeilig, 1/3 Rand, Schriftgröße = 12<br />

pt., Fußnoten 10 oder 11 pt., bei Schriftart T<strong>im</strong>es New Roman] zuzüglich Inhalts- und Literaturverzeichnis nicht überschreiten. Wir<br />

empfehlen die Verwendung normaler Schnellhefter mit Klarsichtvorderteil; Klemmhefter bergen die Gefahr, dass einzelne Seiten<br />

verloren gehen.<br />

2. Die <strong>Hausarbeit</strong> zählt wahlweise als 1. <strong>Hausarbeit</strong> <strong>für</strong> die <strong>Übung</strong> <strong>im</strong> <strong>Strafrecht</strong> <strong>für</strong> <strong>Fortgeschrittene</strong> <strong>im</strong> Sommersemester 2014 oder<br />

als 2. <strong>Hausarbeit</strong> <strong>für</strong> die <strong>Übung</strong> <strong>im</strong> <strong>Strafrecht</strong> <strong>für</strong> <strong>Fortgeschrittene</strong> <strong>im</strong> Wintersemester 2013/2014 bei Herrn PD Dr. Scheinfeld. Die<br />

gewünschte Zuordnung ist als »1. <strong>Hausarbeit</strong> in der <strong>Übung</strong> <strong>für</strong> <strong>Fortgeschrittene</strong> <strong>im</strong> Sommersemester 2014« bzw. »2. <strong>Hausarbeit</strong> in<br />

der <strong>Übung</strong> <strong>für</strong> <strong>Fortgeschrittene</strong> <strong>im</strong> Wintersemester 2013/2014« auf dem Deckblatt deutlich zu machen. Bei nicht eindeutiger Zuordnung<br />

wird sie automatisch <strong>für</strong> die <strong>Übung</strong> <strong>im</strong> Sommersemester 2014 gewertet. Eine nachträgliche Änderung der Zuordnung oder<br />

eine doppelte Anrechnung <strong>für</strong> beide <strong>Übung</strong>en zugleich ist nicht möglich.<br />

II. Teilnahmeberechtigung<br />

Bitte beachten Sie die Teilnahmevoraussetzungen (http://www.rewi.uni-mainz.de/studienbuero/449.php) und wenden Sie sich<br />

ggf. an das Studienbüro Jura.<br />

III. Die unbefugte Weiterveröffentlichung des Falles (insbesondere <strong>im</strong> Internet) ist urheberrechtlich unzulässig und strafbar.<br />

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