Erfahrungsbericht Wintersemester 2012/13
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<strong>Erfahrungsbericht</strong> - Auslandssemester in Sheffield<br />
Charlotte Bellof<br />
Mein Wunsch war es nach England zu gehen, weil ich das Land sehr gerne mag und ich mir<br />
dachte, dass man dort sein Englisch gezielt verbessern kann.<br />
Leider gibt es nur wenige Universitäten in England, die man für ein Semester besuchen kann.<br />
Deshalb habe ich auch Amsterdam und Prag in die engere Auswahl genommen. Dann habe<br />
ich aber den Platz in Sheffield bekommen und mich sehr darüber gefreut.<br />
Die Bewerbung, Unterlagen zu besorgen und das Motivationsschreiben zu verfassen fiel mir<br />
leicht und es war schön, sich mit verschiedenen Ländern, Städten und Universitäten<br />
auseinander zu setzen, um herauszufinden wo ich mich im Herbst studieren sehen.<br />
Kurz nach der Zusage bekam ich schon Informationen von der Sheffield University, die mir<br />
sehr ausführlich offenen Fragen beantworten (zum Beispiel, wie läuft die Kurswahl, bin ich<br />
krankenversichert, wie finde ich eine Unterkunft). Auch die Internetseite war sehr<br />
übersichtlich und hilfreich. Außerdem bekam ich auf Wunsch eine Mentorin, die ich immer<br />
anschreiben konnte, wenn ich etwas wissen wollte und die sich anfangs mit mir getroffen<br />
hat, um mir die Universität zu zeigen.<br />
Meine Unterkunft habe ich über einen Link auf der Homepage der Sheffield University<br />
gefunden, der zu privaten Vermietern geführt hat. Für Studenten, die nur ein Semester in<br />
Sheffield sind wird kein Zimmer im Studentenwohnheim garantiert und ich wollte nicht nach<br />
Sheffield fahren ohne zu wissen wo ich wohne. Deshalb habe ich mich für eine private<br />
Unterkunft entschieden. Ich habe drei Vermieter angeschrieben und mit einem viel hin-und<br />
her geschrieben und mich für das Zimmer in einem kleinen, typisch englischen Backsteinhaus<br />
entschieden. Zwar gab es ein paar, wohl auch typisch englische Probleme, wie<br />
Nacktschnecken in der Küche und Schimmel im Bad aber Vermieter war sehr freundlich und<br />
das ganze Semester über hilfreich. Mein Zimmer war aber immer sauber und schneckenfrei.<br />
Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt.<br />
Sheffield ist eine Stadt mit vielen Hügeln. Ich habe sehr weit oben in Crooks, eine<br />
Studentengegend, gewohnt. Zwar war der Heimweg immer anstrengend aber ich hatte einen<br />
wunderschönen Ausblick über die Stadt.<br />
An der Universität wurde man freundlich in Empfang genommen und an jeder Ecke standen<br />
Studenten, die einem helfen wollten.<br />
Es gab eine so genannte Introduction Week für Gaststudenten. An dieser hätte ich gerne<br />
teilgenommen, leider war sie vorerst beschränkt für Studenten, die zwei Semester bleiben<br />
und schließlich zwei Wochen vorher für andere Studenten freigeben. An diesem Zeitpunkt
hatte ich meinen Flug natürlich schon gebucht. Diese kurzfristige Organisation hat mich<br />
etwas geärgert.<br />
Trotzdem gab es viele andere Möglichkeiten andere Studenten kennen zu lernen. Es gab das<br />
"Give it a go" Heft, mit dem man von Tagesausflügen in andere Städte über Bastelkurse bis<br />
hin zu politischen Workshops alles buchen konnte. Außerdem gab es einen großen 'Markt',<br />
auf dem sich alle Organisationen und Sportvereine vorgestellt haben.<br />
Die Angebote hab ich alle in Anspruch genommen und dadurch Leute kennen gelernt und<br />
eine nette Society gefunden bei der ich mich engagieren konnte. Die Gruppe People and<br />
Planet traf sich jede Woche und durch diese Gruppe bin ich ganz gut in die politischen<br />
Geschehnisse an der Universität informiert wurden und hab andere gleich gesinnte englische<br />
Leute kennen gelernt.<br />
Ich hab bei vielen anderen Erasmus-Studenten mitbekommen, dass sie kaum Kontakt zu<br />
Engländern hatten. Deshalb finde ich es sehr empfehlenswert sich eine Society zu suchen, in<br />
Sheffield gibt es für alle Interessen was passendes!<br />
Trotzdem hatte auch ich größtenteils mit internationalen Studenten zu tun.<br />
Ich hatte das Gefühl, man konnte mit ihnen besser teilen was man gerade durchmacht, mal<br />
über Heimweh reden oder Städte Ausflüge machen.<br />
Außerdem fand ich es sehr spannend, mich mit Leuten aus Rumänien, Mexiko oder Spanien<br />
auszutauschen. Ich hab viel erfahren darüber, wie das Leben als Student in anderen Ländern<br />
ist. Die meisten internationalen Studenten waren sehr offen und freundlich, so dass man<br />
auch allein auf eine Party gehen konnte und mit neuen Freunden nach Hause gegangen ist.<br />
Ich hatte also immer nette Leute um mich herum, mit denen ich mich zum Mittagessen oder<br />
Abends auf ein Bier treffen konnte.<br />
Ich habe einige Freundschaften gemacht, die es mir erlauben im Sommer Kopenhagen,<br />
Barcelona oder andere schöne Städte zu besuchen, um sie mir von Einheimischen zeigen zu<br />
lassen.<br />
Mein Alltag war ansonsten sehr von der Universität geprägt. Jura auf Englisch studieren hat<br />
mich auf Trapp gehalten. Anfangs fand ich es sehr schwer. Wird hatten viele akademische<br />
Texte und Artikel zu lesen, was mich Stunden und Tage gekostet hat. Was man von anderen<br />
Studenten, die ein Erasmus Semester im Ausland gemacht haben vorher gehört hatte, war<br />
eher, dass es einem leicht gemacht wird. Nun saß ich aber in den Vorlesungen mit<br />
Engländern und niemand hat danach gefragt, ob ich Muttersprachler bin. Und so hab ich an<br />
allen Seminaren teilgenommen, Vorträge gehalten, Aufsätze und Ende Januar die Klausuren<br />
geschrieben.
Ich habe Montags bis Freitags fast jeden Tag von morgens bis Abends für die Uni gearbeitet,<br />
manchmal auch am Wochenende, wenn ein Aufsatz fertig werden musst oder Montags ein<br />
Seminar war.<br />
Und ich habe wirklich eine Steigerung meiner akademischen Englisch Kenntnisse gemerkt.<br />
Nach schon einem Monat ging es sehr viel schneller, die Texte zu lesen und ich hatte auch<br />
weniger Angst mich vor die anderen zu stellen und zu reden oder Fragen zu stellen.<br />
Ich hatte das Gefühl, dass die Engländer oft beeindruckt waren, dass man überhaupt eine<br />
andere also die eigene Sprach so gut sprechen kann, dass man in einem anderen Land<br />
studieren kann. In England ist es in den Schulen keine Pflicht eine andere Sprache zu lernen<br />
und deshalb machen das auch die wenigsten. Mir wurde immer geduldig zu gehört und sich<br />
bemüht so zu sprechen, dass ich alles verstehe.<br />
Obwohl das Studium in England sehr zeitaufwendig war, empfand ich diese Steigerung<br />
meiner Sprachkenntnisse sehr befriedigend und am Ende war ich sehr stolz, dass ich ein<br />
Semester komplett auf Englisch studiert und die Klausuren und Aufsätze bestanden habe.<br />
Eine schlechte Erfahrung war, dass England der USA näher zu sein scheint als Europa. Ich bin<br />
kein Fan von Klischees und denke auch weiterhin, dass man Nationalität nicht mit<br />
bestimmten Eigenschaften verbinden kann. Leider empfand ich vieles konsumorientiert,<br />
umweltunfreundlich oder englische Frauen wenig emanzipiert, auf Aufsehen bedacht und<br />
mit albern hohen Stimmen reden. (Obwohl ich auch wirklich andere Menschen kennen<br />
gelernt habe!)<br />
Meine beste Erfahrung war, dass ich ein Semester völlig ohne Druck die Fächer, die ich mir<br />
ausgesucht habe, studieren konnte. Trotz Heimweh war ich durchgehend zufrieden mit mir<br />
und dem Studium. Auch der Austausch mit Leuten aus der ganzen Welt zählt zu meinen<br />
persönlichen Highlights.