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Stellungnahme zur Offenen Methode der Koordinierung (OMK)

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Beschluss<br />

79. Vollversammlung<br />

27./28.10.2006 in Berlin<br />

<strong>Stellungnahme</strong> <strong>zur</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Methode</strong> <strong>der</strong> <strong>Koordinierung</strong> (<strong>OMK</strong>)<br />

A Hintergrund:<br />

Die Offene <strong>Methode</strong> <strong>der</strong> <strong>Koordinierung</strong> (<strong>OMK</strong>) ist eine beson<strong>der</strong>e Form <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

auf europäischer Ebene. Sie setzt auf die freiwillige Kooperation <strong>der</strong> EU-Mitgliedsstaaten in<br />

verschiedenen Politikfel<strong>der</strong>n und muss den Austausch bewährter nationaler Verfahren und<br />

Praktiken för<strong>der</strong>n. Dies geschieht durch die Vereinbarung Gemeinsamer Zielsetzungen und<br />

Leitlinien. Angewendet wird die <strong>OMK</strong> unter an<strong>der</strong>em in den Bereichen Beschäftigung und<br />

soziale Integration, Bildung, Wirtschafts- und Gesundheitspolitik und seit 2001 auch im Bereich<br />

<strong>der</strong> Jugendpolitik.<br />

Die EU-Kommission ist mit <strong>der</strong> Verabschiedung des Weißbuchs „Neuer Schwung für die<br />

Jugend Europas“ 2001 angetreten, Europa für Jugendliche stärker zu erschließen und sie an<br />

<strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> europäischen Zusammenarbeit zu beteiligen. Als Rahmen hat <strong>der</strong> Rat die<br />

<strong>OMK</strong> gewählt und sich 2003 auf verschiedene Ziele in den Fel<strong>der</strong>n Partizipation, Information,<br />

Jugendforschung und Freiwilligentätigkeit geeinigt. Damit haben die EU-Kommission<br />

und die EU-Jugendminister/innen Erwartungen geweckt, die jedoch – wie eine Zwischenbilanz<br />

nach fünf Jahren zeigt – bisher un<strong>zur</strong>eichend erfüllt werden konnten.<br />

Während <strong>der</strong> deutschen EU-Ratspräsidentschaft soll darüber beraten werden, in welcher Form<br />

die Offene <strong>Methode</strong> <strong>der</strong> <strong>Koordinierung</strong> im Jugendbereich fortgesetzt wird und welche Zielsetzung<br />

sie künftig verfolgen soll.<br />

B Beschluss:<br />

1. Die jugendpolitische Zusammenarbeit in Europa aktiv gestalten!<br />

Der Deutsche Bundesjugendring hält die <strong>OMK</strong> in ihrer Grundidee für ein geeignetes<br />

Instrument <strong>der</strong> jugendpolitischen Zusammenarbeit, sofern entsprechende Rahmenbedingungen<br />

erfüllt sind. Die <strong>OMK</strong> kann eine Basis für ein Voneinan<strong>der</strong>lernen in Europa<br />

und eine Chance für die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Jugendpolitik in Deutschland werden.<br />

Die <strong>OMK</strong> wird in Deutschland vor beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen gestellt, da


freie Träger wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfe sind, die nicht als Hin<strong>der</strong>nis<br />

begriffen werden dürfen, die es zu umgehen gilt.<br />

2. Eine vertane Chance: Viel Papier und wenig Wirkung<br />

Der Grundgedanke <strong>der</strong> <strong>OMK</strong> als Instrument <strong>der</strong> jugendpolitischen Zusammenarbeit ist<br />

von <strong>der</strong> EU-Kommission und <strong>der</strong> Bundesregierung im Jugendbereich bisher zu wenig<br />

umgesetzt worden. Sie wurde auf ein rein formales, technokratisches Berichtswesen<br />

reduziert. Anstatt den fachlichen Austausch zu den einzelnen Themen und Zielsetzungen<br />

<strong>der</strong> <strong>OMK</strong> zu beginnen und dann mit Leben zu füllen, bleiben sowohl EU-<br />

Kommission als auch die Bundesregierung auf halber Strecke und auf einer abstrakten<br />

Meta-Ebene stecken. Umsetzungsdefizite bestehen sowohl bei Gemeinsamen Zielsetzungen<br />

als auch beim fehlenden fachlichen Austausch, <strong>der</strong> jetzt beginnen müsste. Dieses<br />

Problem besteht auch in an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n, das belegt <strong>der</strong> im Juli veröffentlichte<br />

Schattenbericht des Europäischen Jugendforums.<br />

3. Mehr Effizienz durch Transparenz und Verbindlichkeit!<br />

Zur Weiterentwicklung des Verfahrens <strong>der</strong> <strong>OMK</strong><br />

Statt neue Themen und Ziele festzulegen, muss die Umsetzung bestehen<strong>der</strong> gemeinsamer<br />

Zielsetzungen im Rahmen eines strukturierten Dialogs die oberste Priorität haben.<br />

Außerdem ist für eine erfolgreiche Anwendung <strong>der</strong> <strong>OMK</strong> eine zeitliche Streckung<br />

des Verfahrens erfor<strong>der</strong>lich, um eine entsprechende Partizipation lokaler und<br />

regionaler Träger zu ermöglichen. Schließlich bedarf es im Jugendbereich ebenfalls<br />

<strong>der</strong> Einführung eines wirksamen Monitoring-Verfahrens, das im Weiteren auf nationaler<br />

Ebene folgende Aspekte berücksichtigen muss:<br />

• Verständigung mit den Trägern <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfe aller Ebenen auf einen<br />

Zeitplan mit konkreten inhaltlichen Schwerpunksetzungen und auf ein arbeitsteiliges<br />

Verfahren. Dabei muss sich die nationale Ebene auf wenige Zielsetzungen<br />

konzentrieren und nur dort wo Handlungsbedarf besteht o<strong>der</strong> Deutschland etwas<br />

auf europäischer Ebene einbringen möchte, aktiv werden;<br />

• Größere Transparenz bei <strong>der</strong> Berichterstattung im Rahmen <strong>der</strong> <strong>OMK</strong>. Es muss<br />

klar sein, was mit den Ergebnissen geschieht. Die Entscheidung über die Veröffentlichung<br />

darf nicht in <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Mitgliedsstaaten liegen. Alle nationalen<br />

Berichte müssen den Bürgerinnen und Bürgern <strong>der</strong> EU in einer <strong>der</strong> drei<br />

Arbeitssprachen zugänglich gemacht werden.<br />

• Mehr Verbindlichkeit und Nachvollziehbarkeit bei <strong>der</strong> Umsetzung von Zielsetzungen<br />

durch eine verbesserte <strong>Koordinierung</strong> und die Überprüfung <strong>der</strong> Ergebnisse auf<br />

nationaler Ebene.<br />

• Zusammenlegung <strong>der</strong> Themen des Weißbuchs „Jugend“ und <strong>der</strong>jenigen des Europäischen<br />

Pakts für die Jugend im Rahmen <strong>der</strong> Lissabon-Strategie als mittelfristige<br />

Zielsetzung. Denn es ist unsinnig, zwei <strong>OMK</strong>-Prozesse parallel voneinan<strong>der</strong> bis<br />

2010 laufen zu lassen. Die Beratungsgremien und Fachgruppen des BMFSFJ auf<br />

nationaler Ebene sind zusammen zu legen.<br />

2


4. Vorschläge und For<strong>der</strong>ungen des DBJR <strong>zur</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> offenen <strong>Koordinierung</strong>smethode<br />

Es ist notwendig, ein koordiniertes strategisches Vorgehen zu den einzelnen <strong>OMK</strong>-<br />

Themen mit thematischer und regionaler Konzentration und unter Einbeziehung <strong>der</strong><br />

bestehenden Trägerstruktur <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfe zu entwickeln.<br />

Hierfür müssen:<br />

• thematische Schwerpunktsetzungen auf nationaler Ebene (nach eingehen<strong>der</strong> Beratung<br />

und je nach Handlungsbedarf) und entsprechende Initiierung von lokalen, regionalen<br />

und nationalen Aktivitäten getroffen werden;<br />

• ein arbeitsteiliges und modellhaftes Vorgehen mit anschließen<strong>der</strong> Bündelung <strong>der</strong><br />

Ergebnisse auf nationaler Ebene festgelegt werden, bei dem die Bearbeitung einzelner<br />

Zielsetzungen und Themen auf die verschiedenen Träger und Ebenen <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfe aufgeteilt wird. (und zwar in beide Richtungen: top down/<br />

bottom-up!)<br />

5. Ganz o<strong>der</strong> gar nicht! Für eine umfassende und weiter entwickelte Form <strong>der</strong> Anwendung<br />

<strong>der</strong> <strong>OMK</strong> im Jugendbereich<br />

Eine Fortführung <strong>der</strong> bisherigen Praxis <strong>der</strong> <strong>OMK</strong> lehnt <strong>der</strong> Deutsche Bundesjugendring<br />

ab, da sie wenig effektiv und äußerst bürokratisch ist.<br />

Der DBJR spricht sich jedoch für eine Weiterentwicklung <strong>der</strong> <strong>OMK</strong> aus, da auf diese<br />

Weise tatsächlich ein europäischer Mehrwert erzielt werden kann: Die Träger <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>-<br />

und Jugendhilfe vor Ort können die <strong>Methode</strong> <strong>der</strong> <strong>OMK</strong> als fruchtbar für ihre eigene<br />

Arbeit (insbeson<strong>der</strong>e auch im fachlichen Austausch mit europäischen Partnern)<br />

erleben. Europa wird für sie zu einem integralen Bestandteil ihrer Arbeit. Zum an<strong>der</strong>en<br />

haben sie die Möglichkeit, ihre Erfahrungen auch in Europa einzubringen.<br />

Allerdings erfor<strong>der</strong>t eine Weiterentwicklung <strong>der</strong> offenen <strong>Koordinierung</strong>smethode einen<br />

erheblichen größeren <strong>Koordinierung</strong>sbedarf auf nationaler Ebene und damit auch<br />

insgesamt mehr Ressourcen für diesen strukturierten Dialog. Daher geht es auch um<br />

die Einbeziehung <strong>der</strong> Orte (Gremien), in denen nationale Jugendpolitik beraten wird.<br />

Auf Seiten <strong>der</strong> Regierung muss dieses ressortübergreifend stattfinden. Der DBJR wird<br />

in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> deutschen Nationalagentur für das Programm Jugend in<br />

Aktion im Juni 2007 auf einer Fachtagung Vorschläge beraten.<br />

C Glossar:<br />

Offene <strong>Methode</strong> <strong>der</strong> <strong>Koordinierung</strong> (<strong>OMK</strong>):<br />

Die <strong>OMK</strong> kann als ein Verfahren des Regierens bezeichnet werden, bei dem sich die<br />

Mitgliedstaaten auf gemeinsame Ziele verständigen, aber die Kompetenzen für alle<br />

Mittel, die <strong>zur</strong> Erreichung dieser Vorgaben notwendig sind, vollständig behalten. Die<br />

<strong>OMK</strong> för<strong>der</strong>t die Zusammenarbeit zwischen Mitgliedstaaten und ermöglicht es, Nutzen<br />

aus vorbildlichen Praktiken in an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n zu ziehen. Sie besteht<br />

in <strong>der</strong> Festlegung von Leitlinien für die Union mit einem jeweils genauen Zeitplan<br />

für die Verwirklichung <strong>der</strong> von den Mitgliedstaaten gesetzten kurz-, mittel- und<br />

3


langfristigen Ziele. Das Ziel ist also nicht die Schaffung, Harmonisierung o<strong>der</strong> Supranationalisierung<br />

allgemeinverbindlicher Regeln und Institutionen. Die europäische<br />

<strong>Koordinierung</strong> soll vielmehr zu einer Verbesserung mitgliedstaatlicher Politiken beitragen,<br />

ohne dass sie die Handlungsautonomie <strong>der</strong> Mitgliedstaaten in <strong>der</strong> Wahl ihrer<br />

Instrumente und Politiken beschneidet. Von einer einheitlichen o<strong>der</strong> gar standardisierten<br />

<strong>Offenen</strong> <strong>Methode</strong> <strong>der</strong> <strong>Koordinierung</strong> kann nicht gesprochen werden, es gibt nicht<br />

die <strong>OMK</strong>. Sie ist vielmehr ein Oberbegriff für <strong>Koordinierung</strong>sformen unterschiedlicher<br />

Intensität, die flexibel and fallweise durch die Regierungen angewandt werden<br />

und die in mehrerer Hinsicht offen ist.<br />

Im Jugendbereich hat man sich auf vier gemeinsame Weißbuchthemen geeinigt, die im<br />

Rahmen <strong>der</strong> <strong>OMK</strong> bearbeitet werden sollen:<br />

• Partizipation von Jugendlichen,<br />

• Information <strong>der</strong> Jugend,<br />

• Freiwilliges Engagement <strong>der</strong> Jugendlichen för<strong>der</strong>n,<br />

• Mehr Wissen über die Jugend.<br />

Ausgehend von diesen Zielsetzungen, übermittelte die Kommission den Mitgliedstaaten<br />

ab Juli 2002 gezielt mehrere Fragebögen. Die Antworten <strong>der</strong> Mitgliedstaaten auf<br />

diese Fragebögen müssen das Ergebnis <strong>der</strong> Anhörung von Jugendlichen, Jugendverbänden<br />

sowie gegebenenfalls von nationalen Jugendräten o<strong>der</strong> ähnlichen Gremien<br />

sein. Anschließend erstellt die Kommission Berichte, in denen bewährte Praktiken<br />

dargelegt werden, die für alle Mitgliedstaaten von Interesse sind. Die Mitgliedstaaten<br />

sollen ihrerseits ihnen geeignet erscheinende Maßnahmen <strong>zur</strong> Verwirklichung <strong>der</strong> vom<br />

Rat beschlossenen gemeinsamen Ziele ergreifen. Nach einer vereinbarten Frist wie<strong>der</strong>holt<br />

sich das Verfahren.<br />

Weitere Informationen unter www.jugendpolitikineuropa.de/europzusammen/omk/.<br />

Nationale Berichte:<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Methode</strong> <strong>der</strong> <strong>Koordinierung</strong> im Jugendbereich werden seit<br />

2005 nationale Berichte zum Stand <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> gemeinsamen Zielsetzungen<br />

erstellt. Die Bundeslän<strong>der</strong>, die kommunale Ebene sowie die freien Träger <strong>der</strong> Jugendarbeit<br />

werden aufgefor<strong>der</strong>t Beiträge zu diesen Berichten auf <strong>der</strong> Grundlage eines Fragebogens<br />

<strong>der</strong> EU-Kommission zu liefern. Die Veröffentlichung <strong>der</strong> Bericht obliegt<br />

den Mitgliedstaaten. Anfang 2006 veröffentlichte die Bundesregierung erstmals die<br />

nationalen Berichte zum den Bereichen Partizipation <strong>der</strong> Jugendlichen und Informationen<br />

<strong>der</strong> Jugendlichen. Bis Ende 2006 wird <strong>der</strong> nationale Bericht <strong>zur</strong> Freiwilligentätigkeit<br />

von Jugendlichen erstellt. Die nationalen Berichte werden von <strong>der</strong> EU-<br />

Kommission ausgewertet und den EU-Jugendministern/innen als Synthesebericht vorgelegt.<br />

Darauf aufbauend schlägt die Kommission Folgemaßnahmen vor.<br />

Schattenbericht des Europäischen Jugendforums<br />

Das Europäische Jugendforum hat im September 2006 einen Schattenbericht zum Synthesebericht<br />

<strong>der</strong> EU-Kommission vorgelegt. Dieser gibt die kritischen Positionen <strong>der</strong><br />

Nationalen Jugendringe zu den nationalen Berichten zum Thema Partizipation <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

und Information <strong>der</strong> Jugendlichen wi<strong>der</strong>.<br />

4


Der Schattenbericht des Europäischen Jugendforums ist unter<br />

http://www.youthforum.org/en/shadowreport.htm zu finden.<br />

Weißbuch „Neuer Schwung für Europas Jugend“:<br />

Im November 2001 hat die Europäische Kommission das Weißbuch „Neuer Schwung<br />

für die Jugend Europas“ veröffentlicht. Darin schlägt sie einen neuen Rahmen für die<br />

jugendpolitische Zusammenarbeit in Europa vor, <strong>der</strong> die Einführung <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Methode</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Koordinierung</strong>, <strong>der</strong>en Anwendung für geeignete jugendspezifische Themen<br />

und die verstärkte Berücksichtigung <strong>der</strong> Jugend in an<strong>der</strong>en Politikbereichen umfasst.<br />

Die von <strong>der</strong> Europäischen Kommission veröffentlichten Weißbücher enthalten Vorschläge<br />

für ein gemeinschaftliches Vorgehen in einem bestimmten Bereich.<br />

Weitere Informationen unter http://europa.eu/scadplus/leg/de/cha/c11055.htm.<br />

Deutsche EU-Ratspräsidentschaft:<br />

Am 1. Januar 2007 wird Deutschland für sechs Monate den Vorsitz im Ministerrat und<br />

parallel dazu auch den Vorsitz im Europäischen Rat übernehmen. Dieser Vorsitz wird<br />

auch als EU-Ratspräsidentschaft bezeichnet. Er ist gegenwärtig durch eine gleichberechtigte<br />

halbjährliche Rotation unter den Mitgliedstaaten geregelt. Die Reihenfolge<br />

ist auf Jahre festgelegt. Während <strong>der</strong> Ratspräsidentschaft übernimmt <strong>der</strong> jeweilige<br />

Mitgliedstaat insbeson<strong>der</strong>e die <strong>Koordinierung</strong> und Vorbereitung <strong>der</strong> Tagungen <strong>der</strong><br />

Ministerratsformationen. Die Ratspräsidentschaft bedeutet eine große Belastung für<br />

den jeweiligen Regierungsapparat - sowohl organisatorisch als auch inhaltlich, da jede<br />

Ratspräsidentschaft neben dem immensen Tagesgeschäft eine eigene Agenda mit<br />

selbst gewählten thematischen Schwerpunkten abarbeitet. Da die ständige Rotation die<br />

Kontinuität <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> EU erschwert, werden ab 2007 die jeweils drei aufeinan<strong>der</strong><br />

folgenden Ratspräsidentschaften ihre Arbeit verstärkt miteinan<strong>der</strong> koordinieren. Im<br />

Rahmen dieser so genannten Teampräsidentschaft wird Deutschland also eng mit Portugal<br />

und Slowenien zusammenarbeiten.<br />

Weitere Informationen <strong>zur</strong> deutschen EU-Ratspräsidentschaft gibt es unter<br />

www.europa2007.de.<br />

Ratstagung <strong>der</strong> EU-Jugendminister:<br />

Der Ministerrat, <strong>der</strong> je nach Themenschwerpunkt in unterschiedlichen Zusammensetzungen<br />

<strong>der</strong> nationalen Fachminister/innen tagt, ist neben dem Europäischen Parlament<br />

das zentrale Gesetzgebungsorgan <strong>der</strong> Europäischen Union. Auch die Jugendminister/innen<br />

<strong>der</strong> EU-Mitgliedstaaten kommen zwei- bis dreimal pro Jahr zusammen, um<br />

zu beraten und Beschlüsse zu fassen. Während <strong>der</strong> deutschen EU-Ratspräsidentschaft<br />

werden voraussichtlich Perspektiven <strong>der</strong> europäischen Jugendpolitik und <strong>der</strong> Europäische<br />

Pakt für die Jugend im Mittelpunkt <strong>der</strong> Beratungen stehen. Außerdem ist eine<br />

Ratsentschließung zum Thema „Gleiche Chancen und soziale Integration von Jugendlichen“<br />

geplant.<br />

Offizielle Website des Rates „Bildung, Jugend und Kultur“:<br />

http://www.consilium.europa.eu/showPage.asp?id=416&lang=de<br />

Lissabon-Strategie:<br />

Im Jahr 2000 verständigten sich die Staats- und Regierungschefs <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union auf das Ziel, Europa bis zum Jahr 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dyna-<br />

5


mischsten, wissensbasierten und sozial ausgeglichenen Wirtschaftsraum <strong>der</strong> Welt zu<br />

machen. Die Strategie, aufgrund des Tagungsortes „Lissabon-Strategie“ genannt, umfasst<br />

eine Reihe von Handlungs- und Politikempfehlungen, die es seither national und<br />

europäisch umzusetzen gilt. Für die Zielgruppe „Jugend“ haben die Staats- und Regierungschefs<br />

im März 2005 den Europäischen Pakt für die Jugend verabschiedet. Er<br />

dient dazu, in den Schlüsselbereichen <strong>der</strong> Lissabon-Strategie für Wachstum und Beschäftigung<br />

die Jugendbelange in den Blickpunkt zu rücken. Zentrale Aspekte sind<br />

hierbei <strong>der</strong> Zugang <strong>der</strong> Jugendlichen zum Arbeitsmarkt und die Entwicklung ihrer<br />

Kreativität sowie unternehmerischer Fähigkeiten. Außerdem stellt <strong>der</strong> Pakt Kompetenzen<br />

in den Vor<strong>der</strong>grund, die im Rahmen einer hochwertigen und realitätsnahen allgemeinen<br />

und berufliche Bildung im formalen und nichtformalen Bereich sowie im<br />

Rahmen entsprechenden Mobilitätserfahrungen erworben werden. Zudem wird <strong>der</strong><br />

Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben ein großer Stellenwert beigemessen.<br />

Einstimmig von <strong>der</strong> 79.Vollversammlung am 27./28. Oktober 2006 in Berlin beschlossen.<br />

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