Download Sachanalyse (PDF) - Jugend ins Museum
Download Sachanalyse (PDF) - Jugend ins Museum
Download Sachanalyse (PDF) - Jugend ins Museum
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Sachanalyse</strong><br />
Das <strong>Museum</strong> Behnhaus/Drägerhaus - Einrichtung und Wohnen<br />
Das Behnhaus aus der Zeit um 1800 gilt als eines der bedeutendsten Bürgerhäuser<br />
Norddeutschlands und beeindruckt vor allem mit der größten und repräsentativsten<br />
Diele Lübecks. Die Innendekoration gibt ein Bild von der bürgerlichen Kultur Lübecks<br />
zur Zeit des Klassizismus und Biedermeier. Das Haus ist benannt nach der Familie<br />
Behn, die es über einen Zeitraum von fast 100 Jahren (1822-1920) besaß. 1779<br />
erwarb Peter Hinrich Tesdorpf (1751-1832) das Haus und ließ es grundlegend<br />
umbauen. Auf seine Initiative zurück gehen <strong>ins</strong>besondere die klassizistische<br />
Fassadengestaltung sowie die Anlage der Treppe und Diele. Als Besitzer folgten<br />
Mattheus Rodde (in der Zeit von 1805-1810), dessen Tochter Margarethe Elisabeth<br />
ab 1810 und schließlich die o.g. Familie Behn.<br />
Nach dem Erwerb des Behnhauses durch Mattheus Rodde (1754-1825), wurde der<br />
dänisch königliche Hofdekorateur Joseph Christian Lillie (1760-1827) von ihm mit der<br />
Erneuerung des Hauses, <strong>ins</strong>besondere der Flügelräume, beauftragt. Die Arbeit<br />
Lillies, die in den Flügelräumen so präsentiert wurde, wie sie von Rodde in Auftrag<br />
gegeben wurde, gilt als einer der Höhepunkte klassizistischer Innenraumkunst im<br />
norddeutschen Raum.<br />
Im Erdgeschoss des Flügels befanden sich die Räume des Hausherrn, dem<br />
damaligen Zeitgeschmack folgend im etruskischen Stil gestaltet. Die Raumfolge<br />
besteht aus einer Suite, einem Landschaftszimmer und einem Gartensaal. Früher<br />
gab es (inzwischen stillgelegt) eine Treppe vom Gang in die Haupträume der<br />
Hausherrin, der die Flügel im Obergeschoss angedacht waren. Um über die dort eher<br />
niedrigen Räume hinwegzutäuschen, findet man zahlreiche Beispiele mit Spiegeln,<br />
Konchen, Nischen und Scheinarchitektur, die den Eindruck einer hellen und heiteren<br />
Zimmerflucht erwecken. Hier besteht die Raumfolge aus Vorzimmer (antichambre),<br />
Frühstücksraum, Schlafzimmer, sowie einem Kabinett mit ‚Gartenlaube’. Unauffällige<br />
Tapetentüren weisen darauf hin, dass es dahinter kleine Nebenräume<br />
(dégagements) für den Service durch das Dienstpersonal gab. Da von der<br />
ursprünglichen Einrichtung des<br />
© die LÜBECKER MUSEEN
Hauses nur noch wenige Stücke erhalten sind, sind die Flügelräume heute<br />
ausgestattet mit Möbeln des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts.<br />
Die zur Straße liegenden Wohnräume der sogenannten ‚Bel Etage’ sind eher<br />
zurückhaltend möbliert und spiegeln überwiegend die Wohnkultur des Biedermeier in<br />
Lübeck wieder. Zu finden sind aber auch Dekorationselemente des Empire-Stils<br />
(goldene Laubkränze auf der Neubespannung der Sitzgruppe, Palmetten und<br />
Fächerformen am Eckschrank). Den Mittelpunkt der Räume bildet der ‚Blaue Salon’.<br />
Hier sind noch Supraporten mit allegorischen Darstellungen und eine<br />
Tapetenvignette mit Personifikation von Bildhauerei, Komposition,<br />
Geschichtsschreiberei, Malerei und Architektur erhalten. Der e<strong>ins</strong>tige Bewohner des<br />
Hauses konnte damit dokumentieren, dass er sich den Musen und Wissenschaften<br />
verpflichtet fühlte. Neben den drei Salons gehörten zur Bel Etage weitere Zimmer wie<br />
die Anrichte und das Esszimmer.<br />
Typische Kleinmöbel der Biedermeierzeit befinden sich außerdem im Erdgeschoss<br />
direkt neben dem <strong>Museum</strong>seingang.<br />
Die große Diele ist als zweigeschossige Bogenhalle konzipiert. Hier fand damals kein<br />
Warenvertrieb statt, sie diente ausschließlich als Repräsentationsraum. Sofort <strong>ins</strong><br />
Auge fällt die großzügige doppelläufige Treppe, die flankiert wird von Leuchter<br />
tragenden Mohren. Diese brachte der damalige Bewohner Peter Hinrich Tesdorpf<br />
(1751-1832) von einer Reise nach Italien mit. Ebenso wie die ausgestellten Repliken<br />
antiker Statuen.<br />
Im Erd- und Obergeschoss sucht man vergebens nach einem Kinderzimmer. Die<br />
Zimmer der Kinder, sowie die Zimmer der Gäste und der Dienstboten waren damals<br />
im 2. Stockwerk untergebracht.<br />
© die LÜBECKER MUSEEN