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3. Widerstand in Lübeck - Jugend ins Museum

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<strong>3.</strong> <strong>Widerstand</strong> <strong>in</strong> Lübeck (resp. <strong>Widerstand</strong>skämpfer)<br />

Ort: Anklagebank<br />

Quellen: Anklageschrift und Literatur, Artikel über Maria Hartmann<br />

Material:<br />

Text: „<strong>Widerstand</strong>“<br />

Kurzbiographie: „M<strong>in</strong>na Klann“<br />

Quelle: Der <strong>Widerstand</strong> der Lübecker Frauen gegen die Nazis hatte viele<br />

Formen.<br />

Fotos:<br />

- Familienbild aus den 30er Jahren<br />

- „Arbeiterk<strong>in</strong>derheim zur Sonne“<br />

Akten:<br />

- Schreiben Gestapo Hamburg<br />

- Zeitungsartikel<br />

Aufgabe:<br />

1. Stelle die Person vor, die du präsentierst (Foto, Kurzbiographie).<br />

2. Beschreibe den <strong>Widerstand</strong> <strong>in</strong> Lübeck im „Dritten Reich“ (Text: <strong>Widerstand</strong>).<br />

<strong>3.</strong> Gib den Inhalt de<strong>in</strong>er Quelle (Schreiben der Gestapo) wieder.<br />

Wie behandelte die Gestapo die Angehörigen von M<strong>in</strong>na Klann?<br />

4. Versetze dich <strong>in</strong> die Lage von M<strong>in</strong>na Klann und formuliere Gefühle oder<br />

Gedanken aus de<strong>in</strong>er Sicht.<br />

Angeklagtenbank im Gerichtssaal.<br />

© Michael-Haukohl-Stiftung


Text: „<strong>Widerstand</strong>“<br />

Lübeck war e<strong>in</strong>e Hochburg der Arbeiterbewegung. Die Mitglieder von<br />

SPD und KPD leisteten erbitterten <strong>Widerstand</strong> gegen die<br />

Machtübergabe an die Nationalsozialisten. Hunderte ihrer Funktionäre<br />

wurden <strong>in</strong> den ersten Wochen und Monaten von der Gestapo verhaftet<br />

und <strong>in</strong> Konzentrationslager gesperrt. Drunter befanden sich auch e<strong>in</strong>ige<br />

Bürgerschaftsmitglieder, wie der KPD-Abgeordnete Erich Klann. Andere<br />

wie der junge Herbert Frahm, alias Willy Brandt, konnten <strong>in</strong>s Ausland<br />

fliehen und die <strong>Widerstand</strong>sarbeit von dort unterstützen. In der Folgezeit<br />

organisierte sich im Untergrund e<strong>in</strong> illegaler <strong>Widerstand</strong>. E<strong>in</strong>e<br />

bedeutende Rolle dabei spielten die Mitangeklagten von Edmund<br />

Fülscher, Ernst Puchmüller und M<strong>in</strong>na Klann. Puchmüller organisierte<br />

die <strong>Widerstand</strong>sarbeit, Fülscher traf <strong>in</strong> Norwegen mit Frahm zusammen,<br />

schmuggelte illegale Druckschriften <strong>in</strong> den Lübecker Hafen und übergab<br />

es dort u.a. an M<strong>in</strong>na Klann und ihre Tochter Erika, die es wiederum an<br />

andere <strong>Widerstand</strong>skämpfer verteilten.<br />

Kurzbiographie: „M<strong>in</strong>na Klann“<br />

M<strong>in</strong>na Dorothea Karol<strong>in</strong>e Klann wurde am 2. März 1900 <strong>in</strong> Sievershagen<br />

geboren. Von ihrem 6. bis zum 14. Lebensjahr besuchte sie die<br />

Dorfschule und arbeitete danach als Hausgehilf<strong>in</strong>. Mit 20 Jahren<br />

heiratete sie den Schlosser Erich Klann. Im folgenden Jahr kam ihre<br />

Tochter Erika zur Welt, 1923 die Tochter Reg<strong>in</strong>e, 1927 ihr Sohn<br />

Hermann. Sie trat der KPD bei und arbeitete ehrenamtlich im<br />

„Arbeiterk<strong>in</strong>derheim zur Sonne“ im alten Lübecker Bahnhof auf der<br />

Wallhalb<strong>in</strong>sel. 1934 wurde ihr Mann Erich zu e<strong>in</strong>er langjährigen<br />

Zuchthausstrafe verurteilt. Bis zur Ihrer Verhaftung am 12.10.1935 war<br />

M<strong>in</strong>na Klann <strong>in</strong> der Leitung der KPD aktiv.<br />

© Michael-Haukohl-Stiftung


Sie wirbt neue Mitglieder, stellt Flugblätter her, baut Kontakte zu anderen<br />

<strong>Widerstand</strong>sgruppen auf und organisierte geheime Treffen. Außerdem<br />

holen M<strong>in</strong>na und ihre Tochter Erika zusammen mit Anderen illegale<br />

Schriften von schwedischen Schiffen, die regelmäßig den Lübecker<br />

Hafen anlaufen. Sie tarnen sich als Freund<strong>in</strong>nen der Seeleute,<br />

befestigen das Material unter ihrer Kleidung und gehen mit ihren<br />

verme<strong>in</strong>tlichen Geliebten eng umschlungen oft direkt der Gestapo vorbei<br />

von Bord. Zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung ist M<strong>in</strong>na schwer an<br />

Tuberkulose erkrankt. Wenige Tage später wird auch ihre 14 Jahre alte<br />

Tochter Erika verhaftet. Bis zu ihrem Prozess s<strong>in</strong>d beide im Gefängnis<br />

Lauerhof <strong>in</strong>haftiert. Insgesamt150-170 Personen verhaftet die Gestapo <strong>in</strong><br />

diesem Monat <strong>in</strong> Lübeck. Am 12.12.1936 wird M<strong>in</strong>na Klann vom<br />

Volksgerichtshof wegen Hochverrats verurteilt. M<strong>in</strong>na Klann wird zu acht<br />

Jahren Haft verurteilt und liegt e<strong>in</strong> Jahr wegen ihres Lungenleidens auf<br />

der Krankenstation. 1<br />

Quelle: Der <strong>Widerstand</strong> der Lübecker Frauen gegen die Nazis hatte viele Formen.<br />

„Wenn Maria Hartmann ihren K<strong>in</strong>derwagen durch Lübeck schob, sah sie<br />

aus wie e<strong>in</strong>e nette, alte Großmutter. Doch ke<strong>in</strong> Enkelk<strong>in</strong>d lag <strong>in</strong> ihrem<br />

Wagen, sondern e<strong>in</strong>e Puppe – zur Tarnung. Unter der Babydecke<br />

versteckte die Oma Hochbrisantes: Flugblätter gegen die Nazis,<br />

Klebebänder mit Aufschriften wie ‚Nieder mit Hitler’ oder ‚Wer Hitler<br />

wählt, wählt den Krieg’. Wenn sie unbeobachtet war, klebte die KPD-<br />

1 Ina Schmidt: <strong>Widerstand</strong> – Protest – Verweigerung von Lübecker<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Zeit des<br />

Nationalsozialismus 1933 -1945, Lübeck 1995, Seite 48/49.<br />

Lübeck - e<strong>in</strong>e andere Geschichte. E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> <strong>Widerstand</strong> und Verfolgung <strong>in</strong> Lübeck 1933-<br />

1945. Sowie: Alternativer Stadtführer zu den Stätten der Lübecker Arbeiterbewegung, des<br />

<strong>Widerstand</strong>es und der nationalsozialistischen Verfolgung. Hrsg. vom Zentrum <strong>Jugend</strong>amt der<br />

Hansestadt Lübeck, Lübeck 1986, Seite 178.<br />

Bestien und Befehlsempfänger. Frauen und Männer <strong>in</strong> NS-Prozessen nach 1945, hrsg. von<br />

Ulrike Weckel und Edgar Wolfrum, Vandenhoek und Ruprecht, Gött<strong>in</strong>gen 200<strong>3.</strong><br />

© Michael-Haukohl-Stiftung


<strong>Widerstand</strong>skämpfer<strong>in</strong> ihre Spruchbänder an Fenster oder Briefkästen,<br />

verteilte ihre Flugblätter. – 1933 war sie bereits 72 Jahre alt.“<br />

Maria Hartmann ist nur e<strong>in</strong> Beispiel, wie sich Lübecker Frauen gegen die<br />

Nazis wehrten. Ina Schmidt (30) hat für ihre Diplomarbeit <strong>in</strong> über hundert<br />

Recherche-Gesprächen und vielen Stunden Archivarbeit den <strong>Widerstand</strong><br />

von Frauen <strong>in</strong> der Hansestadt aufgespürt. Sie sieht <strong>in</strong> ihnen ‚Vorbilder für<br />

Zivilcourage’.<br />

<strong>Widerstand</strong> hatte viele Formen: Gertrud Meyer, die Ex-Freund<strong>in</strong> Willy<br />

Brandts, verteilte Flugblätter gegen die Nazis und wurde im Mai 1933<br />

deshalb verhaftet. Gertrud Ahlfs bot e<strong>in</strong>er Freund<strong>in</strong> und ihrer Familie<br />

Unterschlupf, weil diese als ‚Halbjüd<strong>in</strong>’ von den Nazis verfolgt wurde.<br />

Andere sammelten Spenden für die Familien Inhaftierter. E<strong>in</strong>e Frau<br />

wurde von ihrem Kaffeekränzchen denunziert, weil sie Zweifel am S<strong>in</strong>n<br />

des Krieges äußerte.<br />

„E<strong>in</strong>mal, als Maria Hartmann mit Flugblättern vom Bahnhof zum<br />

Holstentor zurückg<strong>in</strong>g, sah sie plötzlich e<strong>in</strong>e SA-Kontrolle auf der<br />

Puppenbrücke. Seelenruhig setzte sie sich auf e<strong>in</strong>e Bank und gab das<br />

Material ihrem 14jährigen Enkel, der es Blatt für Blatt <strong>in</strong>s Wasser segeln<br />

ließ. Sie wurde nie gefasst.“ 2<br />

2 Lübecker Nachrichten vom 17. Juli 1994 und Ina Schmidt: <strong>Widerstand</strong> – Protest – Verweigerung von<br />

Lübecker<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Zeit des Nationalsozialismus 1933 -1945, Lübeck 1995<br />

© Michael-Haukohl-Stiftung


Familie Klann<br />

M<strong>in</strong>na Klann und ihre zwei K<strong>in</strong>der<br />

K<strong>in</strong>derheim zur Sonne, heutiges Hotel-Mövenpick, gegenüber vom Holstentor<br />

© Michael-Haukohl-Stiftung


© Michael-Haukohl-Stiftung


© Michael-Haukohl-Stiftung

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