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<strong>Sachanalyse</strong><br />

• Das <strong>Museum</strong> Behnhaus/Drägerhaus<br />

Das Behnhaus aus der Zeit um 1800 gilt als eines der bedeutendsten Bürgerhäuser<br />

Norddeutschlands und beeindruckt vor allem mit der größten und repräsentativsten<br />

Diele Lübecks. Die Innendekoration gibt ein Bild von der bürgerlichen Kultur Lübecks<br />

zur Zeit des Klassizismus und Biedermeier.<br />

Das sich daran anschließende Drägerhaus, einem Kaufmannshaus aus der Mitte des<br />

18. Jahrhunderts, besitzt die einzige in einem Lübecker Kaufmannshaus erhaltene<br />

Festraumfolge (Antichambre, Saal und Kabinett) im Stil des Rokoko.<br />

Die Küche des Behnhauses ist als solche heute nicht mehr erhalten. Sie war e<strong>ins</strong>t<br />

dort, wo heute die Garderobenräume sind. Durch Speisenaufzüge gelangten die<br />

Speisen in das erste Stockwerk, wo sich das damalige Esszimmer mit dem<br />

Anrichtezimmer befand.<br />

• Zu Tisch in Lübeck<br />

Tee und Kaffee wurden erst im 17. Jahrhundert zum Handelsprodukt für Europa. Sie<br />

hatten damals noch einen hohen Preis, da beides von weit her eingeführt werden<br />

musste, was eine lange und aufwendige Verschiffung bedeutete. Da Hamburg im<br />

Handel mit Übersee die bedeutendere Rolle spielte, gelangten Tee und Kaffee<br />

zumeist von dort nach Lübeck. Teetrinken blieb im Gegensatz zu Kaffee länger ein<br />

Zeichen von Luxus, da Tee und Kakao aufgrund eines 1810 von Napoleon<br />

auferlegten Zolles noch kostspieliger als Kaffee waren. Heutzutage machen die<br />

Beschaffung und Zubereitung von Tee und Kaffee keine großen Umstände mehr.<br />

Früher hingegen waren Zubereitung und Genuss des Getränkes etwas Besonderes.<br />

Dementsprechend hoch war die Wertschätzung und man verwendete große Sorgfalt<br />

auf die Geräte zur Zubereitung und zum Servieren.<br />

• Zu den für das Modul relevanten Ausstellungsobjekten<br />

© die LÜBECKER MUSEEN


Sammeltassen: Eine wichtige Rolle für die Repräsentation und als Schmuck im<br />

bürgerlichen Salon spielten Vitrinen mit Einzeltassen, die im 18. Jahrhundert<br />

englischer Mode folgend zum Servieren von Tee oder Kaffee dienten. E<strong>ins</strong>t waren<br />

diese ein geeigneter Anlass bei Tee- und Kaffeerunden, um über die<br />

Unterschiedlichkeiten der Einzeltassen <strong>ins</strong> Gespräch zu kommen. Daraus entwickelte<br />

sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts der Brauch, Einzeltassen als Andenken von<br />

einer Reise mitzubringen, oder eine solche als Zeichen freundschaftlicher<br />

Verbundenheit zu verschenken. Diese dienten meist nur noch als Kabinettstassen<br />

und sind daher heute noch häufig in einem guten Erhaltungszustand. Solche<br />

Andenkentassen zeigten neben Portraits, Sinnbildern oder sentimentalen Motiven<br />

auch oft Ansichten gern bereister Landschaften mit denen man zeigen konnte, dass<br />

man Bildungsreisen unternommen hatte. Neben Lübecker Ansichten findet man auf<br />

den im Behnhaus ausgestellten sogenannten Vedutentassen auch einige mit<br />

Ansichten von Gotha, Jena, Breslau und Dresden sowie mit Naturdenkmälern<br />

der Sächsischen Schweiz. Diese sind dem Andenken an Johann Wolfgang Goethe<br />

gewidmet, dessen Reisewege und Wirkungsstätten hier nachgezeichnet sind.<br />

* Vedute (ital.) topographisch getreue Wiedergabe einer Stadt oder Landschaft<br />

Teetischplatten Ganz in Lübecks Nähe, in der Stockelsdorfer Manufaktur, stellte man<br />

damals unter anderem kostbare Teetischplatten aus Fayence (tonkeramisches<br />

Erzeugnis mit farbiger oder weißdeckender Zinnglasur) her, die auf ein Untergestell<br />

aus Holz montiert einen Teetisch ergaben, der bei der Zubereitung bzw. des<br />

Anrichtens des Getränkes direkt am Esstisch diente. Das hatte einen ganz<br />

pragmatischen Grund: Beim Hantieren mit Wasser auf polierten Tischplatten würden<br />

Wasserflecke das Holz verunzieren. Von Teetischplatten aus Fayence war<br />

verschüttetes Wasser leicht aufzuwischen, es konnte an den gebogenen Kanten<br />

auch nicht hinunterlaufen. Des Weiteren waren die oft prachtvoll dekorierten<br />

Fayenceplatten ein Zeichen des guten Geschmackes und der Wohlhabenheit seines<br />

Besitzers.<br />

© die LÜBECKER MUSEEN


Teetischplatten aus Fayence sind heute sehr selten erhalten, sie waren auch schon<br />

im 18. Jahrhundert teuer. Das erklärt sich daraus, dass sich so große Platten nur<br />

schwer ohne Risse oder Abplatzungen herstellen ließen.<br />

Teekomforts In Norddeutschland hielt man seit dem späten 18. Jahrhundert das<br />

Wasser unter anderem mit einem großen Kessel warm, der auf einem mit Holzkohle<br />

geheiztem Stövchen stand. Das Kohlebecken wurde getragen von sogenannten<br />

‚Teekomforts’, Ständern aus Holz oder Metall. Besonders beliebt waren diese<br />

Teekomforts in der Biedermeierzeit, sie standen stets in der Nähe des Tisches.<br />

• Benimmregeln zu Tisch<br />

Schon über lange Zeit war der häusliche Esstisch ein Ort, an dem Wertenormen der<br />

jeweiligen Zeit von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Die Regeln,<br />

die bei Tisch einzuhalten sind, werden bereits im Kindesalter gelehrt und anerzogen.<br />

So wachsen sie in eine soziale Ordnung hinein, und fallen mit diesem erworbenen<br />

sozialen Wissen<br />

in unserer Gesellschaft nicht aus der Reihe. Kinder lernen auch hier, zwischen gutem<br />

und schlechtem Benehmen zu unterscheiden. Sie sollen schon früh erfahren, was als<br />

Unart gilt und was erwünscht ist. Darüber hinaus spiegeln Tischmanieren auch den<br />

Zustand des Zuhauses wider. Das Benehmen eines Menschen in der Öffentlichkeit<br />

lässt Rückschlüsse machen über das Verhalten zu Hause. Vom Umgang am Tisch<br />

kann man auch auf das Benehmen im Allgemeinen schließen. Man kann davon<br />

ausgehen, dass eine Einhaltung der Tischregeln in einem wohlhabenden<br />

Bürgerhause wie dem Behnhaus von Wichtigkeit war.<br />

© die LÜBECKER MUSEEN

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