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2.2 Informationsvermittlung: Sprache und Sprachver- wendung

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Merkregel: Die Wahrheitsbedingungen für Sätze wie „es gibt ein x <strong>und</strong> x ist verdorben“<br />

<strong>und</strong> für Sätze wie „Für alle x gilt, dass x verdorben ist“ sind gr<strong>und</strong>verschieden:<br />

erstere brauchen nur einen Fall, um wahr zu sein, letztere nur<br />

einen Fall, um falsch zu sein.<br />

Diese Merkregel ist deswegen wichtig, weil wir in den Wissenschaften oft Aussagen<br />

dieser Art machen. Wir sprechen in beiden Fällen von allgemeinen Aussagen,<br />

im Gegensatz zu singulären Aussagen. Eine singuläre Aussage hat im<br />

einfachsten Fall die oben eingeführte Form mit einem Eigennamen <strong>und</strong> einem<br />

Prädikatausdruck, also z.B. "Louis ist ein Schreiner". In den Wissenschaften<br />

zielen wir allerdings in der Regel auf komplexere, allgemeine Aussagen. Für<br />

diese gilt, dass darin kein singulärer Ausdruck vorkommt, vielmehr zwei Prädikatsausdrücke<br />

wie z. B. „Metalle sind Wärmeleiter“ oder "Einige Zebras sind<br />

weiß“. Wissenschaften versuchen oft, ihre Ergebnisse ohne Rückgriff auf singuläre<br />

Terme zu formulieren, da sie allgemeine Aussagen über Zusammenhänge<br />

von Merkmalen/Eigenschaften machen wollen (vgl. allerdings die Ausführungen<br />

über "kontextualisierte Wissenschaft" in Kap. 5.3).<br />

<strong>2.2</strong>.1.3 Der Unterschied zwischen Bedeutung <strong>und</strong> Referenz<br />

Da uns im Rahmen unserer kognitiven Überlegungen interessiert, welche Informationen<br />

über die Welt durch sprachliche Äußerungen vermittelt werden <strong>und</strong><br />

da eine <strong>Sprache</strong>-Welt-Beziehung über die singulären <strong>und</strong> generellen Ausdrücke<br />

hergestellt wird, müssen wir noch auf einen wichtigen bei diesen Ausdrücken<br />

auftretenden Unterschied eingehen. Wenn wir von <strong>Sprache</strong>-Welt-Beziehungen<br />

sprechen, müssen wir zwei Funktionen unterscheiden. Ausdrücke können nämlich<br />

eine Bedeutung <strong>und</strong> eine Referenz haben. Statt von 'referieren' spricht man<br />

auch von 'denotieren' oder 'bezeichnen'.<br />

Wir verwenden einen Namen wie 'Louis' zur Bezeichnung einer Person. Die<br />

Person wird 'Louis' getauft. Wir können aber die Person auch anders kennzeichnen,<br />

z. B. durch 'der König von Frankreich'. In den beiden Aussagen "Louis<br />

trägt eine Perücke" <strong>und</strong> "Der König von Frankreich trägt eine Perücke“ sprechen<br />

wir dann über dieselbe Person. Die Referenz der beiden Eigennamen ist in beiden<br />

Sätzen dieselbe. Bei der Informationsübermittlung ist aber nicht ohne weiteres<br />

sichergestellt, dass alle Informationen korrekt ankommen. Es könnte der<br />

Fall sein, dass jemand nicht weiß, dass 'Louis' <strong>und</strong> 'der König von Frankreich'<br />

dieselbe Person bezeichnen. Viele kennen einen Louis, der nicht König von<br />

Frankreich ist. Am Beispiel, dass es Louis’ gibt, die nicht König von Frankreich<br />

sind, es aber auch einige Louis’ gibt, die König von Frankreich sind (waren),<br />

können wir sehen, dass Ausdrücke nicht nur die Funktion haben zu bezeichnen,<br />

sondern auch eine Bedeutung haben. Berühmte Beispiele für unterschiedliche<br />

Bedeutungen bei gleicher Referenz sind, dass jemand nicht wissen kann, dass<br />

der Morgenstern <strong>und</strong> der Abendstern denselben Gegenstand bezeichnen, dass<br />

eine Person A nicht weiß, dass der Mann im braunen Anzug <strong>und</strong> Herr James

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