Digitale Fotografie - Themen Beherrschen Sie Ihre DSLR (Vorschau)
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Liebe Leser...<br />
<strong>Digitale</strong> Spiegelreflexkameras werden immer erschwinglicher und bieten in der Regel gute Voraussetzungen für gelungene Bilder. Die Planung und Bedienung<br />
haben <strong>Sie</strong> dabei selbst in der Hand.Es ist nur allzu verständlich, dass sich auch Hobbyfotografen gerne eine solche Kamera zulegen, erschließen sich doch damit<br />
Möglichkeiten, die man mit einer Kompaktkamera nicht hat. Bei einer <strong>DSLR</strong> wird man jedoch ohne die Kenntnis um die grundlegenden Zusammenhänge von<br />
Belichtungszeit, Lichtempfindlichkeit, Blende und Brennweite kaum zu einem befriedigenden Ergebnis kommen. Gerade bei einer Spiegelreflexkamera gilt: Wer<br />
sich ein wenig mit den Möglichkeiten der Kamera, ihren Funktionen und den manuellen Einstellungen auskennt, hat mehr Chancen, wirklich gute Fotos zu<br />
machen.<br />
In diesem Ratgeber <strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> – Leitfaden für Anfänger möchten wir Einsteigern diese wesentlichen Basistechniken zum <strong>Fotografie</strong>ren mit modernen <strong>DSLR</strong>s sowie<br />
grundlegende Informationen zum Thema <strong>Fotografie</strong>ren vermitteln. <strong>Sie</strong> finden in diesem Magazin Anleitungen zu den wichtigsten Genres der <strong>Fotografie</strong>, viele hilfreiche Tipps<br />
und Tricks, Hintergrundinformationen und Erklärungen zum Thema Bilbearbeitung. Wir sind davon überzeugt, dass <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> fotografischen Fähigkeiten auf diese Art und Weise<br />
erheblich verbessern werden. Unser Ziel ist es aber nicht nur, dass <strong>Sie</strong> lernen, besser mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> zu arbeiten. Wir geben Ihnen auch viele Anregungen und Inspirationen<br />
zur Umsetzung <strong>Ihre</strong>r Ideen und zum Gelingen <strong>Ihre</strong>r Fotos mit auf den Weg. Unsere praktischen Tipps zur Planung, Gestaltung, zur technischen Umsetzung, Kamera<br />
Funktionen und Zubehör, werden Ihnen dabei helfen, bessere Fotos zu machen und sich fotografisch erheblich weiter zu entwickeln.<br />
Viel Spaß beim Lesen, Lernen… und <strong>Fotografie</strong>n mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong>!<br />
JULIA ZWENGER<br />
REDAKTION<br />
Julia Zwenger<br />
MITARBEITER<br />
Mark Bauer, Helen Dixon, Lee Frost, Brett Harkness, Ross<br />
Hoddinott, Daniel Lezano, Bjorn Thomassen<br />
ART DIRECTOR<br />
Dean Mullock<br />
FINANZDIREKTOR<br />
Richard Layton<br />
Die in diesem Magazin artikulierten Meinungen, sind die<br />
Meinungen der jeweiligen Autoren und stimmen nicht<br />
zwingend mit der Meinung<br />
des Herausgebers, der Redaktion oder den Vertreibern<br />
dieses Magazins überein.<br />
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DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 03
164<br />
SEITEN<br />
MIT TIPPS<br />
VON<br />
EXPERTEN<br />
006 Wasser in Landschaften<br />
090 Versteckte Funktionen<br />
018 Porträtaufnahmen bei 106 Kreative Funktionen<br />
Tageslicht<br />
VERSTEHEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong><br />
030 Restlicht<br />
122 Kreative Effekte<br />
040 Tierporträts<br />
136 Das Einmaleins der<br />
050 Heimporträts<br />
Komposition<br />
060 Reisefotografie<br />
152 DSRL Basistechniken:<br />
076 Garten Safari<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong><br />
Fokussierungstechniken einfach erklärt
THE ULTIMATE GUIDE<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE SLR LEITFADEN FÜR ANFÄNGER<br />
HELEN DIXON<br />
INHALT
Leitfaden für Anfänger<br />
WASSER IN LANDSCHAFTEN<br />
Wenn <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>n Landschaftsbildern etwas mehr Leben einhauchen wollen, sollten <strong>Sie</strong> den<br />
nächsten Bach, Fluss, Wasserfall oder Strand aufsuchen. Wenn <strong>Sie</strong> wissen, wie man Wasser<br />
in Landschaftsbildern effektiv einsetzt, werden <strong>Ihre</strong> Aufnahmen davon profitieren.<br />
WASSER IST LEBEN - und a uch als wesentliches Element ansprechender<br />
Landschaftsbilder verfehlt es seine Wirkung nicht! In Deutschland gibt es glücklicherweise<br />
von den Gebirgsseen und -bächen und den Wasserfällen im Süden über die großen<br />
Flussläufe und Seenplatten im Zentrum bis hin zu den Küsten im Norden genügend Gewässer. <strong>Sie</strong><br />
können das Wasser als Hintergrund verwenden, um alle möglichen Motive wie Felsvorsprünge,<br />
Pflanzen oder Dünen herauszuheben.<br />
Nutzen <strong>Sie</strong> für <strong>Ihre</strong> Landschaftsbilder so viele verschiedene Gewässerarten wie möglich. Seen,<br />
Flüsse, Bäche und Wasserfälle bieten allesamt eine Vielzahl kreativer Optionen, die es auszuloten<br />
gilt. Jede Art von Gewässer stellt <strong>Sie</strong> vor andere Herausforderungen. Für die Aufnahmen müssen <strong>Sie</strong><br />
sich nicht nur die besten Standorte aussuchen und die ideale Tageszeit zum fotografieren<br />
bestimmen. Wenn <strong>Sie</strong> Wasser in <strong>Ihre</strong> Bilder mit einbauen möchten, müssen <strong>Sie</strong> auch bei der Wahl<br />
der Belichtung und – wenn es sich nicht gerade um ein stehendes Gewässer handelt – der<br />
Verschlusszeit mit Sorgfalt vorgehen.<br />
In diesem Leitfaden für Anfänger haben wir uns von den besten britischen Landschaftsfotografen<br />
Hilfe geholt. <strong>Sie</strong> erklären anhand ihres Fachwissens und ihre nTricks das Aufnehmen von<br />
Wasserszenen in der Landschaftsfotografie . Der Kurs steckt voller praktischer Techniktipps und wird<br />
Ihnen sicher dabei helfen, sich als Landschaftsfotograf weiterzuentwickeln und mehr<br />
Selbstvertrauen zu entwickeln, um bei den nächsten Aufnahmen im Freien schönere Bilder schießen<br />
zu können.
Leitfaden für Anfänger<br />
>Wasser in Landschaften >Grundlegende Technik und Ausrüstung<br />
Grundlagen für Wasserszenen<br />
in Landschaftsbildern<br />
Bereiten <strong>Sie</strong> sich darauf vor, in die Natur zu gehen, um mit den besten Techniken und den<br />
richtigen Hilfsmitteln ausgerüstet beeindruckende Landschaftsbilder aufzunehmen.<br />
VIELLEICHT IST es Ihnen schon aufgefallen: In<br />
den meisten effektvollen Landschaftsfotos findet<br />
man gewöhnlich Wasser in irgendeiner Form.<br />
Vom kleinen Bach, der sich durchs Bild schlängelt<br />
bis zum mächtigen Meer in der Strandaufnahme<br />
ist Wasser in vielen Landschaftsbildern ein<br />
wichtiges Element.<br />
Einer der Hauptgründe dafür ist, dass Wasser in<br />
Fotos vielseitig einsetzbar ist. Durch den Einsatz<br />
von Filtern und/oder die Veränderung der<br />
Verschlusszeit kann das Wasser auf viele<br />
verschiedene Arten festgehalten werden.<br />
Beispielsweise können fallende Tropfen auf dem<br />
Bild eingefroren werden. Genauso ist es aber auch<br />
möglich, eine lange Belichtungsdauer zu wählen<br />
und dadurch geheimnisvollen Nebel zu erzeugen.<br />
Die reflektierende Oberfläche des Wassers ist<br />
zwar eine potenzielle Fehlerquelle für die<br />
Wahl der Verschlusszeit<br />
Die für die Wasseraufnahme verwendete Verschlusszeit<br />
hängt davon ab, ob sich das Wasser bewegt, wie<br />
schnell es sich bewegt, wie groß sein Anteil im Bild<br />
ist, und ob es eingefroren oder verschwommen<br />
aussehen soll. Bei großen Wasserfällen und sich<br />
brechenden Wellen garantieren Verschlusszeiten von<br />
1/1000-1/2000 Sekunde, dass <strong>Sie</strong> jeden Tropfen<br />
einzeln sehen. Bei schnell fließenden Flüssen und<br />
kleinen Wasserfällen wie in der Abbildung, sollten <strong>Sie</strong><br />
es mit 1/200-1/500 Sekunde versuchen, während<br />
langsamere Flüsse und Bäche bei 1/125-1/250<br />
Sekunde gut herauskommen dürften. Wenn <strong>Sie</strong> die<br />
Bilder verschwimmen lassen möchten, werden <strong>Sie</strong> bei<br />
großen Wasserfällen mit einer und bei kleineren mit<br />
zwei Sekunden einen guten Effekt erzielen. Flüsse und<br />
Bäche erfordern langsamere Zeiten zwischen zwei und<br />
vier Sekunden. Es ist aber auch möglich, bis zu 10-20<br />
Sekunden einzustellen. Wenn große Wassermengen<br />
im Spiel sind, kann Überbelichtung zum Problem<br />
werden. Behalten <strong>Sie</strong> daher das Histogramm im Auge<br />
und verwenden <strong>Sie</strong> geringere Zeiten, wenn <strong>Sie</strong> die<br />
hellen Stellen dämpfen. In Küstenszenen können <strong>Sie</strong><br />
mit Zeiten von einer bis zwei Sekunden die Wellen<br />
verschwimmen lassen und mit einer Einstellung von<br />
20-30 Sekunden einen Milchglaseffekt erzeugen.<br />
Belichtung, kann aber auch zur Aufwertung von<br />
Bildern dienen. An eher windstillen Tagen können<br />
<strong>Sie</strong> an Seen und anderen stillen Gewässern<br />
verblüffende Ergebnisse erzielen, indem <strong>Sie</strong> eine<br />
klare Reflektion der Landschaft auf der<br />
Wasseroberfläche knipsen. Es gibt aber noch<br />
weitere Möglichkeiten. So können sich Flüsse als<br />
dicke Linie durch das Bild ziehen. Oder <strong>Sie</strong> nutzen<br />
einsame Gezeitentümpel und sich um Steine<br />
windende Bäche als effektvoll für den<br />
Vordergrund.<br />
Die Möglichkeiten sind schier unerschöpflich. Im<br />
Einsteigerkurs des Monats geben wir Ihnen die<br />
Grundlagen an die Hand, die <strong>Sie</strong> benötigen, um<br />
brillante Landschaftszenen mit Wasser als<br />
Bildelement zu schießen. Worauf warten <strong>Sie</strong><br />
noch? Gehen <strong>Sie</strong> nach draußen und fangen <strong>Sie</strong><br />
an, herumzuexperimentieren!<br />
1/60 Sek.<br />
1/20 Sek. 0,4 Sek.<br />
Grundausrüstung<br />
Weitwinkelobjektiv: Ein<br />
Ultra-Weitwinkelobjektiv,<br />
beispielsweise mit 12-24<br />
mm, ist ideal, weil <strong>Sie</strong> damit<br />
den Vordergrund mit Wasser<br />
füllen können und gleichzeitig<br />
genug Schärfentiefe zur<br />
Verfügung haben, um<br />
durchgehend scharfe Szenen abzulichten. Besonders<br />
beliebt ist das Sigma 10-20-mm-Objektiv, das eine<br />
hervorragende Leistung bei ausgezeichnetem Preis-<br />
Leistungs-Verhältnis bietet.<br />
Wasserwaage: Wenn<br />
Ihr Stativ mit einer Libelle<br />
ausgestattet ist, können <strong>Sie</strong><br />
damit sicherstellen, dass die<br />
Ebenen waag- und lotrecht<br />
zum Boden verlaufen. Es<br />
ist eher mühsam, sie im<br />
Nachhinein in Photoshop<br />
zu korrigieren. Einfache Libellen zum Anbringen<br />
am Blitzschuh gibt es schon ab knapp 15 Euro. <strong>Sie</strong><br />
können sich aber auch eine coole Seculine Action<br />
Level (ca. 35 €) zulegen.<br />
Filter: Wenn <strong>Sie</strong> tiefer in<br />
die Landschaftsfotografie<br />
einsteigen wollen, sollten<br />
<strong>Sie</strong> etwas Geld für ein<br />
kompatibles Filtersystem<br />
investieren. Beim P-system<br />
von Cokin stimmt das<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />
Wenn für <strong>Sie</strong> Qualität Trumpf ist, sollten <strong>Sie</strong> sich das<br />
herausragende 100-mm-System von Lee Filters<br />
ansehen, ein echtes Profiwerkzeug! (www.leefilters.<br />
com). Mit einem Polfilter kommt der blaue Himmel<br />
noch besser heraus, während die Reflexionen der<br />
Wasseroberfläche klar abgebildet werden. Es lohnt<br />
sich auch, den Einsatz eines Filters mit 0,6 bis 0,9<br />
ND (keinen Verlaufsfilter!) in Erwägung zu ziehen,<br />
da hiermit bei Tageslicht lange Verschlusszeiten<br />
möglich sind, mit denen das Wasser verschwommen<br />
dargestellt werden kann.<br />
Stativ: Verwenden <strong>Sie</strong><br />
für Wasseraufnahmen<br />
kleine Blenden, um die<br />
Schärfentiefe zu maximieren.<br />
Die langen Verschlusszeiten<br />
haben den Effekt, dass <strong>Sie</strong><br />
die Kamera stabilisieren<br />
müssen, um Verwacklungen<br />
vorzubeugen.<br />
Fotorucksack: Wenn <strong>Sie</strong><br />
meilenweit laufen müssen,<br />
ist ein Fotorucksack der<br />
Utensilientasche vorzuziehen.<br />
Allwetter-Rucksäcke bieten<br />
besseren Schutz vor Wind<br />
und Wetter. Wir haben in<br />
dieser Ausgabe 14 Rucksäcke<br />
getestet.<br />
Kleidung: Es gibt nichts<br />
Schlimmeres, als in einen<br />
Fluss zu fallen und den<br />
ganzen Tag in nasser<br />
Kleidung herumlaufen zu<br />
müssen. Verwenden <strong>Sie</strong><br />
gutes Schuhwerk namhafter<br />
Hersteller wie Berghaus<br />
und überlegen <strong>Sie</strong> sich auch, ob <strong>Sie</strong> sich nicht eine<br />
wasserdichte Hose oder Gamaschen (z. B. von<br />
Paramo) besorgen wollen, da <strong>Sie</strong> damit trockenen<br />
Fußes in Flüsse hineinsteigen können.<br />
08 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Wasserszenen schießen wie die Profis!<br />
Beim <strong>Fotografie</strong>ren von Landschaften mit Wasser sind<br />
spektakuläre Küstenfotos der perfekte Weg, die Theorie in<br />
die Praxis umzusetzen. Folgen <strong>Sie</strong> unseren Tipps zu<br />
Ausrüstung, Handwerk und Technik, um schon bald<br />
Landschaftsfotos zu schießen wie die Profis.<br />
HELEN DIXON
Leitfaden für Anfänger<br />
>Wasser in Landschaften >Komposition<br />
Komponieren einer Szene mit Wasser<br />
Wasser kann <strong>Ihre</strong> Landschaftsbilder nicht nur optisch aufwerten und Ihnen eine<br />
ganz besondere Stimmung verleihen, sondern auch ein sehr nützliches<br />
Kompositionswerkzeug sein.<br />
AN WINDSTILLEN, RUHIGEN TAGEN, bietet ein großes<br />
Gewässer wie ein See Reflexionen wie ein Spiegel, die es<br />
Fotografen ermöglichen, mit einem Weitwinkel sowohl die<br />
Landschaft als auch deren umgekehrte Reflexion zu<br />
erfassen. Diese Art der Symmetrie ist ein beeindruckendes<br />
Kompositionswerkzeug. <strong>Sie</strong> ist einer der wenigen Fälle, in<br />
denen die Komposition durch eine mittige Platzierung des<br />
Horizonts – also anstelle gemäß der „Drittelregel“ das Bild<br />
damit zu dritteln – sogar aufgewertet werden kann.<br />
Egal ob <strong>Sie</strong> einen See, einen Fluss, einen Bach, einen<br />
Kanal oder eine Pfütze als Teil der Landschaft fotografieren<br />
– die traditionellen Kompositionsregeln behalten<br />
Gültigkeit. Platzieren <strong>Sie</strong> wichtige Elemente, wie einen<br />
kaskadierenden Wasserfall, sich brechende Wellen oder<br />
Felsen umspülendes Wasser, nach Möglichkeit auf einer<br />
Drittellinie, um eine interessante und fesselnde<br />
Komposition zu gestalten.<br />
Landschaftsfotografen verwenden Wasser jedoch am<br />
häufigsten als eine Art „Hinführungslinie“, die das Auge<br />
des Betrachters in das Bild hinein und durch die Szene<br />
hindurch führt. Flüsse, Bäche und Kanäle eignen sich für<br />
diese Herangehensweise besonders gut. Unabhängig<br />
davon, ob das Gewässer gerade verläuft oder sich durch<br />
die Landschaft schlängelt, die Wirkung ist dieselbe.<br />
Wasser, das von unten im Bild in das Motiv hinein führt,<br />
bietet einen natürlichen „Einstieg“ in das Foto. Das Auge<br />
des Betrachters folgt dann dem Wasserverlauf durch die<br />
Landschaft. So entsteht eine gute Komposition.<br />
Ein Fluss oder ein Bach, der durch das Bild hindurch<br />
fließt, sorgt auch für eine große Tiefe und Lebendigkeit<br />
und kann so den Eindruck von Bewegung vermitteln.<br />
Häufig lässt sich diese Wirkung auch noch durch einen<br />
etwas erhöhten Standpunkt verstärken: Wenn <strong>Sie</strong> zu tief<br />
und zu nah am Wasser sind, verlieren sich die Form und<br />
die Wirkung des Wassers allmählich. Wenn <strong>Sie</strong> von einem<br />
Steg über dem Wasser fotografieren, können <strong>Sie</strong> direkt die<br />
ganze Länge des Wassers erfassen. Es kann sehr<br />
eindrucksvoll aussehen, wenn das Wasser in der<br />
Entfernung verschwindet und auf diese Weise einen<br />
„Fluchtpunkt“ bietet.<br />
Diagonale Linien können auch gute Kompositionswerkzeuge<br />
sein. Platzieren <strong>Sie</strong> einen Bach oder einen<br />
Kanal also nach Möglichkeit so, dass er von einer Ecke des<br />
Bildes zur anderen verläuft. Die Brennweite des Objektivs<br />
hat auch eine große Auswirkung darauf, wie sich Wasser<br />
in <strong>Ihre</strong>r Landschaft darstellt. Mit einem Weitwinkel im<br />
Bereich von 14-24 mm wird die Perspektive gestreckt.<br />
Dadurch erscheinen Objekte im Vordergrund größer und<br />
markanter, während Objekte im Hintergrund weiter<br />
entfernt erscheinen. Diese Wirkung kann durchaus ihre<br />
Berechtigung haben, wenn <strong>Sie</strong> einen bestimmten Punkt<br />
besonders hervorheben möchten, zum Beispiel Wasser,<br />
das im unmittelbaren Vordergrund des Bildes über einen<br />
weichen Felsen herabstürzt.<br />
Mit einer längeren Brennweite, also ab 55 mm, können<br />
<strong>Sie</strong> die Perspektive dagegen komprimieren. Dies kann sich<br />
als nützlich erweisen, wenn <strong>Sie</strong> einen Fluss fotografieren<br />
möchten, der sich von den Bergen herab durch ein Tal<br />
schlängelt.<br />
Wasser verleiht <strong>Ihre</strong>n Landschaftsbildern zweifellos mehr<br />
Tiefe und Abwechslung und kann die Kompositionen<br />
deutlich verbessern.<br />
v<br />
Mark Bauer verwendet einen Fluss als Hinführungslinie<br />
Ich machte mich eines Morgens auf den Weg<br />
zum „New Forest“ in der Nähe von<br />
Rhinefield, weil ich das Morgenlicht<br />
erwischen wollte, das sich in einem Bach<br />
widerspiegelt, der sich durch die Landschaft<br />
schlängelt. Schon bald nach meiner Ankunft<br />
erkannte ich die Gelegenheit, eine<br />
Komposition um den sich vorsichtig durch<br />
die Felder windenden Bach aufzubauen. Die<br />
Landschaft ist hier sehr flach. Deshalb<br />
fotografierte ich von einer Brücke, da von<br />
dieser erhöhten Position aus die Ebenen in<br />
der Landschaft besser zur Geltung kommen.<br />
Schritt 1 Ich versuche, im Hochformat zu<br />
fotografieren, wodurch die Form des Flusses<br />
besser zur Geltung kommt. Ich sehe mich<br />
allerdings vor die Wahl gestellt, entweder ein<br />
großes Stück langweiligen Himmel<br />
aufzunehmen oder die Wipfel der Bäume<br />
abzuschneiden. Keine der beiden Optionen ist<br />
sehr zufrieden stellend. Zeit zum Überdenken.<br />
Schritt 2 Als die Sonne allmählich am<br />
Himmel aufsteigt, bringt sie einen Hauch von<br />
Farbe mit und verleiht den Wolken eine<br />
gewisse schichtförmige Struktur. Ich ändere<br />
also meine Brennweite auf etwa 45 mm, um<br />
den Himmel aufzunehmen und auch die<br />
interessanten Biegungen des Bachs optimal<br />
einzufangen.<br />
Schritt 3 Als die Farbe im Himmel intensiver<br />
wird, wechsle ich in das Hochformat. So<br />
kommt der Himmel besser zur Geltung, und ich<br />
kann mehr Wasser im Vordergrund<br />
aufnehmen. Mit diesen Einstellungen erfüllt<br />
der Bach optimal seine Funktion als<br />
Hinführungslinie.<br />
Set-up<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Landschaft im Hochformat!<br />
Vergessen <strong>Sie</strong> nicht, die Kamera senkrecht zu halten.<br />
Eine Komposition im Hochformat kann die Höhe<br />
oder Länge betonen. Daher eignet sie sich besonders<br />
gut für Fotos, auf denen ein langer Fluss oder Kanal<br />
der Länge nach aufgenommen wurde, weil damit<br />
der Eindruck von Weite noch mehr verstärkt wird.<br />
Top-Tipps für das <strong>Fotografie</strong>ren<br />
von Wasser<br />
1) ARBEITEN SIE MIT VERSCHIEDENEN BRENNWEITEN<br />
Es ist erstaunlich, wie viele verschiedene Kompositionen <strong>Sie</strong><br />
in einer Landschaft mit einem sich windenden Fluss finden<br />
können, wenn <strong>Sie</strong> einfach nur unterschiedliche Brennweiten<br />
verwenden – ganz ohne <strong>Ihre</strong> Position zu wechseln.<br />
2) ACHTEN SIE AUF DIE GLANZLICHTER Helle<br />
Glanzlichter auf dem Wasser können das Messgerät der<br />
Kamera in die Irre und damit zur Unterbelichtung führen.<br />
Prüfen <strong>Sie</strong> also das Histogramm, und rechnen <strong>Sie</strong> damit,<br />
eine Belichtungskorrektur vornehmen zu müssen. Helle,<br />
reflektierende Glanzlichter stellen immer ein Problem<br />
dar, wenn <strong>Sie</strong> die Aufnahme nicht stark unterbelichten.<br />
Ignorieren <strong>Sie</strong> sie also, und nehmen <strong>Sie</strong> die Belichtung für<br />
die restliche Szene vor.<br />
3) FILTER Mit den richtigen Filtern lassen sich<br />
Flussaufnahmen beträchtlich verbessern. Polarisationsfilter<br />
verringern die Blendwirkung des Wassers, und ND-Festfilter<br />
ermöglichen Ihnen die Verwendung langsamerer<br />
Verschlusszeiten, um das Gefühl von Bewegung zu<br />
erfassen. <strong>Sie</strong> können diese als Kompositionshilfe einsetzen,<br />
indem Wasser beispielsweise in die Landschaft hinein fließt,<br />
damit das Auge in das Bild hinein geführt wird.<br />
4) FOTOGRAFIEREN SIE UNTER DEN RICHTIGEN<br />
BEDINGUNGEN Wenn der Himmel am Morgen oder am<br />
Abend teilweise bewölkt ist, stehen die Chancen gut, dass<br />
am Himmel auch Farben zu sehen sein werden, die sich<br />
im Wasser widerspiegeln. Dadurch wird die Szene viel<br />
eindrucksvoller.<br />
10 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Verwenden <strong>Sie</strong> einen Fluss als Hinführungslinie.<br />
Achten <strong>Sie</strong> auf Flüsse in einer ausdrucksstarken Umgebung. Die im<br />
Wasser verteilten Felsen und die vielen Miniwasserfälle machen<br />
den Vordergrund interessanter. Mit wasserfester Kleidung und<br />
einem robusten Stativ können <strong>Sie</strong> sich mitten in einen seichten<br />
Fluss stellen, um eine optimale Komposition zu erhalten.<br />
ISTOCK PHOTO
Leitfaden für Anfänger<br />
>Wasser in Landschaften >Die Bewegung des Ozeans festhalten<br />
„Natürlich aussehende“ Wellen festhalten<br />
Der Berufsfotograf Mark Bauer erklärt die beste Technik zum <strong>Fotografie</strong>ren<br />
von sich an der Küste brechenden Wellen.<br />
DARÜBER, wie eine Wellenbewegung am besten<br />
fotografiert wird, scheiden sich die Geister. Lange<br />
Verschlusszeiten führen zu einer nebelhaften Darstellung,<br />
die bei vielen Fotografen beliebt ist (siehe nächste Seite),<br />
aber sicher nicht jedermanns Geschmack ist, weil es<br />
unnatürlich aussieht. Wenn sich Wellen an der Küste<br />
brechen, sehen wir die gesamte Bewegung – wir sehen<br />
keinen angehaltenen Moment und keinen über den Felsen<br />
hängenden Nebel. Eine Möglichkeit, die Wellenbewegung<br />
so einzufangen, wie unsere Augen sie sehen, besteht in<br />
der Verwendung einer Videokamera statt einer<br />
Fotokamera. Aber durch sorgfältigen Umgang mit<br />
Verschlusszeiten ist es möglich, auch mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong><br />
natürlich aussehende Wellen wiederzugeben.<br />
Der Trick besteht darin, genau das richtige Maß an<br />
Schritt 1 Ich lege die Aufnahme so an, dass sich die Wellen<br />
an den Felsen im Vordergrund brechen, und überprüfe dann<br />
mit der Objektmessung der <strong>DSLR</strong>, die Belichtung für den<br />
Himmel und den Boden unabhängig voneinander.<br />
Bewegung einzufangen. Wenn der Verschluss zu lange<br />
geöffnet bleibt, gibt es zuviel Bewegungsunschärfe, und<br />
wenn er nicht lange genug geöffnet bleibt, erscheint die<br />
Welle zu statisch. <strong>Sie</strong> müssen also einen Mittelweg finden,<br />
wo es eine vernebelte Unschärfe gibt, aber die Form der<br />
Wellen noch erkennbar bleibt.<br />
Hierfür gibt es jedoch kein Standardrezept. Welche<br />
Verschlusszeit die beste ist, hängt von der Größe und der<br />
Geschwindigkeit der Wellen ab sowie davon, wie sie sich<br />
an der Küste brechen und natürlich von <strong>Ihre</strong>m<br />
persönlichen Geschmack. Experimentieren <strong>Sie</strong> herum,<br />
machen <strong>Sie</strong> viele Aufnahmen, und schauen <strong>Sie</strong> sich die<br />
Bilder immer wieder am Bildschirm an, damit <strong>Sie</strong> wissen,<br />
wie <strong>Sie</strong> die Kamera noch ein wenig besser einstellen<br />
können.<br />
Schritt 2 Da der Himmel viel heller als der Boden ist, habe<br />
ich einen weichen ND-Verlaufsfilter mit drei Anschlägen<br />
hinzugefügt, um den Kontrast auszugleichen. „Weicher<br />
Verlauf“ bedeutet, dass die Übergangslinie nicht zu<br />
offensichtlich ist.<br />
Regulieren der Verschlusszeiten<br />
Es gibt keine „ideale“ Verschlusszeit für das<br />
<strong>Fotografie</strong>ren einer sich brechenden Welle, da diese<br />
von den jeweiligen Bedingungen vor Ort abhängt.<br />
Eine Verschlusszeit zwischen ¼ Sekunde und ein<br />
paar Sekunden liefert jedoch meist das gewünschte<br />
Ergebnis.<br />
Dabei geht es allerdings nicht nur darum, die<br />
Kamera auf Belichtungsautomatik und dann die<br />
Verschlusszeit einzustellen. <strong>Sie</strong> müssen auch darauf<br />
achten, dass <strong>Sie</strong> die richtige Blende verwenden, um<br />
die richtige Tiefenschärfe und eine genaue Belichtung<br />
zu erzielen. Bei Landschaftsaufnahmen liegt dieser<br />
Wert normalerweise zwischen f/8 und f/22, um eine<br />
maximale Tiefenschärfe zu erreichen.<br />
Es gibt auch noch andere Möglichkeiten zur<br />
Einstellung der Verschlusszeit. <strong>Sie</strong> können nicht nur<br />
darauf warten, dass sich die Lichtverhältnisse ändern,<br />
um eine schnellere Verschlusszeit zu verwenden, <strong>Sie</strong><br />
sollten auch die ISO-Empfindlichkeit der Kamera<br />
erhöhen. Normalerweise erhöht sich damit auch der<br />
Rauschpegel. <strong>Sie</strong> sollten also keinen Wert weit über<br />
ISO 800 wählen, es sei denn, <strong>Sie</strong> arbeiten mit einer<br />
Profikamera, der Rauschen nicht viel ausmacht.<br />
Bei Verschlusszeiten von mehr als 30 Sekunden<br />
müssen <strong>Sie</strong> die Kamera auf Langzeitbelichtung<br />
einstellen und die Belichtung manuell festlegen. Dies<br />
kann jedoch häufig zu überbelichteten Aufnahmen<br />
führen. <strong>Sie</strong> müssen also möglicherweise einen<br />
Neutraldichte-„Festfilter“ verwenden, um die<br />
Lichtmenge zu verringern, die auf den Sensor trifft.<br />
ND-Filter gibt es in verschiedenen Stärken, die<br />
gängigsten haben einen, zwei oder drei Anschläge. <strong>Sie</strong><br />
können auch mehrere ND-Filter zusammen mit einem<br />
Polarisationsfilter für extrem lange Verschlusszeiten<br />
verwenden.<br />
Schritt 3 Ich habe die Kamera auf Belichtungsautomatik<br />
eingestellt und probiere 1/100 s aus, aber damit wird die<br />
Bewegung eingefroren. Bei großen Wellen könnte dies eine<br />
gewisse Dramatik vermitteln, aber bei kleinen Wellen wie<br />
dieser funktioniert es überhaupt nicht.<br />
Schritt 4 Ich hoffe auf ein besseres Ergebnis durch<br />
Verlängern der Verschlusszeit und warte auf etwas<br />
schwächeres Licht. Ich tausche den ND-Filter mit drei<br />
Anschlägen gegen einen ND-Filter mit vier Anschlägen aus,<br />
wodurch ich eine Belichtungsdauer von zehn Sekunden bei<br />
f/22 erreiche.<br />
Schritt 5 Dieses Mal ist die Verschlusszeit immer noch<br />
nicht lang genug, um dem Wasser ein sphärisches, nebliges<br />
Aussehen zu verleihen, aber sie gibt auch nicht die Dramatik<br />
der Szene durch Anhalten der Wasserbewegung wieder.<br />
Schritt 6 Ich öffne die Blende auf f/11 und tausche den ND-Filter mit vier Anschlägen<br />
gegen einen mit zwei Anschlägen. Dadurch kann ich die Verschlusszeit auf 0,3 Sekunden<br />
verkürzen. Das Ergebnis kommt meiner Vorstellung schon ziemlich nahe, aber die Welle ist<br />
noch ein wenig zu statisch.<br />
Schritt 7 Ich starte einen weiteren Versuch bei etwas schwächerem Licht. Ich bekomme<br />
die gewünschte Aufnahme bei etwa 0,6 Sekunden. Es ist ausreichend Bewegung zu<br />
erkennen, um eine gewisse Dramatik zu vermitteln, aber die Wellen behalten trotzdem ihre<br />
Form bei.<br />
12 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
LETZ<br />
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Leitfaden für Anfänger<br />
>Wasser in Landschaften >Kreative lange Belichtungen<br />
Unscharfe Bewegung in Wasser<br />
Ross Hoddinott zeigt, wie sich bewegendes Wasser als atmosphärischer<br />
himmlischer Nebel wiedergegeben werden kann, um eine kreative Wirkung zu<br />
erzielen.<br />
UNSCHARFES<br />
Set-up<br />
WASSER – entweder <strong>Sie</strong> lieben<br />
es, oder <strong>Sie</strong> hassen es. Ich liebe<br />
es. Um sich bewegendes<br />
Wasser milchig darzustellen, ist<br />
die richtige Belichtungszeit von<br />
entscheidender Bedeutung; zu<br />
schnell, und das Wasser kann<br />
unschön aussehen. Als<br />
Faustregel gilt in diesem Fall<br />
eine Verschlusszeit von etwa<br />
einer Sekunde oder länger<br />
auswählen. Damit sollte ein ansprechendes Maß an<br />
Unschärfe erzielt werden. Auch längere Belichtungen sorgen<br />
für stimmungsvollere, unwirkliche Ergebnisse.<br />
Um die längste Belichtungszeit für das verfügbare Licht<br />
zu erhalten, wählen <strong>Sie</strong> die niedrigste ISO-Empfindlichkeit<br />
<strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> zusammen mit der kleinsten Blende des<br />
Objektivs (zum Beispiel f/22 oder f/32). Unter<br />
Restlichtbedingungen ist die Erzielung einer längeren<br />
Belichtung relativ einfach, da die Belichtungszeiten natürlich<br />
länger sind. Bei guten Lichtbedingungen ist es oft nicht<br />
möglich, eine ausreichend langsame Verschlusszeit<br />
auszuwählen, ohne das Bild überzubelichten. Die Lösung ist<br />
ein Neutraldichte-(ND-)Filter. Je stärker die Dichte des<br />
ND-Filters ist, je mehr Licht er also absorbiert, desto länger<br />
ist die Belichtung und desto größer ist das Maß der<br />
Unschärfe. Zur Erzielung extremer Effekte kann der „Big<br />
Stopper“ (zehn Anschläge) von Lee Filters Belichtungszeiten<br />
von mehreren Minuten erzeugen. Hierfür müssen <strong>Ihre</strong><br />
Kamera auf Langzeitbelichtung eingestellt und ein<br />
Fernauslöser verwendet werden. Beim <strong>Fotografie</strong>ren von<br />
Wasserbewegung mit langen Belichtungen ist jedes Bild<br />
anders. Manchmal sind die Unterschiede groß, manchmal<br />
nur geringfügig. Machen <strong>Sie</strong> eine Folge von Aufnahmen, und<br />
entscheiden <strong>Sie</strong> später, welche die beste ist.<br />
Schritt 1 Es war Abend, und Flut. Um das Wasser, das die<br />
Felsnasen und Kieselsteine an der Küste umspülte, unscharf<br />
darzustellen, habe ich meine Komposition mit einem Stativ<br />
sorgfältig angeordnet, damit die Bilder nicht verwackeln.<br />
Zunächst hat die Kamera in der Programmmoduseinstellung<br />
eine Verschlusszeit von 1/80 s bei f/8 auf der Grundlage des<br />
verfügbaren Lichts ausgewählt – nicht langsam genug, um<br />
das Wasser unscharf darzustellen.<br />
Erforderliche Ausrüstung<br />
Lange Belichtungen, um Wasserbewegung<br />
unscharf zu machen, sind eine Technik, für<br />
die ein robustes Stativ erforderlich ist, weil<br />
durch die Verwackelung der Kamera die<br />
Ergebnisse sonst ruinieren. Mit einem<br />
Wort: Ein Stativ ist unverzichtbar.<br />
Schritt 2 Um die Bewegung des Wassers unscharf<br />
darzustellen, nehmen <strong>Sie</strong> der Kamera die Kontrolle ab,<br />
indem <strong>Sie</strong> entweder die Betriebsart Belichtungsautomatik<br />
und die langsamste verfügbare Verschlusszeit oder die<br />
Betriebsart Zeitautomatik und die kleinste Blende<br />
auswählen. Mit beiden Methoden wird die längste<br />
Belichtung eingestellt, die bei den vorherrschenden<br />
Lichtbedingungen zu erzielen ist. Wählen <strong>Sie</strong> außerdem die<br />
niedrigste ISO-Einstellung <strong>Ihre</strong>r Kamera aus; bei den<br />
meisten <strong>DSLR</strong> ist dies ISO 100.<br />
Schritt 3 Nach der Auswahl von ISO 100 und der<br />
Betriebsart Zeitautomatik habe ich die kleinste Blende,<br />
f/22, eingestellt. Dann wartete ich auf eine große Welle, die<br />
die Felsen im Vordergrund umspülen sollte. Die<br />
Belichtungszeit von 1/8 s bei f/22 war länger, aber als das<br />
Wasser immer noch nicht milchig wurde, habe ich einen<br />
Polarisationsfilter zu Hilfe genommen, um die Belichtung<br />
noch weiter zu verlängern.<br />
14 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE<br />
Schritt 4 Ein Polarisationsfilter hat einen Filterfaktor von<br />
zwei Anschlägen. Er kann also als ND-Behelfsfilter verwendet<br />
werden, indem die Belichtung verlängert wird – ideal, wenn<br />
<strong>Sie</strong> keinen ND-Filter besitzen. Außerdem wird damit der<br />
Blendeffekt reduziert, in diesem Fall von den Felsen. Das<br />
Ergebnis ist besser, aber hier ist die Belichtungsdauer von 1/2<br />
s bei f/22 immer noch nicht lang genug für das<br />
atmosphärische Ergebnis, das ich erzielen wollte.<br />
Schritt 5 Um die gewünschte Unschärfe zu erreichen,<br />
musste ich einen Neutraldichtefilter verwenden. Ich ließ den<br />
Polarisationsfilter dran und schloss zusätzlich einen<br />
ND-Filter mit drei Anschlägen an. Die TTL-Messfunktion der<br />
Kamera stellt sich automatisch auf den Filter ein, verdunkelt<br />
aber auch den Sucher. Deshalb müssen <strong>Sie</strong> den Fokus für<br />
die Aufnahme festmachen, bevor <strong>Sie</strong> den Filter an der <strong>DSLR</strong><br />
anschließen.
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maximieren.
Leitfaden Beginner’s für Guide Anfänger<br />
>Wasser in Landschaften >Arbeiten mit Reflexionen<br />
Reflexionen in Gezeitentümpeln<br />
Der Berufsfotograf Mark Bauer zeigt uns anhand von Gezeitentümpeln<br />
den Umgang mit Reflexionen im Wasser.<br />
Bildaufbau<br />
Spiegelbilder sind tolle Motive für Landschaftsbilder.<br />
Die Symmetrie einer perfekten Reflexion in einem<br />
ruhenden See hat etwas Einzigartiges. Reflexionen<br />
sehen aber in kleinerem Maßstab, wie in Seen, Pfützen<br />
oder Gezeitentümpeln, genauso gut aus.<br />
Gezeitentümpel eignen sich vielleicht nicht immer<br />
als Hauptmotiv in einer Küstenaufnahme, aber mit<br />
Reflexionen, die in einer Aufnahme für zusätzliche<br />
Tiefe sowie Helligkeit und Farbe sorgen, die einen<br />
dunklen Vordergrund interessant machen können, sind<br />
sie in Weitwinkelaufnahmen ausgezeichnete<br />
Vordergrundmotive.<br />
Gezeitentümpel finden sich bei Ebbe an jeder<br />
felsigen Küste. <strong>Sie</strong> müssen allerdings einen finden, der<br />
sich gut fotografieren lässt. Wenn er zu klein ist, gibt er<br />
zu wenig her, und wenn er zu seicht oder der<br />
Untergrund zu sandig und hell ist, sind die Reflexionen<br />
nicht stark genug. Die ideale Zeit ist bei einsetzender<br />
Ebbe. Dann können <strong>Sie</strong> aufbauen, während die<br />
Gezeitentümpel entstehen, und fotografieren, während<br />
die umgebenden Felsen noch nass sind und glänzen.<br />
Das ist auch einfacher als wenn <strong>Sie</strong> schnell <strong>Ihre</strong> Fotos<br />
machen müssen, bevor die Flut den perfekten<br />
Gezeitentümpel wieder verschwinden lässt.<br />
Auch die Wetterbedingungen sind wichtig. Es muss<br />
so windstill sein, dass es an der Wasseroberfläche<br />
keine Wellen gibt, die die Reflexion stören würden.<br />
Aber auch der Himmel muss mit dramatischen<br />
Wolkengebilden oder intensiven Farben interessant<br />
sein. Denn im Wasser der Gezeitentümpel spiegelt sich<br />
der Himmel wider. Was die Technik betrifft, so sind<br />
eine genaue Scharfstellung und Tiefenschärfe von<br />
entscheidender Bedeutung, da diese Art von Bild am<br />
besten aussieht, wenn sowohl der unmittelbare<br />
Vordergrund als auch die Reflexion scharf sind. Und<br />
das ist nicht so einfach, wie es vielleicht erscheinen<br />
mag, weil nämlich die Brennebene der Reflexion viel<br />
weiter entfernt ist als das Reflexionsmedium.<br />
Ein weiterer Aspekt, den <strong>Sie</strong> berücksichtigen<br />
müssen, ist die richtige Filtration, die sowohl zum<br />
Korrigieren des Lichts in der Gesamtszene als auch<br />
zum Verbessern der Reflexion selber verwendet<br />
werden kann.<br />
Ausrüstung für Reflexionen<br />
Mit einem Ultraweitwinkelzoom können <strong>Sie</strong> nah<br />
herangehen und den gewünschten Gezeitentümpel im<br />
Vordergrund platzieren.<br />
Ein Stativ ermöglicht Aufnahmen aus einer niedrigen<br />
Perspektive. Bei einem niedrigen Standpunkt ist im<br />
Spiegelbild mehr vom Himmel zu sehen, sodass die<br />
Aufnahme ausgeglichener wird.<br />
Mit einem Polarisationsfilter wird die Reflexion<br />
verbessert. Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung<br />
verringern Polarisationsfilter nicht einfach Reflexionen,<br />
sondern vermindern auch die Blendwirkung, wodurch<br />
Reflexionen sogar verstärkt werden können. <strong>Sie</strong> müssen<br />
allerdings darauf achten, den richtigen Polarisationsfilter zu<br />
verwenden, da <strong>Sie</strong> die Reflexion zerstören können, wenn <strong>Sie</strong><br />
sich für den falschen Filter entscheiden. Schauen <strong>Sie</strong> durch<br />
den Sucher, und drehen <strong>Sie</strong> den Polarisationsfilter langsam.<br />
Drehen <strong>Sie</strong> den Filter nicht mehr weiter, wenn <strong>Sie</strong> den<br />
gewünschten Effekt sehen.<br />
ND-Verlaufsfilter tragen zum Ausgleichen des Kontrasts<br />
in der Szene bei. Achten <strong>Sie</strong> jedoch darauf, die Szene<br />
nicht übermäßig „verlaufen“ zu lassen, weil Reflexionen<br />
normalerweise dunkler sind als der Himmel und das Bild<br />
nicht natürlich aussieht, wenn es umgekehrt ist.<br />
ND-Festfilter. Wenn die Bedingungen nicht ruhig und<br />
auf der Wasseroberfläche Wellen sind, können <strong>Sie</strong> einen<br />
Neutraldichtefilter einsetzen, um die Belichtungsdauer zu<br />
verlängern und so das Wasser zu „glätten“.<br />
Belichtung und Scharfstellung<br />
Reflektierende<br />
Oberflächen sind<br />
naturgemäß hell,<br />
wodurch das Messgerät<br />
in die Irre geführt werden<br />
kann, sodass es zu<br />
einer Unterbelichtung<br />
kommt. Fügen <strong>Sie</strong> eine<br />
Belichtungskorrektur<br />
von +0,5 bis +1 Anschlägen hinzu, und sehen <strong>Sie</strong> sich<br />
vorsichtshalber nach der Aufnahme das Histogramm an.<br />
<strong>Sie</strong> müssen bei der Scharfstellung vorsichtig sein, da die<br />
Brennebenen der Wasseroberfläche und der Reflexion nicht<br />
identisch sind. Wenn <strong>Sie</strong> die Kamera in der Betriebsart<br />
Autofokus lassen, könnte sie auf die Wasseroberfläche<br />
scharfstellen. Das hieße, dass die etwas weiter entfernte<br />
Reflexion möglicherweise nicht mehr scharf ist. Um<br />
sicherzugehen, dass die Szene von vorne bis hinten scharf ist,<br />
schalten <strong>Sie</strong> auf manuellen Fokus um, und stellen <strong>Sie</strong> auf eine<br />
Drittelentfernung in die Szene hinein scharf. Verwenden <strong>Sie</strong><br />
eine kleine Blende wie f/16.<br />
Komposition<br />
Durch die Einnahme eines niedrigen Standpunktes<br />
können <strong>Sie</strong> das Bild mit dem Gezeitentümpel füllen<br />
und auch noch den darin reflektierten Himmel<br />
aufnehmen. Für diese Situationen eignen sich<br />
Aufnahmen im Querformat normalerweise besser<br />
als im Hochformat.<br />
Schritt 1 Ich komme bei Tagesanbruch an und suche ein<br />
geeignetes Motiv für den Vordergrund. Mir gefällt der<br />
Vordergrund in dieser Aufnahme, aber der Gezeitentümpel<br />
ist nicht gut. Er ist zu klein und zu seicht, um den Himmel<br />
richtig widerzuspiegeln.<br />
16 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE<br />
Schritt 2 Dieser Tümpel sieht ein wenig besser aus, aber<br />
ohne Filtration sind die Glanzlichter im Himmel zu stark,<br />
und die Schatten im Vordergrund beginnen allmählich zu<br />
stören.<br />
Schritt 3 Mit einem ND-Verlaufsfilter kann ich die Details<br />
im Himmel wiedergeben, und die Lichtstrahlen im<br />
Hintergrund kommen allmählich durch. Das verleiht der<br />
Szene eine gewisse Dramatik. Aber ich habe das Gefühl,<br />
dass die Reflexion noch verbessert werden kann.
Leitfaden für Anfänger<br />
Arbeiten mit Reflexionen< Wasser in Landschaften<<br />
LETZTES BILD<br />
Alle Einzelbestandteile fügen sich<br />
zu einem perfekten Bild<br />
zusammen.<br />
Schritt 4 Als nächstes verwende ich einen<br />
Polarisationsfilter. Wie <strong>Sie</strong> jedoch sehen können, kann die<br />
Reflexion durch eine falsche Einstellung zerstört, statt<br />
verbessert werden. Es ist an der Zeit, den Polarisationseffekt<br />
ein wenig zu bearbeiten.<br />
Schritt 5 Nur eine halbe Drehung des Polarisationsfilters,<br />
und die Reflexion kommt besser zur Geltung. Ich habe<br />
jedoch das Gefühl, dass das Bild verbessert werden kann,<br />
indem das Wasser im mittleren Entfernungsbereich<br />
geglättet wird.<br />
Schritt 6 Mit einem ND-Festfilter kann ich die<br />
Verschlusszeit auf zehn Sekunden erhöhen. Damit wird das<br />
Wasser im mittleren Entfernungsbereich geglättet und die<br />
optische Darstellung des Wassers im Gezeitentümpel<br />
verbessert.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 17
MIT DER<br />
<strong>DSLR</strong><br />
UMGEHEN<br />
LERNEN!<br />
PORTRÄT-AUFNAHMEN<br />
BEI TAGESLICHT<br />
Auch wenn die Tage in den Wintermonaten relativ kurz sind, gibt es viele Gründe, warum sich<br />
gerade diese Jahreszeit hervorragend für ausgezeichnete Tageslicht-Porträtaufnahmen eignet.<br />
MIT DER ANKUNFT der Wintermonate stauben viele Fotografen<br />
normalerweise ihre Studioblitzausrüstungen ab. Es gibt aber immer<br />
noch mehr als genug Gründe, um sich draußen auf die Suche nach<br />
Orten für herausragende Porträtaufnahmen zu machen. Die Sonne<br />
steht in dieser Jahreszeit viel tiefer am Himmel. Dieser Umstand ist<br />
für Porträtfotografen an einem klaren Tag ein Vorteil, und zwar nicht<br />
zuletzt weil die „magische Stunde“ mit ihrem atemberaubenden<br />
goldenen Licht zu einer wesentlich angenehmeren Zeit eintritt als im<br />
Sommer.<br />
Die Sonne kann zu dieser Jahreszeit ein seltener Gast sein. Aber das<br />
ist überhaupt kein Problem, denn Tage mit einem bewölkten Himmel<br />
sind geradezu perfekt. Die Wolken fungieren als natürlicher Diffusor<br />
für das Sonnenlicht und sorgen bei Porträtaufnahmen für eine<br />
schöne und schmeichelhafte Wirkung. Wenn man dann noch<br />
bedenkt, dass die Winterkleidung in der Regel sehr gemütlich und<br />
farbenfroh ist und draußen in dieser Jahreszeit normalerweise<br />
weniger Menschen anzutreffen sind, können <strong>Sie</strong> verstehen, dass<br />
dann – von den Temperaturen einmal abgesehen – eine ideale Zeit<br />
ist, um <strong>Ihre</strong> Techniken für Porträtaufnahmen zu üben. Der nächste<br />
Winter kommt bestimmt! Sollten <strong>Sie</strong> oder Ihr Modell den kalten<br />
Wind jedoch als zu abschreckend empfinden, können <strong>Sie</strong> sich auch<br />
im kuschelig warmen Zuhause an Porträtaufnahmen mit Fensterlicht<br />
versuchen. Wenn <strong>Sie</strong> Porträtaufnahmen nur mit Tageslicht machen<br />
möchten, werden <strong>Sie</strong> feststellen, dass dieser Leitfaden alle wichtigen<br />
Techniken und Ratschläge zur Ausrüstung enthält, die <strong>Sie</strong> brauchen,<br />
um hervorragende Ergebnisse ohne viel Aufwand zu erzielen. Ob <strong>Sie</strong><br />
bei hellem Sonnenschein, unter dunklen Wolken, im Schatten oder<br />
sogar in Gebäuden fotografieren, dieser Leitfaden für Anfänger steckt<br />
voller Ideen und Bilder, die Ihnen dabei helfen, <strong>Ihre</strong><br />
Porträtaufnahmen zu verbessern.
Leitfaden für Anfänger<br />
DANIEL LEZANO
Leitfaden für Anfänger<br />
PORTRÄTAUFNAHMEN BEI TAGESLICHT<br />
Kontrollieren des Tageslichts<br />
Der richtige Einsatz des vorhandenen Lichts ist für den Porträtfotografen<br />
eine unverzichtbare Fertigkeit.<br />
Ausschließlich mit Tageslicht zu arbeiten, hat, im Vergleich zum Einsatz künstlicher Lichtquellen<br />
wie beispielsweise Studioblitz oder Blitzgeräte, für den Porträtfotografen mehrere Vor- und<br />
Nachteile. Tageslicht ist unglaublich vielseitig: die Aufnahmen die möglich sind, je nach<br />
Wetterbedingungen und Tageszeit, sowie die große Bandbreite an Lichteffekten ist enorm. Und<br />
nicht zu vergessen: es kostet nichts! Dennoch ist das verfügbare Licht leider meist nur begrenzt<br />
vorhanden. Nachts und auch an Tagen mit sehr schlechtem Wetter, ist das Licht oft zu gering als<br />
dass sich der Aufwand lohnte. Mit das schönste an der Arbeit mit Tageslicht ist aber, dass <strong>Sie</strong> die<br />
Möglichkeit haben wirklich überall Draußen zu fotografieren. Ob <strong>Sie</strong> nun in den Stadtpark gehen,<br />
in einen Hinterhof oder an die Küste fahren, die Möglichkeiten herausragender Tageslichtporträts<br />
sind höchstens durch fehlende Vorstellungskraft begrenzt, oder dadurch dass man nicht in<br />
der Lage ist das Tageslicht zu kontrollieren. Was Letzteres anbelangt, so haben <strong>Sie</strong>, obgleich<br />
die Lichtquelle viele Millionen von Kilometern entfernt ist, dennoch jede Menge Möglichkeiten<br />
zu beeinflussen wieviel Licht auf Ihr Modell fällt indem <strong>Sie</strong> Beleuchtungshilfsmittel wie<br />
Reflektoren oder Diffusoren benutzen. Auf den folgenden Seiten zeigen wir Ihnen, wie <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong><br />
Tageslichtporträts mit Hilfe der wichtigsten Beleuchtungstechniken und nur wenig Zubehör<br />
grundlegend verbessern können. <strong>Sie</strong> werden feststellen, dass der zusätzliche Aufwand ihr<br />
Modell korrekt zu plazieren und die Verwendung von einigen Beleuchtungshilfsmitteln sich<br />
wirklich lohnt und <strong>Sie</strong> erheblich bessere Aufnahmen erhalten werden. Legen <strong>Sie</strong> sich einen<br />
Reflektor oder sogar zwei zu, die Investition lohnt sich! Sollten <strong>Sie</strong> wirklich große Lust auf<br />
Außenporträtaufnahmen haben, dann lohnt sich ebenfalls der Kauf eines Diffusors. <strong>Sie</strong> werden<br />
sehen wie sehr <strong>Sie</strong> so <strong>Ihre</strong> Poträtaufnahmen verbessern werden.<br />
Einrichten der <strong>DSLR</strong> für Tageslichtporträtaufnahmen<br />
BELICHTUNG Bevor <strong>Sie</strong> sich auf den Weg<br />
nach draußen machen, bereiten <strong>Sie</strong> die <strong>DSLR</strong><br />
vor, damit <strong>Sie</strong> dann vor Ort gleich mit dem<br />
<strong>Fotografie</strong>ren beginnen können. Zunächst<br />
sollten <strong>Sie</strong> die Kamera auf die Betriebsart<br />
Zeitautomatik einstellen, da die Tiefenschärfe<br />
begrenzt werden soll. Wir empfehlen, mit<br />
f/5.6 zu beginnen. Wenn die Verschlusszeiten<br />
so niedrig sind, dass die Gefahr des<br />
Verwackelns besteht, erhöhen <strong>Sie</strong> die<br />
ISO-Einstellung auf 400, und aktivieren <strong>Sie</strong><br />
die Bildstabilisierungsfunktion, wenn <strong>Ihre</strong><br />
Kamera eine solche hat.<br />
MESSUNG Hinsichtlich der Messung sollten <strong>Sie</strong> feststellen, dass das<br />
Mehrfachzonenmuster durchaus geeignet ist. Wenn <strong>Sie</strong> jedoch eine dunkelhäutige<br />
Person aus der Nähe fotografieren, rechnen <strong>Sie</strong> damit, eine Belichtungskorrektur von<br />
einem oder zwei Anschlägen vornehmen zu müssen.<br />
SCHARFSTELLUNG Wir schlagen vor, dass <strong>Sie</strong> von Mehrpunkt-AF auf<br />
Mittelpunktfokus umschalten, da <strong>Sie</strong> andernfalls riskieren, dass auf die Augenbrauen<br />
oder die Nase des Modells scharfgestellt wird statt auf die Augen. Zeigen <strong>Sie</strong> mit dem<br />
zentralen Autofokuspunkt auf das Auge, und drücken <strong>Sie</strong> den Auslöser halb, um den<br />
Fokus festzulegen. Ordnen <strong>Sie</strong> das Bild dann endgültig an, und machen <strong>Sie</strong> die<br />
Aufnahme.<br />
AUCH DARAUF SOLLTEN SIE ACHTEN ... <strong>Sie</strong> können die Aufnahme zwar mit der<br />
Weißabgleichseinstellung „Auto (AWB)“ machen. Es ist jedoch besser, den<br />
Weißabgleich vor Ort auf die am besten geeignete Voreinstellung zu setzen, vor<br />
allem, wenn <strong>Sie</strong> nur im JPEG-Format fotografieren. Wir empfehlen dringend, sowohl<br />
im RAW- als auch im JPEG-Format zu fotografieren. Nehmen <strong>Sie</strong> eine kleine<br />
JPEG-Einstellung vor, und verwenden <strong>Sie</strong> diese Dateien, um sich die Bilder am<br />
Computer anzusehen. Dann können <strong>Sie</strong> die Rohformatdateien öffnen und so<br />
bearbeiten, dass sie die endgültige Qualität erhalten, einschließlich eventuell<br />
erforderlicher Anpassungen am Weißabgleich oder an der Belichtung.<br />
Welches Objektiv ist am besten?<br />
Eine Brennweite im Telebereich, mit der die<br />
Perspektive abgeflacht wird, ist die beste Wahl, da<br />
damit Porträtaufnahmen am schmeichelhaftesten<br />
geraten. Möglicherweise tut es auch das<br />
Teleobjektivende <strong>Ihre</strong>s Standardzooms, aber <strong>Sie</strong><br />
werden feststellen, dass ein Teleobjektivzoom, zum<br />
Beispiel im Bereich 55 bis 200 mm eine wesentlich<br />
bessere Wahl ist. Alternativ könnten <strong>Sie</strong> auch nach<br />
der „alten Schule“ fotografieren und ein Objektiv<br />
mit fester Brennweite verwenden, beispielsweise<br />
50 mm f/1.8 (effektiv ein 80-mm-Objekt mit APS-<br />
C-Sensoren). Dieses hat den Vorteil einer größeren<br />
maximalen Blendenöffnung als ein Zoom.<br />
Einstellen der <strong>DSLR</strong> für Tageslicht-Porträtaufnahmen<br />
Wählen <strong>Sie</strong> die Betriebsart Zeitautomatik, stellen <strong>Sie</strong> den Weißabgleich auf die<br />
jeweiligen Aufnahmebedingungen und Mittelpunkt-AF ein. Jetzt können <strong>Sie</strong> loslegen!<br />
CANON EOS 1000D<br />
1) Stellen <strong>Sie</strong> die Betriebsartenwählschalter r<br />
rechts oben auf „Av“, um die Betriebsart<br />
Zeitautomatik zu wählen.<br />
2) Drücken <strong>Sie</strong> die Weißabgleichstaste, und<br />
wählen <strong>Sie</strong> mithilfe des<br />
Vierfachbedienelements den Weißabgleich.<br />
Wählen <strong>Sie</strong> die gewünschte<br />
Weißabgleichsvoreinstellung, und drücken<br />
<strong>Sie</strong> dann die Taste OK.<br />
3) Drücken <strong>Sie</strong> die AF-Punktetaste, und<br />
wählen <strong>Sie</strong> den Mittelpunkt-AF.<br />
4) Drücken <strong>Sie</strong> die AF-Taste, und stellen <strong>Sie</strong><br />
den AF-Modus auf „Eine Aufnahme“ ein.<br />
NIKON D60<br />
1) Stellen <strong>Sie</strong> die<br />
Betriebsartenwählschalter rechts oben<br />
auf „A“, um die Betriebsart Zeitautomatik<br />
zu wählen.<br />
2) Drücken <strong>Sie</strong> die Taste „i“, und wählen<br />
<strong>Sie</strong> mithilfe des Vierfachbedienelements<br />
den Weißabgleich. Wählen <strong>Sie</strong> die<br />
gewünschte Weißabgleichsvoreinstellung,<br />
und drücken <strong>Sie</strong> dann die Taste OK.<br />
Drücken <strong>Sie</strong> die Taste „i“ noch einmal,<br />
und setzen <strong>Sie</strong> den AF-Modus auf „AF-S“<br />
und den AF-Bereichsmodus nur auf<br />
Mittelpunkt.<br />
OLYMPUS E-420<br />
1) Stellen <strong>Sie</strong> die<br />
Betriebsartenwählschalter rechts oben<br />
auf „A“, um die Betriebsart Zeitautomatik<br />
zu wählen.<br />
2) Drücken <strong>Sie</strong> die Taste OK, und wählen<br />
<strong>Sie</strong> mithilfe des Vierfachbedienelements<br />
den Weißabgleich. Wählen <strong>Sie</strong> die<br />
gewünschte Weißabgleichsvoreinstellung,<br />
und drücken <strong>Sie</strong> dann die Taste OK.<br />
Drücken <strong>Sie</strong> die Taste OK noch einmal,<br />
und setzen den AF-Modus auf „S-AF“ und<br />
die AF-Punkte nur auf Mittelpunkt.<br />
PENTAX K200D<br />
1) Stellen <strong>Sie</strong> die<br />
Betriebsartenwählschalter links oben auf<br />
„Av“, um die Betriebsart Zeitautomatik zu<br />
wählen.<br />
2) Drücken <strong>Sie</strong> die Taste OK, und wählen<br />
<strong>Sie</strong> mithilfe des Vierfachbedienelements<br />
den Weißabgleich. Wählen <strong>Sie</strong> die<br />
gewünschte Weißabgleichsvoreinstellung,<br />
und drücken <strong>Sie</strong> dann die Taste OK.<br />
3) Drücken <strong>Sie</strong> „MENU“ und wählen <strong>Sie</strong><br />
dann die Registerkarte „Rec. Mode“.<br />
Setzen <strong>Sie</strong> den AF-Modus auf „AF.S“, und<br />
wählen <strong>Sie</strong> dann den AF-Mittelpunkt.<br />
SONY ALPHA 200<br />
1) Stellen <strong>Sie</strong> die<br />
Betriebsartenwählschalter links oben auf<br />
„A“, um die Betriebsart Zeitautomatik zu<br />
wählen.<br />
2) Drücken <strong>Sie</strong> die Taste „Fn“, und wählen<br />
<strong>Sie</strong> mithilfe des Vierfachbedienelements<br />
den Weißabgleich. Drücken <strong>Sie</strong> die Taste<br />
„AF“, und wählen <strong>Sie</strong> die gewünschte<br />
Weißabgleichsvoreinstellung. Drücken <strong>Sie</strong><br />
dann die Taste „Fn“ noch einmal, wählen<br />
<strong>Sie</strong> den Autofokusmodus, und wählen <strong>Sie</strong><br />
„Spot“ Im AF-Bereich und „AF-S“ Im<br />
Autofokusmodus.<br />
2<br />
3<br />
1<br />
1<br />
2<br />
1<br />
1<br />
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1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
3<br />
20 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
PORTRÄTAUFNAHMEN BEI TAGESLICHT<br />
FOTO: BRETT HARKNESS<br />
Wenn <strong>Sie</strong> Porträtaufnahmen mit<br />
Tageslicht machen, haben <strong>Sie</strong> die<br />
Gelegenheit, sich mit den<br />
grundlegenden Techniken der<br />
Beleuchtung vertraut zu machen und<br />
den Umgang mit Hilfsmitteln wie<br />
Reflektoren und Diffusoren zu lernen.<br />
Die wichtigsten Beleuchtungshilfsmittel für<br />
Porträtaufnahmen bei Tageslicht<br />
Bei der Arbeit mit Tageslicht haben <strong>Sie</strong> nicht die gleiche Kontrolle über die<br />
Beleuchtungsrichtung und Lichtintensität wie mit einem Studioblitz. Wenn <strong>Sie</strong> auch<br />
keinen Einfluss auf die Sonne selber haben, so können <strong>Sie</strong> mithilfe von Reflektoren und/<br />
oder Diffusoren steuern, wie viel Tageslicht auf Ihr Motiv fällt. Reflektoren und Diffusoren<br />
sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich, die gängigsten werden hier beschrieben.<br />
REFLEKTOREN Dieses einfache Hilfsmittel ist ausgesprochen wirkungsvoll, wenn es um das<br />
Ausfüllen von Schatten geht, und kann <strong>Ihre</strong> Porträtaufnahmen entscheidend verbessern. Die<br />
Standardausführung – und damit sollten <strong>Sie</strong> anfangen – hat eine weiße und eine silberfarbene<br />
Seite (1). Die weiße Seite reflektiert ein klares, neutrales Licht und ist ideal, wenn <strong>Sie</strong> den<br />
Reflektor relativ nah beim Motiv platzieren können, da damit eine gleichmäßige<br />
Lichtausbreitung reflektiert wird. Die silberfarbene Seite ist wesentlich stärker und liefert ein<br />
intensiveres Ergebnis. <strong>Sie</strong> kann also bei hellem Sonnenlicht oder bei einer zu nahen Platzierung<br />
am Motiv zu kräftig sein, ist jedoch ideal bei stark bedecktem Himmel oder bei Aufnahmen im<br />
Schatten. Goldfarbene Reflektoren sind ebenfalls erhältlich. Diese sind, wie die silberfarbenen,<br />
sehr intensiv, verleihen dem Licht jedoch einen warmen, goldenen Schein. <strong>Sie</strong> sollten sich<br />
faltbare Reflektoren besorgen, da diese leicht und problemlos zu verstauen sind. Je größer der<br />
Reflektor ist, desto breiter ist der Bereich, den sie abdecken. Der Mindestdurchmesser sollte 80<br />
cm betragen; aber kaufen <strong>Sie</strong> sich keine zu großen, da deren Verwendung relativ umständlich<br />
ist. Reflektoren mit einem Griff, wie der Tri-Grip von Lastolite, sind toll, wenn Ihnen niemand<br />
helfen kann, da <strong>Sie</strong> diese mit einer Hand halten können. Andere Reflektoren sind mit einer<br />
aufsteckbaren silber- und goldfarbenen Manschette erhältlich (2) oder verfügen über einen<br />
leichten Rahmen wie der California Sunbounce (3).<br />
1<br />
2<br />
DIFFUSOR Ein Diffusor erfüllt einen ganz anderen Zweck als ein Reflektor. Er wird<br />
verwendet, wenn <strong>Sie</strong> verhindern möchten, dass Sonnenlicht direkt auf das Motiv trifft.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> einen Diffusor zwischen Sonne und Motiv halten, erzeugen <strong>Sie</strong> sofort ein<br />
schmeichelhafteres ungebündeltes Licht. Diffusoren sind in verschiedenen<br />
Diffusionsstärken erhältlich und sind relativ groß (jedoch trotzdem leicht), sodass <strong>Sie</strong><br />
normalerweise eine andere Person brauchen, die den Diffusor hält, während <strong>Sie</strong><br />
fotografieren. <strong>Sie</strong> sind teurer als Reflektoren, und <strong>Sie</strong> werden sie nicht so oft einsetzen.<br />
Aber wenn <strong>Sie</strong> ernsthaft Porträtaufnahmen unter freiem Himmel machen möchten,<br />
lohnt sich ihr Kauf. Sehen <strong>Sie</strong> sich den Sun-Swatter (www.sunbounce.com) und den<br />
Lastolite Skylite (www.lastolite.com) an.<br />
3<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 21
Leitfaden für Anfänger<br />
PORTRÄTAUFNAHMEN BEI TAGESLICHT<br />
<strong>Fotografie</strong>ren am Ende des Tages<br />
Daniel Lezano erklärt die Herausforderungen und die Vorteile von<br />
Aufnahmen in den letzten Minuten des Tageslichts.<br />
DIE „MAGISCHE STUNDE“ IST EIN BEGRIFF, der häufig von Landschaftsfotografen<br />
verwendet wird, um die Zeit am frühen Morgen bzw. am Ende des Tages zu beschreiben, in<br />
der die Sonne so tief am Himmel steht, dass ihr Licht einen stark goldenen Farbton hat. Bei<br />
Landschaftsbildern führt dies zu Szenen, die eine echte Dreidimensionalität vermitteln, da<br />
das schwache Licht Schatten erzeugt, die die Tiefe und die Konturen der Szenerie aufzeigen.<br />
Bei der Porträtfotografie können wir zu dieser Tageszeit Bilder machen, in denen das goldene<br />
Licht der Sonnenstrahlen ein warmes Licht auf unser Motiv und den Hintergrund wirft. <strong>Sie</strong><br />
müssen zu dieser Tageszeit schnell arbeiten, da <strong>Sie</strong> wirklich nur wenige Minuten haben, um<br />
das Licht der untergehenden Sonne zu nutzen, bevor diese verschwunden ist. <strong>Sie</strong> müssen<br />
sich auch darüber bewusst sein, dass <strong>Sie</strong> den Kapriolen des Wetters ausgesetzt sind. Denn<br />
wenn es bewölkt ist, haben <strong>Sie</strong> kaum oder gar kein goldenes Licht, mit dem <strong>Sie</strong> arbeiten<br />
können. <strong>Sie</strong> können das Motiv natürlich so fotografieren, dass es zum Licht hin gerichtet ist;<br />
es lohnt sich aber auch, das Licht des Sonnenuntergangs als farbenprächtigen Hintergrund<br />
zu verwenden. Zu dieser Tageszeit haben <strong>Sie</strong> auch garantiert weiches Licht, sobald die<br />
Sonne tief am Himmel steht, weil die gesamte Szene in Schatten getaucht sein wird. Das<br />
bedeutet, dass <strong>Sie</strong> ganz ohne Beleuchtungshilfsmittel arbeiten können, wenn <strong>Sie</strong> dies<br />
wünschen. Aber selbst bei schwachem Licht bieten Reflektoren noch eine gewisse<br />
Beleuchtung, scheinbar aus dem Nichts! Worauf <strong>Sie</strong> natürlich zu dieser Tageszeit besonders<br />
achten müssen, ist die Gefahr der Verwackelung (siehe unten).<br />
Um ein Beispiel für eine Tageslicht-Porträtaufnahme zur Verfügung zu stellen, die unter<br />
diesen Bedingungen gemacht werden könnte, ging ich in einen hiesigen Park, um ein paar<br />
Aufnahmen von der Tochter einer Freundin zu machen. Ruby hat blonde, lockige Haare, die<br />
sich meines Erachtens gut zum <strong>Fotografie</strong>ren am späten Nachmittag eignen, da sie das<br />
Sonnenlicht von hinten anstrahlen würde. Ich bat Ruby keine bunte Kleidung anzuziehen,<br />
die im Kontrast zu den Braun- und Grüntönen des Parks stehen würden, sondern sich für<br />
Neutraltöne zu entscheiden, die die Farbe der Umgebung eher ergänzen würden.<br />
Da nur eine sehr begrenzte Zeitdauer zur Verfügung steht, ist es am besten, zehn Minuten<br />
früher am Aufnahmeort zu sein, damit <strong>Sie</strong> Standpunkte finden können, von denen aus <strong>Sie</strong><br />
die Bilder machen möchten. Ich beschloss, die Aufnahmen in der Nähe eines Teichufers zu<br />
machen, da es hier keine Hindernisse gab und ich länger Licht haben würde, als wenn ich<br />
die Aufnahmen mitten im Park machen würde, wo die Bäume mir das Licht nähmen .<br />
Ich brachte einen weißen, einen silbernen und einen goldenen Reflektor mit, den Rubys<br />
Mutter bei Bedarf gerne für mich hielt. Der weiße Reflektor, der bei den meisten<br />
Tageslichtaufnahmen meine erste Wahl war, könnte sich als unzureichend erweisen, um<br />
genug Tageslicht zurück zu reflektieren, wenn das Licht schon sehr schwach wurde. In<br />
diesem Fall könnten sich der silberne oder der goldene Reflektor als wirkungsvoller erweisen,<br />
obwohl ich beim goldenen Reflektor vorsichtig sein muss, dass er mit dem warmen Licht der<br />
tief stehenden Sonne keinen zu warmen Farbton erzeugt.<br />
Wie für all meine Porträtaufnahmen verwendete ich meine <strong>DSLR</strong> (50 mm, f/1.8), die auf<br />
Zeitautomatik eingestellt war, mit der anfänglichen Blendenöffnung f/5.6. Der Weißabgleich<br />
war wegen der sich ändernden Lichtbedingungen auf AWB eingestellt. Ich fotografierte<br />
sowohl im RAW- und JPEG-Format, damit ich den Weißabgleich bei der Nachbearbeitung<br />
noch verändern konnte, falls dies erforderlich sein sollte.<br />
Während die Sonne im Himmel noch zu sehen ist, positioniere ich Ruby mit dem Rücken zur<br />
Sonne vor einem See, um die goldenen Farben des Hintergrunds optimal zu nutzen. Während<br />
die tief stehende Sonne ihr Haar golden glänzen lässt, ist die Blendwirkung zu stark, sodass der<br />
Kontrast verringert und die Bildqualität beeinträchtigt wird.<br />
Ich bitte Ruby, sich vor einen Baum zu stellen, und probiere verschiede Standpunkte und<br />
Bilder aus. Dabei wechsle ich zwischen Aufnahmen im Hoch- und im Querformat. Die Struktur<br />
des Baums sieht interessant aus, und das goldene Sonnenlicht, links von Ruby, verleiht ihrer<br />
Haut eine angenehme Wärme.<br />
Verwackelungsgefahr<br />
Auf Grund der relativ langsamen Verschlusszeiten zu dieser Tageszeit müssen<br />
<strong>Sie</strong> unbedingt die Verwackelungsgefahr berücksichtigen. Am einfachsten<br />
können <strong>Sie</strong> ein Verwackeln vermeiden, indem <strong>Sie</strong> die Bildstabilisierungsfunktion<br />
verwenden, sofern die Kamera bzw. das Objektiv über eine solche verfügt.<br />
Verwenden <strong>Sie</strong> eine große Blendenöffnung von etwa f/4-5.6, und stellen <strong>Sie</strong><br />
die ISO-Empfindlichkeit mindestens auf den Wert 400 ein. <strong>Sie</strong> sollten auch ein<br />
mittleres Teleobjektiv zwischen 50 und 100 mm verwenden und keine längeren<br />
Teleobjektiveinstellungen, mit denen die Gefahr des Verwackelns erhöht wird.<br />
Mithilfe der Kehrwertregel können <strong>Sie</strong> bestimmen, ob eine Verwacklungsgefahr<br />
besteht. Vergewissern <strong>Sie</strong> sich zu diesem Zweck, dass die Verschlusszeit<br />
mindestens gleich oder schneller als der Kehrwert des verwendeten Objektivs<br />
ist. Wenn <strong>Sie</strong> beispielsweise eine Brennweite von 100 mm verwenden, achten<br />
<strong>Sie</strong> darauf, dass die Verschlusszeit mindestens 1/100 s beträgt, bei 200 mm<br />
verwenden <strong>Sie</strong> 1/200 s und so weiter.<br />
Mit der immer tiefer sinkenden Sonne kommt ein Moment, kurz bevor die Szene vollkommen<br />
in Schatten getaucht wird, mit einem Hauch von Gold, der ihrem Haar etwas Farbe verleiht.<br />
Mit einem weißen Reflektor links neben Ruby kann ich ein wenig zusätzliches Licht<br />
reflektieren und trotzdem die natürlichen Töne der Haut beibehalten.<br />
Zu viel Gold!<br />
1/30sek 1/60sek<br />
Verwenden <strong>Sie</strong> den goldenen<br />
Reflektor mit Sorgfalt. Wenn <strong>Sie</strong><br />
ihn bei einem Sonnenuntergang<br />
einsetzen, kann die Wärmewirkung<br />
zu stark werden, vor allem wenn<br />
der Reflektor zu nahe beim Motiv<br />
platziert wird. Verwenden <strong>Sie</strong> sich<br />
den Goldeffekt in den Momenten,<br />
in denen das Motiv im Schatten ist,<br />
und probieren <strong>Sie</strong> es stattdessen<br />
mit einem silbernen oder weißen<br />
Reflektor.<br />
Gold Weiß<br />
22 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
PROFI-TIPPS<br />
VORSICHT WIND!<br />
Vermeiden <strong>Sie</strong> wild durcheinander wehende<br />
Haare, indem <strong>Sie</strong> Ihr Modell bitten, die Haare<br />
hinter den Ohren zusammenzuhalten, einen<br />
Pferdeschwanz zu machen oder einen Hut zu<br />
tragen. Alternativ können <strong>Sie</strong> das Modell neben<br />
einem Windschutz positionieren, wie einer Mauer<br />
oder einem Baum.<br />
Letztes Bild des Tages<br />
Wenn ich mich weiter entferne, kann ich die<br />
Szene interessanter gestalten, indem ich<br />
einen Teil der Landschaft in das Bild<br />
aufnehme. Ich habe Ruby im Hochformat<br />
außermittig fotografiert. Dafür habe ich die<br />
Baumreihe benutzt, um das Auge durch die<br />
Szene hindurch zu Ruby zu führen.
Leitfaden für Anfänger<br />
PORTRÄTAUFNAHMEN BEI TAGESLICHT<br />
Porträtaufnahmen mit Fensterlicht<br />
WENN SIE SCHMEICHELNDES LICHT für eine ganz<br />
besondere Porträtaufnahme brauchen, kann Fensterlicht<br />
mit den meisten grundlegenden Studioaufbauten<br />
mithalten, wenn es um wunderschönes, kontrollierbares<br />
Licht geht – und es kostet nicht einmal etwas! Obwohl<br />
viele glauben, dass Fensterlicht eher ein weiches Licht ist,<br />
hängt seine unterschätzte Stärke von einer Reihe von<br />
Faktoren ab, wie der Position und Größe des Fensters, der<br />
Tageszeit sowie etwaiger Diffusions- oder<br />
Reflexionshilfsmittel, die möglicherweise eingesetzt<br />
werden.<br />
Wir alle wissen, dass die Sonne am Morgen im Osten bzw.<br />
am Nachmittag im Westen am hellsten ist. Deshalb<br />
bekommen <strong>Sie</strong> bei Fenstern, die zu der jeweiligen<br />
Tageszeit in diese Himmelsrichtungen weisen, mit an<br />
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein härteres<br />
Licht als zu jeder anderen Tageszeit bei Fenstern, die nach<br />
Süden und Norden hinausgehen. Denken <strong>Sie</strong> bei der<br />
Auswahl des Fensters auch darüber nach, wodurch das<br />
Licht zerstreut oder reflektiert werden könnte, bevor es in<br />
den Raum trifft. Bäume, Häuser oder glänzende<br />
Oberflächen wie Glas könnten beispielsweise die Kraft und<br />
die Richtung des Lichts beeinflussen.<br />
Es ist richtig, dass Licht umso besser kontrolliert werden<br />
kann, je weicher es ist. Ein bewölkter Tag ist daher<br />
günstiger als ein Tag mit hellem Sonnenschein (es sei<br />
denn, dass ein großer Kontrast der von Ihnen gewünschte<br />
Effekt ist). Es gibt jedoch Möglichkeiten, die verhindern,<br />
dass helle Umgebungsbedingungen <strong>Ihre</strong> Aufnahme<br />
ruinieren. Je größer das Fenster ist, desto größer ist auch<br />
die Lichtausbreitung. Vermeiden <strong>Sie</strong> also kleine Fenster.<br />
Fenstertüren sind ideal: <strong>Sie</strong> filtern nicht nur weiches Licht<br />
ausgezeichnet, sondern bieten auch einen sehr<br />
ansprechenden weißen Hintergrund, wenn <strong>Sie</strong> Ihr Modell<br />
davor positionieren. Wenn das Licht für <strong>Ihre</strong> Zwecke<br />
immer noch zu hart ist, mildern <strong>Sie</strong> es mit einem Reflektor<br />
an der Seite des Modells ab, die vom Fenster am weitesten<br />
entfernt ist, oder hängen <strong>Sie</strong> einen Store über das Fenster,<br />
um die Wirkung insgesamt etwas abzumildern. Caroline<br />
Wilkinson zeigt Ihnen anhand dieses Leitfadens mit<br />
Schritt-für-Schritt Anleitungen, wie Porträtaufnahmen mit<br />
Fensterlicht und einem einzelnen Reflektor gelingen.<br />
Schritt 1 Ich setzte Jenny neben ein nach Norden<br />
weisendes Fenster, um eine direkte Sonneneinstrahlung zu<br />
vermeiden. Wie <strong>Sie</strong> sehen können, trifft das Licht ohne<br />
Zuhilfenahme eines Reflektors nur auf eine Seite ihres<br />
Gesichts. Ich begann mit der Blende f/5.6, erhöhte aber die<br />
ISO-Einstellung, um eine ausreichend schnelle Verschlusszeit<br />
zu erhalten.<br />
Weißer Reflektor<br />
Goldreflektor<br />
Silberreflektor<br />
Schritt 2 Ein weißer Reflektor kann Schatten sanft<br />
ausfüllen. Er eignet sich sehr gut für die Arbeit mit hartem<br />
Sonnenlicht, aber an einem bewölkten Tag ist die Wirkung<br />
eher gering. Ich verwendete die größere Blendenöffnung f/2.8<br />
und die selektive Fokussierung, um auf ihr Auge<br />
scharfzustellen und so ein dynamisches Ergebnis zu erzielen.<br />
Schritt 3 Im Gegensatz zum weißen und silbernen Reflektor sorgt ein<br />
Goldreflektor für einen Farbton, der der Haut des Modells einen warmen<br />
Goldton verleiht. Er ist hilfreich bei der Arbeit mit kühlem Licht, aber in<br />
diesem Fall wollte ich, dass ihr Gesicht heller erscheint. Also habe ich einen<br />
Silberreflektor verwendet, um ein kräftigeres neutrales Licht zu erhalten, das<br />
die meisten Schatten ausfüllte.<br />
24 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
Seien <strong>Sie</strong> kreativ!<br />
Experimentieren <strong>Sie</strong> mit Posen<br />
herum, um verschiedene Effekte<br />
zu erzielen: Bitten <strong>Sie</strong> das Modell,<br />
aus dem Fenster zu blicken, sich<br />
auf den Boden vor den<br />
Fenstertüren oder mit dem<br />
Rücken zu einem Fenster zu<br />
legen, um einen ansprechenden,<br />
weichen weißen Hintergrund zu<br />
erhalten. Egal, wie <strong>Sie</strong> das<br />
Fensterlicht nutzen, achten <strong>Sie</strong><br />
immer darauf, dass die Augen des<br />
Modells gestochen scharf sind.<br />
Und: nicht immer ist es nötig,<br />
dass das Modell direkt in die<br />
Kamera blickt um ein<br />
aussagestarkes Ergebnis zu<br />
erzielen.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Aufnahme haben,<br />
experimentieren <strong>Sie</strong> in Photoshop<br />
weiter damit herum, indem <strong>Sie</strong><br />
den Farbton verändern oder das<br />
Bild in Schwarzweiß verwandeln<br />
(Image>Adjustments) und<br />
einfach mit den verschiedenen<br />
Optionen herumspielen.<br />
✘ Reflektor zu niedrig<br />
✘ Reflektor zu nah<br />
Schritt 4 Nachdem ich mich bei dieser Aufnahme für den Silberreflektor entschieden hatte, spielte ich mit dieser Position<br />
herum, da die Ergebnisse hierdurch stark beeinflusst werden können. Je näher ich den Reflektor an ihr Gesicht heran<br />
rückte, desto kräftiger war das Licht auf ihrem Gesicht. Manchmal ist dies notwendig. Und manchmal kann damit der<br />
gesamte Schatten beseitigt werden, was zu einem ausdruckslosen Ergebnis führt. Wenn der Reflektor unter das Gesicht<br />
gehalten wurde, entstanden einige unansehnliche Schatten. Ich war der Meinung, dass es am besten war, den Reflektor<br />
seitlich und über dem Kopf in einem nach unten gerichteten Winkel zu halten.<br />
Schritt 5 Für diese Aufnahme verwendete ich den<br />
Silberreflektor und war leicht oberhalb von Jen, um ihre Augen<br />
zu verbreitern – stellen <strong>Sie</strong> sich aber nicht zu hoch über ein<br />
Modell, da sonst dessen Nase größer erscheint als sie in<br />
Wirklichkeit ist. Ich wählte die mäßig große Blende f/4.5.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 25
Leitfaden für Anfänger<br />
PORTRÄTAUFNAHMEN BEI TAGESLICHT<br />
Kontrolliertes Sonnenlicht<br />
Strahlender Sonnenschein kann bei Porträtfotos zu Problemen führen - ein<br />
Diffusor ist hilfreich, um die Beleuchtung des Motivs zu kontrollieren.<br />
DIE MEISTEN MENSCHEN genießen das Gefühl von Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht<br />
– für den Porträtfotografen sind klare Tage mit hellem Sonnenlicht jedoch<br />
problematisch: Wenn die Sonne hinter dem Modell steht, besteht die Gefahr, dass<br />
unerwünschte Lichtreflexe die Aufnahme ruinieren, die Belichtung erschwert oder das<br />
Modell vom eigenen Schatten verschluckt wird. Stehen <strong>Sie</strong> jedoch mit dem Rücken zur<br />
Sonne, sodass Ihr Modell voll ins Licht getaucht ist, entstehen wahrscheinlich harte<br />
Schatten auf dem Gesicht, das Modell blinzelt oder das harte Direktlicht hebt<br />
Hautunreinheiten allzu deutlich hervor.<br />
Hier ist es erforderlich, die Strahlen der Sonne irgendwie abzudämpfen, um das Licht<br />
für Ihr Modell diffuser und vorteilhafter zu machen. Diese Aufgabe übernimmt ein<br />
Diffusorschirm, der das einfallende Sonnenlicht erweicht bzw. streut; Ihr Modell erhält<br />
zwar weiterhin viel Licht, dieses wirkt jedoch weich und angenehm, anstatt hart und<br />
direkt. Diffusoren sind in großer Auswahl erhältlich, jeweils aus Materialen von<br />
unterschiedlicher Streuungsstärke, die um einen leichten Aluminiumrahmen gespannt<br />
sind. Dank dieser Rahmen sind Diffusoren leicht zu transportieren, zu halten oder auf<br />
selbst gemachten Ständern zu befestigen; nur bei Wind müssen <strong>Sie</strong> aufpassen, dass sie<br />
nicht umgeweht werden. Deshalb der gute Rat: Nehmen <strong>Sie</strong> einen Helfer mit, der<br />
während <strong>Ihre</strong>r Aufnahme den Diffusorschirm in Position halten kann.<br />
Das Wichtigste beim Einsatz von Diffusoren ist, diese zwischen die Sonne und Ihr Motiv<br />
zu platzieren, damit das diffuse Licht die Umgebung <strong>Ihre</strong>s Motivs im Bildfeld abdeckt.<br />
Zu Beginn sollten <strong>Sie</strong> mit verschiedenen Positionen und Entfernungen des Diffusors zu<br />
<strong>Ihre</strong>m Motiv experimentieren. Steht die Sonne hoch am Himmel, müssen <strong>Sie</strong> den<br />
Diffusor möglicherweise direkt über den Kopf <strong>Ihre</strong>s Modells halten (natürlich außerhalb<br />
des Bildfensters) – bei der tief stehenden Sonne der aktuellen Jahreszeit platzieren <strong>Sie</strong><br />
ihn jedoch eher seitlich des Modells, wie in unserem Beispiel. Wenn die Position<br />
stimmt, bitten <strong>Sie</strong> Ihr Modell, sich vor dem Diffusor etwas zu bewegen, um Körper und<br />
Gesicht zu positionieren, bis die gewünschte Wirkung entsteht. <strong>Sie</strong> werden feststellen:<br />
Steht das Modell seitlich vom Diffusorschirm, wird eine Seite von Gesicht und<br />
Oberkörper subtil, aber deutlich heller beleuchtet als die andere; steht es jedoch direkt<br />
davor (während <strong>Sie</strong> von neben dem Schirm aufnehmen), wird das Gesicht<br />
gleichmäßiger ausgeleuchtet. Das folgende einfache Beispiel zeigt, wie direktes<br />
Sonnenlicht mithilfe eines Diffusors kontrolliert werden kann.<br />
Ohne Diffusor<br />
Schritt 1 In dieser ersten Aufnahme, in welcher die Autoren Matty und Caroline direkt<br />
in die Sonne schauen, wirft das grelle Licht starke Schatten über ihre Gesichter und<br />
zwingt sie zu etwas unansehnlichem Blinzeln.<br />
Mit Diffusor<br />
Schritt 2 Redakteur Luke Marsh ist jedoch helfend mit einem großen<br />
Diffusorschirm zur Stelle, den er unter Anleitung von Daniel Lezano so vor unseren<br />
Probanden ausrichtet, dass sie wirkungsvoll “beschattet” werden.<br />
Den Diffusor als Hintergrund<br />
nutzen!<br />
<strong>Sie</strong> möchten ein Outdoor-Porträt mit einem<br />
reinen, weißen Hintergrund aufnehmen? Mit<br />
einem Diffusorschirm kein Problem: Mit seiner<br />
Lichtdurchlässigkeit schafft er eine helle, saubere<br />
Hintergrundebene – fast wie im Fotostudio. In<br />
diesem Beispiel stand Caroline bei der Aufnahme<br />
knapp einen halben Meter vom Diffusor entfernt,<br />
sodass dieser das Bildfenster mit einem sauberen<br />
Hintergrund ausfüllt. Carolines Gesicht wurde<br />
durch das diffuse Licht schön ausgeleuchtet; bei<br />
Bedarf hätten wir noch einen Reflektorschirm zu<br />
<strong>Ihre</strong>r Rechten platzieren können, um ihre rechte<br />
Wange stärker auszuleuchten.<br />
Schritt 3 <strong>Sie</strong> sehen, dieses einfache Hilfsmittel verbessert deutlich unsere Aufnahme<br />
und hüllt unsere Modelle in wunderbar diffuses Licht. Mithilfe des Diffusorschirms<br />
können unsere Modelle für die Kamera posieren, ohne Blinzeln zu müssen.<br />
26 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Wenn <strong>Sie</strong> natürlich<br />
wirkende Porträts im<br />
Freien aufnehmen<br />
möchten, mit<br />
strahlendem<br />
Sonnenschein aber<br />
minimalem Aufwand,<br />
ist ein Diffusor das<br />
ideale Zubehör.<br />
FOTO: BRETT HARKNESS<br />
January 2010 Digital SLR Photography XX
Leitfaden für Anfänger<br />
PORTRÄTAUFNAHMEN BEI TAGESLICHT<br />
Profi-Tipps für umwerfende Porträtaufnahmen bei Tageslicht<br />
Wir haben unsere freien Mitarbeiter nach weiteren Expertenratschlägen befragt, wie man die besten Ergebnisse bei Tageslicht erzielt.<br />
Direktes Sonnenlicht von Brett Harkness<br />
„Ich nutze Sonnenlicht regelmäßig als meine hauptsächliche Lichtquelle oder als<br />
Hintergrundbeleuchtung für meine Motive, aber um Licht und Schatten beizubehalten,<br />
arbeite ich immer entsprechend mit leichter Unter- oder Überbelichtung. Direkt in die<br />
Sonne zu fotografieren, um das Flimmern einzufangen, kann einen wirklich romantischen<br />
Effekt erzeugen, der besonders dann funktioniert, wenn man Paare fotografiert, aber die<br />
Technik ist in der korrekten Anwendung ganz schön knifflig, weil man das Bild auf dramatische Art<br />
unterbelichten muss, bis zu einem Punkt, bei dem man fast die Details in den Gesichtern verliert.“<br />
„Ich wähle die Uhrzeit zum <strong>Fotografie</strong>ren abhängig von der Stimmung, die ich erzeugen will. Wenn das<br />
Bild romantisch wirken soll, dann fotografiere ich immer spät abends, wenn das Licht weicher und<br />
wärmer ist. Da die Sonne dann recht niedrig am Himmel steht, werfe ich das Sonnenlicht zurück auf<br />
das Gesicht meines Modells. Dazu benutze ich die silber-weiß-gestreifte Seite eines Lastolite<br />
Sonnenlicht/Soft Silver Reflektors, um den Hautton des Motivs abzukühlen.“<br />
„Aber am Morgen, wenn die Sonnentemperatur kühler ist, benutze ich die goldgestreifte Seite, um den<br />
Farbton der Haut wärmer zu machen. Ich würde nie bei grellem Tageslicht fotografieren, insbesondere<br />
wenn die Sonne hoch am Himmel steht, da hierdurch abscheuliche Schatten entstehen, und wenn es<br />
direkt von oben kommt, kann ich mich nirgendwo hinbewegen, um den Effekt zu reduzieren. Die<br />
besten Ergebnisse erzielt man, wenn das Sonnenlicht aus einem Winkel kommt, normalerweise am<br />
frühen Morgen oder späten Abend, da das Sonnenlicht so einfacher zu handhaben und das Modell<br />
einfacher zu positionieren ist, um den gewünschten Lichteffekt zu erzielen.“<br />
Fensterlicht von Bjorn Thomassen<br />
„Porträts, die mit Fensterlicht beleuchtet werden, sind stark abhängig<br />
vom Raum, in dem sie aufgenommen werden. Wenn der Raum sehr<br />
dunkel ist, kann es schwierig sein, das Licht zu kontrollieren. Das<br />
Fensterlicht ist in dem Fall selten stark genug, die Schatten im Raum zu<br />
füllen, was zu starken Kontrasten führt, die das Motiv manchmal halb<br />
oder sogar ganz als Silhouette erscheinen lassen. Aber wenn der Raum relativ<br />
gleichmäßig ist, und die Wände eine helle Farbe haben, dann kann Fensterlicht<br />
ausreichen, um eine wunderschöne Aufnahme zu machen, da der Raum das Licht auf<br />
das Motiv zurückwirft wie ein Reflektor.“<br />
„Es ist auf jeden Fall von Vorteil, wenn kein direktes Sonnenlicht durch das Fenster<br />
strahlt. Ich nehme für Shootings meistens eine Tasche voll mit Netzen und<br />
verschieden dicken Tüchern mit, nur für den Fall, dass ich Fenster abhängen muss,<br />
um das Licht weicher zu machen. Die Qualität des Lichts, das durch das Fenster fällt,<br />
hängt auch von der Tageszeit und der geografischen Lage ab. Ich versuche möglichst<br />
nur bei Fenstern zu fotografieren, die nach Norden ausgerichtet sind, da ich kein<br />
direktes Sonnenlicht mag. Wenn es aber unvermeidbar ist, dann hänge ich das<br />
Fenster mit meinen dicken Tüchern und Netzen ab.“<br />
„Weil das Licht von der Seite kommt, versuche ich Fensterlicht zu vermeiden, wenn<br />
die Person, die ich fotografieren möchte, nicht gerne im Profil fotografiert wird, denn<br />
ansonsten ist das Licht nicht ideal. Außer wenn man jemanden von hinten fotografiert,<br />
oder mit direkt zugewandtem Gesicht - wobei das Gesicht dann im Schatten ist - sind<br />
Fenster eigentlich nur gut geeignet für die Aufnahme von Profilfotos. Daher sollten <strong>Sie</strong>,<br />
bevor <strong>Sie</strong> mit dem Shooting beginnen, nachfragen.“<br />
Im Schatten fotografieren von Paul Ward<br />
„Kanalbrücken, Treppenaufgänge, Aufzugsschächte, heruntergekommene<br />
Gebäude und Gerüste sind allesamt hervorragend dazu geeignet, um<br />
Schatten zu erzeugen, und auch um <strong>Ihre</strong>n Bildern etwas städtisches Flair<br />
zu geben. Ich suche oft nach Orten, bei denen Lichtschächte durch das<br />
Dach oder Fenster kommen, so dass ich mein Motiv zwischen dem<br />
Schatten und der Lichtquelle positionieren kann. Bei verdeckten Aufnahmen, gibt es<br />
grundsätzlich eine Grenze, wo das Licht hereinkommt und wo der Schatten anfängt, so<br />
dass man kontrollieren kann, wie das Licht auf das Motiv fällt, indem man es einfach<br />
herumdreht oder selbst die Position wechselt, um die Richtung des Lichts zu ändern.<br />
Wenn das Licht von der Seite eines Gebäudes kommt, positioniere ich das Modell<br />
manchmal innen, während ich selbst in der Tür stehe, die dann wie eine große Softbox<br />
funktioniert.“<br />
„Draußen ist es schwierig, die Lichtquelle zu kontrollieren. Ich benutze nicht so gerne<br />
Reflektoren, denn an einem bewölkten Tag bekommt man so ein sehr gleichmäßiges<br />
Licht über das ganze Bild. Das ist schon OK, aber so gibt es nur wenige Kontraste.<br />
Hingegen erzielt man an sonnigen Tagen meist zu viel Kontrast und ruiniert so das Foto.“<br />
„Manchmal positioniere ich das Modell unter einem Baum mit viel Laub, aber nur wenn<br />
ich ein fleckiges Licht möchte. Man sollte eine Kamera benutzen, die gut mit digitalem<br />
Rauschen umgehen kann, so dass man eine hohe ISO benutzen kann. Aber wenn nicht,<br />
dann kann man immer noch das Bild in Schwarz-Weiß konvertieren, um einen sandigen,<br />
körnigen Effekt zu erzielen, der bei städtischen, industriellen Aufnahmen richtig gut<br />
funktioniert. Bei starkem Sonnenlicht könnten <strong>Sie</strong> feststellen, dass das Licht von den<br />
Gebäuden oder Objekten der Umgebung zurückprallt, was wie ein Reflektor funktioniert,<br />
wodurch <strong>Sie</strong> eine niedrigere ISO-Einstellung wählen können. Da Schattenfotografie<br />
gleichbedeutend mit wenig Licht ist, versuche ich mit größtmöglicher Blende (ungefähr<br />
f/2.8) zu fotografieren und das Gesicht zu fokussieren, um soviel Licht wie möglich auf<br />
den Sensor der Kamera fallen zu lassen.“<br />
28 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 29
Leitfaden für Anfänger<br />
RESTLICHT<br />
FOTOGRAFIE<br />
Lange Nächte sind eine tolle Gelegenheit, die Kunst der <strong>Fotografie</strong> bei<br />
gedämpftem Licht zu praktizieren. Unser großer Leitfaden für brillante Bilder bei<br />
schwachem Licht ist randvoll gefüllt mit Profitipps zu den wesentlichen<br />
Techniken und den wichtigsten Geräten.
Leitfaden für Anfänger<br />
>Restlicht >Außenaufnahmen<br />
FOTO: LEE FROS<br />
DAS SPRICHWORT „WENIGER IST OFT MEHR“ gilt auch für viele Bereiche der <strong>Fotografie</strong>. Wie etwa<br />
für die Ausrüstung. Man braucht keine Wagenladungen voller Hilfsmittel, um tolle Bilder<br />
aufzunehmen. Ein anderes Beispiel ist die Bildkomposition. Je mehr man in ein Bild hineinpackt,<br />
umso unattraktiver wird es meist. Nicht viel anders verhält es sich mit dem Licht. Viele denken, viel<br />
Licht hilft viel. Doch in Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall.<br />
Der Sonnenauf- und untergang werden gemeinhin als fotogenste Tageszeiten betrachtet, obwohl die<br />
Lichtintensität doch bedeutend geringer ist als zur Mittagszeit. Auch urbane Umgebungen sehen am Abend bei Weitem<br />
fotogener aus, wenn das Tageslicht der bunten künstlichen Beleuchtung weicht. Und wenn man in einer sternenklaren<br />
Nacht in den Himmel schaut, ist man vom Anblick der Millionen winzigen Lichtpunkte überwältigt, die in der<br />
unendlichen Weite des Weltalls leuchten.<br />
Gedämpftes Licht wirkt aber nicht nur im Freien. Auch in Innenräumen sorgt es für Atmosphäre. Denken <strong>Sie</strong> einmal<br />
nach, was für <strong>Sie</strong> einladender aussieht: ein hell erleuchtetes Wohnzimmer, oder ein gemütlicher Salon, in dem nur das<br />
Schummerlicht des Kamins flackert? Mit einem halben Dutzend Halogenspots verhindert man vielleicht, dass Besucher<br />
über die Teppichkante stolpern. Wenn man aber romantische Porträts aufnehmen will, ist ein in dezentes Licht<br />
getauchter Raum weitaus wirkungsvoller. Um Ihnen zu zeigen, wie effektvoll sanftes Licht sein kann, haben wir unseren<br />
Einsteigerkurs diesem Thema gewidmet. Wir wollen Ihnen zeigen, wie <strong>Sie</strong> das Licht dosieren und für sich nutzbar<br />
machen können. Zur Unterstützung haben wir unsere altbekannten Experten befragt. Wir wollen sehen, mit wie wenig<br />
Licht sie auskommen!<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Außenaufnahmen bei schwachem Licht<br />
Entdecken <strong>Sie</strong>, wie die Natur nachts lebendig wird!<br />
Wenn es ums Licht geht, steht immer Qualität, und<br />
nicht Quantität, an erster Stelle. Eine kleine aber feine<br />
Lichtquelle wird unabhängig von der Tages- und Nachtzeit<br />
immer eindrucksvoller sein als Unmengen von Licht<br />
mittelmäßiger Qualität. Aus diesem Grund lohnt sich die<br />
<strong>Fotografie</strong> bei gedämpftem Licht so sehr. Unabhängig vom<br />
Motiv und der Situation muss die Lichtquelle gut sein.<br />
Dann hat man eigentlich alles, um ein tolles Foto zu<br />
machen.<br />
Außenaufnahmen bei schwachem Licht fangen an,<br />
wenn die Nacht beginnt, und enden, wenn ein neuer Tag<br />
erwacht. Oder falls Ihnen das zu verwirrend klingt: Es wird<br />
von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang geknipst.<br />
Fangen wir mit der Abenddämmerung an. Sobald die<br />
Sonne am Horizont versinkt, geht der Tag in die Nacht<br />
über. Das helle Tageslicht verblasst, und der Himmel<br />
verwandelt sich in eine riesige Softbox, die die Erde diffus<br />
beleuchtet, während der Himmel im Westen mit etwas<br />
Glück rot glüht. Benutzen <strong>Sie</strong> einen harten ND-Filter, um<br />
das ganze Bild in einer einzigen Belichtung zu erfassen –<br />
mit einem detailreichen Vordergrund vor einem bunten<br />
Hintergrund.<br />
Im Halbdunkel löst sich das warme Rot des Himmels<br />
auf und geht nahtlos in kältere purpurrote und blaue Töne<br />
über, während die Lichtintensität nachlässt und die<br />
Umgebung merklich dunkler wird. Dies ist der ideale<br />
Zeitpunkt, um moderne Bauwerke abzulichten, da die<br />
Farben des Himmels durch die Glas- und<br />
Stahloberflächen reflektiert werden. Wenn <strong>Sie</strong> sich lieber<br />
in der Natur austoben, sollten <strong>Sie</strong> sich Wasserflächen<br />
suchen, die denselben Effekt aufweisen. Eine Dämmerung<br />
am Ufer oder Strand ist schwer zu schlagen, wenn es<br />
darum geht, Stimmungen zu vermitteln. Das schwache<br />
Licht bedingt zugleich lange Belichtungszeiten, die das<br />
Wasser verschwommen erscheinen lassen.<br />
Städte erwachen im Abendrot erst richtig zum Leben,<br />
wenn künstliche bunte Lichter im verblassenden<br />
Tageslicht ihren ganzen funkelnden Zauber entfalten.<br />
Gleichzeitig ist es aber noch hell genug, dass die Schatten<br />
nicht als schwarze Stellen erscheinen. Der tiefblaue<br />
Himmel wirkt zudem wie ein Reflektor, der das reduzierte<br />
Licht auf die Stellen wirft, die nicht von Straßenlampen,<br />
Scheinwerfern, Neonschildern und Ladenauslagen<br />
ausgeleuchtet werden. Das Halbdunkel ist ideal, um<br />
durch Scheinwerfer angestrahlte Gebäude,<br />
Straßenszenen, Verkehrsadern oder andere Stadtszenen<br />
und -motive festzuhalten, bei denen der Himmel als<br />
Bildrand mit eingebaut wird. Wenn der Himmel dunkel<br />
wird, ist die Zeit fürs <strong>Fotografie</strong>ren schon fast wieder<br />
vorbei. Moderne <strong>DSLR</strong>s verfügen allerdings über die<br />
beeindruckende Fähigkeit, aus dem Himmel noch Licht<br />
herauszuholen, wenn es die Augen schon nicht mehr<br />
sehen können. Lassen <strong>Sie</strong> sich also ruhig einige Minuten<br />
länger Zeit.<br />
Vielleicht wollen <strong>Sie</strong> ja aber noch gar nicht nach Hause.<br />
Dann können <strong>Sie</strong> sich nach Einbruch der Dunkelheit dem<br />
Himmel zuwenden. Wie wäre es mit Landschaftsbildern<br />
im Mondlicht? Wählen <strong>Sie</strong> für den Vordergrund wieder<br />
Wasser, um den silbern schimmernden Mondstreifen<br />
festzuhalten, der auf der pechschwarzen<br />
Wasseroberfläche tänzelt. Allein schon der Kontrast<br />
ermöglicht atemberaubende Aufnahmen.<br />
<strong>Sie</strong> können aber auch den Verschluss der Kamera<br />
länger als zehn Minuten offenhalten, um die Nacht zum<br />
Tag zu machen. Hierdurch erzeugen <strong>Sie</strong> surreale Effekte.<br />
Die Szenen sehen so aus, als seien sie mitten am Tag<br />
aufgenommen worden. Statt der Sonne wird die<br />
Landschaft aber durch den Mond beleuchtet. Ganz gleich,<br />
welche Motive <strong>Sie</strong> mögen: Bei schwachem Licht tut sich<br />
für den Fotografen eine Vielzahl von Möglichkeiten auf.<br />
Wesentliches<br />
Zubehör<br />
Stativ Die einfachste Art,<br />
Verwacklungen bei gedämpftem<br />
Licht vorzubeugen, ist der Einsatz<br />
eines Stativs. Wenn <strong>Sie</strong> noch keines<br />
besitzen, sollten <strong>Sie</strong> sich eines<br />
besorgen! Vernünftige Modelle<br />
kosten gut 110 €.<br />
Fernauslöser Ein sehr nützliches<br />
Hilfsmittel zur Vermeidung von<br />
Verwacklungen. Neben den<br />
markeneigenen Produkten gibt es<br />
kompatible Fernauslöser von Firmen<br />
wie Seculine, Hahnel und Hama.<br />
Fragen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>n Fotohändler, welche<br />
Modelle für <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> verfügbar sind.<br />
Taschenlampe Es lohnt<br />
sich, eine kleine Taschenlampe<br />
griffbereit zu haben – für den Fall,<br />
dass man bei sehr schlechten<br />
Lichtverhältnissen arbeitet. Geeignet<br />
sind alle Lampenarten. Besonders<br />
zu empfehlen ist die Gorillatorch von<br />
den Herstellern des Gorillapod. Diese<br />
Lampe hat flexible Füße und kann<br />
an Gegenständen befestigt werden,<br />
damit der Anwender beide Hände<br />
frei hat.<br />
32 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Meeresblick im Abendrot<br />
Während die meisten Leute an heißen<br />
Sommertagen nachmittags am Strand zu<br />
finden sind, ziehen begeisterte Fotografen<br />
das Abendrot vor, um effektvolle<br />
Meeresbilder zu schießen.<br />
Fünf Techniken für draußen ...<br />
ISTOCK PHOTO<br />
LEE FROST<br />
ISTOCK PHOTO<br />
DANIEL LEZANO<br />
LEE FROST<br />
1) VERKEHRSADERN<br />
Finden <strong>Sie</strong> einen erhöhten<br />
Aussichtspunkt, von dem aus<br />
<strong>Sie</strong> auf eine viel befahrene Straße<br />
oder Kreuzung hinunter blicken<br />
können. Stellen <strong>Sie</strong> die Kamera<br />
dann auf das Stativ und verwenden<br />
<strong>Sie</strong> eine Belichtung von 30-60<br />
Sekunden, um Verkehrsadern<br />
in Form bunter Lichtstreifen<br />
festzuhalten. Gestalten <strong>Sie</strong> das Bild<br />
mit angestrahlten Gebäuden oder<br />
der untergehenden Sonne noch<br />
interessanter. Im Moment ist hierfür<br />
die ideale Jahreszeit, weil die<br />
Sonne in etwa zu den Stoßzeiten<br />
untergeht. Aber Vorsicht: Achten<br />
<strong>Sie</strong> gut auf den Straßenverkehr!<br />
2) ANGESTRAHLTE GEBÄUDE<br />
Ein weiteres klassisches Motiv<br />
für Aufnahmen im Halbdunkel,<br />
das allen Fotografen zugänglich<br />
ist. Seien es Kirchen, Burgen,<br />
Kathedralen oder Denkmäler – in<br />
jeder Stadt findet man eine gute<br />
Auswahl angestrahlter Gebäude.<br />
Die besten Ergebnisse erzielen <strong>Sie</strong>,<br />
wenn <strong>Sie</strong> bei Sonnenuntergang<br />
aktiv werden, wenn noch<br />
ausreichend Farbe im Himmel und<br />
genügend Tageslicht vorhanden<br />
sind. Dadurch stellen <strong>Sie</strong> sicher,<br />
die Schattennuancen nicht zu<br />
verlieren, und dennoch die bunten<br />
Scheinwerferlichter zu erfassen.<br />
3) STERNSPUREN<br />
Entfernen <strong>Sie</strong> sich in einer<br />
sternenklaren Nacht so weit<br />
wie möglich von der Zivilisation<br />
und verwenden <strong>Sie</strong> eine lange<br />
Belichtungsdauer, um die<br />
Sternenbahnen am Firmament<br />
als Lichtspuren aufzunehmen.<br />
Richten <strong>Sie</strong> Ihr grösstes Objektiv<br />
auf den Nordstern (Polarstern) aus,<br />
öffnen <strong>Sie</strong> den Kameraverschluss<br />
im Bulb-Modus zwei Stunden lang<br />
bei f/4 auf ISO 200, und warten <strong>Sie</strong><br />
ab. <strong>Sie</strong> werden verblüfft sein.<br />
4) LICHTGEMÄLDE<br />
Suchen <strong>Sie</strong> sich ein altes nicht<br />
beleuchtetes Gebäude. Wenn<br />
es dämmert, verwenden <strong>Sie</strong><br />
das Licht eines in der Hand<br />
gehaltenen Blitzgerätes, um im<br />
manuellen Modus die Außenseite<br />
zu beleuchten. Der Verschluss<br />
der Kamera muss dabei im<br />
Bulb-Modus offenstehen. Färben<br />
<strong>Sie</strong> das Licht nach Belieben mit<br />
Filtern ein. Statt eines Blitzgerätes<br />
können <strong>Sie</strong> auch eine kräftige<br />
Taschenlampe verwenden und<br />
damit herumexperimentieren.<br />
5) KÜSTENLANDSCHAFTEN<br />
Begeben <strong>Sie</strong> sich entweder vor<br />
Sonnenauf- oder -untergang zur<br />
Küste und nehmen <strong>Sie</strong> in der<br />
Dämmerung Meeresbilder auf.<br />
Gleichen <strong>Sie</strong> das schwache Licht<br />
durch lange Belichtungszeiten aus,<br />
um die Bewegungen des Meeres<br />
einzufangen. Nasse Sand- und<br />
Felspartien reflektieren dabei das<br />
bunte Himmelsspektrum. Achten<br />
<strong>Sie</strong> aber auf die Gezeiten, nehmen<br />
<strong>Sie</strong> ein Handy mit und informieren<br />
<strong>Sie</strong> einen Bekannten darüber, wo<br />
<strong>Sie</strong> sich aufhalten.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 33
Leitfaden für Anfänger<br />
>Restlicht >Lichtspuren<br />
Stimmungsvolle Lichtspuren<br />
Der Profifotograf Paul Ward erklärt, wie <strong>Sie</strong> Staus vermeiden und gleichzeitig<br />
urbane Lichtspuren fotografieren können.<br />
Eine der beeindruckendsten Techniken, die es im<br />
Bereich der Low-Light-<strong>Fotografie</strong> gibt, ist die<br />
Aufnahme von Lichtspuren. Auf der Straße warten<br />
Unmengen an Fahrzeugen auf <strong>Sie</strong>. Wenn es<br />
abendszu dämmern beginnt, können <strong>Sie</strong> sich nach<br />
draußen wagen, anstatt bis zum vollständigen<br />
Einbruch der Dukelheit zu warten, um diese Technik<br />
einmal auszuprobieren.<br />
Lichtspuren im Verkehr nimmt man auf, indem<br />
man die sich schnell durch die Szene bewegenden<br />
Autos mit einer längeren Verschlusszeit aufnimmt.<br />
Durch das schwache Licht und die lange<br />
Verschlusszeit sind die Autos auf dem Bild nicht<br />
erkennbar. Zurück bleiben nur die Spuren ihrer<br />
Scheinwerfer. Für diese Technik brauchen <strong>Sie</strong> nur<br />
die grundlegendste Ausrüstung, was den Reiz noch<br />
erhöht. <strong>Sie</strong> benötigen lediglich eine <strong>DSLR</strong> und ein<br />
Stativ. Auch ein Fernauslöser kann Ihnen das Leben<br />
um Einiges erleichern.<br />
Ich hatte mich auf diese Technik eingestellt,<br />
schnappte mir meine Ausrüstung und zog hinaus in<br />
die Dunkelheit. An einer Überführung oberhalb einer<br />
geschäftigten Straße im englischen Birmingham<br />
ging ich in Position. Mein Rat ist, sich immer zehn<br />
Minuten vor Sonnenuntergang am Zielort<br />
einzufinden. So hat man genug Zeit, sich den besten<br />
Aufnahmewinkel auszusuchen. Außerdem kommt<br />
man dann noch in den Genuss des Abendrots.<br />
Da es sich hier um eine Abendaufnahme handelt,<br />
sollten <strong>Sie</strong> die notwendigen Vorkehrungen treffen.<br />
Holen <strong>Sie</strong> sich immer die Erlaubnis des Besitzers,<br />
wenn <strong>Sie</strong> zum <strong>Fotografie</strong>ren Privatgrund betreten.<br />
Versuchen <strong>Sie</strong>, so diskret wie möglich vorzugehen.<br />
Schließlich wollen <strong>Sie</strong> das teure Kameragehäuse<br />
nicht mutmaßlichen Dieben auf dem Silbertablett<br />
anbieten. Zu guter Letzt – auch, wenn es sich wie<br />
eine Selbstverständlichkeit anhört: Achten <strong>Sie</strong><br />
immer auf den Verkehr um <strong>Sie</strong> herum. Es kann<br />
hilfreich sein, ein fluoreszierendes Oberteil zu tragen,<br />
wie es in Fahrradläden erhältlich ist.<br />
Weißabgleich<br />
Blitzeinstellung<br />
Kunstlicht-Einstellung (Tungsten)<br />
Wenn <strong>Sie</strong> das Raw-Format verwenden, können <strong>Sie</strong> den<br />
Weißabgleich noch nach dem Hochladen der Bilder auf den<br />
Computer verändern. Wenn <strong>Sie</strong> allerdings beim Aufnehmen<br />
verschiedene Einstellungen ausprobieren möchten, können<br />
<strong>Sie</strong> auf verschiedene Art vorgehen.<br />
Machen <strong>Sie</strong> entweder Testbilder und verändern <strong>Sie</strong> den<br />
Weißabgleich zwischendurch, oder schalten <strong>Sie</strong> zur Live View<br />
um und nutzen <strong>Sie</strong> den LCD-Monitor, um zu sehen, wie sich<br />
die verschiedenen Einstellungen auf das Bild auswirken.<br />
1/10 Sek. bei f/2,8<br />
Schritt 1 Ich stelle mein Stativ auf, um einige Testbilder mit hohem ISO-Wert zu machen.<br />
Hierbei will ich feststellen, wie die Winkel und Lichter wirken. Danach schalte ich wieder<br />
auf ISO 100 um und befestige die Kamera am Stativ. Ich entscheide mich für das<br />
Porträtformat, um die langen gewundenen Streifen besser herauszuarbeiten, die durch die<br />
Scheinwerfer verursacht werden. Außerdem will ich auch die großen Gebäude am<br />
Straßenrand mit aufs Bild bringen.<br />
Schritt 2 Ich gehe in den manuellen Kameramodus. <strong>Sie</strong> können den A-Modus (manuelle<br />
Blende, Belichtungszeit automatisch) verwenden. Die Straßenbeleuchtung kann aber das<br />
Messsystem der Kamera täuschen. Die Belichtung von 1/10 Sek. mit f/2,8 (ISO 100) war<br />
nicht lang genug, um Lichtspuren zu erzeugen. Außerdem sehen die Verkehrslichter<br />
aufgrund der weiten Blende kühl aus. Mit einer kleineren Blende will ich den Lichtern ein<br />
angenehmes Strahlen verleihen.<br />
10 Sekunden mit f/18<br />
16 Sekunden mit f/18<br />
Schritt 3 I Ich mache eine weitere Testaufnahme mit längerer Verschlusszeit. Leider komme<br />
ich beim Auslösen an die Kamera, und das Bild verwackelt. Um das Problem zu beseitigen,<br />
schließe ich meinen Fernauslöser an. Wenn <strong>Sie</strong> über keinen solchen Auslöser verfügen,<br />
können <strong>Sie</strong> auch einfach den Selbstauslöser der Kamera verwenden. Passen <strong>Sie</strong> auf, dass <strong>Sie</strong><br />
während der Aufnahme nicht ans Stativ kommen.<br />
Schritt 4 Ich spiele etwas mit verschiedenen Verschlusszeiten herum, um zu sehen, wie sie<br />
das Bild verändern. Bei zehn Sekunden ist das Bild zu dunkel, und Einzelheiten der Straße<br />
gehen verloren. Bei 16 Sekunden ist das Bild wiederum zu hell, und die Lichtspuren strahlen<br />
zu stark. Mit einer Verschlusszeit zwischen diesen beiden Einstellungen müsste ich die<br />
passende Belichtung erreichen. <strong>Sie</strong> sollten ebenfalls mit den Verschlusszeiten<br />
herumexperimentieren.<br />
34 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
FERTIGES BILD<br />
Wenn die Belichtung stimmt, erledigt<br />
sich der Rest von selbst, und man erhält<br />
ein schönes dynamisches Bild. Testen<br />
<strong>Sie</strong> diese Technik doch einmal !
Leitfaden für Anfänger<br />
>Restlicht >Innen<br />
Restlicht-Innenaufnahmen<br />
Erforschen <strong>Sie</strong> das Potenzial von Restlicht bei sich zu Hause und in anderen Gebäuden.<br />
Restlicht lässt sich in Gebäuden leicht herstellen –<br />
ziehen <strong>Sie</strong> einfach die Vorhänge zu, schließen <strong>Sie</strong> die<br />
Jalousien, und schalten <strong>Sie</strong> das Licht aus. Na gut, vielleicht<br />
nicht alles auf einmal, weil <strong>Sie</strong> sonst die Hand vor Augen<br />
nicht mehr sehen. Aber <strong>Sie</strong> verstehen, worum es geht: <strong>Sie</strong><br />
können die Lichtintensität im Haus kontrollieren und so die<br />
gewünschte Atmosphäre schaffen. Damit haben <strong>Sie</strong> viele<br />
Möglichkeiten zum Herumexperimentieren.<br />
Bei sich zu Hause können <strong>Sie</strong> mit Kerzenlicht und dem<br />
Licht eines Kaminfeuers herumexperimentieren. Beide<br />
Lichtarten sind sehr beliebt als atmosphärische Lichter und<br />
eignen sich hervorragend für Porträt- und Aktaufnahmen<br />
sowie für Stillleben. Selbst das Licht von einem einzigen<br />
Streichholz reicht aus, um das Gesicht eines Menschen zu<br />
beleuchten. Zugegeben, <strong>Sie</strong> werden nicht mit 1/1000 s<br />
fotografieren, aber die neuesten <strong>DSLR</strong>s haben<br />
ausgezeichnete ISO-Empfindlichkeiten. Selbst bei Werten<br />
von 1600, 3200 oder sogar 6400 werden <strong>Sie</strong> problemlos<br />
Aufnahmen mit der Hand machen können. Auch die<br />
Bildqualität wird gar nicht einmal schlecht sein, vor allem<br />
im Vergleich zu den Ergebnissen, die wir in der<br />
Vergangenheit mit ultraschnellen Filmen erzielt haben.<br />
Das Licht von jeder dieser Quellen hat eine sehr niedrige<br />
Farbtemperatur – bis zu etwa 2000 K. Das bedeutet, es ist<br />
sehr warm, sodass die Bilder einen starken Orangestich<br />
haben werden. Aber mit einer geeigneten<br />
Weißabgleichseinstellung an der Kamera können <strong>Sie</strong><br />
Abhilfe schaffen. Mit Wolfram wird ein Großteil der Wärme<br />
entfernt, während mit einer individuellen Einstellung die<br />
gesamte Wärme entfernt werden kann. Das Abkühlen<br />
Einstellen der Belichtung<br />
Es gibt gute Nachrichten: <strong>DSLR</strong>s verfügen über<br />
ausgezeichnete Messsysteme. Die Zeit, in der<br />
Restlichtfotografie Belichtungskopfschmerzen<br />
verursachte, ist lange vorbei.<br />
Um optimale Ergebnisse zu erzielen, stellen <strong>Sie</strong> die<br />
Kamera auf Mehrzonenmessung und die Belichtungsart<br />
auf Zeitautomatik (A oder Av) ein.<br />
Mit der Zeitautomatik können <strong>Sie</strong> zur Steuerung der<br />
Tiefenschärfe die Blende auswählen, während die<br />
Kamera automatisch die Verschlusszeit einstellt.<br />
Das bedeutet, sie kann sich des kompletten<br />
Verschlusszeitenbereichs bedienen, normalerweise bis zu<br />
30 Sekunden. Machen <strong>Sie</strong> unabhängig vom Motiv eine<br />
Probeaufnahme, sehen <strong>Sie</strong> sich dann das Histogramm<br />
an, und stellen <strong>Sie</strong> die Belichtung entsprechend ein. Das<br />
Wichtigste dabei ist, die Glanzlichter nicht zu zerstören.<br />
Mit sehr hellen Lichtpunkten, wie Straßenlampen in einer<br />
Nachtszene, kann dies möglicherweise unvermeidbar<br />
sein, aber wenn sie klein sind, ist dies kein Grund zur<br />
Beunruhigung.<br />
Die Belichtungsautomatik (S oder TV) ist eine andere<br />
Betriebsart, die <strong>Sie</strong> für Restlicht-Actionaufnahmen<br />
verwenden können, weil <strong>Sie</strong> hierbei die Verschlusszeit<br />
auswählen können, wobei die Kamera die erforderliche<br />
Blende einstellt. Wenn die Belichtungen außerhalb des<br />
automatischen Verschlusszeitenbereichs liegen, müssen<br />
<strong>Sie</strong> die Langzeitbelichtung (B) verwenden. Damit<br />
können <strong>Sie</strong> den Verschluss beliebig lang offen halten.<br />
Diese Option kann auf dem Kamerawählschalter für die<br />
Belichtungsart gekennzeichnet sein, oder <strong>Sie</strong> können im<br />
Belichtungsautomatik- (TV) oder manuellen (M) Modus<br />
darauf zugreifen.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
eines in Kerzenlicht aufgenommenen Porträts ist jedoch ein<br />
bisschen wie das Korrigieren eines Sonnenuntergangs: Die<br />
gesamte Atmosphäre geht dabei verloren.<br />
Fabriken, Gießereien, Werkstätten und andere Orte, an<br />
denen <strong>Sie</strong> Männer mit Werkzeugen finden, eignen sich sehr<br />
gut zum Aufnehmen von ungestellten Restlichtaufnahmen<br />
und Porträtaufnahmen. Schweiß- und Schleifmaschinen,<br />
aus denen die Funken nur so heraus sprühen, tragen das<br />
<strong>Ihre</strong> zu einem interessanten Foto bei.<br />
Oder wenn <strong>Ihre</strong> Motive dauernd in Bewegung sind,<br />
schieben <strong>Sie</strong> ein Blitzgerät auf den Blitzschuh <strong>Ihre</strong>r<br />
Kamera, und versuchen <strong>Sie</strong> es einmal mit einer<br />
Blitzaufnahme mit langsamer Synchronisierung. Dabei<br />
bewirkt eine langsame Verschlusszeit, dass das Motiv im<br />
verfügbaren Licht verschwimmt, während der Blitz einen<br />
„einfrierenden“ Effekt hat.<br />
Es sieht fantastisch aus – vor allem, wenn <strong>Sie</strong> die<br />
Kamera auf Synchronisierung, auf den zweiten (hinteren)<br />
Verschlussvorhang einstellen, damit der Blitz am Ende der<br />
Belichtung ausgelöst wird.<br />
Das in einer industriellen Umgebung verfügbare Licht<br />
kann atemberaubend sein: Sonnenstrahlen, die durch<br />
kleine Fenster, Risse und Löcher einfallen, oder Rauch und<br />
Staub im Gegenlicht schaffen eine besondere Atmosphäre.<br />
Das bietet einen hervorragenden Hintergrund für<br />
Umweltaufnahmen im Hochformat und<br />
Weitwinkel-Innenaufnahmen. Dampfeisenbahnen sind ein<br />
klassisches Beispiel. Deshalb sind sie so beliebt bei<br />
Fotografen. Es lohnt sich auf jeden Fall, eine<br />
Dampfeisenbahn in Aktion zu erleben, vor allem nachts.<br />
<strong>Sie</strong> trinken gern einmal ein Bierchen in <strong>Ihre</strong>r<br />
Stammkneipe? Nehmen <strong>Sie</strong> das nächste Mal doch einfach<br />
<strong>Ihre</strong> Kamera mit, und machen <strong>Sie</strong> einige Porträtaufnahmen<br />
mit Charakter! Traditionelle Kneipen sind ideale<br />
Jagdgründe, da <strong>Sie</strong> wahrscheinlich einige der alten<br />
Originale kennen. Und da sich deren Stimmung durch ein<br />
bis drei Biere positiv beeinflussen lässt, werden <strong>Sie</strong> sich<br />
vermutlich auch keinen Korb einhandeln.<br />
Schließlich können auch Hallensportarten wie<br />
Basketball, Badminton und Tischtennis eine Quelle für<br />
hervorragende Bilder sein. Und dank der digitalen Technik<br />
ist es jetzt einfacher denn je, gute Aufnahmen zu machen,<br />
da <strong>Sie</strong> die ISO-Empfindlichkeit nach Bedarf ändern und mit<br />
dem Weißabgleich herumexperimentieren können, um<br />
einen unerwünschten Farbstich zu entfernen. Auch der<br />
Umstand, dass <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Ergebnisse gleich vor Ort ansehen<br />
können, ist sehr von Vorteil. Denn wenn <strong>Sie</strong> einen dummen<br />
Fehler machen, können <strong>Sie</strong> ihn gleich korrigieren.<br />
Behagliches Zuhause<br />
<strong>Sie</strong> müssen Ihr Zuhause nicht<br />
verlassen, um tolle<br />
Restlichtaufnahmen machen zu<br />
können. Jedes Zimmer hat Potenzial.<br />
Restlicht: Einstellen der <strong>DSLR</strong><br />
Das größte potenzielle Problem ist<br />
das Verwackeln der Kamera. Es gibt<br />
einige Vorsichtsmaßnahmen, die <strong>Sie</strong><br />
ergreifen können, um dieses Problem zu<br />
vermeiden.<br />
Stellen <strong>Sie</strong> eine hohe ISO-Empfindlichkeit<br />
ein: Erhöhen <strong>Sie</strong> die ISO-Empfindlichkeit auf<br />
einen Wert zwischen 400 und 800, um schnellere<br />
Verschlusszeiten zu ermöglichen. Verwenden <strong>Sie</strong> nach<br />
Möglichkeit aber keine höheren Werte, da sich sonst<br />
das Rauschen in <strong>Ihre</strong>n Bildern zu deutlich zeigt.<br />
Verwenden <strong>Sie</strong> eine größere Blende: Eine<br />
große Blende lässt mehr Licht durch das Objektiv und<br />
ermöglicht so schnellere nutzbare Verschlusszeiten.<br />
Aktivieren <strong>Sie</strong> die Bildstabilisierung:<br />
Wenn <strong>Ihre</strong> Kamera bzw. Ihr Objektiv über eine<br />
Bildstabilisierungsfunktion verfügt, aktivieren <strong>Sie</strong> sie.<br />
Die zwei bis drei Anschläge, die sie bietet, können einen<br />
großen Unterschied ausmachen.<br />
Selbstauslöser: Bei der Aufnahme mit längeren<br />
Belichtungszeiten kann es zu einer Verwacklung<br />
kommen, wenn <strong>Sie</strong> zu kräftig auf den Auslöser<br />
drücken. Aktivieren <strong>Sie</strong> also den Selbstauslöser. Sofern<br />
vorhanden, können <strong>Sie</strong> auch einen Fernauslöser<br />
verwenden.<br />
Rauschunterdrückung: Sehen <strong>Sie</strong> sich einmal<br />
das Menüsystem <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> an. Dort werden <strong>Sie</strong> eine<br />
Einstellung für ISO-Rauschunterdrückung finden.<br />
Wenn diese Funktion aktiviert ist, verringert der<br />
Prozessor in der Kamera das Rauschen im Bild. Dies<br />
kann jedoch zu einer weicheren Darstellung der Details<br />
in der Aufnahme führen. Eine in der Kamera integrierte<br />
Rauschunterdrückung wirkt sich nur auf JPEGs aus.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> also auch ein unverändertes Bild aufnehmen<br />
möchten, machen <strong>Sie</strong> die Aufnahme im Roh- und<br />
JPEG-Format.<br />
AF-Leuchte: Restlicht kann zu Problemen mit dem<br />
Autofokus führen. Deshalb haben viele <strong>DSLR</strong>s eine<br />
AF-Leuchte (häufig im integrierten Blitz verbaut), die<br />
einen Lichtblitz abgibt, der das AF-System unterstützt.<br />
Diese Leuchte kann hilfreich sein, ihre Reichweite<br />
ist jedoch begrenzt, und sie kann für Porträtmodelle<br />
störend sein.<br />
Blitz: Die einfachste Möglichkeit, in<br />
Restlichtbedingungen zu fotografieren, ist der<br />
integrierte Blitz (bzw. ein auf dem Blitzschuh<br />
aufgesetztes Blitzgerät). Aber damit geht die Stimmung<br />
der Szene verloren. Wenn <strong>Sie</strong> einen Blitz verwenden<br />
müssen, achten <strong>Sie</strong> darauf, dass er auf langsame<br />
Synchronisierung eingestellt ist, damit er sowohl das<br />
Umgebungslicht als auch die Blitzaufnahme aufnimmt.<br />
36 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
Innen
Leitfaden für Anfänger<br />
>Restlicht ><strong>Fotografie</strong>ren von Haustieren<br />
Aufnahmen von Haustieren in Restlicht<br />
Matty Graham verrät eine einfache und dennoch wirkungsvolle Methode, um eine<br />
kreative Innenaufnahme des besten Freundes des Menschen unter schwierigen<br />
Restlichtbedingungen zu machen.<br />
Jeder Halter eines Haustieres, insbesondere eines<br />
hyperaktiven Hundes, kann ein Lied davon singen, wie<br />
schwierig es sein kann, eine schöne Aufnahme von<br />
seinem Tier zu machen. Dies liegt in erster Linie daran,<br />
dass die meisten Vierbeiner <strong>Ihre</strong>n Anweisungen, in der<br />
richtigen Stellung stehen oder sitzen zu bleiben, oder<br />
einfach nur länger still zu sitzen, nicht Folge leisten! Die<br />
beste Tageszeit, eine derartige Aufnahme zu versuchen, ist<br />
demnach der späte Nachmittag oder Abend,<br />
vorzugsweise nach einem ausgiebigen Spaziergang, wenn<br />
Ihr vierbeiniger Freund entspannt ist, und daher<br />
möglicherweise eher willens ist, für ein Foto zu posieren.<br />
Ich fotografiere unter relativ dunklen Bedingungen und<br />
beleuchte mein Modell nur mit einer Lampe. Das Restlicht<br />
bietet sich besser für kreativere, stimmungsvolle Bilder an<br />
als ein heller, gut beleuchteter Raum. Gleichzeitig sollte<br />
jedoch nicht verschwiegen werden, dass das <strong>Fotografie</strong>ren<br />
unter diesen Bedingungen eine Reihe technischer<br />
Herausforderungen mit sich bringt.<br />
Bei Restlichtaufnahmen positionieren <strong>Sie</strong> am besten<br />
zuerst das Modell sorgfältig, um das vorhandene Licht zu<br />
maximieren. Und dann verwenden <strong>Sie</strong> bei Bedarf<br />
künstliches Licht, um die geringe Lichtstärke<br />
auszugleichen. Hierfür können <strong>Sie</strong> so ziemlich alles von<br />
einem Blitzgerät bis zu einer einfachen Tischlampe<br />
benutzen. Um die Gefahr des Verwackelns bei langen<br />
Verschlusszeiten zu verringern, empfiehlt es sich, eine<br />
große Blende zu verwenden. Dies ermöglicht nämlich<br />
nicht nur die Verwendung einer schnelleren<br />
Verschlusszeit, sondern trägt auch dazu bei, dass sich Ihr<br />
Modell vom unscharfen Hintergrund besser abhebt.<br />
Da <strong>Sie</strong> unter Restlichtbedingungen arbeiten, kann es<br />
verlockend sein, die ISO-Empfindlichkeit an der <strong>DSLR</strong> zu<br />
erhöhen. Denken <strong>Sie</strong> aber daran: Je höher die<br />
ISO-Empfindlichkeit, desto größer ist das Problem des<br />
digitalen Rauschens in <strong>Ihre</strong>n Aufnahmen. Es ist also viel<br />
besser, eine niedrigere ISO-Empfindlichkeit zu wählen und<br />
mehr Licht auf das Motiv zu lenken.<br />
Ein allgemeinerer Punkt, den <strong>Sie</strong> beim <strong>Fotografie</strong>ren<br />
<strong>Ihre</strong>s Haustieres bedenken sollten, ist die Komposition.<br />
<strong>Sie</strong> müssen nicht seinen ganzen Körper auf das Bild<br />
bringen, da die besten Aufnahmen von Haustieren häufig<br />
Kopfaufnahmen sind, die den ganz eigenen Charakter<br />
eines Tieres widerspiegeln. Da Tiere in der Regel eher<br />
ruhig halten, wenn sie liegen, nehmen <strong>Sie</strong> eine niedrigere<br />
Position als Ihr Tier ein, auch wenn <strong>Sie</strong> sich dafür auf den<br />
Boden legen müssen.<br />
Um diese Prinzipien in die Praxis umzusetzen,<br />
fotografierte ich meine Hündin Jerry in meinem<br />
Wohnzimmer. Und so kam die Aufnahme zustande …<br />
Top-Tipps für Aufnahmen von<br />
Haustieren<br />
1) Live-View: Live-View kann beim <strong>Fotografie</strong>ren von<br />
Haustieren eine unschätzbar wichtige Funktion sein. Mit dem<br />
LCD-Monitor lässt sich die Aufnahme wesentlich einfacher<br />
eingrenzen als mit dem Sucher, vor allem wenn <strong>Sie</strong> versuchen,<br />
ein Haustier in einer bestimmten Position zu halten. Nicht<br />
alle Kameras verfügen über die Live-View-Funktion. Eine<br />
praktische Lösung wäre es also, die Kamera über ein Kabel,<br />
das normalerweise im Lieferumfang der <strong>DSLR</strong> enthalten<br />
ist, mit dem Fernseher zu verbinden. Der Bildschirm könnte<br />
so nicht nur zusätzliches Licht, sondern auch ein Live-Bild<br />
liefern, das bei der Komposition hilfreich ist.<br />
2) Weißabgleich: Unterschiedliche<br />
Weißabgleichseinstellungen können die Stimmung einer<br />
Aufnahme verändern. Es ist also sinnvoll, immer im<br />
Rohformat zu fotografieren. Auf diese Weise können <strong>Sie</strong><br />
die Weißabgleichseinstellung auswählen, die für das Bild<br />
am besten geeignet ist, wenn <strong>Sie</strong> die Aufnahme auf einem<br />
Computer ansehen. Wenn <strong>Sie</strong> im JPEG-Format fotografieren,<br />
können <strong>Sie</strong> die Weißabgleichseinstellung, die bestand, als<br />
<strong>Sie</strong> die Aufnahme gemacht haben, nicht mehr ändern.<br />
3) Tiefenschärfe: Beim <strong>Fotografie</strong>ren mit großen<br />
Blenden entsteht eine geringe Tiefenschärfe. Dies kann<br />
zwar zu kreativen Zwecken verwendet werden, indem der<br />
Hintergrund unscharf dargestellt wird, bedeutet aber auch,<br />
dass <strong>Sie</strong> sich genau überlegen müssen, wo <strong>Sie</strong> auf dem<br />
Gesicht des Modells scharfstellen. <strong>Sie</strong> sollten versuchen, die<br />
Augen scharfzustellen, da der Betrachter dorthin gezogen<br />
wird.<br />
Schritt 1 Als erstes musste ich die Kameraeinstellungen vornehmen. Ich beschloss, die<br />
Kamera auf Zeitautomatik einzustellen, damit ich die Tiefenschärfe festlegen konnte, und<br />
wählte die Blende f/3.5 bei einer ISO-Empfindlichkeit von 320. Außerdem fotografierte ich<br />
im Rohformat, damit ich beim Ansehen der Bilder auf dem Computer den Weißabgleich<br />
anpassen konnte.<br />
Schritt 2 Der Raum wurde von einer großen Lampe beleuchtet. Ich positionierte Jerry auf<br />
ihrem Hundebett. Um das schwarze Fell auf ihrem Gesicht etwas mehr zu beleuchten und<br />
eine stimmungsvolle Atmosphäre zu schaffen, schaltete ich den Fernseher ein, der die Seite<br />
ihres Gesichts mit einem blauen Schein erleuchtete. Ich nahm die Scharfeinstellung manuell<br />
vor und machte eine Probeaufnahme.<br />
Schritt 3 Die Raumbeleuchtung funktionierte nicht sehr gut und ließ den Hintergrund zu<br />
hell erscheinen. Deshalb habe ich es beim nächsten Versuch mit einer Standardtischlampe<br />
probiert. Ich habe die Lampe mit einem Stück Karton abgedeckt, um so eine selbst gemachte<br />
Schnute zu machen, sodass der Strahl in ein Spotlicht fokussiert wurde, das ich auf das<br />
Gesicht des Hundes richten konnte.<br />
Schritt 4 Mit der Lampe in Position legte ich eine schwarze Jacke über einen Stuhl, um<br />
einen dunklen Hintergrund zu schaffen, der dazu beitragen würde, dass das Gesicht von Jerry<br />
im Bild herausstechen würde. Außerdem wechselte ich zu einer größeren Blende, nämlich<br />
f/2.8. Als ich bereit für die Aufnahme war, schaltete ich die Hauptraumlichter aus, sodass die<br />
Lampe die einzige Lichtquelle war.<br />
38 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
LETZTES BILD<br />
Ich habe den orangefarbenen<br />
Schein von der Lampe<br />
abgemildert, indem ich den<br />
Weißabgleich des Rohbildes<br />
angepasst habe. Dann ist das<br />
Richtungslicht mit dem dunklen<br />
Hintergrund verschmolzen und<br />
ließ eine stimmungsvolle<br />
Tieraufnahme entstehen.
Leitfaden für Anfänger<br />
Wir füttern sie, verhätscheln sie und lieben sie fast genauso sehr wie<br />
alle anderen Mitglieder der Familie. Es wird also Zeit, auch von unseren<br />
Haustieren einmal ein paar gute Bilder zu schießen!<br />
VIELE MENSCHEN schätzen ihre Tiere fast so wie einen engen Verwandten. Umso mehr überrascht es,<br />
dass es nicht mehr Bilder von unseren großen und kleinen Mitbewohnern gibt. Wir verbringen jeden Tag<br />
viel Zeit mit ihnen. So ergeben sich viele Gelegenheiten, tolle Tierfotos zu knipsen. Vor diesem<br />
Hintergrund wollen wir Ihnen in diesem Einsteiger-Leitfaden zeigen, wie <strong>Sie</strong> tolle Tierfotos aufnehmen<br />
können. Ob <strong>Sie</strong> nun einen Vierbeiner wie eine Katze oder einen Hund, ein Kleintier wie etwa ein<br />
Kaninchen oder ein ausgefalleneres Haustier wie einen Papagei zu Hause haben: <strong>Sie</strong> müssen nur einige<br />
sehr einfache Schritte beherzigen, um brillante Bilder zu schießen. Außerdem zeigen wir Ihnen<br />
verschiedene kreative Techniken, wenn <strong>Sie</strong> etwas originellere und ungewöhnlichere Fotos erstellen<br />
möchten.<br />
<strong>Sie</strong> werden feststellen, dass das Knowhow, auf das es bei der Aufnahme schöner Tierfotos ankommt,<br />
weitgehend vergleichbar ist mit den Kenntnissen, die in der Porträtfotografie gebraucht werden. Es<br />
kommt hier ebenso auf die zu verwendenden Geräte, die Art des Objektivs und die Beleuchtung an. Von<br />
der Größe einmal abgesehen besteht der Hauptunterschied darin, dass es beim Tier weitaus schwerer ist,<br />
das Objekt so abzulichten wie gewünscht. Eine Katze oder einen Hund kann man nicht bitten, einmal<br />
kurz nach links zu schauen oder das Kinn etwas zu senken. Man muss sich mit Tieren auskennen und<br />
Eigeninitiative mitbringen. Darüber hinaus muss man sich gut auf sein Objekt einstellen können. Vor<br />
allem aber sollte man versuchen, beim „Shooting“ Spaß zu haben!<br />
40 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 41
Leitfaden für Anfänger<br />
>Tierporträts >Grundlagen der Tierfotografie<br />
Tierisch gute Fotos<br />
Ob <strong>Sie</strong> nun Hunde- oder Katzenliebhaber oder eher ein Fan von Kleintieren wie<br />
Hasen oder Hamstern sind: Wir haben eine Menge toller Fotoideen für <strong>Sie</strong><br />
DIE MEISTEN MENSCHEN mögen Tiere. In vielen<br />
Wohnungen teilt mindestens ein Haustier seinen<br />
Lebensraum mit uns merkwürdigen Zweibeinern.<br />
Zweifellos sind Hunde im Alltag die beliebtesten Begleiter,<br />
gefolgt von den Katzen. Im deutschen<br />
Durchschnittshaushalt findet man aber auch noch alle<br />
anderen möglichen pelzigen, gefiederten oder<br />
geschuppten Kreaturen. Selbst, wenn sie selbst kein<br />
Haustier besitzen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass<br />
<strong>Sie</strong> jemanden kennen, der eines zu Hause hat. Die Suche<br />
nach einem geeigneten Objekt dürfte also kein allzu<br />
großes Problem darstellen. Es lohnt sich, schöne<br />
Aufnahmen von Tieren zu machen. <strong>Sie</strong> verfeinern damit<br />
nicht nur <strong>Ihre</strong> Fertigkeiten als Fotograf und werden flinker.<br />
Für ein beeindruckendes Tierbild wird man Ihnen überdies<br />
fast genauso viel Bewunderung und Anerkennung<br />
entgegenbringen wie für Familienfotos vom Nachwuchs!<br />
Eine der größten Herausforderungen bei der Tierfotografie<br />
ist es, die Aufmerksamkeit des Motivs auf sich zu lenken<br />
und lang genug aufrechtzuerhalten, um einige Aufnahmen<br />
zu machen. Im schlimmsten Fall ist das einfach<br />
unmöglich, im besten Fall sehr schwer! Je nachdem, um<br />
welches Tier es sich handelt, gibt es unterschiedliche<br />
Tricks, die <strong>Sie</strong> verwenden können, um <strong>Ihre</strong> Erfolgschancen<br />
zu erhöhen.<br />
Wie schon weiter oben angesprochen nutzen<br />
Tierfotografen oft ähnliche branchenübliche Tricks wie<br />
Porträtfotografen oder noch genauer Porträtfotografen, die<br />
auf Kinder spezialisiert sind. Sowohl Tiere als auch Kinder<br />
haben eine geringe Aufmerksamkeitsspanne und sind<br />
schwer zu dirigieren. Man braucht also bestimmte Tricks,<br />
um ihr Interesse zu wecken. Die offensichtlichste Form der<br />
„Bestechung“ sind Leckereien. Das wirkt vor allem bei<br />
Hunden, die man zum Sitzen und Herschauen bewegen<br />
will. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Tönen:<br />
Man kann entweder den Namen des Modells rufen oder<br />
ein Quietschspielzeug verwenden. Damit bewirkt man oft,<br />
dass ein unkonzentriertes Modell direkt in die Kamera<br />
blickt (solange das Spielzeug knapp oberhalb der Kamera<br />
gehalten wird). Auch letzterer Trick funktioniert am besten<br />
bei Hunden, weniger bei Katzen, für die man oft ein<br />
anderes Hilfsmittel wie ein Wollknäuel braucht, um die<br />
Einstellen <strong>Ihre</strong>r digitalen SLR auf Tierfotos<br />
1) Belichtungsmodus: Stellen <strong>Sie</strong> den A-Modus<br />
(manuelle Blende, Belichtungszeit automatisch) ein<br />
und verwenden <strong>Sie</strong> die größeren Blendeneinstellungen<br />
wie f/3,5-5,6, wenn <strong>Sie</strong> bei schwachem Licht arbeiten<br />
oder eine geringe Schärfentiefe benötigen. Eine geringe<br />
Schärfentiefe ist bei höheren ISO-Werten vorzuziehen,<br />
um das Risiko des Bildrauschens zu verringern.<br />
2) Messsystem: Verwenden <strong>Sie</strong> Messbereiche.<br />
Überprüfen <strong>Sie</strong> aber das Bild und sein Histogramm,<br />
wenn <strong>Sie</strong> besonders dunkle oder helle Motive<br />
aufnehmen möchten. Beim <strong>Fotografie</strong>ren schwarzer<br />
Tiere sollten <strong>Sie</strong> einen Belichtungsausgleich zwischen<br />
+1 und +2 und bei weißen von -1 bis -2 Stufen wählen.<br />
3) Autofokus/Serienaufnahme: Mehrfach-AF mit<br />
Serienaufnahme ist nützlich, wenn sich das Tier bewegt.<br />
Für die Mehrheit der Bilder empfehlen wir allerdings die<br />
Einstellung des Autofokus auf Einzelbilder (AF-S oder<br />
ähnliche Einstellung) sowie die ausschließliche Nutzung<br />
des zentralen AF. Erfassen <strong>Sie</strong> das Auge, schwenken<br />
<strong>Sie</strong> die Kamera und schießen <strong>Sie</strong> bei eingestelltem<br />
Serienbild-Modus zwei oder drei Bilder.<br />
4) Bildqualität: Verwenden <strong>Sie</strong> Raw und JPEG,<br />
damit <strong>Sie</strong> den Weißabgleich in Photoshop noch<br />
einstellen können, um so für eine ideale Farbdarstellung<br />
zu sorgen.<br />
Augen zum Funkeln zu bringen.<br />
Sowohl bei Katzen als auch bei Hunden sollten <strong>Sie</strong><br />
versuchen, <strong>Ihre</strong> Bilder dann zu schießen, wenn das Tier<br />
seine ruhigen Phasen hat (in der Regel nach dem Fressen<br />
oder Schlafen), weil es dann entspannter ist und sich<br />
weniger bewegt.<br />
Die meisten Tiere sehen am possierlichsten aus, wenn sie<br />
noch jung sind. Wenn <strong>Sie</strong> also einen Welpen oder ein<br />
Katzenjunges haben (bzw. jemanden kennen, der kleine<br />
Hunde oder Katzen hat), sollten <strong>Sie</strong> dies ausnutzen.<br />
Neben den Standardposen können <strong>Sie</strong> die kleinen Tiere<br />
auch in einen Blumentopf, einen alten Stiefel oder unter<br />
einen kleinen Kleiderhaufen stecken und sie ablichten,<br />
wenn sie den Kopf herausstecken.<br />
Bei schwerer zu kontrollierenden Zeitgenossen wie Hasen<br />
und Hamstern müssen <strong>Sie</strong> versuchen, sie in feste Settings<br />
zu setzen, in denen schnelle Aufnahmen möglich sind.<br />
Wenn die Tiere handzahm sind, können <strong>Sie</strong> beispielsweise<br />
eine Art Ministudio aufbauen (mehr dazu später). Schöne<br />
Schnappschüsse im Käfig oder Stall sind beinahe<br />
unmöglich. Arbeiten <strong>Sie</strong> auch hier mit den Tieren, wenn<br />
sie müde und dadurch weniger quirlig sind.<br />
<strong>Sie</strong> werden feststellen, dass der Ort der Aufnahmen für<br />
das Ergebnis ausschlaggebend ist. Hunde sind am<br />
einfachsten mit der Kamera einzufangen, weil man sie<br />
wirklich überall mit hinnehmen kann. Bei Katzen ist es am<br />
leichtesten, wenn es sich um sehr zahme Tiere handelt,<br />
die man problemlos hochheben und an eine bestimmte<br />
Stelle setzen kann. Bei anderen Haustierarten ist es am<br />
besten, ein kleines Studio einzurichten. Andernfalls muss<br />
man sich abmühen, sie auf dem begrenzten Raum ihres<br />
Käfigs oder Glaskastens aufzunehmen.<br />
Wofür auch immer <strong>Sie</strong> sich entscheiden, dieserer<br />
Leitfaden liefert Ihnen Expertentipps und verschiedene<br />
Techniken, die Ihnen helfen werden, die schönsten<br />
Tierfotos zu schießen. Denken <strong>Sie</strong> vor allem daran, dass<br />
Tierfotografie Spaß machen soll. Seien <strong>Sie</strong> also nicht<br />
frustriert, wenn nicht alles nach Plan läuft (Glauben <strong>Sie</strong><br />
uns: Das tut es nur selten!). Bleiben <strong>Sie</strong> am Drücker und<br />
befolgen <strong>Sie</strong> unsere Ratschläge. <strong>Sie</strong> werden sehen, dass<br />
<strong>Sie</strong> es am Ende schaffen, die perfekte Aufnahme zu<br />
machen!<br />
1<br />
3<br />
Zubehör für Innenaufnahmen<br />
Objektive: Die Wahl des<br />
Objektivs hängt von der<br />
Größe des Tiers sowie vom<br />
Bildtyp ab. Ein Zoom mit<br />
18-55 mm ist für normale<br />
Tierporträts von Hunden oder<br />
Katzen in Ordnung, da <strong>Sie</strong><br />
recht einfach nahe genug<br />
herangehen können, um den Bildausschnitt zu<br />
füllen. Bei kleineren Tieren kann es besser sein, ein<br />
Teleobjektiv mit 50-200 mm zu verwenden. Eine<br />
bessere Wahl wäre allerdings ein Makro-Objektiv.<br />
Erschwingliche Produkte finden <strong>Sie</strong> im Bereich<br />
Günstig fotografieren der letzten Ausgabe. Wenn es<br />
Ihr Ziel ist, originelle Weitwinkelbilder zu knipsen,<br />
bei denen die Physiognomie des Tiers verzerrt wird,<br />
kann die weite Einstellung <strong>Ihre</strong>s Kameraobjektivs<br />
ausreichen. Besser geeignet ist allerdings ein<br />
Ultraweitwinkel-Objektiv mit etwa 10-20 mm.<br />
Stativ: Bei manchen<br />
Bildern, bei denen <strong>Sie</strong> und<br />
das Tier sich bewegen, ist<br />
es unter Umständen am<br />
besten, die Kamera in der<br />
Hand zu halten. Für feste<br />
Rahmenvorgaben mit wenig<br />
Bewegung oder im Käfig<br />
befindliche Motive ist ein Stativ die beste Wahl,<br />
weil <strong>Sie</strong> damit mehr Freiheiten haben, was die<br />
Blendengröße oder Verschlusszeit angeht. Auch<br />
ein Einbeinstativ kann sinnvoll sein. Dies ist zwar<br />
ein etwas spezielles, aber absolut erschwingliches<br />
Zubehörteil.<br />
Fernauslöser: Der<br />
Fernauslöser ist immer<br />
nützlich, wenn es darum<br />
geht, Verwacklungen<br />
vorzubeugen. Außerdem<br />
müssen <strong>Sie</strong> beim Abdrücken<br />
nicht direkt an der Kamera<br />
stehen. Die meisten<br />
Marken bieten die oben<br />
beschriebenen Zubehörteile an, allerdings oft<br />
überteuert. Es lohnt sich also, sich im Internet<br />
auf Auktionsseiten nach günstigeren Teilen von<br />
Drittanbietern umzusehen. Vergessen <strong>Sie</strong> aber<br />
nicht, die Onlinetests zu lesen, bevor <strong>Sie</strong> Geld<br />
ausgeben. Schließlich möchten <strong>Sie</strong> kein Geld für<br />
minderwertige Produkte ausgeben.<br />
Licht: Es kann sein, dass<br />
bereits normales Tageslicht<br />
vollkommen ausreicht. Dies<br />
gilt für Aufnahmen im Freien<br />
und bei Lichteinfall durch<br />
Fenster, wenn <strong>Ihre</strong> Wohnung<br />
weiße Wände hat. Für<br />
Studioaufnahmen sollten<br />
<strong>Sie</strong> eine Ausrüstung mit einer oder zwei Lampen<br />
verwenden (mit Schirm und/oder Softbox). Auch<br />
ein Blitzgerät kann sich als äußerst hilfreich<br />
erweisen.<br />
Zusatzlicht: Wenn <strong>Sie</strong><br />
keinen silbernen/weißen<br />
Faltreflektor besitzen, lohnt<br />
es sich, dafür ein wenig Geld<br />
zu investieren, da dies eine<br />
sehr effektive Art ist, das<br />
Tages- oder Blitzlicht auf<br />
Ihr Motiv zu lenken. Wenn<br />
<strong>Sie</strong> einen auf dem Blitzschuh angebrachten Blitz<br />
verwenden, kann auch ein Diffusor ein nützliches<br />
Hilfsmittel sein. Andernfalls können <strong>Sie</strong> sich auch<br />
selbst einen Reflektor aus dünner Folie oder einem<br />
Spiegel basteln.<br />
42 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Gleich kommt das Vögelchen!<br />
Im Käfig sitzende Vögel sind in der Regel sehr fotogen.<br />
Durch die Gitterstäbe ist es aber auch sehr schwer, sie gut<br />
im Bild einzufangen. Wenn <strong>Sie</strong> einen weiten Winkel mit<br />
einem Teleobjektiv einsetzen, sind die Stäbe im Bild<br />
weniger stark sichtbar. Stellen <strong>Sie</strong> den Käfig außerdem in<br />
die Nähe eines Fensters, um für einen sauberen, hellen<br />
Hintergrund zu sorgen. Wenn <strong>Sie</strong> jemanden kennen, der<br />
einen Papagei oder einen Ara hat, der problemlos aus dem<br />
Käfig genommen werden kann, sollten <strong>Sie</strong> den Vogel vor<br />
einem einfarbigen Hintergrund platzieren, damit das bunte<br />
Gefieder voll zur Geltung kommt.<br />
APRIL 2010 DIGITAL SLR PHOTOGRAPHY XX<br />
ISTOCK PHOTO
Leitfaden für Anfänger<br />
>Tierporträts >Hunde<br />
Der beste Freund des Menschen von seiner besten Seite<br />
Der Hund einer Familie ist nicht nur der beste Freund des Menschen, sondern (hoffentlich)<br />
auch der gehorsamste Vierbeiner, den sich ein Tierfotograf wünschen kann.<br />
SCHON SEIT MEHREREN HUNDERT JAHREN lebt der<br />
Mensch mit Hunden zusammen. Hunde sind aber nicht<br />
nur treue Begleiter, sondern auch wie gemacht zum<br />
<strong>Fotografie</strong>ren. <strong>Sie</strong> sehen interessant aus und sind (in der<br />
Regel) sehr brav und folgsam, wenngleich es von Zeit zu<br />
Zeit die eine oder andere Leckerei braucht, um sie bei<br />
Laune zu halten. Für einen Hundefotografen heißt das,<br />
dass er das Tier in die vorbereitete Szene hineinführen<br />
und meistens auch dazu bringen kann, sich an der<br />
geplanten Stelle hinzusetzen, hinzulegen oder<br />
hinzustellen. Doch so gut sie auch auf den Menschen<br />
hören mögen – wie bei Kindern, so ist auch bei Hunden<br />
die Aufmerksamkeit zeitlich begrenzt. Im besten Fall hat<br />
man einige Minuten lang Zeit. Deshalb sollte man schon<br />
vor dem Knipsen die ganze Ausrüstung vorbereitet haben<br />
und bereits sein, abzudrücken, sobald der Hund in<br />
Position ist. Damit er direkt in die Kamera blickt, müssen<br />
<strong>Sie</strong> seinen Namen rufen oder in der Nähe der Kamera<br />
etwas zu essen oder ein Spielzeug (wenn nötig eines, das<br />
quietschen kann) festhalten. Wenn <strong>Sie</strong> ihm regelmäßig<br />
Milo in Aktion<br />
Wenn <strong>Sie</strong> eine<br />
Aufnahmesitzung im heißen<br />
Studio machen, sollte immer<br />
eine Schüssel mit Wasser<br />
bereitstehen.<br />
Einfachheit mit hellem Hintergrund<br />
Wenn <strong>Sie</strong> einen Studioblitz besitzen, sollten <strong>Sie</strong> das<br />
System ruhig für <strong>Ihre</strong> Tierporträts einsetzen. <strong>Sie</strong><br />
können das Licht in einem normalen Raum<br />
aufstellen und den Hund an seinem Lieblingsplatz<br />
aufnehmen. <strong>Sie</strong> können aber auch ein kleines<br />
Studio aufbauen und das Bild vor weißem<br />
Hintergrund schießen. Beide Optionen sind<br />
lohnenswert, wenngleich die Studiovariante<br />
vorzuziehen ist, weil man damit professionellere<br />
Ergebnisse erzielen kann. Wir haben Milo im Studio<br />
des Magazins abgelichtet. Hierfür haben wir zwei<br />
Elinchrom D-Lite ITs mit zwei zu 45º gedrehten<br />
Softboxes zu beiden Seiten der Kamera (als<br />
Hauptlichtquellen) aufgestellt. Um einen blassen<br />
weißen Hintergrund bereitzustellen, haben wir<br />
einen dritten Blitzkopf um zwei Stufen höher gestellt<br />
als das vordere Paar (f/22 im Vergleich zu f/11) und<br />
nach hinten gerichtet. Das Ergebnis ist ein<br />
sauberes, klares Tierporträt mit schönen<br />
Reflexionen in den Augen des Motivs. Das Porträt<br />
sieht sowohl in Farbe als auch nach Umwandlung<br />
zum Schwarz-Weiß-Bild gut aus. Denken <strong>Sie</strong> daran,<br />
aus verschiedenen Perspektiven zu schießen und<br />
nach dem Öffnen des Bildes den Kontrast und<br />
andere Werte einzustellen, um sicherzustellen, dass<br />
der Hintergrund so ungetrübt weiß wie möglich ist.<br />
Leckereien geben und ihn loben, können <strong>Sie</strong> die<br />
Aufnahmesitzung verlängern. Wenn der Hund allerdings<br />
müde wird, sollten <strong>Sie</strong> ihn nicht zwingen,<br />
weiterzumachen. Hunde lassen sich schnell für etwas<br />
begeistern. Achten <strong>Sie</strong> also darauf, dass es im<br />
Aufnahmebereich keine Ablenkungen wie etwa<br />
herumlaufende Kinder gibt, weil es Ihr Motiv ganz sicher<br />
vorziehen wird, mit den Kindern zu spielen, anstatt für <strong>Sie</strong><br />
zu posieren!<br />
<strong>Sie</strong> können natürlich auch den Spieltrieb des Hundes<br />
ausnutzen, indem <strong>Sie</strong> ihn draußen beim Herumtollen<br />
fotografieren. Versuchen <strong>Sie</strong>, die Kamera zu schwenken,<br />
um ihn im vollen Lauf zu erwischen, oder probieren <strong>Sie</strong><br />
einmal eine hohe Verschlusszeit aus, um ihn beim Sprung<br />
nach einem Frisbee oder Ball festzuhalten. Ganz gleich,<br />
ob <strong>Sie</strong> Innen- oder Außenaufnahmen machen: Testen <strong>Sie</strong><br />
verschiedene Winkel und Höhen. Setzen <strong>Sie</strong> auch<br />
unterschiedliche Brennweiten ein, um verschiedene<br />
Bildarten aufzunehmen. Und trauen <strong>Sie</strong> sich ruhig auch,<br />
einige originelle Porträts vom Kopf des Tieres zu machen.<br />
Einstellungen<br />
Stellen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> auf den Studioblitz ein.<br />
Verwenden <strong>Sie</strong> den manuellen Modus der Kamera und<br />
synchronisieren <strong>Sie</strong> die Verschlusszeit mit dem Blitz<br />
<strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong>. Wenn <strong>Sie</strong> sich nicht sicher sind, sollten <strong>Sie</strong><br />
einfach 1/125 Sekunde einstellen. Um die richtige<br />
Verschlusszeit zu finden, können <strong>Sie</strong> einen<br />
Belichtungsmesser verwenden oder f/11 als Startpunkt<br />
angeben. Verändern <strong>Sie</strong> dann Verschlusszeit und<br />
Blitzstärke, bis die Szene auf dem LCD-Monitor richtig<br />
belichtet erscheint. Überprüfen <strong>Sie</strong> das Histogramm und<br />
stellen <strong>Sie</strong> sicher, dass im Zentrum ein hoher Ausschlag<br />
zu sehen ist. Achten <strong>Sie</strong> schließlich darauf, den<br />
Weißabgleich auf den Blitz einzustellen, damit die<br />
Farben richtig dargestellt werden.<br />
Neue Hundetricks!<br />
Hunde gehören zu den Tieren, mit denen man mit am<br />
besten arbeiten kann. Warum sollten <strong>Sie</strong> sich also mit den<br />
typischen Bildern abgeben, bei denen der Hund auf dem<br />
Bauch am Boden liegt? Versuchen <strong>Sie</strong> stattdessen, den<br />
Charakter des Hundes herauszustellen, indem <strong>Sie</strong> ihn für<br />
Leckereien Kunststückchen vorführen lassen, ihm einen<br />
Ball zuwerfen oder ihn am Strand entlanglaufen lassen.<br />
Vielen Hunden gefällt es auch, den Kopf aus dem<br />
geöffneten Fenster eines fahrenden Autos<br />
herauszustrecken. Setzen <strong>Sie</strong> dem kaltschnäuzigen<br />
Kameraden doch einfach eine Hundebrille auf, um einen<br />
coolen Schnappschuss in Aktion zu machen. Um den<br />
Hintergrund verschwimmen zu lassen und den Hund in<br />
den Fokus zu bekommen, müssen <strong>Sie</strong> eine Verschlusszeit<br />
von 1/250 Sekunde oder schneller einsetzen und eine<br />
Blende von etwa f/5,6 wählen. Vergessen <strong>Sie</strong> nicht,<br />
jemanden zu Hilfe zu holen, der den Hund auf dem<br />
Rücksitz an der Leine hält, und schnallen <strong>Sie</strong> sich an!<br />
Unter Umständen ist es einfacher, einen Halter mit<br />
Saugnapf am Autofenster zu befestigen und die Kamera<br />
per Fernauslöser zu bedienen, als sich den Hals verrenken<br />
und nach außen lehnen zu müssen. Eine andere<br />
Möglichkeit für einen tollen dynamischen Schnappschuss<br />
ist es, sich auf Augenhöhe mit seinem treuen Freund zu<br />
begeben. Legen <strong>Sie</strong> sich mit einem Weitwinkelobjektiv auf<br />
den Boden und warten <strong>Sie</strong>, bis Ihr Vierbeiner<br />
angesprungen kommt. Auch eine Idee ist es, sich über<br />
dem Hund mit einem Weitwinkelobjektiv so nach unten<br />
zu beugen, dass die Schnauze in der Nähe der Linse ist.<br />
Das Ergebnis ist ein witziges Porträt, auf dem der Kopf im<br />
Vergleich zum Körper überdimensional groß erscheint.<br />
Hundebabys<br />
Wenn es noch etwas Süßeres als Welpen gibt, haben wir<br />
es noch nicht gefunden. Kleine Hunde im Porträt<br />
festzuhalten, macht einfach Spaß. Es gibt einige<br />
Hinweise, die Ihnen bei <strong>Ihre</strong>n Aufnahmen helfen können.<br />
Um zu unterstreichen, wie klein der Welpe ist, können <strong>Sie</strong><br />
ein größeres Motiv mit in den Bildausschnitt übernehmen.<br />
Stecken <strong>Sie</strong> den Welpen zum Beispiel in einen großen<br />
Stiefel oder legen <strong>Sie</strong> ihn einem Erwachsenen in die<br />
Hände. Schön sind auch Schnappschüsse, auf denen der<br />
kleine Kerl friedlich schläft, wodurch ein netter Kontrast<br />
zum aufgeweckten Wesen des niedlichen Energiebündels<br />
entsteht.<br />
ISTOCK PHOTO ISTOCK PHOTO<br />
44 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
Tierporträts
Leitfaden für Anfänger<br />
>Tierporträts >Katzen<br />
Coole Katzenfotos<br />
Katzen sind zwar nicht so gehorsam wie Hunde. Es besteht aber kein Zweifel, dass<br />
die verschmusten Samtpfoten den kalten Schnauzen in puncto Temperament und<br />
Charme in nichts nachstehen.<br />
KATZEN GELTEN VERSTÄNDLICHERWEISE als die<br />
schönsten Haustiere. Durch ihre Eigenwilligkeit sind sie<br />
aber um Einiges schwerer mit der Kamera zu erfassen als<br />
Hunde. Man kann sie zwar dazu bewegen, eine oder zwei<br />
Sekunden lang an einem Ort zu bleiben, indem man sie<br />
mit Nahrung besticht. Die große Mehrzahl von ihnen<br />
bleibt aber keine paar Sekunden ruhig sitzen, wenn man<br />
es gerne hätte. Anders als bei Hunden, die man mehr oder<br />
weniger überall ablichten kann, muss man sich bei Katzen<br />
eher an deren Eigenheiten anpassen. Aus diesem Grund<br />
muss man bei Katzen mehr Zeit und Geduld mitbringen<br />
und sich gut mit deren Ess- und Schlafgewohnheiten<br />
auskennen. Nur so kann man sich an die besten<br />
Zeitpunkte und Stellen zum <strong>Fotografie</strong>ren annähern. Bei<br />
Katzenaufnahmen muss man darauf gefasst sein, dem<br />
Tier mit der Kamera im Anschlag hinterherzulaufen. Wenn<br />
sich einmal eine Gelegenheit auftut, hat man nämlich nur<br />
sehr wenig Zeit, abzudrücken, bevor der wertvolle<br />
Moment wieder vorüber ist.<br />
Die praktischsten Aufnahmeorte sind am Fenster. Die dort<br />
vorherrschenden helleren Lichtbedingungen ermöglichen<br />
die Auswahl praktikabler Verschlusszeiten. Außerdem<br />
sitzen Katzen einfach gern am Fenster, um nach draußen<br />
zu schauen. Legen <strong>Sie</strong> ein Kissen und immer wieder ein<br />
paar Leckereien auf die Fensterbank. Mit etwas Glück<br />
Katzen als Models<br />
Katzen sind schwer zu kontrollieren, aber von Natur aus<br />
neugierig und verspielt. Passen <strong>Sie</strong> also gut auf, wenn <strong>Sie</strong><br />
originelle Schnappschüsse machen möchten. <strong>Sie</strong> können etwas<br />
nachhelfen, indem <strong>Sie</strong> ein Wollknäuel ins Spiel bringen und die<br />
Katze necken, damit sie sich auf die Hinterbeine stellt und die<br />
Vorderpfoten in Richtung Kamera ausstreckt. Wahlweise<br />
können <strong>Sie</strong> sich ihr auch vorsichtig nähern, während sie sich in<br />
der Sonne aalt. Wenn sie <strong>Sie</strong> bemerkt, wird sie sich vielleicht<br />
sogar herumwälzen und den Kopf so drehen, dass sie in <strong>Ihre</strong><br />
Kamera blickt. Katzengesichter sind sehr fotogen. Gehen <strong>Sie</strong><br />
also nahe heran, um bei geringer Schärfentiefe die Augen und<br />
Schnurrhaare ganz groß ins Bild zu bekommen. Falls <strong>Sie</strong> die<br />
Möglichkeit dazu haben, können <strong>Sie</strong> hinter einer schwarzen<br />
Katze einen schwarzen Hintergrund platzieren, um ein<br />
Low-Key-Porträt zu erstellen, in dem die Augen die einzig<br />
auffälligen Farbakzente setzen. Wenn möglich können <strong>Sie</strong> auch<br />
etwas natürliches Licht seitlich auf die Schnurrhaare scheinen<br />
lassen oder ein Bild schießen, während die Katze aus dem<br />
Fenster schaut. Nicht kooperationswillige Samtpfoten können<br />
die Kreativität hemmen.<br />
Hier kann ein witziger Schnappschuss für Abhilfe sorgen.<br />
Richten <strong>Sie</strong> die Kamera so ein, dass sich Augen und<br />
Schnurrhaare der Katze im unteren Drittel des Bildes befinden,<br />
damit sie so aussieht, als würde sie ins Bild hinein blicken. Oder<br />
versuchen <strong>Sie</strong>, das Interesse <strong>Ihre</strong>r Katze zu wecken, indem <strong>Sie</strong><br />
eine Spielzeugmaus ins obere Bilddrittel hineinhängen lassen,<br />
damit die Katze nach oben blickt.<br />
Kleine Katzen<br />
Wie Hundewelpen sind auch kleine Katzen sehr süß.<br />
Bilder, auf denen man sie spielen sieht, sind unglaublich<br />
beliebt. Umso wichtiger ist der Einsatz von Hilfsmitteln.<br />
Kleine Katzen können einem Wollknäuel oder einer<br />
Spielzeugmaus einfach nicht widerstehen. Auch hier ist<br />
es wichtig, ein weiteres Motiv als Maßstab<br />
hinzuzufügen, um zu untermalen, wie klein die<br />
Kätzchen sind. Halten <strong>Sie</strong> sie in der Hand und machen<br />
<strong>Sie</strong> Bilder per Selbstauslöser, oder legen <strong>Sie</strong> das<br />
Kätzchen zu seiner ungleich größeren Katzenmutter.<br />
Eine witzige Idee ist es, die kleine Katze hinter oder<br />
neben ein Fischglas zu stellen, um festzuhalten, wie das<br />
kleine Pelzknäuel mit großen Augen einem saftigen<br />
Abendessen hinterherschaut.<br />
setzt sich die Katze dann in regelmäßigen Abständen<br />
immer wieder dorthin. Verwenden <strong>Sie</strong> einen Reflektor zum<br />
Ausleuchten von Schatten (im Grunde genommen<br />
genauso wie beim normalen Porträt), und versuchen <strong>Sie</strong>,<br />
die Aufnahmen an einem bewölkten Tag zu machen,<br />
wenn gleichmäßiges diffuses Licht die besten<br />
Fotoergebnisse ermöglicht.<br />
Da Katzen viel kleiner als Menschen sind, haben wir uns<br />
angewöhnt, auf sie herabzublicken. Vermeiden <strong>Sie</strong> es,<br />
Bilder aus der üblichen aufrechten Position zu machen.<br />
Wählen <strong>Sie</strong> stattdessen eine ungewöhnlichere<br />
Perspektive, indem <strong>Sie</strong> in die Knie gehen oder sich sogar<br />
hinlegen. Wenn <strong>Sie</strong> sich in die Perspektive der Katze<br />
begeben, erhalten <strong>Sie</strong> viel effektvollere Porträts. In dieser<br />
Position steigt auch die Chance, dass die Katze direkt<br />
durchs Objektiv zu Ihnen blickt.<br />
<strong>Sie</strong> sollten kein direktes Blitzlicht verwenden, da dieses für<br />
das Tier zu grell ist. Außerdem laufen <strong>Sie</strong> dabei Gefahr,<br />
dass das Licht an der Netzhaut reflektiert wird und einen<br />
gelblich-grünen Schimmer hinterlässt (ähnlich dem<br />
Rote-Augen-Effekt beim Menschen). Vermeiden <strong>Sie</strong><br />
Verwacklungen, indem <strong>Sie</strong> einen ausreichend hohen<br />
ISO-Wert wählen, und nutzen <strong>Sie</strong> eine große Blende.<br />
Durch die geringere Schärfentiefe halten <strong>Sie</strong> nicht<br />
relevante Hintergrundelemente aus dem Fokus heraus.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ISTOCK PHOTO<br />
v Luke mit Schnurrfaktor<br />
Katzen gehören mit zu den eitelsten Geschöpfen auf<br />
diesem Planeten. <strong>Sie</strong> pflegen stundenlang ihr Fell und<br />
brauchen unglaublich viel Schönheitsschlaf. Meiner<br />
Erfahrung nach sind sie aber nie besonders erpicht<br />
darauf, ihre Schönheit vor der Kamera zu<br />
präsentieren. Eine Katze ist ihr eigener Herr. Man kann<br />
ihnen nicht befehlen, Pfötchen zu geben oder Sitz zu<br />
machen. Wenn man Katzenporträts haben möchte,<br />
besteht der Trick darin, kein zu großes Aufheben zu<br />
machen, sondern sie im Alltag in ihrer gewohnten<br />
Umgebung zu fotografieren. Achten <strong>Sie</strong> auch darauf,<br />
dass möglichst wenig Leute am „Set“ sind, da zu viele<br />
Menschen Katzen nervös machen. Und denken <strong>Sie</strong><br />
daran: <strong>Sie</strong> werden nicht viele Chancen bekommen. Es<br />
ist schwer, die Aufmerksamkeit einer Katze<br />
aufrechtzuerhalten. Die kleinen Mäusefänger erdulden<br />
den Menschen nur so lang, wie ihnen nicht langweilig<br />
wird. Um die obigen Ideen zu testen, hat Luke Marsh<br />
seine Katze Blue abgelichtet.<br />
Schritt 1 Blue ist schon 14 Jahre alt. <strong>Sie</strong> ist also nicht<br />
mehr die Schnellste. Trotzdem kann ich sie nicht lange<br />
bei Laune halten. Damit sie so entspannt wie möglich<br />
ist, lege ich ihre Lieblingsdecke ans Tischende in der<br />
Nähe des Terrassenfensters, das eine hervorragende<br />
natürliche Lichtquelle ist.<br />
Schritt 2 Es ist besser, in Blues Anwesenheit nicht an<br />
der Kamera herumzuspielen. Daher verwende ich vorher<br />
ein Katzenspielzeug als Ersatz, um einige Testbilder zu<br />
schießen. Ich benutze ein 50-mm-Objektiv und stelle an<br />
meiner <strong>DSLR</strong> den A-Modus (manuelle Blende,<br />
Belichtungszeit automatisch) ein. Für eine wirklich<br />
geringe Schärfentiefe wähle ich die Einstellung f/1,8.<br />
Schritt 3 Mein Modell kommt. Da ich gut vorbereitet<br />
bin, muss ich mir jetzt nur noch über das rastlose Motiv<br />
Gedanken machen. Ich verwende den Einzelpunkt-AF,<br />
um das am nächsten gelegene Auge anzuvisieren.<br />
Danach schwenke ich die Kamera. Nur wenige<br />
Augenblicke später wird es Blue zu langweilig, und die<br />
Aufnahmesitzung ist beendet.<br />
46 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
Tierporträts
Leitfaden für Anfänger<br />
>Haustieraufnahmen >Praktische Hinweise für kleine Tiere<br />
Alle Geschöpfe – groß und klein<br />
Es gibt so viele verschiedene Tiere, die fotografiert werden können – aber machen <strong>Sie</strong><br />
sich nichts vor: <strong>Sie</strong> mögen zwar klein sein, aber einige von ihnen haben es faustdick<br />
hinter den Ohren.<br />
HUNDE UND KATZEN sind wohl die beliebtesten<br />
Haustiere. Es gibt jedoch darüber hinaus verschiedene<br />
andere Spezies, die in den Häusern und Gärten unseres<br />
Landes als Haustiere gehalten werden. Einige Pelztiere<br />
wie Kaninchen und Meerschweinchen sind ziemlich weit<br />
verbreitet und können dank ihrer Größe leicht dorthin<br />
getragen werden, wo sie fotografiert werden sollen. Aber<br />
<strong>Sie</strong> haben wenig Einfluss darauf, wohin sie schauen oder<br />
wie sie posieren. <strong>Sie</strong> müssen also schnell arbeiten und<br />
nach Möglichkeit einen kreativen Standpunkt, einen<br />
ausgefallenen Ort oder eine fantasievolle Technik<br />
verwenden, um die Aufnahme interessant zu gestalten. In<br />
einem Käfig gehaltene Vögel, wie Papageien,<br />
Wellensittiche und Kanarienvögel, sind farbenprächtig<br />
und sehr fotogen. Aber <strong>Ihre</strong> Möglichkeiten sind durch ihre<br />
Behausung eingeschränkt. Stellen <strong>Sie</strong> den Käfig in gutes<br />
Licht, und verwenden <strong>Sie</strong> einen Teleobjektivzoom oder ein<br />
Makro-Objektiv für den Vogel und eine möglichst große<br />
Blende, um die Stäbe unscharf darzustellen. Wenn <strong>Sie</strong><br />
nicht gerade einen sehr zahmen Vogel haben, den <strong>Sie</strong> aus<br />
dem Käfig herausnehmen können, werden <strong>Sie</strong> feststellen,<br />
dass es ziemlich schwierig ist, kreative Bilder zu machen.<br />
Natürlich gibt es auch noch andere Arten seltsamer und<br />
wunderbarer Haustiere, die als „exotisch“ eingestuft<br />
werden könnten, wie Echsen, Schlangen und Spinnen.<br />
Diese leben in der Regel in Glasbehältern. <strong>Sie</strong> haben also<br />
die Wahl, durch das Glas hindurch zu fotografieren oder<br />
– was vorzuziehen ist – den Deckel abzunehmen (bzw. die<br />
Tür zu öffnen) und das Tier direkt aufzunehmen. Die<br />
Beleuchtung in diesen Behältern stellt Probleme<br />
hinsichtlich der Verschlusszeiten und des Weißabgleichs<br />
dar. <strong>Fotografie</strong>ren <strong>Sie</strong> also im Rohformat, und erhöhen <strong>Sie</strong><br />
die ISO-Empfindlichkeit, um ein Verwackeln zu<br />
verhindern.<br />
Große Wirkung, kleiner Aufwand!<br />
Die meisten Haustierbilder werden im Haus oder Garten<br />
gemacht. An diesen Orten kann es jedoch schwierig sein,<br />
Ihr Tier gut vor einem möglicherweise überfüllten<br />
Hintergrund unterscheiden zu können. Wie unser Leser<br />
Rob Abram jedoch verrät, ist es überraschend einfach,<br />
ein hochwertiges Profibild auch ohne aufwändige<br />
Ausrüstung zu machen. Alles, was <strong>Sie</strong> brauchen, sind<br />
<strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong>, ein Objektiv, ein externer Blitz und einige<br />
erschwingliche Requisiten. Ein Licht reicht, aber <strong>Sie</strong><br />
müssen es von einer neutralen Oberfläche, wie einem<br />
Weiß-/Silberreflektor, einen weißen Karton bzw. einer<br />
weißen Wand oder Decke, reflektieren lassen.<br />
Verwenden <strong>Sie</strong> keinen Direktblitz, da dieser zu hart ist<br />
und Ihr Tier wahrscheinlich erschreckt. Denken <strong>Sie</strong> auch<br />
an einen guten Standpunkt, und stellen <strong>Sie</strong> die Augen<br />
scharf!<br />
Bartagame<br />
Verwenden <strong>Sie</strong> eine sehr<br />
geringe Tiefenschärfe, um<br />
den Hintergrund unscharf<br />
darzustellen, wenn das<br />
Umfeld des Tieres nicht<br />
gezeigt werden soll.<br />
Schritt 1 Am besten nehmen <strong>Sie</strong> schon einmal<br />
sämtliche Kameraeinstellungen vor, bevor <strong>Sie</strong> das Tier in<br />
das Studio bringen. Stellen <strong>Sie</strong> die <strong>DSLR</strong> auf manuelle<br />
Belichtung ein, wählen <strong>Sie</strong> 1/125 s bei f/4 (ISO 100),<br />
und bringen <strong>Sie</strong> den Blitz dann in einem solchen Winkel<br />
an, dass das Licht von der Decke reflektiert wird. Ein<br />
Direktblitz wäre zu hart.<br />
Exotische Haustiere sind interessant<br />
Ein exotisches Haustier bietet Ihnen die Gelegenheit,<br />
einige ungewöhnliche Fotos zu machen. Und wenn<br />
sie auch noch zahm sind, können <strong>Sie</strong> einige verrückte<br />
Einstellungen vornehmen, wie unsere Aufnahme einer<br />
weißen Bartagame. Wenn <strong>Sie</strong> eine Schlange haben,<br />
könnten <strong>Sie</strong> doch eine Studioaufnahme mit dem Tier<br />
um den Hals eines Menschen machen (natürlich mit<br />
entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen!), idealerweise<br />
eines Modells mit vielen Tätowierungen, damit das<br />
Ganze noch etwas mehr Nervenkitzel bekommt. Eine<br />
andere Idee wäre, verschiedene Tiere vor einem<br />
weißen Hintergrund zu platzieren (wählen <strong>Sie</strong> hierfür<br />
aber nur Tiere, die sich gegenseitig nicht als<br />
ausgesprochen appetitlich empfinden) und einfach<br />
ihren Umgang miteinander fotografisch festzuhalten.<br />
Auch mit ungewöhnlichen Kompositionen können <strong>Sie</strong><br />
einer Aufnahme ein gewisses Flair verleihen. Stapeln<br />
<strong>Sie</strong> zum Beispiel <strong>Ihre</strong> Schildkröten aufeinander, lassen<br />
<strong>Sie</strong> den Kopf <strong>Ihre</strong>s Kakadus verstohlen von der Seite in<br />
das Bild hinein schauen, oder setzen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>n Frosch<br />
auf einen Zylinder. Papageien sind sehr fotogen. Wenn<br />
Einrichtung<br />
sie sich außerhalb ihres Käfigs wohl fühlen, können<br />
<strong>Sie</strong> ausgefallene Bilder machen. Große, bewegliche<br />
Gegenstände erschrecken sie aber; verzichten <strong>Sie</strong> also<br />
am besten auf Studiolichter und Reflektoren.<br />
Blitzlichter machen ihnen nichts aus, aber schalten<br />
<strong>Sie</strong> den AF-Infrarotstrahl aus. Es ist wichtig, die<br />
Reaktionen <strong>Ihre</strong>s Haustieres zu beobachten, damit <strong>Sie</strong><br />
wissen, wenn es ihnen nicht gut geht. In diesem Fall<br />
müssen <strong>Sie</strong> die Aufnahmearbeiten sofort einstellen.<br />
Schritt 2 Legen <strong>Sie</strong> ein großes, gebogenes Stück<br />
weißen Karton auf einen niedrigen Tisch, idealerweise<br />
neben einem Fenster, um zusätzliches Licht zu<br />
bekommen. Der Tisch erleichtert es Ihnen, mit dem Tier<br />
auf Augenhöhe zu kommen, damit <strong>Sie</strong> ein besseres<br />
Ergebnis erzielen. Vergessen <strong>Sie</strong> auch nicht, einige<br />
Leckerlis bereitzuhalten, damit <strong>Sie</strong> das Tier zum<br />
Stillhalten „überreden“ können.<br />
Schritt 3 Das Ziel besteht darin, das Haustier richtig zu<br />
belichten und den Hintergrund überzubelichten. Je nach<br />
Leistung des Blitzes müssen <strong>Sie</strong> möglicherweise eine<br />
Blitzbelichtungskorrektur vornehmen: Ich habe +2<br />
Anschläge hinzugefügt. Vielleicht müssen <strong>Sie</strong> den<br />
Winkel des Blitzkopfs einstellen, damit <strong>Sie</strong> keine<br />
Schatten werfen.<br />
48 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
Haustieraufnahmen<<br />
Dexter<br />
Fügen <strong>Sie</strong> eine Einstellungsebene<br />
„Levels“ hinzu, und passen <strong>Sie</strong><br />
den Hintergrund nach Bedarf an.<br />
Vergessen <strong>Sie</strong> nicht, unter <strong>Ihre</strong>m<br />
Haustier einen Schatten zu<br />
lassen, damit es natürlich<br />
aussieht.<br />
Schritt 4 Wenn <strong>Sie</strong> die richtige Belichtung haben,<br />
suchen <strong>Sie</strong> nach einem besseren Winkel. Denken <strong>Sie</strong><br />
daran, dass Ihr Standpunkt auf Augenhöhe des Tieres oder<br />
niedriger sein sollte. Aufnahmen von oben auf das Tier<br />
erlauben keine Verbindung zwischen Betrachter und Motiv<br />
und sind ein schlechtes Bild.<br />
Schritt 5 Öffnen <strong>Sie</strong> das Bild in Photoshop, und stellen<br />
<strong>Sie</strong> in der Option „Tonwertkorrektur“ den Kontrast nach<br />
Bedarf ein. Duplizieren <strong>Sie</strong> dann die „Hintergrundebene“,<br />
und stellen <strong>Sie</strong> bei„Füllmethoden“ „Weiches Licht“ ein.<br />
Gehen <strong>Sie</strong> dann über die Ebenenpalette<br />
->Einstellungsebene ->„Farbton/Sättigung“ und<br />
verringern <strong>Sie</strong> den Sättigungswert auf -40.<br />
Schritt 6 <strong>Sie</strong> können dann noch an den Glanzlichtern und<br />
den Schatten arbeiten, um das Ergebnis zu verbessern, aber<br />
übertreiben <strong>Sie</strong> es nicht. Duplizieren <strong>Sie</strong> jetzt das Bild, und<br />
gehen <strong>Sie</strong> zu Filter> Sonstiger Filter>Hochpass, stellen <strong>Sie</strong><br />
den Wert 25 ein, und übernehmen <strong>Sie</strong> die Einstellung dann.<br />
Stellen <strong>Sie</strong> den „Füllmethoden“ der Ebene auf „Weiches<br />
Licht“ ein, und verringern <strong>Sie</strong> die Opazität.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 49
Leitfaden für Anfänger<br />
Oft können sich nur professionelle Porträtfotografen den Luxus eines Studios mit<br />
ausgeklügelten Belichtungssystemen leisten. Das sollte den ambitionierten<br />
Hobbyfotografen aber nicht davon abhalten, auch bei sich zu Hause in aller<br />
Ruhe tolle Porträtbilder aufzunehmen. Wir zeigen Ihnen, wie <strong>Sie</strong> am Besten<br />
natürliches oder künstliches Licht verwenden, um so in fast jedem Zimmer <strong>Ihre</strong>s<br />
Hauses beeindruckende Ergebnisse zu erzielen!<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 51
Leitfaden für Anfänger<br />
>Heimporträts >Holen <strong>Sie</strong> das Beste aus <strong>Ihre</strong>m Heimstudio heraus<br />
NUR WENIGE VON UNS KÖNNEN SICH zu Hause den<br />
Luxus eines Fotostudios leisten. Auch macht uns das<br />
Wetter oft einen Strich durch die Rechnung, und wir<br />
müssen zum <strong>Fotografie</strong>ren in Innenräume ausweichen.<br />
Doch das ist kein Grund zur Entmutigung. <strong>Sie</strong> können trotz<br />
der scheinbaren Vielzahl an Hindernissen, die es zu<br />
überwinden gilt, schöne Innenporträts aufnehmen. Zu den<br />
Widrigkeiten zählen schlechte Lichtverhältnisse, gemischte<br />
Lichtquellen, Raumknappheit und überladene<br />
Hintergründe. Wir versprechen Ihnen, dass <strong>Sie</strong> am Ende<br />
des Einsteigerkurses in dieser Ausgabe mehr<br />
Beleuchtungsmöglichkeiten kennen und wissen, wie man<br />
aus fast jeder Innenbeleuchtung das Maximum herausholt.<br />
<strong>Sie</strong> werden es gar nicht erwarten können, einige unserer<br />
erfrischenden Fotoideen in allen Zimmern <strong>Ihre</strong>s Hauses<br />
auszuprobieren.<br />
Ein großer Vorteil bei der Aufnahme von Heimporträts<br />
besteht darin, dass sich die Leute im vertrauten familiären<br />
Umfeld entspannter fühlen. <strong>Sie</strong> werden also unter<br />
Umständen feststellen, dass natürliche Mimik und<br />
Körperhaltung dort einfacher und schneller zu erreichen<br />
sind. Dieses Genre ist zudem auch sehr günstig. <strong>Sie</strong><br />
müssen nicht für ein Studio oder Requisiten zahlen, da <strong>Sie</strong><br />
im Haus alles finden, was <strong>Sie</strong> brauchen. Als<br />
Grundausrüstung benötigen <strong>Sie</strong> nur eine <strong>DSLR</strong>, ein<br />
Porträtobjektiv (idealerweise mit 50 mm), ein Stativ und<br />
gegebenenfalls ein Blitzgerät. <strong>Sie</strong> können selbstverständlich<br />
noch anderes Zubehör wie einen Reflektor oder Softboxen<br />
für die Blitzgeräte mit integrieren. Es ist aber auch immer<br />
möglich, nur mit natürlichem Licht zu arbeiten.<br />
Ganz gleich, ob die Aufnahmesitzung im eigenen Heim<br />
oder bei jemandem anderem stattfindet: Es empfiehlt sich<br />
immer, durchs Haus zu gehen, um nach natürlichen<br />
Lichtquellen und guten Plätzen zu suchen. Achten <strong>Sie</strong><br />
besonders auf Fenster und interessantes Dekor sowie<br />
Einstellen der <strong>DSLR</strong> für Innenporträts<br />
1) BELICHTUNG Der A-Modus (manuelle Blende, Belichtungszeit automatisch)<br />
ist ein guter Ausgangspunkt für Innenporträts bei Verwendung verfügbarer<br />
Lichtquellen. Es ist sinnvoll, das vorhandene Licht durch eine weite Blende<br />
so gut wie möglich zu nutzen, und eine geringe Schärfentiefe zu wählen, um<br />
die Aufmerksamkeit von Hintergrundelementen weg zu lenken. Wenn <strong>Sie</strong> auf<br />
Studioblitz umsteigen, vergessen <strong>Sie</strong> nicht, die Kamera in den manuellen Modus<br />
zu schalten und nach Ausmessen der Umgebung die Belichtungseinstellungen<br />
einzugeben.<br />
2) MESSEN Das Messbereich-System sollte für eine akkurate Belichtung<br />
mehr als ausreichend sein. Um aber bei schwachem Licht sicherzugehen,<br />
dass die Fotos scharf werden, sollte die ISO-Empfindlichkeit um einige Stufen<br />
nach oben gedreht werden, um die Verschlusszeit verkürzen zu können und<br />
Verwacklungen vorzubeugen. Schalten <strong>Sie</strong> außerdem auch den Bildstabilisator<br />
ein und überlegen <strong>Sie</strong> sich den Einsatz eines Stativs, auch wenn es <strong>Sie</strong> etwas in<br />
<strong>Ihre</strong>r Bewegungsfreiheit einschränkt. Es ist besser, ein scharfes Bild mit ein wenig<br />
Rauschen aufzunehmen, als sich das Foto durch Unschärfen zu verderben!<br />
3) FOKUS In den meisten Fällen leistet der Autofokus eine gute Arbeit. Am besten<br />
ist es aber, die Kamera auf den zentralen Fokus einzustellen oder die Fokuspunkte<br />
manuell auszuwählen, anstatt die Mehrfach-AF zu verwenden. Andernfalls<br />
besteht das Risiko, dass die Nase oder die Augenbrauen statt der Augen als<br />
Fokuspunkte festgestellt werden. Zielen <strong>Sie</strong> mit dem zentralen AF-Punkt aufs<br />
Auge und halten <strong>Sie</strong> den Auslöser halb heruntergedrückt, um den Fokus zu<br />
speichern. Schwenken <strong>Sie</strong> dann die Kamera. Bei sehr schwachem Licht ist es<br />
möglicherweise einfacher, auf den manuellen Fokus umzuschalten, da der AF bei<br />
schwachem Kontrast manchmal seine Probleme hat.<br />
4) WEISSABGLEICH Wenn <strong>Sie</strong> im Raw-Format aufnehmen, können <strong>Sie</strong> in<br />
Photoshop den Weißabgleich noch anpassen. Besser ist es aber auf jeden Fall,<br />
wenn <strong>Sie</strong> ihn gleich bei der Aufnahme richtig einstellen. Bei Aufnahmen in<br />
Innenräumen hat man oft mit gemischten Lichtverhältnissen und unvorteilhaften<br />
Farbzusammenstellungen zu kämpfen. Zum Ausgleich können <strong>Sie</strong> den Lichtwert<br />
auf einer Graukarte (oder einem weißen Blatt Papier) ermitteln. Halten <strong>Sie</strong> hierfür<br />
die Karte oder das Blatt vor das Gesicht <strong>Ihre</strong>s Motivs und verwenden <strong>Sie</strong> den<br />
Wert als Grundlage für den Weißabgleich. Wahlweise können <strong>Sie</strong> als kreativere<br />
Variante beim Testbild auch einen halbtransparenten Chipsdosen-Deckel über<br />
die Linse halten, um einen interessanten Weißabgleich zu erzeugen. Vergessen<br />
<strong>Sie</strong> nicht, alle Lampen auszuschalten, die <strong>Sie</strong> nicht zur Ausleuchtung der Szene<br />
benötigen, um Probleme mit Mischlicht zu vermeiden! Nicht nur künstliches<br />
Licht verändert die Temperatur. Auch Fensterlicht weist je nach Tageszeit<br />
unterschiedliche Farbtemperaturen auf. Stellen <strong>Sie</strong> die Weißabgleich-Werte der<br />
Kamera entsprechend ein.<br />
neutrale Hintergründe, weiße Wände und niedrige Decken,<br />
die den Blitz bei Bedarf reflektieren können. Wenn <strong>Sie</strong><br />
Glück haben, können <strong>Sie</strong> in einem Haus mit Wintergarten<br />
und einem wunderbaren Glasdach fotografieren. Es kann<br />
aber genauso gut passieren, dass <strong>Sie</strong> in düsteren verstellten<br />
Räumen verzweifelt nach ein paar Lichtstrahlen suchen<br />
müssen. Wenn dies der Fall ist, versuchen <strong>Sie</strong>, die Sitzung<br />
in die Garage oder das Gartenhaus zu verlegen! Die erste<br />
Regel bei Innenporträts ist: Es gibt keine Regeln. Die<br />
Umgebung liefert die Vorgaben für das Shooting, und sie<br />
müssen mit dem Licht zurechtkommen, das <strong>Sie</strong> vorfinden<br />
oder selbst bereitstellen können. Wenn ein Raum<br />
beispielsweise relativ dunkle Farben aufweist, müssen <strong>Sie</strong><br />
nötigenfalls Studiolampen oder ein Blitzlicht mitbringen.<br />
<strong>Sie</strong> können sich aber auch für ein Low-Key- oder<br />
Low-Light-Porträt entscheiden. Analog kann ein Raum mit<br />
hellen Farben wie eine riesige Softbox verwendet werden,<br />
bei der das Licht von der Wand reflektiert wird. Dieses<br />
Szenario ist für die meisten Aufnahmen ideal und eignet<br />
sich hervorragend für High-Key-Bilder. Auch die verfügbare<br />
Innenbeleuchtung kann Ihnen viele Möglichkeiten eröffnen.<br />
Achten <strong>Sie</strong> aber auf <strong>Ihre</strong>n Weißabgleich, da <strong>Sie</strong> mit<br />
gemischten Lichtquellen verschiedener Temperaturen<br />
arbeiten. Daneben halten auch die unterschiedlichen<br />
Tages- und Jahreszeiten Vorteile, aber auch<br />
Herausforderungen bereit. Im Winter ist es meist um vier<br />
bis fünf Uhr schon größtenteils vorbei mit natürlichen<br />
Lichtquellen. Das heißt für <strong>Sie</strong>, dass <strong>Sie</strong> es vielleicht einfach<br />
einmal mit Low-Light-Porträts versuchen sollten. Im<br />
Sommer ist natürlich mehr natürliches Licht verfügbar. Das<br />
Licht ist aber gleichzeitig auch stärker, daher empfiehlt es<br />
sich, Fenster mit direkter Sonneneinstrahlung zu<br />
vermeiden, es sei denn, <strong>Sie</strong> haben schweres Material zur<br />
Lichtstreuung zur Verfügung. <strong>Sie</strong> sehen: Die Möglichkeiten<br />
sind schier endlos!<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Zubehör für Innenporträts<br />
Objektive Da die Lichtstärke<br />
begrenzt sein kann,<br />
sollten <strong>Sie</strong> im Idealfall ein<br />
Porträtobjektiv mit einer großen<br />
Maximalblende wie etwa f/1,8<br />
einsetzen, um das Licht ideal<br />
auszunutzen und mit geringer<br />
Schärfentiefe von irrelevanten<br />
Hintergrundelementen abzulenken. Ein 50-mm-<br />
Objektiv mit fester Brennweite oder ein auf kleine<br />
Brennweite gestelltes 55-200 mm großes Teleobjektiv<br />
sind ideal. <strong>Sie</strong> können aber auch ein Standardobjektiv<br />
mit beispielsweise 18-55 mm verwenden. Hier ist die<br />
größte Brennweite wie gemacht für Gruppenbilder.<br />
Bei größeren Brennweiten und bei kurzem Abstand in<br />
räumlich begrenzten Situationen besteht allerdings das<br />
Risiko der perspektivischen Verzerrung.<br />
Reflektoren Wenn das<br />
Licht zu schwach oder einfach<br />
zu grell ist, sind Reflektoren<br />
zum Ausleuchten der<br />
Schattenbereiche Gold wert.<br />
Die 5-in-1-Variante ist ein<br />
hervorragendes Hilfsmittel. Mit<br />
der weißen Seite kann sauberes,<br />
neutrales Licht erzeugt werden, mit der silbernen Seite<br />
ein kühles und intensives Strahlen, und mit der goldenen<br />
ein warmer Glanz. Außerdem verfügt der Reflektor über<br />
eine schwarze Seite zur Lichtabsorption und einen<br />
Diffusor, der hartes Licht weicher aussehen lässt. Ein<br />
ebenfalls sehr effektives Hilfsmittel ist der Lastolite<br />
Triflector, der über drei einstellbare Flächen verfügt, mit<br />
denen Lichtmenge und -richtung beeinflusst werden<br />
können. Es kann gut sein, dass <strong>Sie</strong> außer diesem Utensil<br />
nichts weiter brauchen.<br />
Blitzgerät Der eingebaute<br />
Blitz <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> ist für einige<br />
Techniken ausreichend.<br />
Um aber Ihr Motiv ins beste<br />
Licht zu rücken und kreativer<br />
arbeiten zu können, sollten <strong>Sie</strong><br />
in ein Blitzgerät investieren,<br />
das <strong>Sie</strong> auf dem Blitzschuh<br />
montieren, unabhängig von der Kamera auslösen und<br />
in einem Winkel von 45º zum Motiv halten können.<br />
Blitzgeräte können auch in Verbindung mit anderen<br />
Utensilien verwendet werden, um ohne Investition in<br />
eine teure Studioanlage bestmögliche Lichtverhältnisse<br />
bereitzustellen.<br />
Belichtungsmesser<br />
Wenn <strong>Sie</strong> einen Studioblitz<br />
integrieren wollen, ist<br />
ein Belichtungsmesser<br />
unverzichtbar. Schließen <strong>Sie</strong> das<br />
Synchronkabel an und halten<br />
<strong>Sie</strong> das Gerät vor das Gesicht<br />
<strong>Ihre</strong>s Modells. Drücken <strong>Sie</strong><br />
dann die Taste, um herauszufinden, welche Blende <strong>Sie</strong><br />
einstellen müssen, um das Bild richtig zu belichten.<br />
Blitzgerät mit Streuung<br />
Mit einem Blitz aus einer<br />
zusätzlichen Lichtquelle<br />
könnten viele Bilder vor<br />
mangelnder Belichtung bewahrt<br />
werden. Nur ist leider der Blitz<br />
oft zu stark, wenn man eine<br />
gedämpfte Stimmung darstellen<br />
möchte. Hier kommen Diffusoren ins Spiel. Die Lastolite<br />
Ezybox ist ein brillantes Hilfsmittel für Heimporträts,<br />
weil sie tragbar ist, leichter auf- und abgebaut werden<br />
kann als eine normale Softbox und an einem einzelnen<br />
Pfosten statt einem Stativ befestigt werden kann,<br />
weshalb sie sich ausgezeichnet für enge Räume eignet.<br />
Die Box ist in zwei Größen verfügbar. Die größere Box ist<br />
eher für Gruppenbilder gedacht. Wenn <strong>Sie</strong> sich weitere<br />
Beleuchtungsoptionen eröffnen möchten, können<br />
<strong>Sie</strong> sich auch einmal den Strobies Porträt Kit (www.<br />
interfitphotographic.com) ansehen. Vorschläge finden<br />
<strong>Sie</strong> in der Kaufberatung für Blitzlicht-Zubehör in der<br />
vorherigen Ausgabe.<br />
52 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Kleider machen Leute<br />
Die Kleidung kann man ein Porträt wirklich auf- oder abwerten.<br />
Bei der Wahl der Garderobe muss natürlich der Stil des Porträts<br />
berücksichtigt werden. Allgemein gilt aber: Wählen <strong>Sie</strong> im<br />
Herbst oder Winter kontrastierende Farbflächen, Weiß und<br />
Cremefarben, um das Bild aufzuhellen. Im Sommer sind<br />
dunklere Töne zu empfehlen. <strong>Sie</strong> werden außerdem überrascht<br />
sein, wie ein kariertes oder gestreiftes Oberteil ein ansonsten<br />
recht unspektakuläres Bild beleben kann. Es gibt zwar<br />
Situationen, in denen man Anzug tragen sollte. Doch es kann<br />
gut sein, dass <strong>Sie</strong> die schönsten Aufnahmen machen, wenn Ihr<br />
Motiv die Krawatte abnimmt, die Schuhe auszieht und den<br />
oberen Hemdknopf öffnet, um entspannter auszusehen.<br />
FOTO: BRETT HARKNESS<br />
APRIL 2010 DIGITAL SLR PHOTOGRAPHY XX
FOTO: BRETT HARKNESS<br />
Leitfaden für Anfänger<br />
>Heimporträts >Licht rund um die Uhr<br />
Einsatz verfügbarer Lichtquellen<br />
Wenn natürliches Licht knapp bemessen ist, kann die Innenbeleuchtung <strong>Sie</strong> retten.<br />
Wir verraten Ihnen, wie <strong>Sie</strong> das vorhandene Licht bestmöglich einsetzen.<br />
BEI INNENAUFNAHMEN, muss man das Maximum aus<br />
den zur Verfügung stehenden Lichtquellen herausholen.<br />
Am Tag kann dies in Form von Sonnenlicht geschehen,<br />
das den Raum durch die Verandatür erhellt. Oder durch<br />
das weiche Streulicht, das durch den Fenstervorhang fällt.<br />
Mit dem Thema Kontrolle und Einsatz von Tageslicht bei<br />
Innenaufnahmen könnte man ganze Bände füllen. Es gibt<br />
aber einige grundlegende Prinzipien, die bei richtiger<br />
Anwendung mit großer Wahrscheinlichkeit zu tollen<br />
Ergebnissen führen.<br />
In Innenräumen ist das Licht normalerweise diffus, da es<br />
durch Wände, die Decken und den Boden reflektiert wird.<br />
Dadurch ist es bereits gut für Porträts geeignet. Sollte bei<br />
Ihnen starkes Licht eindringen, empfehlen wir Gardinen<br />
oder Laken aus Musselin beziehungsweise andere weiße<br />
lichtstreuende Materialien, die <strong>Sie</strong> über das Fenster<br />
hängen, um für weicheres Licht zu sorgen. Alternativ kann<br />
auch das Motiv weiter vom Fenster entfernt werden, sollte<br />
das einfallende Licht zu hart sein.<br />
Ungeachtet der Lichtart und -intensität sollten <strong>Sie</strong> immer<br />
einen Reflektor zur Hand haben. Mit dieser<br />
Belichtungshilfe holen <strong>Sie</strong> auch aus dem schwächsten<br />
Licht noch das Maximum heraus, indem <strong>Sie</strong> das<br />
Umgebungslicht auf das Gesicht <strong>Ihre</strong>s Motivs reflektieren.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> noch keinen Reflektor haben, besorgen <strong>Sie</strong> sich<br />
ein Modell mit silberner und weißer Oberfläche, oder noch<br />
besser die Variante mit einer dritten goldfarbenen<br />
Oberfläche.<br />
Haben <strong>Sie</strong> Probleme, einen neutralen Hintergrund zu<br />
finden? Dann positionieren <strong>Sie</strong> Ihr Modell vor einem<br />
Fenster, das einen weißen Fond bietet. Lenken <strong>Sie</strong> das<br />
Sonnenlicht per Reflektor aufs Gesicht des Modells. <strong>Sie</strong><br />
können sich aber auch mit dem Rücken zum Fenster<br />
stellen und das Modell dazu anleiten, nach draußen zu<br />
blicken. Dadurch entsteht auf dem Gesicht ein<br />
gleichmäßiges weiches Licht. Wenn <strong>Sie</strong> mehr Schatten<br />
brauchen, positionieren <strong>Sie</strong> das Motiv seitlich zum Fenster<br />
und stellen <strong>Sie</strong> auf die andere Seite einen Reflektor.<br />
Normal gilt: Je größer das Fenster, umso weicher das<br />
Licht. Wenn <strong>Sie</strong> ein großes Fenster hinter sich haben,<br />
können <strong>Sie</strong> dieses auch nutzen, um im Auge des Modells<br />
interessante Reflektionen zu erzeugen.<br />
Nachts ist man bei Innenaufnahmen fast immer<br />
vollständig auf künstliches Licht angewiesen. Am<br />
häufigsten kommen herkömmliche Glühbirnen,<br />
Halogenlichter, Spots und fluoreszierende Lichter vor. All<br />
diese Lichtquellen weisen sehr unterschiedliche<br />
Merkmale auf, was die Lichtverteilung angeht. Der Spot<br />
konzentriert die Lichtstrahlen sehr stark, während die<br />
Glühbirne ungerichtetes Licht abgibt. Die Möglichkeiten<br />
sollten also ausgelotet werden, um herauszufinden, wie<br />
sie am besten zur effektiven Beleuchtung des Motivs<br />
eingesetzt werden können. Bedenken <strong>Sie</strong> außerdem, dass<br />
jedes Licht eine eigene Farbtemperatur aufweist. Achten<br />
<strong>Sie</strong> also darauf, den geeigneten Weißabgleich<br />
einzustellen, um akkurate Farben zu erhalten. <strong>Sie</strong> können<br />
aber auch eine Testaufnahme mit einer Graukarte<br />
machen, um einen benutzerdefinierten Weißabgleich an<br />
der <strong>DSLR</strong> vorzunehmen (mehr hierzu in der Anleitung der<br />
Kamera).<br />
Eine weitere Option besteht in der Verwendung eines<br />
„falschen“ WB-Wertes mit dem Ziel, Bilder mit einer sehr<br />
kühlen oder warmen Grundstimmung zu erzeugen. Für<br />
welche Methode <strong>Sie</strong> sich auch entscheiden: Wir möchten<br />
Ihnen in jedem Fall ans Herz legen, das Raw-Format zu<br />
verwenden, da man den Weißabgleich beim Umwandeln<br />
der Bilder von Raw zu JPEG auf dem Computer dann<br />
leicht noch anpassen kann.<br />
Kachelreflektor!<br />
Oft ist das Badezimmer der einzige Raum im<br />
Haus, der mit klarem, weißem Licht aufwarten<br />
kann. Das Bad kann hervorragend dazu<br />
geeignet sein, die Intensität des Tageslichts zu<br />
maximieren, da die weißen Oberflächen den<br />
Raum zu einer einzigen Softbox machen. Ist<br />
das Licht immer noch zu schwach, können <strong>Sie</strong><br />
versuchen, das Motiv in eine weiße Badewanne<br />
zu stellen, da das Licht vom Wannenrand aus<br />
reflektiert wird. Diese Technik ist ideal, wenn<br />
man kleine Menschen fotografieren will. Der<br />
Wannenrand kann auch als Reflektor für Blitzlicht<br />
eingesetzt werden, um einen ähnlichen Effekt zu<br />
erzeugen.<br />
Oben: geheimnisvolle Stimmung<br />
Fensterlicht eignet sich hervorragend für<br />
schmeichelhafte Porträts. <strong>Sie</strong> können aber dem Bild<br />
noch eine geheimnisvolle Note verleihen, indem <strong>Sie</strong> das<br />
Modell bitten, nachdenklich zu schauen und<br />
Blickkontakt zu vermeiden. <strong>Sie</strong> sollten das Bild auch<br />
leicht unterbelichten, um das Motiv etwas abzudunkeln.<br />
Links: Kinderporträts!<br />
Wenn <strong>Sie</strong> Kinder fotografieren, müssen <strong>Sie</strong> auf alles<br />
vorbereitet sein. Halten <strong>Sie</strong> die Kamera im Anschlag,<br />
sobald <strong>Sie</strong> durch die Vordertür das Haus betreten, damit<br />
Ihnen nichts entgeht.<br />
BRETT HARKNESS FOTO: BRETT HARKNESS<br />
54 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Mit dem Rücken zum Fenster<br />
Um auf dem Gesicht des Modells ein<br />
gleichmäßiges Licht zu erzeugen,<br />
stellen <strong>Sie</strong> sich mit dem Rücken an ein<br />
Fenster und nehmen <strong>Sie</strong> Ihr Motiv auf,<br />
während es aus dem Fenster schaut.<br />
FOTO: PAUL WARD<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 55
Leitfaden für Anfänger<br />
> Innenporträtaufnahmen >Alternative Beleuchtung<br />
Arbeiten mit alternativen Lichtquellen<br />
Während das Licht in Innenräumen begrenzt sein kann, können <strong>Sie</strong> mit einer<br />
Reihe alternativer Lichtquellen dennoch für endlose Porträtmöglichkeiten sorgen.<br />
WIE WIR GESEHEN HABEN, ist das zur Verfügung<br />
stehende licht mehr als ausreichend, um hervorragende<br />
Porträt-Innenaufnahmen zu machen. Es unterliegt<br />
jedoch bestimmten Grenzen, was beispielsweise die<br />
Helligkeitsintensität und die Regulierungsmöglichkeiten<br />
betrifft. Schwaches Licht ist nicht nur schwierig zu<br />
manipulieren, es zwingt <strong>Sie</strong> auch zur Verwendung von<br />
großen Blenden und/oder hohen ISO-Empfindlichkeiten.<br />
Dies wiederum bedeutet, dass die Tiefenschärfe begrenzt<br />
ist und die Bildqualität leiden kann.<br />
Glücklicherweise können <strong>Sie</strong> alternative Lichtquellen<br />
einsetzen, wenn <strong>Sie</strong> es mit einer ungünstigen<br />
Beleuchtungssituation zu tun haben. Die beliebteste<br />
Möglichkeit hierbei ist der Blitz, entweder in Form eines<br />
integrierten oder auf einem Blitzschuh montierten Blitzes<br />
oder eines Studioblitzes. Der Hauptvorteil eines Blitzes<br />
besteht in der Kontrolle, die <strong>Sie</strong> dabei haben – von seiner<br />
Richtung bis hin zur Intensität des Lichtes, das auf das<br />
Motiv fällt. Damit können <strong>Sie</strong> zuhause an allen<br />
möglichen Orten mit verschiedenen Beleuchtungsarten<br />
fotografieren. Fangen <strong>Sie</strong> mit einfachen Anordnungen an,<br />
wie einem Studioblitz in einem Winkel von 45° zum<br />
Motiv und einer Lichtwanne für ein diffuses Licht.<br />
Machen <strong>Sie</strong> einige Aufnahmen mit und ohne<br />
Silberreflektor auf der gegenüberliegenden Seite, und<br />
beachten <strong>Sie</strong>, wie er die Schatten auffüllt. Wenn <strong>Sie</strong> ein<br />
Blitzgerät verwenden, empfehlen wir dringend ein<br />
externes Blitzkabel. Halten <strong>Sie</strong> es eine Armlänge von sich<br />
weg, und lassen <strong>Sie</strong> den Blitz von einer Wand oder der<br />
Decke reflektieren, oder verwenden <strong>Sie</strong> einen<br />
Blitzdiffusor.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> Gruppen fotografieren möchten, stellen <strong>Sie</strong><br />
eine kleine Blende ein (f/8 - f/11), damit <strong>Sie</strong> jeden scharf<br />
Richten <strong>Sie</strong> sich ein einfaches<br />
Heimstudio ein<br />
Ein einfacher Studioaufbau kann eine künstliche Lichtquelle,<br />
entweder ein Blitzgerät oder einen Studioblitz, und einen<br />
Reflektor zum Auffüllen von Schatten umfassen. Wir<br />
baten den Beitragenden Bjorn Thomassen, eine seiner<br />
Lieblingstechniken für die Verwendung von Tageslicht<br />
zusammen mit einem Studioblitzkopf und einem<br />
Silberreflektor zu demonstrieren, um eine hochwertige<br />
Porträtaufnahme zu machen. Wie <strong>Sie</strong> anhand der<br />
Aufbauaufnahme sehen können, gibt es keine aufwändige<br />
Ausrüstung und kein geräumiges Studio. Das heißt, es<br />
handelt sich um ein Bild, das <strong>Sie</strong> bei sich zuhause nachstellen<br />
können. Die grundlegenden Beleuchtungselemente sehen<br />
folgendermaßen aus: Natürliches Licht von einem Fenster<br />
(mit einem Store, der diffuses Licht erzeugt) sorgt für einen<br />
sauberen, weißen Hintergrund, während ein Studioblitzkopf<br />
mit einer Lichtwanne in einem Winkel von 45° das Modell<br />
(seitlich und darüber) beleuchtet. Dieser Winkelaufbau erzeugt<br />
ein schräges, schmeichelhaftes Licht an den Konturen des<br />
Gesichts. Das ist ein guter Ausgangspunkt, wenn <strong>Sie</strong> noch<br />
keine Erfahrung mit Studioblitzaufnahmen haben.<br />
Bjorn benutzte einen Blitzmesser, um das Gesicht des Modells<br />
zu messen und so die richtige Blende für die Blitzbelichtung<br />
zu ermitteln und auf seiner <strong>DSLR</strong> einzustellen. Die Kamera<br />
befindet sich in der manuellen Betriebsart. Anschließend<br />
verwendete er seine Kamera, um den Hintergrund gesondert<br />
zu messen, und nahm die entsprechende Einstellung für<br />
die Verschlusszeit vor. Damit gewährleistet er eine genaue<br />
Belichtung für die gemischte Beleuchtung. Denken <strong>Sie</strong> bei<br />
der Verwendung von Fensterlicht als Hintergrund daran, ein<br />
Auge auf die Lichtintensität zu haben und die Verschlusszeit<br />
bei Bedarf entsprechend anzupassen. Bei dieser Aufnahme<br />
hat Bjorn die Verschlusszeit von 1/30 s bei bedecktem<br />
Himmel auf 1/125 s bei stärkerem Sonnenschein geändert,<br />
um sicherzugehen, dass der Hintergrund weder unter- noch<br />
überbelichtet war.<br />
Bjorn verwendete einen aufrecht positionierten Lastolite<br />
erfassen. Idealerweise sollten <strong>Sie</strong> ein paar Lichtwannen<br />
auf beiden Seiten der Gruppe platzieren oder auf einer<br />
Seite Fensterlicht und auf der anderen Seite einen Blitz<br />
verwenden. Die versetzte Anordnung von Menschen<br />
sieht wesentlich besser aus, als wenn sie in einer<br />
geraden Linie aufgereiht sind. Platzieren <strong>Sie</strong> den einen<br />
auf einem Sofa mit den Füßen auf der Armlehne,<br />
während ein anderer auf der Rückenlehne des Sofas sitzt<br />
und die anderen auf dem Boden sitzen. Denken <strong>Sie</strong> aber<br />
daran: Je mehr <strong>Sie</strong> die Gruppe verteilen, desto mehr<br />
Tiefenschärfe brauchen <strong>Sie</strong> und damit auch stärkeres<br />
Licht. Schieben <strong>Sie</strong> ein Sofa nach Möglichkeit vor eine<br />
Terrassentür mit Stores, um einen sauberen, weißen<br />
Hintergrund zu haben, wie im Aufbau von Bjorn unten<br />
gezeigt.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> mit einer Einzelperson arbeiten, setzen <strong>Sie</strong><br />
diese auf den Boden mit einem niedrig und davor<br />
angeordneten Blitzdiffusor zur Beleuchtung des<br />
Gesichtes und einem weiteren Blitz, der so synchronisiert<br />
ist, dass er gleichzeitig auslöst und so die<br />
Hintergrundbeleuchtung bereitstellt. Fügen <strong>Sie</strong> auch ein<br />
Farbgel hinzu, wenn <strong>Sie</strong> gerne ein bisschen kreativ sind.<br />
Dieser Effekt sieht bei Kleinkindern ganz toll aus.<br />
Beschränken <strong>Sie</strong> sich nicht nur auf die herkömmlichen<br />
Arten alternativer Beleuchtung, sondern probieren <strong>Sie</strong><br />
auch andere Möglichkeiten aus, die sich für kreativere<br />
und ungewöhnlichere Ergebnisse anbieten. Dabei könnte<br />
es sich beispielsweise um Aufnahmen bei Kerzenlicht<br />
handeln oder die Beleuchtung eines Motivs durch den<br />
Schein eines Fernsehers oder einer Tischlampe. Alles,<br />
was Licht abgibt, kann verwendet werden. Haben <strong>Sie</strong><br />
also keine Angst herumzuexperimentieren. Das kann<br />
richtig Spaß machen!<br />
Triflector gegenüber vom Modell, um das Licht zu<br />
reflektieren. Zur Steuerung der Lichtmenge passte er einfach<br />
die Entfernung und den Winkel des Reflektors zum Modell<br />
an.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> keinen Reflektor haben, wählen <strong>Sie</strong> einen Raum<br />
mit einem weißen Boden, einer weißen Decke oder weißen<br />
Wänden, da das Licht von diesen Oberflächen ganz<br />
natürlich zurück reflektiert wird und eine wesentlich größere<br />
Lichtquelle darstellt. Gleichzeitig raten wir Ihnen jedoch<br />
dringend zur Anschaffung eines Silber-/Weißreflektors, da<br />
diese Reflektoren erschwinglich und sehr vielseitig sind.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> übrigens keine Studioblitzausrüstung haben,<br />
können <strong>Sie</strong> einen ähnlich weichen und schmeichelhaften<br />
Beleuchtungseffekt erzielen, indem <strong>Sie</strong> ein externes<br />
Blitzgerät durch eine Lichtwanne oder in einen weißen<br />
Schirm gerichtet, verwenden.<br />
Alternative Beleuchtung: Lavalampe<br />
Nein, <strong>Sie</strong> haben sich nicht verlesen. Das beweist<br />
nur, dass buchstäblich jede Lichtquelle für Porträt-<br />
Innenaufnahmen verwendet werden kann. Daniel<br />
Lezano hat sich für den Look der 1970er-Jahre<br />
mit einem Hauch von Lavalampenbeleuchtung<br />
entschieden. Die Anordnung war einfach: Die<br />
Lavalampe wurde auf einen Esstisch gestellt und<br />
als die Lavablasen flossen, saß sein Modell Max<br />
am Tisch, und zwar so nah, dass er vom Schein<br />
der Lampe beleuchtet wurde. Die <strong>DSLR</strong> wurde auf<br />
einem Stativ in der Zeitautomatikbetriebsart auf f/4<br />
eingestellt, und die ISO-Empfindlichkeit wurde auf<br />
400 gesetzt. Dies ergab eine Belichtungsdauer von<br />
1/8 s. Das heißt, Max musste extrem still sitzen,<br />
um eine Unschärfe auf Grund von Bewegung<br />
während der Belichtungsdauer zu vermeiden. Der<br />
Verschluss wurde vom Selbstauslöser ausgelöst,<br />
um ein Verwackeln zu minimieren. Während der<br />
Weißabgleich auf Wolfram eingestellt war, wurde<br />
die Aufnahme im Rohformat gemacht, damit der<br />
Farbstich bei der Nachverarbeitung bearbeitet<br />
werden konnte, sollte dies notwendig sein.<br />
Dieses Bild wurde mit einer Canon EOS 5D Mk II mit<br />
einem Canon-Objektiv 28-70 mm f/2.8L, einem<br />
Elinchrom-Style-Kopf RX600 und einem Lastolite<br />
Triflector aufgenommen. Belichtung: 1/125 s mit f/4<br />
(ISO 100).<br />
56 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Sofastudio!<br />
Mit den einfachsten Requisiten können<br />
<strong>Sie</strong> ein professionell aussehendes<br />
Ergebnis erzielen, wenn <strong>Sie</strong> die<br />
Beleuchtung gut einsetzen: in diesem<br />
Fall ein externes Blitzgerät, das durch<br />
eine Lastolite Ezybox verwendet wurde,<br />
um das Licht weicher zu machen.
Leitfaden für Anfänger<br />
>Innenporträtaufnahmen >Die Ein-Stunden-Herausforderung<br />
Projekträume mit Aussicht<br />
Der Berufsfotograf Paul Ward zeigt uns, wie er in jedem<br />
Zimmer eines Hauses eine Porträtaufnahme machte.<br />
WIR HABEN den Berufsporträtfotografen Paul Ward gebeten, innerhalb einer<br />
Stunde eine tolle Porträtaufnahme in jedem Zimmer eines Hauses zu machen<br />
und dabei verschiedene Lichtquellen und Techniken einzusetzen, die zeigen, was<br />
mit verfügbarem Licht, Blitz und Kreativität möglich ist. Wie <strong>Sie</strong> sehen werden,<br />
hat es Paul trotz der zeitlichen Beschränkung geschafft, Fensterlicht, Blitz,<br />
Kerzen und sogar Weihnachtslichter, aber auch die einfache Haushaltsglühbirne<br />
kreativ zu nutzen! Spätestens jetzt sollten <strong>Sie</strong> keinerlei Zweifel mehr daran<br />
haben, welches Potenzial bei Ihnen zuhause schlummert, wenn es darum geht,<br />
hervorragende Innenporträtaufnahmen zu machen. Machen <strong>Sie</strong> sich am besten<br />
gleich ans Werk!<br />
1) Schlafzimmer: Diffuses Fensterlicht<br />
Beim Betreten des Schlafzimmers hat Paul sofort gesehen, dass das Fenster und der Spiegel als<br />
Umgebungslichtquellen und interessanter Hintergrund in Frage kommen. Also positionierte<br />
Paul Rebecca seitlich vom Fenster, vor dem ein Store hing, und probierte ein paar Ideen aus.<br />
Zunächst bat er Rebecca, ihren Kopf vom Fenster weg zu drehen, um das Licht vom Fenster<br />
als weißen Hintergrund zu verwenden. Dadurch fiel Schatten auf ihr Gesicht, sodass ein<br />
Freund einen Reflektor seitlich neben Rebecca hielt, um Fensterlicht auf ihr Gesicht zurück<br />
zu reflektieren. Dann bat er sie, zum Fenster hin zu schauen. Um zusätzlichen Schatten zu<br />
erzeugen, öffnete er den Vorhang ein wenig. Da es kaum Platz für ein Stativ gab, stellte Paul<br />
seine <strong>DSLR</strong> auf manuelle Betriebsart und das Objektiv auf die größte Blende ein, nämlich f/2.8,<br />
was zu einer Verschlusszeit von 1/60 s bei ISO 800 führte.<br />
2) Esszimmer: Kerzenlicht<br />
Sorgen <strong>Sie</strong> dafür, dass das Zimmer dunkel ist, und<br />
zünden <strong>Sie</strong> einige Kerzen auf dem Tisch an. Das<br />
Modell muss sich so nah wie möglich am Licht<br />
befinden, damit das Gesicht beleuchtet wird. Um<br />
keine hohe ISO-Empfindlichkeit verwenden zu<br />
müssen, bitten <strong>Sie</strong> das Modell, ganz ruhig zu bleiben.<br />
Stellen <strong>Sie</strong> eine Blende von mindestens f/2.8 in<br />
der Betriebsart Zeitautomatik ein, um das Licht zu<br />
maximieren. Wenn <strong>Sie</strong> mit dem Autofokus Probleme<br />
haben, schalten <strong>Sie</strong> auf die manuelle Betriebsart oder<br />
Live-View um, und bearbeiten <strong>Sie</strong> die Fokussierung.<br />
3) Wohnzimmer: Eine<br />
Wolframglühbirne<br />
Eine einzelne Glühbirne kann für<br />
die Aufnahme kontrastreicher<br />
Bilder sehr wirkungsvoll sein, da<br />
ihre helle Lichtquelle einen harten<br />
Schatten erzeugt. Positionieren <strong>Sie</strong><br />
die Glühbirne auf Höhe des Kopfes<br />
des Modells, und zwar vor dem<br />
Gesicht und der Kamera, um die<br />
Schattenbildung auf dem Modell<br />
zu minimieren. Stellen <strong>Sie</strong> die<br />
Kamera entweder auf eine hohe<br />
ISO-Empfindlichkeit mit einer Blende<br />
von mindestens f/2.8 ein, oder setzen<br />
<strong>Sie</strong> die Kamera auf ein Stativ, und<br />
bitten <strong>Sie</strong> das Modell, sich möglichst<br />
nicht zu bewegen. Denken <strong>Sie</strong> auch<br />
daran, den Weißabgleich auf Wolfram<br />
einzustellen!<br />
58 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
>Innenporträtaufnahmen >Die Ein-Stunden-Herausforderung<br />
4) Dachgeschoss:<br />
Indirekter Blitz<br />
Das Prinzip für diese Aufnahme kann in<br />
jedem Zimmer mit weißen Wänden oder<br />
einer weißen Decke angewendet werden.<br />
Paul verwendete diese kräftige Tapete als<br />
Hintergrund. Da das restliche Zimmer<br />
jedoch weiß ist, konnte er einen Blitz von<br />
einer Wand hinter sich zurück reflektieren<br />
lassen, um Rebecca gleichmäßig zu<br />
beleuchten. Obwohl dies ausreichen kann,<br />
hat Paul auch noch einen zweiten Blitz in<br />
einem Schirm verwendet, um sie in einem<br />
45°-Winkel zu beleuchten.<br />
5) Gästezimmer:<br />
Lichterkette<br />
Diese Aufnahme kann in jedem absolut<br />
dunklen Raum eines Hauses gemacht<br />
werden. Behängen <strong>Sie</strong> das Modell mit<br />
einer Lichterkette. <strong>Sie</strong> müssen eine<br />
hohe ISO-Empfindlichkeit (mindestens<br />
800) und eine große Blende wie f/1.8<br />
verwenden. Ein 50-mm-Objektiv ist<br />
ideal. Wenn <strong>Sie</strong> einige Lichter in der<br />
Nähe des Gesichts platzieren, sollte<br />
sich der Autofokus <strong>Ihre</strong>r Kamera auf das<br />
Modell richten. Wenn nicht, schalten<br />
<strong>Sie</strong> auf manuellen Fokus um.<br />
6) Badezimmer: Diffuses Fensterlicht<br />
Rollläden eigenen sich gut zum Regulieren von hartem Sonnenlicht. Bei diesem<br />
Badezimmeraufbau waren sie notwendig, da das Licht mit zunehmender Aufnahmedauer<br />
immer stärker wurde. Nach einer Probeaufnahme in der manuellen Betriebsart wusste ich, dass<br />
die Blende f/6.3 zu klein war, da die Szene selbst bei der ISO-Einstellung 800 unterbelichtet<br />
wurde. Ich verwendete die Blende f/4 und verringerte die Verschlusszeit von 1/160 s auf<br />
1/125 s mit einer ISO-Einstellung von 400, um das Rauschen zu verringern. Ich bat Rebecca,<br />
sich seitlich zum Fenster zu stellen, da der Platz begrenzt war. Mit den Jalousien auf ihrem<br />
Gesicht sorgte dies auch für einigen Kontrast. Da die besten Ergebnisse normalerweise erzielt<br />
werden, wenn die Einstellung für den Weißabgleich der Beleuchtung angepasst wird (in<br />
diesem Fall Tageslicht), habe ich beschlossen, einen Weißabgleich mit der Einstellung Wolfram<br />
auszuprobieren, um einen kreativen Blaustich zu erhalten.<br />
Wolfram-Weißabgleich<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 59
Leitfaden für Anfänger
FOTO: ROD McLEAN<br />
MIT DER <strong>DSLR</strong><br />
UMGEHEN<br />
LERNEN!!<br />
REISE-<br />
Es ist noch nicht lange her, da blieb der Gedanke an einen Kamelritt durch die Sahara oder ein Trekking zu<br />
den Ruinen von Machu Picchu für die meisten von uns ein bloßer Wunschtraum. In den letzten zehn Jahren<br />
hat sich die Welt jedoch merklich geöffnet, sodass selbst die exotischsten Abenteuerreisen heute für<br />
jedermann, ob jung oder alt, durchaus möglich sind. Reisen bedeutet jedoch mehr als nur Abschalten von<br />
der Alltagsroutine und die Chance auf attraktive Bräune – sie ist auch ein faszinierender Aufbruch ins<br />
Unbekannte und wird mit Sicherheit <strong>Ihre</strong> fotografische Kreativität neu zu beleben. Alle neuen Eindrücke sind<br />
ein visuelles Fest der fotografischen Möglichkeiten. Zwar ist es praktisch unmöglich, ausschließlich mit<br />
perfekten Bildern nach Hause zurückzukehren - unser Leitfaden für Anfänger wurde aber genau zu diesem<br />
Zweck sorgfältig zusammengestellt. Lehnen <strong>Sie</strong> sich also zum Weiterlesen zurück und lassen <strong>Sie</strong> sich<br />
inspirieren!
Leitfaden für Anfänger<br />
REISEFOTOGRAFIE<br />
LEE FROST LEE FROST<br />
IAN FARRELL<br />
ROD McLEAN<br />
IAN FARRELL IAN FARRELL<br />
Die perfekte Planung …<br />
Fotoreisen ins Ausland wollen rechtzeitig und gründlich vorbereitet sein.<br />
Die Planung der Ausrüstung ist das A und O der Reisefotografie<br />
ZUNÄCHST EINMAL IST ZU BEDENKEN, dass erfolgreiche Reisefotografie nicht<br />
erst am Ziel <strong>Ihre</strong>r Reise beginnt, sondern schon Wochen vor der Abfahrt. Wenn noch<br />
nie zuvor dort waren, machen sich gründliche Vorausrecherchen bezahlt: Suchen<br />
<strong>Sie</strong> in Reiseführern nach Details, z. B. besonderen Veranstaltungen wie Karneval<br />
und Festivals (ggf. um unerwünschte Menschenmassen und Verkehr zu umgehen),<br />
interessanten Orten und Nahverkehrsmöglichkeiten. Städte- bzw. Landschaftsführer<br />
sowie Umgebungskarten sind im Buchhandel oder im Internet erhältlich und liefern<br />
wertvolle Informationen. Markieren <strong>Sie</strong> die Orte, die <strong>Sie</strong> gern sehen möchten, auf der<br />
Landkarte. Bitten <strong>Sie</strong> Freunde, Kollegen und anderen Fotografen um hilfreiche Tipps<br />
und Erfahrungen aus erster Hand – nicht nur zu Fotomotiven, sondern zur lokalen<br />
Gastronomie, Unterkünften, Umgang mit Einheimischen und so weiter.<br />
Websites mit Fotobibliotheken, Fotografen- und Tourismusverbände sind<br />
zusätzliche Anlaufstellen, wenn <strong>Sie</strong> schon im Voraus einige Bilder des Ortes sehen<br />
möchten. Machen <strong>Sie</strong> sich Notizen, drucken <strong>Sie</strong> bei Bedarf Miniaturbilder aus und<br />
stellen <strong>Sie</strong> eine handliche Arbeitsmappe zusammen. Im Internet finden <strong>Sie</strong> für Ihr<br />
gewähltes Reiseziel auch die Zeiten von Sonnenaufgängen und -untergängen – so<br />
wissen <strong>Sie</strong> schon vorher, zu welcher Tageszeit <strong>Sie</strong> das beste Licht einfangen können.<br />
Je mehr Informationen <strong>Sie</strong> zusammentragen, desto besser sind <strong>Sie</strong> gerüstet, um <strong>Ihre</strong><br />
Zeit optimal zu nutzen.<br />
Falls <strong>Sie</strong> beabsichtigen, ein potenziell unsicheres Land zu besuchen, finden <strong>Sie</strong><br />
auf den Websites vieler Reiseveranstalter oder beim Auswärtigen Amt (www.<br />
auswaertiges-amt.de) eine Liste der Länder, in welche von Reisen abgeraten wird.<br />
Möglicherweise müssen <strong>Sie</strong> sich im Vorfeld auch gegen Krankheiten impfen lassen<br />
und dafür <strong>Ihre</strong>n Hausarzt aufsuchen; die meisten Standard-Impfungen werden von<br />
den Krankenkassen übernommen.<br />
Nach der Ankunft an <strong>Ihre</strong>m Ziel ist die Versuchung groß, das Gepäck<br />
hinzuwerfen, die Kamera auszupacken und sofort alles in Sichtweite zu fotografieren<br />
– dies sollten <strong>Sie</strong> möglichst vermeiden, denn so entstehen vermutlich viele<br />
langweilige Bilder, die den Charakter des Ortes nur oberflächlich erfassen. Gehen<br />
<strong>Sie</strong> stattdessen nur mit einer Kamera und einem Objektiv auf Entdeckungstour,<br />
nehmen <strong>Sie</strong> die Atmosphäre in sich auf und machen <strong>Sie</strong> einige erste Bilder, wenn<br />
etwas <strong>Sie</strong> besonders interessiert.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> sich unterwegs einprägen, wie die Sonne im Verhältnis zu bestimmten<br />
Motiven und Szenen steht, können <strong>Sie</strong> später zurückkehren und sie im optimalen<br />
Licht aufnehmen. Hier kommt auch Ihr Reiseführer zum Einsatz, damit <strong>Sie</strong><br />
besondere Motive in der Nähe nicht versehentlich verpassen: Stecken <strong>Sie</strong><br />
Haftnotizen zwischen die Seiten, um diese schneller zu finden, und notieren <strong>Sie</strong><br />
darauf die besten Tageszeiten zum <strong>Fotografie</strong>ren, die optimalen Aussichtspunkte<br />
und so weiter.<br />
Je nach Möglichkeit kann es auch hilfreich sein, eine Auswahl an Postkarten als<br />
Referenz zu nutzen oder ein Buch eines lokalen Fotografen zu erwerben, der das<br />
Gebiet ganz genau kennt. Das ist völlig legitim: Man muss einfach wissen, wo die<br />
besten Aussichtspunkte sind, ob ein Ort eher vormittags oder nachmittags das beste<br />
Licht zum <strong>Fotografie</strong>ren hat und welche Motive es in der Nähe gibt, um aus jeder<br />
Minute der Reise das Beste zu machen.<br />
Checkliste: Basis-Fotokit für Reisen<br />
Die perfekte Reise-Fotoausrüstung umfasst alles Notwendige und<br />
verzichtet dabei auf allzu schweren Ballast. Beginnen <strong>Sie</strong> mit der Wahl<br />
einer geeigneten Fototasche. Zu große Taschen werden mit zunehmendem<br />
Inhalt unhandlicher und gehen in Flugzeugen nicht mehr als Handgepäck<br />
durch. Suchen <strong>Sie</strong> ein kompaktes Modell aus – falls nötig erwerben <strong>Sie</strong><br />
etwas speziell für die Reise. Was <strong>Sie</strong> schließlich einpacken, hängt vom<br />
Reiseziel und der Art <strong>Ihre</strong>r Motive ab; die folgende Checkliste ist für<br />
allgemeine Reisefotografie ausgelegt.<br />
✔ <strong>DSLR</strong>-Gehäuse (falls vorhanden, ist ein Wechselgehäuse empfehlenswert)<br />
✔ Objektive von 17mm bis 200 mm, mit zwei oder drei Zooms<br />
✔ UV-Schutzfilter für jedes Objektiv<br />
✔ Blitzgerät, falls <strong>Sie</strong> es gerne nutzen<br />
✔ Polarisationsfilter zur Kräftigung von Farben, speziell des Himmels<br />
✔ ND-Verlaufsfilter (0,6 und 0,9 neutrale Dichte) zur Kontrastkontrolle<br />
✔ Gegenlichtblende zur Vermeidung von Streulicht<br />
✔ Solides Stativ und Fernauslöser<br />
✔ Mikrofasertücher, Antistatikbürste und Sensor-Reinigungskit<br />
✔ Polyethylenbeutel zum Schutz von Kameras und Objektive an staubigen Orten<br />
✔ Reichlich Speicherkarten<br />
✔ Kamera-Handbuch<br />
✔ Ersatzbatterien für alle Fälle<br />
✔ Batterieladegerät<br />
✔ Anschlussadapter für lokale Steckdosen<br />
✔ Speichergerät oder Laptop zum Sichern der Bilder<br />
Idealerweise begrenzen <strong>Sie</strong> die Kapazität der Speicherkarten auf 4 GB<br />
oder weniger, sodass <strong>Sie</strong> nicht zu viele Bilder auf einer Karte haben, falls<br />
diese fehlerhaft ist. Die Karten sollten in regelmäßigen Abständen auf ein<br />
separates Speichergerät oder Laptop kopiert werden und in genügender Zahl<br />
vorhanden sein, damit <strong>Sie</strong> bis zur Heimreise nicht neu formatiert werden<br />
müssen.<br />
Falls <strong>Sie</strong> ein Laptop mitnehmen, packen <strong>Sie</strong> zur Sicherheit noch eine externe<br />
Festplatte ein, um <strong>Ihre</strong> Bilder doppelt sichern zu können.<br />
62 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Jon Hicks: andere<br />
nützliche Utensilien<br />
✔ Geldgürtel: Unter der Kleidung zu<br />
tragen, zur sicheren Aufbewahrung von<br />
Reisepass und Bargeld<br />
✔ Textmarker: Zum Hervorheben von<br />
Stellen im Reiseführer<br />
✔ Digitaluhr (z. B. Casio ProTrek): mit<br />
Kompass, Höhenmesser, Barometer<br />
und Alarmfunktion<br />
✔ Erste-Hilfe: Ich nehme immer<br />
Kopfschmerztabletten, Pflaster, Fäden<br />
und einen Satz Injektionsnadeln mit<br />
(ich sah einmal in einem indischen<br />
Krankenhaus, wie ein Reisender mit<br />
einer benutzten Nadel behandelt<br />
wurde!)<br />
✔ Sonnenschutzmittel und<br />
Lippensalbe – befindet sich stets in<br />
meiner Kameratasche<br />
✔ Netzwerkkabel: Die meisten Hotels<br />
haben WiFi, aber für den<br />
Internetzugang wird manchmal ein<br />
eigenes Kabel benötigt<br />
JON HICKS
Leitfaden für Anfänger<br />
REISEFOTOGRAFIE<br />
Genießen <strong>Sie</strong> den Zauber fremder Landschaften<br />
Viele Orte sind für ihre Landschaften berühmt – und sind daher ein Muss für jeden Reisefotografen<br />
AUSLANDSREISEN HABEN unterschiedliche Ziele. Manchmal<br />
wollen wir einen Ort mit einer Fotoserie zu verschiedenen <strong>Themen</strong><br />
dokumentieren – doch oftmals wählen wir einen Ort gezielt wegen<br />
seiner Landschaft aus, und nicht wegen seiner Menschen,<br />
Architektur oder allgemeinen Kultur. Fotografen suchen zum<br />
Beispiel Orte wie die Toskana oder das Red Rock Country im<br />
Südwesten der USA auf, weil sie die atemberaubende Landschaft<br />
lockt – und höchstwahrscheinlich kehren sie ausschließlich mit<br />
reinen Landschaftsaufnahmen nach Hause zurück.<br />
Dieses Entscheidungsmuster bestimmt auch die Dynamik der<br />
Reise. Man weiß, dass man mehr Zeit konzentriert an einem Ort<br />
verbringt und weniger Zeit auf der Suche nach neuer Inspiration<br />
abseits der Route; es spielt also keine Rolle, ob der Rucksack<br />
etwas größer und schwerer ist. Außerdem ist man voraussichtlich<br />
eher weit von der nächsten Stadt entfernt und muss<br />
entsprechende Vorbereitungen treffen. Diese beginnen zu Hause,<br />
wo man lange vor der Abreise herausfinden muss, welche<br />
Jahreszeit für einen bestimmten Ort die beste ist und welche Orte<br />
zu bevorzugen sind.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> wissen, welche Art von Aufnahmen <strong>Sie</strong> am jeweiligen<br />
Ort machen wollen, können <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Planung auch detailliert und<br />
mit engem Zeitrahmen festlegen – ausgehend von stabilem Wetter<br />
– um möglichst wenig Zeit zu verlieren. Das soll nicht heißen, dass<br />
<strong>Sie</strong> nicht flexibel entscheiden sollten, auch mal einen Ort<br />
auszulassen, wenn <strong>Sie</strong> für einen anderen mehr Zeit brauchen,<br />
oder falls das Wetter mal nicht mitspielt und <strong>Sie</strong> daher gezwungen<br />
sind, <strong>Ihre</strong> Pläne zu ändern.<br />
Die allgemeinen Techniken der Landschaftsfotografie bleiben<br />
überall auf der Welt die gleichen. Ziel ist es, ein Motiv von seiner<br />
besten Seite aufzunehmen; dazu gehört, einen guten Standpunkt<br />
zu suchen und die Szene visuell interessant zu komponieren. Zur<br />
Unterstützung der Bildwirkung können alle Hilfsmittel wie die<br />
Drittel-Regel, Einführungslinien und Vordergrundgestaltung<br />
eingesetzt werden.<br />
Mehr als von jedem anderen Faktor ist der Landschaftsfotograf<br />
jedoch abhängig vom Licht; deshalb sollte es in <strong>Ihre</strong>r täglichen<br />
Routine im Mittelpunkt stehen. Anbruch der Dämmerung bzw.<br />
Einbruch der Dunkelheit, also die ersten und letzten Stunden des<br />
Tageslichts, sind die wichtigsten Momente, in denen<br />
wahrscheinlich <strong>Ihre</strong> besten Arbeiten entstehen. Das kann<br />
bedeuten, mitten in der Nacht aufzustehen, um mit dem Auto<br />
oder zu Fuß rechtzeitig vor Sonnenaufgang am Aufnahmeort zu<br />
sein, oder abends lange abzuwarten, um Sonnenuntergänge und<br />
Dämmerlicht zu erhaschen.<br />
Die mittleren Stunden des Tages können in manchen Gegenden<br />
produktiv sein – meistens nutzt man ihr weniger attraktives Licht<br />
jedoch am besten zur Suche nach neuen Standorten oder mit dem<br />
Ortswechsel zum nächsten Motiv. Das mag zwar erscheinen als<br />
sei es vergeudete Zeit, die man lieber fotografierend verbringen<br />
sollte; trotzdem ist es besser, nur wenige herausragende Bilder mit<br />
nach Hause zu nehmen als viele durchschnittliche.<br />
Decken <strong>Sie</strong> sich mit reichlich Karten und Reiseführern der<br />
Gegend ein, um sich gut zurechtzufinden. An besonders<br />
entlegenen Orten kann auch ein GPS-System von großem Wert<br />
sein, um bestimmte Orte mithilfe von Wegpunkten zu entdecken,<br />
eigene Favoriten aufzuzeichnen und später wieder zu finden oder<br />
Entdeckungen mit anderen zu teilen. Einige fotografische<br />
Reiseführer, vor allem die aus den USA, liefern solche<br />
Informationen und helfen damit Fotografen, Orte abseits der<br />
ausgetretenen Spur zu erreichen.<br />
Um es ganz klar zu sagen: Zur richtigen Zeit des Tages am<br />
richtigen Ort zu sein, ist das allerwichtigste bei der<br />
Landschaftsfotografie. Sobald das geschafft ist, entstehen<br />
großartige Fotos fast automatisch!<br />
IM UHRZEIGERSINN VON OBEN:<br />
Ein Feld mit bunten Blumen kann<br />
einen idealen Vordergrund<br />
abgeben und das Auge des<br />
Betrachters in das Bild hinein<br />
führen. Starke Linien sind sehr<br />
nützliche kompositorische<br />
Werkzeuge, ebenso wie kräftige<br />
Farben und Kontraste. Diese<br />
Aufnahme demonstriert, wie all<br />
diese Elemente zusammenwirken<br />
können. Die Drittel-Regel ist eine<br />
hilfreiche kompositorische<br />
Leitlinie, besonders für Anfänger<br />
in der <strong>Fotografie</strong>. Dieses Foto zeigt<br />
auch, wie wirkungsvoll ein<br />
“natürlicher Rahmen” sein kann,<br />
um das Auge durch ein Bild zu<br />
führen.<br />
64 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
DER WEG ZU BESSEREN REISEFOTOS<br />
FOTOS: LEE FROST<br />
Reisetipps:<br />
Landschaften<br />
✔ Nutzung eines<br />
Vordergrundmotivs, um ein<br />
Gefühl der Größenordnung zu<br />
vermitteln und das Auge in das<br />
Bild zu führen<br />
✔ Linien sind ein starkes<br />
kompositorisches Hilfsmittel bei<br />
der Aufnahme von Landschaften:<br />
Mauern, Zäune, Bäume, Wege,<br />
Flüsse, Straßen und viele andere<br />
natürliche und künstliche<br />
Objekte können genutzt werden<br />
✔ Obwohl es Ihnen natürlich<br />
freisteht, den Horizont in der<br />
Bildmitte zu platzieren, wirkt er<br />
kompositorisch meist besser ein<br />
Drittel oder weniger unter dem<br />
oberen Bildrand: So wird der<br />
Vordergrund betont und die<br />
Komposition wird dynamischer<br />
✔ Verwenden <strong>Sie</strong><br />
Weitwinkelobjektive für starke<br />
Kompositionen mit dominantem<br />
Vordergrund –bedenken <strong>Sie</strong><br />
aber: Je weiter der<br />
Objektivwinkel, desto größer die<br />
Gefahr “luftleerer”<br />
Kompositionen<br />
✔ Erkunden <strong>Sie</strong> einen Ort in<br />
Ruhe, bevor <strong>Sie</strong> sich für einen<br />
Aufnahmestandort entscheiden<br />
– bringen <strong>Sie</strong> also unbedingt<br />
etwas Zeitreserve mit, damit <strong>Sie</strong><br />
nicht hetzen müssen<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 65
Leitfaden für Anfänger<br />
REISEFOTOGRAFIE<br />
Das Beste aus einer Szene machen<br />
Lee Frost zeigt, wie <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Kompositionen dramatisch verbessern können indem <strong>Sie</strong> etwas<br />
Zeit dafür aufwenden, um eine Szene zuerst aus verschiedenen Blickwinkeln zu erforschen.<br />
EINER DER heikelsten Aspekte der Reisefotografie ist<br />
es, trotz ständig wechselnder Standorte am Ende Bilder<br />
mitzunehmen, die den wahren Charakter eines Ortes<br />
einfangen. Allzu leicht läuft man rasch vorbei, macht<br />
einige Standard-Schnappschüsse und eilt schon weiter<br />
zum nächsten Motiv. Wenn <strong>Sie</strong> so vorgehen, bringen <strong>Sie</strong><br />
vielleicht ein paar nette, aber nur wenige wirklich gute<br />
Bilder mit. Achten <strong>Sie</strong> also lieber auf Qualität statt auf<br />
Quantität und nehmen <strong>Sie</strong> sich die Zeit, die Atmosphäre<br />
eines Standorts in Ruhe zu erkunden.<br />
Dafür gibt es keine Geheimformel; nutzen <strong>Sie</strong> einfach<br />
<strong>Ihre</strong> Augen und Füße! Meistens ist es etwas bestimmtes,<br />
das <strong>Sie</strong> zu einem Ort hinzieht – doch dieses Motiv ist<br />
nur ein Aspekt der Komposition. Opfern <strong>Sie</strong> lieber etwas<br />
Zeit, laufen <strong>Sie</strong> herum und sehen <strong>Sie</strong> sich alles aus<br />
verschiedenen Blickwinkeln an – oder ändern <strong>Sie</strong> einfach<br />
<strong>Ihre</strong> Pläne, wenn <strong>Sie</strong> etwas noch Besseres entdecken.<br />
Ermitteln <strong>Sie</strong> verschiedene Optionen für den<br />
Vordergrund, in welchem Winkel das Licht besser<br />
funktioniert und wie der Himmel aussieht, wenn <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>n<br />
Standpunkt ändern. Wirkt eine sehr niedrige Perspektive<br />
vielleicht besser als die Aufnahme in Augenhöhe?<br />
Sollten <strong>Sie</strong> statt im Querformat besser im Hochformat<br />
arbeiten? Gibt es Linien in der Szene, die die Komposition<br />
interessanter machen können? Müssen <strong>Sie</strong> näher heran,<br />
oder weiter weg? Sollte der Fokus besser zentral oder<br />
auf einer der Seiten platziert werden? Erhalten <strong>Sie</strong> einen<br />
besseren Überblick, wenn <strong>Sie</strong> das Objektiv wechseln?<br />
Andere Faktoren hängen davon ab, von wo<br />
<strong>Sie</strong> aufnehmen: Zum Beispiel funktioniert ein<br />
Polarisationsfilter für den Himmel am besten, wenn die<br />
Sonne ungefähr im rechten Winkel zur Objektivachse<br />
steht; er zeigt aber wenig Wirkung, wenn <strong>Sie</strong> mit der<br />
Sonne im Rücken stehen.<br />
Diese Fragen gehen <strong>Sie</strong>, wie eine Checkliste für gute<br />
Komposition, bei der Arbeit mental einzeln durch. Wenn<br />
Ihnen das zu schwierig ist, können <strong>Sie</strong> aber schon bei der<br />
Erkundung einige Probeaufnahmen machen und darauf<br />
später sehen, wie sich <strong>Ihre</strong> Komposition entwickelt.<br />
Ebenso können <strong>Sie</strong> die Aufnahmen auf dem LCD-<br />
Bildschirm <strong>Ihre</strong>r Kamera begutachten und überlegen,<br />
wie sie verbessert werden können – vielleicht ist nur eine<br />
winzige Änderung nötig.<br />
Zur Demonstration fotografierte ich eine klassische<br />
Toskana-Szene, die ich während meiner Suche nach<br />
Mohnfeldern in der Region entdeckte.<br />
Die Vorteile eines Stativs nutzen<br />
Obwohl es schneller<br />
und bequemer ist,<br />
beim Erkunden<br />
<strong>Ihre</strong>s Standorts<br />
aus der Hand<br />
zu fotografieren,<br />
empfehlen wir, <strong>Ihre</strong><br />
Kamera auf ein<br />
Stativ zu montieren:<br />
Es zwingt <strong>Sie</strong> dazu,<br />
langsamer und<br />
gründlicher über jede<br />
einzelne Aufnahme<br />
nachzudenken,<br />
anstatt nur drauflos<br />
zu knipsen. Mit<br />
<strong>Ihre</strong>r Kamera auf einem Stativ ist es außerdem<br />
leichter, die Komposition genau abzustimmen, die<br />
Kamera waagerecht und die ND-Verlaufsfilter exakt<br />
auszurichten. Außerdem müssen <strong>Sie</strong> sich keine<br />
Sorgen mehr über Verwacklungen aufgrund langer<br />
Verschlusszeiten machen und können die Blende<br />
weit öffnen, um mit maximaler Tiefenschärfe zu<br />
arbeiten.<br />
Schritt 1 Diese zwei Zypressen entdeckte ich auf dem Gipfel eines Hügels und fand instinktiv,<br />
sie seien ein großartiges Motiv. Der einzige Nachteil war, dass sie ziemlich weit weg standen und<br />
ich keine Ahnung hatte, was sich noch auf dem Hügel befand. Die einzige Lösung bestand<br />
darin, hinauf zu marschieren und selbst nachzusehen. Bei meiner Ankunft machte ich diese<br />
Frontalaufnahme; eine ziemlich nahe liegende Interpretation, die ich daher noch verbessern<br />
wollte.<br />
Schritt 2 Der Himmel war voller interessanter Wolkenfetzen, also setzte ich einen Polfilter<br />
auf mein 17-40mm Zoom und drehte ihn, um seine Wirkung auf den Himmel zu sehen. Ich<br />
beschloss auch eine Aufnahme im Hochformat zu versuchen, auf der die Bäume rechts im Bild<br />
platziert waren. Im Feld standen einige Mohnblumen, aber nichts Aufregendes; ein roter<br />
Blumenteppich im Vordergrund wäre netter gewesen.<br />
Schritt 3 Meine nächste Idee war, näher an die Bäume zu gehen, um einen besseren Blick<br />
auf die atemberaubende toskanische Landschaft zu erhalten. Die Komposition ist noch immer<br />
nicht weltbewegend, aber sie fängt den Charakter der Szene ein und fesselt mit ihren vielen<br />
Bauernhöfen, Scheunen, wogenden Feldern und Hügeldörfern die Aufmerksamkeit des<br />
Betrachters.<br />
66 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Schlussbild<br />
Für meine endgültige Szene neigte ich die Kamera nach unten, um<br />
mehr Vordergrund einzufangen. Später schnitt ich das Bild zu einem<br />
Quadrat, für eine ausgewogenere, fast meditative Atmosphäre.<br />
Beachten <strong>Sie</strong> auch, dass der kleinere Baum ordentlicher aussieht als<br />
in den vorigen Aufnahmen. Weil mir seine etwas schäbige linke Seite<br />
missfiel, habe ich sie mithilfe des Kopierstempel-Tools bereinigt.<br />
Oh Wunder der digitalen Technik!<br />
Schritt 4 Als ich die Position wechselte und verschiedene Blickwinkel ausprobierte, erkannte<br />
ich, dass die beiden Bäume hinter einander stehend wie einer aussahen, weil der kleinere hinter<br />
dem größeren verschwand. Kompositorisch ist diese Aufnahme einfacher – trotzdem halte ich in<br />
diesem Fall zwei Bäume für besser, weil die Komposition so dramatischer bleibt.<br />
Schritt 5 Meine Aufnahmeposition in Schritt 3 verschaffte mir einen besseren Blick auf die<br />
unmittelbare Umgebung, sodass ich in weniger als 20 Meter Entfernung ein Rapsfeld mit<br />
leuchtend gelben Blüten bemerkte. Da Gelb und Blau einen starken Farbkontrast ergeben,<br />
folgte ich dem Impuls – und siehe da: Aus dieser Perspektive war auch der Himmel<br />
interessanter, und der Polfilter zeigte bessere Wirkung.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 67
Leitfaden für Anfänger<br />
IAN FARRELL<br />
REISEFOTOGRAFIE<br />
Porträtieren <strong>Sie</strong> die Einheimischen<br />
Menschen sind der wesentliche Bestandteil jeder Kultur<br />
und kein Reiseportfolio ist komplett ohne ein paar<br />
Portraitaufnahmen einiger einheimischer Gesichter.<br />
DIE MENSCHEN, die <strong>Sie</strong> auf <strong>Ihre</strong>n Reisen treffen, sind genauso Teil<br />
der Landeskultur wie seine Gebäude und Landschaften, also nehmen<br />
<strong>Sie</strong> sich die Zeit, Porträts von der einheimischen Bevölkerung zu<br />
schießen, um diese Kultur zu <strong>Ihre</strong>m Reise-Album hinzuzufügen.<br />
Der bloße Gedanke daran lässt viele Fotografen meist erschaudern,<br />
denn auf komplett Fremde zuzugehen, und sie zu fragen, ob es für sie<br />
OK ist, fotografiert zu werden, ist keine einfache Angelegenheit. Aber<br />
auch wenn <strong>Sie</strong> einige ablehnende Reaktionen bekommen, werden<br />
sich die meisten Menschen geschmeichelt fühlen, und gerne <strong>Ihre</strong>m<br />
Wunsch nachkommen. Seltsamerweise sind die Menschen in<br />
ärmeren Ländern meist viel entspannter, wenn sie fotografiert werden<br />
sollen.<br />
Selbstverständlich sollten <strong>Sie</strong> Ihr Motiv immer zuvorkommend und<br />
respektvoll behandeln. Anstatt auf hinterlistige Schnappschüsse zu<br />
vertrauen, sprechen <strong>Sie</strong> die Person an und fragen <strong>Sie</strong> um Erlaubnis.<br />
Wenn sie abgelehnt werden, gehen <strong>Sie</strong> weg. Einigen Menschen -<br />
vielleicht geht es Ihnen ja selbst genau so - fühlen sich nicht wohl bei<br />
dem Gedanken, fotografiert zu werden. Andere lehnen aus religiösen<br />
oder kulturellen Gründen ab. Indem <strong>Sie</strong> um Erlaubnis fragen, räumen<br />
<strong>Sie</strong> diese Hindernisse aus dem Weg, bevor jemand ernstlich böse auf<br />
<strong>Sie</strong> wird.<br />
Viele Reisefotografen verbringen mit <strong>Ihre</strong>n Motiven etwas Zeit,<br />
bevor sie sie fotografieren, um etwas über sie herauszufinden und eine<br />
Verbindung herzustellen. Tatsächlich ist dies aber nicht<br />
notwendig - wenn <strong>Sie</strong> einen interessanten Charakter sehen, ist nichts<br />
falsch daran, auf ihn zuzugehen und anzudeuten, dass <strong>Sie</strong> ihn gerne<br />
fotografieren würden. Oft reicht es, erst auf die Kamera und dann auf<br />
die Person zu zeigen. Schießen <strong>Sie</strong> ein paar Bilder, danken <strong>Sie</strong> ihm<br />
und gehen <strong>Sie</strong> dann weiter. Solange <strong>Sie</strong> sich höflich und aufmerksam<br />
verhalten, werden sie keine emotionalen Narben hinterlassen, nur weil<br />
<strong>Sie</strong> sich keine halbe Stunde mit ihm unterhalten haben. Viele freuen<br />
sich, wenn <strong>Sie</strong> ihnen anschließend das Bild im <strong>Vorschau</strong>fenster der<br />
Kamera zeigen. Manchmal werden <strong>Sie</strong> auch gefragt, ob <strong>Sie</strong> eine Kopie<br />
schicken können.<br />
Auf der anderen Seite ist es nicht immer möglich, um Erlaubnis zu<br />
fragen. Märkte, Karnevalsumzüge und Feierlichkeiten sind voll mit<br />
Menschen, und anzuhalten um jeden einzelnen um Erlaubnis zu<br />
fragen, würde den Moment ruinieren. Machen <strong>Sie</strong> sich also frei von<br />
dem Gedanken, eine Todsünde zu begehen, wenn <strong>Sie</strong> einen<br />
Schnappschuss machen.<br />
Bei der Schnappschuss-<strong>Fotografie</strong> geht es ausschließlich darum,<br />
einen interessanten, unbeobachteten Moment zu sehen oder<br />
vorherzusehen und diesen dann einzufangen - und nicht darum,<br />
langweilige Bilder von Menschen zu machen, ohne dass diese davon<br />
wissen. Wenn <strong>Sie</strong> diesen Gedanken im Hinterkopf behalten, suchen<br />
<strong>Sie</strong> nach Dingen, die das Bild interessant machen, wie extrovertierte<br />
Gefühlsausbrüche oder die lustige Nebeneinanderstellung von<br />
Menschen in ihrer Umgebung, die einen visuellen Witz ergeben.<br />
Sowohl Weitwinkel- als auch Teleobjektive können für<br />
Schnappschüsse benutzt werden. Das erstere ist gut geeignet, um auf<br />
engem Raum oder in großen Menschenmengen zu fotografieren, wie<br />
bei Demonstrationen oder Karnevalsumzügen, und es verleiht <strong>Ihre</strong>n<br />
Bildern einen starken Hauch von Drama und Intimität. Teleobjektive<br />
benutzt man, um jemanden, der weit weg ist, nah heranzuzoomen,<br />
und die Kombination von weiter Blende und minimaler Tiefenschärfe<br />
sorgt dafür, dass der Hintergrund schön unfokussiert bleibt.<br />
Eine weitere Möglichkeit ist „aus der Hüfte zu fotografieren“. Dies<br />
bedeutet, die Kamera ungefähr in Taillenhöhe zu halten und<br />
abzudrücken, ohne durch den Sucher zu schauen. Dies ist eine tolle<br />
Technik für die Straße und, obwohl der Mangel an Kontrolle bedeutet,<br />
dass <strong>Ihre</strong> Trefferrate gering sein wird, kann der ungewöhnliche<br />
Blickwinkel eine voyeuristische Komponente hinzufügen und Ihnen<br />
Bilder ermöglichen, die <strong>Sie</strong> auf eine andere Art gar nicht erst<br />
aufnehmen könnten.<br />
Je weiter sich der globale Tourismus entwickelt, desto mehr<br />
Menschen werden sich darüber bewusst, dass sie Geld dafür nehmen<br />
können, um für Touristen zu posieren. Das kann ganz offen schon vor<br />
dem <strong>Fotografie</strong>ren ausgehandelt werden, aber es gibt auch die subtile<br />
Handbewegung mit Zeigefinger und Daumen, nachdem <strong>Sie</strong> bereits<br />
fotografiert haben. <strong>Sie</strong> müssen selbst entscheiden, ob es in der<br />
jeweiligen Situation richtig ist, zu bezahlen, aber erschießen <strong>Sie</strong> Ihr<br />
Motiv nicht gleich, wenn <strong>Sie</strong> nicht die Absicht haben zu bezahlen.<br />
Trotzdem sollten <strong>Sie</strong> sich nicht dazu bedrängen lassen, ein kleines<br />
Vermögen auszugeben. Bevor die Situation eskaliert, entfernen <strong>Sie</strong><br />
sich lieber auf ruhige Art.<br />
LEE FROST JON HICKS<br />
IM UHRZEIGERSINN VON OBEN:<br />
Menschen zu fotografieren, die ihrem<br />
täglichen Leben oder ihrer Arbeit nachgehen,<br />
gibt einen wirklichen Eindruck von<br />
einheimischer Kultur; Suchen <strong>Sie</strong> Menschen,<br />
deren Gesichter eine Geschichte erzählen;<br />
Ein amüsanter Gesichtsausdruck oder<br />
Situation ist ein toller Schnappschuss; Achten<br />
<strong>Sie</strong> auf Farbkontraste zwischen der Kleidung<br />
und der Umgebung der Menschen; Verfolgen<br />
<strong>Sie</strong> schwenkend die Bewegung eines Motivs,<br />
um diese einzufangen.<br />
Tipps für <strong>Ihre</strong> Reise:<br />
Portrait Tipps<br />
✔ Respektieren <strong>Sie</strong> immer Ihr Motiv.<br />
Wenn er oder sie sich nicht gerne<br />
fotografieren lässt, ganz egal aus<br />
welchem Grund, entfernen <strong>Sie</strong> sich.<br />
✔ Wenn die Aufmerksamkeit auf Ihnen<br />
ruht, machen <strong>Sie</strong> das Beste draus.<br />
Kontrollieren <strong>Sie</strong> die Situation anstatt<br />
nervös ganze Serien von Bildern zu<br />
schießen, nur um enttäuschende<br />
Ergebnisse zu erzielen.<br />
✔ Fokussieren <strong>Sie</strong> die Augen des Motivs,<br />
um sie scharf zu halten.<br />
✔ Achten <strong>Sie</strong> darauf, dass Ihr Motiv in<br />
die Kamera schaut. Probieren <strong>Sie</strong>, die<br />
Aufmerksamkeit auf sich zu lenken,<br />
wenn es anfängt, woanders hin zu<br />
schauen.<br />
✔ Der Hintergrund sollte einfach und<br />
ruhig sein, damit er nicht mit <strong>Ihre</strong>m<br />
Motiv konkurriert.<br />
✔ Vermeiden <strong>Sie</strong> es, bei grellem Licht<br />
zu fotografieren. Bitten <strong>Sie</strong> Ihr Motiv, in<br />
das weichere Licht eines<br />
Schattenplatzes zu wechseln, falls<br />
notwendig.<br />
✔ <strong>Fotografie</strong>ren <strong>Sie</strong> bei Kopf- und<br />
Schulterportraits mit einer Brennweite<br />
von 80-150mm, da dies dem Gesicht<br />
schmeichelt.<br />
✔ Benutzen <strong>Sie</strong> weite<br />
Blendenöffnungen (f/4 oder f/5.6), um<br />
den Hintergrund unscharf zu machen.<br />
✔ Haben <strong>Sie</strong> keine Angst,<br />
zurückzutreten, um Ihr Motiv in seiner<br />
Umgebung abzulichten, oder nahe<br />
Portraitaufnahmen zu machen.<br />
✔ Wenn <strong>Sie</strong> Kinder fotografieren, gehen<br />
<strong>Sie</strong> runter auf die gleiche Ebene, in dem<br />
<strong>Sie</strong> sich hinknien oder setzen anstatt<br />
von oben herab zu fotografieren.<br />
IAN FARRELL<br />
68 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
ROD MCLEAN
Leitfaden für Anfänger<br />
REISEFOTOGRAFIE<br />
Befassen <strong>Sie</strong> sich mit einheimischer Architektur<br />
Die Einzigartigkeit eines Ortes spiegelt sich oft in der jeweiligen Architektur wider – sie ist somit ein wichtiger Aspekt der<br />
Reisefotografie.<br />
BEIM REISEN werden <strong>Sie</strong> den architektonischen Stil eines Landes,<br />
der durch Faktoren wie Klima, Religion, Ökonomie und Geschichte<br />
bestimmt wird, mit als erstes bemerken. Die Gebäude, die <strong>Sie</strong> in<br />
wohlhabenden Ländern sehen, unterscheiden sich stark von denen<br />
in Entwicklungsländern. Auch gibt es in sonnigen, heißen Ländern<br />
eine ganz andere Art von Architektur als in Gebieten, in denen es<br />
kalt und feucht ist. Aber eins ist all diesen Variationen gemeinsam -<br />
sie geben eine endlose Anzahl von Motiven ab und bieten die<br />
Chance, den Charakter eines Ortes durch seine Gebäude<br />
einzufangen.<br />
Die Lichtqualität ist der Schlüssel zu hervorragender<br />
Architekturfotografie. Gebäude, Straßenszenen und Stadtbilder<br />
sehen, allgemein gesprochen, am besten morgens und abends aus.<br />
Moderne Architektur wird in der Dämmerung zu Leben erweckt,<br />
wenn seine reflexiven Oberflächen die Farben des Himmels<br />
widerspiegeln. Hingegen wird der Charakter von alten Gebäuden<br />
am besten in dem goldenen Licht offenbart, das man ein paar<br />
Minuten nach Sonnenaufgang oder kurz vor Sonnenuntergang<br />
findet. Außerdem sind um diese Uhrzeit meist weniger Leute<br />
unterwegs und das Verkehrsaufkommen ist geringer. Ein weiterer<br />
Vorzug ist, dass es in heißen Ländern zu diesen Tageszeiten kühler<br />
ist!<br />
Die mittleren Stunden des Tages sind meist weniger effektiv,<br />
insbesondere wenn die Sonne stark von oben herab scheint, aber<br />
verwerfen <strong>Sie</strong> diese Zeit nicht komplett, denn man kann dann<br />
immer noch großartige Aufnahmen machen. Die einfachen,<br />
komplett weißen Gebäude auf den griechischen Inseln zum Beispiel<br />
sehen in starkem Sonnenlicht im Kontrast zu einem knallblauen<br />
Himmel einfach umwerfend aus. Auch architektonisch abstraktere<br />
Gebäude profitieren vom strahlenden Sonnenlicht, insbesondere<br />
wenn <strong>Sie</strong> einen Polarisator benutzen, um eine stärkere Farbsättigung<br />
zu erreichen und die blaue Farbe des Himmels zu vertiefen.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> die Atmosphäre eines Ortes einfangen wollen, sollten <strong>Sie</strong><br />
ROD McLEAN LEE FROST LEE FROST<br />
sich nicht auf einzelne Gebäude konzentrieren, sondern<br />
Straßenszenen schießen. Auf diese Art fotografieren sie nicht nur<br />
Architektur, sondern auch Kultur und Geschichte, weil <strong>Sie</strong><br />
Menschen, Verkehr und andere Aspekte des täglichen Lebens mit<br />
einbeziehen. In belebten Straßen sollten <strong>Sie</strong> ein Teleobjektiv<br />
(idealerweise 55-200mm) benutzen, um die Perspektive zu<br />
komprimieren und das Ballungsgefühl zu verstärken. Bei<br />
Weitwinkelaufnahmen sollten <strong>Sie</strong> darauf achten, <strong>Ihre</strong> Bilder so zu<br />
komponieren, dass etwas Interessantes im Vordergrund zu sehen<br />
ist.<br />
Architektonische Details offenbaren viel über einen Ort und liefern<br />
gute Bilder, daher sollten <strong>Sie</strong> nicht nur die großen Szenen<br />
fotografieren, sondern auch daran denken, ab und zu <strong>Ihre</strong>n<br />
Blickwinkel einzuengen. Überlegen <strong>Sie</strong> sich ein Thema,<br />
fotografieren <strong>Sie</strong> zum Beispiel Türen, Fenster, Zahlen oder<br />
Verkehrsschilder. Auf diese Art machen <strong>Sie</strong> das meiste aus der<br />
Mittagszeit, wenn das Licht nicht so toll ist, denn bei diesen<br />
kleineren Details ist die Lichtqualität weniger wichtig als bei<br />
größeren Motiven.<br />
Und schließlich sollten <strong>Sie</strong> sich daran erinnern, dass sich die<br />
Atmosphäre in Stadtzentren nach Sonnenuntergang komplett<br />
verändert, wenn das Tageslicht verschwindet und die künstliche<br />
Beleuchtung besondere Effekte hervorbringt: Straßenszenen im<br />
bunten Licht von Natriumdampflampen, Neonschilder von Clubs<br />
und Bars, usw. Auch werden antike Monumente oft mit Flutlicht<br />
beleuchtet, so dass sie sich gegen den dunklen Nachthimmel<br />
abheben.<br />
Gebäude und Straßenszenen, die <strong>Sie</strong> früher am Tag abgelichtet<br />
haben, zeigen in der Nacht einen ganz anderen Charakter, daher ist<br />
es absolut lohnenswert, einige Orte ein zweites Mal zu besuchen.<br />
Szenen, die bei Tag ziemlich trostlos wirken, können bei Nacht<br />
fantastisch aussehen, daher sollten <strong>Sie</strong> ruhig mal zu einigen Orten<br />
zurückkehren, die <strong>Sie</strong> vor ein paar Stunden noch verworfen haben.<br />
JON HICKS<br />
IM UHRZEIGERSINN VON OBEN:<br />
Ruinen, Kathedralen und Burgen können<br />
in den Minuten nach Sonnenaufgang oder<br />
kurz vor Sonnenuntergang absolut<br />
spektakulär aussehen; Sobald die Sonne<br />
hinter dem Horizont verschwunden ist,<br />
haben <strong>Sie</strong> ein paar Minuten Zeit, die<br />
wunderschönen goldenen Sonnenstrahlen<br />
im Himmel einzufangen, die ideal für<br />
halbschattige Bilder wie diese sind;<br />
Probieren <strong>Sie</strong> mal in den Mittagsstunden<br />
voll bebaute Gegenden zu fotografieren,<br />
die die Sonne blockieren. Alternativ<br />
können <strong>Sie</strong> Details, Inneneinrichtungen<br />
oder weiße Gebäude fotografieren, die sich<br />
gegen den Himmel abheben.<br />
Tipps für <strong>Ihre</strong> Reise:<br />
Architektur<br />
✔ Schauen <strong>Sie</strong> sich Postkarten und<br />
Reiseführer an, um die<br />
interessantesten Gebäude und<br />
Blickpunkte zu lokalisieren.<br />
✔ Achten <strong>Sie</strong> auf <strong>Ihre</strong> Sicherheit,<br />
wenn <strong>Sie</strong> in Städten und<br />
Stadtzentren unterwegs sind -<br />
insbesondere bei Nacht. Vermeiden<br />
<strong>Sie</strong> es in Gegenden zu kommen, in<br />
denen <strong>Sie</strong> sich nicht sicher fühlen.<br />
✔ Der Kontrast in Stadtzentren kann<br />
sehr groß sein, mit hohen Gebäuden,<br />
die die Sonne blockieren. Starke ND<br />
Grad Filter können dies ausgleichen,<br />
aber eventuell ist es notwendig,<br />
mehrere Aufnahmen bei<br />
unterschiedlichen Belichtungszeiten<br />
zu machen, und diese dann<br />
zusammenzuführen.<br />
✔ Zusammenfließende senkrechte<br />
Linien sind ein bekanntes Problem<br />
bei der Gebäudefotografie, aber keine<br />
Sorge, das können <strong>Sie</strong> anschließend<br />
zuhause in Photoshop korrigieren.<br />
70 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
DER WEG ZU BESSEREN REISEFOTOS<br />
LEE FROST JON HICKS<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 71
Leitfaden für Anfänger<br />
REISEFOTOGRAFIE<br />
Belichtungsmischung<br />
Lee Frost erklärt, wie Software Ihnen dabei helfen kann, eine<br />
ausgeglichene Belichtung einer Szene mit hohem Kontrast<br />
herzustellen<br />
Ein Problem, das viele Fotografen haben, die in Städten fotografieren, ist der<br />
Umgang mit dem extremen Kontrast zwischen dem hellen Himmel oben und der<br />
schattigen Straße unten.<br />
Landschaftsfotografen lösen dieses Problem, in dem <strong>Sie</strong> einen Neutraldichtefilter<br />
(Graufilter) benutzen, um den Himmel abzudunkeln, so dass er die gleiche<br />
Belichtungszeit benötigt, wie die Landschaft selbst. Leider sind ND-Filter in<br />
städtischen Landschaften nicht so effektiv, weil der Horizont normalerweise nicht<br />
zu sehen ist und die Skyline unterbrochen wird. Oft sieht man den Himmel in<br />
einer V-Form, mit Gebäuden, die an beiden Seiten des Bildes bis zur oberen Ecke<br />
aufsteigen. Wenn <strong>Sie</strong> hier einen ND-Filter benutzen, dunkeln <strong>Sie</strong> nicht nur den<br />
Himmel, sondern auch den oberen Teil der Gebäude ab, und das sieht ziemlich<br />
merkwürdig aus. Eine mögliche Lösung für dieses Problem ist, zwei Aufnahmen<br />
derselben Szene zu machen - eine um den Himmel auszuleuchten, eine andere<br />
für die Szene - und diese dann in Photoshop mit Ebenen und Ebenenmasken<br />
zu vermischen, aber dies ist recht zeitaufwändig und knifflig. Ich benutze eine<br />
wesentlich effektivere Methode: mit der Belichtungsmischungs-Option in der<br />
Photomatix Pro 4.0 Software, die meistens dazu verwendet wird, um HDR (High<br />
Dynamic Range) Bilder zu kreieren.<br />
0 EV (Angezeigte Belichtung)<br />
Photomatix Pro 4.0<br />
Die Photomatix<br />
Pro Software wird<br />
hauptsächlich<br />
dazu verwendet,<br />
eindrucksvolle HDR<br />
(High Dynamic Range)<br />
Bilder zu kreieren,<br />
aber sie ist auch<br />
ideal, um Belichtungsreihen zu<br />
mischen. Die neueste Version,<br />
4.0, steht als kostenlose<br />
Testversion von www.hdrsoft.<br />
com zum Download bereit.<br />
Also probieren <strong>Sie</strong> es einmal<br />
aus. Wenn <strong>Sie</strong> sich zum Kauf<br />
entschließen, die Vollversion<br />
kostet nur 70 Euro (und umfasst<br />
auch ein Adobe Lightroom Plug-<br />
In), oder ein Plug-In für Apple<br />
Aperture für $79. Egal für welche<br />
Version <strong>Sie</strong> sich entscheiden, die<br />
Investition lohnt sich.<br />
Schritt 1 Befestigen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Kamera an einem Stativ, gestalten <strong>Sie</strong> die Szene und setzen <strong>Sie</strong> den Belichtungsmodus auf die<br />
Blenden-Voreinstellung. Jetzt ändern <strong>Sie</strong> den Belichtungsausgleich um -2 Stopps, machen <strong>Sie</strong> eine Aufnahme, justieren <strong>Sie</strong> den<br />
Belichtungsausgleich auf -1 Stopp, machen <strong>Sie</strong> eine weitere Aufnahme und wiederholen <strong>Sie</strong> das Ganze mit 0, +1 und +2 Stopps.<br />
Somit haben <strong>Sie</strong> eine Gruppe von fünf Aufnahmen von -2 bis +2 Stopps, wobei <strong>Sie</strong> an dem einem Ende einen gut ausgeleuchteten<br />
Himmel, und Schatten am anderen Ende haben.<br />
+2 EV<br />
+1 EV<br />
-1 EV<br />
-2 EV<br />
Schritt 2 Öffnen <strong>Sie</strong> die Photomatix Pro 4.0 Software und<br />
klicken <strong>Sie</strong> auf Belichtungsmischung. Ein Menüfenster öffnet<br />
sich und fordert <strong>Sie</strong> auf, die Dateien, die sie mischen wollen,<br />
auszuwählen. <strong>Sie</strong> können hier direkt mit Raw-Dateien<br />
arbeiten, wenn <strong>Sie</strong> mögen, oder die Quelldateien zunächst<br />
verarbeiten und dann die bearbeiteten Dateien auswählen. <strong>Sie</strong><br />
können hier durch <strong>Ihre</strong> Menüstruktur navigieren, um die<br />
richtigen Dateien zu finden. Alternativ können <strong>Sie</strong> auch<br />
einfach die Quelldateien durch Drag und Drop in das<br />
Dialogfenster ziehen. Klicken <strong>Sie</strong> auf OK, lehnen <strong>Sie</strong> sich<br />
zurück und lassen <strong>Sie</strong> die Software für sich arbeiten.<br />
72 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Und dies ist das Endergebnis – ein perfekter Himmel und<br />
ein perfekter Vordergrund. Das könnten <strong>Sie</strong> mit einem<br />
Neutraldichtefilter nie erreichen, da der hellste Teil des<br />
Himmels in der Mitte des Bildes liegt und diesen mit ND-<br />
Filtern zu kontrollieren, hätte einen negativen Effekt auf die<br />
Gebäude..<br />
Schritt 3 Wenn die Bilder gemischt wurden, sehen <strong>Sie</strong> eine <strong>Vorschau</strong> des endgültigen Bildes<br />
und haben die Möglichkeit, Änderungen einzubringen, wenn es Ihnen nicht hundertprozentig<br />
gefällt. Verschieben <strong>Sie</strong> die Regler für Stärke, Farbsättigung und Mischpunkt und beobachten<br />
<strong>Sie</strong>, wie dies das Aussehen <strong>Ihre</strong>s Bildes verändert. Hier gibt es keine festen Regeln - das ist reine<br />
Geschmackssache. Die Farbsättigung muss oft verstärkt werden. Ein Verschieben des<br />
Stärkereglers nach rechts macht das Bild kräftiger.<br />
Schritt 4 Wenn <strong>Sie</strong> mit dem Effekt zufrieden sind, klicken <strong>Sie</strong> auf Verarbeiten und die<br />
Software wird nun die Bilder für <strong>Sie</strong> kombinieren. Dies dauert gewöhnlich 30 bis 60 Sekunden.<br />
Wenn das Verarbeiten fertig ist, erscheint das gemischte Bild und dann müssen <strong>Sie</strong> ihm nur<br />
noch einen Namen geben und es abspeichern - idealerweise als 16-bit TIFF. Das Bild kann in<br />
Photoshop wie jedes andere digitale Bild geöffnet werden, wo <strong>Sie</strong> dann noch die letzten<br />
Handgriffe, die <strong>Sie</strong> für notwendig erachten, durchführen können, z.B. mit Werkzeugen wie<br />
Ebenen und Kurven.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 73
Leitfaden für Anfänger<br />
REISEFOTOGRAFIE<br />
Denken <strong>Sie</strong> um!<br />
Beliebte Urlaubsziele wurden bereits<br />
tausendfach fotografiert. Wir haben ein paar<br />
Ideen für wirklich einzigartige Aufnahmen.<br />
1) Zeitfaktor<br />
Die meisten Bilder werden in Sekundenbruchteilen abgelichtet.<br />
Wählen <strong>Sie</strong> stattdessen längere Belichtungszeiten. Wenn <strong>Sie</strong> sich mit<br />
einem starken Neutraldichtefilter wie etwa dem B+W 3.0 ausstatten<br />
(der die Belichtungszeiten um zehn Stufen erhöht), können <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong><br />
Bilder mitten am Tag mehrere Minuten lang belichten. Dies erlaubt es<br />
Ihnen, aus Alltagsszenen verblüffende Traumbilder herauszuziehen,<br />
in denen alle beweglichen Motive verschwommen erscheinen,<br />
feststehende Objekte aber scharf bleiben. Über den Himmel<br />
wandernde Wolken werden als pastellfarbene Pinselstriche<br />
aufgezeichnet, während sich das Wasser in Milch verwandelt und<br />
geschäftige Straßen menschenleer aussehen, weil die Passanten und<br />
der Verkehr bei der langen Belichtungsdauer nicht registriert werden.<br />
Das Ergebnis können bizarre und zugleich sehr wirkungsvolle Bilder<br />
sein.<br />
Natürlich brauchen <strong>Sie</strong> hierfür ein Stativ, um die Kamera stabil zu<br />
halten. Da der Filter fast lichtdicht ist, muss die Komposition der<br />
Szene außerdem vor der Aufnahme erfolgen. <strong>Sie</strong> können hierfür auch<br />
die Live View-Funktion der <strong>DSLR</strong> einsetzen.<br />
Wenn alles vorbereitet ist, müssen <strong>Sie</strong> den Verschluss nur noch per<br />
Fernauslöser bedienen und ihn mit der Langzeitbelichtung (Bulb) der<br />
Kamera offenhalten. <strong>Sie</strong> können sich währenddessen gemütlich<br />
zurücklehnen und zusehen, wie die Zeit verstreicht.<br />
2) Actionszenen<br />
Das geschäftige bunte Treiben in fremden Ländern ist einer der<br />
Gründe, warum Reisen so aufregend sind. In den<br />
Entwicklungsländern Afrikas, Asiens und Südamerikas ist dieses<br />
Phänomen besonders ausgeprägt. Auf den überfüllten Straßen und<br />
Märkten wimmelt es von Menschen, Fahrzeugen und oft auch<br />
Nutztieren. Es ist schon eine Herausforderung, die pulsierende<br />
Atmosphäre bildlich festzuhalten. Aber es macht Spaß, und es lohnt<br />
sich. <strong>Sie</strong> müssen sich nur an einem geschäftigen Platz oder einer<br />
betriebsamen Straße aufstellen. Während die Menschen und<br />
Transportmittel an Ihnen vorbeilaufen und -brausen, ziehen <strong>Sie</strong> die<br />
Kamera bei langsamer Verschlusszeit mit. Durch das „Panning“<br />
verschwimmt der Hintergrund, während das eigentliche Motiv relativ<br />
scharf bleibt. <strong>Sie</strong> werden einige Anläufe brauchen, da diese Technik<br />
Übung erfordert. Aber <strong>Sie</strong> können die einzelnen Aufnahmen<br />
überprüfen und <strong>Ihre</strong> Fehler korrigieren. Versuchen <strong>Sie</strong> es mit einer<br />
Verschlusszeit von 1/15 oder 1/30 Sekunde. Stellen <strong>Sie</strong> das<br />
AF-System <strong>Ihre</strong>r Kamera auf Dauerbetrieb und halten <strong>Sie</strong> den<br />
Verschluss offen, während <strong>Sie</strong> mit der Kamera Ihr Motiv verfolgen.<br />
Machen <strong>Sie</strong> sich keine Gedanken, wenn das Motiv ebenfalls einen<br />
leichten Mitzieheffekt aufweist. Dadurch wirkt das Ergebnis noch<br />
actiongeladener.<br />
LEE FROST LEE FROST LEE FROST<br />
3) Detailfragen<br />
Auf Reisen kommt man schnell in Versuchung, immer nur nach<br />
spektakulären Bildern Ausschau zu halten. Scheuen <strong>Sie</strong> sich nicht<br />
davor, auch einmal kleinere Brötchen zu backen. Details können<br />
nämlich ebenso viel Aufschluss über die Atmosphäre eines Ortes<br />
aussagen.<br />
Kuba ist beispielsweise für seine alten amerikanischen „Schlitten“<br />
bekannt. Dabei sind aber Nahaufnahmen von Nummernschildern<br />
oder Reflektionen auf verchromten Motorhauben ebenso effektiv wie<br />
Bilder vom ganzen Auto. Genauso kann ein einfacher<br />
Schnappschuss eines Gondelbugs oder einer Karnevalsmaske die<br />
stimmungsvolle Atmosphäre Venedigs schon perfekt beschreiben.<br />
Ein großartiger Vorteil bei der Aufnahme von Details ist, dass <strong>Sie</strong><br />
einzigartige Szenen einfangen können, die andere Fotografen in der<br />
Form noch nicht gesehen haben. Der Erfolg <strong>Ihre</strong>r Bilder hängt so<br />
auch weniger von der Lichtqualität ab.<br />
Halten <strong>Sie</strong> nicht nur Ausschau nach Einzelheiten, die charakteristisch<br />
für <strong>Ihre</strong>n Urlaubsort sind. Lassen <strong>Sie</strong> die Bilder sprechen, ganz gleich,<br />
was <strong>Sie</strong> aufnehmen.<br />
Suchen <strong>Sie</strong> auffällige kontrastreiche Farbkombinationen sowie<br />
abstrakte Szenen, Muster und Wiederholungen, die dem Betrachter<br />
ins Auge springen. Märkte und Basare sind hervorragende<br />
Fundgruben für diese Art von Aufnahmen. Aber auch jede beliebige<br />
Straße enthält solche Motive, wenn man etwas genauer hinsieht.<br />
Beispiele wären Nahaufnahmen von Wänden, von denen die Farbe<br />
abblättert, Wäsche, die zum Trocknen an die frische Luft gehängt<br />
wurde, oder Fenster und Türen. Wo man nur hinsieht – es gibt überall<br />
Feinheiten zu entdecken.<br />
74 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE<br />
4) Infrarot<br />
Der Umbau von <strong>DSLR</strong>s zu Infrarotkameras wird immer<br />
beliebter, da hiermit direkt bestechende und<br />
ungewöhnliche Aufnahmen möglich sind. Die<br />
Infrarottechnik erweist sich an häufig aufgenommenen<br />
Orten als nützlich, wo es schwer ist, noch originelle<br />
Ergebnisse zu erzielen.<br />
Zu den Merkmalen der Infrarotfotografie zählen<br />
schwarze Himmelspartien, baumwollartige Wolken,<br />
wie Schnee anmutendes Blätterwerk und<br />
gespenstische Hauttöne. <strong>Sie</strong> können den Effekt in der<br />
Landschafts-, Gebäude- sowie People-<strong>Fotografie</strong><br />
anwenden. Die Kamera funktioniert ganz normal, und<br />
es ist kein Spezialfilter erforderlich. Alles, was <strong>Sie</strong><br />
brauchen, ist ein wenig Sonnenschein und viel<br />
Fantasie.<br />
5) Unschärfen<br />
Im Zeitalter der digitalen <strong>Fotografie</strong> sind alle auf der Jagd<br />
nach gestochen scharfen Bildern. Es steht aber nirgendwo<br />
geschrieben, dass ein Bild scharf sein muss! Wenn <strong>Sie</strong><br />
absichtlich etwas Unschärfe in ein Bild hineinbringen,<br />
können <strong>Sie</strong> weitaus expressivere Ergebnisse erzielen. Ein<br />
tolles Hilfsmittel ist hier der Lensbaby Composer (269,99<br />
€). Das Gerät wird anstatt des Objektivs auf die Kamera<br />
gesteckt. Durch Kippen des Composers können Grad und<br />
Ort der Unschärfe auf dem Bild verändert werden. Das<br />
Hauptmotiv bleibt also auf der scharfen „Schokoladenseite“<br />
der Aufnahme. Das Gerät kann bei fast jedem Motiv kreativ<br />
eingesetzt werden und ermöglicht dem Benutzer, seinen<br />
Bildern einen eigenen Stempel aufzudrücken. Der<br />
Composer ist zudem leicht und kompakt. <strong>Sie</strong> werden keine<br />
Probleme haben, ihn mit in die Tasche zu bekommen.
LEE FROST<br />
Beste Reiseideen<br />
✔ Schießen <strong>Sie</strong> eine Serie von<br />
Bildern und fügen <strong>Sie</strong> sie dann<br />
zu einem Panoramabild<br />
zusammen. Märkte, Basare<br />
und Plätze eignen sich<br />
hervorragend für<br />
360°-Bildmontagen.<br />
✔ Machen <strong>Sie</strong> alle Aufnahmen<br />
in Farbe, trauen <strong>Sie</strong> sich aber<br />
auch, einige davon in Schwarz-<br />
Weiß-Bilder umzuwandeln.<br />
Zum Konvertieren können <strong>Sie</strong><br />
Photoshop nutzen.Es gibt aber<br />
noch zahlreiche andere<br />
Plug-ins und Anwendungen,<br />
die <strong>Sie</strong> dafür verwenden<br />
können, wie etwa Silver Efex<br />
Pro von Nik Software.<br />
✔ Warum bohren <strong>Sie</strong> nicht<br />
einfach einmal ein Loch in<br />
einen Gehäusedeckel,um sich<br />
<strong>Ihre</strong> eigene Lochkamera zu<br />
bauen? Das Aufnehmen solcher<br />
Bilder macht Spaß und ist<br />
überraschend effektiv.<br />
✔ Wählen <strong>Sie</strong> nach der<br />
Rückkehr <strong>Ihre</strong> 50<br />
Lieblingsbilder von der Reise<br />
aus und erstellen <strong>Sie</strong> damit ein<br />
Fotobuch. Auf Seiten wie<br />
www.fotobuch.de finden <strong>Sie</strong><br />
weitere Ideen und<br />
Anregungen.
Leitfaden für Anfänger<br />
GARTEN-<br />
Teil 1: Blumen und Pflanzen<br />
Heutzutage ist man so schnell mit dem Auto, Zug oder Flugzeug<br />
verreist, dass man leicht das fotografische Potenzial übersieht,<br />
das im eigenen Garten wartet. In unseren Gärten finden sich vor<br />
allem in dieser Jahreszeit häufig die fotogensten Motive. Hier<br />
wollen wir einmal das Augenmerk auf die Möglichkeiten richten,<br />
die sich direkt vor der Haustür auftun.<br />
DIE MEISTEN LESER werden damit übereinstimmen, dass es im 21. Jahrhundert oft recht<br />
hektisch zugeht. Berufliche und familiäre Verpflichtungen können es dem Hobbyfotografen<br />
erschweren, mit der Kamera nach draußen zu kommen. Und wenn man endlich einmal<br />
eine oder zwei Stunden übrig hat, dann will man auch nicht erst weit fahren, um<br />
Aufnahmen zu machen. Das moderne Leben kann einen so stark in Anspruch nehmen,<br />
dass man wochenlang kein einziges Bild schießen kann. Es ist allerdings möglich, dass viele<br />
Hobbyfotografen eine tolle Bildquelle übersehen: den eigenen Garten, der gewöhnlich nicht<br />
mehr als ein paar Schritte entfernt liegt und es einem erlaubt, seine Zeit als Fotograf voll<br />
auszunutzen, ohne eine einzige Minute für Hin- und Rückweg zu vergeuden.<br />
Im Sommer steht der Garten in voller Blüte. Überall findet man bunte Blumen, blühende<br />
Bäume und interessante Pflanzen. Ob der Garten klein oder groß ist, und ob er nun in der<br />
Stadt oder auf dem Land liegt: Die Motive werden einem dort nicht so schnell ausgehen.<br />
Nahaufnahmen von Blumen sind immer ein beliebtes Thema. Es gibt aber auch noch<br />
andere weniger offensichtliche Möglichkeiten wie beispielsweise Blätterwerk, durch das die<br />
Sonne hindurchscheint, oder abstrakte Aufnahmen, die sich auf Größe, Form und<br />
Konsistenz der Motive konzentrieren.<br />
<strong>Sie</strong> haben keinen Garten? Kein Grund, zu verzagen. Es gibt viele öffentliche Parks und<br />
Gärten, und einer davon liegt ganz bestimmt ganz in <strong>Ihre</strong>r Nähe. Schappen <strong>Sie</strong> sich also die<br />
<strong>DSLR</strong> und gehen <strong>Sie</strong> auf Gartensafari ...<br />
FOTO: HELEN DIXON
Leitfaden für Anfänger<br />
>Gartensafari >Technik und Ausrüstung – Grundlagen<br />
Vorbereitungen für Gartenbilder<br />
Mit unseren erstklassigen Ratschlägen zu Technik und Ausstattung sind <strong>Sie</strong><br />
bestens gerüstet, um überwältigende Gartenaufnahmen zu machen.<br />
EINER DER GROSSEN REIZE der Gartenfotografie<br />
besteht darin, dass <strong>Sie</strong> in <strong>Ihre</strong>m eigenen Garten<br />
hervorragende Bilder machen können, ohne dafür<br />
eine teure Spezialausrüstung zu brauchen. Eine<br />
digitale SLR und ein Objektiv reichen für den Anfang<br />
aus. Bei vielen Gartenbildern möchten <strong>Sie</strong><br />
wahrscheinlich eine Nahaufnahme machen, um das<br />
Motiv ohne seine Umgebung und jeglichen störenden<br />
Hintergrund, wie einen Schuppen, ein Gewächshaus<br />
oder einen Gartenzaun, darzustellen.<br />
Glücklicherweise haben die meisten Standardzooms<br />
eine nützliche Naheinstellgrenze. Während die<br />
„Makro“-Funktion bei derartigen Objektiven nicht<br />
denselben hohen Vergrößerungswert bietet wie ein<br />
echtes, zweckbestimmtes Makro-Objektiv, kann der<br />
Fotograf damit dennoch nah genug an das Motiv<br />
herangehen, um bildfüllende Nahaufnahmen von<br />
größeren Pflanzen, wie einer Dahlie, einer Allium,<br />
einer Lilie und einer Iris, zu machen.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> bereits ein Makro-Objektiv besitzen,<br />
werden <strong>Sie</strong> feststellen, dass es sich gut für die<br />
Gartenfotografie eignet. Mit einem zweckbestimmten<br />
Makro können <strong>Sie</strong> mit hohen Vergrößerungsstufen<br />
fotografieren, bis hin zu 1:1 (Lebensgröße). Damit<br />
können <strong>Sie</strong> perfekt sehr kleine Details aufnehmen,<br />
wie Blütenblätter, scharfe Dornen oder winzige<br />
Wassertröpfchen auf einem Zweig. Nicht alle<br />
Fotografen können die Kosten eines Makros<br />
rechtfertigen, aber es gibt mehrere kostengünstige<br />
Alternativen, wie Nahaufnahmefilter und<br />
Verlängerungsrohre. Nahaufnahmefilter sind in einer<br />
Verwenden <strong>Sie</strong> einen Polarisationsfilter<br />
Ein Polarisationsfilter ist zwar eigentlich besser für seine<br />
Eigenschaft bekannt, blauen Himmel in Landschaftsbildern<br />
zu sättigen, er ist aber auch ein sehr nützliches Zubehör für<br />
die Gartenfotografie. Er entfernt den reflektierenden Glanz<br />
von Blattwerk und Blütenblättern und stellt die natürliche<br />
Lebendigkeit eines Motivs wieder her. So trägt er dazu bei,<br />
dass <strong>Ihre</strong> Aufnahmen farbenprächtig sind und herausstechen.<br />
Diese Filter verringern die Lichtmenge, die in das Objektiv<br />
gelangt. Infolgedessen werden die Verschlusszeiten<br />
verlängert. Dies stellt bei der Verwendung eines Stativs in<br />
ruhigem Wetter kein Problem dar. Aber an windigen Tagen<br />
oder beim <strong>Fotografie</strong>ren mit der Hand kann eine schnellere<br />
Verschlusszeit wichtig sein, um das Risiko des Verwackelns<br />
zu verringern.<br />
Vielzahl von Durchmessern erhältlich und werden<br />
einfach vorne auf das Objektiv geschraubt. <strong>Sie</strong><br />
fungieren wie ein Vergrößerungsglas und ermöglichen<br />
es Ihnen, das Motiv näher zu fokussieren als dies<br />
anderweitig möglich wäre. <strong>Sie</strong> können einen Satz mit<br />
drei Dioptrien mit verschiedenen Stärken für nur etwa<br />
11 Euro kaufen – das ist ein tolles Preis-/<br />
Leistungsverhältnis!<br />
Auch Teleobjektive können für die Gartenfotografie<br />
sehr nützlich sein. Längere Brennweiten, wie das<br />
Teleobjektivende eines 70-300-mm-Zooms scheinen<br />
die Perspektive zu komprimieren. <strong>Sie</strong> weisen<br />
natürlich eine geringere Tiefenschärfe auf und stellen<br />
den Hintergrund schnell unscharf dar. Dies ist perfekt<br />
in Situationen, in denen <strong>Sie</strong> eine einzelne Blüte gezielt<br />
vor einem ansprechenden Farbenspiel isolieren<br />
möchten, beispielsweise eine einzelne Tulpe unter<br />
Dutzenden von Tulpen.<br />
Lassen <strong>Sie</strong> schließlich die kreativen Möglichkeiten<br />
eines Weitwinkels für die Gartenfotografie nicht außer<br />
Acht. Eine kurze Brennweite ist nützlich für das<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von Pflanzen in ihrem jeweiligen<br />
Umfeld. Während <strong>Sie</strong> instinktiv Gartenmotive<br />
vielleicht aus der Nähe aufnehmen möchten, kann<br />
auch eine größere Entfernung durchaus wirkungsvoll<br />
sein. Mit einem Objektiv im Bereich von 17 bis 35<br />
mm können <strong>Sie</strong> auf Grund der verzerrten Perspektive<br />
zum Beispiel dynamisch aussehende Bilder machen.<br />
Mit einem Wort: <strong>Sie</strong> können unabhängig von <strong>Ihre</strong>r<br />
Ausrüstung hervorragende Gartenbilder machen. Viel<br />
wichtiger ist ein gutes, kreatives Auge.<br />
Ohne Polarisationsfilter<br />
Mit Polarisationsfilter<br />
Wichtige Ausrüstung für die<br />
Gartenfotografie<br />
Objektive: Ein<br />
Standardobjektiv im Bereich<br />
18 bis 55 mm reicht für<br />
den Anfang. <strong>Sie</strong> sollten sich<br />
aber auch die Anschaffung<br />
eines Makro-Objektivs für<br />
Nahaufnahmen bzw. eines<br />
Weitwinkelobjektivs für die<br />
detaillierte Aufnahme von weit entfernten Motiven<br />
überlegen. Weitwinkelobjektive können <strong>Ihre</strong>n Aufnahmen<br />
eine gewisse eigenartige Verzerrung verleihen.<br />
Stativ: Ein Stativ ist der<br />
perfekte Begleiter für einen<br />
Gartenfotografen. Es bietet<br />
nicht nur die Stabilität, die <strong>Sie</strong><br />
für verwackelungsfreie Bilder<br />
brauchen, sondern hilft Ihnen<br />
auch dabei, das <strong>Fotografie</strong>ren<br />
langsamer anzugehen, damit <strong>Sie</strong><br />
sich mehr Zeit für eine wohl überlegte Komposition nehmen.<br />
Ein ordentliches Stativ ist für etwa 115 Euro erhältlich.<br />
Stativ-Arm: Der Stativ-Arm<br />
„Wimberley Plamp“ fungiert wie<br />
ein zusätzlicher Arm. Dabei ist<br />
an jedem Ende eine Klemme<br />
angebracht. <strong>Sie</strong> können ein<br />
Ende an einem Stativ-Fuß<br />
befestigen und mit dem<br />
anderen eine Blume festhalten.<br />
Auf Grund des Kugelgelenks kann er schnell positioniert<br />
werden. Er kostet nur etwa 35 Euro – das ist ein echtes<br />
Schnäppchen!<br />
Reflektor: Ein<br />
Reflektor ist nicht nur ein<br />
Beleuchtungszubehör, sondern<br />
hält auch Wind ab. Er reflektiert<br />
natürliches Licht oder Blitzlicht<br />
auf die Pflanzen und stellt so<br />
zusätzliches Licht bereit und<br />
schützt <strong>Ihre</strong> Aufnahmen darüber<br />
hinaus vor Bewegung, die von Wind verursacht werden.<br />
Sprühflasche:<br />
Wassertröpfchen verleihen<br />
Nahaufnahmen von Pflanzen<br />
einen gewissen Maßstab,<br />
Glanz und das gewisse Extra.<br />
Eine Sprühflasche oder<br />
ein Zerstäuber kostet nur<br />
wenige Euro. Aber durch das<br />
Besprühen machen <strong>Sie</strong> ein bis dahin ganz normales<br />
Motiv zu einem außergewöhnlichen Motiv.<br />
Gartenstandpunkte, die <strong>Sie</strong> einmal ausprobieren sollten ...<br />
FOTOS: ROSS HODDINOTT<br />
1) VON OBEN: Einige Motive eignen sich für eine<br />
direkte Aufnahme von oben. <strong>Sie</strong> können symmetrisch<br />
aussehende Kompositionen von Blumen, wie Rosen,<br />
Gerbera oder Dahlien, aufnehmen, indem <strong>Sie</strong> sie mittig<br />
im Sucher der Kamera anordnen.<br />
2) PARALLEL: Ein paralleler Standpunkt<br />
eignet sich am besten für natürlich aussehende<br />
Pflanzenaufnahmen. Mit diesem Standpunkt können<br />
<strong>Sie</strong> auch gut eine Entfernung zwischen dem Motiv und<br />
seinem Hintergrund schaffen, damit der Hintergrund<br />
sauber und diffus wirkt.<br />
3) VON UNTEN: Ein nach oben gerichteter<br />
Aufnahmewinkel eignet sich gut für ungewöhnliche,<br />
dynamisch aussehende Kompositionen, insbesondere<br />
in Kombination mit einem Weitwinkelobjektiv. Ein<br />
Winkelsucher oder das Live-View-System <strong>Ihre</strong>r SLR hilft<br />
Ihnen bei der Komposition.<br />
78 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Sind<br />
<strong>Sie</strong><br />
nah<br />
gen<br />
ug dra<br />
n?<br />
Entsch<br />
eiden<br />
en <strong>Sie</strong> sich<br />
für einM<br />
Makr<br />
akro-O<br />
o-Objekti<br />
ktiv<br />
ode<br />
r eine<br />
inen n Naha<br />
ufnahm<br />
ahmefi<br />
efilte<br />
lter,<br />
um die De<br />
tails<br />
des<br />
Motivs zu v<br />
ergröß<br />
rößern<br />
ern. Eine<br />
gerin<br />
ge<br />
Tiefe<br />
fensch<br />
ärfe k<br />
ann<br />
auch<br />
einen<br />
en sehr<br />
ans<br />
preche<br />
chende<br />
nden n Rahm<br />
en für das Moti<br />
v bild<br />
ilden,<br />
um die Schär<br />
härfe<br />
des Brenn<br />
ennpun<br />
punkts<br />
zu<br />
max<br />
imi<br />
miere<br />
n.
Leitfaden für Anfänger<br />
>Gartensafari >Beleuchtung<br />
Grundlagen der Beleuchtung<br />
Machen <strong>Sie</strong> aus <strong>Ihre</strong>r herkömmlichen Gartenfotografie wunderschöne<br />
Stillleben, indem <strong>Sie</strong> sich mit den Grundlagen des Tageslichts vertraut machen.<br />
WIE AUCH BEI ALLEN ANDEREN THEMEN, ist die<br />
Beleuchtung auch beim <strong>Fotografie</strong>ren der in <strong>Ihre</strong>m Garten<br />
wachsenden und blühenden Pflanzen ein wesentlicher<br />
Faktor für den Erfolg. Mit einer guten Beleuchtung stechen<br />
<strong>Ihre</strong> Bilder aus der Menge hervor, während eine schlechte<br />
Beleuchtung all <strong>Ihre</strong> Bemühungen zunichte macht. Das<br />
frühe Morgen- und das späte Abendlicht eignen sich<br />
traditionell am besten zum <strong>Fotografie</strong>ren. Die tief stehende<br />
Sonne verleiht dem Licht eine warme und weiche Qualität.<br />
Auf Grund von benachbarten Gebäuden, Hecken und<br />
Zäunen werden viele Gärten jedoch bereits frühzeitig in<br />
einen tiefen Schatten getaucht. Infolgedessen müssen<br />
Fotografen möglicherweise bereits mitten am Tag <strong>Ihre</strong><br />
Aufnahmen machen. Das Tageslicht kann sich als hart und<br />
kontrastreich erweisen. Bei Nahaufnahmen haben<br />
Fotografen jedoch wesentlich mehr Kontrolle über das<br />
Licht. Mithilfe von Schatten, variierenden<br />
Aufnahmepositionen und Blitzgeräten bzw. Reflektoren<br />
kann Licht manipuliert werden.<br />
Helles Licht bei bedecktem Himmel ist eine unterschätzte<br />
Form der Beleuchtung, jedoch eine, die sich für das<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von Pflanzen gut eignet. Durch ein schwaches<br />
Licht bei bedecktem Himmel wird der Blendeffekt von<br />
Blattwerk verringert und so die natürliche Farbsättigung<br />
wieder hergestellt. Außerdem wird damit der Kontrast<br />
reduziert, sodass kleinste Details festhalten werden<br />
können, die bei direkter Lichteinstrahlung möglicherweise<br />
verwaschen erscheinen könnten. Wenn das Licht<br />
besonders hart ist, gibt es einen hilfreichen Trick, um den<br />
Kontrast abzuschwächen und ein besseres Ergebnis zu<br />
erzielen: Platzieren <strong>Sie</strong> das Motiv in einem Schatten –<br />
entweder <strong>Ihre</strong>m eigenen Schatten oder dem eines Schirms.<br />
Das <strong>Fotografie</strong>ren bei bewölktem Himmel bringt jedoch<br />
v<br />
Einführung in die<br />
Gartenbeleuchtung<br />
Um die Grundlagen des Lichts bei der Gartenfotografie<br />
zu erklären, ist der Naturfotograf Ross Hoddinott mit<br />
seiner <strong>DSLR</strong> in seinen Garten gegangen. Er sollte bei<br />
hellem Sonnenschein eine Blüte fotografieren und durfte<br />
dafür nur ein Stativ und einen Reflektor verwenden. Ein<br />
klappbarer Silber-/Weiß-Reflektor ist bereits für etwa 17<br />
bis 23 Euro erhältlich, während ein ordentliches Stativ<br />
(das für die Gartenfotografie unverzichtbar ist) etwa 90<br />
bis 115 Euro kostet.<br />
Set-up<br />
auch Nachteile mit sich. Es ist wichtig anzumerken, dass in<br />
diesem Fall die Verschlusszeiten länger sind. Unter<br />
windigen Bedingungen besteht daher ein erhöhtes Risiko,<br />
dass das Motiv versehentlich unscharf wird. Auch die<br />
Scharfstellung und Komposition der Aufnahme gestalten<br />
sich in windigem Wetter schwieriger. Glücklicherweise<br />
findet sich beim <strong>Fotografie</strong>ren in einem Garten<br />
normalerweise ein geschütztes Plätzchen, an dem <strong>Sie</strong> vor<br />
stürmischen Bedingungen geschützt sind.<br />
Ein integrierter Blitz und eine Frontalbeleuchtung können<br />
ein sehr flaches Licht ohne Schatten erzeugen, das in den<br />
meisten Fällen am besten zu vermeiden ist. Licht von oben<br />
von der Mittagssonne kann unschöne dunkle Schatten<br />
unter dem Motiv verursachen. Dies kann beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von einem niedrigen oder parallelen<br />
Standpunkt aus ein Problem darstellen. Bei dieser Art von<br />
Licht ist ein kleiner Silber-/Weiß-Handreflektor ein<br />
unverzichtbares Hilfsmittel. Wenn <strong>Sie</strong> den Reflektor neben<br />
dem Motiv in einem solchen Winkel halten, dass Licht auf<br />
das Motiv zurück reflektiert wird, dass dunkle Schatten<br />
abgemildert werden, ist es möglich, das Licht<br />
auszugleichen und eine besser beleuchtete Nahaufnahme<br />
zu erhalten. <strong>Sie</strong> können die Lichtintensität verändern,<br />
indem <strong>Sie</strong> den Reflektor näher zum Motiv hin bzw. weiter<br />
vom Motiv weg bewegen.<br />
Eine seitliche Beleuchtung eignet sich gut für Gartenmotive,<br />
da dadurch die Struktur aufgewertet und eine bessere<br />
Tiefenwirkung in einem Foto erzielt wird. Um wirklich<br />
beeindruckende Ergebnisse zu erhalten, arbeiten <strong>Sie</strong> mit<br />
Gegenlicht. Mit Gegenlicht kommen kleine Details wie<br />
haariges Blattwerk, Staubblätter und Äderung zur Geltung.<br />
Diese Art des Lichts eignet sich gut für lichtdurchlässige<br />
Motive wie Blätter.<br />
Schritt 1 Ich beschloss, einige Nahaufnahmen zu<br />
machen und entschied mich für einen parallelen<br />
Standpunkt. Ich wählte eine große Blende, nämlich f/2.8,<br />
um eine geringe Tiefenschärfe zu erhalten. Durch die helle<br />
Sonne direkt von oben entstand jedoch ein dunkler,<br />
unschöner Schatten unter der Blüte und entlang des<br />
Stengels.<br />
Gegenlichtaufnahmen von<br />
Pflanzen<br />
Beim <strong>Fotografie</strong>ren von Gartenpflanzen ist das<br />
Gegenlicht eine sehr kreative Form der Beleuchtung.<br />
Damit werden Form und kleinste Details<br />
hervorgehoben, die sonst möglicherweise übersehen<br />
würden. Gegenlicht eignet sich besonders gut für<br />
lichtdurchlässige Motive. Damit wird beispielsweise<br />
jedes winzige Äderchen hervorgehoben, das durch ein<br />
Blatt verläuft. Diese Form der Beleuchtung gehört aber<br />
auch mit zu den technisch anspruchsvollsten. Beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren zur Lichtquelle hin besteht eine erhöhte<br />
Gefahr von Reflexlicht. Bringen <strong>Sie</strong> deshalb eine<br />
Gegenlichtblende an, oder decken <strong>Sie</strong> die Vorderseite<br />
des Objektivs gut mit <strong>Ihre</strong>r Hand oder einem Stück<br />
Karton ab. In Gegenlicht aufgenommene Motive<br />
führen auch das Mehrfachzonenmessgerät einer<br />
digitalen SLR gerne einmal in die Irre. Die Messung<br />
kann manchmal schwanken. Daher ist es beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren mit Gegenlicht wichtig, die Belichtung<br />
regelmäßig zu überprüfen. Sehen <strong>Sie</strong> sich das<br />
Histogramm an, und stellen <strong>Sie</strong> sich darauf ein, dass<br />
<strong>Sie</strong> die Einstellungen für die Belichtungskorrektur<br />
ändern müssen.<br />
Schritt 2 Bei der Arbeit in unmittelbarer Nähe des Motivs<br />
kann ein Kamerablitz eine künstliche Wirkung erzeugen,<br />
wenn er nicht sehr sorgfältig eingestellt wird. Ein Reflektor<br />
ist daher oft die bessere Alternative. Ich habe einen<br />
solchen einfach so schräg gehalten, dass das reflektierte<br />
Licht auf die Blüte fiel, um die Schattenbereiche<br />
abzumildern.<br />
ALL E BILDER: ROSS HODDINOTT<br />
Schritt 3 <strong>Sie</strong> können den Kontrast verringern, indem <strong>Sie</strong><br />
Bilder im Schatten aufnehmen. Wenn nicht gerade zufällig<br />
ein paar Wolken vorüber ziehen, verwenden <strong>Sie</strong> für<br />
kleinere Gartenmotive einfach <strong>Ihre</strong>n eigenen Schatten.<br />
Das <strong>Fotografie</strong>ren im Schatten kann längere<br />
Belichtungszeiten mit sich bringen. Achten <strong>Sie</strong> also auf<br />
mögliche Unschärfen in <strong>Ihre</strong>n Aufnahmen.<br />
Schritt 4 Ich habe die ISO-Empfindlichkeit bei meiner<br />
<strong>DSLR</strong> von 100 auf 200 erhöht, um eine schnellere<br />
Verschlusszeit zu erhalten. Dann wartete ich darauf, dass<br />
der Wind aufhörte, bevor ich auf den Auslöser drückte.<br />
Dieses Mal war die Aufnahme gestochen scharf. Durch die<br />
Regulierung des Lichts sieht dieses Bild wesentlich besser<br />
aus als das Original.<br />
80 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Gegenlichtmotive<br />
Wenn Motive wie Blätter in<br />
Gegenlicht aufgenommen<br />
werden, kommen Details zur<br />
Geltung, die sonst unsichtbar<br />
geblieben wären.
Leitfaden für Anfänger<br />
>Gartensafari >Tiefenschärfe<br />
Hintergrund und Tiefenschärfe<br />
Verleihen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>n Bildern mehr Ausdruck, indem <strong>Sie</strong> die Beziehung<br />
zwischen Blende und Tiefenschärfe zum Isolieren <strong>Ihre</strong>r Motive nutzen.<br />
Beurteilung der Tiefenschärfe<br />
ES MAG EIN KLISCHEE SEIN, aber auf einem Foto ist<br />
weniger wirklich oft mehr. Zu viele Details im Bild oder ein<br />
unübersichtlicher, unordentlicher Hintergrund werten<br />
ansonsten sehr schöne Gartenbilder ab. Selbst wenn<br />
Komposition, Beleuchtung und Belichtung genau passen,<br />
lenken störende Details im Vordergrund und Hintergrund<br />
das Auge des Betrachters vom eigentlichen Motiv ab und<br />
schaden dem Foto insgesamt. Bevor <strong>Sie</strong> also auf den<br />
Auslöser drücken, halten <strong>Sie</strong> einen Moment inne, und<br />
lassen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Augen über das Bild wandern. Alles, was<br />
das Motiv nicht ergänzt, sollte entfernt werden; hierzu<br />
gehören Gräser, tote Blätter, Zweige oder helle<br />
Glanzlichter. Dies geschieht entweder durch Verändern<br />
der Aufnahmeposition oder durch Verändern der<br />
Tiefenschärfe.<br />
Zahllose Fotos sind schon ruiniert worden, weil dem<br />
Fotografen nicht bewusst war, was sich im Hintergrund<br />
abspielte. Störende Elemente lassen sich normalerweise<br />
ganz einfach entfernen.<br />
Verwackeln<br />
Je kleiner die Blende, desto größer die Tiefenschärfe – das<br />
heißt, dass weniger Licht den Sensor erreicht. Wenn <strong>Sie</strong><br />
die Schärfe von vorne nach hinten maximieren möchten,<br />
erhalten <strong>Sie</strong> möglicherweise auch eine langsamere<br />
Verschlusszeit. Verwenden <strong>Sie</strong> also unbedingt ein Stativ.<br />
v<br />
Scharfstellen!<br />
Die Tiefenschärfe wird von der Blendenöffnung<br />
bestimmt. Große Blenden (beispielsweise f/2.8<br />
oder f/4) erzeugen eine geringe Tiefenschärfe,<br />
während kleine Blenden (f/16 oder f/22) für<br />
mehr Schärfe von hinten nach vorne sorgen.<br />
Die gewählte Blende ist maßgeblich für das<br />
Aussehen, die Stimmung und die Atmosphäre<br />
des Endergebnisses. Experimentieren <strong>Sie</strong> also<br />
herum. Obwohl die Schärfe genau stimmen<br />
muss, ist eine geringe Tiefenschärfe ein<br />
hilfreiches Werkzeug für kreatives<br />
<strong>Fotografie</strong>ren. <strong>Sie</strong> können damit das Motiv vor<br />
einem interessanten Farbenspiel isolieren und<br />
das Auge des Betrachters zu einem<br />
beabsichtigten Blickpunkt hin führen –<br />
beispielsweise das Staubblatt einer Blüte oder<br />
ein einzelnes Blütenblatt. Damit können <strong>Sie</strong><br />
sehr künstlerische, abstrakte Ergebnisse<br />
erzeugen.<br />
f/2.8<br />
f/8<br />
Häufig können <strong>Sie</strong> das Problem lösen, indem <strong>Sie</strong> einfach<br />
die Aufnahmeposition ein wenig verändern. Wenn dies<br />
jedoch nicht möglich ist oder dadurch die Komposition<br />
geschwächt wird, müssen <strong>Sie</strong> stattdessen vielleicht ein<br />
wenig „Gartenarbeit“ verrichten. Dies ist eine<br />
angemessene Bezeichnung für eine Technik, bei der<br />
Fotografen den Hintergrund eines Bildes „aufräumen“,<br />
indem sie störendes Blattwerk mit einer Schere entfernen.<br />
Dadurch können Nahaufnahmen stark verbessert werden.<br />
Es ist durchaus in Ordnung, Gräser und tote Blätter von<br />
einem Bildhintergrund zu entfernen. Allerdings sollten <strong>Sie</strong><br />
wegen eines Fotos keine Blumen abschneiden oder<br />
andere Pflanzen beschädigen. In Situationen, in denen <strong>Sie</strong><br />
andere Pflanzen nicht im Bild haben möchten, können <strong>Sie</strong><br />
diese vorübergehend mit einer Schnur zusammenbinden,<br />
damit sie nicht stören. Alternativ können <strong>Sie</strong> durch die<br />
Einstellung einer geringen Tiefenschärfe den Hintergrund<br />
angenehm unscharf machen. Die Blende bestimmt zu<br />
einem großen Teil die Tiefenschärfe (Schärfe von hinten<br />
nach vorne), die in einer Szene aufgenommen wird.<br />
Wählen <strong>Sie</strong> eine große Blendenöffnung (kleine Zahl) im<br />
Bereich zwischen f/2.8 und f/4, wenn <strong>Sie</strong> einen sauberen,<br />
diffusen verschwommenen Hintergrund erzeugen<br />
möchten, der dazu beiträgt, dass das Hauptaugenmerk<br />
auf Ihr Hauptmotiv bzw. den Blickpunkt fällt.<br />
f/4<br />
f/11<br />
Es gibt zwei Möglichkeiten, die Tiefenschärfe in der<br />
Kamera zu überprüfen, ohne eine Aufnahme zu machen.<br />
Mit der traditionellen Tiefenschärfe-<strong>Vorschau</strong>taste, die bei<br />
den meisten <strong>DSLR</strong>s im mittleren und hohen Preissegment<br />
(und auch bei einigen Einstiegsmodellen) in der Nähe des<br />
Objektivanschlusses bzw. des Auslösers zu finden ist,<br />
können <strong>Sie</strong> die Linseniris mit der gewählten Blende<br />
schließen, woraufhin ein dunkles Sucherbild angezeigt<br />
wird, das die Tiefenschärfe in der Szene wiedergibt. Wenn<br />
<strong>Sie</strong> eine Canon EOS mit einer Live-View-Funktion besitzen,<br />
können <strong>Sie</strong> die Tiefenschärfe auf ähnliche Weise mit dem<br />
LCD-Monitor überprüfen.<br />
ALL IMAGES: ROSS HODDINOTT<br />
f/16<br />
f/22<br />
82 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Räumen <strong>Sie</strong> um das Motiv<br />
herum auf!<br />
Um einen schmeichelhaften, sauberen<br />
und diffusen Hintergrund zu erzeugen,<br />
wurde die kleine Blende f/4 ausgewählt.<br />
Hinter der Blüte wurden einige Gräser<br />
entfernt, damit der Hintergrund keine<br />
Ablenkung verursachte. Das Ergebnis ist<br />
eine ansprechende Blütenaufnahme.<br />
Die Aufnahme zeigt, dass es sich lohnt,<br />
sich ein wenig mit dem Hintergrund<br />
eines Bildes zu beschäftigen, bevor <strong>Sie</strong><br />
schließlich auf den Auslöser drücken.
Leitfaden für Anfänger<br />
>Gartensafari >Arbeiten mit Wassertropfen<br />
Wassertropfen<br />
Daniel Lezano erklärt, wie ein Motiv mit<br />
Wassertropfen besser zur Geltung<br />
kommt und das Bild damit aufgewertet<br />
wird.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
BEI SO VIEL REGEN IN UNSEREN BREITENGRADEN ist<br />
es nicht verwunderlich, dass die Herausgabe eines<br />
Leitfadens über das Nachmachen von Regentropfen in<br />
<strong>Ihre</strong>n Gartenfotos ein wenig seltsam anmutet. Leider fällt<br />
der Großteil des Regens in den kälteren Monaten, wenn es<br />
in unseren Gärten keine Blumen mehr gibt. Da es in dieser<br />
Jahreszeit weniger Regenfälle gibt, haben wir keine<br />
andere Wahl als selber für Regentropfen zu sorgen, wenn<br />
wir welche auf unseren Blumen haben möchten.<br />
Das lässt sich ganz einfach mit einer Wassersprühflasche,<br />
einer Gießkanne oder einem Gartenschlauch<br />
bewerkstelligen. Wenn <strong>Sie</strong> eines der beiden<br />
letztgenannten Werkzeuge verwenden, achten <strong>Sie</strong> darauf,<br />
dass die Düse einen Aufsatz hat, mit dem Wasser über die<br />
Blumen gesprüht werden kann. Ein starker Wasserstrahl<br />
könnte empfindliche Blumen und Pflanzen nämlich<br />
beschädigen.<br />
Wassertropfen können sich auf verschiedene Weise auf<br />
den Blumen und Pflanzen im Garten absetzen und damit<br />
zu ganz verschiedenen Ergebnissen führen. Eine der<br />
beliebtesten Varianten sind Tropfen, die von Stengel herab<br />
hängen, normalerweise zu zweit oder zu dritt. Dies ist eine<br />
wirkungsvolle Technik, die noch ausdrucksstärker wird,<br />
wenn Blumen in der Nähe sind, die innerhalb der Tropfen<br />
festgehalten werden, wie in dem Bild oben. Wenn <strong>Sie</strong><br />
diese Technik ausprobieren möchten, wählen <strong>Sie</strong> einen<br />
Standpunkt, bei dem der Hintergrund mit berücksichtigt<br />
wird. Das andere häufig anzutreffende Bild ist wesentlich<br />
einfacher. Hierbei werden Wassertropfen auf Blätter<br />
gesprüht, sodass sie die Oberfläche mit Dutzenden von<br />
Tröpfchen bedecken.<br />
Für diese Aufnahme wollte ich eine Technik ausprobieren,<br />
die ich noch nie gesehen hatte, nämlich einen einzigen<br />
Tropfen zu erzeugen, der auf einer Blüte zu liegen kam und<br />
nicht von ihr herab hing. Meine Blume der Wahl war eine<br />
lilafarbene Allium, wegen ihrer komplexen Mehrfachblüte<br />
eine meiner Lieblingsblumen zum <strong>Fotografie</strong>ren. Ich ging<br />
um die Blume herum und probierte verschiedene Winkel<br />
aus. Ich fotografierte mit der Hand und verwendete ein<br />
100-mm-Makro-Objektiv, damit ich nah rangehen<br />
konnte. Auf Grund des hellen Sonnenlichts stellte ein<br />
mögliches Verwackeln kein Problem dar, aber wegen des<br />
Windes musste ich die Verschlusszeiten relativ hoch<br />
halten, um eine Unschärfe infolge der Bewegung des<br />
Motivs während der Belichtung zu vermeiden. Ich<br />
verwendete die Betriebsart Zeitautomatik, da ich in der<br />
Lage sein wollte, die Tiefenschärfe größtenteils selber<br />
festzulegen.<br />
Wassertropfen bilden sich übrigens einfacher an feuchten<br />
Tagen, wenn also mehr Feuchtigkeit in der Luft ist. Dann<br />
ist auch ihre Haltekraft größer. Gehen <strong>Sie</strong> also gleich in<br />
den Garten hinaus, wenn sich ein Sommergewitter<br />
zusammenbraut, weil sich diese Technik dann besser<br />
anwenden lässt als an heißen, trockenen Tagen.<br />
Set-up<br />
Schritt 1 Zunächst besprühe ich die Allium mit Wasser, um<br />
die Blüte mit einer leichten Feuchtigkeitsschicht zu<br />
bedecken. Die Wasserverteilung ist zwar gut, aber die<br />
Tropfen sind leider zu klein. Das heißt, sie sind im Bild nicht<br />
groß genug. Ich muss nach einer Alternative suchen!<br />
Schritt 2 Ich probiere es mit einem Schlauch, allerdings<br />
mit dem gleichen Ergebnis. Ich beschließe, dass ich<br />
kontrollierter einen größeren Tropfen auftragen muss, und<br />
versuche dies mit einem Strohhalm aus einem Wasserglas.<br />
Ich lege einen Finger auf das obere Ende des Strohhalms<br />
und versuche, die Abgabe von Wasser auf die Blume so gut<br />
ich kann zu kontrollieren.<br />
Schritt 3 Ich brauche einige Versuche, aber schließlich<br />
gelingt es mir, einen großen Wassertropfen auf der Blume<br />
abzusetzen. Dies zeigt, dass die Strohhalmmethode mit ein<br />
wenig Geduld und Glück durchaus funktionieren kann.<br />
Dieser Tropfen ist allerdings viel zu groß, sodass ich die<br />
Allium schüttle und meine Versuche fortsetze, bis ich einen<br />
besseren Tropfen habe.<br />
Schritt 4 Nach einigen weiteren Versuchen habe ich<br />
schließlich einen Tropfen mit einer besseren Größe. Jetzt<br />
muss ich einen geeigneten Standpunkt finden und die beste<br />
Blendeneinstellung auswählen. Ich fotografiere zunächst<br />
von oben, aber das Ergebnis ist zu zweidimensional. Also<br />
verlasse ich meine Position und suche nach Alternativen.<br />
Schritt 5 Ein niedrigerer Standpunkt vermittelt ein mehr<br />
dreidimensionales Gefühl, und die Blüte mit dem Tropfen ist<br />
auf Grund der geringen Tiefenschärfe und einer großen<br />
Blende (f/5.6) deutlich zu sehen. Der unscharfe Vordergrund<br />
stört jedoch ein wenig, und der dunkle Hintergrund ist nicht<br />
ansprechend.<br />
84 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Letztes Bild<br />
Durch die Einnahme eines etwas höheren<br />
Standpunktes wurde die Komposition<br />
deutlich besser. Jetzt dominiert nicht nur das<br />
Motiv das Bild, auch der Vordergrund ist nicht<br />
mehr so überladen, und die grüne Vegetation<br />
im Hintergrund ist wesentlich ansprechender.<br />
Die Blende f/8 liefert auch die perfekte<br />
Tiefenschärfe.
Leitfaden für Anfänger<br />
>Gartensafari >Unkraut<br />
Unkraut, oh herrliches Unkraut!<br />
Daniel Lezano zeigt, dass aus unerwünschtem Unkraut<br />
im Garten hervorragende Stillleben werden können.<br />
WENN ES BEI IHNEN ZUHAUSE NICHT GERADE JEMANDEN GIBT, der sich<br />
ausschließlich dem Garten widmet, wird es wahrscheinlich Bereiche geben, in denen<br />
Unkraut sprießt. Normalerweise wäre hier eine kleine Schaufel zum Ausgraben und eine<br />
Dosis Unkrautvernichtungsmittel angesagt. Aber Löwenzahn ist ein Unkraut, über das<br />
sich Fotografen freuen sollten, da er sehr fotogen ist. Nicht so sehr die eigentliche Blume<br />
verdient <strong>Ihre</strong> Aufmerksamkeit, sondern die Pusteblume. Dieser zarte Kopf besteht aus<br />
kleinen, leichten Samen, die sich lösen und wie ein Fallschirm vom Wind davongetragen<br />
werden. Das macht ihre Schönheit aus, erschwert aber auch gleichzeitig den Umgang mit<br />
der Pflanze. Manchmal ist es möglich, sie zu pflücken und an einen geeigneten Ort zu<br />
bringen; oft ist es aber am besten, sie einfach dort zu fotografieren, wo sie wächst.<br />
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Pusteblume zu fotografieren. Es lohnt sich,<br />
möglichst viele auszuprobieren, bevor sie sich aufgelöst hat. Eine der beliebtesten<br />
Varianten erreichen <strong>Sie</strong>, wenn <strong>Sie</strong> sie von einem niedrigen Standpunkt aus vor einem<br />
dunklen Hintergrund oder blauen Himmel fotografieren. Verwenden <strong>Sie</strong> einen<br />
Polarisationsfilter, um den Kontrast noch zu verstärken. Oder machen <strong>Sie</strong> Serienfotos,<br />
während einige Samen weggeblasen werden, sodass <strong>Sie</strong> sie mitten in der Luft erwischen.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren <strong>Sie</strong> dann die Pusteblume mit den darauf verbliebenen Samen.<br />
Es lohnt sich, alle diese Ideen auszuprobieren, aber für diese Aufnahme habe ich<br />
beschlossen, eine Aufnahme einer etwas anderen Art zu machen. Statt ein<br />
farbenprächtiges Bild von der Pusteblume zu machen, wollte ich ein detailliertes,<br />
monotones und abstraktes Ergebnis erzielen. Ich habe also meine Kamera mit einem<br />
100-mm-Makro-Objektiv auf einer Manfrotto 190XPROB ausgestattet, die eine hilfreiche<br />
Manschette hat, mit der die mittlere Säule schnell für Aufnahmen in einem niedrigen<br />
Standpunkt angepasst werden kann. Es war ein heller Tag, sodass ich eine niedrige<br />
ISO-Empfindlichkeitseinstellung von 100 vorgenommen habe. In der Betriebsart<br />
Zeitautomatik habe ich jede Aufnahme mit f/5.6, f/8 und f/11 gemacht, um die<br />
Tiefenschärfe zu variieren. Die endgültige Auswahl kann ich dann später treffen. Da die<br />
Scharfstellung von entscheidender Bedeutung ist, habe ich Einzelpunkt-AF eingestellt,<br />
um sicherzugehen, dass die Mitte der Pusteblume scharfgestellt wird.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
An Ort und Stelle<br />
Reflektorabdeckung<br />
Weichzeichner<br />
Aufbau 1<br />
Aufbau 2<br />
Aufbau 3<br />
Schritt 1 Löwenzahn ist eines der am häufigsten<br />
auftretenden Gartenunkräuter. <strong>Sie</strong> sollten also keine<br />
Probleme haben, einen zu finden. Ich habe einen entdeckt,<br />
der sich neben meinem Schuppen durch eine Kiesschicht<br />
gekämpft hat (<strong>Ihre</strong> Frau wird sich darüber nicht freuen!).<br />
Hier ist eine „normale“ Aufnahme der Pusteblume, um die<br />
Pflanze in ihrer natürlichen Umgebung zu zeigen. Der grüne<br />
und braune Hintergrund ist nicht sonderlich ansprechend.<br />
Es muss also noch etwas geschehen, um das Ergebnis zu<br />
verbessern.<br />
86 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE<br />
Schritt 2 Ich legte die schwarze Abdeckung meines<br />
Reflektors hinter die Pusteblume. Das sorgt für eine sofortige<br />
Verbesserung, weil sich der weiße Kopf nun viel deutlicher<br />
vom Hintergrund abhebt. Ich muss die Belichtungskorrektur<br />
-1EV auswählen, damit die Details der Pusteblume nicht<br />
verloren gehen. Überprüfen <strong>Sie</strong> die Belichtungen über <strong>Ihre</strong>n<br />
LCD-Monitor. Das Ergebnis ist zwar besser, aber immer noch<br />
zu langweilig. Um die Feinheiten der Pusteblume zu<br />
verdeutlichen, muss ich eine Möglichkeit finden, das Motiv<br />
im Gegenlicht aufzunehmen.<br />
Schritt 3 Die Lösung ist einfach – ich platziere den<br />
Weichzeichner meines 5-in-1-Reflektors hinter der<br />
Pusteblume (<strong>Sie</strong> können auch ein weißes Blatt Papier oder<br />
einen Store verwenden, wenn <strong>Sie</strong> keinen Weichzeichner<br />
haben). Auf Grund des niedrigen Aufnahmewinkels<br />
fotografiere ich mit der Hand und verwende das Stativ zum<br />
Stützen des Weichzeichners. Das Bild ist sofort wesentlich<br />
besser als die früheren Versuche. Das helle Sonnenlicht sorgt<br />
für einen nahezu weißen Hintergrund, und der Löwenzahn<br />
wird fast wie eine Silhouette aufgenommen.
‘De-clutter’ your subject<br />
To create a flattering, clean and diffused<br />
background, a small aperture of f/4 was<br />
selected. A handful of grasses were<br />
removed from the flower’s background<br />
to keep it free of distraction. The result is<br />
an attractive flower portrait. The shot<br />
proves that it is worthwhile taking a few<br />
extra moments to consider the subject’s<br />
background before finally releasing the<br />
shutter.<br />
Wundervolles Unkraut<br />
Eine kurze Bearbeitung in<br />
„Tonwertkorrektur“ (Bild>Korrekturen><br />
Tonwertkorrektur) zur Verbesserung des<br />
Kontrasts des Silhouetteneffekts, die<br />
Aufnahme eines leichten Farbtons mit<br />
Bild>Korrekturen>Farbton/Sättigung,<br />
und schon bin ich fertig.
Leitfaden für Anfänger<br />
>Gartensafari >Öffentliche Gärten<br />
Besuch öffentlicher Gärten<br />
<strong>Sie</strong> haben keinen Garten? Oder Ihr Garten ließe sich passender als Dschungel<br />
beschreiben? Kein Problem. Besuchen <strong>Sie</strong> einen öffentlichen Garten oder Park, um<br />
atemberaubende Bilder zu machen.<br />
GÄRTEN BERGEN ZWEIFELLOS ein großes Potenzial für<br />
Bilder, aber nicht jeder hat einen Garten. Wenn <strong>Sie</strong> in<br />
einem Apartment oder einer Wohnung leben, haben <strong>Sie</strong><br />
möglicherweise keinen Zugang zu einem Garten. Oder<br />
Ihnen macht Gartenarbeit vielleicht keinen Spaß, weshalb<br />
in <strong>Ihre</strong>m Garten nichts Interessantes wächst. Wenn das<br />
der Fall ist, keine Sorge – <strong>Sie</strong> können trotzdem tolle<br />
Gartenbilder machen. Familienmitglieder, Freunde und<br />
Nachbarn lassen <strong>Sie</strong> sicher gerne ihre Pflanzen im Garten<br />
fotografieren. Wenn diese Möglichkeit nicht besteht,<br />
wieso nicht einfach einen der vielen wunderschönen<br />
formellen Gärten besuchen, die im ganzen Land für die<br />
Öffentlichkeit zugänglich sind.<br />
Mit einem kurzen Blick ins Web erfahren <strong>Sie</strong>, welche<br />
Parks und Gärten es in <strong>Ihre</strong>r Nähe gibt. So besitzt<br />
beispielsweise auch die RHS (Royal Horticultural Society)<br />
in Großbritannien mehrere Gärten (die Kontakte zu vielen<br />
weiteren Gärten unterhalten), in denen es gepflegte und<br />
farbenfrohe Pflanzbeete gibt. Die Eintrittspreise sind<br />
normalerweise recht günstig, und <strong>Sie</strong> können den ganzen<br />
Tag Bilder machen.<br />
Formelle Gärten eignen sich hervorragend für einen<br />
Besuch. <strong>Sie</strong> sind voller ungewöhnlicher und exotischer<br />
Pflanzenarten und Bäume, die viel mehr Vielfalt und<br />
Abwechslung bieten als die meisten Privatgärten. Neben<br />
einer Vielzahl von Pflanzen, Büschen und Gräsern gibt es<br />
in formellen Gärten häufig Blumen, die in großer Zahl an<br />
einem Ort wachsen und so ein beeindruckendes<br />
Farbenspiel bieten. <strong>Sie</strong> werden sorgsam gezüchtet und<br />
liebevoll gepflegt, damit sie auch immer makellos<br />
Suchen <strong>Sie</strong> einen öffentlichen Garten<br />
in <strong>Ihre</strong>r Nähe.<br />
Auf der Website www.gartenlinksammlung.de finden <strong>Sie</strong><br />
Informationen über Parks und Gärten in Deutschland. <strong>Sie</strong><br />
können das Verzeichnis nach Postleitzahlen sortiert<br />
durchsuchen. Einen Garten in <strong>Ihre</strong>r Nähe zu finden, sollte<br />
also ein Kinderspiel sein!<br />
aussehen. Monat für Monat fangen verschiedene Blumen<br />
in ihrem natürlichen Lauf zu blühen an, sodass es sich<br />
auch lohnt, denselben Garten im Frühling und Sommer<br />
immer wieder zu besuchen. Die meisten Aufnahmen sind<br />
natürlich nahe liegend: Nahaufnahmen wunderschöner<br />
Blüten und Blätter im Gegenlicht. Bei so vielen exotischen<br />
Pflanzen, die in anderen Ländern zuhause sind, werden<br />
<strong>Sie</strong> jedoch auch jede Menge anderer Bildmotive finden.<br />
Suchen <strong>Sie</strong> nach ungewöhnlichen Blumen – große wie<br />
kleine – entweder mit langen Staubgefäßen oder langen,<br />
farbenprächtigen Ähren, die aus Dutzenden von<br />
Einzelblüten bestehen. Derart filigrane und interessante<br />
Details bieten sich geradezu zum <strong>Fotografie</strong>ren an. Wenn<br />
<strong>Sie</strong> ein wenig mit der Tiefenschärfe und dem Scharfstellen<br />
herum experimentieren, können <strong>Sie</strong> das Endergebnis<br />
vollkommen verändern.<br />
In öffentlichen Gärten gibt es häufig Wasserfälle, kleine<br />
Brunnen, interessante Bogengänge und Pavillons, die<br />
auch oft von strahlenden Blumen oder Kletterpflanzen<br />
umgeben sind. Das sind ideale Fotomotive. Ein kurzes<br />
Teleobjektiv (ca. 50 – 100 mm) eignet sich gut für diese<br />
Art von Gartenbildern; sie flachen die Perspektive ab und<br />
ermöglichen es Ihnen, interessante Bereiche und Details<br />
zu isolieren und hervorzuheben. Behalten <strong>Sie</strong> auch den<br />
Hintergrund im Auge, da in den Bildern natürlich keine<br />
anderen Besucher sein sollten. Warten <strong>Sie</strong> also mit dem<br />
Abdrücken, bis keine Menschen mehr im Bild sind.<br />
Viele Gärten schließen ihre Tore gegen 18:00 Uhr. Für<br />
Fotografen bedeutet das, dass sie die Zeit mit den besten<br />
Lichtverhältnissen verpassen. Nehmen <strong>Sie</strong> sich also bei<br />
<strong>Ihre</strong>m Besuch einen kleinen klappbaren Reflektor mit, um<br />
das natürliche Licht für die Nahaufnahmen ein wenig zu<br />
manipulieren.<br />
Darauf sollten <strong>Sie</strong> achten ...<br />
1) RINDE: <strong>Sie</strong> werden in öffentlichen Gärten häufig<br />
exotische Baumarten finden, die in anderen Ländern<br />
zu Hause sind – wie die Himalaya-Birke und den<br />
Eukalyptusbaum. Viele dieser Bäume haben eine<br />
wunderschön strukturierte, interessant gefärbte<br />
Rinde. Sehen <strong>Sie</strong> es sich aus der Nähe an, die<br />
natürlichen Muster sind einfach unglaublich.<br />
2) FARBENBLÖCKE: In formellen Gärten werden<br />
Blumen häufig in weit größerer Zahl als zuhause<br />
zusammen gepflanzt. Achten <strong>Sie</strong> auf große<br />
Tulpen- oder Narzissenbeete. Probieren <strong>Sie</strong><br />
verschiedene Objektive aus, vom Weitwinkel- bis<br />
zum Teleobjektiv.<br />
ROSS HODDINOTT HELEN DIXON<br />
ROSS HODDINOTT<br />
HELEN DIXON<br />
3) GEBÄUDE: In vielen großen öffentlichen Gärten<br />
gibt es attraktive Gebäude, die häufig teilweise<br />
mit Efeu, Glyzinien oder anderen Rankpflanzen<br />
zugewachsen sind. Mit einem Telezoom können<br />
<strong>Sie</strong> interessante Bereiche isolieren und so perfekte<br />
Kompositionen schaffen.<br />
88 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
Öffentliche Gärten
Leitfaden für Anfänger<br />
MIT DER <strong>DSLR</strong><br />
UMGEHEN<br />
LERNEN!<br />
ENTDECKEN<br />
SIE IHRE <strong>DSLR</strong> –<br />
VERSTECKTE<br />
FUNKTIONEN<br />
KAUM JEMAND WÜRDE BESTREITEN, dass dank<br />
digitaler Spiegelreflexkameras mehr Menschen als<br />
früher Bilder in hoher Qualität aufnehmen können<br />
– und das so einfach und kostengünstig wie nie<br />
zuvor. Die Fülle der Funktionen, insbesondere die<br />
hervorragenden Mess- und Schärfesysteme auf<br />
dem Markt, haben dafür gesorgt, dass scharfe und<br />
gut belichtete Aufnahmen einfacher zu erzeugen<br />
sind als es bisher der Fall war.<br />
Wieviele der zahlreichen Funktionen einer Kamera<br />
tatsächlich genutzt werden, variiert von Fotograf zu<br />
Fotograf: Manche sind besonders<br />
experimentierfreudig und probieren gerne<br />
verschiedene Funktionen und Einstellungen aus,<br />
andere wiederum folgen einem eher pragmatischen<br />
Ansatz und halten sich an bewährte Methoden, um<br />
die gewünschten Ergebnisse zu erhalten. Was<br />
jedoch vor allem zählt ist, gleich mit welcher<br />
Methode, dass <strong>Sie</strong> selbst mit <strong>Ihre</strong>n Bildern<br />
zufrieden sind – und die Vielseitigkeit heutiger<br />
<strong>DSLR</strong>s ermöglicht genau das mit Hilfe einer<br />
Vielzahl von unterschiedlichen Funktionen,<br />
Einstellungen und Modi.<br />
Allerdings sollten <strong>Sie</strong> sich folgendes fragen: Wissen<br />
<strong>Sie</strong> wirklich, was <strong>Ihre</strong> Kamera kann? Sind <strong>Sie</strong><br />
sicher, dass es keinen einfacheren Weg zu <strong>Ihre</strong>n<br />
gewünschten Bildern gibt? Könnte <strong>Ihre</strong> Kamera für<br />
<strong>Ihre</strong> speziellen Motive noch besser eingerichtet<br />
werden, und vor allem: Kann <strong>Sie</strong> noch bessere<br />
Ergebnisse liefern? Leider ist es bei so vielen<br />
Funktionen schwierig, die nützlichen von den<br />
weniger nützlichen zu unterscheiden. Das Ziel<br />
dieses Leifadens ist, <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> einige Geheimnisse<br />
zu entlocken, die Ihnen einfach zu besseren Fotos<br />
verhelfen. Dazu beleuchten wir verschiedene<br />
Möglichkeiten zur Feinabstimmung der Funktionen<br />
<strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong>, damit <strong>Sie</strong> an <strong>Ihre</strong>r Kamera und <strong>Ihre</strong>r<br />
<strong>Fotografie</strong> mehr Freude haben!
Leitfaden für Anfänger<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – VERSTECKTE FUNKTIONEN<br />
Wie man Verwacklungsunschärfen<br />
vermeidet<br />
Kamerabewegungen können ein Foto ruinieren, selbst mit<br />
Kamerastativ. Ein paar versteckte Funktionen können Ihnen<br />
jedoch helfen, so scharfe Bilder zu machen wie nie zuvor!<br />
DIE MEISTEN FOTOGRAFEN sind ständig auf der Suche nach perfekter Schärfe. Wir alle<br />
streben sie an und geben dazu Unsummen für hochwertige Objektive aus, um die<br />
Auflösung unserer Bilder bis auf das Maximum zu steigern. Was aber, wenn wir Ihnen<br />
sagen, dass <strong>Sie</strong> die Schärfe <strong>Ihre</strong>r Bilder ohne Zusatzkosten verbessern können? <strong>Ihre</strong><br />
digitale Spiegelreflexkamera verfügt über einige Funktionen, die <strong>Sie</strong> vor der häufigsten<br />
Ursache unscharfer Bilder schützen können: der Verwacklung.<br />
Beim Verwackeln wird durch die Bewegung der Kamera bei der Belichtung eine leichte<br />
Unschärfe erfasst, was besonders bei langen Verschlusszeiten häufig vorkommt. Damit<br />
nicht zu verwechseln sind Motive, die sich während der Aufnahme bewegen, auf dem<br />
Bild allein unscharf, da der Hintergrund unverändert scharf bleibt.<br />
Mit einer einfachen Faustregel können <strong>Sie</strong> feststellen, ob Verwacklungsgefahr für die<br />
Kamera besteht oder nicht: Liegt der Wert <strong>Ihre</strong>r Verschlusszeit unter dem Wert der<br />
Brennweite des verwendeten Objektivs, so kann Verwacklungsunschärfe auftreten. Zum<br />
Beispiel sollten <strong>Sie</strong> bei einem 50mm-Objektiv als Verschlusszeit mindestens 1/60<br />
Sekunde wählen, während 1/30 Sek. und höher sehr wahrscheinlich durch<br />
Kamerabewegungen zu weniger scharfen Bildern führt; bei einem 200mm-Objektiv<br />
verursachen entsprechend Verschlusszeiten über 1/200 Sek. Probleme. Viele <strong>DSLR</strong>s<br />
und Objektive verfügen über Bildstabilisierungssysteme, die Verwacklungen mit Hilfe<br />
von Gyroskopen erkennen und ausgleichen können – jedoch umfasst ihr Wirkungsgrad<br />
nur ca. drei Stufen.<br />
Das beste Mittel gegen Verwacklungen ist natürlich ein Kamerastativ; sofern <strong>Ihre</strong><br />
Kamera stabil gehalten wird, können <strong>Sie</strong> damit theoretisch jede beliebige Verschlusszeit<br />
verwenden. In der Praxis können allerdings auch bei Nutzung eines Stativs noch andere<br />
Verwacklungsursachen den Spaß trüben: Die erste entsteht durch den Kontakt zum<br />
Menschen – denn schließlich müssen <strong>Sie</strong> immer noch den Auslöser drücken, um eine<br />
Aufnahme zu machen. <strong>Sie</strong> können noch so vorsichtig sein, selbst die leichteste<br />
Bewegung kann zu Bildunschärfen führen. Das können <strong>Sie</strong> jedoch verhindern:<br />
<strong>Sie</strong> können den Verschluss entweder über einen Fernauslöser oder den Selbstauslöser<br />
<strong>Ihre</strong>r Kamera betätigen, sodass bei der Verschlussöffnung keine Berührung stattfindet<br />
bzw. vorhandene Vibrationen abgeklungen sind. Der Vorteil der zweiten Methode ist,<br />
dass sie keine Zusatzausgaben erfordert. Auf vielen <strong>DSLR</strong>s können <strong>Sie</strong> den<br />
Selbstauslöser wahlweise auf zwei oder zehn Sekunden einstellen –zwei Sekunden<br />
reichen aber für die meisten Aufgaben aus. Bei längeren Verzögerungen werden <strong>Sie</strong><br />
durch das Warten nur frustriert – außerdem wird es dadurch schwerer, den richtigen<br />
Moment für <strong>Ihre</strong> Aufnahmen zu finden. Wenn also genaues Timing wichtig ist, sollten<br />
<strong>Sie</strong> sich für einen Fernauslöser entscheiden; diese kosten je nach Hersteller von € 15 bis<br />
€ 200. Am besten fragen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>n Fotohändler nach einem geeigneten Modell.<br />
Nachdem der menschliche Kontakt ausgeschaltet ist, kann noch eine weitere Störquelle<br />
<strong>Ihre</strong> Bilder verwackeln: Jede Spiegelreflexkamera besitzt einen inneren Spiegel, welcher<br />
das Bild zum Sucher reflektiert, aber vor der Verschlussöffnung wegbewegt werden<br />
muss (deshalb wird der Sucher bei jeder Auslösung für einen Moment schwarz). Das<br />
Problem ist, dass selbst diese Bewegung die Kamera verwackeln kann, besonders wenn<br />
sie auf weniger stabilem Grund steht.<br />
Um dies zu umgehen, haben fortschrittliche <strong>DSLR</strong>s eine Spiegel-Arretierung<br />
(„Spiegelvorauslösung“ bzw. „Mirror Lock“): Der Spiegel klappt beim ersten Drücken<br />
des Auslösers nach oben, rastet dort ein, und erst anschließend wird der Verschluss<br />
geöffnet, sodass eventuell vorhandene Schwingungen noch kurz abklingen können.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> diese drei Methoden – Stützung <strong>Ihre</strong>r Kamera durch ein Stativ, Verwendung<br />
eines Fern- oder Selbstauslösers und die Spiegelvorauslösung zur Beseitigung interner<br />
Schwingungen – kombinieren, ist die Verwacklungsgefahr für immer gebannt und <strong>Ihre</strong><br />
Bilder werden so scharf wie es nur möglich ist.<br />
Objektiv mit Bildstabilisator<br />
<strong>DSLR</strong> mit Stoßdämpfer<br />
So minimieren <strong>Sie</strong> Verwacklungen <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong><br />
Der Fern- oder Selbstauslöser <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> und, falls vorhanden, eine<br />
Spiegelvorauslösung helfen Ihnen Verwacklungen zu vermeiden<br />
CANON EOS 1000D<br />
(1) Zum Einschalten des<br />
Selbstauslösers drücken <strong>Sie</strong> die<br />
Drive-Taste auf der Rückseite der<br />
Kamera und stellen als Zeitverzögerung g<br />
entweder zwei oder zehn Sekunden<br />
ein.<br />
(2) Für die Spiegelvorauslösung<br />
drücken <strong>Sie</strong> die Menu-Taste, wechseln<br />
per Vier-Wege-Steuerung zur sechsten<br />
Registerkarte (Schraubenschlüssel-<br />
Symbol) und wählen dort die Option<br />
„Benutzerdefiniert“. Nun aktivieren <strong>Sie</strong><br />
die Funktion mithilfe der Set-Taste.<br />
NIKON D80<br />
(1) Um den Fern- oder Selbstauslöser<br />
zu verwenden, drücken <strong>Sie</strong> die<br />
Drive-Taste auf dem oberen<br />
Bedienfeld und wählen auf dem<br />
kleinen LC-Display das<br />
entsprechende Symbol aus.<br />
Folgende <strong>DSLR</strong>-Modelle von Nikon<br />
bieten die Spiegelvorauslösung an:<br />
D90*, D300, D700, D3, D3x (auf der<br />
D90 heißt es „Verzögerter<br />
Belichtungsmodus“, d. h. der Spiegel<br />
klappt eine Sekunde vor der<br />
Belichtung auf).<br />
OLYMPUS E-420/E-520<br />
(1) Um den Fern- oder Selbstauslöser<br />
zu verwenden, drücken <strong>Sie</strong> die<br />
Drive-Taste auf dem oberen Bedienfeld d<br />
und wählen auf dem hinteren<br />
LCD-Bildschirm das entsprechende<br />
Symbol aus.<br />
(2) Drücken <strong>Sie</strong> die MENÜ-Taste,<br />
wechseln <strong>Sie</strong> zur zweiten Registerkarte, e,<br />
wählen <strong>Sie</strong> dort den Anti-Shock-Modus<br />
und stellen <strong>Sie</strong> als Verzögerung eine<br />
Zeit zwischen 1 und 30 Sekunden ein.<br />
Folgende <strong>DSLR</strong>-Modelle von Olympus<br />
bieten die Spiegelvorauslösung an:<br />
E-420, E-520, E-620, E-30, E-3.<br />
PENTAX K200D<br />
(1) Um den Fern- oder Selbstauslöser<br />
zu verwenden, drücken <strong>Sie</strong> die<br />
Fn-Taste auf der Rückseite, wählen<br />
mit der Vier-Wege-Steuerung die<br />
Drive-Funktion und anschließend das<br />
entsprechende Symbol aus.<br />
Mit dem Zwei-Sekunden-<br />
Selbstauslöser wird automatisch<br />
auch die Spiegelvorauslösung<br />
aktiviert. Folgende <strong>DSLR</strong>-Modelle von<br />
Pentax bieten diese Funktion an:<br />
K-m, K200D, K20D, K-7<br />
2<br />
1<br />
2<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
Viele Objektive und digitale Spiegelreflexkameras besitzen eingebaute Bildstabilisatoren – für<br />
längere Belichtungszeiten erweist sich die Spiegelvorauslösung jedoch als weitaus effektiver.<br />
SONY ALPHA 200<br />
(1) Um den Selbstauslöser zu<br />
verwenden, drücken <strong>Sie</strong> die Drive-Taste<br />
auf dem oberen Bedienfeld und wählen<br />
als Zeitverzögerung entweder zwei oder<br />
zehn Sekunden aus. Ein Anschluss für<br />
den Fernauslöser befindet sich an der<br />
linken Seite der A200.<br />
Spiegelvorauslösung bieten nur die<br />
Modelle Alpha 700 und Alpha 900 an;<br />
in Verbindung mit dem Fern- oder<br />
Selbstauslöser der Kamera können<br />
damit Verwacklungen minimiert<br />
werden.<br />
1<br />
92 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Gestochen scharfe Ergebnisse!<br />
Landschaftsfotografen zählen zu den<br />
Perfektionisten, wenn es um die Schärfe<br />
ihrer Bilder geht: Neben besonderer Sorgfalt<br />
beim Fokussieren und Wählen der Blende,<br />
nutzen die meisten einen Fernauslöser bzw.<br />
die Spiegelvorauslösung, um den Verschluss<br />
mit geringstmöglicher Vibration zu öffnen.<br />
ROSS HODDINOTT
Leitfaden für Anfänger<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – VERSTECKTE FUNKTIONEN<br />
Verwacklungsfreie<br />
Landschaftsaufnahmen<br />
Ross Hoddinott zeigt uns, was man mit einem Stativ und der<br />
Spiegelvorauslösungsfunktion so alles erreichen kann.<br />
BEI LANDSCHAFTSAUFNAHMEN besteht immer die Gefahr des Verwackelns. Wenn man<br />
eine kleine Blende wählt, um viel Tiefenschärfe zu erlangen und dabei einen niedrigen<br />
ISO-Wert für höchstmögliche Bildqualität wählt, hat dies zur Folge, dass die Verschlusszeit<br />
sehr wahrscheinlich eher lang sein wird – auch bei sonnigem Wetter. Deswegen ist ein Stativ<br />
für diese Art von <strong>Fotografie</strong> unverzichtbar. Aber selbst mit einem Stativ besteht noch immer die<br />
Gefahr des Verwackelns. Lesen <strong>Sie</strong> hier, wie <strong>Sie</strong> mit einem Fernauslöser oder einem<br />
Selbstauslöser das Risiko der Unschärfe reduzieren und wie <strong>Sie</strong> außerdem mit der<br />
Spiegelvorauslösungsfunktion <strong>Ihre</strong>r Kamera bessere Ergebnisse erzielen können.<br />
Grundausrüstung für verwacklungsfreie Fotos<br />
Ein stabiles Stativ ist ein unverzichtbares Zubehör und<br />
wenn <strong>Sie</strong> das Richtige kaufen, wird es Ihnen viele<br />
Jahre lang gute Dienste tun. Aber wie findet man<br />
das Richtige? Es ist immer ein Kompromiss: <strong>Sie</strong><br />
möchten etwas Solides, aber es soll nicht so schwer<br />
sein, dass <strong>Sie</strong> es dann doch nicht mitschleppen. Bei<br />
einem Stativ-Test in einer unserer letzten Ausgaben<br />
haben haben sich das Velbon Sherpa 750R und das<br />
Manfrotto 190XPROB als besonders gut erwiesen.<br />
Außerdem sollten <strong>Sie</strong> in einen Fernauslöser investieren,<br />
weil er eine Alternative zum Selbstauslöser bietet und<br />
man damit berührungsfrei auslösen kann.<br />
Aus der Hand Bei 1/15 Sekunden bei f/22 ist<br />
es nicht überraschend, dass ein aus der Hand<br />
aufgenommenes Foto verwackelt und somit<br />
unscharf ist. Nichtsdestotrotz benötige ich eine<br />
kleine Blende, um das Bild auf allen Ebenen<br />
scharf zu bekommen. Nun könnte ich zum<br />
Ausgleich die ISO-Einstellung heraufsetzen, aber<br />
ich benutze stattdessen lieber ein Stativ und<br />
erhalte somit die Bildqualität.<br />
Stativ Die Kamera auf ein Stativ zu stellen, hat<br />
die Bildschärfe schon enorm verbessert, aber<br />
wenn man die kleineren Details heran zoomt,<br />
kann man immer noch Unschärfe finden. Das liegt<br />
vermutlich daran, dass ich beim Berühren des<br />
Auslösers ein ganz klein wenig an der Kamera<br />
gewackelt habe. Ich muss einen Weg finden, den<br />
Auslöser zu betätigen, ohne ihn zu berühren.<br />
Stativ und Selbstauslöser Die einfachste<br />
Methode, die Kamera auf einem Stativ auszulösen,<br />
ohne sie zu berühren, ist der eingebaute<br />
Selbstauslöser. Damit berührt man die Kamera zwar<br />
noch, aber bis zum Moment des Auslösens ist jede<br />
Bewegung zum Stillstand gekommen. Viele <strong>DSLR</strong>s<br />
bieten die Option, die Verzögerung des<br />
Selbstauslösers auf zwei oder zehn Sekunden<br />
einzustellen.<br />
Stativ und Fernauslöser Noch besser ist ein<br />
Fernauslöser. Er erlaubt es Ihnen, die Kamera<br />
auszulösen, ohne dass sie zu wackeln beginnt und<br />
ermöglicht dabei ein präziseres Timing, da er ohne<br />
Verzögerung arbeitet. Dies kann sich besonders in<br />
schnell wechselnden Lichtverhältnissen als<br />
sinnvoll erweisen, so wie es mir bei diesen<br />
Aufnahmen ergangen ist.<br />
94 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
BILDSTABILISIERUNG<br />
Viele Kameras (und Objektive) verfügen heute<br />
über ein Bildstabilisierungssystem, was beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand sehr nützlich sein<br />
kann. Bei der Benutzung eines Stativs sollten <strong>Sie</strong><br />
es jedoch immer ausschalten.<br />
PROFI-TIPPS<br />
Spiegelvorauslösung Sogar mit einem<br />
Selbst- oder Fernauslöser kann es noch zu<br />
Verwacklungsunschärfe kommen, weil der Spiegel<br />
der Kamera schwingt, wenn sich der Verschluss<br />
öffnet. In meinem letzten Bild habe ich mit der<br />
Spiegelvorauslösungsfunktion meiner D700 den<br />
Spiegel an die Seite bewegt, bevor ich mit dem<br />
Fernauslöser ausgelöst habe. Wie <strong>Sie</strong> sehen<br />
können, ist dieses Foto das bei weitem Schärfste.
Leitfaden für Anfänger<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – VERSTECKTE FUNKTIONEN<br />
So machen <strong>Sie</strong> das Beste aus<br />
Schlaglichtern und Schatten<br />
Szenen mit extremen Licht- und Schattenverhältnissen können die<br />
Grenzen des Sensors <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> überschreiten. Es gibt aber einige<br />
Funktionen, die Ihnen beim Fotografi eren unter kontrastreichen<br />
Lichtbedingungen helfen können.<br />
WIR HABEN ES ALLE SCHON ERLEBT. Ein strahlender Sommertag, kein Wölkchen am<br />
Himmel. Ein Freund, der selber nicht fotografiert, sieht unsere Kamera, grinst enthusiastisch<br />
und meint: „Super Wetter zum <strong>Fotografie</strong>ren, nicht?“ Aber natürlich garantiert strahlendes<br />
Sommerwetter nicht immer tolle Fotos, weil es so große Kontraste mit sich bringt.<br />
Nun haben wir natürlich nichts gegen den Sommer, aber es ist schon eine Tatsache, dass die<br />
Kamerasensoren mit grellem Sonnenlicht so ihre Probleme haben. Eine gewöhnliche<br />
Freiluftszene kann an einem sonnigen Tag extreme Licht- und Schattenverhältnisse von bis zu<br />
12 Stufen Unterschied hervorbringen; digitale Spiegelreflexkameras erkennen aber im JPEG<br />
Modus höchstens fünf. Das bedeutet: wenn <strong>Sie</strong> die Belichtung auf die Schlaglichter<br />
ausrichten, sind die schattigen Bereiche zu dunkel, und wenn <strong>Sie</strong> die Belichtung auf die<br />
Schatten ausrichten, sind die Schlaglichter zu hell. Wenn <strong>Sie</strong> die Belichtung auf die mittleren<br />
Helligkeitsstufen ausrichten, gehen sowohl Schlaglichter, als auch Schatten verloren. Damit<br />
haben <strong>Sie</strong> eindeutig ein Problem!<br />
Ihr nicht-fotografierender Freund kann diesen Sachverhalt nicht verstehen, da das<br />
menschliche Auge erstaunliche 20 Stufen des Kontrastumfangs (so wird diese Helligkeitsskala<br />
auch genannt) erkennen kann. Das wiederum gibt uns einen Hinweis, wie wir dieses Problem<br />
lösen können. In den vergangenen Jahren haben die Kamerahersteller den Kontrastumfang,<br />
den <strong>DSLR</strong>s bewältigen können, immer weiter vergrößert, aber diese zusätzlichen<br />
Informationen werden verworfen, wenn ein JPEG erstellt wird, da diese Dateien lediglich 256<br />
Helligkeitsstufen unterbringen können. Aber was wäre, wenn die zusätzlichen Helligkeitsstufen<br />
so zusammengequetscht werden könnten, dass sie in das JPEG Dateiformat passen?<br />
Das ist, einfach ausgedrückt, genau das, was die <strong>DSLR</strong>s von Canon, Nikon und Sony mit <strong>Ihre</strong>r<br />
Highlight Priority, D-Lighting und Dynamic Range Optimisation Funktion machen. <strong>Sie</strong><br />
unterscheiden sich alle ein wenig voneinander und die Mathematik, die dahinter steckt, ist so<br />
kompliziert, dass sich die Werbetexte dafür anhören, als seien sie vom Magischen Zirkel<br />
veröffentlicht. Das Resultat ist aber jedes Mal dasselbe: die Tonwerte des Bildes werden<br />
komprimiert, das heißt: die Schlaglichter werden ein wenig abgedunkelt und die Schatten<br />
werden leicht aufgehellt. Der Effekt ist zwar nur sehr subtil, aber das soll er ja auch sein.<br />
Ohne Active D-Lighting<br />
So stellen <strong>Sie</strong> das Histogramm <strong>Ihre</strong>s LCD Displays ein<br />
Wenn <strong>Sie</strong> losziehen wollen, um zu fotografieren, sollten <strong>Sie</strong> Ihr LCD Display<br />
so einstellen, dass es das Histogramm darstellt. So können <strong>Sie</strong> die Belichtung<br />
kontrollieren.<br />
CANON EOS 1000D<br />
(1) Sobald <strong>Sie</strong> ein Bild aufgenommen<br />
haben, drücken <strong>Sie</strong> den<br />
Wiedergabeschalter an der rechten<br />
unteren Ecke des LCD Displays.<br />
(2) Wenn Ihr Bild auf dem Monitor<br />
erscheint, drücken <strong>Sie</strong> den DISP<br />
Schalter oberhalb des Displays. So<br />
wechseln <strong>Sie</strong> das Display Format und<br />
zeigen das Histogramm an. Wenn <strong>Sie</strong><br />
den Schalter noch einmal drücken,<br />
gelangen <strong>Sie</strong> zum RGB Histogramm,<br />
aber wir empfehlen Ihnen, mit dem<br />
Standard Histogramm zu arbeiten.<br />
NIKON D80<br />
(1) Sobald <strong>Sie</strong> ein Bild aufgenommen<br />
haben, drücken <strong>Sie</strong> den<br />
Wiedergabeschalter an der oberen<br />
linken Ecke des LCD Displays.<br />
(2) Drücken <strong>Sie</strong> auf dem<br />
Vierfachschalter nach oben oder nach<br />
unten, bis das Histogramm erscheint.<br />
Es zeigt das Standardhistogramm<br />
unter einer verkleinerten <strong>Vorschau</strong><br />
<strong>Ihre</strong>s Fotos und RGB Histogramme<br />
auf der rechten Seite.<br />
OLYMPUS E-420/E-520<br />
(1) Sobald <strong>Sie</strong> ein Bild aufgenommen<br />
haben, drücken <strong>Sie</strong> den<br />
Wiedergabeschalter an der oberen<br />
linken Ecke des LCD Displays.<br />
(2) Wenn Ihr Foto auf dem Display<br />
erscheint, drücken <strong>Sie</strong> den INFO<br />
Schalter an der linken Seite des<br />
Displays, um das Format zu<br />
wechseln. <strong>Sie</strong> können zwischen<br />
einem RGB Histogramm oder dem<br />
Standard Histogramm wählen.<br />
1<br />
1<br />
2<br />
2<br />
1<br />
2<br />
PENTAX K200D<br />
Mit Active D-Lighting<br />
(1) Sobald <strong>Sie</strong> ein Foto aufgenommen<br />
haben, drücken <strong>Sie</strong> den<br />
Wiedergabeschalter an der linken<br />
unteren Ecke des LCD Displays.<br />
(2) Wenn das Bild auf dem Display<br />
erscheint, drücken <strong>Sie</strong> den INFO<br />
Schalter links neben dem Display, um<br />
das Format zu wechseln und das<br />
Histogramm anzuzeigen.<br />
1<br />
2<br />
SONY ALPHA 200<br />
(1) Sobald <strong>Sie</strong> ein Bild aufgenommen<br />
haben, drücken <strong>Sie</strong> den<br />
Wiedergabeschalter an der linken<br />
unteren Ecke des LCD Monitors.<br />
(2) Wenn das Bild auf dem Display<br />
erscheint, drücken <strong>Sie</strong> den DISP<br />
Schalter links neben dem LCD<br />
Display um das Format zu wechseln<br />
und das Histogramm anzuzeigen.<br />
2<br />
1<br />
Der ausgebrannte Himmel wird von der Active D-Lighting Funktion der Nikon D90 gerettet, die<br />
mehr Details der Schlaglichter erfasst, dabei aber die mittleren Helligkeitsstufen und die Schatten<br />
nicht verändert.<br />
96 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
PROFI-TIPPS<br />
VERWENDEN SIE EINEN<br />
NEUTRAL-DICHTEFILTER<br />
Wenn <strong>Sie</strong> eine große Fläche strahlend blauen<br />
Himmels in <strong>Ihre</strong>m Bildausschnitt haben, können <strong>Sie</strong><br />
dafür sorgen, dass noch weniger Details der<br />
Schlaglichter verloren gehen, indem <strong>Sie</strong> einen<br />
Neutraldichtefilter verwenden. Dieser trägt dazu bei,<br />
u bei,<br />
den Kontrastreichtum in der Szene zu verringern.<br />
n.<br />
Die perfekte Belichtung!<br />
In schwierigen Lichtverhältnissen sollten<br />
<strong>Sie</strong> Dynamic Range Expansion<br />
verwenden. So stellen <strong>Sie</strong> sicher, dass<br />
der Sensor so viele Informationen wie<br />
möglich erfasst.<br />
FOTO: HELEN DIXON
Leitfaden für Anfänger<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – VERSTECKTE FUNKTIONEN<br />
SO NATÜRLICH WIE MÖGLICH. Je nach Kamera kann ein um zwei Stufen erhöhter<br />
Dynamikumfang bedeuten, dass <strong>Sie</strong> zusätzliche durch den Kamerasensor erfasste Details<br />
mit in die JPEG-Datei packen können, was beim Nachbearbeiten und Ausdrucken der Datei<br />
sehr hilfreich sein kann.<br />
Auch, wenn <strong>Sie</strong> mit einer Erhöhung um sieben Stufen immer noch nicht alle Daten eines<br />
hellen Sonnentags erfassen werden, kann die DRI-Funktion Ihnen in vielen Situationen<br />
helfen. Wenn <strong>Sie</strong> das nächste Mal Außenaufnahmen machen, sollten <strong>Sie</strong> einfach<br />
unabhängig vom Wetter eigene Experimente durchführen, und sowohl mit als auch ohne<br />
erhöhtem Dynamikumfang Bilder aufzeichnen. Es wird selten ein großer Unterschied zu<br />
sehen sein. Eine relativ kleine Verbesserung bei der Aufnahme von Details kann aber<br />
durchaus dafür sorgen, dass <strong>Ihre</strong> Bilder etwas besser aussehen.<br />
WARUM SOLLTE ICH DEN DYNAMIKUMFANG ANPASSEN?<br />
Wenn man Bilder aufnimmt, wie entscheidet man dann, ob die Ausgabe zu dunkel oder zu<br />
hell ist? Das mag jetzt wie eine Scherzfrage klingen, ist aber ernst gemeint. Wahrscheinlich<br />
schauen <strong>Sie</strong> die meiste Zeit auf den LCD-Monitor <strong>Ihre</strong>r Kamera und verwenden die<br />
Darstellung, um abzuschätzen, wie das Bild zuhause auf dem Computer aussehen wird. An<br />
dieser Herangehensweise ist zwar nichts falsch. Doch ist der LCD-Monitor einer<br />
Spiegelreflexkamera ein recht grobes Messwerkzeug. Die Anzeige wird Ihnen nicht immer<br />
verraten können, ob <strong>Sie</strong> beispielsweise konturlose Schatten oder grelle Stellen im Bild<br />
haben. In der hellen Sonne sehen Bildschirme immer zu dunkel aus. Auch wird selten die<br />
volle Bandbreite an Farbtönen angezeigt, die man in der JPEG-Datei festgehalten hat.<br />
Aber keine Angst: Moderne Kameras sind schlaue Technikmonster mit Funktionen, die es<br />
Ihnen ermöglichen, die Belichtung vor Ort zu überprüfen. Die nützlichste dieser Funktionen<br />
ist das Histogramm – eine grafische Darstellung der Pixelzahl verschiedener<br />
Helligkeitsstufen im Bild.<br />
Weitere nützliche Belichtungshilfen auf dem LCD-Monitor sind die Warnungen zu den<br />
hellsten Bildteilen und den Schatten. Wenn die beiden Funktionen eingeschaltet sind,<br />
leuchten die über- oder unterbelichteten Bildteile auf, denen es an Detailgenauigkeit fehlt.<br />
Durch regelmäßigen Einsatz dieser Funktion können <strong>Sie</strong> lernen, Probleme zu erkennen, die<br />
Belichtung anzupassen oder zum Ausgleich den Dynamikumfang zu erhöhen.<br />
PROFI-TIPPS<br />
IMMER IM SCHATTEN!<br />
Ein LCD-Displayschutz ist ein günstiges<br />
Zubehörteil, das auf dem LCD-Monitor sitzt und es<br />
Ihnen erlaubt, das Bild an hellen Tagen auf dem<br />
Bildschirm weitaus besser zu sehen.<br />
LCD-Warnung<br />
Wenn <strong>Sie</strong> lernen, den LCD-Monitor zur Überprüfung<br />
der Belichtung per Histogramm zu verwenden,<br />
werden <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Erfolgschancen erheblich vebessern<br />
. Eine weitere LCD-Funktion, die sich lohnt, ist der<br />
Belichtungsalarm, der den Benutzer vor verloren<br />
gegangenen Details in Schattenbereichen und hellen<br />
Bildteilen anhand von blinkenden Pixelstellen warnt.<br />
Die Warnung kann in Form schwarzer oder bunter<br />
Pixel auf dem Bildschirm erscheinen.<br />
Raw-Bilder für das Maximum an Information<br />
Ein erhöhter Dynamikumfang kann helfen, helle und dunkle Stellen unter Kontrolle zu<br />
bringen. Die Funktion stellt aber immer noch einen größtenteils automatisch ablaufenden<br />
Prozess dar, auf den <strong>Sie</strong> wenig Einfluss haben. Um die Tonwertkontrolle im Bild wirklich in<br />
die eigene Hand zu nehmen, sollten sie <strong>Ihre</strong> Bilder als Raw-Dateien aufnehmen.<br />
JPEG-Bilder können in jedem ihrer drei Farbkanäle (rot, grün und blau) nur je 256<br />
Helligkeitsstufen beinhalten, während bei Raw-Dateien bis zu 16.384 Stufen pro Kanal der<br />
Standard sind. Das bedeutet, dass <strong>Sie</strong> an den hellsten und dunkelsten Bildstellen ganz<br />
einfach Details wieder herausarbeiten können, wenn <strong>Sie</strong> bei Adobe Camera Raw (der Teil in<br />
Adobe Elements und Photoshop, der für Raw-Dateien zuständig ist) die Funktionen zum<br />
Abdunkeln (Recovery) und zum Aufhellen (Fill Light) richtig einsetzen. Auch andere<br />
Raw-Programme verfügen über diese Funktionen. Dort sind sie allerdings etwas anders<br />
benannt. Denken <strong>Sie</strong> daran, dass das Aufhellen dunkler Schatten das digitale Bildrauschen<br />
in den betreffenden Bereichen verstärken kann. <strong>Sie</strong> können dem Problem durch die<br />
sogenannte „Belichtung nach rechts“ aus dem Weg gehen, bei der <strong>Sie</strong> das Bild etwas zu<br />
stark belichten (eine halbe Stufe sollte genügen), damit das Histogramm weiter rechts liegt.<br />
Dies ist eine Technik für Fortgeschrittene, bei der die Tatsache ausgenutzt wird, dass die<br />
Sensoren bei Weitem mehr Details in hellen Bereichen aufnehmen als in dunklen Partien.<br />
Original Aufnahme<br />
Mit der Option zum Aufhellen (Fill Light) werden selektiv nur die Schattenbereiche einer<br />
Szene heller gemacht. Hierbei werden die zusätzlichen Helligkeitsstufen, die in der<br />
Raw-Datei gespeichert sind, in den JPEG-Bereich hinein verschoben.<br />
98 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
FOTO: ROSS HODDINOTT
Leitfaden für Anfänger<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – VERSTECKTE FUNKTIONEN<br />
Rauschunterdrückung<br />
und Bildaufwertung<br />
<strong>Digitale</strong>s Rauschen kann jedes Foto ruinieren. Befolgen <strong>Sie</strong> unsere Tipps, um mit<br />
<strong>Ihre</strong>r digitalen Spiegelreflexkamera sauberere und hellere Bilder aufzunehmen.<br />
DAS RAUSCHEN IST DER ALBTRAUM eines jeden Fotografen! Wir meinen damit jedoch<br />
nicht etwa das Meeresrauschen bei Strandaufnahmen. In der digitalen <strong>Fotografie</strong> beschreibt<br />
der Begriff „Rauschen“ Störungen, die als Farbflecken sichtbar werden.<br />
Bei höheren ISO-Einstellungen ist die Gefahr größer, weil der Verschluss der Kamera länger<br />
geöffnet ist. Es sind also vor allem Schnappschüsse bei schlechten Lichtverhältnissen, die<br />
davon betroffen sind.<br />
Zu den Quellen für Bildrauschen auf dem Sensor der Digitalkamera gehören: Hitze, durch die<br />
auch ohne Lichteinfall auf dem Chip kleine Ladungen entstehen, Wechselwirkungen zwischen<br />
benachbarten Pixeln, und alltägliche Hintergrundstrahlung (einschließlich kosmischer<br />
Strahlung aus dem All!). Bei erhöhten ISO-Einstellungen an der <strong>DSLR</strong> tritt das Phänomen<br />
noch deutlicher zutage. Gleichzeitig mit dem verstärkten Signal des Sensors wird auch das<br />
Rauschen prägnanter.<br />
Das Ganze ist ein komplizierter Prozess. Uns als Fotografen interessiert dabei nur, dass man<br />
sich mit Bildrauschen seine Fotos verderben kann, und dass es Mittel und Wege gibt, dagegen<br />
vorzugehen. Wenn <strong>Sie</strong> sich durch das Menü <strong>Ihre</strong>r Kamera navigieren, werden <strong>Sie</strong> einen Punkt<br />
finden, der als Rauschreduzierung oder -unterdrückung (oft abgekürzt als NR) bezeichnet<br />
wird. Diese Funktion können <strong>Sie</strong> ein- und ausschalten. Die Rauschreduzierung gibt es in zwei<br />
Varianten: für lange Belichtungszeiten und für hohe ISO-Werte.<br />
Bei ersterer werden die Auswirkungen des Rauschens bei lange geöffnetem Verschluss<br />
ausgeglichen. Die Funktion setzt in der Regel bei Verschlusszeiten von einer Sekunde und<br />
mehr ein. Bei dem Verfahren wird das Bild noch einmal über dieselbe Dauer wie bei der<br />
eigentlichen Aufnahme aufgezeichnet, allerdings bei geschlossenem Verschluss, sodass der<br />
Sensor im Dunkeln liegt. Das Ergebnis ist ein „Vergleichsbild“ ohne Rauscheffekt, das dann mit<br />
dem Original abgeglichen wird, um ein rauschfreies Ergebnis herzustellen. Soweit die Theorie.<br />
In der Realität funktioniert die Methode nie zu 100 Prozent genau. Besonders hilfreich und<br />
effektiv ist sie bei Nachtaufnahmen. Der Nachteil ist die zusätzliche Zeit, die zwischen den<br />
Aufnahmen gebraucht wird. Wenn <strong>Sie</strong> eine Verschlusszeit von 30 Sekunden gewählt haben,<br />
braucht die Kamera danach weitere 30 Sekunden, um die Rauschunterdrückung für lange<br />
Belichtungszeiten anzuwenden. In dieser Zeit können <strong>Sie</strong> die Kamera nicht verwenden.<br />
Bei der ISO-Rauschunterdrückung werden die Auswirkungen des Bildrauschens bei<br />
empfindlichen ISO-Einstellungen unterdrückt. Dieser Prozess ist um Einiges undurchsichtiger<br />
als bei erstgenannter Methode. Hierzu sind komplizierte mathematische Berechnungen nötig,<br />
mit denen die störenden Flecken kompensiert werden sollen, die durch das digitale Rauschen<br />
entstehen. Leider gehen dabei auch Details im Bild verloren. Bei einigen <strong>DSLR</strong>s kann man<br />
daher die Stärke der ISO-Rauschunterdrückung einstellen.<br />
Bei schwachem Licht hat der Fotograf zwei Optionen: Er kann den ISO-Wert erhöhen oder<br />
längere Verschlusszeiten wählen. Bei beiden Ansätzen besteht das Risiko des Bildrauschens,<br />
gegen das wir dank der beiden Techniken zur Rauschunterdrückung aber vorgehen können.<br />
Aber welche der beiden Methoden ist besser? Als Faustregel gilt, dass es im Normalfall<br />
vorteilhafter ist, die Kamera auf einem stabilen Stativ zu befestigen und eine lange<br />
Verschlusszeit zu nutzen, anstatt den ISO-Wert nach oben zu schrauben, damit man die<br />
Kamera in der Hand halten kann. Daran ändern auch die bahnbrechenden Neuerungen in der<br />
Sensortechnik innerhalb der letzten 18 Monate nichts, bei denen Modelle wie die Nikon D700<br />
und die Canon EOS 5D MkII herausgekommen sind, die auch bei hohen ISO-Werten<br />
herausragende Ergebnisse liefern.<br />
Lange Verschlusszeit<br />
ISTOCK<br />
Hohe ISO-Werte<br />
RITCHIE PATTON<br />
Einstellung der Rauschunterdrückung an der Kamera<br />
Die Rauschunterdrückung ist oft in der verzweigten Menüstruktur gut versteckt. Wir<br />
zeigen Ihnen, wie <strong>Sie</strong> die Option auf einigen gängigen <strong>DSLR</strong>s finden.<br />
CANON EOS 1000D<br />
(1) Drücken <strong>Sie</strong> die MENÜ-Taste oberhalb b<br />
des LCD-Monitors.<br />
(2) Navigieren <strong>Sie</strong> mit der Menüsteuerung<br />
zur sechsten Registerkarte<br />
(Schraubenschlüssel-Symbol) und scrollen<br />
<strong>Sie</strong> nach unten zu den benutzerdefinierten n<br />
Funktionen. Drücken <strong>Sie</strong> dann SET.<br />
<strong>Sie</strong> finden hier Einstellungen für die<br />
Rauschunterdrückung bei langen<br />
Belichtungszeiten sowie bei hohen<br />
ISO-Werten. Drücken <strong>Sie</strong> SET, um eine<br />
Einstellung auszuwählen. Durch erneutes<br />
Drücken von SET aktivieren <strong>Sie</strong> diese.<br />
NIKON D80<br />
(1) Drücken <strong>Sie</strong> die MENÜ-Taste links<br />
neben dem LCD-Monitor.<br />
(2) Scrollen <strong>Sie</strong> mit der<br />
Menüsteuerung zum Aufnahmemenü<br />
(zweite Registerkarte links) und gehen<br />
<strong>Sie</strong> nach unten, um die<br />
Rauschreduktion für lange<br />
Verschlusszeiten oder hohe ISO-Werte<br />
auszuwählen.<br />
(3) Wählen <strong>Sie</strong> die gewünschte<br />
Einstellung aus und bestätigen <strong>Sie</strong> die<br />
Auswahl mit OK.<br />
OLYMPUS E-420/E-520<br />
(1) Drücken <strong>Sie</strong> die MENÜ-Taste links<br />
neben dem LCD-Monitor.<br />
(2) Scrollen <strong>Sie</strong> mit der<br />
Menüsteuerung zur ersten<br />
Registerkarte ( 1), und wählen <strong>Sie</strong><br />
entweder die Rauschunterdrückung<br />
für lange Verschlusszeiten oder den<br />
Filter bei Einsatz hoher ISO-Werte aus.<br />
(3) Wählen <strong>Sie</strong> die gewünschte<br />
Einstellung aus und bestätigen <strong>Sie</strong> die<br />
Auswahl mit OK.<br />
PENTAX K200D<br />
(1) Drücken <strong>Sie</strong> die MENÜ-Taste oben<br />
links am LCD-Monitor.<br />
(2) Scrollen <strong>Sie</strong> mit der<br />
Menüsteuerung zur letzten<br />
Registerkarte (C) mit den<br />
benutzerdefinierten Einstellungen.<br />
Scrollen <strong>Sie</strong> nach unten, um die<br />
Einstellung 10 für lange<br />
Verschlusszeiten oder 11 für hohe<br />
ISO-Werte auszuwählen. Drücken <strong>Sie</strong><br />
die Menüsteuerung nach rechts,<br />
wählen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Einstellung aus und<br />
bestätigen <strong>Sie</strong> die Auswahl mit OK.<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
3<br />
3<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
SONY ALPHA 200<br />
In der digitalen <strong>Fotografie</strong> gibt es zwei wichtige Formen des Bildrauschens: Eine davon zeigt sich bei<br />
langen Belichtungszeiten, während die andere bei hohen ISO-Werten auftritt. Die meisten digitalen<br />
SLRs bieten Funktionen zur Rauschunterdrückung, um das Problem zu bekämpfen.<br />
(1) Drücken <strong>Sie</strong> die MENÜ-Taste unten<br />
links am LCD-Monitor.<br />
(2) Scrollen <strong>Sie</strong> mit der<br />
Menüsteuerung zur dritten<br />
Registerkarte ( 2) und navigieren<br />
<strong>Sie</strong> bis nach unten, um den<br />
Rauschfilter für lange Verschlusszeiten<br />
oder hohe ISO-Werte auszuwählen.<br />
Drücken <strong>Sie</strong> die Taste in der Mitte der<br />
Menüsteuerung (AF) um die Auswahl<br />
zu treffen. Drücken <strong>Sie</strong> zur Bestätigung<br />
erneut die AF-Taste.<br />
1<br />
2<br />
100 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
PROFI-TIPPS<br />
RAUSCHUNTERDRÜCKUNG MIT<br />
SOFTWARE<br />
<strong>Sie</strong> können Raw-Dateien nachbearbeiten, indem <strong>Sie</strong><br />
Rauschfilter für hohe ISO-Werte verwenden. Der<br />
Erfolg des Verfahrens hängt aber von der Software ab.<br />
Manche Programme sind genauso gut wie die<br />
Kamera selbst, andere sogar noch besser.<br />
Schwaches Licht? Kein Problem!<br />
Bei niedrigen ISO-Werten ist das Rauschen<br />
kein wirklich großes Problem, es sei denn, <strong>Sie</strong><br />
verwenden lange Verschlusszeiten von<br />
mehreren Sekunden. Wenn <strong>Sie</strong> ein Modell aus<br />
der neueren <strong>DSLR</strong>-Generation besitzen,<br />
werden <strong>Sie</strong> feststellen, dass <strong>Sie</strong> nur selten auf<br />
dieses Problem stoßen.<br />
FOTO: ROSS HODDINOTT
Leitfaden für Anfänger<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – VERSTECKTE FUNKTIONEN<br />
Wie die Rauschunterdrückung<br />
die Bildqualität beeinträchtigt<br />
Mark Bauers Vergleichsset bei schwachem Licht zeigt ziemlich klar,<br />
wie sich die Rauschreduktion auf die Bildqualität auswirkt.<br />
BEI SCHLECHTEN LICHTVERHÄLTNISSEN haben <strong>Sie</strong> die Wahl: <strong>Sie</strong> können die<br />
Kamera auf ein Stativ stellen, um bei langer Verschlusszeit mit der Rauschunterdrückung<br />
für lange Belichtungszeiten zu arbeiten. Alternativ können <strong>Sie</strong> die Kamera in der Hand<br />
halten, den ISO-Wert erhöhen und die Rauschunterdrückung für empfindliche<br />
ISO-Einstellungen nutzen. Welche dieser beiden Methoden funktioniert am besten? Wir<br />
haben den Fotografen Mark Bauer gebeten, mit seiner Canon EOS 5D MkII für uns die<br />
Probe aufs Exempel zu machen.<br />
Wie in den unten dargestellten Ergebnissen ersichtlich sind die auf dem Stativ mit<br />
längeren Verschlusszeiten gemachten Bilder schärfer und weisen weniger Bildrauschen auf.<br />
1) Rauschunterdrückung bei langen Verschlusszeiten Die Leistung der Canon<br />
EOS 5D MkII bei langen Verschlusszeiten ist ohnehin schon brillant. Aber mit der<br />
entsprechenden Rauschunterdrückung waren die Ergebnisse noch überzeugender.<br />
Durch die Entfernung des bereits geringen Bildrauschens wurde das Bild etwas weicher<br />
– aber nicht so sehr, dass dies ein Grund zur Kritik wäre. Eine beeindruckende Leistung.<br />
2) Rauschunterdrückung bei hohen ISO-Werten Mark verwendete eine<br />
ISO-Einstellung von 6400, um eine Verschlusszeit zu ermöglichen, die es ihm erlaubte, die<br />
Kamera in der Hand zu halten. Die Rauschunterdrückung für hohe ISO-Werte lieferte eine<br />
gute Bildqualität. Allerdings werden die Bilder bei dieser Art der Rauschunterdrückung<br />
weicher als mit der anderen Methode<br />
Bei jeder Art von eingebauter Rauschunterdrückung werden die Bilder etwas weicher, und<br />
es ist grundsätzlich immer besser, die Funktion zu nutzen, als das Risiko des Bildrauschens<br />
einzugehen. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse empfehlen wir Ihnen, die <strong>DSLR</strong> auf<br />
einem Stativ zu befestigen, eine lange Verschlusszeit zu wählen, und das Bild per Fern- oder<br />
Selbstauslöser aufzunehmen, um das Bild vor Verwacklungen zu schützen.<br />
Rauschunterdrückung bei hohen ISO-Werten AUS /<br />
Lange Verschlusszeit (in der Hand)<br />
ISO 3200<br />
Rauschunterdrückung bei hohen ISO-Werten EIN /<br />
Lange Verschlusszeit (in der Hand)<br />
ISO 3200<br />
Rauschunterdrückung bei langen Verschlusszeiten AUS /<br />
Hoher ISO-Wert (Stativ)<br />
Rauschunterdrückung bei langen Verschlusszeiten EIN /<br />
Hoher ISO-Wert (Stativ)<br />
ISO 100<br />
ISO 100<br />
102 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
PROFI-TIPPS<br />
TESTEN SIE DIE RAUSCHUNTER-<br />
DRÜCKUNG SELBST!<br />
Die Intensität des Bildrauschens und die Effektivität der<br />
Rauschunterdrückung sind bei jedem Bild anders.<br />
Machen <strong>Sie</strong> also eine Aufnahmereihe mit und ohne<br />
Rauschunterdrückung bei verschiedenen ISO-Werten,<br />
und vergleichen <strong>Sie</strong> die Ergebnisse miteinander.<br />
rten,
Leitfaden für Anfänger<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – VERSTECKTE FUNKTIONEN<br />
Feinabstimmung der <strong>DSLR</strong><br />
Wie gut kennen <strong>Sie</strong> das Menü und die<br />
Funktionen <strong>Ihre</strong>r Kamera? Wenn <strong>Sie</strong> sich durch<br />
den Verzeichnisbaum dieser Menüs hangeln,<br />
finden <strong>Sie</strong> Einstellungen, mit denen sich<br />
praktisch sämtliche Funktionen <strong>Ihre</strong>r Kamera<br />
steuern lassen. Es lohnt sich, die Kamera so<br />
einzustellen, wie man es selbst gern hätte. Hier<br />
sind unsere Lieblingsoptionen ...<br />
Individuelle Einstellung der <strong>DSLR</strong>!<br />
Nehmen <strong>Sie</strong> sich einige Minuten Zeit, um bei einer Tasse Kaffee neue Tipps zu <strong>Ihre</strong>r<br />
digitalen SLR zu lesen, die Ihnen garantiert dabei helfen, besser zu fotografieren!<br />
ISTOCK<br />
DATEINUMMERIERUNG<br />
Über diese Einstellung<br />
können <strong>Sie</strong> wählen, ob die<br />
Nummerierung mit jeder<br />
neuen Memory Card<br />
wieder von 0001<br />
beginnt, oder die Bilder<br />
fortlaufend durchnummeriert riert werden<br />
sollen. Wir empfehlen Ihnen die Auswahl der<br />
zuletzt genannten Einstellung. Andernfalls haben<br />
<strong>Sie</strong> am Ende unterschiedliche Bilder mit<br />
identischen Dateinamen und laufen Gefahr,<br />
versehentlich ein Bild durch ein anderes zu<br />
ersetzen. Manche <strong>DSLR</strong>s ermöglichen auch die<br />
Anpassung der Buchstaben im Dateinamen auf<br />
die eigenen Initialen (zum Beispiel: DPL0127.<br />
jpg).<br />
EINSTELLUNG DER EINGABERÄDER<br />
Wenn <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> über<br />
zwei Einstellräder<br />
verfügt und es <strong>Sie</strong><br />
schon immer geärgert<br />
hat, dass über das<br />
Daumenrad die<br />
Verschlusszeit<br />
gewählt wird, während <strong>Sie</strong><br />
über das vordere Rad mit dem Zeigefingerdie<br />
Blendengröße einstellen, wird es <strong>Sie</strong> freuen, dass<br />
es bei manchen <strong>DSLR</strong>s möglich ist, die<br />
Funktionen zu vertauschen. Darüber hinaus kann<br />
oft auch noch festgelegt werden, in welche<br />
Richtung das Rad sich drehen soll, um die Werte<br />
zu erhöhen oder zu senken. Bei Olympus-<strong>DSLR</strong>s<br />
ist es sogar möglich, die Drehrichtung des<br />
Fokusrings zu verändern!<br />
HÖRBARES PIEPSEN<br />
Die Welt der Fotografen nn<br />
ist gespalten: Der einen<br />
Hälfte gefällt es, wenn<br />
ein hörbares Piepsen<br />
sie darüber in Kenntnis<br />
setzt, dass der richtige<br />
Fokus erreicht wurde,<br />
die andere Hälfte empfindet dies als<br />
störend. Wenn <strong>Sie</strong> zum zweiten Lager gehören,<br />
suchen <strong>Sie</strong> in <strong>Ihre</strong>r Kamera den entsprechenden<br />
Menüpunkt, um das Geräusch abzustellen.<br />
SUCHERGITTER<br />
Gehören <strong>Sie</strong> auch zu den<br />
Leuten, die es nie<br />
schaffen, die Kamera<br />
gerade zu halten? Dann n<br />
ist die Möglichkeit zum<br />
Zuschalten von<br />
Gitterlinien, wie dies in<br />
vielen <strong>DSLR</strong>s von Nikon möglich ist, auf<br />
jeden Fall ein Vorteil. Andere Hersteller bieten<br />
Gitterlinien für die Komposition in Live View, was<br />
für Gebäudefotos besonders nützlich ist.<br />
FUNKTIONSTASTE<br />
Viele <strong>DSLR</strong>s bieten eine e<br />
Funktionstaste, die <strong>Sie</strong><br />
so einstellen können,<br />
dass dadurch<br />
verschiedene<br />
vordefinierte Aktionen<br />
aufgerufen werden können. nen.<br />
Derartige Aktionen umfassen das Aktivieren<br />
von Live View, das Umschalten in den<br />
Raw-Modus, das Einschalten eines speziellen<br />
Messmusters oder die Auswahl eines<br />
bestimmten AF-Bereichs.<br />
Automatischer ISO-Modus<br />
Als es noch Fotofilme gab, suchte man sich seinen ISO-Wert aus, und war für die nächsten<br />
36 Aufnahmen darauf festgenagelt. In der Welt digitaler <strong>Fotografie</strong> sind ISO-Werte aber nur<br />
mehr eine von vielen Variablen wie etwa Blendengrößen und Verschlusszeiten. <strong>Sie</strong> können<br />
die ISO-Parameter an der Kamera in halben oder drittel Stufen über etwa sieben Stufen<br />
hinweg einstellen. Das sind mehr Einstellungsoptionen als normale Objektive für den<br />
Blendenbereich bieten.<br />
Die meisten <strong>DSLR</strong>s verfügen über eine automatische ISO-Einstellung, bei der der Wert an die<br />
Lichtverhältnisse angepasst wird (je schlechter, umso höher der ISO-Wert). Der Sinn besteht<br />
meistens darin, die Verschlusszeit niedrig zu halten, um freihändiges Aufnehmen zu ermöglichen. Manche Pentax- und<br />
Samsung-<strong>DSLR</strong>s gehen sogar so weit, einen ISO-Prioritätsmodus (SAv) zu verwenden, bei dem sowohl Verschlusszeit als auch Blende<br />
feststehen, und nur die ISO-Empfindlichkeit an das Licht angepasst wird.<br />
Die automatische ISO-Einstellung ist besonders nützlich für Straßenfotografen. Bei veränderlichen Lichtbedingungen und knappen<br />
Zeitvorgaben bemerkt man nicht immer, ob die Verschlusszeit der Kamera so lang ist, dass sich Verwacklungen ergeben könnten. Zum<br />
Ausgleich dreht man die ISO nach oben. Diese Aufgabe kann die Kamera auch selbst übernehmen!<br />
Viele <strong>DSLR</strong>s ermöglichen die Anpassung der automatischen ISO-Funktion. Hierfür wird eine bestimmte Verschlusszeit angegeben, ab<br />
der die Kamera stattdessen die ISO-Werte verändert. <strong>Sie</strong> können hier auch den maximalen ISO-Wert angeben, was für die<br />
Funktionstüchtigkeit der Automatik nicht unerheblich ist. Je mehr nämlich die ISO-Empfindlichkeit steigt, umso schlechter wird<br />
gewöhnlich die Bildqualität, und es macht sich Bildrauschen bemerkbar. Es lohnt sich, mit der Kamera einige Erfahrungswerte zu<br />
sammeln, um die eigene ISO-Grenze als noch zu tolerierenden Maximalwert zu definieren. Wenn <strong>Sie</strong> zu den Glücklichen gehören, die<br />
eine hochwertige Kamera mit Vollformatsensor wie etwa die EOS 5D MkII oder die Nikon D700 ihr Eigen nennen, kann der Wert bei<br />
ISO 3200 oder höher liegen. Für die meisten Anwender sind aber ISO-Werte zwischen 640-800 wie etwa bei der Canon EOS 450D<br />
oder der Nikon D90 realistischer.<br />
Live View-Modus<br />
Die Live View ermöglicht wie bei der Kompaktkamera die<br />
Bildkomposition auf dem LCD-Monitor anstatt durch den<br />
Sucher der <strong>DSLR</strong>. Bei der ersten Einführung sprachen viele von<br />
einer netten Spielerei. Inzwischen wird diese Technologie aber<br />
auch zu anderen Zwecken eingesetzt. Der offensichtlichste<br />
Vorteil der Live View ist, dass sie mühelos unter verschiedenen<br />
Betrachtungswinkeln verwendet werden kann. Auf diese Art ist<br />
es um Längen einfacher, in Menschenmassen von unten nach<br />
oben oder über die Köpfe der Leue hinweg zu fotografieren. Es<br />
gibt aber noch andere Vorzüge. Manche Fotografen sagen, über<br />
das Display sei einfacher zu erkennen als über den Sucher, ob<br />
eine Komposition funktioniere oder nicht. Und wenn man die<br />
Kamera in den Schwarz-Weiß-Modus stellt, kann man die<br />
Szene vor sich als <strong>Vorschau</strong> betrachten. Daneben wird bei<br />
einigen <strong>DSLR</strong>s (insbesondere bei Canon und Pentax) in der Live<br />
View die Blende berücksichtigt. Die Funktion kann also<br />
verwendet werden, um die Schärfentiefe und die Wirkung der<br />
ND-Verlaufsfilter zu beurteilen.<br />
Oben: Live View kann nützlich sein zur Komposition<br />
eines Bildes..<br />
104 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – VERSTECKTE FUNKTIONEN<br />
FOTO: ROSS HODDINOTT<br />
AUSSCHALTEN DER<br />
BILDANZEIGE<br />
Eine Funktion, bei der sich die<br />
Geister fast genauso scheiden<br />
wie beim hörbaren Piepsen ist<br />
die automatische Bildanzeige.<br />
Hierbei erscheint das zuletzt aufgenommene Bild<br />
kurz nach Betätigung des Verschlusses auf dem<br />
LCD-Display. Hierbei wird nicht nur zusätzlich<br />
Batterie verbraucht. Die Funktion kann auch<br />
ziemlich störend sein, wenn man durch den Sucher<br />
schaut. Manche Fotografen schalten die direkte<br />
Anzeige auch aus einem anderen Grund aus: Es ist<br />
einfach zu verlockend, sich das Bild gleich<br />
anzusehen. Und während man noch mit dem<br />
letzten Schnappschuss beschäftigt ist, verpasst<br />
man andere gute Szenen, die sich vor einem<br />
abspielen. In manche <strong>DSLR</strong>s ist auch eine<br />
automatische Abschaltung eingebaut, die helfen<br />
soll, Energie zu sparen. Die Funktion kann in der<br />
Regel im Menü der Kamera aktiviert oder angepasst<br />
werden.<br />
Bildstile/Filtereffekte<br />
Das Tolle an der digitalen Photographie ist, dass man Faktoren wie die Farbsättigung,<br />
den Kontrast und die Schärfe beim Bearbeiten der Bilder am Computer steuern kann.<br />
Aber wussten <strong>Sie</strong> schon, dass das auch mit der Kamera möglich ist? Die Mehrzahl der<br />
digitalen SLRs eröffnet dem Benutzer die Möglichkeit, die Bildeinstellungen auf diese<br />
Art zu verbessern. Manche arbeiten mit vorab definierten Bildeinstellungen wie etwa<br />
für Landschafts- oder Porträtbilder, während andere dem Anwender eine individuellere<br />
Steuerung von Einstellungen wie Helligkeit, Kontrast und Sättigung offen halten. Die<br />
vorgenommenen Einstellungen können nachher auch als benutzerdefinierte Presets<br />
abgespeichert werden. Wenn <strong>Ihre</strong> Kamera die manuelle Steuerung der<br />
Bildeinstellungen vorsieht, können <strong>Sie</strong> beispielsweise folgendermaßen vorgehen:<br />
Versuchen <strong>Sie</strong>, die Farbsättigung so weit wie möglich nach unten zu drehen, ohne ein<br />
komplett schwarz-weißes Bild zu erzeugen. Stellen <strong>Sie</strong> dann den Kontrast so hoch wie<br />
möglich ein. Dadurch erzeugen <strong>Sie</strong> eine harte, kühle Optik, die ausgezeichnet für<br />
beeindruckende Porträts geeignet ist. Landschaftsfotografen ziehen unter Umständen<br />
genau das Gegenteil vor: eine maximale Sättigung bei normalen Kontrastwerten.<br />
Einsatz des Histogramms<br />
Wenn <strong>Sie</strong> mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> ein Foto machen, sehen <strong>Sie</strong> sich das Ergebnis bestimmt gleich<br />
danach auf dem LCD-Monitor an der Kamerarückseite ausgiebig an. Dagegen ist natürlich<br />
nichts einzuwenden. Ist dies doch einer der größten Vorteile digitaler <strong>Fotografie</strong>. Aber kann<br />
man den <strong>Vorschau</strong>bildern auch trauen? Die Antwort heißt: teilweise ja. Man kann die Bilder<br />
vergrößern und überprüfen, ob die Schärfe in Ordnung ist. Daneben gibt die <strong>Vorschau</strong><br />
natürlich auch Aufschluss über die Komposition und den Rahmen. Was jedoch die<br />
Belichtung angeht, so reichen die bescheidenen Mittel des Displays nicht mehr aus.<br />
Die Aufnahmen können vor allem durch natürliches Licht stark beeinträchtigt werden.<br />
Helles Sonnenlicht lässt die Bilder unterbelichtet erscheinen, während bei schwachem<br />
natürlichen Licht alles zu hell aussieht. Die Lösung für das Problem ist das Histogramm der<br />
Kamera. Dieses Hilfsmittel gibt dem Benutzer eine grafische Darstellung zur Verteilung<br />
verschiedener Farbtöne auf dem Bild an die Hand. Auf der X-Achse sind die Farbtöne vom<br />
reinen Schwarz auf der linken Seite, bis zum reinen Weiß ganz rechts aufgereiht. Die<br />
Y-Achse steht für die jeweiligen Pixelzahlen, die pro Ton im Bild vorhanden sind.<br />
Sehen <strong>Sie</strong> das Histogramm nicht als Auflistung harter Fakten, sondern nutzen <strong>Sie</strong> es<br />
vielmehr dafür, um Tendenzen und Kurven zu erkennen. In einem durchschnittlichen Bild,<br />
das ordentlich belichtet ist und viele verschiedene Farbtöne enthält, ist über das gesamte<br />
Histogramm hinweg eine gleichmäßige Verteilung der Farbtöne zu erwarten. Ist die<br />
Aufnahme jedoch unterbelichtet, ist das Histogramm nach links zur schwarzen Seite hin<br />
verschoben. Bei Überbelichtung ergibt sich eine Verschiebung des Scheitels nach rechts.<br />
Das Histogramm bietet eine viel verlässlichere Angabe der Belichtungsqualität, als sie das<br />
Bild selbst auf dem Display je liefern könnte.<br />
Dies gilt natürlich nur bei „normalen“ Bildern. Wenn <strong>Sie</strong> High-Key oder Low-Key-Szenen<br />
(das heißt, Bilder mit überwiegend dunklen oder hellen Tönen) aufnehmen, können <strong>Sie</strong><br />
davon ausgehen, dass das Histogramm auf eine Seite verschoben ist. Wenn <strong>Sie</strong> wissen,<br />
worauf <strong>Sie</strong> im Histogramm achten müssen, können <strong>Sie</strong> es aber auch in diesem Fall<br />
verwenden, um sich der perfekten Belichtung anzunähern.<br />
OBEN: Auswahl der Bildstile im Menü und<br />
unter den Optionen.<br />
Helles Bild<br />
Normales Bild<br />
Dunkles Bild<br />
VERSCHLUSSAUSLÖSUNG<br />
OHNE KARTE<br />
Dies ist eine Einstellung, die <strong>Sie</strong><br />
ausfindig machen, abschalten<br />
und danach nicht mehr<br />
anrühren sollten. Wir<br />
empfehlen, die Kamera so<br />
einzustellen, dass sie nie ohne Memory<br />
Card ausgelöst werden kann. Es it ist nur eine Frage<br />
der Zeit, bis <strong>Sie</strong> den tödlichen Fehler machen, einen<br />
Dutzend großartiger Aufnahmen zu machen, ohne<br />
sie aufzuzeichnen!<br />
AUTOFOKUS/BELICHTUNGS-<br />
MESSWERTSPEICHER<br />
Bei einer der gängigsten<br />
benutzerdefinierten Funktionen<br />
können <strong>Sie</strong> selbst bestimmen, wie<br />
der automatische Fokus und die<br />
automatische Belichtung<br />
arbeiten sollen. Jeder hat seine eigene<br />
bevorzugte Arbeitsweise. Deshalb ist es gut, dass<br />
man diese Steuerfunktion so genau anpassen kann.<br />
So können <strong>Sie</strong> beispielsweise einstellen, dass<br />
sowohl die Belichtung als auch der Fokus<br />
gespeichert werden, wenn <strong>Sie</strong> den Auslöser halb<br />
herunterdrücken. <strong>Sie</strong> können aber genauso gut nur<br />
den Fokus speichern. Oder nur die Belichtung.<br />
Vielleicht möchten <strong>Sie</strong> aber auch, dass die<br />
Belichtung gespeichert wird, sobald <strong>Sie</strong> die Taste für<br />
den Belichtungs-Messwertspeicher gedrückt halten.<br />
Oder <strong>Sie</strong> möchten den Messwert durch einmaligen<br />
Druck der Taste für den Belichtungs-<br />
Messwertspeicher festhalten, wollen aber festlegen,<br />
dass der Wert bei erneutem Druck der Taste wieder<br />
gelöscht wird. Welche Arbeitsweise <strong>Sie</strong> auch<br />
bevorzugen – es ist sehr wahrscheinlich, dass <strong>Ihre</strong><br />
<strong>DSLR</strong> entsprechend eingestellt werden kann.<br />
HELLIGKEIT DES<br />
BILDSCHIRMS<br />
Haben <strong>Sie</strong> Probleme damit, Ihr<br />
Display bei grellem Sonnenlicht<br />
zu sehen? <strong>Sie</strong> können im<br />
Kameramenü die Helligkeit des<br />
Monitors nach oben korrigieren. <strong>Sie</strong><br />
können die Anzeige aber auch ausschalten, wenn<br />
<strong>Sie</strong> Akkuleistung sparen oder nachts bei schwachem<br />
Licht fotografieren wollen.<br />
ERSTELLEN EINES<br />
BENUTZERMENÜS<br />
Wenn <strong>Sie</strong> diese Zeilen lesen, haben <strong>Sie</strong> hoffentlich<br />
durch Herumexperimentieren<br />
einige neue Funktionen an <strong>Ihre</strong>r<br />
Kamera entdeckt. Vielleicht sind<br />
<strong>Sie</strong> aber auch verwirrt, weil <strong>Sie</strong><br />
sich nicht merken können, in<br />
welchem Untermenü sich die<br />
eine oder andere Funktion<br />
versteckt. Zum Glück bieten einige <strong>DSLR</strong>s ein<br />
Benutzermenü (das oft als „Benutzerdefiniertes<br />
Menü“ bezeichnet wird). Dieses können <strong>Sie</strong> für<br />
einen schnellen Zugriff auf <strong>Ihre</strong> Lieblingsbefehle<br />
einstellen. Probieren <strong>Sie</strong> es einfach einmal aus!<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 105
Leitfaden für Anfänger<br />
MIT DER <strong>DSLR</strong><br />
UMGEHEN<br />
LERNEN!<br />
ENTDECKEN SIE<br />
IHRE <strong>DSLR</strong> –<br />
KREATIVE<br />
FUNKTIONEN
Es ist erstaunlich, was der durchschnittliche Haushalts-PC<br />
aus <strong>Ihre</strong>n Fotos machen kann. Mit ein oder zwei<br />
Software-Paketen ist heute mehr kreative Kontrolle über ein<br />
Bild möglich als zu irgendeinem Zeitpunkt in der Geschichte der<br />
<strong>Fotografie</strong>. Doch macht uns das zu besseren Fotografen? Tja,<br />
nicht unbedingt!<br />
Das Problem mit jeder Form von digitaler Nachbearbeitung<br />
ist, dass sie uns zu faulen Fotografen macht. Eine winzige<br />
Feinabstimmung, an der <strong>Sie</strong> in Photoshop eine halbe Stunde<br />
herumdoktern, kann mithilfe interner Kamerafunktionen in<br />
Sekunden erfolgen und dabei zugleich auf jede neue Aufnahme<br />
angewendet werden. Zum Beispiel der Weißabgleich bei<br />
Tageslicht: Die nötigen Einstellungen für Kontrast und Sättigung<br />
<strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> können <strong>Sie</strong> zur weiteren Verwendung sogar<br />
speichern, anstatt sie später mühsam in Photoshop zu klonen.<br />
Darüber hinaus können mithilfe einiger versteckter<br />
Funktionen <strong>Ihre</strong>r digitalen Spiegelreflexkamera viele<br />
verblüffende Effekte erzielt werden. Natürlich können <strong>Sie</strong> an<br />
<strong>Ihre</strong>m Computer eine Mehrfachbelichtung erzeugen, aber<br />
einige Kameras können das ebenso. Es dauert einen Bruchteil<br />
der Zeit und bietet einige sehr kreative Möglichkeiten. Oder <strong>Sie</strong><br />
probieren den Schwarzweiß-Modus <strong>Ihre</strong>r Kamera aus: Selbst<br />
wenn <strong>Sie</strong> keine schwarzweißen JPEGs möchten, können <strong>Sie</strong><br />
sich eine <strong>Vorschau</strong> der Szene anzeigen lassen und trotzdem<br />
<strong>Ihre</strong> RAW-Dateien in Farbe aufnehmen, was nur auf diesem<br />
Weg möglich ist. Oder warum nicht einmal die Einstellungen für<br />
Kontrast, Sättigung und Weißabgleich wirklich kreativ nutzen?<br />
Wenn <strong>Sie</strong> erst begonnen haben, die Möglichkeiten <strong>Ihre</strong>r<br />
Kamera zu entdecken, werden <strong>Sie</strong> feststellen, wie viel Spaß es<br />
macht! Wir garantieren, dass <strong>Sie</strong> die Rückseite <strong>Ihre</strong>r Kamera<br />
bald mit ganz anderen Augen sehen. Werden <strong>Sie</strong> also kreativ<br />
– und genießen <strong>Sie</strong> es!
Leitfaden für Anfänger<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – KREATIVE FUNKTIONEN<br />
Mehrfachbelichtung<br />
Wenn <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> eine Funktion zur Mehrfachbelichtung besitzt, brauchen<br />
<strong>Sie</strong> für Fotomontagen nicht mehr stundenlang in Photoshop zu arbeiten<br />
IN DER DIGITALFOTOGRAFIE SIND MEHRFACHBELICHTUNGEN SEHR HÄUFIG. Jedes<br />
Mal, wenn <strong>Sie</strong> ein Autoanzeige, ein Filmplakat oder Porträts in Hochglanzmagazinen sehen,<br />
handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein Bild, für das mehrere Einzelaufnahmen in<br />
Photoshop kombiniert wurden. Dieser Vorgang ist sehr zeitaufwendig und erfordert<br />
professionelles Können, wenn es richtig gemacht wird. Wussten <strong>Sie</strong> aber, dass <strong>Sie</strong> mit einigen<br />
<strong>DSLR</strong>s heutzutage Mehrfachbelichtungen schon in der Kamera erzeugen können?<br />
In den Tagen des Zelluloids sah das noch anders aus: Einige Spiegelreflexkameras besaßen<br />
eine Option, um mehr als eine Aufnahme pro Bild zu belichten, ohne den Film zwischendurch<br />
zurückzuspulen. Dies war jedoch eine knifflige Angelegenheit: Die Berechnung der Belichtung<br />
musste im Kopf erfolgen, je nach der gewünschten Anzahl von Einzelbildern (sollten z. B. drei<br />
Aufnahmen auf ein Filmbild belichtet werden, wurde jeweils ein Drittel des angegebenen<br />
Messwerts eingestellt, usw.) – und natürlich gab es in jenen analogen Tagen keine sofortige<br />
Bestätigung für Erfolg oder Misserfolg.<br />
Das digitale Zeitalter hat die Dinge deutlich vereinfacht: Die Mehrfachbelichtung einer <strong>DSLR</strong><br />
nimmt Ihnen alle Mühe ab und führt die notwendigen Berechnungen automatisch durch. <strong>Sie</strong><br />
finden die Funktion im Menüsystem <strong>Ihre</strong>r Kamera, wo <strong>Sie</strong> auch gleich die Anzahl der<br />
gewünschten Einzelbilder einstellen können. Alles, was <strong>Sie</strong> nun tun müssen, ist die Funktion<br />
nach Lust und Laune kreativ zu nutzen. Dazu einige Anregungen:<br />
• SPUKGESTALTEN Alles, was sich zwischen den Einzelaufnahmen einer<br />
Mehrfachbelichtung bewegt, erscheint auf dem Bild semi-transparent und „gespenstisch“. Der<br />
Grad der Transparenz hängt von der Anzahl der belichteten Einzelbilder und vom Hintergrund<br />
des beweglichen Motivs ab – es kann also experimentiert werden.<br />
• WASSERBEWEGUNG Bestimmt haben <strong>Sie</strong> schon Landschaftsfotos gesehen, auf denen<br />
fließendes Wasser durch lange Verschlusszeiten wie ein seidiger Teppich erscheint oder, durch<br />
eine kurze Verschlusszeit, in knackige Tröpfchen eingefroren wird. Doch warum nicht beides<br />
kombinieren? Versuchen <strong>Sie</strong> mal eine Doppelbelichtung aus zwei Einzelaufnahmen mit<br />
unterschiedlichen Verschlusszeiten.<br />
• NUTZUNG VON FARBFILTERN Belichten <strong>Sie</strong> drei Bilder übereinander, eins mit rotem, eins<br />
mit grünem und eins mit blauem Farbfilter. Objekte, die während der Aufnahmen still stehen,<br />
erscheinen wie gewohnt, während solche in Bewegung farbige Geisterkonturen erzeugen.<br />
• DREHEN DER KAMERA Mit Ausnahme von dieser setzen alle Techniken die Nutzung eines<br />
Stativs voraus. Wählen <strong>Sie</strong> zunächst die Anzahl der Mehrfachbelichtungen aus, und nehmen<br />
<strong>Sie</strong> dann die Einzelbilder mit der Kamera am Auge auf, wobei <strong>Sie</strong> sie zwischen den Aufnahmen<br />
leicht um den jeweils gleichen Winkel drehen: Als Ergebnis erhalten <strong>Sie</strong> einen Spiralen-Effekt.<br />
• UNSCHÄRFE ALS WEICHZEICHNER Durch eine Doppelbelichtung aus einer scharfen und<br />
einer unscharfen Aufnahme erscheint Ihr Motiv mit einem ätherischen Leuchten, ähnlich dem<br />
Photoshop-Filter „Weiches Licht“ – aber besser. Diese Technik biete sich für Aufnahmen von<br />
Bäumen in Landschaften an.<br />
• ASTROFOTOGRAFIE Wenn in <strong>Ihre</strong>r Region das nächste Mal ein richtiger Vollmond zu erleben<br />
ist (oder gar eine Mondfinsternis!), versuchen <strong>Sie</strong> seine Bahn über den Himmel einmal als<br />
Mehrfachbelichtung festzuhalten. <strong>Sie</strong> müssen dazu nur <strong>Ihre</strong> Kamera auf ein Stativ montieren<br />
und die Zeit zwischen den Einzelauslösungen festlegen: 30 Minuten sind hierfür ein guter<br />
Richtwert.<br />
Der ‚Entschärfungs’-Effekt<br />
Der größte Spaß bei der <strong>Fotografie</strong> ist<br />
das Experimentieren, und dank der<br />
Digitalität können wir heute mehr neue<br />
Techniken ausprobieren als jemals<br />
zuvor. Eine Mehrfachbelichtung aus<br />
einem scharfen und einem unscharfen<br />
Bild erzeugt eine interessante Wirkung:<br />
Die beiden Bilder unten zeigen dieselbe<br />
Szene einmal scharf und einmal<br />
unscharf.<br />
SCHARF<br />
Mehrfachbelichtungen an <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> einstellen<br />
Nicht alle digitalen Spiegelreflexkameras bieten die Mehrfachbelichtung an;<br />
prüfen <strong>Sie</strong> daher in der folgenden Liste, ob Ihr Modell über diesen superkreativen<br />
Modus verfügt. Leider (und überraschenderweise!) besitzen weder die Modelle<br />
von Canon EOS noch die von Sony Alpha diese kreative, vielseitige Funktion!<br />
NIKON D300<br />
(1) Um die Mehrfachbelichtung<br />
auszuwählen, drücken <strong>Sie</strong> die<br />
Menütaste, wählen die zweite<br />
Registerkarte ( ) und scrollen mit der<br />
Vier-Wege-Steuerung nach unten zu<br />
„Mehrfachbelichtung“. Wählen <strong>Sie</strong> dann<br />
rechts die Anzahl der Bilder, die <strong>Sie</strong><br />
aufnehmen möchten, und aktivieren <strong>Sie</strong><br />
anschließend die Option „Auto“, um eine<br />
korrekte Belichtung zu gewährleisten.<br />
Folgende <strong>DSLR</strong>-Modelle von Nikon<br />
bieten Mehrfachbelichtung an: D3, D3X,<br />
D90, D300, D700.<br />
OLYMPUS E-30 & E-620 ONLY<br />
(1) Die Mehrfachbelichtung bei Olympus<br />
ist ungewöhnlich: <strong>Sie</strong> können entweder<br />
bereits aufgenommene Bilder über<br />
einander legen und dann als ein Bild<br />
abspeichern, ein RAW-Bild mit<br />
Mehrfachbelichtungen überlagern oder<br />
im Wiedergabemodus bis zu drei RAWs<br />
auf ein Bild aufnehmen. Um auf diese<br />
Optionen zuzugreifen, drücken <strong>Sie</strong> die<br />
Taste MENU und wählen auf der zweiten<br />
Registerkarte „Mehrfachbelichtung“.<br />
PENTAX K20D<br />
(1) Zur Auswahl der Mehrfachbelichtung<br />
drücken <strong>Sie</strong> die Menütaste, wechseln zur<br />
zweiten Registerkarte und scrollen mit<br />
der Vier-Wege-Steuerung nach unten zu<br />
„Mehrfachbelichtung“. Hier wählen <strong>Sie</strong><br />
rechts die Anzahl der gewünschten<br />
Bilder aus und aktivieren zur Sicherheit<br />
noch die Option für automatische<br />
Belichtungskorrektur. Folgende<br />
<strong>DSLR</strong>-Modelle von Pentax bieten<br />
Mehrfachbelichtung an: *ist D, K-7,<br />
K10D, K20D.<br />
1<br />
1<br />
1<br />
IAN FARRELL<br />
UNSCHARF<br />
108 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
PROFI-TIPPS<br />
MEINE <strong>DSLR</strong> KANN DAS NICHT!<br />
Es macht zwar weniger Spaß, aber <strong>Sie</strong><br />
können die Bilder auch einzeln aufnehmen<br />
und in Photoshop als Ebenen übereinander<br />
legen. Reduzieren <strong>Sie</strong> dabei jeweils deren<br />
Deckkraft, z. B. um 33% für drei Bilder, um<br />
25% für vier Bilder, usw.<br />
Geisterstunde<br />
Probieren <strong>Sie</strong> mal eine<br />
Mehrfachbelichtung mit Freunden<br />
aus, oder verwenden <strong>Sie</strong> den<br />
Selbstauslöser und machen ein<br />
paar ungewöhnliche Selbstporträts.
Leitfaden für Anfänger<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – KREATIVE FUNKTIONEN<br />
Die Mehrfachbelichtung – Funktion<br />
SIE KÖNNEN DIE IN IHRE <strong>DSLR</strong> KAMERA eingebaute Mehrfachbelichtung – Funktion<br />
wunderbar bei Porträtaufnahmen einsetzen, in denen das Modell auf mehreren Einzelbildern in<br />
ein und demselben Foto dargestellt wird. Bedenken <strong>Sie</strong> dabei jedoch, dass alles was sich<br />
während der Aufnahme bewegt, halb transparent dargestellt wird. Es ist also sinnvoll, vor<br />
einem schwarzen Hintergrund zu fotografieren. <strong>Sie</strong> müssen damit rechnen, dass <strong>Sie</strong> ein wenig<br />
herum experimentieren müssen und sollten nicht erwarten, dass <strong>Sie</strong> ein solches Porträt gleich<br />
im ersten Anlauf perfekt hinkriegen. Vielleicht sollten <strong>Sie</strong> Ihr Modell auch warnen, dass die<br />
Aufnahmen ein wenig länger dauern könnten, weil <strong>Sie</strong> verschiedene Einstellungen ausprobieren<br />
müssen.<br />
Wir haben einen Studioblitz verwendet, aber es spricht auch nichts gegen eine normale,<br />
haushaltsübliche Beleuchtung, wie Tisch- oder Schreibtischlampen. Wir haben eine Nikon<br />
D700 auf ein Stativ montiert, um sicher zu stellen, dass der Blickwinkel für jede Aufnahme<br />
gleich bleibt, und haben unser Motiv, <strong>Digitale</strong> SLR <strong>Fotografie</strong> Autor Matty Graham, gebeten, ein<br />
relativ dunkles T-Shirt zu tragen. Ian Farrell beschreibt die Technik.<br />
Belichten mit Auto Gain<br />
Wenn man in der Analogfotografie einen<br />
Film mehrfach belichten wollte, musste man<br />
die Belichtung manuell reduzieren, um die<br />
zusätzlichen Einzelbilder auszugleichen. Heutzutage<br />
übernimmt dies die Funktion Auto Gain. <strong>Sie</strong> passt<br />
die Belichtung automatisch an die von Ihnen<br />
vorgegebene Anzahl von Einzelbildern, die <strong>Sie</strong><br />
aufnehmen möchten, an.<br />
1) Aufbau Ich möchte Matty auf verschiedenen Seiten des<br />
Bildausschnitts darstellen, dabei soll er aber auf jedem Einzelbild<br />
ins Licht schauen. Um dies zu ermöglichen, habe ich zwei<br />
Lichtquellen aufgebaut, von denen bei jedem Einzelbild nur eine<br />
eingeschaltet wird. Ich habe die Gitternetzlinien meiner Nikon<br />
D700 (Einsatz) zugeschaltet, um einen groben Überblick zu<br />
bekommen, wo Mattys Kopf auf jedem Einzelbild sein sollte. Die<br />
unbeleuchtete Seite seines Kopfes lasse ich in den Einzelbildern<br />
überlappen.<br />
2) <strong>DSLR</strong> Einstellungen Ich habe die Mehrfachbelichtung-Funktion der D700<br />
eingeschaltet und die Anzahl der gewünschten Einzelbilder eingegeben. Die Auto Gain<br />
Funktion wird die komplizierte Belichtung für mich übernehmen.<br />
3) Die erste Aufnahmet Die erste Aufnahme zeigt Matty mit dem Gesicht nach links<br />
gewandt. Es ist sinnvoll, sich seine Position innerhalb der Gitternetzlinien zu merken, so<br />
dass ich ihn auf der anderen Seite des Bildausschnittes ebenso positionieren und somit ein<br />
symmetrisches Bild schaffen kann.<br />
110 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Letzter Schritt: Drillinge!<br />
Drei Köpfe sind besser als einer!<br />
Für eine mehrfach belichtete Aufnahme mit<br />
drei Einzelbildern habe ich Mattys Kopf<br />
noch einmal eingefügt – diesmal als<br />
Frontalaufnahme und mit beiden<br />
Lichtquellen ausgeleuchtet.<br />
4) Die zweite Aufnahme Ich habe die linke Leuchte aus- und die rechte eingeschaltet<br />
und Matty gebeten, sich herumzudrehen, sich dabei aber nicht von der Stelle zu bewegen.<br />
Nachdem ich ihn anhand der Gitternetzlinien ausgerichtet habe, mache ich die zweite<br />
Aufnahme.<br />
5) Erstes Ergebnis Das Ergebnis ist eine Komposition aus den beiden Einzelbildern.<br />
Wie <strong>Sie</strong> sehen, ist Mattys Ohr auf der rechten Seite des Bildausschnittes etwas größer. Das<br />
liegt daran, dass er ein wenig näher an der Kamera gestanden hat, als dieses Einzelbild<br />
aufgenommen wurde.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 111
Leitfaden für Anfänger<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – KREATIVE FUNKTIONEN<br />
Probieren <strong>Sie</strong> den Intervalltimer aus<br />
<strong>Sie</strong> können nicht jeden Tag den ganzen Tag lang fotografieren, aber wenn<br />
<strong>Sie</strong> den Intervalltimer <strong>Ihre</strong>r Kamera darauf programmieren, das für <strong>Sie</strong> zu<br />
übernehmen, können <strong>Sie</strong> großartige Fotos von zeitabhängigen Motiven machen.<br />
EINE OFTMALS VERNACHLÄSSIGTE Vorrichtung <strong>Digitale</strong>r SLRs von mittlerer und höherer Qualität<br />
ist der Intervalltimer – eine Funktion, die es Ihnen ermöglicht, <strong>Ihre</strong> Kamera so zu programmieren,<br />
dass sie in vorgegebenen Intervallen automatisch auslöst. Mit Hilfe des Timers können <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong><br />
Kamera unbeaufsichtigt lassen in dem Wissen, dass sie den Fortschritt einer sich konstant<br />
verändernden Situation dokumentiert. Motive, die sich dazu eignen variieren vom Lauf des Mondes<br />
über den Himmel bis hin zu einer Schale faulender Früchte. Ein tolles Beispiel hierfür finden <strong>Sie</strong> bei<br />
YouTube: den Film Still Life von Sam Taylor-Wood. Auch Reisen sind so schon dokumentiert<br />
worden, indem in regelmäßigen Abständen aus einem Autofenster heraus fotografiert wurde.<br />
Wenn eine Kamera mit Hilfe des eingebauten Intervalltimers ausgelöst wird, misst sie zunächst die<br />
Lichtverhältnisse und stellt die Belichtung entsprechend ein. Außerdem fokussiert sie automatisch.<br />
Das ist etwas, was der normale Selbstauslöser nicht tut, was den Intervalltimer wiederum zu einer<br />
interessanten Option für Selbstportraits macht. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie die Kamera so<br />
einstellen können, dass sie zehn Einzelbilder mit jeweils zehn Sekunden Abstand macht. So<br />
brauchen <strong>Sie</strong> nicht jedes Mal zur Kamera zu laufen, bevor <strong>Sie</strong> ein Foto aufnehmen können.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> einmal darüber nachdenken, werden <strong>Sie</strong> feststellen, dass es sehr viele<br />
Einsatzmöglichkeiten für diese Funktion gibt. Setzen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Kamera auf ein Stativ und nehmen <strong>Sie</strong><br />
einen Sonnenuntergang in Echtzeit auf; oder wie wäre es mit einem Feuerwerk? Schmelzendem<br />
Eis? Einer stark frequentierten Straße und wie sich die Szenerie im Laufe des Tages verändert? <strong>Sie</strong><br />
können <strong>Ihre</strong> Ergebnisse als Standbilder in Tryptichons, in kleinen Gruppen oder in großen<br />
Sammlungen oder auch als Film im Zeitraffer präsentieren, wenn <strong>Sie</strong> die einzelnen Bilder mit einer<br />
Videobearbeitungsanwendung wie Adobe Premiere Elements oder Apple iMovie aneinander fügen.<br />
INTERVALLTIMER: WAS MÜSSEN SIE EINSTELLEN<br />
Wenn <strong>Sie</strong> mit einem Intervalltimer aufnehmen, müssen <strong>Sie</strong> drei Einstellungen vornehmen. Wir<br />
zeigen hier den Intervalltimer der Nikon D300, aber die Einstellungen an anderen <strong>DSLR</strong>s<br />
unterscheiden sich kaum davon.<br />
1) Stellen <strong>Sie</strong> die Zeit ein, zu der die Sequenz beginnen soll.<br />
Ein heißer Tipp: Stellen <strong>Sie</strong> sicher, dass die Uhr an <strong>Ihre</strong>r Kamera korrekt eingestellt ist.<br />
2) Stellen <strong>Sie</strong> die Intervallzeit ein,<br />
mit anderen Worten: die Zeit<br />
zwischen den einzelnen<br />
Aufnahmen. <strong>Sie</strong> können ein<br />
Intervall von mehreren Stunden<br />
bis hin zu einer Sekunde einstellen!<br />
3) Stellen <strong>Sie</strong> die Anzahl der<br />
Einzelbilder ein, die <strong>Sie</strong> aufnehmen<br />
möchten. Wenn <strong>Sie</strong> sich nicht<br />
sicher sind, geben <strong>Sie</strong> 999 ein.<br />
Das ist die größtmögliche Zahl.<br />
So stellen <strong>Sie</strong> den Intervalltimer an <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> ein<br />
Obwohl dies eigentlich schon eine recht spezielle Funktion ist, ist es doch schön zu<br />
sehen, dass sie an mehr und mehr Kameras verfügbar ist. Die DLSR Kameras von<br />
Olympus oder Sony verfügen jedoch nicht über einen Intervalltimer. Die Canon EOS<br />
Modelle haben zwar auch keinen eingebauten Intervalltimer, aber der Fernauslöser<br />
Canon TC-80N3 verfügt über diese Funktion und sie ist auch in der Canon EOS Utility<br />
Software zu finden, die im Lieferumfang jedes EOS Kameragehäuses inbegriffen ist.<br />
CANON EOS <strong>DSLR</strong>S<br />
(1) Der Canon TC-80N3<br />
1<br />
Fernauslöser kostet zwar<br />
ca. 120 €, bietet dafür<br />
aber eine Reihe<br />
interessanter Funktionen,<br />
darunter auch einen<br />
Intervalltimer.<br />
(2) Alternativ können <strong>Sie</strong> auch <strong>Ihre</strong><br />
Canon EOS an <strong>Ihre</strong>n Laptop oder PC<br />
anschließen (mit einem USB-Kabel) und<br />
die Intervalltimer Funktion aktivieren, die<br />
in der EOS Utility Software inbegriffen<br />
ist.<br />
NIKON D300<br />
(1) Um den Intervalltimer einzustellen,<br />
drücken <strong>Sie</strong> MENU, wählen <strong>Sie</strong> den<br />
zweiten Tab ( ) und scrollen <strong>Sie</strong> mit<br />
dem Vierfachtaster nach unten auf<br />
Intervall Timer Shooting, dann gehen <strong>Sie</strong><br />
nach rechts, um die gewünschte<br />
Startzeit, die Intervalle zwischen den<br />
Einzelbildern und die Gesamtzahl der<br />
Aufnahmen auszuwählen. Die folgenden<br />
Nikon <strong>DSLR</strong>s verfügen über einen<br />
Intervalltimer: D3, D3x, D300 und<br />
D700.<br />
PENTAX K20D & K-7<br />
(1) Um den Intervalltimer einzustellen,<br />
drücken <strong>Sie</strong> MENU und scrollen <strong>Sie</strong> mit<br />
dem Vierfachtaster nach unten auf<br />
Intervall Shooting, dann nach rechts, um<br />
die Intervallzeit, die Anzahl der<br />
Aufnahmen und die Startzeit für die<br />
Sequenz auszuwählen. Nur die Pentax<br />
K-7 und K20D verfügen über einen<br />
Intervalltimer.<br />
2<br />
1<br />
1<br />
Eine Sequenz aufnehmen<br />
Der Intervalltimer ist eine sehr spezielle Funktion und<br />
höchstwahrscheinlich haben ihn die meisten Fotografen<br />
noch niemals ausprobiert. Daniel Lezano war auch ein<br />
Neuling und erklärt hier kurz seinen ersten Aufbau.<br />
„Wenn man neue Techniken ausprobiert, ist es wichtig,<br />
das Ganze möglichst simpel zu halten und aus seinen<br />
Fehlern zu lernen, bevor man etwas Extravagantes<br />
ausprobiert. Ich hatte mich entschlossen, einen Strauß<br />
Lilien vor dem Fenster zu fotografieren, denn ich<br />
wusste, dass die Blüten sich in Kürze öffnen und dass<br />
die Veränderungen im Bild sehr offensichtlich sein<br />
würden. Was ich daraus gelernt habe? Nun ich hatte ein<br />
Intervall von 15 Minuten ausgewählt, aber für dieses<br />
Objekt wären 30 oder gar 45 Minuten besser gewesen.<br />
Da die Kamera die ganze Zeit eingeschaltet bleiben<br />
muss, sollten sie sicherstellen, dass die Batterie<br />
vollständig aufgeladen ist. Lassen <strong>Sie</strong> innerhalb des<br />
Bildausschnitts um Ihr Objekt herum genug Platz.<br />
Damit sind <strong>Sie</strong> sicher, dass es sich nicht so weit<br />
ausbreitet, dass es über den Rand des Bildausschnitts<br />
herausragt. Schalten <strong>Sie</strong> den Timer abends aus und<br />
morgens wieder ein. Nutzen <strong>Sie</strong> diese Zeit, um die<br />
Batterien aufzuladen. Und vor allem: haben <strong>Sie</strong> Geduld!<br />
Es hat einen ganzen Tag gedauert, bis meine Lilien<br />
begonnen haben, sich zu öffnen.“<br />
Erste Einzelaufnahme 22 Stunden 30 Minuten 27 Stunden 30 Minuten<br />
38 Stunden 45 Minuten 41 Stunden 45 Minuten 44 Stunden 30 Minuten<br />
112 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
PROFI-TIPPS<br />
SIE HABEN KEINEN INTERVALLTIMER?<br />
Wenn <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> nicht über einen eingebauten<br />
Intervalltimer verfügt, schauen <strong>Sie</strong> nach, ob die im<br />
Lieferumfang <strong>Ihre</strong>r Kamera inbegriffene Software<br />
den Auslöser von <strong>Ihre</strong>m Laptop aus betätigen<br />
kann. Alternativ halten <strong>Sie</strong> Ausschau nach einem<br />
Fernauslöser mit eingebautem Intervalltimer.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Mondfinsternis<br />
Der Mond, fotografiert alle 30 Minuten,<br />
während er seine Bahn über den Himmel<br />
zieht. Wenn die Einzelbilder fertig sind,<br />
können <strong>Sie</strong> entscheiden, ob <strong>Sie</strong> sie<br />
individuell oder zusammengefasst und im<br />
Verbund präsentieren möchten.<br />
Machen <strong>Sie</strong> mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong><br />
einen Film im Zeitraffer<br />
Ein Film im Zeitraffer ist eine tolle<br />
Möglichkeit, eine Serie von Einzelaufnahmen<br />
mit dem Intervalltimer zu präsentieren. Die<br />
Zeit zwischen den einzelnen Aufnahmen<br />
wird zumeist von dem Objekt vorgegeben,<br />
das <strong>Sie</strong> fotografieren möchten.<br />
Schmelzendes Eis benötigt zum Beispiel<br />
weniger Zeit als das Errichten eines<br />
Gebäudes. Wenn <strong>Sie</strong> die Anzahl der<br />
Einzelaufnahmen durch die Bildrate des<br />
Films teilen (für gewöhnlich zwischen 5 und<br />
15 Einzelbilder pro Sekunde), erhalten <strong>Sie</strong><br />
die Länge <strong>Ihre</strong>s Film. So ergeben zum<br />
Beispiel 100 Aufnahmen bei einer<br />
Einzelbildrate von 5 Bildern pro Sekunde<br />
eine Filmlänge von 20 Sekunden.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> erst einmal auf „Start“ gedrückt<br />
haben, können <strong>Sie</strong> sich entspannen, bis alle<br />
Einzelbilder aufgenommen sind. Danach<br />
müssen <strong>Sie</strong> nur noch die Einzelbilder in eine<br />
Stop-Frame Animationssoftware wie<br />
iStopMotion von Boinx (www.boinx.com)<br />
oder StopMotionMaker.<br />
(www.stopmotionmaker.com) übertragen.<br />
1<br />
3 4<br />
2<br />
1) DAS MOTIV Ich baue meine<br />
Kamera vor einer gewöhnlichen<br />
Haushaltskerze auf, die<br />
langsam herunter brennt. Ich<br />
benutze einen einfachen<br />
schwarzen Hintergrund um<br />
sicher zu stellen, dass mein<br />
Motiv deutlich hervortritt.<br />
2) DIE KAMERA<br />
Ich stelle eine Intervallzeit von<br />
einer Minute und die maximale<br />
Zahl von 999 Einzelbildern ein.<br />
Ich werde die Aufnahmen aber<br />
vorher manuell beenden.<br />
3) EINZELBILDER<br />
AUSWÄHLEN<br />
Nachdem alle Einzelbilder<br />
fertig sind, lade ich sie auf<br />
meinen PC runter.<br />
4) EINEN FILM DARAUS<br />
MACHEN<br />
Nachdem ich die Einzelbilder in<br />
iStopMotion importiert habe,<br />
exportiere ich das Ergebnis als<br />
QuickTime Movie auf meinen<br />
Desktop. Von dort aus kann ich<br />
es bei YouTube einstellen oder<br />
auf eine DVD brennen.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 113
Leitfaden für Anfänger<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – KREATIVE FUNKTIONEN<br />
Farbbearbeitung in der Kamera<br />
Sorgen <strong>Sie</strong> mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong>-Kamera für die richtige Stimmung,<br />
indem <strong>Sie</strong> die Kontrast- und Sättigungswerte einstellen.<br />
DIE BEARBEITUNG VON FARBEN UND TÖNEN fertiger Fotos in Photoshop ist ein<br />
gängiger Arbeitsschritt der digitalen <strong>Fotografie</strong>. <strong>Sie</strong> können allerdings die Kontrast- und<br />
Sättigungswerte auch in der Kamera selbst verändern. Die Änderungen werden in die Datei<br />
übernommen, sobald diese auf der Memory Card gesichert wird.<br />
Die Bildeinstellungen der Kamera – je nach Kameramarke auch als Picture Styles<br />
(Bildstile), Picture Control (Bildkontrolle), Picture Modes (Bildmodi) etc. bezeichnet – sind<br />
besonders nützlich, wenn <strong>Sie</strong> eine große Zahl von Bildern machen, da <strong>Sie</strong> sich damit eine<br />
stundenlange Nachbearbeitung sparen können. Porträtfotografen senken gern die<br />
Farbsättigung ein wenig, um den Hautton genauer zu treffen, während die Sättigung auf<br />
Landschaftsfotos meist erhöht wird, um die Bilder effektvoller zu gestalten. In den meisten<br />
<strong>DSLR</strong>s sind derartige Einstellungen bereits als Presets vordefiniert. Die Voreinstellungen<br />
tragen dann Namen wie Natural (natürlich), Faithful (originalgetreu) und Landscape<br />
(Landschaft).<br />
Viele Kameras ermöglichen auch das Speichern eigener Bildstile. Wenn <strong>Sie</strong> also gern die<br />
Sättigung reduzieren und den Kontrast erhöhen, können <strong>Sie</strong> die Einstellungen vornehmen<br />
und sie danach als Preset zur späteren Verwendung abspeichern. Wenn <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>n Bildern<br />
auf diese Art charakteristische optische und stilistische Merkmale verleihen, entwickeln <strong>Sie</strong><br />
dadurch einen eigenen fotografischen Stil und sorgen für Konsistenz. Dies kann sehr<br />
sinnvoll sein, wenn <strong>Sie</strong> als Teil eines größeren Projekts Fotos aufnehmen.<br />
Experimentierfreude ist der Schlüssel zum Erfolg. Bleiben <strong>Sie</strong> nicht alten Einstellungen<br />
verhaftet, von denen <strong>Sie</strong> denken, dass sie zu einem guten annehmbaren Ergebnis führen.<br />
Spielen <strong>Sie</strong> mit neuen Kombinationen aus Sättigung, Kontrast und auch Weißabgleich. Uns<br />
ist bewusst, dass es für einige Neueinsteiger ziemlich ermüdend sein kann, auf den<br />
automatischen Weißabgleich zu verzichten. Doch eine „falsch“ gewählte Einstellung stellt<br />
sich oft als das pfiffiges Extra heraus, das einem Foto noch gefehlt hat. Schließlich ist bei<br />
der digitalen <strong>Fotografie</strong> das Experimentieren gratis.<br />
Arbeit mit Kontrast und Sättigung<br />
Im Wörterbuch wird der Kontrast als „Unterschied in der Helligkeit der Töne eines<br />
Fotos oder Bildes“ beschrieben, während die Sättigung als „Farbintensität eines<br />
Bildes“, definiert wird, „angegeben als Abweichungsgrad bezogen auf die Farbe Weiß“.<br />
Im Fotometier bilden diese beiden Komponenten zusammen mit der Helligkeit das<br />
Dreigestirn veränderbarer Parameter, welches das Aussehen eines Bildes bestimmt.<br />
Sättigung und Kontrast werden am besten miteinander eingestellt. Wird ein Wert<br />
erhöht, wird der andere gesenkt. Hier sind Extrembeispiele für die Sättigungs- und<br />
Kontrastverteilung auf einer Nikon D700.<br />
Standard<br />
Einstellung von Bildstilen an der <strong>DSLR</strong><br />
Die Veränderung von Farbe, Sättigung und Kontrast hat dramatische<br />
Auswirkungen auf das Endprodukt. Die Werte sind aber leicht einzustellen. Die<br />
Funktion steht in allen <strong>DSLR</strong>s zur Verfügung.<br />
CANON EOS 1000D<br />
(1) Drücken <strong>Sie</strong> die MENÜ-Taste und<br />
scrollen <strong>Sie</strong> in den Registerkarten bis zum<br />
gelben Stern. Rufen <strong>Sie</strong> dann die Picture<br />
Style (Bildstil)-Funktion auf.<br />
(2) Nach Druck der Set-Taste wird Ihnen<br />
eine Liste von Picture Styles wie Standard,<br />
Porträt etc. angezeigt. Scrollen <strong>Sie</strong> nach<br />
unten bis zur gewünschten Option.<br />
(3) Zur Veränderung der Picture<br />
Style-Parameter müssen <strong>Sie</strong> DISP drücken.<br />
Danach können <strong>Sie</strong> die Schärfe, den<br />
Kontrast, die Sättigung etc. einstellen.<br />
NIKON D80<br />
(1) Drücken <strong>Sie</strong> im Aufnahmemenü die<br />
MENÜ-Taste und wählen <strong>Sie</strong> die<br />
Einstellung zum Optimieren der Bilder.<br />
Drücken <strong>Sie</strong> auf die rechte<br />
Navigationstaste, um eine Liste der<br />
Einstellungen aufzurufen.<br />
(2) Um <strong>Ihre</strong> eigenen Einstellungen noch<br />
zu verändern, wählen <strong>Sie</strong> in diesem Menü<br />
die Funktion für die benutzerdefinierte<br />
Anpassung, wo <strong>Sie</strong> Schärfe, Farbton,<br />
Sättigung etc. nach Belieben einstellen<br />
können.<br />
OLYMPUS E-420/E-520<br />
(1) Drücken <strong>Sie</strong> zum Anpassen der<br />
Bildeinstellungen auf OK und scrollen <strong>Sie</strong><br />
zum Picture Mode (Bildmodus). Drücken<br />
<strong>Sie</strong> dort erneut die OK-Taste und wählen<br />
<strong>Sie</strong> Einstellungen wie Natural (natürlich),<br />
Portrait (Porträt), Vivid (lebendig) etc.<br />
aus.<br />
(2) Zur Anpassung von Schärfe, Kontrast,<br />
Sättigung etc. müssen <strong>Sie</strong> die OK-Taste<br />
erneut drücken, zur betreffenden<br />
Registerkarte scrollen, OK drücken und<br />
eine oder mehr gewünschte Einstellungen<br />
vornehmen.<br />
1<br />
1<br />
3<br />
1<br />
2<br />
1<br />
PENTAX K200D<br />
Niedriger Kontrast/Hohe Sättigung<br />
Niedriger Kontrast/Niedrige Sättigung<br />
(1) Drücken <strong>Sie</strong> zur Anpassung der<br />
Bildeinstellungen die Fn-Taste. Drücken<br />
<strong>Sie</strong> dann die OK-Taste und scrollen <strong>Sie</strong><br />
zum Bildmodus, den <strong>Sie</strong> verwenden<br />
möchten. Zur Auswahl stehen Modi wie<br />
Natural (natürlich), Portrait (Porträt) etc.<br />
(2) Zur Anpassung von Schärfe,<br />
Kontrast, Sättigung etc. müssen <strong>Sie</strong> auf<br />
dem geöffneten Einstellungsbildschirm<br />
nach unten scrollen, um Maßstäbe zum<br />
Anpassen von Sättigung, Ton, Kontrast<br />
und Schärfe auszuwählen. Bestätigen <strong>Sie</strong><br />
die Auswahl dann mit OK.<br />
1<br />
2<br />
SONY ALPHA 200<br />
Hoher Kontrast/Hohe Sättigung<br />
Hoher Kontrast/Niedrige Sättigung<br />
Kontrast und Sättigung können zusammen die Optik und den Stil eines Bildes verändern.<br />
Testen <strong>Sie</strong> die Einstellungen und finden <strong>Sie</strong> heraus, welche Ihnen am besten gefällt.<br />
(1) Wenn <strong>Sie</strong> eine Bildeinstellung<br />
auswählen möchten, drücken <strong>Sie</strong> die<br />
MENÜ-Taste und scrollen <strong>Sie</strong> hinunter zum<br />
Creative Style (Kreativstil). Drücken <strong>Sie</strong><br />
dann die AF-Taste in der Mitte der<br />
Menüsteuerung, um eine Reihe von<br />
Optionen zu öffnen. Hierzu zählen die<br />
Einstellungen Landscape (Landschaft),<br />
Standard etc.<br />
(2) Zur Anpassung von Schärfe, Kontrast,<br />
Sättigung etc. müssen <strong>Sie</strong> bei geöffnetem<br />
Einstellungsbildschirm die rechte<br />
Navigationstaste drücken und mit der<br />
oberen und unteren Navigationstaste die<br />
Einstellungen vornehmen.<br />
1<br />
2<br />
114 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – KREATIVE FUNKTIONEN<br />
BJORN THOMASSEN<br />
Weniger Farbe für mehr Stimmung<br />
Der Porträtfotograf Bjorn Thomassen senkt<br />
regelmäßig den Sättigungswert seiner<br />
Farbbilder, wenn er das Motiv durch feine<br />
gedämpfte Farben ergänzen will.<br />
Einsatz des Weißabgleichs<br />
Trotz des Namens wirkt sich der<br />
Weißabgleich auch auf andere Farben<br />
eines Fotos aus. Dieses Blumen-Stillleben<br />
wurde mit Studioblitz aufgenommen<br />
und sieht mit anderen Weißabgleich-<br />
Werten vollkommen anders aus.<br />
Den realistischsten Effekt erzeugt die<br />
Option „Cloudy“ (wolkig), doch auch<br />
die fluoreszierende Optik der Option<br />
„Fluorescent“ überzeugt.<br />
wolkig<br />
fluoreszierend<br />
Benutzer<br />
Tageslicht<br />
Glühbirne<br />
Schatten<br />
Blitz<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 115
Leitfaden für Anfänger<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – KREATIVE FUNKTIONEN<br />
Farbanpassung an die Szene<br />
DER SCHLÜSSEL ZUM EFFEKTIVEN EINSATZ der<br />
Picture Style-Steuerung <strong>Ihre</strong>r Kamera besteht darin, die<br />
Bildstile zusammen mit dem Weißabgleich, dem<br />
Kontrast und der Sättigung einzustellen. Manche Motive<br />
benötigen eine härtere, kühlere Optik, während andere<br />
eher weiche und warme Einstellungen erfordern. <strong>Sie</strong><br />
werden bald merken, dass der Weißabgleich stärker<br />
wirkt, wenn die Sättigung höher ist.<br />
Wir zeigen Ihnen, wie Kontrast, Sättigung und<br />
Weißabgleich miteinander eingestellt werden können,<br />
um die Atmosphäre eines einfachen Stilllebens zu<br />
verändern. Es wurden nur Kameraeffekte verwendet,<br />
kein Photoshop. Dieser alte Teelöffel wurde mit dem<br />
Deckel einer Metallschatulle als Hintergrund fotografiert.<br />
Die einzige Lichtquelle war durch ein Seitenfenster in den<br />
Raum strömendes Sonnenlicht. Das Bild wurde mit einer<br />
Nikon D700 aufgenommen, die mit einem<br />
50-mm-Objektiv ausgestattet und auf einem Manfrotto<br />
055B-Stativ befestigt war.<br />
Stilvoller Löffel<br />
Ein Löffel und ein<br />
Blechdeckel sind neben<br />
etwas Kreativkunst alles,<br />
was man braucht, um<br />
interessante Stillleben zu<br />
erstellen.<br />
1) Erste Aufnahme<br />
Dieser erste Versuch wurde<br />
mit einer normalen<br />
Picture-Control-Einstellung<br />
der D700 und<br />
automatischem<br />
Weißabgleich unternommen.<br />
Das Bild ist eine<br />
hervorragende Reproduktion<br />
des Originals, sieht aber noch<br />
unspektakulär aus. Wir<br />
möchten dunklere Schatten<br />
zeichnen, ohne die hellen<br />
Partien zu verlieren. Anders<br />
gesagt: Es muss mehr<br />
Kontrast her.<br />
2) Erhöhung des Kontrasts<br />
Um mehr Kontrast<br />
hinzuzufügen, müssen wir<br />
einfach das<br />
Picture-Control-Menü der<br />
Kamera aufrufen und die<br />
Standardeinstellungen<br />
abändern. Wir speichern die<br />
Änderungen als neue<br />
benutzerdefinierte<br />
Konfiguration, um später wieder<br />
darauf zugreifen zu können. Das<br />
Ergebnis ist ein prägnanteres<br />
Bild, bei dem die Details des<br />
metallischen Hintergrundes<br />
stärker herausgehoben werden.<br />
3) Warmer Orangeton<br />
Unter solchen farblich<br />
neutralen Bedingungen kann<br />
man ganz einfach einen<br />
effektiven Farbton hinzufügen,<br />
indem man die verschiedenen<br />
voreingestellten Werte für den<br />
Weißabgleich erforscht. Dieser<br />
warme Orangeton wurde<br />
erzeugt, indem der<br />
automatische Weißabgleich<br />
der Kamera abgeschaltet<br />
wurde. Danach wurde der<br />
Löffel mit dem Weißabgleich<br />
für Blitzlichtaufnahmen<br />
abgelichtet.<br />
4) Blaustich<br />
Nachdem wir mit einigen<br />
manuellen<br />
Weißabgleich-Werten<br />
herumexperimentiert haben,<br />
entscheiden wir uns für den<br />
stahlblauen Ton, der sich aus<br />
der Voreinstellung für<br />
Glühbirnenlicht ergibt. Die<br />
Farbe passt viel besser zum<br />
metallischen Motiv und<br />
Hintergrund. Der Effekt<br />
könnte aber noch stärker sein.<br />
Wir intensivieren die Wirkung,<br />
indem wir die Sättigung nach<br />
oben schrauben.<br />
116 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
PROFI-TIPPS<br />
ÜBERPRÜFEN SIE DIE FARBEN AM PC<br />
Der LCD-Monitor <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> zeigt die Bilder<br />
nicht so detailgetreu und genau an wie ein<br />
Computermonitor. Stellen <strong>Sie</strong> die Belichtung<br />
mithilfe des Histogramms ein oder sehen <strong>Sie</strong> sich<br />
die Ergebnisse zwischendurch am PC an.<br />
Endergebnis<br />
Unter erneutem Einsatz des<br />
Picture-Control-Menüs<br />
haben wir die Farbsättigung<br />
noch etwas nach oben<br />
gedreht. Dadurch kommt der<br />
blaue Farbstich noch<br />
deutlicher heraus.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 117
Leitfaden für Anfänger<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – KREATIVE FUNKTIONEN<br />
Filter für die Schwarz-Weiß-<strong>Fotografie</strong><br />
DIE MEISTEN KAMERAS BIETEN DIE MÖGLICHKEIT, den Effekt von Farbfiltern im Schwarz-Weiß-Modus zu simulieren.<br />
Damit meinen wir nicht, dem Bild einen Farbstich zuzufügen, sondern vielmehr einen Effekt zu erzeugen, als wenn man<br />
einen roten, grünen oder blauen Filter vor das Objektiv steckt, wenn man Mono-Aufnahmen macht. Dies ändert die relative<br />
Helligkeit von Objekten, die unterschiedliche Farben haben, aber bei einer Schwarz-Weiß-Aufnahme im gleichen Grauton<br />
dargestellt werden. Aus diesem Grunde benutzt man diese Filter oft, um einen blauen Himmel abzudunkeln, und damit die<br />
Wolken zu betonen. Orange und gelbe Filter haben den gleichen Effekt, aber in etwas schwächerem Ausmaß. Ebenso hellt<br />
ein grüner Filter Grüntöne (wie Laub) auf, während er blaue und rote Objekte dunkler macht. Grüne Filter helfen auch dabei,<br />
Hauttöne zu ebnen.<br />
Diese Effekte können mit der Kamera auf zwei verschiedene Arten erreicht werden: entweder man steckt einen traditionellen<br />
optischen Filter (z.B. einen von Cokin oder Hoya) vorne an die Kamera, oder man benutzt die eingebaute Simulation des<br />
<strong>DSLR</strong>-Menüsystems. Während traditionelle Fotografen sich sofort für die altmodischen optischen Filter entscheiden würden,<br />
haben wir herausgefunden, dass die eingebaute Filtersimulation der Nikon D700 ein viel besseres Ergebnis liefert als ein<br />
traditioneller roter Cokin Filter, der vorne auf das Objektiv gesteckt wird.<br />
Was ist am besten, eingebaute oder echte Filter?<br />
Filtereffekte können entweder in der Bildbearbeitung, durch ein<br />
eingebautes System in der Kamera oder durch das Aufstecken<br />
eines optischen Glas- oder Harzfilter auf das<br />
Objektiv während der Mono-<strong>Fotografie</strong> erreicht<br />
werden. Aber welche Vorgehensweise ist die<br />
beste? Wir haben einige detaillierte Experimente<br />
mit unserer Bürokamera Nikon D700 und<br />
einem roten Cokin-P Filter gemacht, und ein<br />
kontroverses Ergebnis erzielt. Der traditionelle<br />
Filter hatte den gewünschten Effekt, aber<br />
die eingebaute Kamerasimulation lieferte<br />
sauberere, klarere Ergebnisse. Machen <strong>Sie</strong><br />
ähnliche Experimente mit <strong>Ihre</strong>r eigenen Kamera und<br />
schauen <strong>Sie</strong>, wie <strong>Sie</strong> zurecht kommen.<br />
Volle Farbaufnahme<br />
Mit eingebautem Schwarz-Weiß-Modus<br />
PROFI-TIPPS<br />
WARUM SOLLTE MAN SCHWARZ-WEISS-<br />
AUFNAHMEN IM RAW FORMAT MACHEN?<br />
Wenn <strong>Sie</strong> sich damit auskennen, Raw Dateien mit<br />
Adobe Camera Raw zu konvertieren, dann probieren<br />
<strong>Sie</strong> einmal das Schwarz-Weiß-Konvertierung-<br />
Werkzeug aus. Es gibt Ihnen eine großartige Kontrolle<br />
über den Farbton und sogar die Möglichkeit, helle<br />
Bereiche und Schatten unterschiedlich zu tönen.<br />
Mit eingebautem Rot-Filter<br />
Cokin Rot<br />
IAN FARRELL<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Welches ist der Filtereffekt für jede Farbe?<br />
Diese Daumenregel zur Benutzung von Filtern sollten <strong>Sie</strong><br />
sich merken: Der Grauton eines Objektes mit der gleichen<br />
Farbe wie der Filter wird heller, während Kontrastfarben<br />
dunkler erscheinen.<br />
118 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE<br />
MONO<br />
Effekt: Ohne jegliche zusätzlichen Filter, ändern <strong>Sie</strong> die<br />
Verhältnisse der Farbtönungen untereinander nicht.<br />
Anwendung: Die „glatte“ Schwarz-Weiß-<strong>Fotografie</strong> hilft<br />
Ihnen dabei, zu verstehen, wie Farben in der Monofotografie<br />
interpretiert werden.<br />
GELB<br />
Effekt: Leichte Aufhellung von gelben, orangen und roten<br />
Farbtönen. Blau und Grün wird leicht abgedunkelt.<br />
Anwendung: Landschaftsfotografie – macht einen hellen<br />
Himmel etwas dunkler, ohne zu große Auswirkungen
Leitfaden für Anfänger<br />
ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – KREATIVE FUNKTIONEN<br />
ROSS HODDINOTT<br />
ORANGE<br />
Effekt: Hellt Gelb, Orange und Rot auf. Dunkelt Blau und<br />
Grün ab. Stärker als ein gelber Filter.<br />
Anwendung: Hellt rote Schönheitsflecken in Portraits auf<br />
und macht das Gleiche bei Mauerwerk in der<br />
Architekturfotografie.<br />
ROT<br />
Effekt: Starker Effekt. Orange- und Rosatöne werden fast<br />
weiß; Blau und Grün fast schwarz.<br />
Anwendung: Erhöht die Dramatik bei einer<br />
Landschaftsaufnahme. Macht dunkle Himmel und sehr<br />
weiße Wolken. Nützlich für Infrarotaufnahmen.<br />
GRÜN<br />
Effekt: Hellt Grüntöne und teilweise auch Blautöne auf.<br />
Dunkelt Rot, Orange und Gelb ab.<br />
Anwendung: Kann einige Blätter aufhellen, aber andere<br />
nicht, daher kann Laub besser voneinander unterschieden<br />
werden.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 119
KREATIVE TIPPS TIPPS FÜR FÜR PR<br />
So machen <strong>Sie</strong> bessere Fotos mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong><br />
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WIE SIE WIE IHRE SIE DIGITALEN IHRE DIGITALEN<br />
AUFNAHMEN AUFNAHMEN<br />
EINDRUCKSVOLL<br />
VERBESSERN VERBESSERN KÖNNEN KÖNNEN<br />
THE ULTIMATE GUIDE DIGITALE FOTOGRAFIE SONDERHEFT • NR. 1/2011<br />
164<br />
SEITEN<br />
TECHNIKEN TECHNIKEN<br />
> <strong>Digitale</strong>s > <strong>Digitale</strong>s Schwarzweiss Schwarzweiss<br />
> Raw Dateien > Raw Dateien bearbeiten bearbeiten<br />
> Ebenen > Ebenen verstehen verstehen<br />
> Kurven > Kurven & Ebenen & Ebenen<br />
AUßERDEM AUßERDEM<br />
Coole Effekte Coole Effekte für den für den<br />
täglichen täglichen Einsatz Einsatz<br />
Fotoschule<br />
<strong>Ihre</strong> Fragen<br />
– unsere Antworten<br />
Coole Effekte<br />
Beleuchtungs-Special<br />
Stillleben<br />
Tipps und Tricks<br />
für Einsteiger und<br />
professionnelle<br />
Fotografen<br />
EINSTELLUNGEN EXPERTEN-TECHNIKEN LESER-PORTFOLIO CREATIVE EYE<br />
ADOBE ADOBE<br />
CREATIVE<br />
SUITE SUITE 5 5<br />
MENÜS &<br />
EINSTELLUNGEN<br />
MENÜS &<br />
EINSTELLUNGEN<br />
DESIGNER-<br />
TECHNIKEN<br />
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TRICKS<br />
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Nr. 6<br />
164<br />
SEITEN<br />
INHALT: Expertenrat – Verbessern <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> fotografischen Fähigkeiten
Leitfaden für Anfänger<br />
BRETT HARKNESS<br />
KREATIVE<br />
EFFEKTE<br />
Ein wenig Kamera-Know -how und Einfallsreichtum ist alles, was <strong>Sie</strong> für kreative<br />
Ergebnisse brauchen. Machen <strong>Sie</strong> also eine Pause von Photoshop und sehen <strong>Sie</strong>,<br />
wie erfinderisch <strong>Sie</strong> mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> sein können<br />
PHOTOSHOP erlaubt es uns, digitale Bilder bis zu einem Punkt hin zu<br />
manipulieren, der vorher undenkbar gewesen wäre. Dennoch gibt es<br />
noch immer viele Fotografen, die es lieben, ihre Fähigkeiten zu testen<br />
und ihre Technik zu verbessern. <strong>Sie</strong> haben wahrscheinlich bereits<br />
herausgefunden wie Belichtungszeiten und Blenden funktionieren und<br />
wie man großartige Blitzbelichtungen erzeugt. Aber vermutlich haben<br />
<strong>Sie</strong> sich wohl – wenn überhaupt – nur selten in die Tiefen des<br />
Unbekannten begeben und versucht, kreative Effekte zu erzeugen, die<br />
über die normale Anwendung <strong>Ihre</strong>r Kamera hinaus gehen. Durch den<br />
Versuch <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong>, statt den Computer zu verwenden, werden <strong>Sie</strong> neue<br />
Funktionen <strong>Ihre</strong>r Kamera kennenlernen und neue Fähigkeiten<br />
entwickeln.<br />
Das Ausprobieren der Techniken, die wir Ihnen im Anfängerratgeber<br />
zeigen, wird <strong>Ihre</strong> Sammlung um einige interessante und künstlerische<br />
Bilder bereichern.<br />
Das Verwenden von Gel-Filtern wird<br />
<strong>Ihre</strong>r Blitzbilder-Sammlung viel<br />
Farbenreichtum hinzufügen und ist eine<br />
der simplen, aber effektiven Techniken,<br />
welche wir hier behandeln .
Leitfaden für Anfänger<br />
KREATIVE EFFEKTE MIT IHRER <strong>DSLR</strong><br />
Werden <strong>Sie</strong> kreativ!<br />
Indem <strong>Sie</strong> das Menü <strong>Ihre</strong>r digitalen Spiegelreflexkamera auf die volle Kreativitätsstufe<br />
einstellen, können <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>r <strong>Fotografie</strong> eine weitere Dimension hinzufügen<br />
WENN ES EINE SACHE GIBT, mit der <strong>Sie</strong> sowohl <strong>Ihre</strong> fotografischen Fähigkeiten verbessern als<br />
auch <strong>Ihre</strong>n Sinn für Kreativität entwickeln können, dann ist es das Experimentieren. Mit digitalen<br />
Spiegelreflexkameras ist es leichter als je zuvor, hochqualitative Bilder zu produzieren, trotzdem<br />
neigen die meisten Fotografen, ganz gleich ob Anfänger oder Profi, dazu, sich nur auf sicherem<br />
Boden zu bewegen und selten in unbekannte Gebiete vorzustoßen, welche sie an die Grenze ihres<br />
Technikverständnisses und der technischen Möglichkeiten <strong>Ihre</strong>r Kamera bringen. Im diesem<br />
Anfängerratgeber, der sich ganz dem Thema kreative Effekte widmet, haben <strong>Sie</strong> nun die Gelegenheit<br />
einige (oder besser alle!) von unseren Techniken auszuprobieren und herauszufinden, ob <strong>Sie</strong> selbst<br />
einige originelle oder ungewöhnliche Ergebnisse erzielen können. Auf den folgenden Seiten stellen wir<br />
Ihnen eine Auswahl von knackigen Bildern vor, die <strong>Sie</strong> selbst einmal nachstellen können. <strong>Sie</strong> werden<br />
sehen, dass <strong>Sie</strong> dafür eine Reihe von Kameratechniken beherrschen müssen, einschließlich das<br />
<strong>Fotografie</strong>ren mit langen Belichtungszeiten, Weißabgleich-Einstellungen, und dem Einsatz von Blitz für<br />
ungewöhnliche Ergebnisse. Alle Techniken sind mit einer minimalen Ausrüstung durchführbar, daher<br />
brauchen <strong>Sie</strong> neben dem Basiszubehör wie einem Stativ keinerlei weitere Ausgaben zu fürchten. Zudem<br />
können <strong>Sie</strong> alle Techniken ausprobieren, ohne dabei Ihr warmes und gemütliches Zuhause verlassen zu<br />
müssen.<br />
Schließlich sollte noch erwähnt werden, dass alle Techniken hier mit eingebauten Funktionen der<br />
Kamera erreicht werden. So sehr wir Photoshop auch lieben, es ist schon wichtig sich daran zu erinnern,<br />
dass <strong>Sie</strong> keinen Computer brauchen, um verblüffende Ergebnisse zu erzielen, auf die <strong>Sie</strong> stolz sein<br />
können!<br />
Wie <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> digitale Spiegelreflexkamera auf lange<br />
Belichtungszeiten einstellen<br />
BELICHTUNGSMODUS Einige Techniken, mit denen wir<br />
uns in dieser Ausgabe beschäftigen, beinhalten, dass <strong>Sie</strong><br />
die Verschlusszeit <strong>Ihre</strong>r Blende kontrollieren müssen, so<br />
dass <strong>Sie</strong> lange Belichtungszeiten einstellen können. Um<br />
dies zu tun, stellen <strong>Sie</strong> entweder <strong>Ihre</strong> Kamera auf<br />
Blendenpriorität (Tv oder S) oder auf den manuellen<br />
Modus (M) ein. Bei der ersten Möglichkeit, stellt die<br />
Kamera die entsprechende Blendenöffnung automatisch<br />
ein, die zur Belichtungszeit passt. Dies ist bei<br />
allgemeinen Szenen bei Raumbeleuchtung OK, aber<br />
wenn <strong>Sie</strong> mit wenig Licht fotografieren, passt es nicht. In solchen Situationen sollten <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong><br />
Spiegelreflexkamera manuell einstellen und die benötigte Blende selbst abschätzen - Versuch<br />
macht klug, damit <strong>Sie</strong> beste Ergebnisse erzielen. Am besten beginnen <strong>Sie</strong> immer mit f/8-11 um die<br />
Tiefenschärfe und eine gute Bildschärfe zu gewährleisten.<br />
RAUSCHREDUKTION BEI LANGEN BELICHTUNGSZEITEN Es gibt zwei Arten von Rauschen. Eines<br />
ist das Ergebnis einer hohen ISO Einstellung, das andere kommt von langen Belichtungszeiten. Die<br />
meisten digitalen Spiegelreflexkameras bieten die Möglichkeit, das Rauschen durch lange<br />
Belichtungszeiten über das LCD Menüsystem zu reduzieren, allerdings kann dies zu einer<br />
weicheren Darstellung von Details bei den Bildern führen. Dies betrifft jedoch nur JPEGs, daher<br />
sollten <strong>Sie</strong> in Raw und JPEG fotografieren, und die Schärfe bei beiden Dateien vergleichen.<br />
SELBSTAUSLÖSER Wenn <strong>Sie</strong> keinen Fernauslöser haben und die zusätzliche Ausgabe scheuen,<br />
dann fotografieren <strong>Sie</strong> doch einfach mit dem eingebauten Selbstauslöser der Kamera, um das<br />
Verwackelrisiko, das zu unscharfen Bildern führt, zu minimieren.<br />
SPIEGELSPERRE Wenn der Spiegel <strong>Ihre</strong>r Kamera sich vor und nach einer Aufnahme nach oben<br />
bewegt, kann dies <strong>Ihre</strong> Bildqualität beeinträchtigen. Wenn <strong>Ihre</strong> Spiegelreflexkamera einen<br />
Spiegelsperr-Modus hat, so können <strong>Sie</strong> diesen dazu benutzen, den Spiegel vor einer Aufnahme zu<br />
drehen.<br />
Wie <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> digitale Spiegelreflexkamera bei dunklen<br />
Lichtverhältnissen richtig fokussieren<br />
Das Autofokussystem <strong>Ihre</strong>r Kamera hat bei niedrigen<br />
Lichtverhältnissen Schwierigkeiten, und wenn es fast richtig<br />
dunkel ist, fällt es komplett aus. Wenn <strong>Sie</strong> im dunklen Zimmer<br />
fotografieren wollen, sollten <strong>Sie</strong> zum Fokussieren das Licht<br />
einschalten, und dann auf manuellen Fokus umschalten,<br />
um zu verhindern, dass der Autofokus weitersucht, wenn<br />
<strong>Sie</strong> den Auslöser drücken. Bei Nachtaufnahmen, sollten <strong>Sie</strong><br />
von Anfang an manuell fokussieren. Manuell zu fokussieren<br />
ist einfach - stellen <strong>Sie</strong> den Schalter der Kamera oder des Objektivs auf MF, und drehen<br />
<strong>Sie</strong> dann den Fokusring des Objektivs. Wenn <strong>Sie</strong> durch den Sucher schauen, werden <strong>Sie</strong><br />
sehen, wie das Bild in den Fokus hinein und wieder hinausbewegt wird, aber <strong>Sie</strong> können<br />
sich auch auf die AF Bestätigung verlassen. Drehen <strong>Sie</strong> den Fokusring, und wenn Ihr<br />
Motiv scharf erscheint, sollte das AF Symbol als Bestätigung angezeigt werden. Wenn<br />
<strong>Ihre</strong> Kamera einen AF Hilfsverstärker besitzt, können <strong>Sie</strong> den natürlich benutzen, aber<br />
der funktioniert nur in einem begrenzten Bereich, und der Effekt kann manchmal etwas<br />
verwirrend sein.<br />
Wie <strong>Sie</strong> Ihr Blitzlichtgerät einstellen<br />
BLITZMODUS Wenn <strong>Sie</strong> das Blitzsystem <strong>Ihre</strong>r digitalen<br />
Spiegelreflexkamera im Automodus lassen, wird es<br />
direkt am Anfang einer Belichtung ausgelöst. In den<br />
meisten Situationen ist das in Ordnung, aber manchmal<br />
braucht man eine lange Belichtung mit Blitz. In einem<br />
solchen Fall sollten <strong>Sie</strong> es auf den langsamen<br />
Synchronisations-Modus einstellen. Bei Motiven, die<br />
sich bewegen, sollte der Blitz erst am Ende der<br />
Belichtungszeit ausgelöst werden (second-curtain sync).<br />
BLITZBELICHTUNGS-KOMPENSATION<br />
Wenn <strong>Sie</strong> mit Blitz fotografieren und nicht damit<br />
zufrieden sind, wie hell die Aufnahme geworden ist,<br />
können <strong>Sie</strong> das Ergebnis steuern, indem <strong>Sie</strong> die<br />
Blitzbelichtungskorrektur <strong>Ihre</strong>r Kamera benutzen, die die<br />
Blitzintensität verändert, jedoch nicht die Ausleuchtung<br />
des Umgebungslichtes. Wählen <strong>Sie</strong> +, um die<br />
Blitzintensität zu erhöhen, und - um sie zu verringern.<br />
124 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
ROSS HODDINOTT<br />
Probieren <strong>Sie</strong> kreative Effekte aus, indem <strong>Sie</strong> mit Techniken<br />
oder den Funktionen <strong>Ihre</strong>r Kamera experimentieren, wie z.B.<br />
eine Einstellung des Weißabgleichs um die Atmosphäre der<br />
Szene zu verändern.<br />
Empfohlenes Zubehör für kreative Effekte<br />
STATIV Wenn <strong>Sie</strong> noch keins besitzen, sollten <strong>Sie</strong> sich sofort ein<br />
Stativ besorgen, sobald <strong>Sie</strong> es sich leisten können, denn es ist<br />
unerlässlich. Für ein vernünftiges Modell von Marken wie Velbon,<br />
Giottos oder Manfrotto müssen <strong>Sie</strong> mindestens 120 Euro<br />
ausgeben. Mit einem Stativ können <strong>Sie</strong> mit langen<br />
Belichtungszeiten fotografieren, ohne zu befürchten, dass die<br />
Bilder verwackeln. Auch wenn <strong>Sie</strong> Techniken wie<br />
Mehrfachbelichtung ausprobieren möchten, ist ein Stativ ein<br />
absolutes Muss.<br />
FERNAUSLÖSER Die meisten digitalen Spiegelreflexkameras<br />
können mit einem Fernauslöser bedient werden, der entweder<br />
kabellos ist oder mit einem Kabel mit der Kamera verbunden ist.<br />
Dies hat den Vorteil, dass ein Verwackeln durch das Drücken des<br />
Auslöseknopfes praktisch ausgeschlossen ist. Neben den<br />
Markenmodellen kommen auch die Fernauslöser von<br />
unabhängigen Firmen in Betracht wie Hama (www.hama.<br />
com) und Hahnel (www.hahnel.ie). Ihr Fotohändler vor Ort<br />
sollte <strong>Sie</strong> hier umfassend beraten können.<br />
FARBGELS Dabei handelt es sich im Prinzip um dünne<br />
Plastikfolien, die man vor den Blitzkopf anbringt, so dass der Blitz<br />
einen bestimmten Farbstich erhält. <strong>Sie</strong> können Gels selbst<br />
herstellen, indem <strong>Sie</strong> z.B. Bonbonpapier mit Tesafilm vor Ihr<br />
Blitzgericht kleben. Oder <strong>Sie</strong> kaufen dazu eine spezielle<br />
Ausrüstung z.B. von Hama oder Lumiquest, die mit einem<br />
Klettverschluss am Blitzkopf befestigt wird.<br />
BLITZLICHTGERÄT Der eingebaute Blitz an <strong>Ihre</strong>r<br />
Spiegelreflexkamera ist für einige Techniken gut geeignet,<br />
aber für kreativere Möglichkeiten sollten <strong>Sie</strong> sich nach<br />
einem Blitzlichtgerät umsehen, das an einem Blitzschuh<br />
befestigt wird. Achten <strong>Sie</strong> darauf, dass das Gerät eine<br />
gute Auswahl von Funktionen bietet: Synchronisation auf<br />
den 1. und 2. Vorhang, manuelle Stromeinstellungen etc.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 125
Leitfaden für Anfänger<br />
KREATIVE EFFEKTE MIT IHRER <strong>DSLR</strong><br />
Erstellen <strong>Sie</strong> ein Physiogramm<br />
Es mag wie eine ärztliche Behandlung klingen, aber ein<br />
Physiogramm zu erstellen, ist viel leichter als <strong>Sie</strong> vielleicht<br />
denken. Lee Frost zeigt uns, wie’s geht.<br />
WENN MAN NACH DEM WÖRTERBUCH GEHT, ist Physiogramm ein erfundenes Wort.<br />
Aber es handelt sich ja auch um eine erfundene Technik, also passt das ja wieder.<br />
Wenigstens gibt es Ihnen eine neue Verwendung für die teure Taschenlampe, die <strong>Sie</strong> vor<br />
kurzem im Schnäppchenladen um die Ecke erstanden haben, damit <strong>Sie</strong> diese Technik<br />
“Malen mit Licht” ausprobieren können. Dies ist auch eine lichtmalende Technik, aber<br />
anstatt die Taschenlampe zu benutzen, um Ihr Motiv auszuleuchten, ist sie nun selbst das<br />
Motiv. Klingt verwirrend? Keine Panik. Die Idee hinter dieser verrückten Technik ist, dass<br />
<strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Taschenlampe an einem Faden in einem abgedunkelten Raum direkt über der<br />
Kamera aufhängen, sie dann in Schwingung versetzen und mit einer langen<br />
Belichtungszeit die hübschen Muster aufzeichnen, die die Taschenlampe in der<br />
Dunkelheit als Lichtspuren hinterlässt. Wie lang die Belichtungszeit sein soll? Wie lang ist<br />
der Faden? Tut mir leid, was soll ich sonst sagen. Lesen <strong>Sie</strong> einfach weiter, wir werden die<br />
Geheimnisse dieser ungewöhnlichen Technik für <strong>Sie</strong> lüften.<br />
Schritt 1 Binden <strong>Sie</strong><br />
eine schmale<br />
Taschenlampe an ein<br />
Stück Bindfaden und<br />
binden <strong>Sie</strong> das andere<br />
Ende an eine<br />
Deckenlampe, so dass<br />
<strong>Sie</strong> die Taschenlampe<br />
daran aufhängen können.<br />
Die Länge des Fadens ist<br />
nicht ausschlaggebend,<br />
aber je länger er ist, desto<br />
länger wird sich die<br />
Taschenlampe drehen,<br />
wenn <strong>Sie</strong> sie in<br />
Schwingung versetzen.<br />
Am besten fangen <strong>Sie</strong> mit<br />
einer Länge von einem<br />
Meter an.<br />
Schritt 2 Um glatte,<br />
gleichmäßige Kreise zu<br />
bekommen, während<br />
<strong>Ihre</strong> Taschenlampe sich<br />
dreht, sollte diese<br />
idealerweise entlang ihrer<br />
zentralen Achse<br />
aufgehängt sein. Wenn<br />
die Taschenlampe keinen<br />
zentralen Aufhängepunkt<br />
hat, erzeugen <strong>Sie</strong> diesen,<br />
indem <strong>Sie</strong> einen Faden<br />
am hinteren Ende als<br />
Schlaufe mit Tesafilm<br />
ankleben und dann den<br />
langen Faden an diese<br />
Schlafe anbinden.<br />
Herausforderung mit zwei<br />
Taschenlampen<br />
Wenn <strong>Sie</strong> noch ein bisschen Kleingeld übrig haben,<br />
leisten <strong>Sie</strong> sich doch einfach noch eine zweite,<br />
identische Taschenlampe und probieren <strong>Sie</strong> mal ein<br />
Physiogramm mit beiden gleichzeitig zu erstellen. Ich<br />
weiß schon, dass das an die Grenze des Machbaren<br />
geht, aber was soll’s, es hat jedenfalls Spaß gemacht!<br />
Hängen <strong>Sie</strong> beide Taschenlampen an zwei gleichlange<br />
Fäden und drehen <strong>Sie</strong> dann die beiden Fäden<br />
spiralförmig zusammen. <strong>Sie</strong> ahnen schon, worauf<br />
ich hinaus will, oder? Licht aus, und lassen <strong>Sie</strong> dann<br />
die Taschenlampen los, so dass sie anfangen sich zu<br />
entwirren, öffnen <strong>Sie</strong> den Verschluss <strong>Ihre</strong>r Kamera<br />
und warten <strong>Sie</strong> mit Spannung auf das Ergebnis. Die<br />
zusätzliche Taschenlampe verdoppelt den Effekt, so<br />
dass <strong>Sie</strong> einige Aufnahmen mit viel Dynamik machen<br />
können.<br />
Schritt 3 Montieren <strong>Sie</strong><br />
<strong>Ihre</strong> Kamera an ein Stativ und<br />
lehnen <strong>Sie</strong> sie zurück,<br />
ungefähr einen Meter direkt<br />
unter der Taschenlampe.<br />
Nehmen <strong>Sie</strong> eine<br />
Weitwinkel-Einstellung von<br />
ungefähr 28mm und stellen<br />
<strong>Sie</strong> die Kamera auf manuellen<br />
Fokus ein. Setzen <strong>Sie</strong> die<br />
Verschlussgeschwindigkeit<br />
auf Bulb (B) – wie das geht,<br />
steht in der<br />
Bedienungsanleitung <strong>Ihre</strong>r<br />
Kamera – dann stellen <strong>Sie</strong> die<br />
Blende auf f/16 oder f/22 ein,<br />
wobei das Objektiv die<br />
Taschenlampe fokussiert.<br />
Schritt 4 Schalten <strong>Sie</strong> die Taschenlampe ein und das Raumlicht aus, dann ziehen <strong>Sie</strong> die<br />
Taschenlampe ungefähr 50cm von der statischen Position über dem Objektiv weg und bringen<br />
<strong>Sie</strong> sie in eine kreisende Bewegung. Schauen <strong>Sie</strong> durch den Sucher der Kamera, und sobald der<br />
Schwung der Taschenlampe klein genug ist, um im Sucher zu erscheinen, öffnen <strong>Sie</strong> den<br />
Verschluss.<br />
Schritt 5 Jede Schwungbewegung der Taschenlampe wird als kreisförmiger Lichtstrahl<br />
aufgezeichnet, aber da die Bewegung der Taschenlampe sich gleichmäßig verlangsamt, wird<br />
jeder Kreis eine andere Form und Größe haben. Wenn <strong>Sie</strong> den Verschluss für 20 bis 30<br />
Sekunden offen lassen, erzeugen <strong>Sie</strong> ein auffälliges Muster wie hier oben gezeigt.<br />
126 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
KREATIVE EFFEKTE MIT IHRER DIGITALEN SPIEGELREFLEXKAMERA<br />
PROFI-TIPPS<br />
REIBUNGSLOSE PERFEKTION<br />
<strong>Sie</strong> möchten glatte Lichtkreise in <strong>Ihre</strong>m Bild<br />
aufzeichnen. Dazu muss die Taschenlampe in<br />
einem ebenmäßigen Tempo rotieren, also warten<br />
<strong>Sie</strong> etwa 15 bis 20 Sekunden, damit sie in den<br />
Kamera öffnen.<br />
Rhythmus kommt, bevor <strong>Sie</strong> den Verschluss der<br />
Das Schlussbild<br />
Soviel Spaß habe ich lange nicht gehabt!<br />
Mein Lieblings-Physiogramm war das<br />
Komplizierteste von allen. Es sieht aus<br />
wie ein nachtleuchtender Wurm! Um die<br />
Bilder noch skandalöser zu gestalten,<br />
spielen <strong>Sie</strong> mit dem Nuancenregler in<br />
Photoshop (Bild > Korrekturen><br />
Farbton/Sättigung)<br />
Schritt 6 Legen <strong>Sie</strong> nach 20 Sekunden ein Stück Karton auf das Objektiv. Schnappen <strong>Sie</strong><br />
sich die Taschenlampe und schalten <strong>Sie</strong> sie aus. Stecken <strong>Sie</strong> einen Farbfilter auf das Objektiv,<br />
decken <strong>Sie</strong> es wieder mit dem Karton ab, schalten <strong>Sie</strong> die Taschenlampe wieder ein, bringen <strong>Sie</strong><br />
sie erneut in Schwingung und nehmen <strong>Sie</strong> den Karton weg, so dass ein zweites Muster mit einer<br />
anderen Farbe auf der gleichen Aufnahme zugefügt wird.<br />
Schritt 7 <strong>Sie</strong> können Schritt 6 so oft <strong>Sie</strong> wollen wiederholen. Je mehr Lichtspuren <strong>Sie</strong><br />
aufnehmen, desto interessanter wird das Ergebnis. Man wird regelrecht süchtig danach, denn<br />
keine zwei Aufnahmen sehen gleich aus. Ich hab mich schon dabei erwischt zu denken: „OK,<br />
nur noch eine, dann bin ich fertig.“ Die Batterie der Taschenlampe war beinahe leer, als ich<br />
endlich aufhörte.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 127
Leitfaden für Anfänger<br />
KREATIVE EFFEKTE MIT IHRER <strong>DSLR</strong><br />
Malen mit Licht<br />
Profifotograf Lee Frost zeigt uns, wie man den Lichtfluss für künstlerische Effekte<br />
kontrolliert, indem man einfach nur eine Taschenlampe benutzt.<br />
DIESE TECHNIK habe ich zum ersten Mal vor zehn Jahren ausprobiert,<br />
als ich ein Buch über Nachtfotografie geschrieben habe. Die Idee ist,<br />
dass man eine schmale Taschenlampe benutzt, mit der man um ein<br />
Motiv in einem abgedunkelten Raum herum leuchtet, während der<br />
Verschluss der Kamera offen auf Bulb (B) eingestellt ist. Die Bewegung<br />
der Taschenlampe erzeugt Lichtspuren um das Motiv, während das<br />
umherschweifende Licht eine gedämpfte Beleuchtung liefert.<br />
Als ich diese Technik zum ersten Mal ausprobiert habe, habe ich einen<br />
Negativfilm benutzt, daher war der ganze Prozess recht mühselig und<br />
Fehlschläge waren vorprogrammiert: Man musste auf die Entwicklung<br />
des Films warten, bevor man sagen konnte, ob der Effekt funktioniert<br />
PROFI-TIPPS<br />
hat, und dann noch mal alles von vorne machen, wenn die Aufnahmen<br />
nicht ganz richtig waren. Bei einem solchen Vorgehen ist es<br />
unerlässlich, sich Notizen von den einzelnen Aufnahmen zu machen.<br />
Aber mit der digitalen Technologie, bei der man die Ergebnisse sofort<br />
sieht, kann man den Prozess anpassen, bis man die perfekte Aufnahme<br />
im Kasten hat.<br />
Obwohl ich einen Blumenstrauß als Motiv gewählt habe, könnte man<br />
auch jedes andere Motiv mit einer interessanten Form nehmen, also<br />
schauen <strong>Sie</strong> sich mal um, ob <strong>Sie</strong> etwas Passendes finden. Man kann<br />
sich damit hervorragend die Zeit an einem nassen Winterabend<br />
vertreiben, und die Ergebnisse können fantastisch aussehen!<br />
MACHEN SIE SICH NOTIZEN!<br />
Wenn <strong>Sie</strong> Schwierigkeiten haben, die richtige<br />
Aufnahme zu bekommen, dann zeichnen <strong>Sie</strong> das<br />
Bild doch einmal kurz auf und notieren <strong>Sie</strong>, was<br />
<strong>Sie</strong> getan haben und für wie lange, um bestimmte<br />
Stellen genau richtig hinzubekommen. Das spart<br />
Unmengen an Zeit.<br />
Schritt 1 Setzen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Requisiten bei voller Raumbeleuchtung in<br />
Szene und montieren <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Kamera auf ein stabiles Stativ. Stellen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong><br />
Kamera auf manuellen Fokus ein, da das AF System im Dunkeln nicht<br />
funktioniert. Fokussieren <strong>Sie</strong> Ihr Motiv und gestalten <strong>Sie</strong> die Aufnahme so,<br />
wie <strong>Sie</strong> es möchten. Achten <strong>Sie</strong> auf genügend freien Platz rund um das<br />
Motiv. Und räumen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>n Arbeitsplatz frei!<br />
Schritt 2 Stellen <strong>Sie</strong> die Blende auf f/11 oder f/16, die ISO auf 100 oder<br />
200 und den Verschluss auf Bulb (B) ein. Auf meiner Canon geht das,<br />
indem man die Verschlussgeschwindigkeiten herunterscrollt, während die<br />
Kamera auf manuellen Modus eingestellt ist, oder innerhalb der<br />
Belichtungsmodus-Einstellungen. Schließen <strong>Sie</strong> einen Fernauslöser an oder<br />
stellen <strong>Sie</strong> die Kamera auf Selbstauslöser ein.<br />
Schritt 3 Schalten <strong>Sie</strong> das Licht im Zimmer aus, gehen <strong>Sie</strong> zurück<br />
zur Kamera. Dann öffnen <strong>Sie</strong> den Verschluss und beginnen <strong>Sie</strong> damit,<br />
Ihr Motiv nach und nach mit der Taschenlampe auszuleuchten. Hier<br />
habe ich einzelne Blumen für jeweils vier Sekunden mit einem Abstand<br />
von 20 cm angestrahlt. Man kann den Effekt schon erkennen.<br />
Schritt 4 Nachdem ich herausgefunden hatte, wie viel Licht ich jeder<br />
Blume geben muss, habe ich danach die Taschenlampe dazu benutzt,<br />
Lichtpunkte auf die Wand im Hintergrund zu setzen und auch etwas Licht<br />
auf die Oberfläche des Tisches zu werfen – genug, um Details erkennen zu<br />
lassen aber das Bild immer noch geheimnisvoll erscheinen zu lassen. Man<br />
braucht dafür ein paar Versuche, bis es passt, aber bleiben <strong>Sie</strong> einfach dran.<br />
Farbe hinzufügen mit Filtern<br />
Wenn <strong>Sie</strong> den Effekt noch verstärken wollen, platzieren <strong>Sie</strong> ein Stück farbiges Plastik<br />
über die Taschenlampe um das Licht zu kolorieren. Ein Bonbonpapier, ein Stück<br />
Farbfilterfolie, ein alter Fotofilter – einfach irgendwas. <strong>Sie</strong> können für verschiedene Teile<br />
der Aufnahme verschiedene Farben verwenden – halten <strong>Sie</strong> einen grünen oder blauen<br />
Filter über die Taschenlampe, wenn <strong>Sie</strong> den Hintergrund beleuchten um ein düsteres<br />
Glühen zu erzeugen, oder einen gelben oder roten Filter, wenn <strong>Sie</strong> die Hauptrequisiten<br />
ausleuchten. Probieren <strong>Sie</strong> es einfach aus – darum geht es bei dieser Technik, und diese<br />
Bilder sollen Ihnen nur ein paar Ideen geben, was alles möglich ist.<br />
128 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
FOTO: LEE FROST<br />
Das Schlussbild<br />
Ich habe ein halbes Dutzend Bilder<br />
gebraucht, bis ich eine Aufnahme<br />
hatte, mit der ich wirklich zufrieden<br />
war, aber es ist doch deutlich einfacher,<br />
wenn man die Ergebnisse sofort sehen<br />
kann, im Vergleich zu früher, als ich<br />
diese Technik mit Film probiert habe.<br />
February 2010 Digital SLR Photography XX
Leitfaden für Anfänger<br />
KREATIVE EFFEKTE MIT IHRER <strong>DSLR</strong><br />
Weißabgleich für Stimmungen nutzen<br />
JEDE LICHTQUELLE setzt sich zu unterschiedlichen<br />
Anteilen aus den drei Grundfarben Rot, Grün und Blau<br />
(RGB) zusammen, deren Lichttemperatur in Grad Kelvin (K)<br />
gemessen wird. Niedrigere Temperaturen haben einen<br />
größeren Anteil roter Wellen und erscheinen daher wärmer,<br />
bei höheren Temperaturen ist der Anteil blauer Wellen<br />
größer und sie erscheinen kühler. Während sich unsere<br />
Augen jeder Lichttemperatur natürlich so anpassen, dass<br />
wir sie immer als weiß oder neutral sehen, braucht ein<br />
Kamerasensor etwas Hilfestellung. Genau zu diesem Zweck<br />
wurde für digitale Spiegelreflexkameras die<br />
Weißabgleich-Funktion entwickelt: <strong>Sie</strong> korrigiert<br />
unerwünschte Farbstiche, welche durch unterschiedliche<br />
Lichttemperaturen erzeugt werden.<br />
Um die Farbe des Lichts originalgetreu einzufangen,<br />
müssen Fotografen die Farbtemperaturen der Beleuchtung<br />
ihres Motivs mit dem entsprechenden Weißabgleich<br />
abstimmen. Die Kamera erleichtert diese Korrektur durch<br />
eine Vielzahl vorprogrammierter Weißabgleich-<br />
Einstellungen für die häufigsten Lichtverhältnisse, etwa für<br />
Tageslicht, Wolken, Schatten, Neonlicht, Kunstlicht und<br />
Blitz. <strong>Sie</strong> passen die Voreinstellung der Lichtquelle an, und<br />
die Kamera nimmt die notwendigen Einstellungen vor, um<br />
Farbstiche zu neutralisieren. Es gibt sogar einen<br />
automatischen Weißabgleich, wobei die Kamera die<br />
allgemeinen Farben des Bildes auswertet und den<br />
Weißabgleich entsprechend einstellt. Die<br />
Automatik-Einstellung ist zwar nicht unfehlbar, liefert<br />
jedoch in den meisten Situationen sehr zuverlässige, gute<br />
Ergebnisse. Allerdings verlässt man sich dabei allzu gern auf<br />
den automatischen Weißabgleich der Kamera und übersieht<br />
die riesigen kreativen Möglichkeiten, die diese<br />
Kamerafunktion bietet.<br />
Obwohl der Weißabgleich eigentlich zur Korrektur gedacht<br />
ist, kann er auch kreativ genutzt werden: Durch seine<br />
bewusste Manipulation können <strong>Sie</strong> die Stimmung und das<br />
“Look and Feel” <strong>Ihre</strong>r Bilder durch starke, künstliche<br />
Farbstiche in manchen Lichtverhältnissen dramatisch<br />
verändern. Stellen <strong>Sie</strong> sich den Weißabgleich als<br />
praktischen zusätzlichen Kamerafilter vor, mit dessen<br />
Einstellungen <strong>Sie</strong> die unterschiedlichsten Farbstiche auf <strong>Ihre</strong><br />
Bilder anwenden können – Effekte, die ohne digitale<br />
Technik nur mit Hilfe von Filtern möglich wären.<br />
Weißabgleich ist eine kreative Funktion, die zu selten<br />
genutzt wird. Es wurden eigens Voreinstellungen entwickelt,<br />
um entweder zu niedrige Farbtemperaturen abzukühlen,<br />
wie etwa bei Leuchtstofflampen, oder zu hohe<br />
Farbtemperaturen, wie bei Regen oder im Schatten, zu<br />
kompensieren und eine künstlich warme Stimmung zu<br />
erzeugen. Aber natürlich müssen <strong>Sie</strong> nicht die<br />
Voreinstellungen der Kamera verwenden: <strong>Ihre</strong> digitale<br />
Spiegelreflexkamera besitzt eine benutzerdefinierte<br />
Weißabgleich-Funktion, mit der Fotografen die genaue<br />
Farbtemperatur manuell einstellen können – entsprechend<br />
der für das Bild gewünschten Atmosphäre. Um Ihnen ein<br />
einfaches Beispiel für kreativen Weißabgleich zu geben, fuhr<br />
ich an einen Strand, um eine ruhige stimmungsvolle Szene<br />
aufzunehmen.<br />
Einstellen des<br />
Weißabgleichs<br />
Die Auswahl des<br />
Weißabgleichs (WB) erfolgt<br />
einfach über das Menüsystem<br />
der Kamera, normalerweise<br />
unterhalb des Menüpunkts<br />
“Aufnahme”: Scrollen <strong>Sie</strong> durch die<br />
Voreinstellungen und wählen <strong>Sie</strong> die gewünschte aus.<br />
Einige <strong>DSLR</strong>s erlauben eine exakte Feinabstimmung<br />
des WB-Werts, individuell nach Bedarf. Für absolute<br />
Kontrolle wählen <strong>Sie</strong> die Einstellung “Benutzerdefiniert”<br />
aus und stellen dort den erforderlichen Wert ein. Einige<br />
Modelle können <strong>Ihre</strong> persönlichen WB-Einstellungen<br />
auch speichern, um sie zu einem späteren Zeitpunkt<br />
wieder verwenden zu können.<br />
Raw<br />
Wenn <strong>Sie</strong> Bilder im RAW-Format oder als RAW +<br />
JPEG aufnehmen, besteht weniger Notwendigkeit,<br />
den Weißabgleich in der Kamera vorzunehmen.<br />
RAW-Bilder sind eigentlich unbearbeitete Daten,<br />
deren Parameter nicht zum Zeitpunkt der<br />
Aufnahme auf das Bild angewendet sondern<br />
anschließend an die Bilddatei “angehängt” werden.<br />
Einstellungen wie der Weißabgleich können dabei<br />
mit Raw-Software wie Lightroom, Aperture oder<br />
der mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> gelieferten Software verändert<br />
und für kreative Effekte verfeinert werden.<br />
Schritt 1 Dieses Foto einer Fußgängerbrücke bei Flut wurde<br />
bei Tageslicht und mit langer Belichtungszeit aufgenommen,<br />
um das Wasser verwischen. Daher verwendete ich die<br />
WB-Voreinstellung “Tageslicht” – dies entspricht ca. 5.500<br />
Kelvin. Das Ergebnis wirkt natürlich – allerdings erzeugt auch<br />
eine technisch “korrekte” Farbwiedergabe nicht immer das<br />
ästhetisch beste Ergebnis.<br />
Schritt 2 WB ist ein kreatives praktisches Werkzeug, weil<br />
<strong>Sie</strong> durch Veränderung der Farbtemperatur direkt in der<br />
Kamera künstliche Farbstiche erzeugen können. Ich fand,<br />
dass zu dieser Szene eine warme Stimmung passte, wählte<br />
also die Voreinstellung “Schatten” – dies entspricht ca. 7.500<br />
Kelvin. Obwohl der orangene Farbton künstlich wirkt, ist das<br />
Ergebnis nicht unangenehm.<br />
Schritt 3 Mit der Kamera-Voreinstellung “Glühlampen” –<br />
dies entspricht ca. 2850 Kelvin – wird ein starker Blaustich<br />
erzeugt. Die Kühle passt besser zu der Szene, und das<br />
Ergebnis ist atmosphärisch viel stimmungsvoller als im<br />
Original – allerdings war der Farbstich etwas zu stark, also<br />
stellte ich den WB anschließend manuell ein.<br />
130 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
PROFI-TIPPS<br />
WEISSABGLEICH ZURÜCKSETZEN!<br />
Sobald <strong>Sie</strong> mit dem kreativen Einsatz des<br />
Weißabgleichs fertig sind, denken <strong>Sie</strong> daran ihn<br />
auf die korrekte Einstellung für Ihr<br />
Umgebungslicht zurückzusetzen – andernfalls<br />
wird dieselbe künstliche Stimmung auf alle<br />
nachfolgenden Bilder angewendet!<br />
Schritt 4 Mithilfe der Kamerafunktion “benutzerdefinierter<br />
Weißabgleich” wählte ich eine Farbtemperatur von 3850<br />
Kelvin: Dies reduziert die Intensität des Blaustichs, behält den<br />
künstlich-kühlen Farbton jedoch bei. Dies passt gut zur Szene<br />
und schafft ein visuell stärkeres, interessanteres Ergebnis als<br />
mit meinen ursprünglichen Einstellungen.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 131
Leitfaden für Anfänger<br />
KREATIVE EFFEKTE MIT IHRER <strong>DSLR</strong><br />
Mehrfachbelichtung mit <strong>Ihre</strong>r digitalen<br />
Spiegelreflexkamera<br />
Matty Graham verrät Ihnen, wie <strong>Sie</strong> mithilfe der integrierten Mehrfachbelichtungs-<br />
Funktion <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong>-Kamera an mehr als zwei Orten zugleich sein können.<br />
DIE MEHRFACHBELICHTUNG ERLAUBT ES IHNEN ein<br />
Motiv auf mehrere, unterschiedliche Stellen desselben<br />
Bildes aufzunehmen. Zahlreiche <strong>DSLR</strong>s bieten eine<br />
Mehrfachbelichtungs-Funktion an, meistens versteckt im<br />
Menüsystem der Kamera: <strong>Sie</strong> bewirkt, dass eine Serie aus<br />
mehreren Aufnahmen zu einem einzigen Bild<br />
verschmolzen werden.<br />
Wenn diese Technik funktionieren und die mehrfach<br />
fotografierte Szene scharf abgebildet werden soll, muss<br />
<strong>Ihre</strong> Kamera zwischen den Aufnahmen absolut still stehen.<br />
Das einzig bewegliche sollte Ihr Motiv sein, indem es bei<br />
jeder Belichtung seine Position wechselt. Da Ihr Motiv<br />
durch die Bewegung jeweils mit dem Hintergrund einer<br />
anderen Belichtung zusammengeführt wird, erscheint es<br />
1 2<br />
als “geisterhafte” Silhouette. Die Mehrfachbelichtungs-<br />
Funktion ist damit eine tolle Kameratechnik, um Ihr Motiv<br />
mit “Transparenzeffekt” abzulichten – wenn <strong>Sie</strong> allerdings<br />
mehrere feste Motive ohne diesen Effekt aufnehmen<br />
wollen, sollten <strong>Sie</strong> stattdessen in Photoshop <strong>Ihre</strong><br />
Einzelbilder ausschneiden und die Bestandteile<br />
anschließend zusammenführen (siehe Kasten).<br />
Leider wird die Mehrfachbelichtungs-Funktion nicht von<br />
allen digitalen Spiegelreflexkameras angeboten, und ist<br />
aktuell tatsächlich in keinem Canon EOS-Modell enthalten<br />
– wenn <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> sie hat (siehe Kasten), sollten <strong>Sie</strong> sich<br />
diesen Spaß jedoch nicht entgehen lassen. Falls die<br />
Funktion bei Ihnen fehlt, probieren <strong>Sie</strong> es mit unserer<br />
Photoshop-Technik.<br />
Was ist “Auto Gain”?<br />
Wenn Fotografen in den Tagen des Analogfilms<br />
eine Mehrfachbelichtung aufnehmen<br />
wollten, mussten sie ihre Belichtungszeiten<br />
mühsam selbst ausrechnen. Bei digitalen<br />
Spiegelreflexkameras nimmt ihnen eine Funktion<br />
namens Auto Gain dieses Problem ab und passt<br />
die einzelnen Belichtungen automatisch der<br />
Anzahl von Bildern <strong>Ihre</strong>r Mehrfachaufnahme an.<br />
Achten <strong>Sie</strong> also darauf, diese Funktion auf dem<br />
Menübildschirm <strong>Ihre</strong>r Kamera zu aktivieren.<br />
4<br />
Schritt 1 Zuerst muss <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> eingestellt werden (wir<br />
verwenden die Nikon D80): Öffnen <strong>Sie</strong> den Menübildschirm<br />
und scrollen <strong>Sie</strong> durch die Optionen nach unten bis zu<br />
“Mehrfachbelichtung”. Wählen <strong>Sie</strong> die Funktion aus, stellen <strong>Sie</strong><br />
die gewünschte Zahl der Einzelbilder <strong>Ihre</strong>r Mehrfachbelichtung<br />
ein und stellen <strong>Sie</strong> sicher, dass “Auto Gain” eingeschaltet ist.<br />
Schritt 2 Jetzt können <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> in Position bringen; wir<br />
wählten als Standort einen verschneiten Friedhof – passend zur<br />
gespenstischen Atmosphäre einer Mehrfachbelichtung. Ich<br />
stellte die Kamera auf den Zeitautomatik-Modus mit Blende<br />
f/11 ein.<br />
Schritt 3 Nachdem ein Freund den Auslöser bedient hat<br />
(obwohl <strong>Sie</strong> auch den Selbstauslöser verwenden können), sind<br />
die ersten Ergebnisse noch nicht sehr gut: Der Hintergrund ist<br />
zu hell, sodass wir unsere Position ändern müssen, und<br />
aufgrund der langen Verschlusszeit gab es Verwacklungen.<br />
Schritt 4 Als neuen Standort finden wir einen großen Baum,<br />
der einen dunkleren Hintergrund abgibt. Ich benutze eine<br />
größere Blende (f/5,6), um das Risiko von Verwacklungen zu<br />
vermeiden, und mache zwei Aufnahmen. Dabei ändere ich<br />
jeweils meine Position im Bild, bleibe aber mit dem Rücken<br />
zum Baum.<br />
3<br />
Mehrfachbelichtung<br />
in Photoshop<br />
In Photoshop ist dieser Effekt<br />
relativ schnell und einfach zu<br />
verwirklichen – mit dem Vorteil,<br />
dass <strong>Sie</strong> die Deckkraft <strong>Ihre</strong>s<br />
Motivs ganz nach Belieben<br />
anpassen können, um es<br />
mehr oder weniger solide oder<br />
gespenstisch erscheinen zu<br />
lassen. Außerdem können <strong>Sie</strong><br />
hier Ihr Motiv an beliebig vielen<br />
Positionen im Bild platzieren –<br />
wohl wissend, dass <strong>Sie</strong> für jedes<br />
Bild eigene Ebenen anlegen<br />
können, aus Anschließend<br />
ensteht ein nahtloses Bild. Dieses<br />
Verfahren ist zwar nichts für<br />
absolute Anfänger, aber auch<br />
nicht allzu schwer zu lernen.<br />
Schritt 1 Zuerst müssen wir alle<br />
Einzelbilder zu Ebenen eines einzigen<br />
Dokuments kombinieren. Öffnen <strong>Sie</strong><br />
dafür zugleich alle Dateien, wählen <strong>Sie</strong><br />
auf einer Datei „Auswahl>Alles<br />
auswählen“ und dann<br />
„Bearbeiten>Kopieren“, um den<br />
Bildbereich zu kopieren. Markieren <strong>Sie</strong><br />
nun eine andere Datei und wählen <strong>Sie</strong><br />
„Bearbeiten>Einfügen“, um das<br />
kopierte Bild an gleicher Position auf<br />
einer neuen Ebene der Datei<br />
einzufügen. Wiederholen <strong>Sie</strong> diesen<br />
Vorgang für alle Einzelbilder.<br />
Schritt 2 Blenden <strong>Sie</strong> die oberste<br />
Ebene vorübergehend aus, indem <strong>Sie</strong><br />
auf das Augen-Symbol klicken, und<br />
klicken <strong>Sie</strong> dann auf die Ebene<br />
darunter, um diese zu aktivieren.<br />
Wählen <strong>Sie</strong> nun das<br />
Radiergummi-Werkzeug aus, stellen<br />
<strong>Sie</strong> Durchmesser und Härte nach<br />
Belieben ein und beginnen <strong>Sie</strong> einen<br />
Teil des Bildes zu entfernen, damit<br />
das gewünschte Detail aus der Ebene<br />
darunter sichtbar wird.<br />
Schritt 3 Blenden <strong>Sie</strong> abschließend<br />
durch Klicken auf das Augensymbol<br />
die oberste Ebene wieder ein, klicken<br />
<strong>Sie</strong> zur Aktivierung darauf und<br />
wiederholen <strong>Sie</strong> das<br />
Radiergummi-Verfahren. Denken <strong>Sie</strong><br />
daran, diesmal einen größeren<br />
Bereich zu löschen, damit die Details<br />
aus den Ebenen direkt darunter als<br />
auch aus der Hintergrundebene<br />
sichtbar werden.<br />
FERTIGES BILD: Eine einfache,<br />
aber wirkungsvolle<br />
Mehrfachbelichtung. Der Anzahl<br />
<strong>Ihre</strong>r Einzelaufnahmen sind keine<br />
Grenzen gesetzt – fangen <strong>Sie</strong> also<br />
gleich an zu experimentieren!<br />
132 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
PROFI-TIPPS<br />
KANN IHRE <strong>DSLR</strong> DAS AUCH?<br />
Prüfen <strong>Sie</strong> in unserer Liste, ob <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> über<br />
eine Mehrfachbelichtungs-Funktion verfügt ...<br />
Nikon: D3, D3x, D90, D80, D300, D300s,<br />
D700; Olympus: E-620, E-30; Pentax: K-7,<br />
K10D, K20D<br />
FERTIGES BILD<br />
Die beiden Bilder verschmelzen<br />
in der Kamera automatisch zu<br />
einem gespenstischen Porträt.<br />
Vor dem dunkleren Hintergrund<br />
des Baums bin ich deutlich<br />
besser zu erkennen.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 133
Leitfaden für Anfänger<br />
KREATIVE EFFEKTE MIT IHRER <strong>DSLR</strong><br />
Blitzen <strong>Sie</strong> doch mal in Farbe<br />
Daniel Lezano hat für <strong>Sie</strong> entdeckt, wie ein Farbgelfilter auf <strong>Ihre</strong>m Blitzgerät die visuelle<br />
Wirkung <strong>Ihre</strong>r Bilder verändern und eine Szene stimmungsvoll beleuchten kann.<br />
IHR SYSTEMBLITZGERÄT ist ein Wunder der<br />
modernen Technik: Es liefert nicht nur in den meisten<br />
Fällen die richtige Lichtmenge, um Ihr Motiv perfekt<br />
ins Bild zu setzen, sondern bietet oftmals ungeahnte<br />
Möglichkeiten für <strong>Ihre</strong> Kreativität. <strong>Sie</strong> haben die Wahl<br />
zwischen Blitzmodi, Optionen wie<br />
Drahtlosübertragung oder manuelle<br />
Blitzlichtsteuerung mit Hilfe der<br />
Blitzkorrekturfunktion, und die meisten<br />
Blitzschuhgeräte können durch ihren Schwenkkopf<br />
das Blitzlicht von einer Wand oder Decke reflektieren<br />
lassen.<br />
Alle Blitzgeräte haben jedoch etwas gemeinsam: Ihr<br />
Licht ist neutral und farblos, damit die Farben eines<br />
Motivs realistisch wiedergegeben werden. Das ist bei<br />
Blitzgeräten eine Selbstverständlichkeit, denn<br />
niemand möchte einen starken Farbstich in seinem<br />
Blitzlicht. Oder vielleicht doch?<br />
Die folgende Blitztechnik dreht sich um das<br />
Manipulieren der Farben <strong>Ihre</strong>s Blitzlichts, mit dem<br />
Ziel, der aufgenommenen Szene eine starke und<br />
dominierende Farbwirkung zu verleihen. Und das ist<br />
gar nicht mal so schwierig.<br />
<strong>Ihre</strong>m Blitzgerät einen starken Farbstich zu geben ist<br />
tatsächlich der einfache Teil: <strong>Sie</strong> platzieren einfach ein<br />
durchsichtiges, farbiges Material über den Blitzkopf.<br />
(<strong>Sie</strong>he Kasten für eine Auswahl möglicher Farbgels.)<br />
Doch es gibt dabei noch mehr zu bedenken: Wenn <strong>Sie</strong><br />
das Blitzgerät direkt von der Kamera aus mit dem Gel<br />
einsetzen, wird Ihr Hauptmotiv erstens mit einem<br />
starken Farbstich beleuchtet. <strong>Sie</strong> sollten stattdessen<br />
zur Ausleuchtung <strong>Ihre</strong>s Hauptmotivs das integrierte<br />
Blitzlicht der digitalen Spiegelreflexkamera<br />
verwenden; das externe Blitzgerät richten <strong>Sie</strong> nur auf<br />
den Szenenhintergrund. So erhält Ihr Motiv eine<br />
normale, "neutrale" Beleuchtung, während der<br />
Hintergrund einen starken Farbeffekt erhält.<br />
Außerdem muss <strong>Ihre</strong> digitale Spiegelreflexkamera das<br />
Blitzgerät drahtlos auslösen. <strong>Sie</strong> werden feststellen,<br />
dass viele Geräte drahtloses Blitzen unterstützen –<br />
leider erfordert diese Funktion jedoch bei den meisten<br />
Canon EOS-Modellen optionales Zubehör.<br />
Es ist aber ein einfacher und oft von Profis genutzter<br />
Effekt, der durchaus einen Eigenversuch wert ist.<br />
Blitz-Gels<br />
Obgleich alles, von<br />
buntem Bonbonpapier<br />
bis zu Plastikfolien als<br />
Farbgel-Ersatz herhalten en<br />
mag, sind <strong>Sie</strong> besser<br />
beraten, in ein Blitz-<br />
Gel-Set zu investieren.<br />
Ihr Fotohändler<br />
sollte einige für <strong>Sie</strong><br />
bestellen können;<br />
wir empfehlen<br />
Ihnen aber das Lumiquest uest<br />
FXtra Gel System (ca. 21 ¤ bei NewPro)<br />
und das Honl Photo Filter Kit (ca. 29 ¤ bei<br />
Flaghead Photography). Jedes Set enthält eine<br />
Auswahl von Farben und Klettverschlüssen zur<br />
einfachen Befestigung an <strong>Ihre</strong>m Blitzkopf. Falls<br />
<strong>Sie</strong> ein Sortiment Bonbonpapier im Schrank<br />
haben, können <strong>Sie</strong> natürlich auch versuchen,<br />
diese mittels Gummiband zu befestigen. Das<br />
mag sogar funktionieren, ist aber kein Ersatz<br />
für professionelle Gels, wenn es auf Qualität<br />
ankommt.<br />
Schritt 1 Eine Aufnahme mit Standardblitz vermittelt Ihnen<br />
zunächst einen Eindruck der Originalszene. Das<br />
kamerainterne Blitzgerät hat unser Motiv zwar ausreichend<br />
belichtet, erzeugt jedoch ein eher flaues Gesamtbild mit einem<br />
schweren Schatten auf der Wand im Hintergrund.<br />
Schritt 2 Um die Sache etwas zu erhellen, nehmen wir<br />
dieselbe Szene erneut auf, diesmal aber mit einem zusätzlichen<br />
externen Blitzgerät. Wir haben ein Farbgel ausgesucht und es<br />
am separaten Blitzgerät befestigt, welches auf den Hintergrund<br />
gerichtet und drahtlos ausgelöst wird. Detaillierte Anleitungen<br />
zu diesem Verfahren finden <strong>Sie</strong> in <strong>Ihre</strong>m Kit.<br />
Schritt 3 Die zweite Aufnahme brachte das gewünschte<br />
Resultat und war leicht umzusetzen, da die Belichtung<br />
automatisch durch die Kamera und das Blitzgerät gesteuert<br />
wurde. Für diese letzte Aufnahme zogen wir das Blitzgerät<br />
neben das Motiv und neigten es zurück, um sowohl die<br />
Motivoberflächen als auch den Hintergrund farbig<br />
auszuleuchten.<br />
134 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
EIN SCHUSS VON ROT<br />
Der professionelle Porträt- und<br />
Hochzeitsfotograf Brett<br />
Harkness verwendet Farbgels<br />
regelmäßig, um Szenen farbig<br />
auszuleuchten. Ein hinter der<br />
Braut platziertes Blitzlicht mit<br />
rotem Gel beseitigt die<br />
Schatten und der Hintergrund<br />
wird visuell effektvoll betont.<br />
FOTO: BRETT HARKNESS
Leitfaden für Anfänger<br />
MIT DER <strong>DSLR</strong><br />
UMGEHEN<br />
LERNEN!<br />
EINMALEINS DER<br />
KOMPOSITION<br />
Die Lichtqualität mag zwar wichtig sein, und ein interessantes Motiv ist auch entscheidend, aber die Art und<br />
Weise, wie ein Bild aufgebaut ist, ist für den Erfolg oder Misserfolg ausschlaggebender als alles andere.<br />
FÜR ANFÄNGER IST die Komposition eines Bildes oft der am schwersten<br />
nachvollziehbare Aspekt beim <strong>Fotografie</strong>ren. Dies liegt in erster Linie daran,<br />
dass Komposition ein kreativer Prozess ist, der darauf basiert, wie wir<br />
individuelldie Welt sehen. Es handelt sich dabei nicht um ein technisches<br />
Problem, wie die Auswahl der richtigen Belichtung oder des besten Filters.<br />
Hier gibt es kein „Richtig“ oder „Falsch“ – allerdings sehr wohl einen<br />
„Erfolg“ oder „Misserfolg“ –, weil Komposition die Grundlage ist, auf der<br />
alles andere basiert, und zwar unabhängig vom Motiv, das <strong>Sie</strong><br />
fotografieren.<br />
Tatsächlich die Komposition gar kein schwer verständliches Konzept. <strong>Sie</strong><br />
ordnen lediglich die Elemente einer Szene so im Sucher <strong>Ihre</strong>r Kamera an,<br />
dass sie ein optisch angenehmes Ganzes ergeben.<br />
Eine erfolgreiche Komposition ist ausgewogen und optisch ansprechend.<br />
<strong>Sie</strong> führt das Auge des Betrachters im Bild herum, damit es alle wichtigen<br />
Elemente mühelos aufnehmen kann. Eine unaufgeräumte Komposition hat<br />
die gegenteilige Wirkung. <strong>Sie</strong> bietet dem Auge keinen Halt, sodass sich der<br />
Betrachter fragt, wo er zuerst hinschauen soll. Und, was noch schlimmer<br />
ist, sie kann die Aufmerksamkeit des Betrachters nicht binden. In diesem<br />
Leitfaden für Anfänger wird Ihnen gezeigt, wie <strong>Sie</strong> die Komposition jedes<br />
Mal wieder erfolgreich gestalten, und zwar nicht nur, indem <strong>Sie</strong> die Regeln<br />
beachten, sondern auch, indem <strong>Sie</strong> sie brechen. Befolgen <strong>Sie</strong> den Rat<br />
unserer Experten, und <strong>Ihre</strong> Bilder werden besser denn je.
Leitfaden für Anfänger<br />
KOMPOSITION<br />
Die Grundlagen der Komposition<br />
JEDESMAL WENN WIR UNS EINE KAMERA vor das Auge halten, um ein Foto zu machen,<br />
nehmen wir eine „Komposition“ vor. Viele Fotografen machen jedoch den Fehler, nicht zu<br />
überlegen, ob das, was sie im Sucher sehen, auch wirklich interessant ist, bevor sie auf den<br />
Auslöser drücken.<br />
Maler sind Fotografen gegenüber klar im Vorteil, weil sie mit einer leeren Leinwand anfangen,<br />
die sie dann allmählich füllen. <strong>Sie</strong> können also Dinge ein wenig verschieben, bislang nicht<br />
vorhandene Dinge hinzufügen oder Elemente weglassen, die die Komposition zerstören und<br />
vom Hauptgeschehen ablenken. Unsere Leinwand ist bereits gefüllt, sodass wir uns<br />
entscheiden müssen, welchen Teil einer Szene oder eines Motivs wir erfassen möchten. Um<br />
dies erfolgreich umzusetzen, gibt es verschiedene Hilfsmittel und Tricks. Die so genannte<br />
Drittelregel ist ein klassisches und wirkungsvolles Kompositionswerkzeug. Natürliche oder<br />
künstliche Linien können dazu verwendet werden, das Auge in einem Bild herum zu führen.<br />
Interessante Objekte im Vordergrund verleihen dem Bild eine Tiefe und ein Größenverhältnis.<br />
Farbe hat eine große Aussagekraft und kann bestimmte Elemente hervorheben, sodass sie die<br />
Komposition dominieren oder die allgemeine Stimmung des Bildes beeinflussen.<br />
Mit der Wahl des Objektivs können wir genau kontrollieren, was im Bild erscheint und auch wie<br />
die Perspektive aufgenommen wird, während mit dem Standpunkt die Beziehung zwischen<br />
den Elementen in einer Szene verändert wird. Letztendlich sind jedoch <strong>Ihre</strong> Augen die<br />
wichtigsten Werkzeuge, die Ihnen zur Verfügung stehen. Und <strong>Ihre</strong> Kompositionsfertigkeiten<br />
werden sich nur verbessern, indem <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Augen einsetzen und darüber nachdenken, was <strong>Sie</strong><br />
tun. Um dies zu belegen, haben wir drei regelmäßige Mitarbeiter gebeten, uns anhand ihrer<br />
Lieblingsmotive zu zeigen, wie dies funktioniert.<br />
1) Drittelregel<br />
Die Drittelregel ist die gängigste „Regel“ beim <strong>Fotografie</strong>ren. <strong>Sie</strong> wurde zuerst von<br />
Künstlern zum Malen von Landschaften erdacht. <strong>Sie</strong> basiert auf der Vorstellung, den<br />
Bildbereich in Drittel einzuteilen und die gewünschten Blickpunkte an der<br />
Schnittstelle dieser Drittel zu platzieren, um eine ausgewogene Komposition zu<br />
erhalten. Ein Fotograf kann dies tun, indem er den Sucher einfach in ein imaginäres<br />
Gitter mit zwei horizontalen und zwei vertikalen Linien einteilt. Verwenden <strong>Sie</strong> die<br />
horizontalen Linien zur Positionierung des Horizonts, die untere Linie zum Betonen<br />
des Vordergrunds und die obere Linie zum Betonen des Himmels. Verwenden <strong>Sie</strong> die<br />
vertikalen Linien zur Positionierung von Elementen, wie Gebäuden, Bäumen oder<br />
eines Menschen. Die vier Schnittpunkte schließlich eignen sich als ideal zum<br />
Platzieren der Hauptblickpunkte.<br />
BJORN THOMASSEN ADAM BURTON<br />
2) Hinführungslinien<br />
Hinführungslinien können aus einer guten Landschaftsaufnahme eine tolle<br />
Landschaftsaufnahme machen, weil sie einen natürlichen Einstieg in die<br />
Komposition bieten und das Auge des Betrachters in die Szene hinein führen. Dabei<br />
kann es sich um Flüsse, Bäche, Mauern und Hecken in Landschaften oder Arme und<br />
Beine bei der Aufnahme von Menschen handeln – jede Linie, die in und durch das<br />
Bild führt, eignet sich hierfür. Wenn die Linien eine diagonale Richtung haben, sollten<br />
sie idealerweise von links unten nach rechts oben verlaufen, wo <strong>Sie</strong> entsprechend der<br />
Drittelregel hoffentlich <strong>Ihre</strong>n Blickpunkt platziert haben. Zusammenlaufende Linien<br />
sind noch wirkungsvoller, da sie das Auge nicht nur in und durch die Szene führen,<br />
sondern dem Bild auch noch ein Gefühl von Entfernung und Tiefe vermitteln, sodass<br />
die Komposition dreidimensional wirkt.<br />
HELEN DIXON<br />
HELEN DIXON<br />
3) Interessanter Vordergrund<br />
Wenn <strong>Sie</strong> einen Gegenstand in den Vordergrund einer Komposition setzen, schaffen <strong>Sie</strong><br />
damit Tiefe und ein Größenverhältnis. Dies ist am einfachsten und wirkungsvollsten,<br />
wenn <strong>Sie</strong> ein Weitwinkelobjektiv verwenden, da <strong>Sie</strong> damit Elemente aufnehmen<br />
können, die buchstäblich zu <strong>Ihre</strong>n Füßen liegen. Diese Objektive scheinen auch die<br />
Perspektive zu überzeichnen, sodass Motive, die näher an der Kamera sind, viel größer<br />
sind als die weiter entfernten Gegenstände. Die Illusion erzeugt Tiefe, weil Ihr Gehirn<br />
weiß, dass die weiter entfernten Gegenstände normalerweise größer sind, und daher<br />
davon ausgeht, dass sie weiter weg sind. Eine Landschaft ist voller Gegenstände, die das<br />
Potenzial für einen interessanten Vordergrund haben, wie Felsen, Treibholz und Blumen.<br />
Verwenden <strong>Sie</strong> eine kleine Blende (f/16 oder f/22), um die Tiefenschärfe zu maximieren.<br />
Denn wenn nicht alles in der Komposition von vorne nach hinten scharf ist, werden <strong>Ihre</strong><br />
Bemühungen vergeblich sein.<br />
4) Farbe<br />
Farbe lässt ein Bild nicht nur realistisch erscheinen, sie kann auch die Stimmung<br />
eines Fotos beeinflussen. Warme Farben wie Gelb und Orange wirken wohltuend und<br />
beruhigend, während Grün erfrischend ist und Blau kalt und feindselig sein kann.<br />
Gegensätzliche Farben wie Blau und Gelb oder Rot und Grün machen die<br />
Komposition auffälliger, während sich ergänzende Farben wie Rot und Gelb weicher<br />
und stimmungsvoller sind. Warme Farben sollen vorrücken, sodass sie in einem Foto<br />
gut in den Vordergrund passen, während kühle Farben (Grün und Blau)<br />
zurückweichen und sich deshalb besser für den Hintergrund eignen. Rot ist<br />
schließlich die kräftigste Farbe überhaupt und dominiert eine Komposition, auch<br />
wenn es im Bild nur kleine rote Bereiche gibt.<br />
138 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
FOTO: BJORN THOMASSEN<br />
5) Objektive<br />
Als erstes müssen <strong>Sie</strong> bei der Komposition eines Fotos entscheiden,<br />
wie viel oder wie wenig einer Szene bzw. eines Motivs <strong>Sie</strong> in das Bild<br />
aufnehmen möchten. Und dies wird in erster Linie vom verwendeten<br />
Objektiv bestimmt. Weitwinkelobjektive haben naturgemäß einen<br />
großzügigen Blickwinkel und können mehr erfassen als unsere Augen<br />
sehen können. Teleobjektive hingegen vergrößern die Szene, sodass<br />
<strong>Sie</strong> wählerischer sein können, wenn es darum geht, was <strong>Sie</strong> in die<br />
Komposition aufnehmen möchten. Zoomobjektive, die Weitwinkelund<br />
Teleobjektiveinstellungen umfassen, sind ideal, weil <strong>Sie</strong> sehr<br />
genau kontrollieren können, was <strong>Sie</strong> aufnehmen und nicht aufnehmen<br />
möchten. Aber Objektive können noch mehr – sie ermöglichen Ihnen<br />
auch den Einsatz von Perspektive und Größenverhältnissen.<br />
Weitwinkelobjektive scheinen die Perspektive zu strecken, sodass die<br />
Elemente in einer Szene weiter voneinander entfernt erscheinen. Das<br />
ist gut für die Betonung von Linien und interessanten Objekten im<br />
Vordergrund. Teleobjektive dagegen scheinen die Perspektive zu<br />
komprimieren, sodass die Elemente in einer Szene näher aneinander<br />
wirken als sie wirklich sind. Damit können <strong>Sie</strong> dramatische Bilder<br />
schaffen. Weitwinkelobjektive sorgen schließlich noch für eine große<br />
Tiefenschärfe, vor allem in Verbindung mit kleinen Blendenöffnungen,<br />
sodass <strong>Sie</strong> eine Schärfe von vorne nach hinten erzielen können.<br />
Teleobjektive hingegen verringern die Tiefenschärfe, sodass <strong>Sie</strong> den<br />
Hintergrund und/oder Vordergrund unscharf darstellen und bestimmte<br />
Teile des Bildes auf diese Weise hervorheben können – bei<br />
Porträtaufnahmen zum Beispiel eine Person.<br />
Arbeiten mit Live-View und Suchergitterlinien<br />
Wenn <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> mit der Live-View-Funktion ausgestattet ist, können <strong>Sie</strong> damit die Komposition eines Bildes<br />
wesentlich wirkungsvoller als über den Sucher überprüfen, bevor <strong>Sie</strong> die Aufnahme machen. Dies liegt daran,<br />
dass <strong>Sie</strong> sich durch die Verwendung des LCD-Monitors hinten von der Szene lösen und eine objektivere<br />
Beurteilung vornehmen können. Bei einigen Suchern können Gitterlinien am Bildschirm eingeblendet werden,<br />
mit deren Hilfe <strong>Sie</strong> den Rahmen einteilen und die wichtigen Elemente positionieren können – ähnlich wie bei<br />
der Drittelregel.<br />
Bei einigen <strong>DSLR</strong>s können im Sucher oder auf<br />
dem LCD-Bildschirm mittels einer speziellen<br />
Funktion Gitterlinien eingeblendet werden.<br />
Live-View ist eine andere Hilfsfunktion, die <strong>Sie</strong><br />
für eine genaue Komposition verwenden<br />
können.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 139
Leitfaden für Anfänger<br />
KOMPOSITION: LANDSCHAFTEN<br />
So entstehen perfekte Landschaftsbilder<br />
BEIM FOTOGRAFIEREN EINES LANDSCHAFTSMOTIVS begehen viele Fotografen einen kapitalen Fehler<br />
und zwar meist dann, wenn sie zum ersten Mal einen Ort besuchen: <strong>Sie</strong> nehmen das erstbeste Motiv ins<br />
Visier und fotografieren. Diese Aufnahmen werden jedoch nur selten wirklich gut. Wenn <strong>Ihre</strong> Bilder<br />
wirklich gelingen sollen, dann wandern <strong>Sie</strong> ruhig eine Weile umher, um das Motiv aus unterschiedlichen<br />
Winkeln zu betrachten.<br />
Wenn es in der Landschaft ein eindeutiges Hauptmotiv gibt, dann können sie es mithilfe der Drittelregel<br />
positionieren und erreichen so eine harmonische Bildkomposition, die auch angenehm zu betrachten ist.<br />
Um den Blick des Betrachters in und durch das Bild zu führen, können <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Aufnahme mit so<br />
genannten Führungslinien gestalten, das sind z.B. Linien in der Landschaft wie Bäche und Flüsse oder<br />
auch Wege, Mauern und Zäune.<br />
Ein Blickfang im Vordergrund verleiht <strong>Ihre</strong>n Landschaftsfotos Tiefe und Raum. Ihr fertiges Bild sollte die<br />
Atmosphäre des Ortes einfangen und dem Betrachter den Eindruck geben, als könne er in das Bild<br />
hineinlaufen.<br />
Nehmen <strong>Sie</strong> die Landschaft auch aus verschiedenen Winkeln und von unterschiedlichen Standorten in<br />
Augenschein. Die Bildgestaltung <strong>Ihre</strong>s Motivs gewinnt schon allein dadurch, dass <strong>Sie</strong> die Kamera näher<br />
zum Boden bringen, indem <strong>Sie</strong> sich hinknien. Auch wenn <strong>Sie</strong> sich auf eine Mauer stellen und somit die<br />
Position der Kamera erhöhen, erhalten <strong>Sie</strong> einen genaueren Blick für die Weite der Landschaft. Übung<br />
macht den Meister und mit der Zeit werden <strong>Sie</strong> in der Lage sein, <strong>Ihre</strong> Bilder ganz intuitiv zu gestalten.<br />
Vorbereitung Sind <strong>Sie</strong> zum ersten Mal vor Ort: verschaffen <strong>Sie</strong> sich<br />
zunächst einen Überblick über mögliche Motive und nehmen <strong>Sie</strong> markante<br />
Orientierungspunkte zur Kenntnis. Stellen sie <strong>Ihre</strong> Kamera auf ein Stativ, da es<br />
die Feineinstellung der Komposition erleichtert. Zudem können <strong>Sie</strong> dann eine<br />
kleine Blende nutzen (in der Regel f/11, f16 oder f/22) um die Schärfentiefe zu<br />
maximieren und Verwacklern bei langen Verschlusszeiten vorzubeugen.<br />
Schritt 1 Nutzen <strong>Sie</strong> für eine harmonische Bildkomposition<br />
die Drittelregel. Stellen <strong>Sie</strong> sich im Sucher ein Gitternetz mit<br />
zwei horizontalen und zwei vertikalen Linien vor und<br />
positionieren <strong>Sie</strong> Ihr Hauptmotiv dort, wo sich die Linien<br />
kreuzen. (Bei manchen <strong>DSLR</strong>-Kameras lässt sich ein<br />
Gitternetz einblenden).<br />
Schritt 2 Durch ein Vordergrundmotiv entsteht ein Gefühl<br />
von Raum und Tiefe und das Bild wirkt nicht zwei-, sondern<br />
dreidimensional. Nutzen <strong>Sie</strong> ein Weitwinkelobjektiv und<br />
heben <strong>Sie</strong> besondere Erscheinungen im Vordergrund wie<br />
diese Steine hervor, indem <strong>Sie</strong> sie schön nah heranzoomen.<br />
Schritt 3 Besonderheiten natürlicher oder künstlicher Art<br />
können zum Einrahmen eines Motivs dienen und lenken den<br />
Blick des Betrachters zum Hauptmotiv. Hier im Bild formen<br />
die Pfeiler der Seebrücke, die bei Ebbe sichtbar werden,<br />
einen perfekten Rahmen für die Burg in der Ferne.<br />
Schritt 4 Ein sehr wirkungsvolles Mittel der Bildgestaltung<br />
sind Führungslinien, da der Betrachter automatisch diesen<br />
Linien folgt. Dieser Zaun bietet einen überzeugenden<br />
Bildeinstieg und führt das Auge dann durch die Landschaft,<br />
hinauf zur Burg. Das Hochformat verstärkt die Wirkung noch.<br />
Schritt 5 Wechseln <strong>Sie</strong>, sobald <strong>Sie</strong> einige Bilder im Kasten<br />
haben, ruhig auch mal den Standort und sehen sich nach<br />
möglichen Motiven um. <strong>Sie</strong> müssen sie nicht unbedingt aus der<br />
Nähe fotografieren. Schaffen <strong>Sie</strong> ruhig eine Distanz zu <strong>Ihre</strong>m<br />
Hauptmotiv und <strong>Sie</strong> erhalten eine Fülle an Möglichkeiten.<br />
PROFI-TIPPS<br />
NUTZEN SIE DAS KAMERADISPLAY<br />
Die Grossen, hellen LC-Displays auf der<br />
Rückseite der modernsten <strong>DSLR</strong>-Kamera<br />
eignen sich hirvorragend zur Beurteilung der<br />
Bildkomposition. <strong>Sie</strong> können Ihr Bild losgelöst<br />
von der echten Landschaft begutachten, Was<br />
mehr Objectivität zulässt.<br />
Was<br />
140 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Ein Bild zum Abschluss<br />
Ein verrosteter Eisenring am Landesteg<br />
war mein ungewöhnlichstes Motiv. Die<br />
Kamera stand dicht über dem Boden<br />
und ich stellte die kleinste Brennweite<br />
(17mm) meines Weitwinkelobjektivs<br />
(17-40mm) ein, um die Perspektive zu<br />
übertreiben. Mit einer Blendenöffnung<br />
von f/22 maximierte ich die<br />
Schärfentiefe, damit auch Objekte im<br />
Vorder- und Hintergrund scharf<br />
abgebildet werden.
Leitfaden für Anfänger<br />
KOMPOSITION: LANDSCHAFTEN<br />
Herausragende Landschaftsaufnahmen<br />
DIE DRITTELREGEL und andere Kompositionshilfsmittel können zwar eingesetzt werden,<br />
um interessante Landschaftsbilder zu machen, müssen aber nicht bei jeder Aufnahme<br />
angewendet werden. Im Gegenteil: Durch das Nichteinhalten dieser so genannten<br />
„Regeln“ können häufig auffälligere Bilder entstehen als durch deren Einhaltung. Oft sind<br />
die daraus resultierenden Aufnahmen unkonventioneller und in vielen Fällen optisch<br />
ansprechender, sodass sie die Aufmerksamkeit des Betrachters länger fesseln.<br />
<strong>Sie</strong> müssen bei der Komposition immer daran denken, dass es sich dabei um einen<br />
intuitiven, instinktiven Prozess handeln sollte, der auf <strong>Ihre</strong>m eigenen, einzigartigen<br />
Blickwinkel und der aufzunehmenden Landschaft basiert. Es gibt kein „Richtig“ oder<br />
„Falsch“ – nur eine endlose Anzahl von Möglichkeiten. Wenn <strong>Sie</strong> darüber nachdenken,<br />
was <strong>Sie</strong> möglicherweise falsch machen, und versuchen, sich an die Konventionen zu<br />
halten, wird dieser Blickwinkel eingeschränkt, und die Aufnahmen, die <strong>Sie</strong> machen,<br />
unterscheiden sich nicht von den Bildern anderer Fotografen.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> die „Kompositionsregeln“ also einmal gelernt haben und in <strong>Ihre</strong>r Arbeit<br />
anwenden können, richten <strong>Sie</strong> sich darauf ein, sie gelegentlich zu brechen, und warten <strong>Sie</strong><br />
ab, was dann passiert. Möglicherweise werden <strong>Sie</strong> angenehm überrascht sein!<br />
Schritt 1 Die vielleicht klassischste „Kompositionsregel“, die förmlich danach schreit, gebrochen zu werden, lautet:<br />
„Platzieren <strong>Sie</strong> das Hauptmotiv niemals in der Mitte des Bildes.“ Dies wird empfohlen, weil die daraus resultierende Komposition<br />
statisch erscheint und keine Aussagekraft besitzt. Was die Landschaftsfotografie betrifft, kann dies aber eine besonders positive<br />
Wirkung haben.<br />
Schritt 2 Uns wird immer gesagt, darauf zu achten, dass<br />
keine Menschen im Bild sind. In einigen Situationen lohnt es<br />
sich jedoch, ein oder zwei Menschen in das Bild<br />
aufzunehmen, da sie dem Betrachter einen Sinn für<br />
Größenverhältnisse bieten.<br />
Niemand in der Nähe? Dann stellen <strong>Sie</strong> den Selbstauslöser an<br />
der Kamera ein, gehen <strong>Sie</strong> in die Landschaft, und nehmen <strong>Sie</strong><br />
sich selber auf. Wenn <strong>Sie</strong> richtig herausstechen möchten,<br />
tragen <strong>Sie</strong> eine rote Jacke.<br />
142 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
PROFI-TIPPS<br />
SEIEN SIE EIN QUERDENKER<br />
Damit <strong>Sie</strong> wissen, wann <strong>Sie</strong> die<br />
Kompositionsregeln brechen sollen, stellen <strong>Sie</strong><br />
sich die Szene als eine Aneinanderreihung von<br />
Formen und Farben vor. Damit lösen <strong>Sie</strong> sich<br />
vom Bild und können <strong>Ihre</strong>r Fantasie freien<br />
Lauf lassen.<br />
Letzter Schritt<br />
Bei der erfolgreichsten Aufnahme, die von<br />
diesem Ort gemacht wurde, werden zwei<br />
goldene Kompositionsregeln gebrochen – den<br />
Horizont in der Mitte des Bildes und den<br />
Hauptblickpunkt genau mittig zu platzieren.<br />
Aber wenn <strong>Sie</strong> eine Szene finden, die sich im<br />
Wasser widerspiegelt, ist diese Methode<br />
normalerweise am wirkungsvollsten – sie sorgt<br />
für eine ausgewogene, ruhige Komposition, die<br />
eine regelrechte Augenweide ist.<br />
Schritt 3 Landschaften müssen nicht immer eine<br />
klassische Komposition aufweisen. Mit einer einfacheren,<br />
abstrakteren Herangehensweise können <strong>Sie</strong> oft auffallende<br />
Bilder machen. In diesem Fall wurde die Kamera nach oben<br />
geneigt, um jegliche Spuren eines Vordergrundes zu<br />
entfernen und den Berg im Hintergrund vor dem Himmel zu<br />
fotografieren.<br />
Schritt 4 Landschaftsfotografen verwenden<br />
normalerweise kleine Blenden, wie f/16 oder f/22, um die<br />
Tiefenschärfe zu maximieren und sicher zu sein, dass die<br />
gesamte Landschaft gestochen scharf wird. Aber das muss<br />
nicht sein. Manchmal kann es genauso wirkungsvoll sein, die<br />
größte Blende einzustellen und mit minimaler Tiefenschärfe<br />
herumzuexperimentieren.<br />
Schritt 5 Die Hauptszene zu verdecken ist in der Regel ein<br />
absolutes Tabu, was Komposition betrifft. Aber bei der<br />
richtigen Landschaft kann diese Technik, wenn sie bewusst<br />
eingesetzt wird, eine durchaus gute Wirkung zeigen. Hier<br />
wird das Bild halbiert, indem der Laternenmast in der Mitte<br />
der Komposition platziert wird, sodass er den Blick auf den<br />
Hügel versperrt. Aber es funktioniert, weil der Betrachter<br />
unbedingt noch einmal hinschauen muss.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 143
Leitfaden für Anfänger<br />
KOMPOSITION: PORTRÄTS<br />
‘Regeln’ in der Praxis<br />
Praktisch jeder, der eine Kamera besitzt, fotografiert auch Menschen, seien es Freunde,<br />
Mitglieder der Familie oder professionelle Modelle. Doch oft wird einfach drauflos<br />
geknipst, und am Ende erhält man ...naja, eben nur einen Schnappschuss! Dabei kann<br />
ein wenig Vorausplanung die Komposition <strong>Ihre</strong>r Porträts auch langfristig verbessern – und<br />
sogar die Persönlichkeit des Modells besser zur Geltung bringen.<br />
Die Grundregeln der Komposition gelten für die Porträtfotografie ebenso wie für alle<br />
anderen Aufnahmesituationen: Die Drittel-Regel, das Ausfüllen des Bildfelds sowie die<br />
Planung von Szene und Hintergrund sind Faktoren, die entscheidend zur Verbesserung<br />
von Porträtaufnahmen beitragen. Bei richtiger und kreativer Anwendung helfen Ihnen<br />
diese Richtlinien dabei, <strong>Ihre</strong> Schnappschüsse in wirkungsvolle Bilder zu verwandeln, die<br />
man mit Freude betrachtet. In den folgenden Schritten zeigen wir, welchen Unterschied<br />
die Anwendung von Regeln für <strong>Ihre</strong> Bilder ausmachen kann.<br />
Aufbau<br />
Schritt 1 Diese erste<br />
Aufnahme ist ein Beispiel<br />
dafür, was man nicht tun<br />
sollte. Ohne Rücksicht auf<br />
jegliche<br />
“Kompositionsregeln” ist<br />
dies vielleicht ein hübscher<br />
Schnappschuss; jedoch<br />
liegt das wichtigste<br />
Bildelement (die Augen)<br />
nicht auf einer Drittellinie<br />
und die Komposition wirkt<br />
ziemlich unbeholfen.<br />
Zudem lenkt das Gebäude<br />
im Hintergrund das Auge<br />
des Betrachters ab, und die<br />
aus dem Kopf des Modells<br />
ragenden grünen Bäume<br />
sehen auch nicht gut aus.<br />
Für den Anfänger ist die<br />
Beachtung des<br />
Bildhintergrunds tatsächlich<br />
am einfachsten, um die<br />
Komposition seiner Porträts<br />
schnell zu verbessern.<br />
Links: Schritt 2 Alle Fans von Rocky Horror<br />
kennen den Satz: “It’s just a jump to the left!” In<br />
meiner nächsten Aufnahme bat ich also mein<br />
Modell, nur einen Schritt nach links zu tun – und der<br />
viel schlichtere Hintergrund dort hat die<br />
Bildkomposition sofort verbessert.<br />
Im Vergleich zum ersten Bild erkennen <strong>Sie</strong> sofort die<br />
Verbesserung der Gesamtaufnahme: Texturen und<br />
Farbtöne sind einfacher, sodass der Betrachter sich<br />
auf das Gesicht des Modells konzentrieren kann.<br />
Oben: Schritt 3 Die Position der Augen im Bild<br />
beeinflusst die Komposition: Allgemein<br />
funktionieren Porträts am besten, wenn sich die<br />
Augen im oberen Drittel des Bildes befinden, sodass<br />
der Betrachter von oben nach unten geführt wird.<br />
Mit diesem Ziel ging ich deshalb näher heran und<br />
verwendete eine 70mm-Einstellung, anstelle der<br />
50mm der vorherigen zwei Aufnahmen. Auf diese<br />
kurze Entfernung konnte ich das Bild besser mit<br />
dem Gesicht des Modells ausfüllen und zudem den<br />
Hintergrund verschwimmen lassen.<br />
144 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
PROFI-TIPPS<br />
ZUSAMMENGEFASST...<br />
Ob die Porträtfotografie noch neu für <strong>Sie</strong> ist, oder<br />
<strong>Sie</strong> nur <strong>Ihre</strong> Ergebnisse verbessern möchten,<br />
denken <strong>Sie</strong> vor Allem an die zwei<br />
Schlüsselelemente jeder Komposition: die<br />
Position der Augen im Bild und den Hintergrund nd<br />
Fertiges Bild Die Bildkomposition<br />
könnte auf verschiedene Weise noch weiter<br />
verbessert werden: Ein Nahporträt, in dem<br />
das Gesicht ganz das Bild ausfüllt, wirkt<br />
zugleich intimer. Also zoomte ich bis auf<br />
100mm heran, verschob dazu die<br />
Haupt-Bildelemente (Augen und<br />
Haarband) ins linke obere Drittel und<br />
fotografierte aus einem Winkel, um eine<br />
dynamischere Wirkung zu erzeugen. Die<br />
größere Blendenöffnung von f/6,3 ließ den<br />
Hintergrund vollständig verschwimmen<br />
und sorgte für ein erfreuliches Ergebnis.
Leitfaden für Anfänger<br />
KOMPOSITION: PORTRÄTS<br />
Regeln sind leicht zu brechen!<br />
KOMPOSITIONSREGELN AUF PORTRÄTS ANZUWENDEN – etwa die Augen im<br />
oberen Drittel zu platzieren sowie der Einsatz von Diagonalen und Einführungslinien<br />
– ist eine gute Möglichkeit zur Verbesserung <strong>Ihre</strong>r Porträtaufnahmen. Doch wie <strong>Sie</strong><br />
zweifellos beim Lernen entdecken werden, sind diese Regeln manchmal dazu da,<br />
gebrochen zu werden; gerade bei der Komposition von Porträts kann das Brechen<br />
dieser Regeln zu originellen Aufnahmen führen.<br />
Für diesen Anfänger-Leitfaden wählte ich daher eine etwas andere Form der<br />
Porträtaufnahme; dazu steckte ich mein 50mm-Festobjektiv zurück in die Tasche,<br />
um stattdessen mit einem 17mm-Weitwinkel zu arbeiten. Dieser Objektivtyp ist<br />
meist weniger vorteilhaft für Porträts, da er die Gesichtszüge des Modells verzerren<br />
kann; gute Komposition ist deshalb noch wichtiger als sonst! Natürlich müssen <strong>Sie</strong><br />
den Gestaltungselementen – Drittel-Regel, Hintergrund und Textur des Motivs usw.<br />
– besondere Aufmerksamkeit widmen, <strong>Sie</strong> sollten aber auch überlegen, wie man<br />
diese Regeln ein wenig verfremden kann, um ein originelleres Porträt zu erhalten.<br />
Set-up<br />
Schritt 1 Für meine erste<br />
Aufnahme setzte ich mein<br />
17mm-Objektiv auf eine<br />
<strong>DSLR</strong> mit Vollformatsensor<br />
und erhielt so ein extrem<br />
verzerrtes Bild des Motivs.<br />
Über die Positionierung der<br />
Augen dachte ich wenig<br />
nach, sodass sie etwas<br />
unkonventionell in der<br />
Bildmitte liegen, noch<br />
schenkte ich Hintergrund<br />
oder Umgebung weitere<br />
Beachtung. Außerdem<br />
wählte ich einen leicht<br />
abgeschrägten Winkel,<br />
sodass meine Komposition<br />
ziemlich komisch wirkt.<br />
Zwar funktionieren die<br />
Beine als gute<br />
Führungslinien, aber der<br />
Bruch mit den<br />
kompositorischen Regeln<br />
hat diesen Versuch eher<br />
verdorben. Das geht auf<br />
jeden Fall noch besser!<br />
Links: Schritt 2 Für die zweite Aufnahme<br />
behielt ich die 17mm Brennweite bei und bat mein<br />
Modell, sich umzudrehen und aus kurzer Entfernung<br />
in die Kamera zu schauen. Obwohl die Augen des<br />
Modells nicht auf einer Drittellinie liegen (was die<br />
Aufnahme vielleicht verbessert hätte), funktioniert<br />
der Ellenbogen als Führungslinie aus dem unteren<br />
linken Drittel besser als im vorherigen Bild.<br />
Normalerweise würde man in einem Porträt<br />
vermeiden, dass die Füße des Modells zu klein<br />
erscheinen; der Bruch mit dieser Regel sorgt jedoch<br />
für eine interessante Perspektive.<br />
Oben: Schritt 3 Mit dieser Aufnahme wurden<br />
die Regeln der Fokussierung auf den Kopf gestellt:<br />
Anstatt auf die Augen des Modells, konzentrierte ich<br />
mich auf die Blätter in ihrer Hand. Meine Blende von<br />
f/4 hat bewirkt, dass ihr Gesicht verwischt – was<br />
man bei einer Porträtaufnahme normalerweise nicht<br />
tun würde. Dieses Bild jedoch wird damit<br />
interessanter – und dank des größeren Winkels<br />
gelang es mir, die beiden Hauptmotive der Szene am<br />
oberen und unteren Bildrand zu platzieren.<br />
146 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
PROFI-TIPPS<br />
BIEGEN IST BESSER ALS BRECHEN!<br />
Die Abwandlung von Kompositionsregeln<br />
kann <strong>Ihre</strong> Porträts spürbar interessanter<br />
machen; verlieren <strong>Sie</strong> sie aber nicht ganz<br />
aus den Augen, sonst sinkt <strong>Ihre</strong><br />
Erfolgsquote!<br />
Fertiges Bild Diese Aufnahme ist<br />
praktisch eine Kombination aus den beiden<br />
anderen: Ich blieb bei meinem<br />
Weitwinkelobjektiv und machte die<br />
Aufnahme von oberhalb des Modells mit<br />
einer Blende von f/4. Eine Kopfhälfte ließ<br />
ich bewusst “außen vor” und neigte dazu<br />
ihren Hut, sodass nur noch eines der<br />
Augen zu sehen war. Außerdem sorgte ich<br />
für einen einfach strukturierten<br />
Hintergrund (ein Läufer aus dem Haus),<br />
der mehr verstärkt als ablenkt. Bei dieser<br />
Aufnahme funktioniert auch der schräge<br />
Winkel besser.
Leitfaden für Anfänger<br />
KOMPOSITION: NAHAUFNAHMEN<br />
Der Bildaufbau bei Nahaufnahmen<br />
KOMPOSITION IST DIE FÄHIGKEIT, die wichtigsten Elemente so im Sucher zu arrangieren,<br />
dass sie visuell attraktiv erscheinen. In der Realität sind die Unterschiede zwischen einem<br />
schlecht und einem gut aufgebauten Bild oft nur sehr subtil, aber wenn der Bildaufbau nicht<br />
stimmig ist, kann die Aussagekraft eines Bildes stark darunter leiden. Mit zunehmender<br />
Erfahrung werden <strong>Ihre</strong> kompositorischen Fähigkeiten immer natürlicher und intuitiver werden.<br />
Anfänger tun jedoch gut daran, bewusst an den Aufbau heranzugehen, um alles richtig zu<br />
machen.<br />
Egal, welches Motiv <strong>Sie</strong> fotografieren möchten – eine gute Bildkomposition ist wesentlich.<br />
Man könnte allerdings behaupten, dass sie bei Nahaufnahmen noch mehr an Wichtigkeit<br />
zunimmt. Der Grad der Vergrößerung macht jeden Fehler deutlich – auch die beim Bildaufbau<br />
– und die präzise Wahl des Bildausschnitts erlangt somit besondere Bedeutung. Alle<br />
grundsätzlichen Regeln der Bildkomposition finden auch bei Nahaufnahmen Anwendung. Die<br />
Drittelregel ist dabei die wichtigste. Stellen <strong>Sie</strong> sich einfach vor, das Bild sei durch ein<br />
Gitternetz von zwei horizontalen und zwei vertikalen Linien in neun gleich große Felder<br />
unterteilt. Wenn <strong>Sie</strong> nun versuchen, die hauptsächlichen Elemente <strong>Ihre</strong>s Motivs entlang dieser<br />
Linien oder deren Schnittpunkte anzuordnen, macht das einen gewaltigen Unterschied aus.<br />
Die Tiefenschärfe geht beim <strong>Fotografie</strong>ren mit einem hohen Wiedergabemaßstab nicht über<br />
ein paar Millimeter hinaus, was die Benutzung von Linien, die in das Bild hinein führen, bei<br />
Nahaufnahmen weniger gebräuchlich werden lässt. Die begrenzte Tiefenschärfe, die mit<br />
Nahaufnahmen einhergeht, ist jedoch nicht immer nur von Nachteil – sie kann sich im<br />
Gegenteil sogar als sinnvolles kompositionelles und kreatives Werkzeug erweisen. Wenn <strong>Sie</strong><br />
Nahaufnahmen machen, können <strong>Sie</strong> fast alles außer <strong>Ihre</strong>m Fokuspunkt weichzeichnen.<br />
Damit leiten <strong>Sie</strong> das Auge des Betrachters zu ihrem zentralen Fokuspunkt. <strong>Sie</strong> können Ihr<br />
Motiv aus seiner Umgebung heraus lösen und somit sehr aussagekräftige Bildkompositionen<br />
schaffen. Das beste Ergebnis wird dabei oft mit einer relativ großen Blende wie f/4 oder sogar<br />
f/2,8 erzielt. Wenn <strong>Sie</strong> jedoch eine solch geringe Tiefenschärfe verwenden, muss die<br />
Fokussierung akkurat sein. Die Benutzung eines Stativs ist hier hilfreich.<br />
Aufbau Einige digitale SLRs<br />
verfügen über ein Gitternetz, das<br />
man im Sucher über seinen<br />
Bildausschnitt legen kann. Dies ist<br />
eine große Hilfe beim Bildaufbau. Die<br />
Grundeinstellung wird meistens über<br />
eines der Menüs der Kamera<br />
angewählt. Für mehr Informationen,<br />
wie <strong>Sie</strong> zu dem entsprechenden<br />
Menüpunkt gelangen, schlagen <strong>Sie</strong><br />
bitte in der Bedienungsanleitung<br />
<strong>Ihre</strong>r Kamera nach.<br />
Schritt 1 Egal, wie Ihr Motiv aussieht; es ist wichtig, dass <strong>Sie</strong> sich Gedanken über den<br />
Bildaufbau machen. Als ich eine Libelle auf einem farbenfrohen Pflasterstein entdeckte,<br />
brachte ich ein 105mm Makroobjektiv an meiner Kamera an und entschied mich für einen<br />
Blickwinkel von oben nach unten. Die Libelle nahm den gesamten Sucher ein, aber mit dem<br />
Insekt in der Mitte des Bildausschnitts sieht das Bild recht langweilig und bewegungslos aus.<br />
Schritt 2 Ich wandte die Drittelregel an und veränderte meinen Bildaufbau dahingehend,<br />
dass die Libelle sich nun etwas links von der Bildmitte befand. Ich ging noch etwas weiter<br />
zurück, um mehr Platz um mein Motiv herum zu schaffen. Das Ergebnis sieht schon besser<br />
aus, aber dem Bild fehlt es immer noch an Bewegung, weil der Körper der Libelle parallel zum<br />
Rand des Bildausschnitts ausgerichtet ist.<br />
Schritt 3 Ich behielt die Position der Libelle etwas links von der Bildmitte bei, richtete die<br />
Kamera dabei aber ein wenig anders aus, so dass der Körper des Insekts nicht mehr parallel<br />
zum Bildrand war. Trotzdem erschien mir der Bildaufbau immer noch nicht richtig. Der leere<br />
Bereich half da auch nicht, da die Libelle davon abgewandt war. In der Tat schien sie direkt auf<br />
einen Punkt außerhalb des Bildausschnitts herauszuschauen und das Auge des Betrachters<br />
folgte ihrem Blick.<br />
Schritt 4 Eine subtile Veränderung des Bildaufbaus verwandelte das gesamte Bild. Ich<br />
platzierte die Libelle auf der rechten Seite – auf einer Drittel-Trennlinie – so dass sie auf den<br />
offenen Raum zeigte. Die Komposition wirkte dadurch viel stärker. Das Bild war viel<br />
ausgewogener und der freie Raum, den ich absichtlich um das Insekt herum gelassen hatte,<br />
verlieh dem Bild zusätzlichen ästhetischen Reiz. Wie <strong>Sie</strong> sehen, können ein paar kleine<br />
Veränderungen <strong>Ihre</strong> Nahaufnahmen stark verbessern.<br />
148 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
PROFI-TIPPS<br />
KOMMEN SIE IHREM MOTIV NICHT ZU NAH!<br />
Fotografen versuchen bei Nahaufnahmen instinktiv,<br />
den gesamten Bildausschnitt mit ihrem Motiv zu<br />
füllen. Oftmals kann man aber einen erstaunlicheren<br />
und ausgewogeneren Bildaufbau erzielen, wenn man<br />
einen Schritt weiter nach hinten geht.<br />
Endergebnis<br />
Wenden <strong>Sie</strong> unsere Tipps an und<br />
<strong>Sie</strong> werden sehen, welche<br />
Verbesserung <strong>Sie</strong> am Ende<br />
erreichen können, wenn <strong>Sie</strong> sich<br />
ein wenig Zeit nehmen, um Ihr<br />
Bild aufzubauen.
Leitfaden für Anfänger<br />
KOMPOSITION: NAHAUFNAHMEN<br />
Schneiden <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Nahaufnahmen zu<br />
WENN SIE DIE „REGELN“ DER Bildkomposition auf <strong>Ihre</strong> Nahaufnahmen anwenden, Set-up<br />
wird das <strong>Ihre</strong> Fotos in den meisten Fällen verbessern. Nichtsdestotrotz sind Regeln<br />
immer noch dazu da, um gebrochen zu werden. <strong>Sie</strong> sollten als Richtlinien angesehen<br />
werden: wenn man sie zu ernst nimmt, läuft man Gefahr, seine Kreativität im Keim zu<br />
ersticken.<br />
Bildaufbau ist eine subjektive Angelegenheit und jede einzelne Fotogelegenheit sollte<br />
individuell behandelt werden. Wenn <strong>Sie</strong> zum Beispiel Ihr Motiv außerhalb der Bildmitte,<br />
auf einer Drittellinie platzieren, garantiert Ihnen das nicht immer das bestmögliche<br />
Ergebnis. In der entsprechenden Situation können <strong>Sie</strong> auch ein dynamisches Ergebnis<br />
erzielen, wenn <strong>Sie</strong> Ihr Motiv in der Mitte des Bildausschnittes platzieren. Vielleicht<br />
möchten <strong>Sie</strong> auch einmal die Regel brechen, wenn <strong>Sie</strong> die Symmetrie eines Motivs<br />
betonen möchten. Große Blüten, wie Margeriten oder Dahlien, sind äußerst fotogene<br />
symmetrische Objekte. Wenn <strong>Sie</strong> die Blume zentral im Sucher platzieren, unterstreichen<br />
<strong>Sie</strong> damit diese Symmetrie. Weiterhin könnten <strong>Sie</strong> noch überlegen, ob sie den<br />
Bildausschnitt später bei der Bildbearbeitung nicht in ein Quadrat verwandeln möchten,<br />
um die symmetrische Form noch deutlicher zu machen. Ein Bild zuzuschneiden kann<br />
die Komposition enorm verändern und verbessern; denken <strong>Sie</strong> also auch an die Funktion<br />
Freistellen in Photoshop.<br />
Wenn sie Nahaufnahmen von freilebenden Tieren machen – zum Beispiel Insekten, Reptilien und Amphibien – wird Fotografen oftmals<br />
geraten, das Bild so aufzubauen, dass mehr Platz vor dem Objekt als dahinter bleibt. Dies erzeugt freien Raum, um den „Blick“ des Tieres<br />
aufzufangen. Diese Art des Bildaufbaus funktioniert auch oftmals sehr gut. Es kann aber auch einen erstaunlichen Effekt erzielen, wenn man<br />
das Motiv näher am Bildrand oder in einer Ecke platziert – selbst wenn das Motiv vom Blickwinkel weg schaut. Ein unkonventioneller<br />
Bildaufbau kann die Aufmerksamkeit des Betrachters wirklich fesseln – haben <strong>Sie</strong> also keine Angst zu experimentieren!<br />
Fotografen können bei Nahaufnahmen auch zum Bildaufbau beitragen, indem sie mit der Tiefenschärfe experimentieren. Normalerweise<br />
soll man das Hauptmotiv im Vordergrund des Bildausschnitts platzieren und der Hintergrund soll angenehm verschwimmen. Das wäre die<br />
logische Herangehensweise. Man kann aber auch besonders auffällige Ergebnisse erzielen, wenn man das Motiv, oder den Fokuspunkt,<br />
weiter nach hinten verlagert. Eine große Blende von ungefähr f/4 stellt sicher, dass der Vordergrund schön verschwommen ist und das Auge<br />
zu <strong>Ihre</strong>m erwünschten Fokuspunkt im Hintergrund führt. Wenn <strong>Sie</strong> Ihr Motiv in einen Zusammenhang mit seiner Umgebung setzen<br />
möchten, wählen sie eine etwas kleinere Blende. So bleiben die Details im Vordergrund erkennbar.<br />
PROFI-TIPPS<br />
VERÄNDERN SIE DIE FORM<br />
<strong>Sie</strong> können die Wirkung und die Atmosphäre<br />
eines Bildes stark verändern, indem <strong>Sie</strong> einfach<br />
das Format wechseln. Eine vertikale Komposition<br />
betont Höhe, während ein horizontales Bild<br />
Weite unterstreicht.<br />
Schritt 1 Ich wollte eine auffällige<br />
Nahaufnahme einer Blüte machen – ein<br />
Foto, das die Regeln bricht. Ich kaufte eine<br />
leuchtend orange Gerbera im örtlichen<br />
Blumengeschäft und stellte sie in einer Vase<br />
auf den Tisch. Um dem Bild noch mehr Kraft<br />
zu verleihen, hatte ich eine blaue Tischdecke<br />
aufgelegt – dies erzeugte einen lebhaften,<br />
kontrastreichen Hintergrund. Ich<br />
fotografierte aus einem Blickwinkel von oben<br />
nach unten, mit der Blume in der Mitte des<br />
Bildausschnitts.<br />
Schritt 2 Das erste Foto wirkte wenig anregend, also entschloss ich mich, näher an die<br />
Blume heran zu gehen und mit Hilfe der Vergrößerung meines 105mm Makroobjektivs nur<br />
einen Teil der Blume zu isolieren. Ich platzierte die Gerbera am unteren Ende des<br />
Bildausschnitts, so dass nur die Hälfte der Blume im Bildausschnitt zu sehen war.<br />
Normalerweise soll man ja Motive nicht zu heftig beschneiden, aber die Komposition sieht<br />
immer noch gewollt aus.<br />
Schritt 3 Als nächstes versuchte ich, die Blume auf der linken Seite des Bildausschnitts zu<br />
platzieren, so dass in der einen Hälfte des Bildausschnitts leerer Raum und in der anderen<br />
Hälfte die Blume zu sehen war. Damit unterteilte ich das Bild in zwei Hälften und brach die<br />
Regeln der Bildkomposition. Das Ergebnis verlieh dem Bild aber jede Menge Kraft. In diesem<br />
Fall wurde das beste Resultat dadurch erzielt, dass die Blume ganz links im Bildausschnitt<br />
platziert war.<br />
150 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
KOMPOSITION: NAHAUFNAHMEN<br />
Endergebnis<br />
Ich griff die Idee, die Blume in einer Ecke<br />
des Bildausschnitts zu platzieren, wieder<br />
auf, entschied mich aber für einen<br />
niedrigeren Blickwinkel. Diesmal nahm<br />
ich absichtlich auch den Stängel der<br />
Blume mit in den Bildausschnitt und<br />
benutzte eine große Blende von f/4, um<br />
ihn verschwommen abzubilden. Obwohl<br />
die Blüte und der Stängel gekippt sind,<br />
so dass sie das Auge zur linken oberen<br />
Ecke und aus dem Bildausschnitt hinaus<br />
führen, ist das Bild trotzdem kraftvoll<br />
und auffällig – auch wenn ich die Regeln<br />
gebrochen habe.<br />
Schritt 4 Nun versuchte ich,<br />
nur ein Viertel der Blume zu<br />
fotografieren, in dem ich sie in der<br />
Ecke des Bildausschnitts<br />
platzierte. Ich nahm eine Sequenz<br />
von vier Bildern auf – eins mit der<br />
Blume in der oberen linken, eins<br />
mit der Blume in der unteren linken<br />
Ecke, das dritte in der rechten<br />
oberen Ecke und das letzte mit der<br />
Gerbera in der unteren rechten<br />
Ecke. Wieder diente ein<br />
unkonventioneller Bildausschnitt<br />
dazu, ein Foto zu verbessern,<br />
anstatt seine Qualität zu mindern.<br />
Schritt 5 Trotz der großen<br />
leeren Fläche sahen die Bilder mit<br />
der Blüte in nur einer Ecke<br />
dynamisch und frisch aus. Ich<br />
drehte die Kamera um 90°, um das<br />
Format zu verändern, weil ich der<br />
Meinung war, dass eine vertikale<br />
Bildkomposition in diesem Fall das<br />
Bild noch verbessern würde.<br />
Obwohl ich die Regeln gebrochen<br />
habe, funktioniert die Komposition.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 151
Leitfaden für Anfänger<br />
MIT DER <strong>DSLR</strong><br />
UMGEHEN<br />
LERNEN!<br />
<strong>DSLR</strong> BASISTECHNIKEN<br />
EXPERTENWISSEN!<br />
Wie haben <strong>Sie</strong> bei <strong>Ihre</strong>r letzten Aufnahme das Motiv scharf gestellt? Wahrscheinlich haben <strong>Sie</strong><br />
einfach auf den Auslöser gedrückt und auf das beste Ergebnis gehofft. Doch wie wir zeigen werden,<br />
ist dies nicht immer die beste Lösung.<br />
SCHARFEINSTELLUNG UND BELICHTUNG gehören zusammen, denn sie<br />
sind die zwei wichtigsten manuellen Aufnahmeeinstellungen beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren. Damit ein Foto wirklich gelingt, muss auf den lichtempfindlichen<br />
Sensor in der <strong>DSLR</strong>-Kamera die richtige Lichtmenge aus dem richtigen Winkel<br />
eintreffen. Alles andere sind nur noch Kleinigkeiten.<br />
Dennoch findet die Scharfeinstellung, verglichen mit der Belichtung, nicht<br />
genügend Beachtung. Wie man den Belichtungsmesser korrekt abliest, die<br />
richtige Belichtungsart auswählt und Probleme mit Kontrast und<br />
Kontrastumfang löst, wird immer wieder ausführlich beschrieben. Wenn es<br />
jedoch darum geht, das Bild scharf zu stellen, dann drücken die meisten von<br />
uns den Auslöser nur halb durch und überlassen der Kamera die ganze Arbeit.<br />
Das ist schade, denn wenn <strong>Sie</strong> die Scharfeinstellung an <strong>Ihre</strong>r Kamera selbst in<br />
die Hand nehmen, dann werden <strong>Ihre</strong> Fotos eine ganz andere Qualität<br />
bekommen. <strong>Sie</strong> müssen deshalb nicht auf den Autofokus verzichten und<br />
manuell fokussieren (obwohl dies manchmal die beste Alternative ist), aber<br />
bevor <strong>Sie</strong> den Auslöser betätigen und sich auf den Autofokus der Kamera<br />
verlassen, nehmen sie sich doch Zeit zum Nachdenken und stellen <strong>Sie</strong> sich<br />
folgende Fragen: Habe ich den besten AF-Modus gewählt? Nutze ich die<br />
richtige Anzahl AF-Punkte? Habe ich auf den richtigen Bereich im Bild scharf<br />
gestellt? Ist die Schärfentiefe ausreichend? Keine Sorge, wenn <strong>Sie</strong> zunächst<br />
nichts verstanden haben. Antworten auf all diese Fragen finden <strong>Sie</strong> in diesem<br />
Leitfaden für Anfänger.
LINDA WRIGHT
Leitfaden für Anfänger<br />
FOKUSSIERUNGSTECHNIKEN EINFACH ERKLÄRT<br />
Fokussierung – eine Einführung<br />
Wir gehen generell davon aus, dass die Technik zur Fokussierung unserer<br />
Bilder schon dafür sorgen wird, dass diese scharf werden. Aber stimmt das?<br />
DEN AUTOFOKUS setzen alle Fotografen zum einen oder anderen Zeitpunkt als selbstverständlich<br />
voraus. Man drückt den Auslöser halb herunter und der Autofokus tut schnell und leise seinen Dienst.<br />
Solange alles wunschgemäß funktioniert, braucht man sich keine Gedanken darüber zu machen, was<br />
da passiert und warum, doch die Kenntnis der verschiedenen Autofokus-Funktionen kann zu einer<br />
Verbesserung der Ergebnisse führen, vor allem in Situationen, in denen <strong>Ihre</strong> digitale<br />
Spiegelreflexkamera nicht richtig interpretieren kann, was <strong>Sie</strong> gerade zu tun versuchen. Wenn <strong>Sie</strong><br />
verstehen, wie diese hochentwickelte Technik funktioniert, werden <strong>Sie</strong> sie letztendlich effizienter für<br />
<strong>Ihre</strong> <strong>Fotografie</strong> nutzen können.<br />
DIE FUNKTIONSWEISE VON AUTOFOKUS-SYSTEMEN<br />
Die meisten modernen Kameras verfügen im Wesentlichen über zwei Arten von Autofokus-Systemen<br />
– Kontrast-AF und Phasendifferenz-AF. Bei digitalen Spiegelreflexkameras kommt meist letzterer zum<br />
Einsatz. Der Phasendifferenz-AF nutzt einen Teil des durch die Linse einfallenden Lichts und leitet es<br />
in zwei Strahlen aufgeteilt zu zwei Sensoren. Je nachdem, an welcher Stelle die Lichtstrahlen auf die<br />
Sensoren treffen, erkennt die Kamera, ob das Bild richtig fokussiert ist oder nicht, wieviel die<br />
Abweichung von der korrekten Einstellung ggf. beträgt und in welche Richtung korrigiert werden<br />
muss. Auf diese Weise ist die Kamera in der Lage, sehr schnell die richtige Fokussierung zu finden.<br />
Der Nachteil des Phasendifferenz-AF besteht darin, dass er einen Kontrast braucht, um funktionieren<br />
zu können. Wenn <strong>Sie</strong> ihre Kamera auf eine nackte Wand richten, funktioniert das System einfach<br />
nicht.<br />
Der Phasendifferenz-AF kann außerdem nur dann zum Einsatz kommen, wenn der Spiegel einer<br />
digitalen Spiegelreflexkamera heruntergeklappt ist, d.h. eine Live-<strong>Vorschau</strong> ist damit nicht möglich.<br />
Dafür wird der Kontrast-AF benötigt – das gleiche System, das auch Kompaktkameras nutzen. Hier<br />
wird während der Fokussierung kontiniuerlich der Bildkontrast eines Motivs gemessen – denn ein Bild<br />
weist den höchsten Kontrast auf, wenn es am schärfsten fokussiert ist. Diese Methode ist langsamer,<br />
geignet für die Arbeit mit Stativ, bei der es nicht so sehr auf Geschwindigkeit ankommt.<br />
AUTOFOKUS-MODI<br />
<strong>Digitale</strong> Spiegelreflexkameras bieten zwei beliebte Autofokus-Modi. Der erste und vielleicht<br />
nützlichere ist der Schärfeprioritäts-Modus (bei Canon EOS-Kameras als One-Shot-Modus<br />
bezeichnet). Zur Fokussierung per Autofokus drückt man in diesem Modus üblicherweise den<br />
Auslöser halb herunter. Die Fokussierung wird dann für diese Entfernung arretiert bis der Auslöser<br />
losgelassen und erneut halb heruntergedrückt wird. Der Modus verhindert außerdem ein Auslösen,<br />
solange das Motiv nicht fokussiert ist. Der Autofokus mit Auslösepriorität (Schärfenachführung)<br />
dagegen ermöglicht Aufnahmen jederzeit, unabhängig davon, ob das Motiv korrekt fokussiert ist oder<br />
nicht, und schärft kontinuierlich nach, selbst wenn <strong>Sie</strong> den Auslöser halb heruntergedrückt halten.<br />
Dieser Modus eignet sich am Besten, um sich bewegende Motive zu fotografieren, wie wir im<br />
Folgenden sehen werden. Zum Thema Fokus-Modi lohnt es sich, auch den guten, alten manuellen<br />
Modus zu erwähnen. Es gibt Situationen, in denen der Autofokus einfach nicht die beste Lösung<br />
darstellt und ein manuelles Scharfstellen bessere Ergebnisse bringt, zum Beispiel bei<br />
Nachtaufnahmen, bei denen der Lichtmangel den Autofokus behindert, und Makroaufnahmen, bei<br />
denen es so sehr auf eine exakte Fokussierung ankommt, dass man sie besser von Hand vornimmt.<br />
MEHRPUNKT-AUTOFOKUS<br />
Frühere Autofokus-Systeme nutzen einen einzigen Messpunkt in der Bildmitte. Heute verfügen<br />
digitale Spiegelreflexkameras über mehrere Autofokus-Messpunkte, die rund um die Bildmitte<br />
angeordnet sind und bis zur Hälfte des Bilds ausmachen können. Der Vorteil dieser Technik besteht<br />
darin, dass <strong>Sie</strong> nicht mehr darauf beschränkt sind zu fokussieren, was auch immer sich gerade in der<br />
Bildmitte befindet. Stattdessen kann das Autofokus-System mit anderweitig platzierten Motiven oder<br />
solchen, die sich innerhalb des gewählten Ausschnitts bewegen, souverän umgehen.<br />
Den Rekord für die maximale Anzahl an Messpunkten bei einer einäugigen digitalen<br />
Spiegelreflexkamera hält Nikon mit 51, doch auch andere Hersteller bieten ein ähnliches technisches<br />
Niveau. Wenn <strong>Sie</strong> sämtliche Punkte aktivieren und dann ein Foto machen, fokussiert die Kamera das<br />
Objekt, das am wenigsten weit entfernt ist – in den meisten Fällen eine praktische Funktion. Unter<br />
Umständen haben <strong>Sie</strong> die Möglichkeit, die Anzahl der aktiven Messpunkte zu reduzieren, was die<br />
Geschwindigkeit und damit die Präzision des Fokussiervorgangs erhöht.<br />
Schließlich ist das nächstgelegene Objekt nicht immer das Hauptmotiv.<br />
Es sind auch nicht alle Messpunkte gleich: <strong>Sie</strong> sind jeweils mit einer von zwei unterschiedlichen Arten<br />
von Sensoren ausgestattet. Liniensensoren sind am gebräuchlichsten, aber weniger empfindlich. <strong>Sie</strong><br />
sind in einer Richtung ausgerichtet (normalerweise vertikal) und können nur Motive scharfstellen, die<br />
sie kreuzen (horizontal). Kreuzsensoren nehmen horizontale und vertikale Strukturen war, sind<br />
schneller und empfindlicher. Meist ist der Messpunkt in der Bildmitte mit einem Kreuzsensor<br />
versehen, obwohl komplexere Kameras auch über mehrere, gebündelt angeordnete Sensoren<br />
verfügen können.<br />
Einpunkt-Autofokus<br />
Aktivieren <strong>Sie</strong> den<br />
Einpunkt-Autofokus und<br />
fokussieren <strong>Sie</strong> genau das gewählte<br />
Motiv. In der Regel wählen <strong>Sie</strong> am<br />
Besten den Bildmittelpunkt.<br />
Mehrpunkt-Autofokus<br />
Der Mehrpunkt-Autofokus<br />
aktiviert alle Sensoren und<br />
fokussiert üblicherweise das<br />
nächstgelegene Objekt.<br />
Einstellen der Autofokus-Modi an <strong>Ihre</strong>r digitalen<br />
Spiegelreflexkamera<br />
Das Einstellen des gewünschten Autofokus-Modus und der Anzahl der aktiven Messpunkte<br />
variiert von Kamera zu Kamera. Bei fünf beliebten <strong>DSLR</strong>-Modellen funktioniert es<br />
folgendermaßen:<br />
CANON EOS 1000D<br />
AF-MODUS: Drücken <strong>Sie</strong> die AF-Taste<br />
(auf der rechten Seite des<br />
Vierwegereglers) und wählen <strong>Sie</strong> One<br />
Shot, AI Focus oder AI Servo.<br />
AF-MESSPUNKTE: Drücken <strong>Sie</strong> die<br />
AF-Feld-Wahltaste rechts oben auf der<br />
Rückseite der Kamera und nutzen <strong>Sie</strong><br />
das Wahlrad neben dem Auslöser, um<br />
die gewünschte Einstellung<br />
vorzunehmen.<br />
NIKON D60<br />
AF-MODUS: Drücken <strong>Sie</strong> die Info-Taste<br />
(links unter dem Display) und scrollen <strong>Sie</strong><br />
zur Option Fokus-Modus. Nutzen <strong>Sie</strong> den<br />
Vierwegeregler und die OK-Taste, um AF-A, A,<br />
AF-S, AF-C oder den manuellen Fokus<br />
auszuwählen.<br />
AF-MESSPUNKTE: Drücken <strong>Sie</strong> die<br />
Info-Taste und scrollen <strong>Sie</strong> zur Option<br />
AF-Feld-Wahl. Wählen <strong>Sie</strong><br />
‘Nächstgelegenes Objekt’, ‘Dynamisches<br />
Feld’ – hierbei können <strong>Sie</strong> einen Messpunkt<br />
auswählen und ein sich bewegendes Motiv<br />
verfolgen – oder ‘Ein Messpunkt’.<br />
OLYMPUS E-420<br />
AF-MODUS: Drücken <strong>Sie</strong> die OK-Taste<br />
und scrollen <strong>Sie</strong> zur Option AF-Modus.<br />
Drücken <strong>Sie</strong> nochmals die OK-Taste und<br />
wählen <strong>Sie</strong> S-AF (Schärfepriorität),<br />
C-AF (Schärfenachführung) oder MF<br />
(manueller Fokus).<br />
AF-MESSPUNKTE: Drücken <strong>Sie</strong> die<br />
OK-Taste und scrollen <strong>Sie</strong> zur Option<br />
AF-Feld-Wahl. Jetzt können <strong>Sie</strong> das<br />
Wahlrad nutzen, um entweder alle oder<br />
einen einzelnen Messpunkt zu<br />
aktivieren.<br />
PENTAX K200D<br />
AF-MODUS: Drücken <strong>Sie</strong> die<br />
MENÜ-Taste und wählen <strong>Sie</strong> den<br />
gewünschten AF-Modus mit Hilfe des<br />
Vierwegereglers.<br />
AF.S ist der Schärfeprioritäts-Modus,<br />
AF.C der Schärfenachführungs-Modus.<br />
AF-MESSPUNKTE: Drücken <strong>Sie</strong> die<br />
MENÜ-Taste und nutzen <strong>Sie</strong> den<br />
Vierwegeregler um zur Option<br />
Messpunkt wählen zu gelangen.<br />
Wählen <strong>Sie</strong> Auto, Mehrpunkt- oder<br />
Einpunkt-AF (zentraler Messpunkt).<br />
SONY ALPHA 200<br />
AF-MODUS: Drücken <strong>Sie</strong> die Fn-Taste<br />
und wählen <strong>Sie</strong> über den Vierwegeregler<br />
die Modus-Option Autofokus. Wählen<br />
<strong>Sie</strong> AF-S, AF-A oder AF-C.<br />
AF-MESSPUNKTE: Drücken <strong>Sie</strong> die<br />
Fn-Taste und wählen <strong>Sie</strong> über den<br />
Vierwegeregler die Modus-Option<br />
AF-Feld-Wahl. Wählen <strong>Sie</strong> Weit (alle<br />
Messpunkte), Spot (zentraler<br />
Messpunkt) oder Lokal (manuelle Wahl<br />
eines beliebigen AF-Punkts).<br />
154 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
DIE FOKUSSIERUNG VON LANDSCHAFTEN<br />
Die professionelle Landschaftsfotografin Helen<br />
Dixon, die uns regelmäßig Beiträge liefert,<br />
fokussiert ein Drittel der Strecke ins Bild hinein<br />
und wählt eine kleine Blende, um die Schärfe zu<br />
maximieren. Auf dem LCD-Display überprüft sie,<br />
ob sie mit dem Ergebnis zufrieden ist.<br />
Mit dieser Technik stellt sie sicher, dass sowohl<br />
im Vorder- und auch auch im Hintergrund soviele<br />
Details wie möglich erhalten bleiben.<br />
??<br />
FOTO: HELEN DIXON<br />
PROFI-TIPPS<br />
AUTO-AF-MODUS<br />
Manche digitalen Spiegelreflexkameras bieten einen<br />
Auto-AF-Modus, der je nach Motiv zwischen<br />
Schärfepriorität und Schärfenachführung auswählt.<br />
Diese Option funktioniert erstaunlich gut, aber<br />
selbst Bescheid zu wissen und zu entscheiden ist<br />
normalerweise die bessere Lösung.
Leitfaden für Anfänger<br />
FOKUSSIERUNGSTECHNIKEN EINFACH ERKLÄRT<br />
Fokussieren für maximale Bildschärfe<br />
STELLEN SIE SICH VOR, <strong>Sie</strong> haben gerade auf ein Motiv fokussiert,<br />
das fünf Meter weit entfernt ist. Wie scharf wird dann ein Objekt in<br />
sechs Metern Entfernung sein? Oder in fünfeinhalb Metern? Die<br />
Antwort wird von der Tiefenschärfe bestimmt – der Entfernung vor<br />
und hinter dem Fokuspunkt, die als ausreichend scharf betrachtet<br />
wird. Solange <strong>Sie</strong> über die Blende bestimmen, mit der <strong>Sie</strong><br />
fotografieren, behalten <strong>Sie</strong> auch die Kontrolle über die Tiefenschärfe<br />
und können sie auf kreative Weise einsetzen. Es gibt immer wieder<br />
Situationen, in denen <strong>Sie</strong> gar nicht viel davon wünschen (zum<br />
Beispiel beim <strong>Fotografie</strong>ren von Portraitaufnahmen). Diesen Effekt<br />
erreichen <strong>Sie</strong> mit einer großen Blende, wie zum Beispiel f/4.<br />
Andererseits kommt es aber auch vor, dass <strong>Sie</strong> eine möglichst hohe<br />
Tiefenschärfe erreichen wollen, um möglichst viel von einer Szene in<br />
Fokus zu bekommen. Dazu benötigen <strong>Sie</strong> eine kleinere Blende, wie<br />
zum Beispiel f/22.<br />
Dieser letztere Fall tritt zumeist bei Landschaftsaufnahmen auf.<br />
Hierbei sind nicht nur die Details im Vordergrund wichtig und sollten<br />
im Fokus sein, sondern auch der Rest der Szene. Das bedeutet,<br />
dass <strong>Sie</strong> mit kleinen Blenden arbeiten müssen, um auch diesseits<br />
und jenseits des Fokuspunkts eine gute Schärfe zu erreichen.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> nun über diesen letzten Ratschlag nachdenken, werden<br />
<strong>Sie</strong> anfangen zu überlegen, worauf <strong>Sie</strong> denn wohl beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren einer Landschaft fokussieren müssen. Viele Neulinge<br />
in der Landschaftsfotografie fokussieren einfach auf unendlich.<br />
Vergessen <strong>Sie</strong> dabei aber nicht, dass sich die Tiefenschärfe vor und<br />
Adam Burton benutzt den hyperfokalen Fokus<br />
Im Allgemeinen bemühen sich alle Landschaftsfotografen um gestochen<br />
scharfe Bilder, von dem Felsen im Vordergrund bis hin zu den weit<br />
entfernten Hügeln. Um diese zu erhalten, muss man aber die<br />
grundlegende Beziehung zwischen Blende, Brennweite und<br />
Fokusabstand verstehen.<br />
Die Blende ist dabei am einfachsten zu verstehen – eine kleinere Blende<br />
verleiht dem Bild mehr Tiefenschärfe als eine größere. Das ist der<br />
wichtigste Grundsatz, den man beim Aufbau einer Landschaftsaufnahme<br />
beachten muss. Als nächstes kommt die Brennweite: ein<br />
Weitwinkelobjektiv verleiht dem Bild mehr gefühlte Tiefenschärfe als ein<br />
hinter den Fokuspunkt erstreckt. In der Tat befindet sich nur ein<br />
Drittel des Tiefenschärfebereichs vor dem Fokuspunkt, aber zwei<br />
Drittel dahinter. Mit anderen Worten: <strong>Sie</strong> erhalten mehr<br />
Tiefenschärfe hinter dem Fokuspunkt, als davor. Natürlich hat es<br />
keinen Sinn, wenn sich der scharfe Bereich auf einen Punkt jenseits<br />
von unendlich erstreckt. Was <strong>Sie</strong> aber tun können, ist, den<br />
Fokuspunkt näher an sich heran zu holen, so dass sich stattdessen<br />
das hintere Ende der Tiefenschärfenzone am unendlichen Punkt<br />
befindet. Auf diese Weise können <strong>Sie</strong> mehr von der Szene scharf<br />
abbilden.<br />
Diese Technik nennt sich hyperfokales Fokussieren und wird von<br />
professionellen Landschaftsfotografen schon seit einigen<br />
Jahrzehnten angewendet. Der optimale Fokuspunkt für jede<br />
beliebige Szene hängt von <strong>Ihre</strong>r Wahl der Blendeneinstellung sowie<br />
der Brennweite des von Ihnen benutzten Objektivs ab – und von<br />
<strong>Ihre</strong>m Kameratyp: Vollbild oder Crop Sensor <strong>DSLR</strong>.<br />
Natürlich gibt es Umrechnungsprogramme und Referenztabellen<br />
im Taschenformat, die <strong>Sie</strong> in <strong>Ihre</strong>r Kameratasche aufbewahren<br />
können, aber eine gute Daumenregel besagt, bei Blende f/16 auf ein<br />
Drittel der Bildtiefe zu zielen. Wenn <strong>Sie</strong> auf diese Weise fokussieren,<br />
brauchen <strong>Sie</strong> nicht darauf zurückzugreifen, Ihr Objektiv auf die<br />
kleinste Blende zu reduzieren, mit der <strong>Sie</strong> nicht die bestmögliche<br />
Bildqualität erzielen würden.<br />
Standard- oder Teleobjektiv. Als letztes kommt die Frage, worauf in der<br />
Szene man fokussieren soll. Den genauen Punkt zu finden, an dem das<br />
hintere Ende des Tiefenschärfebereichs sich gegen unendlich erstreckt,<br />
kann man nicht nur durch Herumprobieren finden. Im Internet finden sich<br />
Programme für den hyperfokalen Fokus, mit deren Hilfe man ausrechnen<br />
kann, wohin man zielen sollte, und im Fachhandel kann man solche<br />
Tabellen im Taschenformat kaufen (siehe rechts).<br />
Wenn <strong>Sie</strong> dieses ganze Prozedere ein wenig mühselig finden, haben wir<br />
noch eine schnellere, aber trotzdem effektive Methode für <strong>Sie</strong>: fokussieren<br />
<strong>Sie</strong> auf einen Punkt an etwa einem Drittel der Bildtiefe und stellen eine<br />
kleine Blende ein. <strong>Sie</strong> werden überrascht sein, wie gut diese einfache<br />
Technik funktioniert!<br />
Hyperfokale Entfernung<br />
<strong>Sie</strong> können die Tiefenschärfe<br />
maximieren, indem <strong>Sie</strong> an <strong>Ihre</strong>m<br />
Objektiv die hyperfokale Entfernung<br />
einstellen – das ist die Entfernung,<br />
die für eine bestimmte Brennweite<br />
und ein bestimmtes Objektiv die<br />
größte Tiefenschärfe erzeugt. Alles<br />
von der Hälfte der hyperfokalen<br />
Entfernung bis gegen unendlich fällt<br />
so in den scharfen Bereich. Wenn<br />
also die hyperfokale Entfernung, die<br />
sie am Objektiv eingeben, 1,20m<br />
beträgt, wird alles von 60cm bis<br />
gegen unendlich scharf dargestellt.<br />
Wie berechnet man nun aber die<br />
hyperfokale Entfernung? Wenn <strong>Sie</strong><br />
ein Objektiv mit fester Brennweite<br />
haben, können <strong>Sie</strong> ganz einfach<br />
eine Tiefenschärfeskala benutzen.<br />
Bei Zoomobjektiven benötigen <strong>Sie</strong><br />
eine Tabelle oder einen Rechner für<br />
hyperfokale Entfernung. <strong>Sie</strong> erhalten<br />
einige davon online unter www.<br />
dofmaster.com, darunter auch solche<br />
für Ihr iPhone, <strong>Ihre</strong>n iPod Touch oder<br />
Ihr PDA.<br />
ALL E FOTOS: ADAM BURTON<br />
SO VERMEIDEN SIE<br />
DIFFRAKTION<br />
Die meisten Objektive arbeiten<br />
am besten mit Blenden zwischen<br />
f/8 und f/11. Wenn ein Objektiv<br />
mit einer sehr kleinen Blende<br />
benutzt wird, wird auf dem<br />
gesamten Bild eine subtile aber<br />
durchgängige Unschärfe, auch<br />
Diffraktion genannt, sichtbar.<br />
Obwohl <strong>Sie</strong> bei der<br />
Landschaftsfotografie durch<br />
Benutzen einer kleinen Blende<br />
wie f/22 viel Tiefenschärfe<br />
erzeugen können, erhält das Bild<br />
oftmals eine unerwünschte<br />
Unschärfe durch Diffraktion. Um<br />
diesen Effekt bei der<br />
Landschaftsfotografie zu<br />
reduzieren, dabei aber trotzdem<br />
noch von möglichst großflächiger<br />
Tiefenschärfe zu profitieren,<br />
versuchen <strong>Sie</strong> stattdessen einmal,<br />
Blende f/16 einzustellen. Es muss<br />
erwähnt werden, dass <strong>Sie</strong> keinen<br />
großen Unterschied feststellen<br />
werden, wenn <strong>Sie</strong> nicht gerade<br />
vergrößerte Abzüge von <strong>Ihre</strong>n<br />
Fotos machen. Aber wenn <strong>Sie</strong><br />
bestrebt sind, Bilder von<br />
bestmöglicher Qualität zu<br />
machen, zahlt es sich aus, auch<br />
auf Details wie Diffraktion zu<br />
achten.<br />
Schritt 1 Schritt 2<br />
156 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Schärfe leicht gemacht!<br />
Adam Burtons unten beschriebene Technik liefert<br />
die besten Ergebnisse, ist aber sehr fortgeschritten.<br />
Für Anfänger gibt es eine einfachere Methode, die<br />
fast ebenso scharfe Resultate erzielt. Fokussieren<br />
<strong>Sie</strong> einfach auf ein Drittel der Strecke in die Szene<br />
hinein und folgen <strong>Sie</strong> dann Adams Rat, wie <strong>Sie</strong><br />
Diffraktion vermeiden können, indem <strong>Sie</strong> eine<br />
Blende zwischen f/13 und f/16 verwenden. Dies<br />
sollte <strong>Ihre</strong> Landschaftsaufnahmen im gesamten<br />
Bildausschnitt scharf erscheinen lassen!<br />
Schritt 3 Schritt 4<br />
Schritt 1 Im Programmmodus wählt<br />
die Kamera Blende f/4. Die Kamera<br />
hat auf unendlich fokussiert (von<br />
dem Baum an und alles, was<br />
dahinter liegt). Folglich erhalte ich<br />
ein Bild mit einem scharfen<br />
Hintergrund, aber einem unscharfen<br />
Vordergrund. Das ist nicht gut.<br />
Schritt 2 Ich wechsele auf<br />
Zeitautomatik mit Blendenvorwahl<br />
und wähle Blende f/22. Der<br />
Autofokus fokussiert noch immer auf<br />
den Baum. Das Bild ist wesentlich<br />
besser als der erste Versuch, aber der<br />
Vordergrund ist noch immer etwas<br />
unscharf.<br />
Schritt 3 Ich habe das Objektiv nun<br />
auf manuellen Fokus umgestellt. Mit<br />
Blende f/22 und einer Brennweite<br />
von 27mm errechne ich mit Hilfe<br />
meiner Tabelle, dass ich ungefähr<br />
einen Meter in das Bild hinein<br />
fokussieren muss, um die<br />
größtmögliche Schärfe zu erzielen.<br />
Das ist zwar eine sehr subtile<br />
Verbesserung gegenüber Schritt 2,<br />
aber der Vordergrund ist schärfer.<br />
Schritt 4 Um Diffraktion zu<br />
vermeiden, wechsele ich zu Blende<br />
f/16. Bei der gleichen Brennweite<br />
wie zuvor bedeutet das, dass ich ein<br />
wenig weiter (ungefähr 1,50 Meter)<br />
ins Bild hinein fokussieren muss, um<br />
die durchgängige Schärfe<br />
beizubehalten, die ich in Schritt 3<br />
erreicht habe. Die etwas größere<br />
Blende in Kombination mit dem<br />
korrekten Hyperfokalpunkt erzielt ein<br />
messerscharfes Bild.<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 157
Leitfaden für Anfänger<br />
FOKUSSIERUNGSTECHNIKEN EINFACH ERKLÄRT<br />
So fokussieren <strong>Sie</strong> für scharfe Bilder mit niedriger Tiefenschärfe<br />
Wir haben nun gesehen, wie Landschaftsfotografen mit kleiner Blende und<br />
Weitwinkelobjektiv jede Menge Tiefenschärfe erreichen. Aber es gibt auch immer wieder<br />
Situationen, in denen man den umgekehrten Weg gehen und Bilder gestalten möchte, in<br />
denen ein isolierter Bereich scharf abgebildet ist, während ein großer Teil der Szene komplett<br />
verschwommen bleibt. Dies ist wirklich effektiv, wenn die Aufmerksamkeit auf einen<br />
bestimmten Aspekt des Bildes gelenkt werden soll und um ein Motiv aus dem Hintergrund<br />
heraus zu lösen. Portraitfotografen und Fotografen von Stillleben arbeiten immer mit geringer<br />
Tiefenschärfe, weil sie keinen detaillierten Hintergrund wünschen, der mit dem eigentlichen<br />
Motiv um die Aufmerksamkeit des Betrachters konkurriert. Es ist viel besser, den Hintergrund<br />
verschwommen abzubilden, indem man eine große Blende, wie zum Beispiel f/2,8 benutzt.<br />
Wie verschwommen er jedoch sein soll, hängt von dem Effekt ab, den <strong>Sie</strong> erzielen möchten.<br />
Manche Portraitspezialisten fokussieren nur auf die Augen eines Modells und lassen den Rest<br />
unscharf.<br />
Das Wichtigste beim <strong>Fotografie</strong>ren mit geringer Tiefenschärfe ist, dass die Fokussierung<br />
haargenau stimmen muss. Ein Fehler von nur wenigen Millimetern kann zur Folge haben, dass<br />
das Motiv unscharf erscheint. Deswegen sollte man, wenn eben möglich, Einpunkt-Autofokus<br />
wählen und haargenau auf den Bereich fokussieren, den man scharf abbilden möchte. <strong>Sie</strong><br />
sollten auch erwägen, ein Stativ zu benutzen, denn auch die kleinste Bewegung beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand kann dazu führen, dass Ihr Bild unscharf erscheint.<br />
Mit zunehmender Erfahrung werden <strong>Sie</strong> ein instinktives Gefühl dafür entwickeln, in<br />
welchem Verhältnis Blende und niedrige Tiefenschärfe zueinander stehen. Solange <strong>Sie</strong> noch<br />
im Lernprozess sind, sollten <strong>Sie</strong> den Tiefenschärfe-<strong>Vorschau</strong>-Schalter <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> benutzen.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> diesen drücken, wird die Blende kurzzeitig auf die Stufe eingestellt, bei der <strong>Sie</strong> das<br />
Foto aufnehmen werden. Das bedeutet, <strong>Sie</strong> können sehen, was im Fokus sein wird, und was<br />
nicht. Alternativ können <strong>Sie</strong> natürlich auch eine Probeaufnahme machen, die <strong>Sie</strong><br />
anschließend auf dem LCD Display kontrollieren.<br />
Ross Hoddinott: So fokussieren <strong>Sie</strong> für Nahaufnahmen<br />
Sorgfältiges und akkurates Fokussieren ist notwendig – völlig unabhängig von dem Motiv, das<br />
<strong>Sie</strong> fotografieren wollen. Bei Makroaufnahmen ist es jedoch noch von viel größerer<br />
Bedeutung, denn die Tiefenschärfe wird immer niedriger, je mehr der Grad der Vergrößerung<br />
ansteigt. Ein Makroobjektiv ermöglicht Fotografen einen Vergrößerungsmaßstab bis hin zu<br />
1:1, also Lebensgröße; und bei dieser starken Vergrößerung wird eine durchgängige Schärfe<br />
– selbst mit einer kleinen Blende wie f/16 oder f/22 – extrem eingeschränkt. Oftmals erstreckt<br />
sie sich nur über ein paar Zentimeter. Folglich ist präzises Fokussieren für Nahaufnahmen<br />
unabdingbar.<br />
Auch wenn die Arbeit mit einer so eingeschränkten Tiefenschärfe bisweilen eine<br />
Herausforderung darstellen kann, können <strong>Sie</strong> damit auch einen besonderen Effekt erzielen.<br />
Fotografen von Nahaufnahmen können die Aufmerksamkeit auf einen zentralen Punkt<br />
lenken, indem sie eine niedrige Tiefenschärfe wählen und besonders sorgfältig fokussieren.<br />
Wenn eine große Blendeneinstellung – zum Beispiel f/4 – in Kombination mit einem hohen<br />
Wiedergabemaßstab gewählt wird, wird die Tiefenschärfe auf einige wenige Millimeter<br />
begrenzt. Alles vor und hinter dem Fokuspunkt verschwimmt und wird zunehmend unscharf.<br />
Diese Herangehensweise ist ideal, wenn <strong>Sie</strong> Ihr Motiv komplett aus seiner Umgebung heraus<br />
lösen möchten.<br />
Die Autofokus Systeme digitaler SLRs sind hochentwickelt und für gewöhnlich sehr<br />
zuverlässig. Bei hohen Wiedergabemaßstäben können sie jedoch Probleme bekommen. <strong>Sie</strong><br />
haben Schwierigkeiten, das Motiv einzufrieren oder sind nicht in der Lage, <strong>Ihre</strong>n<br />
beabsichtigen Fokuspunkt zu erkennen. Folglich kann man bei dieser Technik am schnellsten<br />
und akkuratesten fokussieren, wenn man die Kamera auf manuellen Fokus einstellt.<br />
Schritt 1 Bei Nahaufnahmen mit starker Vergrößerung ist ein Stativ unerlässlich. Bei<br />
meinem ersten Versuch habe ich aus der Hand ausgelöst und dabei den Autofokus auf<br />
Mehrpunkt eingestellt, um sicher zu gehen, dass es das Motiv erfasst. In der Zeit<br />
zwischen dem Fokussieren und dem Auslösen des Verschlusses hatte ich mich gerade<br />
genug bewegt, um das ganze Bild zu verwackeln. Folglich setzte ich meine <strong>DSLR</strong> auf<br />
ein Stativ.<br />
Schritt 2 Ich wählte einpunkt-Autofokus. In diesem AF Modus fokussiert die Kamera<br />
nur an dem ausgewählten Fokuspunkt auf das Motiv. Das passt sehr gut zu dieser Art<br />
von statischem Motiv. Standardmäßig ist der zentrale Sensor ausgewählt. Daher<br />
fokussierte die Kamera auf den Mittelteil des Bildes, in diesem Falle den Stängel.<br />
Folglich erscheinen beide Dornen weichgezeichnet.<br />
Schritt 3 Bei den meisten Kameras kann man aus einer Anzahl von Fokuspunkten<br />
auswählen und damit einen großen Bereich des Bildausschnitts abdecken. Das ist<br />
besonders dann von Vorteil, wenn der Fokuspunkt nicht in der Mitte liegt. Mit dem<br />
Multifunktionsschalter der Kamera wählte ich den Fokuspunkt aus, der der Spitze des<br />
unteren Dorns am nächsten lag – dem Bereich, den ich scharf abbilden wollte. Das<br />
half zwar weiter, aber der Fokus ist immer noch nicht präzise genug.<br />
Schritt 4 Bei Nahaufnahmen ist die Tiefenschärfe oftmals so niedrig, dass man eine<br />
wirklich akkurate Fokussierung am besten manuell erreichen kann. Ich schaltete also<br />
auf M und nahm eine Feineinstellung vor, die sicherstellen würde, dass mein<br />
schärfster Punkt genau auf der Spitze des Dorns lag. Zugegeben – eine kleine<br />
Anpassung, aber eine, die mein Bild noch auffälliger macht und meinen ausgewählten<br />
Fokuspunkt messerscharf abbildet.<br />
158 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Leitfaden für Anfänger<br />
FOKUSSIERUNGSTECHNIKEN EINFACH ERKLÄRT<br />
ES LIEGT IN DEN AUGEN<br />
Porträtfotografen fotografieren oft<br />
mit großer Blende und erzeugen so<br />
eine sehr geringe Tiefenschärfe.<br />
Dies kann dazu führen, dass die<br />
Augen eines Modells scharf sind und<br />
der Rest des Gesichts<br />
weichgezeichnet wird. Die<br />
Benutzung von Mehrpunkt-<br />
Autofokus kann hier Probleme<br />
verursachen, weil so auf die Nase<br />
oder einen Hut fokussiert wird, da<br />
diese der Kamera am nächsten sind.<br />
In diesem Fall ist es besser, mit nur<br />
einem Fokuspunkt zu fotografieren,<br />
den man auf die Augen seines<br />
Modells scharf stellen kann.<br />
FOTO: IAN FARRELL<br />
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 159
Leitfaden für Anfänger<br />
FOKUSSIERUNGSTECHNIKEN EINFACH ERKLÄRT<br />
Fokussierungstechniken zum Ausprobieren an verschiedenen Motiven<br />
Manche Aufnahmesituationen bereiten Autofokussystemen Schwierigkeiten. Wir zeigen Ihnen, wie <strong>Sie</strong> sie umgehen können.<br />
1) Fokussierung auf Reflexionen<br />
Wenn sie Reflexionen fotografieren – sei es auf Glas, auf Spiegeln oder auch auf dem<br />
Wasser – sollten <strong>Sie</strong> sicherstellen, dass <strong>Sie</strong> auf die Reflexion fokussieren und nicht auf<br />
die Oberfläche, die sie reflektiert. Dies kann passieren, wenn Ihr Autofokus eine Struktur<br />
(wie zum Beispiel Schmutz) auf der Oberfläche erkennt und stattdessen diesen einfriert.<br />
Es ist viel besser, auf manuell umzuschalten und von Hand zu fokussieren. Das Gleiche<br />
gilt für Aufnahmen durch ein Fenster – wenn <strong>Ihre</strong> Kamera auf die Scheibe fokussiert<br />
und nicht auf die tolle Landschaft dahinter, probieren <strong>Sie</strong> es doch einmal mit dem<br />
manuellen Fokus und stellen <strong>Sie</strong> die Fokusentfernung auf unendlich ein.<br />
IAN FARRELL<br />
2) Motive mit geringem<br />
Kontrast<br />
AF Systeme sind gut und schön, aber sie<br />
benötigen auch ein gewisses Maß an<br />
Kontrast, das sie einfrieren können.<br />
Richten <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Kamera auf eine nackte<br />
Wand und sie wird von einer Seite zur<br />
anderen irren und versuchen, einen<br />
Fokuspunkt zu finden. In dieser Situation<br />
sollten <strong>Sie</strong> sicherstellen, dass alle<br />
Fokuspunkte <strong>Ihre</strong>r Kamera ausgewählt<br />
sind – es könnte sein, dass einer davon<br />
etwas findet, was die anderen nicht<br />
finden können. Wenn das nicht<br />
funktioniert, versuchen <strong>Sie</strong>, den Fokus<br />
auf ein anderes Objekt einzufrieren, das<br />
ähnlich weit weg ist (indem <strong>Sie</strong> den<br />
Auslöser halb durchdrücken und in dieser<br />
Position festhalten) und Ihr Bild dann neu<br />
aufzubauen.<br />
ISTOCK PHOTO ISTOCK PHOTO<br />
IAN FARRELL<br />
4) Zonenfokussierung beim Schießen aus der Hüfte<br />
Aus der Hüfte schießen bedeutet: schnelle Schnappschüsse machen, ohne die<br />
Kamera dabei vor das Auge zu halten. Natürlich wird Ihnen das AF System <strong>Ihre</strong>r<br />
Kamera hier von gutem Nutzen sein. Da <strong>Sie</strong> aber so nicht in der Lage sind, den<br />
zentralen AF Punkt auf ein Motiv zu richten, benötigen <strong>Sie</strong> das breiteste Spektrum von<br />
AF Punkten, das <strong>Sie</strong> zur Verfügung haben. Dies wiederum bedeutet, dass die Kamera<br />
auf den Gegenstand fokussieren wird, der Ihnen am nächsten ist. In 90 Prozent aller<br />
Fälle wird das Ihr beabsichtigtes Motiv sein.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> nicht so viel Vertrauen in die Technik haben, probieren <strong>Sie</strong> doch einmal,<br />
nach alter Väter Sitte aus der Hüfte zu schießen. Stellen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Kamera auf manuellen<br />
Fokus und benutzen <strong>Sie</strong> die Tiefenschärfe um sicher zu gehen, dass alles, was <strong>Sie</strong><br />
wollen, scharf ist. Dies ist abhängig davon ob a) Ihr Objektiv eine Tiefenschärfeskala<br />
hat, b) <strong>Sie</strong> in der Lage sind, Entfernungen auf den halben Meter genau einzuschätzen.<br />
Jede Blendenöffnung erscheint zweimal auf der Tiefenschärfeskala und zeigt den<br />
nächsten und den am weitesten entfernten Punkt an, der scharf dargestellt wird. Wenn<br />
<strong>Sie</strong> sich entschieden haben, mit welcher Blende <strong>Sie</strong> arbeiten möchten, überlegen <strong>Sie</strong>,<br />
welches die weiteste Entfernung ist, aus der <strong>Sie</strong> fotografieren werden und gleichen <strong>Sie</strong><br />
diese mit der ersten Markierung auf der Tiefenschärfeskala ab. Die Entfernung, die nun<br />
auf der zweiten Markierung auf der Tiefenschärfeskala erscheint, zeigt Ihnen an, wie<br />
nah <strong>Sie</strong> an Ihr Motiv heran gehen können, ohne allzu viel Schärfe einzubüßen.<br />
Diese Methode hat den Vorteil, dass <strong>Sie</strong> sehr schnell abdrücken können und nicht auf<br />
den Autofokus warten müssen. Natürlich erfordert es einige Übung, bis <strong>Sie</strong> diese<br />
Fähigkeit jedes Mal abrufen können, aber die Mühe lohnt sich.<br />
160 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE<br />
3) <strong>Fotografie</strong>ren durch Hindernisse<br />
Aufnahmen im Zoo sind das klassische Szenario, bei dem man versucht ein Motiv zu<br />
fotografieren, das von einer sichtbaren Barriere verdeckt wird. Wenn <strong>Sie</strong> mit Mehrpunkt<br />
Fokus durch einen Drahtzaun oder durch Käfigstangen fotografieren, wird das<br />
Fokussystem auf den Käfig scharf stellen, und nicht auf das Tier, das drin sitzt. Die<br />
Lösung ist einfach: wählen <strong>Sie</strong> Einpunkt- AF und zielen <strong>Sie</strong> durch den Maschendraht<br />
oder die Gitterstäbe. Gehen <strong>Sie</strong> dabei so nah wie möglich an das Gitter heran. Denken<br />
<strong>Sie</strong> daran, eine große Blende zu wählen. So halten <strong>Sie</strong> die Tiefenschärfe so niedrig wie<br />
möglich und die Gitterstäbe oder der Zaun sind komplett verschwommen.<br />
5) Fokussieren bei Restlicht<br />
Es gibt einige Umstände, bei denen Autofokus bekanntermaßen Probleme hat; einer<br />
davon ist in Situationen mit wenig Restlicht. Die AF Sensoren müssen schon in der<br />
Lage sein, etwas aufzuspüren, um darauf fokussieren zu können und je dunkler es<br />
wird, desto schwieriger wird dies. Wenn <strong>Ihre</strong> Kamera nicht mehr fokussieren kann,<br />
merken <strong>Sie</strong> das daran, dass sie verzweifelt den ganzen Fokusbereich <strong>Ihre</strong>s Objektivs<br />
durchsucht und schließlich entnervt aufgibt. Was also tun in dieser Situation?<br />
Als erstes sollten <strong>Sie</strong> kontrollieren, welchen Fokuspunkt <strong>Sie</strong> verwenden.<br />
Der mittlere Punkt ist bei den meisten <strong>DSLR</strong>s ein sehr empfindlicher Kreuzsensor.<br />
Stellen <strong>Sie</strong> also <strong>Ihre</strong> Kamera so ein, dass sie nur diesen Punkt benutzt. <strong>Sie</strong> werden<br />
merken, wie sehr das <strong>Ihre</strong> Autofokusleistung verbessert.<br />
Viele Kameras verfügen über ein AF Hilfslicht, das bei schlechten Lichtverhältnissen<br />
aushilft. Jedes arbeitet auf leicht unterschiedliche Weise, manche <strong>DSLR</strong>s leuchten<br />
das Motiv mit einem kleinen Spot aus, andere wiederum beleuchten das Motiv mit<br />
einem Abtastlicht aus dem eingebauten Blitz. Die Technologie funktioniert recht gut,<br />
wenn ihr Bereich auch auf eine geringe Entfernung begrenzt ist und der helle<br />
Lichtstrahl bei Portraitaufnahmen auch recht unangenehm für das Modell sein kann.<br />
Die traditionelle Art des Fokussierens im Dunklen ist, auf Manuell umzuschalten und<br />
es von Hand zu machen. Das Fokuslicht wird zwar nicht zuverlässig arbeiten, da es<br />
mit der gleichen Technik wie das AF System arbeitet, aber <strong>Sie</strong> werden überrascht sein,<br />
wie gut Ihr Gehirn mit einiger Übung in der Lage sein wird, den Fokus bei schlechten<br />
Lichtverhältnissen zu beurteilen.
Leitfaden für Anfänger<br />
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Leitfaden für Anfänger<br />
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Ratschläge für Anfänger<br />
Grundtechniken<br />
<strong>DSLR</strong> Grundkenntnisse: So verbessern<br />
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