14.03.2014 Aufrufe

Digitale Fotografie - Themen Beherrschen Sie Ihre DSLR (Vorschau)

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Liebe Leser...<br />

<strong>Digitale</strong> Spiegelreflexkameras werden immer erschwinglicher und bieten in der Regel gute Voraussetzungen für gelungene Bilder. Die Planung und Bedienung<br />

haben <strong>Sie</strong> dabei selbst in der Hand.Es ist nur allzu verständlich, dass sich auch Hobbyfotografen gerne eine solche Kamera zulegen, erschließen sich doch damit<br />

Möglichkeiten, die man mit einer Kompaktkamera nicht hat. Bei einer <strong>DSLR</strong> wird man jedoch ohne die Kenntnis um die grundlegenden Zusammenhänge von<br />

Belichtungszeit, Lichtempfindlichkeit, Blende und Brennweite kaum zu einem befriedigenden Ergebnis kommen. Gerade bei einer Spiegelreflexkamera gilt: Wer<br />

sich ein wenig mit den Möglichkeiten der Kamera, ihren Funktionen und den manuellen Einstellungen auskennt, hat mehr Chancen, wirklich gute Fotos zu<br />

machen.<br />

In diesem Ratgeber <strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> – Leitfaden für Anfänger möchten wir Einsteigern diese wesentlichen Basistechniken zum <strong>Fotografie</strong>ren mit modernen <strong>DSLR</strong>s sowie<br />

grundlegende Informationen zum Thema <strong>Fotografie</strong>ren vermitteln. <strong>Sie</strong> finden in diesem Magazin Anleitungen zu den wichtigsten Genres der <strong>Fotografie</strong>, viele hilfreiche Tipps<br />

und Tricks, Hintergrundinformationen und Erklärungen zum Thema Bilbearbeitung. Wir sind davon überzeugt, dass <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> fotografischen Fähigkeiten auf diese Art und Weise<br />

erheblich verbessern werden. Unser Ziel ist es aber nicht nur, dass <strong>Sie</strong> lernen, besser mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> zu arbeiten. Wir geben Ihnen auch viele Anregungen und Inspirationen<br />

zur Umsetzung <strong>Ihre</strong>r Ideen und zum Gelingen <strong>Ihre</strong>r Fotos mit auf den Weg. Unsere praktischen Tipps zur Planung, Gestaltung, zur technischen Umsetzung, Kamera<br />

Funktionen und Zubehör, werden Ihnen dabei helfen, bessere Fotos zu machen und sich fotografisch erheblich weiter zu entwickeln.<br />

Viel Spaß beim Lesen, Lernen… und <strong>Fotografie</strong>n mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong>!<br />

JULIA ZWENGER<br />

REDAKTION<br />

Julia Zwenger<br />

MITARBEITER<br />

Mark Bauer, Helen Dixon, Lee Frost, Brett Harkness, Ross<br />

Hoddinott, Daniel Lezano, Bjorn Thomassen<br />

ART DIRECTOR<br />

Dean Mullock<br />

FINANZDIREKTOR<br />

Richard Layton<br />

Die in diesem Magazin artikulierten Meinungen, sind die<br />

Meinungen der jeweiligen Autoren und stimmen nicht<br />

zwingend mit der Meinung<br />

des Herausgebers, der Redaktion oder den Vertreibern<br />

dieses Magazins überein.<br />

DATENSCHUTZERKLÄRUNG<br />

Dieses MAGBOOKwird unter der Lizenz und mit<br />

der Erlaubnis von © Dennis Publishing Limited<br />

herausgegeben. Alle Rechte an Material, Titel und Marke<br />

dieses Magazins sind Eigentum von Dennis Publishing<br />

Limited und dürfen weder im Ganzen noch teilweise ohne<br />

vorherige schriftliche Genehmigung reproduziert werden.<br />

IMPRESSUM<br />

HAFTUNG<br />

Das Heft wurde mit großer Sorgfalt produziert. Der Verlag<br />

kann jedoch keine Haftung, Gewährleistung, Garantie oder<br />

Versicherung für Meinungen, Waren oder Dienstleistungen<br />

übernehmen, die in dieser Ausgabe veröffentlicht wurden.<br />

Der Herausgeber übernimmt keine Verantwortung<br />

für Inhalte von externen Webseiten, deren Adressen<br />

veröffentlicht werden.<br />

VERTRIEB:<br />

VU VERLAGSUNION KG<br />

AM KLINGENWEG 10<br />

65396 WALLUF<br />

TEL. + 49 612 3620 0<br />

NAME & REGISTRIERTES BÜRO:<br />

Ultimate Guide Media Ltd<br />

Suite 21 Lords<br />

Business Centre<br />

Lords House, 665 North<br />

Circular Road, London NW2 7AX<br />

Company No. 06965305<br />

HOMEPAGE:<br />

www.ultimateguide.de<br />

LESERFRAGEN:<br />

Bitte schicken <strong>Sie</strong> Leseranfragen an<br />

enquiries@ultimateguide.de<br />

DRUCK UND BINDUNG:<br />

QuadWinkowski Sp. z o.o.<br />

ul. Okrzei 5, 64-920 Piła, Polen<br />

www.Quadwinkowski.pl<br />

Das Papier, auf dem dieses Magazin gedruckt ist, besteht<br />

aus umweltverträglichen Fasern.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 03


164<br />

SEITEN<br />

MIT TIPPS<br />

VON<br />

EXPERTEN<br />

006 Wasser in Landschaften<br />

090 Versteckte Funktionen<br />

018 Porträtaufnahmen bei 106 Kreative Funktionen<br />

Tageslicht<br />

VERSTEHEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong><br />

030 Restlicht<br />

122 Kreative Effekte<br />

040 Tierporträts<br />

136 Das Einmaleins der<br />

050 Heimporträts<br />

Komposition<br />

060 Reisefotografie<br />

152 DSRL Basistechniken:<br />

076 Garten Safari<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong><br />

Fokussierungstechniken einfach erklärt


THE ULTIMATE GUIDE<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE SLR LEITFADEN FÜR ANFÄNGER<br />

HELEN DIXON<br />

INHALT


Leitfaden für Anfänger<br />

WASSER IN LANDSCHAFTEN<br />

Wenn <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>n Landschaftsbildern etwas mehr Leben einhauchen wollen, sollten <strong>Sie</strong> den<br />

nächsten Bach, Fluss, Wasserfall oder Strand aufsuchen. Wenn <strong>Sie</strong> wissen, wie man Wasser<br />

in Landschaftsbildern effektiv einsetzt, werden <strong>Ihre</strong> Aufnahmen davon profitieren.<br />

WASSER IST LEBEN - und a uch als wesentliches Element ansprechender<br />

Landschaftsbilder verfehlt es seine Wirkung nicht! In Deutschland gibt es glücklicherweise<br />

von den Gebirgsseen und -bächen und den Wasserfällen im Süden über die großen<br />

Flussläufe und Seenplatten im Zentrum bis hin zu den Küsten im Norden genügend Gewässer. <strong>Sie</strong><br />

können das Wasser als Hintergrund verwenden, um alle möglichen Motive wie Felsvorsprünge,<br />

Pflanzen oder Dünen herauszuheben.<br />

Nutzen <strong>Sie</strong> für <strong>Ihre</strong> Landschaftsbilder so viele verschiedene Gewässerarten wie möglich. Seen,<br />

Flüsse, Bäche und Wasserfälle bieten allesamt eine Vielzahl kreativer Optionen, die es auszuloten<br />

gilt. Jede Art von Gewässer stellt <strong>Sie</strong> vor andere Herausforderungen. Für die Aufnahmen müssen <strong>Sie</strong><br />

sich nicht nur die besten Standorte aussuchen und die ideale Tageszeit zum fotografieren<br />

bestimmen. Wenn <strong>Sie</strong> Wasser in <strong>Ihre</strong> Bilder mit einbauen möchten, müssen <strong>Sie</strong> auch bei der Wahl<br />

der Belichtung und – wenn es sich nicht gerade um ein stehendes Gewässer handelt – der<br />

Verschlusszeit mit Sorgfalt vorgehen.<br />

In diesem Leitfaden für Anfänger haben wir uns von den besten britischen Landschaftsfotografen<br />

Hilfe geholt. <strong>Sie</strong> erklären anhand ihres Fachwissens und ihre nTricks das Aufnehmen von<br />

Wasserszenen in der Landschaftsfotografie . Der Kurs steckt voller praktischer Techniktipps und wird<br />

Ihnen sicher dabei helfen, sich als Landschaftsfotograf weiterzuentwickeln und mehr<br />

Selbstvertrauen zu entwickeln, um bei den nächsten Aufnahmen im Freien schönere Bilder schießen<br />

zu können.


Leitfaden für Anfänger<br />

>Wasser in Landschaften >Grundlegende Technik und Ausrüstung<br />

Grundlagen für Wasserszenen<br />

in Landschaftsbildern<br />

Bereiten <strong>Sie</strong> sich darauf vor, in die Natur zu gehen, um mit den besten Techniken und den<br />

richtigen Hilfsmitteln ausgerüstet beeindruckende Landschaftsbilder aufzunehmen.<br />

VIELLEICHT IST es Ihnen schon aufgefallen: In<br />

den meisten effektvollen Landschaftsfotos findet<br />

man gewöhnlich Wasser in irgendeiner Form.<br />

Vom kleinen Bach, der sich durchs Bild schlängelt<br />

bis zum mächtigen Meer in der Strandaufnahme<br />

ist Wasser in vielen Landschaftsbildern ein<br />

wichtiges Element.<br />

Einer der Hauptgründe dafür ist, dass Wasser in<br />

Fotos vielseitig einsetzbar ist. Durch den Einsatz<br />

von Filtern und/oder die Veränderung der<br />

Verschlusszeit kann das Wasser auf viele<br />

verschiedene Arten festgehalten werden.<br />

Beispielsweise können fallende Tropfen auf dem<br />

Bild eingefroren werden. Genauso ist es aber auch<br />

möglich, eine lange Belichtungsdauer zu wählen<br />

und dadurch geheimnisvollen Nebel zu erzeugen.<br />

Die reflektierende Oberfläche des Wassers ist<br />

zwar eine potenzielle Fehlerquelle für die<br />

Wahl der Verschlusszeit<br />

Die für die Wasseraufnahme verwendete Verschlusszeit<br />

hängt davon ab, ob sich das Wasser bewegt, wie<br />

schnell es sich bewegt, wie groß sein Anteil im Bild<br />

ist, und ob es eingefroren oder verschwommen<br />

aussehen soll. Bei großen Wasserfällen und sich<br />

brechenden Wellen garantieren Verschlusszeiten von<br />

1/1000-1/2000 Sekunde, dass <strong>Sie</strong> jeden Tropfen<br />

einzeln sehen. Bei schnell fließenden Flüssen und<br />

kleinen Wasserfällen wie in der Abbildung, sollten <strong>Sie</strong><br />

es mit 1/200-1/500 Sekunde versuchen, während<br />

langsamere Flüsse und Bäche bei 1/125-1/250<br />

Sekunde gut herauskommen dürften. Wenn <strong>Sie</strong> die<br />

Bilder verschwimmen lassen möchten, werden <strong>Sie</strong> bei<br />

großen Wasserfällen mit einer und bei kleineren mit<br />

zwei Sekunden einen guten Effekt erzielen. Flüsse und<br />

Bäche erfordern langsamere Zeiten zwischen zwei und<br />

vier Sekunden. Es ist aber auch möglich, bis zu 10-20<br />

Sekunden einzustellen. Wenn große Wassermengen<br />

im Spiel sind, kann Überbelichtung zum Problem<br />

werden. Behalten <strong>Sie</strong> daher das Histogramm im Auge<br />

und verwenden <strong>Sie</strong> geringere Zeiten, wenn <strong>Sie</strong> die<br />

hellen Stellen dämpfen. In Küstenszenen können <strong>Sie</strong><br />

mit Zeiten von einer bis zwei Sekunden die Wellen<br />

verschwimmen lassen und mit einer Einstellung von<br />

20-30 Sekunden einen Milchglaseffekt erzeugen.<br />

Belichtung, kann aber auch zur Aufwertung von<br />

Bildern dienen. An eher windstillen Tagen können<br />

<strong>Sie</strong> an Seen und anderen stillen Gewässern<br />

verblüffende Ergebnisse erzielen, indem <strong>Sie</strong> eine<br />

klare Reflektion der Landschaft auf der<br />

Wasseroberfläche knipsen. Es gibt aber noch<br />

weitere Möglichkeiten. So können sich Flüsse als<br />

dicke Linie durch das Bild ziehen. Oder <strong>Sie</strong> nutzen<br />

einsame Gezeitentümpel und sich um Steine<br />

windende Bäche als effektvoll für den<br />

Vordergrund.<br />

Die Möglichkeiten sind schier unerschöpflich. Im<br />

Einsteigerkurs des Monats geben wir Ihnen die<br />

Grundlagen an die Hand, die <strong>Sie</strong> benötigen, um<br />

brillante Landschaftszenen mit Wasser als<br />

Bildelement zu schießen. Worauf warten <strong>Sie</strong><br />

noch? Gehen <strong>Sie</strong> nach draußen und fangen <strong>Sie</strong><br />

an, herumzuexperimentieren!<br />

1/60 Sek.<br />

1/20 Sek. 0,4 Sek.<br />

Grundausrüstung<br />

Weitwinkelobjektiv: Ein<br />

Ultra-Weitwinkelobjektiv,<br />

beispielsweise mit 12-24<br />

mm, ist ideal, weil <strong>Sie</strong> damit<br />

den Vordergrund mit Wasser<br />

füllen können und gleichzeitig<br />

genug Schärfentiefe zur<br />

Verfügung haben, um<br />

durchgehend scharfe Szenen abzulichten. Besonders<br />

beliebt ist das Sigma 10-20-mm-Objektiv, das eine<br />

hervorragende Leistung bei ausgezeichnetem Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis bietet.<br />

Wasserwaage: Wenn<br />

Ihr Stativ mit einer Libelle<br />

ausgestattet ist, können <strong>Sie</strong><br />

damit sicherstellen, dass die<br />

Ebenen waag- und lotrecht<br />

zum Boden verlaufen. Es<br />

ist eher mühsam, sie im<br />

Nachhinein in Photoshop<br />

zu korrigieren. Einfache Libellen zum Anbringen<br />

am Blitzschuh gibt es schon ab knapp 15 Euro. <strong>Sie</strong><br />

können sich aber auch eine coole Seculine Action<br />

Level (ca. 35 €) zulegen.<br />

Filter: Wenn <strong>Sie</strong> tiefer in<br />

die Landschaftsfotografie<br />

einsteigen wollen, sollten<br />

<strong>Sie</strong> etwas Geld für ein<br />

kompatibles Filtersystem<br />

investieren. Beim P-system<br />

von Cokin stimmt das<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />

Wenn für <strong>Sie</strong> Qualität Trumpf ist, sollten <strong>Sie</strong> sich das<br />

herausragende 100-mm-System von Lee Filters<br />

ansehen, ein echtes Profiwerkzeug! (www.leefilters.<br />

com). Mit einem Polfilter kommt der blaue Himmel<br />

noch besser heraus, während die Reflexionen der<br />

Wasseroberfläche klar abgebildet werden. Es lohnt<br />

sich auch, den Einsatz eines Filters mit 0,6 bis 0,9<br />

ND (keinen Verlaufsfilter!) in Erwägung zu ziehen,<br />

da hiermit bei Tageslicht lange Verschlusszeiten<br />

möglich sind, mit denen das Wasser verschwommen<br />

dargestellt werden kann.<br />

Stativ: Verwenden <strong>Sie</strong><br />

für Wasseraufnahmen<br />

kleine Blenden, um die<br />

Schärfentiefe zu maximieren.<br />

Die langen Verschlusszeiten<br />

haben den Effekt, dass <strong>Sie</strong><br />

die Kamera stabilisieren<br />

müssen, um Verwacklungen<br />

vorzubeugen.<br />

Fotorucksack: Wenn <strong>Sie</strong><br />

meilenweit laufen müssen,<br />

ist ein Fotorucksack der<br />

Utensilientasche vorzuziehen.<br />

Allwetter-Rucksäcke bieten<br />

besseren Schutz vor Wind<br />

und Wetter. Wir haben in<br />

dieser Ausgabe 14 Rucksäcke<br />

getestet.<br />

Kleidung: Es gibt nichts<br />

Schlimmeres, als in einen<br />

Fluss zu fallen und den<br />

ganzen Tag in nasser<br />

Kleidung herumlaufen zu<br />

müssen. Verwenden <strong>Sie</strong><br />

gutes Schuhwerk namhafter<br />

Hersteller wie Berghaus<br />

und überlegen <strong>Sie</strong> sich auch, ob <strong>Sie</strong> sich nicht eine<br />

wasserdichte Hose oder Gamaschen (z. B. von<br />

Paramo) besorgen wollen, da <strong>Sie</strong> damit trockenen<br />

Fußes in Flüsse hineinsteigen können.<br />

08 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Wasserszenen schießen wie die Profis!<br />

Beim <strong>Fotografie</strong>ren von Landschaften mit Wasser sind<br />

spektakuläre Küstenfotos der perfekte Weg, die Theorie in<br />

die Praxis umzusetzen. Folgen <strong>Sie</strong> unseren Tipps zu<br />

Ausrüstung, Handwerk und Technik, um schon bald<br />

Landschaftsfotos zu schießen wie die Profis.<br />

HELEN DIXON


Leitfaden für Anfänger<br />

>Wasser in Landschaften >Komposition<br />

Komponieren einer Szene mit Wasser<br />

Wasser kann <strong>Ihre</strong> Landschaftsbilder nicht nur optisch aufwerten und Ihnen eine<br />

ganz besondere Stimmung verleihen, sondern auch ein sehr nützliches<br />

Kompositionswerkzeug sein.<br />

AN WINDSTILLEN, RUHIGEN TAGEN, bietet ein großes<br />

Gewässer wie ein See Reflexionen wie ein Spiegel, die es<br />

Fotografen ermöglichen, mit einem Weitwinkel sowohl die<br />

Landschaft als auch deren umgekehrte Reflexion zu<br />

erfassen. Diese Art der Symmetrie ist ein beeindruckendes<br />

Kompositionswerkzeug. <strong>Sie</strong> ist einer der wenigen Fälle, in<br />

denen die Komposition durch eine mittige Platzierung des<br />

Horizonts – also anstelle gemäß der „Drittelregel“ das Bild<br />

damit zu dritteln – sogar aufgewertet werden kann.<br />

Egal ob <strong>Sie</strong> einen See, einen Fluss, einen Bach, einen<br />

Kanal oder eine Pfütze als Teil der Landschaft fotografieren<br />

– die traditionellen Kompositionsregeln behalten<br />

Gültigkeit. Platzieren <strong>Sie</strong> wichtige Elemente, wie einen<br />

kaskadierenden Wasserfall, sich brechende Wellen oder<br />

Felsen umspülendes Wasser, nach Möglichkeit auf einer<br />

Drittellinie, um eine interessante und fesselnde<br />

Komposition zu gestalten.<br />

Landschaftsfotografen verwenden Wasser jedoch am<br />

häufigsten als eine Art „Hinführungslinie“, die das Auge<br />

des Betrachters in das Bild hinein und durch die Szene<br />

hindurch führt. Flüsse, Bäche und Kanäle eignen sich für<br />

diese Herangehensweise besonders gut. Unabhängig<br />

davon, ob das Gewässer gerade verläuft oder sich durch<br />

die Landschaft schlängelt, die Wirkung ist dieselbe.<br />

Wasser, das von unten im Bild in das Motiv hinein führt,<br />

bietet einen natürlichen „Einstieg“ in das Foto. Das Auge<br />

des Betrachters folgt dann dem Wasserverlauf durch die<br />

Landschaft. So entsteht eine gute Komposition.<br />

Ein Fluss oder ein Bach, der durch das Bild hindurch<br />

fließt, sorgt auch für eine große Tiefe und Lebendigkeit<br />

und kann so den Eindruck von Bewegung vermitteln.<br />

Häufig lässt sich diese Wirkung auch noch durch einen<br />

etwas erhöhten Standpunkt verstärken: Wenn <strong>Sie</strong> zu tief<br />

und zu nah am Wasser sind, verlieren sich die Form und<br />

die Wirkung des Wassers allmählich. Wenn <strong>Sie</strong> von einem<br />

Steg über dem Wasser fotografieren, können <strong>Sie</strong> direkt die<br />

ganze Länge des Wassers erfassen. Es kann sehr<br />

eindrucksvoll aussehen, wenn das Wasser in der<br />

Entfernung verschwindet und auf diese Weise einen<br />

„Fluchtpunkt“ bietet.<br />

Diagonale Linien können auch gute Kompositionswerkzeuge<br />

sein. Platzieren <strong>Sie</strong> einen Bach oder einen<br />

Kanal also nach Möglichkeit so, dass er von einer Ecke des<br />

Bildes zur anderen verläuft. Die Brennweite des Objektivs<br />

hat auch eine große Auswirkung darauf, wie sich Wasser<br />

in <strong>Ihre</strong>r Landschaft darstellt. Mit einem Weitwinkel im<br />

Bereich von 14-24 mm wird die Perspektive gestreckt.<br />

Dadurch erscheinen Objekte im Vordergrund größer und<br />

markanter, während Objekte im Hintergrund weiter<br />

entfernt erscheinen. Diese Wirkung kann durchaus ihre<br />

Berechtigung haben, wenn <strong>Sie</strong> einen bestimmten Punkt<br />

besonders hervorheben möchten, zum Beispiel Wasser,<br />

das im unmittelbaren Vordergrund des Bildes über einen<br />

weichen Felsen herabstürzt.<br />

Mit einer längeren Brennweite, also ab 55 mm, können<br />

<strong>Sie</strong> die Perspektive dagegen komprimieren. Dies kann sich<br />

als nützlich erweisen, wenn <strong>Sie</strong> einen Fluss fotografieren<br />

möchten, der sich von den Bergen herab durch ein Tal<br />

schlängelt.<br />

Wasser verleiht <strong>Ihre</strong>n Landschaftsbildern zweifellos mehr<br />

Tiefe und Abwechslung und kann die Kompositionen<br />

deutlich verbessern.<br />

v<br />

Mark Bauer verwendet einen Fluss als Hinführungslinie<br />

Ich machte mich eines Morgens auf den Weg<br />

zum „New Forest“ in der Nähe von<br />

Rhinefield, weil ich das Morgenlicht<br />

erwischen wollte, das sich in einem Bach<br />

widerspiegelt, der sich durch die Landschaft<br />

schlängelt. Schon bald nach meiner Ankunft<br />

erkannte ich die Gelegenheit, eine<br />

Komposition um den sich vorsichtig durch<br />

die Felder windenden Bach aufzubauen. Die<br />

Landschaft ist hier sehr flach. Deshalb<br />

fotografierte ich von einer Brücke, da von<br />

dieser erhöhten Position aus die Ebenen in<br />

der Landschaft besser zur Geltung kommen.<br />

Schritt 1 Ich versuche, im Hochformat zu<br />

fotografieren, wodurch die Form des Flusses<br />

besser zur Geltung kommt. Ich sehe mich<br />

allerdings vor die Wahl gestellt, entweder ein<br />

großes Stück langweiligen Himmel<br />

aufzunehmen oder die Wipfel der Bäume<br />

abzuschneiden. Keine der beiden Optionen ist<br />

sehr zufrieden stellend. Zeit zum Überdenken.<br />

Schritt 2 Als die Sonne allmählich am<br />

Himmel aufsteigt, bringt sie einen Hauch von<br />

Farbe mit und verleiht den Wolken eine<br />

gewisse schichtförmige Struktur. Ich ändere<br />

also meine Brennweite auf etwa 45 mm, um<br />

den Himmel aufzunehmen und auch die<br />

interessanten Biegungen des Bachs optimal<br />

einzufangen.<br />

Schritt 3 Als die Farbe im Himmel intensiver<br />

wird, wechsle ich in das Hochformat. So<br />

kommt der Himmel besser zur Geltung, und ich<br />

kann mehr Wasser im Vordergrund<br />

aufnehmen. Mit diesen Einstellungen erfüllt<br />

der Bach optimal seine Funktion als<br />

Hinführungslinie.<br />

Set-up<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Landschaft im Hochformat!<br />

Vergessen <strong>Sie</strong> nicht, die Kamera senkrecht zu halten.<br />

Eine Komposition im Hochformat kann die Höhe<br />

oder Länge betonen. Daher eignet sie sich besonders<br />

gut für Fotos, auf denen ein langer Fluss oder Kanal<br />

der Länge nach aufgenommen wurde, weil damit<br />

der Eindruck von Weite noch mehr verstärkt wird.<br />

Top-Tipps für das <strong>Fotografie</strong>ren<br />

von Wasser<br />

1) ARBEITEN SIE MIT VERSCHIEDENEN BRENNWEITEN<br />

Es ist erstaunlich, wie viele verschiedene Kompositionen <strong>Sie</strong><br />

in einer Landschaft mit einem sich windenden Fluss finden<br />

können, wenn <strong>Sie</strong> einfach nur unterschiedliche Brennweiten<br />

verwenden – ganz ohne <strong>Ihre</strong> Position zu wechseln.<br />

2) ACHTEN SIE AUF DIE GLANZLICHTER Helle<br />

Glanzlichter auf dem Wasser können das Messgerät der<br />

Kamera in die Irre und damit zur Unterbelichtung führen.<br />

Prüfen <strong>Sie</strong> also das Histogramm, und rechnen <strong>Sie</strong> damit,<br />

eine Belichtungskorrektur vornehmen zu müssen. Helle,<br />

reflektierende Glanzlichter stellen immer ein Problem<br />

dar, wenn <strong>Sie</strong> die Aufnahme nicht stark unterbelichten.<br />

Ignorieren <strong>Sie</strong> sie also, und nehmen <strong>Sie</strong> die Belichtung für<br />

die restliche Szene vor.<br />

3) FILTER Mit den richtigen Filtern lassen sich<br />

Flussaufnahmen beträchtlich verbessern. Polarisationsfilter<br />

verringern die Blendwirkung des Wassers, und ND-Festfilter<br />

ermöglichen Ihnen die Verwendung langsamerer<br />

Verschlusszeiten, um das Gefühl von Bewegung zu<br />

erfassen. <strong>Sie</strong> können diese als Kompositionshilfe einsetzen,<br />

indem Wasser beispielsweise in die Landschaft hinein fließt,<br />

damit das Auge in das Bild hinein geführt wird.<br />

4) FOTOGRAFIEREN SIE UNTER DEN RICHTIGEN<br />

BEDINGUNGEN Wenn der Himmel am Morgen oder am<br />

Abend teilweise bewölkt ist, stehen die Chancen gut, dass<br />

am Himmel auch Farben zu sehen sein werden, die sich<br />

im Wasser widerspiegeln. Dadurch wird die Szene viel<br />

eindrucksvoller.<br />

10 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Verwenden <strong>Sie</strong> einen Fluss als Hinführungslinie.<br />

Achten <strong>Sie</strong> auf Flüsse in einer ausdrucksstarken Umgebung. Die im<br />

Wasser verteilten Felsen und die vielen Miniwasserfälle machen<br />

den Vordergrund interessanter. Mit wasserfester Kleidung und<br />

einem robusten Stativ können <strong>Sie</strong> sich mitten in einen seichten<br />

Fluss stellen, um eine optimale Komposition zu erhalten.<br />

ISTOCK PHOTO


Leitfaden für Anfänger<br />

>Wasser in Landschaften >Die Bewegung des Ozeans festhalten<br />

„Natürlich aussehende“ Wellen festhalten<br />

Der Berufsfotograf Mark Bauer erklärt die beste Technik zum <strong>Fotografie</strong>ren<br />

von sich an der Küste brechenden Wellen.<br />

DARÜBER, wie eine Wellenbewegung am besten<br />

fotografiert wird, scheiden sich die Geister. Lange<br />

Verschlusszeiten führen zu einer nebelhaften Darstellung,<br />

die bei vielen Fotografen beliebt ist (siehe nächste Seite),<br />

aber sicher nicht jedermanns Geschmack ist, weil es<br />

unnatürlich aussieht. Wenn sich Wellen an der Küste<br />

brechen, sehen wir die gesamte Bewegung – wir sehen<br />

keinen angehaltenen Moment und keinen über den Felsen<br />

hängenden Nebel. Eine Möglichkeit, die Wellenbewegung<br />

so einzufangen, wie unsere Augen sie sehen, besteht in<br />

der Verwendung einer Videokamera statt einer<br />

Fotokamera. Aber durch sorgfältigen Umgang mit<br />

Verschlusszeiten ist es möglich, auch mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong><br />

natürlich aussehende Wellen wiederzugeben.<br />

Der Trick besteht darin, genau das richtige Maß an<br />

Schritt 1 Ich lege die Aufnahme so an, dass sich die Wellen<br />

an den Felsen im Vordergrund brechen, und überprüfe dann<br />

mit der Objektmessung der <strong>DSLR</strong>, die Belichtung für den<br />

Himmel und den Boden unabhängig voneinander.<br />

Bewegung einzufangen. Wenn der Verschluss zu lange<br />

geöffnet bleibt, gibt es zuviel Bewegungsunschärfe, und<br />

wenn er nicht lange genug geöffnet bleibt, erscheint die<br />

Welle zu statisch. <strong>Sie</strong> müssen also einen Mittelweg finden,<br />

wo es eine vernebelte Unschärfe gibt, aber die Form der<br />

Wellen noch erkennbar bleibt.<br />

Hierfür gibt es jedoch kein Standardrezept. Welche<br />

Verschlusszeit die beste ist, hängt von der Größe und der<br />

Geschwindigkeit der Wellen ab sowie davon, wie sie sich<br />

an der Küste brechen und natürlich von <strong>Ihre</strong>m<br />

persönlichen Geschmack. Experimentieren <strong>Sie</strong> herum,<br />

machen <strong>Sie</strong> viele Aufnahmen, und schauen <strong>Sie</strong> sich die<br />

Bilder immer wieder am Bildschirm an, damit <strong>Sie</strong> wissen,<br />

wie <strong>Sie</strong> die Kamera noch ein wenig besser einstellen<br />

können.<br />

Schritt 2 Da der Himmel viel heller als der Boden ist, habe<br />

ich einen weichen ND-Verlaufsfilter mit drei Anschlägen<br />

hinzugefügt, um den Kontrast auszugleichen. „Weicher<br />

Verlauf“ bedeutet, dass die Übergangslinie nicht zu<br />

offensichtlich ist.<br />

Regulieren der Verschlusszeiten<br />

Es gibt keine „ideale“ Verschlusszeit für das<br />

<strong>Fotografie</strong>ren einer sich brechenden Welle, da diese<br />

von den jeweiligen Bedingungen vor Ort abhängt.<br />

Eine Verschlusszeit zwischen ¼ Sekunde und ein<br />

paar Sekunden liefert jedoch meist das gewünschte<br />

Ergebnis.<br />

Dabei geht es allerdings nicht nur darum, die<br />

Kamera auf Belichtungsautomatik und dann die<br />

Verschlusszeit einzustellen. <strong>Sie</strong> müssen auch darauf<br />

achten, dass <strong>Sie</strong> die richtige Blende verwenden, um<br />

die richtige Tiefenschärfe und eine genaue Belichtung<br />

zu erzielen. Bei Landschaftsaufnahmen liegt dieser<br />

Wert normalerweise zwischen f/8 und f/22, um eine<br />

maximale Tiefenschärfe zu erreichen.<br />

Es gibt auch noch andere Möglichkeiten zur<br />

Einstellung der Verschlusszeit. <strong>Sie</strong> können nicht nur<br />

darauf warten, dass sich die Lichtverhältnisse ändern,<br />

um eine schnellere Verschlusszeit zu verwenden, <strong>Sie</strong><br />

sollten auch die ISO-Empfindlichkeit der Kamera<br />

erhöhen. Normalerweise erhöht sich damit auch der<br />

Rauschpegel. <strong>Sie</strong> sollten also keinen Wert weit über<br />

ISO 800 wählen, es sei denn, <strong>Sie</strong> arbeiten mit einer<br />

Profikamera, der Rauschen nicht viel ausmacht.<br />

Bei Verschlusszeiten von mehr als 30 Sekunden<br />

müssen <strong>Sie</strong> die Kamera auf Langzeitbelichtung<br />

einstellen und die Belichtung manuell festlegen. Dies<br />

kann jedoch häufig zu überbelichteten Aufnahmen<br />

führen. <strong>Sie</strong> müssen also möglicherweise einen<br />

Neutraldichte-„Festfilter“ verwenden, um die<br />

Lichtmenge zu verringern, die auf den Sensor trifft.<br />

ND-Filter gibt es in verschiedenen Stärken, die<br />

gängigsten haben einen, zwei oder drei Anschläge. <strong>Sie</strong><br />

können auch mehrere ND-Filter zusammen mit einem<br />

Polarisationsfilter für extrem lange Verschlusszeiten<br />

verwenden.<br />

Schritt 3 Ich habe die Kamera auf Belichtungsautomatik<br />

eingestellt und probiere 1/100 s aus, aber damit wird die<br />

Bewegung eingefroren. Bei großen Wellen könnte dies eine<br />

gewisse Dramatik vermitteln, aber bei kleinen Wellen wie<br />

dieser funktioniert es überhaupt nicht.<br />

Schritt 4 Ich hoffe auf ein besseres Ergebnis durch<br />

Verlängern der Verschlusszeit und warte auf etwas<br />

schwächeres Licht. Ich tausche den ND-Filter mit drei<br />

Anschlägen gegen einen ND-Filter mit vier Anschlägen aus,<br />

wodurch ich eine Belichtungsdauer von zehn Sekunden bei<br />

f/22 erreiche.<br />

Schritt 5 Dieses Mal ist die Verschlusszeit immer noch<br />

nicht lang genug, um dem Wasser ein sphärisches, nebliges<br />

Aussehen zu verleihen, aber sie gibt auch nicht die Dramatik<br />

der Szene durch Anhalten der Wasserbewegung wieder.<br />

Schritt 6 Ich öffne die Blende auf f/11 und tausche den ND-Filter mit vier Anschlägen<br />

gegen einen mit zwei Anschlägen. Dadurch kann ich die Verschlusszeit auf 0,3 Sekunden<br />

verkürzen. Das Ergebnis kommt meiner Vorstellung schon ziemlich nahe, aber die Welle ist<br />

noch ein wenig zu statisch.<br />

Schritt 7 Ich starte einen weiteren Versuch bei etwas schwächerem Licht. Ich bekomme<br />

die gewünschte Aufnahme bei etwa 0,6 Sekunden. Es ist ausreichend Bewegung zu<br />

erkennen, um eine gewisse Dramatik zu vermitteln, aber die Wellen behalten trotzdem ihre<br />

Form bei.<br />

12 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


LETZ<br />

TZTE<br />

TE<br />

S BI<br />

LD<br />

Dur<br />

ch Öffnen<br />

derB<br />

lende<br />

auf f/11<br />

kan<br />

n<br />

ich eine<br />

Ver<br />

schlus<br />

lussze<br />

szeit<br />

von 0,<br />

5 Seku<br />

ekunde<br />

n<br />

einste<br />

llen nu<br />

und<br />

den<br />

nocha<br />

ausr<br />

usrei<br />

eichen<br />

nd<br />

Tiefen<br />

fensch<br />

ärfe b<br />

eibeha<br />

ehalte<br />

lten.<br />

Das<br />

Ergeb<br />

gebnis<br />

vermit<br />

mittel<br />

telte<br />

t eine<br />

ge<br />

wisse<br />

se Dramat<br />

at<br />

ik dur<br />

ch<br />

die Beweg<br />

egun<br />

ung, wobe<br />

i die<br />

Wellen<br />

len<br />

jedoc<br />

doch<br />

nic<br />

ht neb<br />

elhaft<br />

ausse<br />

ssehen<br />

en. Beso<br />

esonde<br />

nders<br />

gef<br />

äll<br />

t mir,<br />

wie die<br />

Gis<br />

cht<br />

in<br />

mi<br />

ttlere<br />

erer<br />

Entfer<br />

fernung über<br />

den nF<br />

Fels<br />

elsen<br />

en zer<br />

sti<br />

ebt.


Leitfaden für Anfänger<br />

>Wasser in Landschaften >Kreative lange Belichtungen<br />

Unscharfe Bewegung in Wasser<br />

Ross Hoddinott zeigt, wie sich bewegendes Wasser als atmosphärischer<br />

himmlischer Nebel wiedergegeben werden kann, um eine kreative Wirkung zu<br />

erzielen.<br />

UNSCHARFES<br />

Set-up<br />

WASSER – entweder <strong>Sie</strong> lieben<br />

es, oder <strong>Sie</strong> hassen es. Ich liebe<br />

es. Um sich bewegendes<br />

Wasser milchig darzustellen, ist<br />

die richtige Belichtungszeit von<br />

entscheidender Bedeutung; zu<br />

schnell, und das Wasser kann<br />

unschön aussehen. Als<br />

Faustregel gilt in diesem Fall<br />

eine Verschlusszeit von etwa<br />

einer Sekunde oder länger<br />

auswählen. Damit sollte ein ansprechendes Maß an<br />

Unschärfe erzielt werden. Auch längere Belichtungen sorgen<br />

für stimmungsvollere, unwirkliche Ergebnisse.<br />

Um die längste Belichtungszeit für das verfügbare Licht<br />

zu erhalten, wählen <strong>Sie</strong> die niedrigste ISO-Empfindlichkeit<br />

<strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> zusammen mit der kleinsten Blende des<br />

Objektivs (zum Beispiel f/22 oder f/32). Unter<br />

Restlichtbedingungen ist die Erzielung einer längeren<br />

Belichtung relativ einfach, da die Belichtungszeiten natürlich<br />

länger sind. Bei guten Lichtbedingungen ist es oft nicht<br />

möglich, eine ausreichend langsame Verschlusszeit<br />

auszuwählen, ohne das Bild überzubelichten. Die Lösung ist<br />

ein Neutraldichte-(ND-)Filter. Je stärker die Dichte des<br />

ND-Filters ist, je mehr Licht er also absorbiert, desto länger<br />

ist die Belichtung und desto größer ist das Maß der<br />

Unschärfe. Zur Erzielung extremer Effekte kann der „Big<br />

Stopper“ (zehn Anschläge) von Lee Filters Belichtungszeiten<br />

von mehreren Minuten erzeugen. Hierfür müssen <strong>Ihre</strong><br />

Kamera auf Langzeitbelichtung eingestellt und ein<br />

Fernauslöser verwendet werden. Beim <strong>Fotografie</strong>ren von<br />

Wasserbewegung mit langen Belichtungen ist jedes Bild<br />

anders. Manchmal sind die Unterschiede groß, manchmal<br />

nur geringfügig. Machen <strong>Sie</strong> eine Folge von Aufnahmen, und<br />

entscheiden <strong>Sie</strong> später, welche die beste ist.<br />

Schritt 1 Es war Abend, und Flut. Um das Wasser, das die<br />

Felsnasen und Kieselsteine an der Küste umspülte, unscharf<br />

darzustellen, habe ich meine Komposition mit einem Stativ<br />

sorgfältig angeordnet, damit die Bilder nicht verwackeln.<br />

Zunächst hat die Kamera in der Programmmoduseinstellung<br />

eine Verschlusszeit von 1/80 s bei f/8 auf der Grundlage des<br />

verfügbaren Lichts ausgewählt – nicht langsam genug, um<br />

das Wasser unscharf darzustellen.<br />

Erforderliche Ausrüstung<br />

Lange Belichtungen, um Wasserbewegung<br />

unscharf zu machen, sind eine Technik, für<br />

die ein robustes Stativ erforderlich ist, weil<br />

durch die Verwackelung der Kamera die<br />

Ergebnisse sonst ruinieren. Mit einem<br />

Wort: Ein Stativ ist unverzichtbar.<br />

Schritt 2 Um die Bewegung des Wassers unscharf<br />

darzustellen, nehmen <strong>Sie</strong> der Kamera die Kontrolle ab,<br />

indem <strong>Sie</strong> entweder die Betriebsart Belichtungsautomatik<br />

und die langsamste verfügbare Verschlusszeit oder die<br />

Betriebsart Zeitautomatik und die kleinste Blende<br />

auswählen. Mit beiden Methoden wird die längste<br />

Belichtung eingestellt, die bei den vorherrschenden<br />

Lichtbedingungen zu erzielen ist. Wählen <strong>Sie</strong> außerdem die<br />

niedrigste ISO-Einstellung <strong>Ihre</strong>r Kamera aus; bei den<br />

meisten <strong>DSLR</strong> ist dies ISO 100.<br />

Schritt 3 Nach der Auswahl von ISO 100 und der<br />

Betriebsart Zeitautomatik habe ich die kleinste Blende,<br />

f/22, eingestellt. Dann wartete ich auf eine große Welle, die<br />

die Felsen im Vordergrund umspülen sollte. Die<br />

Belichtungszeit von 1/8 s bei f/22 war länger, aber als das<br />

Wasser immer noch nicht milchig wurde, habe ich einen<br />

Polarisationsfilter zu Hilfe genommen, um die Belichtung<br />

noch weiter zu verlängern.<br />

14 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE<br />

Schritt 4 Ein Polarisationsfilter hat einen Filterfaktor von<br />

zwei Anschlägen. Er kann also als ND-Behelfsfilter verwendet<br />

werden, indem die Belichtung verlängert wird – ideal, wenn<br />

<strong>Sie</strong> keinen ND-Filter besitzen. Außerdem wird damit der<br />

Blendeffekt reduziert, in diesem Fall von den Felsen. Das<br />

Ergebnis ist besser, aber hier ist die Belichtungsdauer von 1/2<br />

s bei f/22 immer noch nicht lang genug für das<br />

atmosphärische Ergebnis, das ich erzielen wollte.<br />

Schritt 5 Um die gewünschte Unschärfe zu erreichen,<br />

musste ich einen Neutraldichtefilter verwenden. Ich ließ den<br />

Polarisationsfilter dran und schloss zusätzlich einen<br />

ND-Filter mit drei Anschlägen an. Die TTL-Messfunktion der<br />

Kamera stellt sich automatisch auf den Filter ein, verdunkelt<br />

aber auch den Sucher. Deshalb müssen <strong>Sie</strong> den Fokus für<br />

die Aufnahme festmachen, bevor <strong>Sie</strong> den Filter an der <strong>DSLR</strong><br />

anschließen.


LETZ<br />

TZTE<br />

TES BI<br />

LD<br />

Auf<br />

Grund<br />

de<br />

s<br />

N<br />

D-F<br />

DFestfillter<br />

s und<br />

auch<br />

des<br />

schwä<br />

che<br />

her werd<br />

end<br />

en<br />

Lichts<br />

betru<br />

rug<br />

die<br />

Be<br />

lichtu<br />

ngszei<br />

t jetzt t sechs Seku<br />

ekunde<br />

nden<br />

bei<br />

f/22.<br />

Ich wartete<br />

wi<br />

eder auf<br />

ein<br />

e<br />

geeignete<br />

Welle<br />

und drüc<br />

rückte<br />

auf fden<br />

Aus<br />

löser,<br />

währe<br />

end<br />

das Wasse<br />

sser rdie<br />

Fel<br />

sen<br />

im Vorder<br />

dergru<br />

grund<br />

umspül<br />

pülte. te.Ich<br />

verwen<br />

ndet<br />

dete e eine<br />

inen n Fern<br />

ernaus<br />

auslös<br />

löser,<br />

um die<br />

Schärfe in der<br />

Aufnah<br />

nahme<br />

zu<br />

maximieren.


Leitfaden Beginner’s für Guide Anfänger<br />

>Wasser in Landschaften >Arbeiten mit Reflexionen<br />

Reflexionen in Gezeitentümpeln<br />

Der Berufsfotograf Mark Bauer zeigt uns anhand von Gezeitentümpeln<br />

den Umgang mit Reflexionen im Wasser.<br />

Bildaufbau<br />

Spiegelbilder sind tolle Motive für Landschaftsbilder.<br />

Die Symmetrie einer perfekten Reflexion in einem<br />

ruhenden See hat etwas Einzigartiges. Reflexionen<br />

sehen aber in kleinerem Maßstab, wie in Seen, Pfützen<br />

oder Gezeitentümpeln, genauso gut aus.<br />

Gezeitentümpel eignen sich vielleicht nicht immer<br />

als Hauptmotiv in einer Küstenaufnahme, aber mit<br />

Reflexionen, die in einer Aufnahme für zusätzliche<br />

Tiefe sowie Helligkeit und Farbe sorgen, die einen<br />

dunklen Vordergrund interessant machen können, sind<br />

sie in Weitwinkelaufnahmen ausgezeichnete<br />

Vordergrundmotive.<br />

Gezeitentümpel finden sich bei Ebbe an jeder<br />

felsigen Küste. <strong>Sie</strong> müssen allerdings einen finden, der<br />

sich gut fotografieren lässt. Wenn er zu klein ist, gibt er<br />

zu wenig her, und wenn er zu seicht oder der<br />

Untergrund zu sandig und hell ist, sind die Reflexionen<br />

nicht stark genug. Die ideale Zeit ist bei einsetzender<br />

Ebbe. Dann können <strong>Sie</strong> aufbauen, während die<br />

Gezeitentümpel entstehen, und fotografieren, während<br />

die umgebenden Felsen noch nass sind und glänzen.<br />

Das ist auch einfacher als wenn <strong>Sie</strong> schnell <strong>Ihre</strong> Fotos<br />

machen müssen, bevor die Flut den perfekten<br />

Gezeitentümpel wieder verschwinden lässt.<br />

Auch die Wetterbedingungen sind wichtig. Es muss<br />

so windstill sein, dass es an der Wasseroberfläche<br />

keine Wellen gibt, die die Reflexion stören würden.<br />

Aber auch der Himmel muss mit dramatischen<br />

Wolkengebilden oder intensiven Farben interessant<br />

sein. Denn im Wasser der Gezeitentümpel spiegelt sich<br />

der Himmel wider. Was die Technik betrifft, so sind<br />

eine genaue Scharfstellung und Tiefenschärfe von<br />

entscheidender Bedeutung, da diese Art von Bild am<br />

besten aussieht, wenn sowohl der unmittelbare<br />

Vordergrund als auch die Reflexion scharf sind. Und<br />

das ist nicht so einfach, wie es vielleicht erscheinen<br />

mag, weil nämlich die Brennebene der Reflexion viel<br />

weiter entfernt ist als das Reflexionsmedium.<br />

Ein weiterer Aspekt, den <strong>Sie</strong> berücksichtigen<br />

müssen, ist die richtige Filtration, die sowohl zum<br />

Korrigieren des Lichts in der Gesamtszene als auch<br />

zum Verbessern der Reflexion selber verwendet<br />

werden kann.<br />

Ausrüstung für Reflexionen<br />

Mit einem Ultraweitwinkelzoom können <strong>Sie</strong> nah<br />

herangehen und den gewünschten Gezeitentümpel im<br />

Vordergrund platzieren.<br />

Ein Stativ ermöglicht Aufnahmen aus einer niedrigen<br />

Perspektive. Bei einem niedrigen Standpunkt ist im<br />

Spiegelbild mehr vom Himmel zu sehen, sodass die<br />

Aufnahme ausgeglichener wird.<br />

Mit einem Polarisationsfilter wird die Reflexion<br />

verbessert. Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung<br />

verringern Polarisationsfilter nicht einfach Reflexionen,<br />

sondern vermindern auch die Blendwirkung, wodurch<br />

Reflexionen sogar verstärkt werden können. <strong>Sie</strong> müssen<br />

allerdings darauf achten, den richtigen Polarisationsfilter zu<br />

verwenden, da <strong>Sie</strong> die Reflexion zerstören können, wenn <strong>Sie</strong><br />

sich für den falschen Filter entscheiden. Schauen <strong>Sie</strong> durch<br />

den Sucher, und drehen <strong>Sie</strong> den Polarisationsfilter langsam.<br />

Drehen <strong>Sie</strong> den Filter nicht mehr weiter, wenn <strong>Sie</strong> den<br />

gewünschten Effekt sehen.<br />

ND-Verlaufsfilter tragen zum Ausgleichen des Kontrasts<br />

in der Szene bei. Achten <strong>Sie</strong> jedoch darauf, die Szene<br />

nicht übermäßig „verlaufen“ zu lassen, weil Reflexionen<br />

normalerweise dunkler sind als der Himmel und das Bild<br />

nicht natürlich aussieht, wenn es umgekehrt ist.<br />

ND-Festfilter. Wenn die Bedingungen nicht ruhig und<br />

auf der Wasseroberfläche Wellen sind, können <strong>Sie</strong> einen<br />

Neutraldichtefilter einsetzen, um die Belichtungsdauer zu<br />

verlängern und so das Wasser zu „glätten“.<br />

Belichtung und Scharfstellung<br />

Reflektierende<br />

Oberflächen sind<br />

naturgemäß hell,<br />

wodurch das Messgerät<br />

in die Irre geführt werden<br />

kann, sodass es zu<br />

einer Unterbelichtung<br />

kommt. Fügen <strong>Sie</strong> eine<br />

Belichtungskorrektur<br />

von +0,5 bis +1 Anschlägen hinzu, und sehen <strong>Sie</strong> sich<br />

vorsichtshalber nach der Aufnahme das Histogramm an.<br />

<strong>Sie</strong> müssen bei der Scharfstellung vorsichtig sein, da die<br />

Brennebenen der Wasseroberfläche und der Reflexion nicht<br />

identisch sind. Wenn <strong>Sie</strong> die Kamera in der Betriebsart<br />

Autofokus lassen, könnte sie auf die Wasseroberfläche<br />

scharfstellen. Das hieße, dass die etwas weiter entfernte<br />

Reflexion möglicherweise nicht mehr scharf ist. Um<br />

sicherzugehen, dass die Szene von vorne bis hinten scharf ist,<br />

schalten <strong>Sie</strong> auf manuellen Fokus um, und stellen <strong>Sie</strong> auf eine<br />

Drittelentfernung in die Szene hinein scharf. Verwenden <strong>Sie</strong><br />

eine kleine Blende wie f/16.<br />

Komposition<br />

Durch die Einnahme eines niedrigen Standpunktes<br />

können <strong>Sie</strong> das Bild mit dem Gezeitentümpel füllen<br />

und auch noch den darin reflektierten Himmel<br />

aufnehmen. Für diese Situationen eignen sich<br />

Aufnahmen im Querformat normalerweise besser<br />

als im Hochformat.<br />

Schritt 1 Ich komme bei Tagesanbruch an und suche ein<br />

geeignetes Motiv für den Vordergrund. Mir gefällt der<br />

Vordergrund in dieser Aufnahme, aber der Gezeitentümpel<br />

ist nicht gut. Er ist zu klein und zu seicht, um den Himmel<br />

richtig widerzuspiegeln.<br />

16 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE<br />

Schritt 2 Dieser Tümpel sieht ein wenig besser aus, aber<br />

ohne Filtration sind die Glanzlichter im Himmel zu stark,<br />

und die Schatten im Vordergrund beginnen allmählich zu<br />

stören.<br />

Schritt 3 Mit einem ND-Verlaufsfilter kann ich die Details<br />

im Himmel wiedergeben, und die Lichtstrahlen im<br />

Hintergrund kommen allmählich durch. Das verleiht der<br />

Szene eine gewisse Dramatik. Aber ich habe das Gefühl,<br />

dass die Reflexion noch verbessert werden kann.


Leitfaden für Anfänger<br />

Arbeiten mit Reflexionen< Wasser in Landschaften<<br />

LETZTES BILD<br />

Alle Einzelbestandteile fügen sich<br />

zu einem perfekten Bild<br />

zusammen.<br />

Schritt 4 Als nächstes verwende ich einen<br />

Polarisationsfilter. Wie <strong>Sie</strong> jedoch sehen können, kann die<br />

Reflexion durch eine falsche Einstellung zerstört, statt<br />

verbessert werden. Es ist an der Zeit, den Polarisationseffekt<br />

ein wenig zu bearbeiten.<br />

Schritt 5 Nur eine halbe Drehung des Polarisationsfilters,<br />

und die Reflexion kommt besser zur Geltung. Ich habe<br />

jedoch das Gefühl, dass das Bild verbessert werden kann,<br />

indem das Wasser im mittleren Entfernungsbereich<br />

geglättet wird.<br />

Schritt 6 Mit einem ND-Festfilter kann ich die<br />

Verschlusszeit auf zehn Sekunden erhöhen. Damit wird das<br />

Wasser im mittleren Entfernungsbereich geglättet und die<br />

optische Darstellung des Wassers im Gezeitentümpel<br />

verbessert.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 17


MIT DER<br />

<strong>DSLR</strong><br />

UMGEHEN<br />

LERNEN!<br />

PORTRÄT-AUFNAHMEN<br />

BEI TAGESLICHT<br />

Auch wenn die Tage in den Wintermonaten relativ kurz sind, gibt es viele Gründe, warum sich<br />

gerade diese Jahreszeit hervorragend für ausgezeichnete Tageslicht-Porträtaufnahmen eignet.<br />

MIT DER ANKUNFT der Wintermonate stauben viele Fotografen<br />

normalerweise ihre Studioblitzausrüstungen ab. Es gibt aber immer<br />

noch mehr als genug Gründe, um sich draußen auf die Suche nach<br />

Orten für herausragende Porträtaufnahmen zu machen. Die Sonne<br />

steht in dieser Jahreszeit viel tiefer am Himmel. Dieser Umstand ist<br />

für Porträtfotografen an einem klaren Tag ein Vorteil, und zwar nicht<br />

zuletzt weil die „magische Stunde“ mit ihrem atemberaubenden<br />

goldenen Licht zu einer wesentlich angenehmeren Zeit eintritt als im<br />

Sommer.<br />

Die Sonne kann zu dieser Jahreszeit ein seltener Gast sein. Aber das<br />

ist überhaupt kein Problem, denn Tage mit einem bewölkten Himmel<br />

sind geradezu perfekt. Die Wolken fungieren als natürlicher Diffusor<br />

für das Sonnenlicht und sorgen bei Porträtaufnahmen für eine<br />

schöne und schmeichelhafte Wirkung. Wenn man dann noch<br />

bedenkt, dass die Winterkleidung in der Regel sehr gemütlich und<br />

farbenfroh ist und draußen in dieser Jahreszeit normalerweise<br />

weniger Menschen anzutreffen sind, können <strong>Sie</strong> verstehen, dass<br />

dann – von den Temperaturen einmal abgesehen – eine ideale Zeit<br />

ist, um <strong>Ihre</strong> Techniken für Porträtaufnahmen zu üben. Der nächste<br />

Winter kommt bestimmt! Sollten <strong>Sie</strong> oder Ihr Modell den kalten<br />

Wind jedoch als zu abschreckend empfinden, können <strong>Sie</strong> sich auch<br />

im kuschelig warmen Zuhause an Porträtaufnahmen mit Fensterlicht<br />

versuchen. Wenn <strong>Sie</strong> Porträtaufnahmen nur mit Tageslicht machen<br />

möchten, werden <strong>Sie</strong> feststellen, dass dieser Leitfaden alle wichtigen<br />

Techniken und Ratschläge zur Ausrüstung enthält, die <strong>Sie</strong> brauchen,<br />

um hervorragende Ergebnisse ohne viel Aufwand zu erzielen. Ob <strong>Sie</strong><br />

bei hellem Sonnenschein, unter dunklen Wolken, im Schatten oder<br />

sogar in Gebäuden fotografieren, dieser Leitfaden für Anfänger steckt<br />

voller Ideen und Bilder, die Ihnen dabei helfen, <strong>Ihre</strong><br />

Porträtaufnahmen zu verbessern.


Leitfaden für Anfänger<br />

DANIEL LEZANO


Leitfaden für Anfänger<br />

PORTRÄTAUFNAHMEN BEI TAGESLICHT<br />

Kontrollieren des Tageslichts<br />

Der richtige Einsatz des vorhandenen Lichts ist für den Porträtfotografen<br />

eine unverzichtbare Fertigkeit.<br />

Ausschließlich mit Tageslicht zu arbeiten, hat, im Vergleich zum Einsatz künstlicher Lichtquellen<br />

wie beispielsweise Studioblitz oder Blitzgeräte, für den Porträtfotografen mehrere Vor- und<br />

Nachteile. Tageslicht ist unglaublich vielseitig: die Aufnahmen die möglich sind, je nach<br />

Wetterbedingungen und Tageszeit, sowie die große Bandbreite an Lichteffekten ist enorm. Und<br />

nicht zu vergessen: es kostet nichts! Dennoch ist das verfügbare Licht leider meist nur begrenzt<br />

vorhanden. Nachts und auch an Tagen mit sehr schlechtem Wetter, ist das Licht oft zu gering als<br />

dass sich der Aufwand lohnte. Mit das schönste an der Arbeit mit Tageslicht ist aber, dass <strong>Sie</strong> die<br />

Möglichkeit haben wirklich überall Draußen zu fotografieren. Ob <strong>Sie</strong> nun in den Stadtpark gehen,<br />

in einen Hinterhof oder an die Küste fahren, die Möglichkeiten herausragender Tageslichtporträts<br />

sind höchstens durch fehlende Vorstellungskraft begrenzt, oder dadurch dass man nicht in<br />

der Lage ist das Tageslicht zu kontrollieren. Was Letzteres anbelangt, so haben <strong>Sie</strong>, obgleich<br />

die Lichtquelle viele Millionen von Kilometern entfernt ist, dennoch jede Menge Möglichkeiten<br />

zu beeinflussen wieviel Licht auf Ihr Modell fällt indem <strong>Sie</strong> Beleuchtungshilfsmittel wie<br />

Reflektoren oder Diffusoren benutzen. Auf den folgenden Seiten zeigen wir Ihnen, wie <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong><br />

Tageslichtporträts mit Hilfe der wichtigsten Beleuchtungstechniken und nur wenig Zubehör<br />

grundlegend verbessern können. <strong>Sie</strong> werden feststellen, dass der zusätzliche Aufwand ihr<br />

Modell korrekt zu plazieren und die Verwendung von einigen Beleuchtungshilfsmitteln sich<br />

wirklich lohnt und <strong>Sie</strong> erheblich bessere Aufnahmen erhalten werden. Legen <strong>Sie</strong> sich einen<br />

Reflektor oder sogar zwei zu, die Investition lohnt sich! Sollten <strong>Sie</strong> wirklich große Lust auf<br />

Außenporträtaufnahmen haben, dann lohnt sich ebenfalls der Kauf eines Diffusors. <strong>Sie</strong> werden<br />

sehen wie sehr <strong>Sie</strong> so <strong>Ihre</strong> Poträtaufnahmen verbessern werden.<br />

Einrichten der <strong>DSLR</strong> für Tageslichtporträtaufnahmen<br />

BELICHTUNG Bevor <strong>Sie</strong> sich auf den Weg<br />

nach draußen machen, bereiten <strong>Sie</strong> die <strong>DSLR</strong><br />

vor, damit <strong>Sie</strong> dann vor Ort gleich mit dem<br />

<strong>Fotografie</strong>ren beginnen können. Zunächst<br />

sollten <strong>Sie</strong> die Kamera auf die Betriebsart<br />

Zeitautomatik einstellen, da die Tiefenschärfe<br />

begrenzt werden soll. Wir empfehlen, mit<br />

f/5.6 zu beginnen. Wenn die Verschlusszeiten<br />

so niedrig sind, dass die Gefahr des<br />

Verwackelns besteht, erhöhen <strong>Sie</strong> die<br />

ISO-Einstellung auf 400, und aktivieren <strong>Sie</strong><br />

die Bildstabilisierungsfunktion, wenn <strong>Ihre</strong><br />

Kamera eine solche hat.<br />

MESSUNG Hinsichtlich der Messung sollten <strong>Sie</strong> feststellen, dass das<br />

Mehrfachzonenmuster durchaus geeignet ist. Wenn <strong>Sie</strong> jedoch eine dunkelhäutige<br />

Person aus der Nähe fotografieren, rechnen <strong>Sie</strong> damit, eine Belichtungskorrektur von<br />

einem oder zwei Anschlägen vornehmen zu müssen.<br />

SCHARFSTELLUNG Wir schlagen vor, dass <strong>Sie</strong> von Mehrpunkt-AF auf<br />

Mittelpunktfokus umschalten, da <strong>Sie</strong> andernfalls riskieren, dass auf die Augenbrauen<br />

oder die Nase des Modells scharfgestellt wird statt auf die Augen. Zeigen <strong>Sie</strong> mit dem<br />

zentralen Autofokuspunkt auf das Auge, und drücken <strong>Sie</strong> den Auslöser halb, um den<br />

Fokus festzulegen. Ordnen <strong>Sie</strong> das Bild dann endgültig an, und machen <strong>Sie</strong> die<br />

Aufnahme.<br />

AUCH DARAUF SOLLTEN SIE ACHTEN ... <strong>Sie</strong> können die Aufnahme zwar mit der<br />

Weißabgleichseinstellung „Auto (AWB)“ machen. Es ist jedoch besser, den<br />

Weißabgleich vor Ort auf die am besten geeignete Voreinstellung zu setzen, vor<br />

allem, wenn <strong>Sie</strong> nur im JPEG-Format fotografieren. Wir empfehlen dringend, sowohl<br />

im RAW- als auch im JPEG-Format zu fotografieren. Nehmen <strong>Sie</strong> eine kleine<br />

JPEG-Einstellung vor, und verwenden <strong>Sie</strong> diese Dateien, um sich die Bilder am<br />

Computer anzusehen. Dann können <strong>Sie</strong> die Rohformatdateien öffnen und so<br />

bearbeiten, dass sie die endgültige Qualität erhalten, einschließlich eventuell<br />

erforderlicher Anpassungen am Weißabgleich oder an der Belichtung.<br />

Welches Objektiv ist am besten?<br />

Eine Brennweite im Telebereich, mit der die<br />

Perspektive abgeflacht wird, ist die beste Wahl, da<br />

damit Porträtaufnahmen am schmeichelhaftesten<br />

geraten. Möglicherweise tut es auch das<br />

Teleobjektivende <strong>Ihre</strong>s Standardzooms, aber <strong>Sie</strong><br />

werden feststellen, dass ein Teleobjektivzoom, zum<br />

Beispiel im Bereich 55 bis 200 mm eine wesentlich<br />

bessere Wahl ist. Alternativ könnten <strong>Sie</strong> auch nach<br />

der „alten Schule“ fotografieren und ein Objektiv<br />

mit fester Brennweite verwenden, beispielsweise<br />

50 mm f/1.8 (effektiv ein 80-mm-Objekt mit APS-<br />

C-Sensoren). Dieses hat den Vorteil einer größeren<br />

maximalen Blendenöffnung als ein Zoom.<br />

Einstellen der <strong>DSLR</strong> für Tageslicht-Porträtaufnahmen<br />

Wählen <strong>Sie</strong> die Betriebsart Zeitautomatik, stellen <strong>Sie</strong> den Weißabgleich auf die<br />

jeweiligen Aufnahmebedingungen und Mittelpunkt-AF ein. Jetzt können <strong>Sie</strong> loslegen!<br />

CANON EOS 1000D<br />

1) Stellen <strong>Sie</strong> die Betriebsartenwählschalter r<br />

rechts oben auf „Av“, um die Betriebsart<br />

Zeitautomatik zu wählen.<br />

2) Drücken <strong>Sie</strong> die Weißabgleichstaste, und<br />

wählen <strong>Sie</strong> mithilfe des<br />

Vierfachbedienelements den Weißabgleich.<br />

Wählen <strong>Sie</strong> die gewünschte<br />

Weißabgleichsvoreinstellung, und drücken<br />

<strong>Sie</strong> dann die Taste OK.<br />

3) Drücken <strong>Sie</strong> die AF-Punktetaste, und<br />

wählen <strong>Sie</strong> den Mittelpunkt-AF.<br />

4) Drücken <strong>Sie</strong> die AF-Taste, und stellen <strong>Sie</strong><br />

den AF-Modus auf „Eine Aufnahme“ ein.<br />

NIKON D60<br />

1) Stellen <strong>Sie</strong> die<br />

Betriebsartenwählschalter rechts oben<br />

auf „A“, um die Betriebsart Zeitautomatik<br />

zu wählen.<br />

2) Drücken <strong>Sie</strong> die Taste „i“, und wählen<br />

<strong>Sie</strong> mithilfe des Vierfachbedienelements<br />

den Weißabgleich. Wählen <strong>Sie</strong> die<br />

gewünschte Weißabgleichsvoreinstellung,<br />

und drücken <strong>Sie</strong> dann die Taste OK.<br />

Drücken <strong>Sie</strong> die Taste „i“ noch einmal,<br />

und setzen <strong>Sie</strong> den AF-Modus auf „AF-S“<br />

und den AF-Bereichsmodus nur auf<br />

Mittelpunkt.<br />

OLYMPUS E-420<br />

1) Stellen <strong>Sie</strong> die<br />

Betriebsartenwählschalter rechts oben<br />

auf „A“, um die Betriebsart Zeitautomatik<br />

zu wählen.<br />

2) Drücken <strong>Sie</strong> die Taste OK, und wählen<br />

<strong>Sie</strong> mithilfe des Vierfachbedienelements<br />

den Weißabgleich. Wählen <strong>Sie</strong> die<br />

gewünschte Weißabgleichsvoreinstellung,<br />

und drücken <strong>Sie</strong> dann die Taste OK.<br />

Drücken <strong>Sie</strong> die Taste OK noch einmal,<br />

und setzen den AF-Modus auf „S-AF“ und<br />

die AF-Punkte nur auf Mittelpunkt.<br />

PENTAX K200D<br />

1) Stellen <strong>Sie</strong> die<br />

Betriebsartenwählschalter links oben auf<br />

„Av“, um die Betriebsart Zeitautomatik zu<br />

wählen.<br />

2) Drücken <strong>Sie</strong> die Taste OK, und wählen<br />

<strong>Sie</strong> mithilfe des Vierfachbedienelements<br />

den Weißabgleich. Wählen <strong>Sie</strong> die<br />

gewünschte Weißabgleichsvoreinstellung,<br />

und drücken <strong>Sie</strong> dann die Taste OK.<br />

3) Drücken <strong>Sie</strong> „MENU“ und wählen <strong>Sie</strong><br />

dann die Registerkarte „Rec. Mode“.<br />

Setzen <strong>Sie</strong> den AF-Modus auf „AF.S“, und<br />

wählen <strong>Sie</strong> dann den AF-Mittelpunkt.<br />

SONY ALPHA 200<br />

1) Stellen <strong>Sie</strong> die<br />

Betriebsartenwählschalter links oben auf<br />

„A“, um die Betriebsart Zeitautomatik zu<br />

wählen.<br />

2) Drücken <strong>Sie</strong> die Taste „Fn“, und wählen<br />

<strong>Sie</strong> mithilfe des Vierfachbedienelements<br />

den Weißabgleich. Drücken <strong>Sie</strong> die Taste<br />

„AF“, und wählen <strong>Sie</strong> die gewünschte<br />

Weißabgleichsvoreinstellung. Drücken <strong>Sie</strong><br />

dann die Taste „Fn“ noch einmal, wählen<br />

<strong>Sie</strong> den Autofokusmodus, und wählen <strong>Sie</strong><br />

„Spot“ Im AF-Bereich und „AF-S“ Im<br />

Autofokusmodus.<br />

2<br />

3<br />

1<br />

1<br />

2<br />

1<br />

1<br />

4<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

3<br />

20 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

PORTRÄTAUFNAHMEN BEI TAGESLICHT<br />

FOTO: BRETT HARKNESS<br />

Wenn <strong>Sie</strong> Porträtaufnahmen mit<br />

Tageslicht machen, haben <strong>Sie</strong> die<br />

Gelegenheit, sich mit den<br />

grundlegenden Techniken der<br />

Beleuchtung vertraut zu machen und<br />

den Umgang mit Hilfsmitteln wie<br />

Reflektoren und Diffusoren zu lernen.<br />

Die wichtigsten Beleuchtungshilfsmittel für<br />

Porträtaufnahmen bei Tageslicht<br />

Bei der Arbeit mit Tageslicht haben <strong>Sie</strong> nicht die gleiche Kontrolle über die<br />

Beleuchtungsrichtung und Lichtintensität wie mit einem Studioblitz. Wenn <strong>Sie</strong> auch<br />

keinen Einfluss auf die Sonne selber haben, so können <strong>Sie</strong> mithilfe von Reflektoren und/<br />

oder Diffusoren steuern, wie viel Tageslicht auf Ihr Motiv fällt. Reflektoren und Diffusoren<br />

sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich, die gängigsten werden hier beschrieben.<br />

REFLEKTOREN Dieses einfache Hilfsmittel ist ausgesprochen wirkungsvoll, wenn es um das<br />

Ausfüllen von Schatten geht, und kann <strong>Ihre</strong> Porträtaufnahmen entscheidend verbessern. Die<br />

Standardausführung – und damit sollten <strong>Sie</strong> anfangen – hat eine weiße und eine silberfarbene<br />

Seite (1). Die weiße Seite reflektiert ein klares, neutrales Licht und ist ideal, wenn <strong>Sie</strong> den<br />

Reflektor relativ nah beim Motiv platzieren können, da damit eine gleichmäßige<br />

Lichtausbreitung reflektiert wird. Die silberfarbene Seite ist wesentlich stärker und liefert ein<br />

intensiveres Ergebnis. <strong>Sie</strong> kann also bei hellem Sonnenlicht oder bei einer zu nahen Platzierung<br />

am Motiv zu kräftig sein, ist jedoch ideal bei stark bedecktem Himmel oder bei Aufnahmen im<br />

Schatten. Goldfarbene Reflektoren sind ebenfalls erhältlich. Diese sind, wie die silberfarbenen,<br />

sehr intensiv, verleihen dem Licht jedoch einen warmen, goldenen Schein. <strong>Sie</strong> sollten sich<br />

faltbare Reflektoren besorgen, da diese leicht und problemlos zu verstauen sind. Je größer der<br />

Reflektor ist, desto breiter ist der Bereich, den sie abdecken. Der Mindestdurchmesser sollte 80<br />

cm betragen; aber kaufen <strong>Sie</strong> sich keine zu großen, da deren Verwendung relativ umständlich<br />

ist. Reflektoren mit einem Griff, wie der Tri-Grip von Lastolite, sind toll, wenn Ihnen niemand<br />

helfen kann, da <strong>Sie</strong> diese mit einer Hand halten können. Andere Reflektoren sind mit einer<br />

aufsteckbaren silber- und goldfarbenen Manschette erhältlich (2) oder verfügen über einen<br />

leichten Rahmen wie der California Sunbounce (3).<br />

1<br />

2<br />

DIFFUSOR Ein Diffusor erfüllt einen ganz anderen Zweck als ein Reflektor. Er wird<br />

verwendet, wenn <strong>Sie</strong> verhindern möchten, dass Sonnenlicht direkt auf das Motiv trifft.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> einen Diffusor zwischen Sonne und Motiv halten, erzeugen <strong>Sie</strong> sofort ein<br />

schmeichelhafteres ungebündeltes Licht. Diffusoren sind in verschiedenen<br />

Diffusionsstärken erhältlich und sind relativ groß (jedoch trotzdem leicht), sodass <strong>Sie</strong><br />

normalerweise eine andere Person brauchen, die den Diffusor hält, während <strong>Sie</strong><br />

fotografieren. <strong>Sie</strong> sind teurer als Reflektoren, und <strong>Sie</strong> werden sie nicht so oft einsetzen.<br />

Aber wenn <strong>Sie</strong> ernsthaft Porträtaufnahmen unter freiem Himmel machen möchten,<br />

lohnt sich ihr Kauf. Sehen <strong>Sie</strong> sich den Sun-Swatter (www.sunbounce.com) und den<br />

Lastolite Skylite (www.lastolite.com) an.<br />

3<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 21


Leitfaden für Anfänger<br />

PORTRÄTAUFNAHMEN BEI TAGESLICHT<br />

<strong>Fotografie</strong>ren am Ende des Tages<br />

Daniel Lezano erklärt die Herausforderungen und die Vorteile von<br />

Aufnahmen in den letzten Minuten des Tageslichts.<br />

DIE „MAGISCHE STUNDE“ IST EIN BEGRIFF, der häufig von Landschaftsfotografen<br />

verwendet wird, um die Zeit am frühen Morgen bzw. am Ende des Tages zu beschreiben, in<br />

der die Sonne so tief am Himmel steht, dass ihr Licht einen stark goldenen Farbton hat. Bei<br />

Landschaftsbildern führt dies zu Szenen, die eine echte Dreidimensionalität vermitteln, da<br />

das schwache Licht Schatten erzeugt, die die Tiefe und die Konturen der Szenerie aufzeigen.<br />

Bei der Porträtfotografie können wir zu dieser Tageszeit Bilder machen, in denen das goldene<br />

Licht der Sonnenstrahlen ein warmes Licht auf unser Motiv und den Hintergrund wirft. <strong>Sie</strong><br />

müssen zu dieser Tageszeit schnell arbeiten, da <strong>Sie</strong> wirklich nur wenige Minuten haben, um<br />

das Licht der untergehenden Sonne zu nutzen, bevor diese verschwunden ist. <strong>Sie</strong> müssen<br />

sich auch darüber bewusst sein, dass <strong>Sie</strong> den Kapriolen des Wetters ausgesetzt sind. Denn<br />

wenn es bewölkt ist, haben <strong>Sie</strong> kaum oder gar kein goldenes Licht, mit dem <strong>Sie</strong> arbeiten<br />

können. <strong>Sie</strong> können das Motiv natürlich so fotografieren, dass es zum Licht hin gerichtet ist;<br />

es lohnt sich aber auch, das Licht des Sonnenuntergangs als farbenprächtigen Hintergrund<br />

zu verwenden. Zu dieser Tageszeit haben <strong>Sie</strong> auch garantiert weiches Licht, sobald die<br />

Sonne tief am Himmel steht, weil die gesamte Szene in Schatten getaucht sein wird. Das<br />

bedeutet, dass <strong>Sie</strong> ganz ohne Beleuchtungshilfsmittel arbeiten können, wenn <strong>Sie</strong> dies<br />

wünschen. Aber selbst bei schwachem Licht bieten Reflektoren noch eine gewisse<br />

Beleuchtung, scheinbar aus dem Nichts! Worauf <strong>Sie</strong> natürlich zu dieser Tageszeit besonders<br />

achten müssen, ist die Gefahr der Verwackelung (siehe unten).<br />

Um ein Beispiel für eine Tageslicht-Porträtaufnahme zur Verfügung zu stellen, die unter<br />

diesen Bedingungen gemacht werden könnte, ging ich in einen hiesigen Park, um ein paar<br />

Aufnahmen von der Tochter einer Freundin zu machen. Ruby hat blonde, lockige Haare, die<br />

sich meines Erachtens gut zum <strong>Fotografie</strong>ren am späten Nachmittag eignen, da sie das<br />

Sonnenlicht von hinten anstrahlen würde. Ich bat Ruby keine bunte Kleidung anzuziehen,<br />

die im Kontrast zu den Braun- und Grüntönen des Parks stehen würden, sondern sich für<br />

Neutraltöne zu entscheiden, die die Farbe der Umgebung eher ergänzen würden.<br />

Da nur eine sehr begrenzte Zeitdauer zur Verfügung steht, ist es am besten, zehn Minuten<br />

früher am Aufnahmeort zu sein, damit <strong>Sie</strong> Standpunkte finden können, von denen aus <strong>Sie</strong><br />

die Bilder machen möchten. Ich beschloss, die Aufnahmen in der Nähe eines Teichufers zu<br />

machen, da es hier keine Hindernisse gab und ich länger Licht haben würde, als wenn ich<br />

die Aufnahmen mitten im Park machen würde, wo die Bäume mir das Licht nähmen .<br />

Ich brachte einen weißen, einen silbernen und einen goldenen Reflektor mit, den Rubys<br />

Mutter bei Bedarf gerne für mich hielt. Der weiße Reflektor, der bei den meisten<br />

Tageslichtaufnahmen meine erste Wahl war, könnte sich als unzureichend erweisen, um<br />

genug Tageslicht zurück zu reflektieren, wenn das Licht schon sehr schwach wurde. In<br />

diesem Fall könnten sich der silberne oder der goldene Reflektor als wirkungsvoller erweisen,<br />

obwohl ich beim goldenen Reflektor vorsichtig sein muss, dass er mit dem warmen Licht der<br />

tief stehenden Sonne keinen zu warmen Farbton erzeugt.<br />

Wie für all meine Porträtaufnahmen verwendete ich meine <strong>DSLR</strong> (50 mm, f/1.8), die auf<br />

Zeitautomatik eingestellt war, mit der anfänglichen Blendenöffnung f/5.6. Der Weißabgleich<br />

war wegen der sich ändernden Lichtbedingungen auf AWB eingestellt. Ich fotografierte<br />

sowohl im RAW- und JPEG-Format, damit ich den Weißabgleich bei der Nachbearbeitung<br />

noch verändern konnte, falls dies erforderlich sein sollte.<br />

Während die Sonne im Himmel noch zu sehen ist, positioniere ich Ruby mit dem Rücken zur<br />

Sonne vor einem See, um die goldenen Farben des Hintergrunds optimal zu nutzen. Während<br />

die tief stehende Sonne ihr Haar golden glänzen lässt, ist die Blendwirkung zu stark, sodass der<br />

Kontrast verringert und die Bildqualität beeinträchtigt wird.<br />

Ich bitte Ruby, sich vor einen Baum zu stellen, und probiere verschiede Standpunkte und<br />

Bilder aus. Dabei wechsle ich zwischen Aufnahmen im Hoch- und im Querformat. Die Struktur<br />

des Baums sieht interessant aus, und das goldene Sonnenlicht, links von Ruby, verleiht ihrer<br />

Haut eine angenehme Wärme.<br />

Verwackelungsgefahr<br />

Auf Grund der relativ langsamen Verschlusszeiten zu dieser Tageszeit müssen<br />

<strong>Sie</strong> unbedingt die Verwackelungsgefahr berücksichtigen. Am einfachsten<br />

können <strong>Sie</strong> ein Verwackeln vermeiden, indem <strong>Sie</strong> die Bildstabilisierungsfunktion<br />

verwenden, sofern die Kamera bzw. das Objektiv über eine solche verfügt.<br />

Verwenden <strong>Sie</strong> eine große Blendenöffnung von etwa f/4-5.6, und stellen <strong>Sie</strong><br />

die ISO-Empfindlichkeit mindestens auf den Wert 400 ein. <strong>Sie</strong> sollten auch ein<br />

mittleres Teleobjektiv zwischen 50 und 100 mm verwenden und keine längeren<br />

Teleobjektiveinstellungen, mit denen die Gefahr des Verwackelns erhöht wird.<br />

Mithilfe der Kehrwertregel können <strong>Sie</strong> bestimmen, ob eine Verwacklungsgefahr<br />

besteht. Vergewissern <strong>Sie</strong> sich zu diesem Zweck, dass die Verschlusszeit<br />

mindestens gleich oder schneller als der Kehrwert des verwendeten Objektivs<br />

ist. Wenn <strong>Sie</strong> beispielsweise eine Brennweite von 100 mm verwenden, achten<br />

<strong>Sie</strong> darauf, dass die Verschlusszeit mindestens 1/100 s beträgt, bei 200 mm<br />

verwenden <strong>Sie</strong> 1/200 s und so weiter.<br />

Mit der immer tiefer sinkenden Sonne kommt ein Moment, kurz bevor die Szene vollkommen<br />

in Schatten getaucht wird, mit einem Hauch von Gold, der ihrem Haar etwas Farbe verleiht.<br />

Mit einem weißen Reflektor links neben Ruby kann ich ein wenig zusätzliches Licht<br />

reflektieren und trotzdem die natürlichen Töne der Haut beibehalten.<br />

Zu viel Gold!<br />

1/30sek 1/60sek<br />

Verwenden <strong>Sie</strong> den goldenen<br />

Reflektor mit Sorgfalt. Wenn <strong>Sie</strong><br />

ihn bei einem Sonnenuntergang<br />

einsetzen, kann die Wärmewirkung<br />

zu stark werden, vor allem wenn<br />

der Reflektor zu nahe beim Motiv<br />

platziert wird. Verwenden <strong>Sie</strong> sich<br />

den Goldeffekt in den Momenten,<br />

in denen das Motiv im Schatten ist,<br />

und probieren <strong>Sie</strong> es stattdessen<br />

mit einem silbernen oder weißen<br />

Reflektor.<br />

Gold Weiß<br />

22 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


PROFI-TIPPS<br />

VORSICHT WIND!<br />

Vermeiden <strong>Sie</strong> wild durcheinander wehende<br />

Haare, indem <strong>Sie</strong> Ihr Modell bitten, die Haare<br />

hinter den Ohren zusammenzuhalten, einen<br />

Pferdeschwanz zu machen oder einen Hut zu<br />

tragen. Alternativ können <strong>Sie</strong> das Modell neben<br />

einem Windschutz positionieren, wie einer Mauer<br />

oder einem Baum.<br />

Letztes Bild des Tages<br />

Wenn ich mich weiter entferne, kann ich die<br />

Szene interessanter gestalten, indem ich<br />

einen Teil der Landschaft in das Bild<br />

aufnehme. Ich habe Ruby im Hochformat<br />

außermittig fotografiert. Dafür habe ich die<br />

Baumreihe benutzt, um das Auge durch die<br />

Szene hindurch zu Ruby zu führen.


Leitfaden für Anfänger<br />

PORTRÄTAUFNAHMEN BEI TAGESLICHT<br />

Porträtaufnahmen mit Fensterlicht<br />

WENN SIE SCHMEICHELNDES LICHT für eine ganz<br />

besondere Porträtaufnahme brauchen, kann Fensterlicht<br />

mit den meisten grundlegenden Studioaufbauten<br />

mithalten, wenn es um wunderschönes, kontrollierbares<br />

Licht geht – und es kostet nicht einmal etwas! Obwohl<br />

viele glauben, dass Fensterlicht eher ein weiches Licht ist,<br />

hängt seine unterschätzte Stärke von einer Reihe von<br />

Faktoren ab, wie der Position und Größe des Fensters, der<br />

Tageszeit sowie etwaiger Diffusions- oder<br />

Reflexionshilfsmittel, die möglicherweise eingesetzt<br />

werden.<br />

Wir alle wissen, dass die Sonne am Morgen im Osten bzw.<br />

am Nachmittag im Westen am hellsten ist. Deshalb<br />

bekommen <strong>Sie</strong> bei Fenstern, die zu der jeweiligen<br />

Tageszeit in diese Himmelsrichtungen weisen, mit an<br />

Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein härteres<br />

Licht als zu jeder anderen Tageszeit bei Fenstern, die nach<br />

Süden und Norden hinausgehen. Denken <strong>Sie</strong> bei der<br />

Auswahl des Fensters auch darüber nach, wodurch das<br />

Licht zerstreut oder reflektiert werden könnte, bevor es in<br />

den Raum trifft. Bäume, Häuser oder glänzende<br />

Oberflächen wie Glas könnten beispielsweise die Kraft und<br />

die Richtung des Lichts beeinflussen.<br />

Es ist richtig, dass Licht umso besser kontrolliert werden<br />

kann, je weicher es ist. Ein bewölkter Tag ist daher<br />

günstiger als ein Tag mit hellem Sonnenschein (es sei<br />

denn, dass ein großer Kontrast der von Ihnen gewünschte<br />

Effekt ist). Es gibt jedoch Möglichkeiten, die verhindern,<br />

dass helle Umgebungsbedingungen <strong>Ihre</strong> Aufnahme<br />

ruinieren. Je größer das Fenster ist, desto größer ist auch<br />

die Lichtausbreitung. Vermeiden <strong>Sie</strong> also kleine Fenster.<br />

Fenstertüren sind ideal: <strong>Sie</strong> filtern nicht nur weiches Licht<br />

ausgezeichnet, sondern bieten auch einen sehr<br />

ansprechenden weißen Hintergrund, wenn <strong>Sie</strong> Ihr Modell<br />

davor positionieren. Wenn das Licht für <strong>Ihre</strong> Zwecke<br />

immer noch zu hart ist, mildern <strong>Sie</strong> es mit einem Reflektor<br />

an der Seite des Modells ab, die vom Fenster am weitesten<br />

entfernt ist, oder hängen <strong>Sie</strong> einen Store über das Fenster,<br />

um die Wirkung insgesamt etwas abzumildern. Caroline<br />

Wilkinson zeigt Ihnen anhand dieses Leitfadens mit<br />

Schritt-für-Schritt Anleitungen, wie Porträtaufnahmen mit<br />

Fensterlicht und einem einzelnen Reflektor gelingen.<br />

Schritt 1 Ich setzte Jenny neben ein nach Norden<br />

weisendes Fenster, um eine direkte Sonneneinstrahlung zu<br />

vermeiden. Wie <strong>Sie</strong> sehen können, trifft das Licht ohne<br />

Zuhilfenahme eines Reflektors nur auf eine Seite ihres<br />

Gesichts. Ich begann mit der Blende f/5.6, erhöhte aber die<br />

ISO-Einstellung, um eine ausreichend schnelle Verschlusszeit<br />

zu erhalten.<br />

Weißer Reflektor<br />

Goldreflektor<br />

Silberreflektor<br />

Schritt 2 Ein weißer Reflektor kann Schatten sanft<br />

ausfüllen. Er eignet sich sehr gut für die Arbeit mit hartem<br />

Sonnenlicht, aber an einem bewölkten Tag ist die Wirkung<br />

eher gering. Ich verwendete die größere Blendenöffnung f/2.8<br />

und die selektive Fokussierung, um auf ihr Auge<br />

scharfzustellen und so ein dynamisches Ergebnis zu erzielen.<br />

Schritt 3 Im Gegensatz zum weißen und silbernen Reflektor sorgt ein<br />

Goldreflektor für einen Farbton, der der Haut des Modells einen warmen<br />

Goldton verleiht. Er ist hilfreich bei der Arbeit mit kühlem Licht, aber in<br />

diesem Fall wollte ich, dass ihr Gesicht heller erscheint. Also habe ich einen<br />

Silberreflektor verwendet, um ein kräftigeres neutrales Licht zu erhalten, das<br />

die meisten Schatten ausfüllte.<br />

24 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

Seien <strong>Sie</strong> kreativ!<br />

Experimentieren <strong>Sie</strong> mit Posen<br />

herum, um verschiedene Effekte<br />

zu erzielen: Bitten <strong>Sie</strong> das Modell,<br />

aus dem Fenster zu blicken, sich<br />

auf den Boden vor den<br />

Fenstertüren oder mit dem<br />

Rücken zu einem Fenster zu<br />

legen, um einen ansprechenden,<br />

weichen weißen Hintergrund zu<br />

erhalten. Egal, wie <strong>Sie</strong> das<br />

Fensterlicht nutzen, achten <strong>Sie</strong><br />

immer darauf, dass die Augen des<br />

Modells gestochen scharf sind.<br />

Und: nicht immer ist es nötig,<br />

dass das Modell direkt in die<br />

Kamera blickt um ein<br />

aussagestarkes Ergebnis zu<br />

erzielen.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Aufnahme haben,<br />

experimentieren <strong>Sie</strong> in Photoshop<br />

weiter damit herum, indem <strong>Sie</strong><br />

den Farbton verändern oder das<br />

Bild in Schwarzweiß verwandeln<br />

(Image>Adjustments) und<br />

einfach mit den verschiedenen<br />

Optionen herumspielen.<br />

✘ Reflektor zu niedrig<br />

✘ Reflektor zu nah<br />

Schritt 4 Nachdem ich mich bei dieser Aufnahme für den Silberreflektor entschieden hatte, spielte ich mit dieser Position<br />

herum, da die Ergebnisse hierdurch stark beeinflusst werden können. Je näher ich den Reflektor an ihr Gesicht heran<br />

rückte, desto kräftiger war das Licht auf ihrem Gesicht. Manchmal ist dies notwendig. Und manchmal kann damit der<br />

gesamte Schatten beseitigt werden, was zu einem ausdruckslosen Ergebnis führt. Wenn der Reflektor unter das Gesicht<br />

gehalten wurde, entstanden einige unansehnliche Schatten. Ich war der Meinung, dass es am besten war, den Reflektor<br />

seitlich und über dem Kopf in einem nach unten gerichteten Winkel zu halten.<br />

Schritt 5 Für diese Aufnahme verwendete ich den<br />

Silberreflektor und war leicht oberhalb von Jen, um ihre Augen<br />

zu verbreitern – stellen <strong>Sie</strong> sich aber nicht zu hoch über ein<br />

Modell, da sonst dessen Nase größer erscheint als sie in<br />

Wirklichkeit ist. Ich wählte die mäßig große Blende f/4.5.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 25


Leitfaden für Anfänger<br />

PORTRÄTAUFNAHMEN BEI TAGESLICHT<br />

Kontrolliertes Sonnenlicht<br />

Strahlender Sonnenschein kann bei Porträtfotos zu Problemen führen - ein<br />

Diffusor ist hilfreich, um die Beleuchtung des Motivs zu kontrollieren.<br />

DIE MEISTEN MENSCHEN genießen das Gefühl von Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht<br />

– für den Porträtfotografen sind klare Tage mit hellem Sonnenlicht jedoch<br />

problematisch: Wenn die Sonne hinter dem Modell steht, besteht die Gefahr, dass<br />

unerwünschte Lichtreflexe die Aufnahme ruinieren, die Belichtung erschwert oder das<br />

Modell vom eigenen Schatten verschluckt wird. Stehen <strong>Sie</strong> jedoch mit dem Rücken zur<br />

Sonne, sodass Ihr Modell voll ins Licht getaucht ist, entstehen wahrscheinlich harte<br />

Schatten auf dem Gesicht, das Modell blinzelt oder das harte Direktlicht hebt<br />

Hautunreinheiten allzu deutlich hervor.<br />

Hier ist es erforderlich, die Strahlen der Sonne irgendwie abzudämpfen, um das Licht<br />

für Ihr Modell diffuser und vorteilhafter zu machen. Diese Aufgabe übernimmt ein<br />

Diffusorschirm, der das einfallende Sonnenlicht erweicht bzw. streut; Ihr Modell erhält<br />

zwar weiterhin viel Licht, dieses wirkt jedoch weich und angenehm, anstatt hart und<br />

direkt. Diffusoren sind in großer Auswahl erhältlich, jeweils aus Materialen von<br />

unterschiedlicher Streuungsstärke, die um einen leichten Aluminiumrahmen gespannt<br />

sind. Dank dieser Rahmen sind Diffusoren leicht zu transportieren, zu halten oder auf<br />

selbst gemachten Ständern zu befestigen; nur bei Wind müssen <strong>Sie</strong> aufpassen, dass sie<br />

nicht umgeweht werden. Deshalb der gute Rat: Nehmen <strong>Sie</strong> einen Helfer mit, der<br />

während <strong>Ihre</strong>r Aufnahme den Diffusorschirm in Position halten kann.<br />

Das Wichtigste beim Einsatz von Diffusoren ist, diese zwischen die Sonne und Ihr Motiv<br />

zu platzieren, damit das diffuse Licht die Umgebung <strong>Ihre</strong>s Motivs im Bildfeld abdeckt.<br />

Zu Beginn sollten <strong>Sie</strong> mit verschiedenen Positionen und Entfernungen des Diffusors zu<br />

<strong>Ihre</strong>m Motiv experimentieren. Steht die Sonne hoch am Himmel, müssen <strong>Sie</strong> den<br />

Diffusor möglicherweise direkt über den Kopf <strong>Ihre</strong>s Modells halten (natürlich außerhalb<br />

des Bildfensters) – bei der tief stehenden Sonne der aktuellen Jahreszeit platzieren <strong>Sie</strong><br />

ihn jedoch eher seitlich des Modells, wie in unserem Beispiel. Wenn die Position<br />

stimmt, bitten <strong>Sie</strong> Ihr Modell, sich vor dem Diffusor etwas zu bewegen, um Körper und<br />

Gesicht zu positionieren, bis die gewünschte Wirkung entsteht. <strong>Sie</strong> werden feststellen:<br />

Steht das Modell seitlich vom Diffusorschirm, wird eine Seite von Gesicht und<br />

Oberkörper subtil, aber deutlich heller beleuchtet als die andere; steht es jedoch direkt<br />

davor (während <strong>Sie</strong> von neben dem Schirm aufnehmen), wird das Gesicht<br />

gleichmäßiger ausgeleuchtet. Das folgende einfache Beispiel zeigt, wie direktes<br />

Sonnenlicht mithilfe eines Diffusors kontrolliert werden kann.<br />

Ohne Diffusor<br />

Schritt 1 In dieser ersten Aufnahme, in welcher die Autoren Matty und Caroline direkt<br />

in die Sonne schauen, wirft das grelle Licht starke Schatten über ihre Gesichter und<br />

zwingt sie zu etwas unansehnlichem Blinzeln.<br />

Mit Diffusor<br />

Schritt 2 Redakteur Luke Marsh ist jedoch helfend mit einem großen<br />

Diffusorschirm zur Stelle, den er unter Anleitung von Daniel Lezano so vor unseren<br />

Probanden ausrichtet, dass sie wirkungsvoll “beschattet” werden.<br />

Den Diffusor als Hintergrund<br />

nutzen!<br />

<strong>Sie</strong> möchten ein Outdoor-Porträt mit einem<br />

reinen, weißen Hintergrund aufnehmen? Mit<br />

einem Diffusorschirm kein Problem: Mit seiner<br />

Lichtdurchlässigkeit schafft er eine helle, saubere<br />

Hintergrundebene – fast wie im Fotostudio. In<br />

diesem Beispiel stand Caroline bei der Aufnahme<br />

knapp einen halben Meter vom Diffusor entfernt,<br />

sodass dieser das Bildfenster mit einem sauberen<br />

Hintergrund ausfüllt. Carolines Gesicht wurde<br />

durch das diffuse Licht schön ausgeleuchtet; bei<br />

Bedarf hätten wir noch einen Reflektorschirm zu<br />

<strong>Ihre</strong>r Rechten platzieren können, um ihre rechte<br />

Wange stärker auszuleuchten.<br />

Schritt 3 <strong>Sie</strong> sehen, dieses einfache Hilfsmittel verbessert deutlich unsere Aufnahme<br />

und hüllt unsere Modelle in wunderbar diffuses Licht. Mithilfe des Diffusorschirms<br />

können unsere Modelle für die Kamera posieren, ohne Blinzeln zu müssen.<br />

26 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Wenn <strong>Sie</strong> natürlich<br />

wirkende Porträts im<br />

Freien aufnehmen<br />

möchten, mit<br />

strahlendem<br />

Sonnenschein aber<br />

minimalem Aufwand,<br />

ist ein Diffusor das<br />

ideale Zubehör.<br />

FOTO: BRETT HARKNESS<br />

January 2010 Digital SLR Photography XX


Leitfaden für Anfänger<br />

PORTRÄTAUFNAHMEN BEI TAGESLICHT<br />

Profi-Tipps für umwerfende Porträtaufnahmen bei Tageslicht<br />

Wir haben unsere freien Mitarbeiter nach weiteren Expertenratschlägen befragt, wie man die besten Ergebnisse bei Tageslicht erzielt.<br />

Direktes Sonnenlicht von Brett Harkness<br />

„Ich nutze Sonnenlicht regelmäßig als meine hauptsächliche Lichtquelle oder als<br />

Hintergrundbeleuchtung für meine Motive, aber um Licht und Schatten beizubehalten,<br />

arbeite ich immer entsprechend mit leichter Unter- oder Überbelichtung. Direkt in die<br />

Sonne zu fotografieren, um das Flimmern einzufangen, kann einen wirklich romantischen<br />

Effekt erzeugen, der besonders dann funktioniert, wenn man Paare fotografiert, aber die<br />

Technik ist in der korrekten Anwendung ganz schön knifflig, weil man das Bild auf dramatische Art<br />

unterbelichten muss, bis zu einem Punkt, bei dem man fast die Details in den Gesichtern verliert.“<br />

„Ich wähle die Uhrzeit zum <strong>Fotografie</strong>ren abhängig von der Stimmung, die ich erzeugen will. Wenn das<br />

Bild romantisch wirken soll, dann fotografiere ich immer spät abends, wenn das Licht weicher und<br />

wärmer ist. Da die Sonne dann recht niedrig am Himmel steht, werfe ich das Sonnenlicht zurück auf<br />

das Gesicht meines Modells. Dazu benutze ich die silber-weiß-gestreifte Seite eines Lastolite<br />

Sonnenlicht/Soft Silver Reflektors, um den Hautton des Motivs abzukühlen.“<br />

„Aber am Morgen, wenn die Sonnentemperatur kühler ist, benutze ich die goldgestreifte Seite, um den<br />

Farbton der Haut wärmer zu machen. Ich würde nie bei grellem Tageslicht fotografieren, insbesondere<br />

wenn die Sonne hoch am Himmel steht, da hierdurch abscheuliche Schatten entstehen, und wenn es<br />

direkt von oben kommt, kann ich mich nirgendwo hinbewegen, um den Effekt zu reduzieren. Die<br />

besten Ergebnisse erzielt man, wenn das Sonnenlicht aus einem Winkel kommt, normalerweise am<br />

frühen Morgen oder späten Abend, da das Sonnenlicht so einfacher zu handhaben und das Modell<br />

einfacher zu positionieren ist, um den gewünschten Lichteffekt zu erzielen.“<br />

Fensterlicht von Bjorn Thomassen<br />

„Porträts, die mit Fensterlicht beleuchtet werden, sind stark abhängig<br />

vom Raum, in dem sie aufgenommen werden. Wenn der Raum sehr<br />

dunkel ist, kann es schwierig sein, das Licht zu kontrollieren. Das<br />

Fensterlicht ist in dem Fall selten stark genug, die Schatten im Raum zu<br />

füllen, was zu starken Kontrasten führt, die das Motiv manchmal halb<br />

oder sogar ganz als Silhouette erscheinen lassen. Aber wenn der Raum relativ<br />

gleichmäßig ist, und die Wände eine helle Farbe haben, dann kann Fensterlicht<br />

ausreichen, um eine wunderschöne Aufnahme zu machen, da der Raum das Licht auf<br />

das Motiv zurückwirft wie ein Reflektor.“<br />

„Es ist auf jeden Fall von Vorteil, wenn kein direktes Sonnenlicht durch das Fenster<br />

strahlt. Ich nehme für Shootings meistens eine Tasche voll mit Netzen und<br />

verschieden dicken Tüchern mit, nur für den Fall, dass ich Fenster abhängen muss,<br />

um das Licht weicher zu machen. Die Qualität des Lichts, das durch das Fenster fällt,<br />

hängt auch von der Tageszeit und der geografischen Lage ab. Ich versuche möglichst<br />

nur bei Fenstern zu fotografieren, die nach Norden ausgerichtet sind, da ich kein<br />

direktes Sonnenlicht mag. Wenn es aber unvermeidbar ist, dann hänge ich das<br />

Fenster mit meinen dicken Tüchern und Netzen ab.“<br />

„Weil das Licht von der Seite kommt, versuche ich Fensterlicht zu vermeiden, wenn<br />

die Person, die ich fotografieren möchte, nicht gerne im Profil fotografiert wird, denn<br />

ansonsten ist das Licht nicht ideal. Außer wenn man jemanden von hinten fotografiert,<br />

oder mit direkt zugewandtem Gesicht - wobei das Gesicht dann im Schatten ist - sind<br />

Fenster eigentlich nur gut geeignet für die Aufnahme von Profilfotos. Daher sollten <strong>Sie</strong>,<br />

bevor <strong>Sie</strong> mit dem Shooting beginnen, nachfragen.“<br />

Im Schatten fotografieren von Paul Ward<br />

„Kanalbrücken, Treppenaufgänge, Aufzugsschächte, heruntergekommene<br />

Gebäude und Gerüste sind allesamt hervorragend dazu geeignet, um<br />

Schatten zu erzeugen, und auch um <strong>Ihre</strong>n Bildern etwas städtisches Flair<br />

zu geben. Ich suche oft nach Orten, bei denen Lichtschächte durch das<br />

Dach oder Fenster kommen, so dass ich mein Motiv zwischen dem<br />

Schatten und der Lichtquelle positionieren kann. Bei verdeckten Aufnahmen, gibt es<br />

grundsätzlich eine Grenze, wo das Licht hereinkommt und wo der Schatten anfängt, so<br />

dass man kontrollieren kann, wie das Licht auf das Motiv fällt, indem man es einfach<br />

herumdreht oder selbst die Position wechselt, um die Richtung des Lichts zu ändern.<br />

Wenn das Licht von der Seite eines Gebäudes kommt, positioniere ich das Modell<br />

manchmal innen, während ich selbst in der Tür stehe, die dann wie eine große Softbox<br />

funktioniert.“<br />

„Draußen ist es schwierig, die Lichtquelle zu kontrollieren. Ich benutze nicht so gerne<br />

Reflektoren, denn an einem bewölkten Tag bekommt man so ein sehr gleichmäßiges<br />

Licht über das ganze Bild. Das ist schon OK, aber so gibt es nur wenige Kontraste.<br />

Hingegen erzielt man an sonnigen Tagen meist zu viel Kontrast und ruiniert so das Foto.“<br />

„Manchmal positioniere ich das Modell unter einem Baum mit viel Laub, aber nur wenn<br />

ich ein fleckiges Licht möchte. Man sollte eine Kamera benutzen, die gut mit digitalem<br />

Rauschen umgehen kann, so dass man eine hohe ISO benutzen kann. Aber wenn nicht,<br />

dann kann man immer noch das Bild in Schwarz-Weiß konvertieren, um einen sandigen,<br />

körnigen Effekt zu erzielen, der bei städtischen, industriellen Aufnahmen richtig gut<br />

funktioniert. Bei starkem Sonnenlicht könnten <strong>Sie</strong> feststellen, dass das Licht von den<br />

Gebäuden oder Objekten der Umgebung zurückprallt, was wie ein Reflektor funktioniert,<br />

wodurch <strong>Sie</strong> eine niedrigere ISO-Einstellung wählen können. Da Schattenfotografie<br />

gleichbedeutend mit wenig Licht ist, versuche ich mit größtmöglicher Blende (ungefähr<br />

f/2.8) zu fotografieren und das Gesicht zu fokussieren, um soviel Licht wie möglich auf<br />

den Sensor der Kamera fallen zu lassen.“<br />

28 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 29


Leitfaden für Anfänger<br />

RESTLICHT<br />

FOTOGRAFIE<br />

Lange Nächte sind eine tolle Gelegenheit, die Kunst der <strong>Fotografie</strong> bei<br />

gedämpftem Licht zu praktizieren. Unser großer Leitfaden für brillante Bilder bei<br />

schwachem Licht ist randvoll gefüllt mit Profitipps zu den wesentlichen<br />

Techniken und den wichtigsten Geräten.


Leitfaden für Anfänger<br />

>Restlicht >Außenaufnahmen<br />

FOTO: LEE FROS<br />

DAS SPRICHWORT „WENIGER IST OFT MEHR“ gilt auch für viele Bereiche der <strong>Fotografie</strong>. Wie etwa<br />

für die Ausrüstung. Man braucht keine Wagenladungen voller Hilfsmittel, um tolle Bilder<br />

aufzunehmen. Ein anderes Beispiel ist die Bildkomposition. Je mehr man in ein Bild hineinpackt,<br />

umso unattraktiver wird es meist. Nicht viel anders verhält es sich mit dem Licht. Viele denken, viel<br />

Licht hilft viel. Doch in Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall.<br />

Der Sonnenauf- und untergang werden gemeinhin als fotogenste Tageszeiten betrachtet, obwohl die<br />

Lichtintensität doch bedeutend geringer ist als zur Mittagszeit. Auch urbane Umgebungen sehen am Abend bei Weitem<br />

fotogener aus, wenn das Tageslicht der bunten künstlichen Beleuchtung weicht. Und wenn man in einer sternenklaren<br />

Nacht in den Himmel schaut, ist man vom Anblick der Millionen winzigen Lichtpunkte überwältigt, die in der<br />

unendlichen Weite des Weltalls leuchten.<br />

Gedämpftes Licht wirkt aber nicht nur im Freien. Auch in Innenräumen sorgt es für Atmosphäre. Denken <strong>Sie</strong> einmal<br />

nach, was für <strong>Sie</strong> einladender aussieht: ein hell erleuchtetes Wohnzimmer, oder ein gemütlicher Salon, in dem nur das<br />

Schummerlicht des Kamins flackert? Mit einem halben Dutzend Halogenspots verhindert man vielleicht, dass Besucher<br />

über die Teppichkante stolpern. Wenn man aber romantische Porträts aufnehmen will, ist ein in dezentes Licht<br />

getauchter Raum weitaus wirkungsvoller. Um Ihnen zu zeigen, wie effektvoll sanftes Licht sein kann, haben wir unseren<br />

Einsteigerkurs diesem Thema gewidmet. Wir wollen Ihnen zeigen, wie <strong>Sie</strong> das Licht dosieren und für sich nutzbar<br />

machen können. Zur Unterstützung haben wir unsere altbekannten Experten befragt. Wir wollen sehen, mit wie wenig<br />

Licht sie auskommen!<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Außenaufnahmen bei schwachem Licht<br />

Entdecken <strong>Sie</strong>, wie die Natur nachts lebendig wird!<br />

Wenn es ums Licht geht, steht immer Qualität, und<br />

nicht Quantität, an erster Stelle. Eine kleine aber feine<br />

Lichtquelle wird unabhängig von der Tages- und Nachtzeit<br />

immer eindrucksvoller sein als Unmengen von Licht<br />

mittelmäßiger Qualität. Aus diesem Grund lohnt sich die<br />

<strong>Fotografie</strong> bei gedämpftem Licht so sehr. Unabhängig vom<br />

Motiv und der Situation muss die Lichtquelle gut sein.<br />

Dann hat man eigentlich alles, um ein tolles Foto zu<br />

machen.<br />

Außenaufnahmen bei schwachem Licht fangen an,<br />

wenn die Nacht beginnt, und enden, wenn ein neuer Tag<br />

erwacht. Oder falls Ihnen das zu verwirrend klingt: Es wird<br />

von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang geknipst.<br />

Fangen wir mit der Abenddämmerung an. Sobald die<br />

Sonne am Horizont versinkt, geht der Tag in die Nacht<br />

über. Das helle Tageslicht verblasst, und der Himmel<br />

verwandelt sich in eine riesige Softbox, die die Erde diffus<br />

beleuchtet, während der Himmel im Westen mit etwas<br />

Glück rot glüht. Benutzen <strong>Sie</strong> einen harten ND-Filter, um<br />

das ganze Bild in einer einzigen Belichtung zu erfassen –<br />

mit einem detailreichen Vordergrund vor einem bunten<br />

Hintergrund.<br />

Im Halbdunkel löst sich das warme Rot des Himmels<br />

auf und geht nahtlos in kältere purpurrote und blaue Töne<br />

über, während die Lichtintensität nachlässt und die<br />

Umgebung merklich dunkler wird. Dies ist der ideale<br />

Zeitpunkt, um moderne Bauwerke abzulichten, da die<br />

Farben des Himmels durch die Glas- und<br />

Stahloberflächen reflektiert werden. Wenn <strong>Sie</strong> sich lieber<br />

in der Natur austoben, sollten <strong>Sie</strong> sich Wasserflächen<br />

suchen, die denselben Effekt aufweisen. Eine Dämmerung<br />

am Ufer oder Strand ist schwer zu schlagen, wenn es<br />

darum geht, Stimmungen zu vermitteln. Das schwache<br />

Licht bedingt zugleich lange Belichtungszeiten, die das<br />

Wasser verschwommen erscheinen lassen.<br />

Städte erwachen im Abendrot erst richtig zum Leben,<br />

wenn künstliche bunte Lichter im verblassenden<br />

Tageslicht ihren ganzen funkelnden Zauber entfalten.<br />

Gleichzeitig ist es aber noch hell genug, dass die Schatten<br />

nicht als schwarze Stellen erscheinen. Der tiefblaue<br />

Himmel wirkt zudem wie ein Reflektor, der das reduzierte<br />

Licht auf die Stellen wirft, die nicht von Straßenlampen,<br />

Scheinwerfern, Neonschildern und Ladenauslagen<br />

ausgeleuchtet werden. Das Halbdunkel ist ideal, um<br />

durch Scheinwerfer angestrahlte Gebäude,<br />

Straßenszenen, Verkehrsadern oder andere Stadtszenen<br />

und -motive festzuhalten, bei denen der Himmel als<br />

Bildrand mit eingebaut wird. Wenn der Himmel dunkel<br />

wird, ist die Zeit fürs <strong>Fotografie</strong>ren schon fast wieder<br />

vorbei. Moderne <strong>DSLR</strong>s verfügen allerdings über die<br />

beeindruckende Fähigkeit, aus dem Himmel noch Licht<br />

herauszuholen, wenn es die Augen schon nicht mehr<br />

sehen können. Lassen <strong>Sie</strong> sich also ruhig einige Minuten<br />

länger Zeit.<br />

Vielleicht wollen <strong>Sie</strong> ja aber noch gar nicht nach Hause.<br />

Dann können <strong>Sie</strong> sich nach Einbruch der Dunkelheit dem<br />

Himmel zuwenden. Wie wäre es mit Landschaftsbildern<br />

im Mondlicht? Wählen <strong>Sie</strong> für den Vordergrund wieder<br />

Wasser, um den silbern schimmernden Mondstreifen<br />

festzuhalten, der auf der pechschwarzen<br />

Wasseroberfläche tänzelt. Allein schon der Kontrast<br />

ermöglicht atemberaubende Aufnahmen.<br />

<strong>Sie</strong> können aber auch den Verschluss der Kamera<br />

länger als zehn Minuten offenhalten, um die Nacht zum<br />

Tag zu machen. Hierdurch erzeugen <strong>Sie</strong> surreale Effekte.<br />

Die Szenen sehen so aus, als seien sie mitten am Tag<br />

aufgenommen worden. Statt der Sonne wird die<br />

Landschaft aber durch den Mond beleuchtet. Ganz gleich,<br />

welche Motive <strong>Sie</strong> mögen: Bei schwachem Licht tut sich<br />

für den Fotografen eine Vielzahl von Möglichkeiten auf.<br />

Wesentliches<br />

Zubehör<br />

Stativ Die einfachste Art,<br />

Verwacklungen bei gedämpftem<br />

Licht vorzubeugen, ist der Einsatz<br />

eines Stativs. Wenn <strong>Sie</strong> noch keines<br />

besitzen, sollten <strong>Sie</strong> sich eines<br />

besorgen! Vernünftige Modelle<br />

kosten gut 110 €.<br />

Fernauslöser Ein sehr nützliches<br />

Hilfsmittel zur Vermeidung von<br />

Verwacklungen. Neben den<br />

markeneigenen Produkten gibt es<br />

kompatible Fernauslöser von Firmen<br />

wie Seculine, Hahnel und Hama.<br />

Fragen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>n Fotohändler, welche<br />

Modelle für <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> verfügbar sind.<br />

Taschenlampe Es lohnt<br />

sich, eine kleine Taschenlampe<br />

griffbereit zu haben – für den Fall,<br />

dass man bei sehr schlechten<br />

Lichtverhältnissen arbeitet. Geeignet<br />

sind alle Lampenarten. Besonders<br />

zu empfehlen ist die Gorillatorch von<br />

den Herstellern des Gorillapod. Diese<br />

Lampe hat flexible Füße und kann<br />

an Gegenständen befestigt werden,<br />

damit der Anwender beide Hände<br />

frei hat.<br />

32 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Meeresblick im Abendrot<br />

Während die meisten Leute an heißen<br />

Sommertagen nachmittags am Strand zu<br />

finden sind, ziehen begeisterte Fotografen<br />

das Abendrot vor, um effektvolle<br />

Meeresbilder zu schießen.<br />

Fünf Techniken für draußen ...<br />

ISTOCK PHOTO<br />

LEE FROST<br />

ISTOCK PHOTO<br />

DANIEL LEZANO<br />

LEE FROST<br />

1) VERKEHRSADERN<br />

Finden <strong>Sie</strong> einen erhöhten<br />

Aussichtspunkt, von dem aus<br />

<strong>Sie</strong> auf eine viel befahrene Straße<br />

oder Kreuzung hinunter blicken<br />

können. Stellen <strong>Sie</strong> die Kamera<br />

dann auf das Stativ und verwenden<br />

<strong>Sie</strong> eine Belichtung von 30-60<br />

Sekunden, um Verkehrsadern<br />

in Form bunter Lichtstreifen<br />

festzuhalten. Gestalten <strong>Sie</strong> das Bild<br />

mit angestrahlten Gebäuden oder<br />

der untergehenden Sonne noch<br />

interessanter. Im Moment ist hierfür<br />

die ideale Jahreszeit, weil die<br />

Sonne in etwa zu den Stoßzeiten<br />

untergeht. Aber Vorsicht: Achten<br />

<strong>Sie</strong> gut auf den Straßenverkehr!<br />

2) ANGESTRAHLTE GEBÄUDE<br />

Ein weiteres klassisches Motiv<br />

für Aufnahmen im Halbdunkel,<br />

das allen Fotografen zugänglich<br />

ist. Seien es Kirchen, Burgen,<br />

Kathedralen oder Denkmäler – in<br />

jeder Stadt findet man eine gute<br />

Auswahl angestrahlter Gebäude.<br />

Die besten Ergebnisse erzielen <strong>Sie</strong>,<br />

wenn <strong>Sie</strong> bei Sonnenuntergang<br />

aktiv werden, wenn noch<br />

ausreichend Farbe im Himmel und<br />

genügend Tageslicht vorhanden<br />

sind. Dadurch stellen <strong>Sie</strong> sicher,<br />

die Schattennuancen nicht zu<br />

verlieren, und dennoch die bunten<br />

Scheinwerferlichter zu erfassen.<br />

3) STERNSPUREN<br />

Entfernen <strong>Sie</strong> sich in einer<br />

sternenklaren Nacht so weit<br />

wie möglich von der Zivilisation<br />

und verwenden <strong>Sie</strong> eine lange<br />

Belichtungsdauer, um die<br />

Sternenbahnen am Firmament<br />

als Lichtspuren aufzunehmen.<br />

Richten <strong>Sie</strong> Ihr grösstes Objektiv<br />

auf den Nordstern (Polarstern) aus,<br />

öffnen <strong>Sie</strong> den Kameraverschluss<br />

im Bulb-Modus zwei Stunden lang<br />

bei f/4 auf ISO 200, und warten <strong>Sie</strong><br />

ab. <strong>Sie</strong> werden verblüfft sein.<br />

4) LICHTGEMÄLDE<br />

Suchen <strong>Sie</strong> sich ein altes nicht<br />

beleuchtetes Gebäude. Wenn<br />

es dämmert, verwenden <strong>Sie</strong><br />

das Licht eines in der Hand<br />

gehaltenen Blitzgerätes, um im<br />

manuellen Modus die Außenseite<br />

zu beleuchten. Der Verschluss<br />

der Kamera muss dabei im<br />

Bulb-Modus offenstehen. Färben<br />

<strong>Sie</strong> das Licht nach Belieben mit<br />

Filtern ein. Statt eines Blitzgerätes<br />

können <strong>Sie</strong> auch eine kräftige<br />

Taschenlampe verwenden und<br />

damit herumexperimentieren.<br />

5) KÜSTENLANDSCHAFTEN<br />

Begeben <strong>Sie</strong> sich entweder vor<br />

Sonnenauf- oder -untergang zur<br />

Küste und nehmen <strong>Sie</strong> in der<br />

Dämmerung Meeresbilder auf.<br />

Gleichen <strong>Sie</strong> das schwache Licht<br />

durch lange Belichtungszeiten aus,<br />

um die Bewegungen des Meeres<br />

einzufangen. Nasse Sand- und<br />

Felspartien reflektieren dabei das<br />

bunte Himmelsspektrum. Achten<br />

<strong>Sie</strong> aber auf die Gezeiten, nehmen<br />

<strong>Sie</strong> ein Handy mit und informieren<br />

<strong>Sie</strong> einen Bekannten darüber, wo<br />

<strong>Sie</strong> sich aufhalten.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 33


Leitfaden für Anfänger<br />

>Restlicht >Lichtspuren<br />

Stimmungsvolle Lichtspuren<br />

Der Profifotograf Paul Ward erklärt, wie <strong>Sie</strong> Staus vermeiden und gleichzeitig<br />

urbane Lichtspuren fotografieren können.<br />

Eine der beeindruckendsten Techniken, die es im<br />

Bereich der Low-Light-<strong>Fotografie</strong> gibt, ist die<br />

Aufnahme von Lichtspuren. Auf der Straße warten<br />

Unmengen an Fahrzeugen auf <strong>Sie</strong>. Wenn es<br />

abendszu dämmern beginnt, können <strong>Sie</strong> sich nach<br />

draußen wagen, anstatt bis zum vollständigen<br />

Einbruch der Dukelheit zu warten, um diese Technik<br />

einmal auszuprobieren.<br />

Lichtspuren im Verkehr nimmt man auf, indem<br />

man die sich schnell durch die Szene bewegenden<br />

Autos mit einer längeren Verschlusszeit aufnimmt.<br />

Durch das schwache Licht und die lange<br />

Verschlusszeit sind die Autos auf dem Bild nicht<br />

erkennbar. Zurück bleiben nur die Spuren ihrer<br />

Scheinwerfer. Für diese Technik brauchen <strong>Sie</strong> nur<br />

die grundlegendste Ausrüstung, was den Reiz noch<br />

erhöht. <strong>Sie</strong> benötigen lediglich eine <strong>DSLR</strong> und ein<br />

Stativ. Auch ein Fernauslöser kann Ihnen das Leben<br />

um Einiges erleichern.<br />

Ich hatte mich auf diese Technik eingestellt,<br />

schnappte mir meine Ausrüstung und zog hinaus in<br />

die Dunkelheit. An einer Überführung oberhalb einer<br />

geschäftigten Straße im englischen Birmingham<br />

ging ich in Position. Mein Rat ist, sich immer zehn<br />

Minuten vor Sonnenuntergang am Zielort<br />

einzufinden. So hat man genug Zeit, sich den besten<br />

Aufnahmewinkel auszusuchen. Außerdem kommt<br />

man dann noch in den Genuss des Abendrots.<br />

Da es sich hier um eine Abendaufnahme handelt,<br />

sollten <strong>Sie</strong> die notwendigen Vorkehrungen treffen.<br />

Holen <strong>Sie</strong> sich immer die Erlaubnis des Besitzers,<br />

wenn <strong>Sie</strong> zum <strong>Fotografie</strong>ren Privatgrund betreten.<br />

Versuchen <strong>Sie</strong>, so diskret wie möglich vorzugehen.<br />

Schließlich wollen <strong>Sie</strong> das teure Kameragehäuse<br />

nicht mutmaßlichen Dieben auf dem Silbertablett<br />

anbieten. Zu guter Letzt – auch, wenn es sich wie<br />

eine Selbstverständlichkeit anhört: Achten <strong>Sie</strong><br />

immer auf den Verkehr um <strong>Sie</strong> herum. Es kann<br />

hilfreich sein, ein fluoreszierendes Oberteil zu tragen,<br />

wie es in Fahrradläden erhältlich ist.<br />

Weißabgleich<br />

Blitzeinstellung<br />

Kunstlicht-Einstellung (Tungsten)<br />

Wenn <strong>Sie</strong> das Raw-Format verwenden, können <strong>Sie</strong> den<br />

Weißabgleich noch nach dem Hochladen der Bilder auf den<br />

Computer verändern. Wenn <strong>Sie</strong> allerdings beim Aufnehmen<br />

verschiedene Einstellungen ausprobieren möchten, können<br />

<strong>Sie</strong> auf verschiedene Art vorgehen.<br />

Machen <strong>Sie</strong> entweder Testbilder und verändern <strong>Sie</strong> den<br />

Weißabgleich zwischendurch, oder schalten <strong>Sie</strong> zur Live View<br />

um und nutzen <strong>Sie</strong> den LCD-Monitor, um zu sehen, wie sich<br />

die verschiedenen Einstellungen auf das Bild auswirken.<br />

1/10 Sek. bei f/2,8<br />

Schritt 1 Ich stelle mein Stativ auf, um einige Testbilder mit hohem ISO-Wert zu machen.<br />

Hierbei will ich feststellen, wie die Winkel und Lichter wirken. Danach schalte ich wieder<br />

auf ISO 100 um und befestige die Kamera am Stativ. Ich entscheide mich für das<br />

Porträtformat, um die langen gewundenen Streifen besser herauszuarbeiten, die durch die<br />

Scheinwerfer verursacht werden. Außerdem will ich auch die großen Gebäude am<br />

Straßenrand mit aufs Bild bringen.<br />

Schritt 2 Ich gehe in den manuellen Kameramodus. <strong>Sie</strong> können den A-Modus (manuelle<br />

Blende, Belichtungszeit automatisch) verwenden. Die Straßenbeleuchtung kann aber das<br />

Messsystem der Kamera täuschen. Die Belichtung von 1/10 Sek. mit f/2,8 (ISO 100) war<br />

nicht lang genug, um Lichtspuren zu erzeugen. Außerdem sehen die Verkehrslichter<br />

aufgrund der weiten Blende kühl aus. Mit einer kleineren Blende will ich den Lichtern ein<br />

angenehmes Strahlen verleihen.<br />

10 Sekunden mit f/18<br />

16 Sekunden mit f/18<br />

Schritt 3 I Ich mache eine weitere Testaufnahme mit längerer Verschlusszeit. Leider komme<br />

ich beim Auslösen an die Kamera, und das Bild verwackelt. Um das Problem zu beseitigen,<br />

schließe ich meinen Fernauslöser an. Wenn <strong>Sie</strong> über keinen solchen Auslöser verfügen,<br />

können <strong>Sie</strong> auch einfach den Selbstauslöser der Kamera verwenden. Passen <strong>Sie</strong> auf, dass <strong>Sie</strong><br />

während der Aufnahme nicht ans Stativ kommen.<br />

Schritt 4 Ich spiele etwas mit verschiedenen Verschlusszeiten herum, um zu sehen, wie sie<br />

das Bild verändern. Bei zehn Sekunden ist das Bild zu dunkel, und Einzelheiten der Straße<br />

gehen verloren. Bei 16 Sekunden ist das Bild wiederum zu hell, und die Lichtspuren strahlen<br />

zu stark. Mit einer Verschlusszeit zwischen diesen beiden Einstellungen müsste ich die<br />

passende Belichtung erreichen. <strong>Sie</strong> sollten ebenfalls mit den Verschlusszeiten<br />

herumexperimentieren.<br />

34 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


FERTIGES BILD<br />

Wenn die Belichtung stimmt, erledigt<br />

sich der Rest von selbst, und man erhält<br />

ein schönes dynamisches Bild. Testen<br />

<strong>Sie</strong> diese Technik doch einmal !


Leitfaden für Anfänger<br />

>Restlicht >Innen<br />

Restlicht-Innenaufnahmen<br />

Erforschen <strong>Sie</strong> das Potenzial von Restlicht bei sich zu Hause und in anderen Gebäuden.<br />

Restlicht lässt sich in Gebäuden leicht herstellen –<br />

ziehen <strong>Sie</strong> einfach die Vorhänge zu, schließen <strong>Sie</strong> die<br />

Jalousien, und schalten <strong>Sie</strong> das Licht aus. Na gut, vielleicht<br />

nicht alles auf einmal, weil <strong>Sie</strong> sonst die Hand vor Augen<br />

nicht mehr sehen. Aber <strong>Sie</strong> verstehen, worum es geht: <strong>Sie</strong><br />

können die Lichtintensität im Haus kontrollieren und so die<br />

gewünschte Atmosphäre schaffen. Damit haben <strong>Sie</strong> viele<br />

Möglichkeiten zum Herumexperimentieren.<br />

Bei sich zu Hause können <strong>Sie</strong> mit Kerzenlicht und dem<br />

Licht eines Kaminfeuers herumexperimentieren. Beide<br />

Lichtarten sind sehr beliebt als atmosphärische Lichter und<br />

eignen sich hervorragend für Porträt- und Aktaufnahmen<br />

sowie für Stillleben. Selbst das Licht von einem einzigen<br />

Streichholz reicht aus, um das Gesicht eines Menschen zu<br />

beleuchten. Zugegeben, <strong>Sie</strong> werden nicht mit 1/1000 s<br />

fotografieren, aber die neuesten <strong>DSLR</strong>s haben<br />

ausgezeichnete ISO-Empfindlichkeiten. Selbst bei Werten<br />

von 1600, 3200 oder sogar 6400 werden <strong>Sie</strong> problemlos<br />

Aufnahmen mit der Hand machen können. Auch die<br />

Bildqualität wird gar nicht einmal schlecht sein, vor allem<br />

im Vergleich zu den Ergebnissen, die wir in der<br />

Vergangenheit mit ultraschnellen Filmen erzielt haben.<br />

Das Licht von jeder dieser Quellen hat eine sehr niedrige<br />

Farbtemperatur – bis zu etwa 2000 K. Das bedeutet, es ist<br />

sehr warm, sodass die Bilder einen starken Orangestich<br />

haben werden. Aber mit einer geeigneten<br />

Weißabgleichseinstellung an der Kamera können <strong>Sie</strong><br />

Abhilfe schaffen. Mit Wolfram wird ein Großteil der Wärme<br />

entfernt, während mit einer individuellen Einstellung die<br />

gesamte Wärme entfernt werden kann. Das Abkühlen<br />

Einstellen der Belichtung<br />

Es gibt gute Nachrichten: <strong>DSLR</strong>s verfügen über<br />

ausgezeichnete Messsysteme. Die Zeit, in der<br />

Restlichtfotografie Belichtungskopfschmerzen<br />

verursachte, ist lange vorbei.<br />

Um optimale Ergebnisse zu erzielen, stellen <strong>Sie</strong> die<br />

Kamera auf Mehrzonenmessung und die Belichtungsart<br />

auf Zeitautomatik (A oder Av) ein.<br />

Mit der Zeitautomatik können <strong>Sie</strong> zur Steuerung der<br />

Tiefenschärfe die Blende auswählen, während die<br />

Kamera automatisch die Verschlusszeit einstellt.<br />

Das bedeutet, sie kann sich des kompletten<br />

Verschlusszeitenbereichs bedienen, normalerweise bis zu<br />

30 Sekunden. Machen <strong>Sie</strong> unabhängig vom Motiv eine<br />

Probeaufnahme, sehen <strong>Sie</strong> sich dann das Histogramm<br />

an, und stellen <strong>Sie</strong> die Belichtung entsprechend ein. Das<br />

Wichtigste dabei ist, die Glanzlichter nicht zu zerstören.<br />

Mit sehr hellen Lichtpunkten, wie Straßenlampen in einer<br />

Nachtszene, kann dies möglicherweise unvermeidbar<br />

sein, aber wenn sie klein sind, ist dies kein Grund zur<br />

Beunruhigung.<br />

Die Belichtungsautomatik (S oder TV) ist eine andere<br />

Betriebsart, die <strong>Sie</strong> für Restlicht-Actionaufnahmen<br />

verwenden können, weil <strong>Sie</strong> hierbei die Verschlusszeit<br />

auswählen können, wobei die Kamera die erforderliche<br />

Blende einstellt. Wenn die Belichtungen außerhalb des<br />

automatischen Verschlusszeitenbereichs liegen, müssen<br />

<strong>Sie</strong> die Langzeitbelichtung (B) verwenden. Damit<br />

können <strong>Sie</strong> den Verschluss beliebig lang offen halten.<br />

Diese Option kann auf dem Kamerawählschalter für die<br />

Belichtungsart gekennzeichnet sein, oder <strong>Sie</strong> können im<br />

Belichtungsautomatik- (TV) oder manuellen (M) Modus<br />

darauf zugreifen.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

eines in Kerzenlicht aufgenommenen Porträts ist jedoch ein<br />

bisschen wie das Korrigieren eines Sonnenuntergangs: Die<br />

gesamte Atmosphäre geht dabei verloren.<br />

Fabriken, Gießereien, Werkstätten und andere Orte, an<br />

denen <strong>Sie</strong> Männer mit Werkzeugen finden, eignen sich sehr<br />

gut zum Aufnehmen von ungestellten Restlichtaufnahmen<br />

und Porträtaufnahmen. Schweiß- und Schleifmaschinen,<br />

aus denen die Funken nur so heraus sprühen, tragen das<br />

<strong>Ihre</strong> zu einem interessanten Foto bei.<br />

Oder wenn <strong>Ihre</strong> Motive dauernd in Bewegung sind,<br />

schieben <strong>Sie</strong> ein Blitzgerät auf den Blitzschuh <strong>Ihre</strong>r<br />

Kamera, und versuchen <strong>Sie</strong> es einmal mit einer<br />

Blitzaufnahme mit langsamer Synchronisierung. Dabei<br />

bewirkt eine langsame Verschlusszeit, dass das Motiv im<br />

verfügbaren Licht verschwimmt, während der Blitz einen<br />

„einfrierenden“ Effekt hat.<br />

Es sieht fantastisch aus – vor allem, wenn <strong>Sie</strong> die<br />

Kamera auf Synchronisierung, auf den zweiten (hinteren)<br />

Verschlussvorhang einstellen, damit der Blitz am Ende der<br />

Belichtung ausgelöst wird.<br />

Das in einer industriellen Umgebung verfügbare Licht<br />

kann atemberaubend sein: Sonnenstrahlen, die durch<br />

kleine Fenster, Risse und Löcher einfallen, oder Rauch und<br />

Staub im Gegenlicht schaffen eine besondere Atmosphäre.<br />

Das bietet einen hervorragenden Hintergrund für<br />

Umweltaufnahmen im Hochformat und<br />

Weitwinkel-Innenaufnahmen. Dampfeisenbahnen sind ein<br />

klassisches Beispiel. Deshalb sind sie so beliebt bei<br />

Fotografen. Es lohnt sich auf jeden Fall, eine<br />

Dampfeisenbahn in Aktion zu erleben, vor allem nachts.<br />

<strong>Sie</strong> trinken gern einmal ein Bierchen in <strong>Ihre</strong>r<br />

Stammkneipe? Nehmen <strong>Sie</strong> das nächste Mal doch einfach<br />

<strong>Ihre</strong> Kamera mit, und machen <strong>Sie</strong> einige Porträtaufnahmen<br />

mit Charakter! Traditionelle Kneipen sind ideale<br />

Jagdgründe, da <strong>Sie</strong> wahrscheinlich einige der alten<br />

Originale kennen. Und da sich deren Stimmung durch ein<br />

bis drei Biere positiv beeinflussen lässt, werden <strong>Sie</strong> sich<br />

vermutlich auch keinen Korb einhandeln.<br />

Schließlich können auch Hallensportarten wie<br />

Basketball, Badminton und Tischtennis eine Quelle für<br />

hervorragende Bilder sein. Und dank der digitalen Technik<br />

ist es jetzt einfacher denn je, gute Aufnahmen zu machen,<br />

da <strong>Sie</strong> die ISO-Empfindlichkeit nach Bedarf ändern und mit<br />

dem Weißabgleich herumexperimentieren können, um<br />

einen unerwünschten Farbstich zu entfernen. Auch der<br />

Umstand, dass <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Ergebnisse gleich vor Ort ansehen<br />

können, ist sehr von Vorteil. Denn wenn <strong>Sie</strong> einen dummen<br />

Fehler machen, können <strong>Sie</strong> ihn gleich korrigieren.<br />

Behagliches Zuhause<br />

<strong>Sie</strong> müssen Ihr Zuhause nicht<br />

verlassen, um tolle<br />

Restlichtaufnahmen machen zu<br />

können. Jedes Zimmer hat Potenzial.<br />

Restlicht: Einstellen der <strong>DSLR</strong><br />

Das größte potenzielle Problem ist<br />

das Verwackeln der Kamera. Es gibt<br />

einige Vorsichtsmaßnahmen, die <strong>Sie</strong><br />

ergreifen können, um dieses Problem zu<br />

vermeiden.<br />

Stellen <strong>Sie</strong> eine hohe ISO-Empfindlichkeit<br />

ein: Erhöhen <strong>Sie</strong> die ISO-Empfindlichkeit auf<br />

einen Wert zwischen 400 und 800, um schnellere<br />

Verschlusszeiten zu ermöglichen. Verwenden <strong>Sie</strong> nach<br />

Möglichkeit aber keine höheren Werte, da sich sonst<br />

das Rauschen in <strong>Ihre</strong>n Bildern zu deutlich zeigt.<br />

Verwenden <strong>Sie</strong> eine größere Blende: Eine<br />

große Blende lässt mehr Licht durch das Objektiv und<br />

ermöglicht so schnellere nutzbare Verschlusszeiten.<br />

Aktivieren <strong>Sie</strong> die Bildstabilisierung:<br />

Wenn <strong>Ihre</strong> Kamera bzw. Ihr Objektiv über eine<br />

Bildstabilisierungsfunktion verfügt, aktivieren <strong>Sie</strong> sie.<br />

Die zwei bis drei Anschläge, die sie bietet, können einen<br />

großen Unterschied ausmachen.<br />

Selbstauslöser: Bei der Aufnahme mit längeren<br />

Belichtungszeiten kann es zu einer Verwacklung<br />

kommen, wenn <strong>Sie</strong> zu kräftig auf den Auslöser<br />

drücken. Aktivieren <strong>Sie</strong> also den Selbstauslöser. Sofern<br />

vorhanden, können <strong>Sie</strong> auch einen Fernauslöser<br />

verwenden.<br />

Rauschunterdrückung: Sehen <strong>Sie</strong> sich einmal<br />

das Menüsystem <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> an. Dort werden <strong>Sie</strong> eine<br />

Einstellung für ISO-Rauschunterdrückung finden.<br />

Wenn diese Funktion aktiviert ist, verringert der<br />

Prozessor in der Kamera das Rauschen im Bild. Dies<br />

kann jedoch zu einer weicheren Darstellung der Details<br />

in der Aufnahme führen. Eine in der Kamera integrierte<br />

Rauschunterdrückung wirkt sich nur auf JPEGs aus.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> also auch ein unverändertes Bild aufnehmen<br />

möchten, machen <strong>Sie</strong> die Aufnahme im Roh- und<br />

JPEG-Format.<br />

AF-Leuchte: Restlicht kann zu Problemen mit dem<br />

Autofokus führen. Deshalb haben viele <strong>DSLR</strong>s eine<br />

AF-Leuchte (häufig im integrierten Blitz verbaut), die<br />

einen Lichtblitz abgibt, der das AF-System unterstützt.<br />

Diese Leuchte kann hilfreich sein, ihre Reichweite<br />

ist jedoch begrenzt, und sie kann für Porträtmodelle<br />

störend sein.<br />

Blitz: Die einfachste Möglichkeit, in<br />

Restlichtbedingungen zu fotografieren, ist der<br />

integrierte Blitz (bzw. ein auf dem Blitzschuh<br />

aufgesetztes Blitzgerät). Aber damit geht die Stimmung<br />

der Szene verloren. Wenn <strong>Sie</strong> einen Blitz verwenden<br />

müssen, achten <strong>Sie</strong> darauf, dass er auf langsame<br />

Synchronisierung eingestellt ist, damit er sowohl das<br />

Umgebungslicht als auch die Blitzaufnahme aufnimmt.<br />

36 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

Innen


Leitfaden für Anfänger<br />

>Restlicht ><strong>Fotografie</strong>ren von Haustieren<br />

Aufnahmen von Haustieren in Restlicht<br />

Matty Graham verrät eine einfache und dennoch wirkungsvolle Methode, um eine<br />

kreative Innenaufnahme des besten Freundes des Menschen unter schwierigen<br />

Restlichtbedingungen zu machen.<br />

Jeder Halter eines Haustieres, insbesondere eines<br />

hyperaktiven Hundes, kann ein Lied davon singen, wie<br />

schwierig es sein kann, eine schöne Aufnahme von<br />

seinem Tier zu machen. Dies liegt in erster Linie daran,<br />

dass die meisten Vierbeiner <strong>Ihre</strong>n Anweisungen, in der<br />

richtigen Stellung stehen oder sitzen zu bleiben, oder<br />

einfach nur länger still zu sitzen, nicht Folge leisten! Die<br />

beste Tageszeit, eine derartige Aufnahme zu versuchen, ist<br />

demnach der späte Nachmittag oder Abend,<br />

vorzugsweise nach einem ausgiebigen Spaziergang, wenn<br />

Ihr vierbeiniger Freund entspannt ist, und daher<br />

möglicherweise eher willens ist, für ein Foto zu posieren.<br />

Ich fotografiere unter relativ dunklen Bedingungen und<br />

beleuchte mein Modell nur mit einer Lampe. Das Restlicht<br />

bietet sich besser für kreativere, stimmungsvolle Bilder an<br />

als ein heller, gut beleuchteter Raum. Gleichzeitig sollte<br />

jedoch nicht verschwiegen werden, dass das <strong>Fotografie</strong>ren<br />

unter diesen Bedingungen eine Reihe technischer<br />

Herausforderungen mit sich bringt.<br />

Bei Restlichtaufnahmen positionieren <strong>Sie</strong> am besten<br />

zuerst das Modell sorgfältig, um das vorhandene Licht zu<br />

maximieren. Und dann verwenden <strong>Sie</strong> bei Bedarf<br />

künstliches Licht, um die geringe Lichtstärke<br />

auszugleichen. Hierfür können <strong>Sie</strong> so ziemlich alles von<br />

einem Blitzgerät bis zu einer einfachen Tischlampe<br />

benutzen. Um die Gefahr des Verwackelns bei langen<br />

Verschlusszeiten zu verringern, empfiehlt es sich, eine<br />

große Blende zu verwenden. Dies ermöglicht nämlich<br />

nicht nur die Verwendung einer schnelleren<br />

Verschlusszeit, sondern trägt auch dazu bei, dass sich Ihr<br />

Modell vom unscharfen Hintergrund besser abhebt.<br />

Da <strong>Sie</strong> unter Restlichtbedingungen arbeiten, kann es<br />

verlockend sein, die ISO-Empfindlichkeit an der <strong>DSLR</strong> zu<br />

erhöhen. Denken <strong>Sie</strong> aber daran: Je höher die<br />

ISO-Empfindlichkeit, desto größer ist das Problem des<br />

digitalen Rauschens in <strong>Ihre</strong>n Aufnahmen. Es ist also viel<br />

besser, eine niedrigere ISO-Empfindlichkeit zu wählen und<br />

mehr Licht auf das Motiv zu lenken.<br />

Ein allgemeinerer Punkt, den <strong>Sie</strong> beim <strong>Fotografie</strong>ren<br />

<strong>Ihre</strong>s Haustieres bedenken sollten, ist die Komposition.<br />

<strong>Sie</strong> müssen nicht seinen ganzen Körper auf das Bild<br />

bringen, da die besten Aufnahmen von Haustieren häufig<br />

Kopfaufnahmen sind, die den ganz eigenen Charakter<br />

eines Tieres widerspiegeln. Da Tiere in der Regel eher<br />

ruhig halten, wenn sie liegen, nehmen <strong>Sie</strong> eine niedrigere<br />

Position als Ihr Tier ein, auch wenn <strong>Sie</strong> sich dafür auf den<br />

Boden legen müssen.<br />

Um diese Prinzipien in die Praxis umzusetzen,<br />

fotografierte ich meine Hündin Jerry in meinem<br />

Wohnzimmer. Und so kam die Aufnahme zustande …<br />

Top-Tipps für Aufnahmen von<br />

Haustieren<br />

1) Live-View: Live-View kann beim <strong>Fotografie</strong>ren von<br />

Haustieren eine unschätzbar wichtige Funktion sein. Mit dem<br />

LCD-Monitor lässt sich die Aufnahme wesentlich einfacher<br />

eingrenzen als mit dem Sucher, vor allem wenn <strong>Sie</strong> versuchen,<br />

ein Haustier in einer bestimmten Position zu halten. Nicht<br />

alle Kameras verfügen über die Live-View-Funktion. Eine<br />

praktische Lösung wäre es also, die Kamera über ein Kabel,<br />

das normalerweise im Lieferumfang der <strong>DSLR</strong> enthalten<br />

ist, mit dem Fernseher zu verbinden. Der Bildschirm könnte<br />

so nicht nur zusätzliches Licht, sondern auch ein Live-Bild<br />

liefern, das bei der Komposition hilfreich ist.<br />

2) Weißabgleich: Unterschiedliche<br />

Weißabgleichseinstellungen können die Stimmung einer<br />

Aufnahme verändern. Es ist also sinnvoll, immer im<br />

Rohformat zu fotografieren. Auf diese Weise können <strong>Sie</strong><br />

die Weißabgleichseinstellung auswählen, die für das Bild<br />

am besten geeignet ist, wenn <strong>Sie</strong> die Aufnahme auf einem<br />

Computer ansehen. Wenn <strong>Sie</strong> im JPEG-Format fotografieren,<br />

können <strong>Sie</strong> die Weißabgleichseinstellung, die bestand, als<br />

<strong>Sie</strong> die Aufnahme gemacht haben, nicht mehr ändern.<br />

3) Tiefenschärfe: Beim <strong>Fotografie</strong>ren mit großen<br />

Blenden entsteht eine geringe Tiefenschärfe. Dies kann<br />

zwar zu kreativen Zwecken verwendet werden, indem der<br />

Hintergrund unscharf dargestellt wird, bedeutet aber auch,<br />

dass <strong>Sie</strong> sich genau überlegen müssen, wo <strong>Sie</strong> auf dem<br />

Gesicht des Modells scharfstellen. <strong>Sie</strong> sollten versuchen, die<br />

Augen scharfzustellen, da der Betrachter dorthin gezogen<br />

wird.<br />

Schritt 1 Als erstes musste ich die Kameraeinstellungen vornehmen. Ich beschloss, die<br />

Kamera auf Zeitautomatik einzustellen, damit ich die Tiefenschärfe festlegen konnte, und<br />

wählte die Blende f/3.5 bei einer ISO-Empfindlichkeit von 320. Außerdem fotografierte ich<br />

im Rohformat, damit ich beim Ansehen der Bilder auf dem Computer den Weißabgleich<br />

anpassen konnte.<br />

Schritt 2 Der Raum wurde von einer großen Lampe beleuchtet. Ich positionierte Jerry auf<br />

ihrem Hundebett. Um das schwarze Fell auf ihrem Gesicht etwas mehr zu beleuchten und<br />

eine stimmungsvolle Atmosphäre zu schaffen, schaltete ich den Fernseher ein, der die Seite<br />

ihres Gesichts mit einem blauen Schein erleuchtete. Ich nahm die Scharfeinstellung manuell<br />

vor und machte eine Probeaufnahme.<br />

Schritt 3 Die Raumbeleuchtung funktionierte nicht sehr gut und ließ den Hintergrund zu<br />

hell erscheinen. Deshalb habe ich es beim nächsten Versuch mit einer Standardtischlampe<br />

probiert. Ich habe die Lampe mit einem Stück Karton abgedeckt, um so eine selbst gemachte<br />

Schnute zu machen, sodass der Strahl in ein Spotlicht fokussiert wurde, das ich auf das<br />

Gesicht des Hundes richten konnte.<br />

Schritt 4 Mit der Lampe in Position legte ich eine schwarze Jacke über einen Stuhl, um<br />

einen dunklen Hintergrund zu schaffen, der dazu beitragen würde, dass das Gesicht von Jerry<br />

im Bild herausstechen würde. Außerdem wechselte ich zu einer größeren Blende, nämlich<br />

f/2.8. Als ich bereit für die Aufnahme war, schaltete ich die Hauptraumlichter aus, sodass die<br />

Lampe die einzige Lichtquelle war.<br />

38 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


LETZTES BILD<br />

Ich habe den orangefarbenen<br />

Schein von der Lampe<br />

abgemildert, indem ich den<br />

Weißabgleich des Rohbildes<br />

angepasst habe. Dann ist das<br />

Richtungslicht mit dem dunklen<br />

Hintergrund verschmolzen und<br />

ließ eine stimmungsvolle<br />

Tieraufnahme entstehen.


Leitfaden für Anfänger<br />

Wir füttern sie, verhätscheln sie und lieben sie fast genauso sehr wie<br />

alle anderen Mitglieder der Familie. Es wird also Zeit, auch von unseren<br />

Haustieren einmal ein paar gute Bilder zu schießen!<br />

VIELE MENSCHEN schätzen ihre Tiere fast so wie einen engen Verwandten. Umso mehr überrascht es,<br />

dass es nicht mehr Bilder von unseren großen und kleinen Mitbewohnern gibt. Wir verbringen jeden Tag<br />

viel Zeit mit ihnen. So ergeben sich viele Gelegenheiten, tolle Tierfotos zu knipsen. Vor diesem<br />

Hintergrund wollen wir Ihnen in diesem Einsteiger-Leitfaden zeigen, wie <strong>Sie</strong> tolle Tierfotos aufnehmen<br />

können. Ob <strong>Sie</strong> nun einen Vierbeiner wie eine Katze oder einen Hund, ein Kleintier wie etwa ein<br />

Kaninchen oder ein ausgefalleneres Haustier wie einen Papagei zu Hause haben: <strong>Sie</strong> müssen nur einige<br />

sehr einfache Schritte beherzigen, um brillante Bilder zu schießen. Außerdem zeigen wir Ihnen<br />

verschiedene kreative Techniken, wenn <strong>Sie</strong> etwas originellere und ungewöhnlichere Fotos erstellen<br />

möchten.<br />

<strong>Sie</strong> werden feststellen, dass das Knowhow, auf das es bei der Aufnahme schöner Tierfotos ankommt,<br />

weitgehend vergleichbar ist mit den Kenntnissen, die in der Porträtfotografie gebraucht werden. Es<br />

kommt hier ebenso auf die zu verwendenden Geräte, die Art des Objektivs und die Beleuchtung an. Von<br />

der Größe einmal abgesehen besteht der Hauptunterschied darin, dass es beim Tier weitaus schwerer ist,<br />

das Objekt so abzulichten wie gewünscht. Eine Katze oder einen Hund kann man nicht bitten, einmal<br />

kurz nach links zu schauen oder das Kinn etwas zu senken. Man muss sich mit Tieren auskennen und<br />

Eigeninitiative mitbringen. Darüber hinaus muss man sich gut auf sein Objekt einstellen können. Vor<br />

allem aber sollte man versuchen, beim „Shooting“ Spaß zu haben!<br />

40 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 41


Leitfaden für Anfänger<br />

>Tierporträts >Grundlagen der Tierfotografie<br />

Tierisch gute Fotos<br />

Ob <strong>Sie</strong> nun Hunde- oder Katzenliebhaber oder eher ein Fan von Kleintieren wie<br />

Hasen oder Hamstern sind: Wir haben eine Menge toller Fotoideen für <strong>Sie</strong><br />

DIE MEISTEN MENSCHEN mögen Tiere. In vielen<br />

Wohnungen teilt mindestens ein Haustier seinen<br />

Lebensraum mit uns merkwürdigen Zweibeinern.<br />

Zweifellos sind Hunde im Alltag die beliebtesten Begleiter,<br />

gefolgt von den Katzen. Im deutschen<br />

Durchschnittshaushalt findet man aber auch noch alle<br />

anderen möglichen pelzigen, gefiederten oder<br />

geschuppten Kreaturen. Selbst, wenn sie selbst kein<br />

Haustier besitzen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass<br />

<strong>Sie</strong> jemanden kennen, der eines zu Hause hat. Die Suche<br />

nach einem geeigneten Objekt dürfte also kein allzu<br />

großes Problem darstellen. Es lohnt sich, schöne<br />

Aufnahmen von Tieren zu machen. <strong>Sie</strong> verfeinern damit<br />

nicht nur <strong>Ihre</strong> Fertigkeiten als Fotograf und werden flinker.<br />

Für ein beeindruckendes Tierbild wird man Ihnen überdies<br />

fast genauso viel Bewunderung und Anerkennung<br />

entgegenbringen wie für Familienfotos vom Nachwuchs!<br />

Eine der größten Herausforderungen bei der Tierfotografie<br />

ist es, die Aufmerksamkeit des Motivs auf sich zu lenken<br />

und lang genug aufrechtzuerhalten, um einige Aufnahmen<br />

zu machen. Im schlimmsten Fall ist das einfach<br />

unmöglich, im besten Fall sehr schwer! Je nachdem, um<br />

welches Tier es sich handelt, gibt es unterschiedliche<br />

Tricks, die <strong>Sie</strong> verwenden können, um <strong>Ihre</strong> Erfolgschancen<br />

zu erhöhen.<br />

Wie schon weiter oben angesprochen nutzen<br />

Tierfotografen oft ähnliche branchenübliche Tricks wie<br />

Porträtfotografen oder noch genauer Porträtfotografen, die<br />

auf Kinder spezialisiert sind. Sowohl Tiere als auch Kinder<br />

haben eine geringe Aufmerksamkeitsspanne und sind<br />

schwer zu dirigieren. Man braucht also bestimmte Tricks,<br />

um ihr Interesse zu wecken. Die offensichtlichste Form der<br />

„Bestechung“ sind Leckereien. Das wirkt vor allem bei<br />

Hunden, die man zum Sitzen und Herschauen bewegen<br />

will. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Tönen:<br />

Man kann entweder den Namen des Modells rufen oder<br />

ein Quietschspielzeug verwenden. Damit bewirkt man oft,<br />

dass ein unkonzentriertes Modell direkt in die Kamera<br />

blickt (solange das Spielzeug knapp oberhalb der Kamera<br />

gehalten wird). Auch letzterer Trick funktioniert am besten<br />

bei Hunden, weniger bei Katzen, für die man oft ein<br />

anderes Hilfsmittel wie ein Wollknäuel braucht, um die<br />

Einstellen <strong>Ihre</strong>r digitalen SLR auf Tierfotos<br />

1) Belichtungsmodus: Stellen <strong>Sie</strong> den A-Modus<br />

(manuelle Blende, Belichtungszeit automatisch) ein<br />

und verwenden <strong>Sie</strong> die größeren Blendeneinstellungen<br />

wie f/3,5-5,6, wenn <strong>Sie</strong> bei schwachem Licht arbeiten<br />

oder eine geringe Schärfentiefe benötigen. Eine geringe<br />

Schärfentiefe ist bei höheren ISO-Werten vorzuziehen,<br />

um das Risiko des Bildrauschens zu verringern.<br />

2) Messsystem: Verwenden <strong>Sie</strong> Messbereiche.<br />

Überprüfen <strong>Sie</strong> aber das Bild und sein Histogramm,<br />

wenn <strong>Sie</strong> besonders dunkle oder helle Motive<br />

aufnehmen möchten. Beim <strong>Fotografie</strong>ren schwarzer<br />

Tiere sollten <strong>Sie</strong> einen Belichtungsausgleich zwischen<br />

+1 und +2 und bei weißen von -1 bis -2 Stufen wählen.<br />

3) Autofokus/Serienaufnahme: Mehrfach-AF mit<br />

Serienaufnahme ist nützlich, wenn sich das Tier bewegt.<br />

Für die Mehrheit der Bilder empfehlen wir allerdings die<br />

Einstellung des Autofokus auf Einzelbilder (AF-S oder<br />

ähnliche Einstellung) sowie die ausschließliche Nutzung<br />

des zentralen AF. Erfassen <strong>Sie</strong> das Auge, schwenken<br />

<strong>Sie</strong> die Kamera und schießen <strong>Sie</strong> bei eingestelltem<br />

Serienbild-Modus zwei oder drei Bilder.<br />

4) Bildqualität: Verwenden <strong>Sie</strong> Raw und JPEG,<br />

damit <strong>Sie</strong> den Weißabgleich in Photoshop noch<br />

einstellen können, um so für eine ideale Farbdarstellung<br />

zu sorgen.<br />

Augen zum Funkeln zu bringen.<br />

Sowohl bei Katzen als auch bei Hunden sollten <strong>Sie</strong><br />

versuchen, <strong>Ihre</strong> Bilder dann zu schießen, wenn das Tier<br />

seine ruhigen Phasen hat (in der Regel nach dem Fressen<br />

oder Schlafen), weil es dann entspannter ist und sich<br />

weniger bewegt.<br />

Die meisten Tiere sehen am possierlichsten aus, wenn sie<br />

noch jung sind. Wenn <strong>Sie</strong> also einen Welpen oder ein<br />

Katzenjunges haben (bzw. jemanden kennen, der kleine<br />

Hunde oder Katzen hat), sollten <strong>Sie</strong> dies ausnutzen.<br />

Neben den Standardposen können <strong>Sie</strong> die kleinen Tiere<br />

auch in einen Blumentopf, einen alten Stiefel oder unter<br />

einen kleinen Kleiderhaufen stecken und sie ablichten,<br />

wenn sie den Kopf herausstecken.<br />

Bei schwerer zu kontrollierenden Zeitgenossen wie Hasen<br />

und Hamstern müssen <strong>Sie</strong> versuchen, sie in feste Settings<br />

zu setzen, in denen schnelle Aufnahmen möglich sind.<br />

Wenn die Tiere handzahm sind, können <strong>Sie</strong> beispielsweise<br />

eine Art Ministudio aufbauen (mehr dazu später). Schöne<br />

Schnappschüsse im Käfig oder Stall sind beinahe<br />

unmöglich. Arbeiten <strong>Sie</strong> auch hier mit den Tieren, wenn<br />

sie müde und dadurch weniger quirlig sind.<br />

<strong>Sie</strong> werden feststellen, dass der Ort der Aufnahmen für<br />

das Ergebnis ausschlaggebend ist. Hunde sind am<br />

einfachsten mit der Kamera einzufangen, weil man sie<br />

wirklich überall mit hinnehmen kann. Bei Katzen ist es am<br />

leichtesten, wenn es sich um sehr zahme Tiere handelt,<br />

die man problemlos hochheben und an eine bestimmte<br />

Stelle setzen kann. Bei anderen Haustierarten ist es am<br />

besten, ein kleines Studio einzurichten. Andernfalls muss<br />

man sich abmühen, sie auf dem begrenzten Raum ihres<br />

Käfigs oder Glaskastens aufzunehmen.<br />

Wofür auch immer <strong>Sie</strong> sich entscheiden, dieserer<br />

Leitfaden liefert Ihnen Expertentipps und verschiedene<br />

Techniken, die Ihnen helfen werden, die schönsten<br />

Tierfotos zu schießen. Denken <strong>Sie</strong> vor allem daran, dass<br />

Tierfotografie Spaß machen soll. Seien <strong>Sie</strong> also nicht<br />

frustriert, wenn nicht alles nach Plan läuft (Glauben <strong>Sie</strong><br />

uns: Das tut es nur selten!). Bleiben <strong>Sie</strong> am Drücker und<br />

befolgen <strong>Sie</strong> unsere Ratschläge. <strong>Sie</strong> werden sehen, dass<br />

<strong>Sie</strong> es am Ende schaffen, die perfekte Aufnahme zu<br />

machen!<br />

1<br />

3<br />

Zubehör für Innenaufnahmen<br />

Objektive: Die Wahl des<br />

Objektivs hängt von der<br />

Größe des Tiers sowie vom<br />

Bildtyp ab. Ein Zoom mit<br />

18-55 mm ist für normale<br />

Tierporträts von Hunden oder<br />

Katzen in Ordnung, da <strong>Sie</strong><br />

recht einfach nahe genug<br />

herangehen können, um den Bildausschnitt zu<br />

füllen. Bei kleineren Tieren kann es besser sein, ein<br />

Teleobjektiv mit 50-200 mm zu verwenden. Eine<br />

bessere Wahl wäre allerdings ein Makro-Objektiv.<br />

Erschwingliche Produkte finden <strong>Sie</strong> im Bereich<br />

Günstig fotografieren der letzten Ausgabe. Wenn es<br />

Ihr Ziel ist, originelle Weitwinkelbilder zu knipsen,<br />

bei denen die Physiognomie des Tiers verzerrt wird,<br />

kann die weite Einstellung <strong>Ihre</strong>s Kameraobjektivs<br />

ausreichen. Besser geeignet ist allerdings ein<br />

Ultraweitwinkel-Objektiv mit etwa 10-20 mm.<br />

Stativ: Bei manchen<br />

Bildern, bei denen <strong>Sie</strong> und<br />

das Tier sich bewegen, ist<br />

es unter Umständen am<br />

besten, die Kamera in der<br />

Hand zu halten. Für feste<br />

Rahmenvorgaben mit wenig<br />

Bewegung oder im Käfig<br />

befindliche Motive ist ein Stativ die beste Wahl,<br />

weil <strong>Sie</strong> damit mehr Freiheiten haben, was die<br />

Blendengröße oder Verschlusszeit angeht. Auch<br />

ein Einbeinstativ kann sinnvoll sein. Dies ist zwar<br />

ein etwas spezielles, aber absolut erschwingliches<br />

Zubehörteil.<br />

Fernauslöser: Der<br />

Fernauslöser ist immer<br />

nützlich, wenn es darum<br />

geht, Verwacklungen<br />

vorzubeugen. Außerdem<br />

müssen <strong>Sie</strong> beim Abdrücken<br />

nicht direkt an der Kamera<br />

stehen. Die meisten<br />

Marken bieten die oben<br />

beschriebenen Zubehörteile an, allerdings oft<br />

überteuert. Es lohnt sich also, sich im Internet<br />

auf Auktionsseiten nach günstigeren Teilen von<br />

Drittanbietern umzusehen. Vergessen <strong>Sie</strong> aber<br />

nicht, die Onlinetests zu lesen, bevor <strong>Sie</strong> Geld<br />

ausgeben. Schließlich möchten <strong>Sie</strong> kein Geld für<br />

minderwertige Produkte ausgeben.<br />

Licht: Es kann sein, dass<br />

bereits normales Tageslicht<br />

vollkommen ausreicht. Dies<br />

gilt für Aufnahmen im Freien<br />

und bei Lichteinfall durch<br />

Fenster, wenn <strong>Ihre</strong> Wohnung<br />

weiße Wände hat. Für<br />

Studioaufnahmen sollten<br />

<strong>Sie</strong> eine Ausrüstung mit einer oder zwei Lampen<br />

verwenden (mit Schirm und/oder Softbox). Auch<br />

ein Blitzgerät kann sich als äußerst hilfreich<br />

erweisen.<br />

Zusatzlicht: Wenn <strong>Sie</strong><br />

keinen silbernen/weißen<br />

Faltreflektor besitzen, lohnt<br />

es sich, dafür ein wenig Geld<br />

zu investieren, da dies eine<br />

sehr effektive Art ist, das<br />

Tages- oder Blitzlicht auf<br />

Ihr Motiv zu lenken. Wenn<br />

<strong>Sie</strong> einen auf dem Blitzschuh angebrachten Blitz<br />

verwenden, kann auch ein Diffusor ein nützliches<br />

Hilfsmittel sein. Andernfalls können <strong>Sie</strong> sich auch<br />

selbst einen Reflektor aus dünner Folie oder einem<br />

Spiegel basteln.<br />

42 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Gleich kommt das Vögelchen!<br />

Im Käfig sitzende Vögel sind in der Regel sehr fotogen.<br />

Durch die Gitterstäbe ist es aber auch sehr schwer, sie gut<br />

im Bild einzufangen. Wenn <strong>Sie</strong> einen weiten Winkel mit<br />

einem Teleobjektiv einsetzen, sind die Stäbe im Bild<br />

weniger stark sichtbar. Stellen <strong>Sie</strong> den Käfig außerdem in<br />

die Nähe eines Fensters, um für einen sauberen, hellen<br />

Hintergrund zu sorgen. Wenn <strong>Sie</strong> jemanden kennen, der<br />

einen Papagei oder einen Ara hat, der problemlos aus dem<br />

Käfig genommen werden kann, sollten <strong>Sie</strong> den Vogel vor<br />

einem einfarbigen Hintergrund platzieren, damit das bunte<br />

Gefieder voll zur Geltung kommt.<br />

APRIL 2010 DIGITAL SLR PHOTOGRAPHY XX<br />

ISTOCK PHOTO


Leitfaden für Anfänger<br />

>Tierporträts >Hunde<br />

Der beste Freund des Menschen von seiner besten Seite<br />

Der Hund einer Familie ist nicht nur der beste Freund des Menschen, sondern (hoffentlich)<br />

auch der gehorsamste Vierbeiner, den sich ein Tierfotograf wünschen kann.<br />

SCHON SEIT MEHREREN HUNDERT JAHREN lebt der<br />

Mensch mit Hunden zusammen. Hunde sind aber nicht<br />

nur treue Begleiter, sondern auch wie gemacht zum<br />

<strong>Fotografie</strong>ren. <strong>Sie</strong> sehen interessant aus und sind (in der<br />

Regel) sehr brav und folgsam, wenngleich es von Zeit zu<br />

Zeit die eine oder andere Leckerei braucht, um sie bei<br />

Laune zu halten. Für einen Hundefotografen heißt das,<br />

dass er das Tier in die vorbereitete Szene hineinführen<br />

und meistens auch dazu bringen kann, sich an der<br />

geplanten Stelle hinzusetzen, hinzulegen oder<br />

hinzustellen. Doch so gut sie auch auf den Menschen<br />

hören mögen – wie bei Kindern, so ist auch bei Hunden<br />

die Aufmerksamkeit zeitlich begrenzt. Im besten Fall hat<br />

man einige Minuten lang Zeit. Deshalb sollte man schon<br />

vor dem Knipsen die ganze Ausrüstung vorbereitet haben<br />

und bereits sein, abzudrücken, sobald der Hund in<br />

Position ist. Damit er direkt in die Kamera blickt, müssen<br />

<strong>Sie</strong> seinen Namen rufen oder in der Nähe der Kamera<br />

etwas zu essen oder ein Spielzeug (wenn nötig eines, das<br />

quietschen kann) festhalten. Wenn <strong>Sie</strong> ihm regelmäßig<br />

Milo in Aktion<br />

Wenn <strong>Sie</strong> eine<br />

Aufnahmesitzung im heißen<br />

Studio machen, sollte immer<br />

eine Schüssel mit Wasser<br />

bereitstehen.<br />

Einfachheit mit hellem Hintergrund<br />

Wenn <strong>Sie</strong> einen Studioblitz besitzen, sollten <strong>Sie</strong> das<br />

System ruhig für <strong>Ihre</strong> Tierporträts einsetzen. <strong>Sie</strong><br />

können das Licht in einem normalen Raum<br />

aufstellen und den Hund an seinem Lieblingsplatz<br />

aufnehmen. <strong>Sie</strong> können aber auch ein kleines<br />

Studio aufbauen und das Bild vor weißem<br />

Hintergrund schießen. Beide Optionen sind<br />

lohnenswert, wenngleich die Studiovariante<br />

vorzuziehen ist, weil man damit professionellere<br />

Ergebnisse erzielen kann. Wir haben Milo im Studio<br />

des Magazins abgelichtet. Hierfür haben wir zwei<br />

Elinchrom D-Lite ITs mit zwei zu 45º gedrehten<br />

Softboxes zu beiden Seiten der Kamera (als<br />

Hauptlichtquellen) aufgestellt. Um einen blassen<br />

weißen Hintergrund bereitzustellen, haben wir<br />

einen dritten Blitzkopf um zwei Stufen höher gestellt<br />

als das vordere Paar (f/22 im Vergleich zu f/11) und<br />

nach hinten gerichtet. Das Ergebnis ist ein<br />

sauberes, klares Tierporträt mit schönen<br />

Reflexionen in den Augen des Motivs. Das Porträt<br />

sieht sowohl in Farbe als auch nach Umwandlung<br />

zum Schwarz-Weiß-Bild gut aus. Denken <strong>Sie</strong> daran,<br />

aus verschiedenen Perspektiven zu schießen und<br />

nach dem Öffnen des Bildes den Kontrast und<br />

andere Werte einzustellen, um sicherzustellen, dass<br />

der Hintergrund so ungetrübt weiß wie möglich ist.<br />

Leckereien geben und ihn loben, können <strong>Sie</strong> die<br />

Aufnahmesitzung verlängern. Wenn der Hund allerdings<br />

müde wird, sollten <strong>Sie</strong> ihn nicht zwingen,<br />

weiterzumachen. Hunde lassen sich schnell für etwas<br />

begeistern. Achten <strong>Sie</strong> also darauf, dass es im<br />

Aufnahmebereich keine Ablenkungen wie etwa<br />

herumlaufende Kinder gibt, weil es Ihr Motiv ganz sicher<br />

vorziehen wird, mit den Kindern zu spielen, anstatt für <strong>Sie</strong><br />

zu posieren!<br />

<strong>Sie</strong> können natürlich auch den Spieltrieb des Hundes<br />

ausnutzen, indem <strong>Sie</strong> ihn draußen beim Herumtollen<br />

fotografieren. Versuchen <strong>Sie</strong>, die Kamera zu schwenken,<br />

um ihn im vollen Lauf zu erwischen, oder probieren <strong>Sie</strong><br />

einmal eine hohe Verschlusszeit aus, um ihn beim Sprung<br />

nach einem Frisbee oder Ball festzuhalten. Ganz gleich,<br />

ob <strong>Sie</strong> Innen- oder Außenaufnahmen machen: Testen <strong>Sie</strong><br />

verschiedene Winkel und Höhen. Setzen <strong>Sie</strong> auch<br />

unterschiedliche Brennweiten ein, um verschiedene<br />

Bildarten aufzunehmen. Und trauen <strong>Sie</strong> sich ruhig auch,<br />

einige originelle Porträts vom Kopf des Tieres zu machen.<br />

Einstellungen<br />

Stellen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> auf den Studioblitz ein.<br />

Verwenden <strong>Sie</strong> den manuellen Modus der Kamera und<br />

synchronisieren <strong>Sie</strong> die Verschlusszeit mit dem Blitz<br />

<strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong>. Wenn <strong>Sie</strong> sich nicht sicher sind, sollten <strong>Sie</strong><br />

einfach 1/125 Sekunde einstellen. Um die richtige<br />

Verschlusszeit zu finden, können <strong>Sie</strong> einen<br />

Belichtungsmesser verwenden oder f/11 als Startpunkt<br />

angeben. Verändern <strong>Sie</strong> dann Verschlusszeit und<br />

Blitzstärke, bis die Szene auf dem LCD-Monitor richtig<br />

belichtet erscheint. Überprüfen <strong>Sie</strong> das Histogramm und<br />

stellen <strong>Sie</strong> sicher, dass im Zentrum ein hoher Ausschlag<br />

zu sehen ist. Achten <strong>Sie</strong> schließlich darauf, den<br />

Weißabgleich auf den Blitz einzustellen, damit die<br />

Farben richtig dargestellt werden.<br />

Neue Hundetricks!<br />

Hunde gehören zu den Tieren, mit denen man mit am<br />

besten arbeiten kann. Warum sollten <strong>Sie</strong> sich also mit den<br />

typischen Bildern abgeben, bei denen der Hund auf dem<br />

Bauch am Boden liegt? Versuchen <strong>Sie</strong> stattdessen, den<br />

Charakter des Hundes herauszustellen, indem <strong>Sie</strong> ihn für<br />

Leckereien Kunststückchen vorführen lassen, ihm einen<br />

Ball zuwerfen oder ihn am Strand entlanglaufen lassen.<br />

Vielen Hunden gefällt es auch, den Kopf aus dem<br />

geöffneten Fenster eines fahrenden Autos<br />

herauszustrecken. Setzen <strong>Sie</strong> dem kaltschnäuzigen<br />

Kameraden doch einfach eine Hundebrille auf, um einen<br />

coolen Schnappschuss in Aktion zu machen. Um den<br />

Hintergrund verschwimmen zu lassen und den Hund in<br />

den Fokus zu bekommen, müssen <strong>Sie</strong> eine Verschlusszeit<br />

von 1/250 Sekunde oder schneller einsetzen und eine<br />

Blende von etwa f/5,6 wählen. Vergessen <strong>Sie</strong> nicht,<br />

jemanden zu Hilfe zu holen, der den Hund auf dem<br />

Rücksitz an der Leine hält, und schnallen <strong>Sie</strong> sich an!<br />

Unter Umständen ist es einfacher, einen Halter mit<br />

Saugnapf am Autofenster zu befestigen und die Kamera<br />

per Fernauslöser zu bedienen, als sich den Hals verrenken<br />

und nach außen lehnen zu müssen. Eine andere<br />

Möglichkeit für einen tollen dynamischen Schnappschuss<br />

ist es, sich auf Augenhöhe mit seinem treuen Freund zu<br />

begeben. Legen <strong>Sie</strong> sich mit einem Weitwinkelobjektiv auf<br />

den Boden und warten <strong>Sie</strong>, bis Ihr Vierbeiner<br />

angesprungen kommt. Auch eine Idee ist es, sich über<br />

dem Hund mit einem Weitwinkelobjektiv so nach unten<br />

zu beugen, dass die Schnauze in der Nähe der Linse ist.<br />

Das Ergebnis ist ein witziges Porträt, auf dem der Kopf im<br />

Vergleich zum Körper überdimensional groß erscheint.<br />

Hundebabys<br />

Wenn es noch etwas Süßeres als Welpen gibt, haben wir<br />

es noch nicht gefunden. Kleine Hunde im Porträt<br />

festzuhalten, macht einfach Spaß. Es gibt einige<br />

Hinweise, die Ihnen bei <strong>Ihre</strong>n Aufnahmen helfen können.<br />

Um zu unterstreichen, wie klein der Welpe ist, können <strong>Sie</strong><br />

ein größeres Motiv mit in den Bildausschnitt übernehmen.<br />

Stecken <strong>Sie</strong> den Welpen zum Beispiel in einen großen<br />

Stiefel oder legen <strong>Sie</strong> ihn einem Erwachsenen in die<br />

Hände. Schön sind auch Schnappschüsse, auf denen der<br />

kleine Kerl friedlich schläft, wodurch ein netter Kontrast<br />

zum aufgeweckten Wesen des niedlichen Energiebündels<br />

entsteht.<br />

ISTOCK PHOTO ISTOCK PHOTO<br />

44 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

Tierporträts


Leitfaden für Anfänger<br />

>Tierporträts >Katzen<br />

Coole Katzenfotos<br />

Katzen sind zwar nicht so gehorsam wie Hunde. Es besteht aber kein Zweifel, dass<br />

die verschmusten Samtpfoten den kalten Schnauzen in puncto Temperament und<br />

Charme in nichts nachstehen.<br />

KATZEN GELTEN VERSTÄNDLICHERWEISE als die<br />

schönsten Haustiere. Durch ihre Eigenwilligkeit sind sie<br />

aber um Einiges schwerer mit der Kamera zu erfassen als<br />

Hunde. Man kann sie zwar dazu bewegen, eine oder zwei<br />

Sekunden lang an einem Ort zu bleiben, indem man sie<br />

mit Nahrung besticht. Die große Mehrzahl von ihnen<br />

bleibt aber keine paar Sekunden ruhig sitzen, wenn man<br />

es gerne hätte. Anders als bei Hunden, die man mehr oder<br />

weniger überall ablichten kann, muss man sich bei Katzen<br />

eher an deren Eigenheiten anpassen. Aus diesem Grund<br />

muss man bei Katzen mehr Zeit und Geduld mitbringen<br />

und sich gut mit deren Ess- und Schlafgewohnheiten<br />

auskennen. Nur so kann man sich an die besten<br />

Zeitpunkte und Stellen zum <strong>Fotografie</strong>ren annähern. Bei<br />

Katzenaufnahmen muss man darauf gefasst sein, dem<br />

Tier mit der Kamera im Anschlag hinterherzulaufen. Wenn<br />

sich einmal eine Gelegenheit auftut, hat man nämlich nur<br />

sehr wenig Zeit, abzudrücken, bevor der wertvolle<br />

Moment wieder vorüber ist.<br />

Die praktischsten Aufnahmeorte sind am Fenster. Die dort<br />

vorherrschenden helleren Lichtbedingungen ermöglichen<br />

die Auswahl praktikabler Verschlusszeiten. Außerdem<br />

sitzen Katzen einfach gern am Fenster, um nach draußen<br />

zu schauen. Legen <strong>Sie</strong> ein Kissen und immer wieder ein<br />

paar Leckereien auf die Fensterbank. Mit etwas Glück<br />

Katzen als Models<br />

Katzen sind schwer zu kontrollieren, aber von Natur aus<br />

neugierig und verspielt. Passen <strong>Sie</strong> also gut auf, wenn <strong>Sie</strong><br />

originelle Schnappschüsse machen möchten. <strong>Sie</strong> können etwas<br />

nachhelfen, indem <strong>Sie</strong> ein Wollknäuel ins Spiel bringen und die<br />

Katze necken, damit sie sich auf die Hinterbeine stellt und die<br />

Vorderpfoten in Richtung Kamera ausstreckt. Wahlweise<br />

können <strong>Sie</strong> sich ihr auch vorsichtig nähern, während sie sich in<br />

der Sonne aalt. Wenn sie <strong>Sie</strong> bemerkt, wird sie sich vielleicht<br />

sogar herumwälzen und den Kopf so drehen, dass sie in <strong>Ihre</strong><br />

Kamera blickt. Katzengesichter sind sehr fotogen. Gehen <strong>Sie</strong><br />

also nahe heran, um bei geringer Schärfentiefe die Augen und<br />

Schnurrhaare ganz groß ins Bild zu bekommen. Falls <strong>Sie</strong> die<br />

Möglichkeit dazu haben, können <strong>Sie</strong> hinter einer schwarzen<br />

Katze einen schwarzen Hintergrund platzieren, um ein<br />

Low-Key-Porträt zu erstellen, in dem die Augen die einzig<br />

auffälligen Farbakzente setzen. Wenn möglich können <strong>Sie</strong> auch<br />

etwas natürliches Licht seitlich auf die Schnurrhaare scheinen<br />

lassen oder ein Bild schießen, während die Katze aus dem<br />

Fenster schaut. Nicht kooperationswillige Samtpfoten können<br />

die Kreativität hemmen.<br />

Hier kann ein witziger Schnappschuss für Abhilfe sorgen.<br />

Richten <strong>Sie</strong> die Kamera so ein, dass sich Augen und<br />

Schnurrhaare der Katze im unteren Drittel des Bildes befinden,<br />

damit sie so aussieht, als würde sie ins Bild hinein blicken. Oder<br />

versuchen <strong>Sie</strong>, das Interesse <strong>Ihre</strong>r Katze zu wecken, indem <strong>Sie</strong><br />

eine Spielzeugmaus ins obere Bilddrittel hineinhängen lassen,<br />

damit die Katze nach oben blickt.<br />

Kleine Katzen<br />

Wie Hundewelpen sind auch kleine Katzen sehr süß.<br />

Bilder, auf denen man sie spielen sieht, sind unglaublich<br />

beliebt. Umso wichtiger ist der Einsatz von Hilfsmitteln.<br />

Kleine Katzen können einem Wollknäuel oder einer<br />

Spielzeugmaus einfach nicht widerstehen. Auch hier ist<br />

es wichtig, ein weiteres Motiv als Maßstab<br />

hinzuzufügen, um zu untermalen, wie klein die<br />

Kätzchen sind. Halten <strong>Sie</strong> sie in der Hand und machen<br />

<strong>Sie</strong> Bilder per Selbstauslöser, oder legen <strong>Sie</strong> das<br />

Kätzchen zu seiner ungleich größeren Katzenmutter.<br />

Eine witzige Idee ist es, die kleine Katze hinter oder<br />

neben ein Fischglas zu stellen, um festzuhalten, wie das<br />

kleine Pelzknäuel mit großen Augen einem saftigen<br />

Abendessen hinterherschaut.<br />

setzt sich die Katze dann in regelmäßigen Abständen<br />

immer wieder dorthin. Verwenden <strong>Sie</strong> einen Reflektor zum<br />

Ausleuchten von Schatten (im Grunde genommen<br />

genauso wie beim normalen Porträt), und versuchen <strong>Sie</strong>,<br />

die Aufnahmen an einem bewölkten Tag zu machen,<br />

wenn gleichmäßiges diffuses Licht die besten<br />

Fotoergebnisse ermöglicht.<br />

Da Katzen viel kleiner als Menschen sind, haben wir uns<br />

angewöhnt, auf sie herabzublicken. Vermeiden <strong>Sie</strong> es,<br />

Bilder aus der üblichen aufrechten Position zu machen.<br />

Wählen <strong>Sie</strong> stattdessen eine ungewöhnlichere<br />

Perspektive, indem <strong>Sie</strong> in die Knie gehen oder sich sogar<br />

hinlegen. Wenn <strong>Sie</strong> sich in die Perspektive der Katze<br />

begeben, erhalten <strong>Sie</strong> viel effektvollere Porträts. In dieser<br />

Position steigt auch die Chance, dass die Katze direkt<br />

durchs Objektiv zu Ihnen blickt.<br />

<strong>Sie</strong> sollten kein direktes Blitzlicht verwenden, da dieses für<br />

das Tier zu grell ist. Außerdem laufen <strong>Sie</strong> dabei Gefahr,<br />

dass das Licht an der Netzhaut reflektiert wird und einen<br />

gelblich-grünen Schimmer hinterlässt (ähnlich dem<br />

Rote-Augen-Effekt beim Menschen). Vermeiden <strong>Sie</strong><br />

Verwacklungen, indem <strong>Sie</strong> einen ausreichend hohen<br />

ISO-Wert wählen, und nutzen <strong>Sie</strong> eine große Blende.<br />

Durch die geringere Schärfentiefe halten <strong>Sie</strong> nicht<br />

relevante Hintergrundelemente aus dem Fokus heraus.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

ISTOCK PHOTO<br />

v Luke mit Schnurrfaktor<br />

Katzen gehören mit zu den eitelsten Geschöpfen auf<br />

diesem Planeten. <strong>Sie</strong> pflegen stundenlang ihr Fell und<br />

brauchen unglaublich viel Schönheitsschlaf. Meiner<br />

Erfahrung nach sind sie aber nie besonders erpicht<br />

darauf, ihre Schönheit vor der Kamera zu<br />

präsentieren. Eine Katze ist ihr eigener Herr. Man kann<br />

ihnen nicht befehlen, Pfötchen zu geben oder Sitz zu<br />

machen. Wenn man Katzenporträts haben möchte,<br />

besteht der Trick darin, kein zu großes Aufheben zu<br />

machen, sondern sie im Alltag in ihrer gewohnten<br />

Umgebung zu fotografieren. Achten <strong>Sie</strong> auch darauf,<br />

dass möglichst wenig Leute am „Set“ sind, da zu viele<br />

Menschen Katzen nervös machen. Und denken <strong>Sie</strong><br />

daran: <strong>Sie</strong> werden nicht viele Chancen bekommen. Es<br />

ist schwer, die Aufmerksamkeit einer Katze<br />

aufrechtzuerhalten. Die kleinen Mäusefänger erdulden<br />

den Menschen nur so lang, wie ihnen nicht langweilig<br />

wird. Um die obigen Ideen zu testen, hat Luke Marsh<br />

seine Katze Blue abgelichtet.<br />

Schritt 1 Blue ist schon 14 Jahre alt. <strong>Sie</strong> ist also nicht<br />

mehr die Schnellste. Trotzdem kann ich sie nicht lange<br />

bei Laune halten. Damit sie so entspannt wie möglich<br />

ist, lege ich ihre Lieblingsdecke ans Tischende in der<br />

Nähe des Terrassenfensters, das eine hervorragende<br />

natürliche Lichtquelle ist.<br />

Schritt 2 Es ist besser, in Blues Anwesenheit nicht an<br />

der Kamera herumzuspielen. Daher verwende ich vorher<br />

ein Katzenspielzeug als Ersatz, um einige Testbilder zu<br />

schießen. Ich benutze ein 50-mm-Objektiv und stelle an<br />

meiner <strong>DSLR</strong> den A-Modus (manuelle Blende,<br />

Belichtungszeit automatisch) ein. Für eine wirklich<br />

geringe Schärfentiefe wähle ich die Einstellung f/1,8.<br />

Schritt 3 Mein Modell kommt. Da ich gut vorbereitet<br />

bin, muss ich mir jetzt nur noch über das rastlose Motiv<br />

Gedanken machen. Ich verwende den Einzelpunkt-AF,<br />

um das am nächsten gelegene Auge anzuvisieren.<br />

Danach schwenke ich die Kamera. Nur wenige<br />

Augenblicke später wird es Blue zu langweilig, und die<br />

Aufnahmesitzung ist beendet.<br />

46 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

Tierporträts


Leitfaden für Anfänger<br />

>Haustieraufnahmen >Praktische Hinweise für kleine Tiere<br />

Alle Geschöpfe – groß und klein<br />

Es gibt so viele verschiedene Tiere, die fotografiert werden können – aber machen <strong>Sie</strong><br />

sich nichts vor: <strong>Sie</strong> mögen zwar klein sein, aber einige von ihnen haben es faustdick<br />

hinter den Ohren.<br />

HUNDE UND KATZEN sind wohl die beliebtesten<br />

Haustiere. Es gibt jedoch darüber hinaus verschiedene<br />

andere Spezies, die in den Häusern und Gärten unseres<br />

Landes als Haustiere gehalten werden. Einige Pelztiere<br />

wie Kaninchen und Meerschweinchen sind ziemlich weit<br />

verbreitet und können dank ihrer Größe leicht dorthin<br />

getragen werden, wo sie fotografiert werden sollen. Aber<br />

<strong>Sie</strong> haben wenig Einfluss darauf, wohin sie schauen oder<br />

wie sie posieren. <strong>Sie</strong> müssen also schnell arbeiten und<br />

nach Möglichkeit einen kreativen Standpunkt, einen<br />

ausgefallenen Ort oder eine fantasievolle Technik<br />

verwenden, um die Aufnahme interessant zu gestalten. In<br />

einem Käfig gehaltene Vögel, wie Papageien,<br />

Wellensittiche und Kanarienvögel, sind farbenprächtig<br />

und sehr fotogen. Aber <strong>Ihre</strong> Möglichkeiten sind durch ihre<br />

Behausung eingeschränkt. Stellen <strong>Sie</strong> den Käfig in gutes<br />

Licht, und verwenden <strong>Sie</strong> einen Teleobjektivzoom oder ein<br />

Makro-Objektiv für den Vogel und eine möglichst große<br />

Blende, um die Stäbe unscharf darzustellen. Wenn <strong>Sie</strong><br />

nicht gerade einen sehr zahmen Vogel haben, den <strong>Sie</strong> aus<br />

dem Käfig herausnehmen können, werden <strong>Sie</strong> feststellen,<br />

dass es ziemlich schwierig ist, kreative Bilder zu machen.<br />

Natürlich gibt es auch noch andere Arten seltsamer und<br />

wunderbarer Haustiere, die als „exotisch“ eingestuft<br />

werden könnten, wie Echsen, Schlangen und Spinnen.<br />

Diese leben in der Regel in Glasbehältern. <strong>Sie</strong> haben also<br />

die Wahl, durch das Glas hindurch zu fotografieren oder<br />

– was vorzuziehen ist – den Deckel abzunehmen (bzw. die<br />

Tür zu öffnen) und das Tier direkt aufzunehmen. Die<br />

Beleuchtung in diesen Behältern stellt Probleme<br />

hinsichtlich der Verschlusszeiten und des Weißabgleichs<br />

dar. <strong>Fotografie</strong>ren <strong>Sie</strong> also im Rohformat, und erhöhen <strong>Sie</strong><br />

die ISO-Empfindlichkeit, um ein Verwackeln zu<br />

verhindern.<br />

Große Wirkung, kleiner Aufwand!<br />

Die meisten Haustierbilder werden im Haus oder Garten<br />

gemacht. An diesen Orten kann es jedoch schwierig sein,<br />

Ihr Tier gut vor einem möglicherweise überfüllten<br />

Hintergrund unterscheiden zu können. Wie unser Leser<br />

Rob Abram jedoch verrät, ist es überraschend einfach,<br />

ein hochwertiges Profibild auch ohne aufwändige<br />

Ausrüstung zu machen. Alles, was <strong>Sie</strong> brauchen, sind<br />

<strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong>, ein Objektiv, ein externer Blitz und einige<br />

erschwingliche Requisiten. Ein Licht reicht, aber <strong>Sie</strong><br />

müssen es von einer neutralen Oberfläche, wie einem<br />

Weiß-/Silberreflektor, einen weißen Karton bzw. einer<br />

weißen Wand oder Decke, reflektieren lassen.<br />

Verwenden <strong>Sie</strong> keinen Direktblitz, da dieser zu hart ist<br />

und Ihr Tier wahrscheinlich erschreckt. Denken <strong>Sie</strong> auch<br />

an einen guten Standpunkt, und stellen <strong>Sie</strong> die Augen<br />

scharf!<br />

Bartagame<br />

Verwenden <strong>Sie</strong> eine sehr<br />

geringe Tiefenschärfe, um<br />

den Hintergrund unscharf<br />

darzustellen, wenn das<br />

Umfeld des Tieres nicht<br />

gezeigt werden soll.<br />

Schritt 1 Am besten nehmen <strong>Sie</strong> schon einmal<br />

sämtliche Kameraeinstellungen vor, bevor <strong>Sie</strong> das Tier in<br />

das Studio bringen. Stellen <strong>Sie</strong> die <strong>DSLR</strong> auf manuelle<br />

Belichtung ein, wählen <strong>Sie</strong> 1/125 s bei f/4 (ISO 100),<br />

und bringen <strong>Sie</strong> den Blitz dann in einem solchen Winkel<br />

an, dass das Licht von der Decke reflektiert wird. Ein<br />

Direktblitz wäre zu hart.<br />

Exotische Haustiere sind interessant<br />

Ein exotisches Haustier bietet Ihnen die Gelegenheit,<br />

einige ungewöhnliche Fotos zu machen. Und wenn<br />

sie auch noch zahm sind, können <strong>Sie</strong> einige verrückte<br />

Einstellungen vornehmen, wie unsere Aufnahme einer<br />

weißen Bartagame. Wenn <strong>Sie</strong> eine Schlange haben,<br />

könnten <strong>Sie</strong> doch eine Studioaufnahme mit dem Tier<br />

um den Hals eines Menschen machen (natürlich mit<br />

entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen!), idealerweise<br />

eines Modells mit vielen Tätowierungen, damit das<br />

Ganze noch etwas mehr Nervenkitzel bekommt. Eine<br />

andere Idee wäre, verschiedene Tiere vor einem<br />

weißen Hintergrund zu platzieren (wählen <strong>Sie</strong> hierfür<br />

aber nur Tiere, die sich gegenseitig nicht als<br />

ausgesprochen appetitlich empfinden) und einfach<br />

ihren Umgang miteinander fotografisch festzuhalten.<br />

Auch mit ungewöhnlichen Kompositionen können <strong>Sie</strong><br />

einer Aufnahme ein gewisses Flair verleihen. Stapeln<br />

<strong>Sie</strong> zum Beispiel <strong>Ihre</strong> Schildkröten aufeinander, lassen<br />

<strong>Sie</strong> den Kopf <strong>Ihre</strong>s Kakadus verstohlen von der Seite in<br />

das Bild hinein schauen, oder setzen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>n Frosch<br />

auf einen Zylinder. Papageien sind sehr fotogen. Wenn<br />

Einrichtung<br />

sie sich außerhalb ihres Käfigs wohl fühlen, können<br />

<strong>Sie</strong> ausgefallene Bilder machen. Große, bewegliche<br />

Gegenstände erschrecken sie aber; verzichten <strong>Sie</strong> also<br />

am besten auf Studiolichter und Reflektoren.<br />

Blitzlichter machen ihnen nichts aus, aber schalten<br />

<strong>Sie</strong> den AF-Infrarotstrahl aus. Es ist wichtig, die<br />

Reaktionen <strong>Ihre</strong>s Haustieres zu beobachten, damit <strong>Sie</strong><br />

wissen, wenn es ihnen nicht gut geht. In diesem Fall<br />

müssen <strong>Sie</strong> die Aufnahmearbeiten sofort einstellen.<br />

Schritt 2 Legen <strong>Sie</strong> ein großes, gebogenes Stück<br />

weißen Karton auf einen niedrigen Tisch, idealerweise<br />

neben einem Fenster, um zusätzliches Licht zu<br />

bekommen. Der Tisch erleichtert es Ihnen, mit dem Tier<br />

auf Augenhöhe zu kommen, damit <strong>Sie</strong> ein besseres<br />

Ergebnis erzielen. Vergessen <strong>Sie</strong> auch nicht, einige<br />

Leckerlis bereitzuhalten, damit <strong>Sie</strong> das Tier zum<br />

Stillhalten „überreden“ können.<br />

Schritt 3 Das Ziel besteht darin, das Haustier richtig zu<br />

belichten und den Hintergrund überzubelichten. Je nach<br />

Leistung des Blitzes müssen <strong>Sie</strong> möglicherweise eine<br />

Blitzbelichtungskorrektur vornehmen: Ich habe +2<br />

Anschläge hinzugefügt. Vielleicht müssen <strong>Sie</strong> den<br />

Winkel des Blitzkopfs einstellen, damit <strong>Sie</strong> keine<br />

Schatten werfen.<br />

48 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

Haustieraufnahmen<<br />

Dexter<br />

Fügen <strong>Sie</strong> eine Einstellungsebene<br />

„Levels“ hinzu, und passen <strong>Sie</strong><br />

den Hintergrund nach Bedarf an.<br />

Vergessen <strong>Sie</strong> nicht, unter <strong>Ihre</strong>m<br />

Haustier einen Schatten zu<br />

lassen, damit es natürlich<br />

aussieht.<br />

Schritt 4 Wenn <strong>Sie</strong> die richtige Belichtung haben,<br />

suchen <strong>Sie</strong> nach einem besseren Winkel. Denken <strong>Sie</strong><br />

daran, dass Ihr Standpunkt auf Augenhöhe des Tieres oder<br />

niedriger sein sollte. Aufnahmen von oben auf das Tier<br />

erlauben keine Verbindung zwischen Betrachter und Motiv<br />

und sind ein schlechtes Bild.<br />

Schritt 5 Öffnen <strong>Sie</strong> das Bild in Photoshop, und stellen<br />

<strong>Sie</strong> in der Option „Tonwertkorrektur“ den Kontrast nach<br />

Bedarf ein. Duplizieren <strong>Sie</strong> dann die „Hintergrundebene“,<br />

und stellen <strong>Sie</strong> bei„Füllmethoden“ „Weiches Licht“ ein.<br />

Gehen <strong>Sie</strong> dann über die Ebenenpalette<br />

->Einstellungsebene ->„Farbton/Sättigung“ und<br />

verringern <strong>Sie</strong> den Sättigungswert auf -40.<br />

Schritt 6 <strong>Sie</strong> können dann noch an den Glanzlichtern und<br />

den Schatten arbeiten, um das Ergebnis zu verbessern, aber<br />

übertreiben <strong>Sie</strong> es nicht. Duplizieren <strong>Sie</strong> jetzt das Bild, und<br />

gehen <strong>Sie</strong> zu Filter> Sonstiger Filter>Hochpass, stellen <strong>Sie</strong><br />

den Wert 25 ein, und übernehmen <strong>Sie</strong> die Einstellung dann.<br />

Stellen <strong>Sie</strong> den „Füllmethoden“ der Ebene auf „Weiches<br />

Licht“ ein, und verringern <strong>Sie</strong> die Opazität.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 49


Leitfaden für Anfänger<br />

Oft können sich nur professionelle Porträtfotografen den Luxus eines Studios mit<br />

ausgeklügelten Belichtungssystemen leisten. Das sollte den ambitionierten<br />

Hobbyfotografen aber nicht davon abhalten, auch bei sich zu Hause in aller<br />

Ruhe tolle Porträtbilder aufzunehmen. Wir zeigen Ihnen, wie <strong>Sie</strong> am Besten<br />

natürliches oder künstliches Licht verwenden, um so in fast jedem Zimmer <strong>Ihre</strong>s<br />

Hauses beeindruckende Ergebnisse zu erzielen!<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 51


Leitfaden für Anfänger<br />

>Heimporträts >Holen <strong>Sie</strong> das Beste aus <strong>Ihre</strong>m Heimstudio heraus<br />

NUR WENIGE VON UNS KÖNNEN SICH zu Hause den<br />

Luxus eines Fotostudios leisten. Auch macht uns das<br />

Wetter oft einen Strich durch die Rechnung, und wir<br />

müssen zum <strong>Fotografie</strong>ren in Innenräume ausweichen.<br />

Doch das ist kein Grund zur Entmutigung. <strong>Sie</strong> können trotz<br />

der scheinbaren Vielzahl an Hindernissen, die es zu<br />

überwinden gilt, schöne Innenporträts aufnehmen. Zu den<br />

Widrigkeiten zählen schlechte Lichtverhältnisse, gemischte<br />

Lichtquellen, Raumknappheit und überladene<br />

Hintergründe. Wir versprechen Ihnen, dass <strong>Sie</strong> am Ende<br />

des Einsteigerkurses in dieser Ausgabe mehr<br />

Beleuchtungsmöglichkeiten kennen und wissen, wie man<br />

aus fast jeder Innenbeleuchtung das Maximum herausholt.<br />

<strong>Sie</strong> werden es gar nicht erwarten können, einige unserer<br />

erfrischenden Fotoideen in allen Zimmern <strong>Ihre</strong>s Hauses<br />

auszuprobieren.<br />

Ein großer Vorteil bei der Aufnahme von Heimporträts<br />

besteht darin, dass sich die Leute im vertrauten familiären<br />

Umfeld entspannter fühlen. <strong>Sie</strong> werden also unter<br />

Umständen feststellen, dass natürliche Mimik und<br />

Körperhaltung dort einfacher und schneller zu erreichen<br />

sind. Dieses Genre ist zudem auch sehr günstig. <strong>Sie</strong><br />

müssen nicht für ein Studio oder Requisiten zahlen, da <strong>Sie</strong><br />

im Haus alles finden, was <strong>Sie</strong> brauchen. Als<br />

Grundausrüstung benötigen <strong>Sie</strong> nur eine <strong>DSLR</strong>, ein<br />

Porträtobjektiv (idealerweise mit 50 mm), ein Stativ und<br />

gegebenenfalls ein Blitzgerät. <strong>Sie</strong> können selbstverständlich<br />

noch anderes Zubehör wie einen Reflektor oder Softboxen<br />

für die Blitzgeräte mit integrieren. Es ist aber auch immer<br />

möglich, nur mit natürlichem Licht zu arbeiten.<br />

Ganz gleich, ob die Aufnahmesitzung im eigenen Heim<br />

oder bei jemandem anderem stattfindet: Es empfiehlt sich<br />

immer, durchs Haus zu gehen, um nach natürlichen<br />

Lichtquellen und guten Plätzen zu suchen. Achten <strong>Sie</strong><br />

besonders auf Fenster und interessantes Dekor sowie<br />

Einstellen der <strong>DSLR</strong> für Innenporträts<br />

1) BELICHTUNG Der A-Modus (manuelle Blende, Belichtungszeit automatisch)<br />

ist ein guter Ausgangspunkt für Innenporträts bei Verwendung verfügbarer<br />

Lichtquellen. Es ist sinnvoll, das vorhandene Licht durch eine weite Blende<br />

so gut wie möglich zu nutzen, und eine geringe Schärfentiefe zu wählen, um<br />

die Aufmerksamkeit von Hintergrundelementen weg zu lenken. Wenn <strong>Sie</strong> auf<br />

Studioblitz umsteigen, vergessen <strong>Sie</strong> nicht, die Kamera in den manuellen Modus<br />

zu schalten und nach Ausmessen der Umgebung die Belichtungseinstellungen<br />

einzugeben.<br />

2) MESSEN Das Messbereich-System sollte für eine akkurate Belichtung<br />

mehr als ausreichend sein. Um aber bei schwachem Licht sicherzugehen,<br />

dass die Fotos scharf werden, sollte die ISO-Empfindlichkeit um einige Stufen<br />

nach oben gedreht werden, um die Verschlusszeit verkürzen zu können und<br />

Verwacklungen vorzubeugen. Schalten <strong>Sie</strong> außerdem auch den Bildstabilisator<br />

ein und überlegen <strong>Sie</strong> sich den Einsatz eines Stativs, auch wenn es <strong>Sie</strong> etwas in<br />

<strong>Ihre</strong>r Bewegungsfreiheit einschränkt. Es ist besser, ein scharfes Bild mit ein wenig<br />

Rauschen aufzunehmen, als sich das Foto durch Unschärfen zu verderben!<br />

3) FOKUS In den meisten Fällen leistet der Autofokus eine gute Arbeit. Am besten<br />

ist es aber, die Kamera auf den zentralen Fokus einzustellen oder die Fokuspunkte<br />

manuell auszuwählen, anstatt die Mehrfach-AF zu verwenden. Andernfalls<br />

besteht das Risiko, dass die Nase oder die Augenbrauen statt der Augen als<br />

Fokuspunkte festgestellt werden. Zielen <strong>Sie</strong> mit dem zentralen AF-Punkt aufs<br />

Auge und halten <strong>Sie</strong> den Auslöser halb heruntergedrückt, um den Fokus zu<br />

speichern. Schwenken <strong>Sie</strong> dann die Kamera. Bei sehr schwachem Licht ist es<br />

möglicherweise einfacher, auf den manuellen Fokus umzuschalten, da der AF bei<br />

schwachem Kontrast manchmal seine Probleme hat.<br />

4) WEISSABGLEICH Wenn <strong>Sie</strong> im Raw-Format aufnehmen, können <strong>Sie</strong> in<br />

Photoshop den Weißabgleich noch anpassen. Besser ist es aber auf jeden Fall,<br />

wenn <strong>Sie</strong> ihn gleich bei der Aufnahme richtig einstellen. Bei Aufnahmen in<br />

Innenräumen hat man oft mit gemischten Lichtverhältnissen und unvorteilhaften<br />

Farbzusammenstellungen zu kämpfen. Zum Ausgleich können <strong>Sie</strong> den Lichtwert<br />

auf einer Graukarte (oder einem weißen Blatt Papier) ermitteln. Halten <strong>Sie</strong> hierfür<br />

die Karte oder das Blatt vor das Gesicht <strong>Ihre</strong>s Motivs und verwenden <strong>Sie</strong> den<br />

Wert als Grundlage für den Weißabgleich. Wahlweise können <strong>Sie</strong> als kreativere<br />

Variante beim Testbild auch einen halbtransparenten Chipsdosen-Deckel über<br />

die Linse halten, um einen interessanten Weißabgleich zu erzeugen. Vergessen<br />

<strong>Sie</strong> nicht, alle Lampen auszuschalten, die <strong>Sie</strong> nicht zur Ausleuchtung der Szene<br />

benötigen, um Probleme mit Mischlicht zu vermeiden! Nicht nur künstliches<br />

Licht verändert die Temperatur. Auch Fensterlicht weist je nach Tageszeit<br />

unterschiedliche Farbtemperaturen auf. Stellen <strong>Sie</strong> die Weißabgleich-Werte der<br />

Kamera entsprechend ein.<br />

neutrale Hintergründe, weiße Wände und niedrige Decken,<br />

die den Blitz bei Bedarf reflektieren können. Wenn <strong>Sie</strong><br />

Glück haben, können <strong>Sie</strong> in einem Haus mit Wintergarten<br />

und einem wunderbaren Glasdach fotografieren. Es kann<br />

aber genauso gut passieren, dass <strong>Sie</strong> in düsteren verstellten<br />

Räumen verzweifelt nach ein paar Lichtstrahlen suchen<br />

müssen. Wenn dies der Fall ist, versuchen <strong>Sie</strong>, die Sitzung<br />

in die Garage oder das Gartenhaus zu verlegen! Die erste<br />

Regel bei Innenporträts ist: Es gibt keine Regeln. Die<br />

Umgebung liefert die Vorgaben für das Shooting, und sie<br />

müssen mit dem Licht zurechtkommen, das <strong>Sie</strong> vorfinden<br />

oder selbst bereitstellen können. Wenn ein Raum<br />

beispielsweise relativ dunkle Farben aufweist, müssen <strong>Sie</strong><br />

nötigenfalls Studiolampen oder ein Blitzlicht mitbringen.<br />

<strong>Sie</strong> können sich aber auch für ein Low-Key- oder<br />

Low-Light-Porträt entscheiden. Analog kann ein Raum mit<br />

hellen Farben wie eine riesige Softbox verwendet werden,<br />

bei der das Licht von der Wand reflektiert wird. Dieses<br />

Szenario ist für die meisten Aufnahmen ideal und eignet<br />

sich hervorragend für High-Key-Bilder. Auch die verfügbare<br />

Innenbeleuchtung kann Ihnen viele Möglichkeiten eröffnen.<br />

Achten <strong>Sie</strong> aber auf <strong>Ihre</strong>n Weißabgleich, da <strong>Sie</strong> mit<br />

gemischten Lichtquellen verschiedener Temperaturen<br />

arbeiten. Daneben halten auch die unterschiedlichen<br />

Tages- und Jahreszeiten Vorteile, aber auch<br />

Herausforderungen bereit. Im Winter ist es meist um vier<br />

bis fünf Uhr schon größtenteils vorbei mit natürlichen<br />

Lichtquellen. Das heißt für <strong>Sie</strong>, dass <strong>Sie</strong> es vielleicht einfach<br />

einmal mit Low-Light-Porträts versuchen sollten. Im<br />

Sommer ist natürlich mehr natürliches Licht verfügbar. Das<br />

Licht ist aber gleichzeitig auch stärker, daher empfiehlt es<br />

sich, Fenster mit direkter Sonneneinstrahlung zu<br />

vermeiden, es sei denn, <strong>Sie</strong> haben schweres Material zur<br />

Lichtstreuung zur Verfügung. <strong>Sie</strong> sehen: Die Möglichkeiten<br />

sind schier endlos!<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Zubehör für Innenporträts<br />

Objektive Da die Lichtstärke<br />

begrenzt sein kann,<br />

sollten <strong>Sie</strong> im Idealfall ein<br />

Porträtobjektiv mit einer großen<br />

Maximalblende wie etwa f/1,8<br />

einsetzen, um das Licht ideal<br />

auszunutzen und mit geringer<br />

Schärfentiefe von irrelevanten<br />

Hintergrundelementen abzulenken. Ein 50-mm-<br />

Objektiv mit fester Brennweite oder ein auf kleine<br />

Brennweite gestelltes 55-200 mm großes Teleobjektiv<br />

sind ideal. <strong>Sie</strong> können aber auch ein Standardobjektiv<br />

mit beispielsweise 18-55 mm verwenden. Hier ist die<br />

größte Brennweite wie gemacht für Gruppenbilder.<br />

Bei größeren Brennweiten und bei kurzem Abstand in<br />

räumlich begrenzten Situationen besteht allerdings das<br />

Risiko der perspektivischen Verzerrung.<br />

Reflektoren Wenn das<br />

Licht zu schwach oder einfach<br />

zu grell ist, sind Reflektoren<br />

zum Ausleuchten der<br />

Schattenbereiche Gold wert.<br />

Die 5-in-1-Variante ist ein<br />

hervorragendes Hilfsmittel. Mit<br />

der weißen Seite kann sauberes,<br />

neutrales Licht erzeugt werden, mit der silbernen Seite<br />

ein kühles und intensives Strahlen, und mit der goldenen<br />

ein warmer Glanz. Außerdem verfügt der Reflektor über<br />

eine schwarze Seite zur Lichtabsorption und einen<br />

Diffusor, der hartes Licht weicher aussehen lässt. Ein<br />

ebenfalls sehr effektives Hilfsmittel ist der Lastolite<br />

Triflector, der über drei einstellbare Flächen verfügt, mit<br />

denen Lichtmenge und -richtung beeinflusst werden<br />

können. Es kann gut sein, dass <strong>Sie</strong> außer diesem Utensil<br />

nichts weiter brauchen.<br />

Blitzgerät Der eingebaute<br />

Blitz <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> ist für einige<br />

Techniken ausreichend.<br />

Um aber Ihr Motiv ins beste<br />

Licht zu rücken und kreativer<br />

arbeiten zu können, sollten <strong>Sie</strong><br />

in ein Blitzgerät investieren,<br />

das <strong>Sie</strong> auf dem Blitzschuh<br />

montieren, unabhängig von der Kamera auslösen und<br />

in einem Winkel von 45º zum Motiv halten können.<br />

Blitzgeräte können auch in Verbindung mit anderen<br />

Utensilien verwendet werden, um ohne Investition in<br />

eine teure Studioanlage bestmögliche Lichtverhältnisse<br />

bereitzustellen.<br />

Belichtungsmesser<br />

Wenn <strong>Sie</strong> einen Studioblitz<br />

integrieren wollen, ist<br />

ein Belichtungsmesser<br />

unverzichtbar. Schließen <strong>Sie</strong> das<br />

Synchronkabel an und halten<br />

<strong>Sie</strong> das Gerät vor das Gesicht<br />

<strong>Ihre</strong>s Modells. Drücken <strong>Sie</strong><br />

dann die Taste, um herauszufinden, welche Blende <strong>Sie</strong><br />

einstellen müssen, um das Bild richtig zu belichten.<br />

Blitzgerät mit Streuung<br />

Mit einem Blitz aus einer<br />

zusätzlichen Lichtquelle<br />

könnten viele Bilder vor<br />

mangelnder Belichtung bewahrt<br />

werden. Nur ist leider der Blitz<br />

oft zu stark, wenn man eine<br />

gedämpfte Stimmung darstellen<br />

möchte. Hier kommen Diffusoren ins Spiel. Die Lastolite<br />

Ezybox ist ein brillantes Hilfsmittel für Heimporträts,<br />

weil sie tragbar ist, leichter auf- und abgebaut werden<br />

kann als eine normale Softbox und an einem einzelnen<br />

Pfosten statt einem Stativ befestigt werden kann,<br />

weshalb sie sich ausgezeichnet für enge Räume eignet.<br />

Die Box ist in zwei Größen verfügbar. Die größere Box ist<br />

eher für Gruppenbilder gedacht. Wenn <strong>Sie</strong> sich weitere<br />

Beleuchtungsoptionen eröffnen möchten, können<br />

<strong>Sie</strong> sich auch einmal den Strobies Porträt Kit (www.<br />

interfitphotographic.com) ansehen. Vorschläge finden<br />

<strong>Sie</strong> in der Kaufberatung für Blitzlicht-Zubehör in der<br />

vorherigen Ausgabe.<br />

52 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Kleider machen Leute<br />

Die Kleidung kann man ein Porträt wirklich auf- oder abwerten.<br />

Bei der Wahl der Garderobe muss natürlich der Stil des Porträts<br />

berücksichtigt werden. Allgemein gilt aber: Wählen <strong>Sie</strong> im<br />

Herbst oder Winter kontrastierende Farbflächen, Weiß und<br />

Cremefarben, um das Bild aufzuhellen. Im Sommer sind<br />

dunklere Töne zu empfehlen. <strong>Sie</strong> werden außerdem überrascht<br />

sein, wie ein kariertes oder gestreiftes Oberteil ein ansonsten<br />

recht unspektakuläres Bild beleben kann. Es gibt zwar<br />

Situationen, in denen man Anzug tragen sollte. Doch es kann<br />

gut sein, dass <strong>Sie</strong> die schönsten Aufnahmen machen, wenn Ihr<br />

Motiv die Krawatte abnimmt, die Schuhe auszieht und den<br />

oberen Hemdknopf öffnet, um entspannter auszusehen.<br />

FOTO: BRETT HARKNESS<br />

APRIL 2010 DIGITAL SLR PHOTOGRAPHY XX


FOTO: BRETT HARKNESS<br />

Leitfaden für Anfänger<br />

>Heimporträts >Licht rund um die Uhr<br />

Einsatz verfügbarer Lichtquellen<br />

Wenn natürliches Licht knapp bemessen ist, kann die Innenbeleuchtung <strong>Sie</strong> retten.<br />

Wir verraten Ihnen, wie <strong>Sie</strong> das vorhandene Licht bestmöglich einsetzen.<br />

BEI INNENAUFNAHMEN, muss man das Maximum aus<br />

den zur Verfügung stehenden Lichtquellen herausholen.<br />

Am Tag kann dies in Form von Sonnenlicht geschehen,<br />

das den Raum durch die Verandatür erhellt. Oder durch<br />

das weiche Streulicht, das durch den Fenstervorhang fällt.<br />

Mit dem Thema Kontrolle und Einsatz von Tageslicht bei<br />

Innenaufnahmen könnte man ganze Bände füllen. Es gibt<br />

aber einige grundlegende Prinzipien, die bei richtiger<br />

Anwendung mit großer Wahrscheinlichkeit zu tollen<br />

Ergebnissen führen.<br />

In Innenräumen ist das Licht normalerweise diffus, da es<br />

durch Wände, die Decken und den Boden reflektiert wird.<br />

Dadurch ist es bereits gut für Porträts geeignet. Sollte bei<br />

Ihnen starkes Licht eindringen, empfehlen wir Gardinen<br />

oder Laken aus Musselin beziehungsweise andere weiße<br />

lichtstreuende Materialien, die <strong>Sie</strong> über das Fenster<br />

hängen, um für weicheres Licht zu sorgen. Alternativ kann<br />

auch das Motiv weiter vom Fenster entfernt werden, sollte<br />

das einfallende Licht zu hart sein.<br />

Ungeachtet der Lichtart und -intensität sollten <strong>Sie</strong> immer<br />

einen Reflektor zur Hand haben. Mit dieser<br />

Belichtungshilfe holen <strong>Sie</strong> auch aus dem schwächsten<br />

Licht noch das Maximum heraus, indem <strong>Sie</strong> das<br />

Umgebungslicht auf das Gesicht <strong>Ihre</strong>s Motivs reflektieren.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> noch keinen Reflektor haben, besorgen <strong>Sie</strong> sich<br />

ein Modell mit silberner und weißer Oberfläche, oder noch<br />

besser die Variante mit einer dritten goldfarbenen<br />

Oberfläche.<br />

Haben <strong>Sie</strong> Probleme, einen neutralen Hintergrund zu<br />

finden? Dann positionieren <strong>Sie</strong> Ihr Modell vor einem<br />

Fenster, das einen weißen Fond bietet. Lenken <strong>Sie</strong> das<br />

Sonnenlicht per Reflektor aufs Gesicht des Modells. <strong>Sie</strong><br />

können sich aber auch mit dem Rücken zum Fenster<br />

stellen und das Modell dazu anleiten, nach draußen zu<br />

blicken. Dadurch entsteht auf dem Gesicht ein<br />

gleichmäßiges weiches Licht. Wenn <strong>Sie</strong> mehr Schatten<br />

brauchen, positionieren <strong>Sie</strong> das Motiv seitlich zum Fenster<br />

und stellen <strong>Sie</strong> auf die andere Seite einen Reflektor.<br />

Normal gilt: Je größer das Fenster, umso weicher das<br />

Licht. Wenn <strong>Sie</strong> ein großes Fenster hinter sich haben,<br />

können <strong>Sie</strong> dieses auch nutzen, um im Auge des Modells<br />

interessante Reflektionen zu erzeugen.<br />

Nachts ist man bei Innenaufnahmen fast immer<br />

vollständig auf künstliches Licht angewiesen. Am<br />

häufigsten kommen herkömmliche Glühbirnen,<br />

Halogenlichter, Spots und fluoreszierende Lichter vor. All<br />

diese Lichtquellen weisen sehr unterschiedliche<br />

Merkmale auf, was die Lichtverteilung angeht. Der Spot<br />

konzentriert die Lichtstrahlen sehr stark, während die<br />

Glühbirne ungerichtetes Licht abgibt. Die Möglichkeiten<br />

sollten also ausgelotet werden, um herauszufinden, wie<br />

sie am besten zur effektiven Beleuchtung des Motivs<br />

eingesetzt werden können. Bedenken <strong>Sie</strong> außerdem, dass<br />

jedes Licht eine eigene Farbtemperatur aufweist. Achten<br />

<strong>Sie</strong> also darauf, den geeigneten Weißabgleich<br />

einzustellen, um akkurate Farben zu erhalten. <strong>Sie</strong> können<br />

aber auch eine Testaufnahme mit einer Graukarte<br />

machen, um einen benutzerdefinierten Weißabgleich an<br />

der <strong>DSLR</strong> vorzunehmen (mehr hierzu in der Anleitung der<br />

Kamera).<br />

Eine weitere Option besteht in der Verwendung eines<br />

„falschen“ WB-Wertes mit dem Ziel, Bilder mit einer sehr<br />

kühlen oder warmen Grundstimmung zu erzeugen. Für<br />

welche Methode <strong>Sie</strong> sich auch entscheiden: Wir möchten<br />

Ihnen in jedem Fall ans Herz legen, das Raw-Format zu<br />

verwenden, da man den Weißabgleich beim Umwandeln<br />

der Bilder von Raw zu JPEG auf dem Computer dann<br />

leicht noch anpassen kann.<br />

Kachelreflektor!<br />

Oft ist das Badezimmer der einzige Raum im<br />

Haus, der mit klarem, weißem Licht aufwarten<br />

kann. Das Bad kann hervorragend dazu<br />

geeignet sein, die Intensität des Tageslichts zu<br />

maximieren, da die weißen Oberflächen den<br />

Raum zu einer einzigen Softbox machen. Ist<br />

das Licht immer noch zu schwach, können <strong>Sie</strong><br />

versuchen, das Motiv in eine weiße Badewanne<br />

zu stellen, da das Licht vom Wannenrand aus<br />

reflektiert wird. Diese Technik ist ideal, wenn<br />

man kleine Menschen fotografieren will. Der<br />

Wannenrand kann auch als Reflektor für Blitzlicht<br />

eingesetzt werden, um einen ähnlichen Effekt zu<br />

erzeugen.<br />

Oben: geheimnisvolle Stimmung<br />

Fensterlicht eignet sich hervorragend für<br />

schmeichelhafte Porträts. <strong>Sie</strong> können aber dem Bild<br />

noch eine geheimnisvolle Note verleihen, indem <strong>Sie</strong> das<br />

Modell bitten, nachdenklich zu schauen und<br />

Blickkontakt zu vermeiden. <strong>Sie</strong> sollten das Bild auch<br />

leicht unterbelichten, um das Motiv etwas abzudunkeln.<br />

Links: Kinderporträts!<br />

Wenn <strong>Sie</strong> Kinder fotografieren, müssen <strong>Sie</strong> auf alles<br />

vorbereitet sein. Halten <strong>Sie</strong> die Kamera im Anschlag,<br />

sobald <strong>Sie</strong> durch die Vordertür das Haus betreten, damit<br />

Ihnen nichts entgeht.<br />

BRETT HARKNESS FOTO: BRETT HARKNESS<br />

54 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Mit dem Rücken zum Fenster<br />

Um auf dem Gesicht des Modells ein<br />

gleichmäßiges Licht zu erzeugen,<br />

stellen <strong>Sie</strong> sich mit dem Rücken an ein<br />

Fenster und nehmen <strong>Sie</strong> Ihr Motiv auf,<br />

während es aus dem Fenster schaut.<br />

FOTO: PAUL WARD<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 55


Leitfaden für Anfänger<br />

> Innenporträtaufnahmen >Alternative Beleuchtung<br />

Arbeiten mit alternativen Lichtquellen<br />

Während das Licht in Innenräumen begrenzt sein kann, können <strong>Sie</strong> mit einer<br />

Reihe alternativer Lichtquellen dennoch für endlose Porträtmöglichkeiten sorgen.<br />

WIE WIR GESEHEN HABEN, ist das zur Verfügung<br />

stehende licht mehr als ausreichend, um hervorragende<br />

Porträt-Innenaufnahmen zu machen. Es unterliegt<br />

jedoch bestimmten Grenzen, was beispielsweise die<br />

Helligkeitsintensität und die Regulierungsmöglichkeiten<br />

betrifft. Schwaches Licht ist nicht nur schwierig zu<br />

manipulieren, es zwingt <strong>Sie</strong> auch zur Verwendung von<br />

großen Blenden und/oder hohen ISO-Empfindlichkeiten.<br />

Dies wiederum bedeutet, dass die Tiefenschärfe begrenzt<br />

ist und die Bildqualität leiden kann.<br />

Glücklicherweise können <strong>Sie</strong> alternative Lichtquellen<br />

einsetzen, wenn <strong>Sie</strong> es mit einer ungünstigen<br />

Beleuchtungssituation zu tun haben. Die beliebteste<br />

Möglichkeit hierbei ist der Blitz, entweder in Form eines<br />

integrierten oder auf einem Blitzschuh montierten Blitzes<br />

oder eines Studioblitzes. Der Hauptvorteil eines Blitzes<br />

besteht in der Kontrolle, die <strong>Sie</strong> dabei haben – von seiner<br />

Richtung bis hin zur Intensität des Lichtes, das auf das<br />

Motiv fällt. Damit können <strong>Sie</strong> zuhause an allen<br />

möglichen Orten mit verschiedenen Beleuchtungsarten<br />

fotografieren. Fangen <strong>Sie</strong> mit einfachen Anordnungen an,<br />

wie einem Studioblitz in einem Winkel von 45° zum<br />

Motiv und einer Lichtwanne für ein diffuses Licht.<br />

Machen <strong>Sie</strong> einige Aufnahmen mit und ohne<br />

Silberreflektor auf der gegenüberliegenden Seite, und<br />

beachten <strong>Sie</strong>, wie er die Schatten auffüllt. Wenn <strong>Sie</strong> ein<br />

Blitzgerät verwenden, empfehlen wir dringend ein<br />

externes Blitzkabel. Halten <strong>Sie</strong> es eine Armlänge von sich<br />

weg, und lassen <strong>Sie</strong> den Blitz von einer Wand oder der<br />

Decke reflektieren, oder verwenden <strong>Sie</strong> einen<br />

Blitzdiffusor.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> Gruppen fotografieren möchten, stellen <strong>Sie</strong><br />

eine kleine Blende ein (f/8 - f/11), damit <strong>Sie</strong> jeden scharf<br />

Richten <strong>Sie</strong> sich ein einfaches<br />

Heimstudio ein<br />

Ein einfacher Studioaufbau kann eine künstliche Lichtquelle,<br />

entweder ein Blitzgerät oder einen Studioblitz, und einen<br />

Reflektor zum Auffüllen von Schatten umfassen. Wir<br />

baten den Beitragenden Bjorn Thomassen, eine seiner<br />

Lieblingstechniken für die Verwendung von Tageslicht<br />

zusammen mit einem Studioblitzkopf und einem<br />

Silberreflektor zu demonstrieren, um eine hochwertige<br />

Porträtaufnahme zu machen. Wie <strong>Sie</strong> anhand der<br />

Aufbauaufnahme sehen können, gibt es keine aufwändige<br />

Ausrüstung und kein geräumiges Studio. Das heißt, es<br />

handelt sich um ein Bild, das <strong>Sie</strong> bei sich zuhause nachstellen<br />

können. Die grundlegenden Beleuchtungselemente sehen<br />

folgendermaßen aus: Natürliches Licht von einem Fenster<br />

(mit einem Store, der diffuses Licht erzeugt) sorgt für einen<br />

sauberen, weißen Hintergrund, während ein Studioblitzkopf<br />

mit einer Lichtwanne in einem Winkel von 45° das Modell<br />

(seitlich und darüber) beleuchtet. Dieser Winkelaufbau erzeugt<br />

ein schräges, schmeichelhaftes Licht an den Konturen des<br />

Gesichts. Das ist ein guter Ausgangspunkt, wenn <strong>Sie</strong> noch<br />

keine Erfahrung mit Studioblitzaufnahmen haben.<br />

Bjorn benutzte einen Blitzmesser, um das Gesicht des Modells<br />

zu messen und so die richtige Blende für die Blitzbelichtung<br />

zu ermitteln und auf seiner <strong>DSLR</strong> einzustellen. Die Kamera<br />

befindet sich in der manuellen Betriebsart. Anschließend<br />

verwendete er seine Kamera, um den Hintergrund gesondert<br />

zu messen, und nahm die entsprechende Einstellung für<br />

die Verschlusszeit vor. Damit gewährleistet er eine genaue<br />

Belichtung für die gemischte Beleuchtung. Denken <strong>Sie</strong> bei<br />

der Verwendung von Fensterlicht als Hintergrund daran, ein<br />

Auge auf die Lichtintensität zu haben und die Verschlusszeit<br />

bei Bedarf entsprechend anzupassen. Bei dieser Aufnahme<br />

hat Bjorn die Verschlusszeit von 1/30 s bei bedecktem<br />

Himmel auf 1/125 s bei stärkerem Sonnenschein geändert,<br />

um sicherzugehen, dass der Hintergrund weder unter- noch<br />

überbelichtet war.<br />

Bjorn verwendete einen aufrecht positionierten Lastolite<br />

erfassen. Idealerweise sollten <strong>Sie</strong> ein paar Lichtwannen<br />

auf beiden Seiten der Gruppe platzieren oder auf einer<br />

Seite Fensterlicht und auf der anderen Seite einen Blitz<br />

verwenden. Die versetzte Anordnung von Menschen<br />

sieht wesentlich besser aus, als wenn sie in einer<br />

geraden Linie aufgereiht sind. Platzieren <strong>Sie</strong> den einen<br />

auf einem Sofa mit den Füßen auf der Armlehne,<br />

während ein anderer auf der Rückenlehne des Sofas sitzt<br />

und die anderen auf dem Boden sitzen. Denken <strong>Sie</strong> aber<br />

daran: Je mehr <strong>Sie</strong> die Gruppe verteilen, desto mehr<br />

Tiefenschärfe brauchen <strong>Sie</strong> und damit auch stärkeres<br />

Licht. Schieben <strong>Sie</strong> ein Sofa nach Möglichkeit vor eine<br />

Terrassentür mit Stores, um einen sauberen, weißen<br />

Hintergrund zu haben, wie im Aufbau von Bjorn unten<br />

gezeigt.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> mit einer Einzelperson arbeiten, setzen <strong>Sie</strong><br />

diese auf den Boden mit einem niedrig und davor<br />

angeordneten Blitzdiffusor zur Beleuchtung des<br />

Gesichtes und einem weiteren Blitz, der so synchronisiert<br />

ist, dass er gleichzeitig auslöst und so die<br />

Hintergrundbeleuchtung bereitstellt. Fügen <strong>Sie</strong> auch ein<br />

Farbgel hinzu, wenn <strong>Sie</strong> gerne ein bisschen kreativ sind.<br />

Dieser Effekt sieht bei Kleinkindern ganz toll aus.<br />

Beschränken <strong>Sie</strong> sich nicht nur auf die herkömmlichen<br />

Arten alternativer Beleuchtung, sondern probieren <strong>Sie</strong><br />

auch andere Möglichkeiten aus, die sich für kreativere<br />

und ungewöhnlichere Ergebnisse anbieten. Dabei könnte<br />

es sich beispielsweise um Aufnahmen bei Kerzenlicht<br />

handeln oder die Beleuchtung eines Motivs durch den<br />

Schein eines Fernsehers oder einer Tischlampe. Alles,<br />

was Licht abgibt, kann verwendet werden. Haben <strong>Sie</strong><br />

also keine Angst herumzuexperimentieren. Das kann<br />

richtig Spaß machen!<br />

Triflector gegenüber vom Modell, um das Licht zu<br />

reflektieren. Zur Steuerung der Lichtmenge passte er einfach<br />

die Entfernung und den Winkel des Reflektors zum Modell<br />

an.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> keinen Reflektor haben, wählen <strong>Sie</strong> einen Raum<br />

mit einem weißen Boden, einer weißen Decke oder weißen<br />

Wänden, da das Licht von diesen Oberflächen ganz<br />

natürlich zurück reflektiert wird und eine wesentlich größere<br />

Lichtquelle darstellt. Gleichzeitig raten wir Ihnen jedoch<br />

dringend zur Anschaffung eines Silber-/Weißreflektors, da<br />

diese Reflektoren erschwinglich und sehr vielseitig sind.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> übrigens keine Studioblitzausrüstung haben,<br />

können <strong>Sie</strong> einen ähnlich weichen und schmeichelhaften<br />

Beleuchtungseffekt erzielen, indem <strong>Sie</strong> ein externes<br />

Blitzgerät durch eine Lichtwanne oder in einen weißen<br />

Schirm gerichtet, verwenden.<br />

Alternative Beleuchtung: Lavalampe<br />

Nein, <strong>Sie</strong> haben sich nicht verlesen. Das beweist<br />

nur, dass buchstäblich jede Lichtquelle für Porträt-<br />

Innenaufnahmen verwendet werden kann. Daniel<br />

Lezano hat sich für den Look der 1970er-Jahre<br />

mit einem Hauch von Lavalampenbeleuchtung<br />

entschieden. Die Anordnung war einfach: Die<br />

Lavalampe wurde auf einen Esstisch gestellt und<br />

als die Lavablasen flossen, saß sein Modell Max<br />

am Tisch, und zwar so nah, dass er vom Schein<br />

der Lampe beleuchtet wurde. Die <strong>DSLR</strong> wurde auf<br />

einem Stativ in der Zeitautomatikbetriebsart auf f/4<br />

eingestellt, und die ISO-Empfindlichkeit wurde auf<br />

400 gesetzt. Dies ergab eine Belichtungsdauer von<br />

1/8 s. Das heißt, Max musste extrem still sitzen,<br />

um eine Unschärfe auf Grund von Bewegung<br />

während der Belichtungsdauer zu vermeiden. Der<br />

Verschluss wurde vom Selbstauslöser ausgelöst,<br />

um ein Verwackeln zu minimieren. Während der<br />

Weißabgleich auf Wolfram eingestellt war, wurde<br />

die Aufnahme im Rohformat gemacht, damit der<br />

Farbstich bei der Nachverarbeitung bearbeitet<br />

werden konnte, sollte dies notwendig sein.<br />

Dieses Bild wurde mit einer Canon EOS 5D Mk II mit<br />

einem Canon-Objektiv 28-70 mm f/2.8L, einem<br />

Elinchrom-Style-Kopf RX600 und einem Lastolite<br />

Triflector aufgenommen. Belichtung: 1/125 s mit f/4<br />

(ISO 100).<br />

56 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Sofastudio!<br />

Mit den einfachsten Requisiten können<br />

<strong>Sie</strong> ein professionell aussehendes<br />

Ergebnis erzielen, wenn <strong>Sie</strong> die<br />

Beleuchtung gut einsetzen: in diesem<br />

Fall ein externes Blitzgerät, das durch<br />

eine Lastolite Ezybox verwendet wurde,<br />

um das Licht weicher zu machen.


Leitfaden für Anfänger<br />

>Innenporträtaufnahmen >Die Ein-Stunden-Herausforderung<br />

Projekträume mit Aussicht<br />

Der Berufsfotograf Paul Ward zeigt uns, wie er in jedem<br />

Zimmer eines Hauses eine Porträtaufnahme machte.<br />

WIR HABEN den Berufsporträtfotografen Paul Ward gebeten, innerhalb einer<br />

Stunde eine tolle Porträtaufnahme in jedem Zimmer eines Hauses zu machen<br />

und dabei verschiedene Lichtquellen und Techniken einzusetzen, die zeigen, was<br />

mit verfügbarem Licht, Blitz und Kreativität möglich ist. Wie <strong>Sie</strong> sehen werden,<br />

hat es Paul trotz der zeitlichen Beschränkung geschafft, Fensterlicht, Blitz,<br />

Kerzen und sogar Weihnachtslichter, aber auch die einfache Haushaltsglühbirne<br />

kreativ zu nutzen! Spätestens jetzt sollten <strong>Sie</strong> keinerlei Zweifel mehr daran<br />

haben, welches Potenzial bei Ihnen zuhause schlummert, wenn es darum geht,<br />

hervorragende Innenporträtaufnahmen zu machen. Machen <strong>Sie</strong> sich am besten<br />

gleich ans Werk!<br />

1) Schlafzimmer: Diffuses Fensterlicht<br />

Beim Betreten des Schlafzimmers hat Paul sofort gesehen, dass das Fenster und der Spiegel als<br />

Umgebungslichtquellen und interessanter Hintergrund in Frage kommen. Also positionierte<br />

Paul Rebecca seitlich vom Fenster, vor dem ein Store hing, und probierte ein paar Ideen aus.<br />

Zunächst bat er Rebecca, ihren Kopf vom Fenster weg zu drehen, um das Licht vom Fenster<br />

als weißen Hintergrund zu verwenden. Dadurch fiel Schatten auf ihr Gesicht, sodass ein<br />

Freund einen Reflektor seitlich neben Rebecca hielt, um Fensterlicht auf ihr Gesicht zurück<br />

zu reflektieren. Dann bat er sie, zum Fenster hin zu schauen. Um zusätzlichen Schatten zu<br />

erzeugen, öffnete er den Vorhang ein wenig. Da es kaum Platz für ein Stativ gab, stellte Paul<br />

seine <strong>DSLR</strong> auf manuelle Betriebsart und das Objektiv auf die größte Blende ein, nämlich f/2.8,<br />

was zu einer Verschlusszeit von 1/60 s bei ISO 800 führte.<br />

2) Esszimmer: Kerzenlicht<br />

Sorgen <strong>Sie</strong> dafür, dass das Zimmer dunkel ist, und<br />

zünden <strong>Sie</strong> einige Kerzen auf dem Tisch an. Das<br />

Modell muss sich so nah wie möglich am Licht<br />

befinden, damit das Gesicht beleuchtet wird. Um<br />

keine hohe ISO-Empfindlichkeit verwenden zu<br />

müssen, bitten <strong>Sie</strong> das Modell, ganz ruhig zu bleiben.<br />

Stellen <strong>Sie</strong> eine Blende von mindestens f/2.8 in<br />

der Betriebsart Zeitautomatik ein, um das Licht zu<br />

maximieren. Wenn <strong>Sie</strong> mit dem Autofokus Probleme<br />

haben, schalten <strong>Sie</strong> auf die manuelle Betriebsart oder<br />

Live-View um, und bearbeiten <strong>Sie</strong> die Fokussierung.<br />

3) Wohnzimmer: Eine<br />

Wolframglühbirne<br />

Eine einzelne Glühbirne kann für<br />

die Aufnahme kontrastreicher<br />

Bilder sehr wirkungsvoll sein, da<br />

ihre helle Lichtquelle einen harten<br />

Schatten erzeugt. Positionieren <strong>Sie</strong><br />

die Glühbirne auf Höhe des Kopfes<br />

des Modells, und zwar vor dem<br />

Gesicht und der Kamera, um die<br />

Schattenbildung auf dem Modell<br />

zu minimieren. Stellen <strong>Sie</strong> die<br />

Kamera entweder auf eine hohe<br />

ISO-Empfindlichkeit mit einer Blende<br />

von mindestens f/2.8 ein, oder setzen<br />

<strong>Sie</strong> die Kamera auf ein Stativ, und<br />

bitten <strong>Sie</strong> das Modell, sich möglichst<br />

nicht zu bewegen. Denken <strong>Sie</strong> auch<br />

daran, den Weißabgleich auf Wolfram<br />

einzustellen!<br />

58 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

>Innenporträtaufnahmen >Die Ein-Stunden-Herausforderung<br />

4) Dachgeschoss:<br />

Indirekter Blitz<br />

Das Prinzip für diese Aufnahme kann in<br />

jedem Zimmer mit weißen Wänden oder<br />

einer weißen Decke angewendet werden.<br />

Paul verwendete diese kräftige Tapete als<br />

Hintergrund. Da das restliche Zimmer<br />

jedoch weiß ist, konnte er einen Blitz von<br />

einer Wand hinter sich zurück reflektieren<br />

lassen, um Rebecca gleichmäßig zu<br />

beleuchten. Obwohl dies ausreichen kann,<br />

hat Paul auch noch einen zweiten Blitz in<br />

einem Schirm verwendet, um sie in einem<br />

45°-Winkel zu beleuchten.<br />

5) Gästezimmer:<br />

Lichterkette<br />

Diese Aufnahme kann in jedem absolut<br />

dunklen Raum eines Hauses gemacht<br />

werden. Behängen <strong>Sie</strong> das Modell mit<br />

einer Lichterkette. <strong>Sie</strong> müssen eine<br />

hohe ISO-Empfindlichkeit (mindestens<br />

800) und eine große Blende wie f/1.8<br />

verwenden. Ein 50-mm-Objektiv ist<br />

ideal. Wenn <strong>Sie</strong> einige Lichter in der<br />

Nähe des Gesichts platzieren, sollte<br />

sich der Autofokus <strong>Ihre</strong>r Kamera auf das<br />

Modell richten. Wenn nicht, schalten<br />

<strong>Sie</strong> auf manuellen Fokus um.<br />

6) Badezimmer: Diffuses Fensterlicht<br />

Rollläden eigenen sich gut zum Regulieren von hartem Sonnenlicht. Bei diesem<br />

Badezimmeraufbau waren sie notwendig, da das Licht mit zunehmender Aufnahmedauer<br />

immer stärker wurde. Nach einer Probeaufnahme in der manuellen Betriebsart wusste ich, dass<br />

die Blende f/6.3 zu klein war, da die Szene selbst bei der ISO-Einstellung 800 unterbelichtet<br />

wurde. Ich verwendete die Blende f/4 und verringerte die Verschlusszeit von 1/160 s auf<br />

1/125 s mit einer ISO-Einstellung von 400, um das Rauschen zu verringern. Ich bat Rebecca,<br />

sich seitlich zum Fenster zu stellen, da der Platz begrenzt war. Mit den Jalousien auf ihrem<br />

Gesicht sorgte dies auch für einigen Kontrast. Da die besten Ergebnisse normalerweise erzielt<br />

werden, wenn die Einstellung für den Weißabgleich der Beleuchtung angepasst wird (in<br />

diesem Fall Tageslicht), habe ich beschlossen, einen Weißabgleich mit der Einstellung Wolfram<br />

auszuprobieren, um einen kreativen Blaustich zu erhalten.<br />

Wolfram-Weißabgleich<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 59


Leitfaden für Anfänger


FOTO: ROD McLEAN<br />

MIT DER <strong>DSLR</strong><br />

UMGEHEN<br />

LERNEN!!<br />

REISE-<br />

Es ist noch nicht lange her, da blieb der Gedanke an einen Kamelritt durch die Sahara oder ein Trekking zu<br />

den Ruinen von Machu Picchu für die meisten von uns ein bloßer Wunschtraum. In den letzten zehn Jahren<br />

hat sich die Welt jedoch merklich geöffnet, sodass selbst die exotischsten Abenteuerreisen heute für<br />

jedermann, ob jung oder alt, durchaus möglich sind. Reisen bedeutet jedoch mehr als nur Abschalten von<br />

der Alltagsroutine und die Chance auf attraktive Bräune – sie ist auch ein faszinierender Aufbruch ins<br />

Unbekannte und wird mit Sicherheit <strong>Ihre</strong> fotografische Kreativität neu zu beleben. Alle neuen Eindrücke sind<br />

ein visuelles Fest der fotografischen Möglichkeiten. Zwar ist es praktisch unmöglich, ausschließlich mit<br />

perfekten Bildern nach Hause zurückzukehren - unser Leitfaden für Anfänger wurde aber genau zu diesem<br />

Zweck sorgfältig zusammengestellt. Lehnen <strong>Sie</strong> sich also zum Weiterlesen zurück und lassen <strong>Sie</strong> sich<br />

inspirieren!


Leitfaden für Anfänger<br />

REISEFOTOGRAFIE<br />

LEE FROST LEE FROST<br />

IAN FARRELL<br />

ROD McLEAN<br />

IAN FARRELL IAN FARRELL<br />

Die perfekte Planung …<br />

Fotoreisen ins Ausland wollen rechtzeitig und gründlich vorbereitet sein.<br />

Die Planung der Ausrüstung ist das A und O der Reisefotografie<br />

ZUNÄCHST EINMAL IST ZU BEDENKEN, dass erfolgreiche Reisefotografie nicht<br />

erst am Ziel <strong>Ihre</strong>r Reise beginnt, sondern schon Wochen vor der Abfahrt. Wenn noch<br />

nie zuvor dort waren, machen sich gründliche Vorausrecherchen bezahlt: Suchen<br />

<strong>Sie</strong> in Reiseführern nach Details, z. B. besonderen Veranstaltungen wie Karneval<br />

und Festivals (ggf. um unerwünschte Menschenmassen und Verkehr zu umgehen),<br />

interessanten Orten und Nahverkehrsmöglichkeiten. Städte- bzw. Landschaftsführer<br />

sowie Umgebungskarten sind im Buchhandel oder im Internet erhältlich und liefern<br />

wertvolle Informationen. Markieren <strong>Sie</strong> die Orte, die <strong>Sie</strong> gern sehen möchten, auf der<br />

Landkarte. Bitten <strong>Sie</strong> Freunde, Kollegen und anderen Fotografen um hilfreiche Tipps<br />

und Erfahrungen aus erster Hand – nicht nur zu Fotomotiven, sondern zur lokalen<br />

Gastronomie, Unterkünften, Umgang mit Einheimischen und so weiter.<br />

Websites mit Fotobibliotheken, Fotografen- und Tourismusverbände sind<br />

zusätzliche Anlaufstellen, wenn <strong>Sie</strong> schon im Voraus einige Bilder des Ortes sehen<br />

möchten. Machen <strong>Sie</strong> sich Notizen, drucken <strong>Sie</strong> bei Bedarf Miniaturbilder aus und<br />

stellen <strong>Sie</strong> eine handliche Arbeitsmappe zusammen. Im Internet finden <strong>Sie</strong> für Ihr<br />

gewähltes Reiseziel auch die Zeiten von Sonnenaufgängen und -untergängen – so<br />

wissen <strong>Sie</strong> schon vorher, zu welcher Tageszeit <strong>Sie</strong> das beste Licht einfangen können.<br />

Je mehr Informationen <strong>Sie</strong> zusammentragen, desto besser sind <strong>Sie</strong> gerüstet, um <strong>Ihre</strong><br />

Zeit optimal zu nutzen.<br />

Falls <strong>Sie</strong> beabsichtigen, ein potenziell unsicheres Land zu besuchen, finden <strong>Sie</strong><br />

auf den Websites vieler Reiseveranstalter oder beim Auswärtigen Amt (www.<br />

auswaertiges-amt.de) eine Liste der Länder, in welche von Reisen abgeraten wird.<br />

Möglicherweise müssen <strong>Sie</strong> sich im Vorfeld auch gegen Krankheiten impfen lassen<br />

und dafür <strong>Ihre</strong>n Hausarzt aufsuchen; die meisten Standard-Impfungen werden von<br />

den Krankenkassen übernommen.<br />

Nach der Ankunft an <strong>Ihre</strong>m Ziel ist die Versuchung groß, das Gepäck<br />

hinzuwerfen, die Kamera auszupacken und sofort alles in Sichtweite zu fotografieren<br />

– dies sollten <strong>Sie</strong> möglichst vermeiden, denn so entstehen vermutlich viele<br />

langweilige Bilder, die den Charakter des Ortes nur oberflächlich erfassen. Gehen<br />

<strong>Sie</strong> stattdessen nur mit einer Kamera und einem Objektiv auf Entdeckungstour,<br />

nehmen <strong>Sie</strong> die Atmosphäre in sich auf und machen <strong>Sie</strong> einige erste Bilder, wenn<br />

etwas <strong>Sie</strong> besonders interessiert.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> sich unterwegs einprägen, wie die Sonne im Verhältnis zu bestimmten<br />

Motiven und Szenen steht, können <strong>Sie</strong> später zurückkehren und sie im optimalen<br />

Licht aufnehmen. Hier kommt auch Ihr Reiseführer zum Einsatz, damit <strong>Sie</strong><br />

besondere Motive in der Nähe nicht versehentlich verpassen: Stecken <strong>Sie</strong><br />

Haftnotizen zwischen die Seiten, um diese schneller zu finden, und notieren <strong>Sie</strong><br />

darauf die besten Tageszeiten zum <strong>Fotografie</strong>ren, die optimalen Aussichtspunkte<br />

und so weiter.<br />

Je nach Möglichkeit kann es auch hilfreich sein, eine Auswahl an Postkarten als<br />

Referenz zu nutzen oder ein Buch eines lokalen Fotografen zu erwerben, der das<br />

Gebiet ganz genau kennt. Das ist völlig legitim: Man muss einfach wissen, wo die<br />

besten Aussichtspunkte sind, ob ein Ort eher vormittags oder nachmittags das beste<br />

Licht zum <strong>Fotografie</strong>ren hat und welche Motive es in der Nähe gibt, um aus jeder<br />

Minute der Reise das Beste zu machen.<br />

Checkliste: Basis-Fotokit für Reisen<br />

Die perfekte Reise-Fotoausrüstung umfasst alles Notwendige und<br />

verzichtet dabei auf allzu schweren Ballast. Beginnen <strong>Sie</strong> mit der Wahl<br />

einer geeigneten Fototasche. Zu große Taschen werden mit zunehmendem<br />

Inhalt unhandlicher und gehen in Flugzeugen nicht mehr als Handgepäck<br />

durch. Suchen <strong>Sie</strong> ein kompaktes Modell aus – falls nötig erwerben <strong>Sie</strong><br />

etwas speziell für die Reise. Was <strong>Sie</strong> schließlich einpacken, hängt vom<br />

Reiseziel und der Art <strong>Ihre</strong>r Motive ab; die folgende Checkliste ist für<br />

allgemeine Reisefotografie ausgelegt.<br />

✔ <strong>DSLR</strong>-Gehäuse (falls vorhanden, ist ein Wechselgehäuse empfehlenswert)<br />

✔ Objektive von 17mm bis 200 mm, mit zwei oder drei Zooms<br />

✔ UV-Schutzfilter für jedes Objektiv<br />

✔ Blitzgerät, falls <strong>Sie</strong> es gerne nutzen<br />

✔ Polarisationsfilter zur Kräftigung von Farben, speziell des Himmels<br />

✔ ND-Verlaufsfilter (0,6 und 0,9 neutrale Dichte) zur Kontrastkontrolle<br />

✔ Gegenlichtblende zur Vermeidung von Streulicht<br />

✔ Solides Stativ und Fernauslöser<br />

✔ Mikrofasertücher, Antistatikbürste und Sensor-Reinigungskit<br />

✔ Polyethylenbeutel zum Schutz von Kameras und Objektive an staubigen Orten<br />

✔ Reichlich Speicherkarten<br />

✔ Kamera-Handbuch<br />

✔ Ersatzbatterien für alle Fälle<br />

✔ Batterieladegerät<br />

✔ Anschlussadapter für lokale Steckdosen<br />

✔ Speichergerät oder Laptop zum Sichern der Bilder<br />

Idealerweise begrenzen <strong>Sie</strong> die Kapazität der Speicherkarten auf 4 GB<br />

oder weniger, sodass <strong>Sie</strong> nicht zu viele Bilder auf einer Karte haben, falls<br />

diese fehlerhaft ist. Die Karten sollten in regelmäßigen Abständen auf ein<br />

separates Speichergerät oder Laptop kopiert werden und in genügender Zahl<br />

vorhanden sein, damit <strong>Sie</strong> bis zur Heimreise nicht neu formatiert werden<br />

müssen.<br />

Falls <strong>Sie</strong> ein Laptop mitnehmen, packen <strong>Sie</strong> zur Sicherheit noch eine externe<br />

Festplatte ein, um <strong>Ihre</strong> Bilder doppelt sichern zu können.<br />

62 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Jon Hicks: andere<br />

nützliche Utensilien<br />

✔ Geldgürtel: Unter der Kleidung zu<br />

tragen, zur sicheren Aufbewahrung von<br />

Reisepass und Bargeld<br />

✔ Textmarker: Zum Hervorheben von<br />

Stellen im Reiseführer<br />

✔ Digitaluhr (z. B. Casio ProTrek): mit<br />

Kompass, Höhenmesser, Barometer<br />

und Alarmfunktion<br />

✔ Erste-Hilfe: Ich nehme immer<br />

Kopfschmerztabletten, Pflaster, Fäden<br />

und einen Satz Injektionsnadeln mit<br />

(ich sah einmal in einem indischen<br />

Krankenhaus, wie ein Reisender mit<br />

einer benutzten Nadel behandelt<br />

wurde!)<br />

✔ Sonnenschutzmittel und<br />

Lippensalbe – befindet sich stets in<br />

meiner Kameratasche<br />

✔ Netzwerkkabel: Die meisten Hotels<br />

haben WiFi, aber für den<br />

Internetzugang wird manchmal ein<br />

eigenes Kabel benötigt<br />

JON HICKS


Leitfaden für Anfänger<br />

REISEFOTOGRAFIE<br />

Genießen <strong>Sie</strong> den Zauber fremder Landschaften<br />

Viele Orte sind für ihre Landschaften berühmt – und sind daher ein Muss für jeden Reisefotografen<br />

AUSLANDSREISEN HABEN unterschiedliche Ziele. Manchmal<br />

wollen wir einen Ort mit einer Fotoserie zu verschiedenen <strong>Themen</strong><br />

dokumentieren – doch oftmals wählen wir einen Ort gezielt wegen<br />

seiner Landschaft aus, und nicht wegen seiner Menschen,<br />

Architektur oder allgemeinen Kultur. Fotografen suchen zum<br />

Beispiel Orte wie die Toskana oder das Red Rock Country im<br />

Südwesten der USA auf, weil sie die atemberaubende Landschaft<br />

lockt – und höchstwahrscheinlich kehren sie ausschließlich mit<br />

reinen Landschaftsaufnahmen nach Hause zurück.<br />

Dieses Entscheidungsmuster bestimmt auch die Dynamik der<br />

Reise. Man weiß, dass man mehr Zeit konzentriert an einem Ort<br />

verbringt und weniger Zeit auf der Suche nach neuer Inspiration<br />

abseits der Route; es spielt also keine Rolle, ob der Rucksack<br />

etwas größer und schwerer ist. Außerdem ist man voraussichtlich<br />

eher weit von der nächsten Stadt entfernt und muss<br />

entsprechende Vorbereitungen treffen. Diese beginnen zu Hause,<br />

wo man lange vor der Abreise herausfinden muss, welche<br />

Jahreszeit für einen bestimmten Ort die beste ist und welche Orte<br />

zu bevorzugen sind.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> wissen, welche Art von Aufnahmen <strong>Sie</strong> am jeweiligen<br />

Ort machen wollen, können <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Planung auch detailliert und<br />

mit engem Zeitrahmen festlegen – ausgehend von stabilem Wetter<br />

– um möglichst wenig Zeit zu verlieren. Das soll nicht heißen, dass<br />

<strong>Sie</strong> nicht flexibel entscheiden sollten, auch mal einen Ort<br />

auszulassen, wenn <strong>Sie</strong> für einen anderen mehr Zeit brauchen,<br />

oder falls das Wetter mal nicht mitspielt und <strong>Sie</strong> daher gezwungen<br />

sind, <strong>Ihre</strong> Pläne zu ändern.<br />

Die allgemeinen Techniken der Landschaftsfotografie bleiben<br />

überall auf der Welt die gleichen. Ziel ist es, ein Motiv von seiner<br />

besten Seite aufzunehmen; dazu gehört, einen guten Standpunkt<br />

zu suchen und die Szene visuell interessant zu komponieren. Zur<br />

Unterstützung der Bildwirkung können alle Hilfsmittel wie die<br />

Drittel-Regel, Einführungslinien und Vordergrundgestaltung<br />

eingesetzt werden.<br />

Mehr als von jedem anderen Faktor ist der Landschaftsfotograf<br />

jedoch abhängig vom Licht; deshalb sollte es in <strong>Ihre</strong>r täglichen<br />

Routine im Mittelpunkt stehen. Anbruch der Dämmerung bzw.<br />

Einbruch der Dunkelheit, also die ersten und letzten Stunden des<br />

Tageslichts, sind die wichtigsten Momente, in denen<br />

wahrscheinlich <strong>Ihre</strong> besten Arbeiten entstehen. Das kann<br />

bedeuten, mitten in der Nacht aufzustehen, um mit dem Auto<br />

oder zu Fuß rechtzeitig vor Sonnenaufgang am Aufnahmeort zu<br />

sein, oder abends lange abzuwarten, um Sonnenuntergänge und<br />

Dämmerlicht zu erhaschen.<br />

Die mittleren Stunden des Tages können in manchen Gegenden<br />

produktiv sein – meistens nutzt man ihr weniger attraktives Licht<br />

jedoch am besten zur Suche nach neuen Standorten oder mit dem<br />

Ortswechsel zum nächsten Motiv. Das mag zwar erscheinen als<br />

sei es vergeudete Zeit, die man lieber fotografierend verbringen<br />

sollte; trotzdem ist es besser, nur wenige herausragende Bilder mit<br />

nach Hause zu nehmen als viele durchschnittliche.<br />

Decken <strong>Sie</strong> sich mit reichlich Karten und Reiseführern der<br />

Gegend ein, um sich gut zurechtzufinden. An besonders<br />

entlegenen Orten kann auch ein GPS-System von großem Wert<br />

sein, um bestimmte Orte mithilfe von Wegpunkten zu entdecken,<br />

eigene Favoriten aufzuzeichnen und später wieder zu finden oder<br />

Entdeckungen mit anderen zu teilen. Einige fotografische<br />

Reiseführer, vor allem die aus den USA, liefern solche<br />

Informationen und helfen damit Fotografen, Orte abseits der<br />

ausgetretenen Spur zu erreichen.<br />

Um es ganz klar zu sagen: Zur richtigen Zeit des Tages am<br />

richtigen Ort zu sein, ist das allerwichtigste bei der<br />

Landschaftsfotografie. Sobald das geschafft ist, entstehen<br />

großartige Fotos fast automatisch!<br />

IM UHRZEIGERSINN VON OBEN:<br />

Ein Feld mit bunten Blumen kann<br />

einen idealen Vordergrund<br />

abgeben und das Auge des<br />

Betrachters in das Bild hinein<br />

führen. Starke Linien sind sehr<br />

nützliche kompositorische<br />

Werkzeuge, ebenso wie kräftige<br />

Farben und Kontraste. Diese<br />

Aufnahme demonstriert, wie all<br />

diese Elemente zusammenwirken<br />

können. Die Drittel-Regel ist eine<br />

hilfreiche kompositorische<br />

Leitlinie, besonders für Anfänger<br />

in der <strong>Fotografie</strong>. Dieses Foto zeigt<br />

auch, wie wirkungsvoll ein<br />

“natürlicher Rahmen” sein kann,<br />

um das Auge durch ein Bild zu<br />

führen.<br />

64 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

DER WEG ZU BESSEREN REISEFOTOS<br />

FOTOS: LEE FROST<br />

Reisetipps:<br />

Landschaften<br />

✔ Nutzung eines<br />

Vordergrundmotivs, um ein<br />

Gefühl der Größenordnung zu<br />

vermitteln und das Auge in das<br />

Bild zu führen<br />

✔ Linien sind ein starkes<br />

kompositorisches Hilfsmittel bei<br />

der Aufnahme von Landschaften:<br />

Mauern, Zäune, Bäume, Wege,<br />

Flüsse, Straßen und viele andere<br />

natürliche und künstliche<br />

Objekte können genutzt werden<br />

✔ Obwohl es Ihnen natürlich<br />

freisteht, den Horizont in der<br />

Bildmitte zu platzieren, wirkt er<br />

kompositorisch meist besser ein<br />

Drittel oder weniger unter dem<br />

oberen Bildrand: So wird der<br />

Vordergrund betont und die<br />

Komposition wird dynamischer<br />

✔ Verwenden <strong>Sie</strong><br />

Weitwinkelobjektive für starke<br />

Kompositionen mit dominantem<br />

Vordergrund –bedenken <strong>Sie</strong><br />

aber: Je weiter der<br />

Objektivwinkel, desto größer die<br />

Gefahr “luftleerer”<br />

Kompositionen<br />

✔ Erkunden <strong>Sie</strong> einen Ort in<br />

Ruhe, bevor <strong>Sie</strong> sich für einen<br />

Aufnahmestandort entscheiden<br />

– bringen <strong>Sie</strong> also unbedingt<br />

etwas Zeitreserve mit, damit <strong>Sie</strong><br />

nicht hetzen müssen<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 65


Leitfaden für Anfänger<br />

REISEFOTOGRAFIE<br />

Das Beste aus einer Szene machen<br />

Lee Frost zeigt, wie <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Kompositionen dramatisch verbessern können indem <strong>Sie</strong> etwas<br />

Zeit dafür aufwenden, um eine Szene zuerst aus verschiedenen Blickwinkeln zu erforschen.<br />

EINER DER heikelsten Aspekte der Reisefotografie ist<br />

es, trotz ständig wechselnder Standorte am Ende Bilder<br />

mitzunehmen, die den wahren Charakter eines Ortes<br />

einfangen. Allzu leicht läuft man rasch vorbei, macht<br />

einige Standard-Schnappschüsse und eilt schon weiter<br />

zum nächsten Motiv. Wenn <strong>Sie</strong> so vorgehen, bringen <strong>Sie</strong><br />

vielleicht ein paar nette, aber nur wenige wirklich gute<br />

Bilder mit. Achten <strong>Sie</strong> also lieber auf Qualität statt auf<br />

Quantität und nehmen <strong>Sie</strong> sich die Zeit, die Atmosphäre<br />

eines Standorts in Ruhe zu erkunden.<br />

Dafür gibt es keine Geheimformel; nutzen <strong>Sie</strong> einfach<br />

<strong>Ihre</strong> Augen und Füße! Meistens ist es etwas bestimmtes,<br />

das <strong>Sie</strong> zu einem Ort hinzieht – doch dieses Motiv ist<br />

nur ein Aspekt der Komposition. Opfern <strong>Sie</strong> lieber etwas<br />

Zeit, laufen <strong>Sie</strong> herum und sehen <strong>Sie</strong> sich alles aus<br />

verschiedenen Blickwinkeln an – oder ändern <strong>Sie</strong> einfach<br />

<strong>Ihre</strong> Pläne, wenn <strong>Sie</strong> etwas noch Besseres entdecken.<br />

Ermitteln <strong>Sie</strong> verschiedene Optionen für den<br />

Vordergrund, in welchem Winkel das Licht besser<br />

funktioniert und wie der Himmel aussieht, wenn <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>n<br />

Standpunkt ändern. Wirkt eine sehr niedrige Perspektive<br />

vielleicht besser als die Aufnahme in Augenhöhe?<br />

Sollten <strong>Sie</strong> statt im Querformat besser im Hochformat<br />

arbeiten? Gibt es Linien in der Szene, die die Komposition<br />

interessanter machen können? Müssen <strong>Sie</strong> näher heran,<br />

oder weiter weg? Sollte der Fokus besser zentral oder<br />

auf einer der Seiten platziert werden? Erhalten <strong>Sie</strong> einen<br />

besseren Überblick, wenn <strong>Sie</strong> das Objektiv wechseln?<br />

Andere Faktoren hängen davon ab, von wo<br />

<strong>Sie</strong> aufnehmen: Zum Beispiel funktioniert ein<br />

Polarisationsfilter für den Himmel am besten, wenn die<br />

Sonne ungefähr im rechten Winkel zur Objektivachse<br />

steht; er zeigt aber wenig Wirkung, wenn <strong>Sie</strong> mit der<br />

Sonne im Rücken stehen.<br />

Diese Fragen gehen <strong>Sie</strong>, wie eine Checkliste für gute<br />

Komposition, bei der Arbeit mental einzeln durch. Wenn<br />

Ihnen das zu schwierig ist, können <strong>Sie</strong> aber schon bei der<br />

Erkundung einige Probeaufnahmen machen und darauf<br />

später sehen, wie sich <strong>Ihre</strong> Komposition entwickelt.<br />

Ebenso können <strong>Sie</strong> die Aufnahmen auf dem LCD-<br />

Bildschirm <strong>Ihre</strong>r Kamera begutachten und überlegen,<br />

wie sie verbessert werden können – vielleicht ist nur eine<br />

winzige Änderung nötig.<br />

Zur Demonstration fotografierte ich eine klassische<br />

Toskana-Szene, die ich während meiner Suche nach<br />

Mohnfeldern in der Region entdeckte.<br />

Die Vorteile eines Stativs nutzen<br />

Obwohl es schneller<br />

und bequemer ist,<br />

beim Erkunden<br />

<strong>Ihre</strong>s Standorts<br />

aus der Hand<br />

zu fotografieren,<br />

empfehlen wir, <strong>Ihre</strong><br />

Kamera auf ein<br />

Stativ zu montieren:<br />

Es zwingt <strong>Sie</strong> dazu,<br />

langsamer und<br />

gründlicher über jede<br />

einzelne Aufnahme<br />

nachzudenken,<br />

anstatt nur drauflos<br />

zu knipsen. Mit<br />

<strong>Ihre</strong>r Kamera auf einem Stativ ist es außerdem<br />

leichter, die Komposition genau abzustimmen, die<br />

Kamera waagerecht und die ND-Verlaufsfilter exakt<br />

auszurichten. Außerdem müssen <strong>Sie</strong> sich keine<br />

Sorgen mehr über Verwacklungen aufgrund langer<br />

Verschlusszeiten machen und können die Blende<br />

weit öffnen, um mit maximaler Tiefenschärfe zu<br />

arbeiten.<br />

Schritt 1 Diese zwei Zypressen entdeckte ich auf dem Gipfel eines Hügels und fand instinktiv,<br />

sie seien ein großartiges Motiv. Der einzige Nachteil war, dass sie ziemlich weit weg standen und<br />

ich keine Ahnung hatte, was sich noch auf dem Hügel befand. Die einzige Lösung bestand<br />

darin, hinauf zu marschieren und selbst nachzusehen. Bei meiner Ankunft machte ich diese<br />

Frontalaufnahme; eine ziemlich nahe liegende Interpretation, die ich daher noch verbessern<br />

wollte.<br />

Schritt 2 Der Himmel war voller interessanter Wolkenfetzen, also setzte ich einen Polfilter<br />

auf mein 17-40mm Zoom und drehte ihn, um seine Wirkung auf den Himmel zu sehen. Ich<br />

beschloss auch eine Aufnahme im Hochformat zu versuchen, auf der die Bäume rechts im Bild<br />

platziert waren. Im Feld standen einige Mohnblumen, aber nichts Aufregendes; ein roter<br />

Blumenteppich im Vordergrund wäre netter gewesen.<br />

Schritt 3 Meine nächste Idee war, näher an die Bäume zu gehen, um einen besseren Blick<br />

auf die atemberaubende toskanische Landschaft zu erhalten. Die Komposition ist noch immer<br />

nicht weltbewegend, aber sie fängt den Charakter der Szene ein und fesselt mit ihren vielen<br />

Bauernhöfen, Scheunen, wogenden Feldern und Hügeldörfern die Aufmerksamkeit des<br />

Betrachters.<br />

66 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Schlussbild<br />

Für meine endgültige Szene neigte ich die Kamera nach unten, um<br />

mehr Vordergrund einzufangen. Später schnitt ich das Bild zu einem<br />

Quadrat, für eine ausgewogenere, fast meditative Atmosphäre.<br />

Beachten <strong>Sie</strong> auch, dass der kleinere Baum ordentlicher aussieht als<br />

in den vorigen Aufnahmen. Weil mir seine etwas schäbige linke Seite<br />

missfiel, habe ich sie mithilfe des Kopierstempel-Tools bereinigt.<br />

Oh Wunder der digitalen Technik!<br />

Schritt 4 Als ich die Position wechselte und verschiedene Blickwinkel ausprobierte, erkannte<br />

ich, dass die beiden Bäume hinter einander stehend wie einer aussahen, weil der kleinere hinter<br />

dem größeren verschwand. Kompositorisch ist diese Aufnahme einfacher – trotzdem halte ich in<br />

diesem Fall zwei Bäume für besser, weil die Komposition so dramatischer bleibt.<br />

Schritt 5 Meine Aufnahmeposition in Schritt 3 verschaffte mir einen besseren Blick auf die<br />

unmittelbare Umgebung, sodass ich in weniger als 20 Meter Entfernung ein Rapsfeld mit<br />

leuchtend gelben Blüten bemerkte. Da Gelb und Blau einen starken Farbkontrast ergeben,<br />

folgte ich dem Impuls – und siehe da: Aus dieser Perspektive war auch der Himmel<br />

interessanter, und der Polfilter zeigte bessere Wirkung.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 67


Leitfaden für Anfänger<br />

IAN FARRELL<br />

REISEFOTOGRAFIE<br />

Porträtieren <strong>Sie</strong> die Einheimischen<br />

Menschen sind der wesentliche Bestandteil jeder Kultur<br />

und kein Reiseportfolio ist komplett ohne ein paar<br />

Portraitaufnahmen einiger einheimischer Gesichter.<br />

DIE MENSCHEN, die <strong>Sie</strong> auf <strong>Ihre</strong>n Reisen treffen, sind genauso Teil<br />

der Landeskultur wie seine Gebäude und Landschaften, also nehmen<br />

<strong>Sie</strong> sich die Zeit, Porträts von der einheimischen Bevölkerung zu<br />

schießen, um diese Kultur zu <strong>Ihre</strong>m Reise-Album hinzuzufügen.<br />

Der bloße Gedanke daran lässt viele Fotografen meist erschaudern,<br />

denn auf komplett Fremde zuzugehen, und sie zu fragen, ob es für sie<br />

OK ist, fotografiert zu werden, ist keine einfache Angelegenheit. Aber<br />

auch wenn <strong>Sie</strong> einige ablehnende Reaktionen bekommen, werden<br />

sich die meisten Menschen geschmeichelt fühlen, und gerne <strong>Ihre</strong>m<br />

Wunsch nachkommen. Seltsamerweise sind die Menschen in<br />

ärmeren Ländern meist viel entspannter, wenn sie fotografiert werden<br />

sollen.<br />

Selbstverständlich sollten <strong>Sie</strong> Ihr Motiv immer zuvorkommend und<br />

respektvoll behandeln. Anstatt auf hinterlistige Schnappschüsse zu<br />

vertrauen, sprechen <strong>Sie</strong> die Person an und fragen <strong>Sie</strong> um Erlaubnis.<br />

Wenn sie abgelehnt werden, gehen <strong>Sie</strong> weg. Einigen Menschen -<br />

vielleicht geht es Ihnen ja selbst genau so - fühlen sich nicht wohl bei<br />

dem Gedanken, fotografiert zu werden. Andere lehnen aus religiösen<br />

oder kulturellen Gründen ab. Indem <strong>Sie</strong> um Erlaubnis fragen, räumen<br />

<strong>Sie</strong> diese Hindernisse aus dem Weg, bevor jemand ernstlich böse auf<br />

<strong>Sie</strong> wird.<br />

Viele Reisefotografen verbringen mit <strong>Ihre</strong>n Motiven etwas Zeit,<br />

bevor sie sie fotografieren, um etwas über sie herauszufinden und eine<br />

Verbindung herzustellen. Tatsächlich ist dies aber nicht<br />

notwendig - wenn <strong>Sie</strong> einen interessanten Charakter sehen, ist nichts<br />

falsch daran, auf ihn zuzugehen und anzudeuten, dass <strong>Sie</strong> ihn gerne<br />

fotografieren würden. Oft reicht es, erst auf die Kamera und dann auf<br />

die Person zu zeigen. Schießen <strong>Sie</strong> ein paar Bilder, danken <strong>Sie</strong> ihm<br />

und gehen <strong>Sie</strong> dann weiter. Solange <strong>Sie</strong> sich höflich und aufmerksam<br />

verhalten, werden sie keine emotionalen Narben hinterlassen, nur weil<br />

<strong>Sie</strong> sich keine halbe Stunde mit ihm unterhalten haben. Viele freuen<br />

sich, wenn <strong>Sie</strong> ihnen anschließend das Bild im <strong>Vorschau</strong>fenster der<br />

Kamera zeigen. Manchmal werden <strong>Sie</strong> auch gefragt, ob <strong>Sie</strong> eine Kopie<br />

schicken können.<br />

Auf der anderen Seite ist es nicht immer möglich, um Erlaubnis zu<br />

fragen. Märkte, Karnevalsumzüge und Feierlichkeiten sind voll mit<br />

Menschen, und anzuhalten um jeden einzelnen um Erlaubnis zu<br />

fragen, würde den Moment ruinieren. Machen <strong>Sie</strong> sich also frei von<br />

dem Gedanken, eine Todsünde zu begehen, wenn <strong>Sie</strong> einen<br />

Schnappschuss machen.<br />

Bei der Schnappschuss-<strong>Fotografie</strong> geht es ausschließlich darum,<br />

einen interessanten, unbeobachteten Moment zu sehen oder<br />

vorherzusehen und diesen dann einzufangen - und nicht darum,<br />

langweilige Bilder von Menschen zu machen, ohne dass diese davon<br />

wissen. Wenn <strong>Sie</strong> diesen Gedanken im Hinterkopf behalten, suchen<br />

<strong>Sie</strong> nach Dingen, die das Bild interessant machen, wie extrovertierte<br />

Gefühlsausbrüche oder die lustige Nebeneinanderstellung von<br />

Menschen in ihrer Umgebung, die einen visuellen Witz ergeben.<br />

Sowohl Weitwinkel- als auch Teleobjektive können für<br />

Schnappschüsse benutzt werden. Das erstere ist gut geeignet, um auf<br />

engem Raum oder in großen Menschenmengen zu fotografieren, wie<br />

bei Demonstrationen oder Karnevalsumzügen, und es verleiht <strong>Ihre</strong>n<br />

Bildern einen starken Hauch von Drama und Intimität. Teleobjektive<br />

benutzt man, um jemanden, der weit weg ist, nah heranzuzoomen,<br />

und die Kombination von weiter Blende und minimaler Tiefenschärfe<br />

sorgt dafür, dass der Hintergrund schön unfokussiert bleibt.<br />

Eine weitere Möglichkeit ist „aus der Hüfte zu fotografieren“. Dies<br />

bedeutet, die Kamera ungefähr in Taillenhöhe zu halten und<br />

abzudrücken, ohne durch den Sucher zu schauen. Dies ist eine tolle<br />

Technik für die Straße und, obwohl der Mangel an Kontrolle bedeutet,<br />

dass <strong>Ihre</strong> Trefferrate gering sein wird, kann der ungewöhnliche<br />

Blickwinkel eine voyeuristische Komponente hinzufügen und Ihnen<br />

Bilder ermöglichen, die <strong>Sie</strong> auf eine andere Art gar nicht erst<br />

aufnehmen könnten.<br />

Je weiter sich der globale Tourismus entwickelt, desto mehr<br />

Menschen werden sich darüber bewusst, dass sie Geld dafür nehmen<br />

können, um für Touristen zu posieren. Das kann ganz offen schon vor<br />

dem <strong>Fotografie</strong>ren ausgehandelt werden, aber es gibt auch die subtile<br />

Handbewegung mit Zeigefinger und Daumen, nachdem <strong>Sie</strong> bereits<br />

fotografiert haben. <strong>Sie</strong> müssen selbst entscheiden, ob es in der<br />

jeweiligen Situation richtig ist, zu bezahlen, aber erschießen <strong>Sie</strong> Ihr<br />

Motiv nicht gleich, wenn <strong>Sie</strong> nicht die Absicht haben zu bezahlen.<br />

Trotzdem sollten <strong>Sie</strong> sich nicht dazu bedrängen lassen, ein kleines<br />

Vermögen auszugeben. Bevor die Situation eskaliert, entfernen <strong>Sie</strong><br />

sich lieber auf ruhige Art.<br />

LEE FROST JON HICKS<br />

IM UHRZEIGERSINN VON OBEN:<br />

Menschen zu fotografieren, die ihrem<br />

täglichen Leben oder ihrer Arbeit nachgehen,<br />

gibt einen wirklichen Eindruck von<br />

einheimischer Kultur; Suchen <strong>Sie</strong> Menschen,<br />

deren Gesichter eine Geschichte erzählen;<br />

Ein amüsanter Gesichtsausdruck oder<br />

Situation ist ein toller Schnappschuss; Achten<br />

<strong>Sie</strong> auf Farbkontraste zwischen der Kleidung<br />

und der Umgebung der Menschen; Verfolgen<br />

<strong>Sie</strong> schwenkend die Bewegung eines Motivs,<br />

um diese einzufangen.<br />

Tipps für <strong>Ihre</strong> Reise:<br />

Portrait Tipps<br />

✔ Respektieren <strong>Sie</strong> immer Ihr Motiv.<br />

Wenn er oder sie sich nicht gerne<br />

fotografieren lässt, ganz egal aus<br />

welchem Grund, entfernen <strong>Sie</strong> sich.<br />

✔ Wenn die Aufmerksamkeit auf Ihnen<br />

ruht, machen <strong>Sie</strong> das Beste draus.<br />

Kontrollieren <strong>Sie</strong> die Situation anstatt<br />

nervös ganze Serien von Bildern zu<br />

schießen, nur um enttäuschende<br />

Ergebnisse zu erzielen.<br />

✔ Fokussieren <strong>Sie</strong> die Augen des Motivs,<br />

um sie scharf zu halten.<br />

✔ Achten <strong>Sie</strong> darauf, dass Ihr Motiv in<br />

die Kamera schaut. Probieren <strong>Sie</strong>, die<br />

Aufmerksamkeit auf sich zu lenken,<br />

wenn es anfängt, woanders hin zu<br />

schauen.<br />

✔ Der Hintergrund sollte einfach und<br />

ruhig sein, damit er nicht mit <strong>Ihre</strong>m<br />

Motiv konkurriert.<br />

✔ Vermeiden <strong>Sie</strong> es, bei grellem Licht<br />

zu fotografieren. Bitten <strong>Sie</strong> Ihr Motiv, in<br />

das weichere Licht eines<br />

Schattenplatzes zu wechseln, falls<br />

notwendig.<br />

✔ <strong>Fotografie</strong>ren <strong>Sie</strong> bei Kopf- und<br />

Schulterportraits mit einer Brennweite<br />

von 80-150mm, da dies dem Gesicht<br />

schmeichelt.<br />

✔ Benutzen <strong>Sie</strong> weite<br />

Blendenöffnungen (f/4 oder f/5.6), um<br />

den Hintergrund unscharf zu machen.<br />

✔ Haben <strong>Sie</strong> keine Angst,<br />

zurückzutreten, um Ihr Motiv in seiner<br />

Umgebung abzulichten, oder nahe<br />

Portraitaufnahmen zu machen.<br />

✔ Wenn <strong>Sie</strong> Kinder fotografieren, gehen<br />

<strong>Sie</strong> runter auf die gleiche Ebene, in dem<br />

<strong>Sie</strong> sich hinknien oder setzen anstatt<br />

von oben herab zu fotografieren.<br />

IAN FARRELL<br />

68 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


ROD MCLEAN


Leitfaden für Anfänger<br />

REISEFOTOGRAFIE<br />

Befassen <strong>Sie</strong> sich mit einheimischer Architektur<br />

Die Einzigartigkeit eines Ortes spiegelt sich oft in der jeweiligen Architektur wider – sie ist somit ein wichtiger Aspekt der<br />

Reisefotografie.<br />

BEIM REISEN werden <strong>Sie</strong> den architektonischen Stil eines Landes,<br />

der durch Faktoren wie Klima, Religion, Ökonomie und Geschichte<br />

bestimmt wird, mit als erstes bemerken. Die Gebäude, die <strong>Sie</strong> in<br />

wohlhabenden Ländern sehen, unterscheiden sich stark von denen<br />

in Entwicklungsländern. Auch gibt es in sonnigen, heißen Ländern<br />

eine ganz andere Art von Architektur als in Gebieten, in denen es<br />

kalt und feucht ist. Aber eins ist all diesen Variationen gemeinsam -<br />

sie geben eine endlose Anzahl von Motiven ab und bieten die<br />

Chance, den Charakter eines Ortes durch seine Gebäude<br />

einzufangen.<br />

Die Lichtqualität ist der Schlüssel zu hervorragender<br />

Architekturfotografie. Gebäude, Straßenszenen und Stadtbilder<br />

sehen, allgemein gesprochen, am besten morgens und abends aus.<br />

Moderne Architektur wird in der Dämmerung zu Leben erweckt,<br />

wenn seine reflexiven Oberflächen die Farben des Himmels<br />

widerspiegeln. Hingegen wird der Charakter von alten Gebäuden<br />

am besten in dem goldenen Licht offenbart, das man ein paar<br />

Minuten nach Sonnenaufgang oder kurz vor Sonnenuntergang<br />

findet. Außerdem sind um diese Uhrzeit meist weniger Leute<br />

unterwegs und das Verkehrsaufkommen ist geringer. Ein weiterer<br />

Vorzug ist, dass es in heißen Ländern zu diesen Tageszeiten kühler<br />

ist!<br />

Die mittleren Stunden des Tages sind meist weniger effektiv,<br />

insbesondere wenn die Sonne stark von oben herab scheint, aber<br />

verwerfen <strong>Sie</strong> diese Zeit nicht komplett, denn man kann dann<br />

immer noch großartige Aufnahmen machen. Die einfachen,<br />

komplett weißen Gebäude auf den griechischen Inseln zum Beispiel<br />

sehen in starkem Sonnenlicht im Kontrast zu einem knallblauen<br />

Himmel einfach umwerfend aus. Auch architektonisch abstraktere<br />

Gebäude profitieren vom strahlenden Sonnenlicht, insbesondere<br />

wenn <strong>Sie</strong> einen Polarisator benutzen, um eine stärkere Farbsättigung<br />

zu erreichen und die blaue Farbe des Himmels zu vertiefen.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> die Atmosphäre eines Ortes einfangen wollen, sollten <strong>Sie</strong><br />

ROD McLEAN LEE FROST LEE FROST<br />

sich nicht auf einzelne Gebäude konzentrieren, sondern<br />

Straßenszenen schießen. Auf diese Art fotografieren sie nicht nur<br />

Architektur, sondern auch Kultur und Geschichte, weil <strong>Sie</strong><br />

Menschen, Verkehr und andere Aspekte des täglichen Lebens mit<br />

einbeziehen. In belebten Straßen sollten <strong>Sie</strong> ein Teleobjektiv<br />

(idealerweise 55-200mm) benutzen, um die Perspektive zu<br />

komprimieren und das Ballungsgefühl zu verstärken. Bei<br />

Weitwinkelaufnahmen sollten <strong>Sie</strong> darauf achten, <strong>Ihre</strong> Bilder so zu<br />

komponieren, dass etwas Interessantes im Vordergrund zu sehen<br />

ist.<br />

Architektonische Details offenbaren viel über einen Ort und liefern<br />

gute Bilder, daher sollten <strong>Sie</strong> nicht nur die großen Szenen<br />

fotografieren, sondern auch daran denken, ab und zu <strong>Ihre</strong>n<br />

Blickwinkel einzuengen. Überlegen <strong>Sie</strong> sich ein Thema,<br />

fotografieren <strong>Sie</strong> zum Beispiel Türen, Fenster, Zahlen oder<br />

Verkehrsschilder. Auf diese Art machen <strong>Sie</strong> das meiste aus der<br />

Mittagszeit, wenn das Licht nicht so toll ist, denn bei diesen<br />

kleineren Details ist die Lichtqualität weniger wichtig als bei<br />

größeren Motiven.<br />

Und schließlich sollten <strong>Sie</strong> sich daran erinnern, dass sich die<br />

Atmosphäre in Stadtzentren nach Sonnenuntergang komplett<br />

verändert, wenn das Tageslicht verschwindet und die künstliche<br />

Beleuchtung besondere Effekte hervorbringt: Straßenszenen im<br />

bunten Licht von Natriumdampflampen, Neonschilder von Clubs<br />

und Bars, usw. Auch werden antike Monumente oft mit Flutlicht<br />

beleuchtet, so dass sie sich gegen den dunklen Nachthimmel<br />

abheben.<br />

Gebäude und Straßenszenen, die <strong>Sie</strong> früher am Tag abgelichtet<br />

haben, zeigen in der Nacht einen ganz anderen Charakter, daher ist<br />

es absolut lohnenswert, einige Orte ein zweites Mal zu besuchen.<br />

Szenen, die bei Tag ziemlich trostlos wirken, können bei Nacht<br />

fantastisch aussehen, daher sollten <strong>Sie</strong> ruhig mal zu einigen Orten<br />

zurückkehren, die <strong>Sie</strong> vor ein paar Stunden noch verworfen haben.<br />

JON HICKS<br />

IM UHRZEIGERSINN VON OBEN:<br />

Ruinen, Kathedralen und Burgen können<br />

in den Minuten nach Sonnenaufgang oder<br />

kurz vor Sonnenuntergang absolut<br />

spektakulär aussehen; Sobald die Sonne<br />

hinter dem Horizont verschwunden ist,<br />

haben <strong>Sie</strong> ein paar Minuten Zeit, die<br />

wunderschönen goldenen Sonnenstrahlen<br />

im Himmel einzufangen, die ideal für<br />

halbschattige Bilder wie diese sind;<br />

Probieren <strong>Sie</strong> mal in den Mittagsstunden<br />

voll bebaute Gegenden zu fotografieren,<br />

die die Sonne blockieren. Alternativ<br />

können <strong>Sie</strong> Details, Inneneinrichtungen<br />

oder weiße Gebäude fotografieren, die sich<br />

gegen den Himmel abheben.<br />

Tipps für <strong>Ihre</strong> Reise:<br />

Architektur<br />

✔ Schauen <strong>Sie</strong> sich Postkarten und<br />

Reiseführer an, um die<br />

interessantesten Gebäude und<br />

Blickpunkte zu lokalisieren.<br />

✔ Achten <strong>Sie</strong> auf <strong>Ihre</strong> Sicherheit,<br />

wenn <strong>Sie</strong> in Städten und<br />

Stadtzentren unterwegs sind -<br />

insbesondere bei Nacht. Vermeiden<br />

<strong>Sie</strong> es in Gegenden zu kommen, in<br />

denen <strong>Sie</strong> sich nicht sicher fühlen.<br />

✔ Der Kontrast in Stadtzentren kann<br />

sehr groß sein, mit hohen Gebäuden,<br />

die die Sonne blockieren. Starke ND<br />

Grad Filter können dies ausgleichen,<br />

aber eventuell ist es notwendig,<br />

mehrere Aufnahmen bei<br />

unterschiedlichen Belichtungszeiten<br />

zu machen, und diese dann<br />

zusammenzuführen.<br />

✔ Zusammenfließende senkrechte<br />

Linien sind ein bekanntes Problem<br />

bei der Gebäudefotografie, aber keine<br />

Sorge, das können <strong>Sie</strong> anschließend<br />

zuhause in Photoshop korrigieren.<br />

70 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

DER WEG ZU BESSEREN REISEFOTOS<br />

LEE FROST JON HICKS<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 71


Leitfaden für Anfänger<br />

REISEFOTOGRAFIE<br />

Belichtungsmischung<br />

Lee Frost erklärt, wie Software Ihnen dabei helfen kann, eine<br />

ausgeglichene Belichtung einer Szene mit hohem Kontrast<br />

herzustellen<br />

Ein Problem, das viele Fotografen haben, die in Städten fotografieren, ist der<br />

Umgang mit dem extremen Kontrast zwischen dem hellen Himmel oben und der<br />

schattigen Straße unten.<br />

Landschaftsfotografen lösen dieses Problem, in dem <strong>Sie</strong> einen Neutraldichtefilter<br />

(Graufilter) benutzen, um den Himmel abzudunkeln, so dass er die gleiche<br />

Belichtungszeit benötigt, wie die Landschaft selbst. Leider sind ND-Filter in<br />

städtischen Landschaften nicht so effektiv, weil der Horizont normalerweise nicht<br />

zu sehen ist und die Skyline unterbrochen wird. Oft sieht man den Himmel in<br />

einer V-Form, mit Gebäuden, die an beiden Seiten des Bildes bis zur oberen Ecke<br />

aufsteigen. Wenn <strong>Sie</strong> hier einen ND-Filter benutzen, dunkeln <strong>Sie</strong> nicht nur den<br />

Himmel, sondern auch den oberen Teil der Gebäude ab, und das sieht ziemlich<br />

merkwürdig aus. Eine mögliche Lösung für dieses Problem ist, zwei Aufnahmen<br />

derselben Szene zu machen - eine um den Himmel auszuleuchten, eine andere<br />

für die Szene - und diese dann in Photoshop mit Ebenen und Ebenenmasken<br />

zu vermischen, aber dies ist recht zeitaufwändig und knifflig. Ich benutze eine<br />

wesentlich effektivere Methode: mit der Belichtungsmischungs-Option in der<br />

Photomatix Pro 4.0 Software, die meistens dazu verwendet wird, um HDR (High<br />

Dynamic Range) Bilder zu kreieren.<br />

0 EV (Angezeigte Belichtung)<br />

Photomatix Pro 4.0<br />

Die Photomatix<br />

Pro Software wird<br />

hauptsächlich<br />

dazu verwendet,<br />

eindrucksvolle HDR<br />

(High Dynamic Range)<br />

Bilder zu kreieren,<br />

aber sie ist auch<br />

ideal, um Belichtungsreihen zu<br />

mischen. Die neueste Version,<br />

4.0, steht als kostenlose<br />

Testversion von www.hdrsoft.<br />

com zum Download bereit.<br />

Also probieren <strong>Sie</strong> es einmal<br />

aus. Wenn <strong>Sie</strong> sich zum Kauf<br />

entschließen, die Vollversion<br />

kostet nur 70 Euro (und umfasst<br />

auch ein Adobe Lightroom Plug-<br />

In), oder ein Plug-In für Apple<br />

Aperture für $79. Egal für welche<br />

Version <strong>Sie</strong> sich entscheiden, die<br />

Investition lohnt sich.<br />

Schritt 1 Befestigen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Kamera an einem Stativ, gestalten <strong>Sie</strong> die Szene und setzen <strong>Sie</strong> den Belichtungsmodus auf die<br />

Blenden-Voreinstellung. Jetzt ändern <strong>Sie</strong> den Belichtungsausgleich um -2 Stopps, machen <strong>Sie</strong> eine Aufnahme, justieren <strong>Sie</strong> den<br />

Belichtungsausgleich auf -1 Stopp, machen <strong>Sie</strong> eine weitere Aufnahme und wiederholen <strong>Sie</strong> das Ganze mit 0, +1 und +2 Stopps.<br />

Somit haben <strong>Sie</strong> eine Gruppe von fünf Aufnahmen von -2 bis +2 Stopps, wobei <strong>Sie</strong> an dem einem Ende einen gut ausgeleuchteten<br />

Himmel, und Schatten am anderen Ende haben.<br />

+2 EV<br />

+1 EV<br />

-1 EV<br />

-2 EV<br />

Schritt 2 Öffnen <strong>Sie</strong> die Photomatix Pro 4.0 Software und<br />

klicken <strong>Sie</strong> auf Belichtungsmischung. Ein Menüfenster öffnet<br />

sich und fordert <strong>Sie</strong> auf, die Dateien, die sie mischen wollen,<br />

auszuwählen. <strong>Sie</strong> können hier direkt mit Raw-Dateien<br />

arbeiten, wenn <strong>Sie</strong> mögen, oder die Quelldateien zunächst<br />

verarbeiten und dann die bearbeiteten Dateien auswählen. <strong>Sie</strong><br />

können hier durch <strong>Ihre</strong> Menüstruktur navigieren, um die<br />

richtigen Dateien zu finden. Alternativ können <strong>Sie</strong> auch<br />

einfach die Quelldateien durch Drag und Drop in das<br />

Dialogfenster ziehen. Klicken <strong>Sie</strong> auf OK, lehnen <strong>Sie</strong> sich<br />

zurück und lassen <strong>Sie</strong> die Software für sich arbeiten.<br />

72 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Und dies ist das Endergebnis – ein perfekter Himmel und<br />

ein perfekter Vordergrund. Das könnten <strong>Sie</strong> mit einem<br />

Neutraldichtefilter nie erreichen, da der hellste Teil des<br />

Himmels in der Mitte des Bildes liegt und diesen mit ND-<br />

Filtern zu kontrollieren, hätte einen negativen Effekt auf die<br />

Gebäude..<br />

Schritt 3 Wenn die Bilder gemischt wurden, sehen <strong>Sie</strong> eine <strong>Vorschau</strong> des endgültigen Bildes<br />

und haben die Möglichkeit, Änderungen einzubringen, wenn es Ihnen nicht hundertprozentig<br />

gefällt. Verschieben <strong>Sie</strong> die Regler für Stärke, Farbsättigung und Mischpunkt und beobachten<br />

<strong>Sie</strong>, wie dies das Aussehen <strong>Ihre</strong>s Bildes verändert. Hier gibt es keine festen Regeln - das ist reine<br />

Geschmackssache. Die Farbsättigung muss oft verstärkt werden. Ein Verschieben des<br />

Stärkereglers nach rechts macht das Bild kräftiger.<br />

Schritt 4 Wenn <strong>Sie</strong> mit dem Effekt zufrieden sind, klicken <strong>Sie</strong> auf Verarbeiten und die<br />

Software wird nun die Bilder für <strong>Sie</strong> kombinieren. Dies dauert gewöhnlich 30 bis 60 Sekunden.<br />

Wenn das Verarbeiten fertig ist, erscheint das gemischte Bild und dann müssen <strong>Sie</strong> ihm nur<br />

noch einen Namen geben und es abspeichern - idealerweise als 16-bit TIFF. Das Bild kann in<br />

Photoshop wie jedes andere digitale Bild geöffnet werden, wo <strong>Sie</strong> dann noch die letzten<br />

Handgriffe, die <strong>Sie</strong> für notwendig erachten, durchführen können, z.B. mit Werkzeugen wie<br />

Ebenen und Kurven.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 73


Leitfaden für Anfänger<br />

REISEFOTOGRAFIE<br />

Denken <strong>Sie</strong> um!<br />

Beliebte Urlaubsziele wurden bereits<br />

tausendfach fotografiert. Wir haben ein paar<br />

Ideen für wirklich einzigartige Aufnahmen.<br />

1) Zeitfaktor<br />

Die meisten Bilder werden in Sekundenbruchteilen abgelichtet.<br />

Wählen <strong>Sie</strong> stattdessen längere Belichtungszeiten. Wenn <strong>Sie</strong> sich mit<br />

einem starken Neutraldichtefilter wie etwa dem B+W 3.0 ausstatten<br />

(der die Belichtungszeiten um zehn Stufen erhöht), können <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong><br />

Bilder mitten am Tag mehrere Minuten lang belichten. Dies erlaubt es<br />

Ihnen, aus Alltagsszenen verblüffende Traumbilder herauszuziehen,<br />

in denen alle beweglichen Motive verschwommen erscheinen,<br />

feststehende Objekte aber scharf bleiben. Über den Himmel<br />

wandernde Wolken werden als pastellfarbene Pinselstriche<br />

aufgezeichnet, während sich das Wasser in Milch verwandelt und<br />

geschäftige Straßen menschenleer aussehen, weil die Passanten und<br />

der Verkehr bei der langen Belichtungsdauer nicht registriert werden.<br />

Das Ergebnis können bizarre und zugleich sehr wirkungsvolle Bilder<br />

sein.<br />

Natürlich brauchen <strong>Sie</strong> hierfür ein Stativ, um die Kamera stabil zu<br />

halten. Da der Filter fast lichtdicht ist, muss die Komposition der<br />

Szene außerdem vor der Aufnahme erfolgen. <strong>Sie</strong> können hierfür auch<br />

die Live View-Funktion der <strong>DSLR</strong> einsetzen.<br />

Wenn alles vorbereitet ist, müssen <strong>Sie</strong> den Verschluss nur noch per<br />

Fernauslöser bedienen und ihn mit der Langzeitbelichtung (Bulb) der<br />

Kamera offenhalten. <strong>Sie</strong> können sich währenddessen gemütlich<br />

zurücklehnen und zusehen, wie die Zeit verstreicht.<br />

2) Actionszenen<br />

Das geschäftige bunte Treiben in fremden Ländern ist einer der<br />

Gründe, warum Reisen so aufregend sind. In den<br />

Entwicklungsländern Afrikas, Asiens und Südamerikas ist dieses<br />

Phänomen besonders ausgeprägt. Auf den überfüllten Straßen und<br />

Märkten wimmelt es von Menschen, Fahrzeugen und oft auch<br />

Nutztieren. Es ist schon eine Herausforderung, die pulsierende<br />

Atmosphäre bildlich festzuhalten. Aber es macht Spaß, und es lohnt<br />

sich. <strong>Sie</strong> müssen sich nur an einem geschäftigen Platz oder einer<br />

betriebsamen Straße aufstellen. Während die Menschen und<br />

Transportmittel an Ihnen vorbeilaufen und -brausen, ziehen <strong>Sie</strong> die<br />

Kamera bei langsamer Verschlusszeit mit. Durch das „Panning“<br />

verschwimmt der Hintergrund, während das eigentliche Motiv relativ<br />

scharf bleibt. <strong>Sie</strong> werden einige Anläufe brauchen, da diese Technik<br />

Übung erfordert. Aber <strong>Sie</strong> können die einzelnen Aufnahmen<br />

überprüfen und <strong>Ihre</strong> Fehler korrigieren. Versuchen <strong>Sie</strong> es mit einer<br />

Verschlusszeit von 1/15 oder 1/30 Sekunde. Stellen <strong>Sie</strong> das<br />

AF-System <strong>Ihre</strong>r Kamera auf Dauerbetrieb und halten <strong>Sie</strong> den<br />

Verschluss offen, während <strong>Sie</strong> mit der Kamera Ihr Motiv verfolgen.<br />

Machen <strong>Sie</strong> sich keine Gedanken, wenn das Motiv ebenfalls einen<br />

leichten Mitzieheffekt aufweist. Dadurch wirkt das Ergebnis noch<br />

actiongeladener.<br />

LEE FROST LEE FROST LEE FROST<br />

3) Detailfragen<br />

Auf Reisen kommt man schnell in Versuchung, immer nur nach<br />

spektakulären Bildern Ausschau zu halten. Scheuen <strong>Sie</strong> sich nicht<br />

davor, auch einmal kleinere Brötchen zu backen. Details können<br />

nämlich ebenso viel Aufschluss über die Atmosphäre eines Ortes<br />

aussagen.<br />

Kuba ist beispielsweise für seine alten amerikanischen „Schlitten“<br />

bekannt. Dabei sind aber Nahaufnahmen von Nummernschildern<br />

oder Reflektionen auf verchromten Motorhauben ebenso effektiv wie<br />

Bilder vom ganzen Auto. Genauso kann ein einfacher<br />

Schnappschuss eines Gondelbugs oder einer Karnevalsmaske die<br />

stimmungsvolle Atmosphäre Venedigs schon perfekt beschreiben.<br />

Ein großartiger Vorteil bei der Aufnahme von Details ist, dass <strong>Sie</strong><br />

einzigartige Szenen einfangen können, die andere Fotografen in der<br />

Form noch nicht gesehen haben. Der Erfolg <strong>Ihre</strong>r Bilder hängt so<br />

auch weniger von der Lichtqualität ab.<br />

Halten <strong>Sie</strong> nicht nur Ausschau nach Einzelheiten, die charakteristisch<br />

für <strong>Ihre</strong>n Urlaubsort sind. Lassen <strong>Sie</strong> die Bilder sprechen, ganz gleich,<br />

was <strong>Sie</strong> aufnehmen.<br />

Suchen <strong>Sie</strong> auffällige kontrastreiche Farbkombinationen sowie<br />

abstrakte Szenen, Muster und Wiederholungen, die dem Betrachter<br />

ins Auge springen. Märkte und Basare sind hervorragende<br />

Fundgruben für diese Art von Aufnahmen. Aber auch jede beliebige<br />

Straße enthält solche Motive, wenn man etwas genauer hinsieht.<br />

Beispiele wären Nahaufnahmen von Wänden, von denen die Farbe<br />

abblättert, Wäsche, die zum Trocknen an die frische Luft gehängt<br />

wurde, oder Fenster und Türen. Wo man nur hinsieht – es gibt überall<br />

Feinheiten zu entdecken.<br />

74 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE<br />

4) Infrarot<br />

Der Umbau von <strong>DSLR</strong>s zu Infrarotkameras wird immer<br />

beliebter, da hiermit direkt bestechende und<br />

ungewöhnliche Aufnahmen möglich sind. Die<br />

Infrarottechnik erweist sich an häufig aufgenommenen<br />

Orten als nützlich, wo es schwer ist, noch originelle<br />

Ergebnisse zu erzielen.<br />

Zu den Merkmalen der Infrarotfotografie zählen<br />

schwarze Himmelspartien, baumwollartige Wolken,<br />

wie Schnee anmutendes Blätterwerk und<br />

gespenstische Hauttöne. <strong>Sie</strong> können den Effekt in der<br />

Landschafts-, Gebäude- sowie People-<strong>Fotografie</strong><br />

anwenden. Die Kamera funktioniert ganz normal, und<br />

es ist kein Spezialfilter erforderlich. Alles, was <strong>Sie</strong><br />

brauchen, ist ein wenig Sonnenschein und viel<br />

Fantasie.<br />

5) Unschärfen<br />

Im Zeitalter der digitalen <strong>Fotografie</strong> sind alle auf der Jagd<br />

nach gestochen scharfen Bildern. Es steht aber nirgendwo<br />

geschrieben, dass ein Bild scharf sein muss! Wenn <strong>Sie</strong><br />

absichtlich etwas Unschärfe in ein Bild hineinbringen,<br />

können <strong>Sie</strong> weitaus expressivere Ergebnisse erzielen. Ein<br />

tolles Hilfsmittel ist hier der Lensbaby Composer (269,99<br />

€). Das Gerät wird anstatt des Objektivs auf die Kamera<br />

gesteckt. Durch Kippen des Composers können Grad und<br />

Ort der Unschärfe auf dem Bild verändert werden. Das<br />

Hauptmotiv bleibt also auf der scharfen „Schokoladenseite“<br />

der Aufnahme. Das Gerät kann bei fast jedem Motiv kreativ<br />

eingesetzt werden und ermöglicht dem Benutzer, seinen<br />

Bildern einen eigenen Stempel aufzudrücken. Der<br />

Composer ist zudem leicht und kompakt. <strong>Sie</strong> werden keine<br />

Probleme haben, ihn mit in die Tasche zu bekommen.


LEE FROST<br />

Beste Reiseideen<br />

✔ Schießen <strong>Sie</strong> eine Serie von<br />

Bildern und fügen <strong>Sie</strong> sie dann<br />

zu einem Panoramabild<br />

zusammen. Märkte, Basare<br />

und Plätze eignen sich<br />

hervorragend für<br />

360°-Bildmontagen.<br />

✔ Machen <strong>Sie</strong> alle Aufnahmen<br />

in Farbe, trauen <strong>Sie</strong> sich aber<br />

auch, einige davon in Schwarz-<br />

Weiß-Bilder umzuwandeln.<br />

Zum Konvertieren können <strong>Sie</strong><br />

Photoshop nutzen.Es gibt aber<br />

noch zahlreiche andere<br />

Plug-ins und Anwendungen,<br />

die <strong>Sie</strong> dafür verwenden<br />

können, wie etwa Silver Efex<br />

Pro von Nik Software.<br />

✔ Warum bohren <strong>Sie</strong> nicht<br />

einfach einmal ein Loch in<br />

einen Gehäusedeckel,um sich<br />

<strong>Ihre</strong> eigene Lochkamera zu<br />

bauen? Das Aufnehmen solcher<br />

Bilder macht Spaß und ist<br />

überraschend effektiv.<br />

✔ Wählen <strong>Sie</strong> nach der<br />

Rückkehr <strong>Ihre</strong> 50<br />

Lieblingsbilder von der Reise<br />

aus und erstellen <strong>Sie</strong> damit ein<br />

Fotobuch. Auf Seiten wie<br />

www.fotobuch.de finden <strong>Sie</strong><br />

weitere Ideen und<br />

Anregungen.


Leitfaden für Anfänger<br />

GARTEN-<br />

Teil 1: Blumen und Pflanzen<br />

Heutzutage ist man so schnell mit dem Auto, Zug oder Flugzeug<br />

verreist, dass man leicht das fotografische Potenzial übersieht,<br />

das im eigenen Garten wartet. In unseren Gärten finden sich vor<br />

allem in dieser Jahreszeit häufig die fotogensten Motive. Hier<br />

wollen wir einmal das Augenmerk auf die Möglichkeiten richten,<br />

die sich direkt vor der Haustür auftun.<br />

DIE MEISTEN LESER werden damit übereinstimmen, dass es im 21. Jahrhundert oft recht<br />

hektisch zugeht. Berufliche und familiäre Verpflichtungen können es dem Hobbyfotografen<br />

erschweren, mit der Kamera nach draußen zu kommen. Und wenn man endlich einmal<br />

eine oder zwei Stunden übrig hat, dann will man auch nicht erst weit fahren, um<br />

Aufnahmen zu machen. Das moderne Leben kann einen so stark in Anspruch nehmen,<br />

dass man wochenlang kein einziges Bild schießen kann. Es ist allerdings möglich, dass viele<br />

Hobbyfotografen eine tolle Bildquelle übersehen: den eigenen Garten, der gewöhnlich nicht<br />

mehr als ein paar Schritte entfernt liegt und es einem erlaubt, seine Zeit als Fotograf voll<br />

auszunutzen, ohne eine einzige Minute für Hin- und Rückweg zu vergeuden.<br />

Im Sommer steht der Garten in voller Blüte. Überall findet man bunte Blumen, blühende<br />

Bäume und interessante Pflanzen. Ob der Garten klein oder groß ist, und ob er nun in der<br />

Stadt oder auf dem Land liegt: Die Motive werden einem dort nicht so schnell ausgehen.<br />

Nahaufnahmen von Blumen sind immer ein beliebtes Thema. Es gibt aber auch noch<br />

andere weniger offensichtliche Möglichkeiten wie beispielsweise Blätterwerk, durch das die<br />

Sonne hindurchscheint, oder abstrakte Aufnahmen, die sich auf Größe, Form und<br />

Konsistenz der Motive konzentrieren.<br />

<strong>Sie</strong> haben keinen Garten? Kein Grund, zu verzagen. Es gibt viele öffentliche Parks und<br />

Gärten, und einer davon liegt ganz bestimmt ganz in <strong>Ihre</strong>r Nähe. Schappen <strong>Sie</strong> sich also die<br />

<strong>DSLR</strong> und gehen <strong>Sie</strong> auf Gartensafari ...<br />

FOTO: HELEN DIXON


Leitfaden für Anfänger<br />

>Gartensafari >Technik und Ausrüstung – Grundlagen<br />

Vorbereitungen für Gartenbilder<br />

Mit unseren erstklassigen Ratschlägen zu Technik und Ausstattung sind <strong>Sie</strong><br />

bestens gerüstet, um überwältigende Gartenaufnahmen zu machen.<br />

EINER DER GROSSEN REIZE der Gartenfotografie<br />

besteht darin, dass <strong>Sie</strong> in <strong>Ihre</strong>m eigenen Garten<br />

hervorragende Bilder machen können, ohne dafür<br />

eine teure Spezialausrüstung zu brauchen. Eine<br />

digitale SLR und ein Objektiv reichen für den Anfang<br />

aus. Bei vielen Gartenbildern möchten <strong>Sie</strong><br />

wahrscheinlich eine Nahaufnahme machen, um das<br />

Motiv ohne seine Umgebung und jeglichen störenden<br />

Hintergrund, wie einen Schuppen, ein Gewächshaus<br />

oder einen Gartenzaun, darzustellen.<br />

Glücklicherweise haben die meisten Standardzooms<br />

eine nützliche Naheinstellgrenze. Während die<br />

„Makro“-Funktion bei derartigen Objektiven nicht<br />

denselben hohen Vergrößerungswert bietet wie ein<br />

echtes, zweckbestimmtes Makro-Objektiv, kann der<br />

Fotograf damit dennoch nah genug an das Motiv<br />

herangehen, um bildfüllende Nahaufnahmen von<br />

größeren Pflanzen, wie einer Dahlie, einer Allium,<br />

einer Lilie und einer Iris, zu machen.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> bereits ein Makro-Objektiv besitzen,<br />

werden <strong>Sie</strong> feststellen, dass es sich gut für die<br />

Gartenfotografie eignet. Mit einem zweckbestimmten<br />

Makro können <strong>Sie</strong> mit hohen Vergrößerungsstufen<br />

fotografieren, bis hin zu 1:1 (Lebensgröße). Damit<br />

können <strong>Sie</strong> perfekt sehr kleine Details aufnehmen,<br />

wie Blütenblätter, scharfe Dornen oder winzige<br />

Wassertröpfchen auf einem Zweig. Nicht alle<br />

Fotografen können die Kosten eines Makros<br />

rechtfertigen, aber es gibt mehrere kostengünstige<br />

Alternativen, wie Nahaufnahmefilter und<br />

Verlängerungsrohre. Nahaufnahmefilter sind in einer<br />

Verwenden <strong>Sie</strong> einen Polarisationsfilter<br />

Ein Polarisationsfilter ist zwar eigentlich besser für seine<br />

Eigenschaft bekannt, blauen Himmel in Landschaftsbildern<br />

zu sättigen, er ist aber auch ein sehr nützliches Zubehör für<br />

die Gartenfotografie. Er entfernt den reflektierenden Glanz<br />

von Blattwerk und Blütenblättern und stellt die natürliche<br />

Lebendigkeit eines Motivs wieder her. So trägt er dazu bei,<br />

dass <strong>Ihre</strong> Aufnahmen farbenprächtig sind und herausstechen.<br />

Diese Filter verringern die Lichtmenge, die in das Objektiv<br />

gelangt. Infolgedessen werden die Verschlusszeiten<br />

verlängert. Dies stellt bei der Verwendung eines Stativs in<br />

ruhigem Wetter kein Problem dar. Aber an windigen Tagen<br />

oder beim <strong>Fotografie</strong>ren mit der Hand kann eine schnellere<br />

Verschlusszeit wichtig sein, um das Risiko des Verwackelns<br />

zu verringern.<br />

Vielzahl von Durchmessern erhältlich und werden<br />

einfach vorne auf das Objektiv geschraubt. <strong>Sie</strong><br />

fungieren wie ein Vergrößerungsglas und ermöglichen<br />

es Ihnen, das Motiv näher zu fokussieren als dies<br />

anderweitig möglich wäre. <strong>Sie</strong> können einen Satz mit<br />

drei Dioptrien mit verschiedenen Stärken für nur etwa<br />

11 Euro kaufen – das ist ein tolles Preis-/<br />

Leistungsverhältnis!<br />

Auch Teleobjektive können für die Gartenfotografie<br />

sehr nützlich sein. Längere Brennweiten, wie das<br />

Teleobjektivende eines 70-300-mm-Zooms scheinen<br />

die Perspektive zu komprimieren. <strong>Sie</strong> weisen<br />

natürlich eine geringere Tiefenschärfe auf und stellen<br />

den Hintergrund schnell unscharf dar. Dies ist perfekt<br />

in Situationen, in denen <strong>Sie</strong> eine einzelne Blüte gezielt<br />

vor einem ansprechenden Farbenspiel isolieren<br />

möchten, beispielsweise eine einzelne Tulpe unter<br />

Dutzenden von Tulpen.<br />

Lassen <strong>Sie</strong> schließlich die kreativen Möglichkeiten<br />

eines Weitwinkels für die Gartenfotografie nicht außer<br />

Acht. Eine kurze Brennweite ist nützlich für das<br />

<strong>Fotografie</strong>ren von Pflanzen in ihrem jeweiligen<br />

Umfeld. Während <strong>Sie</strong> instinktiv Gartenmotive<br />

vielleicht aus der Nähe aufnehmen möchten, kann<br />

auch eine größere Entfernung durchaus wirkungsvoll<br />

sein. Mit einem Objektiv im Bereich von 17 bis 35<br />

mm können <strong>Sie</strong> auf Grund der verzerrten Perspektive<br />

zum Beispiel dynamisch aussehende Bilder machen.<br />

Mit einem Wort: <strong>Sie</strong> können unabhängig von <strong>Ihre</strong>r<br />

Ausrüstung hervorragende Gartenbilder machen. Viel<br />

wichtiger ist ein gutes, kreatives Auge.<br />

Ohne Polarisationsfilter<br />

Mit Polarisationsfilter<br />

Wichtige Ausrüstung für die<br />

Gartenfotografie<br />

Objektive: Ein<br />

Standardobjektiv im Bereich<br />

18 bis 55 mm reicht für<br />

den Anfang. <strong>Sie</strong> sollten sich<br />

aber auch die Anschaffung<br />

eines Makro-Objektivs für<br />

Nahaufnahmen bzw. eines<br />

Weitwinkelobjektivs für die<br />

detaillierte Aufnahme von weit entfernten Motiven<br />

überlegen. Weitwinkelobjektive können <strong>Ihre</strong>n Aufnahmen<br />

eine gewisse eigenartige Verzerrung verleihen.<br />

Stativ: Ein Stativ ist der<br />

perfekte Begleiter für einen<br />

Gartenfotografen. Es bietet<br />

nicht nur die Stabilität, die <strong>Sie</strong><br />

für verwackelungsfreie Bilder<br />

brauchen, sondern hilft Ihnen<br />

auch dabei, das <strong>Fotografie</strong>ren<br />

langsamer anzugehen, damit <strong>Sie</strong><br />

sich mehr Zeit für eine wohl überlegte Komposition nehmen.<br />

Ein ordentliches Stativ ist für etwa 115 Euro erhältlich.<br />

Stativ-Arm: Der Stativ-Arm<br />

„Wimberley Plamp“ fungiert wie<br />

ein zusätzlicher Arm. Dabei ist<br />

an jedem Ende eine Klemme<br />

angebracht. <strong>Sie</strong> können ein<br />

Ende an einem Stativ-Fuß<br />

befestigen und mit dem<br />

anderen eine Blume festhalten.<br />

Auf Grund des Kugelgelenks kann er schnell positioniert<br />

werden. Er kostet nur etwa 35 Euro – das ist ein echtes<br />

Schnäppchen!<br />

Reflektor: Ein<br />

Reflektor ist nicht nur ein<br />

Beleuchtungszubehör, sondern<br />

hält auch Wind ab. Er reflektiert<br />

natürliches Licht oder Blitzlicht<br />

auf die Pflanzen und stellt so<br />

zusätzliches Licht bereit und<br />

schützt <strong>Ihre</strong> Aufnahmen darüber<br />

hinaus vor Bewegung, die von Wind verursacht werden.<br />

Sprühflasche:<br />

Wassertröpfchen verleihen<br />

Nahaufnahmen von Pflanzen<br />

einen gewissen Maßstab,<br />

Glanz und das gewisse Extra.<br />

Eine Sprühflasche oder<br />

ein Zerstäuber kostet nur<br />

wenige Euro. Aber durch das<br />

Besprühen machen <strong>Sie</strong> ein bis dahin ganz normales<br />

Motiv zu einem außergewöhnlichen Motiv.<br />

Gartenstandpunkte, die <strong>Sie</strong> einmal ausprobieren sollten ...<br />

FOTOS: ROSS HODDINOTT<br />

1) VON OBEN: Einige Motive eignen sich für eine<br />

direkte Aufnahme von oben. <strong>Sie</strong> können symmetrisch<br />

aussehende Kompositionen von Blumen, wie Rosen,<br />

Gerbera oder Dahlien, aufnehmen, indem <strong>Sie</strong> sie mittig<br />

im Sucher der Kamera anordnen.<br />

2) PARALLEL: Ein paralleler Standpunkt<br />

eignet sich am besten für natürlich aussehende<br />

Pflanzenaufnahmen. Mit diesem Standpunkt können<br />

<strong>Sie</strong> auch gut eine Entfernung zwischen dem Motiv und<br />

seinem Hintergrund schaffen, damit der Hintergrund<br />

sauber und diffus wirkt.<br />

3) VON UNTEN: Ein nach oben gerichteter<br />

Aufnahmewinkel eignet sich gut für ungewöhnliche,<br />

dynamisch aussehende Kompositionen, insbesondere<br />

in Kombination mit einem Weitwinkelobjektiv. Ein<br />

Winkelsucher oder das Live-View-System <strong>Ihre</strong>r SLR hilft<br />

Ihnen bei der Komposition.<br />

78 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Sind<br />

<strong>Sie</strong><br />

nah<br />

gen<br />

ug dra<br />

n?<br />

Entsch<br />

eiden<br />

en <strong>Sie</strong> sich<br />

für einM<br />

Makr<br />

akro-O<br />

o-Objekti<br />

ktiv<br />

ode<br />

r eine<br />

inen n Naha<br />

ufnahm<br />

ahmefi<br />

efilte<br />

lter,<br />

um die De<br />

tails<br />

des<br />

Motivs zu v<br />

ergröß<br />

rößern<br />

ern. Eine<br />

gerin<br />

ge<br />

Tiefe<br />

fensch<br />

ärfe k<br />

ann<br />

auch<br />

einen<br />

en sehr<br />

ans<br />

preche<br />

chende<br />

nden n Rahm<br />

en für das Moti<br />

v bild<br />

ilden,<br />

um die Schär<br />

härfe<br />

des Brenn<br />

ennpun<br />

punkts<br />

zu<br />

max<br />

imi<br />

miere<br />

n.


Leitfaden für Anfänger<br />

>Gartensafari >Beleuchtung<br />

Grundlagen der Beleuchtung<br />

Machen <strong>Sie</strong> aus <strong>Ihre</strong>r herkömmlichen Gartenfotografie wunderschöne<br />

Stillleben, indem <strong>Sie</strong> sich mit den Grundlagen des Tageslichts vertraut machen.<br />

WIE AUCH BEI ALLEN ANDEREN THEMEN, ist die<br />

Beleuchtung auch beim <strong>Fotografie</strong>ren der in <strong>Ihre</strong>m Garten<br />

wachsenden und blühenden Pflanzen ein wesentlicher<br />

Faktor für den Erfolg. Mit einer guten Beleuchtung stechen<br />

<strong>Ihre</strong> Bilder aus der Menge hervor, während eine schlechte<br />

Beleuchtung all <strong>Ihre</strong> Bemühungen zunichte macht. Das<br />

frühe Morgen- und das späte Abendlicht eignen sich<br />

traditionell am besten zum <strong>Fotografie</strong>ren. Die tief stehende<br />

Sonne verleiht dem Licht eine warme und weiche Qualität.<br />

Auf Grund von benachbarten Gebäuden, Hecken und<br />

Zäunen werden viele Gärten jedoch bereits frühzeitig in<br />

einen tiefen Schatten getaucht. Infolgedessen müssen<br />

Fotografen möglicherweise bereits mitten am Tag <strong>Ihre</strong><br />

Aufnahmen machen. Das Tageslicht kann sich als hart und<br />

kontrastreich erweisen. Bei Nahaufnahmen haben<br />

Fotografen jedoch wesentlich mehr Kontrolle über das<br />

Licht. Mithilfe von Schatten, variierenden<br />

Aufnahmepositionen und Blitzgeräten bzw. Reflektoren<br />

kann Licht manipuliert werden.<br />

Helles Licht bei bedecktem Himmel ist eine unterschätzte<br />

Form der Beleuchtung, jedoch eine, die sich für das<br />

<strong>Fotografie</strong>ren von Pflanzen gut eignet. Durch ein schwaches<br />

Licht bei bedecktem Himmel wird der Blendeffekt von<br />

Blattwerk verringert und so die natürliche Farbsättigung<br />

wieder hergestellt. Außerdem wird damit der Kontrast<br />

reduziert, sodass kleinste Details festhalten werden<br />

können, die bei direkter Lichteinstrahlung möglicherweise<br />

verwaschen erscheinen könnten. Wenn das Licht<br />

besonders hart ist, gibt es einen hilfreichen Trick, um den<br />

Kontrast abzuschwächen und ein besseres Ergebnis zu<br />

erzielen: Platzieren <strong>Sie</strong> das Motiv in einem Schatten –<br />

entweder <strong>Ihre</strong>m eigenen Schatten oder dem eines Schirms.<br />

Das <strong>Fotografie</strong>ren bei bewölktem Himmel bringt jedoch<br />

v<br />

Einführung in die<br />

Gartenbeleuchtung<br />

Um die Grundlagen des Lichts bei der Gartenfotografie<br />

zu erklären, ist der Naturfotograf Ross Hoddinott mit<br />

seiner <strong>DSLR</strong> in seinen Garten gegangen. Er sollte bei<br />

hellem Sonnenschein eine Blüte fotografieren und durfte<br />

dafür nur ein Stativ und einen Reflektor verwenden. Ein<br />

klappbarer Silber-/Weiß-Reflektor ist bereits für etwa 17<br />

bis 23 Euro erhältlich, während ein ordentliches Stativ<br />

(das für die Gartenfotografie unverzichtbar ist) etwa 90<br />

bis 115 Euro kostet.<br />

Set-up<br />

auch Nachteile mit sich. Es ist wichtig anzumerken, dass in<br />

diesem Fall die Verschlusszeiten länger sind. Unter<br />

windigen Bedingungen besteht daher ein erhöhtes Risiko,<br />

dass das Motiv versehentlich unscharf wird. Auch die<br />

Scharfstellung und Komposition der Aufnahme gestalten<br />

sich in windigem Wetter schwieriger. Glücklicherweise<br />

findet sich beim <strong>Fotografie</strong>ren in einem Garten<br />

normalerweise ein geschütztes Plätzchen, an dem <strong>Sie</strong> vor<br />

stürmischen Bedingungen geschützt sind.<br />

Ein integrierter Blitz und eine Frontalbeleuchtung können<br />

ein sehr flaches Licht ohne Schatten erzeugen, das in den<br />

meisten Fällen am besten zu vermeiden ist. Licht von oben<br />

von der Mittagssonne kann unschöne dunkle Schatten<br />

unter dem Motiv verursachen. Dies kann beim<br />

<strong>Fotografie</strong>ren von einem niedrigen oder parallelen<br />

Standpunkt aus ein Problem darstellen. Bei dieser Art von<br />

Licht ist ein kleiner Silber-/Weiß-Handreflektor ein<br />

unverzichtbares Hilfsmittel. Wenn <strong>Sie</strong> den Reflektor neben<br />

dem Motiv in einem solchen Winkel halten, dass Licht auf<br />

das Motiv zurück reflektiert wird, dass dunkle Schatten<br />

abgemildert werden, ist es möglich, das Licht<br />

auszugleichen und eine besser beleuchtete Nahaufnahme<br />

zu erhalten. <strong>Sie</strong> können die Lichtintensität verändern,<br />

indem <strong>Sie</strong> den Reflektor näher zum Motiv hin bzw. weiter<br />

vom Motiv weg bewegen.<br />

Eine seitliche Beleuchtung eignet sich gut für Gartenmotive,<br />

da dadurch die Struktur aufgewertet und eine bessere<br />

Tiefenwirkung in einem Foto erzielt wird. Um wirklich<br />

beeindruckende Ergebnisse zu erhalten, arbeiten <strong>Sie</strong> mit<br />

Gegenlicht. Mit Gegenlicht kommen kleine Details wie<br />

haariges Blattwerk, Staubblätter und Äderung zur Geltung.<br />

Diese Art des Lichts eignet sich gut für lichtdurchlässige<br />

Motive wie Blätter.<br />

Schritt 1 Ich beschloss, einige Nahaufnahmen zu<br />

machen und entschied mich für einen parallelen<br />

Standpunkt. Ich wählte eine große Blende, nämlich f/2.8,<br />

um eine geringe Tiefenschärfe zu erhalten. Durch die helle<br />

Sonne direkt von oben entstand jedoch ein dunkler,<br />

unschöner Schatten unter der Blüte und entlang des<br />

Stengels.<br />

Gegenlichtaufnahmen von<br />

Pflanzen<br />

Beim <strong>Fotografie</strong>ren von Gartenpflanzen ist das<br />

Gegenlicht eine sehr kreative Form der Beleuchtung.<br />

Damit werden Form und kleinste Details<br />

hervorgehoben, die sonst möglicherweise übersehen<br />

würden. Gegenlicht eignet sich besonders gut für<br />

lichtdurchlässige Motive. Damit wird beispielsweise<br />

jedes winzige Äderchen hervorgehoben, das durch ein<br />

Blatt verläuft. Diese Form der Beleuchtung gehört aber<br />

auch mit zu den technisch anspruchsvollsten. Beim<br />

<strong>Fotografie</strong>ren zur Lichtquelle hin besteht eine erhöhte<br />

Gefahr von Reflexlicht. Bringen <strong>Sie</strong> deshalb eine<br />

Gegenlichtblende an, oder decken <strong>Sie</strong> die Vorderseite<br />

des Objektivs gut mit <strong>Ihre</strong>r Hand oder einem Stück<br />

Karton ab. In Gegenlicht aufgenommene Motive<br />

führen auch das Mehrfachzonenmessgerät einer<br />

digitalen SLR gerne einmal in die Irre. Die Messung<br />

kann manchmal schwanken. Daher ist es beim<br />

<strong>Fotografie</strong>ren mit Gegenlicht wichtig, die Belichtung<br />

regelmäßig zu überprüfen. Sehen <strong>Sie</strong> sich das<br />

Histogramm an, und stellen <strong>Sie</strong> sich darauf ein, dass<br />

<strong>Sie</strong> die Einstellungen für die Belichtungskorrektur<br />

ändern müssen.<br />

Schritt 2 Bei der Arbeit in unmittelbarer Nähe des Motivs<br />

kann ein Kamerablitz eine künstliche Wirkung erzeugen,<br />

wenn er nicht sehr sorgfältig eingestellt wird. Ein Reflektor<br />

ist daher oft die bessere Alternative. Ich habe einen<br />

solchen einfach so schräg gehalten, dass das reflektierte<br />

Licht auf die Blüte fiel, um die Schattenbereiche<br />

abzumildern.<br />

ALL E BILDER: ROSS HODDINOTT<br />

Schritt 3 <strong>Sie</strong> können den Kontrast verringern, indem <strong>Sie</strong><br />

Bilder im Schatten aufnehmen. Wenn nicht gerade zufällig<br />

ein paar Wolken vorüber ziehen, verwenden <strong>Sie</strong> für<br />

kleinere Gartenmotive einfach <strong>Ihre</strong>n eigenen Schatten.<br />

Das <strong>Fotografie</strong>ren im Schatten kann längere<br />

Belichtungszeiten mit sich bringen. Achten <strong>Sie</strong> also auf<br />

mögliche Unschärfen in <strong>Ihre</strong>n Aufnahmen.<br />

Schritt 4 Ich habe die ISO-Empfindlichkeit bei meiner<br />

<strong>DSLR</strong> von 100 auf 200 erhöht, um eine schnellere<br />

Verschlusszeit zu erhalten. Dann wartete ich darauf, dass<br />

der Wind aufhörte, bevor ich auf den Auslöser drückte.<br />

Dieses Mal war die Aufnahme gestochen scharf. Durch die<br />

Regulierung des Lichts sieht dieses Bild wesentlich besser<br />

aus als das Original.<br />

80 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Gegenlichtmotive<br />

Wenn Motive wie Blätter in<br />

Gegenlicht aufgenommen<br />

werden, kommen Details zur<br />

Geltung, die sonst unsichtbar<br />

geblieben wären.


Leitfaden für Anfänger<br />

>Gartensafari >Tiefenschärfe<br />

Hintergrund und Tiefenschärfe<br />

Verleihen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>n Bildern mehr Ausdruck, indem <strong>Sie</strong> die Beziehung<br />

zwischen Blende und Tiefenschärfe zum Isolieren <strong>Ihre</strong>r Motive nutzen.<br />

Beurteilung der Tiefenschärfe<br />

ES MAG EIN KLISCHEE SEIN, aber auf einem Foto ist<br />

weniger wirklich oft mehr. Zu viele Details im Bild oder ein<br />

unübersichtlicher, unordentlicher Hintergrund werten<br />

ansonsten sehr schöne Gartenbilder ab. Selbst wenn<br />

Komposition, Beleuchtung und Belichtung genau passen,<br />

lenken störende Details im Vordergrund und Hintergrund<br />

das Auge des Betrachters vom eigentlichen Motiv ab und<br />

schaden dem Foto insgesamt. Bevor <strong>Sie</strong> also auf den<br />

Auslöser drücken, halten <strong>Sie</strong> einen Moment inne, und<br />

lassen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Augen über das Bild wandern. Alles, was<br />

das Motiv nicht ergänzt, sollte entfernt werden; hierzu<br />

gehören Gräser, tote Blätter, Zweige oder helle<br />

Glanzlichter. Dies geschieht entweder durch Verändern<br />

der Aufnahmeposition oder durch Verändern der<br />

Tiefenschärfe.<br />

Zahllose Fotos sind schon ruiniert worden, weil dem<br />

Fotografen nicht bewusst war, was sich im Hintergrund<br />

abspielte. Störende Elemente lassen sich normalerweise<br />

ganz einfach entfernen.<br />

Verwackeln<br />

Je kleiner die Blende, desto größer die Tiefenschärfe – das<br />

heißt, dass weniger Licht den Sensor erreicht. Wenn <strong>Sie</strong><br />

die Schärfe von vorne nach hinten maximieren möchten,<br />

erhalten <strong>Sie</strong> möglicherweise auch eine langsamere<br />

Verschlusszeit. Verwenden <strong>Sie</strong> also unbedingt ein Stativ.<br />

v<br />

Scharfstellen!<br />

Die Tiefenschärfe wird von der Blendenöffnung<br />

bestimmt. Große Blenden (beispielsweise f/2.8<br />

oder f/4) erzeugen eine geringe Tiefenschärfe,<br />

während kleine Blenden (f/16 oder f/22) für<br />

mehr Schärfe von hinten nach vorne sorgen.<br />

Die gewählte Blende ist maßgeblich für das<br />

Aussehen, die Stimmung und die Atmosphäre<br />

des Endergebnisses. Experimentieren <strong>Sie</strong> also<br />

herum. Obwohl die Schärfe genau stimmen<br />

muss, ist eine geringe Tiefenschärfe ein<br />

hilfreiches Werkzeug für kreatives<br />

<strong>Fotografie</strong>ren. <strong>Sie</strong> können damit das Motiv vor<br />

einem interessanten Farbenspiel isolieren und<br />

das Auge des Betrachters zu einem<br />

beabsichtigten Blickpunkt hin führen –<br />

beispielsweise das Staubblatt einer Blüte oder<br />

ein einzelnes Blütenblatt. Damit können <strong>Sie</strong><br />

sehr künstlerische, abstrakte Ergebnisse<br />

erzeugen.<br />

f/2.8<br />

f/8<br />

Häufig können <strong>Sie</strong> das Problem lösen, indem <strong>Sie</strong> einfach<br />

die Aufnahmeposition ein wenig verändern. Wenn dies<br />

jedoch nicht möglich ist oder dadurch die Komposition<br />

geschwächt wird, müssen <strong>Sie</strong> stattdessen vielleicht ein<br />

wenig „Gartenarbeit“ verrichten. Dies ist eine<br />

angemessene Bezeichnung für eine Technik, bei der<br />

Fotografen den Hintergrund eines Bildes „aufräumen“,<br />

indem sie störendes Blattwerk mit einer Schere entfernen.<br />

Dadurch können Nahaufnahmen stark verbessert werden.<br />

Es ist durchaus in Ordnung, Gräser und tote Blätter von<br />

einem Bildhintergrund zu entfernen. Allerdings sollten <strong>Sie</strong><br />

wegen eines Fotos keine Blumen abschneiden oder<br />

andere Pflanzen beschädigen. In Situationen, in denen <strong>Sie</strong><br />

andere Pflanzen nicht im Bild haben möchten, können <strong>Sie</strong><br />

diese vorübergehend mit einer Schnur zusammenbinden,<br />

damit sie nicht stören. Alternativ können <strong>Sie</strong> durch die<br />

Einstellung einer geringen Tiefenschärfe den Hintergrund<br />

angenehm unscharf machen. Die Blende bestimmt zu<br />

einem großen Teil die Tiefenschärfe (Schärfe von hinten<br />

nach vorne), die in einer Szene aufgenommen wird.<br />

Wählen <strong>Sie</strong> eine große Blendenöffnung (kleine Zahl) im<br />

Bereich zwischen f/2.8 und f/4, wenn <strong>Sie</strong> einen sauberen,<br />

diffusen verschwommenen Hintergrund erzeugen<br />

möchten, der dazu beiträgt, dass das Hauptaugenmerk<br />

auf Ihr Hauptmotiv bzw. den Blickpunkt fällt.<br />

f/4<br />

f/11<br />

Es gibt zwei Möglichkeiten, die Tiefenschärfe in der<br />

Kamera zu überprüfen, ohne eine Aufnahme zu machen.<br />

Mit der traditionellen Tiefenschärfe-<strong>Vorschau</strong>taste, die bei<br />

den meisten <strong>DSLR</strong>s im mittleren und hohen Preissegment<br />

(und auch bei einigen Einstiegsmodellen) in der Nähe des<br />

Objektivanschlusses bzw. des Auslösers zu finden ist,<br />

können <strong>Sie</strong> die Linseniris mit der gewählten Blende<br />

schließen, woraufhin ein dunkles Sucherbild angezeigt<br />

wird, das die Tiefenschärfe in der Szene wiedergibt. Wenn<br />

<strong>Sie</strong> eine Canon EOS mit einer Live-View-Funktion besitzen,<br />

können <strong>Sie</strong> die Tiefenschärfe auf ähnliche Weise mit dem<br />

LCD-Monitor überprüfen.<br />

ALL IMAGES: ROSS HODDINOTT<br />

f/16<br />

f/22<br />

82 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Räumen <strong>Sie</strong> um das Motiv<br />

herum auf!<br />

Um einen schmeichelhaften, sauberen<br />

und diffusen Hintergrund zu erzeugen,<br />

wurde die kleine Blende f/4 ausgewählt.<br />

Hinter der Blüte wurden einige Gräser<br />

entfernt, damit der Hintergrund keine<br />

Ablenkung verursachte. Das Ergebnis ist<br />

eine ansprechende Blütenaufnahme.<br />

Die Aufnahme zeigt, dass es sich lohnt,<br />

sich ein wenig mit dem Hintergrund<br />

eines Bildes zu beschäftigen, bevor <strong>Sie</strong><br />

schließlich auf den Auslöser drücken.


Leitfaden für Anfänger<br />

>Gartensafari >Arbeiten mit Wassertropfen<br />

Wassertropfen<br />

Daniel Lezano erklärt, wie ein Motiv mit<br />

Wassertropfen besser zur Geltung<br />

kommt und das Bild damit aufgewertet<br />

wird.<br />

ROSS HODDINOTT<br />

BEI SO VIEL REGEN IN UNSEREN BREITENGRADEN ist<br />

es nicht verwunderlich, dass die Herausgabe eines<br />

Leitfadens über das Nachmachen von Regentropfen in<br />

<strong>Ihre</strong>n Gartenfotos ein wenig seltsam anmutet. Leider fällt<br />

der Großteil des Regens in den kälteren Monaten, wenn es<br />

in unseren Gärten keine Blumen mehr gibt. Da es in dieser<br />

Jahreszeit weniger Regenfälle gibt, haben wir keine<br />

andere Wahl als selber für Regentropfen zu sorgen, wenn<br />

wir welche auf unseren Blumen haben möchten.<br />

Das lässt sich ganz einfach mit einer Wassersprühflasche,<br />

einer Gießkanne oder einem Gartenschlauch<br />

bewerkstelligen. Wenn <strong>Sie</strong> eines der beiden<br />

letztgenannten Werkzeuge verwenden, achten <strong>Sie</strong> darauf,<br />

dass die Düse einen Aufsatz hat, mit dem Wasser über die<br />

Blumen gesprüht werden kann. Ein starker Wasserstrahl<br />

könnte empfindliche Blumen und Pflanzen nämlich<br />

beschädigen.<br />

Wassertropfen können sich auf verschiedene Weise auf<br />

den Blumen und Pflanzen im Garten absetzen und damit<br />

zu ganz verschiedenen Ergebnissen führen. Eine der<br />

beliebtesten Varianten sind Tropfen, die von Stengel herab<br />

hängen, normalerweise zu zweit oder zu dritt. Dies ist eine<br />

wirkungsvolle Technik, die noch ausdrucksstärker wird,<br />

wenn Blumen in der Nähe sind, die innerhalb der Tropfen<br />

festgehalten werden, wie in dem Bild oben. Wenn <strong>Sie</strong><br />

diese Technik ausprobieren möchten, wählen <strong>Sie</strong> einen<br />

Standpunkt, bei dem der Hintergrund mit berücksichtigt<br />

wird. Das andere häufig anzutreffende Bild ist wesentlich<br />

einfacher. Hierbei werden Wassertropfen auf Blätter<br />

gesprüht, sodass sie die Oberfläche mit Dutzenden von<br />

Tröpfchen bedecken.<br />

Für diese Aufnahme wollte ich eine Technik ausprobieren,<br />

die ich noch nie gesehen hatte, nämlich einen einzigen<br />

Tropfen zu erzeugen, der auf einer Blüte zu liegen kam und<br />

nicht von ihr herab hing. Meine Blume der Wahl war eine<br />

lilafarbene Allium, wegen ihrer komplexen Mehrfachblüte<br />

eine meiner Lieblingsblumen zum <strong>Fotografie</strong>ren. Ich ging<br />

um die Blume herum und probierte verschiedene Winkel<br />

aus. Ich fotografierte mit der Hand und verwendete ein<br />

100-mm-Makro-Objektiv, damit ich nah rangehen<br />

konnte. Auf Grund des hellen Sonnenlichts stellte ein<br />

mögliches Verwackeln kein Problem dar, aber wegen des<br />

Windes musste ich die Verschlusszeiten relativ hoch<br />

halten, um eine Unschärfe infolge der Bewegung des<br />

Motivs während der Belichtung zu vermeiden. Ich<br />

verwendete die Betriebsart Zeitautomatik, da ich in der<br />

Lage sein wollte, die Tiefenschärfe größtenteils selber<br />

festzulegen.<br />

Wassertropfen bilden sich übrigens einfacher an feuchten<br />

Tagen, wenn also mehr Feuchtigkeit in der Luft ist. Dann<br />

ist auch ihre Haltekraft größer. Gehen <strong>Sie</strong> also gleich in<br />

den Garten hinaus, wenn sich ein Sommergewitter<br />

zusammenbraut, weil sich diese Technik dann besser<br />

anwenden lässt als an heißen, trockenen Tagen.<br />

Set-up<br />

Schritt 1 Zunächst besprühe ich die Allium mit Wasser, um<br />

die Blüte mit einer leichten Feuchtigkeitsschicht zu<br />

bedecken. Die Wasserverteilung ist zwar gut, aber die<br />

Tropfen sind leider zu klein. Das heißt, sie sind im Bild nicht<br />

groß genug. Ich muss nach einer Alternative suchen!<br />

Schritt 2 Ich probiere es mit einem Schlauch, allerdings<br />

mit dem gleichen Ergebnis. Ich beschließe, dass ich<br />

kontrollierter einen größeren Tropfen auftragen muss, und<br />

versuche dies mit einem Strohhalm aus einem Wasserglas.<br />

Ich lege einen Finger auf das obere Ende des Strohhalms<br />

und versuche, die Abgabe von Wasser auf die Blume so gut<br />

ich kann zu kontrollieren.<br />

Schritt 3 Ich brauche einige Versuche, aber schließlich<br />

gelingt es mir, einen großen Wassertropfen auf der Blume<br />

abzusetzen. Dies zeigt, dass die Strohhalmmethode mit ein<br />

wenig Geduld und Glück durchaus funktionieren kann.<br />

Dieser Tropfen ist allerdings viel zu groß, sodass ich die<br />

Allium schüttle und meine Versuche fortsetze, bis ich einen<br />

besseren Tropfen habe.<br />

Schritt 4 Nach einigen weiteren Versuchen habe ich<br />

schließlich einen Tropfen mit einer besseren Größe. Jetzt<br />

muss ich einen geeigneten Standpunkt finden und die beste<br />

Blendeneinstellung auswählen. Ich fotografiere zunächst<br />

von oben, aber das Ergebnis ist zu zweidimensional. Also<br />

verlasse ich meine Position und suche nach Alternativen.<br />

Schritt 5 Ein niedrigerer Standpunkt vermittelt ein mehr<br />

dreidimensionales Gefühl, und die Blüte mit dem Tropfen ist<br />

auf Grund der geringen Tiefenschärfe und einer großen<br />

Blende (f/5.6) deutlich zu sehen. Der unscharfe Vordergrund<br />

stört jedoch ein wenig, und der dunkle Hintergrund ist nicht<br />

ansprechend.<br />

84 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Letztes Bild<br />

Durch die Einnahme eines etwas höheren<br />

Standpunktes wurde die Komposition<br />

deutlich besser. Jetzt dominiert nicht nur das<br />

Motiv das Bild, auch der Vordergrund ist nicht<br />

mehr so überladen, und die grüne Vegetation<br />

im Hintergrund ist wesentlich ansprechender.<br />

Die Blende f/8 liefert auch die perfekte<br />

Tiefenschärfe.


Leitfaden für Anfänger<br />

>Gartensafari >Unkraut<br />

Unkraut, oh herrliches Unkraut!<br />

Daniel Lezano zeigt, dass aus unerwünschtem Unkraut<br />

im Garten hervorragende Stillleben werden können.<br />

WENN ES BEI IHNEN ZUHAUSE NICHT GERADE JEMANDEN GIBT, der sich<br />

ausschließlich dem Garten widmet, wird es wahrscheinlich Bereiche geben, in denen<br />

Unkraut sprießt. Normalerweise wäre hier eine kleine Schaufel zum Ausgraben und eine<br />

Dosis Unkrautvernichtungsmittel angesagt. Aber Löwenzahn ist ein Unkraut, über das<br />

sich Fotografen freuen sollten, da er sehr fotogen ist. Nicht so sehr die eigentliche Blume<br />

verdient <strong>Ihre</strong> Aufmerksamkeit, sondern die Pusteblume. Dieser zarte Kopf besteht aus<br />

kleinen, leichten Samen, die sich lösen und wie ein Fallschirm vom Wind davongetragen<br />

werden. Das macht ihre Schönheit aus, erschwert aber auch gleichzeitig den Umgang mit<br />

der Pflanze. Manchmal ist es möglich, sie zu pflücken und an einen geeigneten Ort zu<br />

bringen; oft ist es aber am besten, sie einfach dort zu fotografieren, wo sie wächst.<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Pusteblume zu fotografieren. Es lohnt sich,<br />

möglichst viele auszuprobieren, bevor sie sich aufgelöst hat. Eine der beliebtesten<br />

Varianten erreichen <strong>Sie</strong>, wenn <strong>Sie</strong> sie von einem niedrigen Standpunkt aus vor einem<br />

dunklen Hintergrund oder blauen Himmel fotografieren. Verwenden <strong>Sie</strong> einen<br />

Polarisationsfilter, um den Kontrast noch zu verstärken. Oder machen <strong>Sie</strong> Serienfotos,<br />

während einige Samen weggeblasen werden, sodass <strong>Sie</strong> sie mitten in der Luft erwischen.<br />

<strong>Fotografie</strong>ren <strong>Sie</strong> dann die Pusteblume mit den darauf verbliebenen Samen.<br />

Es lohnt sich, alle diese Ideen auszuprobieren, aber für diese Aufnahme habe ich<br />

beschlossen, eine Aufnahme einer etwas anderen Art zu machen. Statt ein<br />

farbenprächtiges Bild von der Pusteblume zu machen, wollte ich ein detailliertes,<br />

monotones und abstraktes Ergebnis erzielen. Ich habe also meine Kamera mit einem<br />

100-mm-Makro-Objektiv auf einer Manfrotto 190XPROB ausgestattet, die eine hilfreiche<br />

Manschette hat, mit der die mittlere Säule schnell für Aufnahmen in einem niedrigen<br />

Standpunkt angepasst werden kann. Es war ein heller Tag, sodass ich eine niedrige<br />

ISO-Empfindlichkeitseinstellung von 100 vorgenommen habe. In der Betriebsart<br />

Zeitautomatik habe ich jede Aufnahme mit f/5.6, f/8 und f/11 gemacht, um die<br />

Tiefenschärfe zu variieren. Die endgültige Auswahl kann ich dann später treffen. Da die<br />

Scharfstellung von entscheidender Bedeutung ist, habe ich Einzelpunkt-AF eingestellt,<br />

um sicherzugehen, dass die Mitte der Pusteblume scharfgestellt wird.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

An Ort und Stelle<br />

Reflektorabdeckung<br />

Weichzeichner<br />

Aufbau 1<br />

Aufbau 2<br />

Aufbau 3<br />

Schritt 1 Löwenzahn ist eines der am häufigsten<br />

auftretenden Gartenunkräuter. <strong>Sie</strong> sollten also keine<br />

Probleme haben, einen zu finden. Ich habe einen entdeckt,<br />

der sich neben meinem Schuppen durch eine Kiesschicht<br />

gekämpft hat (<strong>Ihre</strong> Frau wird sich darüber nicht freuen!).<br />

Hier ist eine „normale“ Aufnahme der Pusteblume, um die<br />

Pflanze in ihrer natürlichen Umgebung zu zeigen. Der grüne<br />

und braune Hintergrund ist nicht sonderlich ansprechend.<br />

Es muss also noch etwas geschehen, um das Ergebnis zu<br />

verbessern.<br />

86 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE<br />

Schritt 2 Ich legte die schwarze Abdeckung meines<br />

Reflektors hinter die Pusteblume. Das sorgt für eine sofortige<br />

Verbesserung, weil sich der weiße Kopf nun viel deutlicher<br />

vom Hintergrund abhebt. Ich muss die Belichtungskorrektur<br />

-1EV auswählen, damit die Details der Pusteblume nicht<br />

verloren gehen. Überprüfen <strong>Sie</strong> die Belichtungen über <strong>Ihre</strong>n<br />

LCD-Monitor. Das Ergebnis ist zwar besser, aber immer noch<br />

zu langweilig. Um die Feinheiten der Pusteblume zu<br />

verdeutlichen, muss ich eine Möglichkeit finden, das Motiv<br />

im Gegenlicht aufzunehmen.<br />

Schritt 3 Die Lösung ist einfach – ich platziere den<br />

Weichzeichner meines 5-in-1-Reflektors hinter der<br />

Pusteblume (<strong>Sie</strong> können auch ein weißes Blatt Papier oder<br />

einen Store verwenden, wenn <strong>Sie</strong> keinen Weichzeichner<br />

haben). Auf Grund des niedrigen Aufnahmewinkels<br />

fotografiere ich mit der Hand und verwende das Stativ zum<br />

Stützen des Weichzeichners. Das Bild ist sofort wesentlich<br />

besser als die früheren Versuche. Das helle Sonnenlicht sorgt<br />

für einen nahezu weißen Hintergrund, und der Löwenzahn<br />

wird fast wie eine Silhouette aufgenommen.


‘De-clutter’ your subject<br />

To create a flattering, clean and diffused<br />

background, a small aperture of f/4 was<br />

selected. A handful of grasses were<br />

removed from the flower’s background<br />

to keep it free of distraction. The result is<br />

an attractive flower portrait. The shot<br />

proves that it is worthwhile taking a few<br />

extra moments to consider the subject’s<br />

background before finally releasing the<br />

shutter.<br />

Wundervolles Unkraut<br />

Eine kurze Bearbeitung in<br />

„Tonwertkorrektur“ (Bild>Korrekturen><br />

Tonwertkorrektur) zur Verbesserung des<br />

Kontrasts des Silhouetteneffekts, die<br />

Aufnahme eines leichten Farbtons mit<br />

Bild>Korrekturen>Farbton/Sättigung,<br />

und schon bin ich fertig.


Leitfaden für Anfänger<br />

>Gartensafari >Öffentliche Gärten<br />

Besuch öffentlicher Gärten<br />

<strong>Sie</strong> haben keinen Garten? Oder Ihr Garten ließe sich passender als Dschungel<br />

beschreiben? Kein Problem. Besuchen <strong>Sie</strong> einen öffentlichen Garten oder Park, um<br />

atemberaubende Bilder zu machen.<br />

GÄRTEN BERGEN ZWEIFELLOS ein großes Potenzial für<br />

Bilder, aber nicht jeder hat einen Garten. Wenn <strong>Sie</strong> in<br />

einem Apartment oder einer Wohnung leben, haben <strong>Sie</strong><br />

möglicherweise keinen Zugang zu einem Garten. Oder<br />

Ihnen macht Gartenarbeit vielleicht keinen Spaß, weshalb<br />

in <strong>Ihre</strong>m Garten nichts Interessantes wächst. Wenn das<br />

der Fall ist, keine Sorge – <strong>Sie</strong> können trotzdem tolle<br />

Gartenbilder machen. Familienmitglieder, Freunde und<br />

Nachbarn lassen <strong>Sie</strong> sicher gerne ihre Pflanzen im Garten<br />

fotografieren. Wenn diese Möglichkeit nicht besteht,<br />

wieso nicht einfach einen der vielen wunderschönen<br />

formellen Gärten besuchen, die im ganzen Land für die<br />

Öffentlichkeit zugänglich sind.<br />

Mit einem kurzen Blick ins Web erfahren <strong>Sie</strong>, welche<br />

Parks und Gärten es in <strong>Ihre</strong>r Nähe gibt. So besitzt<br />

beispielsweise auch die RHS (Royal Horticultural Society)<br />

in Großbritannien mehrere Gärten (die Kontakte zu vielen<br />

weiteren Gärten unterhalten), in denen es gepflegte und<br />

farbenfrohe Pflanzbeete gibt. Die Eintrittspreise sind<br />

normalerweise recht günstig, und <strong>Sie</strong> können den ganzen<br />

Tag Bilder machen.<br />

Formelle Gärten eignen sich hervorragend für einen<br />

Besuch. <strong>Sie</strong> sind voller ungewöhnlicher und exotischer<br />

Pflanzenarten und Bäume, die viel mehr Vielfalt und<br />

Abwechslung bieten als die meisten Privatgärten. Neben<br />

einer Vielzahl von Pflanzen, Büschen und Gräsern gibt es<br />

in formellen Gärten häufig Blumen, die in großer Zahl an<br />

einem Ort wachsen und so ein beeindruckendes<br />

Farbenspiel bieten. <strong>Sie</strong> werden sorgsam gezüchtet und<br />

liebevoll gepflegt, damit sie auch immer makellos<br />

Suchen <strong>Sie</strong> einen öffentlichen Garten<br />

in <strong>Ihre</strong>r Nähe.<br />

Auf der Website www.gartenlinksammlung.de finden <strong>Sie</strong><br />

Informationen über Parks und Gärten in Deutschland. <strong>Sie</strong><br />

können das Verzeichnis nach Postleitzahlen sortiert<br />

durchsuchen. Einen Garten in <strong>Ihre</strong>r Nähe zu finden, sollte<br />

also ein Kinderspiel sein!<br />

aussehen. Monat für Monat fangen verschiedene Blumen<br />

in ihrem natürlichen Lauf zu blühen an, sodass es sich<br />

auch lohnt, denselben Garten im Frühling und Sommer<br />

immer wieder zu besuchen. Die meisten Aufnahmen sind<br />

natürlich nahe liegend: Nahaufnahmen wunderschöner<br />

Blüten und Blätter im Gegenlicht. Bei so vielen exotischen<br />

Pflanzen, die in anderen Ländern zuhause sind, werden<br />

<strong>Sie</strong> jedoch auch jede Menge anderer Bildmotive finden.<br />

Suchen <strong>Sie</strong> nach ungewöhnlichen Blumen – große wie<br />

kleine – entweder mit langen Staubgefäßen oder langen,<br />

farbenprächtigen Ähren, die aus Dutzenden von<br />

Einzelblüten bestehen. Derart filigrane und interessante<br />

Details bieten sich geradezu zum <strong>Fotografie</strong>ren an. Wenn<br />

<strong>Sie</strong> ein wenig mit der Tiefenschärfe und dem Scharfstellen<br />

herum experimentieren, können <strong>Sie</strong> das Endergebnis<br />

vollkommen verändern.<br />

In öffentlichen Gärten gibt es häufig Wasserfälle, kleine<br />

Brunnen, interessante Bogengänge und Pavillons, die<br />

auch oft von strahlenden Blumen oder Kletterpflanzen<br />

umgeben sind. Das sind ideale Fotomotive. Ein kurzes<br />

Teleobjektiv (ca. 50 – 100 mm) eignet sich gut für diese<br />

Art von Gartenbildern; sie flachen die Perspektive ab und<br />

ermöglichen es Ihnen, interessante Bereiche und Details<br />

zu isolieren und hervorzuheben. Behalten <strong>Sie</strong> auch den<br />

Hintergrund im Auge, da in den Bildern natürlich keine<br />

anderen Besucher sein sollten. Warten <strong>Sie</strong> also mit dem<br />

Abdrücken, bis keine Menschen mehr im Bild sind.<br />

Viele Gärten schließen ihre Tore gegen 18:00 Uhr. Für<br />

Fotografen bedeutet das, dass sie die Zeit mit den besten<br />

Lichtverhältnissen verpassen. Nehmen <strong>Sie</strong> sich also bei<br />

<strong>Ihre</strong>m Besuch einen kleinen klappbaren Reflektor mit, um<br />

das natürliche Licht für die Nahaufnahmen ein wenig zu<br />

manipulieren.<br />

Darauf sollten <strong>Sie</strong> achten ...<br />

1) RINDE: <strong>Sie</strong> werden in öffentlichen Gärten häufig<br />

exotische Baumarten finden, die in anderen Ländern<br />

zu Hause sind – wie die Himalaya-Birke und den<br />

Eukalyptusbaum. Viele dieser Bäume haben eine<br />

wunderschön strukturierte, interessant gefärbte<br />

Rinde. Sehen <strong>Sie</strong> es sich aus der Nähe an, die<br />

natürlichen Muster sind einfach unglaublich.<br />

2) FARBENBLÖCKE: In formellen Gärten werden<br />

Blumen häufig in weit größerer Zahl als zuhause<br />

zusammen gepflanzt. Achten <strong>Sie</strong> auf große<br />

Tulpen- oder Narzissenbeete. Probieren <strong>Sie</strong><br />

verschiedene Objektive aus, vom Weitwinkel- bis<br />

zum Teleobjektiv.<br />

ROSS HODDINOTT HELEN DIXON<br />

ROSS HODDINOTT<br />

HELEN DIXON<br />

3) GEBÄUDE: In vielen großen öffentlichen Gärten<br />

gibt es attraktive Gebäude, die häufig teilweise<br />

mit Efeu, Glyzinien oder anderen Rankpflanzen<br />

zugewachsen sind. Mit einem Telezoom können<br />

<strong>Sie</strong> interessante Bereiche isolieren und so perfekte<br />

Kompositionen schaffen.<br />

88 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

Öffentliche Gärten


Leitfaden für Anfänger<br />

MIT DER <strong>DSLR</strong><br />

UMGEHEN<br />

LERNEN!<br />

ENTDECKEN<br />

SIE IHRE <strong>DSLR</strong> –<br />

VERSTECKTE<br />

FUNKTIONEN<br />

KAUM JEMAND WÜRDE BESTREITEN, dass dank<br />

digitaler Spiegelreflexkameras mehr Menschen als<br />

früher Bilder in hoher Qualität aufnehmen können<br />

– und das so einfach und kostengünstig wie nie<br />

zuvor. Die Fülle der Funktionen, insbesondere die<br />

hervorragenden Mess- und Schärfesysteme auf<br />

dem Markt, haben dafür gesorgt, dass scharfe und<br />

gut belichtete Aufnahmen einfacher zu erzeugen<br />

sind als es bisher der Fall war.<br />

Wieviele der zahlreichen Funktionen einer Kamera<br />

tatsächlich genutzt werden, variiert von Fotograf zu<br />

Fotograf: Manche sind besonders<br />

experimentierfreudig und probieren gerne<br />

verschiedene Funktionen und Einstellungen aus,<br />

andere wiederum folgen einem eher pragmatischen<br />

Ansatz und halten sich an bewährte Methoden, um<br />

die gewünschten Ergebnisse zu erhalten. Was<br />

jedoch vor allem zählt ist, gleich mit welcher<br />

Methode, dass <strong>Sie</strong> selbst mit <strong>Ihre</strong>n Bildern<br />

zufrieden sind – und die Vielseitigkeit heutiger<br />

<strong>DSLR</strong>s ermöglicht genau das mit Hilfe einer<br />

Vielzahl von unterschiedlichen Funktionen,<br />

Einstellungen und Modi.<br />

Allerdings sollten <strong>Sie</strong> sich folgendes fragen: Wissen<br />

<strong>Sie</strong> wirklich, was <strong>Ihre</strong> Kamera kann? Sind <strong>Sie</strong><br />

sicher, dass es keinen einfacheren Weg zu <strong>Ihre</strong>n<br />

gewünschten Bildern gibt? Könnte <strong>Ihre</strong> Kamera für<br />

<strong>Ihre</strong> speziellen Motive noch besser eingerichtet<br />

werden, und vor allem: Kann <strong>Sie</strong> noch bessere<br />

Ergebnisse liefern? Leider ist es bei so vielen<br />

Funktionen schwierig, die nützlichen von den<br />

weniger nützlichen zu unterscheiden. Das Ziel<br />

dieses Leifadens ist, <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> einige Geheimnisse<br />

zu entlocken, die Ihnen einfach zu besseren Fotos<br />

verhelfen. Dazu beleuchten wir verschiedene<br />

Möglichkeiten zur Feinabstimmung der Funktionen<br />

<strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong>, damit <strong>Sie</strong> an <strong>Ihre</strong>r Kamera und <strong>Ihre</strong>r<br />

<strong>Fotografie</strong> mehr Freude haben!


Leitfaden für Anfänger<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – VERSTECKTE FUNKTIONEN<br />

Wie man Verwacklungsunschärfen<br />

vermeidet<br />

Kamerabewegungen können ein Foto ruinieren, selbst mit<br />

Kamerastativ. Ein paar versteckte Funktionen können Ihnen<br />

jedoch helfen, so scharfe Bilder zu machen wie nie zuvor!<br />

DIE MEISTEN FOTOGRAFEN sind ständig auf der Suche nach perfekter Schärfe. Wir alle<br />

streben sie an und geben dazu Unsummen für hochwertige Objektive aus, um die<br />

Auflösung unserer Bilder bis auf das Maximum zu steigern. Was aber, wenn wir Ihnen<br />

sagen, dass <strong>Sie</strong> die Schärfe <strong>Ihre</strong>r Bilder ohne Zusatzkosten verbessern können? <strong>Ihre</strong><br />

digitale Spiegelreflexkamera verfügt über einige Funktionen, die <strong>Sie</strong> vor der häufigsten<br />

Ursache unscharfer Bilder schützen können: der Verwacklung.<br />

Beim Verwackeln wird durch die Bewegung der Kamera bei der Belichtung eine leichte<br />

Unschärfe erfasst, was besonders bei langen Verschlusszeiten häufig vorkommt. Damit<br />

nicht zu verwechseln sind Motive, die sich während der Aufnahme bewegen, auf dem<br />

Bild allein unscharf, da der Hintergrund unverändert scharf bleibt.<br />

Mit einer einfachen Faustregel können <strong>Sie</strong> feststellen, ob Verwacklungsgefahr für die<br />

Kamera besteht oder nicht: Liegt der Wert <strong>Ihre</strong>r Verschlusszeit unter dem Wert der<br />

Brennweite des verwendeten Objektivs, so kann Verwacklungsunschärfe auftreten. Zum<br />

Beispiel sollten <strong>Sie</strong> bei einem 50mm-Objektiv als Verschlusszeit mindestens 1/60<br />

Sekunde wählen, während 1/30 Sek. und höher sehr wahrscheinlich durch<br />

Kamerabewegungen zu weniger scharfen Bildern führt; bei einem 200mm-Objektiv<br />

verursachen entsprechend Verschlusszeiten über 1/200 Sek. Probleme. Viele <strong>DSLR</strong>s<br />

und Objektive verfügen über Bildstabilisierungssysteme, die Verwacklungen mit Hilfe<br />

von Gyroskopen erkennen und ausgleichen können – jedoch umfasst ihr Wirkungsgrad<br />

nur ca. drei Stufen.<br />

Das beste Mittel gegen Verwacklungen ist natürlich ein Kamerastativ; sofern <strong>Ihre</strong><br />

Kamera stabil gehalten wird, können <strong>Sie</strong> damit theoretisch jede beliebige Verschlusszeit<br />

verwenden. In der Praxis können allerdings auch bei Nutzung eines Stativs noch andere<br />

Verwacklungsursachen den Spaß trüben: Die erste entsteht durch den Kontakt zum<br />

Menschen – denn schließlich müssen <strong>Sie</strong> immer noch den Auslöser drücken, um eine<br />

Aufnahme zu machen. <strong>Sie</strong> können noch so vorsichtig sein, selbst die leichteste<br />

Bewegung kann zu Bildunschärfen führen. Das können <strong>Sie</strong> jedoch verhindern:<br />

<strong>Sie</strong> können den Verschluss entweder über einen Fernauslöser oder den Selbstauslöser<br />

<strong>Ihre</strong>r Kamera betätigen, sodass bei der Verschlussöffnung keine Berührung stattfindet<br />

bzw. vorhandene Vibrationen abgeklungen sind. Der Vorteil der zweiten Methode ist,<br />

dass sie keine Zusatzausgaben erfordert. Auf vielen <strong>DSLR</strong>s können <strong>Sie</strong> den<br />

Selbstauslöser wahlweise auf zwei oder zehn Sekunden einstellen –zwei Sekunden<br />

reichen aber für die meisten Aufgaben aus. Bei längeren Verzögerungen werden <strong>Sie</strong><br />

durch das Warten nur frustriert – außerdem wird es dadurch schwerer, den richtigen<br />

Moment für <strong>Ihre</strong> Aufnahmen zu finden. Wenn also genaues Timing wichtig ist, sollten<br />

<strong>Sie</strong> sich für einen Fernauslöser entscheiden; diese kosten je nach Hersteller von € 15 bis<br />

€ 200. Am besten fragen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>n Fotohändler nach einem geeigneten Modell.<br />

Nachdem der menschliche Kontakt ausgeschaltet ist, kann noch eine weitere Störquelle<br />

<strong>Ihre</strong> Bilder verwackeln: Jede Spiegelreflexkamera besitzt einen inneren Spiegel, welcher<br />

das Bild zum Sucher reflektiert, aber vor der Verschlussöffnung wegbewegt werden<br />

muss (deshalb wird der Sucher bei jeder Auslösung für einen Moment schwarz). Das<br />

Problem ist, dass selbst diese Bewegung die Kamera verwackeln kann, besonders wenn<br />

sie auf weniger stabilem Grund steht.<br />

Um dies zu umgehen, haben fortschrittliche <strong>DSLR</strong>s eine Spiegel-Arretierung<br />

(„Spiegelvorauslösung“ bzw. „Mirror Lock“): Der Spiegel klappt beim ersten Drücken<br />

des Auslösers nach oben, rastet dort ein, und erst anschließend wird der Verschluss<br />

geöffnet, sodass eventuell vorhandene Schwingungen noch kurz abklingen können.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> diese drei Methoden – Stützung <strong>Ihre</strong>r Kamera durch ein Stativ, Verwendung<br />

eines Fern- oder Selbstauslösers und die Spiegelvorauslösung zur Beseitigung interner<br />

Schwingungen – kombinieren, ist die Verwacklungsgefahr für immer gebannt und <strong>Ihre</strong><br />

Bilder werden so scharf wie es nur möglich ist.<br />

Objektiv mit Bildstabilisator<br />

<strong>DSLR</strong> mit Stoßdämpfer<br />

So minimieren <strong>Sie</strong> Verwacklungen <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong><br />

Der Fern- oder Selbstauslöser <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> und, falls vorhanden, eine<br />

Spiegelvorauslösung helfen Ihnen Verwacklungen zu vermeiden<br />

CANON EOS 1000D<br />

(1) Zum Einschalten des<br />

Selbstauslösers drücken <strong>Sie</strong> die<br />

Drive-Taste auf der Rückseite der<br />

Kamera und stellen als Zeitverzögerung g<br />

entweder zwei oder zehn Sekunden<br />

ein.<br />

(2) Für die Spiegelvorauslösung<br />

drücken <strong>Sie</strong> die Menu-Taste, wechseln<br />

per Vier-Wege-Steuerung zur sechsten<br />

Registerkarte (Schraubenschlüssel-<br />

Symbol) und wählen dort die Option<br />

„Benutzerdefiniert“. Nun aktivieren <strong>Sie</strong><br />

die Funktion mithilfe der Set-Taste.<br />

NIKON D80<br />

(1) Um den Fern- oder Selbstauslöser<br />

zu verwenden, drücken <strong>Sie</strong> die<br />

Drive-Taste auf dem oberen<br />

Bedienfeld und wählen auf dem<br />

kleinen LC-Display das<br />

entsprechende Symbol aus.<br />

Folgende <strong>DSLR</strong>-Modelle von Nikon<br />

bieten die Spiegelvorauslösung an:<br />

D90*, D300, D700, D3, D3x (auf der<br />

D90 heißt es „Verzögerter<br />

Belichtungsmodus“, d. h. der Spiegel<br />

klappt eine Sekunde vor der<br />

Belichtung auf).<br />

OLYMPUS E-420/E-520<br />

(1) Um den Fern- oder Selbstauslöser<br />

zu verwenden, drücken <strong>Sie</strong> die<br />

Drive-Taste auf dem oberen Bedienfeld d<br />

und wählen auf dem hinteren<br />

LCD-Bildschirm das entsprechende<br />

Symbol aus.<br />

(2) Drücken <strong>Sie</strong> die MENÜ-Taste,<br />

wechseln <strong>Sie</strong> zur zweiten Registerkarte, e,<br />

wählen <strong>Sie</strong> dort den Anti-Shock-Modus<br />

und stellen <strong>Sie</strong> als Verzögerung eine<br />

Zeit zwischen 1 und 30 Sekunden ein.<br />

Folgende <strong>DSLR</strong>-Modelle von Olympus<br />

bieten die Spiegelvorauslösung an:<br />

E-420, E-520, E-620, E-30, E-3.<br />

PENTAX K200D<br />

(1) Um den Fern- oder Selbstauslöser<br />

zu verwenden, drücken <strong>Sie</strong> die<br />

Fn-Taste auf der Rückseite, wählen<br />

mit der Vier-Wege-Steuerung die<br />

Drive-Funktion und anschließend das<br />

entsprechende Symbol aus.<br />

Mit dem Zwei-Sekunden-<br />

Selbstauslöser wird automatisch<br />

auch die Spiegelvorauslösung<br />

aktiviert. Folgende <strong>DSLR</strong>-Modelle von<br />

Pentax bieten diese Funktion an:<br />

K-m, K200D, K20D, K-7<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

Viele Objektive und digitale Spiegelreflexkameras besitzen eingebaute Bildstabilisatoren – für<br />

längere Belichtungszeiten erweist sich die Spiegelvorauslösung jedoch als weitaus effektiver.<br />

SONY ALPHA 200<br />

(1) Um den Selbstauslöser zu<br />

verwenden, drücken <strong>Sie</strong> die Drive-Taste<br />

auf dem oberen Bedienfeld und wählen<br />

als Zeitverzögerung entweder zwei oder<br />

zehn Sekunden aus. Ein Anschluss für<br />

den Fernauslöser befindet sich an der<br />

linken Seite der A200.<br />

Spiegelvorauslösung bieten nur die<br />

Modelle Alpha 700 und Alpha 900 an;<br />

in Verbindung mit dem Fern- oder<br />

Selbstauslöser der Kamera können<br />

damit Verwacklungen minimiert<br />

werden.<br />

1<br />

92 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Gestochen scharfe Ergebnisse!<br />

Landschaftsfotografen zählen zu den<br />

Perfektionisten, wenn es um die Schärfe<br />

ihrer Bilder geht: Neben besonderer Sorgfalt<br />

beim Fokussieren und Wählen der Blende,<br />

nutzen die meisten einen Fernauslöser bzw.<br />

die Spiegelvorauslösung, um den Verschluss<br />

mit geringstmöglicher Vibration zu öffnen.<br />

ROSS HODDINOTT


Leitfaden für Anfänger<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – VERSTECKTE FUNKTIONEN<br />

Verwacklungsfreie<br />

Landschaftsaufnahmen<br />

Ross Hoddinott zeigt uns, was man mit einem Stativ und der<br />

Spiegelvorauslösungsfunktion so alles erreichen kann.<br />

BEI LANDSCHAFTSAUFNAHMEN besteht immer die Gefahr des Verwackelns. Wenn man<br />

eine kleine Blende wählt, um viel Tiefenschärfe zu erlangen und dabei einen niedrigen<br />

ISO-Wert für höchstmögliche Bildqualität wählt, hat dies zur Folge, dass die Verschlusszeit<br />

sehr wahrscheinlich eher lang sein wird – auch bei sonnigem Wetter. Deswegen ist ein Stativ<br />

für diese Art von <strong>Fotografie</strong> unverzichtbar. Aber selbst mit einem Stativ besteht noch immer die<br />

Gefahr des Verwackelns. Lesen <strong>Sie</strong> hier, wie <strong>Sie</strong> mit einem Fernauslöser oder einem<br />

Selbstauslöser das Risiko der Unschärfe reduzieren und wie <strong>Sie</strong> außerdem mit der<br />

Spiegelvorauslösungsfunktion <strong>Ihre</strong>r Kamera bessere Ergebnisse erzielen können.<br />

Grundausrüstung für verwacklungsfreie Fotos<br />

Ein stabiles Stativ ist ein unverzichtbares Zubehör und<br />

wenn <strong>Sie</strong> das Richtige kaufen, wird es Ihnen viele<br />

Jahre lang gute Dienste tun. Aber wie findet man<br />

das Richtige? Es ist immer ein Kompromiss: <strong>Sie</strong><br />

möchten etwas Solides, aber es soll nicht so schwer<br />

sein, dass <strong>Sie</strong> es dann doch nicht mitschleppen. Bei<br />

einem Stativ-Test in einer unserer letzten Ausgaben<br />

haben haben sich das Velbon Sherpa 750R und das<br />

Manfrotto 190XPROB als besonders gut erwiesen.<br />

Außerdem sollten <strong>Sie</strong> in einen Fernauslöser investieren,<br />

weil er eine Alternative zum Selbstauslöser bietet und<br />

man damit berührungsfrei auslösen kann.<br />

Aus der Hand Bei 1/15 Sekunden bei f/22 ist<br />

es nicht überraschend, dass ein aus der Hand<br />

aufgenommenes Foto verwackelt und somit<br />

unscharf ist. Nichtsdestotrotz benötige ich eine<br />

kleine Blende, um das Bild auf allen Ebenen<br />

scharf zu bekommen. Nun könnte ich zum<br />

Ausgleich die ISO-Einstellung heraufsetzen, aber<br />

ich benutze stattdessen lieber ein Stativ und<br />

erhalte somit die Bildqualität.<br />

Stativ Die Kamera auf ein Stativ zu stellen, hat<br />

die Bildschärfe schon enorm verbessert, aber<br />

wenn man die kleineren Details heran zoomt,<br />

kann man immer noch Unschärfe finden. Das liegt<br />

vermutlich daran, dass ich beim Berühren des<br />

Auslösers ein ganz klein wenig an der Kamera<br />

gewackelt habe. Ich muss einen Weg finden, den<br />

Auslöser zu betätigen, ohne ihn zu berühren.<br />

Stativ und Selbstauslöser Die einfachste<br />

Methode, die Kamera auf einem Stativ auszulösen,<br />

ohne sie zu berühren, ist der eingebaute<br />

Selbstauslöser. Damit berührt man die Kamera zwar<br />

noch, aber bis zum Moment des Auslösens ist jede<br />

Bewegung zum Stillstand gekommen. Viele <strong>DSLR</strong>s<br />

bieten die Option, die Verzögerung des<br />

Selbstauslösers auf zwei oder zehn Sekunden<br />

einzustellen.<br />

Stativ und Fernauslöser Noch besser ist ein<br />

Fernauslöser. Er erlaubt es Ihnen, die Kamera<br />

auszulösen, ohne dass sie zu wackeln beginnt und<br />

ermöglicht dabei ein präziseres Timing, da er ohne<br />

Verzögerung arbeitet. Dies kann sich besonders in<br />

schnell wechselnden Lichtverhältnissen als<br />

sinnvoll erweisen, so wie es mir bei diesen<br />

Aufnahmen ergangen ist.<br />

94 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


BILDSTABILISIERUNG<br />

Viele Kameras (und Objektive) verfügen heute<br />

über ein Bildstabilisierungssystem, was beim<br />

<strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand sehr nützlich sein<br />

kann. Bei der Benutzung eines Stativs sollten <strong>Sie</strong><br />

es jedoch immer ausschalten.<br />

PROFI-TIPPS<br />

Spiegelvorauslösung Sogar mit einem<br />

Selbst- oder Fernauslöser kann es noch zu<br />

Verwacklungsunschärfe kommen, weil der Spiegel<br />

der Kamera schwingt, wenn sich der Verschluss<br />

öffnet. In meinem letzten Bild habe ich mit der<br />

Spiegelvorauslösungsfunktion meiner D700 den<br />

Spiegel an die Seite bewegt, bevor ich mit dem<br />

Fernauslöser ausgelöst habe. Wie <strong>Sie</strong> sehen<br />

können, ist dieses Foto das bei weitem Schärfste.


Leitfaden für Anfänger<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – VERSTECKTE FUNKTIONEN<br />

So machen <strong>Sie</strong> das Beste aus<br />

Schlaglichtern und Schatten<br />

Szenen mit extremen Licht- und Schattenverhältnissen können die<br />

Grenzen des Sensors <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> überschreiten. Es gibt aber einige<br />

Funktionen, die Ihnen beim Fotografi eren unter kontrastreichen<br />

Lichtbedingungen helfen können.<br />

WIR HABEN ES ALLE SCHON ERLEBT. Ein strahlender Sommertag, kein Wölkchen am<br />

Himmel. Ein Freund, der selber nicht fotografiert, sieht unsere Kamera, grinst enthusiastisch<br />

und meint: „Super Wetter zum <strong>Fotografie</strong>ren, nicht?“ Aber natürlich garantiert strahlendes<br />

Sommerwetter nicht immer tolle Fotos, weil es so große Kontraste mit sich bringt.<br />

Nun haben wir natürlich nichts gegen den Sommer, aber es ist schon eine Tatsache, dass die<br />

Kamerasensoren mit grellem Sonnenlicht so ihre Probleme haben. Eine gewöhnliche<br />

Freiluftszene kann an einem sonnigen Tag extreme Licht- und Schattenverhältnisse von bis zu<br />

12 Stufen Unterschied hervorbringen; digitale Spiegelreflexkameras erkennen aber im JPEG<br />

Modus höchstens fünf. Das bedeutet: wenn <strong>Sie</strong> die Belichtung auf die Schlaglichter<br />

ausrichten, sind die schattigen Bereiche zu dunkel, und wenn <strong>Sie</strong> die Belichtung auf die<br />

Schatten ausrichten, sind die Schlaglichter zu hell. Wenn <strong>Sie</strong> die Belichtung auf die mittleren<br />

Helligkeitsstufen ausrichten, gehen sowohl Schlaglichter, als auch Schatten verloren. Damit<br />

haben <strong>Sie</strong> eindeutig ein Problem!<br />

Ihr nicht-fotografierender Freund kann diesen Sachverhalt nicht verstehen, da das<br />

menschliche Auge erstaunliche 20 Stufen des Kontrastumfangs (so wird diese Helligkeitsskala<br />

auch genannt) erkennen kann. Das wiederum gibt uns einen Hinweis, wie wir dieses Problem<br />

lösen können. In den vergangenen Jahren haben die Kamerahersteller den Kontrastumfang,<br />

den <strong>DSLR</strong>s bewältigen können, immer weiter vergrößert, aber diese zusätzlichen<br />

Informationen werden verworfen, wenn ein JPEG erstellt wird, da diese Dateien lediglich 256<br />

Helligkeitsstufen unterbringen können. Aber was wäre, wenn die zusätzlichen Helligkeitsstufen<br />

so zusammengequetscht werden könnten, dass sie in das JPEG Dateiformat passen?<br />

Das ist, einfach ausgedrückt, genau das, was die <strong>DSLR</strong>s von Canon, Nikon und Sony mit <strong>Ihre</strong>r<br />

Highlight Priority, D-Lighting und Dynamic Range Optimisation Funktion machen. <strong>Sie</strong><br />

unterscheiden sich alle ein wenig voneinander und die Mathematik, die dahinter steckt, ist so<br />

kompliziert, dass sich die Werbetexte dafür anhören, als seien sie vom Magischen Zirkel<br />

veröffentlicht. Das Resultat ist aber jedes Mal dasselbe: die Tonwerte des Bildes werden<br />

komprimiert, das heißt: die Schlaglichter werden ein wenig abgedunkelt und die Schatten<br />

werden leicht aufgehellt. Der Effekt ist zwar nur sehr subtil, aber das soll er ja auch sein.<br />

Ohne Active D-Lighting<br />

So stellen <strong>Sie</strong> das Histogramm <strong>Ihre</strong>s LCD Displays ein<br />

Wenn <strong>Sie</strong> losziehen wollen, um zu fotografieren, sollten <strong>Sie</strong> Ihr LCD Display<br />

so einstellen, dass es das Histogramm darstellt. So können <strong>Sie</strong> die Belichtung<br />

kontrollieren.<br />

CANON EOS 1000D<br />

(1) Sobald <strong>Sie</strong> ein Bild aufgenommen<br />

haben, drücken <strong>Sie</strong> den<br />

Wiedergabeschalter an der rechten<br />

unteren Ecke des LCD Displays.<br />

(2) Wenn Ihr Bild auf dem Monitor<br />

erscheint, drücken <strong>Sie</strong> den DISP<br />

Schalter oberhalb des Displays. So<br />

wechseln <strong>Sie</strong> das Display Format und<br />

zeigen das Histogramm an. Wenn <strong>Sie</strong><br />

den Schalter noch einmal drücken,<br />

gelangen <strong>Sie</strong> zum RGB Histogramm,<br />

aber wir empfehlen Ihnen, mit dem<br />

Standard Histogramm zu arbeiten.<br />

NIKON D80<br />

(1) Sobald <strong>Sie</strong> ein Bild aufgenommen<br />

haben, drücken <strong>Sie</strong> den<br />

Wiedergabeschalter an der oberen<br />

linken Ecke des LCD Displays.<br />

(2) Drücken <strong>Sie</strong> auf dem<br />

Vierfachschalter nach oben oder nach<br />

unten, bis das Histogramm erscheint.<br />

Es zeigt das Standardhistogramm<br />

unter einer verkleinerten <strong>Vorschau</strong><br />

<strong>Ihre</strong>s Fotos und RGB Histogramme<br />

auf der rechten Seite.<br />

OLYMPUS E-420/E-520<br />

(1) Sobald <strong>Sie</strong> ein Bild aufgenommen<br />

haben, drücken <strong>Sie</strong> den<br />

Wiedergabeschalter an der oberen<br />

linken Ecke des LCD Displays.<br />

(2) Wenn Ihr Foto auf dem Display<br />

erscheint, drücken <strong>Sie</strong> den INFO<br />

Schalter an der linken Seite des<br />

Displays, um das Format zu<br />

wechseln. <strong>Sie</strong> können zwischen<br />

einem RGB Histogramm oder dem<br />

Standard Histogramm wählen.<br />

1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

1<br />

2<br />

PENTAX K200D<br />

Mit Active D-Lighting<br />

(1) Sobald <strong>Sie</strong> ein Foto aufgenommen<br />

haben, drücken <strong>Sie</strong> den<br />

Wiedergabeschalter an der linken<br />

unteren Ecke des LCD Displays.<br />

(2) Wenn das Bild auf dem Display<br />

erscheint, drücken <strong>Sie</strong> den INFO<br />

Schalter links neben dem Display, um<br />

das Format zu wechseln und das<br />

Histogramm anzuzeigen.<br />

1<br />

2<br />

SONY ALPHA 200<br />

(1) Sobald <strong>Sie</strong> ein Bild aufgenommen<br />

haben, drücken <strong>Sie</strong> den<br />

Wiedergabeschalter an der linken<br />

unteren Ecke des LCD Monitors.<br />

(2) Wenn das Bild auf dem Display<br />

erscheint, drücken <strong>Sie</strong> den DISP<br />

Schalter links neben dem LCD<br />

Display um das Format zu wechseln<br />

und das Histogramm anzuzeigen.<br />

2<br />

1<br />

Der ausgebrannte Himmel wird von der Active D-Lighting Funktion der Nikon D90 gerettet, die<br />

mehr Details der Schlaglichter erfasst, dabei aber die mittleren Helligkeitsstufen und die Schatten<br />

nicht verändert.<br />

96 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


PROFI-TIPPS<br />

VERWENDEN SIE EINEN<br />

NEUTRAL-DICHTEFILTER<br />

Wenn <strong>Sie</strong> eine große Fläche strahlend blauen<br />

Himmels in <strong>Ihre</strong>m Bildausschnitt haben, können <strong>Sie</strong><br />

dafür sorgen, dass noch weniger Details der<br />

Schlaglichter verloren gehen, indem <strong>Sie</strong> einen<br />

Neutraldichtefilter verwenden. Dieser trägt dazu bei,<br />

u bei,<br />

den Kontrastreichtum in der Szene zu verringern.<br />

n.<br />

Die perfekte Belichtung!<br />

In schwierigen Lichtverhältnissen sollten<br />

<strong>Sie</strong> Dynamic Range Expansion<br />

verwenden. So stellen <strong>Sie</strong> sicher, dass<br />

der Sensor so viele Informationen wie<br />

möglich erfasst.<br />

FOTO: HELEN DIXON


Leitfaden für Anfänger<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – VERSTECKTE FUNKTIONEN<br />

SO NATÜRLICH WIE MÖGLICH. Je nach Kamera kann ein um zwei Stufen erhöhter<br />

Dynamikumfang bedeuten, dass <strong>Sie</strong> zusätzliche durch den Kamerasensor erfasste Details<br />

mit in die JPEG-Datei packen können, was beim Nachbearbeiten und Ausdrucken der Datei<br />

sehr hilfreich sein kann.<br />

Auch, wenn <strong>Sie</strong> mit einer Erhöhung um sieben Stufen immer noch nicht alle Daten eines<br />

hellen Sonnentags erfassen werden, kann die DRI-Funktion Ihnen in vielen Situationen<br />

helfen. Wenn <strong>Sie</strong> das nächste Mal Außenaufnahmen machen, sollten <strong>Sie</strong> einfach<br />

unabhängig vom Wetter eigene Experimente durchführen, und sowohl mit als auch ohne<br />

erhöhtem Dynamikumfang Bilder aufzeichnen. Es wird selten ein großer Unterschied zu<br />

sehen sein. Eine relativ kleine Verbesserung bei der Aufnahme von Details kann aber<br />

durchaus dafür sorgen, dass <strong>Ihre</strong> Bilder etwas besser aussehen.<br />

WARUM SOLLTE ICH DEN DYNAMIKUMFANG ANPASSEN?<br />

Wenn man Bilder aufnimmt, wie entscheidet man dann, ob die Ausgabe zu dunkel oder zu<br />

hell ist? Das mag jetzt wie eine Scherzfrage klingen, ist aber ernst gemeint. Wahrscheinlich<br />

schauen <strong>Sie</strong> die meiste Zeit auf den LCD-Monitor <strong>Ihre</strong>r Kamera und verwenden die<br />

Darstellung, um abzuschätzen, wie das Bild zuhause auf dem Computer aussehen wird. An<br />

dieser Herangehensweise ist zwar nichts falsch. Doch ist der LCD-Monitor einer<br />

Spiegelreflexkamera ein recht grobes Messwerkzeug. Die Anzeige wird Ihnen nicht immer<br />

verraten können, ob <strong>Sie</strong> beispielsweise konturlose Schatten oder grelle Stellen im Bild<br />

haben. In der hellen Sonne sehen Bildschirme immer zu dunkel aus. Auch wird selten die<br />

volle Bandbreite an Farbtönen angezeigt, die man in der JPEG-Datei festgehalten hat.<br />

Aber keine Angst: Moderne Kameras sind schlaue Technikmonster mit Funktionen, die es<br />

Ihnen ermöglichen, die Belichtung vor Ort zu überprüfen. Die nützlichste dieser Funktionen<br />

ist das Histogramm – eine grafische Darstellung der Pixelzahl verschiedener<br />

Helligkeitsstufen im Bild.<br />

Weitere nützliche Belichtungshilfen auf dem LCD-Monitor sind die Warnungen zu den<br />

hellsten Bildteilen und den Schatten. Wenn die beiden Funktionen eingeschaltet sind,<br />

leuchten die über- oder unterbelichteten Bildteile auf, denen es an Detailgenauigkeit fehlt.<br />

Durch regelmäßigen Einsatz dieser Funktion können <strong>Sie</strong> lernen, Probleme zu erkennen, die<br />

Belichtung anzupassen oder zum Ausgleich den Dynamikumfang zu erhöhen.<br />

PROFI-TIPPS<br />

IMMER IM SCHATTEN!<br />

Ein LCD-Displayschutz ist ein günstiges<br />

Zubehörteil, das auf dem LCD-Monitor sitzt und es<br />

Ihnen erlaubt, das Bild an hellen Tagen auf dem<br />

Bildschirm weitaus besser zu sehen.<br />

LCD-Warnung<br />

Wenn <strong>Sie</strong> lernen, den LCD-Monitor zur Überprüfung<br />

der Belichtung per Histogramm zu verwenden,<br />

werden <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Erfolgschancen erheblich vebessern<br />

. Eine weitere LCD-Funktion, die sich lohnt, ist der<br />

Belichtungsalarm, der den Benutzer vor verloren<br />

gegangenen Details in Schattenbereichen und hellen<br />

Bildteilen anhand von blinkenden Pixelstellen warnt.<br />

Die Warnung kann in Form schwarzer oder bunter<br />

Pixel auf dem Bildschirm erscheinen.<br />

Raw-Bilder für das Maximum an Information<br />

Ein erhöhter Dynamikumfang kann helfen, helle und dunkle Stellen unter Kontrolle zu<br />

bringen. Die Funktion stellt aber immer noch einen größtenteils automatisch ablaufenden<br />

Prozess dar, auf den <strong>Sie</strong> wenig Einfluss haben. Um die Tonwertkontrolle im Bild wirklich in<br />

die eigene Hand zu nehmen, sollten sie <strong>Ihre</strong> Bilder als Raw-Dateien aufnehmen.<br />

JPEG-Bilder können in jedem ihrer drei Farbkanäle (rot, grün und blau) nur je 256<br />

Helligkeitsstufen beinhalten, während bei Raw-Dateien bis zu 16.384 Stufen pro Kanal der<br />

Standard sind. Das bedeutet, dass <strong>Sie</strong> an den hellsten und dunkelsten Bildstellen ganz<br />

einfach Details wieder herausarbeiten können, wenn <strong>Sie</strong> bei Adobe Camera Raw (der Teil in<br />

Adobe Elements und Photoshop, der für Raw-Dateien zuständig ist) die Funktionen zum<br />

Abdunkeln (Recovery) und zum Aufhellen (Fill Light) richtig einsetzen. Auch andere<br />

Raw-Programme verfügen über diese Funktionen. Dort sind sie allerdings etwas anders<br />

benannt. Denken <strong>Sie</strong> daran, dass das Aufhellen dunkler Schatten das digitale Bildrauschen<br />

in den betreffenden Bereichen verstärken kann. <strong>Sie</strong> können dem Problem durch die<br />

sogenannte „Belichtung nach rechts“ aus dem Weg gehen, bei der <strong>Sie</strong> das Bild etwas zu<br />

stark belichten (eine halbe Stufe sollte genügen), damit das Histogramm weiter rechts liegt.<br />

Dies ist eine Technik für Fortgeschrittene, bei der die Tatsache ausgenutzt wird, dass die<br />

Sensoren bei Weitem mehr Details in hellen Bereichen aufnehmen als in dunklen Partien.<br />

Original Aufnahme<br />

Mit der Option zum Aufhellen (Fill Light) werden selektiv nur die Schattenbereiche einer<br />

Szene heller gemacht. Hierbei werden die zusätzlichen Helligkeitsstufen, die in der<br />

Raw-Datei gespeichert sind, in den JPEG-Bereich hinein verschoben.<br />

98 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


FOTO: ROSS HODDINOTT


Leitfaden für Anfänger<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – VERSTECKTE FUNKTIONEN<br />

Rauschunterdrückung<br />

und Bildaufwertung<br />

<strong>Digitale</strong>s Rauschen kann jedes Foto ruinieren. Befolgen <strong>Sie</strong> unsere Tipps, um mit<br />

<strong>Ihre</strong>r digitalen Spiegelreflexkamera sauberere und hellere Bilder aufzunehmen.<br />

DAS RAUSCHEN IST DER ALBTRAUM eines jeden Fotografen! Wir meinen damit jedoch<br />

nicht etwa das Meeresrauschen bei Strandaufnahmen. In der digitalen <strong>Fotografie</strong> beschreibt<br />

der Begriff „Rauschen“ Störungen, die als Farbflecken sichtbar werden.<br />

Bei höheren ISO-Einstellungen ist die Gefahr größer, weil der Verschluss der Kamera länger<br />

geöffnet ist. Es sind also vor allem Schnappschüsse bei schlechten Lichtverhältnissen, die<br />

davon betroffen sind.<br />

Zu den Quellen für Bildrauschen auf dem Sensor der Digitalkamera gehören: Hitze, durch die<br />

auch ohne Lichteinfall auf dem Chip kleine Ladungen entstehen, Wechselwirkungen zwischen<br />

benachbarten Pixeln, und alltägliche Hintergrundstrahlung (einschließlich kosmischer<br />

Strahlung aus dem All!). Bei erhöhten ISO-Einstellungen an der <strong>DSLR</strong> tritt das Phänomen<br />

noch deutlicher zutage. Gleichzeitig mit dem verstärkten Signal des Sensors wird auch das<br />

Rauschen prägnanter.<br />

Das Ganze ist ein komplizierter Prozess. Uns als Fotografen interessiert dabei nur, dass man<br />

sich mit Bildrauschen seine Fotos verderben kann, und dass es Mittel und Wege gibt, dagegen<br />

vorzugehen. Wenn <strong>Sie</strong> sich durch das Menü <strong>Ihre</strong>r Kamera navigieren, werden <strong>Sie</strong> einen Punkt<br />

finden, der als Rauschreduzierung oder -unterdrückung (oft abgekürzt als NR) bezeichnet<br />

wird. Diese Funktion können <strong>Sie</strong> ein- und ausschalten. Die Rauschreduzierung gibt es in zwei<br />

Varianten: für lange Belichtungszeiten und für hohe ISO-Werte.<br />

Bei ersterer werden die Auswirkungen des Rauschens bei lange geöffnetem Verschluss<br />

ausgeglichen. Die Funktion setzt in der Regel bei Verschlusszeiten von einer Sekunde und<br />

mehr ein. Bei dem Verfahren wird das Bild noch einmal über dieselbe Dauer wie bei der<br />

eigentlichen Aufnahme aufgezeichnet, allerdings bei geschlossenem Verschluss, sodass der<br />

Sensor im Dunkeln liegt. Das Ergebnis ist ein „Vergleichsbild“ ohne Rauscheffekt, das dann mit<br />

dem Original abgeglichen wird, um ein rauschfreies Ergebnis herzustellen. Soweit die Theorie.<br />

In der Realität funktioniert die Methode nie zu 100 Prozent genau. Besonders hilfreich und<br />

effektiv ist sie bei Nachtaufnahmen. Der Nachteil ist die zusätzliche Zeit, die zwischen den<br />

Aufnahmen gebraucht wird. Wenn <strong>Sie</strong> eine Verschlusszeit von 30 Sekunden gewählt haben,<br />

braucht die Kamera danach weitere 30 Sekunden, um die Rauschunterdrückung für lange<br />

Belichtungszeiten anzuwenden. In dieser Zeit können <strong>Sie</strong> die Kamera nicht verwenden.<br />

Bei der ISO-Rauschunterdrückung werden die Auswirkungen des Bildrauschens bei<br />

empfindlichen ISO-Einstellungen unterdrückt. Dieser Prozess ist um Einiges undurchsichtiger<br />

als bei erstgenannter Methode. Hierzu sind komplizierte mathematische Berechnungen nötig,<br />

mit denen die störenden Flecken kompensiert werden sollen, die durch das digitale Rauschen<br />

entstehen. Leider gehen dabei auch Details im Bild verloren. Bei einigen <strong>DSLR</strong>s kann man<br />

daher die Stärke der ISO-Rauschunterdrückung einstellen.<br />

Bei schwachem Licht hat der Fotograf zwei Optionen: Er kann den ISO-Wert erhöhen oder<br />

längere Verschlusszeiten wählen. Bei beiden Ansätzen besteht das Risiko des Bildrauschens,<br />

gegen das wir dank der beiden Techniken zur Rauschunterdrückung aber vorgehen können.<br />

Aber welche der beiden Methoden ist besser? Als Faustregel gilt, dass es im Normalfall<br />

vorteilhafter ist, die Kamera auf einem stabilen Stativ zu befestigen und eine lange<br />

Verschlusszeit zu nutzen, anstatt den ISO-Wert nach oben zu schrauben, damit man die<br />

Kamera in der Hand halten kann. Daran ändern auch die bahnbrechenden Neuerungen in der<br />

Sensortechnik innerhalb der letzten 18 Monate nichts, bei denen Modelle wie die Nikon D700<br />

und die Canon EOS 5D MkII herausgekommen sind, die auch bei hohen ISO-Werten<br />

herausragende Ergebnisse liefern.<br />

Lange Verschlusszeit<br />

ISTOCK<br />

Hohe ISO-Werte<br />

RITCHIE PATTON<br />

Einstellung der Rauschunterdrückung an der Kamera<br />

Die Rauschunterdrückung ist oft in der verzweigten Menüstruktur gut versteckt. Wir<br />

zeigen Ihnen, wie <strong>Sie</strong> die Option auf einigen gängigen <strong>DSLR</strong>s finden.<br />

CANON EOS 1000D<br />

(1) Drücken <strong>Sie</strong> die MENÜ-Taste oberhalb b<br />

des LCD-Monitors.<br />

(2) Navigieren <strong>Sie</strong> mit der Menüsteuerung<br />

zur sechsten Registerkarte<br />

(Schraubenschlüssel-Symbol) und scrollen<br />

<strong>Sie</strong> nach unten zu den benutzerdefinierten n<br />

Funktionen. Drücken <strong>Sie</strong> dann SET.<br />

<strong>Sie</strong> finden hier Einstellungen für die<br />

Rauschunterdrückung bei langen<br />

Belichtungszeiten sowie bei hohen<br />

ISO-Werten. Drücken <strong>Sie</strong> SET, um eine<br />

Einstellung auszuwählen. Durch erneutes<br />

Drücken von SET aktivieren <strong>Sie</strong> diese.<br />

NIKON D80<br />

(1) Drücken <strong>Sie</strong> die MENÜ-Taste links<br />

neben dem LCD-Monitor.<br />

(2) Scrollen <strong>Sie</strong> mit der<br />

Menüsteuerung zum Aufnahmemenü<br />

(zweite Registerkarte links) und gehen<br />

<strong>Sie</strong> nach unten, um die<br />

Rauschreduktion für lange<br />

Verschlusszeiten oder hohe ISO-Werte<br />

auszuwählen.<br />

(3) Wählen <strong>Sie</strong> die gewünschte<br />

Einstellung aus und bestätigen <strong>Sie</strong> die<br />

Auswahl mit OK.<br />

OLYMPUS E-420/E-520<br />

(1) Drücken <strong>Sie</strong> die MENÜ-Taste links<br />

neben dem LCD-Monitor.<br />

(2) Scrollen <strong>Sie</strong> mit der<br />

Menüsteuerung zur ersten<br />

Registerkarte ( 1), und wählen <strong>Sie</strong><br />

entweder die Rauschunterdrückung<br />

für lange Verschlusszeiten oder den<br />

Filter bei Einsatz hoher ISO-Werte aus.<br />

(3) Wählen <strong>Sie</strong> die gewünschte<br />

Einstellung aus und bestätigen <strong>Sie</strong> die<br />

Auswahl mit OK.<br />

PENTAX K200D<br />

(1) Drücken <strong>Sie</strong> die MENÜ-Taste oben<br />

links am LCD-Monitor.<br />

(2) Scrollen <strong>Sie</strong> mit der<br />

Menüsteuerung zur letzten<br />

Registerkarte (C) mit den<br />

benutzerdefinierten Einstellungen.<br />

Scrollen <strong>Sie</strong> nach unten, um die<br />

Einstellung 10 für lange<br />

Verschlusszeiten oder 11 für hohe<br />

ISO-Werte auszuwählen. Drücken <strong>Sie</strong><br />

die Menüsteuerung nach rechts,<br />

wählen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Einstellung aus und<br />

bestätigen <strong>Sie</strong> die Auswahl mit OK.<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

3<br />

3<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

SONY ALPHA 200<br />

In der digitalen <strong>Fotografie</strong> gibt es zwei wichtige Formen des Bildrauschens: Eine davon zeigt sich bei<br />

langen Belichtungszeiten, während die andere bei hohen ISO-Werten auftritt. Die meisten digitalen<br />

SLRs bieten Funktionen zur Rauschunterdrückung, um das Problem zu bekämpfen.<br />

(1) Drücken <strong>Sie</strong> die MENÜ-Taste unten<br />

links am LCD-Monitor.<br />

(2) Scrollen <strong>Sie</strong> mit der<br />

Menüsteuerung zur dritten<br />

Registerkarte ( 2) und navigieren<br />

<strong>Sie</strong> bis nach unten, um den<br />

Rauschfilter für lange Verschlusszeiten<br />

oder hohe ISO-Werte auszuwählen.<br />

Drücken <strong>Sie</strong> die Taste in der Mitte der<br />

Menüsteuerung (AF) um die Auswahl<br />

zu treffen. Drücken <strong>Sie</strong> zur Bestätigung<br />

erneut die AF-Taste.<br />

1<br />

2<br />

100 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


PROFI-TIPPS<br />

RAUSCHUNTERDRÜCKUNG MIT<br />

SOFTWARE<br />

<strong>Sie</strong> können Raw-Dateien nachbearbeiten, indem <strong>Sie</strong><br />

Rauschfilter für hohe ISO-Werte verwenden. Der<br />

Erfolg des Verfahrens hängt aber von der Software ab.<br />

Manche Programme sind genauso gut wie die<br />

Kamera selbst, andere sogar noch besser.<br />

Schwaches Licht? Kein Problem!<br />

Bei niedrigen ISO-Werten ist das Rauschen<br />

kein wirklich großes Problem, es sei denn, <strong>Sie</strong><br />

verwenden lange Verschlusszeiten von<br />

mehreren Sekunden. Wenn <strong>Sie</strong> ein Modell aus<br />

der neueren <strong>DSLR</strong>-Generation besitzen,<br />

werden <strong>Sie</strong> feststellen, dass <strong>Sie</strong> nur selten auf<br />

dieses Problem stoßen.<br />

FOTO: ROSS HODDINOTT


Leitfaden für Anfänger<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – VERSTECKTE FUNKTIONEN<br />

Wie die Rauschunterdrückung<br />

die Bildqualität beeinträchtigt<br />

Mark Bauers Vergleichsset bei schwachem Licht zeigt ziemlich klar,<br />

wie sich die Rauschreduktion auf die Bildqualität auswirkt.<br />

BEI SCHLECHTEN LICHTVERHÄLTNISSEN haben <strong>Sie</strong> die Wahl: <strong>Sie</strong> können die<br />

Kamera auf ein Stativ stellen, um bei langer Verschlusszeit mit der Rauschunterdrückung<br />

für lange Belichtungszeiten zu arbeiten. Alternativ können <strong>Sie</strong> die Kamera in der Hand<br />

halten, den ISO-Wert erhöhen und die Rauschunterdrückung für empfindliche<br />

ISO-Einstellungen nutzen. Welche dieser beiden Methoden funktioniert am besten? Wir<br />

haben den Fotografen Mark Bauer gebeten, mit seiner Canon EOS 5D MkII für uns die<br />

Probe aufs Exempel zu machen.<br />

Wie in den unten dargestellten Ergebnissen ersichtlich sind die auf dem Stativ mit<br />

längeren Verschlusszeiten gemachten Bilder schärfer und weisen weniger Bildrauschen auf.<br />

1) Rauschunterdrückung bei langen Verschlusszeiten Die Leistung der Canon<br />

EOS 5D MkII bei langen Verschlusszeiten ist ohnehin schon brillant. Aber mit der<br />

entsprechenden Rauschunterdrückung waren die Ergebnisse noch überzeugender.<br />

Durch die Entfernung des bereits geringen Bildrauschens wurde das Bild etwas weicher<br />

– aber nicht so sehr, dass dies ein Grund zur Kritik wäre. Eine beeindruckende Leistung.<br />

2) Rauschunterdrückung bei hohen ISO-Werten Mark verwendete eine<br />

ISO-Einstellung von 6400, um eine Verschlusszeit zu ermöglichen, die es ihm erlaubte, die<br />

Kamera in der Hand zu halten. Die Rauschunterdrückung für hohe ISO-Werte lieferte eine<br />

gute Bildqualität. Allerdings werden die Bilder bei dieser Art der Rauschunterdrückung<br />

weicher als mit der anderen Methode<br />

Bei jeder Art von eingebauter Rauschunterdrückung werden die Bilder etwas weicher, und<br />

es ist grundsätzlich immer besser, die Funktion zu nutzen, als das Risiko des Bildrauschens<br />

einzugehen. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse empfehlen wir Ihnen, die <strong>DSLR</strong> auf<br />

einem Stativ zu befestigen, eine lange Verschlusszeit zu wählen, und das Bild per Fern- oder<br />

Selbstauslöser aufzunehmen, um das Bild vor Verwacklungen zu schützen.<br />

Rauschunterdrückung bei hohen ISO-Werten AUS /<br />

Lange Verschlusszeit (in der Hand)<br />

ISO 3200<br />

Rauschunterdrückung bei hohen ISO-Werten EIN /<br />

Lange Verschlusszeit (in der Hand)<br />

ISO 3200<br />

Rauschunterdrückung bei langen Verschlusszeiten AUS /<br />

Hoher ISO-Wert (Stativ)<br />

Rauschunterdrückung bei langen Verschlusszeiten EIN /<br />

Hoher ISO-Wert (Stativ)<br />

ISO 100<br />

ISO 100<br />

102 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


PROFI-TIPPS<br />

TESTEN SIE DIE RAUSCHUNTER-<br />

DRÜCKUNG SELBST!<br />

Die Intensität des Bildrauschens und die Effektivität der<br />

Rauschunterdrückung sind bei jedem Bild anders.<br />

Machen <strong>Sie</strong> also eine Aufnahmereihe mit und ohne<br />

Rauschunterdrückung bei verschiedenen ISO-Werten,<br />

und vergleichen <strong>Sie</strong> die Ergebnisse miteinander.<br />

rten,


Leitfaden für Anfänger<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – VERSTECKTE FUNKTIONEN<br />

Feinabstimmung der <strong>DSLR</strong><br />

Wie gut kennen <strong>Sie</strong> das Menü und die<br />

Funktionen <strong>Ihre</strong>r Kamera? Wenn <strong>Sie</strong> sich durch<br />

den Verzeichnisbaum dieser Menüs hangeln,<br />

finden <strong>Sie</strong> Einstellungen, mit denen sich<br />

praktisch sämtliche Funktionen <strong>Ihre</strong>r Kamera<br />

steuern lassen. Es lohnt sich, die Kamera so<br />

einzustellen, wie man es selbst gern hätte. Hier<br />

sind unsere Lieblingsoptionen ...<br />

Individuelle Einstellung der <strong>DSLR</strong>!<br />

Nehmen <strong>Sie</strong> sich einige Minuten Zeit, um bei einer Tasse Kaffee neue Tipps zu <strong>Ihre</strong>r<br />

digitalen SLR zu lesen, die Ihnen garantiert dabei helfen, besser zu fotografieren!<br />

ISTOCK<br />

DATEINUMMERIERUNG<br />

Über diese Einstellung<br />

können <strong>Sie</strong> wählen, ob die<br />

Nummerierung mit jeder<br />

neuen Memory Card<br />

wieder von 0001<br />

beginnt, oder die Bilder<br />

fortlaufend durchnummeriert riert werden<br />

sollen. Wir empfehlen Ihnen die Auswahl der<br />

zuletzt genannten Einstellung. Andernfalls haben<br />

<strong>Sie</strong> am Ende unterschiedliche Bilder mit<br />

identischen Dateinamen und laufen Gefahr,<br />

versehentlich ein Bild durch ein anderes zu<br />

ersetzen. Manche <strong>DSLR</strong>s ermöglichen auch die<br />

Anpassung der Buchstaben im Dateinamen auf<br />

die eigenen Initialen (zum Beispiel: DPL0127.<br />

jpg).<br />

EINSTELLUNG DER EINGABERÄDER<br />

Wenn <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> über<br />

zwei Einstellräder<br />

verfügt und es <strong>Sie</strong><br />

schon immer geärgert<br />

hat, dass über das<br />

Daumenrad die<br />

Verschlusszeit<br />

gewählt wird, während <strong>Sie</strong><br />

über das vordere Rad mit dem Zeigefingerdie<br />

Blendengröße einstellen, wird es <strong>Sie</strong> freuen, dass<br />

es bei manchen <strong>DSLR</strong>s möglich ist, die<br />

Funktionen zu vertauschen. Darüber hinaus kann<br />

oft auch noch festgelegt werden, in welche<br />

Richtung das Rad sich drehen soll, um die Werte<br />

zu erhöhen oder zu senken. Bei Olympus-<strong>DSLR</strong>s<br />

ist es sogar möglich, die Drehrichtung des<br />

Fokusrings zu verändern!<br />

HÖRBARES PIEPSEN<br />

Die Welt der Fotografen nn<br />

ist gespalten: Der einen<br />

Hälfte gefällt es, wenn<br />

ein hörbares Piepsen<br />

sie darüber in Kenntnis<br />

setzt, dass der richtige<br />

Fokus erreicht wurde,<br />

die andere Hälfte empfindet dies als<br />

störend. Wenn <strong>Sie</strong> zum zweiten Lager gehören,<br />

suchen <strong>Sie</strong> in <strong>Ihre</strong>r Kamera den entsprechenden<br />

Menüpunkt, um das Geräusch abzustellen.<br />

SUCHERGITTER<br />

Gehören <strong>Sie</strong> auch zu den<br />

Leuten, die es nie<br />

schaffen, die Kamera<br />

gerade zu halten? Dann n<br />

ist die Möglichkeit zum<br />

Zuschalten von<br />

Gitterlinien, wie dies in<br />

vielen <strong>DSLR</strong>s von Nikon möglich ist, auf<br />

jeden Fall ein Vorteil. Andere Hersteller bieten<br />

Gitterlinien für die Komposition in Live View, was<br />

für Gebäudefotos besonders nützlich ist.<br />

FUNKTIONSTASTE<br />

Viele <strong>DSLR</strong>s bieten eine e<br />

Funktionstaste, die <strong>Sie</strong><br />

so einstellen können,<br />

dass dadurch<br />

verschiedene<br />

vordefinierte Aktionen<br />

aufgerufen werden können. nen.<br />

Derartige Aktionen umfassen das Aktivieren<br />

von Live View, das Umschalten in den<br />

Raw-Modus, das Einschalten eines speziellen<br />

Messmusters oder die Auswahl eines<br />

bestimmten AF-Bereichs.<br />

Automatischer ISO-Modus<br />

Als es noch Fotofilme gab, suchte man sich seinen ISO-Wert aus, und war für die nächsten<br />

36 Aufnahmen darauf festgenagelt. In der Welt digitaler <strong>Fotografie</strong> sind ISO-Werte aber nur<br />

mehr eine von vielen Variablen wie etwa Blendengrößen und Verschlusszeiten. <strong>Sie</strong> können<br />

die ISO-Parameter an der Kamera in halben oder drittel Stufen über etwa sieben Stufen<br />

hinweg einstellen. Das sind mehr Einstellungsoptionen als normale Objektive für den<br />

Blendenbereich bieten.<br />

Die meisten <strong>DSLR</strong>s verfügen über eine automatische ISO-Einstellung, bei der der Wert an die<br />

Lichtverhältnisse angepasst wird (je schlechter, umso höher der ISO-Wert). Der Sinn besteht<br />

meistens darin, die Verschlusszeit niedrig zu halten, um freihändiges Aufnehmen zu ermöglichen. Manche Pentax- und<br />

Samsung-<strong>DSLR</strong>s gehen sogar so weit, einen ISO-Prioritätsmodus (SAv) zu verwenden, bei dem sowohl Verschlusszeit als auch Blende<br />

feststehen, und nur die ISO-Empfindlichkeit an das Licht angepasst wird.<br />

Die automatische ISO-Einstellung ist besonders nützlich für Straßenfotografen. Bei veränderlichen Lichtbedingungen und knappen<br />

Zeitvorgaben bemerkt man nicht immer, ob die Verschlusszeit der Kamera so lang ist, dass sich Verwacklungen ergeben könnten. Zum<br />

Ausgleich dreht man die ISO nach oben. Diese Aufgabe kann die Kamera auch selbst übernehmen!<br />

Viele <strong>DSLR</strong>s ermöglichen die Anpassung der automatischen ISO-Funktion. Hierfür wird eine bestimmte Verschlusszeit angegeben, ab<br />

der die Kamera stattdessen die ISO-Werte verändert. <strong>Sie</strong> können hier auch den maximalen ISO-Wert angeben, was für die<br />

Funktionstüchtigkeit der Automatik nicht unerheblich ist. Je mehr nämlich die ISO-Empfindlichkeit steigt, umso schlechter wird<br />

gewöhnlich die Bildqualität, und es macht sich Bildrauschen bemerkbar. Es lohnt sich, mit der Kamera einige Erfahrungswerte zu<br />

sammeln, um die eigene ISO-Grenze als noch zu tolerierenden Maximalwert zu definieren. Wenn <strong>Sie</strong> zu den Glücklichen gehören, die<br />

eine hochwertige Kamera mit Vollformatsensor wie etwa die EOS 5D MkII oder die Nikon D700 ihr Eigen nennen, kann der Wert bei<br />

ISO 3200 oder höher liegen. Für die meisten Anwender sind aber ISO-Werte zwischen 640-800 wie etwa bei der Canon EOS 450D<br />

oder der Nikon D90 realistischer.<br />

Live View-Modus<br />

Die Live View ermöglicht wie bei der Kompaktkamera die<br />

Bildkomposition auf dem LCD-Monitor anstatt durch den<br />

Sucher der <strong>DSLR</strong>. Bei der ersten Einführung sprachen viele von<br />

einer netten Spielerei. Inzwischen wird diese Technologie aber<br />

auch zu anderen Zwecken eingesetzt. Der offensichtlichste<br />

Vorteil der Live View ist, dass sie mühelos unter verschiedenen<br />

Betrachtungswinkeln verwendet werden kann. Auf diese Art ist<br />

es um Längen einfacher, in Menschenmassen von unten nach<br />

oben oder über die Köpfe der Leue hinweg zu fotografieren. Es<br />

gibt aber noch andere Vorzüge. Manche Fotografen sagen, über<br />

das Display sei einfacher zu erkennen als über den Sucher, ob<br />

eine Komposition funktioniere oder nicht. Und wenn man die<br />

Kamera in den Schwarz-Weiß-Modus stellt, kann man die<br />

Szene vor sich als <strong>Vorschau</strong> betrachten. Daneben wird bei<br />

einigen <strong>DSLR</strong>s (insbesondere bei Canon und Pentax) in der Live<br />

View die Blende berücksichtigt. Die Funktion kann also<br />

verwendet werden, um die Schärfentiefe und die Wirkung der<br />

ND-Verlaufsfilter zu beurteilen.<br />

Oben: Live View kann nützlich sein zur Komposition<br />

eines Bildes..<br />

104 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – VERSTECKTE FUNKTIONEN<br />

FOTO: ROSS HODDINOTT<br />

AUSSCHALTEN DER<br />

BILDANZEIGE<br />

Eine Funktion, bei der sich die<br />

Geister fast genauso scheiden<br />

wie beim hörbaren Piepsen ist<br />

die automatische Bildanzeige.<br />

Hierbei erscheint das zuletzt aufgenommene Bild<br />

kurz nach Betätigung des Verschlusses auf dem<br />

LCD-Display. Hierbei wird nicht nur zusätzlich<br />

Batterie verbraucht. Die Funktion kann auch<br />

ziemlich störend sein, wenn man durch den Sucher<br />

schaut. Manche Fotografen schalten die direkte<br />

Anzeige auch aus einem anderen Grund aus: Es ist<br />

einfach zu verlockend, sich das Bild gleich<br />

anzusehen. Und während man noch mit dem<br />

letzten Schnappschuss beschäftigt ist, verpasst<br />

man andere gute Szenen, die sich vor einem<br />

abspielen. In manche <strong>DSLR</strong>s ist auch eine<br />

automatische Abschaltung eingebaut, die helfen<br />

soll, Energie zu sparen. Die Funktion kann in der<br />

Regel im Menü der Kamera aktiviert oder angepasst<br />

werden.<br />

Bildstile/Filtereffekte<br />

Das Tolle an der digitalen Photographie ist, dass man Faktoren wie die Farbsättigung,<br />

den Kontrast und die Schärfe beim Bearbeiten der Bilder am Computer steuern kann.<br />

Aber wussten <strong>Sie</strong> schon, dass das auch mit der Kamera möglich ist? Die Mehrzahl der<br />

digitalen SLRs eröffnet dem Benutzer die Möglichkeit, die Bildeinstellungen auf diese<br />

Art zu verbessern. Manche arbeiten mit vorab definierten Bildeinstellungen wie etwa<br />

für Landschafts- oder Porträtbilder, während andere dem Anwender eine individuellere<br />

Steuerung von Einstellungen wie Helligkeit, Kontrast und Sättigung offen halten. Die<br />

vorgenommenen Einstellungen können nachher auch als benutzerdefinierte Presets<br />

abgespeichert werden. Wenn <strong>Ihre</strong> Kamera die manuelle Steuerung der<br />

Bildeinstellungen vorsieht, können <strong>Sie</strong> beispielsweise folgendermaßen vorgehen:<br />

Versuchen <strong>Sie</strong>, die Farbsättigung so weit wie möglich nach unten zu drehen, ohne ein<br />

komplett schwarz-weißes Bild zu erzeugen. Stellen <strong>Sie</strong> dann den Kontrast so hoch wie<br />

möglich ein. Dadurch erzeugen <strong>Sie</strong> eine harte, kühle Optik, die ausgezeichnet für<br />

beeindruckende Porträts geeignet ist. Landschaftsfotografen ziehen unter Umständen<br />

genau das Gegenteil vor: eine maximale Sättigung bei normalen Kontrastwerten.<br />

Einsatz des Histogramms<br />

Wenn <strong>Sie</strong> mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> ein Foto machen, sehen <strong>Sie</strong> sich das Ergebnis bestimmt gleich<br />

danach auf dem LCD-Monitor an der Kamerarückseite ausgiebig an. Dagegen ist natürlich<br />

nichts einzuwenden. Ist dies doch einer der größten Vorteile digitaler <strong>Fotografie</strong>. Aber kann<br />

man den <strong>Vorschau</strong>bildern auch trauen? Die Antwort heißt: teilweise ja. Man kann die Bilder<br />

vergrößern und überprüfen, ob die Schärfe in Ordnung ist. Daneben gibt die <strong>Vorschau</strong><br />

natürlich auch Aufschluss über die Komposition und den Rahmen. Was jedoch die<br />

Belichtung angeht, so reichen die bescheidenen Mittel des Displays nicht mehr aus.<br />

Die Aufnahmen können vor allem durch natürliches Licht stark beeinträchtigt werden.<br />

Helles Sonnenlicht lässt die Bilder unterbelichtet erscheinen, während bei schwachem<br />

natürlichen Licht alles zu hell aussieht. Die Lösung für das Problem ist das Histogramm der<br />

Kamera. Dieses Hilfsmittel gibt dem Benutzer eine grafische Darstellung zur Verteilung<br />

verschiedener Farbtöne auf dem Bild an die Hand. Auf der X-Achse sind die Farbtöne vom<br />

reinen Schwarz auf der linken Seite, bis zum reinen Weiß ganz rechts aufgereiht. Die<br />

Y-Achse steht für die jeweiligen Pixelzahlen, die pro Ton im Bild vorhanden sind.<br />

Sehen <strong>Sie</strong> das Histogramm nicht als Auflistung harter Fakten, sondern nutzen <strong>Sie</strong> es<br />

vielmehr dafür, um Tendenzen und Kurven zu erkennen. In einem durchschnittlichen Bild,<br />

das ordentlich belichtet ist und viele verschiedene Farbtöne enthält, ist über das gesamte<br />

Histogramm hinweg eine gleichmäßige Verteilung der Farbtöne zu erwarten. Ist die<br />

Aufnahme jedoch unterbelichtet, ist das Histogramm nach links zur schwarzen Seite hin<br />

verschoben. Bei Überbelichtung ergibt sich eine Verschiebung des Scheitels nach rechts.<br />

Das Histogramm bietet eine viel verlässlichere Angabe der Belichtungsqualität, als sie das<br />

Bild selbst auf dem Display je liefern könnte.<br />

Dies gilt natürlich nur bei „normalen“ Bildern. Wenn <strong>Sie</strong> High-Key oder Low-Key-Szenen<br />

(das heißt, Bilder mit überwiegend dunklen oder hellen Tönen) aufnehmen, können <strong>Sie</strong><br />

davon ausgehen, dass das Histogramm auf eine Seite verschoben ist. Wenn <strong>Sie</strong> wissen,<br />

worauf <strong>Sie</strong> im Histogramm achten müssen, können <strong>Sie</strong> es aber auch in diesem Fall<br />

verwenden, um sich der perfekten Belichtung anzunähern.<br />

OBEN: Auswahl der Bildstile im Menü und<br />

unter den Optionen.<br />

Helles Bild<br />

Normales Bild<br />

Dunkles Bild<br />

VERSCHLUSSAUSLÖSUNG<br />

OHNE KARTE<br />

Dies ist eine Einstellung, die <strong>Sie</strong><br />

ausfindig machen, abschalten<br />

und danach nicht mehr<br />

anrühren sollten. Wir<br />

empfehlen, die Kamera so<br />

einzustellen, dass sie nie ohne Memory<br />

Card ausgelöst werden kann. Es it ist nur eine Frage<br />

der Zeit, bis <strong>Sie</strong> den tödlichen Fehler machen, einen<br />

Dutzend großartiger Aufnahmen zu machen, ohne<br />

sie aufzuzeichnen!<br />

AUTOFOKUS/BELICHTUNGS-<br />

MESSWERTSPEICHER<br />

Bei einer der gängigsten<br />

benutzerdefinierten Funktionen<br />

können <strong>Sie</strong> selbst bestimmen, wie<br />

der automatische Fokus und die<br />

automatische Belichtung<br />

arbeiten sollen. Jeder hat seine eigene<br />

bevorzugte Arbeitsweise. Deshalb ist es gut, dass<br />

man diese Steuerfunktion so genau anpassen kann.<br />

So können <strong>Sie</strong> beispielsweise einstellen, dass<br />

sowohl die Belichtung als auch der Fokus<br />

gespeichert werden, wenn <strong>Sie</strong> den Auslöser halb<br />

herunterdrücken. <strong>Sie</strong> können aber genauso gut nur<br />

den Fokus speichern. Oder nur die Belichtung.<br />

Vielleicht möchten <strong>Sie</strong> aber auch, dass die<br />

Belichtung gespeichert wird, sobald <strong>Sie</strong> die Taste für<br />

den Belichtungs-Messwertspeicher gedrückt halten.<br />

Oder <strong>Sie</strong> möchten den Messwert durch einmaligen<br />

Druck der Taste für den Belichtungs-<br />

Messwertspeicher festhalten, wollen aber festlegen,<br />

dass der Wert bei erneutem Druck der Taste wieder<br />

gelöscht wird. Welche Arbeitsweise <strong>Sie</strong> auch<br />

bevorzugen – es ist sehr wahrscheinlich, dass <strong>Ihre</strong><br />

<strong>DSLR</strong> entsprechend eingestellt werden kann.<br />

HELLIGKEIT DES<br />

BILDSCHIRMS<br />

Haben <strong>Sie</strong> Probleme damit, Ihr<br />

Display bei grellem Sonnenlicht<br />

zu sehen? <strong>Sie</strong> können im<br />

Kameramenü die Helligkeit des<br />

Monitors nach oben korrigieren. <strong>Sie</strong><br />

können die Anzeige aber auch ausschalten, wenn<br />

<strong>Sie</strong> Akkuleistung sparen oder nachts bei schwachem<br />

Licht fotografieren wollen.<br />

ERSTELLEN EINES<br />

BENUTZERMENÜS<br />

Wenn <strong>Sie</strong> diese Zeilen lesen, haben <strong>Sie</strong> hoffentlich<br />

durch Herumexperimentieren<br />

einige neue Funktionen an <strong>Ihre</strong>r<br />

Kamera entdeckt. Vielleicht sind<br />

<strong>Sie</strong> aber auch verwirrt, weil <strong>Sie</strong><br />

sich nicht merken können, in<br />

welchem Untermenü sich die<br />

eine oder andere Funktion<br />

versteckt. Zum Glück bieten einige <strong>DSLR</strong>s ein<br />

Benutzermenü (das oft als „Benutzerdefiniertes<br />

Menü“ bezeichnet wird). Dieses können <strong>Sie</strong> für<br />

einen schnellen Zugriff auf <strong>Ihre</strong> Lieblingsbefehle<br />

einstellen. Probieren <strong>Sie</strong> es einfach einmal aus!<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 105


Leitfaden für Anfänger<br />

MIT DER <strong>DSLR</strong><br />

UMGEHEN<br />

LERNEN!<br />

ENTDECKEN SIE<br />

IHRE <strong>DSLR</strong> –<br />

KREATIVE<br />

FUNKTIONEN


Es ist erstaunlich, was der durchschnittliche Haushalts-PC<br />

aus <strong>Ihre</strong>n Fotos machen kann. Mit ein oder zwei<br />

Software-Paketen ist heute mehr kreative Kontrolle über ein<br />

Bild möglich als zu irgendeinem Zeitpunkt in der Geschichte der<br />

<strong>Fotografie</strong>. Doch macht uns das zu besseren Fotografen? Tja,<br />

nicht unbedingt!<br />

Das Problem mit jeder Form von digitaler Nachbearbeitung<br />

ist, dass sie uns zu faulen Fotografen macht. Eine winzige<br />

Feinabstimmung, an der <strong>Sie</strong> in Photoshop eine halbe Stunde<br />

herumdoktern, kann mithilfe interner Kamerafunktionen in<br />

Sekunden erfolgen und dabei zugleich auf jede neue Aufnahme<br />

angewendet werden. Zum Beispiel der Weißabgleich bei<br />

Tageslicht: Die nötigen Einstellungen für Kontrast und Sättigung<br />

<strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> können <strong>Sie</strong> zur weiteren Verwendung sogar<br />

speichern, anstatt sie später mühsam in Photoshop zu klonen.<br />

Darüber hinaus können mithilfe einiger versteckter<br />

Funktionen <strong>Ihre</strong>r digitalen Spiegelreflexkamera viele<br />

verblüffende Effekte erzielt werden. Natürlich können <strong>Sie</strong> an<br />

<strong>Ihre</strong>m Computer eine Mehrfachbelichtung erzeugen, aber<br />

einige Kameras können das ebenso. Es dauert einen Bruchteil<br />

der Zeit und bietet einige sehr kreative Möglichkeiten. Oder <strong>Sie</strong><br />

probieren den Schwarzweiß-Modus <strong>Ihre</strong>r Kamera aus: Selbst<br />

wenn <strong>Sie</strong> keine schwarzweißen JPEGs möchten, können <strong>Sie</strong><br />

sich eine <strong>Vorschau</strong> der Szene anzeigen lassen und trotzdem<br />

<strong>Ihre</strong> RAW-Dateien in Farbe aufnehmen, was nur auf diesem<br />

Weg möglich ist. Oder warum nicht einmal die Einstellungen für<br />

Kontrast, Sättigung und Weißabgleich wirklich kreativ nutzen?<br />

Wenn <strong>Sie</strong> erst begonnen haben, die Möglichkeiten <strong>Ihre</strong>r<br />

Kamera zu entdecken, werden <strong>Sie</strong> feststellen, wie viel Spaß es<br />

macht! Wir garantieren, dass <strong>Sie</strong> die Rückseite <strong>Ihre</strong>r Kamera<br />

bald mit ganz anderen Augen sehen. Werden <strong>Sie</strong> also kreativ<br />

– und genießen <strong>Sie</strong> es!


Leitfaden für Anfänger<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – KREATIVE FUNKTIONEN<br />

Mehrfachbelichtung<br />

Wenn <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> eine Funktion zur Mehrfachbelichtung besitzt, brauchen<br />

<strong>Sie</strong> für Fotomontagen nicht mehr stundenlang in Photoshop zu arbeiten<br />

IN DER DIGITALFOTOGRAFIE SIND MEHRFACHBELICHTUNGEN SEHR HÄUFIG. Jedes<br />

Mal, wenn <strong>Sie</strong> ein Autoanzeige, ein Filmplakat oder Porträts in Hochglanzmagazinen sehen,<br />

handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein Bild, für das mehrere Einzelaufnahmen in<br />

Photoshop kombiniert wurden. Dieser Vorgang ist sehr zeitaufwendig und erfordert<br />

professionelles Können, wenn es richtig gemacht wird. Wussten <strong>Sie</strong> aber, dass <strong>Sie</strong> mit einigen<br />

<strong>DSLR</strong>s heutzutage Mehrfachbelichtungen schon in der Kamera erzeugen können?<br />

In den Tagen des Zelluloids sah das noch anders aus: Einige Spiegelreflexkameras besaßen<br />

eine Option, um mehr als eine Aufnahme pro Bild zu belichten, ohne den Film zwischendurch<br />

zurückzuspulen. Dies war jedoch eine knifflige Angelegenheit: Die Berechnung der Belichtung<br />

musste im Kopf erfolgen, je nach der gewünschten Anzahl von Einzelbildern (sollten z. B. drei<br />

Aufnahmen auf ein Filmbild belichtet werden, wurde jeweils ein Drittel des angegebenen<br />

Messwerts eingestellt, usw.) – und natürlich gab es in jenen analogen Tagen keine sofortige<br />

Bestätigung für Erfolg oder Misserfolg.<br />

Das digitale Zeitalter hat die Dinge deutlich vereinfacht: Die Mehrfachbelichtung einer <strong>DSLR</strong><br />

nimmt Ihnen alle Mühe ab und führt die notwendigen Berechnungen automatisch durch. <strong>Sie</strong><br />

finden die Funktion im Menüsystem <strong>Ihre</strong>r Kamera, wo <strong>Sie</strong> auch gleich die Anzahl der<br />

gewünschten Einzelbilder einstellen können. Alles, was <strong>Sie</strong> nun tun müssen, ist die Funktion<br />

nach Lust und Laune kreativ zu nutzen. Dazu einige Anregungen:<br />

• SPUKGESTALTEN Alles, was sich zwischen den Einzelaufnahmen einer<br />

Mehrfachbelichtung bewegt, erscheint auf dem Bild semi-transparent und „gespenstisch“. Der<br />

Grad der Transparenz hängt von der Anzahl der belichteten Einzelbilder und vom Hintergrund<br />

des beweglichen Motivs ab – es kann also experimentiert werden.<br />

• WASSERBEWEGUNG Bestimmt haben <strong>Sie</strong> schon Landschaftsfotos gesehen, auf denen<br />

fließendes Wasser durch lange Verschlusszeiten wie ein seidiger Teppich erscheint oder, durch<br />

eine kurze Verschlusszeit, in knackige Tröpfchen eingefroren wird. Doch warum nicht beides<br />

kombinieren? Versuchen <strong>Sie</strong> mal eine Doppelbelichtung aus zwei Einzelaufnahmen mit<br />

unterschiedlichen Verschlusszeiten.<br />

• NUTZUNG VON FARBFILTERN Belichten <strong>Sie</strong> drei Bilder übereinander, eins mit rotem, eins<br />

mit grünem und eins mit blauem Farbfilter. Objekte, die während der Aufnahmen still stehen,<br />

erscheinen wie gewohnt, während solche in Bewegung farbige Geisterkonturen erzeugen.<br />

• DREHEN DER KAMERA Mit Ausnahme von dieser setzen alle Techniken die Nutzung eines<br />

Stativs voraus. Wählen <strong>Sie</strong> zunächst die Anzahl der Mehrfachbelichtungen aus, und nehmen<br />

<strong>Sie</strong> dann die Einzelbilder mit der Kamera am Auge auf, wobei <strong>Sie</strong> sie zwischen den Aufnahmen<br />

leicht um den jeweils gleichen Winkel drehen: Als Ergebnis erhalten <strong>Sie</strong> einen Spiralen-Effekt.<br />

• UNSCHÄRFE ALS WEICHZEICHNER Durch eine Doppelbelichtung aus einer scharfen und<br />

einer unscharfen Aufnahme erscheint Ihr Motiv mit einem ätherischen Leuchten, ähnlich dem<br />

Photoshop-Filter „Weiches Licht“ – aber besser. Diese Technik biete sich für Aufnahmen von<br />

Bäumen in Landschaften an.<br />

• ASTROFOTOGRAFIE Wenn in <strong>Ihre</strong>r Region das nächste Mal ein richtiger Vollmond zu erleben<br />

ist (oder gar eine Mondfinsternis!), versuchen <strong>Sie</strong> seine Bahn über den Himmel einmal als<br />

Mehrfachbelichtung festzuhalten. <strong>Sie</strong> müssen dazu nur <strong>Ihre</strong> Kamera auf ein Stativ montieren<br />

und die Zeit zwischen den Einzelauslösungen festlegen: 30 Minuten sind hierfür ein guter<br />

Richtwert.<br />

Der ‚Entschärfungs’-Effekt<br />

Der größte Spaß bei der <strong>Fotografie</strong> ist<br />

das Experimentieren, und dank der<br />

Digitalität können wir heute mehr neue<br />

Techniken ausprobieren als jemals<br />

zuvor. Eine Mehrfachbelichtung aus<br />

einem scharfen und einem unscharfen<br />

Bild erzeugt eine interessante Wirkung:<br />

Die beiden Bilder unten zeigen dieselbe<br />

Szene einmal scharf und einmal<br />

unscharf.<br />

SCHARF<br />

Mehrfachbelichtungen an <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> einstellen<br />

Nicht alle digitalen Spiegelreflexkameras bieten die Mehrfachbelichtung an;<br />

prüfen <strong>Sie</strong> daher in der folgenden Liste, ob Ihr Modell über diesen superkreativen<br />

Modus verfügt. Leider (und überraschenderweise!) besitzen weder die Modelle<br />

von Canon EOS noch die von Sony Alpha diese kreative, vielseitige Funktion!<br />

NIKON D300<br />

(1) Um die Mehrfachbelichtung<br />

auszuwählen, drücken <strong>Sie</strong> die<br />

Menütaste, wählen die zweite<br />

Registerkarte ( ) und scrollen mit der<br />

Vier-Wege-Steuerung nach unten zu<br />

„Mehrfachbelichtung“. Wählen <strong>Sie</strong> dann<br />

rechts die Anzahl der Bilder, die <strong>Sie</strong><br />

aufnehmen möchten, und aktivieren <strong>Sie</strong><br />

anschließend die Option „Auto“, um eine<br />

korrekte Belichtung zu gewährleisten.<br />

Folgende <strong>DSLR</strong>-Modelle von Nikon<br />

bieten Mehrfachbelichtung an: D3, D3X,<br />

D90, D300, D700.<br />

OLYMPUS E-30 & E-620 ONLY<br />

(1) Die Mehrfachbelichtung bei Olympus<br />

ist ungewöhnlich: <strong>Sie</strong> können entweder<br />

bereits aufgenommene Bilder über<br />

einander legen und dann als ein Bild<br />

abspeichern, ein RAW-Bild mit<br />

Mehrfachbelichtungen überlagern oder<br />

im Wiedergabemodus bis zu drei RAWs<br />

auf ein Bild aufnehmen. Um auf diese<br />

Optionen zuzugreifen, drücken <strong>Sie</strong> die<br />

Taste MENU und wählen auf der zweiten<br />

Registerkarte „Mehrfachbelichtung“.<br />

PENTAX K20D<br />

(1) Zur Auswahl der Mehrfachbelichtung<br />

drücken <strong>Sie</strong> die Menütaste, wechseln zur<br />

zweiten Registerkarte und scrollen mit<br />

der Vier-Wege-Steuerung nach unten zu<br />

„Mehrfachbelichtung“. Hier wählen <strong>Sie</strong><br />

rechts die Anzahl der gewünschten<br />

Bilder aus und aktivieren zur Sicherheit<br />

noch die Option für automatische<br />

Belichtungskorrektur. Folgende<br />

<strong>DSLR</strong>-Modelle von Pentax bieten<br />

Mehrfachbelichtung an: *ist D, K-7,<br />

K10D, K20D.<br />

1<br />

1<br />

1<br />

IAN FARRELL<br />

UNSCHARF<br />

108 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


PROFI-TIPPS<br />

MEINE <strong>DSLR</strong> KANN DAS NICHT!<br />

Es macht zwar weniger Spaß, aber <strong>Sie</strong><br />

können die Bilder auch einzeln aufnehmen<br />

und in Photoshop als Ebenen übereinander<br />

legen. Reduzieren <strong>Sie</strong> dabei jeweils deren<br />

Deckkraft, z. B. um 33% für drei Bilder, um<br />

25% für vier Bilder, usw.<br />

Geisterstunde<br />

Probieren <strong>Sie</strong> mal eine<br />

Mehrfachbelichtung mit Freunden<br />

aus, oder verwenden <strong>Sie</strong> den<br />

Selbstauslöser und machen ein<br />

paar ungewöhnliche Selbstporträts.


Leitfaden für Anfänger<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – KREATIVE FUNKTIONEN<br />

Die Mehrfachbelichtung – Funktion<br />

SIE KÖNNEN DIE IN IHRE <strong>DSLR</strong> KAMERA eingebaute Mehrfachbelichtung – Funktion<br />

wunderbar bei Porträtaufnahmen einsetzen, in denen das Modell auf mehreren Einzelbildern in<br />

ein und demselben Foto dargestellt wird. Bedenken <strong>Sie</strong> dabei jedoch, dass alles was sich<br />

während der Aufnahme bewegt, halb transparent dargestellt wird. Es ist also sinnvoll, vor<br />

einem schwarzen Hintergrund zu fotografieren. <strong>Sie</strong> müssen damit rechnen, dass <strong>Sie</strong> ein wenig<br />

herum experimentieren müssen und sollten nicht erwarten, dass <strong>Sie</strong> ein solches Porträt gleich<br />

im ersten Anlauf perfekt hinkriegen. Vielleicht sollten <strong>Sie</strong> Ihr Modell auch warnen, dass die<br />

Aufnahmen ein wenig länger dauern könnten, weil <strong>Sie</strong> verschiedene Einstellungen ausprobieren<br />

müssen.<br />

Wir haben einen Studioblitz verwendet, aber es spricht auch nichts gegen eine normale,<br />

haushaltsübliche Beleuchtung, wie Tisch- oder Schreibtischlampen. Wir haben eine Nikon<br />

D700 auf ein Stativ montiert, um sicher zu stellen, dass der Blickwinkel für jede Aufnahme<br />

gleich bleibt, und haben unser Motiv, <strong>Digitale</strong> SLR <strong>Fotografie</strong> Autor Matty Graham, gebeten, ein<br />

relativ dunkles T-Shirt zu tragen. Ian Farrell beschreibt die Technik.<br />

Belichten mit Auto Gain<br />

Wenn man in der Analogfotografie einen<br />

Film mehrfach belichten wollte, musste man<br />

die Belichtung manuell reduzieren, um die<br />

zusätzlichen Einzelbilder auszugleichen. Heutzutage<br />

übernimmt dies die Funktion Auto Gain. <strong>Sie</strong> passt<br />

die Belichtung automatisch an die von Ihnen<br />

vorgegebene Anzahl von Einzelbildern, die <strong>Sie</strong><br />

aufnehmen möchten, an.<br />

1) Aufbau Ich möchte Matty auf verschiedenen Seiten des<br />

Bildausschnitts darstellen, dabei soll er aber auf jedem Einzelbild<br />

ins Licht schauen. Um dies zu ermöglichen, habe ich zwei<br />

Lichtquellen aufgebaut, von denen bei jedem Einzelbild nur eine<br />

eingeschaltet wird. Ich habe die Gitternetzlinien meiner Nikon<br />

D700 (Einsatz) zugeschaltet, um einen groben Überblick zu<br />

bekommen, wo Mattys Kopf auf jedem Einzelbild sein sollte. Die<br />

unbeleuchtete Seite seines Kopfes lasse ich in den Einzelbildern<br />

überlappen.<br />

2) <strong>DSLR</strong> Einstellungen Ich habe die Mehrfachbelichtung-Funktion der D700<br />

eingeschaltet und die Anzahl der gewünschten Einzelbilder eingegeben. Die Auto Gain<br />

Funktion wird die komplizierte Belichtung für mich übernehmen.<br />

3) Die erste Aufnahmet Die erste Aufnahme zeigt Matty mit dem Gesicht nach links<br />

gewandt. Es ist sinnvoll, sich seine Position innerhalb der Gitternetzlinien zu merken, so<br />

dass ich ihn auf der anderen Seite des Bildausschnittes ebenso positionieren und somit ein<br />

symmetrisches Bild schaffen kann.<br />

110 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Letzter Schritt: Drillinge!<br />

Drei Köpfe sind besser als einer!<br />

Für eine mehrfach belichtete Aufnahme mit<br />

drei Einzelbildern habe ich Mattys Kopf<br />

noch einmal eingefügt – diesmal als<br />

Frontalaufnahme und mit beiden<br />

Lichtquellen ausgeleuchtet.<br />

4) Die zweite Aufnahme Ich habe die linke Leuchte aus- und die rechte eingeschaltet<br />

und Matty gebeten, sich herumzudrehen, sich dabei aber nicht von der Stelle zu bewegen.<br />

Nachdem ich ihn anhand der Gitternetzlinien ausgerichtet habe, mache ich die zweite<br />

Aufnahme.<br />

5) Erstes Ergebnis Das Ergebnis ist eine Komposition aus den beiden Einzelbildern.<br />

Wie <strong>Sie</strong> sehen, ist Mattys Ohr auf der rechten Seite des Bildausschnittes etwas größer. Das<br />

liegt daran, dass er ein wenig näher an der Kamera gestanden hat, als dieses Einzelbild<br />

aufgenommen wurde.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 111


Leitfaden für Anfänger<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – KREATIVE FUNKTIONEN<br />

Probieren <strong>Sie</strong> den Intervalltimer aus<br />

<strong>Sie</strong> können nicht jeden Tag den ganzen Tag lang fotografieren, aber wenn<br />

<strong>Sie</strong> den Intervalltimer <strong>Ihre</strong>r Kamera darauf programmieren, das für <strong>Sie</strong> zu<br />

übernehmen, können <strong>Sie</strong> großartige Fotos von zeitabhängigen Motiven machen.<br />

EINE OFTMALS VERNACHLÄSSIGTE Vorrichtung <strong>Digitale</strong>r SLRs von mittlerer und höherer Qualität<br />

ist der Intervalltimer – eine Funktion, die es Ihnen ermöglicht, <strong>Ihre</strong> Kamera so zu programmieren,<br />

dass sie in vorgegebenen Intervallen automatisch auslöst. Mit Hilfe des Timers können <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong><br />

Kamera unbeaufsichtigt lassen in dem Wissen, dass sie den Fortschritt einer sich konstant<br />

verändernden Situation dokumentiert. Motive, die sich dazu eignen variieren vom Lauf des Mondes<br />

über den Himmel bis hin zu einer Schale faulender Früchte. Ein tolles Beispiel hierfür finden <strong>Sie</strong> bei<br />

YouTube: den Film Still Life von Sam Taylor-Wood. Auch Reisen sind so schon dokumentiert<br />

worden, indem in regelmäßigen Abständen aus einem Autofenster heraus fotografiert wurde.<br />

Wenn eine Kamera mit Hilfe des eingebauten Intervalltimers ausgelöst wird, misst sie zunächst die<br />

Lichtverhältnisse und stellt die Belichtung entsprechend ein. Außerdem fokussiert sie automatisch.<br />

Das ist etwas, was der normale Selbstauslöser nicht tut, was den Intervalltimer wiederum zu einer<br />

interessanten Option für Selbstportraits macht. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie die Kamera so<br />

einstellen können, dass sie zehn Einzelbilder mit jeweils zehn Sekunden Abstand macht. So<br />

brauchen <strong>Sie</strong> nicht jedes Mal zur Kamera zu laufen, bevor <strong>Sie</strong> ein Foto aufnehmen können.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> einmal darüber nachdenken, werden <strong>Sie</strong> feststellen, dass es sehr viele<br />

Einsatzmöglichkeiten für diese Funktion gibt. Setzen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Kamera auf ein Stativ und nehmen <strong>Sie</strong><br />

einen Sonnenuntergang in Echtzeit auf; oder wie wäre es mit einem Feuerwerk? Schmelzendem<br />

Eis? Einer stark frequentierten Straße und wie sich die Szenerie im Laufe des Tages verändert? <strong>Sie</strong><br />

können <strong>Ihre</strong> Ergebnisse als Standbilder in Tryptichons, in kleinen Gruppen oder in großen<br />

Sammlungen oder auch als Film im Zeitraffer präsentieren, wenn <strong>Sie</strong> die einzelnen Bilder mit einer<br />

Videobearbeitungsanwendung wie Adobe Premiere Elements oder Apple iMovie aneinander fügen.<br />

INTERVALLTIMER: WAS MÜSSEN SIE EINSTELLEN<br />

Wenn <strong>Sie</strong> mit einem Intervalltimer aufnehmen, müssen <strong>Sie</strong> drei Einstellungen vornehmen. Wir<br />

zeigen hier den Intervalltimer der Nikon D300, aber die Einstellungen an anderen <strong>DSLR</strong>s<br />

unterscheiden sich kaum davon.<br />

1) Stellen <strong>Sie</strong> die Zeit ein, zu der die Sequenz beginnen soll.<br />

Ein heißer Tipp: Stellen <strong>Sie</strong> sicher, dass die Uhr an <strong>Ihre</strong>r Kamera korrekt eingestellt ist.<br />

2) Stellen <strong>Sie</strong> die Intervallzeit ein,<br />

mit anderen Worten: die Zeit<br />

zwischen den einzelnen<br />

Aufnahmen. <strong>Sie</strong> können ein<br />

Intervall von mehreren Stunden<br />

bis hin zu einer Sekunde einstellen!<br />

3) Stellen <strong>Sie</strong> die Anzahl der<br />

Einzelbilder ein, die <strong>Sie</strong> aufnehmen<br />

möchten. Wenn <strong>Sie</strong> sich nicht<br />

sicher sind, geben <strong>Sie</strong> 999 ein.<br />

Das ist die größtmögliche Zahl.<br />

So stellen <strong>Sie</strong> den Intervalltimer an <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> ein<br />

Obwohl dies eigentlich schon eine recht spezielle Funktion ist, ist es doch schön zu<br />

sehen, dass sie an mehr und mehr Kameras verfügbar ist. Die DLSR Kameras von<br />

Olympus oder Sony verfügen jedoch nicht über einen Intervalltimer. Die Canon EOS<br />

Modelle haben zwar auch keinen eingebauten Intervalltimer, aber der Fernauslöser<br />

Canon TC-80N3 verfügt über diese Funktion und sie ist auch in der Canon EOS Utility<br />

Software zu finden, die im Lieferumfang jedes EOS Kameragehäuses inbegriffen ist.<br />

CANON EOS <strong>DSLR</strong>S<br />

(1) Der Canon TC-80N3<br />

1<br />

Fernauslöser kostet zwar<br />

ca. 120 €, bietet dafür<br />

aber eine Reihe<br />

interessanter Funktionen,<br />

darunter auch einen<br />

Intervalltimer.<br />

(2) Alternativ können <strong>Sie</strong> auch <strong>Ihre</strong><br />

Canon EOS an <strong>Ihre</strong>n Laptop oder PC<br />

anschließen (mit einem USB-Kabel) und<br />

die Intervalltimer Funktion aktivieren, die<br />

in der EOS Utility Software inbegriffen<br />

ist.<br />

NIKON D300<br />

(1) Um den Intervalltimer einzustellen,<br />

drücken <strong>Sie</strong> MENU, wählen <strong>Sie</strong> den<br />

zweiten Tab ( ) und scrollen <strong>Sie</strong> mit<br />

dem Vierfachtaster nach unten auf<br />

Intervall Timer Shooting, dann gehen <strong>Sie</strong><br />

nach rechts, um die gewünschte<br />

Startzeit, die Intervalle zwischen den<br />

Einzelbildern und die Gesamtzahl der<br />

Aufnahmen auszuwählen. Die folgenden<br />

Nikon <strong>DSLR</strong>s verfügen über einen<br />

Intervalltimer: D3, D3x, D300 und<br />

D700.<br />

PENTAX K20D & K-7<br />

(1) Um den Intervalltimer einzustellen,<br />

drücken <strong>Sie</strong> MENU und scrollen <strong>Sie</strong> mit<br />

dem Vierfachtaster nach unten auf<br />

Intervall Shooting, dann nach rechts, um<br />

die Intervallzeit, die Anzahl der<br />

Aufnahmen und die Startzeit für die<br />

Sequenz auszuwählen. Nur die Pentax<br />

K-7 und K20D verfügen über einen<br />

Intervalltimer.<br />

2<br />

1<br />

1<br />

Eine Sequenz aufnehmen<br />

Der Intervalltimer ist eine sehr spezielle Funktion und<br />

höchstwahrscheinlich haben ihn die meisten Fotografen<br />

noch niemals ausprobiert. Daniel Lezano war auch ein<br />

Neuling und erklärt hier kurz seinen ersten Aufbau.<br />

„Wenn man neue Techniken ausprobiert, ist es wichtig,<br />

das Ganze möglichst simpel zu halten und aus seinen<br />

Fehlern zu lernen, bevor man etwas Extravagantes<br />

ausprobiert. Ich hatte mich entschlossen, einen Strauß<br />

Lilien vor dem Fenster zu fotografieren, denn ich<br />

wusste, dass die Blüten sich in Kürze öffnen und dass<br />

die Veränderungen im Bild sehr offensichtlich sein<br />

würden. Was ich daraus gelernt habe? Nun ich hatte ein<br />

Intervall von 15 Minuten ausgewählt, aber für dieses<br />

Objekt wären 30 oder gar 45 Minuten besser gewesen.<br />

Da die Kamera die ganze Zeit eingeschaltet bleiben<br />

muss, sollten sie sicherstellen, dass die Batterie<br />

vollständig aufgeladen ist. Lassen <strong>Sie</strong> innerhalb des<br />

Bildausschnitts um Ihr Objekt herum genug Platz.<br />

Damit sind <strong>Sie</strong> sicher, dass es sich nicht so weit<br />

ausbreitet, dass es über den Rand des Bildausschnitts<br />

herausragt. Schalten <strong>Sie</strong> den Timer abends aus und<br />

morgens wieder ein. Nutzen <strong>Sie</strong> diese Zeit, um die<br />

Batterien aufzuladen. Und vor allem: haben <strong>Sie</strong> Geduld!<br />

Es hat einen ganzen Tag gedauert, bis meine Lilien<br />

begonnen haben, sich zu öffnen.“<br />

Erste Einzelaufnahme 22 Stunden 30 Minuten 27 Stunden 30 Minuten<br />

38 Stunden 45 Minuten 41 Stunden 45 Minuten 44 Stunden 30 Minuten<br />

112 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


PROFI-TIPPS<br />

SIE HABEN KEINEN INTERVALLTIMER?<br />

Wenn <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> nicht über einen eingebauten<br />

Intervalltimer verfügt, schauen <strong>Sie</strong> nach, ob die im<br />

Lieferumfang <strong>Ihre</strong>r Kamera inbegriffene Software<br />

den Auslöser von <strong>Ihre</strong>m Laptop aus betätigen<br />

kann. Alternativ halten <strong>Sie</strong> Ausschau nach einem<br />

Fernauslöser mit eingebautem Intervalltimer.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Mondfinsternis<br />

Der Mond, fotografiert alle 30 Minuten,<br />

während er seine Bahn über den Himmel<br />

zieht. Wenn die Einzelbilder fertig sind,<br />

können <strong>Sie</strong> entscheiden, ob <strong>Sie</strong> sie<br />

individuell oder zusammengefasst und im<br />

Verbund präsentieren möchten.<br />

Machen <strong>Sie</strong> mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong><br />

einen Film im Zeitraffer<br />

Ein Film im Zeitraffer ist eine tolle<br />

Möglichkeit, eine Serie von Einzelaufnahmen<br />

mit dem Intervalltimer zu präsentieren. Die<br />

Zeit zwischen den einzelnen Aufnahmen<br />

wird zumeist von dem Objekt vorgegeben,<br />

das <strong>Sie</strong> fotografieren möchten.<br />

Schmelzendes Eis benötigt zum Beispiel<br />

weniger Zeit als das Errichten eines<br />

Gebäudes. Wenn <strong>Sie</strong> die Anzahl der<br />

Einzelaufnahmen durch die Bildrate des<br />

Films teilen (für gewöhnlich zwischen 5 und<br />

15 Einzelbilder pro Sekunde), erhalten <strong>Sie</strong><br />

die Länge <strong>Ihre</strong>s Film. So ergeben zum<br />

Beispiel 100 Aufnahmen bei einer<br />

Einzelbildrate von 5 Bildern pro Sekunde<br />

eine Filmlänge von 20 Sekunden.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> erst einmal auf „Start“ gedrückt<br />

haben, können <strong>Sie</strong> sich entspannen, bis alle<br />

Einzelbilder aufgenommen sind. Danach<br />

müssen <strong>Sie</strong> nur noch die Einzelbilder in eine<br />

Stop-Frame Animationssoftware wie<br />

iStopMotion von Boinx (www.boinx.com)<br />

oder StopMotionMaker.<br />

(www.stopmotionmaker.com) übertragen.<br />

1<br />

3 4<br />

2<br />

1) DAS MOTIV Ich baue meine<br />

Kamera vor einer gewöhnlichen<br />

Haushaltskerze auf, die<br />

langsam herunter brennt. Ich<br />

benutze einen einfachen<br />

schwarzen Hintergrund um<br />

sicher zu stellen, dass mein<br />

Motiv deutlich hervortritt.<br />

2) DIE KAMERA<br />

Ich stelle eine Intervallzeit von<br />

einer Minute und die maximale<br />

Zahl von 999 Einzelbildern ein.<br />

Ich werde die Aufnahmen aber<br />

vorher manuell beenden.<br />

3) EINZELBILDER<br />

AUSWÄHLEN<br />

Nachdem alle Einzelbilder<br />

fertig sind, lade ich sie auf<br />

meinen PC runter.<br />

4) EINEN FILM DARAUS<br />

MACHEN<br />

Nachdem ich die Einzelbilder in<br />

iStopMotion importiert habe,<br />

exportiere ich das Ergebnis als<br />

QuickTime Movie auf meinen<br />

Desktop. Von dort aus kann ich<br />

es bei YouTube einstellen oder<br />

auf eine DVD brennen.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 113


Leitfaden für Anfänger<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – KREATIVE FUNKTIONEN<br />

Farbbearbeitung in der Kamera<br />

Sorgen <strong>Sie</strong> mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong>-Kamera für die richtige Stimmung,<br />

indem <strong>Sie</strong> die Kontrast- und Sättigungswerte einstellen.<br />

DIE BEARBEITUNG VON FARBEN UND TÖNEN fertiger Fotos in Photoshop ist ein<br />

gängiger Arbeitsschritt der digitalen <strong>Fotografie</strong>. <strong>Sie</strong> können allerdings die Kontrast- und<br />

Sättigungswerte auch in der Kamera selbst verändern. Die Änderungen werden in die Datei<br />

übernommen, sobald diese auf der Memory Card gesichert wird.<br />

Die Bildeinstellungen der Kamera – je nach Kameramarke auch als Picture Styles<br />

(Bildstile), Picture Control (Bildkontrolle), Picture Modes (Bildmodi) etc. bezeichnet – sind<br />

besonders nützlich, wenn <strong>Sie</strong> eine große Zahl von Bildern machen, da <strong>Sie</strong> sich damit eine<br />

stundenlange Nachbearbeitung sparen können. Porträtfotografen senken gern die<br />

Farbsättigung ein wenig, um den Hautton genauer zu treffen, während die Sättigung auf<br />

Landschaftsfotos meist erhöht wird, um die Bilder effektvoller zu gestalten. In den meisten<br />

<strong>DSLR</strong>s sind derartige Einstellungen bereits als Presets vordefiniert. Die Voreinstellungen<br />

tragen dann Namen wie Natural (natürlich), Faithful (originalgetreu) und Landscape<br />

(Landschaft).<br />

Viele Kameras ermöglichen auch das Speichern eigener Bildstile. Wenn <strong>Sie</strong> also gern die<br />

Sättigung reduzieren und den Kontrast erhöhen, können <strong>Sie</strong> die Einstellungen vornehmen<br />

und sie danach als Preset zur späteren Verwendung abspeichern. Wenn <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>n Bildern<br />

auf diese Art charakteristische optische und stilistische Merkmale verleihen, entwickeln <strong>Sie</strong><br />

dadurch einen eigenen fotografischen Stil und sorgen für Konsistenz. Dies kann sehr<br />

sinnvoll sein, wenn <strong>Sie</strong> als Teil eines größeren Projekts Fotos aufnehmen.<br />

Experimentierfreude ist der Schlüssel zum Erfolg. Bleiben <strong>Sie</strong> nicht alten Einstellungen<br />

verhaftet, von denen <strong>Sie</strong> denken, dass sie zu einem guten annehmbaren Ergebnis führen.<br />

Spielen <strong>Sie</strong> mit neuen Kombinationen aus Sättigung, Kontrast und auch Weißabgleich. Uns<br />

ist bewusst, dass es für einige Neueinsteiger ziemlich ermüdend sein kann, auf den<br />

automatischen Weißabgleich zu verzichten. Doch eine „falsch“ gewählte Einstellung stellt<br />

sich oft als das pfiffiges Extra heraus, das einem Foto noch gefehlt hat. Schließlich ist bei<br />

der digitalen <strong>Fotografie</strong> das Experimentieren gratis.<br />

Arbeit mit Kontrast und Sättigung<br />

Im Wörterbuch wird der Kontrast als „Unterschied in der Helligkeit der Töne eines<br />

Fotos oder Bildes“ beschrieben, während die Sättigung als „Farbintensität eines<br />

Bildes“, definiert wird, „angegeben als Abweichungsgrad bezogen auf die Farbe Weiß“.<br />

Im Fotometier bilden diese beiden Komponenten zusammen mit der Helligkeit das<br />

Dreigestirn veränderbarer Parameter, welches das Aussehen eines Bildes bestimmt.<br />

Sättigung und Kontrast werden am besten miteinander eingestellt. Wird ein Wert<br />

erhöht, wird der andere gesenkt. Hier sind Extrembeispiele für die Sättigungs- und<br />

Kontrastverteilung auf einer Nikon D700.<br />

Standard<br />

Einstellung von Bildstilen an der <strong>DSLR</strong><br />

Die Veränderung von Farbe, Sättigung und Kontrast hat dramatische<br />

Auswirkungen auf das Endprodukt. Die Werte sind aber leicht einzustellen. Die<br />

Funktion steht in allen <strong>DSLR</strong>s zur Verfügung.<br />

CANON EOS 1000D<br />

(1) Drücken <strong>Sie</strong> die MENÜ-Taste und<br />

scrollen <strong>Sie</strong> in den Registerkarten bis zum<br />

gelben Stern. Rufen <strong>Sie</strong> dann die Picture<br />

Style (Bildstil)-Funktion auf.<br />

(2) Nach Druck der Set-Taste wird Ihnen<br />

eine Liste von Picture Styles wie Standard,<br />

Porträt etc. angezeigt. Scrollen <strong>Sie</strong> nach<br />

unten bis zur gewünschten Option.<br />

(3) Zur Veränderung der Picture<br />

Style-Parameter müssen <strong>Sie</strong> DISP drücken.<br />

Danach können <strong>Sie</strong> die Schärfe, den<br />

Kontrast, die Sättigung etc. einstellen.<br />

NIKON D80<br />

(1) Drücken <strong>Sie</strong> im Aufnahmemenü die<br />

MENÜ-Taste und wählen <strong>Sie</strong> die<br />

Einstellung zum Optimieren der Bilder.<br />

Drücken <strong>Sie</strong> auf die rechte<br />

Navigationstaste, um eine Liste der<br />

Einstellungen aufzurufen.<br />

(2) Um <strong>Ihre</strong> eigenen Einstellungen noch<br />

zu verändern, wählen <strong>Sie</strong> in diesem Menü<br />

die Funktion für die benutzerdefinierte<br />

Anpassung, wo <strong>Sie</strong> Schärfe, Farbton,<br />

Sättigung etc. nach Belieben einstellen<br />

können.<br />

OLYMPUS E-420/E-520<br />

(1) Drücken <strong>Sie</strong> zum Anpassen der<br />

Bildeinstellungen auf OK und scrollen <strong>Sie</strong><br />

zum Picture Mode (Bildmodus). Drücken<br />

<strong>Sie</strong> dort erneut die OK-Taste und wählen<br />

<strong>Sie</strong> Einstellungen wie Natural (natürlich),<br />

Portrait (Porträt), Vivid (lebendig) etc.<br />

aus.<br />

(2) Zur Anpassung von Schärfe, Kontrast,<br />

Sättigung etc. müssen <strong>Sie</strong> die OK-Taste<br />

erneut drücken, zur betreffenden<br />

Registerkarte scrollen, OK drücken und<br />

eine oder mehr gewünschte Einstellungen<br />

vornehmen.<br />

1<br />

1<br />

3<br />

1<br />

2<br />

1<br />

PENTAX K200D<br />

Niedriger Kontrast/Hohe Sättigung<br />

Niedriger Kontrast/Niedrige Sättigung<br />

(1) Drücken <strong>Sie</strong> zur Anpassung der<br />

Bildeinstellungen die Fn-Taste. Drücken<br />

<strong>Sie</strong> dann die OK-Taste und scrollen <strong>Sie</strong><br />

zum Bildmodus, den <strong>Sie</strong> verwenden<br />

möchten. Zur Auswahl stehen Modi wie<br />

Natural (natürlich), Portrait (Porträt) etc.<br />

(2) Zur Anpassung von Schärfe,<br />

Kontrast, Sättigung etc. müssen <strong>Sie</strong> auf<br />

dem geöffneten Einstellungsbildschirm<br />

nach unten scrollen, um Maßstäbe zum<br />

Anpassen von Sättigung, Ton, Kontrast<br />

und Schärfe auszuwählen. Bestätigen <strong>Sie</strong><br />

die Auswahl dann mit OK.<br />

1<br />

2<br />

SONY ALPHA 200<br />

Hoher Kontrast/Hohe Sättigung<br />

Hoher Kontrast/Niedrige Sättigung<br />

Kontrast und Sättigung können zusammen die Optik und den Stil eines Bildes verändern.<br />

Testen <strong>Sie</strong> die Einstellungen und finden <strong>Sie</strong> heraus, welche Ihnen am besten gefällt.<br />

(1) Wenn <strong>Sie</strong> eine Bildeinstellung<br />

auswählen möchten, drücken <strong>Sie</strong> die<br />

MENÜ-Taste und scrollen <strong>Sie</strong> hinunter zum<br />

Creative Style (Kreativstil). Drücken <strong>Sie</strong><br />

dann die AF-Taste in der Mitte der<br />

Menüsteuerung, um eine Reihe von<br />

Optionen zu öffnen. Hierzu zählen die<br />

Einstellungen Landscape (Landschaft),<br />

Standard etc.<br />

(2) Zur Anpassung von Schärfe, Kontrast,<br />

Sättigung etc. müssen <strong>Sie</strong> bei geöffnetem<br />

Einstellungsbildschirm die rechte<br />

Navigationstaste drücken und mit der<br />

oberen und unteren Navigationstaste die<br />

Einstellungen vornehmen.<br />

1<br />

2<br />

114 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – KREATIVE FUNKTIONEN<br />

BJORN THOMASSEN<br />

Weniger Farbe für mehr Stimmung<br />

Der Porträtfotograf Bjorn Thomassen senkt<br />

regelmäßig den Sättigungswert seiner<br />

Farbbilder, wenn er das Motiv durch feine<br />

gedämpfte Farben ergänzen will.<br />

Einsatz des Weißabgleichs<br />

Trotz des Namens wirkt sich der<br />

Weißabgleich auch auf andere Farben<br />

eines Fotos aus. Dieses Blumen-Stillleben<br />

wurde mit Studioblitz aufgenommen<br />

und sieht mit anderen Weißabgleich-<br />

Werten vollkommen anders aus.<br />

Den realistischsten Effekt erzeugt die<br />

Option „Cloudy“ (wolkig), doch auch<br />

die fluoreszierende Optik der Option<br />

„Fluorescent“ überzeugt.<br />

wolkig<br />

fluoreszierend<br />

Benutzer<br />

Tageslicht<br />

Glühbirne<br />

Schatten<br />

Blitz<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 115


Leitfaden für Anfänger<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – KREATIVE FUNKTIONEN<br />

Farbanpassung an die Szene<br />

DER SCHLÜSSEL ZUM EFFEKTIVEN EINSATZ der<br />

Picture Style-Steuerung <strong>Ihre</strong>r Kamera besteht darin, die<br />

Bildstile zusammen mit dem Weißabgleich, dem<br />

Kontrast und der Sättigung einzustellen. Manche Motive<br />

benötigen eine härtere, kühlere Optik, während andere<br />

eher weiche und warme Einstellungen erfordern. <strong>Sie</strong><br />

werden bald merken, dass der Weißabgleich stärker<br />

wirkt, wenn die Sättigung höher ist.<br />

Wir zeigen Ihnen, wie Kontrast, Sättigung und<br />

Weißabgleich miteinander eingestellt werden können,<br />

um die Atmosphäre eines einfachen Stilllebens zu<br />

verändern. Es wurden nur Kameraeffekte verwendet,<br />

kein Photoshop. Dieser alte Teelöffel wurde mit dem<br />

Deckel einer Metallschatulle als Hintergrund fotografiert.<br />

Die einzige Lichtquelle war durch ein Seitenfenster in den<br />

Raum strömendes Sonnenlicht. Das Bild wurde mit einer<br />

Nikon D700 aufgenommen, die mit einem<br />

50-mm-Objektiv ausgestattet und auf einem Manfrotto<br />

055B-Stativ befestigt war.<br />

Stilvoller Löffel<br />

Ein Löffel und ein<br />

Blechdeckel sind neben<br />

etwas Kreativkunst alles,<br />

was man braucht, um<br />

interessante Stillleben zu<br />

erstellen.<br />

1) Erste Aufnahme<br />

Dieser erste Versuch wurde<br />

mit einer normalen<br />

Picture-Control-Einstellung<br />

der D700 und<br />

automatischem<br />

Weißabgleich unternommen.<br />

Das Bild ist eine<br />

hervorragende Reproduktion<br />

des Originals, sieht aber noch<br />

unspektakulär aus. Wir<br />

möchten dunklere Schatten<br />

zeichnen, ohne die hellen<br />

Partien zu verlieren. Anders<br />

gesagt: Es muss mehr<br />

Kontrast her.<br />

2) Erhöhung des Kontrasts<br />

Um mehr Kontrast<br />

hinzuzufügen, müssen wir<br />

einfach das<br />

Picture-Control-Menü der<br />

Kamera aufrufen und die<br />

Standardeinstellungen<br />

abändern. Wir speichern die<br />

Änderungen als neue<br />

benutzerdefinierte<br />

Konfiguration, um später wieder<br />

darauf zugreifen zu können. Das<br />

Ergebnis ist ein prägnanteres<br />

Bild, bei dem die Details des<br />

metallischen Hintergrundes<br />

stärker herausgehoben werden.<br />

3) Warmer Orangeton<br />

Unter solchen farblich<br />

neutralen Bedingungen kann<br />

man ganz einfach einen<br />

effektiven Farbton hinzufügen,<br />

indem man die verschiedenen<br />

voreingestellten Werte für den<br />

Weißabgleich erforscht. Dieser<br />

warme Orangeton wurde<br />

erzeugt, indem der<br />

automatische Weißabgleich<br />

der Kamera abgeschaltet<br />

wurde. Danach wurde der<br />

Löffel mit dem Weißabgleich<br />

für Blitzlichtaufnahmen<br />

abgelichtet.<br />

4) Blaustich<br />

Nachdem wir mit einigen<br />

manuellen<br />

Weißabgleich-Werten<br />

herumexperimentiert haben,<br />

entscheiden wir uns für den<br />

stahlblauen Ton, der sich aus<br />

der Voreinstellung für<br />

Glühbirnenlicht ergibt. Die<br />

Farbe passt viel besser zum<br />

metallischen Motiv und<br />

Hintergrund. Der Effekt<br />

könnte aber noch stärker sein.<br />

Wir intensivieren die Wirkung,<br />

indem wir die Sättigung nach<br />

oben schrauben.<br />

116 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


PROFI-TIPPS<br />

ÜBERPRÜFEN SIE DIE FARBEN AM PC<br />

Der LCD-Monitor <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> zeigt die Bilder<br />

nicht so detailgetreu und genau an wie ein<br />

Computermonitor. Stellen <strong>Sie</strong> die Belichtung<br />

mithilfe des Histogramms ein oder sehen <strong>Sie</strong> sich<br />

die Ergebnisse zwischendurch am PC an.<br />

Endergebnis<br />

Unter erneutem Einsatz des<br />

Picture-Control-Menüs<br />

haben wir die Farbsättigung<br />

noch etwas nach oben<br />

gedreht. Dadurch kommt der<br />

blaue Farbstich noch<br />

deutlicher heraus.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 117


Leitfaden für Anfänger<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – KREATIVE FUNKTIONEN<br />

Filter für die Schwarz-Weiß-<strong>Fotografie</strong><br />

DIE MEISTEN KAMERAS BIETEN DIE MÖGLICHKEIT, den Effekt von Farbfiltern im Schwarz-Weiß-Modus zu simulieren.<br />

Damit meinen wir nicht, dem Bild einen Farbstich zuzufügen, sondern vielmehr einen Effekt zu erzeugen, als wenn man<br />

einen roten, grünen oder blauen Filter vor das Objektiv steckt, wenn man Mono-Aufnahmen macht. Dies ändert die relative<br />

Helligkeit von Objekten, die unterschiedliche Farben haben, aber bei einer Schwarz-Weiß-Aufnahme im gleichen Grauton<br />

dargestellt werden. Aus diesem Grunde benutzt man diese Filter oft, um einen blauen Himmel abzudunkeln, und damit die<br />

Wolken zu betonen. Orange und gelbe Filter haben den gleichen Effekt, aber in etwas schwächerem Ausmaß. Ebenso hellt<br />

ein grüner Filter Grüntöne (wie Laub) auf, während er blaue und rote Objekte dunkler macht. Grüne Filter helfen auch dabei,<br />

Hauttöne zu ebnen.<br />

Diese Effekte können mit der Kamera auf zwei verschiedene Arten erreicht werden: entweder man steckt einen traditionellen<br />

optischen Filter (z.B. einen von Cokin oder Hoya) vorne an die Kamera, oder man benutzt die eingebaute Simulation des<br />

<strong>DSLR</strong>-Menüsystems. Während traditionelle Fotografen sich sofort für die altmodischen optischen Filter entscheiden würden,<br />

haben wir herausgefunden, dass die eingebaute Filtersimulation der Nikon D700 ein viel besseres Ergebnis liefert als ein<br />

traditioneller roter Cokin Filter, der vorne auf das Objektiv gesteckt wird.<br />

Was ist am besten, eingebaute oder echte Filter?<br />

Filtereffekte können entweder in der Bildbearbeitung, durch ein<br />

eingebautes System in der Kamera oder durch das Aufstecken<br />

eines optischen Glas- oder Harzfilter auf das<br />

Objektiv während der Mono-<strong>Fotografie</strong> erreicht<br />

werden. Aber welche Vorgehensweise ist die<br />

beste? Wir haben einige detaillierte Experimente<br />

mit unserer Bürokamera Nikon D700 und<br />

einem roten Cokin-P Filter gemacht, und ein<br />

kontroverses Ergebnis erzielt. Der traditionelle<br />

Filter hatte den gewünschten Effekt, aber<br />

die eingebaute Kamerasimulation lieferte<br />

sauberere, klarere Ergebnisse. Machen <strong>Sie</strong><br />

ähnliche Experimente mit <strong>Ihre</strong>r eigenen Kamera und<br />

schauen <strong>Sie</strong>, wie <strong>Sie</strong> zurecht kommen.<br />

Volle Farbaufnahme<br />

Mit eingebautem Schwarz-Weiß-Modus<br />

PROFI-TIPPS<br />

WARUM SOLLTE MAN SCHWARZ-WEISS-<br />

AUFNAHMEN IM RAW FORMAT MACHEN?<br />

Wenn <strong>Sie</strong> sich damit auskennen, Raw Dateien mit<br />

Adobe Camera Raw zu konvertieren, dann probieren<br />

<strong>Sie</strong> einmal das Schwarz-Weiß-Konvertierung-<br />

Werkzeug aus. Es gibt Ihnen eine großartige Kontrolle<br />

über den Farbton und sogar die Möglichkeit, helle<br />

Bereiche und Schatten unterschiedlich zu tönen.<br />

Mit eingebautem Rot-Filter<br />

Cokin Rot<br />

IAN FARRELL<br />

ROSS HODDINOTT<br />

Welches ist der Filtereffekt für jede Farbe?<br />

Diese Daumenregel zur Benutzung von Filtern sollten <strong>Sie</strong><br />

sich merken: Der Grauton eines Objektes mit der gleichen<br />

Farbe wie der Filter wird heller, während Kontrastfarben<br />

dunkler erscheinen.<br />

118 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE<br />

MONO<br />

Effekt: Ohne jegliche zusätzlichen Filter, ändern <strong>Sie</strong> die<br />

Verhältnisse der Farbtönungen untereinander nicht.<br />

Anwendung: Die „glatte“ Schwarz-Weiß-<strong>Fotografie</strong> hilft<br />

Ihnen dabei, zu verstehen, wie Farben in der Monofotografie<br />

interpretiert werden.<br />

GELB<br />

Effekt: Leichte Aufhellung von gelben, orangen und roten<br />

Farbtönen. Blau und Grün wird leicht abgedunkelt.<br />

Anwendung: Landschaftsfotografie – macht einen hellen<br />

Himmel etwas dunkler, ohne zu große Auswirkungen


Leitfaden für Anfänger<br />

ENTDECKEN SIE IHRE <strong>DSLR</strong> – KREATIVE FUNKTIONEN<br />

ROSS HODDINOTT<br />

ORANGE<br />

Effekt: Hellt Gelb, Orange und Rot auf. Dunkelt Blau und<br />

Grün ab. Stärker als ein gelber Filter.<br />

Anwendung: Hellt rote Schönheitsflecken in Portraits auf<br />

und macht das Gleiche bei Mauerwerk in der<br />

Architekturfotografie.<br />

ROT<br />

Effekt: Starker Effekt. Orange- und Rosatöne werden fast<br />

weiß; Blau und Grün fast schwarz.<br />

Anwendung: Erhöht die Dramatik bei einer<br />

Landschaftsaufnahme. Macht dunkle Himmel und sehr<br />

weiße Wolken. Nützlich für Infrarotaufnahmen.<br />

GRÜN<br />

Effekt: Hellt Grüntöne und teilweise auch Blautöne auf.<br />

Dunkelt Rot, Orange und Gelb ab.<br />

Anwendung: Kann einige Blätter aufhellen, aber andere<br />

nicht, daher kann Laub besser voneinander unterschieden<br />

werden.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 119


KREATIVE TIPPS TIPPS FÜR FÜR PR<br />

So machen <strong>Sie</strong> bessere Fotos mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong><br />

THE ULTIMATE GUIDE<br />

<strong>Digitale</strong><br />

SLR<br />

4 192224 809906 01<br />

Deutschland:<br />

EUR 9,90<br />

Österreich:<br />

EUR 11,-<br />

Schweiz:<br />

CHF 19,-<br />

Nr. 1/2011<br />

FÜR FÜR FOTOGRAFEN<br />

RATGEBER RATGEBER<br />

WIE SIE WIE IHRE SIE DIGITALEN IHRE DIGITALEN<br />

AUFNAHMEN AUFNAHMEN<br />

EINDRUCKSVOLL<br />

VERBESSERN VERBESSERN KÖNNEN KÖNNEN<br />

THE ULTIMATE GUIDE DIGITALE FOTOGRAFIE SONDERHEFT • NR. 1/2011<br />

164<br />

SEITEN<br />

TECHNIKEN TECHNIKEN<br />

> <strong>Digitale</strong>s > <strong>Digitale</strong>s Schwarzweiss Schwarzweiss<br />

> Raw Dateien > Raw Dateien bearbeiten bearbeiten<br />

> Ebenen > Ebenen verstehen verstehen<br />

> Kurven > Kurven & Ebenen & Ebenen<br />

AUßERDEM AUßERDEM<br />

Coole Effekte Coole Effekte für den für den<br />

täglichen täglichen Einsatz Einsatz<br />

Fotoschule<br />

<strong>Ihre</strong> Fragen<br />

– unsere Antworten<br />

Coole Effekte<br />

Beleuchtungs-Special<br />

Stillleben<br />

Tipps und Tricks<br />

für Einsteiger und<br />

professionnelle<br />

Fotografen<br />

EINSTELLUNGEN EXPERTEN-TECHNIKEN LESER-PORTFOLIO CREATIVE EYE<br />

ADOBE ADOBE<br />

CREATIVE<br />

SUITE SUITE 5 5<br />

MENÜS &<br />

EINSTELLUNGEN<br />

MENÜS &<br />

EINSTELLUNGEN<br />

DESIGNER-<br />

TECHNIKEN<br />

DES<br />

TECH<br />

18/02/11 20:16


1_landscapes cover.indd 1<br />

PROFIS<br />

4 191705 709902 10005<br />

Deutschland:<br />

EUR 9,90<br />

Österreich: EUR 11,-<br />

Schweiz: CHF 19,-<br />

Belgien /<br />

Luxemburg € 11,50<br />

EN UND DESIGNER<br />

IGNER-<br />

NIKEN<br />

KREATIVE<br />

FILTER<br />

AUSGABE 5<br />

+ PHOTOSHOP<br />

TIPPS &<br />

TRICKS FÜR<br />

FORTGESCHRITTENE<br />

PROFI-<br />

TRICKS<br />

DER UNENTBEHRLICH RATGEBER FÜR LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE - NR. 6 - INHALT: EXPERTENRAT - Verbessern <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> fotografischen Fähigkeiten<br />

Alles, was<br />

<strong>Sie</strong> brauchen,<br />

um mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong><br />

hervorragende<br />

Bilder zu machen<br />

Der ideale Begleiter<br />

für <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong><br />

PLUS!<br />

Verfeinern und<br />

verbessern <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Fotos<br />

DIGITAL-FOTOGRAFIE<br />

DER UNENTBEHRLICHE RATGEBER FÜR<br />

LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE<br />

GRUNDLAGEN DER DIGITALEN LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE<br />

Basistechniken TOP <strong>DSLR</strong> FERTIGKEITEN Landschaftsfotos leicht gemacht LERNEN VON DEN PROFIS<br />

Deutschland:<br />

EUR 9,90<br />

Österreich:<br />

EUR 11,-<br />

Schweiz:<br />

CHF 19,-<br />

4 191705 609905 10006<br />

Nr. 6<br />

164<br />

SEITEN<br />

INHALT: Expertenrat – Verbessern <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> fotografischen Fähigkeiten


Leitfaden für Anfänger<br />

BRETT HARKNESS<br />

KREATIVE<br />

EFFEKTE<br />

Ein wenig Kamera-Know -how und Einfallsreichtum ist alles, was <strong>Sie</strong> für kreative<br />

Ergebnisse brauchen. Machen <strong>Sie</strong> also eine Pause von Photoshop und sehen <strong>Sie</strong>,<br />

wie erfinderisch <strong>Sie</strong> mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> sein können<br />

PHOTOSHOP erlaubt es uns, digitale Bilder bis zu einem Punkt hin zu<br />

manipulieren, der vorher undenkbar gewesen wäre. Dennoch gibt es<br />

noch immer viele Fotografen, die es lieben, ihre Fähigkeiten zu testen<br />

und ihre Technik zu verbessern. <strong>Sie</strong> haben wahrscheinlich bereits<br />

herausgefunden wie Belichtungszeiten und Blenden funktionieren und<br />

wie man großartige Blitzbelichtungen erzeugt. Aber vermutlich haben<br />

<strong>Sie</strong> sich wohl – wenn überhaupt – nur selten in die Tiefen des<br />

Unbekannten begeben und versucht, kreative Effekte zu erzeugen, die<br />

über die normale Anwendung <strong>Ihre</strong>r Kamera hinaus gehen. Durch den<br />

Versuch <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong>, statt den Computer zu verwenden, werden <strong>Sie</strong> neue<br />

Funktionen <strong>Ihre</strong>r Kamera kennenlernen und neue Fähigkeiten<br />

entwickeln.<br />

Das Ausprobieren der Techniken, die wir Ihnen im Anfängerratgeber<br />

zeigen, wird <strong>Ihre</strong> Sammlung um einige interessante und künstlerische<br />

Bilder bereichern.<br />

Das Verwenden von Gel-Filtern wird<br />

<strong>Ihre</strong>r Blitzbilder-Sammlung viel<br />

Farbenreichtum hinzufügen und ist eine<br />

der simplen, aber effektiven Techniken,<br />

welche wir hier behandeln .


Leitfaden für Anfänger<br />

KREATIVE EFFEKTE MIT IHRER <strong>DSLR</strong><br />

Werden <strong>Sie</strong> kreativ!<br />

Indem <strong>Sie</strong> das Menü <strong>Ihre</strong>r digitalen Spiegelreflexkamera auf die volle Kreativitätsstufe<br />

einstellen, können <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>r <strong>Fotografie</strong> eine weitere Dimension hinzufügen<br />

WENN ES EINE SACHE GIBT, mit der <strong>Sie</strong> sowohl <strong>Ihre</strong> fotografischen Fähigkeiten verbessern als<br />

auch <strong>Ihre</strong>n Sinn für Kreativität entwickeln können, dann ist es das Experimentieren. Mit digitalen<br />

Spiegelreflexkameras ist es leichter als je zuvor, hochqualitative Bilder zu produzieren, trotzdem<br />

neigen die meisten Fotografen, ganz gleich ob Anfänger oder Profi, dazu, sich nur auf sicherem<br />

Boden zu bewegen und selten in unbekannte Gebiete vorzustoßen, welche sie an die Grenze ihres<br />

Technikverständnisses und der technischen Möglichkeiten <strong>Ihre</strong>r Kamera bringen. Im diesem<br />

Anfängerratgeber, der sich ganz dem Thema kreative Effekte widmet, haben <strong>Sie</strong> nun die Gelegenheit<br />

einige (oder besser alle!) von unseren Techniken auszuprobieren und herauszufinden, ob <strong>Sie</strong> selbst<br />

einige originelle oder ungewöhnliche Ergebnisse erzielen können. Auf den folgenden Seiten stellen wir<br />

Ihnen eine Auswahl von knackigen Bildern vor, die <strong>Sie</strong> selbst einmal nachstellen können. <strong>Sie</strong> werden<br />

sehen, dass <strong>Sie</strong> dafür eine Reihe von Kameratechniken beherrschen müssen, einschließlich das<br />

<strong>Fotografie</strong>ren mit langen Belichtungszeiten, Weißabgleich-Einstellungen, und dem Einsatz von Blitz für<br />

ungewöhnliche Ergebnisse. Alle Techniken sind mit einer minimalen Ausrüstung durchführbar, daher<br />

brauchen <strong>Sie</strong> neben dem Basiszubehör wie einem Stativ keinerlei weitere Ausgaben zu fürchten. Zudem<br />

können <strong>Sie</strong> alle Techniken ausprobieren, ohne dabei Ihr warmes und gemütliches Zuhause verlassen zu<br />

müssen.<br />

Schließlich sollte noch erwähnt werden, dass alle Techniken hier mit eingebauten Funktionen der<br />

Kamera erreicht werden. So sehr wir Photoshop auch lieben, es ist schon wichtig sich daran zu erinnern,<br />

dass <strong>Sie</strong> keinen Computer brauchen, um verblüffende Ergebnisse zu erzielen, auf die <strong>Sie</strong> stolz sein<br />

können!<br />

Wie <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> digitale Spiegelreflexkamera auf lange<br />

Belichtungszeiten einstellen<br />

BELICHTUNGSMODUS Einige Techniken, mit denen wir<br />

uns in dieser Ausgabe beschäftigen, beinhalten, dass <strong>Sie</strong><br />

die Verschlusszeit <strong>Ihre</strong>r Blende kontrollieren müssen, so<br />

dass <strong>Sie</strong> lange Belichtungszeiten einstellen können. Um<br />

dies zu tun, stellen <strong>Sie</strong> entweder <strong>Ihre</strong> Kamera auf<br />

Blendenpriorität (Tv oder S) oder auf den manuellen<br />

Modus (M) ein. Bei der ersten Möglichkeit, stellt die<br />

Kamera die entsprechende Blendenöffnung automatisch<br />

ein, die zur Belichtungszeit passt. Dies ist bei<br />

allgemeinen Szenen bei Raumbeleuchtung OK, aber<br />

wenn <strong>Sie</strong> mit wenig Licht fotografieren, passt es nicht. In solchen Situationen sollten <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong><br />

Spiegelreflexkamera manuell einstellen und die benötigte Blende selbst abschätzen - Versuch<br />

macht klug, damit <strong>Sie</strong> beste Ergebnisse erzielen. Am besten beginnen <strong>Sie</strong> immer mit f/8-11 um die<br />

Tiefenschärfe und eine gute Bildschärfe zu gewährleisten.<br />

RAUSCHREDUKTION BEI LANGEN BELICHTUNGSZEITEN Es gibt zwei Arten von Rauschen. Eines<br />

ist das Ergebnis einer hohen ISO Einstellung, das andere kommt von langen Belichtungszeiten. Die<br />

meisten digitalen Spiegelreflexkameras bieten die Möglichkeit, das Rauschen durch lange<br />

Belichtungszeiten über das LCD Menüsystem zu reduzieren, allerdings kann dies zu einer<br />

weicheren Darstellung von Details bei den Bildern führen. Dies betrifft jedoch nur JPEGs, daher<br />

sollten <strong>Sie</strong> in Raw und JPEG fotografieren, und die Schärfe bei beiden Dateien vergleichen.<br />

SELBSTAUSLÖSER Wenn <strong>Sie</strong> keinen Fernauslöser haben und die zusätzliche Ausgabe scheuen,<br />

dann fotografieren <strong>Sie</strong> doch einfach mit dem eingebauten Selbstauslöser der Kamera, um das<br />

Verwackelrisiko, das zu unscharfen Bildern führt, zu minimieren.<br />

SPIEGELSPERRE Wenn der Spiegel <strong>Ihre</strong>r Kamera sich vor und nach einer Aufnahme nach oben<br />

bewegt, kann dies <strong>Ihre</strong> Bildqualität beeinträchtigen. Wenn <strong>Ihre</strong> Spiegelreflexkamera einen<br />

Spiegelsperr-Modus hat, so können <strong>Sie</strong> diesen dazu benutzen, den Spiegel vor einer Aufnahme zu<br />

drehen.<br />

Wie <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> digitale Spiegelreflexkamera bei dunklen<br />

Lichtverhältnissen richtig fokussieren<br />

Das Autofokussystem <strong>Ihre</strong>r Kamera hat bei niedrigen<br />

Lichtverhältnissen Schwierigkeiten, und wenn es fast richtig<br />

dunkel ist, fällt es komplett aus. Wenn <strong>Sie</strong> im dunklen Zimmer<br />

fotografieren wollen, sollten <strong>Sie</strong> zum Fokussieren das Licht<br />

einschalten, und dann auf manuellen Fokus umschalten,<br />

um zu verhindern, dass der Autofokus weitersucht, wenn<br />

<strong>Sie</strong> den Auslöser drücken. Bei Nachtaufnahmen, sollten <strong>Sie</strong><br />

von Anfang an manuell fokussieren. Manuell zu fokussieren<br />

ist einfach - stellen <strong>Sie</strong> den Schalter der Kamera oder des Objektivs auf MF, und drehen<br />

<strong>Sie</strong> dann den Fokusring des Objektivs. Wenn <strong>Sie</strong> durch den Sucher schauen, werden <strong>Sie</strong><br />

sehen, wie das Bild in den Fokus hinein und wieder hinausbewegt wird, aber <strong>Sie</strong> können<br />

sich auch auf die AF Bestätigung verlassen. Drehen <strong>Sie</strong> den Fokusring, und wenn Ihr<br />

Motiv scharf erscheint, sollte das AF Symbol als Bestätigung angezeigt werden. Wenn<br />

<strong>Ihre</strong> Kamera einen AF Hilfsverstärker besitzt, können <strong>Sie</strong> den natürlich benutzen, aber<br />

der funktioniert nur in einem begrenzten Bereich, und der Effekt kann manchmal etwas<br />

verwirrend sein.<br />

Wie <strong>Sie</strong> Ihr Blitzlichtgerät einstellen<br />

BLITZMODUS Wenn <strong>Sie</strong> das Blitzsystem <strong>Ihre</strong>r digitalen<br />

Spiegelreflexkamera im Automodus lassen, wird es<br />

direkt am Anfang einer Belichtung ausgelöst. In den<br />

meisten Situationen ist das in Ordnung, aber manchmal<br />

braucht man eine lange Belichtung mit Blitz. In einem<br />

solchen Fall sollten <strong>Sie</strong> es auf den langsamen<br />

Synchronisations-Modus einstellen. Bei Motiven, die<br />

sich bewegen, sollte der Blitz erst am Ende der<br />

Belichtungszeit ausgelöst werden (second-curtain sync).<br />

BLITZBELICHTUNGS-KOMPENSATION<br />

Wenn <strong>Sie</strong> mit Blitz fotografieren und nicht damit<br />

zufrieden sind, wie hell die Aufnahme geworden ist,<br />

können <strong>Sie</strong> das Ergebnis steuern, indem <strong>Sie</strong> die<br />

Blitzbelichtungskorrektur <strong>Ihre</strong>r Kamera benutzen, die die<br />

Blitzintensität verändert, jedoch nicht die Ausleuchtung<br />

des Umgebungslichtes. Wählen <strong>Sie</strong> +, um die<br />

Blitzintensität zu erhöhen, und - um sie zu verringern.<br />

124 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


ROSS HODDINOTT<br />

Probieren <strong>Sie</strong> kreative Effekte aus, indem <strong>Sie</strong> mit Techniken<br />

oder den Funktionen <strong>Ihre</strong>r Kamera experimentieren, wie z.B.<br />

eine Einstellung des Weißabgleichs um die Atmosphäre der<br />

Szene zu verändern.<br />

Empfohlenes Zubehör für kreative Effekte<br />

STATIV Wenn <strong>Sie</strong> noch keins besitzen, sollten <strong>Sie</strong> sich sofort ein<br />

Stativ besorgen, sobald <strong>Sie</strong> es sich leisten können, denn es ist<br />

unerlässlich. Für ein vernünftiges Modell von Marken wie Velbon,<br />

Giottos oder Manfrotto müssen <strong>Sie</strong> mindestens 120 Euro<br />

ausgeben. Mit einem Stativ können <strong>Sie</strong> mit langen<br />

Belichtungszeiten fotografieren, ohne zu befürchten, dass die<br />

Bilder verwackeln. Auch wenn <strong>Sie</strong> Techniken wie<br />

Mehrfachbelichtung ausprobieren möchten, ist ein Stativ ein<br />

absolutes Muss.<br />

FERNAUSLÖSER Die meisten digitalen Spiegelreflexkameras<br />

können mit einem Fernauslöser bedient werden, der entweder<br />

kabellos ist oder mit einem Kabel mit der Kamera verbunden ist.<br />

Dies hat den Vorteil, dass ein Verwackeln durch das Drücken des<br />

Auslöseknopfes praktisch ausgeschlossen ist. Neben den<br />

Markenmodellen kommen auch die Fernauslöser von<br />

unabhängigen Firmen in Betracht wie Hama (www.hama.<br />

com) und Hahnel (www.hahnel.ie). Ihr Fotohändler vor Ort<br />

sollte <strong>Sie</strong> hier umfassend beraten können.<br />

FARBGELS Dabei handelt es sich im Prinzip um dünne<br />

Plastikfolien, die man vor den Blitzkopf anbringt, so dass der Blitz<br />

einen bestimmten Farbstich erhält. <strong>Sie</strong> können Gels selbst<br />

herstellen, indem <strong>Sie</strong> z.B. Bonbonpapier mit Tesafilm vor Ihr<br />

Blitzgericht kleben. Oder <strong>Sie</strong> kaufen dazu eine spezielle<br />

Ausrüstung z.B. von Hama oder Lumiquest, die mit einem<br />

Klettverschluss am Blitzkopf befestigt wird.<br />

BLITZLICHTGERÄT Der eingebaute Blitz an <strong>Ihre</strong>r<br />

Spiegelreflexkamera ist für einige Techniken gut geeignet,<br />

aber für kreativere Möglichkeiten sollten <strong>Sie</strong> sich nach<br />

einem Blitzlichtgerät umsehen, das an einem Blitzschuh<br />

befestigt wird. Achten <strong>Sie</strong> darauf, dass das Gerät eine<br />

gute Auswahl von Funktionen bietet: Synchronisation auf<br />

den 1. und 2. Vorhang, manuelle Stromeinstellungen etc.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 125


Leitfaden für Anfänger<br />

KREATIVE EFFEKTE MIT IHRER <strong>DSLR</strong><br />

Erstellen <strong>Sie</strong> ein Physiogramm<br />

Es mag wie eine ärztliche Behandlung klingen, aber ein<br />

Physiogramm zu erstellen, ist viel leichter als <strong>Sie</strong> vielleicht<br />

denken. Lee Frost zeigt uns, wie’s geht.<br />

WENN MAN NACH DEM WÖRTERBUCH GEHT, ist Physiogramm ein erfundenes Wort.<br />

Aber es handelt sich ja auch um eine erfundene Technik, also passt das ja wieder.<br />

Wenigstens gibt es Ihnen eine neue Verwendung für die teure Taschenlampe, die <strong>Sie</strong> vor<br />

kurzem im Schnäppchenladen um die Ecke erstanden haben, damit <strong>Sie</strong> diese Technik<br />

“Malen mit Licht” ausprobieren können. Dies ist auch eine lichtmalende Technik, aber<br />

anstatt die Taschenlampe zu benutzen, um Ihr Motiv auszuleuchten, ist sie nun selbst das<br />

Motiv. Klingt verwirrend? Keine Panik. Die Idee hinter dieser verrückten Technik ist, dass<br />

<strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Taschenlampe an einem Faden in einem abgedunkelten Raum direkt über der<br />

Kamera aufhängen, sie dann in Schwingung versetzen und mit einer langen<br />

Belichtungszeit die hübschen Muster aufzeichnen, die die Taschenlampe in der<br />

Dunkelheit als Lichtspuren hinterlässt. Wie lang die Belichtungszeit sein soll? Wie lang ist<br />

der Faden? Tut mir leid, was soll ich sonst sagen. Lesen <strong>Sie</strong> einfach weiter, wir werden die<br />

Geheimnisse dieser ungewöhnlichen Technik für <strong>Sie</strong> lüften.<br />

Schritt 1 Binden <strong>Sie</strong><br />

eine schmale<br />

Taschenlampe an ein<br />

Stück Bindfaden und<br />

binden <strong>Sie</strong> das andere<br />

Ende an eine<br />

Deckenlampe, so dass<br />

<strong>Sie</strong> die Taschenlampe<br />

daran aufhängen können.<br />

Die Länge des Fadens ist<br />

nicht ausschlaggebend,<br />

aber je länger er ist, desto<br />

länger wird sich die<br />

Taschenlampe drehen,<br />

wenn <strong>Sie</strong> sie in<br />

Schwingung versetzen.<br />

Am besten fangen <strong>Sie</strong> mit<br />

einer Länge von einem<br />

Meter an.<br />

Schritt 2 Um glatte,<br />

gleichmäßige Kreise zu<br />

bekommen, während<br />

<strong>Ihre</strong> Taschenlampe sich<br />

dreht, sollte diese<br />

idealerweise entlang ihrer<br />

zentralen Achse<br />

aufgehängt sein. Wenn<br />

die Taschenlampe keinen<br />

zentralen Aufhängepunkt<br />

hat, erzeugen <strong>Sie</strong> diesen,<br />

indem <strong>Sie</strong> einen Faden<br />

am hinteren Ende als<br />

Schlaufe mit Tesafilm<br />

ankleben und dann den<br />

langen Faden an diese<br />

Schlafe anbinden.<br />

Herausforderung mit zwei<br />

Taschenlampen<br />

Wenn <strong>Sie</strong> noch ein bisschen Kleingeld übrig haben,<br />

leisten <strong>Sie</strong> sich doch einfach noch eine zweite,<br />

identische Taschenlampe und probieren <strong>Sie</strong> mal ein<br />

Physiogramm mit beiden gleichzeitig zu erstellen. Ich<br />

weiß schon, dass das an die Grenze des Machbaren<br />

geht, aber was soll’s, es hat jedenfalls Spaß gemacht!<br />

Hängen <strong>Sie</strong> beide Taschenlampen an zwei gleichlange<br />

Fäden und drehen <strong>Sie</strong> dann die beiden Fäden<br />

spiralförmig zusammen. <strong>Sie</strong> ahnen schon, worauf<br />

ich hinaus will, oder? Licht aus, und lassen <strong>Sie</strong> dann<br />

die Taschenlampen los, so dass sie anfangen sich zu<br />

entwirren, öffnen <strong>Sie</strong> den Verschluss <strong>Ihre</strong>r Kamera<br />

und warten <strong>Sie</strong> mit Spannung auf das Ergebnis. Die<br />

zusätzliche Taschenlampe verdoppelt den Effekt, so<br />

dass <strong>Sie</strong> einige Aufnahmen mit viel Dynamik machen<br />

können.<br />

Schritt 3 Montieren <strong>Sie</strong><br />

<strong>Ihre</strong> Kamera an ein Stativ und<br />

lehnen <strong>Sie</strong> sie zurück,<br />

ungefähr einen Meter direkt<br />

unter der Taschenlampe.<br />

Nehmen <strong>Sie</strong> eine<br />

Weitwinkel-Einstellung von<br />

ungefähr 28mm und stellen<br />

<strong>Sie</strong> die Kamera auf manuellen<br />

Fokus ein. Setzen <strong>Sie</strong> die<br />

Verschlussgeschwindigkeit<br />

auf Bulb (B) – wie das geht,<br />

steht in der<br />

Bedienungsanleitung <strong>Ihre</strong>r<br />

Kamera – dann stellen <strong>Sie</strong> die<br />

Blende auf f/16 oder f/22 ein,<br />

wobei das Objektiv die<br />

Taschenlampe fokussiert.<br />

Schritt 4 Schalten <strong>Sie</strong> die Taschenlampe ein und das Raumlicht aus, dann ziehen <strong>Sie</strong> die<br />

Taschenlampe ungefähr 50cm von der statischen Position über dem Objektiv weg und bringen<br />

<strong>Sie</strong> sie in eine kreisende Bewegung. Schauen <strong>Sie</strong> durch den Sucher der Kamera, und sobald der<br />

Schwung der Taschenlampe klein genug ist, um im Sucher zu erscheinen, öffnen <strong>Sie</strong> den<br />

Verschluss.<br />

Schritt 5 Jede Schwungbewegung der Taschenlampe wird als kreisförmiger Lichtstrahl<br />

aufgezeichnet, aber da die Bewegung der Taschenlampe sich gleichmäßig verlangsamt, wird<br />

jeder Kreis eine andere Form und Größe haben. Wenn <strong>Sie</strong> den Verschluss für 20 bis 30<br />

Sekunden offen lassen, erzeugen <strong>Sie</strong> ein auffälliges Muster wie hier oben gezeigt.<br />

126 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

KREATIVE EFFEKTE MIT IHRER DIGITALEN SPIEGELREFLEXKAMERA<br />

PROFI-TIPPS<br />

REIBUNGSLOSE PERFEKTION<br />

<strong>Sie</strong> möchten glatte Lichtkreise in <strong>Ihre</strong>m Bild<br />

aufzeichnen. Dazu muss die Taschenlampe in<br />

einem ebenmäßigen Tempo rotieren, also warten<br />

<strong>Sie</strong> etwa 15 bis 20 Sekunden, damit sie in den<br />

Kamera öffnen.<br />

Rhythmus kommt, bevor <strong>Sie</strong> den Verschluss der<br />

Das Schlussbild<br />

Soviel Spaß habe ich lange nicht gehabt!<br />

Mein Lieblings-Physiogramm war das<br />

Komplizierteste von allen. Es sieht aus<br />

wie ein nachtleuchtender Wurm! Um die<br />

Bilder noch skandalöser zu gestalten,<br />

spielen <strong>Sie</strong> mit dem Nuancenregler in<br />

Photoshop (Bild > Korrekturen><br />

Farbton/Sättigung)<br />

Schritt 6 Legen <strong>Sie</strong> nach 20 Sekunden ein Stück Karton auf das Objektiv. Schnappen <strong>Sie</strong><br />

sich die Taschenlampe und schalten <strong>Sie</strong> sie aus. Stecken <strong>Sie</strong> einen Farbfilter auf das Objektiv,<br />

decken <strong>Sie</strong> es wieder mit dem Karton ab, schalten <strong>Sie</strong> die Taschenlampe wieder ein, bringen <strong>Sie</strong><br />

sie erneut in Schwingung und nehmen <strong>Sie</strong> den Karton weg, so dass ein zweites Muster mit einer<br />

anderen Farbe auf der gleichen Aufnahme zugefügt wird.<br />

Schritt 7 <strong>Sie</strong> können Schritt 6 so oft <strong>Sie</strong> wollen wiederholen. Je mehr Lichtspuren <strong>Sie</strong><br />

aufnehmen, desto interessanter wird das Ergebnis. Man wird regelrecht süchtig danach, denn<br />

keine zwei Aufnahmen sehen gleich aus. Ich hab mich schon dabei erwischt zu denken: „OK,<br />

nur noch eine, dann bin ich fertig.“ Die Batterie der Taschenlampe war beinahe leer, als ich<br />

endlich aufhörte.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 127


Leitfaden für Anfänger<br />

KREATIVE EFFEKTE MIT IHRER <strong>DSLR</strong><br />

Malen mit Licht<br />

Profifotograf Lee Frost zeigt uns, wie man den Lichtfluss für künstlerische Effekte<br />

kontrolliert, indem man einfach nur eine Taschenlampe benutzt.<br />

DIESE TECHNIK habe ich zum ersten Mal vor zehn Jahren ausprobiert,<br />

als ich ein Buch über Nachtfotografie geschrieben habe. Die Idee ist,<br />

dass man eine schmale Taschenlampe benutzt, mit der man um ein<br />

Motiv in einem abgedunkelten Raum herum leuchtet, während der<br />

Verschluss der Kamera offen auf Bulb (B) eingestellt ist. Die Bewegung<br />

der Taschenlampe erzeugt Lichtspuren um das Motiv, während das<br />

umherschweifende Licht eine gedämpfte Beleuchtung liefert.<br />

Als ich diese Technik zum ersten Mal ausprobiert habe, habe ich einen<br />

Negativfilm benutzt, daher war der ganze Prozess recht mühselig und<br />

Fehlschläge waren vorprogrammiert: Man musste auf die Entwicklung<br />

des Films warten, bevor man sagen konnte, ob der Effekt funktioniert<br />

PROFI-TIPPS<br />

hat, und dann noch mal alles von vorne machen, wenn die Aufnahmen<br />

nicht ganz richtig waren. Bei einem solchen Vorgehen ist es<br />

unerlässlich, sich Notizen von den einzelnen Aufnahmen zu machen.<br />

Aber mit der digitalen Technologie, bei der man die Ergebnisse sofort<br />

sieht, kann man den Prozess anpassen, bis man die perfekte Aufnahme<br />

im Kasten hat.<br />

Obwohl ich einen Blumenstrauß als Motiv gewählt habe, könnte man<br />

auch jedes andere Motiv mit einer interessanten Form nehmen, also<br />

schauen <strong>Sie</strong> sich mal um, ob <strong>Sie</strong> etwas Passendes finden. Man kann<br />

sich damit hervorragend die Zeit an einem nassen Winterabend<br />

vertreiben, und die Ergebnisse können fantastisch aussehen!<br />

MACHEN SIE SICH NOTIZEN!<br />

Wenn <strong>Sie</strong> Schwierigkeiten haben, die richtige<br />

Aufnahme zu bekommen, dann zeichnen <strong>Sie</strong> das<br />

Bild doch einmal kurz auf und notieren <strong>Sie</strong>, was<br />

<strong>Sie</strong> getan haben und für wie lange, um bestimmte<br />

Stellen genau richtig hinzubekommen. Das spart<br />

Unmengen an Zeit.<br />

Schritt 1 Setzen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Requisiten bei voller Raumbeleuchtung in<br />

Szene und montieren <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Kamera auf ein stabiles Stativ. Stellen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong><br />

Kamera auf manuellen Fokus ein, da das AF System im Dunkeln nicht<br />

funktioniert. Fokussieren <strong>Sie</strong> Ihr Motiv und gestalten <strong>Sie</strong> die Aufnahme so,<br />

wie <strong>Sie</strong> es möchten. Achten <strong>Sie</strong> auf genügend freien Platz rund um das<br />

Motiv. Und räumen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong>n Arbeitsplatz frei!<br />

Schritt 2 Stellen <strong>Sie</strong> die Blende auf f/11 oder f/16, die ISO auf 100 oder<br />

200 und den Verschluss auf Bulb (B) ein. Auf meiner Canon geht das,<br />

indem man die Verschlussgeschwindigkeiten herunterscrollt, während die<br />

Kamera auf manuellen Modus eingestellt ist, oder innerhalb der<br />

Belichtungsmodus-Einstellungen. Schließen <strong>Sie</strong> einen Fernauslöser an oder<br />

stellen <strong>Sie</strong> die Kamera auf Selbstauslöser ein.<br />

Schritt 3 Schalten <strong>Sie</strong> das Licht im Zimmer aus, gehen <strong>Sie</strong> zurück<br />

zur Kamera. Dann öffnen <strong>Sie</strong> den Verschluss und beginnen <strong>Sie</strong> damit,<br />

Ihr Motiv nach und nach mit der Taschenlampe auszuleuchten. Hier<br />

habe ich einzelne Blumen für jeweils vier Sekunden mit einem Abstand<br />

von 20 cm angestrahlt. Man kann den Effekt schon erkennen.<br />

Schritt 4 Nachdem ich herausgefunden hatte, wie viel Licht ich jeder<br />

Blume geben muss, habe ich danach die Taschenlampe dazu benutzt,<br />

Lichtpunkte auf die Wand im Hintergrund zu setzen und auch etwas Licht<br />

auf die Oberfläche des Tisches zu werfen – genug, um Details erkennen zu<br />

lassen aber das Bild immer noch geheimnisvoll erscheinen zu lassen. Man<br />

braucht dafür ein paar Versuche, bis es passt, aber bleiben <strong>Sie</strong> einfach dran.<br />

Farbe hinzufügen mit Filtern<br />

Wenn <strong>Sie</strong> den Effekt noch verstärken wollen, platzieren <strong>Sie</strong> ein Stück farbiges Plastik<br />

über die Taschenlampe um das Licht zu kolorieren. Ein Bonbonpapier, ein Stück<br />

Farbfilterfolie, ein alter Fotofilter – einfach irgendwas. <strong>Sie</strong> können für verschiedene Teile<br />

der Aufnahme verschiedene Farben verwenden – halten <strong>Sie</strong> einen grünen oder blauen<br />

Filter über die Taschenlampe, wenn <strong>Sie</strong> den Hintergrund beleuchten um ein düsteres<br />

Glühen zu erzeugen, oder einen gelben oder roten Filter, wenn <strong>Sie</strong> die Hauptrequisiten<br />

ausleuchten. Probieren <strong>Sie</strong> es einfach aus – darum geht es bei dieser Technik, und diese<br />

Bilder sollen Ihnen nur ein paar Ideen geben, was alles möglich ist.<br />

128 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


FOTO: LEE FROST<br />

Das Schlussbild<br />

Ich habe ein halbes Dutzend Bilder<br />

gebraucht, bis ich eine Aufnahme<br />

hatte, mit der ich wirklich zufrieden<br />

war, aber es ist doch deutlich einfacher,<br />

wenn man die Ergebnisse sofort sehen<br />

kann, im Vergleich zu früher, als ich<br />

diese Technik mit Film probiert habe.<br />

February 2010 Digital SLR Photography XX


Leitfaden für Anfänger<br />

KREATIVE EFFEKTE MIT IHRER <strong>DSLR</strong><br />

Weißabgleich für Stimmungen nutzen<br />

JEDE LICHTQUELLE setzt sich zu unterschiedlichen<br />

Anteilen aus den drei Grundfarben Rot, Grün und Blau<br />

(RGB) zusammen, deren Lichttemperatur in Grad Kelvin (K)<br />

gemessen wird. Niedrigere Temperaturen haben einen<br />

größeren Anteil roter Wellen und erscheinen daher wärmer,<br />

bei höheren Temperaturen ist der Anteil blauer Wellen<br />

größer und sie erscheinen kühler. Während sich unsere<br />

Augen jeder Lichttemperatur natürlich so anpassen, dass<br />

wir sie immer als weiß oder neutral sehen, braucht ein<br />

Kamerasensor etwas Hilfestellung. Genau zu diesem Zweck<br />

wurde für digitale Spiegelreflexkameras die<br />

Weißabgleich-Funktion entwickelt: <strong>Sie</strong> korrigiert<br />

unerwünschte Farbstiche, welche durch unterschiedliche<br />

Lichttemperaturen erzeugt werden.<br />

Um die Farbe des Lichts originalgetreu einzufangen,<br />

müssen Fotografen die Farbtemperaturen der Beleuchtung<br />

ihres Motivs mit dem entsprechenden Weißabgleich<br />

abstimmen. Die Kamera erleichtert diese Korrektur durch<br />

eine Vielzahl vorprogrammierter Weißabgleich-<br />

Einstellungen für die häufigsten Lichtverhältnisse, etwa für<br />

Tageslicht, Wolken, Schatten, Neonlicht, Kunstlicht und<br />

Blitz. <strong>Sie</strong> passen die Voreinstellung der Lichtquelle an, und<br />

die Kamera nimmt die notwendigen Einstellungen vor, um<br />

Farbstiche zu neutralisieren. Es gibt sogar einen<br />

automatischen Weißabgleich, wobei die Kamera die<br />

allgemeinen Farben des Bildes auswertet und den<br />

Weißabgleich entsprechend einstellt. Die<br />

Automatik-Einstellung ist zwar nicht unfehlbar, liefert<br />

jedoch in den meisten Situationen sehr zuverlässige, gute<br />

Ergebnisse. Allerdings verlässt man sich dabei allzu gern auf<br />

den automatischen Weißabgleich der Kamera und übersieht<br />

die riesigen kreativen Möglichkeiten, die diese<br />

Kamerafunktion bietet.<br />

Obwohl der Weißabgleich eigentlich zur Korrektur gedacht<br />

ist, kann er auch kreativ genutzt werden: Durch seine<br />

bewusste Manipulation können <strong>Sie</strong> die Stimmung und das<br />

“Look and Feel” <strong>Ihre</strong>r Bilder durch starke, künstliche<br />

Farbstiche in manchen Lichtverhältnissen dramatisch<br />

verändern. Stellen <strong>Sie</strong> sich den Weißabgleich als<br />

praktischen zusätzlichen Kamerafilter vor, mit dessen<br />

Einstellungen <strong>Sie</strong> die unterschiedlichsten Farbstiche auf <strong>Ihre</strong><br />

Bilder anwenden können – Effekte, die ohne digitale<br />

Technik nur mit Hilfe von Filtern möglich wären.<br />

Weißabgleich ist eine kreative Funktion, die zu selten<br />

genutzt wird. Es wurden eigens Voreinstellungen entwickelt,<br />

um entweder zu niedrige Farbtemperaturen abzukühlen,<br />

wie etwa bei Leuchtstofflampen, oder zu hohe<br />

Farbtemperaturen, wie bei Regen oder im Schatten, zu<br />

kompensieren und eine künstlich warme Stimmung zu<br />

erzeugen. Aber natürlich müssen <strong>Sie</strong> nicht die<br />

Voreinstellungen der Kamera verwenden: <strong>Ihre</strong> digitale<br />

Spiegelreflexkamera besitzt eine benutzerdefinierte<br />

Weißabgleich-Funktion, mit der Fotografen die genaue<br />

Farbtemperatur manuell einstellen können – entsprechend<br />

der für das Bild gewünschten Atmosphäre. Um Ihnen ein<br />

einfaches Beispiel für kreativen Weißabgleich zu geben, fuhr<br />

ich an einen Strand, um eine ruhige stimmungsvolle Szene<br />

aufzunehmen.<br />

Einstellen des<br />

Weißabgleichs<br />

Die Auswahl des<br />

Weißabgleichs (WB) erfolgt<br />

einfach über das Menüsystem<br />

der Kamera, normalerweise<br />

unterhalb des Menüpunkts<br />

“Aufnahme”: Scrollen <strong>Sie</strong> durch die<br />

Voreinstellungen und wählen <strong>Sie</strong> die gewünschte aus.<br />

Einige <strong>DSLR</strong>s erlauben eine exakte Feinabstimmung<br />

des WB-Werts, individuell nach Bedarf. Für absolute<br />

Kontrolle wählen <strong>Sie</strong> die Einstellung “Benutzerdefiniert”<br />

aus und stellen dort den erforderlichen Wert ein. Einige<br />

Modelle können <strong>Ihre</strong> persönlichen WB-Einstellungen<br />

auch speichern, um sie zu einem späteren Zeitpunkt<br />

wieder verwenden zu können.<br />

Raw<br />

Wenn <strong>Sie</strong> Bilder im RAW-Format oder als RAW +<br />

JPEG aufnehmen, besteht weniger Notwendigkeit,<br />

den Weißabgleich in der Kamera vorzunehmen.<br />

RAW-Bilder sind eigentlich unbearbeitete Daten,<br />

deren Parameter nicht zum Zeitpunkt der<br />

Aufnahme auf das Bild angewendet sondern<br />

anschließend an die Bilddatei “angehängt” werden.<br />

Einstellungen wie der Weißabgleich können dabei<br />

mit Raw-Software wie Lightroom, Aperture oder<br />

der mit <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> gelieferten Software verändert<br />

und für kreative Effekte verfeinert werden.<br />

Schritt 1 Dieses Foto einer Fußgängerbrücke bei Flut wurde<br />

bei Tageslicht und mit langer Belichtungszeit aufgenommen,<br />

um das Wasser verwischen. Daher verwendete ich die<br />

WB-Voreinstellung “Tageslicht” – dies entspricht ca. 5.500<br />

Kelvin. Das Ergebnis wirkt natürlich – allerdings erzeugt auch<br />

eine technisch “korrekte” Farbwiedergabe nicht immer das<br />

ästhetisch beste Ergebnis.<br />

Schritt 2 WB ist ein kreatives praktisches Werkzeug, weil<br />

<strong>Sie</strong> durch Veränderung der Farbtemperatur direkt in der<br />

Kamera künstliche Farbstiche erzeugen können. Ich fand,<br />

dass zu dieser Szene eine warme Stimmung passte, wählte<br />

also die Voreinstellung “Schatten” – dies entspricht ca. 7.500<br />

Kelvin. Obwohl der orangene Farbton künstlich wirkt, ist das<br />

Ergebnis nicht unangenehm.<br />

Schritt 3 Mit der Kamera-Voreinstellung “Glühlampen” –<br />

dies entspricht ca. 2850 Kelvin – wird ein starker Blaustich<br />

erzeugt. Die Kühle passt besser zu der Szene, und das<br />

Ergebnis ist atmosphärisch viel stimmungsvoller als im<br />

Original – allerdings war der Farbstich etwas zu stark, also<br />

stellte ich den WB anschließend manuell ein.<br />

130 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


PROFI-TIPPS<br />

WEISSABGLEICH ZURÜCKSETZEN!<br />

Sobald <strong>Sie</strong> mit dem kreativen Einsatz des<br />

Weißabgleichs fertig sind, denken <strong>Sie</strong> daran ihn<br />

auf die korrekte Einstellung für Ihr<br />

Umgebungslicht zurückzusetzen – andernfalls<br />

wird dieselbe künstliche Stimmung auf alle<br />

nachfolgenden Bilder angewendet!<br />

Schritt 4 Mithilfe der Kamerafunktion “benutzerdefinierter<br />

Weißabgleich” wählte ich eine Farbtemperatur von 3850<br />

Kelvin: Dies reduziert die Intensität des Blaustichs, behält den<br />

künstlich-kühlen Farbton jedoch bei. Dies passt gut zur Szene<br />

und schafft ein visuell stärkeres, interessanteres Ergebnis als<br />

mit meinen ursprünglichen Einstellungen.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 131


Leitfaden für Anfänger<br />

KREATIVE EFFEKTE MIT IHRER <strong>DSLR</strong><br />

Mehrfachbelichtung mit <strong>Ihre</strong>r digitalen<br />

Spiegelreflexkamera<br />

Matty Graham verrät Ihnen, wie <strong>Sie</strong> mithilfe der integrierten Mehrfachbelichtungs-<br />

Funktion <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong>-Kamera an mehr als zwei Orten zugleich sein können.<br />

DIE MEHRFACHBELICHTUNG ERLAUBT ES IHNEN ein<br />

Motiv auf mehrere, unterschiedliche Stellen desselben<br />

Bildes aufzunehmen. Zahlreiche <strong>DSLR</strong>s bieten eine<br />

Mehrfachbelichtungs-Funktion an, meistens versteckt im<br />

Menüsystem der Kamera: <strong>Sie</strong> bewirkt, dass eine Serie aus<br />

mehreren Aufnahmen zu einem einzigen Bild<br />

verschmolzen werden.<br />

Wenn diese Technik funktionieren und die mehrfach<br />

fotografierte Szene scharf abgebildet werden soll, muss<br />

<strong>Ihre</strong> Kamera zwischen den Aufnahmen absolut still stehen.<br />

Das einzig bewegliche sollte Ihr Motiv sein, indem es bei<br />

jeder Belichtung seine Position wechselt. Da Ihr Motiv<br />

durch die Bewegung jeweils mit dem Hintergrund einer<br />

anderen Belichtung zusammengeführt wird, erscheint es<br />

1 2<br />

als “geisterhafte” Silhouette. Die Mehrfachbelichtungs-<br />

Funktion ist damit eine tolle Kameratechnik, um Ihr Motiv<br />

mit “Transparenzeffekt” abzulichten – wenn <strong>Sie</strong> allerdings<br />

mehrere feste Motive ohne diesen Effekt aufnehmen<br />

wollen, sollten <strong>Sie</strong> stattdessen in Photoshop <strong>Ihre</strong><br />

Einzelbilder ausschneiden und die Bestandteile<br />

anschließend zusammenführen (siehe Kasten).<br />

Leider wird die Mehrfachbelichtungs-Funktion nicht von<br />

allen digitalen Spiegelreflexkameras angeboten, und ist<br />

aktuell tatsächlich in keinem Canon EOS-Modell enthalten<br />

– wenn <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> sie hat (siehe Kasten), sollten <strong>Sie</strong> sich<br />

diesen Spaß jedoch nicht entgehen lassen. Falls die<br />

Funktion bei Ihnen fehlt, probieren <strong>Sie</strong> es mit unserer<br />

Photoshop-Technik.<br />

Was ist “Auto Gain”?<br />

Wenn Fotografen in den Tagen des Analogfilms<br />

eine Mehrfachbelichtung aufnehmen<br />

wollten, mussten sie ihre Belichtungszeiten<br />

mühsam selbst ausrechnen. Bei digitalen<br />

Spiegelreflexkameras nimmt ihnen eine Funktion<br />

namens Auto Gain dieses Problem ab und passt<br />

die einzelnen Belichtungen automatisch der<br />

Anzahl von Bildern <strong>Ihre</strong>r Mehrfachaufnahme an.<br />

Achten <strong>Sie</strong> also darauf, diese Funktion auf dem<br />

Menübildschirm <strong>Ihre</strong>r Kamera zu aktivieren.<br />

4<br />

Schritt 1 Zuerst muss <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> eingestellt werden (wir<br />

verwenden die Nikon D80): Öffnen <strong>Sie</strong> den Menübildschirm<br />

und scrollen <strong>Sie</strong> durch die Optionen nach unten bis zu<br />

“Mehrfachbelichtung”. Wählen <strong>Sie</strong> die Funktion aus, stellen <strong>Sie</strong><br />

die gewünschte Zahl der Einzelbilder <strong>Ihre</strong>r Mehrfachbelichtung<br />

ein und stellen <strong>Sie</strong> sicher, dass “Auto Gain” eingeschaltet ist.<br />

Schritt 2 Jetzt können <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> in Position bringen; wir<br />

wählten als Standort einen verschneiten Friedhof – passend zur<br />

gespenstischen Atmosphäre einer Mehrfachbelichtung. Ich<br />

stellte die Kamera auf den Zeitautomatik-Modus mit Blende<br />

f/11 ein.<br />

Schritt 3 Nachdem ein Freund den Auslöser bedient hat<br />

(obwohl <strong>Sie</strong> auch den Selbstauslöser verwenden können), sind<br />

die ersten Ergebnisse noch nicht sehr gut: Der Hintergrund ist<br />

zu hell, sodass wir unsere Position ändern müssen, und<br />

aufgrund der langen Verschlusszeit gab es Verwacklungen.<br />

Schritt 4 Als neuen Standort finden wir einen großen Baum,<br />

der einen dunkleren Hintergrund abgibt. Ich benutze eine<br />

größere Blende (f/5,6), um das Risiko von Verwacklungen zu<br />

vermeiden, und mache zwei Aufnahmen. Dabei ändere ich<br />

jeweils meine Position im Bild, bleibe aber mit dem Rücken<br />

zum Baum.<br />

3<br />

Mehrfachbelichtung<br />

in Photoshop<br />

In Photoshop ist dieser Effekt<br />

relativ schnell und einfach zu<br />

verwirklichen – mit dem Vorteil,<br />

dass <strong>Sie</strong> die Deckkraft <strong>Ihre</strong>s<br />

Motivs ganz nach Belieben<br />

anpassen können, um es<br />

mehr oder weniger solide oder<br />

gespenstisch erscheinen zu<br />

lassen. Außerdem können <strong>Sie</strong><br />

hier Ihr Motiv an beliebig vielen<br />

Positionen im Bild platzieren –<br />

wohl wissend, dass <strong>Sie</strong> für jedes<br />

Bild eigene Ebenen anlegen<br />

können, aus Anschließend<br />

ensteht ein nahtloses Bild. Dieses<br />

Verfahren ist zwar nichts für<br />

absolute Anfänger, aber auch<br />

nicht allzu schwer zu lernen.<br />

Schritt 1 Zuerst müssen wir alle<br />

Einzelbilder zu Ebenen eines einzigen<br />

Dokuments kombinieren. Öffnen <strong>Sie</strong><br />

dafür zugleich alle Dateien, wählen <strong>Sie</strong><br />

auf einer Datei „Auswahl>Alles<br />

auswählen“ und dann<br />

„Bearbeiten>Kopieren“, um den<br />

Bildbereich zu kopieren. Markieren <strong>Sie</strong><br />

nun eine andere Datei und wählen <strong>Sie</strong><br />

„Bearbeiten>Einfügen“, um das<br />

kopierte Bild an gleicher Position auf<br />

einer neuen Ebene der Datei<br />

einzufügen. Wiederholen <strong>Sie</strong> diesen<br />

Vorgang für alle Einzelbilder.<br />

Schritt 2 Blenden <strong>Sie</strong> die oberste<br />

Ebene vorübergehend aus, indem <strong>Sie</strong><br />

auf das Augen-Symbol klicken, und<br />

klicken <strong>Sie</strong> dann auf die Ebene<br />

darunter, um diese zu aktivieren.<br />

Wählen <strong>Sie</strong> nun das<br />

Radiergummi-Werkzeug aus, stellen<br />

<strong>Sie</strong> Durchmesser und Härte nach<br />

Belieben ein und beginnen <strong>Sie</strong> einen<br />

Teil des Bildes zu entfernen, damit<br />

das gewünschte Detail aus der Ebene<br />

darunter sichtbar wird.<br />

Schritt 3 Blenden <strong>Sie</strong> abschließend<br />

durch Klicken auf das Augensymbol<br />

die oberste Ebene wieder ein, klicken<br />

<strong>Sie</strong> zur Aktivierung darauf und<br />

wiederholen <strong>Sie</strong> das<br />

Radiergummi-Verfahren. Denken <strong>Sie</strong><br />

daran, diesmal einen größeren<br />

Bereich zu löschen, damit die Details<br />

aus den Ebenen direkt darunter als<br />

auch aus der Hintergrundebene<br />

sichtbar werden.<br />

FERTIGES BILD: Eine einfache,<br />

aber wirkungsvolle<br />

Mehrfachbelichtung. Der Anzahl<br />

<strong>Ihre</strong>r Einzelaufnahmen sind keine<br />

Grenzen gesetzt – fangen <strong>Sie</strong> also<br />

gleich an zu experimentieren!<br />

132 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

PROFI-TIPPS<br />

KANN IHRE <strong>DSLR</strong> DAS AUCH?<br />

Prüfen <strong>Sie</strong> in unserer Liste, ob <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> über<br />

eine Mehrfachbelichtungs-Funktion verfügt ...<br />

Nikon: D3, D3x, D90, D80, D300, D300s,<br />

D700; Olympus: E-620, E-30; Pentax: K-7,<br />

K10D, K20D<br />

FERTIGES BILD<br />

Die beiden Bilder verschmelzen<br />

in der Kamera automatisch zu<br />

einem gespenstischen Porträt.<br />

Vor dem dunkleren Hintergrund<br />

des Baums bin ich deutlich<br />

besser zu erkennen.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 133


Leitfaden für Anfänger<br />

KREATIVE EFFEKTE MIT IHRER <strong>DSLR</strong><br />

Blitzen <strong>Sie</strong> doch mal in Farbe<br />

Daniel Lezano hat für <strong>Sie</strong> entdeckt, wie ein Farbgelfilter auf <strong>Ihre</strong>m Blitzgerät die visuelle<br />

Wirkung <strong>Ihre</strong>r Bilder verändern und eine Szene stimmungsvoll beleuchten kann.<br />

IHR SYSTEMBLITZGERÄT ist ein Wunder der<br />

modernen Technik: Es liefert nicht nur in den meisten<br />

Fällen die richtige Lichtmenge, um Ihr Motiv perfekt<br />

ins Bild zu setzen, sondern bietet oftmals ungeahnte<br />

Möglichkeiten für <strong>Ihre</strong> Kreativität. <strong>Sie</strong> haben die Wahl<br />

zwischen Blitzmodi, Optionen wie<br />

Drahtlosübertragung oder manuelle<br />

Blitzlichtsteuerung mit Hilfe der<br />

Blitzkorrekturfunktion, und die meisten<br />

Blitzschuhgeräte können durch ihren Schwenkkopf<br />

das Blitzlicht von einer Wand oder Decke reflektieren<br />

lassen.<br />

Alle Blitzgeräte haben jedoch etwas gemeinsam: Ihr<br />

Licht ist neutral und farblos, damit die Farben eines<br />

Motivs realistisch wiedergegeben werden. Das ist bei<br />

Blitzgeräten eine Selbstverständlichkeit, denn<br />

niemand möchte einen starken Farbstich in seinem<br />

Blitzlicht. Oder vielleicht doch?<br />

Die folgende Blitztechnik dreht sich um das<br />

Manipulieren der Farben <strong>Ihre</strong>s Blitzlichts, mit dem<br />

Ziel, der aufgenommenen Szene eine starke und<br />

dominierende Farbwirkung zu verleihen. Und das ist<br />

gar nicht mal so schwierig.<br />

<strong>Ihre</strong>m Blitzgerät einen starken Farbstich zu geben ist<br />

tatsächlich der einfache Teil: <strong>Sie</strong> platzieren einfach ein<br />

durchsichtiges, farbiges Material über den Blitzkopf.<br />

(<strong>Sie</strong>he Kasten für eine Auswahl möglicher Farbgels.)<br />

Doch es gibt dabei noch mehr zu bedenken: Wenn <strong>Sie</strong><br />

das Blitzgerät direkt von der Kamera aus mit dem Gel<br />

einsetzen, wird Ihr Hauptmotiv erstens mit einem<br />

starken Farbstich beleuchtet. <strong>Sie</strong> sollten stattdessen<br />

zur Ausleuchtung <strong>Ihre</strong>s Hauptmotivs das integrierte<br />

Blitzlicht der digitalen Spiegelreflexkamera<br />

verwenden; das externe Blitzgerät richten <strong>Sie</strong> nur auf<br />

den Szenenhintergrund. So erhält Ihr Motiv eine<br />

normale, "neutrale" Beleuchtung, während der<br />

Hintergrund einen starken Farbeffekt erhält.<br />

Außerdem muss <strong>Ihre</strong> digitale Spiegelreflexkamera das<br />

Blitzgerät drahtlos auslösen. <strong>Sie</strong> werden feststellen,<br />

dass viele Geräte drahtloses Blitzen unterstützen –<br />

leider erfordert diese Funktion jedoch bei den meisten<br />

Canon EOS-Modellen optionales Zubehör.<br />

Es ist aber ein einfacher und oft von Profis genutzter<br />

Effekt, der durchaus einen Eigenversuch wert ist.<br />

Blitz-Gels<br />

Obgleich alles, von<br />

buntem Bonbonpapier<br />

bis zu Plastikfolien als<br />

Farbgel-Ersatz herhalten en<br />

mag, sind <strong>Sie</strong> besser<br />

beraten, in ein Blitz-<br />

Gel-Set zu investieren.<br />

Ihr Fotohändler<br />

sollte einige für <strong>Sie</strong><br />

bestellen können;<br />

wir empfehlen<br />

Ihnen aber das Lumiquest uest<br />

FXtra Gel System (ca. 21 ¤ bei NewPro)<br />

und das Honl Photo Filter Kit (ca. 29 ¤ bei<br />

Flaghead Photography). Jedes Set enthält eine<br />

Auswahl von Farben und Klettverschlüssen zur<br />

einfachen Befestigung an <strong>Ihre</strong>m Blitzkopf. Falls<br />

<strong>Sie</strong> ein Sortiment Bonbonpapier im Schrank<br />

haben, können <strong>Sie</strong> natürlich auch versuchen,<br />

diese mittels Gummiband zu befestigen. Das<br />

mag sogar funktionieren, ist aber kein Ersatz<br />

für professionelle Gels, wenn es auf Qualität<br />

ankommt.<br />

Schritt 1 Eine Aufnahme mit Standardblitz vermittelt Ihnen<br />

zunächst einen Eindruck der Originalszene. Das<br />

kamerainterne Blitzgerät hat unser Motiv zwar ausreichend<br />

belichtet, erzeugt jedoch ein eher flaues Gesamtbild mit einem<br />

schweren Schatten auf der Wand im Hintergrund.<br />

Schritt 2 Um die Sache etwas zu erhellen, nehmen wir<br />

dieselbe Szene erneut auf, diesmal aber mit einem zusätzlichen<br />

externen Blitzgerät. Wir haben ein Farbgel ausgesucht und es<br />

am separaten Blitzgerät befestigt, welches auf den Hintergrund<br />

gerichtet und drahtlos ausgelöst wird. Detaillierte Anleitungen<br />

zu diesem Verfahren finden <strong>Sie</strong> in <strong>Ihre</strong>m Kit.<br />

Schritt 3 Die zweite Aufnahme brachte das gewünschte<br />

Resultat und war leicht umzusetzen, da die Belichtung<br />

automatisch durch die Kamera und das Blitzgerät gesteuert<br />

wurde. Für diese letzte Aufnahme zogen wir das Blitzgerät<br />

neben das Motiv und neigten es zurück, um sowohl die<br />

Motivoberflächen als auch den Hintergrund farbig<br />

auszuleuchten.<br />

134 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


EIN SCHUSS VON ROT<br />

Der professionelle Porträt- und<br />

Hochzeitsfotograf Brett<br />

Harkness verwendet Farbgels<br />

regelmäßig, um Szenen farbig<br />

auszuleuchten. Ein hinter der<br />

Braut platziertes Blitzlicht mit<br />

rotem Gel beseitigt die<br />

Schatten und der Hintergrund<br />

wird visuell effektvoll betont.<br />

FOTO: BRETT HARKNESS


Leitfaden für Anfänger<br />

MIT DER <strong>DSLR</strong><br />

UMGEHEN<br />

LERNEN!<br />

EINMALEINS DER<br />

KOMPOSITION<br />

Die Lichtqualität mag zwar wichtig sein, und ein interessantes Motiv ist auch entscheidend, aber die Art und<br />

Weise, wie ein Bild aufgebaut ist, ist für den Erfolg oder Misserfolg ausschlaggebender als alles andere.<br />

FÜR ANFÄNGER IST die Komposition eines Bildes oft der am schwersten<br />

nachvollziehbare Aspekt beim <strong>Fotografie</strong>ren. Dies liegt in erster Linie daran,<br />

dass Komposition ein kreativer Prozess ist, der darauf basiert, wie wir<br />

individuelldie Welt sehen. Es handelt sich dabei nicht um ein technisches<br />

Problem, wie die Auswahl der richtigen Belichtung oder des besten Filters.<br />

Hier gibt es kein „Richtig“ oder „Falsch“ – allerdings sehr wohl einen<br />

„Erfolg“ oder „Misserfolg“ –, weil Komposition die Grundlage ist, auf der<br />

alles andere basiert, und zwar unabhängig vom Motiv, das <strong>Sie</strong><br />

fotografieren.<br />

Tatsächlich die Komposition gar kein schwer verständliches Konzept. <strong>Sie</strong><br />

ordnen lediglich die Elemente einer Szene so im Sucher <strong>Ihre</strong>r Kamera an,<br />

dass sie ein optisch angenehmes Ganzes ergeben.<br />

Eine erfolgreiche Komposition ist ausgewogen und optisch ansprechend.<br />

<strong>Sie</strong> führt das Auge des Betrachters im Bild herum, damit es alle wichtigen<br />

Elemente mühelos aufnehmen kann. Eine unaufgeräumte Komposition hat<br />

die gegenteilige Wirkung. <strong>Sie</strong> bietet dem Auge keinen Halt, sodass sich der<br />

Betrachter fragt, wo er zuerst hinschauen soll. Und, was noch schlimmer<br />

ist, sie kann die Aufmerksamkeit des Betrachters nicht binden. In diesem<br />

Leitfaden für Anfänger wird Ihnen gezeigt, wie <strong>Sie</strong> die Komposition jedes<br />

Mal wieder erfolgreich gestalten, und zwar nicht nur, indem <strong>Sie</strong> die Regeln<br />

beachten, sondern auch, indem <strong>Sie</strong> sie brechen. Befolgen <strong>Sie</strong> den Rat<br />

unserer Experten, und <strong>Ihre</strong> Bilder werden besser denn je.


Leitfaden für Anfänger<br />

KOMPOSITION<br />

Die Grundlagen der Komposition<br />

JEDESMAL WENN WIR UNS EINE KAMERA vor das Auge halten, um ein Foto zu machen,<br />

nehmen wir eine „Komposition“ vor. Viele Fotografen machen jedoch den Fehler, nicht zu<br />

überlegen, ob das, was sie im Sucher sehen, auch wirklich interessant ist, bevor sie auf den<br />

Auslöser drücken.<br />

Maler sind Fotografen gegenüber klar im Vorteil, weil sie mit einer leeren Leinwand anfangen,<br />

die sie dann allmählich füllen. <strong>Sie</strong> können also Dinge ein wenig verschieben, bislang nicht<br />

vorhandene Dinge hinzufügen oder Elemente weglassen, die die Komposition zerstören und<br />

vom Hauptgeschehen ablenken. Unsere Leinwand ist bereits gefüllt, sodass wir uns<br />

entscheiden müssen, welchen Teil einer Szene oder eines Motivs wir erfassen möchten. Um<br />

dies erfolgreich umzusetzen, gibt es verschiedene Hilfsmittel und Tricks. Die so genannte<br />

Drittelregel ist ein klassisches und wirkungsvolles Kompositionswerkzeug. Natürliche oder<br />

künstliche Linien können dazu verwendet werden, das Auge in einem Bild herum zu führen.<br />

Interessante Objekte im Vordergrund verleihen dem Bild eine Tiefe und ein Größenverhältnis.<br />

Farbe hat eine große Aussagekraft und kann bestimmte Elemente hervorheben, sodass sie die<br />

Komposition dominieren oder die allgemeine Stimmung des Bildes beeinflussen.<br />

Mit der Wahl des Objektivs können wir genau kontrollieren, was im Bild erscheint und auch wie<br />

die Perspektive aufgenommen wird, während mit dem Standpunkt die Beziehung zwischen<br />

den Elementen in einer Szene verändert wird. Letztendlich sind jedoch <strong>Ihre</strong> Augen die<br />

wichtigsten Werkzeuge, die Ihnen zur Verfügung stehen. Und <strong>Ihre</strong> Kompositionsfertigkeiten<br />

werden sich nur verbessern, indem <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Augen einsetzen und darüber nachdenken, was <strong>Sie</strong><br />

tun. Um dies zu belegen, haben wir drei regelmäßige Mitarbeiter gebeten, uns anhand ihrer<br />

Lieblingsmotive zu zeigen, wie dies funktioniert.<br />

1) Drittelregel<br />

Die Drittelregel ist die gängigste „Regel“ beim <strong>Fotografie</strong>ren. <strong>Sie</strong> wurde zuerst von<br />

Künstlern zum Malen von Landschaften erdacht. <strong>Sie</strong> basiert auf der Vorstellung, den<br />

Bildbereich in Drittel einzuteilen und die gewünschten Blickpunkte an der<br />

Schnittstelle dieser Drittel zu platzieren, um eine ausgewogene Komposition zu<br />

erhalten. Ein Fotograf kann dies tun, indem er den Sucher einfach in ein imaginäres<br />

Gitter mit zwei horizontalen und zwei vertikalen Linien einteilt. Verwenden <strong>Sie</strong> die<br />

horizontalen Linien zur Positionierung des Horizonts, die untere Linie zum Betonen<br />

des Vordergrunds und die obere Linie zum Betonen des Himmels. Verwenden <strong>Sie</strong> die<br />

vertikalen Linien zur Positionierung von Elementen, wie Gebäuden, Bäumen oder<br />

eines Menschen. Die vier Schnittpunkte schließlich eignen sich als ideal zum<br />

Platzieren der Hauptblickpunkte.<br />

BJORN THOMASSEN ADAM BURTON<br />

2) Hinführungslinien<br />

Hinführungslinien können aus einer guten Landschaftsaufnahme eine tolle<br />

Landschaftsaufnahme machen, weil sie einen natürlichen Einstieg in die<br />

Komposition bieten und das Auge des Betrachters in die Szene hinein führen. Dabei<br />

kann es sich um Flüsse, Bäche, Mauern und Hecken in Landschaften oder Arme und<br />

Beine bei der Aufnahme von Menschen handeln – jede Linie, die in und durch das<br />

Bild führt, eignet sich hierfür. Wenn die Linien eine diagonale Richtung haben, sollten<br />

sie idealerweise von links unten nach rechts oben verlaufen, wo <strong>Sie</strong> entsprechend der<br />

Drittelregel hoffentlich <strong>Ihre</strong>n Blickpunkt platziert haben. Zusammenlaufende Linien<br />

sind noch wirkungsvoller, da sie das Auge nicht nur in und durch die Szene führen,<br />

sondern dem Bild auch noch ein Gefühl von Entfernung und Tiefe vermitteln, sodass<br />

die Komposition dreidimensional wirkt.<br />

HELEN DIXON<br />

HELEN DIXON<br />

3) Interessanter Vordergrund<br />

Wenn <strong>Sie</strong> einen Gegenstand in den Vordergrund einer Komposition setzen, schaffen <strong>Sie</strong><br />

damit Tiefe und ein Größenverhältnis. Dies ist am einfachsten und wirkungsvollsten,<br />

wenn <strong>Sie</strong> ein Weitwinkelobjektiv verwenden, da <strong>Sie</strong> damit Elemente aufnehmen<br />

können, die buchstäblich zu <strong>Ihre</strong>n Füßen liegen. Diese Objektive scheinen auch die<br />

Perspektive zu überzeichnen, sodass Motive, die näher an der Kamera sind, viel größer<br />

sind als die weiter entfernten Gegenstände. Die Illusion erzeugt Tiefe, weil Ihr Gehirn<br />

weiß, dass die weiter entfernten Gegenstände normalerweise größer sind, und daher<br />

davon ausgeht, dass sie weiter weg sind. Eine Landschaft ist voller Gegenstände, die das<br />

Potenzial für einen interessanten Vordergrund haben, wie Felsen, Treibholz und Blumen.<br />

Verwenden <strong>Sie</strong> eine kleine Blende (f/16 oder f/22), um die Tiefenschärfe zu maximieren.<br />

Denn wenn nicht alles in der Komposition von vorne nach hinten scharf ist, werden <strong>Ihre</strong><br />

Bemühungen vergeblich sein.<br />

4) Farbe<br />

Farbe lässt ein Bild nicht nur realistisch erscheinen, sie kann auch die Stimmung<br />

eines Fotos beeinflussen. Warme Farben wie Gelb und Orange wirken wohltuend und<br />

beruhigend, während Grün erfrischend ist und Blau kalt und feindselig sein kann.<br />

Gegensätzliche Farben wie Blau und Gelb oder Rot und Grün machen die<br />

Komposition auffälliger, während sich ergänzende Farben wie Rot und Gelb weicher<br />

und stimmungsvoller sind. Warme Farben sollen vorrücken, sodass sie in einem Foto<br />

gut in den Vordergrund passen, während kühle Farben (Grün und Blau)<br />

zurückweichen und sich deshalb besser für den Hintergrund eignen. Rot ist<br />

schließlich die kräftigste Farbe überhaupt und dominiert eine Komposition, auch<br />

wenn es im Bild nur kleine rote Bereiche gibt.<br />

138 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

FOTO: BJORN THOMASSEN<br />

5) Objektive<br />

Als erstes müssen <strong>Sie</strong> bei der Komposition eines Fotos entscheiden,<br />

wie viel oder wie wenig einer Szene bzw. eines Motivs <strong>Sie</strong> in das Bild<br />

aufnehmen möchten. Und dies wird in erster Linie vom verwendeten<br />

Objektiv bestimmt. Weitwinkelobjektive haben naturgemäß einen<br />

großzügigen Blickwinkel und können mehr erfassen als unsere Augen<br />

sehen können. Teleobjektive hingegen vergrößern die Szene, sodass<br />

<strong>Sie</strong> wählerischer sein können, wenn es darum geht, was <strong>Sie</strong> in die<br />

Komposition aufnehmen möchten. Zoomobjektive, die Weitwinkelund<br />

Teleobjektiveinstellungen umfassen, sind ideal, weil <strong>Sie</strong> sehr<br />

genau kontrollieren können, was <strong>Sie</strong> aufnehmen und nicht aufnehmen<br />

möchten. Aber Objektive können noch mehr – sie ermöglichen Ihnen<br />

auch den Einsatz von Perspektive und Größenverhältnissen.<br />

Weitwinkelobjektive scheinen die Perspektive zu strecken, sodass die<br />

Elemente in einer Szene weiter voneinander entfernt erscheinen. Das<br />

ist gut für die Betonung von Linien und interessanten Objekten im<br />

Vordergrund. Teleobjektive dagegen scheinen die Perspektive zu<br />

komprimieren, sodass die Elemente in einer Szene näher aneinander<br />

wirken als sie wirklich sind. Damit können <strong>Sie</strong> dramatische Bilder<br />

schaffen. Weitwinkelobjektive sorgen schließlich noch für eine große<br />

Tiefenschärfe, vor allem in Verbindung mit kleinen Blendenöffnungen,<br />

sodass <strong>Sie</strong> eine Schärfe von vorne nach hinten erzielen können.<br />

Teleobjektive hingegen verringern die Tiefenschärfe, sodass <strong>Sie</strong> den<br />

Hintergrund und/oder Vordergrund unscharf darstellen und bestimmte<br />

Teile des Bildes auf diese Weise hervorheben können – bei<br />

Porträtaufnahmen zum Beispiel eine Person.<br />

Arbeiten mit Live-View und Suchergitterlinien<br />

Wenn <strong>Ihre</strong> <strong>DSLR</strong> mit der Live-View-Funktion ausgestattet ist, können <strong>Sie</strong> damit die Komposition eines Bildes<br />

wesentlich wirkungsvoller als über den Sucher überprüfen, bevor <strong>Sie</strong> die Aufnahme machen. Dies liegt daran,<br />

dass <strong>Sie</strong> sich durch die Verwendung des LCD-Monitors hinten von der Szene lösen und eine objektivere<br />

Beurteilung vornehmen können. Bei einigen Suchern können Gitterlinien am Bildschirm eingeblendet werden,<br />

mit deren Hilfe <strong>Sie</strong> den Rahmen einteilen und die wichtigen Elemente positionieren können – ähnlich wie bei<br />

der Drittelregel.<br />

Bei einigen <strong>DSLR</strong>s können im Sucher oder auf<br />

dem LCD-Bildschirm mittels einer speziellen<br />

Funktion Gitterlinien eingeblendet werden.<br />

Live-View ist eine andere Hilfsfunktion, die <strong>Sie</strong><br />

für eine genaue Komposition verwenden<br />

können.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 139


Leitfaden für Anfänger<br />

KOMPOSITION: LANDSCHAFTEN<br />

So entstehen perfekte Landschaftsbilder<br />

BEIM FOTOGRAFIEREN EINES LANDSCHAFTSMOTIVS begehen viele Fotografen einen kapitalen Fehler<br />

und zwar meist dann, wenn sie zum ersten Mal einen Ort besuchen: <strong>Sie</strong> nehmen das erstbeste Motiv ins<br />

Visier und fotografieren. Diese Aufnahmen werden jedoch nur selten wirklich gut. Wenn <strong>Ihre</strong> Bilder<br />

wirklich gelingen sollen, dann wandern <strong>Sie</strong> ruhig eine Weile umher, um das Motiv aus unterschiedlichen<br />

Winkeln zu betrachten.<br />

Wenn es in der Landschaft ein eindeutiges Hauptmotiv gibt, dann können sie es mithilfe der Drittelregel<br />

positionieren und erreichen so eine harmonische Bildkomposition, die auch angenehm zu betrachten ist.<br />

Um den Blick des Betrachters in und durch das Bild zu führen, können <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Aufnahme mit so<br />

genannten Führungslinien gestalten, das sind z.B. Linien in der Landschaft wie Bäche und Flüsse oder<br />

auch Wege, Mauern und Zäune.<br />

Ein Blickfang im Vordergrund verleiht <strong>Ihre</strong>n Landschaftsfotos Tiefe und Raum. Ihr fertiges Bild sollte die<br />

Atmosphäre des Ortes einfangen und dem Betrachter den Eindruck geben, als könne er in das Bild<br />

hineinlaufen.<br />

Nehmen <strong>Sie</strong> die Landschaft auch aus verschiedenen Winkeln und von unterschiedlichen Standorten in<br />

Augenschein. Die Bildgestaltung <strong>Ihre</strong>s Motivs gewinnt schon allein dadurch, dass <strong>Sie</strong> die Kamera näher<br />

zum Boden bringen, indem <strong>Sie</strong> sich hinknien. Auch wenn <strong>Sie</strong> sich auf eine Mauer stellen und somit die<br />

Position der Kamera erhöhen, erhalten <strong>Sie</strong> einen genaueren Blick für die Weite der Landschaft. Übung<br />

macht den Meister und mit der Zeit werden <strong>Sie</strong> in der Lage sein, <strong>Ihre</strong> Bilder ganz intuitiv zu gestalten.<br />

Vorbereitung Sind <strong>Sie</strong> zum ersten Mal vor Ort: verschaffen <strong>Sie</strong> sich<br />

zunächst einen Überblick über mögliche Motive und nehmen <strong>Sie</strong> markante<br />

Orientierungspunkte zur Kenntnis. Stellen sie <strong>Ihre</strong> Kamera auf ein Stativ, da es<br />

die Feineinstellung der Komposition erleichtert. Zudem können <strong>Sie</strong> dann eine<br />

kleine Blende nutzen (in der Regel f/11, f16 oder f/22) um die Schärfentiefe zu<br />

maximieren und Verwacklern bei langen Verschlusszeiten vorzubeugen.<br />

Schritt 1 Nutzen <strong>Sie</strong> für eine harmonische Bildkomposition<br />

die Drittelregel. Stellen <strong>Sie</strong> sich im Sucher ein Gitternetz mit<br />

zwei horizontalen und zwei vertikalen Linien vor und<br />

positionieren <strong>Sie</strong> Ihr Hauptmotiv dort, wo sich die Linien<br />

kreuzen. (Bei manchen <strong>DSLR</strong>-Kameras lässt sich ein<br />

Gitternetz einblenden).<br />

Schritt 2 Durch ein Vordergrundmotiv entsteht ein Gefühl<br />

von Raum und Tiefe und das Bild wirkt nicht zwei-, sondern<br />

dreidimensional. Nutzen <strong>Sie</strong> ein Weitwinkelobjektiv und<br />

heben <strong>Sie</strong> besondere Erscheinungen im Vordergrund wie<br />

diese Steine hervor, indem <strong>Sie</strong> sie schön nah heranzoomen.<br />

Schritt 3 Besonderheiten natürlicher oder künstlicher Art<br />

können zum Einrahmen eines Motivs dienen und lenken den<br />

Blick des Betrachters zum Hauptmotiv. Hier im Bild formen<br />

die Pfeiler der Seebrücke, die bei Ebbe sichtbar werden,<br />

einen perfekten Rahmen für die Burg in der Ferne.<br />

Schritt 4 Ein sehr wirkungsvolles Mittel der Bildgestaltung<br />

sind Führungslinien, da der Betrachter automatisch diesen<br />

Linien folgt. Dieser Zaun bietet einen überzeugenden<br />

Bildeinstieg und führt das Auge dann durch die Landschaft,<br />

hinauf zur Burg. Das Hochformat verstärkt die Wirkung noch.<br />

Schritt 5 Wechseln <strong>Sie</strong>, sobald <strong>Sie</strong> einige Bilder im Kasten<br />

haben, ruhig auch mal den Standort und sehen sich nach<br />

möglichen Motiven um. <strong>Sie</strong> müssen sie nicht unbedingt aus der<br />

Nähe fotografieren. Schaffen <strong>Sie</strong> ruhig eine Distanz zu <strong>Ihre</strong>m<br />

Hauptmotiv und <strong>Sie</strong> erhalten eine Fülle an Möglichkeiten.<br />

PROFI-TIPPS<br />

NUTZEN SIE DAS KAMERADISPLAY<br />

Die Grossen, hellen LC-Displays auf der<br />

Rückseite der modernsten <strong>DSLR</strong>-Kamera<br />

eignen sich hirvorragend zur Beurteilung der<br />

Bildkomposition. <strong>Sie</strong> können Ihr Bild losgelöst<br />

von der echten Landschaft begutachten, Was<br />

mehr Objectivität zulässt.<br />

Was<br />

140 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Ein Bild zum Abschluss<br />

Ein verrosteter Eisenring am Landesteg<br />

war mein ungewöhnlichstes Motiv. Die<br />

Kamera stand dicht über dem Boden<br />

und ich stellte die kleinste Brennweite<br />

(17mm) meines Weitwinkelobjektivs<br />

(17-40mm) ein, um die Perspektive zu<br />

übertreiben. Mit einer Blendenöffnung<br />

von f/22 maximierte ich die<br />

Schärfentiefe, damit auch Objekte im<br />

Vorder- und Hintergrund scharf<br />

abgebildet werden.


Leitfaden für Anfänger<br />

KOMPOSITION: LANDSCHAFTEN<br />

Herausragende Landschaftsaufnahmen<br />

DIE DRITTELREGEL und andere Kompositionshilfsmittel können zwar eingesetzt werden,<br />

um interessante Landschaftsbilder zu machen, müssen aber nicht bei jeder Aufnahme<br />

angewendet werden. Im Gegenteil: Durch das Nichteinhalten dieser so genannten<br />

„Regeln“ können häufig auffälligere Bilder entstehen als durch deren Einhaltung. Oft sind<br />

die daraus resultierenden Aufnahmen unkonventioneller und in vielen Fällen optisch<br />

ansprechender, sodass sie die Aufmerksamkeit des Betrachters länger fesseln.<br />

<strong>Sie</strong> müssen bei der Komposition immer daran denken, dass es sich dabei um einen<br />

intuitiven, instinktiven Prozess handeln sollte, der auf <strong>Ihre</strong>m eigenen, einzigartigen<br />

Blickwinkel und der aufzunehmenden Landschaft basiert. Es gibt kein „Richtig“ oder<br />

„Falsch“ – nur eine endlose Anzahl von Möglichkeiten. Wenn <strong>Sie</strong> darüber nachdenken,<br />

was <strong>Sie</strong> möglicherweise falsch machen, und versuchen, sich an die Konventionen zu<br />

halten, wird dieser Blickwinkel eingeschränkt, und die Aufnahmen, die <strong>Sie</strong> machen,<br />

unterscheiden sich nicht von den Bildern anderer Fotografen.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> die „Kompositionsregeln“ also einmal gelernt haben und in <strong>Ihre</strong>r Arbeit<br />

anwenden können, richten <strong>Sie</strong> sich darauf ein, sie gelegentlich zu brechen, und warten <strong>Sie</strong><br />

ab, was dann passiert. Möglicherweise werden <strong>Sie</strong> angenehm überrascht sein!<br />

Schritt 1 Die vielleicht klassischste „Kompositionsregel“, die förmlich danach schreit, gebrochen zu werden, lautet:<br />

„Platzieren <strong>Sie</strong> das Hauptmotiv niemals in der Mitte des Bildes.“ Dies wird empfohlen, weil die daraus resultierende Komposition<br />

statisch erscheint und keine Aussagekraft besitzt. Was die Landschaftsfotografie betrifft, kann dies aber eine besonders positive<br />

Wirkung haben.<br />

Schritt 2 Uns wird immer gesagt, darauf zu achten, dass<br />

keine Menschen im Bild sind. In einigen Situationen lohnt es<br />

sich jedoch, ein oder zwei Menschen in das Bild<br />

aufzunehmen, da sie dem Betrachter einen Sinn für<br />

Größenverhältnisse bieten.<br />

Niemand in der Nähe? Dann stellen <strong>Sie</strong> den Selbstauslöser an<br />

der Kamera ein, gehen <strong>Sie</strong> in die Landschaft, und nehmen <strong>Sie</strong><br />

sich selber auf. Wenn <strong>Sie</strong> richtig herausstechen möchten,<br />

tragen <strong>Sie</strong> eine rote Jacke.<br />

142 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


PROFI-TIPPS<br />

SEIEN SIE EIN QUERDENKER<br />

Damit <strong>Sie</strong> wissen, wann <strong>Sie</strong> die<br />

Kompositionsregeln brechen sollen, stellen <strong>Sie</strong><br />

sich die Szene als eine Aneinanderreihung von<br />

Formen und Farben vor. Damit lösen <strong>Sie</strong> sich<br />

vom Bild und können <strong>Ihre</strong>r Fantasie freien<br />

Lauf lassen.<br />

Letzter Schritt<br />

Bei der erfolgreichsten Aufnahme, die von<br />

diesem Ort gemacht wurde, werden zwei<br />

goldene Kompositionsregeln gebrochen – den<br />

Horizont in der Mitte des Bildes und den<br />

Hauptblickpunkt genau mittig zu platzieren.<br />

Aber wenn <strong>Sie</strong> eine Szene finden, die sich im<br />

Wasser widerspiegelt, ist diese Methode<br />

normalerweise am wirkungsvollsten – sie sorgt<br />

für eine ausgewogene, ruhige Komposition, die<br />

eine regelrechte Augenweide ist.<br />

Schritt 3 Landschaften müssen nicht immer eine<br />

klassische Komposition aufweisen. Mit einer einfacheren,<br />

abstrakteren Herangehensweise können <strong>Sie</strong> oft auffallende<br />

Bilder machen. In diesem Fall wurde die Kamera nach oben<br />

geneigt, um jegliche Spuren eines Vordergrundes zu<br />

entfernen und den Berg im Hintergrund vor dem Himmel zu<br />

fotografieren.<br />

Schritt 4 Landschaftsfotografen verwenden<br />

normalerweise kleine Blenden, wie f/16 oder f/22, um die<br />

Tiefenschärfe zu maximieren und sicher zu sein, dass die<br />

gesamte Landschaft gestochen scharf wird. Aber das muss<br />

nicht sein. Manchmal kann es genauso wirkungsvoll sein, die<br />

größte Blende einzustellen und mit minimaler Tiefenschärfe<br />

herumzuexperimentieren.<br />

Schritt 5 Die Hauptszene zu verdecken ist in der Regel ein<br />

absolutes Tabu, was Komposition betrifft. Aber bei der<br />

richtigen Landschaft kann diese Technik, wenn sie bewusst<br />

eingesetzt wird, eine durchaus gute Wirkung zeigen. Hier<br />

wird das Bild halbiert, indem der Laternenmast in der Mitte<br />

der Komposition platziert wird, sodass er den Blick auf den<br />

Hügel versperrt. Aber es funktioniert, weil der Betrachter<br />

unbedingt noch einmal hinschauen muss.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 143


Leitfaden für Anfänger<br />

KOMPOSITION: PORTRÄTS<br />

‘Regeln’ in der Praxis<br />

Praktisch jeder, der eine Kamera besitzt, fotografiert auch Menschen, seien es Freunde,<br />

Mitglieder der Familie oder professionelle Modelle. Doch oft wird einfach drauflos<br />

geknipst, und am Ende erhält man ...naja, eben nur einen Schnappschuss! Dabei kann<br />

ein wenig Vorausplanung die Komposition <strong>Ihre</strong>r Porträts auch langfristig verbessern – und<br />

sogar die Persönlichkeit des Modells besser zur Geltung bringen.<br />

Die Grundregeln der Komposition gelten für die Porträtfotografie ebenso wie für alle<br />

anderen Aufnahmesituationen: Die Drittel-Regel, das Ausfüllen des Bildfelds sowie die<br />

Planung von Szene und Hintergrund sind Faktoren, die entscheidend zur Verbesserung<br />

von Porträtaufnahmen beitragen. Bei richtiger und kreativer Anwendung helfen Ihnen<br />

diese Richtlinien dabei, <strong>Ihre</strong> Schnappschüsse in wirkungsvolle Bilder zu verwandeln, die<br />

man mit Freude betrachtet. In den folgenden Schritten zeigen wir, welchen Unterschied<br />

die Anwendung von Regeln für <strong>Ihre</strong> Bilder ausmachen kann.<br />

Aufbau<br />

Schritt 1 Diese erste<br />

Aufnahme ist ein Beispiel<br />

dafür, was man nicht tun<br />

sollte. Ohne Rücksicht auf<br />

jegliche<br />

“Kompositionsregeln” ist<br />

dies vielleicht ein hübscher<br />

Schnappschuss; jedoch<br />

liegt das wichtigste<br />

Bildelement (die Augen)<br />

nicht auf einer Drittellinie<br />

und die Komposition wirkt<br />

ziemlich unbeholfen.<br />

Zudem lenkt das Gebäude<br />

im Hintergrund das Auge<br />

des Betrachters ab, und die<br />

aus dem Kopf des Modells<br />

ragenden grünen Bäume<br />

sehen auch nicht gut aus.<br />

Für den Anfänger ist die<br />

Beachtung des<br />

Bildhintergrunds tatsächlich<br />

am einfachsten, um die<br />

Komposition seiner Porträts<br />

schnell zu verbessern.<br />

Links: Schritt 2 Alle Fans von Rocky Horror<br />

kennen den Satz: “It’s just a jump to the left!” In<br />

meiner nächsten Aufnahme bat ich also mein<br />

Modell, nur einen Schritt nach links zu tun – und der<br />

viel schlichtere Hintergrund dort hat die<br />

Bildkomposition sofort verbessert.<br />

Im Vergleich zum ersten Bild erkennen <strong>Sie</strong> sofort die<br />

Verbesserung der Gesamtaufnahme: Texturen und<br />

Farbtöne sind einfacher, sodass der Betrachter sich<br />

auf das Gesicht des Modells konzentrieren kann.<br />

Oben: Schritt 3 Die Position der Augen im Bild<br />

beeinflusst die Komposition: Allgemein<br />

funktionieren Porträts am besten, wenn sich die<br />

Augen im oberen Drittel des Bildes befinden, sodass<br />

der Betrachter von oben nach unten geführt wird.<br />

Mit diesem Ziel ging ich deshalb näher heran und<br />

verwendete eine 70mm-Einstellung, anstelle der<br />

50mm der vorherigen zwei Aufnahmen. Auf diese<br />

kurze Entfernung konnte ich das Bild besser mit<br />

dem Gesicht des Modells ausfüllen und zudem den<br />

Hintergrund verschwimmen lassen.<br />

144 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


PROFI-TIPPS<br />

ZUSAMMENGEFASST...<br />

Ob die Porträtfotografie noch neu für <strong>Sie</strong> ist, oder<br />

<strong>Sie</strong> nur <strong>Ihre</strong> Ergebnisse verbessern möchten,<br />

denken <strong>Sie</strong> vor Allem an die zwei<br />

Schlüsselelemente jeder Komposition: die<br />

Position der Augen im Bild und den Hintergrund nd<br />

Fertiges Bild Die Bildkomposition<br />

könnte auf verschiedene Weise noch weiter<br />

verbessert werden: Ein Nahporträt, in dem<br />

das Gesicht ganz das Bild ausfüllt, wirkt<br />

zugleich intimer. Also zoomte ich bis auf<br />

100mm heran, verschob dazu die<br />

Haupt-Bildelemente (Augen und<br />

Haarband) ins linke obere Drittel und<br />

fotografierte aus einem Winkel, um eine<br />

dynamischere Wirkung zu erzeugen. Die<br />

größere Blendenöffnung von f/6,3 ließ den<br />

Hintergrund vollständig verschwimmen<br />

und sorgte für ein erfreuliches Ergebnis.


Leitfaden für Anfänger<br />

KOMPOSITION: PORTRÄTS<br />

Regeln sind leicht zu brechen!<br />

KOMPOSITIONSREGELN AUF PORTRÄTS ANZUWENDEN – etwa die Augen im<br />

oberen Drittel zu platzieren sowie der Einsatz von Diagonalen und Einführungslinien<br />

– ist eine gute Möglichkeit zur Verbesserung <strong>Ihre</strong>r Porträtaufnahmen. Doch wie <strong>Sie</strong><br />

zweifellos beim Lernen entdecken werden, sind diese Regeln manchmal dazu da,<br />

gebrochen zu werden; gerade bei der Komposition von Porträts kann das Brechen<br />

dieser Regeln zu originellen Aufnahmen führen.<br />

Für diesen Anfänger-Leitfaden wählte ich daher eine etwas andere Form der<br />

Porträtaufnahme; dazu steckte ich mein 50mm-Festobjektiv zurück in die Tasche,<br />

um stattdessen mit einem 17mm-Weitwinkel zu arbeiten. Dieser Objektivtyp ist<br />

meist weniger vorteilhaft für Porträts, da er die Gesichtszüge des Modells verzerren<br />

kann; gute Komposition ist deshalb noch wichtiger als sonst! Natürlich müssen <strong>Sie</strong><br />

den Gestaltungselementen – Drittel-Regel, Hintergrund und Textur des Motivs usw.<br />

– besondere Aufmerksamkeit widmen, <strong>Sie</strong> sollten aber auch überlegen, wie man<br />

diese Regeln ein wenig verfremden kann, um ein originelleres Porträt zu erhalten.<br />

Set-up<br />

Schritt 1 Für meine erste<br />

Aufnahme setzte ich mein<br />

17mm-Objektiv auf eine<br />

<strong>DSLR</strong> mit Vollformatsensor<br />

und erhielt so ein extrem<br />

verzerrtes Bild des Motivs.<br />

Über die Positionierung der<br />

Augen dachte ich wenig<br />

nach, sodass sie etwas<br />

unkonventionell in der<br />

Bildmitte liegen, noch<br />

schenkte ich Hintergrund<br />

oder Umgebung weitere<br />

Beachtung. Außerdem<br />

wählte ich einen leicht<br />

abgeschrägten Winkel,<br />

sodass meine Komposition<br />

ziemlich komisch wirkt.<br />

Zwar funktionieren die<br />

Beine als gute<br />

Führungslinien, aber der<br />

Bruch mit den<br />

kompositorischen Regeln<br />

hat diesen Versuch eher<br />

verdorben. Das geht auf<br />

jeden Fall noch besser!<br />

Links: Schritt 2 Für die zweite Aufnahme<br />

behielt ich die 17mm Brennweite bei und bat mein<br />

Modell, sich umzudrehen und aus kurzer Entfernung<br />

in die Kamera zu schauen. Obwohl die Augen des<br />

Modells nicht auf einer Drittellinie liegen (was die<br />

Aufnahme vielleicht verbessert hätte), funktioniert<br />

der Ellenbogen als Führungslinie aus dem unteren<br />

linken Drittel besser als im vorherigen Bild.<br />

Normalerweise würde man in einem Porträt<br />

vermeiden, dass die Füße des Modells zu klein<br />

erscheinen; der Bruch mit dieser Regel sorgt jedoch<br />

für eine interessante Perspektive.<br />

Oben: Schritt 3 Mit dieser Aufnahme wurden<br />

die Regeln der Fokussierung auf den Kopf gestellt:<br />

Anstatt auf die Augen des Modells, konzentrierte ich<br />

mich auf die Blätter in ihrer Hand. Meine Blende von<br />

f/4 hat bewirkt, dass ihr Gesicht verwischt – was<br />

man bei einer Porträtaufnahme normalerweise nicht<br />

tun würde. Dieses Bild jedoch wird damit<br />

interessanter – und dank des größeren Winkels<br />

gelang es mir, die beiden Hauptmotive der Szene am<br />

oberen und unteren Bildrand zu platzieren.<br />

146 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


PROFI-TIPPS<br />

BIEGEN IST BESSER ALS BRECHEN!<br />

Die Abwandlung von Kompositionsregeln<br />

kann <strong>Ihre</strong> Porträts spürbar interessanter<br />

machen; verlieren <strong>Sie</strong> sie aber nicht ganz<br />

aus den Augen, sonst sinkt <strong>Ihre</strong><br />

Erfolgsquote!<br />

Fertiges Bild Diese Aufnahme ist<br />

praktisch eine Kombination aus den beiden<br />

anderen: Ich blieb bei meinem<br />

Weitwinkelobjektiv und machte die<br />

Aufnahme von oberhalb des Modells mit<br />

einer Blende von f/4. Eine Kopfhälfte ließ<br />

ich bewusst “außen vor” und neigte dazu<br />

ihren Hut, sodass nur noch eines der<br />

Augen zu sehen war. Außerdem sorgte ich<br />

für einen einfach strukturierten<br />

Hintergrund (ein Läufer aus dem Haus),<br />

der mehr verstärkt als ablenkt. Bei dieser<br />

Aufnahme funktioniert auch der schräge<br />

Winkel besser.


Leitfaden für Anfänger<br />

KOMPOSITION: NAHAUFNAHMEN<br />

Der Bildaufbau bei Nahaufnahmen<br />

KOMPOSITION IST DIE FÄHIGKEIT, die wichtigsten Elemente so im Sucher zu arrangieren,<br />

dass sie visuell attraktiv erscheinen. In der Realität sind die Unterschiede zwischen einem<br />

schlecht und einem gut aufgebauten Bild oft nur sehr subtil, aber wenn der Bildaufbau nicht<br />

stimmig ist, kann die Aussagekraft eines Bildes stark darunter leiden. Mit zunehmender<br />

Erfahrung werden <strong>Ihre</strong> kompositorischen Fähigkeiten immer natürlicher und intuitiver werden.<br />

Anfänger tun jedoch gut daran, bewusst an den Aufbau heranzugehen, um alles richtig zu<br />

machen.<br />

Egal, welches Motiv <strong>Sie</strong> fotografieren möchten – eine gute Bildkomposition ist wesentlich.<br />

Man könnte allerdings behaupten, dass sie bei Nahaufnahmen noch mehr an Wichtigkeit<br />

zunimmt. Der Grad der Vergrößerung macht jeden Fehler deutlich – auch die beim Bildaufbau<br />

– und die präzise Wahl des Bildausschnitts erlangt somit besondere Bedeutung. Alle<br />

grundsätzlichen Regeln der Bildkomposition finden auch bei Nahaufnahmen Anwendung. Die<br />

Drittelregel ist dabei die wichtigste. Stellen <strong>Sie</strong> sich einfach vor, das Bild sei durch ein<br />

Gitternetz von zwei horizontalen und zwei vertikalen Linien in neun gleich große Felder<br />

unterteilt. Wenn <strong>Sie</strong> nun versuchen, die hauptsächlichen Elemente <strong>Ihre</strong>s Motivs entlang dieser<br />

Linien oder deren Schnittpunkte anzuordnen, macht das einen gewaltigen Unterschied aus.<br />

Die Tiefenschärfe geht beim <strong>Fotografie</strong>ren mit einem hohen Wiedergabemaßstab nicht über<br />

ein paar Millimeter hinaus, was die Benutzung von Linien, die in das Bild hinein führen, bei<br />

Nahaufnahmen weniger gebräuchlich werden lässt. Die begrenzte Tiefenschärfe, die mit<br />

Nahaufnahmen einhergeht, ist jedoch nicht immer nur von Nachteil – sie kann sich im<br />

Gegenteil sogar als sinnvolles kompositionelles und kreatives Werkzeug erweisen. Wenn <strong>Sie</strong><br />

Nahaufnahmen machen, können <strong>Sie</strong> fast alles außer <strong>Ihre</strong>m Fokuspunkt weichzeichnen.<br />

Damit leiten <strong>Sie</strong> das Auge des Betrachters zu ihrem zentralen Fokuspunkt. <strong>Sie</strong> können Ihr<br />

Motiv aus seiner Umgebung heraus lösen und somit sehr aussagekräftige Bildkompositionen<br />

schaffen. Das beste Ergebnis wird dabei oft mit einer relativ großen Blende wie f/4 oder sogar<br />

f/2,8 erzielt. Wenn <strong>Sie</strong> jedoch eine solch geringe Tiefenschärfe verwenden, muss die<br />

Fokussierung akkurat sein. Die Benutzung eines Stativs ist hier hilfreich.<br />

Aufbau Einige digitale SLRs<br />

verfügen über ein Gitternetz, das<br />

man im Sucher über seinen<br />

Bildausschnitt legen kann. Dies ist<br />

eine große Hilfe beim Bildaufbau. Die<br />

Grundeinstellung wird meistens über<br />

eines der Menüs der Kamera<br />

angewählt. Für mehr Informationen,<br />

wie <strong>Sie</strong> zu dem entsprechenden<br />

Menüpunkt gelangen, schlagen <strong>Sie</strong><br />

bitte in der Bedienungsanleitung<br />

<strong>Ihre</strong>r Kamera nach.<br />

Schritt 1 Egal, wie Ihr Motiv aussieht; es ist wichtig, dass <strong>Sie</strong> sich Gedanken über den<br />

Bildaufbau machen. Als ich eine Libelle auf einem farbenfrohen Pflasterstein entdeckte,<br />

brachte ich ein 105mm Makroobjektiv an meiner Kamera an und entschied mich für einen<br />

Blickwinkel von oben nach unten. Die Libelle nahm den gesamten Sucher ein, aber mit dem<br />

Insekt in der Mitte des Bildausschnitts sieht das Bild recht langweilig und bewegungslos aus.<br />

Schritt 2 Ich wandte die Drittelregel an und veränderte meinen Bildaufbau dahingehend,<br />

dass die Libelle sich nun etwas links von der Bildmitte befand. Ich ging noch etwas weiter<br />

zurück, um mehr Platz um mein Motiv herum zu schaffen. Das Ergebnis sieht schon besser<br />

aus, aber dem Bild fehlt es immer noch an Bewegung, weil der Körper der Libelle parallel zum<br />

Rand des Bildausschnitts ausgerichtet ist.<br />

Schritt 3 Ich behielt die Position der Libelle etwas links von der Bildmitte bei, richtete die<br />

Kamera dabei aber ein wenig anders aus, so dass der Körper des Insekts nicht mehr parallel<br />

zum Bildrand war. Trotzdem erschien mir der Bildaufbau immer noch nicht richtig. Der leere<br />

Bereich half da auch nicht, da die Libelle davon abgewandt war. In der Tat schien sie direkt auf<br />

einen Punkt außerhalb des Bildausschnitts herauszuschauen und das Auge des Betrachters<br />

folgte ihrem Blick.<br />

Schritt 4 Eine subtile Veränderung des Bildaufbaus verwandelte das gesamte Bild. Ich<br />

platzierte die Libelle auf der rechten Seite – auf einer Drittel-Trennlinie – so dass sie auf den<br />

offenen Raum zeigte. Die Komposition wirkte dadurch viel stärker. Das Bild war viel<br />

ausgewogener und der freie Raum, den ich absichtlich um das Insekt herum gelassen hatte,<br />

verlieh dem Bild zusätzlichen ästhetischen Reiz. Wie <strong>Sie</strong> sehen, können ein paar kleine<br />

Veränderungen <strong>Ihre</strong> Nahaufnahmen stark verbessern.<br />

148 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


PROFI-TIPPS<br />

KOMMEN SIE IHREM MOTIV NICHT ZU NAH!<br />

Fotografen versuchen bei Nahaufnahmen instinktiv,<br />

den gesamten Bildausschnitt mit ihrem Motiv zu<br />

füllen. Oftmals kann man aber einen erstaunlicheren<br />

und ausgewogeneren Bildaufbau erzielen, wenn man<br />

einen Schritt weiter nach hinten geht.<br />

Endergebnis<br />

Wenden <strong>Sie</strong> unsere Tipps an und<br />

<strong>Sie</strong> werden sehen, welche<br />

Verbesserung <strong>Sie</strong> am Ende<br />

erreichen können, wenn <strong>Sie</strong> sich<br />

ein wenig Zeit nehmen, um Ihr<br />

Bild aufzubauen.


Leitfaden für Anfänger<br />

KOMPOSITION: NAHAUFNAHMEN<br />

Schneiden <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Nahaufnahmen zu<br />

WENN SIE DIE „REGELN“ DER Bildkomposition auf <strong>Ihre</strong> Nahaufnahmen anwenden, Set-up<br />

wird das <strong>Ihre</strong> Fotos in den meisten Fällen verbessern. Nichtsdestotrotz sind Regeln<br />

immer noch dazu da, um gebrochen zu werden. <strong>Sie</strong> sollten als Richtlinien angesehen<br />

werden: wenn man sie zu ernst nimmt, läuft man Gefahr, seine Kreativität im Keim zu<br />

ersticken.<br />

Bildaufbau ist eine subjektive Angelegenheit und jede einzelne Fotogelegenheit sollte<br />

individuell behandelt werden. Wenn <strong>Sie</strong> zum Beispiel Ihr Motiv außerhalb der Bildmitte,<br />

auf einer Drittellinie platzieren, garantiert Ihnen das nicht immer das bestmögliche<br />

Ergebnis. In der entsprechenden Situation können <strong>Sie</strong> auch ein dynamisches Ergebnis<br />

erzielen, wenn <strong>Sie</strong> Ihr Motiv in der Mitte des Bildausschnittes platzieren. Vielleicht<br />

möchten <strong>Sie</strong> auch einmal die Regel brechen, wenn <strong>Sie</strong> die Symmetrie eines Motivs<br />

betonen möchten. Große Blüten, wie Margeriten oder Dahlien, sind äußerst fotogene<br />

symmetrische Objekte. Wenn <strong>Sie</strong> die Blume zentral im Sucher platzieren, unterstreichen<br />

<strong>Sie</strong> damit diese Symmetrie. Weiterhin könnten <strong>Sie</strong> noch überlegen, ob sie den<br />

Bildausschnitt später bei der Bildbearbeitung nicht in ein Quadrat verwandeln möchten,<br />

um die symmetrische Form noch deutlicher zu machen. Ein Bild zuzuschneiden kann<br />

die Komposition enorm verändern und verbessern; denken <strong>Sie</strong> also auch an die Funktion<br />

Freistellen in Photoshop.<br />

Wenn sie Nahaufnahmen von freilebenden Tieren machen – zum Beispiel Insekten, Reptilien und Amphibien – wird Fotografen oftmals<br />

geraten, das Bild so aufzubauen, dass mehr Platz vor dem Objekt als dahinter bleibt. Dies erzeugt freien Raum, um den „Blick“ des Tieres<br />

aufzufangen. Diese Art des Bildaufbaus funktioniert auch oftmals sehr gut. Es kann aber auch einen erstaunlichen Effekt erzielen, wenn man<br />

das Motiv näher am Bildrand oder in einer Ecke platziert – selbst wenn das Motiv vom Blickwinkel weg schaut. Ein unkonventioneller<br />

Bildaufbau kann die Aufmerksamkeit des Betrachters wirklich fesseln – haben <strong>Sie</strong> also keine Angst zu experimentieren!<br />

Fotografen können bei Nahaufnahmen auch zum Bildaufbau beitragen, indem sie mit der Tiefenschärfe experimentieren. Normalerweise<br />

soll man das Hauptmotiv im Vordergrund des Bildausschnitts platzieren und der Hintergrund soll angenehm verschwimmen. Das wäre die<br />

logische Herangehensweise. Man kann aber auch besonders auffällige Ergebnisse erzielen, wenn man das Motiv, oder den Fokuspunkt,<br />

weiter nach hinten verlagert. Eine große Blende von ungefähr f/4 stellt sicher, dass der Vordergrund schön verschwommen ist und das Auge<br />

zu <strong>Ihre</strong>m erwünschten Fokuspunkt im Hintergrund führt. Wenn <strong>Sie</strong> Ihr Motiv in einen Zusammenhang mit seiner Umgebung setzen<br />

möchten, wählen sie eine etwas kleinere Blende. So bleiben die Details im Vordergrund erkennbar.<br />

PROFI-TIPPS<br />

VERÄNDERN SIE DIE FORM<br />

<strong>Sie</strong> können die Wirkung und die Atmosphäre<br />

eines Bildes stark verändern, indem <strong>Sie</strong> einfach<br />

das Format wechseln. Eine vertikale Komposition<br />

betont Höhe, während ein horizontales Bild<br />

Weite unterstreicht.<br />

Schritt 1 Ich wollte eine auffällige<br />

Nahaufnahme einer Blüte machen – ein<br />

Foto, das die Regeln bricht. Ich kaufte eine<br />

leuchtend orange Gerbera im örtlichen<br />

Blumengeschäft und stellte sie in einer Vase<br />

auf den Tisch. Um dem Bild noch mehr Kraft<br />

zu verleihen, hatte ich eine blaue Tischdecke<br />

aufgelegt – dies erzeugte einen lebhaften,<br />

kontrastreichen Hintergrund. Ich<br />

fotografierte aus einem Blickwinkel von oben<br />

nach unten, mit der Blume in der Mitte des<br />

Bildausschnitts.<br />

Schritt 2 Das erste Foto wirkte wenig anregend, also entschloss ich mich, näher an die<br />

Blume heran zu gehen und mit Hilfe der Vergrößerung meines 105mm Makroobjektivs nur<br />

einen Teil der Blume zu isolieren. Ich platzierte die Gerbera am unteren Ende des<br />

Bildausschnitts, so dass nur die Hälfte der Blume im Bildausschnitt zu sehen war.<br />

Normalerweise soll man ja Motive nicht zu heftig beschneiden, aber die Komposition sieht<br />

immer noch gewollt aus.<br />

Schritt 3 Als nächstes versuchte ich, die Blume auf der linken Seite des Bildausschnitts zu<br />

platzieren, so dass in der einen Hälfte des Bildausschnitts leerer Raum und in der anderen<br />

Hälfte die Blume zu sehen war. Damit unterteilte ich das Bild in zwei Hälften und brach die<br />

Regeln der Bildkomposition. Das Ergebnis verlieh dem Bild aber jede Menge Kraft. In diesem<br />

Fall wurde das beste Resultat dadurch erzielt, dass die Blume ganz links im Bildausschnitt<br />

platziert war.<br />

150 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

KOMPOSITION: NAHAUFNAHMEN<br />

Endergebnis<br />

Ich griff die Idee, die Blume in einer Ecke<br />

des Bildausschnitts zu platzieren, wieder<br />

auf, entschied mich aber für einen<br />

niedrigeren Blickwinkel. Diesmal nahm<br />

ich absichtlich auch den Stängel der<br />

Blume mit in den Bildausschnitt und<br />

benutzte eine große Blende von f/4, um<br />

ihn verschwommen abzubilden. Obwohl<br />

die Blüte und der Stängel gekippt sind,<br />

so dass sie das Auge zur linken oberen<br />

Ecke und aus dem Bildausschnitt hinaus<br />

führen, ist das Bild trotzdem kraftvoll<br />

und auffällig – auch wenn ich die Regeln<br />

gebrochen habe.<br />

Schritt 4 Nun versuchte ich,<br />

nur ein Viertel der Blume zu<br />

fotografieren, in dem ich sie in der<br />

Ecke des Bildausschnitts<br />

platzierte. Ich nahm eine Sequenz<br />

von vier Bildern auf – eins mit der<br />

Blume in der oberen linken, eins<br />

mit der Blume in der unteren linken<br />

Ecke, das dritte in der rechten<br />

oberen Ecke und das letzte mit der<br />

Gerbera in der unteren rechten<br />

Ecke. Wieder diente ein<br />

unkonventioneller Bildausschnitt<br />

dazu, ein Foto zu verbessern,<br />

anstatt seine Qualität zu mindern.<br />

Schritt 5 Trotz der großen<br />

leeren Fläche sahen die Bilder mit<br />

der Blüte in nur einer Ecke<br />

dynamisch und frisch aus. Ich<br />

drehte die Kamera um 90°, um das<br />

Format zu verändern, weil ich der<br />

Meinung war, dass eine vertikale<br />

Bildkomposition in diesem Fall das<br />

Bild noch verbessern würde.<br />

Obwohl ich die Regeln gebrochen<br />

habe, funktioniert die Komposition.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 151


Leitfaden für Anfänger<br />

MIT DER <strong>DSLR</strong><br />

UMGEHEN<br />

LERNEN!<br />

<strong>DSLR</strong> BASISTECHNIKEN<br />

EXPERTENWISSEN!<br />

Wie haben <strong>Sie</strong> bei <strong>Ihre</strong>r letzten Aufnahme das Motiv scharf gestellt? Wahrscheinlich haben <strong>Sie</strong><br />

einfach auf den Auslöser gedrückt und auf das beste Ergebnis gehofft. Doch wie wir zeigen werden,<br />

ist dies nicht immer die beste Lösung.<br />

SCHARFEINSTELLUNG UND BELICHTUNG gehören zusammen, denn sie<br />

sind die zwei wichtigsten manuellen Aufnahmeeinstellungen beim<br />

<strong>Fotografie</strong>ren. Damit ein Foto wirklich gelingt, muss auf den lichtempfindlichen<br />

Sensor in der <strong>DSLR</strong>-Kamera die richtige Lichtmenge aus dem richtigen Winkel<br />

eintreffen. Alles andere sind nur noch Kleinigkeiten.<br />

Dennoch findet die Scharfeinstellung, verglichen mit der Belichtung, nicht<br />

genügend Beachtung. Wie man den Belichtungsmesser korrekt abliest, die<br />

richtige Belichtungsart auswählt und Probleme mit Kontrast und<br />

Kontrastumfang löst, wird immer wieder ausführlich beschrieben. Wenn es<br />

jedoch darum geht, das Bild scharf zu stellen, dann drücken die meisten von<br />

uns den Auslöser nur halb durch und überlassen der Kamera die ganze Arbeit.<br />

Das ist schade, denn wenn <strong>Sie</strong> die Scharfeinstellung an <strong>Ihre</strong>r Kamera selbst in<br />

die Hand nehmen, dann werden <strong>Ihre</strong> Fotos eine ganz andere Qualität<br />

bekommen. <strong>Sie</strong> müssen deshalb nicht auf den Autofokus verzichten und<br />

manuell fokussieren (obwohl dies manchmal die beste Alternative ist), aber<br />

bevor <strong>Sie</strong> den Auslöser betätigen und sich auf den Autofokus der Kamera<br />

verlassen, nehmen sie sich doch Zeit zum Nachdenken und stellen <strong>Sie</strong> sich<br />

folgende Fragen: Habe ich den besten AF-Modus gewählt? Nutze ich die<br />

richtige Anzahl AF-Punkte? Habe ich auf den richtigen Bereich im Bild scharf<br />

gestellt? Ist die Schärfentiefe ausreichend? Keine Sorge, wenn <strong>Sie</strong> zunächst<br />

nichts verstanden haben. Antworten auf all diese Fragen finden <strong>Sie</strong> in diesem<br />

Leitfaden für Anfänger.


LINDA WRIGHT


Leitfaden für Anfänger<br />

FOKUSSIERUNGSTECHNIKEN EINFACH ERKLÄRT<br />

Fokussierung – eine Einführung<br />

Wir gehen generell davon aus, dass die Technik zur Fokussierung unserer<br />

Bilder schon dafür sorgen wird, dass diese scharf werden. Aber stimmt das?<br />

DEN AUTOFOKUS setzen alle Fotografen zum einen oder anderen Zeitpunkt als selbstverständlich<br />

voraus. Man drückt den Auslöser halb herunter und der Autofokus tut schnell und leise seinen Dienst.<br />

Solange alles wunschgemäß funktioniert, braucht man sich keine Gedanken darüber zu machen, was<br />

da passiert und warum, doch die Kenntnis der verschiedenen Autofokus-Funktionen kann zu einer<br />

Verbesserung der Ergebnisse führen, vor allem in Situationen, in denen <strong>Ihre</strong> digitale<br />

Spiegelreflexkamera nicht richtig interpretieren kann, was <strong>Sie</strong> gerade zu tun versuchen. Wenn <strong>Sie</strong><br />

verstehen, wie diese hochentwickelte Technik funktioniert, werden <strong>Sie</strong> sie letztendlich effizienter für<br />

<strong>Ihre</strong> <strong>Fotografie</strong> nutzen können.<br />

DIE FUNKTIONSWEISE VON AUTOFOKUS-SYSTEMEN<br />

Die meisten modernen Kameras verfügen im Wesentlichen über zwei Arten von Autofokus-Systemen<br />

– Kontrast-AF und Phasendifferenz-AF. Bei digitalen Spiegelreflexkameras kommt meist letzterer zum<br />

Einsatz. Der Phasendifferenz-AF nutzt einen Teil des durch die Linse einfallenden Lichts und leitet es<br />

in zwei Strahlen aufgeteilt zu zwei Sensoren. Je nachdem, an welcher Stelle die Lichtstrahlen auf die<br />

Sensoren treffen, erkennt die Kamera, ob das Bild richtig fokussiert ist oder nicht, wieviel die<br />

Abweichung von der korrekten Einstellung ggf. beträgt und in welche Richtung korrigiert werden<br />

muss. Auf diese Weise ist die Kamera in der Lage, sehr schnell die richtige Fokussierung zu finden.<br />

Der Nachteil des Phasendifferenz-AF besteht darin, dass er einen Kontrast braucht, um funktionieren<br />

zu können. Wenn <strong>Sie</strong> ihre Kamera auf eine nackte Wand richten, funktioniert das System einfach<br />

nicht.<br />

Der Phasendifferenz-AF kann außerdem nur dann zum Einsatz kommen, wenn der Spiegel einer<br />

digitalen Spiegelreflexkamera heruntergeklappt ist, d.h. eine Live-<strong>Vorschau</strong> ist damit nicht möglich.<br />

Dafür wird der Kontrast-AF benötigt – das gleiche System, das auch Kompaktkameras nutzen. Hier<br />

wird während der Fokussierung kontiniuerlich der Bildkontrast eines Motivs gemessen – denn ein Bild<br />

weist den höchsten Kontrast auf, wenn es am schärfsten fokussiert ist. Diese Methode ist langsamer,<br />

geignet für die Arbeit mit Stativ, bei der es nicht so sehr auf Geschwindigkeit ankommt.<br />

AUTOFOKUS-MODI<br />

<strong>Digitale</strong> Spiegelreflexkameras bieten zwei beliebte Autofokus-Modi. Der erste und vielleicht<br />

nützlichere ist der Schärfeprioritäts-Modus (bei Canon EOS-Kameras als One-Shot-Modus<br />

bezeichnet). Zur Fokussierung per Autofokus drückt man in diesem Modus üblicherweise den<br />

Auslöser halb herunter. Die Fokussierung wird dann für diese Entfernung arretiert bis der Auslöser<br />

losgelassen und erneut halb heruntergedrückt wird. Der Modus verhindert außerdem ein Auslösen,<br />

solange das Motiv nicht fokussiert ist. Der Autofokus mit Auslösepriorität (Schärfenachführung)<br />

dagegen ermöglicht Aufnahmen jederzeit, unabhängig davon, ob das Motiv korrekt fokussiert ist oder<br />

nicht, und schärft kontinuierlich nach, selbst wenn <strong>Sie</strong> den Auslöser halb heruntergedrückt halten.<br />

Dieser Modus eignet sich am Besten, um sich bewegende Motive zu fotografieren, wie wir im<br />

Folgenden sehen werden. Zum Thema Fokus-Modi lohnt es sich, auch den guten, alten manuellen<br />

Modus zu erwähnen. Es gibt Situationen, in denen der Autofokus einfach nicht die beste Lösung<br />

darstellt und ein manuelles Scharfstellen bessere Ergebnisse bringt, zum Beispiel bei<br />

Nachtaufnahmen, bei denen der Lichtmangel den Autofokus behindert, und Makroaufnahmen, bei<br />

denen es so sehr auf eine exakte Fokussierung ankommt, dass man sie besser von Hand vornimmt.<br />

MEHRPUNKT-AUTOFOKUS<br />

Frühere Autofokus-Systeme nutzen einen einzigen Messpunkt in der Bildmitte. Heute verfügen<br />

digitale Spiegelreflexkameras über mehrere Autofokus-Messpunkte, die rund um die Bildmitte<br />

angeordnet sind und bis zur Hälfte des Bilds ausmachen können. Der Vorteil dieser Technik besteht<br />

darin, dass <strong>Sie</strong> nicht mehr darauf beschränkt sind zu fokussieren, was auch immer sich gerade in der<br />

Bildmitte befindet. Stattdessen kann das Autofokus-System mit anderweitig platzierten Motiven oder<br />

solchen, die sich innerhalb des gewählten Ausschnitts bewegen, souverän umgehen.<br />

Den Rekord für die maximale Anzahl an Messpunkten bei einer einäugigen digitalen<br />

Spiegelreflexkamera hält Nikon mit 51, doch auch andere Hersteller bieten ein ähnliches technisches<br />

Niveau. Wenn <strong>Sie</strong> sämtliche Punkte aktivieren und dann ein Foto machen, fokussiert die Kamera das<br />

Objekt, das am wenigsten weit entfernt ist – in den meisten Fällen eine praktische Funktion. Unter<br />

Umständen haben <strong>Sie</strong> die Möglichkeit, die Anzahl der aktiven Messpunkte zu reduzieren, was die<br />

Geschwindigkeit und damit die Präzision des Fokussiervorgangs erhöht.<br />

Schließlich ist das nächstgelegene Objekt nicht immer das Hauptmotiv.<br />

Es sind auch nicht alle Messpunkte gleich: <strong>Sie</strong> sind jeweils mit einer von zwei unterschiedlichen Arten<br />

von Sensoren ausgestattet. Liniensensoren sind am gebräuchlichsten, aber weniger empfindlich. <strong>Sie</strong><br />

sind in einer Richtung ausgerichtet (normalerweise vertikal) und können nur Motive scharfstellen, die<br />

sie kreuzen (horizontal). Kreuzsensoren nehmen horizontale und vertikale Strukturen war, sind<br />

schneller und empfindlicher. Meist ist der Messpunkt in der Bildmitte mit einem Kreuzsensor<br />

versehen, obwohl komplexere Kameras auch über mehrere, gebündelt angeordnete Sensoren<br />

verfügen können.<br />

Einpunkt-Autofokus<br />

Aktivieren <strong>Sie</strong> den<br />

Einpunkt-Autofokus und<br />

fokussieren <strong>Sie</strong> genau das gewählte<br />

Motiv. In der Regel wählen <strong>Sie</strong> am<br />

Besten den Bildmittelpunkt.<br />

Mehrpunkt-Autofokus<br />

Der Mehrpunkt-Autofokus<br />

aktiviert alle Sensoren und<br />

fokussiert üblicherweise das<br />

nächstgelegene Objekt.<br />

Einstellen der Autofokus-Modi an <strong>Ihre</strong>r digitalen<br />

Spiegelreflexkamera<br />

Das Einstellen des gewünschten Autofokus-Modus und der Anzahl der aktiven Messpunkte<br />

variiert von Kamera zu Kamera. Bei fünf beliebten <strong>DSLR</strong>-Modellen funktioniert es<br />

folgendermaßen:<br />

CANON EOS 1000D<br />

AF-MODUS: Drücken <strong>Sie</strong> die AF-Taste<br />

(auf der rechten Seite des<br />

Vierwegereglers) und wählen <strong>Sie</strong> One<br />

Shot, AI Focus oder AI Servo.<br />

AF-MESSPUNKTE: Drücken <strong>Sie</strong> die<br />

AF-Feld-Wahltaste rechts oben auf der<br />

Rückseite der Kamera und nutzen <strong>Sie</strong><br />

das Wahlrad neben dem Auslöser, um<br />

die gewünschte Einstellung<br />

vorzunehmen.<br />

NIKON D60<br />

AF-MODUS: Drücken <strong>Sie</strong> die Info-Taste<br />

(links unter dem Display) und scrollen <strong>Sie</strong><br />

zur Option Fokus-Modus. Nutzen <strong>Sie</strong> den<br />

Vierwegeregler und die OK-Taste, um AF-A, A,<br />

AF-S, AF-C oder den manuellen Fokus<br />

auszuwählen.<br />

AF-MESSPUNKTE: Drücken <strong>Sie</strong> die<br />

Info-Taste und scrollen <strong>Sie</strong> zur Option<br />

AF-Feld-Wahl. Wählen <strong>Sie</strong><br />

‘Nächstgelegenes Objekt’, ‘Dynamisches<br />

Feld’ – hierbei können <strong>Sie</strong> einen Messpunkt<br />

auswählen und ein sich bewegendes Motiv<br />

verfolgen – oder ‘Ein Messpunkt’.<br />

OLYMPUS E-420<br />

AF-MODUS: Drücken <strong>Sie</strong> die OK-Taste<br />

und scrollen <strong>Sie</strong> zur Option AF-Modus.<br />

Drücken <strong>Sie</strong> nochmals die OK-Taste und<br />

wählen <strong>Sie</strong> S-AF (Schärfepriorität),<br />

C-AF (Schärfenachführung) oder MF<br />

(manueller Fokus).<br />

AF-MESSPUNKTE: Drücken <strong>Sie</strong> die<br />

OK-Taste und scrollen <strong>Sie</strong> zur Option<br />

AF-Feld-Wahl. Jetzt können <strong>Sie</strong> das<br />

Wahlrad nutzen, um entweder alle oder<br />

einen einzelnen Messpunkt zu<br />

aktivieren.<br />

PENTAX K200D<br />

AF-MODUS: Drücken <strong>Sie</strong> die<br />

MENÜ-Taste und wählen <strong>Sie</strong> den<br />

gewünschten AF-Modus mit Hilfe des<br />

Vierwegereglers.<br />

AF.S ist der Schärfeprioritäts-Modus,<br />

AF.C der Schärfenachführungs-Modus.<br />

AF-MESSPUNKTE: Drücken <strong>Sie</strong> die<br />

MENÜ-Taste und nutzen <strong>Sie</strong> den<br />

Vierwegeregler um zur Option<br />

Messpunkt wählen zu gelangen.<br />

Wählen <strong>Sie</strong> Auto, Mehrpunkt- oder<br />

Einpunkt-AF (zentraler Messpunkt).<br />

SONY ALPHA 200<br />

AF-MODUS: Drücken <strong>Sie</strong> die Fn-Taste<br />

und wählen <strong>Sie</strong> über den Vierwegeregler<br />

die Modus-Option Autofokus. Wählen<br />

<strong>Sie</strong> AF-S, AF-A oder AF-C.<br />

AF-MESSPUNKTE: Drücken <strong>Sie</strong> die<br />

Fn-Taste und wählen <strong>Sie</strong> über den<br />

Vierwegeregler die Modus-Option<br />

AF-Feld-Wahl. Wählen <strong>Sie</strong> Weit (alle<br />

Messpunkte), Spot (zentraler<br />

Messpunkt) oder Lokal (manuelle Wahl<br />

eines beliebigen AF-Punkts).<br />

154 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


DIE FOKUSSIERUNG VON LANDSCHAFTEN<br />

Die professionelle Landschaftsfotografin Helen<br />

Dixon, die uns regelmäßig Beiträge liefert,<br />

fokussiert ein Drittel der Strecke ins Bild hinein<br />

und wählt eine kleine Blende, um die Schärfe zu<br />

maximieren. Auf dem LCD-Display überprüft sie,<br />

ob sie mit dem Ergebnis zufrieden ist.<br />

Mit dieser Technik stellt sie sicher, dass sowohl<br />

im Vorder- und auch auch im Hintergrund soviele<br />

Details wie möglich erhalten bleiben.<br />

??<br />

FOTO: HELEN DIXON<br />

PROFI-TIPPS<br />

AUTO-AF-MODUS<br />

Manche digitalen Spiegelreflexkameras bieten einen<br />

Auto-AF-Modus, der je nach Motiv zwischen<br />

Schärfepriorität und Schärfenachführung auswählt.<br />

Diese Option funktioniert erstaunlich gut, aber<br />

selbst Bescheid zu wissen und zu entscheiden ist<br />

normalerweise die bessere Lösung.


Leitfaden für Anfänger<br />

FOKUSSIERUNGSTECHNIKEN EINFACH ERKLÄRT<br />

Fokussieren für maximale Bildschärfe<br />

STELLEN SIE SICH VOR, <strong>Sie</strong> haben gerade auf ein Motiv fokussiert,<br />

das fünf Meter weit entfernt ist. Wie scharf wird dann ein Objekt in<br />

sechs Metern Entfernung sein? Oder in fünfeinhalb Metern? Die<br />

Antwort wird von der Tiefenschärfe bestimmt – der Entfernung vor<br />

und hinter dem Fokuspunkt, die als ausreichend scharf betrachtet<br />

wird. Solange <strong>Sie</strong> über die Blende bestimmen, mit der <strong>Sie</strong><br />

fotografieren, behalten <strong>Sie</strong> auch die Kontrolle über die Tiefenschärfe<br />

und können sie auf kreative Weise einsetzen. Es gibt immer wieder<br />

Situationen, in denen <strong>Sie</strong> gar nicht viel davon wünschen (zum<br />

Beispiel beim <strong>Fotografie</strong>ren von Portraitaufnahmen). Diesen Effekt<br />

erreichen <strong>Sie</strong> mit einer großen Blende, wie zum Beispiel f/4.<br />

Andererseits kommt es aber auch vor, dass <strong>Sie</strong> eine möglichst hohe<br />

Tiefenschärfe erreichen wollen, um möglichst viel von einer Szene in<br />

Fokus zu bekommen. Dazu benötigen <strong>Sie</strong> eine kleinere Blende, wie<br />

zum Beispiel f/22.<br />

Dieser letztere Fall tritt zumeist bei Landschaftsaufnahmen auf.<br />

Hierbei sind nicht nur die Details im Vordergrund wichtig und sollten<br />

im Fokus sein, sondern auch der Rest der Szene. Das bedeutet,<br />

dass <strong>Sie</strong> mit kleinen Blenden arbeiten müssen, um auch diesseits<br />

und jenseits des Fokuspunkts eine gute Schärfe zu erreichen.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> nun über diesen letzten Ratschlag nachdenken, werden<br />

<strong>Sie</strong> anfangen zu überlegen, worauf <strong>Sie</strong> denn wohl beim<br />

<strong>Fotografie</strong>ren einer Landschaft fokussieren müssen. Viele Neulinge<br />

in der Landschaftsfotografie fokussieren einfach auf unendlich.<br />

Vergessen <strong>Sie</strong> dabei aber nicht, dass sich die Tiefenschärfe vor und<br />

Adam Burton benutzt den hyperfokalen Fokus<br />

Im Allgemeinen bemühen sich alle Landschaftsfotografen um gestochen<br />

scharfe Bilder, von dem Felsen im Vordergrund bis hin zu den weit<br />

entfernten Hügeln. Um diese zu erhalten, muss man aber die<br />

grundlegende Beziehung zwischen Blende, Brennweite und<br />

Fokusabstand verstehen.<br />

Die Blende ist dabei am einfachsten zu verstehen – eine kleinere Blende<br />

verleiht dem Bild mehr Tiefenschärfe als eine größere. Das ist der<br />

wichtigste Grundsatz, den man beim Aufbau einer Landschaftsaufnahme<br />

beachten muss. Als nächstes kommt die Brennweite: ein<br />

Weitwinkelobjektiv verleiht dem Bild mehr gefühlte Tiefenschärfe als ein<br />

hinter den Fokuspunkt erstreckt. In der Tat befindet sich nur ein<br />

Drittel des Tiefenschärfebereichs vor dem Fokuspunkt, aber zwei<br />

Drittel dahinter. Mit anderen Worten: <strong>Sie</strong> erhalten mehr<br />

Tiefenschärfe hinter dem Fokuspunkt, als davor. Natürlich hat es<br />

keinen Sinn, wenn sich der scharfe Bereich auf einen Punkt jenseits<br />

von unendlich erstreckt. Was <strong>Sie</strong> aber tun können, ist, den<br />

Fokuspunkt näher an sich heran zu holen, so dass sich stattdessen<br />

das hintere Ende der Tiefenschärfenzone am unendlichen Punkt<br />

befindet. Auf diese Weise können <strong>Sie</strong> mehr von der Szene scharf<br />

abbilden.<br />

Diese Technik nennt sich hyperfokales Fokussieren und wird von<br />

professionellen Landschaftsfotografen schon seit einigen<br />

Jahrzehnten angewendet. Der optimale Fokuspunkt für jede<br />

beliebige Szene hängt von <strong>Ihre</strong>r Wahl der Blendeneinstellung sowie<br />

der Brennweite des von Ihnen benutzten Objektivs ab – und von<br />

<strong>Ihre</strong>m Kameratyp: Vollbild oder Crop Sensor <strong>DSLR</strong>.<br />

Natürlich gibt es Umrechnungsprogramme und Referenztabellen<br />

im Taschenformat, die <strong>Sie</strong> in <strong>Ihre</strong>r Kameratasche aufbewahren<br />

können, aber eine gute Daumenregel besagt, bei Blende f/16 auf ein<br />

Drittel der Bildtiefe zu zielen. Wenn <strong>Sie</strong> auf diese Weise fokussieren,<br />

brauchen <strong>Sie</strong> nicht darauf zurückzugreifen, Ihr Objektiv auf die<br />

kleinste Blende zu reduzieren, mit der <strong>Sie</strong> nicht die bestmögliche<br />

Bildqualität erzielen würden.<br />

Standard- oder Teleobjektiv. Als letztes kommt die Frage, worauf in der<br />

Szene man fokussieren soll. Den genauen Punkt zu finden, an dem das<br />

hintere Ende des Tiefenschärfebereichs sich gegen unendlich erstreckt,<br />

kann man nicht nur durch Herumprobieren finden. Im Internet finden sich<br />

Programme für den hyperfokalen Fokus, mit deren Hilfe man ausrechnen<br />

kann, wohin man zielen sollte, und im Fachhandel kann man solche<br />

Tabellen im Taschenformat kaufen (siehe rechts).<br />

Wenn <strong>Sie</strong> dieses ganze Prozedere ein wenig mühselig finden, haben wir<br />

noch eine schnellere, aber trotzdem effektive Methode für <strong>Sie</strong>: fokussieren<br />

<strong>Sie</strong> auf einen Punkt an etwa einem Drittel der Bildtiefe und stellen eine<br />

kleine Blende ein. <strong>Sie</strong> werden überrascht sein, wie gut diese einfache<br />

Technik funktioniert!<br />

Hyperfokale Entfernung<br />

<strong>Sie</strong> können die Tiefenschärfe<br />

maximieren, indem <strong>Sie</strong> an <strong>Ihre</strong>m<br />

Objektiv die hyperfokale Entfernung<br />

einstellen – das ist die Entfernung,<br />

die für eine bestimmte Brennweite<br />

und ein bestimmtes Objektiv die<br />

größte Tiefenschärfe erzeugt. Alles<br />

von der Hälfte der hyperfokalen<br />

Entfernung bis gegen unendlich fällt<br />

so in den scharfen Bereich. Wenn<br />

also die hyperfokale Entfernung, die<br />

sie am Objektiv eingeben, 1,20m<br />

beträgt, wird alles von 60cm bis<br />

gegen unendlich scharf dargestellt.<br />

Wie berechnet man nun aber die<br />

hyperfokale Entfernung? Wenn <strong>Sie</strong><br />

ein Objektiv mit fester Brennweite<br />

haben, können <strong>Sie</strong> ganz einfach<br />

eine Tiefenschärfeskala benutzen.<br />

Bei Zoomobjektiven benötigen <strong>Sie</strong><br />

eine Tabelle oder einen Rechner für<br />

hyperfokale Entfernung. <strong>Sie</strong> erhalten<br />

einige davon online unter www.<br />

dofmaster.com, darunter auch solche<br />

für Ihr iPhone, <strong>Ihre</strong>n iPod Touch oder<br />

Ihr PDA.<br />

ALL E FOTOS: ADAM BURTON<br />

SO VERMEIDEN SIE<br />

DIFFRAKTION<br />

Die meisten Objektive arbeiten<br />

am besten mit Blenden zwischen<br />

f/8 und f/11. Wenn ein Objektiv<br />

mit einer sehr kleinen Blende<br />

benutzt wird, wird auf dem<br />

gesamten Bild eine subtile aber<br />

durchgängige Unschärfe, auch<br />

Diffraktion genannt, sichtbar.<br />

Obwohl <strong>Sie</strong> bei der<br />

Landschaftsfotografie durch<br />

Benutzen einer kleinen Blende<br />

wie f/22 viel Tiefenschärfe<br />

erzeugen können, erhält das Bild<br />

oftmals eine unerwünschte<br />

Unschärfe durch Diffraktion. Um<br />

diesen Effekt bei der<br />

Landschaftsfotografie zu<br />

reduzieren, dabei aber trotzdem<br />

noch von möglichst großflächiger<br />

Tiefenschärfe zu profitieren,<br />

versuchen <strong>Sie</strong> stattdessen einmal,<br />

Blende f/16 einzustellen. Es muss<br />

erwähnt werden, dass <strong>Sie</strong> keinen<br />

großen Unterschied feststellen<br />

werden, wenn <strong>Sie</strong> nicht gerade<br />

vergrößerte Abzüge von <strong>Ihre</strong>n<br />

Fotos machen. Aber wenn <strong>Sie</strong><br />

bestrebt sind, Bilder von<br />

bestmöglicher Qualität zu<br />

machen, zahlt es sich aus, auch<br />

auf Details wie Diffraktion zu<br />

achten.<br />

Schritt 1 Schritt 2<br />

156 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Schärfe leicht gemacht!<br />

Adam Burtons unten beschriebene Technik liefert<br />

die besten Ergebnisse, ist aber sehr fortgeschritten.<br />

Für Anfänger gibt es eine einfachere Methode, die<br />

fast ebenso scharfe Resultate erzielt. Fokussieren<br />

<strong>Sie</strong> einfach auf ein Drittel der Strecke in die Szene<br />

hinein und folgen <strong>Sie</strong> dann Adams Rat, wie <strong>Sie</strong><br />

Diffraktion vermeiden können, indem <strong>Sie</strong> eine<br />

Blende zwischen f/13 und f/16 verwenden. Dies<br />

sollte <strong>Ihre</strong> Landschaftsaufnahmen im gesamten<br />

Bildausschnitt scharf erscheinen lassen!<br />

Schritt 3 Schritt 4<br />

Schritt 1 Im Programmmodus wählt<br />

die Kamera Blende f/4. Die Kamera<br />

hat auf unendlich fokussiert (von<br />

dem Baum an und alles, was<br />

dahinter liegt). Folglich erhalte ich<br />

ein Bild mit einem scharfen<br />

Hintergrund, aber einem unscharfen<br />

Vordergrund. Das ist nicht gut.<br />

Schritt 2 Ich wechsele auf<br />

Zeitautomatik mit Blendenvorwahl<br />

und wähle Blende f/22. Der<br />

Autofokus fokussiert noch immer auf<br />

den Baum. Das Bild ist wesentlich<br />

besser als der erste Versuch, aber der<br />

Vordergrund ist noch immer etwas<br />

unscharf.<br />

Schritt 3 Ich habe das Objektiv nun<br />

auf manuellen Fokus umgestellt. Mit<br />

Blende f/22 und einer Brennweite<br />

von 27mm errechne ich mit Hilfe<br />

meiner Tabelle, dass ich ungefähr<br />

einen Meter in das Bild hinein<br />

fokussieren muss, um die<br />

größtmögliche Schärfe zu erzielen.<br />

Das ist zwar eine sehr subtile<br />

Verbesserung gegenüber Schritt 2,<br />

aber der Vordergrund ist schärfer.<br />

Schritt 4 Um Diffraktion zu<br />

vermeiden, wechsele ich zu Blende<br />

f/16. Bei der gleichen Brennweite<br />

wie zuvor bedeutet das, dass ich ein<br />

wenig weiter (ungefähr 1,50 Meter)<br />

ins Bild hinein fokussieren muss, um<br />

die durchgängige Schärfe<br />

beizubehalten, die ich in Schritt 3<br />

erreicht habe. Die etwas größere<br />

Blende in Kombination mit dem<br />

korrekten Hyperfokalpunkt erzielt ein<br />

messerscharfes Bild.<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 157


Leitfaden für Anfänger<br />

FOKUSSIERUNGSTECHNIKEN EINFACH ERKLÄRT<br />

So fokussieren <strong>Sie</strong> für scharfe Bilder mit niedriger Tiefenschärfe<br />

Wir haben nun gesehen, wie Landschaftsfotografen mit kleiner Blende und<br />

Weitwinkelobjektiv jede Menge Tiefenschärfe erreichen. Aber es gibt auch immer wieder<br />

Situationen, in denen man den umgekehrten Weg gehen und Bilder gestalten möchte, in<br />

denen ein isolierter Bereich scharf abgebildet ist, während ein großer Teil der Szene komplett<br />

verschwommen bleibt. Dies ist wirklich effektiv, wenn die Aufmerksamkeit auf einen<br />

bestimmten Aspekt des Bildes gelenkt werden soll und um ein Motiv aus dem Hintergrund<br />

heraus zu lösen. Portraitfotografen und Fotografen von Stillleben arbeiten immer mit geringer<br />

Tiefenschärfe, weil sie keinen detaillierten Hintergrund wünschen, der mit dem eigentlichen<br />

Motiv um die Aufmerksamkeit des Betrachters konkurriert. Es ist viel besser, den Hintergrund<br />

verschwommen abzubilden, indem man eine große Blende, wie zum Beispiel f/2,8 benutzt.<br />

Wie verschwommen er jedoch sein soll, hängt von dem Effekt ab, den <strong>Sie</strong> erzielen möchten.<br />

Manche Portraitspezialisten fokussieren nur auf die Augen eines Modells und lassen den Rest<br />

unscharf.<br />

Das Wichtigste beim <strong>Fotografie</strong>ren mit geringer Tiefenschärfe ist, dass die Fokussierung<br />

haargenau stimmen muss. Ein Fehler von nur wenigen Millimetern kann zur Folge haben, dass<br />

das Motiv unscharf erscheint. Deswegen sollte man, wenn eben möglich, Einpunkt-Autofokus<br />

wählen und haargenau auf den Bereich fokussieren, den man scharf abbilden möchte. <strong>Sie</strong><br />

sollten auch erwägen, ein Stativ zu benutzen, denn auch die kleinste Bewegung beim<br />

<strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand kann dazu führen, dass Ihr Bild unscharf erscheint.<br />

Mit zunehmender Erfahrung werden <strong>Sie</strong> ein instinktives Gefühl dafür entwickeln, in<br />

welchem Verhältnis Blende und niedrige Tiefenschärfe zueinander stehen. Solange <strong>Sie</strong> noch<br />

im Lernprozess sind, sollten <strong>Sie</strong> den Tiefenschärfe-<strong>Vorschau</strong>-Schalter <strong>Ihre</strong>r <strong>DSLR</strong> benutzen.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> diesen drücken, wird die Blende kurzzeitig auf die Stufe eingestellt, bei der <strong>Sie</strong> das<br />

Foto aufnehmen werden. Das bedeutet, <strong>Sie</strong> können sehen, was im Fokus sein wird, und was<br />

nicht. Alternativ können <strong>Sie</strong> natürlich auch eine Probeaufnahme machen, die <strong>Sie</strong><br />

anschließend auf dem LCD Display kontrollieren.<br />

Ross Hoddinott: So fokussieren <strong>Sie</strong> für Nahaufnahmen<br />

Sorgfältiges und akkurates Fokussieren ist notwendig – völlig unabhängig von dem Motiv, das<br />

<strong>Sie</strong> fotografieren wollen. Bei Makroaufnahmen ist es jedoch noch von viel größerer<br />

Bedeutung, denn die Tiefenschärfe wird immer niedriger, je mehr der Grad der Vergrößerung<br />

ansteigt. Ein Makroobjektiv ermöglicht Fotografen einen Vergrößerungsmaßstab bis hin zu<br />

1:1, also Lebensgröße; und bei dieser starken Vergrößerung wird eine durchgängige Schärfe<br />

– selbst mit einer kleinen Blende wie f/16 oder f/22 – extrem eingeschränkt. Oftmals erstreckt<br />

sie sich nur über ein paar Zentimeter. Folglich ist präzises Fokussieren für Nahaufnahmen<br />

unabdingbar.<br />

Auch wenn die Arbeit mit einer so eingeschränkten Tiefenschärfe bisweilen eine<br />

Herausforderung darstellen kann, können <strong>Sie</strong> damit auch einen besonderen Effekt erzielen.<br />

Fotografen von Nahaufnahmen können die Aufmerksamkeit auf einen zentralen Punkt<br />

lenken, indem sie eine niedrige Tiefenschärfe wählen und besonders sorgfältig fokussieren.<br />

Wenn eine große Blendeneinstellung – zum Beispiel f/4 – in Kombination mit einem hohen<br />

Wiedergabemaßstab gewählt wird, wird die Tiefenschärfe auf einige wenige Millimeter<br />

begrenzt. Alles vor und hinter dem Fokuspunkt verschwimmt und wird zunehmend unscharf.<br />

Diese Herangehensweise ist ideal, wenn <strong>Sie</strong> Ihr Motiv komplett aus seiner Umgebung heraus<br />

lösen möchten.<br />

Die Autofokus Systeme digitaler SLRs sind hochentwickelt und für gewöhnlich sehr<br />

zuverlässig. Bei hohen Wiedergabemaßstäben können sie jedoch Probleme bekommen. <strong>Sie</strong><br />

haben Schwierigkeiten, das Motiv einzufrieren oder sind nicht in der Lage, <strong>Ihre</strong>n<br />

beabsichtigen Fokuspunkt zu erkennen. Folglich kann man bei dieser Technik am schnellsten<br />

und akkuratesten fokussieren, wenn man die Kamera auf manuellen Fokus einstellt.<br />

Schritt 1 Bei Nahaufnahmen mit starker Vergrößerung ist ein Stativ unerlässlich. Bei<br />

meinem ersten Versuch habe ich aus der Hand ausgelöst und dabei den Autofokus auf<br />

Mehrpunkt eingestellt, um sicher zu gehen, dass es das Motiv erfasst. In der Zeit<br />

zwischen dem Fokussieren und dem Auslösen des Verschlusses hatte ich mich gerade<br />

genug bewegt, um das ganze Bild zu verwackeln. Folglich setzte ich meine <strong>DSLR</strong> auf<br />

ein Stativ.<br />

Schritt 2 Ich wählte einpunkt-Autofokus. In diesem AF Modus fokussiert die Kamera<br />

nur an dem ausgewählten Fokuspunkt auf das Motiv. Das passt sehr gut zu dieser Art<br />

von statischem Motiv. Standardmäßig ist der zentrale Sensor ausgewählt. Daher<br />

fokussierte die Kamera auf den Mittelteil des Bildes, in diesem Falle den Stängel.<br />

Folglich erscheinen beide Dornen weichgezeichnet.<br />

Schritt 3 Bei den meisten Kameras kann man aus einer Anzahl von Fokuspunkten<br />

auswählen und damit einen großen Bereich des Bildausschnitts abdecken. Das ist<br />

besonders dann von Vorteil, wenn der Fokuspunkt nicht in der Mitte liegt. Mit dem<br />

Multifunktionsschalter der Kamera wählte ich den Fokuspunkt aus, der der Spitze des<br />

unteren Dorns am nächsten lag – dem Bereich, den ich scharf abbilden wollte. Das<br />

half zwar weiter, aber der Fokus ist immer noch nicht präzise genug.<br />

Schritt 4 Bei Nahaufnahmen ist die Tiefenschärfe oftmals so niedrig, dass man eine<br />

wirklich akkurate Fokussierung am besten manuell erreichen kann. Ich schaltete also<br />

auf M und nahm eine Feineinstellung vor, die sicherstellen würde, dass mein<br />

schärfster Punkt genau auf der Spitze des Dorns lag. Zugegeben – eine kleine<br />

Anpassung, aber eine, die mein Bild noch auffälliger macht und meinen ausgewählten<br />

Fokuspunkt messerscharf abbildet.<br />

158 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE


Leitfaden für Anfänger<br />

FOKUSSIERUNGSTECHNIKEN EINFACH ERKLÄRT<br />

ES LIEGT IN DEN AUGEN<br />

Porträtfotografen fotografieren oft<br />

mit großer Blende und erzeugen so<br />

eine sehr geringe Tiefenschärfe.<br />

Dies kann dazu führen, dass die<br />

Augen eines Modells scharf sind und<br />

der Rest des Gesichts<br />

weichgezeichnet wird. Die<br />

Benutzung von Mehrpunkt-<br />

Autofokus kann hier Probleme<br />

verursachen, weil so auf die Nase<br />

oder einen Hut fokussiert wird, da<br />

diese der Kamera am nächsten sind.<br />

In diesem Fall ist es besser, mit nur<br />

einem Fokuspunkt zu fotografieren,<br />

den man auf die Augen seines<br />

Modells scharf stellen kann.<br />

FOTO: IAN FARRELL<br />

DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 159


Leitfaden für Anfänger<br />

FOKUSSIERUNGSTECHNIKEN EINFACH ERKLÄRT<br />

Fokussierungstechniken zum Ausprobieren an verschiedenen Motiven<br />

Manche Aufnahmesituationen bereiten Autofokussystemen Schwierigkeiten. Wir zeigen Ihnen, wie <strong>Sie</strong> sie umgehen können.<br />

1) Fokussierung auf Reflexionen<br />

Wenn sie Reflexionen fotografieren – sei es auf Glas, auf Spiegeln oder auch auf dem<br />

Wasser – sollten <strong>Sie</strong> sicherstellen, dass <strong>Sie</strong> auf die Reflexion fokussieren und nicht auf<br />

die Oberfläche, die sie reflektiert. Dies kann passieren, wenn Ihr Autofokus eine Struktur<br />

(wie zum Beispiel Schmutz) auf der Oberfläche erkennt und stattdessen diesen einfriert.<br />

Es ist viel besser, auf manuell umzuschalten und von Hand zu fokussieren. Das Gleiche<br />

gilt für Aufnahmen durch ein Fenster – wenn <strong>Ihre</strong> Kamera auf die Scheibe fokussiert<br />

und nicht auf die tolle Landschaft dahinter, probieren <strong>Sie</strong> es doch einmal mit dem<br />

manuellen Fokus und stellen <strong>Sie</strong> die Fokusentfernung auf unendlich ein.<br />

IAN FARRELL<br />

2) Motive mit geringem<br />

Kontrast<br />

AF Systeme sind gut und schön, aber sie<br />

benötigen auch ein gewisses Maß an<br />

Kontrast, das sie einfrieren können.<br />

Richten <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Kamera auf eine nackte<br />

Wand und sie wird von einer Seite zur<br />

anderen irren und versuchen, einen<br />

Fokuspunkt zu finden. In dieser Situation<br />

sollten <strong>Sie</strong> sicherstellen, dass alle<br />

Fokuspunkte <strong>Ihre</strong>r Kamera ausgewählt<br />

sind – es könnte sein, dass einer davon<br />

etwas findet, was die anderen nicht<br />

finden können. Wenn das nicht<br />

funktioniert, versuchen <strong>Sie</strong>, den Fokus<br />

auf ein anderes Objekt einzufrieren, das<br />

ähnlich weit weg ist (indem <strong>Sie</strong> den<br />

Auslöser halb durchdrücken und in dieser<br />

Position festhalten) und Ihr Bild dann neu<br />

aufzubauen.<br />

ISTOCK PHOTO ISTOCK PHOTO<br />

IAN FARRELL<br />

4) Zonenfokussierung beim Schießen aus der Hüfte<br />

Aus der Hüfte schießen bedeutet: schnelle Schnappschüsse machen, ohne die<br />

Kamera dabei vor das Auge zu halten. Natürlich wird Ihnen das AF System <strong>Ihre</strong>r<br />

Kamera hier von gutem Nutzen sein. Da <strong>Sie</strong> aber so nicht in der Lage sind, den<br />

zentralen AF Punkt auf ein Motiv zu richten, benötigen <strong>Sie</strong> das breiteste Spektrum von<br />

AF Punkten, das <strong>Sie</strong> zur Verfügung haben. Dies wiederum bedeutet, dass die Kamera<br />

auf den Gegenstand fokussieren wird, der Ihnen am nächsten ist. In 90 Prozent aller<br />

Fälle wird das Ihr beabsichtigtes Motiv sein.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> nicht so viel Vertrauen in die Technik haben, probieren <strong>Sie</strong> doch einmal,<br />

nach alter Väter Sitte aus der Hüfte zu schießen. Stellen <strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Kamera auf manuellen<br />

Fokus und benutzen <strong>Sie</strong> die Tiefenschärfe um sicher zu gehen, dass alles, was <strong>Sie</strong><br />

wollen, scharf ist. Dies ist abhängig davon ob a) Ihr Objektiv eine Tiefenschärfeskala<br />

hat, b) <strong>Sie</strong> in der Lage sind, Entfernungen auf den halben Meter genau einzuschätzen.<br />

Jede Blendenöffnung erscheint zweimal auf der Tiefenschärfeskala und zeigt den<br />

nächsten und den am weitesten entfernten Punkt an, der scharf dargestellt wird. Wenn<br />

<strong>Sie</strong> sich entschieden haben, mit welcher Blende <strong>Sie</strong> arbeiten möchten, überlegen <strong>Sie</strong>,<br />

welches die weiteste Entfernung ist, aus der <strong>Sie</strong> fotografieren werden und gleichen <strong>Sie</strong><br />

diese mit der ersten Markierung auf der Tiefenschärfeskala ab. Die Entfernung, die nun<br />

auf der zweiten Markierung auf der Tiefenschärfeskala erscheint, zeigt Ihnen an, wie<br />

nah <strong>Sie</strong> an Ihr Motiv heran gehen können, ohne allzu viel Schärfe einzubüßen.<br />

Diese Methode hat den Vorteil, dass <strong>Sie</strong> sehr schnell abdrücken können und nicht auf<br />

den Autofokus warten müssen. Natürlich erfordert es einige Übung, bis <strong>Sie</strong> diese<br />

Fähigkeit jedes Mal abrufen können, aber die Mühe lohnt sich.<br />

160 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE<br />

3) <strong>Fotografie</strong>ren durch Hindernisse<br />

Aufnahmen im Zoo sind das klassische Szenario, bei dem man versucht ein Motiv zu<br />

fotografieren, das von einer sichtbaren Barriere verdeckt wird. Wenn <strong>Sie</strong> mit Mehrpunkt<br />

Fokus durch einen Drahtzaun oder durch Käfigstangen fotografieren, wird das<br />

Fokussystem auf den Käfig scharf stellen, und nicht auf das Tier, das drin sitzt. Die<br />

Lösung ist einfach: wählen <strong>Sie</strong> Einpunkt- AF und zielen <strong>Sie</strong> durch den Maschendraht<br />

oder die Gitterstäbe. Gehen <strong>Sie</strong> dabei so nah wie möglich an das Gitter heran. Denken<br />

<strong>Sie</strong> daran, eine große Blende zu wählen. So halten <strong>Sie</strong> die Tiefenschärfe so niedrig wie<br />

möglich und die Gitterstäbe oder der Zaun sind komplett verschwommen.<br />

5) Fokussieren bei Restlicht<br />

Es gibt einige Umstände, bei denen Autofokus bekanntermaßen Probleme hat; einer<br />

davon ist in Situationen mit wenig Restlicht. Die AF Sensoren müssen schon in der<br />

Lage sein, etwas aufzuspüren, um darauf fokussieren zu können und je dunkler es<br />

wird, desto schwieriger wird dies. Wenn <strong>Ihre</strong> Kamera nicht mehr fokussieren kann,<br />

merken <strong>Sie</strong> das daran, dass sie verzweifelt den ganzen Fokusbereich <strong>Ihre</strong>s Objektivs<br />

durchsucht und schließlich entnervt aufgibt. Was also tun in dieser Situation?<br />

Als erstes sollten <strong>Sie</strong> kontrollieren, welchen Fokuspunkt <strong>Sie</strong> verwenden.<br />

Der mittlere Punkt ist bei den meisten <strong>DSLR</strong>s ein sehr empfindlicher Kreuzsensor.<br />

Stellen <strong>Sie</strong> also <strong>Ihre</strong> Kamera so ein, dass sie nur diesen Punkt benutzt. <strong>Sie</strong> werden<br />

merken, wie sehr das <strong>Ihre</strong> Autofokusleistung verbessert.<br />

Viele Kameras verfügen über ein AF Hilfslicht, das bei schlechten Lichtverhältnissen<br />

aushilft. Jedes arbeitet auf leicht unterschiedliche Weise, manche <strong>DSLR</strong>s leuchten<br />

das Motiv mit einem kleinen Spot aus, andere wiederum beleuchten das Motiv mit<br />

einem Abtastlicht aus dem eingebauten Blitz. Die Technologie funktioniert recht gut,<br />

wenn ihr Bereich auch auf eine geringe Entfernung begrenzt ist und der helle<br />

Lichtstrahl bei Portraitaufnahmen auch recht unangenehm für das Modell sein kann.<br />

Die traditionelle Art des Fokussierens im Dunklen ist, auf Manuell umzuschalten und<br />

es von Hand zu machen. Das Fokuslicht wird zwar nicht zuverlässig arbeiten, da es<br />

mit der gleichen Technik wie das AF System arbeitet, aber <strong>Sie</strong> werden überrascht sein,<br />

wie gut Ihr Gehirn mit einiger Übung in der Lage sein wird, den Fokus bei schlechten<br />

Lichtverhältnissen zu beurteilen.


Leitfaden für Anfänger<br />

ISTOCK PHOTO


JETZT IM HANDEL<br />

Bei allen guten Zeitschriftenhändlern


DER IDEALE<br />

BEGLEITER<br />

ZU IHRER <strong>DSLR</strong>!<br />

THE ULTIMATE GUIDE<br />

<strong>Digitale</strong><br />

SLR<br />

Leitfaden für Anfänger<br />

<strong>Ihre</strong> <strong>Digitale</strong>-SLR verstehen<br />

Grundlegende und leicht verständliche<br />

Ratschläge für Anfänger<br />

Grundtechniken<br />

<strong>DSLR</strong> Grundkenntnisse: So verbessern<br />

<strong>Sie</strong> <strong>Ihre</strong> Fotos!<br />

Belichtung: Grundlagen<br />

Verschlusszeiten, Blendeneinstellungen und<br />

Mess-Systeme beherrschen<br />

Poträtfotografie leicht gemacht<br />

Wir zeigen Ihnen, wie <strong>Sie</strong> tolle Fotos von<br />

<strong>Ihre</strong>r Familie und Freunden machen – bei<br />

Tageslicht oder mit Blitz!<br />

Kreative Techniken<br />

Folgen <strong>Sie</strong> unseren Schritt-für-Schritt<br />

Anleitungen und machen <strong>Sie</strong> originelle Fotos<br />

IN DIESEM HEFT!<br />

EXPERTENTIPPS FÜR BESSERE<br />

FOTOS<br />

<strong>DSLR</strong> Zubehör<br />

So finden <strong>Sie</strong> das richtige Objektiv sowie<br />

Taschen, Stative und Top <strong>DSLR</strong>-Zubehör

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!