Olympische Kongress von Baden-Baden - Der Deutsche ...
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Ausgabe 5/2006<br />
Zeitschrift des<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
und der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft
Augenblicke für<br />
die Ewigkeit.<br />
Auf einer Datenbank mit bereits<br />
über 750.000 Motiven aus der<br />
Welt des Sports – angefangen bei<br />
den <strong>Olympische</strong>n Spielen <strong>von</strong><br />
1896. Willkommen im Olympia-<br />
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mit dem Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitee für Deutschland, der<br />
Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe und<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Sport-Marketing.
Freundliche Grüße<br />
aus der OF-Redaktion<br />
D<br />
as tägliche Gezeter in den Gazetten ist eigentlich unmissverständlich.<br />
Ein Sportleben jenseits <strong>von</strong> Doping, Manipulation<br />
und allen damit verbundenen problembeladenen Entwicklungen<br />
scheint es nicht zu geben. Und trotzdem, liebe<br />
Leserinnen und Leser, bemühen wir uns im OF einmal mehr, das<br />
Gegenteil zu beweisen. Sicher, auch in dieser Ausgabe kommen<br />
wir nicht umhin, dem unliebsamen Dauerthema Raum zu<br />
geben. Schließlich geht es ja weder darum, die Welt des Sports<br />
vorbehaltlos schön zu reden noch jeglichen Realitätsbezug<br />
auszublenden. Also: Die Sportskandale im Allgemeinen und<br />
Doping im Besonderen bleiben uns in dieser Ausgabe ebenso<br />
wenig erspart wie andere kritische Betrachtungen zu sportlichen<br />
Schieflagen, etwa aus dem Medienzirkus.<br />
Und dennoch bietet die positive Seite des facettenreichen<br />
sportiven Geschehens in Verein, Verband und Dachorganisation<br />
mit seinen vielfältigen Auswirkungen auf die Gesamtgesellschaft<br />
reichlich Diskussions- und Interpretationsstoff. Nehmen<br />
wir nur mal wieder das Thema Ehrenamt ins Visier, dann wird<br />
klar: hier sprudelt nach wie vor ein Kraftquell des Gemeinwesens,<br />
der so schnell nicht versiegen dürfte. Er wird sich vielmehr<br />
dank neuer Lebensumstände in einer veränderten Arbeitswelt in<br />
Zukunft noch stärker bemerkbar machen. Und zwar im Sinne<br />
der Erhöhung des Sozialkapitals in unserem Lande. <strong>Der</strong> Freizeitforscher<br />
Prof. Dr. Volker Rittner <strong>von</strong> der <strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule<br />
Köln, mit dem Phänomen des bürgerschaftlichen Engagements<br />
seit Jahren wissenschaftlich bestens vertraut, analysiert<br />
und vergleicht in dieser OF-Ausgabe jüngste Erhebungen<br />
des Bundesfamilienministeriums, die sich unter dem Begriff<br />
"Freiwilligensurvey" mit der gesamtgesellschaftlichen Dimension<br />
des Ehrenamtes befassen.<br />
Dass er dabei die Rolle des organisierten Sports besonders<br />
beleuchtet, liegt auf der Hand. Zwei <strong>von</strong> Rittners bemerkenswerten<br />
Erkenntnissen lauten etwa: <strong>Der</strong> Sport rangiert, wenn es<br />
um die Bereitschaft zur freiwilligen Tätigkeit geht, deutlich vor<br />
anderen Bereichen; und daraus ergibt sich - fast logisch -, dass<br />
Sportvereine "Kraftwerke ehrenamtlichen Engagements" sind.<br />
Auch dies überzeugende und schon gar nicht die einzigen<br />
Beispiele dafür, dass es doch ein pulsierendes Sportleben jenseits<br />
<strong>von</strong> Doping und Manipulation gibt.<br />
Ihr Harald Pieper<br />
Inhalt<br />
OF Mosaik 4<br />
OF-Podium: Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper 6<br />
Das Ehrenamt im Sport ist kein Auslaufmodell -<br />
im Gegenteil 8<br />
Prof. Dr. Volker Rittner<br />
Das verlorene Paradies:<br />
Eine kleine Skandal-Geschichte des Sports 14<br />
Dr. Andreas Höfer<br />
Zur Diskussion um ein Anti-Doping-Gesetz: <strong>Der</strong> Sport<br />
benötigt kein strafrechtliches Wächteramt des Staates 18<br />
Holger Schück<br />
Doping ist auch ein kommunikatives Problem 22<br />
Prof. Dr. Helmut Digel<br />
Die Groupies und der Sport - ein greller werdender<br />
Farbtupfer im Unterhaltungszirkus 25<br />
Bianka Schreiber-Rietig<br />
OF-Kommentare 28<br />
Michael Gernandt, Harald Pieper, Steffen Haffner<br />
Sport, Medien und neue Öffentlichkeiten - Die Fernseh-<br />
Weltmeisterschaften 2006 in kritischer Nachbetrachtung 30<br />
Dr. Thomas Horky<br />
Medien-Perversionen 32<br />
Wolfgang Avenarius<br />
Die Natur - Erholungsort für den gestressten Menschen<br />
und große Bühne für den Sport 34<br />
Markus Böcker<br />
Ob basisnah im Verein oder weltmeisterlich -<br />
<strong>Der</strong> Behindertensport macht Furore 38<br />
Karl Hoffmann<br />
Kofi Anan stand Pate - Die Vereinten Nationen und<br />
der Sport - eine ebenso kurze wie beeindruckende<br />
Erfolgsgeschichte 40<br />
Dr. Stefan Volknant<br />
<strong>Der</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> oder<br />
das Ende des Amateurzeitalters 44<br />
Steffen Haffner<br />
Was macht eigentlich ...? Peter Angerer 46<br />
Michael Gernandt<br />
OF-Interview: 70 Jahre danach: Die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele in Berlin in den Augen einer Zeitzeugin -<br />
Ein Gespräch mit Elfriede Kaun 48<br />
Prof. Dr. Winfried Joch<br />
Mozart ludens - <strong>Der</strong> Salzburger Genius und das Spiel 52<br />
Dr. Hans-Dieter Krebs<br />
OF-Galerie: Sport und Kunst im Dialog 56<br />
Herbert Somplatzki<br />
Nachrichten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes 58<br />
Impressum 70<br />
Nachrichten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft 71<br />
Nachrichten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Instituts 84<br />
<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum 87<br />
3
Michael Greis ist<br />
CHAMPION DES JAHRES<br />
D F<br />
ie erfolgreichsten deutschen<br />
Athleten haben entschieden:<br />
Michael Greis ist CHAMPION DES<br />
JAHRES 2006. Im Robinson Club Pamfilya/Türkei<br />
wählten die rund 100 anwesenden<br />
Spitzensportler während der<br />
Eventwoche den 30-jährigen Biathleten<br />
zu ihrem Champion. Bei den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen hatte Michael Greis drei<br />
Goldmedaillen gewonnen und war<br />
damit erfolgreichster deutscher Athlet<br />
in Turin. Beim einwöchigen Event<br />
CHAMPION DES JAHRES hatten die<br />
Sportler die Gelegenheit, ihren persönlichen<br />
Favoriten zu wählen. Unter den<br />
Athleten hat diese Wahl eine hohe<br />
Akzeptanz, denn nicht Journalisten<br />
oder Leser entscheiden, sondern die<br />
Sportler selbst nominieren und honorieren<br />
besondere Leistungen. Im Vorfeld<br />
der Eventwoche hatten alle <strong>von</strong> der<br />
Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe geförderten<br />
Athleten per Internet eine Vorauswahl<br />
getroffen und fünf Kandidaten für<br />
die Endabstimmung nominiert: Kirsten<br />
Bruhn (Behindertensport/ Schwimmen),<br />
Uschi Disl (Biathlon), Evi Sachenbacher-<br />
Stehle (Skilanglauf), Peter Thiede<br />
(Rudern) und den neuen CHAMPION<br />
DES JAHRES Michael Greis (Biathlon).<br />
Bildungsoffensive<br />
im Sport<br />
ür den deutschen Sport stellt die<br />
Einführung <strong>von</strong> Ganztagsschulen<br />
eine große Chance dar. Insofern seien<br />
die Schlussfolgerungen aus der PISA-<br />
Studie auch eine Herausforderung für<br />
den Sport. Diese Auffassung vertrat der<br />
Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes, Dr. Thomas Bach, beim 3.<br />
Ballspielsymposium in der Karlsruher<br />
Europahalle. Bach kündigte dort eine<br />
Bildungsoffensive des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes an. "Ein aktiver<br />
Lebensstil ist wesentliche Voraussetzung<br />
für kognitives Lernen und soziale Verständigung",<br />
sagte Bach. An die Adresse<br />
der Politik gerichtet ergänzte er: "Mittel<br />
für den Sport sind keine Subventionen,<br />
Mittel für den Sport sind Investitionen<br />
in die Zukunft unserer Kinder." In diesem<br />
Zusammenhang steht auch die<br />
Forderung, in Sportanlagen zu investieren,<br />
um Qualität und Quantität der<br />
sportlichen Betätigung zu sichern.<br />
Studium und Leistungssport<br />
erfolgreich<br />
verbinden<br />
A<br />
ls erste Hochschule in Deutschland<br />
hat die <strong>Deutsche</strong> Sporthochschule<br />
Köln in ihrer Beitragssatzung die Möglichkeit<br />
zur Studiengebührenbefreiung<br />
für studierende Leistungssportlerinnen<br />
und Leistungssportler festgeschrieben.<br />
Die einzige deutsche Sportuniversität,<br />
die sich ihrer Vorreiterrolle bewusst ist,<br />
hat sich in den letzten Jahren wieder<br />
verstärkt der Förderung des Spitzensports<br />
zugewandt und gemeinsam mit<br />
der Kölner Uni 2003 die Kooperationsvereinbarung<br />
als "Partnerhochschule<br />
des Spitzensports" unterschrieben.<br />
"Wir möchten den Spitzensportlerinnen<br />
und -sportlern unter unseren Studierenden<br />
ein zügiges Studium ermöglichen",<br />
sagt Sporthochschulrektor Professor<br />
Walter Tokarski, "vor allem denjenigen,<br />
die sehr zeitintensiv trainieren<br />
und keine Zuwendung <strong>von</strong> anderer<br />
Seite erhalten."<br />
Neue WADA-Liste der<br />
verbotenen Substanzen<br />
ie Exekutive der Welt-Anti-<br />
Doping-Agentur (WADA) verabschiedete<br />
die Liste der verbotenen<br />
Substanzen und Techniken 2007. Wie<br />
bereits im Vorjahr handelt es sich um<br />
eine Fortschreibung mit nur geringfügigen<br />
Änderungen, heißt es dazu auf der<br />
Homepage der Agentur. Die Liste ist seit<br />
dem 1. Oktober 2006 online verfügbar<br />
und wird ab 1. Januar 2007 in Kraft<br />
treten. Sie ist eines der Schlüsselinstrumente<br />
bei der Harmonisierung des<br />
internationalen Kampfes gegen Doping,<br />
erklärte der Präsident der WADA,<br />
Richard W. Pound.<br />
IOC: Kampf gegen<br />
Doping hat erste Priorität<br />
as Internationale <strong>Olympische</strong><br />
Komitee (IOC) hat angesichts der<br />
spektakulären Dopingfälle im Sommer<br />
2006 daran erinnert, das der Kampf<br />
gegen Doping und Arzneimittelmissbrauch<br />
zur größten Herausforderung des<br />
Sports wird. "<strong>Der</strong> Kampf gegen Doping<br />
besitzt für uns erste Priorität, und seit<br />
vier Jahren betreiben wir ihn konsequent<br />
mit Null-Toleranz und allen uns zur<br />
Verfügung stehenden Mitteln", erklärte<br />
OF-MOSAIK<br />
OF-MOSAIK<br />
4<br />
D<br />
D
IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge. Die<br />
Ereignisse dieses Sommers seien in<br />
vielerlei Hinsicht sehr enttäuschend, aber<br />
sie sollten nicht dazu führen, in den<br />
Anstrengungen zu Gunsten eines sauberen<br />
Sports nachzulassen, meinte Rogge.<br />
Rogge wies auf die Notwendigkeit<br />
intensivierter Kontrollen, aber auch<br />
verstärkte Anstrengungen im Hinblick<br />
auf die Prävention hin. In dem aktuellen<br />
Statement erinnert die Dachorganisation<br />
der <strong>Olympische</strong>n Bewegung daran, dass<br />
Doping nicht nur Betrug ist, sondern<br />
auch enorme gesundheitliche Folgen<br />
und Konsequenzen hat.<br />
Olympiasammler<br />
aufgemerkt!<br />
Z<br />
ur Einstimmung auf die Spiele der<br />
XXIX. Olympiade Peking 2008<br />
wurden Anfang September 2006 in der<br />
chinesischen Hauptstadt zwei weitere<br />
Sätze <strong>von</strong> Gedenkmünzen vorgestellt.<br />
Dabei handelt es sich einerseits um<br />
einen Satz bestehend aus Münzen<br />
einfacher Legierungen im Wert <strong>von</strong><br />
einem Yuan und einen Satz <strong>von</strong> insgesamt<br />
sechs wertvolleren Münzen mit<br />
Gold- und Silberanteilen. Münzen aus<br />
beiden Sätzen sind legales Zahlungsmittel<br />
in der Volksrepublik China. Auf<br />
den einfacheren Münzen ist das<br />
Emblem <strong>von</strong> Peking 2008 zusammen<br />
mit dem Nationalstadion eingraviert.<br />
Das numismatische Programm der<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele begann 1952 in<br />
Helsinki. Seit dieser Zeit ist es mit<br />
seinem Bezug zu Sport, Kunst und<br />
Kultur der jeweiligen Gastgeberstadt<br />
fester Bestandteil der Spiele.<br />
Geistig behinderte<br />
Menschen werden oft<br />
unterschätzt<br />
D<br />
ie Präsidentin des Weltrates für<br />
Sportwissenschaft und Leibes-/<br />
Körpererziehung (ICSSPE), Prof. Dr. Gud-<br />
OF-MOSAIK<br />
OF-MOSAIK<br />
run Doll-Tepper (Berlin), fordert stärkere<br />
Bemühungen in der Trainer- und Lehrerausbildung<br />
für Menschen mit geistiger<br />
Behinderung. Sie sieht eine große Notwendigkeit<br />
darin, dass Forschungsergebnisse<br />
insbesondere aus der Erziehungsund<br />
Trainingswissenschaften verstärkt in<br />
die Praxis des Unterrichts und des Trainings<br />
übernommen werden müssen: "Die<br />
Ausbildung <strong>von</strong> Lehrern, Erziehern, Sportlehrern<br />
und Trainern muss sowohl theoretische<br />
Informationen als auch praktische<br />
Erfahrungen mit Menschen mit Behinderung<br />
beinhalten. Ein besonderer Fokus<br />
sollte dabei auf Menschen mit einer<br />
geistigen Behinderung liegen, da sie sehr<br />
häufig in ihren Fähigkeiten unterschätzt<br />
werden", unterstreicht die Vizepräsidentin<br />
des DOSB ihre Bemühungen.<br />
London 2012:<br />
<strong>Olympische</strong> Erziehung<br />
mit hohem Anspruch<br />
D<br />
as Organisationskomitee der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele London 2012<br />
(LOCOG) hat eine Online-Website für 7-<br />
14-Jährige geöffnet. <strong>Der</strong> erste Schritt in<br />
dem Programm zur <strong>Olympische</strong>n Erziehung<br />
ist es, das Wissen über die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele und die Paralympics zu<br />
erweitern und zugleich den Enthusiasmus<br />
der Heranwachsenden für diese<br />
Ereignisse zu entfalten, heißt es in einer<br />
entsprechenden Mitteilung. Den offiziellen<br />
Start des Online-Auftritts aktivierte<br />
Doppel-Olympiasieger Daley<br />
Thompson zusammen mit Lehrern und<br />
Schülern der Gesamtschule in Tower<br />
Hamlets.<br />
Die Seite enthält News, Daten und<br />
Fakten und eine Bilddatenbank für<br />
Lehrer und Schüler. Auch die Geschichte<br />
der Spiele, Gesundheit, Fitness und die<br />
Pläne für die <strong>Olympische</strong>n Spiele 2012<br />
in London sind Bestandteil der Seite.<br />
Das Erziehungsprogramm <strong>von</strong> LOCOG<br />
soll zu einer umfassenden Ressource<br />
<strong>von</strong> Aktionen und Initiativen rund um<br />
die <strong>Olympische</strong> Bewegung ausgebaut<br />
werden. Kinder und Jugendliche im<br />
Vereinigten Königreich und in der<br />
ganzen Welt sollen damit angesprochen<br />
werden.<br />
Geförderte Athleten leisten<br />
den "Sporthilfe-Eid"<br />
M<br />
it den Leitbegriffen "Leistung.<br />
Fairplay. Miteinander." wird die<br />
Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe erstmals in<br />
ihrer 40-jährigen Geschichte eine<br />
Kommunikations- und Anzeigen-Kampagne<br />
starten. Gleichzeitig stellt die<br />
Stiftung eine neue Initiative vor, mit der<br />
sie die <strong>von</strong> ihr geförderten 3 800 deutschen<br />
Athletinnen und Athleten durch<br />
den so genannten "Sporthilfe-Eid" auf<br />
die Werte des Sports und den Kampf<br />
gegen Doping und Manipulation ver-<br />
pflichten will. "Wir verteidigen die<br />
Prinzipien des Sports, weil diese Prinzipien<br />
auch unser Land stärken und das<br />
Zusammenleben in der Gesellschaft<br />
leichter machen", sagte Sporthilfe-Chef<br />
Hans Wilhelm Gäb bei der Vorstellung<br />
der neuen Markenkampagne in Frankfurt<br />
am Main.<br />
<strong>Der</strong> "Sporthilfe-Eid" beinhaltet eine<br />
schriftliche Verpflichtung der Athleten,<br />
die Prinzipien des Sports zu verteidigen<br />
und das feierliche Gelöbnis, "niemals zu<br />
dopen" und gegen jede Art der Leistungsmanipulation<br />
aufzustehen. Teil der<br />
Vereinbarung, die <strong>von</strong> einem "Bürgen"<br />
als Vertrauensperson der Sportler mitunterzeichnet<br />
werden muss, ist eine<br />
Zustimmung zum Recht der Stiftung<br />
<strong>Deutsche</strong> Sporthilfe, gezahlte Fördergelder<br />
zurückzufordern, wenn Versprechen<br />
aus dieser Verpflichtungserklärung<br />
gebrochen werden.<br />
5
<strong>Der</strong> Sport gilt heutzutage als ein gesamtgesellschaftliches<br />
Phänomen. Spätestens während der Fußball-WM<br />
2006 in unserem Land ist uns allen wieder einmal<br />
sehr deutlich geworden: <strong>Der</strong> Sport ist ein bedeutender<br />
Machtfaktor in der Gegenwartsgesellschaft. <strong>Der</strong> Sport<br />
schafft es "spielend", ganze Nationen in seinen Bann zu<br />
ziehen, aber dabei auch den Fokus der Aufmerksamkeit <strong>von</strong><br />
anderen Ereignissen abzulenken. Gleichzeitig können wir<br />
feststellen, dass der Sport eine völkerverbindende Funktion<br />
haben kann, wobei die Betonung hier auf der Möglichkeitsform<br />
"kann" liegen muss, denn wir beobachten auf der<br />
anderen Seite Entwicklungen, die mit unseren Vorstellungen<br />
<strong>von</strong> Fair Play und gegenseitiger Achtung nichts mehr zu tun<br />
haben und unser Eingreifen fordern, wenn es beispielsweise<br />
um Chancengleichheit geht.<br />
<strong>Der</strong> 1958 ins Leben gerufene Weltrat für Sportwissenschaft<br />
wurde mit Unterstützung der UNESCO gegründet. Die<br />
unmittelbare Nähe des Sports zu Bildung und Kultur ist<br />
somit auch auf politischer Ebene kein neues Phänomen.<br />
Aber zu einer Zeit, die stark <strong>von</strong> öffentlichen Events<br />
geprägt ist, sind die Vertreter des Sports zum Umdenken<br />
aufgefordert. So setzt ICSSPE sich dafür ein, dass in Zusammenhang<br />
mit der Durchführung <strong>von</strong> sportlichen Spitzenveranstaltungen<br />
und der Förderung des Hochleistungssports<br />
auch den Bedürfnissen der breiten Bevölkerungsschicht<br />
stets Rechnung getragen wird. Im Rahmen <strong>von</strong> Wiederaufbauarbeiten<br />
nach dem Tsunami 2005 in Südostasien achtet<br />
ICSSPE z. B. darauf, dass die mit internationalen Mitteln<br />
wieder zu errichtenden Sportplätze nicht nur <strong>von</strong> Leistungssportlern,<br />
sondern auch <strong>von</strong> einer breiten Öffentlichkeit<br />
genutzt werden können. Ein anderes Beispiel ist das<br />
internationale Symposium "Dimensions of Performance",<br />
das ICSSPE in diesem Jahr schon zum zweiten Male im<br />
Vorfeld des ISTAF, der größten Leichtathletik-Veranstaltung<br />
im Berliner Olympiastadion, durchgeführt hat. Bei der<br />
diesjährigen Veranstaltung ging es ICSSPE nicht allein um<br />
eine ausschließlich auf Erfolg ausgerichtete Talentidentifizierung<br />
- mehr noch: Die 300 internationalen Mitgliedsorganisationen,<br />
die sehr unterschiedliche Teildisziplinen der<br />
Sportwissenschaft vertreten, waren aufgefordert, ihre<br />
fachspezifischen Sichtweisen einzubringen. Dies führt stets<br />
zu einer breit angelegten Diskussion <strong>von</strong> Vertretern der<br />
Leichtathletikverbände mit den Sportpädagogen, -psychologen,<br />
-medizinern, Biomechanikern, etc. Daneben sind aber<br />
auch die Ansichten <strong>von</strong> Sportjuristen und Sportökonomen<br />
<strong>von</strong> Bedeutung, die sich mit der Frage des "Muscle drains",<br />
der Abwanderung <strong>von</strong> Spitzensportlern in reichere Länder<br />
etc. beschäftigen. Wenn wir also <strong>von</strong> Sport und Entwicklung<br />
sprechen, denken wir an verschiedene Ebenen: an die<br />
gesamtgesellschaftliche und persönliche, an die politische<br />
und an die wirtschaftliche.<br />
6<br />
Ähnlich komplex ist der Bereich der Bildung im und durch<br />
Sport zu verstehen: <strong>Der</strong> Begriff der Leibeserziehung, der im<br />
Alltag längst nicht mehr benutzt wird und inzwischen vom<br />
Begriff Schulsport abgelöst wurde, wird durch eine international<br />
geführte Diskussion <strong>von</strong> Bildungs- und Gesundheitspolitikern<br />
sowie <strong>von</strong> Sportpädagogen neu definiert: "Physical<br />
education" meint heute nicht mehr allein den Sportunterricht<br />
an Schulen, sondern wirkt gleichermaßen darauf hin,<br />
dass Menschen zum lebenslangen Sporttreiben angeregt<br />
werden. Entsprechende Lernprogramme werden weltweit <strong>von</strong><br />
unterschiedlichen öffentlichen und privaten Institutionen für<br />
alle Altersgruppen angeboten.<br />
In Zusammenhang mit Bildung übernimmt der Sport weitere<br />
wichtige Aufgaben: In vielen Ländern geht es dabei um<br />
den Kampf gegen Doping, aber auch gegen zunehmende<br />
Zivilisationskrankheiten, in einigen Regionen um den Kampf<br />
gegen HIV/AIDS. Dass der Fußball längst nicht mehr allein<br />
als eine der "der schönsten Nebensachen der Welt" und<br />
bedeutender<br />
Wirtschaftsfaktor<br />
gilt,<br />
sondern auch<br />
erzieherische<br />
und aufklärerischeBedeutung<br />
hat,<br />
wissen wir<br />
spätestens<br />
seit der zum<br />
Kulturprogramm<br />
der<br />
Fußball-WM<br />
in DeutschlandzählendenStraßenfußball-WM<br />
im Berliner<br />
Stadtteil<br />
Kreuzberg, an<br />
der "bunte"<br />
Teams <strong>von</strong><br />
Sozial- und Integrationsprojekten aus 22 Ländern teilnahmen.<br />
In den meisten Ländern der Welt ist die Schule der Ort, an<br />
dem ein Großteil der Bevölkerung erreicht werden kann.<br />
Insofern engagiert sich ICSSPE weltweit für eine Stärkung<br />
eines qualitativ guten und die kulturellen Besonderheiten<br />
berücksichtigenden Sportunterrichts an den Schulen, ohne<br />
Einschränkung auf Grund des Alters, des Geschlechts, einer<br />
Behinderung oder der Zugehörigkeit zu Religionsgemein-
schaften. In den Jahren 1999 und 2005 führte ICSSPE in<br />
Berlin bzw. Magglingen (Schweiz) jeweils einen Weltgipfel<br />
zum Schulsport durch, auf dem dessen Status untersucht<br />
und Strategien zu seiner Stärkung diskutiert wurden. Über<br />
den "Zweck" des Schulsports wird dabei sehr intensiv diskutiert<br />
… <strong>von</strong> manchen wird er verstanden als Mittel zur<br />
Talententwicklung, für andere als körperlicher Ausgleich zu<br />
akademischen Anforderungen, als Mittel zur Förderung <strong>von</strong><br />
sozialer Kompetenz oder eben als Chance, Kinder zu körperlicher<br />
Aktivität und damit zu einem besseren Gesundheitsverhalten<br />
zu motivieren. Alle diese Interessen finden sich in den<br />
Mitgliedsorganisationen wieder und haben ihre Berechtigung.<br />
Bei all diesen Aktivitäten und Initiativen arbeitet ICSSPE als<br />
Weltverband in enger Partnerschaft mit der UNESCO, dem<br />
IOC und der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die<br />
Zusammenarbeit mit der UNESCO findet auch ihren Ausdruck<br />
bei der inhaltlichen Gestaltung der sogenannten<br />
MINEPS-Konferenzen, die 1999 in Punta del Este (Uruguay)<br />
und 2004 in Athen stattfanden. Dabei trafen sich die für<br />
Sport und Schulsport zuständigen Minister aller Länder der<br />
Welt, erörterten aktuelle Themen und Probleme und verabschiedeten<br />
gemeinsam Empfehlungen für zukünftige Aktionen<br />
in den jeweiligen Mitgliedsländern. Die Schwerpunkte<br />
der letzten MINEPS-Konferenzen 2004 bezogen sich auf die<br />
Internationale Konvention im Kampf gegen Doping, den<br />
Schulsport und den Sport als Schlüsselelemente einer Bildung<br />
für alle sowie auf Frauen und Sport.<br />
ICSSPE hat sich darüber hinaus in besonderer Weise - in<br />
Kooperation mit dem vom UN-Generalsekretär Kofi Annan<br />
eingesetzten Sonderberater für Sport für Entwicklung und<br />
Frieden, Adolf Ogi - bei der Durchführung des <strong>von</strong> der UN<br />
für 2005 ausgerufenen Jahres des Sports und der Leibeserziehung<br />
engagiert. Neben der inhaltlichen Ausgestaltung<br />
dieser UN-Initiative beteiligte sich ICSSPE an einer Vielzahl<br />
<strong>von</strong> Veranstaltungen und Projekten und organisierte unter<br />
anderem eine Veranstaltung in Bad Boll zum Thema "Sport<br />
und Entwicklung" sowie in Bangkok zur Rehabilitation durch<br />
Sport in der Tsunami-Region Südostasiens. Dabei geht es um<br />
den Beitrag des Sports beim Wiederaufbau der <strong>von</strong> Naturkatastrophen<br />
betroffenen Regionen der Welt. Traumatisierte<br />
Menschen erleben durch Bewegung und Sport eine Stärkung<br />
ihrer Persönlichkeit und erfahren die positiven Wirkungen<br />
sozialen Miteinanders. An diesen Themen wird auch gegenwärtig<br />
intensiv weitergearbeitet, und es werden Folgeaktivitäten<br />
initiiert. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />
als Mitgliedsorganisation <strong>von</strong> ICSSPE kann mit seinen vielfäl-<br />
OF-PODIUM<br />
Das weltweite Netzwerk des Sports nutzen und<br />
weiter entwickeln<br />
<strong>von</strong> Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, Präsidentin des Weltrates für Sportwissenschaft und<br />
Leibes-/Körpererziehung (ICSSPE) und Vize-Präsidentin des DOSB<br />
tigen Ressorts insbesondere auch mit dem Bereich Bildung<br />
und <strong>Olympische</strong> Erziehung hier zukünftig einen wesentlichen<br />
Beitrag leisten.<br />
Ein Fazit zum Schluss: <strong>Der</strong> Sport ist ein die Gesellschaft<br />
umspannendes, aber auch entwickelndes Phänomen unserer<br />
Zeit. Dieses Netzwerk zu nutzen und weiterzuentwickeln,<br />
darin sieht ICSSPE seine Aufgabe, und zwar lokal, regional,<br />
national und global. Eine Einladung zum Dialog ist das<br />
allemal …<br />
7
Das Ehrenamt im Sport ist kein<br />
Auslaufmodell - Im Gegenteil<br />
Von Volker Rittner<br />
Das Ehrenamt ist schon mehrfach zu Grabe getragen<br />
worden. In einer Welt der fortgeschrittenen Kommerzialisierung<br />
und Professionalisierung sei es, so ein<br />
Argument, zwar liebenswert, und auch ein dankbarer Klassiker<br />
<strong>von</strong> Sonntagsreden, aber dann doch hoffnungslos anachronistisch.<br />
Versuche, mit einschlägigen Kampagnen das<br />
Ehrenamt zu würdigen - so z.B. "Jahre des Ehrenamts" -<br />
8<br />
erscheinen in dieser Perspektive dann eher als Wiederbelebungsversuche<br />
eines siechen Kranken. Auch eine rege Klagsamkeit<br />
im Sportalltag spricht in gewisser Weise dafür, dass<br />
es mit dem Ehrenamt nicht zum Besten stehen könnte. So<br />
führen Vereins- und Verbandsvertreter immer wieder an, dass<br />
es große Probleme bei der Rekrutierung <strong>von</strong> Ehrenamtlichen<br />
gebe. Danach gäbe es also eine "Krise der Ehrenamtlichkeit".
Die Freiwilligensurveys der<br />
Bundesregierung<br />
Erste Auskunft zum aktuellen Stellenwert des Ehrenamts bzw.<br />
zur Freiwilligenarbeit im Sport geben zwei groß angelegte<br />
Erhebungen des Familienministeriums. Es sind die Freiwilligensurveys<br />
aus den Jahren 1999 und 2004, in deren Rahmen<br />
jeweils über 15 000 Personen im Bundesgebiet repräsentativ<br />
befragt worden sind. Da der größte Teil der Fragen identisch<br />
blieb, erlaubt der Abstand zwischen den beiden Erhebungszeitpunkten<br />
Möglichkeiten eines systematischen Zeitvergleichs.<br />
Zumindest ergeben sich Hinweise darauf, ob es<br />
tatsächlich einen grundlegenden Prozess der Entwertung des<br />
Ehrenamtes in der Zeit gibt.<br />
Anzumerken ist, dass die Freiwilligensurveys in einem engen<br />
Zusammenhang mit einem wieder erwachten starken Interesse<br />
der Öffentlichkeit und der Politik stehen. So sind diese<br />
Surveys im Umkreis der Enquetekommission des Bundestages<br />
" Zur Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements" entstanden.<br />
Die Renaissance des Ehrenamtes findet ihren Ausdruck auch<br />
in neuen theoretischen Diskussionen und Bezügen. So werden<br />
u.a. drei zentrale Positionen geltend gemacht, die darauf<br />
hinauslaufen, dass das ehrenamtliche Engagement sehr viel<br />
mehr darstellt als lediglich eine liebenswerte, leicht anachronistische<br />
Marotte.<br />
1. In den Theorien zum Sozialkapital wird herausgestellt, dass<br />
- in Parallele zum ökonomischen Kapital - das bürgerschaftliche<br />
Engagement eine zentrale Voraussetzung für<br />
den gesellschaftlichen Zusammenhalt darstellt.<br />
2. Die Theorien der Zivilgesellschaft machen deutlich, dass<br />
das bürgerschaftliche Engagement und die Selbstorganisation<br />
eine wichtige Voraussetzung bilden bzw. den Humus<br />
der gesellschaftlichen Integration repräsentieren.<br />
3. In den Theorien des Dritten Sektors wird da<strong>von</strong> ausgegangen,<br />
dass neben dem Staat (1. Sektor) und dem Markt (2.<br />
Sektor) die Non-Profit-Organisationen, die privaten Initiativen<br />
und Zusammenschlüsse als 3.Sektor das zentrale<br />
Moment für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die<br />
allgemeine Wohlfahrt darstellen.<br />
Wo also steht der Sport?<br />
Wo also steht der Sport? Wie aktuell ist er angesichts der<br />
neuen Diskussion? Gilt die Renaissance auch für ihn? Wie<br />
ordnet er sich in die Diskurse ein? Kann er selbstbewusst an<br />
den neuen öffentlichen Diskursen teilnehmen?<br />
Es sollen einige Erkenntnisse aus der Fülle der Daten herausgestellt<br />
werden. Diese sollen dann mit Teilergebnissen aus<br />
dem Sportentwicklungsbericht konfrontiert werden, die auf<br />
den ersten Blick eher eine "Krise des Ehrenamts" signalisieren,<br />
und dessen Ergebnisse in Kürze veröffentlicht werden.<br />
9
1. Sportvereine als Kraftwerke ehrenamtlichen<br />
Engagements<br />
Sportvereine sind, dies zeigen die beiden Freiwilligensurveys<br />
in überzeugender Weise, die wichtigsten Produzenten<br />
<strong>von</strong> Gemeinschaftsaktivitäten und Freiwilligentätigkeiten<br />
in der Bundesrepublik. 40% der Befragten (Bevölkerung<br />
über 14 Jahre) waren im Jahr 2004 gemeinschaftlich im<br />
Sport aktiv. Auch bei der "freiwilligen Tätigkeit" rangiert<br />
der Sport deutlich vor anderen Bereichen. 11% der Befragten<br />
waren im Bereich "Sport und Bewegung" tätig. Deutlichgeringer<br />
fielen die Nennungen bei den nächstfolgenden<br />
Bereichen aus: "Schule und Kindergarten" (7%), "Kirche<br />
und Religion" (6%), "Kultur und Musik" (5,5%). "Soziales"<br />
(5,5%), "Freizeit und Geselligkeit" (5%), "Freiwillige<br />
Feuerwehr/Rettungsdienste (3%).<br />
2. Robustheit des Engagements<br />
10<br />
In der Zeit <strong>von</strong> 1999 bis 2004 ist der Anteil der gemeinschaftlichen<br />
Aktivitäten noch gewachsen (<strong>von</strong> 36,5 auf<br />
40%). Die Zahl der Freiwilligen Tätigkeit ist mit 11% stabil<br />
geblieben.<br />
Diese Daten verdeutlichen, dass die Kassandrareden vom<br />
Auslaufmodell Ehrenamtlichkeit keine Basis haben. Die<br />
Daten sprechen tatsächlich dafür, dass die Sportvereine<br />
nach wie vor Kraftwerke der Freiwilligentätigkeit sind und<br />
dass es vor diesem Hintergrund offenbar keine "Krise des<br />
Ehrenamtes" zu geben scheint.<br />
3. Ehrenamt ist nach wie vor männlich geprägt<br />
<strong>Der</strong> Anteil der freiwillig Tätigen ist im Jahr 2004 mit 14<br />
Prozent deutlich höher als bei den Frauen mit 8 Prozent.<br />
Allerdings haben die Frauen im Vergleich zum Jahr 1999<br />
leicht aufgeholt. Mit diesem Merkmal zeigt sich ein Fortleben<br />
der Tradition, dass Sportvereine lange Zeit eher<br />
Männer-Territorien waren, speziell im Bereich der Verwaltung<br />
und Organisation, allerdings in abgeschwächter<br />
Form.<br />
4. Spaß und Weiterbildung<br />
Was bewegt Menschen zur freiwilligen Tätigkeit im Sport?<br />
Für die freiwillig Tätigen ist es "außerordentlich wichtig",<br />
dass die Tätigkeit Spaß macht, dass man sympathische<br />
Leute kennerlernt (50,6%), und dass man anderen Menschen<br />
helfen kann (35,8%). Die Rangfolge dieser Motive ist<br />
in den Jahren 1999 und 2004 gleich geblieben, bei gewissen<br />
Unterschieden in der Stärke der Ausprägung. Dabei ist<br />
das Motiv "Spaß haben" für Frauen wichtiger als für Männer<br />
und bei den verschiedenen Altersgruppen ist der Wert<br />
bei den 14-30Jährigen am höchsten.<br />
5. Engagement im Sport ist weitgehend ehrenamtlich<br />
85 Prozent der freiwillig Tätigen im Sport geben an, dass<br />
sie weder Honorar noch eine geringfügige Bezahlung für<br />
ihre Tätigkeit erhalten; 6,4% erhalten eine Pauschale, 7.9%<br />
eine geringfügige Bezahlung und 1,3% ein Honorar.<br />
Danach ist es tatsächlich so, dass die ehrenamtliche Tätigkeit<br />
im Alltagssport nach wie vor weitgehend <strong>von</strong> Kommerzialisierungstendenzen<br />
frei ist. <strong>Der</strong> Begriff der ehrenamtlichen<br />
Tätigkeit hat danach tatsächlich eine ideelle<br />
Basis.<br />
<strong>Der</strong> Stellenwert angesichts der neuen<br />
Theoriediskussion<br />
Die Daten sind zweifellos sehr eindrucksvoll. Die Programmatik<br />
des Sports hat sich damit nicht <strong>von</strong> der Realität zu weit<br />
entfernt, wie manchmal befürchtet wird. Ihr Stellenwert ist<br />
deshalb auch hoch, weil die Untersuchungen in keinem<br />
"befangenen" Sportkontext stattfanden und ihre Gültigkeit
deshalb kaum bezweifelt werden kann. Danach kann man in<br />
Beziehung zu den neuen theoretischen Diskursen da<strong>von</strong><br />
sprechen, dass die Sportorganisationen einen sehr substanziellen<br />
Beitrag zur Wohlfahrtsproduktion leisten. Sie schaffen<br />
"soziales Kapital" unter Gesichtspunkten des entsprechenden<br />
theoretischen Ansatzes. Sie repräsentieren einen besonders<br />
wirksamen Bereich des Dritten Sektors, und sie leisten zweifellos<br />
auch einen unaustauschbaren Beitrag zur Zivilgesellschaft<br />
und zur allgemeinen Wohlfahrt.<br />
Widersprüche im<br />
Sportentwicklungsbericht<br />
In dem angeführten Sportentwicklungsbericht, der Nachfolge<br />
der Finanz- und Strukturanalyse des deutschen Sports (FISAS)<br />
finden sich, bezogen auf das ehrenamtliche Engagement,<br />
insbesondere zwei zentrale Aussagen: 1. Nahezu alle Vereine<br />
bekennen sich zum Prinzip der Ehreamtlichkeit, weitgehend<br />
unabhängig da<strong>von</strong>, wie sie intern strukturiert sind und welche<br />
Größe sie aufweisen. 2. Im Unterschied zu den Freiwilligensurveys<br />
steht dann allerdings das Ergebnis, dass 45%<br />
große Probleme bei der Rekrutierung <strong>von</strong> Freiwilligen haben.<br />
Hier findet also die verbreitete Klage im Sportalltag ihre<br />
Entsprechung in den Ergebnissen der Erhebung.<br />
Wie kommt dieser Widerspruch zustande? Da sind auf der<br />
einen Seite die sehr beeindruckenden Daten zur Robustheit<br />
und Stabilität des Ehrenamtes. Auf der anderen Seite finden<br />
sich dann doch die Symptome einer "Krise des Ehrenamtes".<br />
Was ist richtig? Dabei ist zu berücksichtigen, dass jeweils<br />
unterschiedliche Perspektiven verantwortlich sind, einmal die<br />
Perspektive der befragten Individuen und dann die Perspektive<br />
der Organisationen.<br />
Strukturwandel des Ehrenamtes?<br />
Im Folgenden sollen 3 Thesen formuliert werden, aus denen<br />
hervorgeht, dass wohl beide Perspektiven zutreffend sind. Es<br />
geht nicht um richtig oder falsch. Ausschlaggebend sind offensichtlich<br />
unterschiedliche Wahrnehmungen, die ihrerseits<br />
Ausdruck neuer Spannungsverhältnisse im Sportpanorama und<br />
ganz generell in den Ehrenamts-Kulturen der Gegenwart sind.<br />
1. Hinter dem scheinbaren Widerspruch steckt ein Wandel in<br />
den Ehrenamtskulturen.<br />
11
2. Völlig neue Belastungs- und Bewährungsprofile der Ehrenamtlichkeit<br />
führen zu neuen Aufgabenstellungen und auch<br />
Enttäuschungsgefahren.<br />
3. Das Ehrenamt muss unter veränderten Bedingungen neu<br />
gedacht werden. Erforderlich sind neue Steuerungsansätze<br />
der Gewinnung und Bindung sowie Stärkung des ehrenamtlichen<br />
Engagements angesichts neuer Belastungsprofile.<br />
Wandel in den Ehrenamtskulturen<br />
Ein Hinweis zur Lösung der Frage ergibt sich möglicherweise<br />
allein schon, wenn man sich Veränderungen in den Angaben<br />
zur Zeitdauer des Engagements in den Vereinen anschaut, so<br />
wie sie aus den Survey-Daten hervorgehen. Hier findet sich<br />
einer der größten Unterschiede zwischen 1999 und 2004. Es<br />
sticht hervor, dass der Anteil der Ehrenamtlichen, die mehr als<br />
5 Stunden pro Woche für die Arbeit im Verein opfern, <strong>von</strong><br />
31% im Jahr 1999 auf 22,2% im Jahr 2004 gesunken ist, also<br />
ein drastischer Bruch.<br />
Es gibt danach zwar weiterhin die Bereitschaft zum Engagement,<br />
aber diese Bereitschaft hat andere Bedingungen und<br />
Voraussetzungen. Für eine bleibende Bereitschaft zum Engagement<br />
spricht auch der Befund, dass sich 41,3% der freiwillig<br />
Tätigen im Sport eine Ausweitung ihrer Tätigkeit vorstellen<br />
können.<br />
Ganz offenkundig nimmt eine elementare und voraussetzungslose<br />
Form der Bereitschaft ab, sozusagen eine spezifische<br />
Form der Hingabe, in der die Tätigkeit mit der Persönlichkeit<br />
und der Biographie verschmolz. Von den Vereinen und<br />
Verbänden wird dies natürlich registriert. Sie erscheinen dann<br />
vor diesem Hintergrund als spezifische Probleme der Gewinnung<br />
<strong>von</strong> ehrenamtlichen Mitarbeitern, was objektiv zutreffend<br />
ist. Aber das Phänomen bedarf offensichtlich einer<br />
Differenzierung. Es verschwindet nicht so sehr das Ehrenamt<br />
bzw. die Bereitschaft zum Ehrenamt; es verschwindet vielmehr<br />
eine historisch überkommene Form der Hingabe bzw. ist<br />
diese auf dem Rückzug.<br />
Neue Belastungs- und Bewährungsprofile<br />
der Ehrenamtlichkeit<br />
Hinweise auf die Spannungen, die hinter den scheinbaren<br />
Widersprüchen stehen, finden sich insbesondere auch in der<br />
Nahoptik, wenn man in den konkreten Stadteilen, Bezirken,<br />
Quartieren bzw. Milieus den Anforderungen an die ehrenamtliche<br />
Arbeit jenseits der praktischen Arbeit in den Übungsgruppen<br />
näher rückt. Dabei sei auf erste Ergebnisse des<br />
12<br />
Projekts "Sport in Metropolen. Das Beispiel der Stadt Köln",<br />
einem größeren Projekts zur Sportentwicklung in der Stadt<br />
Köln, zurückgegriffen. Herausragend in der Nahoptik waren<br />
insbesondere folgende Erkenntnisse und Einsichten:<br />
.<br />
.<br />
.<br />
.<br />
.<br />
Das Ehrenamt wird zunehmend konfrontiert mit den<br />
individualisierten Sportbedürfnissen bzw. der Selbstbezüglichkeit<br />
der Mitglieder.<br />
Die Vereine müssen völlig neue Angebote erstellen, die aus<br />
den Reproduktionszyklen der klassischen Gewinnung <strong>von</strong><br />
ehrenamtlichen Mitarbeitern herauswachsen.<br />
Es findet sich bei den Vereinen häufig Unkenntnis über die<br />
Ansprüche <strong>von</strong> wichtigen kommunalen Akteuren wie dem<br />
Schulamt, dem Jugendamt, dem Gesundheitsamt, den<br />
Kindertagesstätten, auch gegenüber der Wirtschaft.<br />
In Stadteilkonferenzen und runden Tischen findet sich<br />
zunehmend das Problem, dass Schulen und Kindertagesstätten<br />
nach Sportvereinen als Partnern für gemeinsame<br />
Projekte suchen und sie nicht finden. Hier artikuliert sich<br />
ein gesellschaftspolitischer Bedarf, der - so z.B. die Ganztagsschule<br />
- die ehrenamtlichen Mitarbeiter vor völlig<br />
neue Probleme stellt. Charakteristisch ist, dass bei einschlägigen<br />
Konferenzen potenzielle Partner mittlerweile in<br />
der Überzahl sind. Sie finden keinen Counterpart. So stellt<br />
die Ganztagsschule völlig neue Anforderungen an ein<br />
ehrenamtliches Management. Gleiches gilt aber auch für<br />
Kindertagesstätten.<br />
Es gibt völlig neue Probleme der Selbstdarstellung, wenn<br />
es darum geht, mit anderen Akteuren in Netzwerken<br />
zusammenzuarbeiten.<br />
<strong>Der</strong>artige Ergebnisse zeigen einen Wandel der ehrenamtlichen<br />
Belastungs- und Bewährungsprofile.<br />
Selbstbezügliches Engagement:<br />
Neue Formen der Integration<br />
Vieles spricht für die Annahme, dass sich tatsächlich ein<br />
Wandel in den Ehrenamtsauffassungen vollzieht, und dass<br />
Vorstellungen, die entweder vom Erhalt oder aber vom Ende<br />
des Ehrenamtes sprechen, viel zu grob sind. Nach wie vor<br />
erfüllt das Ehrenamt auch für die Engagierten wichtige<br />
Funktionen; aber es erfüllt sie offenbar unter gewandelten<br />
Formen. Vor diesem Hintergrund findet sich beides nebeneinander,<br />
sowohl die Dauerhaftigkeit des ehrenamtlichen<br />
Engagements als auch die Dauerhaftigkeit des Klagens über<br />
die Krise des Ehrenamtes. Beide sind Ausdruck der Individualisierungsprozesse.<br />
Sie sind sowohl Zeichen der Robustheit des
Ehrenamtes als auch seiner Transformationen. Gerade wenn<br />
man die Auswirkungen der Globalisierungsprozesse vor<br />
Augen hat, spricht vieles für die Unentbehrlichkeit des bürgerschaftlichen<br />
Engagements, so wie es in den neuen Theorien<br />
hervorgehoben wird. Ob man nun die Perspektive der<br />
Organisationen oder die Perspektive der ehrenamtlich Tätigen<br />
einnimmt, man braucht es mehr denn je, aber man braucht es<br />
in einer anderen Weise, und die Organisationen, die darauf<br />
angewiesen sind, müssen es lernen, das Ehrenamt in modifizierten<br />
Formen einzubinden.<br />
Lebensstil und Ehrenamt -<br />
eine Neuzusammensetzung<br />
In einer gewandelten Welt, in der die Globalisierung für<br />
Individualisierung und Pluralisierung sorgt, in der die Individuen<br />
flexibler denn je sein müssen, und nicht mehr ungeteilt<br />
für ihre Handlungen eintreten können, wird auch das Engagement<br />
darauf abgestellt.<br />
Daraus ergibt sich ein Spannungsverhältnis: Angesichts der<br />
Verknappung der Integrationsmöglichkeiten und Möglichkeiten<br />
der Selbstwirksamkeit wird das Engagement als eine<br />
Quelle der Bestätigung und sozialen Anerkennung und als<br />
eine Quelle <strong>von</strong> Sinnfindung wichtiger denn je. Aber die<br />
Betätigung selbst geschieht unter den Bedingungen der<br />
Individualisierung. Sie muss in den Rahmen der postindustriellen<br />
Gesellschaft eingepasst werden. Flexibilisierung und<br />
Individualisierung des Lebens und Flexibilisierung des Engagements<br />
korrespondieren miteinander.<br />
Neue Steuerungs- und<br />
Unterstützungs- bzw. Beratungsleistungen<br />
sind erforderlich<br />
Für die Verbände und Vereine resultiert daraus eine zentrale<br />
Einsicht, die hier nur angedeutet werden kann. Verbände und<br />
Vereine werden in Zukunft sehr viel mehr auf den Strukturwandel<br />
des Ehrenamtes achten müssen. Die Zeiten, in denen<br />
es als sprudelnder Rohstoff gleichsam auf natürliche Weise<br />
zur Verfügung stand, sind endgültig dahin. Eine neue Kultur<br />
der Pflege der Ehrenamtlichkeit muss die verschiedenen<br />
Varianten des bürgerschaftlichem Engagements in seiner<br />
stärkeren Selbstbezüglichkeit erkennen und entsprechend<br />
auf sie eingehen und sie differenziert einbinden. Angesichts<br />
der neuen Belastungsprofile muss es sicherlich auch neue<br />
Beratungsleistungen geben. Vor allem aber sind neue Steuerungsansätze<br />
erforderlich, die das empfindliche Gut "ehrenamtliches<br />
Engagement" in differenzierter Weise gewinnen<br />
und binden und in überzeugender Form auf die veränderten<br />
Lebensstile der postindustriellen Gesellschaft beziehen.<br />
OF<br />
13
Das verlorene Paradies:<br />
Eine kleine Skandal-Geschichte des Sports<br />
Von Andreas Höfer<br />
Am Anfang war der Skandal. Schenkt man dem großen<br />
Geschichtsbuch christlicher Provenienz und der darin<br />
kolportierten Version der Entstehung der Menschheit<br />
Glauben, begann dieselbe mit einem Eklat, dessen Wirkung<br />
fataler nicht hätte sein können: der Verbannung aus dem<br />
Paradies.<br />
Nun muss man sicher nicht bei Adam und Eva anfangen,<br />
wenn man sich der Geschichte des Sports zuwenden und<br />
dabei den Blick auf gravierende Verfehlungen mit Skandal-<br />
Potenzial lenken möchte. Schließlich sparen die überlieferten<br />
Nachrichten aus jenem gern beschworenen paradiesischen<br />
Urzustand jedwede Hinweise auf sportliche Betätigungen der<br />
Beteiligten aus. Andererseits wirft die kleine Reminiszenz an<br />
die beiden fiktiven Urahnen des Menschengeschlechts und ihr<br />
absurdes, geradezu tragikomisches Schicksal ein bezeichnendes<br />
Licht auf ein psychologisches Grundmuster, das auch und<br />
gerade im Sport zum Tragen kommt, nämlich die anscheinend<br />
naturgegebene Ambivalenz <strong>von</strong> Stärke und Schwäche, die<br />
sich unter anderem in einem gleichzeitigen Streben nach<br />
Freiheit und Sicherheit ausdrückt, was wiederum die Unvereinbarkeit<br />
bestimmter menschlicher Bedürfnisse und damit<br />
die Widersprüchlichkeit unseres Daseins, also auch unserer<br />
sportlichen Ambition offenbart.<br />
Vielleicht ist - jenseits moralischer Bewertungen - eben dies<br />
die noch heute nutzbringende Botschaft der im ersten Buch<br />
Mose überlieferten Genesis, dass jede Option eines Lebens-<br />
Laufes ebenso mit Chancen wie mit Risiken und Nebenwirkungen<br />
verbunden ist und dass jeder die Verantwortung für<br />
sein Tun und Lassen - also auch für das Einhalten oder Missachten<br />
<strong>von</strong> Regeln - zu übernehmen hat.<br />
Zugleich wird aber auch offenkundig, dass der homo sapiens<br />
seit jeher auch ein homo ludens war, dem es stets auch<br />
darum zu tun ist, die ihm innewohnenden Möglichkeiten<br />
auszuloten und dabei potenziell in der Versuchung steht, die<br />
ihm <strong>von</strong> der Natur oder anderweitig vorgegebenen Grenzen<br />
14<br />
zu überschreiten. Ohne diesen immanenten Drang, über sich<br />
hinauszuwachsen, wäre vielleicht niemals das Rad erfunden<br />
worden, vom Rennrad zu schweigen. Niemand wäre wohl<br />
freiwillig ins kalte Wasser gesprungen, schon gar nicht aus<br />
zehn Metern Höhe und mit Salto und/oder dreifacher Schraube.<br />
Keine Latte wäre höher als nötig gelegt worden, nur um<br />
sie mit oder ohne Zuhilfenahme eines biegsamen Stabes zu<br />
überqueren. Und viel lieber hätte man eine ruhige Kugel<br />
geschoben, als selbige mit äußerster Kraftanstrengung so<br />
weit wie möglich <strong>von</strong> sich zu stoßen. Wer wäre je gerannt,<br />
der auch hätte laufen, wer je gelaufen, der auch hätte gehen<br />
können, sofern der Gang <strong>von</strong> A nach B nicht überhaupt als<br />
vermeidbar angesehen worden wäre. Kurzum: Das Faszinosum<br />
des Sports hätte sich im Paradies nie zu entfalten vermocht.<br />
Vielleicht hätte man sich mit einem fröhlichen Lied auf den<br />
Lippen einen Ball zugeworfen oder wäre zur Not im versammelten<br />
Trab durchs Gelände geritten und äußerstenfalls wäre<br />
auch noch Synchronschwimmen denkbar gewesen, die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele aber zum Beispiel oder die Vierschanzen-<br />
Tournee wären bestimmt nicht erfunden worden, und ganz<br />
sicher wäre uns die Formel I und die Tour de France erspart<br />
geblieben. So gesehen muss man wohl - trotz allem - froh<br />
sein, dass das Paradies <strong>von</strong> allem Anfang an verloren war.<br />
Gerade dieser Verlust aber hat zu allen Zeiten die Phantasien<br />
über Ersatz-Paradiese auf Erden beflügelt - wobei nicht<br />
zuletzt dem Sport entsprechendes Potenzial attestiert wurde<br />
und wird. Die entsprechende Indienstnahme <strong>von</strong> Bewegung<br />
und Wettkampf geht auf Pierre de Coubertin zurück, der<br />
seine Ende des 19. Jahrhunderts propagierte Idee einer Wiederbelebung<br />
der <strong>Olympische</strong>n Spiele mit der Absicht verband,<br />
zum Aufbau einer friedlichen und besseren Welt beizutragen.<br />
Mit diesem selbst gewählten Anspruch gab er dem Sport<br />
einen bis dahin nicht gekannten ideologischen Überbau,<br />
gleichsam eine Mission, die im Übrigen auch dazu diente,<br />
seinem Unterfangen eine Legitimation zu verleihen, die
seinen Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen sollte.<br />
Gleichzeitig aber wurde die zitierte Latte so hoch gelegt, dass<br />
ein Scheitern programmiert war. Unter diesen Vorzeichen<br />
musste sich die Geschichte des neuzeitlichen Sports und<br />
nicht zuletzt die olympische Geschichte fast zwangsläufig zu<br />
einer chronique scandaleuse auswachsen.<br />
Für manche, etwa die Vertreter der <strong>Deutsche</strong>n Turnerschaft,<br />
seinerzeit die weltweit größte, jedenfalls mitgliederstärkste<br />
Organisation im Bereich der Leibesübungen, war bereits die<br />
Gründung der <strong>Olympische</strong>n Bewegung ein Skandal. So verweigerten<br />
sie folgerichtig ihre Zustimmung zu dem innovativen<br />
Projekt, das sie nicht nur auf Grund seiner französischen<br />
Provenienz diskreditiert sahen, sondern auch als eine Versündigung<br />
am - auch <strong>von</strong> Coubertin beschworenen - Original,<br />
den Spielen im griechischen Olympia, brandmarkten. Nicht zu<br />
Unrecht verwiesen sie darauf, dass die vom französischen<br />
Baron propagierte "moderne Form" dem "antiken Geist"<br />
keineswegs gerecht zu werden vermochte und verwahrten<br />
sich insbesondere gegen den internationalen, ja globalen<br />
Zuschnitt der Coubertinschen Konzeption, die in dem Slogan<br />
"all games, all nations" kulminierte. Sie plädierten vielmehr<br />
für ein nationales, eben ein "deutsches Olympia" und begründeten<br />
damit ihren Boykott der Premiere <strong>von</strong> 1896 in Athen.<br />
Um so ärgerlicher für die Sachwalter Jahns, dass sich einige<br />
der herausragenden Vertreter deutscher Turnkunst, etwa<br />
Alfred und Gustav Felix Flatow oder Carl Schumann, offenbar<br />
dem Reiz des Neuen erliegend, dem Fraktionszwang widersetzten,<br />
den angedrohten Bannstrahl ihres Verbandes billigend<br />
in Kauf nahmen, um im Dunstkreis der Akropolis<br />
Medaillen für Deutschland zu gewinnen.<br />
Die Funktionäre blieben jedoch stur und verweigerten sich<br />
dem neuen Großsportfest - mit einer Ausnahme - bis zum<br />
Jahr 1936, als der "Führer", dem sich auch und gerade die<br />
Turner in vorauseilendem Gehorsam frühzeitig als Säule der<br />
braunen Bewegung angedient hatten, die <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />
als nationalen Propagandaauftrag deklarierte und ein allgemeines<br />
Stelldichein anordnete.<br />
Hitlers Wille war den Athletinnen und Athleten Befehl. Fleißig<br />
wie nie sammelten sie Medaillen fürs Vaterland - sofern man<br />
sie ließ. Einer ambitionierten Hochspringerin aus dem badenwürttembergischen<br />
Laupheim, die im Vorfeld der Spiele die<br />
nationale Konkurrenz besiegt und mit 1,60 Meter einen<br />
deutschen Rekord aufgestellt hatte und sich durchaus Hoffnungen<br />
auf einen Platz auf dem Treppchen machen durfte,<br />
wurde der Zugang zu olympischem Lorbeer verweigert. In<br />
einem Formbrief ließ man sie wissen, dass sie "aufgrund<br />
mangelnder Beständigkeit" nicht in die Olympiamannschaft<br />
berufen werden könne. Besonders zynisch die Unterstellung:<br />
"Sie werden auf Grund der in letzter Zeit gezeigten Leistungen<br />
wohl selbst nicht mit einer Aufstellung gerechnet<br />
haben." Als Belohnung für "Fleiß und Einsatzbereitschaft"<br />
stünde ihr auf Anfrage aber eine Stehplatzkarte für die<br />
Leichtathletikwettbewerbe zu. Auf dieses unmoralische Angebot<br />
kam sie freilich nicht zurück. Das eigentliche Manko <strong>von</strong><br />
Gretel Bergmann: Sie war Jüdin.<br />
Sehr hart hatte sie bereits drei Jahre zuvor der Ausschluss aus<br />
ihrem Verein getroffen, der ihr ebenfalls in einigen lapidaren<br />
Zeilen zur Kenntnis gegeben worden war. Nur wenige Wochen<br />
nach der Machtübernahme der Nazis hatte sich der deutsche<br />
Sport angeschickt, "judenfrei" zu werden. Damit war - wie sie<br />
in ihrer 2003 erschienen Autobiographie erinnert - Gretel<br />
Bergmanns "Welt" zusammengebrochen: "Vergessen die<br />
schönen Stunden, die wir zusammen verbracht hatten, vergessen<br />
die vielen Medaillen, die ich für den Verein gewonnen<br />
hatte, vergessen die Kameradschaft!" Vergessen konnte sie<br />
auch ihren seit langem gehegten Berufswunsch, denn an der<br />
Berliner "Hochschule für Leibeserziehung" konnte sie nun<br />
Jan Ullrich, Lance Armstrong<br />
Ben Johnson<br />
nicht mehr eingeschrieben und somit bis auf Weiteres auch<br />
nicht Sportlehrerin werden. Diese Erfahrung blieb ein Trauma<br />
und eine Zäsur eines erfolgreichen Lebens, das glücklicherweise<br />
immerhin seine Fortsetzung erfuhr. Denn anders als vielen<br />
anderen war es ihr vergönnt, dem Schlimmsten zu entkommen<br />
und sich in den USA eine neue Existenz aufzubauen.<br />
15
Steht hier auch "nur" ein Einzelfall in Rede, so ist er doch<br />
symptomatisch für ein schwarzes, ja das schwärzeste Kapitel<br />
- nicht nur - des deutschen Sports, der mit dem Etikett<br />
"Skandal" höchst unzureichend charakterisiert ist. Schließlich<br />
handelte es sich nicht nur um eine an sich schon verabscheuenswerte<br />
Diskriminierung, wie sie etwa auch, Stichwort<br />
"Apartheid", in Südafrika vom Sport geduldet und mitgetragen<br />
wurde, sondern um eine aktive Mitwirkung an <strong>von</strong> Staats<br />
wegen organisiertem Verbrechen, dass bekanntlich in einem<br />
Massenmord historisch einmaligen Ausmaßes gipfelte.<br />
So kann keineswegs behauptet werden, dass sich der Sport in<br />
jenen zwölf Jahren, die in den Wahnvorstellungen eines<br />
Weltkriegsgefreiten mindestens 1.000 hätten werden sollen,<br />
im Sinne der Menschlichkeit verdient gemacht hätte, selbst<br />
wenn man konzediert, dass entsprechende Handlungsspielräume<br />
ohnehin eng begrenzt waren. Vielmehr ist der Vorwurf<br />
berechtigt, sich vielfach zum willfährigen Werkzeug einer<br />
menschenverachtenden Ideologie gemacht zu haben.<br />
Mit dieser groben Skizzierung der Rolle des Sports im Nationalsozialismus<br />
ist, besonders augenfällig anhand der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele <strong>von</strong> 1936 zu belegen, der Blick auf ein durchgängiges<br />
Problem gelenkt, nämlich die Indienstnahme der<br />
vermeintlich "schönen Nebensache" für politische oder ideologische<br />
Zwecke. Ist dies an sich schon ein Skandalon, liefern<br />
die vor allem in totalitären Systemen zu verzeichnenden<br />
Auswüchse mehr als reichlich Material für ein Großkapitel in<br />
einer universalen Skandalgeschichte des Sports.<br />
Dort wären etwa auch die so genannten "querelles d'allemand",<br />
die uferlosen Auseinandersetzungen der beiden<br />
deutschen Staaten um ihre Vertretung auf dem sportlichen<br />
Parkett sowie vergleichbare, wenn auch weniger anhaltende<br />
Konflikte in den und um die geteilten Staaten Korea und<br />
China zu verorten. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang<br />
16<br />
Karl Schranz<br />
ist es, dass im Vorfeld der <strong>Olympische</strong>n Spiele <strong>von</strong> Peking die<br />
Taiwan-Frage wieder stärker ins Blickfeld öffentlicher Aufmerksamkeit<br />
rückt beziehungsweise gerückt wird.<br />
Gleichwohl muss eingeräumt werden, dass die Arena ihre<br />
Funktion als Schauplatz kalter Ersatz- und Stellvertreterkriege<br />
infolge der weltpolitischen Wende der Jahre 1989/90 weitgehend<br />
eingebüßt hat. Die tief greifende Neuordnung des<br />
globalen Koordinatensystems wirkte wie ein Katalysator für<br />
einen Boom des internationalen Spitzensports, der seinen<br />
Anfang einige Jahre früher nahm und nicht unwesentlich mit<br />
dem Namen Samaranch verbunden ist.<br />
<strong>Der</strong> 1980, im Umfeld der Skandal-Spiele <strong>von</strong> Moskau,<br />
gewählte neue Herr der Ringe stand für einen neuen olympischen<br />
Geist, den nicht wenige - Skandal! Skandal! - als<br />
Ungeist diffamierten, namentlich für eine Öffnung der Spiele,<br />
das heißt für die Zulassung auch solcher Athletinnen und<br />
Athleten, die für ihre speziellen Fähig- und Fertigkeiten nicht<br />
nur unter dem Tisch, sondern ganz offen und offiziell, bisweilen<br />
sogar fürstlich honoriert wurden.<br />
Damit war dem Sport ein erhebliches Skandalpotenzial<br />
genommen, das lange genug für negative Schlagzeilen<br />
gesorgt hatte. Exemplarisch sei an Jim Thorpe und Karl<br />
Schranz erinnert: <strong>Der</strong> großartige amerikanische Mehrkämpfer,<br />
vom schwedischen König als "größter Athlet der Welt"<br />
gewürdigt, musste seine beiden 1912 in Stockholm errungenen<br />
Goldmedaillen zurückgeben. <strong>Der</strong> andere, Skiartist aus<br />
Österreich, durfte sechzig Jahre später in Sapporo erst gar<br />
nicht an den Start gehen. <strong>Der</strong> eine hatte, zunächst nebenbei,<br />
für Dollar Baseball gespielt, der andere hatte seine Schillinge<br />
auf diese und jene Weise, etwa als Werbeträger für Kaffee<br />
verdient.<br />
In beiden Fällen war übrigens ein gewisser Avery Brundage<br />
involviert. Im olympischen Fünfkampf <strong>von</strong> Stockholm war er<br />
Fünfter geworden, um nach Thorpes nachträglicher Disqualifikation<br />
einen Platz zu gewinnen, in Sachen Schranz war er<br />
der eigentliche Betreiber des Ausschlusses. Seit 1952 an der<br />
Spitze des Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees (IOC), hatte<br />
er sich immer mehr als Hohepriester sportlicher Moral zu<br />
profilieren versucht und dabei stur am Postulat athletischökonomischer<br />
Askese festgehalten. Dass den millionenschweren<br />
Bauunternehmer selbst keine finanziellen Sorgen plagten<br />
und er zudem eine mindestens unglückliche Haltung im<br />
Vorfeld der Nazi-Spiele <strong>von</strong> 1936 hatte, mag man als den<br />
eigentlichen Skandal ansehen.<br />
Erwähnt man Brundage und Samaranch, der eine zwanzig<br />
Jahre, der andere noch etwas länger im Präsidentenamt, lässt<br />
sich der Bogen zu den Winterspielen des Jahres 2002 in Salt<br />
Lake City beziehungsweise zur Vergabe derselben spannen, als<br />
die Bugwelle des Skandals das IOC selbst mit aller Macht
erwischte. Dank journalistischer Enthüllungen waren erst<br />
Gerüchte, dann Fakten zutage getreten, die eine Käuflichkeit<br />
einzelner Mitglieder belegte.<br />
Wenn mit diesem punktuellen Hinweis, der durch manch<br />
andere unterfüttert werden könnte, die Tatsache belegt wird,<br />
dass auch Funktionäre, die <strong>von</strong> berufswegen oder ehrenamtlich<br />
gerne an das Gute im Sportler appellieren, bisweilen<br />
selbst der Versuchung nicht zu widerstehen vermögen, soll<br />
die Fehlbarkeit anderer, insbesondere der Hauptdarsteller,<br />
nicht relativiert, aber doch in einen größeren Zusammenhang<br />
gestellt werden.<br />
Werden, etwa in den Fußball-Ligen der Welt, Spiele, wenn<br />
nicht ganze Meisterschaften verschoben, sind eben nicht nur<br />
oder in erster Linie Spieler, sehr viel seltener Spielerinnen,<br />
sondern auch und vor allem Präsidenten und Manager und<br />
selbstredend - eine conditio sine qua non - auch Schiedsrichter<br />
beteiligt. Und nicht selten tragen auch Vertreter <strong>von</strong><br />
Politik und Justiz sowie der Medien ihre Steinchen zu den<br />
Mosaiken des Skandals bei.<br />
Dies lässt sich trefflich auch am Thema "Doping" durchdeklinieren,<br />
das eine eigene unendliche Skandal-Geschichte hergibt.<br />
Hier greifen offenbar viele Räder und Rädchen ineinander,<br />
sind Trainer ebenso wie Ärzte involviert, spielen so<br />
genannte Pfleger eine Rolle, gibt es viele Hinter- wie Vordermänner,<br />
seltener, wie gesagt, -frauen, arbeiten Wissenschaftler<br />
zu, verschließen Sponsoren die Augen und Journalisten -<br />
auch dies ein Skandal - versteigen sich in Scheinheiligkeiten.<br />
Natürlich, bitte kein Missverständnis, sind es auch und gerade<br />
die Endverbraucher der verbotenen - im Jargon der DDR<br />
waren es "unterstützende" - Mittel, die an den Pranger zu<br />
stellen sind. Letztlich sind es die Athletinnen und Athleten,<br />
die in den vermeintlich süßen Apfel beißen und das Paradies<br />
des Sports immer wieder aufs Neue verraten.<br />
Adams und Evas, dies ist seit Tom Simpson, Ben Johnson,<br />
Katrin Krabbe, Dieter Baumann, Marion Jones, Justin Gatlin,<br />
Floyd Landis und den kaum zu zählenden Erwischten sowie<br />
den ungezählten Unerwischten immer schwerer zu leugnen,<br />
gibt es in Hülle und Fülle. In manchen Sportarten und Disziplinen,<br />
dies sagen Insider und dies sagt die Erfahrung und das<br />
Gesetz der Wahrscheinlichkeit, dürften sich Betrüger fast nur<br />
unter ihresgleichen bewegen, in anderen sind es vielleicht nur<br />
schwarze Schafe. Es mag sogar Oasen der Anständigkeit<br />
geben.<br />
Allenthalben wird jedoch inzwischen die Notwendigkeit<br />
beschworen, den Sumpf trocken zu legen. Wenn dabei<br />
Methoden wie Telefonüberwachung oder verdeckte Ermittlung,<br />
Kronzeugenregelungen oder genetische Fingerabdrücke<br />
in Rede stehen, fühlt man sich an den Kampf gegen das<br />
organisierte Verbrechen oder den internationalen Terrorismus,<br />
also auch gegen Windmühlen erinnert. Die Erfolgsaussichten<br />
sind jedenfalls als eher vage einzustufen.<br />
An dieser Stelle ist freilich auch einzuräumen, dass der Skandal<br />
wie eh und je, wenn nicht noch mehr gehegt und<br />
gepflegt wird. Seit die Medien "Massen" erreichen, schreitet<br />
die Globalisierung der Verwerflichkeiten der Welt weiter fort.<br />
Bad news are good news: Bei Bedarf hat jeder Skandal in<br />
kürzester Zeit die Runde gemacht. Rezipienten finden sich<br />
immer und überall in Hülle und Fülle. Schmuddelgeschichten<br />
werden immer gerne genommen, sofern man sich - Katharina<br />
Blum lässt grüßen - nicht selbst in den Schlagzeilen findet.<br />
Gretel Bergmann<br />
Unzulänglichkeiten werden gerne angeprangert, sofern es<br />
sich nicht um die eigenen handelt. Hier könnte man über<br />
Doppelmoral und Scheinheiligkeit räsonieren, wenn man sich<br />
dadurch derselben nicht selbst verdächtig machen würde.<br />
Schon im Blick auf die eigenen Unzulänglichkeiten empfiehlt<br />
sich eine gewisse (selbst)kritische Distanz zu Aufgeregtheiten<br />
unserer Zeit, womit sich im Übrigen der Blick schärfen würde<br />
für den eigentlichen Skandal unseres Daseins, für Hunger und<br />
Krieg, Diskriminierung und Gewalt, dem wir ansonsten mit<br />
einer wirklich skandalösen Nonchalance zu begegnen scheinen.<br />
Angesichts der Verbrechen gegen Menschen und<br />
Menschlichkeit relativierten sich die vergleichsweise geringfügigen<br />
Vergehen <strong>von</strong> Sportlerinnen und Sportlern.<br />
Vor diesem Hintergrund werden wir es auch verkraften, wenn<br />
die Geschichte des Sports bis auf Weiteres wohl auch eine<br />
Geschichte des Skandals bleiben wird. Wie könnte es auch<br />
anders sein? Schließlich verfügen auch Sportlerinnen und<br />
Sportler über eine menschliche Psyche, die in ihren Determinanten<br />
seit Urzeiten festgelegt scheint. Gerade sie wollen<br />
immer schneller, weiter, höher hinaus und lassen sich dabei<br />
<strong>von</strong> dieser oder jener Verheißung antreiben. Dass sich selbige<br />
immer wieder als teuflisch erweisen, ist allemal ein Skandal.<br />
Darf man sich damit trösten, dass es schon immer so war? OF<br />
17
Seit Monaten wird nun schon heftig diskutiert, ob<br />
Strafverschärfungen für Athleten im Anti-Doping-<br />
Kampf sinnvoll sein könnten oder eher nur kraftstrotzende<br />
Symbolik wären. Mehr staatliche Kompetenzen oder<br />
Effektivierung des bisherigen Systems? Das ist die Kernfrage,<br />
über die aufgebracht und erregt debattiert wird. Ideologische<br />
Zur Diskussion<br />
um ein Anti-<br />
Doping-Gesetz:<br />
<strong>Der</strong> Sport benötigt<br />
kein strafrechtliches<br />
Wächteramt des Staates<br />
Von Holger Schück<br />
Argumentationsketten werden <strong>von</strong> vielen Hardlinern<br />
geknüpft, weil die spektakulären Dopingfälle dieses Jahres<br />
öffentlich besonders deutlich die Grauzone der Manipulation<br />
aufgezeigt haben. Führt jedoch mehr Etatismus als Königsweg<br />
aus der Krise?<br />
Warum die Einnahme <strong>von</strong> Dopingmitteln durch den Sportler<br />
selbst strafwürdig werden sollte, konnte bisher keiner der<br />
Verfechter schlüssig darlegen. Sicherlich, ein dopender Athlet<br />
ist nicht Opfer, sondern Täter, und sein Verhalten macht<br />
unbestreitbar das eigentliche Unrecht des Geschehens aus.<br />
Doch effektive Präventivstrategien, die schon seit Jahren<br />
18<br />
professionalisierte und internationalisierte Dopingsysteme<br />
angreifen könnten, ein verbessertes Kontrollsystem und eine<br />
stärkere Fokussierung auf die Hintermänner im Doping-<br />
Netzwerk versprechen aussichtsreicher zu sein als strafprozessuale<br />
Ermittlungsbefugnisse und Strafandrohungen auf<br />
dem Papier des Gesetzbuches.<br />
<strong>Der</strong> organisierte Sport kann immerhin einen<br />
wichtigen Etappen-Erfolg verbuchen: Jahrelange<br />
Bekundungen politischer Kreise, aktiv<br />
dopende Sportler grundsätzlich strafrechtlich<br />
belangen zu wollen, sind endgültig vom Tisch.<br />
Die Befürworter dieser eisenharten Linie<br />
mussten einsehen, dass der Kampf gegen die<br />
betrügerischen Machenschaften durch eine<br />
Kriminalisierung des Dopingkonsums kaum<br />
wirksamer werden kann, sondern dass ungewollt<br />
eher das Gegenteil einträte. Die einfache<br />
Logik: Ahndete der Staat das eigenverantwortliche<br />
Doping eines Athleten nach<br />
einer strafrechtlichen Norm, müsste dem<br />
Täter die vorsätzliche oder fahrlässige Einnahme<br />
einer verbotenen Substanz nachgewiesen<br />
werden. Käme es zu einem Strafverfahren,<br />
kollidierte dies grundlegend mit dem<br />
"strict liability"-Prinzip, nach dem die Verbände<br />
bereits dann Dopingsanktionen verfügen<br />
können, wenn dem Athleten eine positive<br />
Dopingprobe zugeordnet werden kann - ohne<br />
den Nachweis individueller Schuld. Die übliche<br />
Verteidigungsstrategie, Dopingmittel<br />
seien heimlich beigebracht worden, es handele<br />
sich um Sabotage, es habe Unkenntnis<br />
bestanden, dass es sich bei den Medikamenten<br />
um Dopingmittel gehandelt habe oder<br />
dass sie in verunreinigten Nahrungsergänzungsmitteln<br />
enthalten gewesen seien, hilft<br />
vor den Sportgerichten nicht, vor dem Strafrichter<br />
sähe es anders aus.<br />
Bei der Strafzumessung müsste der Amtsrichter<br />
zwingend die konkreten Umstände würdigen<br />
und das Maß der Schuld bewerten. Die heute festen<br />
Sperren der Sportgerichtsbarkeit stünden dann neben dem<br />
individuell auszusprechenden Strafmaß. Weil das so ist,<br />
müsste das ordentliche Gericht nach den Strafrechtsnormen<br />
über den gerechten Schuldausgleich die sportrechtlichen<br />
Sanktionen berücksichtigen. In der Gesamtabwägung käme es<br />
am Ende in den allermeisten Fällen zur Verhängung <strong>von</strong><br />
Geldbußen. Wenn überhaupt.<br />
Schon allein diese groben Skizzierungen machen deutlich, auf<br />
welch dünnem Eis ein solcher Straftatbestand stünde. Es wäre<br />
letztlich nur symbolisches Strafrecht ohne rechtssetzende
Effekte. Deshalb setzte sich in der Politik die Erkenntnis<br />
durch: Alles spricht dafür, das Disziplinarrecht des Sports<br />
gegenüber dopenden Athleten nicht auszuhebeln. Allerdings<br />
sollten der Sport und dessen Schiedsgerichtsbarkeit auch in<br />
ihrer Primärhoheit gestärkt werden - das wäre zwingendes<br />
Gebot. Diese Kompetenzzuweisung schiene jedoch gefährdet,<br />
wenn die Gesetzesinitiative der<br />
Bayerischen Staatsregierung im<br />
Bundesrat erfolgreich werden<br />
sollte.<br />
Um das eingebrachte Anti-<br />
Doping-Gesetz, ein Münchner<br />
Lackmustest, ranken sich viele<br />
Rätsel. War es Populismus pur,<br />
ein aktuelles Thema zu besetzen?<br />
War es nur eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />
für<br />
Ministerialjuristen, mit Strafrecht,<br />
Kronzeugenregelung und<br />
Telefonkontrolle gegen dopende<br />
Sportler vorgehen zu wollen?<br />
Nach dem Gesetzesantrag<br />
Bayerns, der wohl in den Gremien<br />
des Bundesrates versanden<br />
wird, sollen der Besitz und<br />
die "Besitzverschaffung" <strong>von</strong><br />
Dopingmitteln mit Gefängnis<br />
bis zu fünf Jahren bestraft<br />
werden. Das gleiche Strafmaß<br />
ist auch für "Sportbetrug"<br />
vorgeschlagen worden: für<br />
Spitzenathleten, die gedopt an<br />
einem Wettkampf teilnehmen.<br />
Deutlich gesagt: Diese Regelung<br />
ist unnötig, ja, nutzlos, weil der<br />
allgemeine Betrugsparagraph<br />
im Strafgesetzbuch vollkommen<br />
ausreicht. Darüber gibt es<br />
keinen Zweifel.<br />
Die Besitzstrafbarkeit soll nach<br />
dem Hintersinn der Befürworter<br />
eine "Gerechtigkeitslücke"<br />
schließen: Es sei nicht nachzuvollziehen,<br />
dass Betreuer und<br />
Ärzte, die das Doping konkret<br />
ermöglicht haben, neben etwaigen<br />
berufsrechtlichen Maßnahmen<br />
der strafrechtlichen Sanktionierung zugeführt werden,<br />
während der Sportler selbst nach der derzeitigen Rechtslage<br />
strafrechtlich nicht belangt werden kann - es sei denn, er<br />
dealt selber und macht sich somit nach dem Arzneimittelgesetz<br />
strafbar. Prof. Ulrich Haas <strong>von</strong> der Universität Mainz<br />
favorisiert die Einführung einer "parallelen Strafkompetenz":<br />
Die Sportgerichtsbarkeit könnte damit wesentlich gestärkt<br />
und Defizite der Informationsbeschaffung bei den Verbänden<br />
nachdrücklich verringert werden, argumentiert der Jurist.<br />
Wird ein Athlet wegen Besitzes <strong>von</strong> Dopingmitteln als<br />
Beschuldigter geführt, werde der staatliche Apparat mit<br />
seinen Instrumentarien, bis hin zur DNA-Probe, hart zugreifen.<br />
<strong>Der</strong> Nebeneffekt: Die Erkenntnisse könnten sodann,<br />
obwohl keine positive Dopingprobe vorliegt, allein auf Grund<br />
der Besitz-Regelung Grundlage für ein eigenständiges verbandsgerichtliches<br />
Verfahren sein.<br />
19
<strong>Der</strong> Frankfurter Rechtsanwalt Markus Hauptmann, Vorstandsmitglied<br />
der NADA, spricht sich ebenfalls für die Besitzstrafbarkeit<br />
aus. Seine Argumentation: <strong>Der</strong> Gesetzgeber habe<br />
bislang übersehen, dass mit Blick auf Ärzte, Trainer und<br />
andere Betreuer im Umfeld des Athleten "eine mindestens<br />
ebenso große Gefahr für die Sicherheit des Verkehrs mit<br />
Arzneimitteln vom Sportler selbst als regelmäßig pharmakologisch<br />
Unkundigem ausgeht". "Es ist im Falle des Besitzes<br />
nämlich nie ausschließbar, dass der Besitzer (auch ein Sportler)<br />
Dopingstoffe Dritten (insbesondere anderen Sportlern)<br />
verkaufen, zur Verfügung stellen oder selbst an diesen<br />
anwenden wird", schreibt Hauptmann. <strong>Der</strong> Besitz schaffe<br />
"eine beträchtliche abstrakte Gefahr für die Gesundheit der<br />
Konkurrenten und des Nachwuchses". Bei der Einführung der<br />
Besitzstrafbarkeit werde man annehmen dürfen, "dass eine<br />
positive Dopingprobe ein zunächst ausreichender tatsächlicher<br />
Anhaltspunkt für den vorherigen vorsätzlichen Besitz<br />
des nachgewiesenen Wirkstoffs ist", und daher die Einleitung<br />
eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens gegen den<br />
Athleten rechtfertigen könne. Was letztendlich bedeutet:<br />
Durch die Hintertür käme es zu einer regelmäßigen Pönalisierung<br />
dopender Athleten.<br />
Aufgemerkt, es gibt zwei gewollte Nebeneffekte: Nach kriminalrechtlichen<br />
Verfahren sollen sich also Sportler, die Dopingmittel<br />
besitzen, aber nicht positiv getestet wurden, deshalb<br />
vor den Sportschiedsgerichten verantworten. Wer <strong>von</strong> Verbandsgerichten<br />
wegen aktiven Dopens sanktioniert wurde,<br />
soll sich zudem vor dem Strafgericht wegen unterstellten<br />
vorhergehenden Besitzes verantworten.<br />
Weitere Fragen kommen auf, weil sich erhebliche praktische<br />
Probleme ergeben. Besitzt oder besaß der Sportler denn das<br />
Dopingpräparat, das er zu sich genommen hat? Gibt ein<br />
Mediziner ihm eine Tablette, dann hat er diese vielleicht<br />
wenige Sekunden in der Hand gehabt. Bekommt er allerdings<br />
eine Spritze, dann hat er das Mittel nicht besessen. Wie soll<br />
dies untersucht und nachgewiesen werden? Es lässt sich wohl<br />
nicht aufklären, ob ein Athlet überhaupt Besitz an Dopingsubstanzen<br />
erlangt hat. Eindeutige Fälle, in denen Sportler die<br />
Dopingmittel bei sich zu Hause oder im Pkw aufbewahren,<br />
dürften die Ausnahme sein. Dann könnten sie schlagkräftig<br />
argumentieren, das alles gehörte einem Mitbewohner, der<br />
selbst nicht Sportler sei. Unvorstellbar wäre es auch, dass<br />
Sondereinsatzkräfte der Polizei Präparate aus dem Badezimmerschränkchen<br />
zur Labor-Untersuchung bringen müssen,<br />
um zu klären, ob diese denn überhaupt eine verbotene Substanz<br />
enthalten.<br />
Eine andere Rechtsposition: <strong>Der</strong> Athlet, dessen Konsum mit<br />
einer positiven Dopingkontrolle nachgewiesen wurde, kann<br />
nicht wegen Besitzes bestraft werden, weil er nichts mehr<br />
besitzt. Wer aber noch nichts konsumiert hat und noch<br />
besitzt, soll sich strafbar machen? Welch ein widersprüchli-<br />
20<br />
cher Irrsinn! Diese abstruse Situation mag im Betäubungsmittelrecht,<br />
das die Bedrohung der Volksgesundheit durch Weitergabe<br />
der Drogen vor Augen hat, plausibel erscheinen, für<br />
den Sport wäre eine solche Konstellation jedoch undenkbar.<br />
Das Rechtsgut Volksgesundheit käme für Sportvergehen nicht<br />
in Betracht, weil es sich bei Dopingpräparaten zumeist um<br />
Arzneimittel handelt, die im Gegensatz zu harten Drogen<br />
auch indiziert sein können.<br />
Weitere Bedenken zeigen die Unterströmung deutlich auf: Es<br />
gibt viele Mittel, die für Doping geeignet sind, deren Besitz<br />
aber rechtmäßig ist, etwa weil deren Einnahme aus therapeutischen<br />
Gründen angezeigt ist - auch nach dem WADA-Code<br />
zulässig sein kann - oder deren Einnahme erst bei Überschreiten<br />
<strong>von</strong> Grenzwerten im Körper Doping sind. Eine gefüllte<br />
Reiseapotheke oder einen Vorrat an Haarwuchsmitteln zu<br />
kriminalisieren, wäre mehr als suspekt. Genauso zweifelhaft<br />
erscheint es, den Besitz <strong>von</strong> anabolen Steroiden pönalisieren<br />
zu wollen, denn sie sind in ihrer Gefährlichkeit nicht vergleichbar<br />
mit Heroin, Kokain oder anderen harten Drogen.<br />
Besitzt ein Nichtsportler Anabolika, um sie allein aus vermeintlich<br />
körperästhetischen Gründen zu konsumieren, bliebe<br />
dies straffrei. Ein Sondertatbestand für Sportler verstößt<br />
eindeutig gegen das Gleichheitsgebot in Artikel 3 des Grundgesetzes.<br />
Im Betäubungsmittelrecht ist der Besitz <strong>von</strong> Drogen zum<br />
Eigenkonsum straffrei. Das führt für die zahlreichen dopinggeeigneten<br />
Substanzen zu der erheblichen Schwierigkeit,<br />
Grenzen für den zulässigen Besitz zu ziehen. Und wenn dann<br />
der Eigenbesitz <strong>von</strong> größeren Mengen strafbewehrt werden<br />
sollte, der Konsum aber nicht, wird es noch verwirrender.<br />
Überhaupt: Die Besitzstrafbarkeit würde bereits die tatsächliche<br />
Verfügung einer potenziell rechtsgutgefährdenden Sache<br />
unter Strafe stellen - vorausgesetzt, dass überhaupt ein<br />
Rechtsgut in strafwürdiger und strafbedürftiger Weise<br />
gefährdet ist. Selbst wenn dies so wäre, läge ein Phänomen<br />
vor, das sonst im Strafrecht allenfalls bei gemeingefährlichen<br />
Straftaten oder im Zusammenhang mit scharf strafbewehrten<br />
Delikten, zum Beispiel Geldfälschung oder Schusswaffenbesitz,<br />
bekannt ist.<br />
<strong>Der</strong> Besitzstraftatbestand müsste so weit gefasst sein, dass<br />
auch Freizeitsportler <strong>von</strong> der Rechtsnorm betroffen wären. Da<br />
nach den Alltagserfahrungen zu erwarten ist, dass Delikte<br />
hier mangels Kontrollen praktisch nie verfolgt werden, kommt<br />
eine Schieflage auf. Rechtswissenschaftler weisen darauf hin,<br />
dass deshalb eine solche Regelung verfassungswidrig sein<br />
könnte, weil ein strukturelles Vollzugsdefizit vorliegt und <strong>von</strong><br />
vornherein feststeht, dass die Regelung nur für einen kleinen<br />
Kreis <strong>von</strong> Adressaten tatsächlich Wirkung entfalten wird.<br />
Das Verlockende am Einsatz des Strafrechts sind für die<br />
Befürworter die scheinbar besseren Ermittlungsmöglichkeiten.
Wer diese Sichtweise in den Vordergrund stellt, verheimlicht<br />
nicht, dass für ihn das Strafrecht lediglich Selbstzweck sein<br />
soll. Aufgabe des Kriminalrechts ist es allerdings, die wichtigsten<br />
Bereiche des menschlichen Zusammenlebens mit einem<br />
besonders starken Schutz zu versehen. Durch die Strafgesetze<br />
soll das Gemeinwohl geschützt und der Rechtsfrieden<br />
gewahrt werden.<br />
Zu fragen ist: Wird der gestörte Rechtsfrieden, so er überhaupt<br />
gestört ist, durch die Missbilligung mit einem strafrechtlichen<br />
Schuldspruch wiederhergestellt? Ist der Besitz <strong>von</strong><br />
Dopingmitteln eine Verhaltensnormübertretung? Strafrecht<br />
ist keine Schablone. Vielmehr muss der Einsatz <strong>von</strong> Strafe<br />
zweckrational durch die Rechtsgüterschutzaufgabe des Strafrechts<br />
legitimiert sein. Strafvorschriften darf es also nur<br />
geben, wenn Verhaltensnormen anerkannt sind: Das sind dem<br />
Strafrecht vorgelagerte Ver- und Gebote, die eine Handlungsweise<br />
regeln und dadurch unmittelbare Rechtsgüter schützen.<br />
Eine Verhaltensnorm "Du sollst nicht Dopingmittel besitzen"<br />
kennen wir nicht; sie wäre mit dem kleinen Adressatenkreis<br />
des Sports zu unbestimmt. Es müssen konkrete Verhaltensanforderungen<br />
vorliegen, die bedrohte Rechtsgüter anderer<br />
beschreiben: zum Beispiel der Gesundheitsschutz. Dies ist<br />
dann am Verhältnismäßigkeitsprinzip, der allgemeinen Leitregel<br />
staatlichen Eingriffshandelns, auszurichten: Die auftauchende<br />
Interessenkollision (Handlungsfreiheit des Bürgers<br />
contra Schutz der Güter der anderen Bürger) ist angemessen<br />
aufzulösen. Auf alle Fälle darf die durch das Grundgesetz<br />
geschützte allgemeine Handlungsfreiheit nur dann zurückgesetzt<br />
werden, wenn dies als geeignetes, erforderliches und<br />
angemessenes Mittel zu dem angestrebten Zweck des Rechtsgüterschutzes<br />
anzusehen ist.<br />
<strong>Der</strong> Strafgesetzgeber muss mit den einzelnen Sanktionsnormen<br />
konkret bestimmen, welches Verhaltensunrecht unter<br />
welchen weiteren Voraussetzungen eine Straftat sein soll.<br />
Wer eine Sanktionsnorm Besitz <strong>von</strong> Dopingmitteln einführen<br />
will, zielt also auf einen Angriff auf die Gesundheit eines<br />
anderen. Zu unterstellen, wer bestimmte Mengen besitzt,<br />
werde sie auch weitervertreiben, was zu Gesundheitsgefährdungen<br />
führt oder führen kann, reicht nicht aus, denn eine<br />
konkrete Gefahr ist angenommen und allenfalls bevorstehend.<br />
<strong>Der</strong> statische Zustand des Besitzes kann also kein<br />
Verstoß gegen Verhaltensnormen sein. Da nun schon nach<br />
dem Arzneimittelgesetz das Inverkehrbringen <strong>von</strong> Dopingsubstanzen<br />
strafbewehrt ist, wird der Zweck des Rechtsgüterschutzes<br />
durch diese Norm bereits erfüllt. So einfach ist es!<br />
Befürworter eines Anti-Doping-Gesetzes sollten sich aber<br />
auch fragen, ob mit Rechtsverschärfungen dieser Art die<br />
Balance zwischen gesellschaftlicher Selbstregelung und<br />
machtpolitischer Steuerung des Staates gewahrt bleibt. Es<br />
entspricht nicht mehr dem Zug der Zeit, dass das Gemeinwesen<br />
immer mehr gesellschaftliche Aufgaben an sich zieht. <strong>Der</strong><br />
moderne Staat sollte nur dann Felder besetzen und eingreifen,<br />
wenn gesellschaftliche Akteure die Verantwortung des<br />
Staates und seine Handlungsstrategien für nötig halten und<br />
einfordern. Da der Sport diese drakonischen Eingriffe mehrheitlich<br />
nicht will, sind seine Interessen tiefenscharf zu<br />
berücksichtigen. Jegliche Vorstellungen vom Staat als Leviathan,<br />
<strong>von</strong> seiner Omnipotenz und <strong>von</strong> grenzenlosem Etatismus<br />
sind unzeitgemäß und hinterlassen einen faden<br />
Beigeschmack. Ohne Zweifel, eine weitreichende Anti-<br />
Doping-Gesetzgebung würde die staatliche Domäne stärken<br />
und dabei die Wirkungsmechanismen der Zivilgesellschaft<br />
schwächen.<br />
Selbstinitiative bürgerlicher Vereinigungen ist heute gefragt -<br />
zumal dann, wenn ihre Problemlösungskapazitäten gut aufgestellt<br />
sind. Dies entspricht auch dem gewachsenen Prinzip<br />
der Subsidiarität, auf das sich der Sport berufen kann: Keine<br />
Aufgabe sollte überdimensionierten Institutionen zugewiesen<br />
werden. Also: Was im freien Zusammenspiel der Gemeinschaft<br />
effektvoll und durchgreifend erledigt werden kann,<br />
darf nicht an den Staat delegiert werden.<br />
Aber auch aus kriminologischen Gründen spricht vieles gegen<br />
ein explizites Anti-Doping-Gesetz: Verbrechen sind nämlich<br />
besonders sozialschädliche Handlungen. Mit den Mitteln des<br />
Kriminalrechts soll schließlich die Stabilität der gesellschaftlichen<br />
Ordnung hergestellt, für unverzichtbar gehaltene Normen<br />
sollen öffentlich proklamiert werden. Es ist schwer<br />
vorstellbar, dass der Besitzstraftatbestand Doping diese Kriterien<br />
erfüllt. Die Forderung <strong>von</strong> Kriminologen ist einleuchtend:<br />
Neukriminalisierung sollte es nur noch geben, wenn Verhalten<br />
mit einem hohen Unwerturteil belegt werden kann. Fehlt<br />
es überdies an einem konkreten Opfer, erledigt sich der<br />
Abstrafungsgedanke.<br />
Gegen Rechtsverschärfungen zu Lasten der Athleten spricht<br />
eindeutig, dass für den Problemkomplex Doping die herkömmlichen<br />
Kontrollstrukturen des Sports gerade nicht<br />
versagen. Sie decken das Unrecht auf, sanktionieren es und<br />
gestalten somit Systemvertrauen. Normen und Mittel des<br />
Strafrechts erweisen sich demnach als überflüssig wie ein<br />
Kropf - zumal Kriminologen da<strong>von</strong> sprechen: Man könne auf<br />
die Sanktionen des Kriminalrechts dann verzichten, wenn<br />
"fühlbar disziplinierende Sanktionen anderer Subsysteme der<br />
Sozialkontrolle als funktionale Äquivalente zur Verfügung<br />
stehen".<br />
Ein neues Wächteramt des Staates? <strong>Der</strong> organisierte Sport in<br />
Deutschland benötigt es nicht. Nachgefragt wird es für eine<br />
schärfere Bestrafung der Drahtzieher der transnationalen<br />
organisierten Kriminalität, die den Dopingmarkt übernommen<br />
haben.<br />
OF<br />
21
Die Berichterstattung<br />
über Dopingskandale<br />
nimmt kein Ende. Sie<br />
scheint <strong>von</strong> einem Höhepunkt<br />
zum nächsten zu<br />
gelangen, und in quantitativer<br />
Hinsicht wird vermutlich<br />
das Jahr 2006 ein Rekordjahr<br />
sein. Dabei verweisen die<br />
Namen der Skandale, wie<br />
Ulrich, Gatlin und Landis, lediglich auf die Spitze des Eisbergs.<br />
Hunderte <strong>von</strong> Athleten werden jährlich des Dopingbetrugs<br />
durch die WADA und die nationalen Anti-Doping-<br />
Agenturen überführt, ohne dass die Öffentlichkeit da<strong>von</strong><br />
Kenntnis nimmt. Vor allem muss aber vermutet werden, dass<br />
sehr viel mehr Athleten mittels medikamentöser Manipulation<br />
ihre Konkurrentinnen und Konkurrenten im Training und<br />
im Wettkampf betrügen, ohne je des Dopingbetrugs überführt<br />
zu werden. Das wirkliche Ausmaß des Dopingbetrugs<br />
ist niemand bekannt. Weder kann <strong>von</strong> den wenigen positiven<br />
Kontrollen auf die Quantität des Delikts geschlossen werden<br />
noch lassen die Befunde aus den Anti-Doping-Labors verlässliche<br />
Schätzungen über das wirkliche Ausmaß zu.<br />
Betrachten wir jedoch die Berichterstattung über verschiedene<br />
Sportereignisse, so zum Beispiel über die Tour de France<br />
oder die Leichtathletik-Europameisterschaften in Göteborg,<br />
so muss in Bezug auf das Ausmaß das Schlimmste befürchtet<br />
werden.<br />
Täglich wurde z. B. <strong>von</strong> den Europameisterschaften der<br />
Leichtathleten in Göteborg berichtet, und in allen Tageszeitungen<br />
war man dabei mit einer kritischen Berichterstattung<br />
zum Dopingbetrug konfrontiert. So beschäftigte sich z.<br />
B. die FAZ mit den Siegen des neuen europäischen Superstars<br />
Obikwelu (10.8.2006). Eine Pressekonferenz, die Obikwelu<br />
nach seinen Siegen gab, empfand FAZ-Journalist<br />
Reinsch als Skandal, denn der Athlet brachte zum Ausdruck,<br />
dass er sich nicht als Dopingopfer fühle. Obikwelu verlor bei<br />
der Europameisterschaft vor vier Jahren im Finale des<br />
Sprints gegen Dwain Chambers und wurde über 200 m vom<br />
Griechen Kenteris geschlagen. Beide sind mittlerweile des<br />
Dopingmissbrauchs überführt, beziehungsweise stehen nach<br />
wie vor unter Dopingverdacht. Doch Obikwelu war nicht<br />
über das Handeln seiner Konkurrenten empört, er meinte<br />
vielmehr: "Ich bin kein Opfer, alles ist möglich in unserem<br />
Sport, man weiß nie." Und er führte fort: "Das kann jedem<br />
passieren." Er wisse auch nicht, ob er die Goldmedaille, die<br />
er nun nachträglich erhalten würde, nicht an den europäischen<br />
Verband zurückschicken sollte, denn für seinen Beruf<br />
als Hochleistungssportler gelte: "Sieger ist, wer als erster<br />
über die Ziellinie läuft." Am nächsten Tag war unter der<br />
Überschrift: "<strong>Der</strong> Dopinggeneralverdacht vergiftet auch die<br />
Leichtathletik - im Klima <strong>von</strong> Misstrauen und Unterstellungen",<br />
in der selben Zeitung nachzulesen, dass Funktionäre<br />
22<br />
Doping ist auch ein<br />
der EAA, Verantwortliche des DLV, aber auch Aktive, alle<br />
russischen Athleten unter Generalverdacht stellten. Hier<br />
wurde an eine Diskussion angeknüpft, die nur wenige Tage<br />
zuvor deutsche Athletinnen und Athleten des Schwimmsports<br />
betroffen hatte und die ebenfalls in allen Tageszeitungen<br />
geführt wurde.<br />
Es ist im Hochleistungssport üblich geworden, dass überraschende<br />
Leistungssteigerungen <strong>von</strong> Athleten und Athletinnen,<br />
die diese bei Wettkämpfen erbracht haben, unter<br />
Verdacht gestellt werden. Leistungssprünge gelten als<br />
unnormal, werden als unmöglich bezeichnet und sind deshalb<br />
begehrter Stoff für die Gerüchteküche des Hochleistungsports.<br />
Dabei fällt auf, dass solche Verdächtigungen<br />
immer nur die Gegner betreffen. Eigene Leistungssprünge<br />
werden mit guter Trainingsarbeit begründet, die der anderen<br />
sind des Dopings verdächtig. In den Artikeln der deutschen<br />
Tageszeitungen, die sich auf diesen Sachverhalt beziehen,<br />
wird <strong>von</strong> fünfzig so genannten "No-Shows" der englischen<br />
Leichtathleten berichtet, und sofort wird <strong>von</strong> einem angeblich<br />
unzureichenden Dopingkontrollsystem der Engländer<br />
auf eine Chancenungleichheit der <strong>Deutsche</strong>n geschlossen.<br />
Auch die präventiven Maßnahmen des französischen Leichtathletikverbandes<br />
werden zitiert, die sich dadurch auszeichneten,<br />
dass Athleten, die in Langzeitprofilen überraschende<br />
Werte in Bezug auf bestimmte Indikatoren aufgewiesen<br />
hatten, vom Verbandspräsidenten für die Europameisterschaft<br />
nicht gemeldet wurden.<br />
Ergänzend hierzu wird in diesem Bericht auf so genannte<br />
Epo-Kuren in Marokko geschlossen, und es wird darüber<br />
spekuliert, wie leicht es in Russland ist, Epo käuflich zu<br />
erwerben. Diese Art <strong>von</strong> Berichterstattung wird mit einem<br />
Interview abgeschlossen, das mit der deutschen Hürdensprinterin<br />
Kirstin Bolm geführt wurde und das mit dem<br />
Zitat überschrieben ist: "Doping lohnt sich, wenn man<br />
moralisch keine Bedenken hat." In diesem Interview wird<br />
dabei eine Aussage des Stabhochspringers Lars Börgeling<br />
aufgegriffen, der wenige Tage zuvor die Auffassung vertreten<br />
hat, dass in jedem olympischen Sprintfinale mindestens<br />
fünf Athleten gedopt gewesen seien, "vielleicht sogar alle<br />
acht". Deshalb wird nachgefragt, wie sich dies im Hürdensprint<br />
verhält. Kirstin Bolm, intelligent und vorsichtig wie<br />
sie ist, antwortet dabei folgendermaßen: "Das ist heikel,
kommunikatives Dilemma<br />
nichts ist bewiesen, ich gehe nicht da<strong>von</strong> aus, dass alle<br />
sauber sind, aber ich kann auch nicht sagen, wer nicht<br />
sauber ist. Warum sollten Leute aus einem Land ehrlich<br />
und hart trainieren, in dem andere das nicht tun. Spüren<br />
sie oder wissen sie, wer clean ist und wer nicht? Wenn eine<br />
Cherry zwei Jahre gesperrt war, <strong>von</strong> Dennis Mitchel trainiert<br />
wird und 12.44 läuft, dann werde ich mich nicht<br />
hinstellen und sagen: Sie ist bestimmt sauber. Die Katze<br />
lässt das Mausen nicht. Die beiden wissen vermutlich gar<br />
nicht, wie man ohne Doping trainiert."<br />
Von Helmut Digel<br />
Im weiteren Verlauf des Gesprächs wird auf die ökonomische<br />
Problematik des Hochleistungssports eingegangen. Kirstin<br />
Bolm weist darauf hin, dass Justin Gatlin mit all seinen<br />
sportlichen Erfolgen trotz des Dopingbetrugs für sich selbst<br />
ausgesorgt hat, dass Dwain Chambers nach der Dopingsperre<br />
noch immer sein Haus und sein Auto habe. Und sie kommt<br />
zu dem Resümee: "Überführte Doper kommen nach ihrer<br />
Sperre zurück, sind genau so schnell und verdienen genau so<br />
viel Geld wie vorher. Ich glaube, Doping lohnt sich, wenn<br />
man moralisch überhaupt keine Bedenken hat." Und sie<br />
23
verweist auf eine zynische Entscheidung eines deutschen<br />
Gerichts, mit dem Verweis auf Katrin Krabbe: "Das ist etwas,<br />
was ich nicht verstehe. Leute die dopen, können noch einen<br />
Nutzen daraus ziehen." Wenige Tage später wird Asafa Powell,<br />
der Weltrekordhalter über 100 m, in vielen Tageszeitungen<br />
dahingehend zitiert, dass sechs <strong>von</strong> zehn Leichtathleten<br />
gedopt seien. Und er fügte hinzu, dass er nur deshalb so<br />
zurückhaltend sei, weil er selbst mitlaufe. "Sonst würde ich<br />
sagen, neun <strong>von</strong> zehn sind gedopt."<br />
Solche und ähnliche Berichte könnten nahezu unendlich<br />
fortgeführt werden. All diese Artikel haben dabei eines<br />
gemeinsam. Sie verweisen auf eine ausweglose Situation des<br />
Hochleistungssports. Die Athletinnen und Athleten im modernen<br />
Hochleistungssport befinden sich in einem Dilemma.<br />
Obikwelus Aussage macht dabei einen Aspekt dieses Dilemmas<br />
deutlich. Wenn jemand eine positive Probe als einen<br />
Betriebsunfall wahrnimmt, dann kann es eigentlich in der<br />
Zukunft nur darum gehen, solche Unfälle zu vermeiden, d.h.<br />
sich nicht entdecken zu lassen. Doch die Annahme vom<br />
Betriebsunfall lässt auf ein System schließen, in dem die<br />
große Mehrheit dopt. Weil die große Mehrheit der Athletinnen<br />
und Athleten annimmt, dass der jeweilige Gegner dopt,<br />
ist man darauf angewiesen - will man im Wettkampf bleiben<br />
- ebenfalls zu dopen. Doping ist auf diese Weise eine sich<br />
selbst erfüllende Prophezeiung. Geht man <strong>von</strong> dieser Annahme<br />
aus, so ist man aus nahe liegenden Gründen nicht<br />
empört, wenn ein Gegner des Dopings überführt wird, sondern<br />
der Konkurrent hat lediglich Pech gehabt. "Ich dope, weil<br />
alle dopen!" lautet somit die Maxime, und Doping ist auf<br />
diese Weise zum universellen Merkmal des Systems des<br />
Hochleistungssports geworden.<br />
Eine andere Seite des Dilemmas ist nicht weniger problematisch.<br />
"Ich bin sauber, ich weiß aber nicht, ob meine Gegner<br />
sauber sind. Ich vermute allerdings, dass viele mich betrügen!"<br />
Mit dieser Aussage könnte man die Situation kennzeichnen,<br />
in der sich saubere oder angeblich saubere Athletinnen<br />
und Athleten befinden. Doch diese Situation scheint<br />
keine geeignete Ausgangsbasis für einen Hochleistungsport<br />
auf Dauer zu sein. Warum soll ich mich als sauberer Athlet<br />
mit unsauberen messen, warum soll ich akzeptieren, dass<br />
Betrüger höhere Preisgelder als ich erhalten? Da es aussichtslos<br />
erscheint, Antworten auf diese Fragen zu bekommen,<br />
ist es nahe liegend, dass sich saubere Hochleistungssportler<br />
die Sinnfrage für ihr Tun stellen. <strong>Der</strong> Ausstieg aus<br />
dem Hochleistungssport könnte eine notwendige Konsequenz<br />
sein.<br />
Bei jenen Athletinnen und Athleten und Funktionären, die<br />
sich für einen sauberen Hochleistungssport einsetzen, fällt<br />
jedoch auf, dass sie sich in ihrem Engagement nicht selten in<br />
Widersprüche verstricken. Oft wird dabei in überraschend<br />
frecher Weise der angebliche Nachweis für das eigene saube-<br />
24<br />
re Handeln erbracht, wohl wissend, dass das Phänomen des<br />
Dopingbetruges wohl nur <strong>von</strong> wenigen Experten angemessen<br />
beurteilt werden kann. Wie selbstverständlich sprechen Athleten<br />
<strong>von</strong> zehn Trainingskontrollen, die in den letzten sechs<br />
Monaten über sie ergangen sind. Mit Nachdruck wird auch<br />
dargelegt, dass man sich in seinem eigenen Training und bei<br />
den Wettkämpfen nur der üblichen natürlichen Nahrungsmittel<br />
bedient. Ähnlich wird über die Vorwarnzeiten bei Trainingskontrollen<br />
berichtet, die nur bei den Gegnern viel zu<br />
lang sind, man selbst ist hingegen einem Null-Toleranz-<br />
Kontrollsystem unterworfen. Prüft man solche Aussagen, so<br />
muss man allerdings feststellen, dass die Fakten der Dopingstatistik<br />
eine ganz andere Sprache sprechen und daher zu<br />
fragen ist, wie solche Lügen einzuordnen sind. Anstelle der<br />
angeblichen zehn Kontrollen wurden gerade einmal zwei<br />
durchgeführt, und die Vorwarnzeiten wären ausreichend<br />
gewesen, um eingenommene verbotene Substanzen zu verdecken.<br />
Solche Lügen verweisen zumindest darauf, dass angeblich<br />
saubere Athleten sich mit der Wahrheit auf dem Kriegsfuß<br />
befinden und angeblich engagierte Funktionäre immer<br />
nur auf den eigenen Vorteil aus sind. Solche Lügen machen<br />
aber auch deutlich, dass unter jenen Athleten, die sich selbst<br />
als sauber deklarieren, sich eine erhebliche Anzahl <strong>von</strong> Betrügern<br />
befindet.<br />
Bringen wir all diese Beobachtungen auf einen Nenner, so<br />
müssen wir <strong>von</strong> einem Kommunikations- und Aktionsdilemma<br />
im modernen Hochleistungsport sprechen. Eine wünschenswerte<br />
und notwendige moralische Differenz zwischen<br />
"ehrlich" und "unehrlich" ist in der Kommunikation des Hochleistungssports<br />
nicht mehr zu erkennen. Handlungen, die als<br />
Anti-Doping-Handlungen ausgeben werden, können dem<br />
Gegenteil verpflichtet sein. Verdächtigungen werden vorschnell,<br />
nur zum eigenen Vorteil und oft ohne legitimierende<br />
Erkenntnisse geäußert. Auf diese Weise kommt es immer<br />
häufiger zu ungerechtfertigten Diskriminierungen im Hochleistungssport.<br />
Die bislang ergriffenen Maßnahmen im Anti-Doping-Kampf,<br />
das machen die Aussagen der Verantwortlichen im Sport<br />
ebenso wie die der Athletinnen und Athleten deutlich, haben<br />
die Reichweite des Dopingproblems nicht mindern können.<br />
Sie müssen als wirkungslos und unzureichend bezeichnet<br />
werden. Zumindest die Kommunikation über den Dopingbetrug<br />
nimmt nicht ab, sondern zu. Und Inhalt sowie Art der<br />
Kommunikation verweisen auf ein umfassendes Ausmaß des<br />
Betrugs selbst, ohne dass es empirisch exakt zu beweisen<br />
wäre. Die Kommunikation über den Dopingbetrug ist längst<br />
selbst zum Teil des Betruges geworden. Stimmt diese Analyse,<br />
so bedarf es völlig neuer Ideen, Initiativen und Kooperationsformen,<br />
will man dem Dopingbetrug glaubwürdig begegnen.<br />
Werden lediglich die bestehenden Institutionen und Maßnahmen<br />
fortgeschrieben, so schreibt man damit die unendliche<br />
Geschichte des Betrugs im Sport fort.<br />
OF
Die Groupies und der Sport -<br />
ein greller werdender Farbtupfer im Unterhaltungszirkus<br />
Von Bianka Schreiber-Rietig<br />
<strong>Der</strong> Lärmpegel ist Ohren betäubend. Das Gekicher und<br />
Stimmengewirr wird zu hysterischem Geschrei, als<br />
jemand brüllt: "Da sind sie." Autogrammkarten, Stifte,<br />
Bärchen, rosarote Päckchen, T-Shirts, Schals und Hände werden<br />
ihnen entgegengestreckt, als sie auf dem Roten Teppich<br />
vorbei kommen. Nein, es geht nicht um Megastars des Pophimmels<br />
wie Tokio Hotel oder Robbie Williams. "Deutschland:<br />
ein Sommermärchen" - Sönke Wortmanns Fußballfilm hat<br />
Premiere, und die Fans, vor allem eine Reihe weiblicher, wollen<br />
das Märchen, ihr Märchen, weiterspinnen: Sie sind unsterblich<br />
verliebt in Poldi und Schweini, Ballack und Odonkor. Dass die<br />
Angehimmelten Kicker sind und die meisten <strong>von</strong> ihnen bereits<br />
in festen Händen, ist eher Nebensache für die Mädchen, die<br />
Herzchen und den Namen ihres Angebeteten auf alle mögli-<br />
25
chen Körperteile gemalt haben, die mit Transparenten den<br />
Rasenstars mitteilen, dass sie sie lieben.<br />
Manche gehen noch weiter in ihrer Schwärmerei: "Poldi ich<br />
will ein Kind <strong>von</strong> Dir", "Heirate mich" oder "Ich bin bereit für<br />
Dich" hatten sie während der Weltmeisterschaft auf Poster<br />
und Bettlaken gepinselt. Wer das Fan-Gewühle damals vor<br />
der Mannschaftsunterkunft im Berliner Grunewald miterlebt<br />
hat, die kirrenden Mädchen, die manchmal auf sehr originelle<br />
Weise versuchten, ins "Allerheiligste" - das Innere des Hotels -<br />
zu kommen, den überraschen die Kreischarien vor der Kinopremiere<br />
kaum noch.<br />
Auch die Fußballer haben nun ihre Groupies, die ihnen hinterherfahren,<br />
jede Gelegenheit nutzen, sie live zu erleben,<br />
ihnen nahe zu sein. Und sie hoffen: Vielleicht aus der Masse<br />
gesehen und erwählt, also "backstage" geholt zu werden. Sie<br />
träumen eben weiter. Einmal himmelhoch jauchzend, dann<br />
wieder zu Tode betrübt - die Gefühlswelt der Mädchen<br />
bewegt sich im Jojo-Rhythmus. Wie bei der 15-jährigen<br />
Tamara, die Ballack herzt - zumindest optisch: Ballack, im<br />
Lippenstift-Herz auf die linke Wange gepinselt. Sie schreit<br />
und kreischt, winkt - und er geht vorbei, was einen Weinkrampf<br />
bei der Cottbusserin auslöst, die extra in die Hauptstadt<br />
angereist ist. Sie ist kaum zu beruhigen - aber Bastian<br />
Schweinsteiger nähert sich der Absperrung und gibt, als einer<br />
der wenigen, schnell noch ein Autogramm.<br />
Verwundertes Kopfschütteln bei Bundestrainer Jogi Löw:<br />
"Früher war das anders. Jetzt sind die Jungs richtige Popstars",<br />
sagt er. Und Schauspieler Peter Lohmeyer findet die Entwicklung<br />
in diese Richtung gut, denn "Fußball und Emotionen<br />
gehören zusammen". Um dann doch noch verschmitzt anzumerken.<br />
"Hoffentlich bin ich dann auch mal wieder dran."<br />
Groupies - wer hätte sie bei uns beim Fußball erwartet, einer<br />
Sportart, der noch immer das prolohafte Image anhaftet, wo<br />
immer noch gerne die Mär <strong>von</strong> den schwitzenden Männern,<br />
die elf Freunde sind, verkauft wird. Und wo Helden zelebriert<br />
werden <strong>von</strong> den Kerlen auf den Rängen, die gerne so wären<br />
wie ihre kickenden Idole. <strong>Der</strong> Geist <strong>von</strong> Bern wabert. Aber<br />
eher gilt: "Play it like Beckham...."<br />
Natürlich gab es auch früher schon Fußballer, die <strong>von</strong> Frauen<br />
verehrt wurden, nicht in erster Linie, weil sie gut spielten,<br />
sondern weil sie gut aussahen. Wenn die Teams aus Südamerika,<br />
Spanien, Italien oder Portugal auf dem Rasen antraten,<br />
da träumt(e) so manche jugendliche Zuschauerin vom Latin-<br />
Lover oder einem feurigen Südländer. Aber das war eine<br />
pubertäre Schwärmerei, die mit dem Ende einer Großveranstaltung<br />
auch schon wieder vergessen war.<br />
Bisher verband man Groupies im Sport vor allem mit der<br />
Formel 1 - die berühmten Boxenluder, die sich nicht nur auf<br />
26<br />
den Motorhauben der Rennwagen räkelten. Sie hatten in den<br />
Augen vor allem weiblicher Beobachter etwas <strong>von</strong> Femmes<br />
fatales, die sich durch ihre ständige Präsenz an der Rennstrecke<br />
eine Model- oder Schauspielkarriere oder gar eine finanziell<br />
lukrative Ehe verschaffen wollten. Manche, so ist in den<br />
Archiven auf Klatschseiten nachzulesen, wechselten auch<br />
schon mal das Metier: Zuerst als Groupie bei den Stones,<br />
dann bei Ferrari. Die Mischung aus den Schönen, Schnellen<br />
und Wagemutigen sowie den rasanten Autos machte das<br />
gewisse Etwas aus: Asphalt-Cowboy und langbeinige Blondine<br />
- James Browns Song "Sex Machine" hatte da plötzlich<br />
eine völlig neue Bedeutung.<br />
Heute werden Groupies im Sport offenbar durch mediale<br />
Events und deren Protagonisten "geschaffen". Im Tennis<br />
zierte sich mancher Crack mit einem kleinen Harem, einzelne<br />
Boxer, Base- oder Footballer konnten sich vor weiblichem<br />
Ansturm kaum retten. Die Randsportart Skispringen wurde zu<br />
einem Ereignis, als bestimmte Komponenten zusammentrafen:<br />
Jungenhafte Aktive, die nicht nur leistungsstark waren,<br />
sondern auch zu Trendsettern für ihre Altersgruppe gestylt<br />
wurden. Und eine Fernsehanstalt, die ihre Chance wahrnahm,<br />
eine Sportart für Einschaltquoten zu pushen. Die Skispringer<br />
wurden zur umschwärmten und umjubelten Boygroup. Mädchen<br />
pilgern <strong>von</strong> Schanze zu Schanze, flippen aus, wenn die<br />
"Adler" vom Bakken in die Spur steigen - und verfolgen sie<br />
dann bis zur Unterkunft. Mit dem Druck, der Bewunderung,<br />
den Erwartungen und dem Beach-Boy-Image fertig zu werden,<br />
da brauchen die Jungens gute Nerven. Einige schaffen es<br />
nicht und setzen zur Bruchlandung an, verfallen in Depressionen,<br />
leiden unter Essstörungen. Oder werden Alkoholiker.<br />
Oder Womanizer.<br />
Aber Groupies sehen nur ihre Traummänner, diejenigen, mit<br />
denen sie ein Leben verbringen wollen, die modernen Märchenprinzen.<br />
Dass ausgerechnet Sportler immer mehr zu<br />
diesen Edelhelden mutieren, hängt natürlich damit zusammen,<br />
dass Sport ein Geschäft geworden ist, Vermarktung und<br />
Medienpräsenz fast schon wichtiger sind als permanent gute<br />
Leistung. <strong>Der</strong> Fußball hat diese Erfolgskriterien bisher wohl<br />
weltweit am besten umgesetzt. Wer die Werbespots <strong>von</strong><br />
Sportausrüstern sieht, der möchte mit den Jungs in den<br />
Filmen zusammen sein, die locker, lässig einen Lebensstil<br />
suggerieren, der immer swingend, <strong>von</strong> Reggae-Musik begleitet<br />
ist. Weltmännische Eleganz, Ästhetik und ein bisschen<br />
Macho - auch das vermitteln die Kicker (nicht unbedingt alle<br />
aus der DFB-Elf), die für Parfüm, Anzüge oder Bier werben.<br />
Und sie gehören nun einfach dazu, werden <strong>von</strong> Politikern und<br />
Showbusiness hofiert. Wer möchte da nicht wie Aschenputtel<br />
vom Rasen-Prinzen auf dessen Schloss entführt werden?<br />
Märchen werden wahr.<br />
Angeblich schwärmt sie noch immer für ihn wie am ersten<br />
Tag, obwohl sie mit ihm nun schon seit Jahren verheiratet ist:
Victoria, ehemaliges Popsternchen und Mitglied der Girlietruppe<br />
"Spice Girls", hat sich mit David Beckham das im<br />
Fußball wohl werbewirksamste Gesamtkunstwerk geangelt,<br />
das sie mit Klauen verteidigt: denn "Becks" wird <strong>von</strong> Groupies<br />
verfolgt, ob an seinem Arbeitsplatz in Madrid bei Real, in<br />
good old England oder in Asien, wo sie nicht nur hinter der<br />
Ikone <strong>von</strong> der Insel, sondern auch hinter deutschen Kickern<br />
her sind. Völlig losgelöst flippen weibliche Fans aus, sorgen<br />
oft für unangenehme Schlagzeilen. Immer mal wieder hängt<br />
nicht nur bei Beckhams deswegen der Haussegen schief.<br />
Wer die Werbestaffeln vor der WM in Deutschland verfolgte,<br />
die diversen Fußball-Sendungen auch im Unterhaltungsbereich,<br />
oft eine Mischung aus Musikantenstadl und Modern<br />
Talking, für den war es am Ende wohl keine Überraschung,<br />
dass die globale Kickerei ein Dauer-Event<br />
wurde, in das sich alle<br />
gerne mal aus ihrem manchmal<br />
tristen Alltag flüchteten. Und<br />
besonders Frauen und Mädchen<br />
entdeckten für sich den Fußball<br />
und sahen nicht nur auf der Fanmeile<br />
die deutschen Jungs, die vor<br />
der Weltmeisterschaft noch als<br />
"Gurkentruppe" und "Holzhackerteam"<br />
verspottet wurden, mit<br />
völlig neuen Augen: So feierten sie<br />
Thorsten Frings als neuen Hippie,<br />
Jens Lehmann als einen der<br />
Schönsten in der deutschen Mannschaft,<br />
Olli Kahn als Coolsten,<br />
Schweini als Lustigsten, Miro als<br />
Zuverlässigsten. Oder Poldi, der<br />
dem eigenen Freund am ähnlichsten<br />
ist. Komplimente mit Augenzwinkern,<br />
die auch vor Figo, Zidane,<br />
Raul oder Totti nicht halt<br />
machten. Aus manchem Frauenmunde<br />
rutschten Sätze, bei denen<br />
die Dame im Normalzustand rote<br />
Ohren bekäme.<br />
Nach Schätzungen betrug auf<br />
einmal die weibliche Quote unter<br />
den Fans während der WM zwischen<br />
60 und 70 Prozent. Und<br />
Sonnyboy Klinsmann schaffte es<br />
mit seiner sympathischen, einsatzwilligen<br />
Truppe, die nun everbody's<br />
darling ist, gar eine zu begeistern,<br />
die eigentlich sonst mit Sport nicht<br />
viel am Hut hat, wie sie selbst<br />
bekennt: Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel wurde zum Super-Groupie.<br />
Für Tamara ist Fußball nun alles und ihr "Fußballgott" heißt<br />
Ballack - zumindest mal für die nächste Zeit. Bis zum neuen<br />
Event, das sich zur Dauerparty auswächst. <strong>Der</strong> große Dichter<br />
Heinrich Heine, der unter dem Titel "Deutschland - ein<br />
Wintermärchen" die Befindlichkeiten seiner Landsleute<br />
beschrieb, würde sicher staunen, wenn er plötzlich die Leichtigkeit<br />
des Seins in seiner Heimat erleben würde: Wo dann<br />
vielleicht demnächst das Objekt der Begierde plötzlich als<br />
Traummann in der Biathlonspur auftaucht. Oder als Prince<br />
Charming, der das Kunsteis schmelzen lässt. Groupies werden<br />
zur Stelle sein, kreischend, heulend, schmachtend und<br />
hoffend... Andere dagegen treten nun energisch selbst gegen<br />
den Ball. Da lautet dann die Nachricht an den Mann zu<br />
Hause. "Bin kicken, mein Schatz." Was für ein deutsches<br />
Wunderland ...<br />
OF<br />
27
Citius, altius, fortius - ein<br />
Missverständnis<br />
I<br />
n Anbetracht des Trommelfeuers, dem sich Gegner und<br />
Befürworter eines Antidopinggesetzes in den vergangenen<br />
Wochen ausgesetzt haben, fragt man sich zuweilen: Wer<br />
sorgt sich eigentlich um die Deckung des einfachen Sportfreunds?<br />
Oder anders gefragt: Wird Otto Normalverbraucher<br />
nicht überfordert <strong>von</strong> der Kakofonie, den das Thema verursacht,<br />
und den veröffentlichten Nachrichten, mit denen er<br />
überschwemmt wird? Hier soll beileibe nicht dem Verdruss<br />
das Wort geredet werden, Demoskopen wären gleichwohl<br />
überrascht, gingen sie Reflexionen dieser Art nach. Über die<br />
Notwendigkeit der Auseinandersetzung sollte dennoch kein<br />
Dissens aufkommen. Im Gegenteil: <strong>Der</strong> Rückenwind, den die<br />
Antidoping-Bewegung hier zu Lande plötzlich spürt, kann an<br />
Stärke ruhig noch zunehmen.<br />
Zumal die Methoden der Betrüger immer dreister werden.<br />
Und krimineller, um ein Adjektiv zu gebrauchen, dessen<br />
Anwendung ein Teil der Diskutanten merkwürdigerweise<br />
immer noch scheut, wenn es an Sportler angelehnt wird. Die<br />
neueste Variante aus der Trickkiste der Manipulierer weist<br />
indes eher auf das zu jeder Sauerei fähige und daher zu<br />
Recht auszuräuchernde Athletenumfeld hin: Schweizer<br />
Dopingjäger wollen herausgefunden haben, dass im Radsport<br />
neuerdings Muttis Waschmittel, versehen mit einem<br />
bestimmten Enzym, eingesetzt werden, um den Gebrauch des<br />
synthetischen und daher illegalen Sauerstofflieferanten Epo<br />
zu verschleiern. Ein Fleckentferner gleichsam, damit dem<br />
Mäntelchen der Unschuld die chemische Reinheit nicht<br />
abhanden kommt.<br />
Nein, nein, es wird wirklich Zeit, dass dem Übel jetzt an die<br />
Wurzel gegangen wird. Dazu bedarf es qua Gesetz der Hilfe<br />
des Staates und auf Seiten des Sports der Erkenntnis, dass er<br />
noch längst nicht alle Wege zur Selbstreinigung beschritten<br />
hat. Nehmen wir die Leichtathletik, die beliebte Spielwiese der<br />
Doper. Ihr Weltverband sollte die Regel zurücknehmen, die<br />
Athleten im Fall eines neuen Weltrekords mit einem Haufen<br />
Geld versorgt. Weil Geld das Hauptmotiv für Betrug ist,<br />
leisten die Leichtathleten mit einem solchen Paragraphen der<br />
Rekordsucht Vorschub und senken die Hemmschwelle für<br />
Doping. Die aktuellen Höchstleistungen in diesem Sport, der<br />
sich fälschlicherweise rühmt, das am besten funktionierende<br />
Kontrollnetz zu besitzen, sind, wie man ahnt, mehrheitlich<br />
mit Hilfe illegaler leistungssteigernder Mittel erzielt worden.<br />
Mit Dollarschecks zu ihrer Verbesserung zu animieren, kommt<br />
einem Aufruf zum Drogenkonsum gleich.<br />
28<br />
Als einzige Individualsportart duldet die Leichtathletik sogar<br />
Helfershelfer für die Steigerung anrüchiger Rekorde: die<br />
Tempomacher auf den Mittel- und Langstrecken. Sie dienen,<br />
schrieb ein bekannter italienischer Insider unter den internationalen<br />
Funktionären in einem viel beachteten Brandbrief an<br />
den Chef des Weltverbands, "doch nur dem Ego der Veranstalter".<br />
Und längst nicht mehr dem Sport. Im Zeitalter der<br />
zunehmend raffinierten Leistungsmanipulation liegt der Reiz<br />
des leichtathletischen Rennens nicht mehr im Rekord, sondern<br />
nur noch im direkten Vergleich der Läufer auf der Bahn.<br />
Das Problem dabei: Die Verantwortlichen auf höchster Ebene<br />
sehen nicht, was sie nicht sehen wollen, alldieweil sie glauben,<br />
ihre Disziplin nach wie vor nur über den Rekord verkaufen<br />
zu können. Schickt also die "Hasen" zurück in den Stall.<br />
Klappe zu und nur noch mit Möhren füttern und nicht mehr<br />
mit Euros.<br />
Und das End` <strong>von</strong> der Geschicht`? <strong>Der</strong> olympische Sinnspruch<br />
"citius, altius, fortius" ist ein einziges Missverständnis und<br />
gehört an der Seite seines Förderers Coubertin zur ewigen<br />
Ruhe gebettet.<br />
Michael Gernandt<br />
Die Vorwärtsorientierung<br />
ist noch kein Kraftakt<br />
N<br />
atürlich weiß man längst alles über die Entwicklungsproblematik<br />
<strong>von</strong> Kindern und Jugendlichen und die<br />
Ignoranz gegenüber der Tatsache und Binsenweisheit, dass<br />
Bewegung ein Lebenselixier ist. Wachstumsstörungen und<br />
gesundheitliche Beeinträchtigungen sind bis ins Letzte ausgeleuchtet.<br />
Bildungsdefizite und gesamtpädagogische Fehlsteuerungen<br />
lassen keine Expertenanalyse vermissen. Auch in<br />
der Schlagzeilendramatik bleiben kaum Wünsche aufrüttelnder<br />
öffentlicher Wirkung offen. Übergewicht dank Fehlernährung<br />
und Bewegungsmangel, Fernsehkonsum und Computersucht<br />
als Freizeitfavoriten - solche Erkenntnisse sind ebenso<br />
langlebig wie besorgniserregend. Dazu passt, wenn ein Kultusministerium<br />
in unserem Lande die Parole ausgibt: "Runter<br />
vom Sofa, raus aus dem Haus!"<br />
Nein, hier ist nicht <strong>von</strong> einer Seniorenkampagne zur Verbesserung<br />
der Lebensqualität der späten Jahre die Rede. Hier<br />
geht es vielmehr, der Ressortzuständigkeit entsprechend, um<br />
die tägliche Bewegungszeit <strong>von</strong> Kindern und Jugendlichen in<br />
und außerhalb der Schule. Sport und Spiel tun also Not - und<br />
zwar so früh und so intensiv wie möglich. Doch die weißen<br />
Flecken der Bewegungs-Notstandsgebiete sind in Kindergar-<br />
OF-KOMMENT<br />
OF-KOMMENTARE<br />
ARE
ten und Vorschule besonders weit verbreitet. In der Schule<br />
setzen sie sich in unterschiedlichen Ausprägungen - mal<br />
mehr und mal weniger raumgreifend - fort. Trotz Dauerklagen<br />
über unzureichende Stundenzahlen, oft fachfremden<br />
Unterricht und immer wieder Schwankungen in pädagogischen<br />
Planspielen ist kein bundesweiter Durchbruch in Sicht.<br />
Kultusministerkonferenz und organisierter Sport praktizieren<br />
zwar in letzter Zeit verstärkten Schulterschluss, dem sich<br />
auch Ärzteschaft und Elternverbände anschließen, aber ein<br />
gemeinsamer Kraftakt, der der bildungs-, gesundheits- und<br />
sozialpolitischen Dramatik der Versäumnisse entsprechen<br />
würde, fehlt bisher.<br />
Immerhin rücken jüngste Initiativen der großen Koalition in<br />
Berlin das angestrebte Präventionsgesetz auch unter kinder-,<br />
jugend- und schulsportlichen Aspekten ins Blickfeld. Eine<br />
zweifellos notwendige bundespolitische Vorwärtsorientierung,<br />
wenn man an die Endlosspirale der berechtigten Klagen und<br />
unzulänglichen Rechtfertigungen denkt. Alle Problemfelder<br />
sind jedenfalls hinreichend abgesteckt und <strong>von</strong> wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen glaubwürdig untermauert. Auch an<br />
politischen Absichtserklärungen und sportorganisatorischem<br />
Flankenschutz herrscht kein Mangel. In der Wohlstandsgesellschaft<br />
mit bereits bedenklichem Sozialgefälle wartet man<br />
schlicht auf Taten, damit in Kindergarten und Schule endlich<br />
eine Bewegungsoffensive starten kann, die lebenslang Wirkung<br />
erzielt. Ein Reformwunder also - nicht mehr und nicht<br />
weniger.<br />
Harald Pieper<br />
"Trainer des Jahres" oder<br />
ein Auszeichnungs-Dilemma<br />
W<br />
er die Presse-Einladung zum Thema "Trainer des Jahres<br />
2006" flüchtig las, glaubte, in der Frankfurter Arena<br />
schon der Präsentation eines erfolgreichen Coachs beizuwohnen.<br />
Und das hätte in diesem Jahr doch nur Jürgen<br />
Klinsmann oder Bernhard Peters sein können. Oder? Die<br />
Antwort auf diese Frage ist auch nach der nur grundsätzlichen<br />
Vorstellung dieser neuen Wahl offen. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Sportbund, dessen Präsident Dr. Thomas Bach<br />
der Jury vorsteht, steckt im Dilemma. Niemand seiner mehr<br />
als 200 Bundestrainer erfüllt die Bewertungskriterien besser<br />
als der Fußball- und der Hockey-Trainer: "Charismatische<br />
Trainerpersönlichkeiten aus den Spitzenverbänden mit erstklassigen<br />
Führungsqualitäten, außergewöhnlichen sportfachlichen,<br />
pädagogischen, motivatorischen und vor allem<br />
menschlichen Fähigkeiten erfüllen die Bewertungskriterien.<br />
Die positive und faire Einstellung gegenüber dem Leistungssport<br />
drückt sich in der zielorientierten Arbeit mit den<br />
betreuten Athleten/innen und deren Erfolge im internationalen<br />
Spitzensport aus." Die Aktion soll unter anderem den<br />
Sinn haben, der Traineroffensive des neu formierten Sportbundes<br />
auf die Beine zu helfen. Wird dies aber dadurch<br />
erreicht, dass zum Beispiel der ohnehin ausgiebig gefeierte<br />
Jürgen Klinsmann ausgezeichnet und ihm vom finanzschwachen<br />
DOSB 10 000 Euro auf sein sicherlich gut ausgestattetes<br />
Konto überwiesen werden? Andererseits kann es auch<br />
nicht überzeugen, einen in der Öffentlichkeit namenlosen<br />
Trainer zu präsentieren und den Fußball- und Hockeytrainer<br />
leer ausgehen zu lassen.<br />
Die Forderung, mit den vom Trainer oder der Trainerin<br />
betreuten Sportlern zwischen dem 1. Oktober 2005 und dem<br />
30. September 2006 "durch Top-Platzierungen im internationalen<br />
Spitzensport wesentlich zur Reputation Deutschlands<br />
als erfolgreiche Sportnation beigetragen zu haben", trifft<br />
nicht nur auf Klinsmann und Peters zu. Das Kriterium hat<br />
freilich seine Tücken. Wer will heutzutage sicher sein, dass<br />
der ausgezeichnete Trainer sich nicht unlauterer Mittel<br />
bedient hat? Auf die Frage, ob nicht die Gefahr bestünde,<br />
einen Thomas Springstein zu belobigen, kam die Antwort:<br />
"Wir Trainer kennen unsere Pappenheimer." Dabei ist es erst<br />
vier Jahre her, dass die DLV-Trainer einstimmig den Pappenheimer<br />
Springstein zum Leichtathletik-Trainer des Jahres<br />
wählten. Und das, obwohl der gebürtige Leipziger schon mit<br />
seinen Athletinnen Grit Breuer und Katrin Krabbe wegen<br />
Medikamenten-Missbrauchs ins Zwielicht geraten war.<br />
OF-KOMMENT<br />
OF-KOMMENTARE<br />
ARE<br />
Zweifellos ist der Trainer eine Schlüsselfigur im Spitzensport.<br />
Viele leisten in der Stille als Coach, Pädagoge, Psychologe<br />
und oft als Berater in manchen Lebensfragen Beachtliches.<br />
Sie müssten stärker noch als bisher als Bollwerk gegen das<br />
Doping wirken. Denn Doping am Trainer vorbei ist schlechterdings<br />
nicht denkbar. Vielleicht sollte dieser Gesichtspunkt<br />
besonders stark in die Bewertungskriterien einbezogen<br />
werden. Die Präsentation der Wahl "Sportler des Jahres<br />
2006" hat viele Fragen offen gelassen. Und es drängte sich<br />
der Eindruck auf, als wäre den Ideengebern selbst noch nicht<br />
klar, welche Merkmale ein Trainer, eine Trainerin des Jahres<br />
haben soll. <strong>Der</strong> DOSB war jedenfalls nicht gut beraten, für<br />
eine Aktion, die langfristig in die Traineroffensive wirken soll,<br />
im Jahr des Jürgen Klinsmann einen Schnellschuss aus der<br />
Hüfte abzugeben. Da bleibt nur die Hoffnung, dass mit der<br />
Zeit die Wahl die richtigen Konturen bekommt. <strong>Der</strong> Trainer<br />
des Jahres sollte nicht zuletzt in seiner Überzeugungsarbeit<br />
gegen Doping als Vorbild wirken. Das wäre langfristig wichtiger<br />
als Namen zu präsentieren, die öffentlichkeitswirksam<br />
Showeffekte versprechen.<br />
Steffen Haffner<br />
29
Sport, Medien und<br />
neue Öffentlichkeiten<br />
Die Fernseh-Weltmeisterschaften 2006<br />
in kritischer Nachbetrachtung<br />
Von Thomas Horky<br />
Das Jahr 2006 brachte Deutschland einen WM-Sommer<br />
mit ungeahnter Kraft. Die Fernsehberichterstattung <strong>von</strong><br />
der Fußball-Weltmeisterschaft, der WM der geistig<br />
Behinderten, den Weltreiterspielen und den Welttitelkämpfen<br />
im Hockey präsentierte ein verändertes Verhältnis <strong>von</strong> Sport,<br />
den Medien und neuen Öffentlichkeiten - die Zukunft des<br />
Mediensports wurde auf den drei Weltmeisterschaften deutlich<br />
sichtbar.<br />
Große Sportereignisse stellen eine Herausforderung an die<br />
arbeitenden Journalisten dar und offenbaren neue Entwicklungen<br />
der Sportberichterstattung. Gleich vier Weltmeisterschaften<br />
sorgten in den deutschen Medien 2006 für reichlich Arbeit und<br />
die Möglichkeit, dem Sport in den Medien zu neuer Wertigkeit<br />
zu verhelfen. Das Fazit: Fußball bleibt in Deutschland unangefochten<br />
Mediensportart Nummer eins, die WM der geistig<br />
Behinderten ließ die medial entfachte Flamme der Fußballeuphorie<br />
kurzzeitig weiter flackern, der Titelgewinn der Hockeyherren<br />
blieb jedoch wie die Reiter-WM eine kurz aufglühende<br />
Sternschnuppe am Medienhimmel. Diese Unterschiede der<br />
Berichterstattung bedürfen einer differenzierteren Betrachtung.<br />
Bei der Fußball-WM wurde ein verändertes Verhältnis <strong>von</strong><br />
Sport, Medien und Öffentlichkeit sichtbar, das Maßstäbe für<br />
zukünftigen Sportjournalismus gesetzt hat. Nie zuvor wurden in<br />
Deutschland so große Öffentlichkeiten erzeugt: Das Halbfinale<br />
zwischen Deutschland und Italien wies mit einer Einschaltquote<br />
<strong>von</strong> 29,66 Millionen Zuschauern den höchsten Wert seit Beginn<br />
der Messungen auf, in der Verlängerung saßen in der Spitze<br />
sogar 31,31 Millionen <strong>Deutsche</strong> vor einem Fernseh-Bildschirm.<br />
Ein "zweiter Teil" der Medien-Öffentlichkeit muss hinzugezählt<br />
werden: Geschätzte 15 Millionen Fans sahen dieses Spiel beim<br />
30<br />
so genannten Public Viewing vor öffentlichen Groß-Leinwänden,<br />
in Kneipen und Bars oder in Gruppen zuhause. In der<br />
Addition der Rezeptionssituationen ergibt sich das größte<br />
Mediensport-Ereignis der Geschichte.<br />
Und bei der Sportberichterstattung <strong>von</strong> der Weltmeisterschaft<br />
war eine "dritte Form" <strong>von</strong> Öffentlichkeit zu beobachten: Während<br />
die ARD so etwas wie den "klassischen Stil" mit Moderator<br />
Gerhard Delling und Experte Günter Netzer im Studio präsentierte,<br />
ging das ZDF mit dem Studio ("ZDFarena") im Berliner<br />
Sony-Center am Potsdamer Platz in die Öffentlichkeit. Moderator<br />
Johannes B. Kerner und seine Experten Jürgen Klopp und<br />
Urs Meier hatten insgesamt über 150.000 Zuschauer bei ihrer<br />
journalistischen Arbeit. Noch konsequenter war das Öffentlichkeits-Konzept<br />
<strong>von</strong> RTL, das als erster privater Free-TV-Sender<br />
Fernsehrechte für Live-Bilder erwarb und aus den Übertragungen<br />
<strong>von</strong> Fußball und Formel 1 "Super-Sport-Sonntage" bastelte.<br />
Moderator Günther Jauch und Experte Rudi Völler sendeten <strong>von</strong><br />
wechselnden Orten, in Berlin schauten bis zu 500.000 Menschen<br />
RTL bei der Produktion <strong>von</strong> Sportjournalismus zu - die<br />
Fernseh-WM bot veränderten Sportjournalismus in der Öffentlichkeit<br />
für neue Öffentlichkeiten.<br />
Fußball-WM als Inszenierung <strong>von</strong> Journalismus<br />
in der Öffentlichkeit<br />
Diese Inszenierung <strong>von</strong> Journalismus in öffentlichen Arenen hat<br />
erhebliche Konsequenzen: Die journalistischen Programminhalte<br />
sind dem Meinungs-Druck der (anwesenden) Öffentlichkeit<br />
ausgesetzt, eine Funktionsverschiebung des Sportjournalismus
ist unverkennbar. Ein Beispiel: Als Günther<br />
Jauch eine kritische Frage stellen wollte,<br />
stöhnten die Fans rund um das offene<br />
Studio auf - Jauch brach seine Frage mit<br />
den Worten ab: "Das sollte ich jetzt wohl<br />
besser nicht fragen." Ein anderes Mal<br />
erstürmte ein "Fan-Zuschauer" das Podest<br />
und musste <strong>von</strong> Ordnern in Gewahrsam<br />
genommen werden. <strong>Der</strong> bei der Massenkommunikation<br />
sonst fehlende, direkte<br />
Kontakt zur Öffentlichkeit beeinflusst den<br />
Journalismus. Zudem: Im ZDF sollten die<br />
Sportjournalismus-Zuschauer wie bei RTL<br />
eine stadionartige Live-Atmosphäre<br />
erzeugen und wurden mit Klappern und<br />
Rasseln ausgestattet - oft war es deshalb<br />
mühsam, ein Gespräch gegen den Lärm<br />
durchzuführen. "Was wir in der ZDFarena<br />
erleben, ist Public Viewing in seiner<br />
seriösesten Form", bezeichnete Johannes<br />
B. Kerner diese neue Form <strong>von</strong> Fernsehsport-Journalismus.<br />
Sicher ist: Dieser öffentliche Sportjournalismus führt zu einem<br />
Rückgang <strong>von</strong> kritischen, nachfragenden und analysierenden<br />
Inhalten und fördert moderierte Unterhaltungsformate. <strong>Der</strong><br />
journalistische Beitrag in Form eines "gebauten Berichtes" blieb<br />
bei allen drei Sendern eher Mangelware: Zu sehen waren<br />
dagegen schnelle, aktuelle Stimmungsberichte aus den Lagern<br />
der Nationalmannschaften mit Bildern vom Training und kurzen<br />
Statements zur Vorbereitung auf das Spiel, kleine Porträts sowie<br />
vor allem Live-Schaltungen zu Korrespondenten beim Public<br />
Viewing in den beteiligten Ländern und in Deutschland.<br />
Berichterstattung über den Skandal um einen FIFA-Funktionär<br />
aus Afrika gab es dagegen nur in (vom Moderator verlesenen)<br />
Kurzmeldungen, Hintergrundberichte über weitere Themen<br />
blieben weitgehend aus.<br />
Folge <strong>von</strong> Sportberichterstattung: <strong>Der</strong><br />
Trend zum Event-Fernsehen<br />
Ein besonderes Augenmerk verdient das letzte Wochenende der<br />
Weltmeisterschaft: Nach vier Wochen Fußball im Fernsehen<br />
kumulierte der Mediensport in einer rauschhaften Inszenierung<br />
vor dem Brandenburger Tor. ARD, ZDF und RTL sendeten gleichzeitig<br />
live am Sonntagmorgen <strong>von</strong> der großen "Dankeschön-<br />
Veranstaltung" der Nationalmannschaft, der "Weltmeister der<br />
Herzen" feierte mit den "Fan-Weltmeistern" eine gigantische<br />
Fernsehfußball-Party, moderiert vom Duo Monica<br />
Lierhaus/Johannes B. Kerner sowie Ulrike <strong>von</strong> der Groeben bei<br />
RTL. Das Programm bot als Destillat der WM eine Zusammenfassung<br />
aus emotionalen Bildern des 3:1-Sieges am Abend<br />
zuvor gegen Portugal, personalisierte Geschichten in Zeitlupe,<br />
Live-Bilder eines rückwärts fahrenden Busses und immer wieder<br />
jubelnde Menschenmassen - als Höhepunkt gab es dann die<br />
Präsentation der deutschen Nationalspieler in Form einer<br />
Musik- und Journalismus-Show. Die deutliche Folge des<br />
Medienereignisses Fußball-WM ist ein Trend zum Event-Fernsehen.<br />
Sportjournalismus als Animation zur Party, zum Zelebrieren<br />
eines großen Festes - eine neue Art des sozialen Fußball-Erlebnisses<br />
unter dem Motto: "Wir sind Fußball". Wiederholt waren<br />
Aufforderungen der Moderatoren zu beobachten, dieses Ereignis<br />
gemeinsam zu feiern. "Es geht um Event-Fernsehen. Die<br />
Zuschauer möchten eine emotionale Darbietung haben und die<br />
große Party auch im Fernsehen wieder finden", bestätigte ARD-<br />
Sportkoordinator Hagen Boßdorf. Ein Trend, der bisher nur bei<br />
Übertragungen <strong>von</strong> Musik-Ereignissen wie dem Eurovision Song<br />
Contest bekannt gewesen ist - es bleibt abzuwarten, wann auch<br />
andere Ressorts diese neue Inszenierungsform des Fernsehsports<br />
übernehmen.<br />
Jürgen Klopp als Kopf eines ZDF-Trios<br />
Auch inhaltlich hat es bei der Berichterstattung einige Neuerungen<br />
gegeben: Erstmals präsentierte sich mit dem Trainer des<br />
Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05, Jürgen Klopp, ein neuer<br />
Experte mit fundiertem Fachwissen, frischem und forschem<br />
Auftreten sowie gekonnter Ironie. Klopp analysierte mit Moderator<br />
Johannes B. Kerner sowie dem Schweizer Schiedsrichter-<br />
Experten Urs Meier, unterstützt <strong>von</strong> aufwändigen Grafiken und<br />
Animationen. Dabei war ihm so etwas wie "Volkes Fußball-<br />
Stimme" als Rolle zugedacht. Wenngleich die manchmal offensichtlich<br />
inszenierten Konfliktsituationen belegten, dass der<br />
gelernte Journalist auf der Bühne (Kerner) die Deutungshoheit<br />
über den Berichterstattungsgegenstand abgegeben hat, zählte<br />
das ZDF-Trio zu den Gewinnern der WM.<br />
Deutlich sichtbar hat sich bei dieser Fernseh-WM vor allem der<br />
Trend zu Gesprächen über Fußball weiter verstärkt. Egal auf<br />
welchem Sender wurde diskutiert, fabuliert und Meinung<br />
verbreitet mit dem Ergebnis <strong>von</strong> unendlich langen Redezeiten<br />
ohne neue Inhalte. Auch bei einer Telefonumfrage des IFAK-<br />
Institutes im Auftrag der ARD/ZDF-Medienkommission fanden<br />
zwischen 44% und 50% der Zuschauer, dass bei den drei<br />
übertragenden Sendern "zuviel geredet" wurde und, dass - vor<br />
allem bei RTL - "zeitweise mehr Show als Fußball" gebracht<br />
wurde. Tatsächlich schienen einige Beiträge mit dem RTL-<br />
"Experten" Rainer Calmund derart sinnentleert, dass ein<br />
Umdenken des Privatsenders bei zukünftigen Engagements<br />
wohl angebracht ist.<br />
Festzuhalten bleibt, dass die Entertainisierung und Emotionalisierung<br />
des Sportjournalismus wohl nicht aufzuhalten ist. <strong>Der</strong><br />
Trend zur Comedy hat sich fest in den Programmplätzen einge-<br />
31
nistet. Bei ARD und ZDF kann mit "Waldis WM-Club" und<br />
"Nachgetreten" kaum <strong>von</strong> Erfüllung des Programmauftrages<br />
gesprochen werden. Vor allem das Comedian-Ensemble rund<br />
um Ingolf Lück im ZDF verlor sich in nationalistischen Plattitüden<br />
und wurde folgerichtig vom Stern als "Cordoba des TV-<br />
Humors" bezeichnet. "I red bloß drüber" betitelte ARD-Reporter<br />
Waldemar Hartmann seinen Club, der inhaltlich wenig thematisch<br />
Reizvolles zu bieten hatte. Bei soviel "Sportgerede"<br />
(Umberto Eco) bleibt der Sportjournalismus oft auf der Strecke.<br />
Medienthemen: Kommentatoren,<br />
Klinsmann und der Patriotismus<br />
Dabei war die WM reich an journalistischen Themen, wie die<br />
Printberichterstattung belegt. <strong>Der</strong> Wandel <strong>von</strong> "Grinsi-Klinsi"<br />
(BILD) zum großen Motivator und das Entfachen eines neuen,<br />
ungewohnten und anfangs argwöhnisch beobachteten Patriotismus<br />
in Deutschland gab den überregionalen Medien reichlich<br />
Anlass zu Deutungsversuchen. Bilder <strong>von</strong> springendem Trainer,<br />
der Mannschaft Arm in Arm sowie <strong>von</strong> den mit Deutschland-<br />
Fahnen verzierten Fans und Autos setzten Akzente. Bei der TV-<br />
Das Fernsehen hat längst seine Unschuld verloren, ist<br />
dabei seine Seele zu verkaufen. Nach Dschungel-Camp<br />
und Suche nach dem Superstar, unzähligen Game-,<br />
Talk-, Nostalgie- sowie diversen Koch-, Wissens-, Pisa-,<br />
Benimm-, Gesundheits-, Hochzeits-, Reality-, Geschlechter-,<br />
Comedians-, Best of und sonst was Shows, wobei keine Peinlichkeit<br />
ausgelassen wird, haben die "Macher", es war fast zu<br />
befürchten, auch den Sport "neu" entdeckt. Dass sogenannte<br />
Promis nach kaum zu toppenden PR-Auftritten in Afrikas<br />
Armenvierteln sich jetzt im "Leistungssport" zu PR-Kaspern<br />
machen (lassen), ist zwar deren Problem, bestätigt aber die<br />
vergebliche Suche nach aktuellen Vorbildern und Persönlichkeiten.<br />
Da auch die "Öffentlich Rechtlichen" offenbar jeden Bezug zu<br />
Ihrem eigentlichen Auftrag verloren haben - ganz seriös hieß<br />
es u.a. einmal: Information, Unterhaltung, Kultur (!) den Menschen<br />
zu vermitteln - und nur noch die Einschaltquote das<br />
Maß aller Dinge zu sein scheint, wird - wie immer - konsequent<br />
nachgezogen, kopiert und möglichst noch eins draufgesetzt.<br />
Berufsboxen ist das neue Samstags-Nachtprogramm mit<br />
natürlich entsprechenden Wiederholungen der "Highlights" zu<br />
32<br />
Kritik wurden den Kommentatoren Reinhold Beckmann, Bela<br />
Rethy, Steffen Simon oder auch Thomas Wark meist gute<br />
Leistungen bescheinigt, das Konzept mit RTL-Gastkommentator<br />
und Dampfplauderer Pierre Littbarski fiel dagegen durch. Probleme<br />
hatten die Sportsender DSF und Eurosport, die mangels<br />
Rechten an Live-Bildern eine WM ohne Fußball bestreiten<br />
mussten.<br />
Diese "Alternativen" bewiesen, dass das Bild immer noch das<br />
Wichtigste beim Fernsehfußball ist. Mittlerweile hat sich eine<br />
"internationale Perspektive" durchgesetzt. Wie bei der WM 2002<br />
und der EM 2004 wurden alle 64 WM-Spiele <strong>von</strong> Host Broadcasting<br />
Systems (HBS), einer Tochter der Rechteagentur Infront<br />
in der Schweiz, ins Bild gesetzt. Ein internationales Team führte<br />
die Regie mit bis zu 25 Kameras pro Stadion. Die distanzierte<br />
Übersichtlichkeit war zunächst ungewohnt und führte zu<br />
Unterstellungen z.B. in der BILD-Zeitung, es würden vor allem<br />
die Werbebanden ins Bild gerückt werden. Eine Frage ist daher,<br />
wie die internationale Fußball-Inszenierung der Zukunft aussehen<br />
wird.<br />
Medien-Perversionen Von Wolfgang Avenarius<br />
besten Sendezeiten! Da wird dann Kirmesboxen (Riese gegen<br />
Zwerg) oder ein menschenverachtendes Blutbad mit fehlgeleiteten<br />
Akteuren und völlig absurden Aussagen ("Vorbild für die<br />
Jugend!") gezeigt. Nur zur Erklärung: ein Trainer, der seinem<br />
Schützling wider besseren Wissens eine lebensgefährliche<br />
Verletzung verschweigt und ein Ringarzt, der diesen Kampf<br />
nicht abbricht, hat selbst im Box"sport" nichts zu suchen!<br />
Sogar die nicht zimperliche Bildzeitung spricht <strong>von</strong> "Schlachterwerkstatt"<br />
und einem unbedingt notwendigen sofortigen<br />
Abbruch der Übertragung!<br />
Das Fernsehen hat den Sport nicht nur neu entdeckt, es missbraucht<br />
und pervertiert ihn zur reinen Lach- und PR-Nummer<br />
oder zum puren Voyeurismus. Dafür werden Millionen ausgegeben<br />
und spielen Sendezeiten keine Rolle, während der Vereins-<br />
und Basissport um jede Mark und jede Sendeminute ringt<br />
und letzten Endes einen schweren Kampf ums Überleben führt,<br />
mit bereits absehbaren, verheerenden gesamtgesellschaftlichen<br />
Folgen.<br />
Da wird monate- und jahrelang über Gesundheitsreformen<br />
diskutiert und vor lauter Eckpunkten das wichtigste vergessen:
Zukunft des Fernsehsports: Segmentierung<br />
der Inhalte - mehr Journalismus?<br />
Ein Fingerzeig gibt seit Anfang August der Auftakt der Bundesligasaison:<br />
Mit dem neuen Pay-TV-Rechteinhaber Arena sowie<br />
der Aufsplitterung des Spieltages in ein Freitagsspiel (im Free-TV<br />
bei der ARD erst einen Tag später), sechs Partien am Samstag<br />
(ARD-Sportschau) sowie zwei Sonntagsspielen, die im Free-TV<br />
erst spät bei DSF gezeigt werden, wird die wachsende Segmentierung<br />
der Inhalte in einzelne Sendeprogramme deutlich. Die<br />
Aufteilung der Rechte in kleinere Blöcke und Einheiten führte<br />
auch bei der WM zu kommerziell orientiertem Produkt-Fernsehen<br />
in den großen Vollprogrammen und einer Auslagerung der<br />
anspruchsvollen Themen, Diskussionen und Beiträge in die<br />
Randprogramme wie Arte und Phönix.<br />
Wie wenig journalistisch der Fernsehsport in den großen Programmen<br />
geworden ist, belegten die folgenden Weltmeisterschaften<br />
im Pferdesport und vor allem der Titelgewinn im<br />
Hockey. Auch ohne den Druck, möglichst hohe Einschaltquoten<br />
erzielen zu müssen - das Hockeyfinale sahen in der ARD am<br />
Wie erhalte ich Gesundheit? Da wird über Pisa, Jugendkriminalität,<br />
Integration, Parallelgesellschaften, die Ohnmacht und<br />
mangelnde Autorität der Lehrer und fehlenden Respekt, Akzeptanz<br />
und entsprechende Einstellung der Schüler und neuerdings<br />
eine angebliche perspektivlose "Unterschicht" diskutiert.<br />
<strong>Der</strong> Sport war und ist mit Sicherheit kein Allheilmittel und<br />
hat seine vielfältigen Aufgaben und Wirkungen oft eher<br />
unter- als überschätzt, wie die großartige Resonanz bei der<br />
letzten Fußball-WM gezeigt hat. Natürlich nicht so spektakulär,<br />
aber vielleicht noch gravierender in seinen Auswirkungen<br />
ist der Basissport, vor allem was den Jugend- und Schülerbereich<br />
betrifft. Wo sonst wird heute noch Teamgeist, Fairplay,<br />
Rücksicht, gesundes Selbstbewusstsein, ehrliches Durchsetzungsvermögen,<br />
soziales Verhalten, Gemeinschaftssinn und<br />
vor allem mit Anstand Gewinnen und Verlieren lernen in<br />
unserer <strong>von</strong> Egoismus geprägten, immer kälter und unpersönlicher<br />
werdender "globalen" Welt <strong>von</strong> Selbstdarstellern<br />
und Erfolgsmenschen auf so natürlichem Weg vermittelt?<br />
Grundlage war und ist ein in seiner Struktur und Wirkung<br />
einmaliges Vereinsleben.<br />
Wann erkennen die Fernseh-Verantwortlichen endlich die<br />
Bedeutung der Vereine und des Basissports? Übrigens auch<br />
was den Leistungs- und Spitzensport betrifft, denn Eliteschulen<br />
sind zwar wichtig, aber das Interesse muss erst einmal<br />
geweckt werden. Fast 40% der Hauptschüler können nicht<br />
Sonntagnachmittag 1,51 Millionen Zuschauer -, blieb es bei<br />
schnörkellosen Übertragungen ohne journalistischen Hintergrund.<br />
Trotz großer Sendezeiten (alle deutschen Spiele wurden<br />
live übertragen) verzichtete die ARD weitgehend auf analysierende<br />
Berichte - das Fußballkonzept mit emotionalen Bildern<br />
und Expertengesprächen wurde schlicht auf Hockeymaß<br />
zurecht gestutzt. Auch die Weltreiterspiele in Aachen litten bei<br />
nur 16 Entscheidungen in 7 Disziplinen eher unter den rund 70<br />
Stunden Live-Sendezeit, als dass "journalistischer Mehrwert"<br />
geschaffen wurde.<br />
Die Medien-Scheinwerfer, die den WM-Sommer beleuchteten,<br />
beschränkten sich auf den Versuch, mit Mediensport kurzfristig<br />
möglichst große Öffentlichkeit zu erzeugen - langfristige Wirkungen<br />
wurden verfehlt. Einen Lichtblick brachte 2006 dagegen<br />
überraschender Weise der Radsport und der Skandal um Jan<br />
Ullrich: Kaum hatte sich Fußball-Deutschland im Viertelfinale<br />
gegen Argentinien im Elfmeterschießen durchgesetzt, nahm die<br />
ARD einen wenn auch schnell produzierten Brennpunkt zum<br />
Thema Doping ins Programm. Eine investigative Sondersendung<br />
zum Sport wie ein Blitzlicht im Dickicht des Fernsehfußballs.<br />
Journalistische Berichterstattung auf prominentem Sendeplatz -<br />
ein Vorbild für den Fernsehsport der Zukunft?<br />
OF<br />
schwimmen, 40% haben zum Teil erhebliches Übergewicht,<br />
der heutige Schulsport ist vielfach eine Farce. Aber die Problematik<br />
ist programmiert. Denn in unserer Medienlandschaft<br />
braucht gerade der Basissport - brauchen die sogenannten<br />
Randsportarten sowie der Breitensport - mehr denn je vor<br />
allem auch Bildschirmpräsenz zum finanziellen Überleben,<br />
denn ohne Sponsoren und entsprechende Zuschüsse geht<br />
heute nicht mehr viel.<br />
Wie in fast allen anderen Bereichen haben sich aber auch hier<br />
in den Fernseh-Chefetagen die Mechanismen verselbstständigt,<br />
Eigendynamik erhalten. Einsichten, Werte, soziales<br />
Verhalten spielen keine Rolle mehr. Auch das öffentlichrechtliche<br />
Fernsehen ist schon lange nur noch mit Einschalt-<br />
Quoten und sich selbst beschäftigt. Lieber eine Ringschlacht<br />
mit doppelt gebrochenem Kiefer, viel Blut und über 4 Millionen<br />
Voyeuristen - die wirklichen Boxfreunde hatten längst<br />
abgeschaltet - als. z.B. eine bunte Palette aus dem aktuellen<br />
Sportgeschehen. "Fernsehen macht dick, dumm, traurig und<br />
gewalttätig" so Ministerin <strong>von</strong> der Leyen in der ZDF Show<br />
Berlin Mitte am 12. Oktober 2006.<br />
Die Ursache hat sie vergessen: das Fernsehen und seine<br />
offensichtlichen Defizite in der gesellschaftspolitischen Mitverantwortung.<br />
Das betrifft auch und vor allem den Sport!<br />
Natürlich auch die Bildung, aber das ist ein ganz anderes<br />
Problemfeld.<br />
OF<br />
33
Die Natur - Erholungsort<br />
für den gestressten<br />
Menschen und große<br />
Bühne für den Sport<br />
<strong>von</strong> Markus Böcker<br />
34
Stahlkonstruktionen, Glaspaläste, Betonburgen wohin<br />
man schaut. Stadtlandschaften nennen wir das. Mal<br />
eintönig, mal formvollendet, meistens funktional. Wir<br />
haben uns eine Kunstwelt geschaffen, in der wir abgeschirmt<br />
<strong>von</strong> natürlichen Verhältnissen essen, schlafen, arbeiten. Eine<br />
Lebenswelt, praktisch zugeschnitten auf unsere modernen<br />
Bedürfnisse. Passt alles ideal! Oder doch nicht ? Immer mehr<br />
Menschen klagen über diffusen Stress. Alles geht so schnell,<br />
verändert sich rasant. Es bleibt kaum Zeit, um inne zu halten,<br />
nachzudenken, zu träumen, zu genießen. Wir wünschen uns<br />
mehr Langsamkeit, frische Luft, weiten Raum, spannende<br />
Anregungen. Wo kann der Mensch nachhaltiger seine Seele<br />
streicheln, als in der Natur?<br />
Inzwischen verbringen Millionen ihre freie Zeit mit sportlichen<br />
Aktivitäten in Naturlandschaften. Mehr als 40 Sportarten zu<br />
Lande, in der Luft, im Wasser - sommers wie winters - zählt<br />
das Bundesamt für Naturschutz (BfN) zu den Aktivitäten, die<br />
in mehr oder weniger unberührten Naturräumen ausgeübt<br />
werden. Wer auf seine Umgebung angewiesen ist, der sorgt<br />
sich auch um sie. Insofern sind Sportlerinnen und Sportler<br />
Lobbyisten für den Erhalt der Natur. Aber Sport und Naturschutz<br />
sind nicht immer, überall und zu jeder Zeit miteinander<br />
vereinbar. Die sportbedingte Nutzung <strong>von</strong> Natur und Landschaft<br />
kann zu Konflikten führen: Klettern während der Brutzeit<br />
<strong>von</strong> Wanderfalke oder Uhu oder Gleitschirmfliegen in<br />
Gebieten, in denen Gämsen leben, verträgt sich nicht mit dem<br />
grundsätzlichen Recht auf Bewegung in freier Natur.<br />
Des Outdoor-Sportlers besondere Lust ist das Wandern. Je<br />
nach Quelle veröffentlichter Studien sind 20 (Rainer Brämer,<br />
Natursoziologe der Uni Marburg) bis 34 Millionen Bundesbürger<br />
(Allensbacher Markt- und Werbeträger Analyse) regelmäßig<br />
in ihrer Freizeit und im Urlaub auf Schusters Rappen<br />
unterwegs - Tendenz steigend. Dabei<br />
ist der durchschnittliche Wanderer<br />
"kein Kilometerfresser, sondern ein<br />
Genussläufer", wie Brämer sich<br />
ausdrückt. "Die meisten legen zehn<br />
bis 15 Kilometer in einem Tempo <strong>von</strong><br />
drei bis vier Kilometern pro Stunde<br />
zurück."<br />
Damit das Wandern sich langfristig<br />
positiv auf den Körper auswirkt,<br />
sollten bestimmte Kriterien eingehalten<br />
werden. Dr. Robert Eifler vom<br />
Sportmedizinischen Institut Frankfurt<br />
a.M. (SMI) gibt eine Definition:<br />
"Ab etwa zwei Stunden Fußmarsch<br />
und einem Stundenmittel <strong>von</strong><br />
wenigstens fünf Kilometern kann<br />
man wohl schon <strong>von</strong> sportlichem<br />
Wandern sprechen." Wer abnehmen<br />
möchte, kann das Wandern bei gleichem Umfang noch<br />
intensiver gestalten - unter Zuhilfenahme <strong>von</strong> Stöcken. <strong>Der</strong><br />
Trendsport Nordic Walking, Langlauf ohne Skier, begeistert<br />
allein in Deutschland schon mehr als zwei Millionen Menschen,<br />
die in der neuen Gehtechnik nicht nur eine vorbeugende<br />
Gesundheitsmaßnahme sehen, sondern sich vor allem<br />
Gewichtsreduzierung versprechen. Allein der <strong>Deutsche</strong> Skiverband<br />
(DSV) hat in Deutschland 200 Zentren für Nordic-<br />
Walking und verwandte Formen wie Nordic-Ski-Walking oder<br />
Nordisches Schneeschuhwandern eingerichtet.<br />
Echte Wanderfreunde treibt es aber zu Höherem. Sie planen,<br />
mehrere Tage oder gar Wochen mit Rucksack und in Trekkingschuhen<br />
zu verbringen, um dabei lange Strecken zurückzulegen.<br />
Die Bedingungen dafür sind in Deutschland erstklassig.<br />
Die Länge des Wanderwegenetzes hier zu Lande schätzt<br />
der <strong>Deutsche</strong> Wanderverband auf knapp 400.000 Kilometer.<br />
Allerdings ist die Qualität nicht überall gleichwertig. Die <strong>von</strong><br />
den Mitgliedern des <strong>Deutsche</strong>n Wanderverbandes ehrenamtlich<br />
gepflegten und gekennzeichneten Wege umfassen allerdings<br />
immerhin mehr als 200.000 Kilometer. Allein im Naturpark<br />
Südschwarzwald können nach Angaben des Instituts für<br />
Natursport und Ökologie an der <strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule<br />
Köln Erholungssuchende auf Wegen <strong>von</strong> 2300 Kilometern<br />
Länge die Schönheiten der Natur erkunden. Jahr für Jahr<br />
werden - meistens in Kooperation mit regionalen Tourismusverbänden<br />
- neue erlebnisreiche Routen eingeweiht. Das<br />
jüngste Mitglied im Reigen der Fernpfade ist der 320 Kilometer<br />
lange Rheinsteig, der die Bundesländer Nordrhein-Westfalen,<br />
Rheinland-Pfalz und Hessen verbindet. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong><br />
Wanderverband vergibt sogar das Qualitätssiegel "Wanderbares<br />
Deutschland" für naturbelassene und gut markierte<br />
Routen. Bis heute sind 16 Streckenwanderungen im Bundesgebiet<br />
mit dem Qualitätssiegel ausgezeichnet worden.<br />
35
Für "wandersüchtige" Zeitgenossen, denen die Langstrecken<br />
in Deutschland noch nicht reichen, bieten sich die 11 Europäischen<br />
Fernwege an (insgesamt 35.000 Kilometer), die den<br />
Kontinent in allen Himmelsrichtungen queren. Besonderer<br />
Beliebtheit erfreuen sich in letzter Zeit die Alpenüberquerun-<br />
gen nach Italien, vor allem auf den Routen Oberstdorf -<br />
Verona und München - Venedig. Kult sind auch seit längerem<br />
die Pilgerwanderungen. <strong>Der</strong> bekannteste und meist gelaufene<br />
unter den Pilgerpfaden ist wohl der Jakobsweg nach Santiago<br />
de Compostela. Auch wenn dort die Gebeine des Apostels<br />
Jakobus ruhen sollen, zieht es die meisten Wanderer weniger<br />
aus religiösen Gründen in den Nordwesten Spaniens. Sie<br />
wollen vielmehr den Reiz des einfachen Pilgerlebens auf der<br />
Strecke selbst erleben. Fernwanderungen bedürfen einer<br />
sorgfältigen Vorbereitung, besonders dann wenn sie durch ein<br />
Hochgebirge wie die Alpen führen. Das beinhaltet auch die<br />
Schulung einer guten Kondition. Anfängerkurse nicht nur für<br />
das Bergwandern, sondern auch für das immer beliebtere<br />
Klettern gibt zum Beispiel der <strong>Deutsche</strong> Alpenverein.<br />
36<br />
Europa ist manchem passionierten Wanderer und Abenteurer<br />
immer noch zu klein. Diese Klientel kann sich auf der alljährlich<br />
Anfang September in Düsseldorf stattfindenden Touristikmesse<br />
"Tournatur" an den Ständen <strong>von</strong> rund 250 Ausstellern<br />
über weltweit mehr als 5000 Wanderziele informieren.<br />
Die Lust aufs Wandern beginnt aber in der Regel in<br />
den heimischen Wäldern, Feldern und Wiesen.<br />
Rund 7000 Turn- und Sportvereine in Deutschland<br />
bieten ganzjährig gesellige und erlebnisreiche<br />
Touren unter fach- und heimatkundiger Führung<br />
an. Etwa 400 unter ihnen veranstalten jedes Jahr<br />
einen "Erlebnistag Wandern", zu dem der <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Sportbund (früher der <strong>Deutsche</strong> Sportbund<br />
unter dem Begriff "Volkswandertag") aufruft..<br />
Alle Experten sind sich einig, dass die "Wander-<br />
Kundschaft" sich stetig verjüngt. Inzwischen liegt<br />
der Durchschnitt bei 48 Jahren (Brämer). Tatsache<br />
ist aber auch: Eltern tun sich schwer, ihren Nachwuchs<br />
<strong>von</strong> den Vorzügen einer Wanderung durch<br />
die Natur zu überzeugen. Das Bundesministerium<br />
für Gesundheit weiß vielleicht Abhilfe und stellt<br />
eine Bewegungsvariante für die ganze Familie vor:<br />
Geocaching ist ein neuer Freizeitsport, der Spiel,<br />
Spaß und Spannung in der Natur verspricht. Benötigt<br />
werden lediglich ein kleines Navigationsgerät<br />
(GPS-Empfänger), ein Internetzugang und ein<br />
wenig Rätselgeschick. Kleine knifflige Aufgaben<br />
müssen gelöst werden, um die Zielkoordinaten<br />
eines versteckten Schatzes (Cache) ermitteln zu<br />
können. Danach kann die Suche nach dem Schatz<br />
beginnen, der irgendwo in der Natur, aber auch in<br />
der Stadt versteckt ist.<br />
Schneller und weiter als per Pedes kann der Erholungssuchende<br />
die Welt auf zwei Rädern entdecken.<br />
<strong>Der</strong> Bestand an Fahrrädern in unserem<br />
Lande lässt vermuten, dass die <strong>Deutsche</strong>n das<br />
auch fleißig tun. Auf 65 Millionen Drahtesel kommen der<br />
Verband des <strong>Deutsche</strong>n Zweiradhandels (VDZ) und der Zweirad-Industrie-Verband<br />
(ZIV). Nur Holländer und Dänen weisen<br />
in Europa eine im Verhältnis zur Anzahl der Einwohner<br />
höhere Dichte auf. Aber nur etwa die Hälfte der Fahrräder in<br />
der Bundesrepublik sind auch in Gebrauch und dann meistens<br />
als praktisches Transportmittel. Die wenigsten nutzen<br />
das Fahrrad für längere Ausflüge in die Natur oder gar für<br />
Mehrtagestouren. Im Ranking der beliebtesten Modelle<br />
erscheint folgerichtig das Cityrad auf einem Spitzenplatz.<br />
Das Mountainbike, in den 1990er Jahren noch Sinnbild für<br />
abenteuerliche Eroberung weiter Naturräume, muss seit<br />
2003 Absatzeinbußen bei den Marktanteilen hinnehmen.<br />
Allerdings hat das Mountainbike eine immer noch große<br />
Anhängerschar vor allem bei den sportlichen 18- bis 35-
Jährigen, wie Martin Wolf vom Bund <strong>Deutsche</strong>r Radfahrer<br />
(BDR) bestätigt: "Es gibt etwa 5000 sehr aktive Mountainbiker,<br />
die vor allem die vom BDR angebotenen 400 Marathons<br />
im Jahr über 60, 90 oder 120 Kilometer Länge fahren."<br />
Noch mehr Teilnehmer verzeichnen die Super-Cup-Radmarathons<br />
auf der Straße. Etwa 10.000 bewältigen Jahr für Jahr<br />
die sieben Strecken jenseits der 200 Kilometermarke. Langsamer<br />
und genussorientierter lassen es die Radtourenfahrer<br />
(RTF) angehen. Allein 16.000 Wertungskarteninhaber registrierte<br />
der BDR 2005. Die Beteilung lag aber aufgrund vieler<br />
Nicht-Vereinsmitglieder auf den etwa 40 Kilometer langen<br />
Routen weitaus höher. Ein jährlich erscheinender Kalender<br />
des BDR informiert im Detail über insgesamt 2000 Breitensportangebote<br />
in allen Bundesländern.<br />
Mit dem wachsenden Bedürfnis nach naturnahen Freizeiterlebnissen<br />
hat auch der Kanu-tourismus in Deutschland einen<br />
enormen Aufschwung erhalten. Mit der Zahl der Kanufahrer<br />
stieg die Zahl der Anbieter, und immer mehr Gewässer werden<br />
heute touristisch genutzt. Dabei muss der Tourismus im<br />
Interesse einer nachhaltigen Entwicklung die lebenserhaltenden<br />
ökologischen Prozesse und Naturkreisläufe bewahren<br />
helfen. Die Artenvielfalt zu erhalten und die natürlichen<br />
Ressourcen schonend zu nutzen sind Voraussetzungen für<br />
einen naturverträglichen Tourismus. <strong>Der</strong> muss aber auch<br />
ökonomisch tragfähig sein. Dazu hat die Bundesvereinigung<br />
Kanutouristik in Kooperation mit dem <strong>Deutsche</strong>n Kanu-<br />
Verband eine bundesweite Studie durchgeführt und ist zu<br />
Infokasten:<br />
www.natursportinfo.de - Die Plattform für Informationen<br />
und Konfliktlösungen im Natursport<br />
www.wanderbares-deutschland.de - Wanderer können sich<br />
hier Ihre Routen zusammenstellen.<br />
www.alpenverein.de - Freunde des Klettersports und des<br />
Bergwanderns sind hier richtig.<br />
www.erlebnistag-wandern.de - Sportvereine und Mitgliedsorganisationen<br />
des DOSB finden hier die Informationen zur<br />
Ausrichtung eines "Erlebnistag Wandern".<br />
www.die-praevention.de - das Bundesministerium für<br />
Gesundheit stellt hier ein Themenspezial zum Wandern vor.<br />
erstaunlichen Ergebnissen gekommen. Eine Million Kanuten<br />
üben ihr Hobby häufig aus, ein weiteres Viertel eher selten.<br />
Sie sind zwischen 30 und 50 Jahre alt und geben beim Kanufahren<br />
täglich 32 Euro (ohne Bootsmiete) aus. Damit schaffen<br />
Kanutouristen über 17.000 Vollzeit-Arbeitsplätze.<br />
Fazit: Natursport in Deutschland tut nicht nur der Seele gut,<br />
sondern ist auch eine beachtliche Wirtschaftsgröße.<br />
OF<br />
37
<strong>Der</strong> Behinderten-Sportverband<br />
und der<br />
Sparkassenverband<br />
Niedersachsen haben<br />
die Kinder-Rollstuhlgruppe<br />
im Sportverein<br />
Blau-Weiss Buchholz<br />
mit einem<br />
Initiativ-Preis ausgezeichnet.Übungsleiterin<br />
ist Barbara<br />
Erdrich, die selbst seit 20 Jahren Rollstuhl-Basketball spielt<br />
und sich seit zwei Jahren mit hohem persönlichen Einsatz<br />
um die jungen Menschen bemüht. "Gute Erfolge werden<br />
immer wieder nur durch das Engagement Einzelner erzielt",<br />
kommentiert Arno Reglitzky, der Vereinsvorsitzende, in der<br />
Vereinszeitschrift.<br />
<strong>Der</strong> Sportverein Medizin Stralsund hat sich seit 1990 <strong>von</strong><br />
56 auf 500 Mitglieder im Rehabilitations- und Behindertensport<br />
entwickelt. 21 Übungsleiter sind im Einsatz. Zum<br />
Gütesiegel "Sport pro Gesundheit" ist jetzt noch die Auszeichnung<br />
"Stern des Sports" hinzu gekommen. <strong>Der</strong> Turnund<br />
Sportverein Hohenbrunn wird vom Bayerischen Fußball-Verband<br />
als Vorbild für die Aktion "Beeinträchtigte<br />
Kinder im Fußballclub" herausgestellt. Zur Mannschaft<br />
gehören drei am Down-Syndrom erkrankte Jungen. Nach<br />
einem Jahr zieht Alfred Rietzler, Trainer und Jugendleiter,<br />
die positive Zwischenbilanz: "Die Kinder harmonieren<br />
hervorragend. Es gibt keine Differenzen oder Ausgrenzungen."<br />
Preise und Prädikate sind wichtige Anerkennungen für die<br />
Mitarbeiter und die Sportvereine. Sie erreichen inzwischen<br />
eine größer werdende Öffentlichkeit und mediales Interesse<br />
im Umfeld. Gut vorbereitete Präsentationen kommen dazu:<br />
Zum Beispiel die Veranstaltung zum 50-jährigen Jubiläum<br />
der Versehrten-Sportgemeinschaft Ravensburg oder die<br />
Geburtstagsparty des Clubs Handicap Albstadt, der vor 30<br />
Jahren mit Hilfe der Kirche und des Roten Kreuzes als<br />
"Freizeitclub für Behinderte und ihre Freunde" gegründet<br />
wurde.<br />
Im Innenverhältnis des organisierten Sports sind das nachahmenswerte<br />
Beispiele als Ansporn für andere, in einem<br />
sensiblen Bereich weiter zu machen, die Angebote auszubauen<br />
oder einfach anzufangen. So trainiert der Judo-Club<br />
Bad Säckingen mit 20 geistig behinderten Mädchen und<br />
Jungen, während im Verein für Sport- und Körperpflege<br />
<strong>von</strong> 1848 Osterholz-Scharmbeck das Groß-Trampolin das<br />
bevorzugte Sportgerät für diese Gruppe ist. <strong>Der</strong> Schwimmsportverein<br />
Esslingen organisiert Aqua-Fitness für Sehbehinderte<br />
und Blinde. <strong>Der</strong> Ruderverein Nürnberg <strong>von</strong> 1880<br />
38<br />
Ob basisnah im Verein<br />
<strong>Der</strong> Behindertensport<br />
hatte blinde Schüler der Berufsfachschule für Physiotherapie<br />
zu einem Schnuppertag eingeladen. Seit Februar<br />
betreuen Ergotherapeuten und Fachübungsleiter eine neue<br />
Gruppe geistig behinderter Menschen im Turn- und Rasensportverein<br />
Bremen. Zum fünften Mal segelte der Verein für<br />
Leibesübungen Pinneberg mit asthmakranken Kindern.<br />
Die Freude am Sport, das besondere Lebens- und Selbstwertgefühl<br />
lassen sich nur schwer beschreiben. Insofern<br />
waren die 4. Fußball-Weltmeisterschaft für Menschen mit<br />
Behinderungen und die Special Olympics National Games -<br />
die diesjährigen Sommerspiele für Athletinnen und Athleten<br />
mit geistiger Behinderung - nicht nur die überzeugende<br />
Fortsetzung der vorausgegangenen Großveranstaltungen:<br />
hervorragend organisiert, <strong>von</strong> Begeisterung und Spontaneität<br />
getragen, ein fröhliches und farbenfrohes Miteinander.<br />
Beide Feste des Sports haben auch nachhaltig für<br />
den Behindertensport geworben.<br />
Die gesellschaftspolitische Bedeutung kommt dazu. Bundespräsident<br />
Horst Köhler hat die Wettbewerbe - auch als<br />
Schirmherr - in Duisburg und Berlin eröffnet. "Von diesem<br />
Mut und dieser Begeisterung kann sich auch so mancher<br />
Mensch ohne Behinderung eine Scheibe abschneiden",<br />
sagte er vor 24.000 Zuschauern in der MSV-Arena und<br />
fügte hinzu: "Es ist gut, dass sich immer mehr Menschen<br />
für den Behindertensport interessieren."<br />
Im organisierten Sport kann das als Ermunterung verstanden<br />
werden, in den aktuellen Aktivitäten und Initiativen<br />
nicht nachzulassen. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> Behinderten-Sportverband<br />
mit 18 Landesorganisationen und dem <strong>Deutsche</strong>n<br />
Rollstuhl-Sportverband als ihm angegliederten Fachverband<br />
betreut 342.000 Mitglieder in rund 3.400 Behinderten- und<br />
Versehrtensportgemeinschaften. Sport für Menschen mit<br />
Handicaps wird aber auch mit kräftig steigender Tendenz<br />
quer durch die Fachverbände vermittelt. Die Sportvereine<br />
mit der Zielsetzung einer Gesellschaft für alle Lebensalter<br />
und kompetent eingestellt auf die sehr unterschiedlichen<br />
Fähigkeiten ihrer Mitglieder sind für die menschenfreundliche<br />
Umsetzung besonders gut geeignet. Beispiele für das<br />
gemeinsame Sporttreiben sind Beweis dafür.
oder weltmeisterlich:<br />
Die Rollstuhl-Sportgemeinschaft Hannover organisiert<br />
Kartsport für Interessierte mit und ohne Behinderung. Die<br />
Aktiven sind zwischen 12 und 70 Jahre alt. <strong>Der</strong> Berliner<br />
Sport-Club und der Turnverein Schiefbahn 1899, Willich,<br />
betreuen integrative Kindergruppen. Naturgemäß hoch<br />
oben segelt der Luftsportclub Bayer Leverkusen und<br />
ermöglicht Gastflüge für Blinde mit hohem Erlebniswert.<br />
Auf dem Boden bleibt der Idarer Turnverein 1873 und<br />
erfreut behinderte Ältere und Hochbetagte mit Gymnastik<br />
und Spielen auf dem Stuhl. Im Männer-Turn-Verein<br />
Aurich <strong>von</strong> 1862 bemüht sich eine Fachübungsleiterin<br />
zusammen mit einem Zivildienstleistenden um zwei Gruppen<br />
<strong>von</strong> behinderten und nicht behinderten Vereinsmitgliedern.<br />
Die Betreuung <strong>von</strong> Menschen mit Handicaps und der<br />
gemeinsame Sport mit nicht Behinderten erfordern Einfühlungsvermögen,<br />
Einfallsreichtum und zusätzliches<br />
Engagement. Bewährte Maßnahmen mischen sich mit<br />
neuen Initiativen. Zugleich werden Umfang und sportlichsoziale<br />
Inhalte der Angebote erheblich ausgeweitet. Damit<br />
wachsen die Ansprüche und Anforderungen<br />
an hoch qualifizierte Übungsleiterinnen<br />
und Übungsleiter mit<br />
Zusatz- und Sonderausbildungen. <strong>Der</strong><br />
Einsatz solcher Mitarbeiter bleibt ein<br />
unabdingbares Qualitätsmerkmal.<br />
Kooperation und Partnerschaft werden<br />
zu offiziellen Wertmarken zwischen<br />
Sportorganisationen und<br />
Behinderteninstitutionen. Persönliche<br />
Kontakte schaffen Vertrauen und<br />
Verlässlichkeit im Handeln.<br />
Kinder des Tennisclubs Langenau<br />
spielen in einem Schulprojekt zusammen<br />
mit geistig behinderten Mädchen<br />
und Jungen. In der Kindersportschule<br />
der Turn- und Sportgemeinde Wilhelmsdorf<br />
haben Sportlehrer und<br />
Sozialpädagogen zwei integrative<br />
Klassen eingerichtet. Enge Kontakte<br />
sind zu den Werken<br />
der Evangelischen<br />
Diakonie, der örtlichenBehindertenhilfe<br />
und einer Heimsonderschule<br />
für<br />
geistig behinderte<br />
Kinder geknüpft<br />
worden. Mit Unterstützung<br />
des Kletterzentrums<br />
Spandau<br />
und mehrerer Vereine<br />
hat der Behinderten-Sportverband Berlin den 1. Sporttag<br />
für Behinderte und nicht Behinderte durchgeführt. Ausgerichtet<br />
<strong>von</strong> der Versehrten-Sportgemeinschaft Rüsselsheim<br />
hat sogar der 42. Sporttag im Bezirk Groß-Gerau des Hessischen<br />
Behinderten- und Rehabilitationsverbandes stattgefunden.<br />
"Sport für die ganze Familie" war wieder das Motto.<br />
macht Furore Von Karl Hoffmann<br />
Wichtig sind auch eigene positive Erfahrungen. Nach<br />
einem integrativen Spiel- und Sportfest für 300 Grundschüler<br />
aus dem Kreis Limburg/Weilburg verspricht Ute<br />
Grupner-Theis, die Konrektorin der Grundschule Beselich,<br />
dass das Thema "Verständnis für behinderte Mitschüler im<br />
Unterricht vertieft wird".<br />
So können sich Chancengleichheit und Aufmerksamkeit<br />
früh entwickeln. Das haben die geistig behinderten Vereinsmitglieder<br />
des Turnvereins Moringen <strong>von</strong> 1862 schon<br />
erreicht. Zum 11. Mal haben sie eine eigene Vereinszeitung<br />
erstellt. "Wir wollen uns zu Wort melden", steht auf der<br />
Titelseite, "und dabei sein."<br />
OF<br />
39
Kofi Annan stand Pate<br />
Die Vereinten Nationen und der Sport - eine<br />
ebenso kurze wie beeindruckende Erfolgsgeschichte<br />
Von Stefan Volknant<br />
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat Mitte<br />
Oktober den südkoreanischen Außenminister Ban Ki<br />
Moon zum neuen UN-Generalsekretär gewählt. Ban Ki<br />
Moon folgt dem charismatischen Kofi Annan, der im Jahr<br />
2001 für die Vereinten Nationen den Friedensnobelpreis<br />
verliehen bekam und in den meisten Ländern der Erde großen<br />
Respekt genießt.<br />
40<br />
Durch seine integrierende Persönlichkeit, sein sympathisches<br />
Auftreten und seinen Einsatz , u.a. im Kampf gegen die<br />
Armut, hat er den Vereinten Nationen neue Glaubwürdigkeit<br />
geschenkt, so lautete der Tenor der Kommentare nach seiner<br />
zehnjähriger Amtszeit. Die Vereinten Nationen verdanken Kofi<br />
Annan aber nicht allein Friedensnobelpreis, Millenniumziele,<br />
Glaubwürdigkeit und engagierten Einsatz, sie verdanken ihm
auch zentrale Erkenntnisse über die Bedeutung des Sports in<br />
der Entwicklungsarbeit.<br />
Über die Person Kofi Annan, seine Kindheit und Jugend in<br />
Ghana, die prägenden Jahre in den USA und Europa, ist<br />
wenig bekannt. Darüber können auch die zahlreichen Würdigungen<br />
zu seinem Ausscheiden nicht hinwegtäuschen. So<br />
zählt auch seine enge Bindung an den Sport zu den weithin<br />
eher unbekannten Zügen des scheidenden UN-Generalsekretärs.<br />
Sie ist in frühester Jugend mit dem Eintritt in ein Internat<br />
in Mfantsipim(Ghana) entstanden, wo er sein athletisches<br />
Talent entdeckt hat, erläutert Friederike Bauer, Korrespondentin<br />
und Auslandsredakteurin der Frankfurter Allgemeinen<br />
Zeitung, in der bislang einzigen ausführlichen deutschsprachigen<br />
Biographie über Annan:<br />
In der Jugend ein guter Leichtathlet<br />
und Fußballer<br />
Im letzten Schuljahr habe er Lehrer und Mitschüler mit<br />
ausgezeichneten Leistungen als Sprinter überrascht, ein<br />
Hobby, das ihm später immer wieder Respekt und Popularität<br />
sicherte. Wie im Internat, so habe Annan auch später am<br />
Macalester College in Minnesota/USA, für das er ein Stipendium<br />
gewann, regelmäßig Sport getrieben und mit außergewöhnlichen<br />
Leistungen einen bleibenden Eindruck hinterlassen.<br />
Sport hat an amerikanischen Universitäten, im Gegensatz<br />
zu deutschen, traditionell eine große Bedeutung. Die<br />
Stars des Football- oder Basketball-Teams werden schnell<br />
auch zu Lieblingen des gesellschaftlichen Lebens. Auch Kofi<br />
Annan versuchte sich als Leichtathlet im American Football.<br />
"Es war okay, solange ich den anderen da<strong>von</strong>rannte und<br />
keiner mich kriegte", erklärte er später. Aber als 60-Kilo-<br />
Mann war er für diese Sportart nicht kräftig genug. Stattdessen<br />
wandte er sich dem europäischen Fußball zu - mit mehr<br />
Erfolg und größerem Spaß. Und als 60-Yard-Sprinter stellt er<br />
einen Universitätsrekord auf, der mehr als zehn Jahre hielt.<br />
"Er war geistig wie körperlich fix", erinnert sich eine Kommilitonin<br />
in Friederike Bauers Biographie.<br />
Während seines Lebens- und Karriereweges blieb Kofi Annan<br />
dem Sport eng verbunden. In zahlreichen UN-Programmen<br />
und Aktionen, Ansprachen und Reden, in Empfehlungen und<br />
Resolutionen wird der Sport als probates Mittel zur Erreichung<br />
der <strong>von</strong> ihm als Generalsekretär dieser Organisation<br />
verfochtenen Millenniumsziele ausgewiesen.<br />
Was hat Sport mit Entwicklung zu tun? Noch vor wenigen<br />
Jahren wäre bei dieser Frage selbst mancher Experte ins<br />
Grübeln geraten. "Von einem Tennisball im Mund ist noch<br />
niemand satt geworden", lautete die Quintessenz eines Kommentar<br />
aus den 80er Jahren. Die Tatsache, dass der Sport<br />
mittlerweile einen festen Platz auf der entwicklungspolitischen<br />
Agenda einnimmt, ist auch Kofi Annan zu verdanken,<br />
der einen Konsens darüber herstellte, dass Sport und Spiel<br />
einen wichtigen Beitrag zum Erreichen <strong>von</strong> globalen Entwicklungszielen<br />
leisten kann. Heute attestieren selbst Skeptiker<br />
dem Bereich "Sport und Entwicklung" ein erhebliches<br />
Zukunftspotenzial. Durch den Sport lernen Menschen sich<br />
mit Gegnern friedlich zu messen, mit Sieg und Niederlage<br />
umzugehen, Regeln zu akzeptieren, den eigenen Körper zu<br />
erfahren oder sich als Mitglied in ein Team einzufügen. Auch<br />
für menschliche Gesellschaften ist Sport kein Luxus. War<br />
Entwicklungszusammenarbeit im Sport zuvor kein neues<br />
Thema, so wurde sein Potenzial jedoch über viele Jahre<br />
hinweg nicht gezielt und systematisch genutzt.<br />
Aufforderung an den Sport beim<br />
Weltwirtschaftsgipfel in Davos<br />
Den Startschuss für eine engere und fruchtbare Zusammenarbeit<br />
zwischen Sport- und Entwicklungsorganisationen hat<br />
erst Kofi Annan 1999 beim Weltwirtschaftsforum in Davos<br />
gegeben. Dort hat er die Sportwelt dazu aufgefordert, sich<br />
zusammen mit Politik und Wirtschaft für eine gerechtere und<br />
friedlichere Welt einzusetzen. Im Jahr 2001 ernannte Annan<br />
den Schweizer Alt-Bundesrat Adolf Ogi zu seinem Sonderberater<br />
für Sport im Dienst <strong>von</strong> Entwicklung und Frieden. Unter<br />
der Führung <strong>von</strong> Ogi und der damaligen UNICEF-Direktorin<br />
Carol Bellamy wurde die UN-Inter Agency Task Force für<br />
Sport, Entwicklung und Frieden eingesetzt. Sie setzt sich aus<br />
Vertreterinnen und Vertretern verschiedener UN-Agenturen<br />
(darunter UNESCO, WHO, UnDP, UNHCR, UNICEF, UNAIDS)<br />
zusammen und untersucht, wie der Sport bei der Erreichung<br />
der Millenniumsziele helfen kann. "Sport kann eine wichtige<br />
Rolle dabei spielen, das Leben <strong>von</strong> Menschen zu verbessern,<br />
nicht nur das Leben Einzelner, sondern das Leben ganzer<br />
Gemeinschaften. Ich denke es ist Zeit, auf dieser Erkenntnis<br />
aufbauend, Regierungen, Entwicklungsorganisationen und<br />
Gemeinschaften aufzufordern darüber nachzudenken, wie<br />
man den Sport systematischer in die Planungen zur Unterstützung<br />
<strong>von</strong> Kindern, insbesondere solchen, die in Armut<br />
und Unterdrückung leben, einbeziehen kann", sagte Kofi<br />
Annan bei einem Roundtable-Gespräch während der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele 2002 in Salt Lake City.<br />
<strong>Der</strong> 2003 veröffentlichte Schlussbericht der Task Force attestierte<br />
dem Sport ein großes entwicklungspolitisches Potenzial<br />
und rief dazu auf, Sport systematisch in der Entwicklungszusammenarbeit<br />
einzusetzen. Im gleichen Jahr erklärte die<br />
UNO-Generalversammlung das Jahr 2005 zum Internationalen<br />
Jahr des Sports und der Leibeserziehung. In einer diesbezüglichen<br />
Erklärung wurde dazu aufgefordert, den Sport für<br />
Frieden, Entwicklung, Erziehung und Bildung sowie Gesund-<br />
41
heit fruchtbar zu machen. Entwicklungsorganisationen,<br />
Sportverbände, Regierungen, Wirtschaft, Wissenschaft, Hilfswerke<br />
und Medien wurden zu einer verstärkten Zusammenarbeit<br />
mit dem Sport aufgerufen, um auf diese Weise zur<br />
Erfüllung der im Jahr 2000 verabschiedeten Millenniums-<br />
Entwicklungsziele beizutragen.<br />
Seither hat das Thema Sport und Entwicklung an Dynamik<br />
gewonnen. Hunderte, wenn nicht Tausende <strong>von</strong> Projekten<br />
weltweit setzen auf den Sport als Mittel zur Entwicklung.<br />
Sport - Wert an sich und<br />
Entwicklungsinstrument<br />
Sport und Spiel haben einen Wert an sich. Sie stehen für<br />
grundlegende menschliche Werte wie Respekt für den Gegner,<br />
Akzeptanz <strong>von</strong> Regeln, Teamwork und Fairness, Prinzipien,<br />
wie sie auch in der UN-Charta postuliert werden. Mit<br />
diesen Eigenschaften bietet sich der Sport darüber hinaus als<br />
Mittel für Entwicklung geradezu an. Die Einsatzmöglichkeiten<br />
sind äußerst vielfältig. Ob in der kurzfristig und auf Sofortmaßnahmen<br />
ausgerichteten humanitären Hilfe, in langfristig<br />
angelegten Projekten der Entwicklungszusammenarbeit, ob<br />
im lokalen, regionalen oder im globalen Maßstab. Als Teil der<br />
Gesellschaft spielt er in verschiedene Lebensbereiche hinein<br />
und hat zahlreiche soziale, wirtschaftliche und kulturelle<br />
Schnittstellen. Das erhebliche Potenzial des Sports wird zum<br />
42<br />
Beispiel deutlich bei der<br />
Persönlichkeitsentwicklung<br />
und sozialen Integration, bei<br />
der Friedensförderung,<br />
Konfliktprävention und<br />
Konfliktbewältigung, bei<br />
Gesundheitserhaltung und<br />
Gesundheitsförderung,<br />
Fragen der Gleichberechtigung<br />
und Emanzipation<br />
(Gender), wirtschaftlicher<br />
Entwicklung, Mobilisierung<br />
und Kommunikation.<br />
So groß sein Potenzial auch<br />
ist, Sport ist dennoch kein<br />
unproblematisches Allheilmittel<br />
für sämtliche Entwicklungsprobleme.<br />
Dies hat<br />
auch Kofi Annan erkannt. Als<br />
kulturelles Phänomen ist er<br />
ein Spiegel der Gesellschaft<br />
und so komplex und widersprüchlich<br />
wie diese selbst.<br />
Im Sport können Geschlechterrollen<br />
unreflektiert akzeptiert und angewendet werden<br />
und damit den Zugang und die Teilnahme <strong>von</strong> Mädchen und<br />
Frauen erheblich behindern. Umgekehrt kann Sport aber auch<br />
gezielt als Raum dienen, in dem Geschlechterrollen neu<br />
verhandelt werden. Ähnlich kann Sport je nach sozialem<br />
Kontext zwischen gesellschaftlichen Gruppen Brücken schlagen<br />
und Spannungen abbauen oder aber zu einer Verstärkung<br />
der Feindseligkeiten und sogar zur Gewalt beitragen.<br />
Um erfolgreich zu sein und die gewünschten Wirkungen zu<br />
erzielen, müssen sich Sport- und Entwicklungsprojekte dieser<br />
Ambivalenz stellen und sie bewusst in die Konzeption einbeziehen.<br />
Geschieht dies, so urteilte die <strong>von</strong> Kofi Annan eingesetzte<br />
UN-Inter-Agency Task Force in ihrem Bericht Sport for<br />
Development and Peace, dann übertreffen die positiven<br />
Aspekte des Sports jedoch die negativen bei weitem.<br />
Sport entfaltet sein positives Potenzial aber nicht automatisch,<br />
sondern erfordert eine professionelle und sozial verantwortliche<br />
Anleitung durch ausgebildete Lehrpersonen und<br />
Coaches. Darüber hinaus muss Sport den gesellschaftlichen<br />
und kulturellen Kontext berücksichtigen. Das gilt bei der Wahl<br />
der Sportarten und auch bei ihrer Vermittlung. Ausgrenzung,<br />
bezogen auf Rasse oder ethnische Herkunft, Religionszugehörigkeit<br />
und Geschlecht müssen vermieden werden. Das Projekt<br />
muss schließlich <strong>von</strong> der Bevölkerung getragen und<br />
möglichst in übergreifende Entwicklungsstrategien eingebettet<br />
werden.
<strong>Der</strong> Sport bleibt für die UN eine<br />
Herausforderung<br />
Die Förderung des Sports wird durch verschiedene Akteure<br />
vorangetrieben. Auf der einen Seite steht der Sport, angeführt<br />
<strong>von</strong> nationalen und internationalen Sportorganisationen<br />
wie IOC oder FIFA sowie der Wirtschaft (Sportartikelhersteller,<br />
Veranstalter, Medien). Ihr Hauptziel ist die Entwicklung<br />
des Sports und die Förderung <strong>von</strong> Sportarten. Auf der anderen<br />
Seite stehen Entwicklungsorganisationen und Regierungen,<br />
die den Sport vor allem als wirkungsvolles und kosteneffizientes<br />
Mittel für die Erreichung <strong>von</strong> Entwicklungszielen<br />
sehen und für die Sport ein Instrument unter anderen ist. Ihr<br />
Sport und Millenniumsziele<br />
1. Ziel: Beseitigung der extremen Armut und des Hungers<br />
Entwicklung trägt zur Armutsbekämpfung bei. So werden<br />
zum Beispiel durch die Sportindustrie oder auch durch die<br />
Organisation <strong>von</strong> großen Sportanlässen Arbeitsplätze<br />
geschaffen. Sport vermittelt außerdem grundlegende<br />
soziale Fähigkeiten, die für ein produktives Leben in der<br />
Gesellschaft wesentlich sind.<br />
2. Ziel: Grundschulbildung für alle<br />
Sport und Sporterziehung sind ein wesentlicher Bestandteil<br />
<strong>von</strong> qualitativ hoch stehender Bildung. Sie fördern<br />
positive Werte und Fähigkeiten, die einen direkten und<br />
anhaltenden Einfluss auf junge Menschen haben. Sportliche<br />
Aktivitäten und Sporterziehung machen den Schulunterricht<br />
allgemein attraktiver und erhöhen die Beteiligung.<br />
3. Ziel: Förderung der Gleichstellung der Geschlechter<br />
Vermehrter Zugang zu Sport und körperlicher Tätigkeit<br />
hilft Frauen und Mädchen, Selbstvertrauen aufzubauen<br />
und die gesellschaftliche Integration zu stärken. <strong>Der</strong> Einbezug<br />
<strong>von</strong> Mädchen in sportliche Tätigkeiten zusammen mit<br />
Knaben trägt zur Überwindung <strong>von</strong> Vorurteilen bei, die in<br />
gewissen Gesellschaften oft für die soziale Schwächung<br />
der Frauen und Mädchen mitverantwortlich sind.<br />
4. und 5. Ziel: Senkung der Kindersterblichkeit und<br />
Verbesserung der Gesundheit <strong>von</strong> Müttern<br />
Sport kann ein wirkungsvolles Mittel sein, Frauen zu einem<br />
gesunden Lebensstil zu verhelfen. Außerdem kann er<br />
Interesse ist nicht die Sportentwicklung als solche, sondern<br />
die Entwicklung durch Sport.<br />
Heute hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass beide Ansätze<br />
aus entwicklungspolitischer Sicht ihren Wert haben und<br />
sich ergänzen. Dennoch gibt es auch Interessenskonflikte.<br />
Hooliganismus, Nationalismus, Doping, Korruption, Handel<br />
mit Sportlern usw. laufen Entwicklungszielen diametral<br />
entgegen. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass globale<br />
Sportdisziplinen wie Fußball oder Basketball lokale Spiel- und<br />
Sportarten verdrängen und so zu einer kulturellen Verarmung<br />
betragen. Ambitionen des neuen UN-Generalsekretärs Ban Ki<br />
Moon, das Engagement Kofi Annans zu Gunsten des Sports<br />
zu übertreffen, wären angesichts dieser Herausforderungen<br />
also wenig Grenzen gesetzt.<br />
OF<br />
wichtige Botschaften vermitteln, zumal beide Ziele oft mit<br />
einer Stärkung <strong>von</strong> Frauen und mit Zugang zu Bildung<br />
zusammenhängen.<br />
6. Ziel: Bekämpfung <strong>von</strong> HIV/AIDS, Malaria und anderen<br />
Krankheiten<br />
Sport erlaubt anderweitig nur schwer erreichbare Bevölkerungsteile<br />
anzusprechen und positive Rollenmodelle zu<br />
bieten, die Präventionsbotschaften vermitteln. Sport kann<br />
dank seines integrierenden Charakters und seiner meist<br />
informellen Struktur mithelfen, Vorurteile, Stigmatisierung<br />
und Diskriminierung zu überwinden, indem er eine bessere<br />
gesellschaftliche Integration begünstigt.<br />
7. Ziel: Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit<br />
Sport ist ein ideales Instrument, um das Bewusstsein über<br />
die Notwendigkeit <strong>von</strong> Umweltschutz zu fördern. Die<br />
Wechselbeziehung zwischen regelmäßigen Sportaktivitäten<br />
im Freien und dem Schutz der Umwelt sind für alle leicht<br />
nachvollziehbar.<br />
8. Ziel: Aufbau einer weltweiten Partnerschaft für<br />
Entwicklung<br />
Sport kann genutzt werden, um Partnerschaften zwischen<br />
Industrie- und Entwicklungsländern, Privatsektor, öffentlichen<br />
Institutionen, Nichtregierungsorganisationen und<br />
dem UN-System zu schaffen und zu fördern. Sport bietet<br />
unzählige Gelegenheiten für innovative Partnerschaften<br />
zur Erreichung <strong>von</strong> Zielen im Bereich der menschlichen<br />
Entwicklung.<br />
Concept - Education, Health, Development, Peace (2005), UN<br />
Office for the International Year of Sport and Physical Education.<br />
Genf 2005.<br />
43
Die Boykottwolken, die noch ein Jahr zuvor die Moskauer<br />
Spiele überschattet hatten, verflüchtigten sich<br />
beim 11. <strong>Olympische</strong>n <strong>Kongress</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> vor<br />
25 Jahren. Das musste überraschen angesichts der Spaltung<br />
der Sportwelt. Willi Daume inszenierte die Zusammenkunft<br />
der Internationalen Sportverbände, der Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitees (NOK) und des Internationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitees (IOC) mit seinem Sinn für atmosphärische Leichtigkeit<br />
und ästhetische Perfektion als ein glanzvolles Ereignis.<br />
<strong>Der</strong> Geist der Münchner Spiele vor dem Geiseldrama verband<br />
sich mit dem Flair der noblen Kurstadt. <strong>Der</strong> Kalte Krieg, der<br />
<strong>Der</strong> <strong>Olympische</strong><br />
<strong>Kongress</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
oder das Ende des<br />
Amateurzeitalters<br />
Von Steffen Haffner<br />
ein globales Olympia zu einer Illusion degradiert hatte, zog<br />
sich an diesen goldenen Herbsttagen weit hinter die<br />
Schwarzwald-Berge zurück. Die Sportfunktionäre aus Ost und<br />
West begegneten sich in erleichterter Harmonie. Ein Revancheboykott<br />
gegen die Spiele <strong>von</strong> Los Angeles 1984 schien<br />
nicht zu drohen, wurde <strong>von</strong> den Sowjets dann aber doch<br />
kurzfristig verhängt. Dafür bescherte die auf den <strong>Kongress</strong><br />
folgende IOC-Session mit der Wahl Seouls als Ort der Sommerspiele<br />
1988 dem Weltsport eine neue Zerreißprobe, die<br />
dann erstaunlicherweise glorreich bestanden wurde.<br />
44<br />
Aus der damaligen Sicht wurde zu Recht die Bedrohung<br />
Olympias durch die Politik als das beherrschende Thema<br />
empfunden. Heute, ein Vierteljahrhundert später, markiert der<br />
<strong>Olympische</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> vor allem das Ende<br />
des Amateurzeitalters. Genau genommen war es nicht der<br />
<strong>Kongress</strong>, sondern die damit im Sinnzusammenhang stehende<br />
84. IOC-Session, die den Berufssportlern die Tür zu den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen einen Spalt breit öffnete.<br />
Die Widerstände gegen eine Liberalisierung der als Amateurparagraph<br />
bezeichneten Zulassungsregel 26 waren erheblich. Beim<br />
<strong>Kongress</strong> plädierte DDR-Sportchef Manfred Ewald<br />
stellvertretend für den Ostblock dafür, "dass die<br />
Regel 26 in ihrem gegenwärtigen Inhalt und Sinn<br />
erhalten bleibt. Alle in letzter Zeit in Umlauf<br />
gebrachten Änderungsvorschläge begünstigten den<br />
Kommerz und den Professionalismus und gefährdeten<br />
die <strong>Olympische</strong>n Spiele und ihren edlen Geist…<br />
Die Kommerzialisierung zerstört die ethisch-moralischen<br />
Grundlagen des Sports. Mit der Verwandlung<br />
der Sportler zu lebenden Litfasssäulen werden die<br />
Sportler in ihrer Persönlichkeit diskriminiert." Thomas<br />
Bach sprach sich namens der dreißig Aktiven, die<br />
erstmals Rederecht erhielten und dem <strong>Kongress</strong> ein<br />
Glanzlicht aufsteckten, "für die Beibehaltung des<br />
Amateurs, aber im modernen Sinne" aus. Die Sportler<br />
lehnten, wie der heutige IOC-Vizepräsident und<br />
Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
ausführte, die Zulassung <strong>von</strong> Profis zu <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen ab und wandten sich ebenfalls dagegen, als<br />
Litfasssäulen missbraucht zu werden. <strong>Der</strong> damals<br />
27jährige Fecht-Olympiasieger forderte aber, es<br />
müsse jeder Gesellschaftsform erlaubt sein, die ihr<br />
gemäße Form der sozialen Absicherung der Athleten<br />
zu finden: "Das IOC muss den internationalen Sportföderationen<br />
Gelegenheit geben, den Begriff Amateur<br />
den spezifischen Erfordernissen anzupassen."<br />
Damit artikulierte Bach die Position seines Förderers<br />
Willi Daume. <strong>Der</strong> deutsche NOK-Präsident, der<br />
als Vorsitzender der Zulassungskommission die<br />
Schlüsselrolle spielte, verharmloste eine folgenschwere<br />
Modifizierung des Amateurparagraphen.<br />
Daume beruhigte die Delegierten mit der Version, die Zulassungsregel<br />
26 brauche nicht geändert zu werden, nur müssten<br />
die Ausführungsbestimmungen anders als bisher interpretiert<br />
werden. Den internationalen Sportverbänden sollten in<br />
diesem Punkt größere Kompetenzen eingeräumt werden,<br />
ohne die Verantwortlichkeit des IOC in Frage zu stellen.<br />
Direkte Zahlungen und Verträge zwischen Firmen und Athleten<br />
seien weiterhin auszuschließen. Die Sportler sollten<br />
vielmehr aus Mitteln <strong>von</strong> Fonds gefördert werden, die der<br />
Kontrolle nationaler Sportorganisationen unterliegen müssten.
Mit dem Trick, die Brisanz im Kleingedruckten zu verstecken,<br />
gelang es Daume, für seinen Entwurf einer Liberalisierung der<br />
olympischen Zulassungsregel die notwendige Zwei-Drittel-<br />
Mehrheit der IOC-Vollversammlung zu erreichen. Die erste<br />
Auswirkung in der Praxis: Schon sieben Jahre später in Seoul<br />
1988 spielten Tennis- und Tischtennis-Profis in Doppel-<br />
Wettbewerben um olympische Medaillen. 1992 bei den Sommerspielen<br />
<strong>von</strong> Barcelona brach der Damm mit dem Einzug<br />
des Dream Teams der amerikanischen NBA-Basketballprofis.<br />
Allen verbalen Beteuerungen <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> zum Trotz<br />
veränderte nun das Berufsathletentum das Gesicht der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele entscheidend.<br />
Bewusst hatte der 1980 in Moskau zum neuen IOC-Präsidenten<br />
gewählte Spanier Juan Antonio Samaranch die Kommerzialisierung<br />
des olympischen Sports forciert. Unterstützt<br />
wurde er dabei vom damaligen Adidas-Chef Horst Dassler, der<br />
als Samaranchs Stimmenbeschaffer galt und prompt zum<br />
Erstaunen der Traditionalisten in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> mit dem<br />
<strong>Olympische</strong>n Orden bedacht wurde. Das Bestreben<br />
des Sportführers, der <strong>Olympische</strong>n Bewegung<br />
zu Geld, Macht und Größe zu verhelfen, verband<br />
sich mit den merkantilen Interessen des Sportartikelhändlers.<br />
Das deutsche IOC-Mitglied Walther<br />
Tröger bewertet im Rückblick die Zulassung der<br />
Basketball-, Eishockey- und Tennisprofis zu den<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen kritisch. <strong>Der</strong> damalige IOC-<br />
Sportdirektor und Direktor der Zulassungskommission<br />
hält es nach wie vor für problematisch,<br />
dass die Berufsspieler nicht der Kontrolle der<br />
Sportorganisationen unterliegen. Auch das Konstrukt,<br />
dass die Profis sich für vier Wochen vor<br />
den Spielen bis zwei Wochen danach in punkto<br />
Einnahmen und Werbung der Kontrolle ihrer<br />
Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees unterwerfen<br />
müssen, konnte den Zug nicht aufhalten. Von<br />
einer indirekten Zahlung über Fonds der Sportverbände<br />
war ebenfalls bald nicht mehr die Rede.<br />
Mit dem Einzug der Profis in die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele wurden auch zahlreiche Sportler, die bis<br />
dahin Amateure waren, professionalisiert. Die in<br />
fernsehattraktiven Sportarten erfolgreichen<br />
Athleten strichen nun horrende Dollarbeträge ein<br />
oder wurden dank ihrer Werbeeinnahmen zu Millionären. Die<br />
Sportorganisationen aber hatten, wie Tröger anmerkt, die<br />
Kontrolle über die Athleten verloren, die sich mit Agenten<br />
und Spielervermittlern weitgehend unabhängig machten.<br />
"Diese Entwicklung, die aus dem Untergrund kam, wäre aber<br />
vom IOC nicht zu steuern gewesen, sie wäre ohnehin gekommen."<br />
Bei allen Schattenseiten der Professionalisierung weinte<br />
kaum jemand der doppelbödigen Amateurmoral eine Träne<br />
nach. Mit dem Beschluss <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> endete eine<br />
fanatische, realitätsferne Hexenjagd, deren prominenteste<br />
Opfer Jim Thorpe, der amerikanische Fünf- und Zehnkampf-<br />
Olympiasieger <strong>von</strong> 1912, Paavo Nurmi, der finnische Wunderläufer<br />
und neunmalige Olympiasieger, sowie der österreichische<br />
Skirennläufer Karl Schranz waren. Das IOC erkannte<br />
Thorpe wegen der Annahme geringer Dollarbeträge seine<br />
Goldmedaillen ab, sperrte Nurmi wegen eines ähnlichen<br />
Delikts 1932 kurz vor den Spielen <strong>von</strong> Los Angeles lebenslang<br />
und ließ Schranz wegen verbotener Kaffeewerbung nicht an<br />
den <strong>Olympische</strong>n Winterspielen 1972 in Sapporo teilnehmen.<br />
Selbst solche Sanktionen konnten nicht verhindern, dass die<br />
Stars <strong>von</strong> Sportveranstaltern und Sportartikelfirmen unter<br />
dem Tisch bezahlt wurden.<br />
Mit dem Ende des Amateurzeitalters hat sich der Akzent in<br />
den populären Sportarten stark vom Siegstreben hin zum<br />
Gewinnstreben verändert. <strong>Der</strong> olympische Sport ist dabei,<br />
seinen ursprünglichen Sinn zu Gunsten materieller Zwecke<br />
aufzugeben. Dazu passt es, dass die schon vor 1981 grassie-<br />
Bundespräsident Karl Carstens bei der Eröffnung<br />
rende Dopingseuche sich mit internationalen Netzwerken<br />
ebenfalls professionalisiert hat. In <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> hatten die<br />
Athleten durch ihren Sprecher, den englischen Weltrekordläufer<br />
Sebastian Coe, sogar lebenslange Sperren für Dopingsünder<br />
gefordert. Trotz aller Nachteile des Kommerzsports aber<br />
war an einer Erkenntnis nicht vorbeizukommen: <strong>Der</strong> Amateursport<br />
hatte ausgedient. An seine Stelle ist nach dem<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Kongress</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> die Ware Sport<br />
getreten. Eine Ware, die sich in glänzender Verpackung präsentiert,<br />
deren Inhalt aber als Folge des Dopingbetrugs fragwürdig<br />
geworden ist.<br />
OF<br />
45
Was as macht eigentlich ...?<br />
Peter eter Angerer<br />
Von Michael Gernandt<br />
Keine Frage, an schönen Fleckchen Erde herrscht kein Mangel<br />
im oberbayerischen Voralpenland. <strong>Der</strong> kleine Ort Hammer<br />
zwischen Siegsdorf an der A8 nahe Salzburg und dem<br />
Eisschnelllaufzentrum Inzell gelegen, im südöstlichsten Zipfel der<br />
Republik also, ist so ein kleines<br />
Paradies. Die wenigen Menschen,<br />
die hier wohnen, wissen die Idylle<br />
zu schätzen. Peter Angerer zum<br />
Beispiel. Stolz auf seine Heimat,<br />
mit sich und seiner Umwelt<br />
offenbar im Reinen, sitzt er auf<br />
der lichtüberfluteten Terrasse<br />
seines Hauses. Die Oktobersonne<br />
lässt sich hier in über 600 Meter<br />
Meereshöhe nicht lumpen. Ein<br />
wenig Schweiß steht ihm auf der<br />
braungebrannten Stirn, leicht<br />
netzt er den immer noch markanten<br />
blonden Schopf des<br />
ersten Biathlon-Olympiasiegers<br />
des 1984 noch weit <strong>von</strong> der<br />
Vereinigung entfernten bundesdeutschen<br />
Sports.<br />
Angerer schaut hinauf zu den<br />
noch sommerlich drapierten<br />
Bergen und sagt: "Schnee sollt`<br />
halt bald fallen." <strong>Der</strong> vom späten<br />
Herbst sei der Wichtigste, der<br />
Bindung wegen für den, der<br />
später fällt. Ohne die weiße<br />
Pracht kommt Angerer auch mit<br />
nun 47 Jahren nicht aus. So<br />
üppig müsste sie sein wie im<br />
vergangenen Winter, als sein<br />
Dorf wochenlang unter der<br />
meterhohen Last ächzte. Das<br />
wär`s doch! Ohne Schnee war<br />
einer wie er schon immer aufgeschmissen, früher als aktiver<br />
Biathlet und heute auch. Nur dass er ihn nicht mehr für die<br />
superschlanken Skaterski benötigt. Angerer bewegt jetzt die<br />
dicken Bretter der Snowboardbranche. Seit bald zehn Jahren<br />
46<br />
vermarktet der zu den erfolgreichsten deutschen Wintersportlern<br />
zählende Bayer mit seiner Agentur "Angerer Sportevent Service"<br />
(ASS) für den Skiweltverband FIS die Weltcuprennen der<br />
Snowboardelite. ASS besorgt die werbliche Umsetzung der<br />
Veranstaltungen. Angerer nennt<br />
das "den Event sichtbar<br />
machen". Weil auch der aufstrebende<br />
Snowboardzirkus in 17<br />
Orten weltweit vorbei schaut,<br />
hat sich für den Agenturchef im<br />
Vergleich zu früher kaum etwas<br />
geändert: zumindest winters ein<br />
dann vom österreichischen<br />
Skizentrum Obertauern aus<br />
gesteuertes Leben aus dem<br />
Koffer. Den 15 Monate alten<br />
Sohn, dessen Mittagsschlaf er<br />
während des Gesprächs zweimal<br />
überwachte, wird er dann seltener<br />
sehen, die zwei Kinder aus<br />
erster Ehe sowieso nicht. Die<br />
leben mit der Mutter weit weg<br />
in Norwegen.<br />
Was diese Veränderung seines<br />
Interessenschwerpunkts für sein<br />
ursprüngliches Metier zur Folge<br />
hat, liegt auf der Hand: Peter<br />
Angerers Distanz zum Biathlon<br />
ist zwangsläufig angestiegen.<br />
Klar, er hat noch Kontakt zum<br />
früheren Weggefährten Fritz<br />
Fischer und zu Rico Groß, die<br />
wohnen schließlich bei ihm um<br />
die Ecke, in Ruhpolding. Das<br />
jährliche Weltcuprennen dort<br />
schaut er sich, falls es der Beruf<br />
zulässt, gerne an. Aber als einen<br />
aktuellen Insider des Biathlonsports würde sich der Angerer Peter<br />
aus Hammer nicht mehr bezeichnen. Gleichwohl ist ihm die<br />
atemberaubende Wandlung dieser Disziplin während der vergangenen<br />
zehn, fünfzehn Jahre zum "Wintersport Nummer eins"
(Angerer) natürlich<br />
nicht entgangen.<br />
"Die haben die<br />
richtigen Entscheidungen<br />
getroffen",<br />
lobt er den InternationalenBiathlon-Verband<br />
für<br />
die Angleichung<br />
der Wettbewerbe<br />
an die Vorstellungen<br />
des Fernsehens<br />
und den<br />
Geschmack des<br />
Publikums. Angerer:<br />
"Danach war<br />
der Boom voraussehbar." So wie Biathlon sich heute präsentiere,<br />
sei das "herzeigbar".<br />
Als Angerer seine internationale Laufbahn startete, 1978 als 19-<br />
Jähriger bei den Junioren-Weltmeisterschaften (Platz vier), hielt<br />
sich Zuneigung zum Biathlon noch in Grenzen, waren Vorurteile<br />
häufige Begleiter. Dass geschossen werden musste, passte so<br />
manchem Medienmann nicht in sein Weltbild vom friedliebenden<br />
Olympiasport. "Für mich war das aber nie ein Thema", erinnert<br />
sich Angerer beim Plausch in der Herbstsonne <strong>von</strong> Hammer. Eher<br />
konnte er sich damals echauffieren, wenn in Zeitungen den<br />
seinerzeit keineswegs erfolgreicheren Langlaufspezialisten Vorrang<br />
eingeräumt wurde. Dann fuhr der oft wortkarge Biathlet schon<br />
mal aus der Haut. Obwohl zuweilen als blonder Modellathlet und<br />
Aushängeschild für den Biathlonsport dargestellt, hat er den<br />
Drang in die Öffentlichkeit nicht verspürt. Es ging ihm um Anerkennung,<br />
nicht um Rummel. Angerer sagt, er habe "den Mittelweg<br />
gesucht", und wenn man ihm vorhielt, "Du bist zu brav, habe ich<br />
gesagt: Ich bleibe so". Einen Typ, der ihm in dieser Beziehung<br />
ähnlich sei, meint er unter den aktuellen Biathleten entdeckt zu<br />
haben: den dreifachen Goldmedaillengewinner der Spiele 2006<br />
<strong>von</strong> Turin, den Allgäuer Michael Greis.<br />
Die Erfolgsbilanz <strong>von</strong> Peter A. ist ellenlang und beginnt international,<br />
wie erwähnt, 1978 bei der Junioren-WM. 1980: Die erste<br />
Olympiamedaille, Bronze mit der Staffel, zwei Mal Gold bei der<br />
Junioren-WM mit der Folge, <strong>von</strong> der Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe<br />
zum Juniorsportler gewählt zu werden. 1981: WM-Silber (Staffel),<br />
10-km-Sechster; 1983: WM-Silber (10 km) und -Bronze (20 km)<br />
sowie Gesamtsieger im Weltcup. 1984: die Glanzsaison mit Olympiagold<br />
(20 km) in Sarajewo, Silber (10 km) und Bronze (Staffel).<br />
1985: Wieder Staffeldritter bei der WM. 1988: Olympiasilber mit<br />
der Staffel (Reiter, Höck, Angerer, F. Fischer).<br />
Auffällig an der Medaillenserie ist, neben der Tatsache, dass<br />
Angerer nie in einer bei Olympia und WM siegreichen Staffel lief,<br />
das "Loch" zwischen den Jahren 1985 und 1988. Es markiert den<br />
schwarzen Fleck in der Karriere des braven Athleten Peter A. Bei<br />
der WM 1986 in Oslo erwischten ihn die Dopingjäger: positiv auf<br />
das anabole Steroid Testosteron. Von diesem für den bundesdeutschen<br />
Wintersport peinlichen Vorfall erfuhr die Öffentlichkeit erst<br />
spät im August, die Regularien des Antidopings ließen eine solch<br />
lange Verweildauer bei den zuständigen Stellen damals noch zu.<br />
Zudem brauchte es Wochen, bis die Hintergründe des ersten<br />
wirklich prominenten Dopingfalls im bundesdeutschen Olympiasport<br />
aufgeklärt waren. Die Folge der Recherchen: Nicht Angerer<br />
wurde zum bösen Buben gestempelt, sondern der Arzt des Biathlonteams,<br />
Erich Spannbauer aus München.<br />
Spannbauer soll, so die offizielle Version, die über das Medikament<br />
nicht aufgeklärten Angerer und Franz Wudy mit Testosteron<br />
behandelt haben. Gegen "Erkältungserscheinungen", wie der<br />
<strong>Deutsche</strong> Skiverband darstellte. Gegen "ein Leistungstal", wie<br />
Spannbauer freimütig korrigierte und damit in die Falle tappte.<br />
Testosteron habe nicht auf der ihm vorliegenden Verbotsliste<br />
gestanden, und was dem Athleten helfe und nicht auf der Liste<br />
stehe, sei aus seiner Sicht dem Sportler zu verabreichen. Dass das<br />
Mittel bereits 1982 auf den Index kam, hatte Dr. S. wohl vergessen<br />
in der Eile.<br />
<strong>Der</strong> Medizinmann, der zuvor auch jahrelang für die Bundesliga-<br />
Fußballer des FC Bayern gearbeitet hatte, erhielt vom Skiverband<br />
die rote Karte - und Angerer nur knappe sechs Monate Sperre<br />
anstelle einer längeren Auszeit. Seine zwei WM-Medaillen, Silber<br />
über 10 Kilometer und Bronze für die Staffelteilnahme, hat der<br />
Hammerer gleichwohl abgeben müssen. Von diesem Tiefschlag,<br />
dem Knick der Karriere, erholte sich Angerer zumindest 1987<br />
nicht. Den Bettel gar für immer hinschmeißen wollte er. "Ich<br />
fühlte mich um die Medaillen betrogen, die Situation war für<br />
mich psychisch sehr schwierig", sagt er heute. Dass er Ski und<br />
Gewehr doch wieder hervorgekramt hat, "war letztlich allein<br />
meine Entscheidung". Zum Comeback motivierte er sich mit den<br />
Worten: "Die Medaillen hole ich mir zurück."<br />
Vor allem die zurück gegebene Auszeichnung für die Staffel muss<br />
für Angerer eine schwere Belastung gewesen sein, war das Diplom<br />
doch auch den unschuldigen drei anderen Läufern abgenommen<br />
worden. Die Chance zur Tilgung der Hypothek bot sich Angerer<br />
1988 bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen in Calgary. Er hat sie nutzen<br />
können. Mehr noch: Das Nationale <strong>Olympische</strong> Komitee (NOK)<br />
hatte ihn für den Einmarsch der Nationen zum Fahnenträger des<br />
(letzten) altbundesdeutschen Teams bestimmt. Angerer interpretierte<br />
die <strong>von</strong> NOK-Präsident Willi Daume und Chef de Mission<br />
Walther Tröger vergebene, <strong>von</strong> den Medien allerdings kontrovers<br />
diskutierte Auszeichnung als den endgültigen Beleg seiner Rehabilitierung.<br />
Mit dem Thema Doping kam der seit Calgary fünfmalige Medaillengewinner<br />
später nur noch einmal in Berührung: Als er 1993 bei<br />
einem Interview des Bayerischen Rundfunks laut über eine<br />
Dopingfreigabe nachdachte. Damit, argumentierte er, sei das Ende<br />
der Chancenungleichheit für die Sportler herbeizuführen. "Mit der<br />
Chancengleichheit hat es damals nicht funktioniert und es funktioniert<br />
auch heute nicht", stellt er im Herbst 2006 fest. Seine<br />
Skepsis will nicht weichen, auch wenn er registriert hat, dass es<br />
mit dem Thema Antidoping "besser geworden ist". Ob sein<br />
Dopingfall beim Einstieg in den Beruf geschadet habe, will der<br />
Besucher aus München schließlich noch wissen. Angerer: "Beruflich<br />
gab es Rückenwind durch die Medaillen und keinen Gegenwind<br />
durch Doping."<br />
47
70 Jahre danach:<br />
Die <strong>Olympische</strong>n Spiele in Berlin in<br />
den Augen einer Zeitzeugin<br />
Ein Gespräch mit Elfriede Kaun, der Bronzmedaillengewinnerin im Hochsprung<br />
Von Winfried Joch<br />
Vor 70 Jahren, vom 1. bis 16. August 1936, fanden in<br />
Berlin die XI <strong>Olympische</strong>n Spiele statt. Über das<br />
Besondere dieser Spiele ist viel und lange diskutiert<br />
worden, haben Experten der unterschiedlichsten Fachrichtungen<br />
- mal kontrovers, mal im Konsens - ein fest gefügtes Bild<br />
entworfen, das die Zeit überdauert hat: Noch nie zuvor war<br />
eine deutsche Mannschaft so erfolgreich; noch nie war ein<br />
Sportereignis professionell und propagandistisch so wirksam<br />
ins Bild gesetzt worden; noch nie hat aber auch ein politisches<br />
System so ungeniert den Ablauf der Spiele dominiert<br />
und damit erstmals in der Geschichte des modernen Sports<br />
deutlich gemacht, dass sich der Sport den politischen Machverhältnissen<br />
ein- und unterzuordnen hat, und dass der Sport<br />
über Instrumente, sich dem dauerhaft und über Einzelfälle<br />
hinaus zu widersetzen, nicht verfügt.<br />
Ein häufig ganz anderer Eindruck entsteht, wenn die Sportlerinnen<br />
und Sportler selbst berichten, die damals dabei<br />
waren und Anerkennung ihrer Leistung gefunden haben -<br />
über den Tag hinaus, und die <strong>von</strong> ihren Emotionen und<br />
denen der Berliner Tage insgesamt getragen wurden, ungetilgt<br />
in ihren Erinnerungen. Eine dieser Sportlerinnen ist<br />
Elfriede Kaun, die am 9. August 1936 im Hochsprung der<br />
Frauen die Bronze-Medaille errang - an einem Tag, der ihr<br />
Leben verändert hat.<br />
Elfriede Kaun war zu diesem Zeitpunkt 21 Jahre alt, hatte als<br />
erste <strong>Deutsche</strong> 1935 ihre Bestleistung auf 1.60 m gesteigert,<br />
48<br />
war erstmals <strong>Deutsche</strong> Meisterin geworden und zugleich die<br />
Beste in der Welt. Sie gehörte zusammen mit der Jüdin Gretel<br />
Bergmann (1936: 1.60 m) und der Bremerin Doris Ratjen zu<br />
den drei deutschen Hochspringerinnen, deren sportliches<br />
Streben damals ganz auf die Teilnahme an den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen gerichtet war. Und die Erwartungen aller drei waren<br />
nicht unbegründet. Auch diejenigen der Gretel Bergmann<br />
nicht - bis diese "große jüdische Hoffnung", so der Titel ihres<br />
2003 in deutscher Sprache erschienen Buches, an dem Tag<br />
starb, als ihr am 16. Juli 1936 in einem "Formbrief" mitgeteilt<br />
wurde, sie sei "aufgrund ...ungenügender Leistungen nicht in<br />
die Olympiamannschaft aufgenommen worden". Mit <strong>Deutsche</strong>m<br />
Gruß. Heil Hitler!<br />
Da waren's nur noch zwei. Und eine da<strong>von</strong>, Doris Ratjen,<br />
stellte sich zwei Jahre später, nach den Europameisterschaften<br />
in Wien, als Mann heraus. Also war Elfriede Kaun 1936<br />
die einzige Frau, die Deutschland bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />
im Hochsprung vertrat. Elfriede Kaun, geboren am<br />
5.10.1914, lebt heute - nach ihrer Heirat (1943) - unter dem<br />
Namen Rahn-Kaun in Kiel: allein und immer noch selbständig<br />
in ihrer alten Wohnung, die sie vor über 25 Jahren bezogen<br />
hat, als sie aufhörte, berufstätig zu sein.<br />
In einem langen Interview hat die heute 92-Jährige zurück<br />
geblickt auf die Zeit "ihrer" <strong>Olympische</strong>n Spiele, auf das, was<br />
sie damals empfunden und wie sie diese Zeit erlebt hat - die<br />
letzte Überlebende der damaligen Frauen-Leichtathletik-<br />
OF-INTERVIEW
Mannschaft, die mit 2 Gold-, 2 Silber- und drei Bronzemedaillen,<br />
dazu einem Weltrekord in insgesamt nur sechs Disziplinen<br />
so überaus erfolgreich bei diesen <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />
1936 in Berlin war.<br />
Elfriede Rahn-Kaun: Die Spiele <strong>von</strong> 1936 und mein Erfolg<br />
damals haben mein Leben verändert; nicht der Tag allein,<br />
sondern all das, was sich da, auch seit 1934, als ich zum<br />
ersten Mal in einem internationalen Wettkampf stand - bei<br />
den Frauen-Weltspielen in London - , ereignet hat. Ich kam<br />
aus dem engen Kiel, die Neue und Unerfahrene aus dem<br />
Dithmarschen, und einer Familie, die ihre lieben Sorgen<br />
hatte mit insgesamt 4 Kindern - mein Vater war Werftarbeiter.<br />
Und nun stand ich vor den Toren der großen weiten<br />
Welt: London, wo ich zum ersten Mal auf internationalem<br />
Parkett dabei sein durfte, obwohl ich eigentlich nur einem<br />
kleinen Kreis <strong>von</strong> Experten bekannt war, dann bei den<br />
<strong>Deutsche</strong>n Meisterschaften, Berlin, Nürnberg, die Vorbereitungslehrgänge<br />
für die <strong>Olympische</strong>n Spiele in Ettlingen, der<br />
"Führerschule" auf der Wilhelmshöhe bei Karlsruhe, wo für<br />
die Frauen alle zentralen Schulungsmaßnahmen stattfanden<br />
- oft lange <strong>von</strong> zu Hause weg: ein ganz neues Leben<br />
für mich, die gelernte Kindergärtnerin, der nun die ganze<br />
sportliche Welt - mindestens - zu Füßen lag. Ich war jung<br />
und genoss die Privilegien, die ich im und durch den Sport<br />
hatte. Ich habe die politische Welt um mich herum nicht<br />
wahrgenommen - sicher auch wenig darüber nachgedacht.<br />
Aber immerhin ein buntes, vielseitiges Leben mit immer<br />
OF-INTERVIEW<br />
neuen Eindrücken und neuen Erfahrungen, neuen Menschen<br />
- und im Mittelpunkt immer der Sport. <strong>Der</strong> Sport<br />
und insbesondere die Leichtathletik sind ein wichtiger,<br />
unverzichtbarer Bestandteil meines Lebens geworden, sie<br />
haben mein Leben geprägt. Ich verdanke der Leichtathletik<br />
viel, auch viele wunderbare Freundschaften, die ein Leben<br />
lang gehalten haben. Wo gibt es das sonst noch?<br />
Dass junge Menschen, die Bestandteil eines aktuellen<br />
Geschehens sind, ihre eigene Sichtweise haben und sich darin<br />
<strong>von</strong> denen unterscheiden, die retrospektiv, auch unter anders<br />
geprägten Voraussetzungen urteilen, ist verständlich. Unverständlich<br />
scheint dagegen, dass das Schicksal anderer, auch<br />
derer, die einem nahe stehen, zu denen man freundschaftliche<br />
Beziehungen unterhält, so - nach außen - teilnahmslos<br />
hingenommen wird: Gretel Bergmann wurde aus der Trainingsgruppe<br />
der Hochspringerinnen ausgeschlossen. Und<br />
keiner hat protestiert.<br />
Elfriede Rahn-Kaun: Gretel Bergmann war meine Freundin.<br />
Sie gehörte wie selbstverständlich zu unserem Kreis und<br />
hat das in ihrem Buch - mehr als 60 Jahre danach - immer<br />
noch so gesehen: "Wir waren, glaube ich, nur sechs: die<br />
sechs besten Hochspringerinnen Deutschlands. Probleme<br />
gab es nicht, weder was meine Leistung noch was die<br />
Einstellung meiner Gegnerinnen anging. Mit Elfriede Kaun<br />
freundete ich mich tatsächlich an, wir halfen uns sogar<br />
gegenseitig...".<br />
49
Und so habe ich es auch empfunden - und so sehe ich es<br />
noch heute. Als Gretel Bergmann vor ein paar Jahren in<br />
Deutschland war, nach mehr als 60 Jahren, hat sie mich<br />
besucht. Und es war nach all der Zeit ein herzliches Wiedersehen.<br />
<strong>Der</strong> Hass, den sie auf Deutschland Jahrzehnte<br />
lang empfand und der sie daran hinderte, auch nur dem<br />
Gedanken näher zu treten, hierhin - wenn auch nur<br />
besuchsweise - zurückzukehren, war nicht zwischen uns.<br />
Als sie, bei einem der Vorbereitungslehrgänge und kurz vor<br />
den <strong>Deutsche</strong>n Meisterschaften, wo die komplette Kernmannschaft<br />
am Start war, eher traurig darauf hinwies, dass<br />
sie eventuell gar nicht in Berlin würde starten können,<br />
fragte ich erstaunt:" Warum denn nicht?" Sie sagte: "Ich<br />
bin doch Jüdin", und ich antwortete: "Na und? Was hat das<br />
denn damit zu tun?". Die Mannschaftsleitung hat uns<br />
etwas ganz anderes gesagt: Ihr Platz bliebe frei, sie sei<br />
verletzt. Wir haben das natürlich bedauert, aber nicht<br />
nachgehakt, um Genaueres zu erfahren. Wir waren auch<br />
gefangen in unserem eigenen Glück, dabei zu sein, und viel<br />
zu sehr mit uns selbst beschäftigt. An Protest hat - unter<br />
diesen Umständen - keiner gedacht, auch ich nicht.<br />
Die Aufarbeitung dieser Geschichte und dieser ganzen<br />
Phase meines Lebens erfolgte erst sehr viel später. Die<br />
Naivität der Jugend begann zu schwinden. Ich habe mich<br />
gründlich auseinandergesetzt. Ich weiß, dass manche aus<br />
unserer Mannschaft später anders als ich dachten. Aber ich<br />
habe Schlussfolgerungen gezogen, später, und bin, wie<br />
mein Vater es war, eine engagierte Sozialdemokratin<br />
geworden - bis heute. Und das Interesse an der Politik ist<br />
wach geblieben. Vielleicht auch aus der so ganz anderen<br />
Erfahrung der frühen Jahre.<br />
Zum 85. Geburtstag <strong>von</strong> Leni Riefenstahl war ich noch mal<br />
eingeladen, in ihr Haus am Starnberger See. Ich hatte sie<br />
1936 kennen gelernt und sehr bewundert; wir hatten viele<br />
persönliche Kontakte. Es waren damals - bei ihrem Geburtstag<br />
- auch noch andere aus der Olympiamannschaft <strong>von</strong><br />
1936 eingeladen. Mir hat die Atmosphäre und das Umfeld<br />
aber nicht mehr gepasst. Ich bin dann auch später nie<br />
wieder hin gegangen und habe die Beziehung abgebrochen.<br />
Überhaupt: Ob mir Menschen sympathisch waren oder<br />
nicht, lag nicht an ihrer politischen Einstellung. Ritter <strong>von</strong><br />
Halt, den Chef der deutschen Leichtathleten, habe ich sehr<br />
gemocht. Er war immer Herr der Dinge und souverän in<br />
allen Situationen. Er hatte Verständnis für unsere Probleme,<br />
war für uns da, half, wo und wann er konnte. Er war eine<br />
Persönlichkeit. <strong>Der</strong> Reichssportführer <strong>von</strong> Tschammer und<br />
Osten war dagegen in unseren Augen ein Wichtigtuer,<br />
mischte sich überall ein, ohne wirklich etwas <strong>von</strong> der Sache<br />
zu verstehen. Hitler hat mir natürlich imponiert. Ich war<br />
fasziniert <strong>von</strong> ihm bei den zwei Begegnungen - zuerst im<br />
50<br />
Stadion unmittelbar nach dem Wettkampf und dann mit<br />
der ganzen Olympiamannschaft beim offiziellen Empfang.<br />
Ich habe noch eine handschriftliche Gratulation <strong>von</strong> ihm zu<br />
meinem Hochsprung-Erfolg.<br />
<strong>Der</strong> Leistungssport stand ursprünglich bei den Nationalsozialisten<br />
nicht in hohem Ansehen. Es gab Aversionen gegen das<br />
Leistungsprinzip und den Individualismus der Leistung. Er galt<br />
als international geprägt. Im Vorfeld der <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />
gab es sogar Proteste, die sich auch gegen ihre Protagonisten<br />
Diem und den "Halbjuden" Lewald richteten. Erst die großen<br />
Propagandamöglichkeiten, die sich durch die Ausrichtung<br />
ergaben, brachten den Sinneswandel. Ideologisch gehörte<br />
zum NS-Programm auch die Ablehnung des Frauen-Wettkampfsports.<br />
Nur den Männern sollten - wie der Philosoph<br />
und politische Pädagoge Alfred Baeumler damals gesagt und<br />
geschrieben hat - das Stadion und der Wettkampf vorbehalten<br />
bleiben, den Frauen blieb die Teilnahme an den Festen; ihr<br />
Part im Sport habe sich auf das Dekorative zu beschränken.<br />
Elfriede Rahn-Kaun: Da<strong>von</strong> haben wir nichts gewusst und<br />
auch nichts gespürt. Wir waren mit unseren Leistungen<br />
überall anerkannt; man hat uns zugejubelt. Wir waren voll<br />
integriert. Die Lehrgänge haben wir natürlich nicht mit den<br />
Männern zusammen durchgeführt. Auch bei der Unterbringung<br />
während der <strong>Olympische</strong>n Spiele gab es<br />
Geschlechtertrennung. Aber das war damals überall so<br />
üblich und ist auch international noch nach dem Krieg so<br />
gewesen. Wir haben uns anerkennt gefühlt. Dies spiegelte<br />
sich auch in unserem Verhältnis zu den Trainern wider, die<br />
uns betreuten. Da habe ich noch gute Erinnerungen an<br />
Woldemar Gerschler, dessen Frau - auch eine Hochspringerin<br />
- heute noch in Freiburg lebt, und der, als Trainer <strong>von</strong><br />
Rudolf Harbig bekannt und anerkannt, ganz selbstverständlich<br />
und erfolgsorientiert mit uns gearbeitet hat. Kein<br />
Gedanke an Zweitklassigkeit. Natürlich hat die Freude am<br />
Sport immer eine wichtige Rolle gespielt, aber gleichermaßen<br />
die Freude an der Leistung. Da gab es keine Abstriche.<br />
Auch in den sportlichen Ansprüchen waren wir den Männern<br />
gleich gestellt.<br />
Gerade die Hochspringerinnen hatten gute Kontakte untereinander<br />
- eine internationale Familie, wenn Sie so wollen.<br />
Und Dora Ratjen gehörte auch dazu. Ich hatte zu ihr ein<br />
besonders gutes Verhältnis - in den Traininglagern, auf<br />
Reisen, bei den Wettkämpfen. Aber niemand hat etwas<br />
gewusst oder gemerkt <strong>von</strong> ihrer geschlechtlichen Sonderrolle.<br />
Die Ungarin Ibolya Csak, die 1936 Olympiasiegerin<br />
wurde und bei den Europameisterschaften1938 nach der<br />
Disqualifikation <strong>von</strong> Dora Ratjen auf den 1. Platz vorrückte,<br />
und die damalige Zweite, die noch ganz junge Engländerin<br />
Dorothy Odam - wir haben uns gut verstanden, waren<br />
sogar befreundet. Keinem wäre es in den Sinn gekommen,<br />
OF-INTERVIEW
nationalistische Hürden zwischen uns aufzubauen. Wir<br />
standen im Wettkampf gegeneinander, aber immer auch<br />
voller Respekt vor der Leistung der anderen - ob Ungarin,<br />
Engländerin oder Italienerin. Wir waren nur Sportlerinnen.<br />
Auch bei den Länderkämpfen war das nicht anders. Für<br />
mich war es wichtig, dass ich Deutschland vertrete, und ich<br />
tat dies mit allem sportlichen Ehrgeiz und Einsatz; aber das<br />
war es dann auch. Ich habe mich mehr für den Sport<br />
interessiert und das Land, wo wir gerade waren. <strong>Der</strong> politische<br />
Hintergrund dieses Landes war mir mehr als gleichgültig<br />
- er interessierte mich einfach nicht.<br />
In dieser Zeit war die Rede da<strong>von</strong> - und die entsprechenden<br />
Verlautbarungen sind voll <strong>von</strong> solchen Äußerungen - , dass<br />
der Sport unpolitisch sei. Nun ist etwas ganz anderes <strong>von</strong> den<br />
damaligen politischen Machthabern demonstriert worden.<br />
Und es sind in den Diskussionen, die später geführt wurden,<br />
auch Meinungen geäußert worden, dass diese Position nicht<br />
zu halten sei. <strong>Der</strong> Sport sei immer schon politisch gewesen<br />
und seine Vertreter hätten sich - wie selbstverständlich - mit<br />
den politischen Verhältnissen stets arrangiert. Wenn dies so ist<br />
- gab es nicht aber eine unpolitische Generation <strong>von</strong> Sportlern,<br />
die in ein politisches System eingebunden wurde, ohne es<br />
zu merken? Gab es diese unpolitischen Sportler, die deshalb<br />
um so leichter manipulierbar waren und als Instrumente der<br />
politischen Machthaber missbraucht werden konnten?<br />
OF-INTERVIEW<br />
Elfriede Rahn-Kaun: Ich habe erst angefangen, mich mit<br />
Politik zu beschäftigen, als der Krieg vorbei war - und<br />
natürlich auch mit meiner Rolle in der Zeit zwischen 1936<br />
und 1945. Es ist schwer verständlich zu machen - ich hatte<br />
damit Schwierigkeiten in der eigenen Familie, bei meinem<br />
eigenen Sohn. Auch Gretel Bergmann hat mir nicht glauben<br />
können, dass ich ahnungslos war, dass ich <strong>von</strong> Nichts<br />
etwas gewusst habe. Aber ich habe mich später gründlich<br />
auseinandergesetzt und mich politisch nicht nur interessiert,<br />
sondern auch versucht, mir ein eigenes Urteil zu<br />
bilden. Es bleibt - auch, oder gerade in meinem Leben - die<br />
große Ambivalenz zwischen dem, was ich erlebt und<br />
welches Leben ich tatsächlich gelebt habe, ohne unmittelbare<br />
Teilhabe am Politischen. Zwischen den subjektiven<br />
Wahrnehmungen, dem erlebten und gelebten Leben und<br />
dem, was objektiv und tatsächlich geschah, liegen bei mir<br />
Welten, liegt die politische Welt, an der ich keinen Anteil<br />
hatte - und doch dazu gehörte. Diese Ambivalenz, mitten<br />
drin zu sein und doch nicht dabei, ist mein politisches<br />
Schicksal - oder: vielleicht dasjenige meiner Sportler-<br />
Generation. Die Korrekturen, die durch späteres Wissen<br />
vorgenommen werden konnten, habe ich vorgenommen.<br />
Aber sie machen nichts ungeschehen, auch nicht, dass ich<br />
Teil dieses politischen Systems war - subjektiv allerdings<br />
ohne Beteiligung. Das beschönig nichts und kann auch<br />
nichts verharmlosen - aber zur ganzen Wirklichkeit gehört<br />
auch das.<br />
51
In seinem Mozart-Buch konstatierte Wolfgang Hildesheimer:<br />
der "Musikfreund" habe "meist mit Befremden festgestellt,<br />
dass ‚der Mensch Mozart' in seinem Erleben und<br />
in seiner Lebensäußerung nur ‚allzu menschlich' gewesen sei;<br />
das heißt, er vermisst in ihm die große Gebärde ... die Darlegung<br />
eines Lebensprogrammes und damit den Hinweis auf<br />
eine zentrale Idee".<br />
Stimmt es wirklich, dass die Mehrheit der ‚Musikfreunde'<br />
nicht an jener olympischen Erhabenheit der großen Gebärde<br />
orientiert ist, auf deren Höhe der Salzburger Genius gern<br />
hinaufkatapultiert wird? <strong>Der</strong> gewöhnliche Mozart-Verehrer<br />
kümmert sich kaum darum, ob denn sein Idol ein "homo<br />
ludens" war, ein spielender, spielerischer Mensch. Gleichwohl<br />
können wir "den" Mozart<br />
nicht verstehen, wenn wir<br />
ihn nicht als "Mozart<br />
ludens" erkennen, als<br />
einen Menschen, der nach<br />
Johan Huizinga seine<br />
ganze Gestalt in der Aura<br />
des Spiels annimmt.<br />
Huizingas Werk "Homo<br />
ludens" trägt den leitwortartigen<br />
Untertitel<br />
"Vom Ursprung der Kultur<br />
im Spiel". Dennoch<br />
scheint der "homo<br />
ludens", in dem grundlegende<br />
Werte des Menschseins<br />
angesprochen sind,<br />
heute in den Hintergrund<br />
gedrängt, obwohl Sport<br />
als Kulturgut apostrophiert<br />
wird. <strong>Der</strong> Begriff<br />
Spiel ist als entleerte<br />
Hülse in die Vermarktung,<br />
in die mediale Umdeutung<br />
und Ausbeutung<br />
abgeglitten.<br />
Doch es erstrahlt ein Hoffnungsschimmer, denn im Jubiläumsjahr<br />
2006 dürfen wir echte Kontrapunkte erleben: Wolfgang<br />
Amadeus Mozart höchstpersönlich als unsterblicher,<br />
sehr menschlicher Prototyp des "homo ludens", der selbst für<br />
Menschen des 21. Jahrhunderts jenes Spannungsfeld zwischen<br />
dem Spielinhalt und dem ästhetischen Gehalt der<br />
Musik verkörpert.<br />
Mozart spielte mit der Musik, ihren Tönen, Regeln und Konventionen,<br />
in dem er sie erfüllte und brach. Er spielte das<br />
Clavecin und Pianoforte, die Violine und Viola. Er spielte<br />
lustvoll, mitunter kindlich oder unreif scheinend in seiner<br />
52<br />
Korrespondenz mit Worten, Begriffen und derben Ausdrücken<br />
als das "entfesselte Spiel auf dem Instrument der Sprache"<br />
(Hans Maier). Er spielte tiefgründig, geistvoll und witzig<br />
zugleich mit den Charakteren in seinen Opern und mit breitbandigen<br />
Empfindungen in seinen Kompositionen. Mozart<br />
scheint ein gewisses Maß an naivem Verspieltsein nie verloren<br />
zu haben. Das alles ist bekannt, beinahe trivial.<br />
Manche Antworten bleiben indes offen: War Mozart bis in die<br />
intimen Gedanken wie über den Tod in eine spielerische Welt<br />
hineingestellt und damit <strong>von</strong> einer uns schwer vorstellbaren<br />
inneren Freiheit bestimmt? War Kunst für ihn intuitives<br />
Produkt des Archetypus Spiel? Solche Fragen stellen sich bei<br />
der Betrachtung Mozarts als Spielernatur im ganz gemeinen<br />
Mozart ludens: <strong>Der</strong><br />
Salzburger Genius<br />
und das Spiel<br />
Von Hans-Dieter Krebs<br />
Sinn. Hochgestochener: Wirkte er sozusagen als Basisakteur<br />
an der Umwertung der Kulturtechniken des Spielens im<br />
Bürgertum mit (E. Büning)? Dieser dem strahlenden Genius<br />
scheinbar widersprechende, gern ausgeklammerte Aspekt<br />
seiner Persönlichkeit konkretisieren die beiden Jubiläumsausstellungen<br />
in Salzburg und Wien.<br />
In Salzburg können die Besucher jenen bürgerlichen Sport<br />
nachvollziehen, der in der Familie Mozart in deftig-fröhlicher<br />
Runde sonntags betrieben wurde, das sogenannte Bölzlschießen.<br />
Und in Wien wird Mozarts enge, vom Spielteufel angesteckte<br />
Affinität zum Billard als herausforderndes Glücksspiel<br />
mit Einsatz und hohem Verlust, zum Kegeln, Schach und
vielfältigen Kartenspielen vor Augen geführt. Vielseitige<br />
spielerische Geschicklichkeit gehörte zu Mozarts Zeit nach<br />
Günther G. Bauer, dem früheren Leiter des Instituts für<br />
Spielforschung und Spielpädagogik an der Salzburger Universität<br />
Mozarteum, nachgerade zum Bild des gesellschaftlich<br />
renommierten "Mannes <strong>von</strong> Welt", dem Mozart auf seine<br />
ganz individuelle Manier entsprechen wollte.<br />
<strong>Der</strong> spielerische Zeitvertreib, das Aufwachsen in einer spielgesättigten<br />
Gesellschaft, die riskante Herausforderung des<br />
Glücks und die hasardierende Spielsucht am Billardtisch, die<br />
ihn in die Nähe des finanziellen Ruins abgleiten ließ, sind mit<br />
Mozarts Alltagsleben verwoben. Nach modernem Verständnis<br />
hat Mozart allerhand Kartenspiele beherrscht und beim<br />
Bölzlschießen, Kegeln, am Billardtisch und beim Reiten<br />
"mäßige Leibesübungen" ausgeübt.<br />
Das Bölzlschießen mit einem Luftgewehr und meist farbigen<br />
Pfeilen (Bölzln) auf 5 bis 7 m entfernte, gemalte und oftmals<br />
gestiftete Scheiben gehörte im 18. Jahrhundert zu den<br />
sportartigen Vergnügen der besseren Salzburger Welt. Bauer<br />
spricht sogar <strong>von</strong> einem "Dartfieber der Mozartzeit". So<br />
wuchs Mozart mit dem modischen Zeitvertreib auf: die<br />
Familie traf sich sonntags im elterlichen Tanzmeisterhaus<br />
mit Bekannten, die als vereinsartige Schützengemeinschaften<br />
oder "Bölzlschützencompagnien" bekannt waren. Hier<br />
handelte er sich nicht etwa um eine militärische Einheit,<br />
sondern ganz einfach um einen geselligen Freundeskreis<br />
oder eine Clique <strong>von</strong> über 30 Personen mit gleichberechtigten<br />
"Frauenzimmern", die sich in den einzelnen Familien<br />
besuchte und diesem Vergnügen mit teils hohem Geldeinsatz<br />
huldigte.<br />
<strong>Der</strong> Mozartforscher Heinz Schuler konstatiert: "Bei den<br />
Mozarts wurde viel musiziert, mit Begeisterung gespielt,<br />
gekegelt und Bölzl geschossen, Theater besucht und wurden<br />
Bälle frequentiert, Besuche und Gegenbesuche, ausgedehnte<br />
Spaziergänge und Ausflüge gemacht." Und trotzdem: "Bei<br />
alledem wurde auch das Komponieren nicht vergessen." Die<br />
Scheiben enthielten deftige Szenen, die das Obszöne nicht<br />
nur streiften. So bestellte Mozart in einem Brief an seinen<br />
Vater aus Mannheim im November 1777 eine Scheibe, in der<br />
eine Person "den blosen Arsch" herzeigt, und ein anderer<br />
Mensch ihn "just im Arsch leckt. Aus seinem Mund gehen die<br />
Worte: ach, da geht man drüber n'aus".<br />
Wie sehr das Bölzlschießen zum Alltag der Familie Mozart<br />
gehörte, beweisen viele Erwähnungen und Berichte in den<br />
Briefen <strong>von</strong> Vater Leopold, im Journal der Schwester Nannerl<br />
und in Mozarts eigener Korrespondenz. In Salzburg schossen<br />
die Mozarts nicht nur auf Scheiben, sondern droschen auch<br />
Karten in allen Variationen - ein spielerisches Universum, bei<br />
dem auch Geld zu gewinnen war, zumeist aber verloren<br />
wurde. So wurde hier im Elternhaus sowohl die spielerische<br />
Ader auf lustige und amüsante Weise gefördert, aber auch<br />
ein Mozartsches Lebenselement grundgelegt, nämlich das<br />
prickelnde und riskante Gewinnspiel mit Geldeinsatz, das in<br />
der Wiener Zeit Mozarts finanzielle Lage aus dem Gleichgewicht<br />
gebracht hat.<br />
Kegeln in der freien Natur oder auf Bohlenbahnen hat<br />
Mozart schon in Salzburg mit Leidenschaft betrieben. Um die<br />
Kegelbahn oder Kegelstatt in Wien als Ursprungsort <strong>von</strong><br />
Kompositionen ranken sich einige Anekdoten. So seien dort<br />
große Teile des "Don Giovanni" entstanden. Ein Werk in der<br />
eigenwilligen Besetzung für Klavier, Klarinette und Viola trägt<br />
die Bezeichnung "Kegelstatt-Trio". Das "Stück voller poetischer<br />
Verklärung" könnte nach Hildesheimer als Erfüllung<br />
einer Aufgabe oder eines Versprechens "unbeirrt vom Lärm<br />
der Kugel, der Treffer und der Treffenden" für die Auftraggeberin<br />
und Mozarts Pianoschülerin Franziska <strong>von</strong> Jacquin, den<br />
Klarinettisten Anton Paul Stadler und für den Bratscher<br />
Mozart entstanden sein. <strong>Der</strong> Name geht auf einen vorgeblichen<br />
Hinweis "Wien den 27. Jullius 1786 untern Kegelscheiben"<br />
im Autograph des Werkes zurück.<br />
Das Reiten zählte zwar zu den Grundqualifikationen des<br />
"gentiloumo". Für Mozart hingegen war Reiten sozusagen<br />
weit vor modernen Erkenntnissen schon echte Ausgleichstherapie<br />
für die sitzende Tätigkeit. Sein Arzt Dr. Sigmund Barisani<br />
hatte ihm einen regelmäßigen morgendlichen Ausritt<br />
53
verordnet, "wahrscheinlich die einzig vernünftige Verordnung,<br />
die Mozart Zeit seines Lebens erhalten hat" (Hildesheimer).<br />
Erst zwei Monate vor seinem Tod verkaufte Mozart sein<br />
Reitpferd für 14 Dukaten, vermutlich weil er das Geld dringend<br />
brauchte. Und vor dem Verkauf hatte er - wie er selbst<br />
schrieb - schnell mal "zwei Parthien Billard" gespielt.<br />
Damit spricht Mozart eine Passion an, das Billardspiel, das für<br />
ihn mehr als körperliche Ertüchtigung oder bloße erholende<br />
Entspannung vom nicht selten turbulenten Alltag des Kompositeurs<br />
bedeutete. Entsprach das Können Mozarts auch<br />
seiner Begeisterung für das Spiel? Die Meinungen der Zeitge-<br />
nossen gehen weit auseinander - schlechter Spieler, wie Franz<br />
<strong>von</strong> Destouches behauptete, oder doch ein guter Spieler<br />
(Michael Kelly)? <strong>Der</strong> Kölner Kunsthistoriker und Sammler<br />
Sulpiz Boisserée erfuhr aus zweiter Hand, dass Mozart oftmals<br />
die Ankunft eines berühmten (professionellen) Billardstars<br />
in Wien mehr interessiert habe als die eines berühmten<br />
Musikers. Boisserée verwies auch auf Mozarts Leichtsinn bei<br />
den hohen Spieleinsätzen "ganze Nächte durch". Gesichert ist,<br />
dass Mozart im sogenannten "Figarohaus" ein Billardzimmer<br />
mit einem wertvollen "grüntuchenen Billiard mit 5 Bällen und<br />
12 Queues, einer Laterne und 4 Leuchtern" besaß. Bei der<br />
Nachlassversteigerung erzielte der Billardtisch nach dem<br />
54<br />
Fortepiano den höchsten Preis. In diesem Billardzimmer<br />
spielte Mozart mit seiner Frau oder mitunter gegen sich<br />
selbst. So schrieb er zwei Monate vor seinem Tod 1791 Constanze<br />
in die Kur nach <strong>Baden</strong>: "spielte ich mit Hr. <strong>von</strong> Mozart<br />
zwei Parthien Billard." Da immer ein Mozart gewann, berichtete<br />
er nicht über den Ausgang des imaginären Duells.<br />
Am Billardtisch verteilte der Maestro auch die einzige ihm<br />
nachgewiesene Ohrfeige; er bestrafte so seinen Schüler<br />
Johann Nepomuk Hummel, der mit der Queue ungeschickt<br />
den teuren Filzbezug beschädigt hatte. Mozart war mit dem<br />
Bölzlschießen als einem "Gewinnspiel mit sportlichem Charakter"<br />
(Bauer) aufgewachsen, und diese Herausforderung an<br />
Fortuna übertrug er auf Billard. Dieser Zeitvertreib war im<br />
Wien des späten 18. Jahrhunderts weit verbreitet. Möglichkeiten<br />
gab es in eigenen Spielhallen, den Casinos, und in<br />
Kaffeehäusern, wo Mozart auch den geliebten starken Kaffee<br />
genießen konnte. Selbst in Ballhäusern standen Billardtische.<br />
Die eigentliche ruinöse Herausforderung Mozarts bestand<br />
nicht im sportlichen Vergleich mit Freunden, sondern mit<br />
jenen professionellen Billardreisenden, die durch ihr spielerisches<br />
Vermögen und aber auch dank ihrer gerissenen Tricks<br />
die Zuschauer <strong>von</strong> Stand und Reichtum zu Wetten animierten<br />
und ausnahmen. Denkbar, aber nicht exakt nachweisbar<br />
ist, dass sich Mozarts Schuldenberg durch Verluste <strong>von</strong> Tausenden<br />
<strong>von</strong> Gulden in diesem düsteren Milieu durchtriebener<br />
Wettbetrüger aufgetürmt hat. Denn in den letzten Lebensjahren<br />
häuften sich die Hilferufe an seinen Freimaurerbruder<br />
und Hauptgläubiger Michael Puchberg, ihn durch hohe<br />
Darlehen <strong>von</strong> diesen "Ehrenschulden" zu befreien und damit<br />
sein gesellschaftliches Ansehen zu erhalten. Es bleibt offen,<br />
wie viele (Hunderte oder Tausende) Gulden Mozart diese<br />
Spielleidenschaft gekostet hat.<br />
Uns Nachfahren im Zeitalter des Sports eröffnen sich ungewohnte<br />
Eindrücke vom spielenden "Götterliebling": Mozart<br />
mit einem Luftgewehr im Anschlag, eine Zielscheibe mit<br />
derben Motiven anvisierend. Ein schwitzender Komponist<br />
ohne Perücke, der mit aufgekrempelten Hemdsärmeln auf der<br />
Kegelbahn die Kugel schiebt. Mozart beim morgendlichen<br />
Ausritt durch die Straßen Wiens, "eines in der Reihe uns<br />
unvorstellbarer Bilder aus dem Alltag, allerdings ein besonders<br />
ausgefallenes" (Hildesheimer). Mozart mit der Queue beim<br />
Billardduell mit Constanze oder gegen sich selbst und ohne<br />
Queue beim Zocken im Spielcasino.<br />
"Mozart ludens" - dahinter verbergen sich außergewöhnliche<br />
und buntgemischte Facetten seines <strong>von</strong> der Spielkultur<br />
durchtränkten Charakters: Mehr als ein Hauch <strong>von</strong> körperlicher<br />
Betätigung aus Begeisterung, dem Drang nach riskanter<br />
Grenzerfahrung, etwas ausgleichender Therapie und seinem<br />
tief verwurzelten Spieltrieb als zentraler Idee. So vermitteln<br />
diese Seitenblicke auf Mozart ludens die Erkenntnis: Das Spiel<br />
als alltägliche Gebärde ist freigesetzter Ernst.<br />
OF
Sport und Kunst im Dialog<br />
Von Herbert Somplatzki<br />
<strong>Der</strong> Sport ist ein zutiefst menschliches Phänomen,<br />
teilhaftig aller Stärken und Schwächen dieses seltsamen<br />
Lebewesens, das für sich selber den Namen<br />
Mensch erfand. Und doch sind ihm Gegebenheiten zu Eigen,<br />
die eine Sonderstellung ermöglichen.<br />
Es gibt keine <strong>von</strong> Menschen erdachten und gestalteten Ereignisse<br />
friedlicher Art innerhalb unserer Kultur, die einen derar-<br />
Hans Borchert<br />
tig weitläufigen Wirkungsgrad aufweisen können wie die<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele oder Fußballweltmeisterschaften. Eine<br />
Weitläufigkeit im Sinne grenzüberschreitender Auswirkungen,<br />
sowohl in der Teilnahme sozialer Schichten, als auch unterschiedlicher<br />
Staaten und Völker. Darüber hinaus sind sie auch<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE<br />
Darstellungsereignisse mit interkultureller Ausstrahlung, sind<br />
kommunikative und integrative Bezugspunkte für unterschiedliche<br />
Kunstgattungen, wie sie beispielsweise bei den<br />
Eröffnungsfeiern <strong>Olympische</strong>r Spiele weltweit in Augenschein<br />
genommen werden können. Durch die Entwicklung der<br />
modernen Massenmedien hat der Sport einen kommunikativen<br />
Wirkungsgrad erreicht, wie noch nie zuvor in seiner<br />
Geschichte. Wird doch die durch das Fassungsvermögen der<br />
Eberhard Stroot<br />
jeweiligen Veranstaltungsorte eingeschränkte Anzahl <strong>von</strong><br />
Zuschauern jetzt durch die Präsenz des Fernsehens um Millionen<br />
erweitert - und zwar weltweit. <strong>Der</strong> Sport unserer Zeit ist<br />
eine kulturelle Erscheinung, die ihresgleichen sucht.<br />
Dass der Sport jedoch nicht erst seit jener Zeit, da auch<br />
andere Kulturbereiche der modernen Gesellschaft feststellten,<br />
dass er es sei, ein Bestandteil unserer Kultur geworden ist,<br />
wird inzwischen nicht geleugnet. Allerdings hat es ein wenig<br />
gedauert, bis er sich selber dazu konsequent bekannte. Und<br />
der Leitspruch zum 50-jährigen Bestehen des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sportbundes: "<strong>Der</strong> Sport - ein Kulturgut unserer Zeit", erst-<br />
55
mals so deutlich in die Öffentlichkeit getragen, ist ein logisches<br />
Bekenntnis zu jenen kulturellen Verflechtungen, die bei<br />
uns seit dem Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg in<br />
vielerlei Gestaltungen vorhanden waren. So war es beispielsweise<br />
in der Lehrarbeit des Landessportbundes Nordrhein-<br />
Westfalen schon in den 1950er Jahren normal und üblich,<br />
dass die Übungsleiterausbildung die Bereiche der Literatur,<br />
des Theaters, der Musik, des Tanzes und der bildenden Kunst<br />
in ihren sportlichen Lehrkanon integrierte. Hier war es vor<br />
allem der Sportpädagoge und bildende Künstler Heinz Jost,<br />
der dem Sport die kulturelle Dimension nicht vorenthielt,<br />
sondern das Bewusstsein dafür eingehend schärfte und durch<br />
ein ganzheitliches Erziehungsideal seinen gesellschaftlichen<br />
Standort erklärte.<br />
Auch an der <strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule Köln waren Verbindungslinien<br />
zwischen Sport und künstlerischen Fächern schon<br />
56<br />
Valentin Badiu Fanel<br />
in den 1960er Jahren Selbstverständlichkeiten. Sei es der<br />
moderne künstlerische Tanz, die Musik, der Gesang, die Literatur,<br />
das Theaterspiel, sie waren, besonders im Fokus des<br />
Sonderfachs "Spiel, Musik, Tanz", künstlerische Elemente, die<br />
mit dem Sport verknüpft eine integrative Präsenz erfuhren.<br />
Dass diese Tradition, begründet <strong>von</strong> Anneliese Schmolke und<br />
Professor Herbert Langhans, auch bis ins 21. Jahrhundert<br />
ausstrahlt, wurde bei der Gründungsfeier des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbundes am 20. Mai 2006 in der Frankfurter<br />
Paulskirche durch eine Aufführung des Bewegungstheaters<br />
der Sporthochschule bestätigt. Eine Tradition, die in die<br />
Zukunft weist.<br />
Im Zusammenhang mit der Standortbestimmung des Sports<br />
als Kulturgut unserer Zeit muss unbedingt der Name eines<br />
Mannes erwähnt werden, der sich um die Kulturpräsenz<br />
dieser "wichtigsten Nebensache der Welt" wie kein zweiter<br />
seiner Zeit verdient gemacht hat. Es ist Willi Daume. Ihm sind<br />
viele Ideen zu verdanken, die Sport und Kunst einander näher<br />
brachten und die manche Vorurteile abzubauen halfen, auf<br />
beiden Seiten.<br />
Besondere Erwähnung muss in diesem Zusammenhang das<br />
Kulturprogramm der <strong>Olympische</strong>n Spiele '72 in München<br />
Herbert Somplatzski<br />
finden. Willi Daumes große Idee, dass diese ersten <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele nach Ende des Zweiten Weltkrieges auf deutschem<br />
Boden zu heiteren Spielen werden sollten, wurde vor<br />
allen Dingen mit einem Projekt realisiert, das zum ersten Male<br />
<strong>Olympische</strong> Spiele begleitete: die olympische Spielstraße.<br />
Zwar hat es schon seit dem Beginn der <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />
der Neuzeit vielfältige Versuche gegeben, den Sport und die<br />
Kunst einander berühren zu lassen. Doch trotz dieses Bemühens<br />
ist es kaum zu einer direkten und nachhaltigen Begeg-<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE
nung gekommen. Deshalb gebührt der <strong>Olympische</strong>n Spielstraße<br />
München '72 das Verdienst, dass hier erstmalig in einem<br />
"kulturellen Feldversuch" Sport und Kunst in einem kommunikativen<br />
Begegnungsraum miteinander in Wechselbeziehungen<br />
traten. In der Begleitbroschüre zu diesem Ereignis ist zu<br />
lesen: "Das Projekt Spielstraße ist als kontrastierender und<br />
ergänzender Beitrag zu den olympischen Sport-Spielen<br />
gedacht. Insbesondere wird mit den Mitteln des Theaters, der<br />
bildenden Kunst, der Musik, der Multivision, des Spiels und<br />
der Architektur dieses repräsentative Ereignis dargestellt und<br />
kommentiert."<br />
In der Tat: Dabei ist es zu der erhofften intensiven Kommunikation<br />
zwischen Sportlern, Künstlern und Besuchern gekommen.<br />
Als dann nach zehntägiger Dauer der Schock des Attentats<br />
die <strong>Olympische</strong> Spielstraße beendete, das <strong>Olympische</strong><br />
Feuer - "The Games must go on!" - jedoch weiter brannte,<br />
war ein bis dato erfolgreiches Experiment vorzeitig zu Ende<br />
gegangen, das trotz dieser Einschränkung neue Maßstäbe<br />
und Erfahrungen brachte. Es mussten über drei Jahrzehnte<br />
vergehen, ehe die Nachwirkungen "dieses vom Volk getragenen<br />
Festes, eingebunden in den liberalen Geist der leuchtenden<br />
Millionenstadt", wie es Karl Adolf Scherer formulierte, bei<br />
jenem neuen sportlichen Großereignis in Deutschland wieder<br />
erkennbar wurden, das sich als Fußballweltmeisterschaft das<br />
Motto ,,Die Welt zu Gast bei Freunden" gegeben hatte. Zwar<br />
waren die Gegebenheiten jetzt nicht unbedingt mit denen<br />
<strong>von</strong> München 1972 vergleichbar - damals konzentrierte sich<br />
alles auf eine einzige Stadt, auch war die historische Realität<br />
entscheidend geändert, da der Mauerfall die Einheit brachte -<br />
aber es war wieder ein sportliches Großereignis, das Deutschland<br />
für Wochen weltweit zu einem Aufmerksamkeitszentrum<br />
machte. Und die <strong>Deutsche</strong>n haben nicht enttäuscht, das lässt<br />
sich ohne zu übertreiben so sagen. Im Gegenteil, die Anteilnahme<br />
hatte die Erwartungen weit übertroffen. Diese Fußball-WM<br />
wurde zu einer lebendigen Begegnung der Kulturen<br />
innerhalb und außerhalb der Stadien und machte die große<br />
kulturelle Integrationsfähigkeit des Sports abermals exemplarisch<br />
deutlich.<br />
Im Jahr 2006 waren es besonders die jungen Menschen, die<br />
sich spontan und unbekümmert eines nationalen Symbols<br />
bedienten: der deutschen Fahne, deren Schwarz-Rot-Gold<br />
schon im 19. Jahrhunderts zu einem starken Symbol der<br />
Demokratie geworden war. Es sind die Farben der ersten<br />
deutschen Nationalversammlung <strong>von</strong> 1848 in der Paulskirche<br />
in Frankfurt am Main, jenes Ortes, an dem auch 2006 die<br />
Einheit des Sports mit der Gründung des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes besiegelt wurde. So schließt sich ein Kreis.<br />
Die Kunst ist ein wichtiger Bestandteil menschlicher Kultur,<br />
wie es schon die Höhlenmaler bewiesen, die ihre bewegten<br />
Szenen für Jahrtausende an Felswände bannten. So können<br />
auch künstlerische Darstellungen den sportlichen Augenblick<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE<br />
über den Ereignishorizont hinaus in die Nachhaltigkeit verlängern.<br />
In seinem Buch "Vor dem nichts und dem Morgen"<br />
schrieb Bertram Otto: "Wir können die Augenblicke nicht<br />
festhalten auf der Netzhaut ..." In der künstlerischen Dimension<br />
der Literatur, bildenden Kunst, des Tanzes, Theaters oder<br />
der bewegten Bilder des Films lässt sich der sportliche Augenblick<br />
jedoch erweiternd und vertiefend darstellen und ausdeuten.<br />
Im Dialog mit dem Leser, dem Betrachter führt die<br />
künstlerische Auseinandersetzung mit dem Sport zu Reflexionen,<br />
die über die Emotionalität des sportlichen Handlungsmoments<br />
hinaus mentale Ausdeutungen ermöglichen, die<br />
über die Aktion des Wettkampfes, des Spiels hinausführen.<br />
Schon seit Jahrzehnten hat die Galerie des DSB, jetzt DOSB,<br />
die verdienstvolle Aufgabe übernommen, Sport und Kunst in<br />
einen Dialog zu führen. Von Harald Pieper initiiert und<br />
betreut, ist die DOSB-Galerie inzwischen zu einem Begeg-<br />
nungsort zwischen Künstlern und ihren Werken mit den<br />
Menschen des Sports geworden, der im deutschen Sprachraum<br />
wohl seinesgleichen sucht. Hier, im Haus des deutschen<br />
Sports in Frankfurt, wurden und werden jene Denkanstöße<br />
gegeben, die über die Reflexion zu einem dialogischen Regelkreis<br />
geworden, sowohl der Kunst als auch dem Sport zugute<br />
kommen können. <strong>Der</strong> Sport wird sich seiner kulturellen<br />
Bedeutung immer mehr bewusst, er ist kein "schlafender<br />
Riese" mehr. Auch deshalb sind Einladungen zum Dialog, wie<br />
sie beispielsweise im OF-Artikel <strong>von</strong> Frau Professor Jutta<br />
Limbach, der Präsidentin der Goethe-Gesellschaft, sichtbar<br />
wurden, eine weitere Gelegenheit, den Sport im kulturellen<br />
Bewusstsein unserer Gesellschaft noch besser zu verankern.<br />
<strong>Der</strong> Sport lebt vom Bewegtsein; im Körperlichen wie im<br />
Geistigen. Er ist ein Mittler zwischen den Kulturen, den Religionen<br />
und auch den politischen Einstellungen. Diese zentrale<br />
Möglichkeitsform macht ihn zu einer gesellschaftlichen<br />
Besonderheit mit einem erweiterten Wirkungshorizont, den in<br />
einer offenen Gesellschaft zu nutzen empfehlenswert ist, um<br />
aus der Gegenwart noch besser in die Zukunft zu gelangen.<br />
57
erre Baron de Coubertin, französischer Histor iker, Pädagoge und Begründer der<br />
ympischen Spiele der Neuzeit nach einer Photographie im Jahr 1928<br />
Nachrichten des DOSB<br />
Internationale<br />
Zusammenarbeit<br />
Hans-Wilhelm Gäb erhielt den<br />
<strong>Olympische</strong>n Orden des IOC<br />
Hans-Wilhelm Gäb, Vorstandsvorsitzender<br />
der Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe, erhielt am<br />
27. Oktober in München den <strong>Olympische</strong>n<br />
Orden für seine herausragenden Leistungen<br />
und besondere Verdienste zugunsten der<br />
<strong>Olympische</strong>n Bewegung. Die Verleihung<br />
erfolgte beim Fest der Begegnung der<br />
Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe und wurde<br />
durch IOC-Vizepräsident Dr. Thomas Bach,<br />
zugleich Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes, vorgenommen.<br />
"Hans Wilhelm Gäb hat nach einer erfolgreichen<br />
Karriere als Tischtennis-Nationalspieler<br />
und neben seinen herausgehobenen<br />
beruflichen Positionen zu einer großen<br />
Anzahl <strong>von</strong> positiven Entwicklungen und<br />
entscheidenden Weichenstellungen beigetragen,<br />
die den Sport in das Zentrum der<br />
Gesellschaft geführt haben. Er stellte und<br />
58<br />
stellt sich dem olympischen Spitzensport in<br />
ganz außergewöhnlicher Weise zur Verfügung<br />
und ist der olympischen Bewegung<br />
deshalb auf das Engste verbunden", sagte<br />
Dr. Thomas Bach.<br />
Hans-Wilhelm Gäb, in der Vergangenheit<br />
Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Tischtennis-Bundes<br />
und bis heute Mitglied zahlreicher Führungsgremien<br />
der Dachorganisationen des<br />
deutschen Sports, hat insbesondere auch die<br />
Kooperation des Sports mit der Wirtschaft<br />
vorangetrieben. Er gilt als Initiator zahlreicher<br />
Programme und sozialer Aktionen, die<br />
weit über den Sport hinaus wirkten. Als<br />
Dr. Thomas Bach, Hans Wilhelm Gäb und Hockey-Olympiasiegerin Marion Rodewald bei der<br />
Ordensverleihung.<br />
Vorstandsvorsitzender der Stiftung <strong>Deutsche</strong><br />
Sporthilfe sorgt er dafür, dass Athletinnen<br />
und Athleten ihren Sport auf hohem Niveau<br />
ausüben können.<br />
"Hans-Wilhelm Gäb ist ein zurückhaltender,<br />
aber überaus gewiefter Sportpolitiker, ein<br />
Gentleman, mit großer Intellektualität und<br />
feinem Humor ausgestattet, weltoffen und<br />
nicht zuletzt auch ein Meister der Diplomatie",<br />
ergänzt Dr. Bach. Seit Jahren plädiere<br />
Gäb für Transparenz, Fairness und Toleranz<br />
im Sport und lebe diese Werte auch. <strong>Der</strong><br />
olympische Sport sei Hans-Wilhelm Gäb<br />
deshalb zu Dank, Anerkennung und Respekt<br />
verpflichtet, so Dr. Bach.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Olympische</strong> Orden wird an Persönlichkeiten<br />
verliehen, die mit ihren Handlungen<br />
dem <strong>Olympische</strong>n Ideal in besonderer Weise<br />
entsprechen, herausragende Leistungen<br />
vollbracht oder der <strong>Olympische</strong>n Bewegung<br />
bedeutende Dienste erwiesen haben. Die<br />
Nominierungen erfolgen durch eine eigens<br />
eingerichtete Ehrungskommission und<br />
werden durch das IOC-Exekutivkomitee<br />
entschieden. Unter den Persönlichkeiten,<br />
die diese IOC-Ehrung entgegennahmen,<br />
sind herausragende Athleten wie Fanny<br />
Blankers-Koen, Jesse Owens, Jean Claude<br />
Killy, Rosi Mittermaier, Steffi Graf oder<br />
Manfred Germar, aber auch Persönlichkeiten<br />
wie Indira Gandhi oder Nelson Mandela,<br />
Richard <strong>von</strong> Weizsäcker und Johannes<br />
Rau.<br />
IOC-Trophy "Sport and Community"<br />
an Hessens Staatsminister<br />
Volker Bouffier<br />
Volker Bouffier, Minister des Innern und für<br />
Sport des Landes Hessen, erhielt am 7.<br />
Oktober 2006 beim Landessportbundtag in<br />
Frankfurt am Main die IOC Trophy 2006<br />
"Sport and Community". Die Auszeichnung<br />
wurde <strong>von</strong> Dr. Thomas Bach, Präsident des<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
(DOSB) und Vizepräsident des Internationalen<br />
<strong>Olympische</strong>n Komitees (IOC), überreicht.<br />
Mit der IOC-Trophy 2006 "Sport and Community"<br />
werden in diesem Jahr weltweit<br />
Persönlichkeiten oder Institutionen ausgezeichnet,<br />
die sich um den Sport und seine<br />
Entwicklung im Gemeinwesen verdient<br />
gemacht haben. Die Entscheidung zugunsten<br />
Bouffiers fiel im Präsidium des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbundes.<br />
"Volker Bouffier hat sich als Hessischer<br />
Minister des Innern und für Sport in herausragender<br />
Weise für die Entwicklung des<br />
Sports in den Kommunen und Vereinen<br />
seines Landes eingesetzt", würdigt Dr.<br />
Thomas Bach die Leistungen <strong>von</strong> Bouffier
und erwähnt dabei insbesondere den<br />
Sportstättenbau, die Fördermittel des<br />
Landes für den Sport und die Unterstützung<br />
<strong>von</strong> Maßnahmen des Sports zur<br />
Integration <strong>von</strong> Frauen und Mädchen mit<br />
Zuwanderungsbiographien. "Durch die<br />
umfassende Unterstützung der Durchführung<br />
<strong>von</strong> regionalen und international<br />
bedeutsamen Sportveranstaltungen in den<br />
Kommunen hat Herr Bouffier ein wichtiges<br />
Element städtischer Lebensqualität für<br />
Bürgerinnen und Bürger gefördert", ergänzte<br />
Dr. Bach.<br />
Amtsantritt <strong>von</strong> DOSB-<br />
Generaldirektor<br />
Dr. Michael Vesper<br />
Viereinhalb Monate nach der Gründung des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sportbundes (DOSB) hat sich mit<br />
Dr. Michael Vesper am 4. Oktober 2006 der<br />
erste Generaldirektor der neuen Dachorganisation<br />
der Belegschaft präsentiert. <strong>Der</strong> bei<br />
Dr. Michael Vesper<br />
der Vorstellung des neuen Dienstvorgesetzten<br />
für ca. 120 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter anwesende Präsident des DOSB,<br />
Dr. Thomas Bach, wünschte Vesper Glück<br />
und Erfolg für die übernommene Aufgabe<br />
und die bevorstehenden Herausforderungen.<br />
"Wir sind sehr froh darüber, dass Herr Dr.<br />
Vesper sich dazu entschlossen hat, diese<br />
Aufgabe zu übernehmen und bereit war,<br />
bereits sehr frühzeitig und kurzfristig zur<br />
Verfügung zu stehen", sagte Dr. Bach.<br />
Zugleich dankte er den beiden kommissarischen<br />
Generaldirektoren Dr. Andreas Eichler<br />
und Bernhard Schwank für die im Fusionsprozess<br />
<strong>von</strong> <strong>Deutsche</strong>m Sportbund (DSB)<br />
und Nationalem <strong>Olympische</strong>n Komitee<br />
(NOK) und in den Monaten nach der Gründung<br />
des DOSB geleistete Arbeit.<br />
Mit dem Eintritt <strong>von</strong> Dr. Vesper beginne eine<br />
neue Ära des deutschen Sports. <strong>Der</strong> am 20.<br />
Mai 2006 in der Frankfurter Paulskirche<br />
begonnene Prozess, für dessen Richtung<br />
mittlerweile vom DOSB-Präsidium die<br />
Weichen gestellt worden seien, erfahre mit<br />
dem Dienstantritt <strong>von</strong> Vesper einen weiteren<br />
wichtigen Impuls. Dr. Vesper würdigte<br />
den Sport als größte Bürgerinitiative mit<br />
großem Entwicklungspotenzial. Vorrangige<br />
Aufgabe sei das Zusammenwachsen der<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einer<br />
schlagkräftigen Hauptverwaltung des<br />
deutschen Sports. Voraussetzung hierfür<br />
seien Engagement und Verantwortungsbereitschaft<br />
jedes Einzelnen.<br />
<strong>Der</strong> Generaldirektor des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes besitzt als einziger<br />
hauptamtlicher DOSB-Mitarbeiter Sitz und<br />
Stimme im 10-köpfigen DOSB-Präsidium.<br />
Über die Besetzung der öffentlich ausgeschriebenen<br />
Spitzenfunktion hatte das<br />
DOSB-Präsdium Mitte September 2006 in<br />
Köln entschieden. Dr. Michael Vesper war<br />
<strong>von</strong> 1995 - 2005 in Nordrhein-Westfalen<br />
Minister für Bauen und Wohnen, ab 2000<br />
auch für Kultur und Sport und seit 2005<br />
Vizepräsident des nordrhein-westfälischen<br />
Landtags, Vorsitzender des Ausschusses für<br />
Innovation, Wissenschaft, Forschung und<br />
Technologie und sportpolitischer Sprecher<br />
der grünen Landtagsfraktion. Seine politischen<br />
Ämter hat er mit Antritt seiner<br />
Funktion als DOSB-Generaldirektor niedergelegt.<br />
IOC-Mitglied Marc Hodler<br />
verstorben<br />
Marc Hodler, viele Jahre lang Mitglied der<br />
IOC-Exekutive, ist tot. Wie das Internationale<br />
<strong>Olympische</strong> Komitee mitteilte, erlag der<br />
87jährige am Morgen des 18. Oktober 2006<br />
den Folgen eines Schlaganfalls der ihn drei<br />
Tage zuvor ereilt hatte.<br />
Hodler gehörte dem IOC seit 1963 an. In<br />
seiner 43jährigen Karriere als Mitglied in der<br />
olympischen Bewegung war er unter<br />
anderem Vorsitzender der IOC-Koordinierungskommissionen<br />
für die <strong>Olympische</strong>n<br />
Winterspiele Albertville 1992, Lillehammer<br />
1994, Nagano 1998 und Salt Lake City<br />
2002. Zwischen 1993 und 1997 war Hodler<br />
Vizepräsident des IOC. Darüber hinaus<br />
Marc Hodler � bei einer Pressekonferenz der<br />
<strong>Olympische</strong>n Winterspiele 2001.<br />
leitete er <strong>von</strong> 1988 bis 2002 die Finanzkommission.<br />
Geboren 1918 in Bern, startete Hodler seine<br />
Karriere als Rechtsanwalt. Zwischen 1951<br />
und 1998 war er Präsident des Internationalen<br />
Ski-Verbandes (FIS).<br />
IOC Präsident Dr. Jacques Rogge zeigte sich<br />
in einer ersten Stellungnahme tief betroffen<br />
vom Tod Marc Hodlers. Er habe unendlich<br />
viel für die <strong>Olympische</strong> Bewegung gegeben,<br />
sagte Dr. Rogge und sprach der Familie<br />
Marc Hodlers zugleich sein Mitgefühl aus.<br />
DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach, zugleich<br />
auch Vizepräsident des Internationalen<br />
<strong>Olympische</strong>n Komitees, reagierte ebenfalls<br />
mit großer Erschütterung auf den Tod des<br />
langjährigen IOC-Mitglieds: "Ich verliere<br />
einen Freund im IOC, der mir <strong>von</strong> Anfang an<br />
geholfen hat, mich dort zurechtzufinden",<br />
sagte Dr. Bach.<br />
Gelungene Fortbildung für<br />
Führungskräfte aus Afrika -<br />
Hockey-WM-Finale als<br />
emotionaler Höhepunkt<br />
Ausgestattet mit zahlreichen neuen Erkenntnissen<br />
traten die Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer eines DOSB-Fortbildungsseminars<br />
für Führungskräfte Nationaler <strong>Olympische</strong>r<br />
Komitees aus frankophonen afrikanischen<br />
Ländern Ende September ihre Heimreise<br />
an.<br />
Eindrücke sammelten die Gäste u.a. im Haus<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Sports, der DOSB-Hauptverwaltung,<br />
in der <strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule<br />
und der Trainerschule in Köln, bei der<br />
Nationalen Anti-Doping-Agentur, beim<br />
Internationalen Paralympics Komitee, der<br />
Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe, dem <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sport- und Olympiamuseum, der<br />
59
DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach (Mitte) mit den Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern der DOSB-Fortbildung für afrikanische Topmanager.<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sport-Marketing, der Stiftung<br />
<strong>Deutsche</strong> Sporthilfe und dem <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Institut. Zu den Höhepunkten<br />
ihres Aufenthalts in Deutschland zählte aber<br />
gewiss auch der Besuch des Finales der<br />
Hockey-WM in Mönchengladbach und das<br />
dortige Zusammentreffen mit IOC-Präsident<br />
Dr. Jacques Rogge und IOC-Vizepräsident<br />
und DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach. Dr.<br />
Bach nahm auch am Abschlussabend des<br />
Seminars teil, konnte sich dort vom Erfolg<br />
der Maßnahme überzeugen und zugleich<br />
den Dank der teilnehmenden NOK-Delegierten<br />
entgegennehmen. In ersten Bilanzen<br />
reagierten die Kolleginnen und Kollegen<br />
sehr positiv auf das unter der Federführung<br />
der Internationalen Abteilung des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbundes organisierte<br />
und mit Hilfe des Auswärtigen Amtes<br />
und des IOC (Olympic Solidarity) finanzierte<br />
Seminar. "Die Veranstaltung war hochinteressant,<br />
insbesondere was die unterschiedlichen<br />
Strukturen und das Zusammenwirken<br />
der verschiedenen Organisation des Sports<br />
in Deutschland anbelangt", lobte Naidji<br />
Mohamed Noureddine aus Algerien. Beeindruckt<br />
zeigten sich viele Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer <strong>von</strong> den deutschen Marke-<br />
Dankbare Sportlerinnen und Sportler bei der Einweihung ihres wiederhergestellten<br />
Sportplatzes in der iranischen Erdbebenstadt Bam.<br />
60<br />
tingprogrammen,<br />
der Zusammenarbeit<br />
mit den Ministerien,<br />
der Trainerschule<br />
und dem <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportmuseum.<br />
Natürlich<br />
sei es schwierig, das<br />
neu gewonnene<br />
Wissen quasi 1:1 auf<br />
die Verhältnisse in<br />
Afrika zu übertragen,<br />
gleichwohl<br />
habe die Reflexion<br />
über die ausdifferenziertenOrganisationen<br />
und Aktivitäten die Umsetzung viele<br />
Ideen für ihre Heimatländer provoziert,<br />
ergänzt Sylvie Hatungimana, Generalsekretärin<br />
des NOK aus Burundi. Auf konkrete<br />
Umsetzungsschritte angesprochen erklärt<br />
Leonard Nduwayo, der Präsident des gleichen<br />
Komitees, die Gründung einer Sportstiftung,<br />
einer Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Akademie und einer Trainerschule zu Zielen<br />
seiner Organisation. Beeindruckt waren<br />
zahlreiche Offizielle jedoch nicht zuletzt<br />
auch <strong>von</strong> der deutschen Breitensportbewegung<br />
und den deutschen Talentförder-<br />
Programmen. Hier sahen sie enormes<br />
Entwicklungspotenzial in ihren Herkunftsländern.<br />
Fasst man den Tenor der anonymisiert<br />
abgegebenen Auswertungsbögen der<br />
Teilnehmer zusammen, so konnte der<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund als Gastgeber<br />
den Erwartungen offensichtlich erneut<br />
voll und ganz entsprechen. "Ganz abgesehen<br />
vom inhaltlichen Input und vom<br />
Fachwissen und Know-how, das wir den<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit auf<br />
den Weg geben durften, wird auch die<br />
Tatsache honoriert, im wohlhabenden<br />
Europa eine Plattform zum gegenseitigen,<br />
innerafrikanischen Austausch geschaffen zu<br />
haben", erklärte<br />
DOSB-Abteilungsleiterin<br />
Katrin Merkel.<br />
<strong>Der</strong> DOSB wirke hier<br />
ganz im Sinne und<br />
Dienste der olympischen<br />
Idee <strong>von</strong><br />
friedlichem Austausch,<br />
Solidarität<br />
und Völkerverständigung.<br />
Auch in den<br />
kommenden Jahren<br />
soll die Intensivie-<br />
rung der Kooperation<br />
mit afrikanischen<br />
Ländern deshalb<br />
ganz oben auf der Agenda der internationalen<br />
Arbeit des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes stehen. "Aus dem Führungskräfteseminar<br />
im Frühjahr 2005 resultierten<br />
in diesem Jahr zehn Projekte mit englischsprachigen<br />
Ländern in Afrika. Wir würden<br />
uns freuen, wenn der Erfolg des soeben zu<br />
Ende gegangene Seminars auch in dieser<br />
Hinsicht zum Ausdruck käme", wünscht sich<br />
Katrin Merkel, die die Gäste während des<br />
Aufenthalts in Deutschland begleitete.<br />
Internationale Solidarität<br />
Dank für in der Vergangenheit praktizierte<br />
Solidarität erreichte in diesen Tagen die<br />
internationale Abteilung des DOSB. In der<br />
iranischen Stadt Bam, die im Dezember<br />
2003 <strong>von</strong> einem verheerenden Erdbeben<br />
heimgesucht worden war, ist in diesem<br />
Sommer im Beisein des Generalsekretärs des<br />
NOK für Iran, Ali Kaffashian, der Pressechefin<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Botschaft in Teheran,<br />
Susanne Riegraf sowie zahlreicher Sportler<br />
und Würdenträger das wieder hergerichtete<br />
städtische Fußballstadion eingeweiht<br />
worden. "Wir sind sehr dankbar für den<br />
großzügigen Beitrag, den viele Länder zum<br />
Wiederaufbau geleistet haben. Das war eine<br />
großartige Geste im Geiste der Solidarität<br />
der <strong>Olympische</strong>n Familie und der internationalen<br />
Sportorganisationen", sagte Ali<br />
Kaffashian. <strong>Der</strong> Wiederaufbau der Anlage<br />
wurde im Jahr 2004 vom deutschen Sport<br />
mit einer Summe <strong>von</strong> 20.000 Euro aus nicht<br />
genutzten Mitteln der Olympiabewerbung<br />
2012 unterstützt. Weltweit waren in Sportorganisationen<br />
Mittel in Höhe <strong>von</strong> 80.000<br />
Euro für die Wiederherstellung des 5000 m 2<br />
umfassenden Areals mit Trainingsgelände,<br />
Umkleidekabinen, Duschen etc. gespendet<br />
worden. Es wird sowohl für den Schul- als<br />
auch für den Vereinssport genutzt.<br />
Guyana, Swasiland, Paraguay, die Mongolei,<br />
Malawi und Laos waren und sind derzeit<br />
Einsatzorte deutschen Sportexperten. Günter<br />
Zittel, Herbert Swoboda, Günter Felbinger,<br />
Gerd Nottelmann, Uwe Knapp und Malcolm<br />
James Langham widmen sich in diesen<br />
Zielländern der Sportentwicklung in den
Sportarten Fußball, Leichtathletik, Schwimmen,<br />
Schießen und Tischtennis. Ihre Projekte<br />
werden aus Mitteln des Auswärtigen Amts<br />
finanziert. Sie kommen zur Förderung <strong>von</strong><br />
Sportbeziehungen mit Ländern der Dritten<br />
Welt im Rahmen der Auswärtigen Kulturpolitik<br />
zum Einsatz. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
Sportbund koordiniert die Entsendung der<br />
deutschen Experten in jeweils enger Zusammenarbeit<br />
mit den deutschen Fachverbänden<br />
und den zuständigen Partnern in den<br />
Entwicklungsländern. In der Regel handelt es<br />
sich in diesem Herbst um Folgeprojekte<br />
bereits begonnener Maßnahmen. Im Mittelpunkt<br />
stehen die Traineraus- und -fortbildung,<br />
die Popularisierung <strong>von</strong> Sportarten<br />
und die Vermittlung <strong>von</strong> sportwissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen. Die deutschen Experten<br />
führen in der Regel auch umfangreiche<br />
Spenden, bestehend aus Sportgeräten,<br />
Trikots und Ausrüstung mit sich.<br />
Europäische Sportminister<br />
tagten in Moskau<br />
Am 20. und 21. Oktober 2006 fand das 17.<br />
Informelle Treffen der Europäischen Sportminister<br />
des Europarats in Moskau statt.<br />
Bernhard Schwank, Leistungssportdirektor<br />
des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
und Katrin Merkel, Leiterin der DOSB-<br />
Abteilung Internationales, zählten zu den<br />
Mitgliedern einer deutschen Delegation, die<br />
an der Veranstaltung teilnahm.<br />
Die Abordnung unter der Leitung des<br />
Parlamentarischen Staatssekretärs im<br />
Bundesministerium des Innern, Dr. Christoph<br />
Bergner MdB, folgte einer Einladung<br />
des Leiters der Russischen Föderalen Agentur<br />
für Köperkultur und Sport, Vyatscheslav<br />
Fetisov.<br />
Hauptthemen der Konferenz waren die<br />
Umsetzung der Europäischen Sportcharta in<br />
den Mitgliedsstaaten des Europarats, die<br />
Fortsetzung der sportpolitischen Zusammenarbeit<br />
unter dem Dach des Europarats<br />
und die Dopingbekämpfung. Ein weiterer<br />
Tagesordnungspunkt betraf die Beziehungen<br />
zur Welt-Anti-Doping-Agentur und die<br />
Ernennung europäischer Vertreter in ihre<br />
Gremien. So wurde mit dem französischen<br />
Sportminister Lamour ein europäischer<br />
Kandidat aus Regierungskreisen für die<br />
Wahl des Vize-Vorsitzenden der Welt-Anti-<br />
Doping-Agentur WADA nominiert.<br />
Einen Tag vor der Zusammenkunft der<br />
Sportminister fand ein Treffen der DOSB-<br />
Vertreter mit hochrangigen Repräsentanten<br />
des Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees für<br />
Russland statt.<br />
Die Europäischen Sportminister verfolgen<br />
im Europarat das Ziel den Sport und seine<br />
sozialen und gesundheitlichen Wirkungen<br />
zu entwickeln bzw. europaweit Voraussetzungen<br />
dafür zu verbessern. In der Vergangenheit<br />
wurden hierzu mit Konventionen<br />
gegen Doping und Zuschauergewalt, mit<br />
einem Breitensport-Konzept und der europäischen<br />
Sportcharta eine Reihe <strong>von</strong><br />
Grundsatzdokumenten verabschiedet. Im<br />
Internet-Portal des Europarates können<br />
weitere Initiativen der Sportminister der 49<br />
Signatarstaaten des Europäischen Kulturabkommens<br />
der europäischen Zusammenarbeit<br />
in sportlichen Belangen nachgelesen<br />
werden.<br />
Internationale China-<br />
Konferenz der deutschen<br />
Sporthochschule<br />
"Sport in China", so lautete der Titel einer<br />
internationalen Konferenz, die vom 19. bis<br />
21. Oktober 2006 an der <strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule<br />
Köln stattfand. Ziel der Konferenz<br />
war es, Vertretern aus Sport, Wissenschaft,<br />
Wirtschaft und Politik, die Verantwortung<br />
für die Vorbereitung der deutschen<br />
Aktiven tragen, gezielte Informationen und<br />
umfassendes Orientierungswissen zu vermitteln.<br />
Hervorragende Chinakenner und<br />
hochkarätige chinesische Wissenschaftler<br />
behandelten in einem interkulturellen und<br />
interkontinentalen Dialog sowohl Tradition<br />
und Mentalität der chinesischen Kultur als<br />
auch aktuelle Entwicklungen der Wirtschaft,<br />
des Sports und der chinesischen Medien.<br />
Die Konferenz fand anlässlich des 25jährigen<br />
Bestehens der Hochschulpartnerschaft<br />
mit der Sport-Universität Peking<br />
statt. Zu den Referenten zählten mit Prof.<br />
Dr. Helmut Digel (Uni Tübingen) Dr. Andreas<br />
Höfer (<strong>Deutsche</strong>s <strong>Olympische</strong>s Institut), Prof.<br />
Dr. Andreas Guder (FU Berlin), Prof. Dr.<br />
Holger Preuß (Uni Mainz) und Karl-Hermann<br />
Haack (Präsident NPC) auch einige<br />
China-Experten des deutschen Sports. Das<br />
vollständige Programm kann im Internet<br />
nachgelesen werden.<br />
Liste der verbotenen Substanzen<br />
und Techniken 2007<br />
Das Exekutiv-Komitee der Welt-Anti-<br />
Doping-Agentur (WADA) hat die Liste der<br />
im Sport verbotenen Substanzen und<br />
Methoden für das Jahr 2007 verabschiedet.<br />
Wie bereits im Vorjahr handelt es sich um<br />
eine Fortschreibung mit nur geringfügigen<br />
Änderungen, heißt es dazu auf der Homepage<br />
der Agentur. Die Liste ist ab dem 1.<br />
Oktober 2006 online verfügbar und wird ab<br />
1. Januar 2007 in Kraft treten. Sie ist eines<br />
der Schlüsselinstrumente bei der Harmonisierung<br />
des internationalen Kampfes gegen<br />
Doping, erklärte der Präsident der WADA,<br />
Richard W. Pound. Die Aufstellung und<br />
Weiterführung des Dokuments erfordere ein<br />
sorgfältiges und abgestimmtes Vorgehen.<br />
Die WADA verweist auf die nach wie vor<br />
gültigen Grundsätze aus dem Jahre 2004.<br />
Dann, wenn eine Substanz oder Technik<br />
zwei <strong>von</strong> drei der Kriterien "Leistungssteigerung",<br />
"Gesundheitsbeeinträchtigung" und<br />
"Verstoß gegen den Geist des Sports" erfüllt,<br />
kann sie in der o.g. Liste aufgenommen<br />
werden. Dass dies nicht unbedingt ein Muss<br />
ist, zeigt die Diskussion um die, Höhentrainingsverhältnisse<br />
simulierenden, Unterdruckkammern.<br />
Das Exekutiv-Komitee der<br />
WADA bestätigte und verabschiedete die<br />
Empfehlung seines wissenschaftlichen<br />
Komitees , Unterdruck-Kammern zunächst<br />
nicht auf der Liste der verbotenen Substanzen<br />
und Techniken zu plazieren, was zuvor<br />
geplant war und obwohl diese leistungssteigernd,<br />
unter bestimmten Aspekten gesundheistgefährdend<br />
und in gewisser Weise<br />
auch gegen den Geist des Sports verstoßen.<br />
Weitere wissenschaftliche und ethische<br />
Untersuchungen, insbesondere auch im<br />
Hinblick auf die Wirkungen auf die Gesundheit<br />
der Aktiven, seien in Auftrag gegeben<br />
worden. Auch die Medizinische Kommission<br />
des IOC sei gebeten worden, sich des Sachverhaltes<br />
anzunehmen. Die WADA selbst<br />
unterstützt im Jahr 2006 weltweit 25<br />
Forschungsprojekte im Wert <strong>von</strong> 5,4 Millionen<br />
US-Dollar. Ihr Haushaltsentwurf 2007<br />
weist ein Jahresbudget <strong>von</strong> 23 Millionen<br />
US-Dollar auf. Die Agentur berichtet überdies<br />
<strong>von</strong> einer grundlegenden Überarbeitung<br />
des Welt-Anti-Doping-Codes. Drei<br />
Jahre nach seiner Verabschiedung soll es im<br />
November 2007 auf der Dritten Weltkonferenz<br />
gegen Doping im Sport in Madrid zur<br />
Vorlage einer Neufassung kommen.<br />
61
<strong>Olympische</strong> Spiele<br />
Peking 2008<br />
"Ein großes Land trägt große<br />
Verantwortung" - WADA-<br />
Chef Pound appellierte an<br />
China und BOCOG<br />
Die Organisatoren der <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />
Peking 2008 und die Weltagentur für Anti-<br />
Doping WADA sind sich einig über die<br />
notwendige Aufmerksamkeit, die dem Anti-<br />
Doping-Kampf bei <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />
gewidmet werden sollte. Das wurde im<br />
Richard Pound<br />
Anschluss an ein Meeting zwischen Yang<br />
Shu' an, Vizepräsident <strong>von</strong> BOCOG und<br />
WADA-Präsident Richard Pound in Peking<br />
festgehalten. Bei dem Zusammentreffen<br />
wurden Erkenntnisse ausgetauscht und<br />
künftige Formen der Zusammenarbeit im<br />
Anti-Doping-Bereich vereinbart, heißt es in<br />
einer Erklärung <strong>von</strong> BOCOG. "Als großes<br />
Land trägt China auch in dieser Hinsicht<br />
große Verantwortung" unterstrich Pound<br />
am Montag. Seinen dreitägigen Besuch in<br />
China bezeichnete er als wichtigste Reise<br />
seit seinem Amtsantritt als WADA-Präsident.<br />
<strong>Der</strong> Aufenthalt führte ihn auch mit dem<br />
Vorsitzenden der Anti-Doping-Kommission<br />
des chinesischen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />
Duan Shijie zusammen. Am Nationalen<br />
62<br />
Doping-Test-Center informierte sich IOC-<br />
Mitglied Pound über die Vorbereitungen auf<br />
die <strong>Olympische</strong>n Spiele. Darüber hinaus<br />
erhielt Pound im Rahmen seines Aufenthaltes<br />
in China den Ehrendoktor der Sport-<br />
Universität Peking. Die Rede, die er anlässlich<br />
der Verleihung der Ehrendoktorwürde<br />
hielt, steht im Internet auf der Seite der<br />
Welt-Anti-Doping-Agentur zum Download<br />
zur Verfügung.<br />
DOSB-Scouts berichten über<br />
Stand der Vorbereitungen<br />
Peking, Hong Kong und Qindao, die Hauptschauplätze<br />
der <strong>Olympische</strong>n Spiele, waren<br />
im September auch Reiseziele einer fünfköpfigenVorbereitungsgruppe<br />
des<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes.<br />
Zum zweiten Mal im<br />
Vorfeld des Großereignisses<br />
im Jahre<br />
2008 suchte eine<br />
Delegation <strong>von</strong><br />
DOSB-Verantwortlichen<br />
die olympischenWettkampfstätten<br />
auf. Dabei<br />
hatten sie Gelegenheit,<br />
vor Ort den<br />
aktuellen Stand der<br />
Vorbereitungen zu<br />
prüfen. In intensiven<br />
Meetings mit dem<br />
Organisationskomitee<br />
der Spiele<br />
(BOCOG) wurden die<br />
für die Olympia-Vorbereitung relevanten<br />
Fragen zu den Kernbereichen Akkreditierung,<br />
Unterbringung, Transport-Logistik,<br />
Rate Card (Ausstattung),<br />
<strong>Olympische</strong>s<br />
Dorf, Protokoll und<br />
Olympiagäste<br />
erörtert. Die Erkenntnisse<br />
liefern<br />
zwei Jahre vor<br />
Beginn der <strong>Olympische</strong>n<br />
Sommerspiele<br />
2008 wichtige<br />
Grundlagen für die<br />
organisatorische<br />
und sportfachliche<br />
Vorbereitung der<br />
deutschen Olympiamannschaft."Allge-<br />
mein kann man allen drei Städten einen<br />
sehr zufrieden stellenden Planungsstand<br />
attestieren", erklärte Delegationsleiterin<br />
Sabine Krapf, Leiterin der Abteilung <strong>Olympische</strong>r<br />
Spitzensport des DOSB. In Peking<br />
stand die Besichtigung <strong>von</strong> insgesamt 20<br />
Wettkampfstätten inklusive <strong>Olympische</strong>m<br />
Dorf auf dem Programm. "Wohl kaum eine<br />
Olympiastadt hat sich in einem so frühen<br />
baulichen Zeitplan und Fertigungszustand<br />
<strong>von</strong> Wettkampfstätten befunden", urteilt<br />
Jörg Ziegler, Geschäftsführer des Bereichs<br />
Leistungssport des DOSB. Größe, Einrichtungen<br />
und technisches Design der im Neubau<br />
befindlichen Wettkampfstätten seien<br />
uneingeschränkt beeindruckend, alle Neuund<br />
Renovierungsbauten voll im Zeitplan<br />
oder diesem weit voraus. Bis zu den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen sind insgesamt 42 Test-Events<br />
geplant. Zwei fanden bereits 2006 im<br />
Segeln und Softball statt, 26 Test-Events<br />
werden in 2007 folgen und 14 weitere in<br />
2008.<br />
In seinen Umrissen bereits erkennbar ist<br />
auch das <strong>Olympische</strong> Dorf <strong>von</strong> Peking. Bei<br />
Fertigstellung im Dezember 2007 wird es<br />
über insgesamt 42 Wohngebäude verfügen:<br />
22 sechsstöckige Häuser und 20<br />
Neunstöckige. Die <strong>Olympische</strong>n Reitwettbewerbe<br />
werden auf dem Gelände des<br />
Hong Kong Jockey Clubs "Penfold Park"<br />
sowie auf einem Golfplatz (Geländestrecke<br />
für Vielseitigkeit) abgehalten. Auch hier<br />
trafen die DOSB-Scouts, unter ihnen auch<br />
Achim Bueble (Abteilungsleiter Bildung<br />
und <strong>Olympische</strong> Erziehung), Thomas Sinsel<br />
(Leiter Sommersport/BL) und Sabine Zöll<br />
(Referentin <strong>Olympische</strong>r Spitzensport), auf<br />
hochmoderne Einrichtungen, wenngleich<br />
sich die eigentlichen olympischen Wettkampf-<br />
und Trainingsstätten sowie Stallanlagen<br />
dort noch im Planungsstadium<br />
befinden. Ein <strong>Olympische</strong>s Dorf wird es in<br />
Mit einem futuristisch anmutenden Design erstrahlt das Schwimmstadion<br />
<strong>von</strong> Peking 2008, hier im Architektenmodell.
Hong Kong genauso wenig geben wie in<br />
Qingdao, der Wettkampfstätte der Segelwettbewerbe.<br />
Die Anlagen in Qingdao sind<br />
bereits so gut wie fertig gestellt und<br />
genügen allerhöchsten Ansprüchen. Lediglich<br />
das Hotel (Intercontinental) für die<br />
Athleten- und Offiziellenunterkünfte<br />
befindet sich noch im Bau. Auf der Anlage<br />
fand Ende August eine Internationale Test-<br />
Regatta in mehreren olympischen Bootsklassen<br />
statt. <strong>Der</strong> Organisation, insbesondere<br />
in den Bereichen Transport und<br />
Logistik, wurden <strong>von</strong> allen Seiten höchstes<br />
Lob ausgesprochen. Leichte Kritik wurde<br />
nur am Segelrevier selbst geäußert, das für<br />
eher leichte Winde aber dafür schwierige<br />
Strömungsverhältnisse bekannt ist. Professionell<br />
sei hingegen die Olympia-Werbung,<br />
die sich vom Flughafen bis hin in die Stadt<br />
zeigte. Qingdao verfügt über eine sportund<br />
segelbegeisterte Bevölkerung, die<br />
schon während des Test-Events für eine<br />
olympiareife Atmosphäre sorgte. So sind es<br />
lediglich die Bereiche Transport und Klima,<br />
die der kleinen DOSB-Delegation größeres<br />
Kopfzerbrechen bereiteten. Nach derzeitiger<br />
Gesetzeslage dürfen Ausländer in<br />
China kein Fahrzeug selbst führen, bevor<br />
sie eine spezielle Prüfung für den Erhalt<br />
einer Sonder-Fahrerlaubnis ablegen.<br />
Aufgrund heftiger Interventionen diverser<br />
NOKs und vor allem seitens der Medienvertreter<br />
wird im November 2006 hierzu<br />
jedoch eine Regierungsentscheidung<br />
erwartet. Die größte Herausforderung wird<br />
dann das im August 2008 in Peking zu<br />
erwartende Klima darstellen. Smog, hohe<br />
Luftverschmutzung und extreme Hitze<br />
werden vor allem die Ausdauersportler<br />
extremen Belastungen aussetzen. stellen<br />
und die sportfachlichen und sportmedizinischen<br />
Planungen in Trainingsvorbereitung<br />
und einer kurzen, aber ausreichenden<br />
Akklimatisierungsphase in Peking stark<br />
beeinflussen. Und auch für Reiter und<br />
Pferde in Hong Kong werden die klimatischen<br />
Verhältnisse eine besondere Rolle<br />
spielen. Im August sind dort Tagestemperaturen<br />
<strong>von</strong> über 30 Grad und eine sehr<br />
hohe Luftfeuchtigkeit zu erwarten.<br />
Erstes Welt-Presse-Briefing<br />
Liu Qi, Präsident des Organisationskomitees,<br />
hat Ende September vor mehr als 300<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei der<br />
Eröffnung des 1. Welt-Presse-Briefings die<br />
Unterstützung der Medien bei der Berichterstattung<br />
<strong>von</strong> den Spielen der IXX. Olym-<br />
piade Peking 2008 zugesichert und effiziente<br />
Dienstleistungen zugesagt. „Die <strong>Olympische</strong><br />
Geschichte zeigt, dass die Entwicklung<br />
der modernen <strong>Olympische</strong>n Spiele eng mit<br />
den Medien verknüpft ist", sagte Liu. Sie<br />
hätten eine wichtige Rolle bei der Verbreitung<br />
des <strong>Olympische</strong>n Geistes gespielt, zum<br />
Verständnis zwischen den Gastgebern und<br />
den teilnehmenden Ländern beigetragen<br />
und er erhoffe sich <strong>von</strong> ihnen auch einen<br />
wichtigen Beitrag zum Erfolg der Spiele in<br />
Peking.<br />
Liu, der zugleich Mitglied des Politikbüros<br />
der Kommunistischen Partei und Generalsekretär<br />
des Pekinger Parteibüros ist, erklärte<br />
weiter, dass die chinesische Regierung<br />
basierend auf den in der Bewerbung geleisteten<br />
Zusagen, gesetzliche Bestimmungen<br />
und Regularien erlassen werde, die die<br />
Nachrichtenübermittlung ausländischer<br />
Medien während der <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />
entlang der üblichen Gepflogenheiten bei<br />
dieser Veranstaltung erleichterten.<br />
Sie beträfen u.a. Visa-Antragsverfahren und<br />
Olympiaakkreditierung, steuerfreie Einfuhr<br />
<strong>von</strong> technischem Equipment und Übertragungswagen,<br />
Beschäftigung <strong>von</strong> chinesischen<br />
Dienstleistern aber<br />
auch Fragen der Nachrichtenübermittlung<br />
selbst. Auch temporäre<br />
Fahrerlaubnisse wurden<br />
den Journalisten zugesagt.<br />
Die entsprechenden<br />
Gesetze sollen im Jahr<br />
2007 in Kraft treten. Ein<br />
in Aussicht gestellter<br />
Media-Guide soll alle für<br />
die Nachrichten-Produktion<br />
relevanten Sachverhalte<br />
rechtzeitig zusammenfassen.<br />
Was die Inhalte <strong>von</strong><br />
journalistischen Sendungen<br />
und Berichten<br />
anbelangt wurde der<br />
Zugang zu den nationalen<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
und zu den Mitgliedern<br />
des chinesischen Olympiateams<br />
zugesagt.<br />
Allerdings sind hierfür<br />
jeweils entsprechende<br />
Anträge an staatliche<br />
Behörden und die<br />
Pressekommission des<br />
chinesischen NOK zu<br />
richten. Wie gewohnt soll neben Haupt-<br />
Pressezentrum und Haupt-Fernsehzentrum<br />
auch für nicht-akkreditierte Medien wieder<br />
ein Medienzentrum installiert werden, um<br />
deren Arbeit während der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele in Peking zu erleichtern.<br />
Kevan Gosper, Vorsitzender der Presse-<br />
Kommission des Internationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitee, dankte den Verantwortlichen<br />
für ihr Engagement.<br />
Diplomatenbriefing<br />
Die <strong>Olympische</strong>n Spiele 2008 werden die<br />
Verbindungen zwischen China und der Welt<br />
intensiveren und beim Aufbau einer friedlichen<br />
und harmonischen Welt behilflich sein.<br />
Da<strong>von</strong> zeigte sich BOCOG-Präsident Liu Qi<br />
Ende September auch vor Diplomaten aus<br />
mehr als 110 Ländern überzeugt. Zugleich<br />
betonte er, dass die Vorbereitungen auf das<br />
Ereignis planmäßig verlaufen. Alle Einrichtungen<br />
sollen Ende 2007 fertig gestellt sein.<br />
Die Segelregattastrecke in Qingdao und das<br />
Softball-Stadion in Peking konnten bereits<br />
ersten internationalen Tests unterzogen<br />
werden. Während die Vermarktugnsaktivitä-<br />
Auch IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge zeigte sich im Oktober<br />
beeindruckt <strong>von</strong> den Bau-Fortschritten der Organisatoren der<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele Peking 2008. Angesichts der Tagung der IOC-<br />
Koordinierungskommission in Peking äußerte er darüber hinaus<br />
die Hoffnung, das Ereignis möge zu Verständnis und Frieden<br />
beitragen.<br />
63
ten ebenfalls angelaufen seien, befänden<br />
sich der <strong>Olympische</strong> Staffellauf und die<br />
Vorbereitung der Zeremonien in der Planung.<br />
Für das Freiwilligenprogramm für die<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele und die Paralympics<br />
haben sich schon 100.000 Interessenten<br />
gemeldet. Liu unterstrich, dass BOCOG<br />
erstklassige Konditionen für Athleten,<br />
Medien und Gäste anstrebe<br />
Neue Gedenkmünzen<br />
vorgestellt<br />
Zur Erinnerung an die Spiele der XXIX<br />
Olympiade Peking 2008 wurden Anfang<br />
September 2006 in der chinesischen Hauptstadt<br />
zwei weitere Sätze <strong>von</strong> Gedenkmünzen<br />
vorgestellt.<br />
In Peking vorgestellt: Neue Gedenkmünzen<br />
anlässlich der Spiele der XXIX Olympiade<br />
2008 Peking.<br />
Dabei handelt es sich einerseits um einen<br />
Satz bestehend aus Münzen einfacher<br />
Legierungen im Wert <strong>von</strong> einem Yuan und<br />
einem Satz <strong>von</strong> insgesamt sechs wertvolleren<br />
Münzen mit Gold- und Silberanteilen.<br />
Münzen aus beiden Sätzen sind legales<br />
Zahlungsmittel in der Volksrepublik China.<br />
Auf den einfacheren Münzen ist das Emblem<br />
<strong>von</strong> Peking 2008 zusammen mit dem<br />
Nationalstadion eingraviert . Von ihnen<br />
sollen insgesamt 10 Millionen in den<br />
Umlauf gelangen. Die Ansicht der Goldmünzen<br />
im Wert <strong>von</strong> 150 Yuan und der<br />
Silbermünzen im Wert <strong>von</strong> 10 Yuan pro<br />
Stück zeigt das Emblem der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele mitsamt traditioneller Symbolik. Ihre<br />
Stückzahl wurde auf 60.000 bzw. 160.000<br />
Gold bzw. Silbermünzen limitiert. Entsprechend<br />
einer Vereinbarung zwischen der<br />
chinesischen Nationalbank und BOCOG,<br />
64<br />
dem Organisationskomitee der Spiele<br />
werden in den Jahren 2007 und 2008 noch<br />
zwei weitere Sätze <strong>von</strong> Erinnerungsmünzen<br />
herausgegeben.<br />
Das numismatische Programm der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele begann 1952 in Helsinki. Seit<br />
dieser Zeit ist es mit seinem Bezug zu Sport,<br />
Kunst und Kultur der jeweiligen Gastgeberstadt<br />
fester Bestandteil der Spiele. Die<br />
Veranstalter der <strong>Olympische</strong>n Spiele Peking<br />
2008 haben das Münzprogramm, das neben<br />
Münzen auch Pins und Goldbarren umfasst,<br />
bereits mit der Vergabe der Spiele im Jahr<br />
2008 begonnen.<br />
Vancouver 2010<br />
Kreative Lösung der<br />
Unterbringungsfragen<br />
Winterspiele und Winterparalympics 2010<br />
erwägt das Organisationskomitee dieser<br />
Veranstaltung (VANOC) das Chartern eines<br />
Kreuzfahrt-Schiffes in Squamish.<br />
Das Konzept wurde der Pressekommission<br />
des Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />
(IOC) bei ihrem Jahresmeeting (Ende September)<br />
in Peking vorgestellt. In den nächsten<br />
Wochen soll es konkretisiert werden.<br />
Squamish wäre die ideale Verbindung<br />
zwischen den Wettkampfstätten in Vancouver<br />
und jenen in den Bergregionen <strong>von</strong><br />
Whistler, werben die VANOC-Verantwortlichen<br />
für ihre Idee. Ein Kreuzfahrtschiff<br />
würde erstklassigen Service und ebensolche<br />
Unterbringung gewährleisten und notwen-<br />
dige Flexibilität bei der Errichtung <strong>von</strong><br />
permanenten oder der Akquisition <strong>von</strong><br />
temporären Unterbringungen herstellen.<br />
Darüber hinaus sei diese Option umweltfreundlich<br />
und unterstütze die Politik der<br />
Nachhaltigkeit <strong>von</strong> VANOC. Entsprechende<br />
Vorverhandlungen mit Schiffahrtslinien<br />
würden geführt.<br />
VANOC ist für die Planung, Organisation und<br />
Durchführung der XXI <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />
und der X Paralympic Winterspiele<br />
2010 zuständig. Die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />
finden vom 12. bis 28. Februar 2010 in<br />
Vancouver und Whistler statt, die Winter-<br />
Paralympics vom 12. bis 21. März 2010.<br />
Paralympics Emblem<br />
veröffentlicht<br />
Winston Jerome Denkmal vor Kreuzfahrtschiff in Stanley Park, Vancouver.<br />
Winston Jerome war ein kanadischer Sprinter, der bei den<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen 1964 in Tokio Bronze gewann.<br />
An die Seite des seit einiger Zeit bekannten<br />
Emblems der <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />
2010 ist im September 2006 nun auch das<br />
Emblem der Paralympics Vancouver 2010<br />
getreten.<br />
Im Rahmen eines großen Freiluftkonzerts<br />
am 17. September 2006 in Whistler wurde<br />
das Emblem vor tausenden <strong>von</strong> Zuschauern<br />
enthüllt. Die eindrucksvolle Kulisse aus<br />
Küstenwald und Bergen, in der diese<br />
Veranstaltung stattfand, hatte, was Farbgebung<br />
und Linienführung anbelangt, zugleich<br />
Pate für das neue Logo gestanden.<br />
Es steht unter dem Motto "Man Becomes<br />
Mountain". Neben der natürlichen Schönheit<br />
der Bergregion <strong>von</strong> Whistler nimmt es<br />
Bezug auf den menschlichen Körper, den<br />
Lauf der Sonne und<br />
die Stärke der<br />
Paralympics-<br />
Athleten, heißt es<br />
in einer Pressemeldung<br />
des Organisationskomitees<br />
(VANOC). VANOC-<br />
Chef John Furlong<br />
zeigte sich überzeugt,<br />
dass Kanada<br />
sein Bestes für die<br />
Paralympics geben<br />
werde. "Das Emblem,<br />
das den<br />
Athleten in der<br />
Natur darstellt,<br />
symbolisiert die<br />
Vision Vancouvers<br />
exzellente, nachhal-
tige und innovative <strong>Olympische</strong> Spiele und<br />
Paralympics zu geben."<br />
Bereits im Frühjahr 2005 war eine Inuit-<br />
Skulptur mit dem Namen Ilanaaq, dem Inuit<br />
Wort für Freund, als Emblem der <strong>Olympische</strong>n<br />
Winterspiele 2010 vorgestellt worden.<br />
Sie ist ein Synonym für Freundschaft,<br />
Gastfreundlichkeit, Stärke, Teamwork und<br />
die Weite des Landes und darüber hinaus<br />
eine zeitgenössische Interpretation des<br />
"Inukshuk", einer steinernen Skulptur. Sie<br />
wurde <strong>von</strong> den Inuit als Wegweiser in Eis<br />
und Schnee benutzt. "Über die Generationen<br />
hinweg wurden Inukshuk zu Symbolen<br />
<strong>von</strong> Hoffnung, Freundschaft und Ausdruck<br />
der Gastfreundlichkeit einer Nation, die<br />
Menschen aus aller Welt mit offenen Armen<br />
empfängt", hieß es in einer Pressemitteilung<br />
des Organisationskomitees (VANOC) vom<br />
23.04.2005. Die Steinformationen sind im<br />
ganzen Land <strong>von</strong> der Küste bis zu den<br />
Bergen anzutreffen.<br />
Auch dieses Logo bringt die tiefe Verbindung<br />
der Kanadier zu ihrer atemberaubenden<br />
Umwelt zum Ausdruck. Es bildet fünf<br />
Steine in lebhaften Farben ab, die man<br />
sowohl in Natur und Umwelt der Region<br />
Vancouver-Whistler wieder findet als auch<br />
in ganz Kanada. Grün und Blau repräsentieren<br />
Küste, Wald, Berge und Inseln. Rot steht<br />
für Kanadas traditionelles Symbol das<br />
Ahornblatt und das Gold weckt Erinnerungen<br />
an die brillanten Sonnenaufgänge, die<br />
zur malerischen Silhouette <strong>von</strong> Vancouvers<br />
Skyline und der schneebedeckten Berggipfel<br />
beitragen.<br />
"Ilanaaq ist vor allem ein Teamplayer", sagt<br />
John Furlong, Vorstandsvorsitzender des<br />
Organisationskomitees der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele und der Paralympics Vancouver 2010<br />
(VANOC). "So wie VANOC auf die Partnerschaft<br />
und die gemeinsame Vision der<br />
Spiele vertraut, so tut es auch unser Logo.<br />
Jeder Stein baut auf den anderen zugunsten<br />
des Ganzen. Zusammen wird Ilanaaq zu<br />
einem Symbol der Stärke, der Vision und des<br />
Teamworks, das uns den Weg weist und die<br />
Welt in Kanada willkommen heißt."<br />
VANOC sichert<br />
Nachhaltigkeit zu<br />
Proteste haben das Organisationskomitee<br />
der <strong>Olympische</strong>n Winterspiele und der<br />
Winter-Paralympics 2010 in Vancouver<br />
(VANOC) zu einer aktuellen Stellungnahme<br />
veranlasst.<br />
Dabei wurde eine solide Finanzierung, ein<br />
verantwortungsvoller Umgang mit der<br />
Natur sowie soziale und ökonomische<br />
Nachhaltigkeit bei der Planung und Durchführung<br />
der <strong>Olympische</strong>n Winterspiele in<br />
Vancouver und Whistler zugesichert. "Wir<br />
akzeptieren die Tatsache, dass unser Vorhaben<br />
kritisiert wird, aber wir hoffen auch,<br />
dass diese Kritik konstruktiv und nicht allein<br />
politisch motiviert oder destruktiv ist," sagte<br />
VANOC-Exekutiv-Direktor John Furlong und<br />
ergänzte. "Wir sind es den Menschen <strong>von</strong><br />
British Columbia und in ganz Kanada<br />
schuldig die bestmöglichen Spiele zu<br />
organisieren und wir werden es nicht<br />
zulassen, unser Projekt <strong>von</strong> Neinsagern<br />
boykottieren zu lassen, die uns ohnehin nie<br />
unterstützen werden".<br />
Näheres über Nachhaltigkeit, Finanzierung,<br />
Transparenz und Sicherheitskonzept der<br />
<strong>Olympische</strong>n Winterspiele und Winter-<br />
Paralympics Vancouver 2010.<br />
Gestaltung des Maskottchens<br />
Sie werden die Olympia- und Paralympics-<br />
Teilnehmer begrüßen. Sie werden das<br />
beliebteste Fotomotiv unter den Zuschauern<br />
und das begehrteste Mitbringsel für Familie<br />
und Freunde sein. Sie werden in Form <strong>von</strong><br />
Spielzeugen, T-Shirts, Pins und Dutzenden<br />
<strong>von</strong> anderen Formen auftreten. Und Sie<br />
warten darauf <strong>von</strong> jemandem erfunden zu<br />
werden: Die Maskottchen für die <strong>Olympische</strong>n<br />
Winterspiele Vancouver 2010.<br />
Am 28. September 2006 hat das Organisationskomitee<br />
der <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />
2010 die weltweite Suche nach den Figuren<br />
mit potenziellem Kultstatus begonnen.<br />
Künstlerinnen und Künstlern auf dem ganzen<br />
Globus bietet sich die Chance ihres Lebens.<br />
Dem ausgewählten Designer ist weltweite<br />
Anerkennung sicher, denn das Maskottchen<br />
wird an prominenter Stelle hunderte <strong>von</strong><br />
Publikationen, Werbeartikel und Internetseiten<br />
verschönern. Darüber hinaus werden sie<br />
als Botschafter der <strong>Olympische</strong>n Spiele in<br />
zahllosen Filmen und Videos und bei ebenso<br />
vielen Veranstaltungen auftreten.<br />
"Das oder die Maskottchen <strong>von</strong> Vancouver<br />
wird zu den buntesten Persönlichkeiten der<br />
Spiele zählen und unsere Nation unsere<br />
Kultur und unsere Werte darstellen", sagte<br />
An ihnen kommt niemand vorbei: Die Maskottchen für die <strong>Olympische</strong>n Spiele, für die wieder<br />
kreative Designer gesucht werden.<br />
65
VANOC-Generaldirektor John Furlong und<br />
ergänzte: "Besonders für Kinder werden sie<br />
zu liebenswerten Ikonen werden, die unsere<br />
Spiele und unser Land auf der Weltbühne<br />
präsentieren. Noch wissen wir nicht wie sie<br />
aussehen, aber wir suchen die allerbesten<br />
Ideen und Entwürfe."<br />
Künstlerinnen und Künstler, die sich aufgefordert<br />
fühlen finden eine Ausschreibung<br />
auf einer speziellen Seite der VANOC-<br />
Homepage (http://www.vancouver<br />
2010.com/mascot). Das Verfahren richtet<br />
sich an Spezialisten und Profis für Illustration,<br />
Animation, Graphik-Design, Kunst und<br />
verwandte Gebiete. Vorschläge werden vom<br />
28. September bis zum 1. November 2006<br />
entgegengenommen.<br />
In der offiziellen Ausschreibung ist im<br />
Übrigen immer wieder auch Münchens<br />
Olympiadackel "Waldi" zu sehen, aber auch<br />
Montreals Biber Amik, Calgarys Hidy und<br />
Howdy, Barcelonas Kobi und viele andere<br />
Maskottchen, die menschliche, tierische,<br />
mythische oder imaginäre Züge tragen,<br />
leben noch einmal auf.<br />
<strong>Olympische</strong> Visionen<br />
Nicht allein die bayerische Landeshauptstadt<br />
München, die Hansestadt Hamburg<br />
und die Bundeshauptstadt Berlin, sondern<br />
auch das kleine Qatar, nur halb so groß wie<br />
Hessen, beschäftigt sich mit olympischen<br />
Plänen. Folgt man dem sportinformationsdienst<br />
(Meldung vom 28.09.2006) so erwägt<br />
das arabische Land neben Rio de Janeiro,<br />
Busan (Südkorea), Madrid, Neu Delhi, Tokio,<br />
Dubai und einem voraussichtlichen Bewer-<br />
66<br />
ber der USA eine Bewerbung um die<br />
Ausrichtung der <strong>Olympische</strong>n Spiele.<br />
"Wir haben unser Interesse signalisiert", wird<br />
der Sprecher des Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitees <strong>von</strong> Qatar zitiert. Im Dezember<br />
wird der mit Erdgas reich gewordene Staat<br />
die Asienspiele ausrichten. In Infrastruktur<br />
und hochmoderne Sportstätten seien bereits<br />
vier Milliarden Dollar investiert worden.<br />
Unter dem Titel "Imagegewinn durch<br />
Sportevents" informiert auch Rainer Hermann<br />
im frei zugänglichen Internet-Angebot<br />
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung<br />
über die "olympischen" Ambitionen des<br />
Wüstenstaates.<br />
Die Vergabe der <strong>Olympische</strong>n Spiele 2016<br />
erfolgt im Sommer 2009. Die kommenden<br />
<strong>Olympische</strong>n Sommerspiele finden 2008 in<br />
Peking und 2012 in London statt.<br />
Eurosport überträgt<br />
Europäische <strong>Olympische</strong><br />
Jugendspiele 2007<br />
Erstmals in ihrer Geschichte werden die<br />
Europäischen <strong>Olympische</strong>n Jugendspiele im<br />
Jahr 2007 ausführlich im Fernsehen übertragen.<br />
Darüber informiert die Vereinigung<br />
der Europäischen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />
(EOC) in einer aktuellen Mitteilung. <strong>Der</strong><br />
Präsident des 2009 gastgebenden polnischen<br />
NOK, Piotr Nurowski, habe mit<br />
Eurosport eine entsprechende Vereinbarung<br />
erzielen können, die bereits für das Jahr<br />
2007 gilt. In EOC-Kreisen wird dies als<br />
Meilenstein in der Entwicklung der Veran-<br />
Im November 2005 wurde in Qatars Hauptstadt Doha die größte Sporthalle der Welt<br />
eröffnet.<br />
staltung gewertet, die in der Öffentlichkeit<br />
noch weitgehend unbekannt ist.<br />
Die kommende Europäischen <strong>Olympische</strong>n<br />
Festivals der Jugend finden im Winter 2007<br />
in Jaca (Spanien) und im Sommer 2007 in<br />
Belgrad (Serbien) statt. Die EYOF 2009<br />
finden in Slask Beskidy/POL (Winter) und in<br />
Tampere / FIN (Sommer) statt. Die Auswahl<br />
der teilnehmenden Jugendlichen erfolgt<br />
über den <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund<br />
in enger Zusammenarbeit mit den<br />
teilnehmenden Fachverbänden.<br />
Mehr über die Europäischen <strong>Olympische</strong>n<br />
Jugendspiele auf folgender Seite:<br />
http://www.dosb.de/de/olympische-spiele/<br />
european-youth-olympic-festival/<br />
<strong>Olympische</strong> Erziehung<br />
DOSB-Vizepräsidenten beim<br />
Bundeswettbewerb Jugend<br />
trainiert für Olympia<br />
Eberhard Gienger, Vizepräsident Leistungssport<br />
des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
hat am 20. September 2006 gemeinsam<br />
mit der DOSB-Vizepräsidentin für<br />
Bildung und <strong>Olympische</strong> Erziehung Prof. Dr.<br />
Gudrun Doll-Tepper an der offiziellen<br />
Siegerehrung und Abschlussfeier des Schulsportwettbewerbs<br />
Jugend trainiert für<br />
Olympia mitgewirkt.<br />
Gienger war Pate der Sportart Gerätturnen.<br />
"Ich freue mich immer wieder, wenn ich in<br />
Berlin dabei sein kann. Das Engagement <strong>von</strong><br />
Schülern und Lehrern ist hier gleichermaßen<br />
bewundernswert", sagt der Turnweltmeister<br />
<strong>von</strong> 1974. Insgesamt 900.000 Schülerinnen<br />
und Schüler starten bundesweit im Wettbewerb<br />
der Schulen. Fußball ist mit 330.000<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern die<br />
beliebteste Sportart. An der großen Abschlussfeier<br />
in der Max-Schmeling-Halle<br />
nahmen neben Eberhard Gienger und Prof.<br />
Dr. Gudrun Doll-Tepper auch zahlreiche<br />
weitere Prominente teil. Zu ihnen zählt<br />
auch DOSB-Ehrenpräsident Manfred <strong>von</strong><br />
Richthofen. Beim Herbstfinale <strong>von</strong> Jugend<br />
trainiert für Olympia waren ca. 3.700 Aktive<br />
in acht Sportarten am Start.
IOC legt Broschüre zum<br />
"Sport und Literatur"-<br />
Wettbewerb 2005 vor<br />
Das Internationale <strong>Olympische</strong> Komitee (IOC)<br />
hat Ende September eine Broschüre mit den<br />
besten Beiträgen des "Sport und Literatur"-<br />
Wettbewerbs 2005 veröffentlicht. <strong>Der</strong> 221<br />
Seiten starke Reader enthält insgesamt 90<br />
literarische Werke aus über 60 Ländern. In<br />
ihm sind mit den Aufsätzen <strong>von</strong> Maria Xenia<br />
Hardt und Eddi Dubiel auch zwei der drei, im<br />
nationalen Ausscheid vom damaligen NOK für<br />
Deutschland prämierte Arbeiten enthalten.<br />
"Die <strong>Olympische</strong> Idee ist keineswegs nur dem<br />
Sport verpflichtet. Die <strong>Olympische</strong> Idee ist<br />
eine Geisteshaltung. Es ist die Verbindung <strong>von</strong><br />
Sport mit Kultur und Erziehung, die seit mehr<br />
als einem Jahrhundert das Zentrum der<br />
<strong>Olympische</strong>n Bewegung bildet", schreibt<br />
Zhenliang He, der Vorsitzende der IOC-<br />
Kommission für Kultur und <strong>Olympische</strong><br />
Erziehung in einem Vorwort. Bereits zum<br />
zweiten Mal habe ein Literaturwettbewerb<br />
nun einen Beitrag dazu leisten können, diese<br />
Verbindung zu stärken und in der jungen<br />
Generation für olympische Werte zu werben.<br />
Besonders zu würdigen sei neben den Nachwuchsliteraten<br />
auch die Rolle der teilnehmenden<br />
NOKs. In dem sie sich dem Fair Play,<br />
der Freude an der eigenen Leistung, dem<br />
Respekt für einander, der Balance zwischen<br />
Körper und Geist oder Möglichkeiten der<br />
Entwicklung der eigenen Persönlichkeit<br />
zuwandten, haben Kinder und junge Menschen<br />
aus allen fünf Kontinenten <strong>Olympische</strong>n<br />
Werten ein Profil verliehen,. <strong>Der</strong> Dank<br />
der Teilnehmer gelte auch den Schulen, die<br />
sich in vielen Ländern an dem Wettbewerb<br />
beteiligt haben. "Insbesondere die den Originalbeiträgen<br />
vorangestellten Kurzfassungen<br />
zeigen, dass junge Menschen ungeachtet<br />
ihrer Herkunft und ihrer Sprache Emotionen<br />
und Ideale teilen", bilanziert Zhenliang He.<br />
"Auf die Plätze ...!" - London<br />
2012 mit neuem Online<br />
Auftritt für 7-14 Jährige<br />
Das Organisationskomitee der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele London 2012 hat Ende September<br />
eine neue Online-Website für 7-14jährige<br />
aufgelegt. Erstes Ziel <strong>von</strong> "On your Marks!"<br />
ist es, im Sinne der <strong>Olympische</strong>n Erziehung<br />
Wissen über die <strong>Olympische</strong>n Spiele, die<br />
Paralympic Spiele der Behinderten und die<br />
Zehnkampf-Doppel-Olympiasieger Daley Thompson (2. v.l.) nbeim<br />
Launch des neuen Internet-Portals.<br />
<strong>Olympische</strong> Bewegung zu vermitteln und<br />
zugleich den Enthusiasmus der Heranwachsenden<br />
zu entfalten, heißt es in einer<br />
entsprechenden Mitteilung. Beim offiziellen<br />
Start des Online-Auftritts. war Doppel-<br />
Olympiasieger Daley Thompson, der ewige<br />
Rivale des deutschen Zehnkämpfers Jürgen<br />
Hingsen, zusammen mit Lehrern und<br />
Schülern der Gesamtschule in Tower Hamlets<br />
zugegen. Die Seite "On your Marks!"<br />
enthält News, Daten und Fakten und eine<br />
Bilddatenbank für Lehrer und Schüler. Auch<br />
die Geschichte der Spiele, Gesundheit,<br />
Fitness und die Pläne für die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele 2012 in London sind Bestandteil der<br />
Seite. Das Erziehungsprogramm <strong>von</strong> LOCOG<br />
soll nach und nach zu einer umfassenden<br />
Ressource <strong>von</strong> Aktionen und Initiativen<br />
rund um die <strong>Olympische</strong> Bewegung ausgebaut<br />
werden. Kinder und Jugendliche im<br />
Vereinigten Königreich und in der ganzen<br />
Welt sollen damit angesprochen werden.<br />
Sebastian Coe, Vorsitzender des Organisationskomitees<br />
London 2012 sagte: "Ich bin<br />
fest da<strong>von</strong> überzeugt, dass junge Menschen<br />
sich <strong>von</strong> London und den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen hier inspirieren lassen. Die Spiele<br />
können und werden junge Menschen durch<br />
Sport, Kultur und Erziehung in ihrer Entwicklung<br />
in einer herausragenden Weise<br />
ansprechen. Wir freuen uns sehr darauf, mit<br />
unserem neuen Auftritt die Vorstellungskraft<br />
der Kinder und Jugendlichen und ihre<br />
Vorfreude auf die Spiele anzuregen".<br />
Sport und weltweite<br />
Verständigung - Die Rolle<br />
<strong>von</strong> Erziehung und Kultur<br />
Allein gemessen an der Zahl der Anmeldungen<br />
war das 5. Weltforum zu Fragen <strong>von</strong><br />
Sport, Erziehung<br />
und Kultur, das vom<br />
22. bis zum 24.<br />
Oktober 2006 in<br />
Peking stattfand,<br />
bereits ein Erfolg.<br />
Mehr als 350<br />
Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer <strong>von</strong><br />
außerhalb Chinas<br />
und 300 Teilnehmer<br />
aus China waren<br />
anwesend, darunter<br />
Repräsentanten <strong>von</strong><br />
allen fünf Kontinenten<br />
und aus mehr<br />
als 150 Ländern. Zu<br />
ihnen zählten Mitglieder des Internationalen<br />
<strong>Olympische</strong>n Komtiees (IOC), Nationaler<br />
<strong>Olympische</strong>r Komitees (NOK), Internationaler<br />
Fachverbände (IF), Delegierte aus vom IOC<br />
anerkannten Organisationen, <strong>Olympische</strong>m<br />
Studienzentrum, Bewerberstädte 2014,<br />
Regierungsvertreter, Universitäten, UN und<br />
Medien.<br />
An der Eröffnung des Forums nahmen auch<br />
IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge und der<br />
Präsident des Organiationskomitees der<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele Peking 2008, Qi Liu, teil.<br />
Unter zahlreichen prominenten Referentinnen<br />
und Referenten befanden sich mit Prof.<br />
Dr. Gudrun Doll-Tepper (DOSB-Vizepräsidentin<br />
und Präsidentin des Weltrates für<br />
Sportwissenschaft und Leibeserziehung)<br />
sowie Prof. Dr. Norbert Müller (Präsident des<br />
Internationalen Pierre de Coubertin Komitees)<br />
auch zwei deutsche Vertreter.<br />
Die <strong>Olympische</strong> Bewegung ist vor allem eine<br />
erzieherische Bewegung, sagte IOC-Präsident<br />
Dr. Jacques Rogge zur Eröffnung des<br />
Weltforums. "Sportveranstaltungen wie die<br />
kommenden Spiele der XXIX Olympiade sind<br />
eine ideale Plattform für Information und<br />
<strong>Olympische</strong> Erziehung. Sie haben eine<br />
allgemein-bildende Bedeutung für die<br />
Bevölkerung, wir können sie nutzen um<br />
mehr über einander zu erfahren und uns<br />
besser kennen zu lernen", ergänzte Rogge<br />
unter Bezugnahme auf das Motto <strong>von</strong><br />
Peking 2008 "Eine Welt, Ein Traum".<br />
<strong>Der</strong> IOC-Präsident betonte die unterschiedlichen<br />
Aktivitäten im Feld <strong>von</strong> Bildung und<br />
<strong>Olympische</strong>r Erziehung, die vom IOC, vom<br />
<strong>Olympische</strong>n Museum, den <strong>Olympische</strong>n<br />
Akademien und Universitäten unternommen<br />
werden. Das Organisationskomitee (OK) für<br />
die <strong>Olympische</strong>n Spiele, nehme dabei eine<br />
67
Schlüsselfunktion ein, erklärte er. Seit den<br />
<strong>Olympische</strong>n Winterspielen in Calgary im<br />
Jahr 1988 habe jedes OK eigene Instrumente<br />
entwickelt um die Schulen im Gastgeberland<br />
zu erreichen. "Ich bin stolz auf die<br />
Anstrengungen, die in China fortgesetzt<br />
werden, um Millionen junger Menschen die<br />
Auseinandersetzung mit der Bedeutung und<br />
der Kraft <strong>Olympische</strong>r Werte, wie Freundschaft,<br />
Exzellenz und Respekt zu ermöglichen",<br />
erklärte Rogge.<br />
Die jungen Menschen seien die Zukunft der<br />
<strong>Olympische</strong>n Bewegung, "wir müssen uns<br />
auf diese Altersgruppe, die sich in der<br />
heutigen Zeit immer häufiger anderen<br />
Aktivitäten wie der Musik, Video Games,<br />
dem Internet oder Filmen zuwendet, konzentrieren.<br />
Wir müssen ernsthafte Anstrengungen<br />
unternehmen, um ihr Interesse an<br />
Sport und körperlicher Bewegung zu wecken",<br />
sagte Rogge.<br />
<strong>Der</strong> IOC-Präsident erläuterte, wie das IOC<br />
und die <strong>Olympische</strong> Bewegung Erziehung<br />
und Kultur durch einen Wissenstransfer <strong>von</strong><br />
Organisationskomitee zu Organisationskomitee<br />
in vielfältiger Weise in das Rahmenprogramm<br />
<strong>Olympische</strong>r Spiele integriert<br />
habe, z.B. in Form <strong>von</strong> Projekten zu Umweltschutz<br />
und Nachhaltigkeit, in der medizinischen<br />
Vorsorge oder zur Bekämpfung <strong>von</strong><br />
sexuellem Missbrauch.<br />
<strong>Der</strong> Erziehungsauftrag beziehe sich sowohl<br />
auf den Leistungs- als auch auf den Breitensport<br />
und beinhalte Aufklärungsarbeit zu<br />
den verheerenden gesundheitlichen Konsequenzen<br />
des Dopings. "Wissenschaftler und<br />
Ärzte, die durch ihr Tun zum Missbrauch<br />
<strong>von</strong> Arzneimitteln beitragen, müssen stigmatisiert<br />
werden", forderte Rogge.<br />
<strong>Olympische</strong> Jugendlager<br />
Peking 2008 in der Planung<br />
Im Einklang mit seiner Bewerbung um die<br />
Spiele der Olympiade Peking 2008 wird das<br />
Organisationskomitee (BOCOG) für den<br />
Zeitraum vom 6. bis zum 26. August 2008<br />
ein <strong>Olympische</strong>s Jugendlager in Peking<br />
ausschreiben. Ort ist das Internationale<br />
Zentrum für Jugendaustausch, das genügend<br />
Räumlichkeiten und ausreichend Platz<br />
für Jugendliche und Betreuer bietet. BOCOG<br />
lädt jeweils ein 16-18jähriges Mädchen und<br />
einen Jungen des gleichen Alters <strong>von</strong> weltweit<br />
jedem NOK nach China ein. Die offiziel-<br />
68<br />
len Sprachen des internationalen Jugendlagers<br />
sind englisch und französisch. Die<br />
Kosten werden durch das IOC (Olympic<br />
Solidarity) und BOCOG getragen. Die Auswahl<br />
der beiden Jugendlichen erfolgt durch<br />
das jeweilige Nationale <strong>Olympische</strong> Komitee,<br />
in Deutschland durch den <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbund, der auch die Funktion<br />
eines NOK ausübt. Das Programm wird<br />
gegenwärtig entwickelt und beinhaltet<br />
sowohl kulturelle Aktivitäten und den<br />
Besuch <strong>von</strong> olympischen Wettkämpfen. Die<br />
Tatsache, dass pro Nation jeweils nur zwei<br />
Jugendliche bei diesen Veranstaltungen<br />
teilnehmen durften hatte das mittlerweile<br />
im DOSB aufgegangene Nationale Olympi-<br />
sche Komitee für Deutschland erstmals vor<br />
den <strong>Olympische</strong>n Winterspielen Salt Lake<br />
City im Jahr 2002 veranlasst ein nationales<br />
olympisches Jugendlager durchzuführen.<br />
Auch bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen Athen<br />
2004 und im Winter 2006 in Turin wurden<br />
diese Veranstaltungen mit großem Erfolg<br />
durchgeführt. So verwundert es nicht, dass<br />
derzeit schon für ein nationales olympisches<br />
Jugendlager Peking geplant wird. In seinen<br />
Genuss könnten dann möglicherweise<br />
wieder sehr viel mehr deutsche Jugendliche<br />
gelangen. Nach einer öffentlichen Ausschreibung<br />
würde die Auswahl der Bewerber dann<br />
wieder durch Fachverbände, <strong>Deutsche</strong><br />
Sportjugend und <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbund vorgenommen.<br />
Fünftes sportwissenschaftliches<br />
Olympiaseminar<br />
Die Organisatoren des fünften sportwissenschaftlichen<br />
Olympiaseminars vom 17. bis<br />
24. September in der Internationalen<br />
<strong>Olympische</strong>n Akademie in Olympia durften<br />
sich erneut über ein reges Interesse der<br />
universitären Einrichtungen in Deutschland<br />
an dieser Traditionsveranstaltung freuen.<br />
Entsprechend der internationalen Ausrichtung,<br />
der sich die Organisatoren des Seminars<br />
seit 2004 verpflichtet fühlen, waren<br />
diesmal Länder aus dem südöstlichen<br />
Mitteleuropa eingeladen worden, wobei die<br />
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des fünften sportwissenschaftlichen Olympiaseminars<br />
in Olympia, Griechenland.<br />
Universität Wien der Einladung folgte. So<br />
nahmen knapp 100 Studierende mit ihren<br />
Dozenten an dieser vom <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbund (DOSB) initiierten und<br />
auch finanziell weitgehend getragenen<br />
Veranstaltung teil. Das 1998 erstmals<br />
ausgerichtete und bis zur Neustrukturierung<br />
des organisierten Sports in Deutschland im<br />
Mai 2006 vom Kuratorium <strong>Olympische</strong><br />
Akademie und <strong>Olympische</strong> Erziehung des<br />
NOK für Deutschland verantwortete Sportwissenschaftliche<br />
Olympiaseminar wandte<br />
sich mit der Zielsetzung, Probleme des<br />
modernen Olympismus aus der Sicht unterschiedlicher<br />
Wissenschaftsdisziplinen zur<br />
Diskussion zu stellen an seine Teilnehmer.<br />
Den Beteiligten wurden Einsichten in die
zwischen Chancen und Risiken angesiedelten<br />
Realitäten des olympischen Geschehens<br />
in Vergangenheit und Gegenwart vermittelt.<br />
Mehr noch als in den vergangenen Jahren<br />
übernahmen die Studierenden als Akteure<br />
die inhaltliche Gestaltung der Veranstaltung.<br />
Mit der internationalen Beteiligung<br />
verband sich die Hoffnung auf einen wichtigen<br />
Erkenntniszuwachs über ähnlich<br />
gelagerte Vorhaben <strong>von</strong> Sportorganisationen<br />
und Sportwissenschaftsinstituten in<br />
einem immer enger zusammenwachsenden<br />
Europa.<br />
Dr. Thomas Bach forderte<br />
Bildungsoffensive<br />
Für den deutschen Sport stellt die Einführung<br />
<strong>von</strong> Ganztagsschulen eine große<br />
Chance dar. Insofern seien die Schlussfolge-<br />
Dr. Thomas Bach<br />
rungen aus der PISA-Studie eine Herausforderung<br />
für den Sport. Diese Auffassung<br />
vertrat der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes, Dr. Thomas Bach, beim<br />
3. Ballspielsymposium am 6./7. Oktober in<br />
der Karlsruher Europahalle.<br />
Dr. Bach kündigte dort eine Bildungsoffensive<br />
des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
an. "Ein aktiver Lebensstil ist wesentliche<br />
Voraussetzung für kognitives Lernen und<br />
soziale Verständigung", sagte Dr. Bach. An<br />
die Adresse der Politik gerichtet ergänzte er:<br />
"Mittel für den Sport sind keine Subventionen,<br />
Mittel für den Sport sind Investitionen<br />
in die Zukunft unserer Kinder." In diesem<br />
Zusammenhang steht auch die Forderung, in<br />
Sportanlagen zu investieren, um Qualität<br />
und Quantität der sportlichen Betätigung zu<br />
sichern. Auch für die Trainerausbildung<br />
mahnte Dr. Bach eine Qualitätssteigerung<br />
an. Das Ansehen der Trainer entspreche<br />
derzeit nicht ihrem Beitrag zum Erfolg. Ohne<br />
eine Aufwertung der Rolle des Trainers sei<br />
das Ziel des DOSB, die Position der Ballspiele<br />
bis zu den <strong>Olympische</strong>n Spielen 2012 in<br />
London auszubauen, und weiter große<br />
Erfolge in den publikumsträchtigen Sportarten<br />
zu erzielen, kaum realisierbar.<br />
Glückwünsche zum 30jährigen<br />
Jubiläum der <strong>Deutsche</strong>n Vereinigung<br />
für Sportwissenschaft<br />
Die Glückwünsche und Grüße des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbundes galten<br />
Anfang Oktober der <strong>Deutsche</strong>n Vereinigung<br />
für Sportwissenschaft (DVS). <strong>Der</strong> Stellenwert<br />
des deutschen Sports sei in Breite und<br />
Spitze ohne die Wissenschaft und ohne die<br />
DVS so nicht denkbar, erklärte Leistungssportdirektor<br />
Bernhard Schwank im Auftrag<br />
des DOSB-Präsidiums am 5. Oktober vor den<br />
Gästen eines wissenschaftlichen<br />
Symposiums<br />
anlässlich des 30jährigen<br />
Bestehens der Organisation<br />
in München. Für<br />
den <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbund, vor<br />
allem aber auch für die<br />
Spitzenverbände und<br />
Landessportbünde müsse<br />
eine Kooperation mit der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Vereinigung<br />
für Sportwissenschaft<br />
deshalb auch in den<br />
kommenden Jahren eine<br />
Selbstverständlichkeit<br />
sein. <strong>Der</strong> Sport stehe vor<br />
großen Herausforderungen,<br />
die ohne wissenschaftliche<br />
Beratung nur<br />
sehr unzureichend<br />
gemeistert werden<br />
können. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund<br />
sei nicht nur auf die Bereitstellung<br />
sportwissenschaftlicher Erkenntnisse angewiesen,<br />
sondern auch auf institutionelle<br />
Partnerschaften, mit Universitäten und<br />
Instituten in Deutschland, mit Bundeswehr<br />
und Bundespolizei, mit Wirtschaft und<br />
Industrie. Auch in Zukunft werde sich der<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund deshalb für<br />
den Erhalt der sportwissenschaftlichen<br />
Strukturen in Deutschland und die Zusammenarbeit<br />
mit der <strong>Deutsche</strong>n Vereinigung<br />
für Sportwissenschaft engagieren.<br />
<strong>Olympische</strong>s Dorf der Antike<br />
freigelegt - Prof. Dr. Müller<br />
spricht <strong>von</strong> sporthistorischer<br />
Sensation<br />
Aus einer Utopie wurde Wirklichkeit. Bereits<br />
1993 entwickelte Prof. Norbert Müller<br />
(Universität Mainz), langjähriger Vorsitzender<br />
des Kuratoriums <strong>Olympische</strong> Akademie<br />
des NOK für Deutschland, gemeinsam mit<br />
dem bis 2001 verantwortlichen griechischen<br />
Archäologen Prof. Nikolaos Yalouris die Idee<br />
der Ausgrabung der antiken Sportanlagen<br />
<strong>von</strong> Elis, 60 km nördlich vom antiken<br />
Olympia gelegen.<br />
Das Österreichische Archäologische Institut<br />
hatte vor dem Ersten Weltkrieg als einziges<br />
das Theater <strong>von</strong> Elis ausgegraben, dann fiel<br />
der Ort für jahrzehnte in Vergessenheit. Dank<br />
des persönlichen Engagements <strong>von</strong> NOK-<br />
Prof. Dr. Norbert Müller (r.) bei einer Ehrung durch den griechischen<br />
Staatspräsidenten Karolos Papoulias Ende Juli 2005<br />
in Olympia.<br />
Präsident Prof. Walther Tröger und der<br />
konkreten Planungsarbeit des deutschen<br />
Archäologen Dr. Christian Wacker, der bereits<br />
in Olympia gearbeitet hatte, konnte Tröger<br />
bei der 100 Jahrfeier der <strong>Olympische</strong>n<br />
Bewegung in Deutschland 1997 die Finanzie-<br />
69
ung der Ausgrabung eines Gymnasiums <strong>von</strong><br />
Elis als deutschen Beitrag offiziell ankündigen.<br />
Griechenland hat die deutsche Initiative<br />
aufgegriffen und diese für die Sportwelt so<br />
bedeutende Grabungsidee erfolgreich zu<br />
einem außergewöhnlichen Kulturbeitrag im<br />
Rahmen der <strong>Olympische</strong>n Spiele <strong>von</strong> Athen<br />
2004 gemacht. Die Grabungen haben zu<br />
sensationellen Ergebnissen geführt. Zehn<br />
Jahre nach der deutschen Initiative ist die<br />
Ausgrabung des gesamten "Trainingscamps"<br />
der antiken Athleten und eines Teils der Stadt<br />
Elis Wirklichkeit geworden.<br />
Elis, das "<strong>Olympische</strong> Dorf" der Antike, wo<br />
sich alle Athleten gemäß der olympischen<br />
Regel 30 Tage vor Beginn der vierjährigen<br />
Wettkämpfe in Olympia einfinden und<br />
gemeinsam trainieren mussten, ist wieder<br />
auferstanden.<br />
Gemeinsam mit seiner Frau leitet der griechische<br />
Archäologe Dr. Andreas Andreou im<br />
Auftrag der griechischen Altertumsverwaltung<br />
und mit Stiftungsgeldern in Millionenhöhe<br />
die großflächigen Ausgrabungen nicht<br />
nur der Sportanlagen (Gymnasien für Laufund<br />
Wurftraining, Palästra für Kampfsportarten)<br />
sondern auch der Funktionsräume<br />
und des Marktplatzes (Agora) der angrenzenden<br />
antiken Stadt Elis. Die Vermutungen,<br />
dass dieser einmalige Grabungskomplex,<br />
welcher vom 6.Jh. v. Chr. bis in das 4 Jh. n.<br />
70<br />
Chr. Bedeutung hatte, immense sporthistorische<br />
Schätze enthielt, haben sich bewahrheitet.<br />
Disken und Halteren tauchten auf, als<br />
wenn gestern die Athleten sie dort abgelegt<br />
hätten. Dass das Ehepaar Andreou an der<br />
Johannes-Gutenberg Universität in Mainz<br />
Archäologie studierten und dort 1986 mit<br />
Promotion abschlossen, macht die Überraschung<br />
aus deutscher Sicht perfekt. Prof.<br />
Müller konnte bei seiner soeben beendeten<br />
Griechenlandexkursion mit Diplomanden<br />
und Doktoranden zum Thema "Sport &<br />
Archäologie" die Ausgrabungen erstmals in<br />
Augenschein nehmen. Ein neues attraktives<br />
Museumsgebäude ist errichtet worden und<br />
bereits zugänglich. Prof. Müller drückte<br />
Marktplatz <strong>von</strong> Elis und (bislang noch ungeklärt) möglicherweise die Heilige Straße nach<br />
Olympia.<br />
gegenüber der Direktorin des Ausgrabungsbezirkes<br />
Olympia/Elis, Frau Georgia Chatzi-<br />
Spiliopoulou, seine Bewunderung für die<br />
einmaligen archäologischen Erfolge im<br />
antiken Elis aus. Als Mitglied der IOC-<br />
Kommission für Kultur und olympische<br />
Erziehung betonte er die Wichtigkeit dieses<br />
für die olympische Bewegung neben dem<br />
antiken Olympia bedeutenden Grabungskomplexes.<br />
Bei dieser Gelegenheit wurden<br />
Pläne für weitere archäologisch-sporthistorische<br />
Untersuchungen erörtert. In Zusammenarbeit<br />
mit der in Olympia ansässigen<br />
Internationalen <strong>Olympische</strong>n Akademie wird<br />
an studentische Grabungscamps als konkreter<br />
Form <strong>von</strong> "olympischer Erziehung" in den<br />
kommenden Jahren gedacht.<br />
Impressum<br />
Impressum<br />
<strong>Olympische</strong>s Feuer<br />
Zeitschrift des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes und der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft<br />
Herausgeberkollegium:<br />
Bernhard Schwank (DOSB), Dieter Krickow (DOG),<br />
Steffen Haffner, Michael Gernandt<br />
Chefredakteur: Harald Pieper<br />
Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,<br />
Kerstin Henschel<br />
Redaktionsanschrift:<br />
Dr. Stefan Volknant<br />
<strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />
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Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich<br />
Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne<br />
Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich.<br />
<strong>Der</strong> Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft abgegolten.<br />
Druck: HMS-Druckhaus GmbH<br />
Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich<br />
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Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist zu beziehen durch:<br />
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Gesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,<br />
60528 Frankfurt am Main,<br />
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Frankfurter Sparkasse,<br />
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Bankleitzahl: 500 502 01<br />
Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />
Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />
unbedingt der Meinung der Redaktion, des DOSB<br />
bzw. der DOG entsprechen.<br />
Titelgrafik: Hans Borchert<br />
Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />
picture-alliance/dpa<br />
Hans Borchert Herbert Somplatzki<br />
Hans-Jürgen Badior Markus Stegner<br />
Dennis Buttler Christian Wacker<br />
Creativ Werbeagentur Gerd Waßner<br />
Peter Frenkel<br />
Gerhard Mester
Nachrichten der DOG<br />
3. Hauptausschusssitzung<br />
Auf der 3. Hauptausschusssitzung der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft kamen<br />
am 16. September 2006 in Frankfurt die<br />
Delegierte der Landesverbände beim 3. Hauptausschuss in<br />
Frankfurt.<br />
Vertreter der Landesverbände, der DOG-<br />
Jugend und des Präsidiums zusammen, um<br />
das letzte Jahr zu bilanzieren und die<br />
Weichen für das kommende zu<br />
stellen.<br />
In seinem Bericht erklärte<br />
Präsident Dr. Hans-Joachim<br />
Klein, dass nach der Gründung<br />
des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes (DOSB) die Schärfung<br />
des eigenen Selbstverständnisses<br />
dringend geboten<br />
gewesen sei. "Wir haben uns<br />
jetzt eindeutig als die Mitgliederorganisation<br />
für die <strong>Olympische</strong><br />
Idee in Deutschland<br />
positioniert. Mit den olympischen<br />
Werten wirken wir vom<br />
Sport in die Gesellschaft und<br />
sind gleichzeitig eingebunden in<br />
den DOSB, wie u.a. die gemeinsame<br />
Zeitschrift "<strong>Olympische</strong>s<br />
Feuer" und der Olympic Day<br />
Run belegen", so der Präsident.<br />
Um den zukünftigen Herausforderungen<br />
begegnen zu können, habe die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Gesellschaft im vergangenen<br />
Jahr das Zweigstellennetz gestrafft, um<br />
kampagnenfähig zu sein und die aktiven<br />
Zweigstellen besser unterstützen zu können.<br />
Mit ihnen und dem neuen Corporate Design<br />
sei die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Gesellschaft<br />
künftig bundesweit unverwechselbar,<br />
betonte Klein.<br />
Verleihung des<br />
Wilhelm-Garbe-<br />
Preises<br />
<strong>Der</strong> Präsident unterstrich,<br />
dass weiterhin alle Anstrengung<br />
der Gewinnung neuer<br />
Mitglieder gelten müsse. Wie<br />
sie erfolgreich sein kann,<br />
zeigen insbesondere die drei<br />
Zweigstellen, die während<br />
der Sitzung mit dem Wilhelm-Garbe-Preis<br />
für die<br />
meisten geworbenen Mitglieder innerhalb<br />
des vergangenen Jahres ausgezeichnet<br />
wurden. Sieger in dieser Wertung wurde die<br />
Die DOG Berlin war Gewinner des diesjährigen Wilhelm-Garbe-Preises.<br />
Zweigstellenvizepräsidentin<br />
Bettina Iwanowski nimmt den Preis aus den Händen<br />
<strong>von</strong> Präsident Dr. Hans-Joachim Klein entgegen.<br />
DOG Berlin mit 29 Neumitgliedern. Platz 2<br />
ging an die DOG Hochstift Paderborn mit 17<br />
Neumitgliedern und Dritter wurde die DOG<br />
Odenwald-Tauber mit 15 Neumitgliedern.<br />
Geldsegen für den<br />
Georg-<strong>von</strong>-Opel-Preis<br />
Für sein Engagement dankte Klein auch<br />
Carlo <strong>von</strong> Opel, auf dessen Initiative der<br />
nach dem Vater Georg benannte und<br />
jährlich an den <strong>Deutsche</strong>n Meister im<br />
Modernen Fünfkampf verliehene Wanderpreis<br />
erweitert wird. Künftig wird die DOG<br />
Pfalz den Georg-<strong>von</strong>-Opel-Preis jährlich mit<br />
6.000 Euro fördern, die als Prämie an die<br />
Titelträger sowie die besten deutschen<br />
Juniorensportler im Modernen Fünfkampf<br />
gehen. Mit der Aufwertung des Preises<br />
wollen Zweigstellenvorsitzender Carlo <strong>von</strong><br />
Opel und die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Gesellschaft<br />
die Sportart, die seit 1912 olympische<br />
Disziplin ist, unterstützen und junge Athleten<br />
fördern.<br />
„Kinder bewegen“ bleibt<br />
Programm<br />
Im Mittelpunkt des Engagements steht<br />
weiterhin die werteorientierte Sport- und<br />
Bewegungsförderung <strong>von</strong> Kinder und<br />
Jugendlichen. "Insbesondere mit den DOG-<br />
Patenschaften und im Projekt "Kinder<br />
bewegen" leisten unsere Zweigstellen hier<br />
sehr gute Arbeit", sagte Klein. Dieser vor<br />
einigen Jahren eingeschlagene Weg soll<br />
fortgesetzt werden, auch wenn Opel seinen<br />
Vertrag nicht verlängert.<br />
Dank Sparkurs und Konsolidierung in den<br />
letzten Jahren seien wieder angemessene<br />
Rücklagen vorhanden, so dass die Einnahmen<br />
künftig vollständig in die Projekte<br />
fließen sollen. Dass die Haushaltsplanung<br />
für 2007 derzeit eine geringe Unterdeckung<br />
aufweist, zeige, dass weiter intensiv um<br />
Mitglieder und Spenden geworben werden<br />
müsse, so Klein. Die Delegierten folgten<br />
dieser Ansicht und stimmten dem Haushaltsplan<br />
einstimmig zu.<br />
71
"Bewegt und international"<br />
DOG-Modellkindergärten<br />
feiern Weltkindertag<br />
Bewegung wird in den 25 "Kinder bewegen"-Modellkindergärten<br />
der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Gesellschaft und ihrer Partner<br />
Opel und O 2 alltäglich groß geschrieben.<br />
Dennoch war die diesjährige Weltkindertagsaktion<br />
"Zeit für Bewegung schenken"<br />
für die beteiligten Einrichtungen wieder ein<br />
ganz besonderer Höhepunkt im Kindergartenjahr.<br />
Unter dem Motto "Bewegt und international"<br />
veranstalteten die Kitas Sportfeste und<br />
-tage. Einige schauten dabei auch über den<br />
Tellerrand hinaus und brachten den Kindern<br />
mittels kreativer Spielideen fremde Länder<br />
und Kultur näher.<br />
Berlin<br />
Indisches Turbanlaufen, holländisches<br />
Käserollen, Eisbergerklimmen wie am<br />
Nordpol und viele weitere Spiel- und<br />
Sportideen aus aller Welt setzte das Team<br />
der Berliner Kita Emdener Straße um.<br />
Außerdem gab es leckere kulinarische<br />
Sport verbindet auch die Kids der Berliner<br />
Kita "Emdener Straße". Links Sportpate Kofi<br />
Prah, rechts Kitaleiterin Helga Tschitschke-<br />
Neufindt und Robert Schertz (dahinter)<br />
<strong>von</strong> der DOG Berlin.<br />
72<br />
Spezialitäten aus verschiedenen Ländern,<br />
die die Eltern herbeigezaubert hatten.<br />
Mit dabei war der neue Sportpate Kofi Prah,<br />
der als Weitspringer bei den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen <strong>von</strong> Sydney 2000 Fünfter wurde.<br />
Prah, der afrikanische Wurzeln hat, ließ mit<br />
seiner Frohnatur und seinem Engagement<br />
viele "Kinderaugen" erstrahlen. Und er hat<br />
versprochen, sich gern auch mal "in der<br />
Woche" bei den Sportstunden dazu zu<br />
gesellen.<br />
Bielefeld<br />
Die Kinder der Bielefelder Kita "Stadtmitte"<br />
traten zu ihrem Ehrentag eine kleine Reise<br />
durch Europa an. An der holländischen<br />
Station mussten mit Wasser gefüllte Eimerchen<br />
über eine bestimmte Strecke transportiert<br />
werden - noch erschwert dadurch, dass<br />
dieser Balanceakt in Holzpantinen zu<br />
bewältigen war. Frankreich wurde in Form<br />
eines Dreiradwettrennens à la Tour de<br />
France durchstreift und an der österreichischen<br />
Station hieß es natürlich Skifahren.<br />
Mangels Schnee an diesem<br />
herrlichen Spätsommertag hatte<br />
das engagierte Kitateam Abhilfe<br />
mit Holzbrettern geschaffen, die<br />
an die Füße gebunden wurden.<br />
Höhepunkt war jedoch das<br />
Reiseziel Italien. Als Land des<br />
aktuellen Fußballweltmeisters<br />
stand hier Elfmeterschießen auf<br />
dem Programm. Fußballprofi<br />
Detlev Dammeier, der Sportpate<br />
der Kita, stellte sich höchstpersönlich<br />
ins Tor um die Kinder<br />
noch mehr zu motivieren. Für<br />
alle erfolgreichen Schützen -<br />
und das waren an diesem<br />
besonderen Tag alle - gab's zum<br />
Abschied ein Autogramm <strong>von</strong><br />
Detlev Dammeier.<br />
Cottbus<br />
Etwas vorverlegt feierte die Kita "Freundschaft"<br />
in Cottbus ihren Weltkindertag<br />
bereits am 8. September mit einem großen<br />
Sportfest. Es wurde getanzt, gesungen und<br />
geturnt und die Eltern feuerten als begeisterte<br />
Fans ihre Sprösslinge an.<br />
An den Stationen Weitsprung, Kegeln,<br />
Dosenwerfen, Roller-Rallye, Hindernislauf<br />
und Tauziehen konnten die Kinder ihre<br />
Kräfte messen. Zum Austoben nach Lust<br />
und Laune standen zudem Kletterfelsen und<br />
Hüpfburg bereit.<br />
Dortmund<br />
Dagegen hatte die Kita "Wirbelwind" in<br />
Dortmund ihren Weltkindertag ein wenig<br />
nach hinten verschoben. Kindern, Eltern,<br />
Großeltern und Verwandten waren eingeladen,<br />
um gemeinsam mit buntes Programm,<br />
internationalen Gerichten und bewegten<br />
Spielen zugleich den Herbstanfang zu<br />
feiern.<br />
Eningen<br />
<strong>Der</strong> Eninger Bruckbergkindergarten veranstaltete<br />
zum Weltkindertag am 20. September<br />
gemeinsam mit der Reutlinger Zweigstelle<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesell-<br />
Die Kinder des Eninger Bruckbergkindergartens probierten<br />
sich u.a. im Rikschafahren.<br />
schaft den Aktionstag "Kinderspiele aus aller<br />
Welt". Für die Kinder wurde dazu eine<br />
Spielstraße mit vier verschiedenen Stationen<br />
aufgebaut.<br />
Es gab die Station Grönland: Eisschollen-<br />
Wetthüpfen. Dort mussten die Kinder dicke<br />
Pelzmützen anziehen, und <strong>von</strong> Eisscholle<br />
(Styroporplatte) zu Eisscholle hüpfen. Eine<br />
zweite Station war Frankreich, an der die<br />
Kinder das traditionelle Boulespiel erlernen<br />
konnten. Als drittes wurde China besucht,<br />
wo die Kinder ausgestattet mit den traditio-
nellen Hüten als Rikschafahrer - mit Fahrer<br />
und Fahrgast - eine Slalomstrecke bewältigen<br />
mussten. Die letzte Station war ein<br />
riesengroßes Schwungtuch, das den atlantischen<br />
Ozean mit seinen großen Wellen<br />
dargestellt hat.<br />
Für die Kinder war das ein Riesenspaß und<br />
außerdem haben sie nebenbei auch noch<br />
andere Länder kennen gelernt.<br />
Ludwigshafen<br />
Auch in der Ludwigshafener Kindertagesstätte<br />
"Wolfsgrube" fand am Weltkindertag<br />
eine spielerisch-sportliche Reise statt - hier<br />
waren fremde Kontinente das Ziel.<br />
Känguruh-Hüpfen für Australien, Pantomime<br />
afrikanischer Tiere und asiatische Tänze<br />
sowie ein Slalomparcours, der mit dem<br />
Kinderrad zu durchfahren war, waren die<br />
verschiedenen Anlaufpunkte für die Kinder.<br />
Begleitet wurden sie auf ihrer Reise <strong>von</strong> der<br />
früheren Radweltmeisterin Ute Enzenauer,<br />
Ruder-Olympiasieger Dr. Alois Bierl, Wolfgang<br />
Ziegler, <strong>von</strong> 1979 bis 1986 Bundestrainer<br />
der deutschen Sprinter, und Carlo <strong>von</strong><br />
Opel, dem Vorsitzender der DOG Pfalz.<br />
Mit bunten Fähnchen stellten sich die<br />
Kinder in Formation der olympischen Ringe<br />
auf, um die Verbundenheit der Kontinente<br />
darzustellen. So haben die Ludwigshafener<br />
Kinder gelernt, dass es beim Weltkindertag<br />
auch um das Miteinander und die Solidarität<br />
geht.<br />
Paderborn<br />
Auch für mehr als 100 Paderborner Kinder<br />
wurde der Weltkindertag am 21. September<br />
ein besonderes Erlebnis. Die Siebenkämpferinnen<br />
Lili Schwarzkopf und Claudia Tonn<br />
sowie Olympiasieger Kurt Bendlin schenkten<br />
ihnen zu ihrem Ehrentag Zeit zur gemeinsamen<br />
Bewegung.<br />
Nachdem der <strong>von</strong> der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Gesellschaft und O 2 im Rahmen des<br />
Projekts "Kinder bewegen" geförderte<br />
Kindergarten Römerstraße aus Elsen schon<br />
im letzten Jahr dabei sein durfte, kamen in<br />
diesem Jahr mit dem Städtischen Kindergärten<br />
Wewer, dem Evangelischen Kindergarten<br />
"Die Arche" und dem Städtischen Kindergar-<br />
ten Lichtenau weitere Einrichtungen zur<br />
Weltkindertagsaktion hinzu.<br />
Die DOG Hochstift Paderborn plant, das<br />
erfolgreiche "Kinder bewegen"-Konzept, das<br />
mit dem Kindergarten Römerstraße seit drei<br />
Jahren besteht, auf andere Kindergärten in<br />
Stadt und Kreis auszuweiten. Durch Multiplikatoren<br />
und mittels "Hilfe zur Selbsthilfe"<br />
werden Kindergärten dabei unterstützt, sich<br />
<strong>von</strong> normalen in bewegungsfreundliche<br />
Kindergärten zu entwickeln - wissenschaftlich<br />
begleitet <strong>von</strong> der Universität Paderborn.<br />
Dazu erhalten sie unter anderem bewegungsspezifische<br />
Fortbildungen für die<br />
Erzieherinnen. Jeder der neuen Kindergärten<br />
bekommt einen prominenten Paten. Außerdem<br />
werden die Kinder mit "Kinder bewegen"-<br />
T-Shirts ausgestattet. Und es gibt<br />
Schenkten den Kindern Zeit für Bewegung: die Sportasse Lili<br />
Schwarzkopf, Kurt Bendlin und Claudia Tonn (<strong>von</strong> links).<br />
immer mal wieder besondere Aktionen wie<br />
den diesjährigen Weltkindertag, den gemeinsam<br />
mit der DOG-Zweigstelle das<br />
Jugendamt und das Sportamt der Stadt<br />
Paderborn organisiert haben.<br />
Zwickau<br />
Anlässlich des Internationalen Weltkindertages<br />
am 20. September fand auch in der<br />
Zwickauer "Villa Kunterbunt" ein besonderer<br />
"bewegter" Vormittag statt. Die Kindertagesstätte,<br />
seit zwei Jahren Modellkindergarten<br />
des Projekts "Kinder bewegen", feierte<br />
den Tag gemeinsam mit dem Projektpaten<br />
und Vorsitzenden der DOG Zwickau, Jürgen<br />
Croy, sowie einem außergewöhnlichen<br />
Programm.<br />
Unter dem Motto "Spiele aus anderen<br />
Ländern und Kulturen" konnten die Kinder<br />
lernen und ausprobieren, wie und was<br />
Mädchen und Jungen in anderen Ländern<br />
spielen. Da gab es das Knochenspiel aus<br />
Brasilien, Bumerang aus Australien und<br />
vieles mehr. Für das leibliche Wohl stand<br />
zudem ein gesundes Obst- und Gemüsebuffet<br />
bereit.<br />
Exklusivangebot für<br />
Sportbücher verlängert<br />
Die Bestellfrist für die Bücher "Fußball WM<br />
2006" und "Turin 2006" sowie "Sport Highlights<br />
2005" zum Vorzugspreis für Mitglieder<br />
der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Gesellschaft<br />
<strong>von</strong> je 29,90<br />
Euro (statt 69,90<br />
Euro) zzgl. MwSt.<br />
und Versandkosten<br />
wurde verlängert.<br />
Noch bis zum 15.<br />
November 2006<br />
können die Publikationen<br />
der <strong>Olympische</strong>nSportbibliothek<br />
mit spannenden<br />
Berichten,<br />
eindrucksvollen<br />
Bildern und um-<br />
fangreichenStatistiken zu den Spitzensportereignissen<br />
bei<br />
der Bundesgeschäftsstelle<br />
(Otto-<br />
Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt, Fax 069<br />
6771826, E-Mail Office@DOG-bewegt.de)<br />
bestellt werden.<br />
Website in neuem Design<br />
Die Internetseite der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Gesellschaft www.DOG-bewegt.de<br />
erstrahlt nun im neuen Corporate Design.<br />
Gleichzeitig wurden auch einige inhaltliche<br />
Änderungen vorgenommen, um die Seite<br />
noch informativer und attraktiver zu gestalten.<br />
Wie gewohnt werden immer aktuell Neuigkeiten<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft<br />
und ihrer Zweigstellen sowie aus der<br />
<strong>Olympische</strong>n Bewegung in Deutschland und<br />
73
international veröffentlicht. Neu ist die<br />
Rubrik "Wir über uns", in der kompakt und<br />
übersichtlich Selbstverständnis, Tradition<br />
und Organisation der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Gesellschaft vorgestellt werden. Für<br />
verschiedene Zielgruppen, Mitglieder,<br />
Journalisten, Förderer und Interessierte, ist<br />
der Servicebereich eingerichtet.<br />
DOG-Jugend<br />
"Man kann die<br />
Faszination Japans nicht<br />
in Worte fassen…"<br />
Nachdem die DOG-Bundesausschussmitglieder<br />
Dennis Buttler und Holger Marohn<br />
bereits 2003 die In-Maßnahme des 29.<br />
Deutsch-Japanischen Simultanaustausches<br />
geleitet hatten, stellten sie auch dieses Jahr<br />
ihr Wissen zur Verfügung. Die Beiden<br />
bereiteten acht Teilnehmer der Hamburger<br />
Volleyballjugend auf den 33. deutschjapanischen<br />
Sportaustausch vor. Buttler<br />
begleitete die Sportler des TSV Schwarzenbek<br />
(Hamburg) - Torsten Breuer, Marina<br />
Daub, Anna-Sophie Dechow, Laurens Goy,<br />
Dana Kunz, Olivia Lorenz sowie Ulrich und<br />
Claudia Stirnat - als Gruppenleiter. Eine<br />
insgesamt 124 Personen starke Delegation<br />
unter Leitung <strong>von</strong> Thomas Höpfner (Vorstandsmitglied<br />
Thüringer Sportjugend),<br />
Martina Bucher (dsj Vorstandsmitglied) und<br />
Ulrich Schneider entdeckte vom 18. Juli bis<br />
9. August das Land der aufgehenden Sonne.<br />
DOG-Mitglied Marina Daub blickt auf eine<br />
ebenso lehrreiche wie eindrucksvolle Reise<br />
zurück:<br />
Oft fragen mich meine Freunde, was mir an<br />
Japan am Besten gefallen hat und erwarten<br />
ein oder zwei Punkte, die ich gesondert<br />
hervorhebe. Ich tue ihnen zwar den Gefallen,<br />
fühle mich aber unwohl dabei. Denn die<br />
Reise kann ich nicht an einzelnen Punkten<br />
festmachen, ich betrachte sie als Gesamteinheit,<br />
in der es sowohl positive als auch<br />
negative Erfahrungen gab. Im Endeffekt<br />
aber war die Reise einmalig schön und ich<br />
möchte sie nicht missen.<br />
Die Gastfamilien waren meiner Meinung<br />
nach mit der wichtigste Punkt. Stimmte die<br />
Chemie zwischen Teilnehmer und Gastfamilie,<br />
war alles besser und selbst nicht so<br />
interessante Programmpunkte waren<br />
74<br />
annehmbar. Abends genossen wir das<br />
ausgeprägte Familienleben, aßen gemeinsam,<br />
spielten mit den Kindern und fühlten<br />
uns als ein Teil der Familie. Das war in der<br />
"fremden Welt" natürlich sehr hilfreich, half<br />
uns beim eingewöhnen und wir fühlte uns<br />
nicht ganz so verlassen.<br />
Gefiel eine Familie nicht so, suchten wir<br />
verstärkt den Kontakt zur Gruppe, was uns<br />
schneller und enger<br />
zusammenwachsen<br />
ließ. Denn nicht<br />
jeder hatte immer<br />
Glück mit seiner<br />
Family.<br />
Was bedeutet Japan<br />
nun für mich? Ich<br />
muss sagen, dass<br />
sich das Bild geändert<br />
hat. Und das in<br />
vielerlei Hinsicht. Bis<br />
zum großen Vorbereitungstreffen<br />
in<br />
Blossin hatte ich mir<br />
wenig (positive)<br />
Gedanken über Japan gemacht. Ich hatte<br />
Berichte in den Medien gelesen oder gesehen,<br />
die mir, wie ich jetzt ein wenig beurteilen<br />
kann, ein falsches Bild über Japan<br />
vermitteln haben. Es war oft die Rede <strong>von</strong><br />
jungen Menschen, die sich umbringen, weil<br />
sie dem Druck der Gesellschaft nicht standhalten,<br />
weil sie ihrer Meinung nach keine<br />
Leistung erbringen.<br />
Selbst kleine Kinder<br />
seien diesem Leistungsdruckausgesetzt<br />
und müssten<br />
sogar Tests machen,<br />
um in bestimmten<br />
Kindergärten aufgenommen<br />
zu werden.<br />
In meinen Gastfamilien<br />
habe ich zwar<br />
schon einen gewissen<br />
Leistungsdruck<br />
gespürt. Privater<br />
Schreibunterricht,<br />
zwei oder drei<br />
verschiedene Sportarten pro Kind plus die<br />
musikalische Betätigung waren in meiner<br />
ersten Familie in Yoshinogari auf dem<br />
Tagesprogramm. Aber den vier Kids (sieben<br />
bis 13 Jahre) hat es nichts ausgemacht. Es<br />
hat ihnen sogar Spaß bereitet, sie haben<br />
sich darauf gefreut. Und ich glaube auch,<br />
dass sie durch den recht straff organisierten<br />
Alltag fleißiger und verantwortungsbewusster<br />
als deutsche Kinder sind.<br />
Meine Gruppe und ich verbrachten das<br />
Regionalprogramm auf Kyushu, der südlichsten<br />
der sieben Hauptinseln. Von der<br />
Landschaft auf Kyushu war ich sehr beeindruckt.<br />
Alles blühte in einem unglaublichen<br />
Grün- ein Farbton, den wir in Deutschland<br />
gar nicht kennen oder in Worte fassen<br />
können. Die vielen Berge waren nicht kahl,<br />
sondern bewachsen. Dies ist wohl dem<br />
subtropischen Klima zu verdanken.<br />
Etwas zu kurz kam meiner Meinung nach<br />
der (Meinungs-) Austausch mit Gleichaltrigen.<br />
Einerseits in den Familien, andererseits<br />
aber auch beim Sport. Denn wir spielten<br />
fast immer gegen wesentlich Jüngere, wo<br />
natürlich kein Gleichgewicht herrschen<br />
konnte; uns aber lehrte, unsere Kräfte<br />
angemessen anzupassen.<br />
Wichtig für uns wären mehr Diskussionen<br />
mit Studenten oder Schülern über aktuelle<br />
Themen gewesen. Denn nur so erfährt man
etwas über die Denkweise der Anderen. Ich<br />
hatte teilweise das Gefühl, dass die japanischen<br />
Funktionäre es nicht wollten und<br />
auch bewusst unterbunden haben. Warum<br />
sie es getan haben oder ob ich es mir<br />
einbildete, kann ich bis heute nicht beantworten.<br />
Aber es war<br />
und ist kein Geheimnis,<br />
dass ein<br />
gegenseitiges<br />
Interesse bestand<br />
und viele Fragen<br />
jetzt in E-Mails<br />
diskutiert werden.<br />
Dass alle 124<br />
Teilnehmer (Gesamtdelegation<br />
der<br />
dsj) die ersten Tage<br />
in Otsu (bei Kyoto)<br />
verbrachten, war<br />
sehr hilfreich, da wir<br />
uns am Anfang<br />
gemeinsam auf das<br />
Unbekannte einlassen<br />
konnten. Die<br />
restlichen Tage in<br />
Tokio bereiteten uns<br />
schon langsam<br />
wieder auf deutsche<br />
Schnelligkeit und<br />
die Großstadt vor.<br />
Die Sajohnara- Party, auf der ich gar die<br />
Abschlussrede der Teilnehmer halten durfte,<br />
war ein gelungener Abschluss, auf dem<br />
auch so manche Träne floss.<br />
Alles in allem kann ich allen Jugendlichen<br />
empfehlen, an Sportaustauschen wie diesen<br />
teilzunehmen. Denn neben interessanten<br />
Charakteren habe ich auch eine völlig neue<br />
Kultur kennen gelernt. Und ist man als<br />
Gruppe, bzw. als Team in einem fremden<br />
Land, lernt man sie noch intensiver kennen<br />
und hat am Ende auch ganz andere Erinnerungen<br />
an die Japan-Reise, als wenn man<br />
alleine oder zu zweit gefahren wäre…<br />
Berlin<br />
Unterstützung für<br />
Olympiabewerbung<br />
Marina Daub<br />
Führende Vertreter der Berliner Parteien und<br />
Sportverbände befürworten eine erneute<br />
Olympiabewerbung Deutschlands und seiner<br />
Hauptstadt.<br />
Eingeladen <strong>von</strong> der Berliner Landesgruppe<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft<br />
und moderiert <strong>von</strong> Sportjournalist Lothar<br />
Vertreter aus Sportfachverbänden der olympischen Disziplinen<br />
sowie führende Repräsentanten des Berliner Sports nach der<br />
Gesprächsrunde zum Thema Olympiabewerbung im Schlosshotel<br />
Grunewald.<br />
Hintze sprachen sich Michael Müller (SPD),<br />
Astrid Jantz (CDU), Mieke Senftleben (FDP),<br />
Dr. Walter Kaczmarczyk (PDS) und Volker<br />
Ratzmann (Bündnis 90/Die Grünen) und<br />
Olympiasieger Christian Schenk auf einer<br />
Podiumsdiskussion im historischen <strong>Olympische</strong>n<br />
Dorf anlässlich des DKB-ISTAF Cups<br />
einhellig dafür aus, spätestens für die Spiele<br />
2020 anzutreten. Die Fußballweltmeisterschaft<br />
habe gezeigt,<br />
dass Berlin für<br />
Großveranstaltungen<br />
bestens gerüstet<br />
sei.<br />
Für einen klaren<br />
Fahrplan in RichtungOlympiabewerbung<br />
sprachen sich<br />
18 Vertreter aus<br />
Sportfachverbänden<br />
der olympischen<br />
Disziplinen sowie<br />
führende Repräsentanten<br />
des Berliner<br />
Sports in einer <strong>von</strong><br />
der DOG-Landesgruppe<br />
Berlin<br />
initiierten Gesprächsrunde im Schlosshotel<br />
Grunewald aus.<br />
Hans-Jürgen Bartsch, Präsident der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Gesellschaft Berlin:<br />
"Sowohl in dieser Runde als auch in meinen<br />
Gesprächen mit den anderen Kollegen der<br />
Berliner Sportfachverbände stellte ich fast<br />
einhellige Zustimmung für die Olympiabewerbung<br />
fest. Wir sind bereit!"<br />
Auszeichnung der<br />
Nachwuchssportler<br />
beim ISTAF<br />
Die Berliner Landesgruppe der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Gesellschaft zeichnete anlässlich<br />
des Leichtathletik-Meetings DKB-ISTAF<br />
junge Nachwuchssportler aus.<br />
Aus den Händen der Leichtathletik-Olympioniken<br />
Heike Drechsler, Claudia Marx und<br />
Bodo Thümmler erhielten 140 Schüler aus<br />
ganz Deutschland ihre Urkunden und Pokale<br />
für die Teilnahme am Wettbewerb<br />
"Deutschland sucht den Supersprinter".<br />
DOG Berlin-Präsident Hans-Jürgen Bartsch<br />
und der Berliner Senator für Bildung,<br />
Jugend und Sport, Klaus Böger, ehrten<br />
zudem die Sieger des Wettbewerbs "Schülerstaffeln<br />
sprinten beim DKB-ISTAF". Über<br />
2500 Grundschüler aus Berlin und Brandenburg<br />
hatten an den Vorausscheidungen<br />
teilgenommen. Die Besten unter ihnen<br />
ermittelten im Stadion am Nachmittag "vor<br />
großer Kulisse" ihr Siegerteam.<br />
DOG-Präsident Hans-Jürgen Bartsch und Vizepräsidentin Bettina<br />
Iwanowski mit Klaus Böger und ISTAF-Geschäftsführer Gerhard<br />
Janetzky ehrten die besten Sprinter über die 50-Meter-Distanz<br />
bzw. die siegreichen Staffeln.<br />
75
Bei einem abendlichem Empfang im Estrel<br />
Hotel ehrten Berlins Regierender Bürgermeister<br />
Klaus Wowereit und DOG-Präsident<br />
Hans-Jürgen Bartsch den jüngsten ISTAF-<br />
Teilnehmer, den 17-jährigen Abreham<br />
Cherkos Feleke aus Äthiopien (3. Platz über<br />
5000 Meter).<br />
<strong>Olympische</strong> Bewegung<br />
beim Regierenden<br />
Bürgermeister<br />
Das "Rote Rathaus" präsentierte sich als<br />
bunter Mittelpunkt des diesjährigen Hoffestes<br />
des Regierenden Bürgermeisters <strong>von</strong><br />
Berlin. Mit sportlicher Bewegung lockte die<br />
Landesgruppe Berlin der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Gesellschaft die versammelte Prominenz<br />
aus Politik, Kultur und Sport an ihren<br />
Infostand. <strong>Der</strong> Olympiasieger im Bahnradsport<br />
Robert Bartko stellte seinen neuen<br />
Bahnvierer vor und prüfte die sportlichen<br />
Fähigkeiten der prominenten Gäste sowie<br />
zahlreicher Repräsentanten des Berliner<br />
Sports.<br />
<strong>Der</strong> Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, Landessportbundpräsident<br />
Peter Hanisch, Olympiastützpunktleiter Dr. Jochen Zinner<br />
und Olympiasieger Robert Bartko waren u.a. zu Gast bei Hans-<br />
Jürgen Bartsch und Bettina Iwanowski, dem Präsidenten und der<br />
Vizepräsidentin der Berliner DOG, am Info-Stand.<br />
Coburg<br />
Mitgliedertagung<br />
Im Rahmen ihrer Mitgliederversammlung<br />
konnte die DOG Coburg drei neue junge<br />
76<br />
<strong>Der</strong> neue Vorstand der DOG Coburg (<strong>von</strong> links):<br />
Vorsitzender Prinz Andreas v. Sachsen, Coburg und<br />
Gotha, die stellvertretenden Vorsitzenden Bürgermeister<br />
Hans-Heinrich Ulmann und Prof. Dr. Jochen<br />
Medau, Jugendvertreter Christian Meyer, Pressewart<br />
Eberhard Fröbel, Schatzmeister Siegfried Wölki,<br />
Geschäftsführer Klaus Anderlik sowie die Beisitzer<br />
Hans Herbert Hartan und Klaus Geuter.<br />
Sportler bekannt geben, die in Patenschaften<br />
finanziell und ideell gefördert werden.<br />
<strong>Der</strong> Fechterin Tamina Knauer bescheinigte<br />
das Vorstandsmitglied<br />
Christian<br />
Meyer ein riesiges<br />
Talent mit großen<br />
Perspektiven für die<br />
Zukunft. Ebenfalls<br />
neue Patensportlerinnen<br />
sind die<br />
Leichtathletin Lisa<br />
Schollbach und die<br />
Reiterin Stefanie<br />
Müller. Dazu befindet<br />
sich Kevin<br />
Krawietz, der sich<br />
schon auf nationaler<br />
bzw. international<br />
Ebene in seiner<br />
Altersklasse durchsetzen<br />
konnte,<br />
bereits im dritten<br />
Jahr der Patenschaftsförderung.<br />
Zugleich stand die Tagung im Zeichen des<br />
neuen DOG-Zweigstellenkonzepts, über das<br />
der Geschäftsführende Vorsitzende Hans-<br />
Heinrich Ulmann informierte. Die Mitgliederversammlung<br />
bestätigte die bisherigen<br />
Vorstandsmitglieder: den Vorsitzenden Prinz<br />
Andreas <strong>von</strong> Sachsen, Coburg und Gotha,<br />
die stellvertretenden Vorsitzenden Bürger-<br />
meister Hans-Heinrich Ulmann<br />
und Prof. Dr. Jochen Medau,<br />
Jugendvertreter Christian Meyer,<br />
Pressewart Eberhard Fröbel,<br />
Schatzmeister Siegfried Wölki,<br />
Geschäftsführer Klaus Anderlik<br />
sowie die Beisitzer Hans Herbert<br />
Hartan und Klaus Geuter.<br />
Hamburg<br />
Vorstand bestätigt<br />
Bei der Mitgliederversammlung<br />
am 4. September im traditionsreichen<br />
Atlantic Hotel im Herzen<br />
<strong>von</strong> Hamburg wurde der alte<br />
Vorstand um Thomas Metelmann,<br />
der für die vorzeitig ausgeschiedene<br />
Christiane Krause-Todd auf<br />
der Position des ersten Vorsitzenden<br />
auf halber Strecke eingesprungen<br />
war, <strong>von</strong> den anwesenden<br />
Mitgliedern einstimmig<br />
bestätigt.<br />
Zu dem bestehenden Vorstand mit Norbert<br />
Baumann, Greta Blunck, Ulrike Seyer und<br />
Günter Quast konnten darüber hinaus noch<br />
der Hockeyweltmeister <strong>von</strong> 2002, Michael<br />
Green, und Fin Mohaupt, in der Industrieund<br />
Handelskammer Hamburg zuständig für<br />
den Sport, gewonnen werden. Zwei wichtige<br />
personelle Ergänzungen im Hamburger<br />
Vorstand, wie Thomas Metelmann in seiner<br />
Ansprache betonte, in der er maßgeblich<br />
auf die Bedeutung des Netzwerks der<br />
Hamburger DOG hinwies. In dieser Netzwerksfunktion<br />
sieht der Hamburger Vorstand<br />
auch seine Chance in der Stadt noch<br />
wirkungsvoller in Erscheinung zu treten.<br />
Wobei natürlich das Kita-Projekt und auch<br />
das gerade ins Leben gerufene DOG-Hamburg-Siegel,<br />
nur zwei <strong>von</strong> zahlreichen<br />
Aufgabenstellungen sind, die in der nächsten<br />
Zeit weiter vorangetrieben werden<br />
sollen.<br />
Heilbronn/Unterland-Hohenlohe<br />
Unterländer<br />
Olympia-Stammtisch<br />
Zu einem Fest der Begegnung wurde<br />
einmal mehr der traditionelle Unterländer
Olympia-Stammtisch, der nun bereits zum<br />
neunten Mal <strong>von</strong> der DOG Heilbronn/Unterland-Hohenlohe<br />
veranstaltet wurde.<br />
Unter dem Motto "Sport verbindet Menschen"<br />
begrüßte die Vorsitzende Sigrid<br />
Seeger-Losch im Festzelt des Unterländer<br />
Volksfestes über 120 bekannte Sportlerinnen<br />
und Sportler <strong>von</strong> damals und heute sowie<br />
verdiente Frauen und Männer des Sports.<br />
Sigrid Seeger-Losch freut sich mit drei<br />
Weltmeistern über einen gelungenen DOG-<br />
Sportler-Treff. Von links: Sybille Schiffler<br />
(Schießen), Leonard W. Jansen (Leichtathletik<br />
U 70) und Karl Heinz Losch (Rollkunstlauf).<br />
Die Teilnehmerliste war noch nie so umfangreich<br />
und las sich wie ein "Who is who"<br />
des Unterländer Sports. Besonders für die<br />
älteren Sportler war es Freude und Genugtuung,<br />
zu erfahren, dass sie nicht vergessen<br />
sind!<br />
Das Alterspektrum der Anwesenden aus 20<br />
Sportarten reichte <strong>von</strong> 21 bis 86 Jahre, also<br />
vier Generationen sportliche Erfolge und<br />
sportliches Engagement unter einem Dach.<br />
Weltmeister und Europameister, deutsche<br />
Meister und nationale und internationale<br />
Medaillengewinner sowie viele erfolgreiche<br />
Athleten, die zu ihrer Zeit viel geleistet<br />
haben und außerordentlich populär waren,<br />
trafen sich hier bei knusprigen Göckele und<br />
edlen Palmbräu-Bieren zu einigen gemütlichen<br />
Stunden. Bei angeregten Gesprächen<br />
wurden Erinnerungen ausgetauscht, Anekdoten<br />
erzählt und auch das derzeitige<br />
Sportgeschehen beleuchtet.<br />
Zehn Teilnehmer, die über 80 Jahre alt<br />
waren, konnten mit einer guten Flasche<br />
Rotwein beschenkt werden. Sie hatten es<br />
sich nicht nehmen lassen, an diesem schönen<br />
Fest mit großer Begeisterung teilzunehmen.<br />
Darunter auch das Heilbronner DOG-<br />
Ehrenmitglied Dr. Werner Sauer.<br />
In ihrer Ansprache betonte Sigrid Seeger-<br />
Losch, dass die Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Gesellschaft die Botschafter<br />
der <strong>Olympische</strong>n Idee seien und sich für<br />
Werte wie Leistungsbereitschaft, Fair Play,<br />
Teamgeist und Völkerverständigung mit<br />
ihrer Bedeutung für Sport und Gesellschaft<br />
engagieren würden. Deshalb sollten noch<br />
viel mehr gleichgesinnte Menschen durch<br />
ihre Mitgliedschaft in der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Gesellschaft ihr Interesse an der<br />
Arbeit bekunden und die Aufgaben und<br />
Ziele unterstützen.<br />
Hochstift Paderborn<br />
Auf(t)ritt der Weltelite<br />
Die E.ON Westfalen Weser Challenge der<br />
Springreiter, die vom 21. bis 24. September<br />
2006 auf dem Schützenplatz in Paderborn<br />
stattfand, war die dritte Etappe der hochdotierten<br />
RIDERS TOUR. Preisgelder <strong>von</strong> über<br />
190.000 Euro wurden vergeben. 19.000<br />
Besucher sahen sich die spannenden Springen<br />
an.<br />
Prominenten Besuch hatte der Stand der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft Hochstift<br />
Paderborn. Über die Ziele und Aktionen<br />
der DOG im Hochstift Paderborn informierten<br />
sich Hans-Günter Winkler, Paul Scho-<br />
ckemöhle, der Weltklassereiter Otto Becker,<br />
Renate Nixdorf und viele andere Persönlichkeiten<br />
aus Sport, Wirtschaft und Politik.<br />
"Durch die Präsenz im VIP-Zelt konnte die<br />
Paderborner DOG viele neue Mitglieder<br />
gewinnen", so die Zweigstellenvorsitzende<br />
Margit Budde.<br />
Region Karlsruhe<br />
Neuer Spielgarten<br />
eingeweiht<br />
Von links: Heinrich Kortebusch, stellv. Vorsitzender, und Margit<br />
Budde, Vorsitzende der DOG Hochstift Paderborn mit Paul Schockemöhle,<br />
Otto Becker und Angelika Schomberg, der Leiterin<br />
Unternehmenskommunikation <strong>von</strong> E.ON Westfalen-Weser.<br />
Mit einer feierlichen und schwungvollen<br />
Einweihung wurde die Außenanlage des<br />
DOG-Modellkindergartens St. Judas-Thaddäus<br />
in Karlsruhe Neureut im Beisein <strong>von</strong><br />
Ortsvorsteher Jürgen Stober, Pfarrer Hubert<br />
Streckert, dem Architekten Josef Eckert, dem<br />
Chef und Mitarbeitern <strong>von</strong> Gartenbaugestalter<br />
Kai Seydell sowie vielen Eltern und<br />
Helfern am 22. September offiziell an die<br />
Kinder und Erzieherinnen übergeben.<br />
<strong>Der</strong> Kindergarten St. Judas-Thaddäus ist seit<br />
zwei Jahren Modelleinrichtung des Projekts<br />
"Kinder bewegen" der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Gesellschaft und ihrer Partner Opel<br />
und O 2. Betreut wird er vor Ort <strong>von</strong> Bernd<br />
Budig <strong>von</strong> der DOG Karlsruhe. Seither gab es<br />
bereits viele Aktionstage und kontinuierlichen<br />
Initiativen, die den Kindern den Spaß<br />
an der vielseitigen Bewegung in Sport und<br />
Spiel vermitteln.<br />
Neuester Baustein<br />
des Modellprojekts<br />
ist nun die neu<br />
gestaltete Außenanlage.<br />
Da sie nicht<br />
mehr ganz den<br />
heutigen Anforderungen<br />
an den<br />
Bewegungsbedarf<br />
der Kinder gerecht<br />
wurde, starteten<br />
schon vor den<br />
Sommerferien<br />
entsprechende<br />
Umbaumaßnahmen,<br />
die die verschiedenen<br />
Außenbereiche<br />
des Kindergartens<br />
neuen oder ergänzten<br />
Nutzungen<br />
zugeführt haben.<br />
77
Diese ideal abgestimmte Neugestaltung<br />
bringt neue Impulse, frischen Schwung und<br />
viel Motivation zur Bewegung. Architektonisch<br />
und konzeptionell durchdacht, nimmt<br />
die Außenanlage nunmehr - soweit möglich<br />
- organische Grundformen auf und bildet<br />
damit einen Kontrast zu den kubischen<br />
Formen des Gebäudes.<br />
Zur offiziellen Begrüßung gab es bei Musik<br />
und Gesang ausreichend Mitmachmöglich-<br />
Mit dem Lied vom fleißigen Bauarbeiter<br />
dankten die Neureuter Kinder den Helfern<br />
für ihren schönen neuen Spielgarten.<br />
keit zur Einstimmung sowie eine gelungene<br />
Leinwandpräsentation mit Fotos zur Dokumentation<br />
der gesamten Umbaumaßnahmen.<br />
Anschließend wurde jeder einzelne<br />
Teilbereich für sich mit liebevoll ausgedachten<br />
Aktionen und jedes Mal mit Band-<br />
Durchschneiden erobert. Schritt für Schritt<br />
nahmen die Kinder ihren neuen Außenbereich<br />
in Besitz: die spezielle Ballspiel-Wiese<br />
mit Ballfangnetzen als Begrenzung, den<br />
Kletter- und Sitzhügel mit neuem Spielhaus<br />
aus Holz mit Empore, die mit Holzstufen für<br />
die Treppe erneuerte Rutschbahn, die neue<br />
Fahr- und Spielfläche (hier bieten bisherige<br />
Stellplätze den Kindern 25 m² mehr Platz),<br />
der vergrößerte Sandkasten mit einem<br />
kleinen steinigen Wasserlauf, sandigen<br />
Matschflächen und einer Wasserpumpe, den<br />
neuen "Roller-Fahrweg" mit fast 30 m<br />
Länge sowie die <strong>von</strong> den Eltern in Eigenleistung<br />
errichtete Spielfläche mit kleiner<br />
Hecken-Balustrade und Kletterbalken.<br />
Zusätzlich wurden mit einem 2-fach Reck,<br />
einer Kombinations-Klettergerät (mit Seil,<br />
Netz und Stangen) und einer kleinen<br />
Kletterwand entlang der Hauswand neue,<br />
große Spielgeräte aufgebaut. Die Anschaffung<br />
<strong>von</strong> zwei der neuen Geräte wurde<br />
direkt aus "Kinder bewegen"-Projektmitteln<br />
unterstützt. Schließend ist die beliebte<br />
große Schaukel komplett in den hinteren<br />
78<br />
Bereich umgezogen und neu in der mit<br />
Hecken abgegrenzten hinteren Fläche<br />
aufgebaut.<br />
Während der Einweihungsfeier wurde der<br />
Einsatz und die gute Zusammenarbeit der<br />
beteiligten Koordinatoren und Ausführenden<br />
des Kindergartens St. Judas Thaddäus,<br />
der Kirchengemeinde St. Heinrich und<br />
Kunigunde, des Architektenbüros Josef<br />
Eckert und der Garten- und Kindergarten-<br />
Spezialisten der Firma Seydell gewürdigt.<br />
Die Anstrengungen haben sich gelohnt, wie<br />
schon die erste Besichtigungstour zeigte. In<br />
ihrem modernen "Spielgarten" werden die<br />
Neureuter Kinder noch viel Bewegungsspaß<br />
haben!<br />
Bernd Budig<br />
Köln-Leverkusen<br />
Marathon-Projekt<br />
erfolgreich fortgesetzt<br />
Die DOG Köln-Leverkusen hat ihr 2005 ins<br />
Leben gerufenes Projekt zur Förderung des<br />
Behindertenspitzensports erfolgreich fortsetzen<br />
können. Beim 10. Ford-Köln-Marathon<br />
am 8. Oktober bewältigen alle 25 für<br />
die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Gesellschaft<br />
gestarteten Athleten die 42,195 km-Distanz<br />
und erkämpften sich so die <strong>von</strong> der Rhein-<br />
Energie AG Köln gestiftete Finisherprämie<br />
<strong>von</strong> 5.000 Euro. Das Geld geht wie schon im<br />
Vorjahr an den Olympiastützpunkt Köln-<br />
Bonn-Leverkusen, der damit die Laufbahnberatung<br />
für behinderte Top-Athleten<br />
finanziert.<br />
Marc Verhaert<br />
Die Idee, mit einem erfolgreichen Marathon-Start<br />
Geld für den Behindertensport<br />
zu sammeln, wurde im Vorfeld des vorjährigen<br />
Köln-Marathons geboren. Das Team der<br />
DOG Köln-Leverkusen um die Vorsitzende<br />
Dr. Britta Siegers fand schnell 14 Athleten,<br />
die sich der Herausforderung Marathon für<br />
den guten Zweck stellen wollten, und in der<br />
Einige der Finisher für die DOG Köln-Leverkusen: obere Reihe <strong>von</strong> links nach rechts: Thomas<br />
Rabenstein, Günter Siegers, Gerhard Wichmann, Marcus Schwandner, Andreas Andenäuer,<br />
Mark Hoyer, Enno Cirkpa; vordere Reihe <strong>von</strong> links nach rechts: Alexander Schirmer,<br />
Jürgen Röhl, Norbert Koch.
RheinEnergie AG einen Sponsor, der sogleich<br />
Feuer und Flamme für die Sache war.<br />
Die Aktion wurde ein voller Erfolg, denn alle<br />
Starter, unter ihnen auch die mehrfache<br />
Paralympicsgewinnerin Britta Siegers,<br />
erreichten damals das Ziel und die Prämie<br />
konnte dem Olympiastützpunkt übergeben<br />
werden.<br />
Unmittelbar nach dem Marathon 2005 ist<br />
auch das Projekt "Laufbahnberatung" selbst<br />
viel versprechend angelaufen. Die erfahrenen<br />
Sportberater Horst Schlüter und Angela<br />
Kämmerling helfen den Behindertensportlern<br />
am Olympiastützpunkt, den Sport und<br />
eine parallele berufliche Ausbildung optimal<br />
miteinander zu verbinden. So konnte z.B.<br />
der erfolgreichste Tischtennisspieler der<br />
Region und Goldmedaillengewinner bei den<br />
Paralympics in Athen 2004, Holger Nikelis,<br />
bei seiner Existenzgründung mit einem<br />
Projekt am Flughafen Köln-Bonn unterstützt<br />
werden. Und Astrid Arndt, Bronzemedaillengewinnerin<br />
im Judo bei den Paralympics in<br />
Athen 2004, wird derzeit bei ihrer Jobsuche<br />
als Betriebswirtin unterstützt.<br />
Astrid Arndt war nun auch einer der 25<br />
Starter, die beim diesjährigen Ford-Köln-<br />
Marathon für die erfolgreiche Fortsetzung<br />
des Projekts sorgten. Die sehbehinderte<br />
Athletin stellte sich ohne Begleitläuferin<br />
den 42,195 km und erreichte nach 4 Stunden<br />
und 54 Minuten glücklich das Ziel.<br />
Außerdem gingen u.a. Andreas Adenauer,<br />
Peter Anders, Lily Anggreny, Frank Caspary,<br />
Enno Cirpka, Dr. Andreas Färber, Holger<br />
Hennecke, Mark Hoyer, Sedik Kalafate,<br />
Norbert Koch,Thomas Lukaszewizc, Errol<br />
Marklein, Markus Pils, Daniel Pfeilsticker,<br />
Thomas Rabenstein, Oliver Roesch, Jürgen<br />
Röhl, Alexander Schirmer, Hartmut Schönhöfer,<br />
Marcus Schwandner, Günter Siegers, Ralf<br />
Velten, Marc Verhaert und Gerhard Wichmann<br />
in den Bereichen Rollis, Läufer und<br />
Skater für die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Gesellschaft<br />
an den Start und sorgten dafür, dass<br />
auch in diesem Jahr wieder die komplette<br />
Finisherprämie eingestrichen werden konnte.<br />
Die DOG-Vorsitzende Dr. Britta Siegers, die<br />
stellvertretend den Scheck über 5.000 Euro<br />
entgegennehmen durfte, zeigte sich begeistert:<br />
"Ein herzliches Dankeschön an unsere<br />
Athleten und die Rheinenergie AG, die diese<br />
großartige Aktion für den Behindertensport<br />
erst möglich gemacht haben."<br />
Mainz-Rheinhessen<br />
Projekt erfolgreich<br />
abgeschlossen - "Kinder<br />
bewegen" geht weiter<br />
Nach dreijähriger Förderung haben die<br />
Partner <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Gesellschaft<br />
mit ihrer Zweigstelle Mainz-Rheinhessen<br />
und Adam Opel GmbH die erste Modelleinrichtung<br />
des Projekts "Kinder bewegen", den<br />
Kindergarten Gau-Bischofsheim, verabschiedet.<br />
Das Projekt "Kinder bewegen" wurde am 23.<br />
Juni 2003 im Rahmen einer großen Eröffnungsveranstaltung<br />
in Gau-Bischofsheim<br />
bei Mainz der Öffentlichkeit vorgestellt. Die<br />
Schirmherrin des Projektes, Rosi Mittermaier-Neureuther,<br />
verlieh diesem Tag einen<br />
ganz besonderen Glanz. Mit dem feierlichen<br />
Auftakt wurden auch die umfangreichen<br />
Vorbereitungsarbeiten, die <strong>von</strong> der Leitung<br />
des Kindergartens, der Vertretung der<br />
Elternschaft, dem Kindergartenträger und<br />
der DOG Mainz-Rheinhessen mit viel<br />
Engagement getragen wurden, zu einem<br />
glücklichen Abschluss gebracht. Die Basis<br />
zur Umsetzung der beiden Ziele der Projektinitiatoren,<br />
gesunde Kinder durch vielseitige<br />
und ausreichende Bewegung und die<br />
Vermittlung des <strong>Olympische</strong>n Gedankens,<br />
war damit geschaffen.<br />
Im Verlauf der Projektjahre wurde der<br />
Kindergarten mit einer Reihe <strong>von</strong> nachhalti-<br />
Kindergarten Mainz-Gau-Bischofsheim: Kein Abschied <strong>von</strong> "Kinder<br />
bewegen", aber ein Abschied <strong>von</strong> der langjährigen Kindergartenleiterin<br />
Christa <strong>von</strong> der Wenze.<br />
gen Investitionen sowie durch Kostenbeteiligungen<br />
an den sportlichen Aktivitäten <strong>von</strong><br />
Kindern und Eltern unterstützt. Die bis<br />
dahin traditionellen Feste erhielten neue<br />
sportliche Elemente und es wurden neue<br />
Veranstaltungen in den Jahreskalender des<br />
Kindergartens aufgenommen. Bei den<br />
Weiterbildungsmaßnahmen für das Kindergartenteam<br />
wurde das Augenmerk in<br />
stärkerem Maße als zuvor auf Bewegungsaspekte<br />
gelenkt.<br />
Unmittelbar nach dem Start des Projektes<br />
war es der Projekt betreuenden DOG Mainz-<br />
Rheinhessen gelungen, eine Studentin und<br />
aktive Leistungssportlerin vom Sportinstitut<br />
der Universität Mainz zu gewinnen, die mit<br />
den <strong>von</strong> ihr konzipierten Spiel- und Bewegungsstunden<br />
schnell die Herzen der Kinder<br />
und auch des Kindergartenteams gewann.<br />
Am Ende des Projektes kann festgehalten<br />
werden, dass diese Investition die wohl<br />
nachhaltigste Wirkung bei der Motivation<br />
der Kinder zu neuen Bewegungsformen und<br />
gesteigerten sportlichen Aktivitäten zeigt. Es<br />
hat sich in diesem Kontext wieder einmal<br />
gezeigt, welche positiven Wirkungen <strong>von</strong><br />
Vorbildern ausgehen können. Darüber<br />
hinaus ergab sich aus den zusätzlich zum<br />
Standardkonzept für (alle) Kindergärten<br />
eingebrachten Beschäftigungselementen<br />
eine neue Motivation für die Kinder und<br />
Kindergartenteam.<br />
Eine der letzten Förderaktivitäten der<br />
Projektträger war eine konzentrierte Weiterbildungsmaßnahme<br />
für das gesamte Kindergartenteam.<br />
Nachdem sich im ersten<br />
Quartal dieses Jahres abzeichnete, dass<br />
Leiterin des Kindergartens<br />
zum 30.<br />
Juni 2006 ihre<br />
Aufgabe zugunsten<br />
einer Beschäftigung<br />
auf einer überregionalen<br />
Ebene aufgeben<br />
würde, haben<br />
sich die Beteiligten<br />
zusammengetan um<br />
einen Weg zu<br />
suchen, die Ideen<br />
des Projektes über<br />
diesen Tag des<br />
Leitungswechsels<br />
hinaus zu bewahren.<br />
Das Kindergartenteam<br />
hat einen<br />
längerfristigen Plan<br />
79
zur Bewegungsförderung erarbeitet und das<br />
gesamte Team hat im April an einem<br />
Fachkongress in Osnabrück teilgenommen.<br />
Die Kontinuität sollte damit in hohem Maße<br />
gefördert werden.<br />
<strong>Der</strong> kindergarteninterne Abschluss des<br />
Projektes ist in zwei Akten gestaltet worden.<br />
Zunächst wurde ein olympischer Tag<br />
für Kinder und Eltern geplant. In einem<br />
zweiten Akt sollte die Zusammenarbeit mit<br />
der DOG bei der Verabschiedung der<br />
Kindergartenleiterin noch einmal besonders<br />
hervorgehoben werden. <strong>Der</strong> geplante<br />
Olympiatag ist zunächst im wahrsten Sinne<br />
des Wortes wegen schlechter Wetterbedingungen<br />
ins Wasser gefallen, konnte aber<br />
wenige Tage später in der örtlichen Sporthalle<br />
nachgeholt werden. <strong>Der</strong> Höhepunkt<br />
war dann das Abschiedsfest für die Leiterin<br />
des Kindergartens. In ihren Dankesreden<br />
haben die Vertreterin des Teams, die<br />
Sprecherin der Elternschaft und auch der<br />
Ortsbürgermeister nicht nur das generelle<br />
Wirken der scheidenden Leiterin, sondern<br />
im Besonderen auch ihr Engagement im<br />
Rahmen der Zusammenarbeit mit der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft<br />
gewürdigt. Es gab vielfache Zusicherungen,<br />
dass die Saat aus dem Projekt auch weiterhingepflegt<br />
und gehegt werden soll. So<br />
wird der Kindergarten Gau-Bischofsheim<br />
auch zukünftig und ganz im Sinne des<br />
Projekts "Kinder bewegen" eine bewegungsfreundliche<br />
Modelleinrichtung<br />
bleiben.<br />
Niederrhein<br />
Auszeichnung für<br />
Mäzen des Sports<br />
80<br />
Bernd G. Zeising<br />
Wolf Hüttemann ist seit vielen Jahren als<br />
Helfer für den Sport, insbesondere die<br />
Leichtathletik aktiv. So nahm die DOG<br />
Niederrhein das 50-jährige Firmenjubiläum<br />
der Firma Huettemann-Logistik GmbH aus<br />
Rheinhausen zum Anlass, um den Unternehmer<br />
mit der Plakette für besondere<br />
Leistungen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Gesellschaft auszuzeichnen. "Wolf Hüttemann<br />
ist ein hervorragendes Beispiel <strong>von</strong><br />
freiwilligem bürgerschaftlichen Engagement,<br />
ohne das der Staat undenkbar wäre",<br />
hob Zweigstellenvorsitzender Paul Hoff-<br />
Paul Hoffmann überreicht die Leistungsplakette<br />
an Wolf Hüttemann (rechts). Links<br />
Harald Richter vom Rumelner TV.<br />
mann hervor. "Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
Gesellschaft dankt und gratuliert Wolf<br />
Hüttemann und hofft auf eine noch viele<br />
Jahre andauernde gute Zusammenarbeit<br />
zum Wohle des Sport im Bezirk Niederrhein",<br />
so Hoffmann weiter.<br />
Odenwald<br />
Mehr Bewegung im<br />
Kindergarten<br />
Zu einem Sponsorenlauf im Rahmen eines<br />
Präventionstages hatte der Kindergarten<br />
Michelstadt eingeladen. Mit der Aktion<br />
wollte die Einrichtung auf die Notwendigkeit<br />
<strong>von</strong> Bewegung aufmerksam machen<br />
und die Kinder der Stadt zum Mitmachen<br />
motivieren. Zusätzlich sollten Freunde und<br />
Sponsoren für die Finanzierung <strong>von</strong> Bewegungsprojekten<br />
des Kindergartens geworben.<br />
Moderiert <strong>von</strong> der Geschäftsführerin der<br />
DOG Odenwald, Christiane Schuller, gab es<br />
zwei unterschiedlich lange Runden um das<br />
Michelstädter Rathauses zu laufen - eine<br />
für Kinder bis 6 Jahre und eine für kleine<br />
und große Läufer <strong>von</strong> 6 bis 99. Sehr stolz<br />
war der Kindergarten auf den jüngsten<br />
Teilnehmer Jan-Lukas, gerade mal drei Jahre<br />
alt.<br />
Die so erlaufenen Sponsorengelder sollen<br />
dem Kindergarten langfristig die Nutzung<br />
der kostenpflichtigen Schulturnhallen<br />
ermöglichen. Wegen des schlechten Wetters<br />
konnte die Aktion zwar nur einen begrenzten<br />
Publikumserfolg erreichen. Dennoch war<br />
die Aktion des Kindergartens Michelstadt<br />
ein wichtiges Signal für mehr Bewegung für<br />
die Kinder der Stadt.<br />
1. <strong>Olympische</strong>r Tag<br />
<strong>Der</strong> zum ersten Mal veranstaltete <strong>Olympische</strong><br />
Tag 2006 des Odenwaldkreises in<br />
Fränkisch-Crumbach ist als gelungene<br />
Veranstaltung einzustufen, so die DOG<br />
Odenwald und der TV Fränkisch-Cvrumbach,<br />
die gemeinsam als Veranstalter fungierten.<br />
Die Inline Speed-Skater aus Michelstadt mit<br />
Kirsten Müller an der Spitze stellten ihre<br />
Sportart hervorragend vor und ernteten viel<br />
Beifall, ebenso die Bogenschützen aus<br />
Hassenroth mit Franz und Florian Keil. Hier<br />
DOG-Vorsitzender Hubert Hey ging mit<br />
gutem Beispiel voran und versuchte sich<br />
beim Jedermann-Kugelstoßen.<br />
konnte wer wollte nach der Demonstration<br />
durch Franz Keil selbst "Robin Hood" spielen<br />
und mit dem Bogen auf die Scheibe schießen.<br />
Auch beim Jedermann-Kugelstoß<br />
konnte man selbst die Kugel stoßen und für<br />
die kleinen Sportler war eine Turnlandschaft<br />
vorhanden. In der extra aufgebauten Street-<br />
Soccer Box erlebten die Zuschauer gute und<br />
spannende Spiele und der Wettergott ist<br />
seit Sonntag auch ein Fränkisch-Crumbacher,<br />
denn es fiel kein Tropfen Regen. Nur<br />
Tischtennis konnte wegen des böhigen<br />
Windes nicht stattfinden.<br />
Im nächsten Jahr, so der DOG-Kreisgruppenvorsitzende<br />
Hubert Hey, soll der zweite<br />
<strong>Olympische</strong> Tag stattfinden, wobei in jedem<br />
Jahr eine andere Gemeinde/Stadt im Odenwaldkreis<br />
zum Zug kommen soll.<br />
Gerd Waßner
5. Kindergarten-Patenschaft<br />
"Kinder bewegen" - nach diesem Motto hat<br />
die DOG Odenwald zum Weltkindertag am<br />
20. September mit dem Montessori-Kinder-<br />
haus in Michelstadt eine weitere Patenschaft<br />
geschlossen. Es ist bereits der fünfte<br />
Kindergarten, mit dem die DOG-Zweigstelle<br />
kooperiert.<br />
Vorsitzender Hubert Hey überreichte dem<br />
Montessori-Kinderhaus das Patenschaftsschreiben<br />
und eine Zuwendung <strong>von</strong> 100<br />
Euro und ging darauf ein, dass Übergewicht<br />
und die oftmals fehlerhafte Motorik <strong>von</strong><br />
Kindern durch Bewegungsmangel und<br />
falsche Ernährung immer mehr zu einem<br />
Problem für die Gesundheit werden. Die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Gesellschaft wolle<br />
durch sportliche Übungen schon im Kindergartenalter<br />
dieser schädlichen Entwicklung<br />
gegensteuern. Die Kinder begrüßten den<br />
DOG-Vorsitzenden mit zwei Liedern und<br />
skandierten laustark die Aufforderung <strong>von</strong><br />
Hey "Wir wollen fit bleiben".<br />
Im Montessori-Kinderhaus wird künftig<br />
DOG-Vorstandsmitglied Karl Geyer mit den<br />
Kindern in einem noch zu vereinbarenden<br />
Turnus turnerische Übungen durchführen,<br />
unterstützt wird er dabei <strong>von</strong> Christiane<br />
Schuller vom städtischen Kindergarten<br />
Flohzirkus, die bereits über Erfahrungen auf<br />
diesem Gebiet verfügt, denn diese Einrichtung<br />
ist seit zwei Jahren "Kinder bewegen"-<br />
Modellkindergarten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Gesellschaft. Ihre Erfahrungen will<br />
Christiane Schuller nun durch enge Zusammenarbeit<br />
mit dem Montessori-Kinderhaus<br />
weitergeben.<br />
Gerd Waßner<br />
Freude herrschte im Montessori-Kinderhaus nach der Patenschaft mit der DOG Odenwald.<br />
Vorsitzender Hubert Hey (Mitte) überreichte die Patenschaftsurkunde. Christiane Schuller<br />
(daneben) und Karl Geyer (weiter <strong>von</strong> links) wollen für Bewegung unter dem Nachwuchs<br />
sorgen.<br />
10. Odenwälder<br />
Inline-Festival<br />
Die Rollsportgemeinschaft Michelstadt<br />
hatte zum 10. Odenwälder Inline-Festival<br />
eingeladen und etwa 150 Speedskating-<br />
Die erfolgreichen Speedkater beim 10. Odenwälder Inline-Festival.<br />
Talente mit ihren Angehörigen waren zum<br />
Jubiläumsfest für die gerade bei Kindern<br />
und Jugendlichen boomende Sportart<br />
gekommen.<br />
Die Grüße und Glückwünsche der DOG<br />
Odenwald überbrachte Vorstandsmitglied<br />
Wilfred Gutjahr. Er übergab dem Vorsitzenden<br />
der äußerst aktiven und erfolgreichen<br />
Rollsportgemeinschaft, Jens Vogtländer,<br />
gleichzeitig eine Spende zur Unterstützung<br />
der Nachwuchsarbeit.<br />
Die RSG Michelstadt hat im internationalen<br />
Speedskating-Sport ihren festen Platz.<br />
Regelmäßig finden Ländervergleiche mit<br />
Jugendlichen aus Belgien, Frankreich,<br />
Italien, Schweiz und Tschechien statt und<br />
auch auf nationaler Ebene gibt es zahlreiche<br />
Wettkämpfe mit jungen Sportlerinnen<br />
und Sportlern aus der ganzen Bundesrepublik.<br />
Wilfred Gutjahr bekräftigte, dass die DOG<br />
Odenwald das Engagement des erfolgreichen<br />
Teams der Rollsportgemeinschaft sehr<br />
gern unterstützt. Dem Vorstand gebühre<br />
Respekt für die vorzügliche Arbeit, die<br />
Motivation der Jugendlichen und die<br />
Betreuung durch die Eltern. Die RSG zeige<br />
mit ihrem Engagement, dass junge Menschen<br />
im Sport in der Gemeinschaft und<br />
durch die aktive Teilnahme an nationalen<br />
und internationalen Wettkämpfen im<br />
besten Sinne für ihr späteres Leben lernen,<br />
so Gutjahr.<br />
81
Odenwald-Tauber<br />
Positive Entwicklung und<br />
neue Pläne<br />
Ein Grußwort des Vorsitzenden Michael<br />
Knaus eröffnete die Sitzung des Vorstands<br />
der Zweigstelle Odenwald-Tauber im<br />
Turmzimmer des Stadtturmes der Stadt<br />
Buchen. Bei seinem Rückblick auf die<br />
Aktivitäten 2006 stand der zum dritten Mal<br />
veranstaltete Olympic Day Run im Vordergrund.<br />
Nachdem diese Veranstaltung<br />
aufgrund der kurzfristigen Absage aus<br />
Höpfingen auszufallen drohte, sprang<br />
erfreulicherweise Neckargerach in die<br />
Bresche. Und die Veranstaltung wurde dann<br />
zu einem durchschlagenden Erfolg mit über<br />
200 Startern und regem Publikumsinteresse.<br />
Auch 2007 will man wieder den Olympic<br />
Day Run veranstalten, und zwar im Main-<br />
Tauber-Kreis. Nicht minder positiv wertet<br />
man in der Zweigstelle die Erfolge bezüglich<br />
der DOG-Initiative "Kinder bewegen".<br />
Bereits zwei Projekte fanden Aufnahme in<br />
den Förderplan, nämlich Seckach/Klinge<br />
und eine Kooperation TV Mosbach und<br />
Kindergarten. Verhandlungen laufen bereits<br />
für ein drittes Projekt in Rosenberg.<br />
Mit Genugtuung registrierte die Vorstandschaft<br />
die erfolgreichen Bemühungen um<br />
die Mitgliederwerbung auf nunmehr 69<br />
und die damit erreichte "Bronze-Medaille"<br />
beim Wilhelm-Garbe-Preis der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Gesellschaft. Über den Verlauf<br />
der DOG-Tagung in Ettlingen und die dabei<br />
u.a. erfolgte Vorstellung der Aktivitäten und<br />
seit der Gründung positive Entwicklung der<br />
Zweigstelle Odenwald-Tauber informierte<br />
Ehrenvorsitzender Rudi Arnold.<br />
Die nächste Aktion der Zweigstelle ist die<br />
öffentliche Verleihung des Fairnesspreises<br />
2006 am 23. November in Tauberbischofsheim.<br />
In dieser Veranstaltung werden auch<br />
verdiente langjährige ehrenamtliche Sportfunktionäre<br />
aus den drei Sportkreisen der<br />
Zweigstelle - nämlich Buchen, Mosbach<br />
und Tauberbischofsheim - ausgezeichnet.<br />
Außerdem wurde auch wieder einer Schule<br />
für besondere Bemühungen um Sport- und<br />
Bewegungsförderung für die Schüler mit<br />
einem Preis bedacht. Dieser Preisverleihung<br />
vorgeschaltet wird die Mitgliederversammlung<br />
der Zweigstelle.<br />
82<br />
Nach der Erörterung weiterer aktueller<br />
Themen und Fragen klang die sehr produktiv<br />
verlaufene Sitzung mit einem Dankeswort<br />
des Vorsitzenden aus.<br />
Pilotprojekt mit<br />
Kindergarten<br />
Walter Jaufmann<br />
Unter dem Motto "Kinder im Wasser bewegen!"<br />
hat die DOG Odenwald-Tauber jetzt<br />
ihr Pilotprojekt im Rahmen der bundesweiten<br />
Initiative "Kinder bewegen" der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Gesellschaft gestartet.<br />
Mit dem Ziel, Kinder wieder mehr zu bewegen,<br />
für den Sport zu gewinnen und damit<br />
der Gesundheit zu dienen, hatte sich die<br />
Zweigstelle um Partner für Projekte zur<br />
Bewegungsförderung bemüht - mit Erfolg!<br />
Im Beisein aller am Projekt beteiligten<br />
Institutionen, dem Kindergarten St. Franziskus,<br />
dem Kinder- und Jugenddorf Klinge,<br />
der Gemeinde Seckach und DOG Odenwald-<br />
Tauber, fiel am 12. Oktober der Startschuss<br />
für das mit Spannung erwartete erste<br />
Projekt dieser Art im Neckar-Odenwald-<br />
Kreis. Die Partner gehen mit großen Erwartungen<br />
in das pädagogisch konzipierte und<br />
betreute Projekt mit dem Ziel, den Kindern<br />
im Vorschulalter zu mehr Bewegung zu<br />
verhelfen und das Schwimmen zu lehren.<br />
Seckachs Bürgermeister Thomas Ludwig<br />
begrüßte die Gäste und zeigte sich erfreut,<br />
dass gerade in Seckach ein solches Projekt<br />
nun realisiert werde. Angesichts der alarmierenden<br />
Nachrichten über den Gesundheitsstand<br />
der Kinder müsse die Gesellschaft<br />
reagieren. Den zusätzlichen Aspekt der<br />
sozialen Integration durch die Kooperation<br />
zwischen Kindergarten und Jugenddorf<br />
begrüßte er besonders. Ludwig stellte die<br />
Bedeutung und Tragweite des Projektes<br />
heraus: Ziel des Kindergartens sei es, dass<br />
beim Schuleintritt alle Kinder schwimmen<br />
können, während das Jugenddorf dafür<br />
einen qualifizierten Sportpädagogen bereitstelle.<br />
Dank gelte neben den Initiatoren und<br />
Organisatoren auch der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Gesellschaft sowie der Sparkasse-<br />
Bauland-Stiftung für die finanzielle Unterstützung.<br />
DOG-Vorsitzender Michael Knaus erläuterte<br />
die Beweggründe der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Gesellschaft und der Zweigstelle zu<br />
solchen Aktivitäten, für die sich Kindergarten<br />
und Jugenddorf unter Federführung der<br />
Gemeinde offen zeigten und ein überzeugendes<br />
Konzept entwickelten. Modellhaft<br />
daran sei die Erweiterung des pädagogischen<br />
Kindergarten-Konzepts um das<br />
Schwimm- und Bewegungskonzept als<br />
Gegenpol zum oft übertriebenen Fernsehund<br />
Computerkonsum mit den bekannten<br />
nachteiligen Konsequenzen. Einen besonderen<br />
Stellenwert habe dabei gerade die<br />
Kooperation der beiden Erziehungseinrichtungen.<br />
Optimistisch stimme vor allem die<br />
Bürgermeister Thomas Ludwig (links) und DOG-Vorsitzender Michael Knaus (rechts) beobachten<br />
interessiert die ersten Schritte des Pilotprojektes.
Tatsache, dass neben den Trägern und<br />
Kindern auch die Erzieher und Eltern in das<br />
pädagogische Konzept eingebunden sind.<br />
Pädagogische Kompetenz, olympische<br />
Erfahrung, sportliche Erkenntnisse und<br />
materielle Unterstützung durch Unternehmen<br />
und Privatpersonen seien die Basis<br />
dieses einmaligen Konzeptes, an dem sich<br />
Kinder und Eltern nahezu vollständig<br />
beteiligen.<br />
Mitinitiator Eckehard Brand bewertete<br />
besonders die gesundheitlichen Aspekte das<br />
pädagogisch fundierten Konzeptes, das<br />
gerade auch für sozial schwache Familien<br />
bzw. Kinder Vorteile biete.<br />
Michael Knaus dankte abschließend allen<br />
am Projekt Beteiligten für ihr Engagement<br />
und verband damit die Hoffnung, dass man<br />
alle Planungen umsetzen und damit die<br />
anvisierten Ziele erreichen werde, und so die<br />
Voraussetzungen dafür schaffen könne, dass<br />
das Projekt zum Nutzen der Kinder und im<br />
Interesse der Gesellschaft auf Dauer fortgeführt<br />
werden kann.<br />
Den Kindern war die Spannung und Erwartung<br />
anzumerken. Als sie dann aber ins<br />
Wasser durften, war ihre große Freude<br />
unübersehbar und sofort herrschte lebhaftes<br />
Treiben - das erste sichtbare Erfolgserlebnis<br />
für Kinder, Erzieherinnen und Organisatoren.<br />
Pfalz<br />
Walter Jaufmann<br />
Aktiv beim Benefizlauf<br />
für Kinder<br />
190 Teilnehmer nahmen am Samstag, dem<br />
23. September, am vierten Benefizlauf des<br />
Kinderschutzbundes Frankenthal im Strandbad<br />
rund um den Strandbadweiher teil,<br />
darunter Schirmherr und CDU Rheinland-<br />
Pfalz-Chef Christian Baldauf. Unterstützt<br />
wurde die Veranstaltung vom ansässigen<br />
Familia-Center und der DOG Pfalz. Erwachsene<br />
und Walker liefen 5 Kilometer, Jugendliche<br />
2,5 Kilometer und Bambini 300 Meter.<br />
Die Startgebühr <strong>von</strong> 5 Euro pro Teilnehmer<br />
und die gesammelten Spenden kamen der<br />
Arbeit des Kinderschutzbundes Frankenthal<br />
zugute.<br />
Landtagsabgeordneter Christian Baldauf (links) und Carlo <strong>von</strong> Opel (rechts) bei der Siegerehrung<br />
der Teilnehmer.<br />
Zusätzlich zu den drei Bestplatzierten eines<br />
jeden Rennens zeichnete der Vorsitzende<br />
der DOG Pfalz, Carlo <strong>von</strong> Opel, die jüngste<br />
und den jüngsten Teilnehmer mit je einem<br />
Gutschein über 10 Euro <strong>von</strong> Sport Beck und<br />
einem T-Shirt aus. Ausgezeichnet wurden<br />
weiter der älteste Walker und die älteste<br />
Walkerin mit einem Gutschein für einen<br />
Gaststättenbesuch, der in Verbindung mit<br />
einem Spaziergang zu Carlo <strong>von</strong> Opels<br />
Reitanlage Hofgut Petersau eingelöst<br />
werden kann. Die Gewinnerin und gleichzeitig<br />
jüngste Teilnehmerin bei den Jugendlichen<br />
erhielt <strong>von</strong> der DOG einen Reitgutschein<br />
sowie ein T-Shirt. Bei den Jungen<br />
wurde der jüngste Teilnehmer mit einem<br />
Klettergutschein und einem T-Shirt geehrt.<br />
Auch die weibliche und der männliche<br />
Sieger des 5000-Meter-Laufes erhielten ein<br />
Präsent.<br />
Rhein-Neckar<br />
Dabei bei Charity-Radtour<br />
Vom 9. bis 13. August 2006 rollte wieder die<br />
"Tour der Hoffnung" durch Deutschland. Bei<br />
der Goodwill-Aktion zugunsten krebskranker<br />
Kinder war in diesem Jahr mit Jochen<br />
Meißner auch ein prominenter Vertreter der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft beteiligt.<br />
<strong>Der</strong> Vorsitzende der Zweigstelle Rhein-<br />
Neckar und Olympia-Zweite <strong>von</strong> 1968 im<br />
Rudern fuhr gemeinsam mit 200 Teilnehmern<br />
- darunter Costa Cordalis, Turner<br />
Eberhard Gienger und Kanutin Birgit Fischer<br />
- in fünf Tagen über Gießen, Potsdam,<br />
Berlin, Lauchhammer nach Dresden, um bei<br />
Kommunen und Firmen Spenden einzusammeln.<br />
In der Bundeshauptstadt wurden die<br />
Charity-Radler auch im Bundeskanzleramt<br />
empfangen.<br />
Die "Tour der Hoffnung" wurde bereits vor<br />
23 Jahren <strong>von</strong> Prof. Fritz Lampert in Gießen<br />
ins Leben gerufen. Seit 1983 sind über 16<br />
Millionen Euro gesammelt worden. Dabei<br />
kamen die Spenden bis auf den letzten Cent<br />
den kranken Kindern zugute, während die<br />
Organisationskosten für die Radtour jedes<br />
Mal <strong>von</strong> Sponsoren getragen wurden.<br />
Jährlich schließt sich viel Prominenz aus<br />
Wirtschaft, Politik und Sport dieser Tour an,<br />
um gemeinsam mit den Initiatoren für den<br />
guten Zweck zu radeln.<br />
Jochen Meißner freute sich über den<br />
Sportsgeist bei der Tour 2006 und natürlich<br />
darüber, dass allein in diesem Jahr über<br />
960.000 Euro für krebskranke Kinder zusammen<br />
kamen.<br />
83
Nachrichten des DOI<br />
Das Ende,<br />
das ein Anfang ist<br />
Das DOI wird in die DOA<br />
überführt<br />
Die Absicht stand seit langem schon im<br />
Raum, nun ist es beschlossene Sache. Am<br />
18. September bestätigte das Präsidium des<br />
Ein Markenzeichen: Das Logo des DOI soll<br />
erhalten bleiben.<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
(DOSB), eine bereits zwei Jahre zuvor<br />
bekundete Absicht des Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitees für Deutschland, eine<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie (DOA) ins<br />
Leben zu rufen. In dieser neuen Einrichtung,<br />
deren Gründung zum 1. Januar<br />
wirksam werden soll, wird das <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Institut aufgehen.<br />
Aus der Sicht des DOI handelt es sich also<br />
um ein Ende, das zugleich ein Anfang ist.<br />
Dementsprechend verbindet sich ein<br />
gewisser Wehmut, der aus dem nun absehbaren<br />
Verschwinden der "Marke DOI"<br />
resultiert, mit der Hoffnung, im Sinne des<br />
eigenen Ziel- und Aufgabenspektrums in<br />
Zukunft mindestens ebenso effektiv wirken<br />
zu können.<br />
Die eigentliche Herausforderung - vor allem<br />
aber auch die Chance - stellt die "Fusion"<br />
mit dem Arbeitsbereich des Kuratoriums<br />
<strong>Olympische</strong> Akademie und <strong>Olympische</strong><br />
Erziehung dar, das bis zur formalen Auflösung<br />
des NOK am 20. Mai als ein ständiger<br />
Ausschuss desselben fungierte und eben-<br />
84<br />
falls in die neue Akademie eingebracht<br />
werden wird.<br />
Die Integration der beiden Einrichtungen<br />
geht mit einer Bündelung der Kräfte und<br />
Ressourcen einher, die eine größere Durchschlagskraft<br />
verspricht und sich für beide<br />
Anliegen als eine Aufwertung ausnimmt.<br />
Dementsprechend positiv wird die Entwicklung<br />
seitens des DOI und seiner Verantwortlichen<br />
verfolgt und mitgestaltet.<br />
Bereits Ende 2004 hatte die Mitgliederversammlung<br />
ein klares Votum zugunsten<br />
einer Akademiegründung formuliert und<br />
das Direktorium mit der Einleitung der<br />
notwendigen Maßnahmen beauftragt. In<br />
der Folgezeit wurden etwa verschiedene<br />
Diskussions- und Positionspapiere sowie der<br />
Entwurf einer Satzung erarbeitet, bevor am<br />
24. März dieses Jahres im Rahmen eines<br />
Workshops auch außen stehende Experten<br />
ihre Meinungen und Anregungen einbrachten.<br />
Freilich war erst mit der am 20. Mai<br />
vollzogenen Gründung des DOSB die Basis<br />
für die konkrete Umsetzung des Vorhabens<br />
gegeben.<br />
Als äußerst vorteilhaft erwies sich dabei die<br />
Wahl <strong>von</strong> Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper zur<br />
Vizepräsidentin für "Bildung und <strong>Olympische</strong><br />
Erziehung", zu deren Zuständigkeitsbereich<br />
die Frage der DOA zählt. Wie<br />
erhofft - und eigentlich nicht anders<br />
erwartet - hat sich Frau Prof. Doll-Tepper<br />
bald als eine ebenso kompetente wie<br />
engagierte und nicht zuletzt als äußerst<br />
vertrauensvolle Ansprechpartnerin des DOI<br />
erwiesen, die ungeachtet ihrer eigenen<br />
Vorstellungen mit einem stets offenen Ohr<br />
ausgestattet ist.<br />
Bei der Umsetzung des DOSB-Beschlusses<br />
und der konkreten Ausgestaltung der DOA<br />
kommt ihr schon insofern eine Schlüsselrolle<br />
zu, als sie qua Satzung den Vorsitz des<br />
Vorstandes des eingetragenen Vereins<br />
übernehmen soll. In ihrer Verantwortung<br />
sind etwa Stellen- und Haushaltspläne,<br />
insbesondere aber ein inhaltliches Profil zu<br />
entwickeln, das - neben der leidigen Frage<br />
der Finanzen - die Erfolgsaussichten entscheidend<br />
definiert.<br />
Die Konturen eines überzeugenden DOA-<br />
Profils zeichnen sich freilich bereits ab.<br />
Das Präsidium des DOSB um Dr. Thomas Bach beschließt die Gründung einer <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Akademie.
Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper: Die Vizepräsidentin<br />
des DOSB für „Bildung und <strong>Olympische</strong><br />
Erziehung“ steht für eine erfolgreiche<br />
Zukunft der DOA.<br />
Auch nach der Zusammenführung <strong>von</strong> DOI<br />
und Kuratorium wird die <strong>Olympische</strong> Idee<br />
und das Bemühen um deren Verbreitung<br />
und Weiterentwicklung als Leitlinie allen<br />
Handelns dienen.<br />
Im Vordergrund wird dabei ebenso die<br />
wissenschaftliche Beschäftigung mit Sinnund<br />
Grundsatzfragen der <strong>Olympische</strong>n<br />
Bewegung sowie des Sports in seinen<br />
unterschiedlichen Ausprägungen stehen,<br />
wie vielfältige Maßnahmen zur Förderung<br />
einer "<strong>Olympische</strong>n Erziehung". So sind<br />
etwa auch in Zukunft Lehrmaterialien für<br />
Schule und Verein zu entwickeln oder<br />
Lehrerfortbildungen durchzuführen, wie<br />
auch Veranstaltungen zu übergreifenden<br />
und aktuellen Fragen des olympischen<br />
Sports auf dem Programm stehen werden.<br />
Mit diesem spezifischen Aufgabenbereich<br />
des Kuratoriums hat man seitens des DOI<br />
keinerlei Berührungsängste. Im Gegenteil:<br />
So ist der Wissenschaftliche Leiter des DOI,<br />
Dr. Andreas Höfer, seit einigen Jahren<br />
Mitglied des Kuratoriums und in dessen<br />
Arbeit in erheblichem Maße eingebunden.<br />
Insbesondere hat er in diversen Arbeitsgruppen,<br />
bei der Erstellung <strong>von</strong> Arbeitsmaterialien<br />
mitgewirkt sowie an Fortbildungsmaßnahmen<br />
teilgenommen. Gemeinsam<br />
mit dem zuständigen Abteilungsleiter beim<br />
NOK bzw. DOSB, Achim Bueble, ist er etwa<br />
auch verantwortlich für die Redaktion des<br />
Newsletters "Alpheios", dessen neueste<br />
Ausgabe - siehe unten - kürzlich vorgelegt<br />
werden konnte.<br />
Selbstverständlich werden auch die laufenden<br />
wissenschaftlichen Projekte des DOI<br />
fortgeführt, wie die Bearbeitung des<br />
Archivs aus dem Nachlass Willi Daumes<br />
oder die Erforschung der Geschichte und<br />
Bedeutung des NOK der DDR, die aus<br />
Mitteln des DOI und des DOSB gefördert<br />
wird.<br />
Sofern es die Mittel und Möglichkeiten<br />
erlauben, werden auch weitere Initiativen<br />
auf dem Gebiet <strong>von</strong> Wissenschaft und<br />
Forschung ergriffen. Dabei soll die DOA<br />
nicht zuletzt auch eine Servicefunktion für<br />
den DOSB übernehmen und etwa Stellungnahmen<br />
erarbeiten oder auf andere Weise<br />
beratend tätig werden. Wenn an dieser<br />
Stelle auch die Vergabe des Willi-Daume-<br />
Stipendiums erwähnt wird, so trägt dies der<br />
- begrüßenswerten - Tatsache Rechnung,<br />
dass die Akademie den Namen des großen<br />
deutschen Sportfunktionärs tragen soll.<br />
Dies ist - gerade für das DOI - ein Auftrag<br />
und eine Verpflichtung zugleich. Seitens<br />
des DOI freut man sich jedenfalls auf den<br />
Anfang, der mit dem Ende einhergeht, auch<br />
wenn die Planungen für die nähere und<br />
weitere Zukunft noch manches Fragezeichen<br />
umfassen.<br />
Fair-Play-<strong>Kongress</strong> 2007<br />
Konsultationen in Udine<br />
Wie schon berichtet, ist das DOI in die<br />
Vorbereitung des kommenden Jahreskongresses<br />
der Europäischen Fair-Play-Bewegung<br />
(European Fair Play Movement, IFPM)<br />
eingebunden, der in der Verantwortung<br />
und Regie des DOSB im Herbst 2007 in<br />
Frankfurt am Main stattfinden wird.<br />
Gemeinsam mit DOSB-Abteilungsleiter<br />
Achim Bueble besuchte Dr. Andreas Höfer<br />
den diesjährigen <strong>Kongress</strong> im italienischen<br />
Udine, um sich vor Ort über den Charakter<br />
der Veranstaltung zu informieren und<br />
Gespräche mit den Verantwortlichen der<br />
Organisation zu führen.<br />
Mitgebracht haben sie zahlreiche Anregungen<br />
sowie ein hohes Maß an Motivation,<br />
das nicht zuletzt aus dem eindrucksvollen<br />
Rahmenprogramm resultierte. In Frankfurt<br />
soll freilich die inhaltliche Arbeit im Vordergrund<br />
stehen, wobei das Bemühen dahin<br />
gehen wird, dem Fairness-Gedanken hierzulande<br />
- wieder - zu größerer Aufmerksamkeit<br />
und stärkerer Geltung in Sport und<br />
Gesellschaft zu verhelfen<br />
IFPM-Präsident Prof. Goncalves (dritter <strong>von</strong> rechts) vor den <strong>Olympische</strong>n Ringen: Arbeitsbesuch<br />
in Frankfurt zur Vorbereitung des Fair-Play-<strong>Kongress</strong>es 2007.<br />
85
<strong>Der</strong> Wert und die Werte<br />
DOI leistet Beitrag zur Jahrestagung<br />
der Verbände für<br />
besondere Aufgaben<br />
Im Rahmen ihrer turnusmäßigen Jahrestagung<br />
wollen die Verbände für besondere<br />
Aufgaben im DOSB sich unter anderem mit<br />
den Werten des Sports sowie der Frage<br />
beschäftigen, wie sich die Vereinigung<br />
diesbezüglich in Zukunft stärker positionieren<br />
kann. Einer entsprechenden Bitte um<br />
Amtshilfe kommt das DOI gerne nach.<br />
So hat das DOI einen Veranstaltungsblock<br />
vorbereitet und mit dem Arbeitstitel "<strong>Der</strong><br />
Wert und die Werte: <strong>Der</strong> Sport zwischen<br />
Tradition und Innovation" vorbereitet. Zu<br />
diesem Thema wird Dr. Andreas Höfer ein<br />
Impulsreferat halten, um dann in einer Art<br />
Podiumsgespräch mit den beiden früheren<br />
Generalsekretären <strong>von</strong> NOK und DSB,<br />
Bernhard Schwank und Dr. Andreas Eichler,<br />
ein Podiumsgespräch führen.<br />
Anschließend werden sich die Vertreter der<br />
betreffenden Verbände in einem internen<br />
Workshop mit den vorgetragenen Thesen<br />
beschäftigen und die Möglichkeiten ausloten,<br />
entsprechende Aktivitäten zu entwickeln.<br />
An weiteren Überlegungen in diese<br />
Richtung wird sich das DOI gerne beteiligen.<br />
Diskussion und Information<br />
Alpheios 2006 erschienen<br />
Alles fließt. Auch der Alpheios. Da<strong>von</strong><br />
können sich die Besucher des antiken<br />
Olympia im Herzen der Peloponnes überzeugen,<br />
sofern sie den kurzen, aber nicht<br />
leicht zu findenden Weg <strong>von</strong> der Ausgrabungsstätte<br />
zum Fluss auf sich und vielleicht<br />
auch ein Bad in den seichten, aber<br />
doch mitreißenden Fluten nehmen.<br />
Viel Bewegung herrscht aber auch in<br />
Sachen <strong>Olympische</strong>r Erziehung, wie die<br />
Leserinnen und Leser des gleichnamigen<br />
Informationsorgans des Kuratoriums<br />
<strong>Olympische</strong> Akademie und <strong>Olympische</strong><br />
Erziehung des NOK für Deutschland beziehungsweise<br />
des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes bei der Lektüre nachvollziehen<br />
können. Schon insofern sei die gerade<br />
86<br />
erschienene siebente Auflage des Alpheios<br />
allen Interessierten empfohlen.<br />
Neben zahlreichen Berichten über die<br />
entsprechenden Aktivitäten des NOK, etwa<br />
Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer<br />
sowie Studentinnen und Studenten oder<br />
Ankündigungen bevorstehender Maßnahmen,<br />
enthält das Heft auch wieder einige<br />
Beiträge, die zum Nachdenken und Diskutieren<br />
anregen mögen.<br />
Erstmals abgedruckt ist etwa die Rede des<br />
Präsidenten des DOSB, Dr. Thomas Bach, im<br />
Rahmen des feierlichen Gründungsaktes<br />
am 20. Mai in der Frankfurter Paulskirche<br />
sowie die Ausführungen des IOC-Präsidenten,<br />
Dr. Jacques Rogge, anlässlich der<br />
Verleihung der Ehrendoktorwürde der<br />
Universität Tübingen. Zudem finden sich<br />
Rückblicke auf die beiden sportlichen<br />
Großereignisse des Jahres, die Winterspiele<br />
in Turin und die Fußball-WM, sowie ein<br />
Ausblick auf die bevorstehenden Sommerspiele<br />
in Peking.<br />
Besonders erfreuen mögen die Leserinnen<br />
und Leser auch die in einem Vorwort zum<br />
Ausdruck gebrachte Versicherung des<br />
DOSB-Präsidenten, dass in seiner Verantwortung<br />
auch die neue Dachorganisation<br />
des deutschen Sports für die Belange der<br />
<strong>Olympische</strong>n Idee und der <strong>Olympische</strong>n<br />
Erziehung engagieren wird. Dies bestätigte<br />
7/2006<br />
auch die zuständige DOSB-Vizepräsidentin,<br />
Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, in einem<br />
ausführlichen Interview.<br />
Das Heft, für das wiederum Achim Bueble<br />
und Dr. Andreas Höfer die redaktionelle<br />
Verantwortung tragen, kann, solange der<br />
Vorrat reicht, über den DOSB sowie über<br />
das DOI kostenfrei bezogen werden.<br />
Sport in China<br />
Die globale Perspektive der<br />
<strong>Olympische</strong>n Idee<br />
Da große Ereignisse auch in unserer<br />
schnelllebigen Zeit noch immer ihre Schatten<br />
voraus werfen, nimmt es nicht wunder,<br />
wenn sich das öffentliche Interesse zunehmend<br />
auf die <strong>Olympische</strong>n Spiele <strong>von</strong><br />
Peking richtet. Dieser Tatsache trugen die<br />
<strong>Deutsche</strong> Sporthochschule Köln und die<br />
<strong>Deutsche</strong> Vereinigung für Chinastudien im<br />
Sinne einer gemeinsamen Tagung Rechnung.<br />
Unter der Schirmherrschaft <strong>von</strong><br />
DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach<br />
trafen vom 19. bis 21. Oktober mehr<br />
als hundert Experten in den Räumen<br />
der Sporthochschule zusammen.<br />
Zu ihnen zählte auch der<br />
Wissenschaftliche Leiter des DOI, Dr.<br />
Andreas Höfer. In seinem Vortrag<br />
über die "<strong>Olympische</strong> Idee: Europäisches<br />
Erbe und globale Perspektive"<br />
erinnerte er an die noch immer<br />
gültigen Vorgaben des Begründers<br />
des neuzeitlichen Olympismus',<br />
Pierre de Coubertin, und die daraus<br />
resultierende Verantwortung der<br />
<strong>Olympische</strong>n Bewegung für Peking<br />
und darüber hinaus.<br />
Angesichts mancher Fehlentwicklungen<br />
und Fragwürdigkeiten auf<br />
dem allgemein sportlichen, aber<br />
auch olympischen Sektor muss die<br />
Frage wieder größere Aufmerksamkeit<br />
erhalten, wie die Substanz der<br />
<strong>Olympische</strong>n Idee erhalten und, vor<br />
allem, glaubhaft nach außen vertreten<br />
werden kann. Dies erscheint als eine der<br />
Gretchenfragen, die über die Zukunft, über<br />
das Wohl oder Wehe der <strong>Olympische</strong>n<br />
Bewegung entscheiden.
<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum<br />
Herausgeber: <strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum Jahrgang 25 - Heft 5/2006<br />
Rheinauhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />
Redaktion: Ansgar Molzberger<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />
Internet: www.sportmuseum-koeln.de<br />
Rosi Mittermeier und<br />
Christian Neureuther zu<br />
Besuch im DSOM<br />
Am Donnerstag, dem 7. September 2006,<br />
besuchte Rosi Mittermeier gemeinsam mit<br />
ihrem Mann Christian Neureuther das<br />
<strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum. Die<br />
ehemalige Weltklasse-Skiläuferin wurde <strong>von</strong><br />
uns durch die Ausstellung geführt. Besonderes<br />
Interesse hatten die beiden natürlich<br />
daran, den Rennanzug, in dem Rosi Mittermeier<br />
bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen 1976 in<br />
Innsbruck Gold gewann, noch einmal zu<br />
sehen. Dieser ist seit Museumsöffnung in der<br />
Wintersportabteilung ausgestellt. Bei genauem<br />
Hinsehen fiel ihnen dann auf, dass sich<br />
heute niemand mehr mit einem solchen<br />
Anzug auf die Piste begeben würde. Heutige<br />
Anzüge seien viel komfortabler, stellte<br />
Mittermeier fest: "Wir haben damals doch<br />
sehr gefroren!".<br />
Hatten beim Rundgang durch die Ausstellung<br />
viel Freude: Rosi Mittermeier und<br />
Christian Neureuther.<br />
Im Anschluss an den Besuch im <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sport & Olympia Museum nahmen Rosi<br />
Mittermeier und Christian Neureuther, die<br />
sich heute sehr für das "Nordic Walking" als<br />
Gesundheits- und Ausgleichssport engagieren,<br />
am Deutschland Walk teil. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong><br />
Skiverband hatte eine sieben Kilometer<br />
lange Strecke mit Start und Ziel am Museum<br />
ausgeschildert. Rund 500 Walker waren<br />
gekommen, um ihr Herz-Kreislauf-System<br />
zu aktivieren.<br />
Erinnerungen an das<br />
Sommermärchen 2006<br />
Die Erinnerungen an die Fußball-Weltmeisterschaft<br />
2006 wird noch lange in den<br />
Herzen der Menschen weiterleben, viele<br />
Erinnerungsstücke wurden gesammelt,<br />
versteigert oder sind bereits entsorgt<br />
worden. Dem <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />
Museum wurden jetzt <strong>von</strong> einem Sammlerehepaar<br />
eine ganz besondere Rarität als<br />
Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt: Ein<br />
Buch in dem mehr als 730 Spieler und<br />
Trainer aller Teams der Fußball-WM unterschrieben<br />
haben. Ute und Christoph Kahl<br />
hatten das ungewöhnliche Souvenir, bei<br />
einer Internetauktion zu Gunsten <strong>von</strong> "SOS<br />
Kinderdorf", für 61.500,00 Euro ersteigert.<br />
"Wir wollen aber, dass sich möglichst viele<br />
Menschen das Buch ansehen können und<br />
freuen uns daher, dass das Buch hier im<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum<br />
ausgestellt wird.“<br />
Auch der Kölner Oberbürgermeister, Fritz<br />
Schramma, übergab dem Museum Erinnerungsstücke<br />
der Stadt Köln an "vier tolle<br />
Wochen". Darunter der Glaspokal, den ihm<br />
Franz Beckenbauer in der Halbzeit des<br />
ersten Kölner WM-Spiels Angola gegen<br />
Portugal überreichte, ebenso darunter<br />
weitere Gastgeschenke <strong>von</strong> FIFA-Offiziellen<br />
und Banden und Fahnen aus dem Kölner<br />
Neue Fahnen wehen vor<br />
dem DSOM<br />
Seit Donnerstag, dem 19. Oktober 2006,<br />
wehen drei 4,50 m x 1,00 m große Fahnen<br />
vor dem <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />
Museum. Dank der großzügigen Unterstützung<br />
der Häfen- und Güterverkehr Köln AG<br />
konnten drei Fahnenmasten installiert und<br />
bestückt werden. "Die neuen Fahnen vor<br />
dem Museum sorgen dafür, dass das Museum<br />
nun <strong>von</strong> den Touristen am Rheinufer<br />
noch besser gefunden wird." so Museumsdirektor<br />
Dr. Christian Wacker. Das <strong>Deutsche</strong><br />
Sport & Olympia Museum wirbt mit der<br />
neuen Beflaggung zudem für die <strong>Olympische</strong><br />
Bewegung in Deutschland.<br />
87
Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma<br />
dekoriert eine Vitrine mit Erinnerunsstücken<br />
an die WM 2006.<br />
WM-Stadion. Auch einer der sechs Spielbälle<br />
aus der Begegnung England gegen<br />
Schweden ist nun im Museum ausgestellt.<br />
Und wer weiß, vielleicht gelingt es dem<br />
Museum in den nächsten Wochen, Jens<br />
Lehmanns Geheimnis umwobenen Zettels,<br />
diesen im Museum auszustellen.<br />
Ehrengalerie des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Fußballs neu<br />
gestaltet<br />
Seit 1996 beschäftigt sich die Mönchengladbacher<br />
Designerin Brigitte Schmitges<br />
mit der Abformung <strong>von</strong> Spiel-Füßen<br />
prominenter Fußball-idole. Im Laufe der<br />
Zeit wurden in Zusammenarbeit mit der<br />
Kunstgießerei Strassacker, deren Formermeister<br />
die Abformung vornimmt, vollplastische<br />
Bronze-Skulpturen entwickelt, die<br />
dann nach antikem Vorbild auf Sockel<br />
gestellt werden.<br />
Einblick in die neu gestaltete Fußball-Hall of Fame.<br />
88<br />
Dahinter steht die Idee, die<br />
besondere Leistung verdienter<br />
Fußballstars zu würdigen und<br />
der Nachwelt in Erinnerung zu<br />
halten. Geehrt wird dabei nicht<br />
nur die außergewöhnliche<br />
sportliche Leistung, sondern<br />
auch das Engagement für den<br />
Fußball und die besondere<br />
Vorbildfunktion, die ein Fußballspieler<br />
während und auch<br />
nach seiner aktiven Laufbahn<br />
erfüllt.<br />
Im <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />
Museum hat Schmitges´ Kunstprojekt<br />
seinen Sitz gefunden.<br />
Über die Hall of Fame der<br />
deutschen Fußballer hinaus<br />
begann Brigitte Schmitges in<br />
Kooperation mit dem Museum<br />
im Jahr 2005 mit Bettina<br />
Wiegmann die Hall of Fame der<br />
Frauen, weiterhin mit Pelé die internationale<br />
Hall of Fame der Männer.<br />
Das Präsidium des DOSB<br />
tagte im Museum<br />
Die Führungsspitze des am 20. Mai 2006<br />
gegründeten DOSB ist komplett. Nach dem<br />
Votum des Präsidiums stellte DOSB-<br />
Präsident Dr. Thomas Bach anlässlich der<br />
Präsidiumssitzung im <strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />
Olympia Museum als Generaldirektor des<br />
Verbandes Dr. Michael Vesper vor.<br />
Im Hintergrund des Podiums thronte eine<br />
Büste Friedrich Ludwig Jahns. <strong>Der</strong> Turnvater,<br />
der im 19. Jahrhundert die Basis für<br />
den Sport als Massenbewegung gelegt<br />
hatte, schaute<br />
am 18. September<br />
2006, bei<br />
der Pressekonferenz<br />
in der<br />
Turnabteilung<br />
des Museum<br />
gewissermaßen<br />
zu, als seine Ur-<br />
Enkel die Besetzung<br />
der Position<br />
des Generaldirektors<br />
im<br />
DOSB bekannt<br />
gaben.<br />
DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach (re.) stellte<br />
Dr. Michael Vesper als neuen Generaldirektor vor.<br />
Dr. Michael Vesper hat sein Amt im Oktober<br />
angetreten. Er ist seit Jahren ein gern<br />
und häufig gesehener Gast im <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sport & Olympia Museum. Im Rahmen<br />
seiner Tätigkeit im DOSB wird dies wohl<br />
auch zukünftig so bleiben. Das DSOM<br />
wünscht ihm einen guten Start und freut<br />
sich auf die Zusammenarbeit.<br />
Neue Mobilität<br />
"Nichts bewegt Sie wie ein Citroën" unter<br />
diesem Motto sind zukünftig die Mitarbeiter<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museums<br />
unterwegs. In Kooperation mit dem Düsseldorfer<br />
Unternehmen Blaeser International<br />
konnten dem Museum zwei neue Fahrzeuge<br />
zur Verfügung gestellt werden. Diese tragen<br />
zukünftig dazu bei, dass Objekte der Museumssammlung<br />
sicher und fachgerecht aus<br />
den Depots zum Museum und wieder<br />
zurückkommen, dass sich das Museum auf<br />
Blaeser International sponsort die neuen<br />
„Packesel“ des DSOM.
Aussstellungen, Messen und <strong>Kongress</strong>en<br />
präsentieren kann und dass Sportlerinnen<br />
und Sportler, die Geschichte geschrieben<br />
haben, besucht werden können.<br />
Museumsdirektor Dr. Christian Wacker<br />
freute sich bei der Überreichung der Fahrzeuge<br />
über die neue Mobilität seines Hauses<br />
und bedankte sich bei Jürgen Blaeser,<br />
Geschäftsführer <strong>von</strong> Blaeser International,<br />
für sein Engagement.<br />
2. Museums-Cup<br />
Am 20. September 2006 hatte das <strong>Deutsche</strong><br />
Sport & Olympia Museum zum 2. Museumscup<br />
eingeladen. 12 Museen und Kulturinstitutionen<br />
waren mit dem Ziel angetreten,<br />
eine Titelverteidigung des Vorjahressiegers,<br />
Museum Ludwig, zu verhindern. 4 Stunden<br />
wurde gedribbelt, gekämpft und gejubelt,<br />
Dichtes Gedränge herrschte am 10. September<br />
2006 für dem <strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />
Olympia Museum. 7000 Läufer waren dem<br />
Aufruf des ASV Köln gefolgt und nahmen<br />
am 26. Kölner Brückenlauf teil, der erstmals<br />
am DSOM startet. Am Tag zuvor hatte<br />
bereits die Startnummernausgabe im Foyer<br />
des Museum stattgefunden. Alle Beteiligten<br />
zeigt sich nach dem Lauf hochzufrieden<br />
mit der Veranstaltung und waren sich<br />
einig: Das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia<br />
Museum wird auf lange Sicht Start und<br />
Ziel des Kölner Brückenlaufs bleiben.<br />
Das Endspiel des 2. Museums-Cup fand im<br />
Licht der untergehenden Sonne statt.<br />
Das siegreiche Team des Museums für<br />
Ostasiatische Kunst.<br />
bis sich das Museum für Ostasiatische Kunst<br />
durchgesetzt hatte. Im Vergleich zum<br />
Vorjahr gab es eine kleine Modifizierung der<br />
Regeln. Es wurde vereinbart, dass das erste<br />
Tor jeweils <strong>von</strong> einer Frau erzielt werden<br />
musste, dadurch wurde der Freizeit- und<br />
Mixcharakter des Turniers bewusst gestärkt.<br />
Schiedsrichter bei allen Spielen war Benjamin<br />
Folkmann, Präsidiumsmitglied des<br />
Fußballverbandes Mittelrhein. Er verstand<br />
es, die Spiele geschickt zu leiten und sorgte<br />
dafür, dass alle Spiel fair abliefen.<br />
Nach dem Turnier wurde im Foyer des<br />
DSOM der kristallene Wanderpokal an die<br />
siegreiche Mannschaft durch Museumsdirektor<br />
Dr. Christian Wacker überreicht,<br />
anschließend wurde noch lange gefachsimpelt,<br />
welches Spiel das entscheidende für<br />
welches Team gewesen sei.<br />
Internationale Konferenz<br />
"Sport in China"<br />
Seit nunmehr 25 Jahren pflegt die <strong>Deutsche</strong><br />
Sporthochschule Köln eine Hochschulpartnerschaft<br />
mit der Sport-Universität Beijing<br />
(China). Anlässlich dieses Jubiläums fand<br />
vom 19. bis 21. Oktober 2006 in Köln eine<br />
internationale Konferenz zum Thema "Sport<br />
in China" statt. Hochkarätige deutsche<br />
China-Experten und renommierte chinesi-<br />
Prof. Dr. Ma Mingda, Universität Jinan,<br />
überreicht Professor Walther Tröger<br />
anlässlich des Abendessens im <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sport & Olympia Museum als Gastgeschenk<br />
eine altchinesische Urkunde.<br />
sche Wissenschaftler befaßten sich in einem<br />
interkulturellen Dialog mit Tradition und<br />
Mentalität der chinesischen Kultur und<br />
zeichneten die aktuellen Entwicklungen in<br />
Chinas Wirtschaft, Sport und Medien. Ziel<br />
war es, den Konferenzteilnehmern, die für<br />
die Vorbereitung der deutschen Athleten<br />
auf die <strong>Olympische</strong>n Spiele 2008 in Beijing<br />
Verantwortung tragen, gezielte Informationen<br />
und ein umfangreiches Orientierungswissen<br />
zu vermitteln.<br />
Am 20. Oktober 2006 trafen sich die Teilnehmer,<br />
der <strong>von</strong> Prof. Dr. Manfred Lämmer<br />
organisierten Konferenz, zum Abendessen<br />
im <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum.<br />
Lange Nacht der Museen<br />
Bereits zum 7. Mal fand am 4. November<br />
2006 die "Lange Nacht der Kölner Museen"<br />
statt.<br />
Das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum bot<br />
den nächtlichen Besuchern auch in diesem<br />
Jahr wieder interessante Einsichten in die<br />
Geschichte und den Wandel des Sports<br />
insgesamt. Anlässlich der Sonderausstellung<br />
"Max Schmeling", die noch bis zum 26.<br />
November 2006 zu sehen ist und mit vielen<br />
hochwertigen Originalobjekten aus Schmelings<br />
persönlichem Nachlass das facettenreiche<br />
Leben der Box-Legende darstellt, stand<br />
jedoch das Thema "Boxen" im Mittelpunkt<br />
der Langen Nacht:<br />
89
Von 19 bis 1 Uhr luden die ehemaligen<br />
Profiboxer, die Brüder Torsten und Rüdiger<br />
May zum Box-Fitnesstraining ein, die<br />
zahlreich erschienenen Museumsbesucher<br />
konnten mit Hilfe <strong>von</strong> Seilen, Sandsäcken,<br />
Handschuhen und Pratzen einmal ausprobieren<br />
und erfahren, warum Boxer so fit<br />
sind.<br />
Unter dem Titel "Boxen wie die Römer"<br />
fand um 20 und 22 Uhr darüber hinaus<br />
ein antiker Schau-Boxkampf mit zeitgenössischen<br />
Handriemen statt, um 21<br />
und 23 Uhr hieß es dann "Let's get<br />
ready to rumble": EU-Champion Rüdiger<br />
May stieg zum Sparringskampf in den<br />
Ring.<br />
1. Kölner Stiftungstag<br />
"Aufgrund ihrer besonderen Stellung<br />
zwischen Staat und Gesellschaft können<br />
Stiftungen in kulturellen, wissenschaftlichen,<br />
ökologischen und sozialen Bereichen<br />
einen belebenden und innovativen<br />
Beitrag für das Gemeinwesen leisten.",<br />
gemäß dieser Definition des ehemaligen<br />
Bundespräsidenten Roman Herzog<br />
wurde am 27. und 28. September 2006<br />
der 1. Kölner Stiftungstag durchgeführt.<br />
Er soll die bestehenden Kölner Stiftungen<br />
vernetzen, das Wirken und Wesen<br />
der Kölner Stiftungen bekannter machen<br />
und für den Stiftungsgedanken in<br />
der Bevölkerung werben. Darüber<br />
hinaus, integriert in den Aktivitäten des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Stiftungstages, trägt er dazu<br />
bei, dass das Stiftungswesen in<br />
Deutschland insgesamt stärker wahrgenommen<br />
wird.<br />
Das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum<br />
präsentierte sich auf dem Stiftungstag<br />
durch die Darstellung der drei Hauptarbeitsbereiche<br />
Ausstellungen, Sammlung<br />
und Veranstaltungen. DSOM-<br />
Greschäftsführer Wolfgang Lewitzki<br />
erläuterte den Besuchern sowie den<br />
Kollegen aus den anderen Stiftungen<br />
die umfangreichen Aktivitäten der<br />
Stiftung <strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia<br />
Museum.<br />
90<br />
Sport macht sexy: dies ist der Titel einer<br />
großen Sonderausstellung, die das <strong>Deutsche</strong><br />
Sport & Olympia Museum derzeit konzipiert<br />
und vom 24. März bis 1. Juli 2007 präsentieren<br />
wird. Auf einer Fläche <strong>von</strong> 550 qm wird<br />
dabei die in den letzten Jahrzehnten immer<br />
stärker gewordene Beziehung <strong>von</strong> Sport und<br />
Sexyness thematisiert.<br />
Im Zentrum der Ausstellung steht die Frage<br />
nach der Sinnlichkeit des Sports und der<br />
Bewegung. Als Beispiele für präsentierte<br />
Sportarten seien hier Beachvolleyball, Eiskunstlauf,<br />
Freeclimbing und Leichtathletik<br />
genannt. Ebenfalls dargestellt wird der Einsatz<br />
<strong>von</strong> Erotik im Sport durch die Sportlerinnen<br />
und Sportler sowie mit Hilfe <strong>von</strong> Sportkleidung<br />
aus verschiedenen Epochen die Entwicklung<br />
des Auftretens in der Arena.<br />
Wie die Sportlerinnen und Sportler - zunehmend<br />
auch körperbehinderte Sportler - ihren<br />
Körper außerhalb der Wettkampfstätte in der<br />
Vergangenheit vermarktet haben und<br />
gegenwärtig vermarkten, wird in Themenräumen<br />
zu den Bereichen Medien, Mode und<br />
Werbung dargestellt. Verknüpft hiermit wird<br />
die Frage nach dem Kalkül, mit Hilfe des<br />
Zeigens <strong>von</strong> nackter Haut den eigenen<br />
Bekanntheitsgrad sowie Markt- und Werbewert<br />
zu steigern.<br />
Das Thema ist medial, bunt und modern.<br />
Darauf wird auch in der Gestaltung der<br />
Ausstellung geachtet, indem mit großen<br />
Bildern und starkem Medieneinsatz Emotionen<br />
erzeugt werden.<br />
Im Zentrum der Ausstellung wird eine Sportarena<br />
aufgebaut mit einer Großprojektion.<br />
Hier wird das Thema Sport macht sexy<br />
ausgehend vom aktiven Sport präsentiert.<br />
Sport und Sportler spielen mit sinnlichen und<br />
erotischen Reizen, bewusst, aber auch unbewusst.<br />
In zwei Kabinetten wird das Thema<br />
spezifisch für Männer bzw. Frauen aufbereitet.<br />
Von hohen Wänden wird die Sportarena<br />
umrahmt, auf denen großflächige Bilder zu<br />
sehen sind. Integriert werden hier Vitrinen<br />
und Medien, um die Beziehungen des Themas<br />
zu Medien, Mode, Werbung etc. darzustellen.<br />
Fester Bestandteil der Ausstellung ist weiterhin<br />
ein Veranstaltungsprogramm, während der<br />
Laufzeit <strong>von</strong> drei Monaten werden Modenschauen<br />
und Talkrunden als Abendveranstaltungen<br />
stattfinden. Diese sollen die Ausstellung<br />
ergänzen und auch thematisch erweitern,<br />
sowohl historische als auch moderne Themenschwerpunkte<br />
rund um Fitness, Körperkult und<br />
Sinnlichkeit des Sports werden behandelt.<br />
Im Vorfeld der Ausstellung werden Prominente<br />
aus Sport, Kultur, Wirtschaft und Politik um<br />
eine Kolumne zum Thema gebeten. Diese<br />
Kolumnen werden dann in der Ausstellung<br />
präsentiert.<br />
In der nächsten Ausgabe werden wir über<br />
die Fortschritte der Ausstellungsentwicklung<br />
berichten. Wir freuen uns, wenn Sie Ihre<br />
Anregungen und Ideen zur Ausstellung<br />
mitteilen. Sie erreichen uns unter<br />
info@sportmuseum.info.