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Wochenplaner - transportreport.de

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zeiten so zurechtzukommen, dass es die<br />

Woche über passt. „Im Prinzip muss ich<br />

schon am Montagmorgen überlegen, wie ich<br />

mir bis zum Freitag meine täglichen Ruhezeiten<br />

richtig einteile. Ich versuche dabei, die<br />

erste elfstündige Ruhezeit so früh wie möglich<br />

zu nehmen und die zweite, wenn ich<br />

unter <strong>de</strong>r Woche nach Hause komme. Dann<br />

habe ich zum Wochenen<strong>de</strong> Luft.“<br />

Drei mal neun und zwei mal zehn Stun<br />

bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n gesetzlichen Rahmen <strong>de</strong>r wöchentlichen<br />

Lenkzeit. Bei <strong>de</strong>r Ruhezeit heißt<br />

die Formel dreimal neun und zweimal elf<br />

Stun<strong>de</strong>n pro Woche. Die maximal erlaubte<br />

Lenkzeit von 56 Stun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r ersten Woche<br />

einer Doppelwoche nutzt Franz-Josef<br />

nie, aber wenn er mal auf 47 Stun<strong>de</strong>n<br />

kommt, macht er die Woche darauf nur 43.<br />

„Die Doppelwoche wird lei<strong>de</strong>r noch nicht von<br />

allen Unternehmen eingehalten“, sagt Betriebskontrolleur<br />

Patrick Schell.<br />

„Bei Jansen klappt<br />

es aber ta<strong>de</strong>llos.“<br />

Auch die Einteilung<br />

<strong>de</strong>r Fahrtunterbrechungen<br />

ist höhere Mathematik. Für viele eine Qual,<br />

für Franz-Josef, eine Herausfor<strong>de</strong>rung. Ein<br />

Beispiel: Von Düren, wo Franz-Josef oft<br />

Papier lädt, zum Kun<strong>de</strong>n in Northeim dauert<br />

es genau vier Stun<strong>de</strong>n und 25 Minuten –<br />

aber nur nachts. „Tagsüber sind es bis zu 20<br />

Minuten mehr, das heißt, ich muss in Göttingen<br />

45 Minuten Pause machen, brauche also<br />

bis zum Kun<strong>de</strong>n fünfeinhalb Stun<strong>de</strong>n. Ein<br />

weiterer Grund, frühmorgens loszufahren, um<br />

keinen Stau zu riskieren.“<br />

Vorausschauen<strong>de</strong>s Fahren – nie hatte <strong>de</strong>r<br />

Begriff größere Be<strong>de</strong>utung, als unter <strong>de</strong>m<br />

Diktat <strong>de</strong>r EU-Vorschrift. Franz-Josefs Strategie:<br />

„Je nach <strong>de</strong>m, wie viel Lenkzeit ich<br />

noch habe, bleibe ich lieber auf <strong>de</strong>r A 44 vor<br />

Beim La<strong>de</strong>n<br />

stellt Franz-Josef<br />

seinen Tacho<br />

auf Arbeit.<br />

Vorausschauen<strong>de</strong>s Ruhen –<br />

das Geheimnis einer sauberen<br />

Fahrerkarte<br />

Unna stehen, statt im Berufsverkehr über die<br />

Zeit zu kommen o<strong>de</strong>r in einem Stau auf <strong>de</strong>m<br />

Standstreifen zu halten, um meine Pause auf<br />

<strong>de</strong>n Tacho zu bekommen.“<br />

Wie schnell auch ein Lenkzeitluchs Probleme<br />

mit <strong>de</strong>r „Schichtzeit“ bekommt, erfährt<br />

Franz-Josef eines Montagmorgens in<br />

<strong>de</strong>r Papierfabrik. Eigentlich soll er um ein<br />

Uhr la<strong>de</strong>n, doch es gibt eine Störung, er<br />

muss laut Verla<strong>de</strong>r bis halb fünf Uhr warten<br />

– und legt sich schlafen. Das zählt nur als<br />

Fahrunterbrechung. Die knapp 30 Minuten<br />

Fahrt vom Hof ins Werk markieren aber bereits<br />

<strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>s Arbeitstages. „Der einzige<br />

Vorteil“, sagt Schell, „Franz-Josef hat<br />

jetzt wie<strong>de</strong>r einen vollen Lenkzeitblock von<br />

viereinhalb Stun<strong>de</strong>n zur Verfügung.<br />

Nach <strong>de</strong>m La<strong>de</strong>n kommt er um fünf Uhr<br />

los, er braucht, mit Fahrtunterbrechung, genau<br />

fünfeinhalb Stun<strong>de</strong>n bis Northeim. Es<br />

bringt nichts, nach<br />

zwei Stun<strong>de</strong>n erst<br />

15 Minuten Pause<br />

zu machen, dann<br />

wie<strong>de</strong>r zweieinhalb<br />

Stun<strong>de</strong>n zu fahren<br />

und beim Kun<strong>de</strong>n<br />

30 Minuten in die Kantine zu gehen – was<br />

möglich wäre. „O<strong>de</strong>r während <strong>de</strong>r Pause abzula<strong>de</strong>n,<br />

was viele Kollegen tun“, sagt Franz-<br />

Josef. Es fehlen 15 Minuten Lenkzeit bis ans<br />

Ziel. Bis er an die Reihe kommt, gehen weitere<br />

15 Minuten verloren, Franz-Josef trinkt<br />

diesmal nur einen Kaffee. Die halbe Stun<strong>de</strong><br />

Abla<strong>de</strong>n dokumentiert er selbstverständlich<br />

als Arbeitszeit. Mittlerweile ist es bereits<br />

11.15 Uhr.<br />

Bis zur neuen La<strong>de</strong>stelle in Kalefeld sind<br />

es 30 Minuten, er kommt nach 15 Minuten<br />

dran, La<strong>de</strong>n und Sichern dauert eine halbe<br />

Stun<strong>de</strong>. Die Tour mit Folien geht nach Wesseling,<br />

das sind, wenn alles gut läuft, rund<br />

viereinhalb Stun<strong>de</strong>n Lenkzeit. Bei zehn Stun<strong>de</strong>n<br />

Tageslenkzeit wäre er normalerweise<br />

noch bis in <strong>de</strong>n Großraum Köln gekommen.<br />

Doch innerhalb von 24 Stun<strong>de</strong>n nach seiner<br />

wöchentlichen Ruhezeit muss er eine neue<br />

tägliche Ruhezeit genommen haben. „In diesem<br />

Fall entschei<strong>de</strong> ich mich für neun Stun<strong>de</strong>n.<br />

Dann schaffe ich es wenigstens bis<br />

Diemelstadt. Aber die Woche ist so schon am<br />

Montag völlig aus <strong>de</strong>m Rhythmus.“<br />

▶<br />

▶<br />

▶<br />

Praxistipps<br />

Patrick Schell und Tom Fiala (rechts)<br />

bringen die Fakten auf <strong>de</strong>n Punkt.<br />

Die tägliche Ruhezeit ist eine Ruhepause<br />

von elf Stun<strong>de</strong>n. Innerhalb von<br />

24 Stun<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r letzten täglichen<br />

o<strong>de</strong>r wöchentlichen Ruhezeit muss<br />

Franz-Josef eine neue tägliche Ruhezeit<br />

genommen haben. Er kann die tägliche<br />

Ruhezeit auch in zwei Teilen nehmen,<br />

dann allerdings zuerst die drei Stun<strong>de</strong>n<br />

und erst danach die neun Stun<strong>de</strong>n.<br />

Franz-Josef darf zwischen zwei wöchentlichen<br />

Ruhezeiten höchstens drei<br />

reduzierte tägliche Ruhezeiten einlegen.<br />

Die täglichen Ruhezeiten <strong>de</strong>finieren<br />

auch die „Schichtzeiten“ in einem<br />

24-Stun<strong>de</strong>n-Zeitraum: bei 9 Stun<strong>de</strong>n<br />

Ruhezeit sind es 15 Stun<strong>de</strong>n, bei 11<br />

Stun<strong>de</strong>n Ruhezeit sind es 13 Stun<strong>de</strong>n,<br />

bei 3 und 9 Stun<strong>de</strong>n Ruhezeit 12 Stun<strong>de</strong>n.<br />

Den Begriff „Schichtzeit“ gibt es in<br />

<strong>de</strong>r VO (EU) 561/2006 aber nicht mehr.<br />

Es ist daher die addierte Zeit aus <strong>de</strong>n<br />

Lenk-; Warte-; und Bereitschaftszeiten<br />

sowie <strong>de</strong>n Fahrtunterbrechungen<br />

Viele Fahrer beginnen ihre Woche um<br />

22 Uhr am Sonntagabend, obwohl sie<br />

nur wenige Stun<strong>de</strong>n Lenkzeit bis zur<br />

Abla<strong>de</strong>stelle haben. Sie unterbrechen<br />

ihre Fahrt dann, wenn sie ihren toten<br />

Punkt haben. Das sind manchmal nur<br />

drei bis vier Stun<strong>de</strong>n. Damit machen sie<br />

sich allerdings ihre „Schichtzeit“ kaputt.<br />

Es gibt nur zwei Alternativen: entwe<strong>de</strong>r,<br />

wie Franz-Josef, direkt bis zur Abla<strong>de</strong>stelle<br />

fahren o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>stens neun<br />

Stun<strong>de</strong>n Ruhezeit einlegen.<br />

IM NÄCHSTEN HEFT:<br />

Einfach keine Lücke. Wie<br />

Franz-Josef die Parkplatznot<br />

in Deutschland<br />

korrekt dokumentiert.<br />

FERNFAHRER 9 I 2010 77

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