Tote fahren länger - transportreport.de
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THEMA DES MONATS<br />
Manipulation <strong>de</strong>s digitalen Tachos<br />
Dunkelziffern<br />
ehr als 20 .000 Fälle ent<strong>de</strong>ckter Ma-<br />
soll es laut Polizei allein<br />
Mnipulationen<br />
2009 in Europa gegeben haben. Vor allem in<br />
Deutschland gibt es jedoch noch keine konkreten<br />
Zahlen, da die Polizeikontrolle Län<strong>de</strong>rsache<br />
ist. Das Bun<strong>de</strong>samt für Güterverkehr,<br />
BAG, arbeitet an einer <strong>de</strong>utschlandweiten<br />
Erfassung. Laut Tispol, <strong>de</strong>m EU-Polizei-Netzwerk,<br />
sind folgen<strong>de</strong> Manipulationen erfasst:<br />
Belgien: 927 Fälle<br />
Spanien: 8.328<br />
Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>: 217<br />
Nie<strong>de</strong>rsachsen: 548<br />
leure im ersten Fall eine durchaus hohe pauschale<br />
Summe aus und erlegen eine Optimierung<br />
<strong>de</strong>r internen Abläufe auf.<br />
Und meist verstehen fachfrem<strong>de</strong> Medien<br />
die Pressemeldungen über die Lenkzeiten<br />
nicht korrekt. Denn <strong>de</strong>r größte Fehler, <strong>de</strong>n<br />
Fahrer nach wie vor begehen: Sie verkürzen<br />
ihre täglichen Ruhezeiten von neun o<strong>de</strong>r elf<br />
Stun<strong>de</strong>n. Schon addieren sich, selbst wenn<br />
nur 30 Minuten Pause fehlen, zwei volle<br />
Lenkblöcke, im ungünstigsten Fall zwei mal<br />
zehn Stun<strong>de</strong>n. Die Pressemeldung <strong>de</strong>r Polizei<br />
Osthessen besagt „nur“, dass die Fahrer<br />
aus Hersfeld innerhalb von 50 Stun<strong>de</strong>n keine<br />
Die Klappe im Blech über <strong>de</strong>m Getriebe<br />
erleichtert die Magnetmanipulation.<br />
ausreichen<strong>de</strong> Ruhezeit hatten, HR-online<br />
zum Beispiel mel<strong>de</strong>t jedoch, dass sie 50<br />
Stun<strong>de</strong>n ununterbrochen am Steuer saßen.<br />
Wie sich die ermittelten Verstöße tatsächlich<br />
zusammensetzen – darüber hüllen sich<br />
Polizei und Staatsanwaltschaft Fulda in<br />
Schweigen. Nur eins lässt Sprecher Wilke<br />
durchblicken: Es ist überhaupt nicht sicher,<br />
dass <strong>de</strong>n Fahrern und ihrem Arbeitgeber aus<br />
<strong>de</strong>m Missbrauch <strong>de</strong>r Fahrerkarte strafrechtliche<br />
Konsequenzen drohen. Denn <strong>de</strong>n Missbrauch<br />
von Fahrerkarten, so beklagen Kontrollbeamte<br />
immer wie<strong>de</strong>r, sieht die <strong>de</strong>utsche<br />
Justiz völlig uneinheitlich.<br />
Bei einer Routinekontrolle im November<br />
2010 fiel ein Sattelzug aus Holland auf.<br />
Fälschung beweiserheblicher Daten gemäß<br />
Paragraf 269 StGB o<strong>de</strong>r Missbrauch<br />
von Ausweispapieren gemäß Paragraf 281<br />
StGB – darauf verweisen Kontrollbeamte<br />
meist, wenn sie diese Fälle zur Anzeige bringen.<br />
„Viele Staatsanwaltschaften tun sich<br />
schwer, in diesem Bereich eine Straftat zu<br />
bejahen“, sagt Polizeihauptkommissar Helfried<br />
Gössel von <strong>de</strong>r Autobahnpolizei Osnabrück.<br />
„Das Ver<strong>fahren</strong> wird oft als Ordnungswidrigkeit<br />
an die Gewerbeaufsichtsbehör<strong>de</strong>n<br />
abgegeben.“<br />
Damit ist <strong>de</strong>r Manipulation <strong>de</strong>s digitalen<br />
Tachografen – und als solche wird <strong>de</strong>r Miss-<br />
Kontrollbeamte<br />
behalten verdächtige<br />
Fahrer<br />
immer im Auge.<br />
Bei Manipulationsverdacht muss <strong>de</strong>r Sattel<br />
weg, um an das Getriebe zu gelangen.<br />
Die Nie<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r verfügen über eine<br />
Spezialeinheit zur technischen Kontrolle.<br />
8 FERNFAHRER 3 I 2011