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4.1.1 Energie und Arbeit Arbeit einer Kraft Die auf dem Weg von 1 ...

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4. <strong>Die</strong> <strong>Energie</strong>bilanz<br />

4.1. Mechanische Formen der <strong>Energie</strong><br />

<strong>4.1.1</strong> <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong><br />

<strong>Arbeit</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kraft</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>von</strong> 1 nach 2 geleistete<br />

<strong>Arbeit</strong> berechnet sich durch Integration<br />

entlang der Bahnkurve <strong>von</strong> 1 nach 2:<br />

4.1-1


Wenn das angegebene Koordinatensystem ein Inertialsystem ist, sind nach Newton<br />

Beschleunigung <strong>und</strong> <strong>Kraft</strong> verknüpft:<br />

Definition Geschwindigkeit:<br />

Definition Beschleunigung:<br />

Es gilt mit der Kettenregel:<br />

<strong>Arbeit</strong> der <strong>Kraft</strong>:<br />

<strong>Die</strong>s ist der <strong>Arbeit</strong>ssatz oder <strong>Energie</strong>satz der Mechanik.<br />

4.1-2


Definition kinetische <strong>Energie</strong>:<br />

Damit ist nach <strong>dem</strong> <strong>Arbeit</strong>ssatz der Mechanik die <strong>Arbeit</strong> der <strong>Kraft</strong> mit der Änderung<br />

der kinetischen <strong>Energie</strong> des Massenpunktes verknüpft:<br />

4.1-3


Beispiel: Bremsweg eines PKW bei konstanter Bremskraft<br />

(68iger Modell, Bremsen vorne kaputt)<br />

<strong>Die</strong> <strong>Arbeit</strong> der Bremskraft erwirkt eine Änderung der kinetischen <strong>Energie</strong><br />

Bremsweg<br />

Befreiung des Systems PKW<br />

4.1-4


Spezialfall:<br />

<strong>Arbeit</strong> der Gewichtskraft eines Massenpunktes bei<br />

Lageveränderung im Schwerefeld der Erde<br />

Falls z 2 > z 1 ist die vom System (Masse m)<br />

geleistete <strong>Arbeit</strong> negativ:<br />

<strong>Die</strong>s entspricht der auch in der Thermodynamik üblichen Vorzeichenkonvention, dass einem<br />

System zugeführte <strong>Arbeit</strong>en positiv, abgegebene <strong>Arbeit</strong>en dagegen negativ bewertet werden.<br />

4.1-5


Definition:<br />

Potentielle <strong>Energie</strong><br />

(<strong>Energie</strong> der Lage, die im System gespeichert)<br />

Wir erhalten damit:<br />

Falls z 2 > z 1 hat das System (Masse m) <strong>Arbeit</strong> gegen die Gewichtskraft geleistet, also<br />

<strong>Arbeit</strong> abgegeben. Nach <strong>dem</strong> <strong>Arbeit</strong>ssatz muss dies <strong>einer</strong> Abnahme der kinetischen<br />

<strong>Energie</strong> des Systems entsprechen:<br />

4.1-6


<strong>Die</strong> in einem einfachen mechanischen System insgesamt gespeicherten <strong>Energie</strong><br />

setzt sich nach den getroffenen Definitionen aus der potentiellen <strong>und</strong> der<br />

kinetischen <strong>Energie</strong> zusammen:<br />

Offensichtlich bleibt ohne die <strong>Arbeit</strong> weiterer äußerer Kräfte die gesamte<br />

mechanische <strong>Energie</strong> aus kinetischer <strong>und</strong> potentieller <strong>Energie</strong> konstant.<br />

<strong>Die</strong>s ist die Aussage des <strong>Energie</strong>erhaltungssatzes.<br />

4.1-7


Beispiel: Pendelversuch <strong>von</strong> Galilei<br />

Zustand 0:<br />

Zustand 1:<br />

Fadenkraft leistet keine <strong>Arbeit</strong> am System, da<br />

sie stets senkrecht <strong>auf</strong> der Bahnkurve steht<br />

⇒ <strong>Energie</strong>erhaltung:<br />

Zustand 2:<br />

Freischnitt des Systems<br />

in allgem<strong>einer</strong> Lage<br />

Eine Kenntnis der Zwischenzustände ist nicht nötig!<br />

4.1-8


Der <strong>Arbeit</strong>ssatz der Mechanik kann auch für ein thermodynamisches System<br />

angewandt werden.<br />

Wir müssen dazu jedoch voraussetzen, dass keine anderen inneren <strong>Energie</strong>n des<br />

Systems in kinetische <strong>und</strong> potentielle <strong>Energie</strong> umgesetzt werden.<br />

Am System sollen neben der Gewichtskraft<br />

andere äußere Kräfte angreifen.<br />

Der <strong>Arbeit</strong>ssatz liefert:<br />

4.1-9


Reibung<br />

Makroskopische Bewegungen sind immer mit Reibungsverlusten verb<strong>und</strong>en. <strong>Die</strong><br />

Reibungsarbeit wird in Wärme umgewandelt. <strong>Die</strong> Wärme steht dann nicht mehr<br />

unmittelbar als mechanische <strong>Energie</strong> zur Verfügung.<br />

Siehe Folie 4.1-9 mit der Reibkraft als äußerer <strong>Kraft</strong>:<br />

Da die Reibkraft der Bewegung immer entgegen gerichtet ist, ergibt das Integral<br />

einen negativen Wert<br />

oder<br />

4.1-10


Potentielle <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> mechanisches Gleichgewicht<br />

Ein Körper ist im Gleichgewicht, wenn er seinen Bewegungszustand nicht mehr ändert.<br />

Alle an ihm angreifenden Kräfte <strong>und</strong> Momente müssen dann in der Summe<br />

verschwinden.<br />

Aus der Erfahrung:<br />

<strong>Die</strong> Kugel kann an der Position 1 nicht<br />

in Ruhe verharren, wohl aber in Position<br />

2 → stabiler Gleichgewichtszustand.<br />

Da die Bahnkurve auch gleichzeitig den<br />

Verl<strong>auf</strong> der potentiellen <strong>Energie</strong> darstellt,<br />

kann das Auftreten eines lokalen<br />

Minimums der potentiellen <strong>Energie</strong> als<br />

Bedingung für das stabile Gleichgewicht abgelesen werden.<br />

Darüberhinaus unterscheidet man noch labiles (3) <strong>und</strong> indifferentes<br />

Gleichgewicht (4). In je<strong>dem</strong> Fall verschwindet die Ableitung:<br />

4.1-11


Dem stabilen Gleichgewicht (1) kommt gegenüber den anderen Gleichgewichtslagen<br />

eine Sonderstellung zu:<br />

Wird das System in den Position 3 gestört, so gelangt es in instabile Zustände <strong>und</strong> die<br />

Störung wird verstärkt → labiles Gleichgewicht.<br />

Nach der Störung sich selbst überlassen, wird der Körper freiwillig in eine stabile<br />

Lage übergehen.<br />

In Position 4 wird die Störung, wenn <strong>von</strong> Reibung abgesehen wird, nicht gedämpft<br />

oder verstärkt → indifferentes Gleichgewicht.<br />

Es ist nun die wesentliche Aufgabe der Thermodynamik, Gleichgewichte <strong>und</strong><br />

Stabilitätsaussagen wie dE pot /dx = 0 abzuleiten, bei denen nicht nur mechanische<br />

<strong>Energie</strong>formen <strong>und</strong> einfache Körper sondern alle <strong>Energie</strong>formen <strong>und</strong> ganze Systeme<br />

betrachtet werden (vergl. Kapitel 8).<br />

4.1-12


Wir haben die <strong>Arbeit</strong> äußerer Kräfte<br />

bereits <strong>auf</strong> ein thermodynamisches System statt <strong>auf</strong> einen einfachen Massenpunkt<br />

angewandt.<br />

Wir konnten die <strong>Arbeit</strong> äußerer Kräfte für die Änderung <strong>von</strong> kinetischer <strong>und</strong><br />

potentieller <strong>Energie</strong> des Systems verantwortlich machen, die deshalb auch als<br />

äußere <strong>Energie</strong>n bezeichnet werden.<br />

Der Zusammenhang ist korrekt, solange die Kräfte nicht auch Änderungen des<br />

inneren Zustands des Systems bewirken oder sich der innere Zustand des Systems<br />

selbst ändert .<br />

<strong>Die</strong>s ist bei thermodynamischen Systemen jedoch typischerweise der Fall <strong>und</strong><br />

erfordert eine Verallgem<strong>einer</strong>ung des <strong>Energie</strong>satzes der Mechanik.<br />

4.1-13


Schon etwas komplexere mechanische Systeme können solche inneren<br />

Zustandsänderungen <strong>auf</strong>weisen.<br />

Ein Beispiel:<br />

Mechanisches System aus Rad, Wagenkasten<br />

<strong>und</strong> vorgespannter Feder.<br />

Start (Zustand 1) aus der Ruhe <strong>auf</strong><br />

horizontalem Untergr<strong>und</strong>.<br />

<strong>Arbeit</strong>ssatz:<br />

4.1-14


Festlegung des Systems <strong>und</strong> Freischnitt<br />

<strong>Arbeit</strong>en äußerer Kräfte beim<br />

verlustlosen Rollen der Räder:<br />

<strong>Energie</strong>n zu den verschiedenen Zeitpunkten:<br />

Kinetische <strong>Energie</strong> zum Zeitpunkt 2 durch<br />

Entspannen der Feder:<br />

Bem.: <strong>Die</strong>se kinetische <strong>Energie</strong> setzt sich zusammen aus der Rotationsenergie der Räder <strong>und</strong> der Translationsenergie<br />

<strong>von</strong> Rädern <strong>und</strong> Wagenkasten.<br />

4.1-15


Wir werden im Abschnitt 4.2 sehen, dass äußere Kräfte auch den inneren Zustand eines<br />

Systems verändern können, nämlich schon dann, wenn die Abmessungen des Systems<br />

durch diese Kräfte verändert werden.<br />

Das wird im Abschnitt 4.2 mit der Volumenänderungsarbeit (vergl. 4.2-9) eingeführt.<br />

Umgekehrt kann die Änderung des inneren Zustands des Systems auch <strong>auf</strong> die<br />

Änderung äußerer <strong>Energie</strong>n des Systems Einfluss nehmen. <strong>Die</strong>s geschieht zum Beispiel<br />

bei Fahrzeugen. Hier wird durch Verbrennung <strong>von</strong> <strong>Kraft</strong>stoff oder Umwandlung<br />

gespeicherter elektrischer <strong>Energie</strong> ein Teil der im System gespeicherten <strong>Energie</strong> in<br />

Bewegungsenergie <strong>und</strong> <strong>Energie</strong> der Lage umgewandelt.<br />

<strong>Die</strong> Einbeziehung aller möglicher <strong>Energie</strong>formen <strong>und</strong> -wandlungen in den<br />

<strong>Energie</strong>erhaltungssatz wird durch den 1. Hauptsatz der Thermodynamik geleistet.<br />

4.1-16


4.2 Erster Hauptsatz der Thermodynamik<br />

„<strong>Die</strong> Gesamtenergie E eines Systems ändert sich durch Zu- <strong>und</strong> Abfuhr <strong>von</strong><br />

<strong>Energie</strong> über die Systemgrenzen.“<br />

Im Folgenden: Spezifizierung der verschiedenen <strong>Energie</strong>ströme.<br />

Dabei werden wir uns <strong>auf</strong> die wichtigsten <strong>Energie</strong>formen beschränken. * )<br />

*)<br />

Vorzeichenregelung: zugeführte <strong>Energie</strong>n werden positiv bewertet<br />

4.2-1


4.2.1 Gesamtenergie oder <strong>Energie</strong>inhalt eines Systems<br />

<strong>Die</strong> Gesamtenergie E eines thermodynamischen Systems setzt sich zusammen aus den<br />

äußeren <strong>Energie</strong>n E a bestehend aus<br />

kinetischer <strong>Energie</strong> des Systems E kin<br />

<strong>und</strong> potentieller <strong>Energie</strong> des Systems E pot<br />

<strong>und</strong> der im System gespeicherten <strong>Energie</strong> U, der inneren <strong>Energie</strong><br />

Es lassen sich wieder molare <strong>und</strong> spezifische Größen formulieren:<br />

Gesamtenergie:<br />

Innere <strong>Energie</strong>:<br />

4.2-2


<strong>Die</strong> innere <strong>Energie</strong> U<br />

Wie der Druck, das Volumen <strong>und</strong> die Temperatur ist auch die innere <strong>Energie</strong><br />

eine Zustandsgröße. Es besteht deshalb z. B. der funktionale Zusammenhang<br />

Eine solche Beziehung heißt kalorische Zustandsgleichung. <strong>Die</strong> innere <strong>Energie</strong><br />

ist eine Zustandsgröße.<br />

Über die thermische Zustandsgleichung<br />

sind Volumen, Druck <strong>und</strong><br />

Temperatur <strong>von</strong>einander abhängig, so dass die innere <strong>Energie</strong> auch wahlweise<br />

als Funktion der anderen Zustandsgrößen geschrieben werden kann.<br />

4.2-3


Da die innere <strong>Energie</strong> eine Zustandsfunktion ist, besitzt sie ein vollständiges<br />

Differential.<br />

Falls die innere <strong>Energie</strong> als Funktion der<br />

Temperatur <strong>und</strong> des spezifischen<br />

Volumens gegeben ist<br />

lautet das vollständige Differential:<br />

oder:<br />

4.2-4


Spezialfall: <strong>Die</strong> kalorische Zustandsgleichung des idealen Gases<br />

Beim idealen Gas beschreibt die innere <strong>Energie</strong> die thermische <strong>Energie</strong><br />

des Systems <strong>auf</strong> Gr<strong>und</strong> der Bewegung <strong>von</strong> Molekülen (Billardkugelmodell).<br />

Innere <strong>Energie</strong><br />

Molare innere <strong>Energie</strong> .<br />

Für ein einatomiges, ideales Gas hatten wir<br />

gef<strong>und</strong>en:<br />

Es folgt für die molare innere <strong>Energie</strong><br />

<strong>und</strong> für die spezifische innere <strong>Energie</strong>:<br />

Für ein ideales Gas ist daher die innere <strong>Energie</strong> nur eine Funktion der Temperatur.<br />

4.2-5


<strong>Die</strong> äußeren <strong>Energie</strong>n E a<br />

<strong>Die</strong> kinetischen <strong>und</strong> potentiellen <strong>Energie</strong>n beziehen sich <strong>auf</strong> die Bewegung des<br />

Systems als Ganzes relativ zu einem festen Bezugssystem (vergl. 4.1-5).<br />

Sie spielen bei geschlossenen Systemen, da diese meist ortsfest sind, oft keine Rolle.<br />

Zu<strong>dem</strong> können vielfach alleine die <strong>Arbeit</strong>en äußerer Kräfte, für deren Änderung<br />

verantwortlich gemacht werden.<br />

<strong>Die</strong> Bilanz<br />

kann deshalb oft <strong>von</strong> der <strong>Energie</strong>bilanz für das System abgespalten werden (vergl. die<br />

Bemerkung <strong>auf</strong> Folien 4.1-11 <strong>und</strong> 4.1-12).<br />

<strong>Die</strong>se Möglichkeit besteht jedoch nicht immer, so dass eine genaue Betrachtung im<br />

Einzelfall notwendig ist.<br />

4.2-6


4.2.2 Verschiedene <strong>Arbeit</strong>sformen<br />

Exemplarisch ohne Anspruch <strong>auf</strong> Vollständigkeit seien <strong>auf</strong>gezählt:<br />

- <strong>Arbeit</strong> äußerer Kräfte bei festen Systemgrenzen<br />

Wir können uns hier <strong>auf</strong> die Vorüberlegungen zu den mechanische <strong>Energie</strong>formen<br />

beziehen (vergl. 4.1-5).<br />

Alle Kräfte, die <strong>von</strong> außen <strong>auf</strong> das System einwirken, wollen wir<br />

als äußere Kräfte bezeichnen.<br />

Durch diese Kräfte ändern sich kinetische <strong>und</strong> potentielle<br />

<strong>Energie</strong>n des Systems als Ganzes.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Arbeit</strong> der Gewichtskraft ist für die Änderung der potentiellen <strong>Energie</strong> maßgeblich:<br />

4.2-7


- elektrische <strong>Arbeit</strong><br />

Zum Beispiel durch Zufuhr elektrischer <strong>Energie</strong> an Motor M aus der Umgebung<br />

W el > 0 oder Abgabe an ein Leitungsnetz außerhalb des Systems erzeugt durch<br />

einen Generator G innerhalb des Systems W el < 0.<br />

4.2-8


- Wellenarbeit<br />

Übertragen durch eine über die Systemgrenze ragende Welle<br />

Eine Welle, angetrieben <strong>von</strong> einem außerhalb des Systems stehenden Motor M, wird<br />

<strong>Arbeit</strong> ins System einspeisen W > 0.<br />

Eine Welle, die einen Generator G außerhalb des Systems antreibt, entzieht <strong>dem</strong><br />

System <strong>Arbeit</strong> W < 0.<br />

Durch die Welle eines Rührwerks wird <strong>von</strong> außen <strong>Arbeit</strong> in das System Welle<br />

übertragen W > 0.<br />

Bei den bisherigen Beispielen sind feste Systemgrenzen angenommen worden.<br />

Im Folgenden: Geschlossene Systemen mit bewegten Systemgrenzen<br />

4.2-9


Volumenänderungsarbeit (Verschiebearbeit) <strong>und</strong> Nutzarbeit<br />

Betrachtet wird exemplarisch ein System aus<br />

Zylinder <strong>und</strong> Kolben. <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> an der Kolbenstange<br />

leistet die <strong>Arbeit</strong><br />

Bei quasistatischer, reversibler Zustandsänderung<br />

durchläuft das System eine Reihe <strong>von</strong> Gleichgewichtszuständen.<br />

<strong>Die</strong> träge Masse des Kolbens spielt dann keine Rolle.<br />

Eine Kräftebilanz am Kolben liefert deshalb<br />

für die <strong>Kraft</strong>:<br />

4.2-10


Nutzarbeit <strong>und</strong> Volumenänderungsarbeit<br />

<strong>Die</strong> an die Kolbenstange abgeführte <strong>Arbeit</strong>, die<br />

Nutzarbeit, bei quasistatischer, reversibler<br />

Zustandsänderung ist daher:<br />

Der erste Term ist die Volumenänderungsarbeit des im<br />

Zylinder eingeschlossenen Gases:<br />

oder da m=const:<br />

<strong>Die</strong> Volumenänderungsarbeit des eingeschlossenen Gases wird bei Volumenvergrößerung<br />

<strong>von</strong> diesem an die Umgebung abgegeben:<br />

4.2-11


Verschiebearbeit<br />

Der zweite Term ist die <strong>von</strong> der Umgebung<br />

<strong>auf</strong>genommene Verschiebearbeit<br />

Sie entspricht der Volumenänderungsarbeit der<br />

Umgebung, wenn, wie in der Skizze angedeutet, die<br />

Umgebung als Bilanzsystems herangezogen wird.<br />

<strong>Die</strong> Verschiebearbeit ist also die Volumenänderungsarbeit gegen einen konstanten<br />

Druck. Der Begriff tritt bei vom Fluid durchströmten Systemen, also offenen Systemen,<br />

nochmals in Erscheinung (vgl. 4.2-14).<br />

<strong>Die</strong> Nutzarbeit ist nur ein Teil der vom System abgegebenen <strong>Arbeit</strong>.<br />

Ein Anteil der vom Gas abgegebenenVolumenänderungsarbeit wird als<br />

Verschiebearbeit an die Umgebung übergeben <strong>und</strong> kann nicht genutzt werden.<br />

4.2-12


Volumenänderungsarbeit als reversible <strong>Arbeit</strong><br />

<strong>Die</strong> gegebene Definition zur Volumenänderungsarbeit zeigt, dass sich die<br />

Volumenänderungsarbeit durch Umkehrung der Kolbenbewegung vollständig<br />

zurückgewinnen lässt.<br />

Solche Vorgänge werden als verlustlos oder reversibel bezeichnet.<br />

<strong>Die</strong> Volumenänderungsarbeit ist also eine reversible <strong>Arbeit</strong>.<br />

<strong>Die</strong> Umkehrbarkeit des Kompressionsprozesses für das System „Gas“ setzt voraus,<br />

dass keine Verwirbelung durch innere Reibung im Gas <strong>auf</strong>tritt.<br />

<strong>Die</strong> Kolbenbewegung muss dazu sehr langsam, eigentlich unendlich langsam<br />

erfolgen. Es besteht zu je<strong>dem</strong> Zeitpunkt mechanisches Gleichgewicht.<br />

Bemerkung: Der Verluste durch Reibung zwischen Kolben <strong>und</strong> Wand spielt für das System „Gas“<br />

keine Rolle. Der Kolben gehört ja gar nicht zum System! Erst bei der Betrachtung der Nutzarbeit am<br />

System „Kolben“ macht diese Reibung ihren Einfluss geltend <strong>und</strong> verringert die erzielbare Nutzarbeit.<br />

Der Terminus „reibungsfreier Kolben“ meint oft lax die Vernachlässigung aller Verluste.<br />

4.2-13


Volumenänderungsarbeit pro Zeiteinheit beim Ein- <strong>und</strong> Ausschieben <strong>einer</strong> Masse<br />

Geschlossenes System mit mitbewegten Grenzen wird zu zwei Zeitpunkten 1 <strong>und</strong> 2<br />

im Abstand dt (gedachte Kolben am Ein <strong>und</strong> Austritt) betrachtet.<br />

Volumenänderungsarbeit während des Zeitintervalls dt im Eintritt,<br />

<strong>Kraft</strong> F 1 = p 1 A , <strong>Weg</strong>änderung dx = c dt :<br />

Volumenänderungsarbeit pro Zeiteinheit im Eintritt:<br />

4.2-14


<strong>Die</strong> im geschlossenen System enthaltene Masse bleibt konstant.<br />

Deshalb sind die Massenströme am Ein- <strong>und</strong> Austritt gleich <strong>und</strong> die<br />

Massenstromdichten ρ c gekoppelt:<br />

Volumenänderungsarbeit oder Verschiebearbeiten pro Zeiteinheit im Eintritt:<br />

<strong>und</strong> am Austritt:<br />

Summe der Verschiebearbeiten pro Zeiteinheit zwischen Ein- <strong>und</strong> Austritt:<br />

4.2-15


Übergang vom geschlossenen System zum offenen Kontrollraum<br />

<strong>Die</strong> am geschlossenen System abgeleiteten Verschiebearbeiten pro Zeiteinheit<br />

können als <strong>Arbeit</strong>sströme gedeutet werden, die zu je<strong>dem</strong> Zeitpunkt einem System<br />

mit durchströmter Bilanzhülle (Kontrollraum), <strong>dem</strong> offenen System , zu- bzw.<br />

abgeführt werden.<br />

<strong>Die</strong>se <strong>Arbeit</strong>sströme sind an die Massenströme, welche die Kontrollgrenzen<br />

überschreiten, gekoppelt.<br />

<strong>Die</strong> spezifischeVerschiebearbeit ist durch gegeben.<br />

4.2-16


Ergebnis:<br />

<strong>Die</strong> ein- <strong>und</strong> austretenden Massenströme<br />

führen mit:<br />

- Kinetische <strong>und</strong> potentielle <strong>Energie</strong>n,<br />

- Innere <strong>Energie</strong>n,<br />

- Verschiebearbeiten<br />

<strong>Die</strong> eintretenden <strong>Energie</strong>ströme liefern an das System<br />

die <strong>Energie</strong><br />

die austretenden Ströme entfernen den <strong>Energie</strong>strom<br />

4.2-17


<strong>Die</strong> Enthalpie H<br />

Wir definieren die Summe aus innerer <strong>Energie</strong> U <strong>und</strong> Verschiebearbeit pV als neue<br />

Größe:<br />

<strong>Die</strong> molaren <strong>und</strong> spezifischen Größen lauten:<br />

Wie die innere <strong>Energie</strong> ist auch die Enthalpie eine Zustandsgröße:<br />

Sie besitzt deshalb wie diese ein vollständiges Differential (vergl. 4.2-4):<br />

4.2-18


Spezialfall: ideales Gas (vergl. 4.2-5)<br />

Aus<br />

folgt mit der thermischen Zustandsgleichung des idealen Gases<br />

<strong>und</strong> der inneren <strong>Energie</strong><br />

sofort, dass auch die Enthalpie beim idealen Gas nur eine Funktion der Temperatur<br />

ist:<br />

Entsprechend gilt für die spezifischen Größen:<br />

4.2-19


Totalenthalpie<br />

Als Summe aus Enthalpie <strong>und</strong> kinetischer <strong>und</strong> potentieller <strong>Energie</strong> wird auch<br />

die Totalenthalpie eingeführt:<br />

Für die molaren <strong>und</strong> spezifischen Größen gilt:<br />

Entsprechend wird die <strong>Energie</strong>bilanz am<br />

Kontrollvolumen noch kompakter<br />

darstellbar:<br />

4.2-20


4.2.3 Wärmeströme<br />

Physikalische Deutung des Wärmestroms über Wände ins Bilanzsystem<br />

Wärmestrom<br />

J/s , 1 J = 1 Nm<br />

Wärmeleitung (Fouriersches Gesetz) ,<br />

z. B. in der ebenen Wand<br />

Wärmeleitfähigkeit: λ [λ] = J/(msK)<br />

4.2-21


Wärmestrom bei Konvektion<br />

Wärmeübertragung<br />

Wärmeübergangskoeffizient α [α] = J/(m 2 sK)<br />

Temperaturprofil T(r) wird durch die mittlere Temperatur T m ersetzt,<br />

α wird empirisch für verschiedene Strömungen bestimmt.<br />

4.2-22


Wärmetransport <strong>und</strong> Irreversibilität<br />

<strong>Die</strong> vorgenannten Prozesse der Wärmeübertragung haben, wie die Erfahrung lehrt,<br />

eine eindeutige, vorgegebene Richtung.<br />

Wärme fließt stets vom heißeren zum kälteren Körper. Zwischen <strong>dem</strong> thermodynamischen<br />

System <strong>und</strong> der Umgebung wird es zu einem Temperaturausgleich kommen.<br />

<strong>Die</strong> dargestellten Prozesse der Wärmeleitung <strong>und</strong> Konvektion sind also nicht<br />

umkehrbar oder irreversibel.<br />

4.2-23


Reversibler Wärmetransport<br />

<strong>Die</strong>ser Begriff erscheint nach der vorstehenden Bemerkung sinnlos. Wir werden aber<br />

sehen, dass er für theoretische Konzepte eine wichtige Rolle spielt.<br />

Reversibler Wärmetransport erfordert eine verschwindende Temperaturdifferenz ΔT<br />

zwischen System <strong>und</strong> Umgebung. Der Wärmestrom tendiert mit ΔT → 0 selbst gegen<br />

Null. Damit geht aber ein unendlich langsamer Temperaturausgleich einher.<br />

Sind praktisch keine Temperaturunterschiede vorhanden, ist der Wärmefluss im<br />

Prinzip umkehrbar.<br />

System <strong>und</strong> Umgebung sind bei der reversiblen Wärmezufuhr zu je<strong>dem</strong> Zeitpunkt im<br />

thermischen Gleichgewicht.<br />

(Vergl. auch die Bemerkung zur reversiblen <strong>Arbeit</strong> Folie 4.2-11)<br />

Wir werden bei der späteren Quantifizierung <strong>von</strong> Irreversibilitäten dar<strong>auf</strong> geführt, dass<br />

das Maß für die Irreversibilitäten proportional zu ΔT 2 ist <strong>und</strong> damit <strong>von</strong> höherer<br />

Ordnung gegen Null tendiert als der Wärmestrom (Abschnitt 5).<br />

4.2-24


Erster Hauptsatz der Thermodynamik<br />

Damit können wir die <strong>Energie</strong>bilanz endgültig formulieren:<br />

„<strong>Die</strong> Gesamtenergie eines Systems ändert sich durch die mit den<br />

Massenströmen über die Systemgrenzen transportierte Totalenthalpien <strong>und</strong><br />

durch <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Wärmeströme über die Systemgrenzen.“<br />

4.2-25


4.3 Verschiedene Formen des 1. Hauptsatzes<br />

4.3.1 Geschlossenes System ohne Änderung äußerer <strong>Energie</strong>n<br />

Keine Massenflüsse über Systemgrenze, m = const,<br />

Keine Änderung <strong>von</strong> kinetischen <strong>und</strong> potentiellen <strong>Energie</strong>n des Systems<br />

⇒ <strong>Die</strong> Änderung der inneren <strong>Energie</strong> wird betrachtet: e = u.<br />

Abstraktion <strong>und</strong> Freischnitt:<br />

4.3-1


Erster Hauptsatz:<br />

mit<br />

Volumenänderungsarbeit: (reversibel)<br />

Reibungsarbeit: (irreversibel)<br />

4.3-2


Der während eines Zeitintervalls 1-2 zugeführte spezifische Wärmestrom wird als<br />

bezeichnet<br />

(analog für die Volumenänderungsarbeit <strong>und</strong> die Reibungsarbeit)<br />

Da die innere <strong>Energie</strong> eine Zustandsfunktion ist, braucht nur die Änderung der inneren<br />

<strong>Energie</strong> zwischen den Zeitpunkten<br />

betrachtet zu werden.<br />

1. Hauptsatz für geschlossene Systeme in differentieller <strong>und</strong> integraler Form<br />

<strong>Die</strong> Änderung der inneren <strong>Energie</strong> eines geschlossenen Systems ist gleich der<br />

Summe aus Wärme, die über die Systemgrenze zugeführt wird, der<br />

Volumenänderungsarbeit des Systems <strong>und</strong> aller irreversibel zugeführten <strong>Arbeit</strong>en.<br />

4.3-3


Im Allgemeinen können sich auch die äußeren <strong>Energie</strong>n des Systems ändern<br />

<strong>und</strong> äußere Kräfte<br />

<strong>Arbeit</strong> leisten.<br />

Sind diese <strong>Energie</strong>formen zu berücksichtigen lautet der 1. Hauptsatz in differentieller<br />

Form<br />

<strong>und</strong> in integraler Form<br />

4.3-4


Spezialfall:<br />

1. Hauptsatz für geschlossene Systeme bei reversibler Prozessführung<br />

keine mechanischen Verluste <strong>und</strong> Wärmezufuhr reversibel<br />

(vergl. die Bemerkungen <strong>auf</strong> Seite 4.2-13 <strong>und</strong> 4.2-22)<br />

4.3-5


Beispiel: Kolben-Zylindersystem im Schwerefeld der Erde<br />

Ein Kolben mit Masse m K<br />

schließt einen mit Gas,<br />

Masse m G<br />

, gefüllten Zylinder nach oben ab.<br />

Der Kolben werde ein kleines Stück dz langsam nach oben<br />

bewegt, so dass das Gas im Inneren stets im Gleichgewicht<br />

sei. Der Kolben gleite ferner reibungsfrei.<br />

Formulieren Sie die differenzielle <strong>Energie</strong>bilanz für diesen<br />

Prozess!<br />

Der 1. Hauptsatz für ein geschlossenes System mit Änderung<br />

äußerer <strong>Energie</strong>n lautet:<br />

4.3-6


Nebenstehend sind zwei mögliche Systemabgrenzungen<br />

skizziert.<br />

Für beide Systeme sollen die Bilanzen formuliert werden.<br />

Da beide Systeme bei <strong>dem</strong> als langsam angenommenen<br />

Vorgang stets im Gleichgewicht stehen <strong>und</strong> auch der<br />

Kolben reibungsfrei gleitet, kann die Reibarbeit δw R in<br />

beiden Fällen vernachlässigt werden.<br />

<strong>Die</strong> Systeme besitzt ebenfalls keine kinetische <strong>Energie</strong>.<br />

4.3-7


<strong>Die</strong> Bilanz lautet unter diesen Voraussetzungen für beide Systeme:<br />

System 1:<br />

Bei Verschiebung der oberen Grenze gewinnt das Gas die<br />

potentielle <strong>Energie</strong>:<br />

<strong>Die</strong> Volumenänderungsarbeit ist:<br />

<strong>Die</strong> <strong>Arbeit</strong> der äußeren Kräfte verschwindet, da die Differenz der<br />

Druckkräfte der Gewichtskraft des Gases das Gleichgewicht hält<br />

(Hydrostatik).<br />

<strong>Die</strong> resultierende äußere <strong>Kraft</strong> also verschwindet:<br />

<strong>Die</strong> Bilanz für System 1 lautet also:<br />

4.3-8


System 2:<br />

Bei Verschiebung der oberen Grenze gewinnen das Gas <strong>und</strong> der<br />

Kolben die potentielle <strong>Energie</strong>:<br />

<strong>Die</strong> Volumenänderungsarbeit ist Verschiebearbeit gegen die<br />

Umgebung:<br />

<strong>Die</strong> resultierende äußere <strong>Kraft</strong><br />

leistet die <strong>Arbeit</strong>:<br />

<strong>Die</strong> Bilanz für System 2 lautet also:<br />

<strong>Weg</strong>en der hydrostatischen Aussage<br />

folgt wieder wie für System 1:<br />

4.3-9


4.3.2 Stationärer Fließprozess in offenen Systemen<br />

Annahmen:<br />

1. Stationär → Masse im System konstant:<br />

2. <strong>Arbeit</strong> ist die <strong>dem</strong> System durch Wellen übertragene <strong>Arbeit</strong>:<br />

4.3-10


Bilanz am stationären offenen System:<br />

Zugeführter Wärmestrom:<br />

Zugeführte Leistung:<br />

4.3-11


Mit der Enthalpie<br />

folgt der 1. Hauptsatz für stationären Fließprozess<br />

<strong>Die</strong> Summe aus zugeführter Wärme <strong>und</strong> zugeführter technischer <strong>Arbeit</strong> ist<br />

gleich der Änderung der Enthalpie, der kinetischen <strong>und</strong> der potentiellen<br />

<strong>Energie</strong> des Mediums, das in einem stationären Fließprozess durch einen<br />

Kontrollraum strömt.<br />

4.3-12


Vergleich mit 1. Hauptsatz für geschlossene Systeme<br />

<strong>Die</strong> Bilanz am offenen System lautet:<br />

Für das mitschwimmende Massenelement (grün), das<br />

bei 1 ein- <strong>und</strong> bei 2 austritt, liefert der 1. Hauptsatz für<br />

das geschlossene System<br />

mit<br />

<strong>Die</strong> Differenz der beiden Formulierungen ergibt für die<br />

technische <strong>Arbeit</strong>:<br />

4.3-13


<strong>Die</strong> Differenz ergibt für die technische <strong>Arbeit</strong>:<br />

Mit der Produktregel der Differentiation lassen sich die ersten beiden Terme <strong>auf</strong><br />

der rechten Seite zusammenfassen.<br />

4.3-14


<strong>Die</strong> technische <strong>Arbeit</strong><br />

besitzt <strong>dem</strong>nach zwei Anteile<br />

reversibler Anteil<br />

irreversibler Anteil<br />

Bem.: Der reversible Anteil beinhaltet die kinetischen <strong>und</strong> potentiellen <strong>Energie</strong>n der Massenströme.<br />

<strong>Die</strong> gespeicherte potentielle <strong>Energie</strong> in einem hochgelegen Reservoir wird zum Beispiel als<br />

technische <strong>Arbeit</strong> bei Wasserkraftanlagen in <strong>einer</strong> Turbine umgesetzt.<br />

4.3-15


Spezialfall:<br />

1. Hauptsatz für stationären Fließprozess bei reversibler Prozessführung<br />

keine mechanischen Verluste <strong>und</strong> Wärmezufuhr reversibel<br />

(vergl. die Bemerkungen <strong>auf</strong> Seite 4.2-13)<br />

4.3-16


Spezialfall:<br />

Adiabater Strömungsprozess (q 12 = 0)<br />

ohne technische <strong>Arbeit</strong> (w t 12 = 0),<br />

Bei einem solchen Prozess bleibt die Totalenthalpie konstant.<br />

Das heißt, die Summe der austretenden Totalenthalpieströme ist gleich der Summe<br />

der eintretenden Totalenthalpieströme.<br />

4.3-17


4.4 <strong>Die</strong> spezifischen Wärmekapazitäten<br />

4.4.1 Änderung der inneren <strong>Energie</strong> <strong>auf</strong> Gr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Temperaturänderung<br />

<strong>Weg</strong>en des 1. Hauptsatz<br />

ist es zweckmäßig isochore Prozesse zu<br />

betrachten, da dann die Volumenänderungsarbeit verschwindet (vgl. 4.7-2):<br />

Bei reversibler Prozessführung ist dann die Änderung der inneren <strong>Energie</strong> allein<br />

durch die Wärmezufuhr bestimmt:<br />

Wir betrachten<br />

<strong>und</strong> definieren wegen (*):<br />

spezifische <strong>und</strong> molare Wärmekapazität bei konstantem Volumen<br />

4.4-1


Bei konstantem Volumen gilt:<br />

Bemerkung:<br />

Wir haben die Änderung der inneren <strong>Energie</strong> mit der zugeführten Wärme<br />

gekoppelt, in<strong>dem</strong> wir einen isochoren Prozess betrachtet haben:<br />

Für ideale Gase ist die Einschränkung <strong>auf</strong> einen isochoren Prozess aber nicht<br />

notwendig, da hier wegen<br />

gilt <strong>und</strong> damit immer:<br />

Der 1. Hauptsatz liefert für ideale Gase:<br />

4.4-2


4.4.2 Änderung der Enthalpie <strong>auf</strong> Gr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Temperaturänderung<br />

Änderung der Enthalpie <strong>auf</strong> Gr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Temperaturänderungen bei konstantem<br />

Druck, isobare Prozesse (vgl. 4.7-3):<br />

Wir definieren wegen (*):<br />

spezifische <strong>und</strong> molare Wärmekapazität bei konstantem Druck<br />

Bei konstantem Druck gilt:<br />

4.4-3


Eine Sonderrolle kommt wieder <strong>dem</strong> idealen Gas zu:<br />

Wir haben die Änderung der Enthalpie mit der zugeführten Wärme gekoppelt,<br />

in<strong>dem</strong> wir einen isobaren Prozess betrachtet haben:<br />

Für ideale Gase ist die Einschränkung <strong>auf</strong> einen isobaren Prozess aber nicht<br />

notwendig, da hier wegen<br />

gilt <strong>und</strong> damit immer:<br />

Der 1. Hauptsatz liefert für ideale Gase:<br />

4.4-4


4.4.3 Spezifische Wärmekapazitäten idealer Gase<br />

Bei idealen Gasen sind die innere <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> die Enthalpie ausschließlich<br />

Funktionen der Temperatur.<br />

Daher müssen auch die molaren <strong>und</strong> spezifischen Wärmekapazitäten reine<br />

Temperaturfunktionen sein:<br />

Es gilt ferner:<br />

4.4-5


Ableitung<br />

Ebenso<br />

Verhältnis der spezifischen Wärmen: κ ∗)<br />

Es ergibt sich:<br />

Das Billardkugelmodell des idealen Gases beschreibt im angegebenen Temperatur-<br />

bereich den Wert für einatomige Gase richtig (vergl. 4.2-19):<br />

*)<br />

Das Verhältnis der spezifischen Wärmen κ spielt eine besondere Rolle. Wir werden sehen, dass für die<br />

idealen Gase κ gleich <strong>dem</strong> Isentropenxponenten k ist (vergl. 4.7-6)<br />

4.4-6


Das Verhältnis der spezifischen oder der molaren Wärmen<br />

nimmt bei Umgebungstemperatur näherungsweise folgende Zahlenwerte an:<br />

Einatomige Gase: κ = 5/3 = 1,66<br />

Zweiatomige Gase: κ = 7/5 = 1,4<br />

4.4-7


Für mehratomige Gase zeigen Messungen, dass die spezifischen Wärmekapazitäten<br />

deutlich größer <strong>und</strong> deutlich temperaturabhängig sind:<br />

Für zweiatomige Gase bei Raumtemperatur liest man im vorstehenden Diagramm<br />

folgenden Wert ab:<br />

Zweiatomige Gase können bei diesen Temperaturen noch als starres Hantelmodell<br />

dargestellt werden. Da die innere <strong>Energie</strong> als die Summe der <strong>Energie</strong>n der frei<br />

betrachteten Moleküle dargestellt werden kann, kommt bei zweiatomigen Gasen zu<br />

den drei <strong>Energie</strong>anteilen der Translation des Billardkugelmodell noch die<br />

Rotationsenergie um zwei Achsen hinzu.<br />

Nach <strong>dem</strong> Gleichverteilungssatz erhält im statistischen Mittel jeder Freiheitsgrad<br />

die gleiche innere <strong>Energie</strong>. Daher ist:<br />

Noch höhere Temperaturen regen Molekülschwingungen <strong>und</strong> bisher eingefrorene<br />

Freiheitsgrade an, so dass die Wärmekapazitäten mit der Temperatur weiter ansteigen.<br />

4.4-8


Translatorische <strong>und</strong> rotatorische Freiheitsgrade<br />

Einatomige Gase (Beispiel Edelgase wie He, Ar etc)<br />

Freiheitsgrade der Translation: 3<br />

Freiheitsgrade der Rotation: alle eingefroren* )<br />

Zweiatomige Gase (Beispiel Gase wie N 2<br />

, O 2<br />

etc)<br />

Freiheitsgrade der Translation: 3<br />

Freiheitsgrade der Rotation: 2 (<strong>einer</strong> eingefroren* ) )<br />

Dreiatomige Gase mit gewinkelter Struktur<br />

(Beispiel Gase wie H 2<br />

O, SO 2<br />

etc)<br />

Freiheitsgrade der Translation: 3<br />

Freiheitsgrade der Rotation: 3<br />

Aus den Messwerten lässt sich deshalb folgern, dass CO 2<br />

keine<br />

gewinkelte Struktur wie H 2<br />

O oder SO 2<br />

hat!<br />

*) <strong>Die</strong> Tatsache, dass einige rotatorische Freiheitsgrade eingefroren sind, ist ein quantenmechanischer Effekt <strong>und</strong> lässt sich<br />

mit der klassischen Physik nicht erklären. <strong>Die</strong> Quantisierung des Drehimpulses erfordert bei kleinem Trägheitsmoment eine<br />

ausreichend hohe Temperatur, um die Rotation um die entsprechende Achse anzuregen. Alle klassischen Erklärungen<br />

widersprechen <strong>dem</strong> Gleichverteilungssatz, nach<strong>dem</strong> jeder Freiheitsgrad die gleiche <strong>Energie</strong> <strong>auf</strong>nimmt.<br />

4.4-9


4.4.2 Spezifische Wärmekapazitäten idealer Flüssigkeiten<br />

Annahme: inkompressibel, d. h. konstantes Volumen: dv = 0<br />

1. Hauptsatz liefert mit pdv = 0:<br />

<strong>Die</strong> innere <strong>Energie</strong> für ideale Flüssigkeiten ist also nur<br />

<strong>von</strong> der Temperatur abhängig.<br />

4.4-10


Folgerung für die Enthalpie idealer Flüssigkeiten <strong>und</strong> c p<br />

Definition der Enthalpie:<br />

Vollständiges Differential:<br />

Vergleich:<br />

⇒ Wärmekapazitäten c p <strong>und</strong> c v sind gleich für ideale Flüssigkeiten.<br />

<strong>Die</strong> Enthalpie für ideale Flüssigkeiten ist also <strong>von</strong> der Temperatur <strong>und</strong><br />

vom Druck abhängig:<br />

4.4-11

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