Broschuere Soziale Ungleichheit - Bund/Länder und Gemeinden ...
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3.3 Schichtmodelle in Verbindung mit Prestige <strong>und</strong> Status 49<br />
Auch spätere Ansätze thematisieren den Status zumindest implizit. Abels bemerkt<br />
beispielsweise, dass man Bourdieu (vgl. Kap. 6) auch als „Schilderung<br />
eines Klassenkampfes um den sozialen Status“ lesen könne (a.a.O.: 252). Status<br />
spielt schließlich eine Rolle in theoretischen Ansätzen, die sich nicht in erster<br />
Linie mit sozialer <strong>Ungleichheit</strong> beschäftigen. Beispielsweise sieht der Symbolische<br />
Interaktionismus die wechselseitige Statusbestimmung als ein Element zur<br />
Definition der Situation an. In der Rollentheorie ist die Rolle der dynamische<br />
Aspekt eines Status, also eines Platzes, den ein Individuum zu einer bestimmten<br />
Zeit in einem bestimmten System einnimmt (Linton 1973 (zuerst 1945)). Dabei<br />
kann man zwischen zugeschriebenem (z.B. aufgr<strong>und</strong> von Alter oder Geschlecht)<br />
<strong>und</strong> erworbenem Status (aufgr<strong>und</strong> von Leistung) unterscheiden (vgl. Abels 2001:<br />
Kap. 7).<br />
Vor weiteren begrifflichen <strong>und</strong> kritischen Anmerkungen soll nun an einigen<br />
Beispielen gezeigt werden, wie Prestigemodelle das gesellschaftliche <strong>Ungleichheit</strong>sgefüge<br />
in den fünfziger/sechziger Jahren darstellten. Dieses Gefüge verstehen<br />
die Autoren als Schichtung (nicht etwa als Klasse).<br />
Für einige dieser Studien dienten US-amerikanische Forschungen als Vorbild,<br />
z.B. von W.L. Warner et al., die in den dreißiger <strong>und</strong> vierziger Jahren vor<br />
allem <strong>Gemeinden</strong> – als eine Art Mikrokosmos der Gesellschaft – auf ihre <strong>Ungleichheit</strong>sstrukturen<br />
untersuchten (vgl. z.B. Warner et al. 1963). Warner verwendet<br />
den Begriff „class“ recht offen im Sinne von Schichten, die sich durch<br />
bewertende Einstufungen konstituieren:<br />
„By social class is meant two or more orders of people who are believed to be, and<br />
are accordingly ranked by the members of the community, in socially superior and<br />
inferior positions“ (1963: 36).<br />
Prestige ist damit das zentrale Kriterium. An die Schicht sind weitere Merkmale<br />
geb<strong>und</strong>en, z.B. Heiratskreise oder allgemein Vor- <strong>und</strong> Nachteile für die Mitglieder.<br />
Nach der Verwendung von zunächst aufwändigeren Erhebungsmethoden<br />
arbeiteten Warner et al. mit einem Index zur Feststellung von Prestige, der die<br />
Merkmale Beruf, Art des Einkommens, Haustyp <strong>und</strong> Wohngegend enthielt. Im<br />
Ergebnis fand Warner drei übereinander liegende Schichten, die jeweils zweigeteilt<br />
sind. Die Mehrheit der Bevölkerung ist dabei in der unteren Mitte/dem<br />
oberen Unten angesiedelt (in der Gemeinde „Yankee City“ z.B. zusammen über<br />
60%; Warner 1963: 43). Herzog betont, dass Warner auf diese Weise „reale“<br />
Schichten voneinander abgrenzen will, mit denen entsprechende Verhaltensmuster<br />
<strong>und</strong> ein Bewusstsein von den sozialen Unterschieden einhergehen (1965:<br />
79).