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Broschuere Soziale Ungleichheit - Bund/Länder und Gemeinden ...

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3.1 Helmut Schelsky: Die nivellierte Mittelstandsgesellschaft 41<br />

3 Klassen <strong>und</strong> Schichten in der Diskussion<br />

Die Konkurrenz verschiedener Klassen- <strong>und</strong> Schichtmodelle von den fünfziger<br />

Jahren bis in die siebziger Jahre<br />

Zwischen den 1950er <strong>und</strong> 1970er Jahren gab es keine eindeutige Vorherrschaft<br />

eines bestimmten Autors oder Modells (wenngleich Autoren immer wieder auf<br />

das unten beschriebene „Zwiebelmodell“ als für die sechziger Jahre angemessen<br />

verweisen), aber mit wenigen Ausnahmen betrachten die verschiedenen Modelle<br />

einen der Begriffe Klasse oder Schicht als angemessen. Eine Auswahl von in<br />

Westdeutschland stärker diskutierten Ansätzen soll hier vorgestellt werden.<br />

3.1 Helmut Schelsky: Die nivellierte Mittelstandsgesellschaft<br />

In den fünfziger Jahren entstand eine These, die sowohl den Klassen- <strong>und</strong><br />

Schichtbegriff ablehnte als auch überhaupt Modelle der vertikalen Strukturierung<br />

zur Charakterisierung der Sozialstruktur. Laut dieser These war die Gesellschaft<br />

nämlich auffällig „nivelliert“. Obwohl diese Perspektive bald ihre Kritiker fand,<br />

ist das Schlagwort von der nivellierten Mittelstandsgesellschaft eines, das nicht<br />

in seiner Geltung, wohl aber in seinem Bekanntheitsgrad bis heute erhalten<br />

geblieben ist.<br />

In einem Aufsatz von 1953 stellt Schelsky seine Auffassung in einigen Thesen<br />

vor:<br />

1. In den letzten zwei Generationen hat es umfangreiche Auf- <strong>und</strong> Abstiegsprozesse<br />

gegeben, insbesondere Aufstiege von Industriearbeitern <strong>und</strong> zum<br />

Teil von Verwaltungsangestellten in den „neuen Mittelstand“ <strong>und</strong> andererseits<br />

Abstiege des ehemaligen Besitz- <strong>und</strong> Bildungsbürgertums (z.B. durch<br />

Vertreibungen). Diese Mobilität führte „zu einem relativen Abbau der Klassengegensätze,<br />

einer Entdifferenzierung der alten, noch ständisch geprägten<br />

Berufsgruppen <strong>und</strong> damit zu einer sozialen Nivellierung in einer verhältnismäßig<br />

einheitlichen Gesellschaftsschicht, die ebenso wenig proletarisch<br />

wie bürgerlich ist, d.h. durch den Verlust der Klassenspannung <strong>und</strong> sozialen<br />

Hierarchie gekennzeichnet wird.“ (1953: 332). Staatliche Regulierungen<br />

wie die Sozial- <strong>und</strong> Steuerpolitik unterstützen diese Nivellierung.<br />

N. Burzan, <strong>Soziale</strong> <strong>Ungleichheit</strong>, DOI 10.1007/978-3-531-93154-8_3,<br />

© VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

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